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Deutsch-russische Roadmap
für die Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft, Forschung und Innovation
zwischen
dem Bundesministerium für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland
und dem Ministerium für Wissenschaft und Hochschulbildung der Russischen Föderation
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland (im
Folgenden: „deutsche Seite") und das Ministerium für Wissenschaft und
Hochschulbildung der Russischen Föderation (im Folgenden: „russische Seite") betonen
die langjährigen und vertrauensvollen Beziehungen in Bildung, Wissenschaft, Forschung
und Innovation auf der Grundlage des Abkommens vom 16. Juli 2009 zwischen der
Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Russischen
Föderation über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit und seiner Fach
vereinbarungen sowie der Gemeinsamen Erklärung über die strategische Partnerschaft
auf dem Gebiet der Bildung, Forschung und Innovation zwischen der Bundesrepublik
Deutschland und der Russischen Föderation vom 11. April 2005.
Beide S~iten betonen die Vielfalt und Exzellenz ihrer Zusammenarbeit in Bildung,
Wissenschaft, Forschung und Innovation, die in verschiedenen Kooperationsmodellen
für ein breites Themenspektrum zum Ausdruck kommen, sowie die Bedeutung und das
Potenzial ihrer Zusammenarbeit in diese n Bereichen als wichtige Gru nd lage für den
deutsch-russischen Dia log. Beide Seiten teilen die Auffassung, dass die deutsch_en und
russischen Akteure in Bildung und Wissenschaft einen vertrauensvollen und
konstruktiven Dialog auf Augenhöhe zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der
Russischen Föderation befördern.
Beide Seiten haben s ich daher darauf verständigt, dass sie ihre Zusammenarbeit in
Bi ldung, Wissenschaft, Forschung und Innovation im Rahmen einer Roadmap für
Bildung, Wissenschaft, Forschung und Innovation intensivieren und weiter abstimmen
wollen.
Beide Seiten würdigen die wichtige Rolle der deutschen und russischen Universitäten,
Forschungs-, Förder- und Mittierorganisationen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit
beider Länder in Bildung, Wissenschaft und Forschung. Daher haben beide Seiten
beschlossen, die deutschen und russischen Berufsbildungs- und Hochschul
einrichtungen, Hochschulverbände, sowie Forschungs-, Förder- und Mittier
organisationen in den Roadmap-Prozess aktiv einzubinden. Beide Seiten begrüßen das
große Engagement und die intensive Arbeit der deutschen und russischen
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Berufsbildungs- und Hochschuleinrichtungen, Hochschulverbände, Forschungs-, Förder
und Mittierorganisationen in diesem Bottom-up-Prozess, der seinen Höhepunkt in der
hochrangigen Konferenz am 10. November 2017 fand.
Diese Roadmap verfolgt die folgenden Ziele:
• Weiterführung der Förderung gemeinsamer Spitzenforschung;
• Weiterer Ausbau der Qualität und Stärkung der Nachhaltigkeit der Zusammen
arbeit durch optimierte Nutzung vorhandener Ressourcen und Synergien;
• Förderung des Nachwuchses und Verbesserung der Wissenschaftler- und
Studierendenmob i 1 i tä t;
• Brückenschlag zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft in beiden
Ländern.
Eine Umsetzung der Roadmap-Aktivitäten und -Projekte im Sinne einer gleichberech
tigten Partnerschaft, eines lnteressensausgleichs und einer Kooperation von beider
seitigem Nutzen wird angestrebt.
Seide Seiten erachten die Wissenschaftsfreiheit als eine Voraussetzung für exzellente
Forschung.
Oie Roadmap ist für einen Zeitraum von zehn Jahren ausgelegt.
Die Roadmap besteht aus vier Säulen:
1. Kooperation bei der Entwicklung großer Forschungsinfrastrukturen
(Säule „Große Forschungsinfrastrukturen")
Die erste Säule betrifft die Zusammenarbeit an großen Forschungsinfra
strukturen. Auf der Grundlage ihrer langfristigen und erfolgreichen Zusammen
arbeit in der Vergangenheit und Gegenwart planen beide Seiten, ihre bilateralen
Aktivitäten in diesem Bereich im Rahmen existierender nationaler und
internationaler Vereinbarungen zu intensivieren und auszubauen.
II. Gemeinsame Forschungsprojekte in den von beiden Ländern priorisierten
Bereichen der wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit
(Säule „Prioritäten")
Die Säule „Prioritäten" identifiziert die thematischen Schwerpunktgebiete für die
gemeinsamen Forschungsprojekte in den Bereichen der wissenschaftlich
technologischen Zusammenarbeit beider Länder - zusätzlich zu den in den
Anlagen für Säule 1 und Säule III genannten thematischen Schwerpunkten. Damit
würdigen beide Seiten die Vielfalt und Exzellenz der Kooperation zwischen der
Bundesrepublik Deutschland und der Russischen Föderation in Bildung, Wissen
schaft, Forschung und Innovation.
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III. Förderung des Wissenschaftlernachwuchses und von Talenten im Hochschul- und
Berufsbildungsbereich in beiden Ländern zum beiderseitigen Nutzen
(Säule „Nachwuchsförderung")
Beide Seiten sind überzeugt, dass der Austausch von Nachwuchswissenschaftlern,
Studierenden und Auszubildenden eine wichtige Investition in künftige exzellente
Forschung und in eine von gegenseitigem Vertrauen und Verständnis geprägte
Zusammenarbeit darstellt und zur künftigen Wettbewerbsfähigkeit beider Länder
beiträgt. Das neue Young Talent Programme wird besonders den jungen
talentierten Nachwuchs in den Bereichen der Säulen ! und II fördern.
IV. Wissenschaft und Forschung für den Brückenschlag zwischen Wissenschaft,
Gesellschaft und Wirtschaft in beiden Ländern
(Säule „Innovation, Wissenschaft und Gesellschaft")
Die Säule „Innovation, Wissenschaft und Gesellschaft" soll Schlüsselakteure in
Gesellschaft und Wirtschaft in beiden Ländern verbinden, um größtmögliche
Synergien zum gegenseitigen Nutzen beider Länder zu schaffen. Beide Seiten
würdigen die Bedeutung einer verständlichen und sichtbaren Wissenschafts
kommunikation sowie die Bedeutung der Umsetzung wissenschaftlicher
Erkenntnisse in Form konkreter Anwendungen und technischer und gesellschaft
licher Innovationen. Beide Seiten sind überzeugt, dass die langjährigen und
vielfältigen Beziehungen zwischen deutschen und russischen Wissenschaftlern
nicht nur eine wichtige Grundlage für exzellente Wissenschaftskooperation,
sondern auch eine wichtige Basis für den Brückenschlag zwischen den beiden
Ländern sind.
Um die Ziele der Roadmap zu realisieren, sollten beide Seiten gemeinsam Maßnahmen
identifizieren, die nach Säulen getrennt jeweils in einer Anlage zur Roadmap dargelegt
werden. Die Anlagen sind integra ler Bestandteil der Roadmap.
Beide Seiten können an der Roadmap und ihren Anlagen einvernehmlich schriftlich
Änderungen vornehmen, die durch gemeinsamen Beschluss der deutsch-russischen
Kommission für wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit angenommen
werden.
Da die Säulen miteinander verbunden s ind, sind säulenübergreifende Aktivitäten
ausdrücklich erwünscht, um die Gesamtziele der Roadmap voranzutreiben.
Die Koordinierung der Roadmap übernehmen das Bundesministerium für Bildung und
Forschung der Bundesrepublik Deutschland und das Ministerium für Wissenschaft und
Hochschulbildung der Russischen Föderation in Kooperation mit anderen interessierten
Ministerien und Organisationen, die für ausgewählte Maßnahmen inhaltlich zuständig
s ind. Die Roadmap wird von der deutsch-russischen Kommission für wissenschaftlich
technologische Zusammenarbeit evaluiert werden. Die Kommission für wissenschaftlich
technologische Zusammenarbeit beabsichtigt, sich auf gemeinsame Empfehlungen zu
verständigen, um die Umsetzung der Roadmap zu leiten und zu fördern.
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Beide Seiten stimmen darin überein, dass die Roadmap durch die gemeinsame
Anstrengung aller Beteiligten zum Erfolg geführt wird, und dazu gehören beide
Ministerien, interessierte Ministerien entsprechend ihrer Zuständigkeit, Forschungs-,
Förder- und Mittierorganisationen, Berufsbildungs- und Hochschuleinrichtungen,
Hochschulverbände, Akademien und Wirtschaftspartner entsprechend den einzelnen
Initiativen im Rahmen der Roadmap.
Beide Seiten beabsichtigen, sich regelmäßig bei den Sitzungen der bilateralen
Kommission für wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit über die Umsetzung
der Roadmap auszutauschen. Etwa fünf Jahre nach dem Start der Roadmap sollte eine
Überprüfung stattfinden. Für die operationelle Koordinierung der Roadmap zwischen
den Sitzungen der Kommission für wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit
sollte von den Ministerien eine Task Force eingerichtet werden.
Beide Seiten bekräftigen, dass der Schutz und die Gewährung von Rechten an geistigem
Eigentum, die aus gemeinsamen Aktivitäten im Rahmen der Roadmap hervorgehen oder
eingeräumt werden, entsprechend den Grundsätzen des Abkommens vom 16. Juli 2009
zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der
Russischen Föderation über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit erfolgen wird.
Diese Roadmap ist eine Gemeinsame Absichtserklärung und soll keinen völker
rechtlichen Vertrag darstellen und auch keine völkerrechtlich geregelten Rechte oder
Pflichten begründen.
Diese Gemeinsame Absichtserklärung wurde in Moskau am 10. Dezember 2018 in zwei
Exemplaren in deutscher und russischer Sprache unterzeichnet, wobei beide Sprach
fassungen gleichwertig sind.
Für das Bundesministerium für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland
Anja Karliczek Bundesministerin für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland
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Für das Ministerium für Wissenschaft und Hochschulbildung der Russischen Föderation
Anlage 1 zu Säule 1 „Große Forschungsinfrastrukturen"
Diese Anlage für die Säule „Große Forschungsinfrastrukturen" beschreibt die zentralen
Ziele und den derzeitigen Umfang der Maßnahmen zur Intensivierung und zum Ausbau
der bilateralen Aktivitäten beider Länder in diesem Bereich.
Beide Seiten würdigen dankbar die bisherige langfristige und vertrauensvolle
Zusammenarbeit im Bereich großer Forschungsinfrastrukturen.
Beide Seiten schätzen sehr die bisherige Kooperation bei der gemeinsamen Nutzung
großer Forschungsinfrastrukturen im Rahmen internationaler Nichtregierungs
organisationen wie beispielsweise dem Vereinigten Institut für Kernforschung (JINR)
und der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN).
Seide Seiten erkennen insbesondere den herausragenden Charakter ihrer umfassenden
Kooperation bei den in der Bundesrepublik Deutschland realisierten Projekten X-Ray
Free-Electron Laser Facility (European XFEL) und Facility for Antiproton and Ion
Research (FAIR) an und bekräftigen ihr weiteres Engagement für die Umsetzung und
den Erfolg dieser Projekte, die von höchster wissenschaftlicher und technologischer
Qualität sind.
In Anbetracht des exzellenten Potenzials russischer Wissenschaft und Technologie
beabsichtigen beide Seiten, ihre Zusammenarbeit auf ausgewählte Projekte an großen Forschungsinfrastrukturen in Russland auszuweiten. jede neue Kooperation wird im
Einklang mit existierenden nationalen und internationalen Vereinbarungen stehen und
laufende strategiebildende Prozesse beachten. Insbesondere beabsichtigt die deutsche
Seite, einen Beitrag zur Instrumentierung und wissenschaftlichen Nutzung der
Nuclotron-based Ion Collider fAcility (N lCA)- und PIK-Forschungsanlagen zu leisten,
aber nicht zum Bau und Betrieb des PIK-Reaktors selbst.
Beide Seiten stimmen darin überein, dass Regeln für Nutzerplattformen, die für eine
transparente Organisation des internationalen Zugangs zu den Großgeräten auf der
Basis wissenschaftlicher Exzellenz sorgen und eine qualitativ hochwertige Unter
stützung der Nutzer vor Ort sicherstellen, eine zentrale Voraussetzung für ihre
Kooperation darstellen.
Beide Seiten stimmen darin überein, dass die inhaltlichen, strukturellen und rechtlichen
Einzelheiten gegenseitiger Beiträge zu bestimmten Anlagen und Projekten in separaten
Kooperationsvereinbarungen geregelt werden, die von den beteiligten Forschungs
zentren, Instituten und wissenschaftlichen Organisationen geschlossen werden. Für die
Kooperation bei PIK wird die Vereinbarung zunächst vom Forschungszentrum Jülich
(FZJ) und dem Nationalen Forschungszentrum Kurtschatow-lnstitut, Kernphys ikinstitut
St. Petersburg (NRC KI-PNPI) unterzeichnet. Für die Kooperation bei NICA wird die
Vereinbarung zunächst vom Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung (GSI) und
dem JINR unterzeichnet.
