Upload
vuongkhanh
View
218
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
evangelisch-reformierte Zeitung fürdie deutsche undrätoromanische schweiZ
nr. 6.2 | 15. Juni 2012www.reformiert.info
/ kanton zürich
heimstätte
Eine Frage desWerts unddes Wertensluxuslage. Randolins, diechristliche Heimstätte inSt.Moritz – hier haben vieleunvergessliche Jugend-lager oder Gemeindewochenerlebt.Weil das Hotel nichtmehr rentierte, hat es derZürcher Stadtverband über-nommen. Ist das eine sinn-volle und kirchengerechteInvestition? > seite 2
Kirche seinin Chicago –und in Adliswilstudienurlaub. SechsMonate standen demAdlis-wiler Pfarrer Achim Kuhnals «Auszeit» zur Verfügung.Er hat diese Zeit genutzt,um sich auf Ideen und Her-ausforderungen aus anderenKirchen einzulassen – inKamerun und in Chicago.Jetzt gilt es, «Leadership» inunseren hiesigen Verhältnis-sen umzusetzen. > seite 8
schwerpunkt
«die deutschen?die sind dochganz normal»reportage. Deutsche, die auf denAr-beitsmarkt drängen, Deutsche, dieden Dialekt gefährden, Deutsche, die mitihrer Rhetorik die Schweizer in denSchatten stellen, deutsche Arroganz imSteuerstreit: Antideutsche Stimmungist en vogue. Ein Grund, genauer hin-zuschauen und zwei deutsche Pfarrerbei ihrer Konfirmationsfeier zu begleiten:den Lutheraner Johannes Lehnert inder Zürcher Expat-Gemeinde und SvenHesse, reformierter Jugendpfarrer inWallisellen. Seine Konfirmanden bilanzie-ren entspannt: «Die Deutschen sinddoch ganz normal.» > seiten 4–5
porträt
heks
Velos zumLeihen undLiefernarbeitsprojekt. «Thalwilbringts!» – dieWaren näm-lich, die die Kundin sonstheimschleppenmüsste. Und«Wädi rollt!» – auf Leihveloswohlverstanden.Auch inKloten, Horgen,Winterthurund amGreifensee stehenLeihvelos zur Verfügung.Mög-lich macht es «Heks rollt»,ein Projekt, das Langarbeits-lose beschäftigt. > seite 3
Bild
:ale
xander
egger
Bild
:christ
ineBä
rloch
er
Bild
:Zvg
Bild
:christ
ianae
Berh
ard
kommentar
christaamstutzist «reformiert.»-Redaktorin in Zürich
Seen, mit rund 7000 Mitgliedern die drittgrössteKirchgemeinde in Winterthur, hat ein Luxusproblem:Man schwimmtquasi imGeld. 2011wurde einErtragsüberschuss von fast 180000 Franken erzielt,und zusätzlich stellen Gönner seit Jahren grosszügig Mittel zur Verfügung. Dieses Sponsoring gerietEnde 2010mit demRücktritt der liberalen PfarrerinRuth Näf Bernhard unter Beschuss.
schattenstruktur. Der Kirchenrat liess den Vorwurf untersuchen, «evangelikale Kreise» würdenmit einer «Schattenstruktur» die Gemeinde kontrollieren. Er kam zum Schluss: Das bisher über die«Stiftung focus.c» abgewickelte Sponsoring mussrechtlich korrekt aufgegleist werden. Am 30.Maibeschloss die Kirchgemeindeversammlung nun dieGründung eines Fördervereins. Er soll gesponserteProjekte prüfen und der Kirchenpflege zur Genehmigung vorlegen. ÄhnlicheKonstrukte kennen auchandere Gemeinden, etwa Gossau oder Steinmaur.
Die «Stiftung focus.c» war 2002 gegründet worden, um«Mittel anArbeitskraft undMaterial» für dieHauskreisarbeit zur Verfügung zu stellen. So lautetauchheute nochder imHandelsregister eingetragene Stiftungszweck, obschon die gesponserten Stellen sukzessive auf 200 Stellenprozente ausgebautwurden. Sie sind heute auf sieben Personen verteilt,die in unterschiedlichen Bereichen arbeiten. Gehtman von SozialdiakonenSalären aus, kann manauf eine gespendete Summe zwischen 140000 und240000 Franken jährlich schliessen.
transparenz. Woher das Geld stammt, wurde inder Untersuchung des heutigen Kirchenrats FritzOesch offengelegt. Sein Bericht und die Liste derSponsoren sind aber geheim. Es handle sich umGläubige, die in Seen den Lobgottesdienst besuchen, aber nicht alle zur Kirchgemeinde Seengehören. Im geplanten Förderverein wird mehrTransparenz herrschen: Laut Rechtsanwalt UeliVogelEtienne – er amtet im Auftrag des Kirchenrats als juristischer Berater – wird der Geldfluss fürProjekte über die normale Rechnung von Kirchgemeinde und Stadtverband laufen.
Dass im neuen Förderverein nur Behördenmitglieder und Pfarrpersonen Einsitz nehmen können,soll die demokratische Legitimierung garantieren.An der Kirchgemeindeversammlung wurde dazu
aber auch Kritik laut: Wer bestimmt die genaueZusammensetzung des Vereins? Kann er nach derGründung die Statuten beliebig ändern? Stellennicht dieselben Leute als Förderverein Anträge, diesie dann als Kirchenpflege bewilligen?
beziehungen. Aus dem Kreis der fünfzehn potenziellen FördervereinMitglieder, der elfköpfigenKirchenpflege und der vierköpfigen Pfarrschaft,stehen mindestens drei Personen als amtierendeoder ehemalige Stiftungsräte mit «focus.c» in Verbindung: Kirchenpflegerin Barbara Steiner sowiedie Pfarrer Dominik Reifler und HansJürg Meyer.Und wo steht Maren Büchel, die im April gewählteNachfolgerin von Pfarrerin Ruth Näf Bernhard?Sie vertritt eine «versöhnte Verschiedenheit», sagtKirchenpflegepräsidentin Verena Bula sibyllinisch:«Pfarrpersonenmit unterschiedlicher theologischerAusrichtung müssen einander achten und nichtGräben zementieren. Insofern brauchen wir einePfarrperson, die die ‹andere Seite› nicht grundsätzlich ablehnt, egal, von welcher Seite man ausgeht.»Vakant ist derzeit noch die vierte, eine Ergänzungspfarrstelle. Die Landeskirche steht laut SprecherNicolas Mori «voll hinter der Lösung in Seen». DerKirchenrat habe stets betont, dass die Arbeit derStiftung an sich wertvoll sei und es nicht darumgehen könne, sie zu unterbinden. thomas illi
wenndasdachhält,ein vorbild fürdie landeskirchehaus. «Alle unter einem Dach» –heisst der Leitgedanke der reformierten Kirchgemeinde WinterthurSeen. Mit Worten wie «wohlwollend»und «versöhnend» füllt er auf ihrerWebsite die Skizze eines Hauses.Als Anhängerin der Volkskirche gefällt mir das Bild vom Dach. Doches verlangt mir einiges ab: Im gemeinsamen Haus muss es Platz habenfür unterschiedliche Meinungenund Glaubensweisen.
vielfalt. Wenn ich Seelennahrungsuche, können mich Unterschiedeempfindlich stören. Im Gottesdienstetwa: peppige statt tiefgründigeMusik, Multimedia statt Liturgie,zu viele Antworten statt Fragen.Umso mehr beeindruckt mich, wieSeen am Dach für alle festhält.Es gibt traditionelle Gottesdienstemit Kantorei und Orgel und Lobpreisfeiern mit christlichem Pop. Esgibt Abende zu gesellschaftspolitischen Fragen und AlphaliveKurse.Auch ich könnte mich engagieren:für Brot für alle, beim ökumenischenGebet, im WorldBistro.
gleichgewicht. Seen kann Modellcharakter haben. Vorausgesetzt,das Gleichgewicht zwischen Liberalen und Evangelikalen ist gewahrt.Dafür braucht es zwingend Pfarrerinnen und Sozialdiakone beiderKulturen, die im Gespräch bleibenund nicht gegeneinander arbeiten.Und die Gelder des neuen Fördervereins müssen auch in Projekte dernicht evangelikalen Seite fliessen.Die grosszügigen Spender können nun zeigen, dass sie die Gemeinde nicht unterwandern, sonderneine ganzheitliche Kirche wollen –eine, die auf verschiedenen Wegendes Glaubens begleitet und sichleidenschaftlich für mehr Gerechtigkeit in der Welt einsetzt.
Die Pfarrer Dominik Reifler und Hans-Jürg Meyer und die Kirchenpflege-präsidentin Verena Bula repräsentieren eine vielfältige Gemeinde
Bild
:ret
osc
hla
tter
Schafft Seen den Spagatim Spendenstreit?kompromiss/ Ein Förderverein soll «evangelikales»Sponsoring in demokratisch abgestützte Bahnen lenken.
2 reformiert. | www.reformiert.info | nr.6.2/ 15.Juni 2012region
Das Ferienzentrum Randolins am Luxushügel von St.Moritz. Geschätzter Gesamtwert: hundert Millionen Franken
Gemeindeferien im Jetset-Landferien/ Die reformierten Kirchgemeinden der Stadt Zürich investieren viel Geld in eindefizitäres, aber traditionsreiches christliches Hotel im mondänen St.Moritz. Macht das Sinn?
Bild:Z
vg
Virtuelle Boldern-Millionenerhitzen die GemüterVereinsVermÖgen/ Vor einem möglichen Neustart mit neuen Zielen strittder Trägerverein von Boldern um die Liquidation des Vermögens.
Auf den ersten Blick zeigten die Traktanden der BoldernVereinsversammlungAnfang Juni wenig Brisanz:Eine Statutenänderung standim Zentrum. Aber die Diskussion wurde bald hitzig;die streitbare Pfarrerin LeniAltwegg beklagte sich: «Allesdreht sich in der Diskussionum Geld.» Indes: Auf Bolderndreht sich seit Jahren allesums Geld, seitdem die Bildungs und Tagungsstätte indie roten Zahlen schlitterte.
abrupt. Vergangenes Jahrzog der Kirchenrat abrupt dieNotbremse. Statt weiterhinjährlich eine halbe Millionfür den Studienbereich aufzubringen, wurde dieser in dieLandeskirche integriert. Füreine Gruppe um den Theologieprofessor Werner Kramerwar deshalb klar: Die Vereinsstatuten passen nach dervonderKirche forcierten Integration des Bildungsbereichsnicht mehr, denn sie räumen
der Landeskirche das Privilegein, bei einer möglichen Auflösung des Boldernvereinsdas potenzielle Bauland imWert von sechzig MillionenFranken zu verwerten – nachAbzug der ungefähr fünf Millionen Franken Schulden.
unfreundlich. Bereits imVorfeld warnten KirchenratFritz Oesch und Kirchenratspräsident Michel Müller dieVersammlung schriftlich vordem «unfreundlichen» Akteiner «übereilten» Statutenänderung. Der Brief gingan die Kirchenpflegen, dieeingeschriebene Mitgliederdes Trägervereins Boldernsind. Begründung des Kirchenrats: Boldern sei von derLandeskirche mit Millionensubventioniert worden. DieVereinsversammlung wardenn auch gespalten: Auf dereinen Seite standen die Einzelmitglieder, die sich auf den«Geist von Boldern» beriefen und die Statuten ändern
wollten; auf der anderen dieKirchgemeinden. Sie setztenihren Antrag auf Nichteintreten in das Geschäft der Statutenänderung durch – mit 62Nein zu 40 JaStimmen bei6 Enthaltungen.
zukunftsfähig. Der ganzeStreit um die Rechtsform istpsychologisch zu erklären, alseine Gegenreaktion auf dasVorgehen der Landeskirche.Der Vereinsvorstand will dieStatuten erst ändern, wenntragfähige Projekte für dieNeuausrichtung von Bolderngefunden wurden. Die ersteEtappe dazu ist die Zukunftskonferenz vom 1.September.Dort sollen mögliche Projektegefunden werden. Im Januar2013 soll nach dem Plan desProjektleiters Roman Baurdie Entscheidung für eineNeunutzung fallen. Dann solles neben einer überzeugenden Idee auch einen realistischen Businessplan geben.delf bucher
thomas illi
pro
sonderzonenmit ho-herwohnqualitätin obwalden, wo rei-che quasi ausserhalb des für normals-terbliche gültigenBaurechts ihre villenerrichten könnten;
sonderspuren für Besserver-dienende auf autobahnen – diesevorschläge sind leider keinescherze, es hat sie in der tat schongegeben. die «seefeldisierung»betrifft nicht nur Zürich, sonderndie ganze schweiz. dass sichimoberengadin normalverdienen-de einheimische daswohnenund normalverdienende unterlän-der das ferienmachen kaummehr leisten können, ist leiderbereits tatsache. soll man davorkapitulieren? nein! der sozialefrieden in der schweiz verträgtkeine Parallelgesellschaften:auch normalsterbliche sollen sichin den touristischen «sonderzo-nen» aufhalten dürfen, alswillkommene feriengäste undnicht nur als dienstpersonal.dafür darf und soll sich auch dieKirche einsetzen.
Der SuvrettaHang ob St.Moritz gilt alseine der exklusivsten Wohnlagen in derSchweiz. Doch inmitten der Villen derSuperreichen ist eine 19000Quadratmeter grosse Oase für Normalbürger erhalten geblieben: Randolins – DreisterneHotelbetrieb sowieGruppenunterkünfte,verteilt auf insgesamt fünf Häuser.
reich und arm. Bis vor Kurzem gehörte das Ferienzentrum dem Vereinfür evangelische Heimstätten Zürich.GeschätzterGesamtwert: hundertMillionen Franken. Doch trotz der Traumlageist Randolins seit Jahren defizitär. Es hatmit Boldern (sieheArtikel unten) ein Problemgemein:millionenschwerer Boden,aber keine liquiden Mittel. Nun hat derVerband der reformierten StadtzürcherKirchgemeinden auf Bitte des Vereins
für knapp zweieinhalbMillionenFrankenRandolins übernommen – nicht direkt,sondernüberdie neue «StiftungZentrumRandolins St.Moritz», in der er federführend ist. Der Stadtverband stellt zudemwährend vorerst vier Jahren jährlich400000 Franken für Investitionen bereit.Der alte Vereinszweck wurde verkürztals Stiftungszweck übernommen: Als«Ort der Besinnung und Bildung» solledasZentrum«christlichesGedankengut»mit «aktuellenThemenundBedürfnissender Gesellschaft» verbinden.
Randolins wurde 1954 auf Initiativevon Hannes Studer, damals Pfarrer inSchwamendingen, für wenig Geld gekauft. Kirchliche Gruppen bauten dieeinfachen Häuser in Fronarbeit aus, bisdie ersten Gemeindeferien und Konfirmandenlager stattfinden konnten.
richtig und falsch. Ist es Aufgabe derKirche, ein Hotel zu betreiben? «Ja», findet Martin Zollinger, Stiftungspräsidentund Vorstandsmitglied im Stadtverband.«Wir wollen Randolins wieder zum Begegnungsort für Kirchgemeindemitglieder machen» (siehe Beilage). Der Stadtverband habe das Zentrum schon langemit Darlehen unterstützt, die nun in dieStiftung geflossen seien. Für die Einstiegssumme hätten nur anderthalb MillionenFrankenneu aufgewendetwerdenmüssen, so Zollinger. «Das Stiftungsreglement erlaubt zudem, zur SicherungderZweckerfüllung notfalls Aktiven, etwaein Haus, zu verkaufen.»
In der Zentralkirchenpflege (ZKP),dem Parlament des Stadtverbands, wurde das Geschäft mit grosser Mehrheitabgesegnet. «Nicht vertretbar», findet
Max Wipf, ZKPDelegierter der Kirchgemeinde Oberstrass, den Entscheid,«angesichts der laufenden Reform derStadtzürcher Kirchgemeinden und derfür die Kirchen zu erwartenden Finanzengpässe». Wipf ist auch der Stiftungszweck zu allgemein: «Wenn schonFeriensubventionieren,dann fürdie, die sie sichnicht leisten können, nicht für alle.»
strand und berge. Schon seit Jahrenbetreibt der Stadtverband erfolgreichdas Ferienzentrum Magliaso im Tessin.Auch das 24000QuadratmeterAnwesen am Luganersee gehörte einst demVerein für evangelischeHeimstätten.MitRandolins ist der Stadtverband nun auchGastgeber im Engadin. Und die ZürcherReformierten haben die Wahl zwischenStrand und Bergen. christa amstutz
Ist es richtig, dass die Kirche Hotels inHochpreisgebieten unterstützt?
delf Bucher
kontra
die Kirche schütztvieles. sie schütztmenschen am rande,sie ist schutzpa-tronin für den arbeits-freien sonntag, siewacht über christlicheKulturgüter.ausge-
hend von der schöpfungstheologie,setzt sie sich für den umwelt-schutz ein. und nun finanziert sieauch noch eine kapitalismus-freie schutzzone amvillenhügelvon st.moritz. dem stadtver-band ist das unrentable hotelrandolins vier millionen frankenwert. manche werden dies alssympathische geste zu schätzenwissen.aber ich bin sicher:der kirchliche heimatschutz, dender stadtverband im fernenst.moritz betreibt, wird von an-deren als verschwendung vonsteuergeldern kritisiert.wenn dieKirche aber für tausend allein-erziehendemütter einmal familien-ferien finanzieren würde, dannhätte sie die gelder wirkungsvolleingesetzt und auch ihr sozia-les engagement unter Beweis ge-stellt.
reformiert. | www.reformiert.info | nr.6.2/ 15.Juni 2012 region 3
2009 hatte die reformierte Kirchgemeinde TrüllikonTruttikon im ZürcherWeinland (Bezirk Andelfingen) einenKredit von 400000 Franken verabschiedet, um eine 260 Quadratmeter grosseFotovoltaikanlage auf dem Kirchendachzu installieren. Doch war für Trüllikonvon Anfang an klar, dass das Projektnur zu realisieren sei, wenn Swissgrid,die nationale Netzgesellschaft, eine kostendeckende Einspeisevergütung (KEV)garantiert. Lange stand Trüllikon auf derWarteliste und musste sich gedulden.Im April nun hat die Swissgrid die KEVgutgeheissen und damit denWeg freigemacht zur Umsetzung des Projekts, wie«reformiert.»Recherchen ergaben.
Im Herbst dieses Jahres soll die Solaranlage installiert werden. Violette Stewart, verantwortlich für FinanzenundÖf
fentlichkeitsarbeit in derKirchgemeinde,streicht heraus: «DieKirche vonTrüllikonist perfekt geeignet für eine Fotovoltaikanlage, sowohl von der Neigung des Daches, seiner Grösse wie auch von seinerFarbe her.»
kaum wahrzunehmen. Die 1968 gebaute Kirche mit ihrem markanten Turmprägt das Ortsbild. Das Dorf liegt auf derNordseite der Kirche, die Solaranlagewird jedoch auf der Südseite des schrägliegenden Pultdaches montiert. Hinzukommt, dass die schwarzen Solarmodule auf der dunkelgrauen Farbe desDachs optisch kaum wahrnehmbar seinwerden. Lorenz Vetter, Leiter des Solarenergiekraftwerks Ossingen (Solko)und Berater Trüllikons beim Solarprojekt, ist denn auch überzeugt, dass der
Heimatschutz keine Bedenken habenwird. In der Trülliker Fotovoltaikanlagewerden160modernste Solarzellen von je1,6×1Quadratmetern einen Ertrag vongegen 50000 Kilowattstunden im Jahrerbringen. Das entspricht dem Energieverbrauch von zwölf Haushalten.
AbHerbst wird der Strom ins Netz derElektrizitätswerke des Kantons Züricheingespiesen werden können. Es wirdsich lohnen: Aufgrund der günstigenPreisentwicklung und gewisser Überkapazitäten in der Solarbranche kostet dieAnlage nicht 400000 Franken, wie 2009von der Gemeinde budgetiert, sondernnur noch rund 180000 Franken.
potenzial vorhanden. Auf gut einemDutzend kirchlicher Gebäude in derSchweiz sind Installationen zur Gewin
nung von Sonnenenergie eingerichtet.Die einzige mit einem kompletten Solardachwar bislang dieökumenischeKirchevon Halden SG. Nun erhält Trüllikon lautVetter «dasKirchendachmit der grösstenEnergieleistung in der Schweiz». KurtAufdereggen, Umweltbeauftragter desVereins «oeku Kirche und Umwelt», istzufrieden: «Mit solchen Projekten treten die Kirchgemeinden den Tatbeweisan, dass es ihnen ernst ist, aktiv an derEnergiewende mitzuwirken.» Für Aufdereggenhat abernachwievordasEnergiesparen Priorität: «Bevor KirchgemeindenSolaranlagenmontierenunderneuerbareEnergien produzieren, müssen sie daraufachten, wo und wie sich der Energieverbrauch in Kirchgebäuden reduzierenlässt. Da ist noch ein riesiges Potenzialvorhanden.» stefan schneiter
Trüllikon holt Energie vom Himmelsolarenergie/ Bundesgeldern sei Dank: Trüllikon rüstet als erste Gemeinde im KantonZürich das Kirchendach mit einer flächendeckenden Fotovoltaikanlage aus.
Langzeitarbeitslosetreten in die Pedale«heks rollt»/ Veloverleih und Hauslieferdienste –rechtzeitig für die Sommersaison hat Hekssein Sozialprojekt für Erwerbslose erweitert.
Vor zwei Jahren war der 24jährige René Spirig*am Boden zerstört. Beruflich gescheitert, privatisoliert, wurde er mit einer schweren Depressionin die Psychiatrie eingewiesen. Heute sagt er: «Ichbin froh, dass ich den Einstieg in den Beruf wiedergeschafft habe.» Nach mehr als einem Jahr ArbeitbeimHeksSozialprojekt «Thalwil rollt» kann er nunbeim Aufbau eines neuen HeksVeloprojektes inKloten mithelfen – in verantwortlicher Position undmit einem Arbeitsvertrag in der Tasche.
sechs standorte. Spirig soll nun in Kloten denGratisVeloverleih und den Bring und Abholdienstaufbauen, bei dem sechs Langzeitarbeitslose beschäftigt werden. «René hat in Thalwil bewiesen,dass er gut organisieren kann», sagt EdoTikvesa. Erselber hat in nur drei Jahren das von Heks betreuteProjekt «Wädi rollt» zu einem kantonsübergreifenden Angebot mit sechs Standorten ausgebaut. InThalwil existieren heute ein gut funktionierenderVeloverleih und ein Hauslieferservice (siehe Spalte
rechts). Auch das im Sommer 2011 am Greifenseelancierte Projekt «Heks rollt» wird nach der bestandenen Pilotphase als fester Standort im Netzder HeksVelostationen bleiben. Hier sind zwanzigVelos und zwei Kinderfahrräder stationiert. Undrechtzeitig zur Velosaison im Sommer können auchKlotener und Winterthurerinnen Velos ausleihen.In Winterthur hat Edo Tikvesa ausserdem eineneue Nische für den Hauslieferdienst entdeckt: InZusammenarbeit mit der Stadtbibliothek wird einBücherBringundAbholDienst ausprobiert.
viel nutzen. Auch in Horgen wird ein Pilotprojektaufgegleist. Hier ist die reformierte Kirchenpflegeauf Edo Tikvesa zugekommen. Es soll eine Velostation amSee aufgebautwerden, ähnlichwie amGreifensee bei Uster. «Für Heks und die Kirche entstehtdamit eine WinwinSituation», sagt Tikvesa.
Auch in Wädenswil und in Thalwil sind Partnerschaften entstanden: Nun rollen Velos oder Anhänger mit den Logos der Kirchgemeinden durch die
Strassen. Die wichtigste WinwinSituation siehtTikvesa aber zwischen der Bevölkerung und denSozialhilfeempfängern: «Die Gesellschaft bekommtetwas von den Steuergeldern für Sozialausgabenzurück und die Langzeitarbeitslosen erhalten wieder eine sinnvolle Aufgabe in unserer Gesellschaft,die sich ja in einem erheblichen Mass über dieArbeit definiert.»
Der in den Philippinen geborene Manu Molina*bestätigt das: «Seit ich bei ‹Thalwil bringts!› mitmache, geht es mir psychisch viel besser, das Velofahren hat mich gesundheitlich wieder auf Vordermann gebracht.» Er habe hier auch Zeit, über seineZukunft nachzudenken. Fünf Projektteilnehmeraus Wädenswil und zwei aus Thalwil haben letztesJahr wieder den Sprung ins normale Berufslebengewagt. Tikvesa, der sich selbst vom Projektteilnehmermit Flüchtlingsausweis zumSozialmanagerhochgestrampelt hat, verhehlt es nicht: «Ich binstolz auf die HeksVeloprojekte.» delf bucher
*name geändert
Ob Hauslieferung oder Abholdienst, der Heks-Velokurier ist schon unterwegs
der hauslieferdienst«thalwil bringts!»velokuriere transportieren imstundentakt in thalwil und umge-bung einkäufe, die bei den Kassenvon migros, coop oder bei an-derenwarenanbietern abgegebenwerden (maximal zwei taschenmit einemgesamtgewicht von etwazwanzig Kilo).auf dem retour-weg ist das abtransportieren vonrecyclingmaterial möglich.lieferzeiten: montag bis freitag9 bis 18 uhr, samstags bis 16 uhr.
Der Heks-Lieferdienst: umwelt- und menschenfreundlich
Bilder
:christia
naeB
erhard
55
gewisse liturgische Strenge. Die Liturgie drohe inderVielgestaltigkeit der reformiertenGottesdienstean Gewicht zu verlieren. «Das ist schade.» Obwohler die Gestaltung des Gottesdienstes weitgehendden Jugendlichen überlässt, bleibt die Predigt imZentrum: Hesse verbindet den von den Konfirmandinnen und Konfirmanden zum Motto erkorenenWerbespruch «Just Do It» («Tu es einfach») mitdem Gleichnis vom verlorenen Sohn. Die Klassehat die Geschichte auch in einem bemerkenswertprofessionell produzierten Kurzfilm in ihre eigeneLebenswelt übertragen. Das Werk wird im Gottesdienst gezeigt. Und der Pfarrer berichtet mitunüberhörbarem Stolz von den Dreharbeiten.
Sven Hesse hält seine Rollen sauber auseinander: hier jene des Amtsträgers, für den einetraditionelle, klare liturgische Sprache ebenso eineSelbstverständlichkeit istwie das Tragendes Talars,dort diejenige des volksnahen Jugendseelsorgers,der in seinem auf der Internetseite der Gemeindeplatzierten Steckbrief die Jugendlichen gleich zumDuell im Tischfussball herausfordert. In der Probein der noch leeren Kirche klingt er zuweilen wie einFussballtrainer, wenn er die Jugendlichen ermutigt,lauter zu sprechen, selbstbewusster aufzutreten.Und verhaspelt er sich imGottesdienst, findet ermiteinemcharmantenSpruch sogleich spielendwiederin die Spur: «Das ist live.»
zwischentöne. Obwohl Hesse glaubt, liturgischeElemente stärker zubetonenals viele seiner Schweizer Pfarrkollegen, fällt es der Kirchenpflege schwer,Unterschiede zwischen deutschen und einheimischen Pfarrern zu benennen. Seine Gottesdienstform habe Hesse schnell angepasst. Überhaupthabe weder die negative Stimmung gegenüber dendeutschenZuzügern noch eine vermeintliche kulturelle Differenz auf die Zusammenarbeit abgefärbt.«Zu Beginn fiel das Schnelle, Zackige auf, doch dasliegt wahrscheinlich nur an der Sprache», sagt Kirchenpflegerin Ruth Fries. Einige in der Gemeindehätten natürlich schon gefragt, ob es denn wirklich«unbedingt ein Deutscher sein müsse», ergänztihre Kollegin Silvia Braun. Und für eine deutscheMehrheit im Pfarrteam sei die Zeit wohl nicht reif.Wobei: Wenn die Gemeinde einen neuen Pfarrerdann wirklich kennengelernt habe, sehe die Situation vielleicht schon wieder anders aus.
Hesse selbst spricht von einer Angewöhnungszeit. Er sei in den ersten Monaten häufig zu forschaufgetreten, habe zu direkt kritisiert. «Ich habe gelernt, auf die Zwischentöne zu hören.» So hat es derneue Pfarrer zu Beginn als Kompliment aufgefasst,wenn nach einem Anlass gesagt wurde, «fast alles»sei gut gewesen. «Erst als ich darauf aufmerksamgemachtwurde, erkannte ich, dass solcheRückmeldungen eigentlich als Kritik gemeint sind.»
in der diaspora. Von Johannes Lehnert wiederumwird keine Anpassung verlangt, sondern von seinendeutschen Gemeindegliedern gefordert, dass er inihrer Wahlheimat ganz unverfälscht die «deutscheMesse» nach Martin Luther zelebriert. Sonntag fürSonntag säumen deshalb Autos mit ausserkantonalen Kennzeichen die Strasse vor der Kirche.
Diese kleine Kirche verzeichnet oft mehr Besuch als viele der grossen reformierten Kirchenin der Zwinglistadt. In der Diaspora ist eben dasBekenntnis zum Glauben nicht nur auf die hohenFesttage terminiert. Die Frau mit fränkischem Akzent sagt nach dem Abendmahlgottesdienst: «Beider Taufe unseres Sohnes war es ganz klar, dass
reformiert. | www.reformiert.info | nr.6.2/ 15. Juni 2012reformiert. | www.reformiert.info | nr.6.2/ 15. Juni 2012
Die Segensübung: Sven Hesse probt in der noch leeren Kirche die Konfirmation
Das letzte Training: Pfarrer Sven Hesse spricht jetzt wie ein Fussballcoach
wir in die lutherische Kirche wollen.» Und wennauch der Wohnort im Aargau vierzig Autominutenentfernt von der Kirche liegt, blieb die Familie derExilgemeinde treu. Nun hat, nachdem der Sohnbereits in der MartinLutherKirche konfirmiertwurde, auch die Tochter am Pfingstsonntag hierihre Taufe bestätigt. «Freiwillig», betont die Mutter, und sie ergänzt: «Obwohl uns der reformiertePfarrer in unsererWohngemeinde sehr zusagt.» EinandererDeutscher, vonHaus aus katholisch, jedochmit einer Lutheranerin verheiratet, fühlt sich in denZeremonien der Zürcher LutherGemeinde beheimatet, während ihm der reformierte Ritus «dochsehr trocken und unfestlich» vorkommt.
fast katholisch. Der Ritus, das ist ein zentralesAnliegen von Pfarrer Lehnert. «Mein persönlicherAnspruch ist es, eine klare, traditionelle Liturgie zupflegen und gleichzeitig in Fürbitte und Predigt einemmodernen reformatorischenAnspruchgerechtzuwerden», sagt er. Die klar geordnete Liturgie,wiesie in der modernen Kirche oberhalb des Becken
hofs zelebriert wird,kommt, so sagt es derdeutsche Seelsorger,auch der «Sehnsuchtnach Gemeinschaft»nach. Die lutherischeGemeinde, die sichausschliesslich überSpenden finanziert,hat so über Jahre die Zahl von fast1400 Mitgliedern stabil halten können –200 von ihnen sindSkandinavier, dieanderen vor allemdeutsche Staatsangehörige. Mancher der
teilweise reformierten Göttis wird sich am Pfingstsonntag bei der Konfirmation in der MartinLutherKirche seine Augen gerieben haben. Schon dieweisse Albe mit der roten Stola, die sich JohannesLehnert zur Konfirmationsfeier übergezogen hat,wird ihm katholisch vorgekommen sein. Ungewohnt für Reformierte ist es auch, wenn sich derPfarrer bei manchen liturgischen Handlungen wieein katholischer Priester vom Kirchenvolk wegund hin zum Kreuz wendet. Der Wechselgesangzwischen Gemeinde und Pfarrer ist ihnen genausowenig vertraut wie die Kreuzzeichen des Pfarrers.
gottsegnet.Und dann geschieht etwas für Zwinglianer Unvorstellbares: Bei der Handauflegung unddem Segen knien die Konfirmandinnen und Konfirmanden vor dem Pfarrer nieder. Später wird Lehnert sagen, dass dies keineswegs als katholischerAkt zu verstehen sei. Nicht er als Pfarrer spende denSegen, sondern Gott wirke durch ihn. Er sei von derGemeinde eingesetzt, den Segen weiterzugeben.«Deshalb ist der Kirchenvorstand an der Spitze derKonfirmationsklasse in die Kirche eingezogen undich erst amSchluss.»Hier haben die Lutheraner vondenReformierten gelernt: Nach demModell der demokratisch gewählten Kirchenpflege organisierensich auch die deutschen, norwegischen und finnischen Lutheraner in Zürich. «Das Unhierarchischegefällt mir sehr», sagt Lehnert. Auch Sven Hessestört es nicht, dass er in der Schweiz der Kirchenpflegeunterstellt ist undnicht dieBehörde leitetwiein Deutschland. Im Gegenteil: «In Deutschland ist
der Verwaltungsaufwand im Pfarramt viel grösser.»Auch helfe es in Konfliktsituationen, wenn der Pfarrer in Personalfragen nicht voll in der Verantwortung stehe, sondern die Kirchenpflege nur berate.In der Schweiz bräuchten zudemviele Projekte zwareine längere Vorlaufzeit, weil jede Frage zuerst ausdiskutiert werde. «Aber dafür klappt es dann auchimerstenAnlauf, was inDeutschlandundenkbar ist,sobald mehrere Parteien beteiligt sind.»
eine liebeserklärung. Hesse hat seine Heimatverlassen, weil er vor der Wahl stand, «auszuwandern oder einen neuen Beruf zu suchen». DieRheinische Kirche verschrieb sich damals einenrigorosen Sparkurs und verfügte für Hesses Jahrgang faktisch einen Einstellungsstopp. Seine Fraufolgte ihm schweren Herzens, fand als Assistenzärztin aber immerhin leicht eine Stelle. Nachder zweijährigen, berufsbegleitenden Zusatzausbildung in Zürich legte Hesse eine Prüfung inSchweizer Kirchengeschichte und Kirchenrecht ab.Das habe geholfen, sich rasch einzuleben. Die Walliseller Kirchenpflege bestätigt es gerne: Hesse seisehr gut aufgenommen worden. «Er hat eine richtige Fangemeinde», sagt Kirchenpflegerin Braun.
Trotz der immer wieder aufflammenden Debatteüber die Einwanderung aus Deutschland sind die
deutschen Pfarrerinnen und Pfarrer alsolängst angekommen in der SchweizerNormalität. «Wir haben uns inzwischendaran gewöhnt, dass sich viele deutschePfarrer auf eine ausgeschriebene Stellebewerben», sagt derWalliseller Kirchenpflegepräsident Heinz Vögelin. Und diePfarrerin Heike Radtke aus dem Rheinland, die im Januar in der GemeindeDällikonDänikon ihre Stelle angetretenhat, formuliert eine deutsche Liebeserklärung an die Schweiz: «Ich könntejeden Tag von Neuem mein Auto anmelden, so höflich sind die Beamten.»
Nur: Im Stau helfen natürlich auchdie nettesten Beamten nichts. Dass dasAuto manchmal besser in der Garagebleibt und derWeg von Zürich in die Agglomeration im Feierabendverkehr langsein kann, muss Sven Hesse wohl erstnoch lernen. Auch diese Spitze kontertder Pfarrer aus dem Ruhrpott sogleichsouverän: Er wisse, wie man eine Fahrkarte für die SBahn löse. Aber für dieReportage müsse er doch das deutscheKlischee bedienen und den Journalisten im frisch gewaschenen Opel KombinachWallisellen chauffieren. Damüssendie Konfirmandinnen und Konfirmandenhalt einmal eine Viertelstunde warten.
profitiert. diewelle sei ver-ebbt, sagt nicolas mori, sprecherder Zürcher landeskirche. 2007und 2008 hatte die Zuwanderungaus deutschland die mitglieder-verluste fast kompensiert.auchdie reformierten profitierten alsokurz von der migration. in denfolgejahren jedoch verlor die Zür-cher Kirche 3800 mitglieder.
rückläufig. vor fünf biszehn Jahren war noch jeder zwei-te Pfarrer, der sich auf einestelle im Kanton Zürich bewarb,ein deutscher. heute habenvon 448 Pfarrerinnen und Pfar-rern 56 einen deutschen Pass,was einer Quote von 12,5 Prozententspricht. in den Kirchenpfle-
gen ist die tendenz hingegensteigend. die auswirkungen desneuen Kirchengesetzes werdenerst bei den nächstenwahlenspürbar, weil die Kandidatensu-che vielerorts abgeschlossenwar, als das ausländerstimm-recht in Kraft trat. 2010 wurden19 ausländer gewählt.
gefragt. dass die deutschenals Kirchenmitglieder gefragtsind, zeigt ein informationsblatt,mit dem sichwallisellen analle «evangelischen Zuzüger ausdeutschland» wendet: em-pfohlen wird, sich bei der einwoh-nerkontrolle als «evangelisch-reformiert» eintragen zu lassen,sofern sich die einwanderer
«als evangelisch empfindenund nicht explizit am lutherischenBekenntnisstand hängen».
ähnlich. die landeskirchehat sich zudemmit den einwoh-nerkontrollen auf ein Papiergeeinigt, das verhindern soll,dass deutsche als konfessions-los erfasst werden, weil siemit dem Begriff «reformiert»wenig anfangen können. in dentheologischen Kernthemenunterscheiden sich reformierteund lutheraner kaum. diegrösste differenz besteht imver-ständnis des abendmals.während die lutheraner voneiner realen anwesenheitvon leib und Blut christi in der
abendmahlsfeier ausgehen,feiern es die reformierten alsgedächtnismahl. liturgischorientieren sich reformiertestreng an der Bibel und lehnendie riten der alten Kirche ab.die lutheraner wiederum ken-nen Kruzifixe und zahlreicheriten. sie haben Bischöfe undsind in ihrer organisationweit stärker von der obrigkeitbestimmt als die demokratischaufgebaute reformierte Kirche.
fusioniert. die «unierten»sind aus der verschmelzungbeider Kirchen hervorgegangen –eine folge von grenzverschie-bungen während der napoleoni-schen Kriege. fmr/bu
zahlen und fakten
die deutschen in der Zürcher Kirche
Die deutsche Welle ist verebbt
«sagten dieleute nacheinemanlass,fast alles seigut gewesen,meinte ichanfangs noch,das sei einkompliment.»
sven hesse
55
6 leBen /glauBe reformiert. | www.reformiert.info | nr.6.2/ 15.Juni 2012
Bach hören und Gutes tunBenefizkonzert/ In der vollen Tonhalle wurde Bachs hMollMessegespielt. Der Konzerterlös kommt HeksProjekten zugute.
Ohne die Gönner, die treu und grosszügig spenden,könnte das Hilfswerk der Evangelischen KirchenSchweiz (Heks) nicht existieren. Nun wollte es denSpendern einmal auf besondere Weise Dank undWertschätzung ausdrücken. Daraus entstand dieIdee, die Sammeltätigkeit mit einemmusikalischenLeckerbissen zu verbinden. Frei nach dem Motto:«BachgeniessenundgleichzeitigGutes tun» luddasHilfswerk am 4.Juni zum Benefizkonzert in die Zürcher Tonhalle. Zu hören gab es die hMollMessevon Johann Sebastian Bach.
heks-ziele. In einer kurzen Ansprache am vorgängigenApéroumrissHeksStiftungsratspräsident
Claude Ruey die Ziele des Hilfswerks: Armut bekämpfen und den Unterdrückten helfen, sich gegenAusbeutung und für ein Leben inWürde zuwehren.Er wolle keine einzelnen Anwesenden namentlichherausheben, sagte Ruey mit charmantem welschem Akzent, da für Heks alle Menschen auf gleicher Stufe ständen.
genialeswerk. Theo Haupt, Pfarrer an der KircheEnge, brachte den Anwesenden Bachs Werk näher.Die hMollMesse, eine der bedeutendsten KompositionenBachs, sprengtwegen ihrer Länge von rundzwei Stunden den Rahmen heutiger Gottesdienste.Haupt sprach von einem «genialen Werk». Bach er
zähle darin vomLeben, ohne etwas zu beschönigen.Er suche nach Antworten auf jene Fragen, welchedas Leben tausendfach stellt. Zweifelnd, fragend,mit Widerständen ringend, nimmt der Komponistdie Zuhörenden mit in einen Dialog mit Gott.
Gottfried Locher, der Präsident des Rates desSchweizerischen Evangelischen Kirchenbundes(SEK), übergab seinem Namensvetter, HeksDirektor Ueli Locher, vor dem Konzert einen Scheck von60000 Franken: der erzielte Benefizerlös. Heks versuche mit seine Projekten das konkret umzusetzen,was die Pfarrer predigen, es trage damit zur Glaubwürdigkeit der Kirche bei. Ueli Locher sprach vonden «unbeschreiblichen Gegensätzen auf unseremPlaneten»; Spenderinnen und Spender von Hekstrügen dazu bei, diese Gegensätze ein klein wenigzu vermindern. Diese Spenden seien zwar nur einTropfen auf einen heissenStein – «aber dennoch einwertvoller Beitrag», sagte Ueli Locher.
sinnvolleprojekte.DerErlösdesKonzerts kommtzwei Projekten zugute: In der Schweiz mietet HeksParzellen in öffentlichen Familiengartenarealenund stellt sie Flüchtlingsfamilien zur Verfügung.Dort können sie Gemüse, Beeren und Kräuter –auch Pflanzen aus ihrer Heimat – kultivieren.So finden sie Anschluss an die Gesellschaft –ein Stück aktive Integration. Das andere Projekt:In Senegal unterstützt Heks 1500 Frauen aus19 DörfernmitWeiterbildung. Die Frauen sammelnmedizinisch wertvolle Wildpflanzen und früchte;diese verarbeiten sie und verkaufen sie in der Stadtauf dem Markt.
Inszeniert wurde die BachMesse vom BachEnsemble Zürich und vomCapriccio Barockorchester. Die Initiative zum feierlichen Anlass war vonUlrich Meldau, Organist und Kantor an der KircheEnge, ausgegangen. Virtuos brachte er am Konzertabend die Raffinessen desWerks zumAusdruckund spornte das Orchester und den Chor mit denzahlreichen jungenSolisten zu einerHöchstleistungan. stefan schneiter
katrinwiederkehrBuchautorin undPsychotherapeutinmit Praxis in Zü[email protected]
impressum/
reformiert.kanton zürichherausgeber:trägerverein «reformiert.zürich»Präsident: Pfr.rolf Kühni, stäfa
redaktionsleitung: felix reich
verlagsleitung: Kurt Blumadresse redaktion/verlag:Postfach, 8022 Zürichtel. 044 268 50 00fax 044 268 50 [email protected]@reformiert.infowww.reformiert.inforedaktion: christa amstutz (ca),delf Bucher (bu), thomas illi a. i. (ti),Käthi Koenig (kk), felix reich (fmr),stefan schneiter (sts)blattmacherin für diese ausgabe:Käthi Koeniglayout: susanne Kreuzer, fränziwyssredaktionsassistentin: elsbeth meilikorrektorat:Yvonne schärberatungsteam: romanangst-vonwiller,gina schibler, Katrinwiederkehrinserate:Kömedia ag, geltenwilenstrasse 8a,9001 st.gallentel. 071 226 92 92fax 071 226 92 [email protected]ömedia.chnächste ausgabe: 29.6.2012auflage: 250000 exemplareabonnemente und adressänderungen:stadt Zürich: 043 322 18 18stadtwinterthur: 052 212 98 89übrige: sekretariat ihrer Kirchgemeinde(s.gemeindebeilage)
frage. Wir haben sehr jung geheiratet undsind unterdessen mehr als ein halbes Jahr-hundert zusammen.Wir habenvierKinder, ichmachtedieBuchhaltung inunseremGeschäftund dann hütete ich zwei Enkel. Nun hat sichmein Mann aus dem Geschäft zurückgezo-gen und ist immer zu Hause.Das ist nicht ein-fach. Er hat zwar seinen Jassstamm und gehtmanchmal mit einem Freund wandern, aberwir sind viel mehr als früher zusammen, unddas ist ein Problem. Letzthin hatten wir rich-tigStreit: Ichhatte ihmgesagt,unsereTochterkommemitderKleinstenzumMittagessen.Erhatte es jedoch vergessen und verpasste sie.Das wurmte ihn, und er behauptete, ich hät-te es ihm nicht gesagt. Er hört mir nie zu, unddann soll ich im Fehler sein… Er ist oft müh-sam,zerstreutundbrummig.Ichbin richtiger-leichtert,wenn er einmal nicht da ist, aber ichkomme mir dabei schlecht vor. Ich habe mirunsere alten Tage anders vorgestellt. M.C.
antwort. Liebe Frau C., nehmen Siees sich nicht übel, dass Ihr Mann Ihnenmanchmal auf dieNerven geht. Das ist inIhrer Situation zu erwarten. Wesentlichist vielmehr, dass Sie sich davon nichthinunterziehen lassen. BeanspruchenSie ohne schlechtes Gewissen Freuden
inseln und Alleinzeiten für sich. Möglicherweise findet sich in der Vergangenheit Nahrung für die Gegenwart.Erinnern Sie sich an gute Momente, dieSie mit Ihrem Mann früher hatten? Vielleicht sind da ganzeGlücksfilme aus demSeelenarchiv zu holen? Die Gegenwartallerdings dürfte verbesserungsfähigsein. Nehmen Sie sich Zeit für das, wasSie beide gernemiteinandermachen. Siehaben sich Ihr Alter anders vorgestellt.Wie? Vielleicht lässt sich das eine undandere noch verwirklichen. VerzichtenSie nicht zu früh.
Im Alter verlangsamt sich das Denken.Das Frischgedächtnis, das ungefähr dieeben vergangene Stunde festhält, wirdschlechter, das LernenbrauchtmehrZeitund mehr Wiederholungen, und es wirdschwieriger, mehrere Dinge gleichzeitigim Auge zu behalten. Diese Veränderungen sind bei den einzelnen Menschensehr unterschiedlich ausgeprägt. Oftsind deshalb auch gleichaltrige Partnernicht am selben Ort, was die Denkfähigkeit anbelangt. Es ist gar nicht einfach,für einen vergesslichen, verlangsamten Partner Verständnis aufzubringen,
leBensfragen
besonders, wenn er einem noch dieSchuld für seine Fehler in die Schuheschiebt. Und doch: Es ist gut möglich,dass sich IhrMann für seineVergesslichkeit schämt. In diesem Fall wäre er sehrauf Ihre Unterstützung angewiesen.
Der Zürcher Psychiater Craig Guggenbühl hat einmal geschrieben, die Ehesei ein Heilsweg, kein Glücksweg. Esgehe dabei nicht darum, glücklich zuwerden, sondern eine gewählte Aufgabezu erfüllen und sich von ihr formen zulassen. Guggenbühls Auffassung entlastet alle, die in nicht perfekten Ehenleben. Also alle. Das Aushalten einesschwierigen Ehepartners (und wer istnicht auch schwierig?) ist anspruchsvoll,und dabei trotzdem gut zu leben hoheLebenskunst.
dermann ist pensioniertund nun immer zuhause.und er nervt.
illu
strat
ion:v
eren
ast
ummer
gemeinsames alter/ Zusammen das Leben verbringen, das istein Ideal für viele Ehepaare. Aber dann kann es geschehen, dass dasAlter ganz anders aussieht, als man es sich gewünscht hat.
in der rubrik «Lebens- und Glaubensfragen»beantwortet ein theologisch und psychologischausgebildetes Team Ihre Fragen.Alle Anfragen werden beantwortet. In der Zeitungveröffentlicht wird nur eine Auswahl.
Senden Sie Ihre Fragen an:«reformiert.», Lebensfragen, Postfach, 8022 Zü[email protected]
nachrichten
mehr geld für dieentwicklungshilfebern. Der Nationalrat hat alsErstrat Ja zu Entwicklungshilfekrediten von insgesamt11,3 Milliarden Franken fürdie nächsten vier Jahre gesagt. Diese Summe entspricht0,5 Prozent des Bruttonationaleinkommens. Die SVPscheiterte mit ihren Kürzungsanträgen. Das Parlamenthatte vor anderthalb Jahrenentschieden, die Mittel derEntwicklungshilfe auf diesenWert zu erhöhen. Damitliegt die Schweiz im Mittelfeld der OECDLänder. sts
heks schreibt dermigros einen briefzürich. Die Migros willab 2013 Produkte ausisraelischen Siedlungen inden besetzten Gebietenim Westjordanland und inOstjerusalem deklarieren.Dafür hat ihr das Hilfswerkder Evangelischen KirchenSchweiz (Heks) in einemoffenen Brief gedankt. Vieledieser Produkte würdenunter Verletzung des Völkerrechts und der Menschenrechte hergestellt. Heksfordert die Migros auf, entsprechende Produkte ausdem Sortiment zu nehmen.Jüdische Kreise verurteilenden MigrosEntscheid. sts
alkoholverzicht ander fussball-emwarschau. Im Vorfeld derEuropameisterschaft habenPolens römischkatholischeBischöfe die Fans zum Alkoholverzicht aufgerufen. DerAufruf steht auch vor demHintergrund des massivenGewaltproblems im Land, daszusammen mit der UkraineGastgeber ist. sts
SEK-Präsident Gottfried Locher (rechts) übergibt Heks-Direktor Ueli Locher einen Scheck mit dem Benefizerlös
Bild:rued
ilü
scher
reformiert. | www.reformiert.info | nr.6.2/ 15.Juni 2012 Veranstaltungen 7
leserBriefeagenda
reformiert. 11.5.2012Front: «Ausgebrannt imAmt»
reizungelektrosmog ist nicht der aus-löser für ein Burn-out, aberder elektrosmog reizt den geistund den Körper andauernd,24 stunden amtag, 7 tage diewoche und damit braucht esin der folge nur noch einen «klei-nen» auslöser für ein Burn-out.wenn aber die andauernde reizungreduziert werden kann, bleibtdamit mehr Platz für andere Be-lastungen, ohne dass es zumBurn-out kommenmuss.martin
zahnd, zürich
neuschöpfungdurch das auch in unserem Kör-per wunderbar wandelndewirkender für uns unverfügbaren gött-lichen schöpferkraft dürfen wiruns vom Kreuz unseres eigenenBurn-outs, an demwir hängen,immer wieder neu herunterholenlassen, sodass es uns wohl wirdin unserer haut und uns geschenktwerden kann, dass wir uns wiederkörperlich stark, zuversichtlichund einsatzfreudig fühlen. eduarddobler, wald
reformiert. 27.4.2012Dossier: «Baustelle Kirche»
führungmarketing, imagepflege, laden-lokal, glücksspiel, Kirchentouris-mus. ist das derweg? christiweg war anders. er ging zu denleuten und überzeugte mit leerenhänden, und sie kamen in scha-ren. ist das nicht auch die Kernkom-petenz unserer Pfarrpersonen?warummachen sie es nicht wiechristus, ihr «chef»? peter giesch,
birchwil
haltungBesonders interessant: dasdossierzur frage der «Baustelle Kirche»und –mindestens inmeinem emp-finden – die implizite antwortdarauf im leitartikel. dennmeinermeinung nach sollte die Kirche –und ich sage das als einer, der seingeld immarketing verdient –auf keinen fall rubbelgewinnspie-lemachen und sich auch nichtirgendwelchenZielgruppen gegen-über anbiedern.vielmehr solltedie Kirche stellung beziehen, hal-tung zeigen und den mut haben,alltägliches moralisch zu beurtei-len. ich bin überzeugt davon, dasseine derartige Beurteilung vielenein hilfe wäre. david guggenbühl,
zürich
reformiert. 27.4.2012«Du sollst nicht stehlen. Oder doch?»
unterscheidunges ist einerseits richtig, ungutedinge aufzudecken (aber umwelchen Preis?), und andererseitsist der datenverkauf auch landes-verrat. ich frage mich schon lan-ge, warum andere nationen erstin den letzten Jahren mit Klagenreagieren, wenn die ganzeweltdoch seit Jahrzehnten um unserBankgeheimnis weiss. für michist das Kaufen dieser cd trotz
langjährigemwissen um diesache auch scheinheilig. annisalis, winterthur
reformiert. 11.5.2012Evangelisation: Otis Moss in Zürich
gottesbeziehungotis moss spricht mir da austiefstem herzen.als christ wirdman nicht geboren und christsein ist keine religion, keinelebensart oder eine methode.sondern die existenzielle Be-ziehung zu gott, die wir nurdurch Jesus christus erhalten.leider ist es so, dass viele re-ligiöse wie bekennende christengenauso wie die säkulareweltdie Kirche nur konsumorientiertund egozentrisch für sich selbstbenutzen. reni fischer, zürich
kirchenbeziehungenZweifellos leisten die Kirchen inden usaBedeutendes.abermir scheint, dass daswort «ein-
heit» (der Kirchen) für viele nichteine Besorgnis ist. einige ken-nen denweltkirchenrat gar nicht,und andere wollen nicht «mit-machen». gewiss setzen sich dieglieder solcher kirchlicher ge-meinschaften eifrig ein.aber sieziehen den alleingang vor undkümmern sich wenig um Bezie-hungen zu anderen mitchristen.als mitglied einer minderheits-kirche fühle ichmich an den Öku-menismus gebunden.jean-jacQues mäusli, siders
reformiert. allgemein
gewinnich gehe zwar nicht sehr häufigzur Kirche. ihre Zeitung lese ichaber regelmässig mit gewinn,wofür ich mich bei ihnen bedan-ken möchte.martin schamaun,
feldmeilen
gefallennicht jede ausgabe kannmirgleich gefallen.Besonders die zweineusten nummern habenmirjedoch so viel gegeben, dass ichdenwunsch habe,mich dafürzu bedanken. ich wünsche ihnenweiterhin eine erfolgreicheredaktionsarbeit. heini brunner,zürich
besondere gottesdienste
jazzgottesdienst zum flüchtlingssonntag.mit Joscha schraff (Piano), Paul amereller(drums), Pascal rüegger (Bass) und Pfrn. elkerüegger-haller. 17.juni, 10uhr, reformierteKirche letten, imfeldstr.51, Zürich.
