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Die Volksgesangsmessen schaufenster KULTUR.REGION Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . November 2014 P.b.b. · Vertragsnummer 11Z038847M · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 0933 295 Musik / Jugendjazzorchester Niederösterreich . Volksliedarchiv / Kriegs- und Soldatenlieder Museumsdorf Niedersulz / Wintergemüse

Schaufenster Kultur.Region November 2014

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Die Volksgesangsmessen

schaufenster KULTUR.REGION

Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . November 2014

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Musik / Jugendjazzorchester Niederösterreich . Volksliedarchiv / Kriegs- und Soldatenlieder

Museumsdorf Niedersulz / Wintergemüse

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EinBlick / 3

Mehr als nur Tugenden:

QUALITÄT & REDLICHKEIT!

Förderungen der öffentlichen Hand sind nicht selten Zielscheibe für Kritik. In der Sache selbst sollte es aber, wie so oft im Leben, um eine differenzierte Betrachtungsweise gehen. Gar nicht so selten erweist sich das Kritisieren nämlich als oberflächlich, ideologisch motiviert oder bloß befindlich im Sinne eitler Selbstdarstellung. Da passiert es, dass aufgeplustert und herablassend über etwas so Unglaubliches wie eine Förderung der Anschaffung von Trachten berichtet wird. Na sowas. Dazu und völlig unaufgeregt die Fakten: Setzt man die Gesamtausgaben, wie sie im jüngsten Kulturbericht des Landes Nie-derösterreich dargestellt sind, mit den Förderungen für Trachten einschließlich der Förderung von Herstellungs-Workshops in Bezie-hung, dann ergibt dies für diese einen Anteil von 0,018 Prozent. Die Effekte daraus sind nicht nur ideeller, sondern auch nachweislich wirtschaftlicher Natur, aber das wissen bereits Anfänger im Fach Volkswirtschaftslehre.

Mag es also das eine oder andere Mal bloß darum gehen, konkrete Fördermaßnahmen madig zu machen, gibt es auch Steigerungen auf der nach oben leider offenen Skala an Bosheiten, Gemeinheiten oder Intrigen. Kennen wir nicht alle Geschichten, die in vorgegaukelter Vertraulichkeit so oder so ähnlich beginnen: Da habe eine Arbeits-kollegin erzählt, sie habe von einem Bekannten erfahren, jemand Bestimmter hätte dieses oder jenes gesagt oder getan! Solche Gerüch-te spielen auf Verwerfliches, Unmoralisches oder gar Verbotenes an und verbreiten sich wie ein Lauffeuer. Das Ziel derartiger Kampagnen der Niedertracht ist wohl klar: die Beschädigung von Menschen und

das Andichten irgendwelcher Makel. Zwar lehrt uns die Geschichte, dass die Wahrheit letztendlich immer ans Licht kommt, leider aber oft erst sehr spät.

Es ist schon klar, dass die vielen Sendungen, Druckwerke und sozia-len Medien mit Bildern, Zeichen, Buchstaben und Gezwitscher gefüllt werden wollen, doch sollte dabei nicht ganz auf Tugenden wie Redlichkeit und Qualität vergessen werden. Aber vielleicht ist es wirklich so, dass es manchen zu gut geht. Wer ohne existenzielle Not, ohne Hunger, Kriege und Vertreibung oder ohne Krankheit leben kann, müsste sich doch glücklich schätzen. Woher kommt also die Freude daran, andere zu sekkieren, ganz nach dem Motto: Was inte-ressiert mich die Welt, Hauptsache ist, dem Nachbarn geht’s schlech-ter als mir. Das kann es doch nicht sein! Gleich einem Seismograf gesellschaftlicher Entwicklungen muss engagierte Kulturarbeit rea-gieren, solchen Tendenzen entgegentreten und jeder Form einer vorgetäuschten oder verbogenen Realität den Spiegel vorhalten.

Dorli Draxler, Edgar Niemeczek

Im Wettbewerb um Aufmerksamkeit kann es schon passieren, dass Grenzen überschritten werden. Da empfiehlt es sich, rechtzeitig die Reset-

Taste zu drücken, anzuhalten und Vernunft einkehren zu lassen.

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Top-Termine / 4

November/Dezember 2014

TOP-TERMINE

NIEDERÖSTERREICHISCHES ADVENTSINGEN——————————————————So, 7. / Mo, 8. 12. 2014, 19.00 UhrAuditorium Grafenegg——————————————————

Einige der besten Gesangs- und Instru-mentalensembles aus Niederösterreich lassen das Auditorium Grafenegg mit stimmungsvollen Liedern, weihnachtlichen Weisen und besinnlichen Lesungen erklin-gen. Für heitere und auch besinnliche Zwi-schentöne sorgt die beliebte Schauspielerin Chris Pichler.

Musik: Mostviertler BlechMusikanten, Chor der Chorszene Niederösterreich, Familienmusik Six, Saitnvakehrt, Scheibbser3er.

Mit der Konzertkarte erhalten Sie am Konzerttag einmalig freien Eintritt zum Grafenegger Advent.

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Karten

Tel. 02735 5500 bzw. 01 5868383 [email protected]

JUGENDSINFONIE- ORCHESTER NIEDERÖSTERREICH——————————————————So, 16. 11. 2014, 17.00 UhrHaus der Musik, 3484 Grafenwörth——————————————————

Man nehme 80 der besten Musikschü-lerinnen und Musikschüler des Landes, eine Handvoll erfahrener Dozentinnen und Dozenten aus den Reihen des Ton-künstler-Orchesters Niederösterreich und Martin Braun als Dirigenten – und fertig ist das größte Jugendorchesterprojekt Niederösterreichs. Wer das Jugendsinfo-nieorchester Niederösterreich live erleben will, hat am 16. November Gelegenheit dazu. Auf dem Programm stehen Werke von A. Borodin, P. I. Tschaikowsky und J. Strauß Sohn.

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Karten Gemeindeamt Grafenwörth Tel. 02738 2212 [email protected]

Information Musikschulmanagement Niederösterreich Tel. 0664 84 85 368 [email protected]

MARTINILOBEN——————————————————So, 9. 11. 2014, ab 10.00 Uhr Brandlhof, 3710 Radlbrunn 24——————————————————

Bereits zum fünften Mal laden die Volks- kultur Niederösterreich gemeinsam mit weingueter-weinviertel.at zum Martiniloben in den Brandlhof ein. Der Tag beginnt mit einer Feldmesse im stimmungsvollen Ambiente des Hofs um 10.00 Uhr. Anschließend stellen die Winzer den Jungen 2014er vor und bei der Weinsegnung übernimmt Elisabeth Pröll, Präsidentin von „Hilfe im eigenen Land – Katastrophenhilfe Österreich“, die Weinpatenschaft. Neun Doppelmagnum-flaschen, gefüllt mit den besten Weinen der teilnehmenden Winzerhöfe, mit einer Weinetikette von Karl Korab werden zu Gunsten der Hilfsorganisation an diesem Tag verlost. Entweder mit einer kräftigen Ganslsuppe oder mit einem Martini-gansl aus dem historischen Backofen des Brandlhofs mit Weinbegleitung klingt das Martiniloben aus.

Wie im Vorjahr wird der Reinerlös der Veranstaltung der Organisation „Hilfe im eigenen Land – Katastrophenhilfe Öster-reich“ zur Verfügung gestellt.

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Information Tel. 02956 81222 www.volkskulturnoe.at/brandlhof

schaufenster / Kultur.Region / November 2014

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Inhalt / 5

September 2014

INHALT

IMPRESSUM Herausgeber: Prof. Dr. Edgar Niemeczek, Dorothea Draxler. Chefredakteurin: Mella Waldstein. Redaktionsteam: Mag. Michaela Hahn, Mag. Katharina Heger, Mag. Marion Helm-hart, Markus Kiesenhofer, MA, DI Claudia Lueger, Dr. Freya Martin, Mag. Dr. Jürgen Nemec, Dr. Veronika Plöckinger-Walenta, Mag. Andreas Teufl, Michaela Toifl, Mag. Ulrike Vitovec, Mag. Eva Zeindl, Mag. Doris Zizala. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Mag. Doris Buchmann, Dr. Peter Gretzel, Mag. Alexandra Eichenauer-Knoll, Dr. Franz Oswald, Peter Planyavsky, Silvia Reiß, MA, Mag. Hildegard Schandl, Josef Schick, Dr. Helga Maria Wolf, Mag. Gottfried Zawichowsky. Produktionsleitung, Marketing, Anzeigen und Beilagen: Mag. Marion Helmhart. Eigentümer/Medieninhaber: Volkskultur Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 308711m, LG St. Pölten. Tel. 02275 4660, [email protected], www.volkskulturnoe.at. Geschäftsführung: Dorothea Draxler, Mag. Dr. Harald Froschauer. Sekretariat: Tina Schmid, Carina Stadler. Grafik/Layout: Atelier Olschinsky Grafik und Design GmbH, 1060 Wien. Druck: good friends Druck- und Werbeagentur GmbH. Verlagspostamt: 3451 Michelhausen. Versandpostamt: Postamt 3112 St. Pölten. ISSN 1680-3434.

Copyrights: Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg. Artikelübernahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: Wenn nicht anders angegeben, Bild-archiv der Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Information und Berichterstattung über Kunst und Kultur und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besonde-rer Berücksichtigung der Regionalkultur im Bundesland Niederösterreich, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise. Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktionsbezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher Weise auf Frauen und Männer. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion widerspiegeln.

Cover: atelier olschinsky

Interview6 / Eva Rossmann —————— Haus der Regionen8 / Große Stimmen —————— Kamingespräche10 / Prof. Timo Heimerdinger

über Gefühle —————— Bräuche12 / Rund um den hl. Martin —————— Musikschulen14 / Jugendjazzorchester —————— Musik16 / Jazzszene in

Niederösterreich —————— NÖ Kreativakademie18 / Zehn Jahre Malakademie —————— Chorszene NÖ20 / Die „Volksmessen“

von Haydn und Schubert ——————

Singen 22 / Zu Leopoldi und Barbara ——————

Weinviertel23 / Die Geggis –

ein Kindermusical —————— Mostviertel24 / Jagdhornensemble

Windhag ——————

Waldviertel26 / Eine Novembergeschichte —————— Lebenswerk29 / Ernst Schandl –

Musiker und Komponist —————— Volksliedarchiv30 / Singen an der Front —————— Auslage32 / Bücher, CDs & feine Ware —————— NÖ Kulturpreise 201434 / Die Preisträger Volkskultur

und Kulturinitiativen —————— Weiterbildung36 / Kulturvermittlungs-

und Kustodenlehrgang ——————

Hainfeld Museum38 / Neueröffnung —————— Ferrum Ybbsitz40 / Die schwarze Gräfin

—————— