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Sarkom der Leber mit beidseitiger diffuser Nieren-sarkomatose bei einem Hahn

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Aus dem pathologisch-anatomischen Institut der Universitlit Basel. (Vorsteher: Prof. Dr. E. Hedinger.)

Sarkom der Leber mit beidseitiger diffuser _Nieren- sarkomatose bei einem Hahn.

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Dr. reed. Eugen Ludwig, II. Assistent.

(~Iit 1 Textfigur.)

Auf der VII. Tagung der deutschen pathologischen Gesellschaft in Berlin hat Koch Geschwtilste bei VSgeln und ganz besonders maligne als ausserordentliche Seltenheiten bezeichnet. E h r e n r e i c h und Michae l i s haben indes gezeigt, dass beim Durchsehen eines grSsseren Materials doch ab und zu auch bei diesen Tieren gutartige und bSsartige Tumoren der verschiedensten Organe gefunden werden. Die Zahl der bis jetzt be- schriebenen Fi~lle ist allerdings noch klein, so dass weitere kasuistische Mitteilungen erwfinscht sind, namentlich da auch bei den VSgeln grosse Vielgestaltigkeit der Geschwulstbildungen zu herrschen scheint.

Die itltesten Publikationen fiber Vogeltumoren, die ich bei B e h l a zitiert fand, waren mir im Original nicht zugiinglich. Sie betreffen den Krebs beim Huhn und zwar Carcinom des Ovariums und der Leber. P i ck hat 1903 in der Berliner medizinischen Gesellschaft einen grossen Platten- epithelkrebs vom MundhShlenboden eines Huhns demonstriert, das in wenigen Monaten yon einem kleinen KnStchen zu ansehnlicher GrSsse herangewachsen war. Die Neubildung sass dem Unterschnabel breitbasig auf and ~var von den Gebilden der ~tusseren Haut bedeckt, mit Ausnahme der vorderen Partie, die yon einem kleinen oberfliichlichen Ulkus ein- genommen war. Mundboden und Zunge waren zerstSrt, Unterkiefer und Gaumen arrodiert. Gegen die MundhShle zu waren die Geschwulstmassen ulzerSs-nekrotiseh zerfallen. Mikroskopisch bot der Tumor das Bild des Plattenepithelkrebses mit reichlichen Kankroidperlen. Hervorgehoben wird die enorme Zahl yon Mitosen.

Koch hat ein Kankroid an der hinteren Pharynxwand einer alten Henne beschrieben, die an Schluckbeschwerden und Erstickungssymptomen

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gelitten hatte und deshalb getStet worden war. Die Geschwulst bildete eine hellgelbliche, ziemlich dicke Masse, die auf ihrer unteren Flitche einen der Konformation des Larynx genau entsprechenden Eindmck zeigte. Sie beschriinkte sich auf die Weichteile, ohne auf den Knochen fiberzugreifen. Ihre Oberfli~che war stark nekrotisch, mit Leukozyten infi]triert. Darunter bet das Gewebe das Bild des typischen Plattenepithelkrebses mit Kankroid- perlen. Ferner erwahnt der gleiche Autor ein Rebhuhn, dessen Blind- darme besetzt waren wit hirsekorn- bis erbsengrossen Knoten, yon denen die grSsseren Cysten waren mit gallertigem Inhalt, die kleineren aus opakew, weissgrauem Gewebe bestanden. Die Knoten ragten, von Schleim- haut bedeckt, halbkugelig ins Darmlumen vor, ohne zu perforieren. Mikroskopisch erwiesen sich die grSsseren Tumoren als Myxofibrome, die kleineren als reine Fibrome, dazwischen bestanden alle Uebergitnge. In der Leber sassen vereinzelte Knoten yon myxowatSsem Bau, die der Autor als Metastasen ansieht. In dem die Knoten uwgebenden Gewebe in Darm und Leber lagen Querschnitte unbekannter Wiirmer, innerhalb der Knoten hie. Koch fasst diesen Befund als rein zufitllig auf und halt die Tumor- b ildung ftir unabh~tngig davon. Von gutartigen Tuworen nennt Koch ein taubeneigrosses Hiimangiom der Btirzeldriise bei eincm Papage, i, sowie die zahlreichen Federbalgcysten bei Hiihnern, Gitnsen usw., die den Dermoiden der behaarten Tiere entsprechen.

