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JOT 3 | 2002 26 unverhältnismäßig hoher Be- triebskosten eine wirtschaftliche Kalkulation über den Haufen wer- fen. Was für den einen Betrieb die optimale Anlage ist, muss für ein anderes Unternehmen wegen ganz anderer Randbedingungen nicht unbedingt stimmen. Im Wesentlichen fassen die be- fragten Hersteller die groben Feh- ler in zwei Gruppen zusammen: Fehler bei Konzeption und Pla- nung Fehler bei Betrieb und War- tung. Was so plausibel klingt, ist dennoch, wie Praktiker berichten, eine Quelle entscheidender Fehler. Jörg Löcher empfiehlt: „Um keine groben Fehler im Vorfeld einzugehen, sollte man bei der Planung den Anlagenbauer und einen Chemiker möglichst früh in die Planungsphase einbeziehen.“ Seiner Erfahrung nach sei es von Vorteil, einen Anlagenbauer zu Rate zu ziehen, der über Erfahrungen sowohl mit wäss- rigen Anlagen als auch mit Lösemittel- anlagen verfügt. Außerdem ist es sicher nicht ungeschickt, die Alternativen „zentrale oder dezentrale Anlage“ mit entsprechenden Herstellern zu disku- tieren. L eider gibt es keine Patentrezepte für den optimalen Betrieb von Reini- gungsanlagen. Die kann es nicht geben, weil sich zum einen Anlagen mit wäss- riger Reinigung und solche mit Löse- mittel nur bedingt vergleichen lassen. Zum anderen sind die jeweiligen Be- triebsbedingungen sehr unterschied- lich. Direkte Vergleiche – beispielswei- se auch der Betriebskosten – sind daher praktisch nicht möglich. Mehrere Wege führen zum Ziel Wie gut eine Anlage arbeitet, kann meist schon vor der Beschaffung beein- flusst werden. Dazu ist es wichtig, möglichst viele Informationen über die zu reinigenden Teile zu haben und deren Grad der Verunreinigung mög- lichst genau zu kennen. Außerdem sollte die Reinigungsanlage nicht iso- liert betrachtet werden, sondern zu- sammen mit dem gesamten Ferti- gungsablauf. Trotzdem müssen die dann vorliegenden Informationen nicht zwangsläufig schon eine kon- krete Anlagenauswahl ergeben. Jörg Löcher, als Berater und im Vertrieb für die Hersteller MOC Danner, Ammer- buch/Altingen sowie UCM, St. Mar- grethen/CH, tätig: „Meist führen meh- rere Wege zum Ziel.“ Wie also soll der Anwender entscheiden? Genau hier gilt es, von vornherein, Fehler zu ver- meiden. Denn die können wegen Sauberkeit kommt vom Fachmann Der Betrieb von Reinigungsanla- gen kann teuer werden. Das gilt jedenfalls dann, wenn nicht grundlegende Kriterien schon in der Planung beachtet werden. Solche Fehler schlagen vor allem dann zu Buche, wenn die Badpfle- ge nicht mit der nötigen Sorgfalt und Umsicht vorgenommen wird. Michael Höckh: „Eine labor- analytische Ausrüstung direkt an der Anlage hält meistens nicht lange durch.“

Sauberkeit kommt vom Fachmann

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unverhältnismäßig hoher Be-triebskosten eine wirtschaftlicheKalkulation über den Haufen wer-fen. Was für den einen Betrieb dieoptimale Anlage ist, muss für einanderes Unternehmen wegenganz anderer Randbedingungennicht unbedingt stimmen.

Im Wesentlichen fassen die be-fragten Hersteller die groben Feh-ler in zwei Gruppen zusammen:◆ Fehler bei Konzeption und Pla-

nung◆ Fehler bei Betrieb und War-

tung.Was so plausibel klingt, ist dennoch,wie Praktiker berichten, eine Quelleentscheidender Fehler. Jörg Löcherempfiehlt: „Um keine groben Fehlerim Vorfeld einzugehen, sollte man beider Planung den Anlagenbauer undeinen Chemiker möglichst früh in diePlanungsphase einbeziehen.“ SeinerErfahrung nach sei es von Vorteil,einen Anlagenbauer zu Rate zu ziehen,der über Erfahrungen sowohl mit wäss-rigen Anlagen als auch mit Lösemittel-anlagen verfügt. Außerdem ist es sichernicht ungeschickt, die Alternativen„zentrale oder dezentrale Anlage“ mitentsprechenden Herstellern zu disku-tieren.

Leider gibt es keine Patentrezepte fürden optimalen Betrieb von Reini-

gungsanlagen. Die kann es nicht geben,weil sich zum einen Anlagen mit wäss-riger Reinigung und solche mit Löse-mittel nur bedingt vergleichen lassen.Zum anderen sind die jeweiligen Be-triebsbedingungen sehr unterschied-lich. Direkte Vergleiche – beispielswei-se auch der Betriebskosten – sind daherpraktisch nicht möglich.

Mehrere Wegeführen zum Ziel

Wie gut eine Anlage arbeitet, kannmeist schon vor der Beschaffung beein-flusst werden. Dazu ist es wichtig,möglichst viele Informationen über die

zu reinigenden Teile zu haben undderen Grad der Verunreinigung mög-lichst genau zu kennen. Außerdemsollte die Reinigungsanlage nicht iso-liert betrachtet werden, sondern zu-sammen mit dem gesamten Ferti-gungsablauf. Trotzdem müssen diedann vorliegenden Informationennicht zwangsläufig schon eine kon-krete Anlagenauswahl ergeben. JörgLöcher, als Berater und im Vertrieb fürdie Hersteller MOC Danner, Ammer-buch/Altingen sowie UCM, St. Mar-grethen/CH, tätig: „Meist führen meh-rere Wege zum Ziel.“ Wie also soll derAnwender entscheiden? Genau hiergilt es, von vornherein, Fehler zu ver-meiden. Denn die können wegen

Sauberkeit kommt vom FachmannDer Betrieb von Reinigungsanla-gen kann teuer werden. Das giltjedenfalls dann, wenn nichtgrundlegende Kriterien schon inder Planung beachtet werden.Solche Fehler schlagen vor allemdann zu Buche, wenn die Badpfle-ge nicht mit der nötigen Sorgfaltund Umsicht vorgenommen wird.

MichaelHöckh:„Eine labor-analytischeAusrüstungdirekt an derAnlage hältmeistensnicht langedurch.“

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Aber selbst bei richtig dimensio-nierten Anlagen sind die Stolpersteinelängst nicht alle aus dem Weg geräumt.Im Betrieb selbst, so stellen Fachleuteimmer wieder fest, wird zu weniggetan. Mangelnde Kenntnisse über dieverwendete Chemie führen ebenso zuProblemen wie lediglich bruchstück-

haftes Know-howder eingesetztenAnlagen- und Pro-zesstechnik.

Allerdings bietendie Anlagenherstel-ler in diesem Punktdurchaus entspre-chende Schulungs-maßnahmen an –

wenn sie gefragt werden. Obligatorischist etwa ein sogenanntes Start-up-Trai-ning bei Mafac. Ein wesentlicher Be-standteil dieses Trainings, so Anwen-dungstechniker Thomas Gutmann, seidie Einweisung in die Anlagenverfah-renstechnik: „Ziel ist es, dem BetreiberHintergrundwissen zu vermitteln, da-mit er seinen Prozess beherrscht.

Investitionen in diesem Bereichmachen sich langfristig bezahlt. Dennwer seine Anlage und seinen Prozessgenau kennt, kann frühzeitig Gegen-maßnahmen einleiten. Häufig gemach-te Fehler sind zeitlich zu große Abstän-de zwischen Messungen. Eine Emp-fehlung von Fachleuten lautet: Mes-swerte sollten besser dokumentiert

maximal entstehenden Schaden einerungenügenden Überwachung gesehenwerden.“ Kippt das Reinigungsbad,können ein Anlagenausfall oder einProduktionsstopp drohen.

Automatische Überwachung des Reinigungsbades

Naheliegend wäre es, das Reini-gungsbad automatisch zu überwachen.

werden. Zudem ist häufig in der Praxiszu beobachten, dass falsche Reinigeroder Reiniger in falscher Konzentrationverwendet werden.

Angesichts der Vielzahl ganz unter-schiedlicher Anlagen tun sich die Her-steller naturgemäß schwer, allgemeineEmpfehlungen zu geben. Was also tun?Michael Höckh, Assistent der Ge-schäftsleitung bei Höckh Metallreini-gungsanlagen, Neuenbürg, empfiehlt:„Der Aufwand sollte im Verhältnis zum

Manche Hersteller von Reinigungsanlagen bieten ihren Kunden eine Fernüber-wachung des Reinigungsprozesses an

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dokumen-tiert werden.

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deren Kosten senken. Entweder manüberprüft die Bearbeitungsöle undstellt eventuell um oder man integriertin die Reinigungsanlage eine Vakuum-Bypass-Destillation.

Verschiedene Service-Angebote

Für die Mechanik der Anlagen bie-ten die Hersteller selbst auf ihre Kun-den abgestimmte Dienstleistungen an.

Von Wartungsverträgenmit eigenen Serviceleu-ten über vorbeugendeInstandhaltungsmaßnah-men bis zum Outsour-cing der Instandhaltungkönnen Betreiber untervielen Angeboten wäh-len. Bei größeren Anla-gen oder auf Wunsch desKunden ist heute sogarein Telediagnose-Servi-ce oder eine Fern-überwachung des Pro-

zesses machbar.Anders sieht es mit der Badpflege

aus. In vielen Fällen wird eine Fremd-vergabe für den Betrieb gar nicht soeinfach sein. Je nach Art des Reini-gungsbades und je nach durchgesetz-ten Mengen sind nur wenige kurzeEinsätze pro Woche notwendig. DerAufwand eines externen Dienstleistersmüsste dann ganz genau kalkuliertwerden. Grundsätzlich, so die Positionvon Anlagenherstellern, sei ein Out-sourcing der Badpflege sicherlich mög-lich. Sie sehen darin jedoch eher eineAufgabe der Chemie-Lieferanten.