ökumenischer gottesdienst zum zurichpride festival (christopher street day).mit vertretern der reformierten, der christ-katholischen und der römisch-katholischenKirche.musik: orgel und trompete.17.juni, 14 uhr, römisch-katholische Kirchest.Peter und Paul,werdgässchen/Birmens-dorferstrasse, Zürich.anschliessend apéro.
ökumenisches johannisfest. «wendezeit:kosmisch–gesellschaftlich– kirchlich». mitmonika schmid (gemeindeleiterin),antongunzinger (unternehmer). «teilet» der mitge-brachten speisen am Johannisfeuer. ein-ladung der Ökumenischentisch-gemeinschaftsymbolon.23.juni, 17–22uhr, romanischelazariterkirche gfenn/dübendorf.
ökumenisches taizé-abendgebet.26.juni, 19.30–20.15uhr, ref.Kirche rüti.
ökumenische abendmeditation.27.juni, 11.juli, jeweils 20uhr, alte reformierteKirche Zürich-witikon.
treffpunktgespräch und händeauflegen. Jeden sams-tag, 10–13uhr, city-Kirche offener st.Jakobam stauffacher, Zürich.auskunft: andreas Bruderer, 0442428915.
drinnen – draussen.ausstellung zu straf-fälligkeit und resozialisierung (1972–2012).Konzipiert von style&design-studierendender Zürcher hochschule der Künste.vernissage: 21.juni, 18–20uhr.22.juni –11.juli, Karlsturm, grossmünster Zürich,mo-sa, 10–17 uhr; so 12.30–17.30uhr.Bei kirchlichen anlässen und schlechtemwetter bleibt der turm geschlossen.
muslimische und christliche frauen imdialog.veranstaltungsreihe. religionen–antworten auf fragen, die niemandmehrstellt? 23.juni, 14–16uhr, haus am linden-tor, hirschengraben7, Zürich.
arabischer frühling–herausforderungfür den religionsfrieden.mit amor Benhamida,autor aus tunesien. einladung derreligiös-sozialistischen vereinigung.23.juni, 15–17uhr, gartenhofstr.7, Zürich.
märchen zur mittsommerzeit.mit ursulaKarli, Judith Biegel-fessler und gitarrenbeglei-tung (alexandra Zehnder-Biegel).24.juni, 17uhr, Zentrum amneumarkt,Bosshardengässchen1,winterthur.
wer spielt, hat mehr vom leben. Kurs fürfreiwillige und interessierte mit hans fluri(spielpädagoge).28.juni, 9–17uhr,hirschengraben7, Zürich. info/anmeldung:0442589266, [email protected]
offener gesprächsnachmittag für verwit-wete frauen. «träume, die nie mehr wahrwerden».28.juni, 14–17 uhr, oase, Brahms-strasse 32, Zürich. fr.20.–. ohne anmeldung.
zmorge-treff für frauen. «die lust am feil-schen und Palavern».mit Katharina morello.30.juni, 9–11 uhr, hotel Krone,marktgas-se 49,winterthur. fr.20.–. ohne anmeldung.
kloster kappeltai-chi – verbunden mit dem leben.für alle, die den «tanz des lebens» kennen-lernen oder ihre Kenntnisse vertiefenmöchten.leitung: christoph endress.6.–8.juli.
heilung und erholung – tage zumauf-tanken.ausspannen für Körper, seele undgeist. Kursleitung: matthias a.weiss,vreni schaer. 10.–15.juli.
Kloster Kappel, Kappel amalbis. info/anmel-dung: 0447648830, [email protected]
kultur«lettische impressionen in musik undbild». Konzert mit liedern von richardstrauss, gabriel fauré, claude debussy, dazuprojizierte fotos von lettland. einladung derreformierten Kirchgemeinde im gut. 16.juni,19uhr, thomaskirche, Burstwiesenstr.44,Zürich. eintritt frei – Kollekte.ab 18uhr.gelateria auf der Piazza der thomaskirche.
konzertlesung der nicaraguanischenschriftstellerin gioconda belli.mit latein-amerikanischer musikbegleitung.6.juli, 20uhr, reformierte Kirche Kloten,dorfstrasse.vorverkauf: 0448131044(Papeteriewertli). abendkasse ab 18uhr.
reisenauf den spuren der frühchristlichen kelti-schen heiligen in irland. entdeckungsreisezu den wichtigsten Plätzen der frühchrist-lichen irisch-keltischen Kirche: inis mór/aran islands, skellig micheal, glendalough.16.–25.juli und 8.–17.august. reise-leitung/info/anmeldung: elizabeth Zollinger,0442520918, www.irish-culture.ch
«tänze und texte in masuren». eintauchenin die heitere landschaft masurens mittänzen aus dem Baltikum und exkursionen.leitung: christinewieland, reinhild traitler.15.–22.september. info/anmeldung:0765772402 oder 0449205471,[email protected]
tipp
Johannisnachtsternwanderung/ In der kürzestenNacht auf Pilgerwegen unterwegs zumlängstenTag.Aufbruch:Samstagabend,23. Juni, 20 Uhr von der Kirche Offener St. Jakob am Stauffacher aus. VierUhr: Johanniterfeuer und liturgischeFeier im Kloster Kappel. Wanderzeit:etwa sechs Stunden. Weitere Besammlungsorte: Oberrieden, Affoltern a.A.,Wädenswil, Zug. Kosten: Fr.40.–.
anmeldung bis 22.Juni: Pilgerzentrum St.Jakob,Tel. 044 242 89 15, [email protected]
religionssoZiologie
gewalt, undwie diemenschheit damit umgeht
dass gott den gewaltsamentod seines sohnesals versöhnungswerk braucht, war währendJahrhunderten unbestrittener glaubensinhalt.sinn und gültigkeit der «opfertheologie»werden erst seit relativ kurzer Zeit öffentlichdiskutiert und infrage gestellt. Zu dieserauseinandersetzung hat das Buch «das heiligeund die gewalt», erschienen 1972, wichtigeimpulse gegeben. der französische Kulturan-thropologe und religionsphilosoph renégirard setzt sich darin mit der frage ausein-ander,warumgewalt – undreligion – zurmenschheitsgeschichte gehören. er legt dar,dass mythen und rituale die aufgabe haben,gewalt einzudämmen: geschichten vonBruderzwist, wie sie in der Bibel, in antikensagen und in anderen Kulturen weltweitüberliefert sind, deutet girard dementspre-chend. und er beschreibt die entwicklun-gen im umgangmit gewalt von der racheüber das opfer zur rechtsprechung. kk
renÉ girard: Das Heilige und die Gewalt.Patmos-Verlag, 2012. 480 Seiten, Fr.36.90
damonalbarn ist ein suchender.mit der briti-schen Band Blur feierte er weltweit erfolge,begab sich aber früh auf kreative abwege. erversteckte sich hinter comicfiguren odergründete die virtuelle Band gorillaz. er reistenach afrika, wo er das fantastische musik-tagebuch «mali music» (2002) einspielte. daerstaunt kaum noch, dass der passionierteausprobierer nun eine oper vorlegt: «dr dee»widmet sich dem leben undwerk von Johndee (1527–1608), mathematiker, astronom,okkultist und Berater von Königin elizabeth i.albarn spricht von einer «meditation überein paar themen aus dees leben».astronomieund glaubensfragen stehen dabei im Zent-rum. das mäandrierende «cathedrals» ist einwunderbar zerbrechlicher Popsongmit offe-nen enden, der von albarns zwischen noncha-lance und melancholie oszillierender stimmelebt. das von klassisch ausgebildeten sängerninterpretierte «a Prayer» wiederum scheintmit seiner kreisenden, spartanischenBegleitungnur kurz auf. überhaupt profitiert daswerkvom geschickt arrangiertenwechselspiel opu-
lenten operngesangs undalbarns zarten, sichlangsam entfaltenden songs (das grossartige«apple carts» oder das beinahe unbemerkt be-schleunigte «themarvelous dream»).hinzukommen die vom famosen tony allen getrom-melte fantasie «Preparation» oder das syn-kopische experiment «9 Point star».mit allenhat albarn zuletzt auf «rocket Juice and themoon» zusammen gearbeitet, einem betontzurückhaltend bearbeiteten afro-Beat-albummit illustren gästen und packenden Phasen.auf demtitelbild zitiertalbarn übrigensmar-kus 10,27: «denn alles istmöglich bei gott.»«dr dee» ist nicht über jeden Zweifel erhaben.erst nach mehrmaligem hören zugänglich,eröffnet die Platte aber glücksmomente.weilalbarn den mut zum unfertigen aufbringt,tappt er nicht in die falle,dieoper zu überladen.sein talent für das fragile lied, das fragmentbleiben muss, um zu berühren, ist auch imklassischenwerk hörbar. fmr
damonalbarn: Dr Dee, Parlophone, Fr.27.90
musiK
damon albarn,der meister des unfertigen
Bilder
:Zvg
Ökumene/ VonGemeinsamkeitenund Grenzen
erscheint am 29. juni 2012
Vorschau
Bild:Z
vg
carto
on:maxsPrin
g
Bild:ret
oschla
tter
Pfarramt im Spannungsfeldder unterschiedlichen Ansprüche
Otis Moss erzählte in Zürich vonseiner Kirche in Chicago
ihre meinung interessiert uns. Schrei-ben Sie an [email protected] an «reformiert.» Redaktion Zürich,Postfach, 8022 Zürich.
Über Auswahl und Kürzungen entschei-det die Redaktion.Anonyme Zuschriftenwerden nicht veröffentlicht.
René Girard, ReligionsphilosophAuf der Suche: Damon Albarn
tipps
8 die letzte reformiert. | www.reformiert.info | 6.2/15.Juni 2012
erheben dürfen. Kuhn sah, wie Weisse,Schwarze undHispanics in abgetrenntenWelten leben.Wie vernachlässigt bei denmeisten Amerikanern das ökologischeBewusstsein ist, zeigte sich Kuhn aufFahrten entlang von kilometerlangenMüllhalden, die hoch giftig sind.
menschen. In Chicago wurde AchimKuhn die Bedeutung der Begriffe «Vision» und «Leadership» für die Kirchebewusst. «Amerikanische Pfarrpersonenhaben dann eine grosse Ausstrahlung,wenn sie als Leader mit einer Visionauftreten. Auch hierzulande muss dieKirche mit einer Vision ihre Bedeutungin der Gesellschaft deutlich machen.»Wo? «Im wirtschaftlichenMahlwerk undÜberlebenskampf droht bei uns vor allem die Mittelklasse auszubrennen. Eine sinnstiftende, seelsorgerische Kirchekann – muss – Visionen entwickeln fürArbeitsmodelle, welche die Wirtschaftam Laufen halten, aber nicht die Menschen zerstören, Visionen gegen dieAusbeutung und Selbstausbeutung derMenschen.» stefan schneiter
Predigen bewusst Wiederholungen einsetzen, um die Zuhörer miteinzubeziehen und zu Zwischenrufen zu animieren.Kuhn begegnete vielen Kindern, die ihreEltern durch Aids verloren hatten. Er erlebte fröhliche Menschen und grimmigeUniformierte, aber auchdasMiteinanderder Religionen und den hohen Stellenwert des Hexen und Wunderglaubensin Kamerun. «Die Magie ist allgegenwärtig», erzählt Kuhn, «Männer verkaufen in den Autobussen Fläschchen, diegleichzeitig vor Zahnweh, Armut undEinbruch schützen, Studenten fürchtensich vor einer Hexe im Dorf.» Am nationalen Fernsehen betete ein TVPredigerzu Gott, er möge den Bauchtumor einerFrau in ein Baby verwandeln.
müllhalden. Die nächste Station inKuhns Kontrastprogramm war Chicago.Dort besuchte er viele Gottesdiensteund bildete sich in Leadership undFundraising weiter. In den USA verbringen Pfarrer bis zu vierzig Prozent ihrerArbeitszeit mit Geldsammeln, da dieamerikanischen Kirchen keine Steuern
Zwölf Jahre Pfarramt in Adliswil lagenhinterAchimKuhn,JahremitbreiterSeelsorgetätigkeit und vielfältigen AufgabenwiezumBeispieldemNeuaufbauderKinderkirche. Im Sommer 2011 begann fürihn ein sechsmonatiger Studienurlaub,das sogenannte Sabbatical, das Pfarrerinnen und Pfarrern nach einer gewissenAmtszeit zusteht. Als Erstes suchte Kuhnim Kapuzinerkloster in Rapperswil dieStille, er meditierte, er las. Danach waren drei Wochen Einzelunterricht an derTheaterakademie in Freiburg im Breisgau angesagt. Kuhnwurde dort bewusst,wie dieKörpersprache die innereBefindlichkeit ausdrückt – und wie wichtig siefür denTransport einer Botschaft ist. Dashilft ihm, fortan die Überzeugungskraftseiner Botschaft in den Gottesdienstenzu erhöhen.
magie. Eine gänzlich andere Welt erwartete Achim Kuhn in Kamerun. Erbesuchte das Theologische Seminar derPresbyterian Church of Cameroon (PCC)in Kumba und andere reformierte Einrichtungen. Hier sah er, wie Pfarrer beim
Aus der Auszeit wächsteine Vision für die Kirche
Pfarrer Achim Kuhn, 49, will Erkenntnisse aus seiner halbjährigen Auszeit in Gemeinde und Landeskirche einbringen
Schwert und Schrift bei Zwingli
Zur Zeit Zwinglis und auch nochlange nach der reformationstanden staat und Kirche in en-ger Beziehung. in der gegen-wart jedoch ist manches infragegestellt und muss für die Zu-kunft geklärt werden. um dieseProblematik geht es in der ta-gung,die dasZentrum für Kirchen-entwicklung (ZKe) am 22. und23.Juni veranstaltet. eröffnet wirdsie am freitagnachmittag mitBeiträgen von Bernhard egg,Zür-cher Kirchenrat und Präsidentdes Kantonsrats, und gottfriedlocher, dem Präsidenten desrates des schweizerischen evan-gelischen Kirchenbundes (seK).über das «wächteramt der Kir-che» referiert Prof.wilhelm gräbvon der humboldt-universität
Veranstaltungen
Berlin.amabend kann das Pub-likum einem gespräch zwischendemZürcher Kirchenratspräsi-denten Pfr. michel müller, gene-ralvikar dr.martin grichting undweiteren teilnehmern folgen.am samstag, 22.Juni, geht esum «Public theology – ein globa-les Programm für die lokaleKirche» mit referaten und ge-sprächsgruppen.am nach-mittag moderiert Brigitta rotachein Podiumsgespräch mit ver-tretern der politischenParteien.kk
öffentliche kirche – Kirche imöffentlichen Raum.22./23.Juni, Kirchgasse 9, Zürich.Kosten für zwei Tage mit Imbiss undLunch: Fr.150.–, ein Tag: Fr.75.–.Auskünfte und Anmeldung bis 17.Juni:[email protected]
tagung
wie soll esweitergehen in der beziehungzwischen kirche und staat?
Bild:Z
vg
Bild:christin
eBärlo
cher
porträt/Was macht die Bedeutung der Kirche aus? In seinemSabbatical suchte Pfarrer Achim Kuhn nach Antworten.
achim kuhnder dreifache familien-vater achim Kuhn-schellpeper ist seit1999 Pfarrer inadliswil und dekanim Bezirk horgensowie Kommunika-tionsberater fürnonprofitorganisa-tionen. 2005 er-schien von ihm derKrimi «senioren-trost», 2010 «hoheKunst und eineleiche» und das Buch«was der menschbraucht», in dem23 Persönlichkeitenüber einen für siewichtigen religiösentext nachdenken.
vomausverkaufdes sonntagskönig. Es ist Samstag. Der grosseEinkauf ist gemacht, doch die Milchging vergessen. Also noch schnellin den Coop. Und weil es Schöneresgibt am freien Samstag, als sich ander Kasse in die Schlange zu stellen,zögern wir den Zweiteinkauf hinaus bis kurz vor Ladenschluss. Früher rannten wir um halb vier los.Heute lassen wir uns Zeit bis um halbneun. Juhui: Der Kunde ist König.Steht deshalb nur eine PackungMilch mehr im Kühlschrank? Essenwir jetzt mehr Joghurt? Natürlichnicht. Nur die Mutter, die im Ladenan der Kasse sitzt, der Vater, derdie Regale einräumt, haben einfachspäter Feierabend. Juhui: Der Kunde ist König.
knecht. Die selbst ernannten Kämpfer gegen die Krake der Bürokratie, deren liberale Denkkraft sich zusehends im Engagement für dieIndividualisierung des Konsums erschöpft, wollen am kommendenSonntag per Volksinitiative erreichen, dass wir bald überhaupt nichtmehr denken müssen im Supermarkt. Die vergessene Milch sollenwir jederzeit kaufen können. Juhui:Der Kunde ist König. Sonntagssowieso. Wer den Knecht spielt, interessiert nicht.
kapitulation. Dass das Sonntagsarbeitsverbot längst aufgeweichtwurde und an Tankstellen, Flughäfenund Bahnhöfen die Ladentürentäglich offen stehen, ist kein Argument. Das ist Kapitulation: Nurweil viele am Sonntag arbeiten, müssen nicht noch mehr Menschen amSonntag arbeiten. Überhaupt: DerAusverkauf des Sonntags bringtnicht mehr Freiheit. Ein Ruhetag istmehr als ein freier Tag. Er gibt denRhythmus vor, ermöglicht Begegnungen, ist nicht zuletzt wichtig fürFamilien. Der Sonntag versprichtFreiraum: Wenigstens ein wenig weniger Verkehr und Platz im öffentlichen Raum, ein bisschen Stille. Unddie Möglichkeit, zur Ruhe – undzur Besinnung – zu kommen. Nachzudenken: über dieses StückchenFreiheit vielleicht, das sich zu verteidigen lohnt. Auch für liberaleGeister und solche, die sich dafürhalten.
felix reichist «reformiert.»-Redaktor in Zürich
cartoon JÜrg kÜhni