S c h m i n c k e beschreibt ein g~inseeigrosses Teratom bei einew Hahn, das intramesenterial gelegen war. Mikroskopisch bestand es aus AbkSwm- lingen aller drei Keimbliitter: Bildungen der Epidermis, des Nervensystems, lymphatisches und Fettgewebe, Knorpel, Knochen und mit zylindrischew, schleimproduzierendem Epithel ausgekleidete I-Iohlritume. W i n o k u r o f f berichtet fiber ein ulzeriertes Chondrosarkom am Fltigel einer Taube, ferner tiber einen Mischtumor, der bei einem Hahn an Stelle eines Hodens ge- funden worden war. Er bestand aus myxomatSsew Bindegewebe, Knorpel, Knochen, Muskulatur, Inseln yon Plattenepithel nnd Cysten mit einer Aus- kleidung yon Zylinderepithel.

M. P l e h n hat bei einer Taube ein malignes Myom in der Ruwpf- muskulatur gesehen.

Weiterhin haben E h r e n r e i c h und Michae l i s tells waligne, teils benigne Tumoren bei Hfihnern beschriebcn, so ein Fibrow des Mesenteriums und eincs des Ovariums, femer eine lokale Hyperplasie der Muskularis am Pylorus, dann ein g~useeigrosses Careinom, das auf den Dtinndi~rwen sass, die zu einem fcsten Konvolut hartinfiltrierter Schlingen mit einander ver- wachsen waren. Der Tumor war ganz unregelwlissig hSckerig, hart, an einigen Stellen der Oberflache wit kleinen Cysten yon Erbsen- bis Hasel- nussgrSsse mit serSser Fltissig'keit. Mikroskopisch zeigte sich ein m.achtiges Bindegewebsgerfist, darin Epithelzapfen yon tubulSsem Typus, oft mit einem

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Lumen versehen. Die Epithelien waren zylindrisch, ein- bis mehrschichtig. Der ganze Tumor war yon zahlreichen Nekrosen, sowie yon akut und chroniseh entzfindeten Partien durehsetzt. Eiu anderes Careinom sah dem vorigen makroskopisch 5hnlieh, indem es aus grauweissen Knoten bestand, yon denen die meisten hart waren, einzelne jedoch zerfliesslich weich. Mikroskopisch erwiesen sich die Tumoren als alveolar gebaut, die Alveolen mit Leuko- und Lymphozyten erftillt. Nut an gauz wenigen Stellen liess sieh tier krebsige Charakter der Geschwulst erkennen an deutlichen Car- einomzapfen yon tubulSsem Bau. Bei einem taubeneigrossen Tumor, tier infiltrierend in der Wand einer Dfinndarmschlinge sass, unterlassen Ehren- re ich und Michae l i s eine bestimmte Diagnose. Die Geschwulst war h6ckerig, auf dem Schnitt graurStlich, ziemlich weieh, mit gelben Stellen. In der Leber lagen zwei erbsengrosse Knoten yon gleicher Farbe, ein weiterer subserSs in der Milz. Die Hauptmasse des Tumors breitete sich in der Submukosa des Darmes aus. Yon bier schob er sich infiltrierend in die Submukosa, auf der auderen Seite drangen kompakte Zellhaufen mit ganz sehmalen Bindegewebssepten iu die Muskularis ein. Das Gewebe bestand aus rundlichen Zellen mit grossen Kernen, dazwischea vereinzelte Binde- gewebsfasern. Der Baude r Metastasen entsprach dem Primartumor. In einer sp~tteren Mitteilung berichtet Eh ren re i ch fiber f~inf weitere Falle yon Carcinom bei Hiihnern. Darunter befand sich ein solider Krebs im obersten Teil des Dfinndarms, zirkulitr stenosierend, diffus in die Umgebung wachsend und uheriert, ferner zwei Ovarialtumoren yore Typus des Adeno- careinoms, bei denen eine Aussaat metastatischer KnStchen auf dem Peri- toneum bestand, endlich ein sarkomartiger Tumor iu Form multipler bis kirschgrosser Knoten an den Dtinndarmen, nicht zirkul~r, infiltrativ wachsend. Er bedingte Stenosen geringen Grades und Verwachsungen ein- zelner Darmschlingen. Mikroskopisch war das Bindegewebe im Tumor alveolar angeordnet, gefassreich, mit feinen Fortsatzen zwischen den Zellen, welehe die Alve01en erftillten. Die Zellea selbst waren nmdlich, ungleich gross, protoplasmaarm mit grossen runden Kernen. Die Mukosa des Darmes erwies sich als vSllig zerstSrt, von der Muskularis waren nur schmale Streifen erhalten geblieben. Murray referierte 1908 fiber Vogeltumoren. Er berichtet fiber Sarkomfalle yon G i l ru th und tiber eine eigene Beob- achtung eines mSglicherweise sarkomat5sen Tumors der Leber bei einer Amsel, ferner iiber ein Adenoearcinom des Dtinndarms bei einem Kranich und fiber einen Zylinderzellkrebs des O~ariums bei einem Kanarienvogel. Ihm sind auch mehrere weitere Geschwfilste beim Gefl(igel, beim Strauss und bei der Eute bekannt, ferner ein von P e t t i t beschriebenes Carcinom der Thyreoidea bei einer Rabenart. - - S c h l i m p e r t beschreibt einen epi- thelialen Lungentumor bei einem Kanarienvogel.

Der Hfihnertumor, der mir zur Verffigung stand, weist in manchen

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Beziehtmgen Abweichungen yon den bisher bekannt gewordenen auf und zeigt namentlich in seinen Nierenmetastasen Anklitnge an Tumorbild~,mgen beim Menschen, die bis jetzt noch zu den griissten Seltenheiten gehSren und die in ihrer Pathogenese nicht ganz erklart sind.

Es handelt sieh um einen grossen alten Hahn, der wegen Verdachtes auf Tuberkulose dem pathologischen Institut zugesandt worden war. Das Tier war eingegangen, nachdem es nur etwa zwei Woehen lang dem Be- sitzer als krank aufgefallen war.

Bei der Sektion liess sich ~tusserlich nichts Besonderes wahrnehmen. Das Fett war sp~trlich vorhanden, die Muskulatur kriiftig. Kein Zeichen yon Hydrops. Das Herz zeigte sich mit der Spitze durch einen dtinnen, etwa 3 mm langen Faden am Perikard fixiert; im Herzbeutel fanden sich einige Tropfen einer hellgraugr~inlichen, etwas trfiben Fliissigkeit vor. Das Epikard war mit feinen abziehbaren Fibrinhautchen bedeckt. Im Innern wies das Herz nichts Abnormes auf. Die Halsorgane zeigten keine Be- sonderheiten. Die Lunge war iiberall lufthaltig, in den grSsseren Bronchien befand sich kein besonderer Inhalt. Die Eingeweide des Bauches waren alle mit spiegelnder Serosa iiberzogen, nirgends mit einander verwachsen. Magen- und l~armschleimhaut zeigten nichts Pathologisches, ebensowenig die Milz. Die Lebe r war far das Tier entsprechend gross, ihre Serosa glatt und glanzend. Auf dem Sclmitt war das Gewebe braunrot, gut trans- parent. An der Unterflitche, nahe dem Hilus, befand sich ein etwa 4 X 5 cm messender, wenig vorgewSlbter, glatter, weisslicher Tumor, dessen Kon- sistenz die des Lebergewebes wenig iibertrifft. Auf dem Schnitt drang er tier in das Lebergewebe ein; sein Gewebe war jedoch gegen das des Organes ganz unscharf abgegrenzt und ging allmahlich in dieses iiber, iudem tier Tumor sich in seiner Peripherie in zahlreiche grSbere mad immer feiner werdende verzweigte Strange auflSst. Die Transparenz war eine mittlere, ein lappiger Bau war nicht angedeutet. Der Saft, der sich yon der Schnittflache ab- streifen liess, war spitrlich und klar. Ungefahr im Zentrum des Tumors liegt eine etwa 11/2 cm messende, unscharf begrenzte, etwas dunklere schlechter transparente Stelle. Die Nie ren waren ausserlich und auf Sctmitt braun mit zahlreiehen weisslichen Stichelchen, yon mittlerer Trans- parenz. Die ableitenden Harnwege und die Genitalien erwiesen sich als unver~ndert.

Der Tumor samt Leber, Nieren und Milz wurden in Formol fixiert und in Celloidin eingebettet. Aueh m i k r o s k o p i s c h lasst die Geschwulst nichts yon lappigem Bau erkennen, iiberall bewahrt sie ein ganz gleich- massiges Aussehen, so dass hSchstens zuweilen ein kraftigeres Gefass mit gut entwickelter Adventitia die EinfSrmig'keit unterbrieht. Die kleineren Gefasse sind massig zahlreich, spaltfSrmig, mit ganz plattem, oft kaum erkennbarem Endothel. Das Tumorgewebe ist ausserst zellreich, bei

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schwacher VergrSsserung scheint Kern an Kern zu liegen. Auch mit starken Systemen ist yon Zwischensubstanz fast nichts erkennbar; was vor- handen ist, sind sparliche unregelmtissige Faserchen, die sich im van Gieson- pritparat mit Fuchsin nieht farben, mit Eosin blassrosa erscheinen. Die Geschwulstzellen selbst sind yon wechselnder GrSsse, aber durehwegs

Diffuse Sarkomatose der Niere: Zwischen den Harnkan~ilchen ~beral[ diffus zcr- streut Tumorzellen. H~imalaun-Eosin. geichert% 0kul. 2, Obj. 7a.

klein, einkernig, vielfach sehr klein. Ihre Kerne sind fund oder schwach polygonal. Sie liegen bald in der Mitte, bald am Rande des sp~trlichen homogenen Protoplasmaleibes. Alle sind bliischenfSrmig, mit Ausnahme der kleinsten, die auch bei Betrachtung mit Immersion aus einem dem Lymphozytenkern i~hnlichen, dichten Gebilde bestehen. In den grSsseren Elementen ist das Chromatin hi Gestalt kleiner Klt~mpchen vorwiegend

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dicht unter der Kernmembran gelagert, selten, und nut in den grassten Kernen besteht ein deutliches feines Chromatinnetz. Ein Nukleolus ist nirgends sicher erkennbar. Glykogen ist nach Best in dem mit Formalin fixierten Material uicht nachzuweisen, ebensowenig in Gefrierschnitten Fett.

Sehonmit der Lupe litsst s i ch g u t verfolgen, wie der Tumor in die Leber hineinwachst. Dabei sieht man intensiv blau den Tumor und heller, mehr rosa gefarbt, das Leberparenchym, wie sie sich in Form schmaler Strange und kleiner Felder vermischen. Die Strange verlaufen gewunden, verzweigt, hiingen netzfarmig zusammen und sind ira Schnitt bald lungs, bald quer getroffen. Je nachdem man eine Sielle betL'achtet, die mehr oder weniger welt vom homogenen Tumorgewebe entfernt ist, erbliekt man yon dem Lebergewebe nur vereinzelte kleine Inseln oder grassere nach und naeh konfluierende, schliesslich das Gesichtsfeld beherrsehende Kom- plexe. Hier, an seiner Peripherie, ist das infiltrative Wachstum des Tumors besonders deutlich, indem er lange, schmale, verzweigte Zellstrange zwischen die Leberzellen vortreibt. Umgekehr~ sind die letzten Reste des unter- gehenden Lebergewebes, die noch tief im Tumor drin zu finden sind, kleine, zirkumskripte, oft nur aus wenigen Zellen bestehende Inseln. Die Leber- zellen sind iiberall mit grasseren und kleineren runden Vakuolen durch- setzt, die sich im Sudanpraparat als zahllose Fettropfen erweisen. Vielfach enthalten die Zellen auch Karnchen yon gelbbraunem Pigment. Bemerkens- wert und ftir die grosse Wachstumsenergie des Tumors bezeichnend ist die Art, wie er in Gallengange und-Gefasse hiueinwachst und hier zahlreiche sehane Bilder von Intimasarkomatose erkennen liisst. Im Weigertschen Elastinpriiparat sieht man eine Aufsplitterung der elastischen Fasern nnd Lamellen durch Tumormassen in der hmenhaut. Die Endothelschicht wider- steht dem Einbruch und wird in toto vom Tumor vorgetrieben, so dass das Lumen euger und enger wird. Schliesslich verschwindet auch alas Endothel, das Lumen geht verloren, und yon den Gefassen bleiben nut noch zerfaserte, erweiterte Ringe elastischer Fasern tibl:ig. Aehnlich liegen die Verhiiltnisse bei den Gallengangen, indem hier im Zentrum der ein- wachsenden Tumormassen die zylindrischen Epithelien liegen, hiiufig noch in einschichtigem Verband, wie sie das wachsende Neoplasma abgestossen hatte. Zuletzt ist uur uoch in Halbkreisen angeordnetes, yon Tumorzellen durchsetztes und aufgelockertes Bindegewebe wahrzunehmeu, in dessen Zentren, mitten im Tumorgewebe driu, noch Hanfen you zylindrischen Gallengangsepithelien liegen. Der schon makroskopisch erkennbare, triibe, weiche Herd kennzeichnet sich mikroskopisch (lurch schlechte Farbbarkeit, vielfach durch viilligen Untergang seiner Elemente, als Nekrose.