Bernhard Foitzik

Betreiber Art und Menge der Verunrei-nigung besser. Jörg Löcher schätzt,dass die optische Industrie ihre Bäderüberwiegend automatisch überwacht.In der Metallindustrie dürfte dieserWert unter zehn Prozent liegen.

Thomas Gutmann, Anwendungs-techniker bei Mafac, Alpirsbach, nenntnoch niedrigere Größen. Er schätzt,dass lediglich fünf Prozent der Kundenihre Bäder automatisch kontrollieren:„Die meisten Kunden erarbeiten sichmanuell in den ersten Wochen Datenund ermitteln so einen Tur-nus für den Badwechsel.“

Wer den technischen undfinanziellen Aufwand nichtscheut, um auf diesem Wegseine Betriebskosten zu sen-ken, kann seine Anlage ent-sprechend nachrüsten.Höckh schränkt jedoch ein,dass das größte Problem eineauch unter Produktionsbe-dingungen zuverlässig undrobust arbeitende Messtech-nik zu vertretbaren Preisendarstelle: „Eine laboranalytische Aus-rüstung direkt an der Anlage hält mei-stens nicht lange durch.“

Ohne Investitionen undAufwand sind weder eineautomatisierte noch einemanuelle Badüberwachungund -aufbereitung zu haben.Je besser eine Anlage aus-gestattet ist, desto längersind die Badwechselinter-valle, um so geringer sinddie Pflege- und Instandhal-tungskosten. Gegenrechnen

muss man allerdings die höheren In-vestitionskosten und die laufendenBetriebskosten für die Pflegemaß-nahmen.

Bei Lösemittelanlagen haben sichEinrichtungen zur Restdestillation(Bypass-Vakuum-Destillation) als wirt-schaftliche Badaufbereitung erwiesen.Damit, so Mitschele, könnten die übli-chen Badwechsel nahezu ganz entfal-len: „Investitionskosten sind in kürzes-ter Zeit amortisiert. Die Betriebskos-ten sind bei intelligent ausgeführtenSystemen vernachlässigbar.“ Werden(sehr teure) Lösemittel-Stabilisatorenverwendet, könnten zwei Alternativen

Das ist nur bei wässrigen Systemenmöglich. Sinnvoll automatisieren lässtbei solchen Anlagen jedoch nur dieMessung des pH-Wertes und der Leit-fähigkeit. Diese Werte sind allerdingsselten ausreichend, um den Zustandvon Reinigungsbädern (Wirkbädern)zuverlässig zu beurteilen. Je nachAnwendungsfall und eingesetzter Che-mie sind von zusätzlicher Bedeutung:Tensidgehalt bei wässrigen bezie-hungsweise Alkalinität und Säureauf-nahmefähigkeit bei Lösemittelanlagensowie Partikelzahl und Partikelgröße.

Eine automatische Überwachungdes Lösemittels, das jedenfalls sagenAnlagenhersteller, ist nicht möglich.Zwar werden Säuremelder zur pH-Wert-Kontrolle des Kontaktwassersangeboten. Doch arbeiten diese Syste-me nicht zuverlässig genug. MarkusMitschele, zuständig für Verfahrens-entwicklung und Marketing bei KarlRoll, Mühlacker: „Zur Überwachungder Lösemittel-Qualität bleibt demAnwender folglich nur die Probenah-me sowie die Analyse der Probe imLabor. Hierzu gibt es, insbesonderevon Lösemittellieferanten, entspre-chende Testkoffer mit allem notwendi-gen Zubehör für einekorrekte Lösemittelun-tersuchung.

Automatisch überwa-chen lassen sich bekann-te Parameter. Die hän-gen jedoch stark von Artund Menge der Verun-reinigung des Bades ab.Gerade in der metallver-arbeitenden Industriewechseln die Einflussfaktoren durchden vorhergehenden Bearbeitungspro-zess. „Häufig sind die Einflussfaktorengar nicht bekannt“, wie ein Fachmannsagt. Deshalb werde oft wenig bis garnicht automatisiert.

Robuste Messtechnikist gefragt

In optischen Betrieben beispiels-weise sieht man dagegen die Reini-gung nicht als notwendiges Übel an.Dort gilt die Reinigung als wichtigerVerfahrensschritt. Deshalb kennen die

R E I N I G E N & V O R B E H A N D E L N

Viele Betrei-ber kennendie wichtig-sten Einfluss-

faktorennicht genau.

Badpflege istimmer mit

Investitionenverbunden.

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