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Beide Seiten stimmen darin überein, dass im Falle eines beiderseitigen Interesses die
Kooperation auf der Grundlage der in diesem Dokument dargelegten allgemeinen
Grundsätze auf andere Projekte und Forschungsinfrastrukturen ausgeweitet werden
könnte.
Beide Seiten stimmen darin überein, dass der Austausch von Nachwuchswissen
schaftlern, Studierenden und Auszubildenden (siehe Säule 111) auch im Bereich der
großen Forschungsinfrastrukturen ein wichtiger Teil der Zusammenarbeit ist
Beide Seiten beabsichtigen, gemeinsam die Nutzung wissenschaftlicher Großgeräte
zugunsten von Innovationen in verschiedenen Anwendungsbereichen zu verbessern.
Beide Seiten teilen d ie gemeinsame Auffassung, dass eine Fortführung der Zusammen
arbeit im Bereich der großen Forschungsinfrastrukturen für Wissenschaft, Bildung und
Wohlstand in beiden Ländern förderlich ist und einen wichtigen Beitrag zur nach
haltigen Stärkung der bilateralen Beziehungen leistet.
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Anlage II zu Säule II „Prioritäten"
Diese Anlage für die Säule „Prioritäten" enthält die thematischen Schwerpunkte der
Roadmap und berücksichtigt dabei die nationalen Prioritäten der beiden Länder. Die
Themenschwerpunkte im Bereich der großen Forschungsinfrastrukturen s ind Gegen
stand von Säule 1 „Große Forschungsinfrastrukturen". Eine besondere Rolle der Berufs
bildung wird in Anlage III hervorgehoben.
Beide Seiten schätzen die Vielfalt und Exzellenz der Zusammenarbeit zwischen der
Bundesrepublik Deutschland und der Russischen Föderation in Bildung, Wissenschaft,
Forschung und Innovation.
Es gibt folgende Prioritäten - zusätzlich zu den in den Anlagen für die Säulen 1 und III
genann ten:
• Meeres- und Polarforschung
• Bioökonomie
• Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften
• Gesundheitsforschung
• Erneuerbare Energien, Energieeffizienz
• Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit
• Innovative Produktionstechniken und Lasertechnologie
Unterthemen in diesen Prioritäten können auf den Sitzungen der Kommission für
wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit oder ihrer Arbeitsgruppen spezifiziert
werden.
Beide Seiten werden Spitzenforschung in diesen Prioritäten fördern und begrüßen
interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Beide Seiten beabsichtigen, begabte Nachwuchswissenschaftler und Auszubildende, die
sich mit diesen Prioritäten befassen, gemäß Anlage II I zu unterstütze n.
Die Aktivitäten in den Schwerpunktbereichen werden durch die gemeinsame
Anstrengung aller deutschen und russischen Beteiligten gemeinsam durchgeführt; dazu
zählen die Ministerien, Forschungs-, Förder- und Mittierorganisationen, Berufsbildungs
und Hochschuleinrichtungen, Hochschulverbände, Akademien und Wirtschaftspartner,
insbesondere kleine und mittlere Unternehmen. Beide Seiten wollen die Prioritätenliste
nach dem Start de r Roadmap regelmäßig a lle drei Jahre bei den Sitzungen der
Kommission für wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit gemeinsam
aktualisieren.
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Anlage III zu Säule III „Nachwuchsförderung"
Beide Seiten sind überzeugt, dass die Förderung des Austauschs von
Nachwuchswissenschaftlern, Studierenden und Auszubildenden eine wichtige Investition in künftige Exzellenz, vertrauensvolle Zusammenarbeit und gegenseitiges
Verständnis darstellt und zur künftigen Wettbewerbsfähigkeit beider Länder beiträgt.
Beide Seiten haben daher beschlossen, ein gemeinsames Nachwuchsprogramm (Young Talent Programme, YTP) einzurichten, um herausragende begabte Nachwuchswissenschaftler und Auszubildende in den Schwerpunktbereichen der Säulen „Große Forschungsinfrastrukturen" (Säule 1), „Prioritäten" (Säule II) und „Innovation, Wissen
schaft und Gesellschaft" (Säule IV) zu fördern.
Das Nachwuchsprogramm beinhaltet die folgenden drei Komponenten:
Komponente 1: Förderung von Nachwuchskräften (Wissenschaftlern. Technikern. Auszubildenden) an großen Forschungsinfrastrukturen
Ziel der Komponente 1 ist es, deutschen und russischen Nachwuchswissenschaftlern den Zugang zu Forschung an großen Forschungsinfrastrukturen durch Mobilitätsprogramme für wissenschaftlichen Nachwuchs, Techniker- und
Auszubildendennachwuchs beider Länder zu erleichtern.
Daher beabsichtigen beide Seiten die Einrichtung
a) eines Stipendienprogramms für Nachwuchswissenschaftler zur Förderung
von Forschungsaufenthalten deutscher Wissenschaftler an großen Forschungsinfrastrukturen in der Russischen Föderation und von Forschungsaufenthalten russischer Wissenschaftler an großen Forschungs
infrast rukturen in der Bundesrepublik Deutschland sowie von Sommerschulen und Konferenzen für deutsche und russische Nachwuchswissen
schaftler, die an großen Forschungsinfrastrukturen arbeiten.
b) eines Programms für technisches Personal an großen Forschungsinfrastrukturen im Bereich der beruflichen Bildung. Das Programm sollte Auszu
bildenden die Möglichkeit bieten, einen Teil ihrer Ausbildung an großen
Forschungsinfrastrukturen im jeweils anderen Land zu absolvieren (Digitale Berufsbrücke). Auch sollte es Ausb ildungsmaßnahmen für Berufsbildungs
absolventen/Techniker bieten.
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Komponente 2: Förderung von Nachwuchswissenschaftlern in den thematischen
Prioritäten der Säule II
Ziel der Komponente 2 ist die Förderung des Austauschs herausragender
deutscher und russischer Nachwuchswissenschaftler, die in den thematischen Prioritäten der Säule II arbeiten. Daher beabsichtigen beide Seiten die
Einrichtung eines Stipendienprogramms zur Förderung von Forschungsaufenthalten russischer Wissenschaftler an deutschen Forschungseinrichtungen
und deutscher Wissenschaftler an russischen Forschungseinrichtungen sowie von Sommerschulen und Konferenzen für deutsche und russische Nachwuchs
wissenschaftler.
Komponente 3: Förderung einer bilateralen Organisation für Nachwuchswissenschaftler
Ziel der Komponente 3 ist die Schaffung einer bilateralen Organisation für herausragende deutsche und russische Nachwuchswissenschaftler. Der künftige
„Deutsch-russische Koord inierungsrat für junge Wissenschaftler und lnnovatoren" soll zwischen den Mitgliedern Vertrauen aufbauen und für ein
besseres Verständnis sorgen, einen offenen und nachhaltigen Dialog ermöglichen
und den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft erleichtern.
Beide Seiten erkennen an, dass Hochschulen und Forschungs-, Förder- und Mittierorganisationen in der Bundesrepublik Deutschland und in der Russischen
Föderation gleichermaßen entschlossen sind, zahlreiche bilaterale Programme in beiden
Ländern erfolgreich durchzuführen. Eine gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten
zusammen mit Politik und Wirtschaft ist erforderlich, um die Mobilität zwischen den beiden Ländern s ignifikant zu steigern und diese Mobilität in Form eines Fach
austauschs (Brain Ci rculation) zu gestalten.
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Anlage IV zu Säule IV „Innovation, Wissenschaft und Gesellschaft"
Diese An lage für die Säule „Innovation, Wissenschaft und Gesellschaft" beschreibt die
zentralen Ziele und Maßnahmen für die Vernetzung der Beteiligten in Wissenschaft,
Gesellscha ft und Wirtscha ft in beiden Lä ndern, insbesondere hinsichtlich der Prioritäten
der Säule II.
Beide Seiten sind überzeugt, dass ein dichtes Netz von verschiedenen Akteuren aus
Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft in beiden Ländern entscheidend dafür ist,
dass das Potenzial der Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft, Forschung und
Innovation bestmöglich genutzt werde n kann. Dafür sollten der Gesell schaft wissen
schaftliche Erkenntnisse und Werte zugänglich und verständlich gemacht, geeignete
Partner zusammengebracht, Synergien genutzt und nachhaltige Lösungen für gemein
same und globale Herausforderungen gefunden werden.