Die Nieren sind mikroskopiseh wie die Leber, diffus yon Tumor in- filtriert, mit dem Unterschied, dass hier die Mischung yon Nierengewebe und Geschwulst durch das gauze Organ verfolgbar ist, und dass an keiner

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Stelle grSssere makroskoI)ische Herde oder gar Knoten yon Tumorgewebe vorkommen. Makroskopisch ist allerdings die Tumorinfiltration nicht gleich- massig ausgesprochen, indem an einzelnen Stellen etwas stiirkere An- hiiufmlgen yon Tumorgewebe vorliegen. Auch hier sind bei Lupenver- grSsserung die blauen Tumormassen im Nierengewebe sichtbar, und mit starker Vergriisserung finder man auch nicht zwei Harnkan~tlchen, die nicht dutch eine mehr oder weniger breite Zone von Tumor getrennt w~iren. Indes liegt nirgends ein Einbruch in das Kanalsystem der Niere vor. Die Tumorelemente zeigen keine Yerschiedenheit gegentiber denen im Haupt- tumor und in der Leber. Die Nierenepithelien sind hochgradig verfettet und enthalten braunes Pigment, [Lhnlich wie die Leberzellen; sonst sind in den Kanitlchen keine Ver';inderungen nachweisbar.

Naeh all' dlesen Befunden bot die Diagnose keine Schwierigkeiten mehr. Das makroskopische Aussehen liess an Tuberkulose denken, well diese ja bei VSgeln ithnlich tumorartig auftreten kann. Die Perikarditis konnte ebenfalls in diesem Sinne gedeutet werden. Immerhin erweckte das vollstitndige Fehlen von KnStchen Zweifel, und die homogene Struktur, die Transparenz und die geringe Neigung zu Nekrosen rechtfertigten die Annahme eines Sarkoms. Durch den mikroskopischen Be[und war denn auch Tuberkulose leieht auszuschliessen, und das gleichmitssige zellreiche Gewebe mit der sp:arliehen Zwisehensubstanz, den spaltfSrmigen Gcfitsseu und dem malignen Wachstum erwies sieh als Sarkom. Tuberkulose konnte auch dadurch mit Bestimmtheit ausgeschlossen werden, dass ein Sttick der Geschwulst mit Antiformin behandelt und au[ Tuberkelbazillen nach Z ieh l gef~trbt wurde mit negativem Ergebnis. Leukiimische Prozesse konnten mit Sicherheit abgelehnt werden, da weder der makroskopische,, noch be- sonders der mikroskopische Befund an Blur und Milz eine solche Annahme reehtfertigten.

Als Ausgangspunkt der Neubildung kann meines Erachtens nur die Gegend der Leberpforte in Betracht kommen, denn hier allein ist ein eigentlicher Tumor vorhanden. Ob allerdings die Leber selbst oder eine portale Lymphdrtise den Boden ftir die Entwicklung der Gesehwulst ab- gegeben hat, ist weder aus dem makroskopischen Befund, noch aus der feineren Struktur des Tumors ersichtlich. Ein Lym])hosarkom liisst sich bei dent Aufbau des Tumors sicher ausschliessen, so dass ich auf eine nithere Begrfindung der Differentialdiagnose gar nicht weiter eingehe.

Wenn wir uns in der menschlichen Pathologie nach ithnlichen Ge- schwtilsten umsehen, so finden wit das Analogon unseres Htihnertumors in den infiltrierenden kleinzelligen Rundzellensarkomen, wie sie in der Leber sowohl, als auch, und zwar welt haufiger, in Lymphknoten prim'~r vor- kommen. Etwas Besonderes stellen die Nierenmetastasen dar. "Wit haben es hier weder mit einem knotigen, noch in dem Sinne infiltrativen Tumor

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zu tun, dass er you einem oder yon mehreren als solche erkennbaren Zentren aus das Nierengewebe ergreift, sondern mit einer gleichmassigen allgemeinen Sarkomatose des Bindegewebes, wie sie yon F f i r s t e n b e r g und B~ichmann auf Grund yon Beobachtungen W e n d l a n d s und anderer an Hand yon eigenem Material deflniert und als besondere Gruppe von Nieren- tumoren in die Literatur eingefiihr t worden ist. Eine weitgehende Aehnlich- keit weist der vorliegende Hfihnertumor in seinen Nierenmetastasen mit einer Beobachtung auf, die v. W e r d t im Jahre 1909 aus dem hiesigen [nstitut publiziert hat. Es handelte sich im v. Werdtschen Falle nm einen elfjahrigen Knaben mit einem Rundzellensarkom des Mediastinums, des in die Lungen und namentlich in beide Nieren Metastasen im Sinne einer ganz gleichmassigen intertubularen Sarkomatose gesetzt hatte. In meinem Falle ist wohl ohne weiteres nach dem makroskopischen Befund klar, dass die Nierenver~nderung als sekundar aufgefasst werden muss.

Impfversuche konnten aus ~usseren Grfinden mit unserem Tumor nicht vorgenommen werden.

L i te ra tu rverze ichn is .

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