Beide Seiten sind überzeugt, dass e in gut funktioni erender lnformationsaustauch
zwischen den Akteuren beider Länder im Bereich Bildung, Forschung, Wissenschaft und
Innovation die Grundlage für exzellente Kooperation bildet. Zu diesem Zweck
beabsichtigen beide Seiten, Transparenz hins ichtlich der existierenden Partner,
Programme, Projekte und Infrastrukturen zu fördern, um die Vermittlung von Kontakten
und die Beteiligung neuer exzellenter Akteure an der bilateralen Kooperation sowie
neue Kooperationsformate beispielsweise über eine Online-Plattform zu stärken. Die
deutschen und russischen Aktivitäten zur Vernetzung zwischen Wissenschaft,
Gesellschaft und Wirtschaft werden durch das deutsch-russische Themenjahr
Hochschulkooperation und Wissenschaft von 2018 bis 2020 unterstützt.
Eine Vernetzung innerhalb von Wissenschaft und Forschung ist notwendig, um
Synerg iepotenzial zu identifizieren und voll auszuschöpfen. Beide Seiten verständigen
s ich daher darauf, dass vorhandene Dialog- und Kommunikationsplattformen gefördert
und verbessert werden sollten.
Beide Seiten teilen die Auffassung, dass eine s ichtbare und verständliche
Wissenschaftskommunikation mit der Gesellschaft unerlässlich ist, um de n Nutzen von
Wissenschaft für die Gesellschaft zu verdeutlichen. Daher wollen beide Seiten nach
geeigneten gemeinsamen Aktivitäten für die Popularisierung der Wissenschaft suchen,
die wissenschaftliche Ergebnisse für die Gesellschaft zugänglich machen wie
beispielsweise Ausstellungen und Roadshows. Um das öffentliche Bewusstsein für
Wissenschaft zu schärfen und die Bürger für neue wissenschaftliche Erkenntn isse zu
begeis te rn, wollen beide Seiten auch gemeinsame Citizen-Science-Projekte fördern,
beispielsweise über einen Best-Practice-Austausch mit den betreffenden Akteuren.
Beide Seiten würdigen die Bedeutung des Transfers wissenschaftlicher Erkenntnisse in
Form konkreter Anwendungen und technischer und sozialer Innovationen an der
Schnitts telle mit Wirtschaft und Gesellschaft, um die Kooperation in den Prioritäten der
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Säule II zu fördern. Zu diesem Zweck begrüßen beide Seiten Maßnahmen zur Förderung
der Vernetzung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie des Wissens- und
Technologietransfers. Im Hinbl ick auf eine Zusammenarbeit in d iesem Bereich zum
gegenseitigen Nutzen beider Länder beabsichtigen beide Seiten, gemeinsam
Anbahnungsmaßnahmen zu unterstützen, die Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft
zusammenbringen, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) beider
Länder, beispielsweise in Form von Informationsreisen, Veranstaltungen oder eines
2+2-Programms. Beide Seiten sind bereit, eine gemeinsame Pilotbekanntmachung zu
organisieren. Beide Seiten würdigen auch den Erfolg des ERA.Net RUS Plus in dieser
Hinsicht und beabsichtigen, seine Fortführung zu unterstützen. Beide Seiten wollen auch
prüfen, wo gegebenenfalls die Einbeziehung der Berufsbildung in ihre Kooperation
sinnvoll ist.
Beide Seiten sind überzeugt, dass die langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit
in Bildung, Wissenschaft und Forschung nicht nur eine wichtige Grundlage für exzellente
Wissenschaftskooperation ist, sondern auch eine wichtige Basis für die Förderung eines
nachhaltigen Dialogs und Brückenschlags zwischen beiden Gesellschaften. Weiterhin
teilen beide Seiten die Auffassung, dass eine Zusammenarbeit in den Geistes- und
Sozialwissenschaften besonders geeignet ist, um ein gegenseitiges vorurteilsfreies
Verständnis zwischen den Gesellschaften beider Länder zu fördern und gemeinsame
und globale gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen. Beide Seiten halten es
daher für wesentlich, die Geistes- und Sozialwissenschaften als unabhängige
Forschungsbereiche zu stärken und sie in die gemeinsame Entwicklung und Umsetzung
technischer und sozialer Innovationen zum Nutzen beider Gesellschaften einzubinden.
Außerdem erkennen beide Seiten an, dass gemeinsame Forschung in den Sozial- und
Geisteswissenschaften wichtig ist, um auf gemeinsame und globale gesellschaftliche
Herausforderu ngen reagieren zu können. Beide Seiten wollen gemeinsame Maßnahmen
im Bereich Foresight sondieren, um globale gese llschaftl iche Herausforderungen und
entsprechende gemeinsame deutsch-russische Aktivitäten zu identifizieren, potenzielle
Risiken zu mindern und die sich eröffnenden Möglichkeiten zu nutzen.
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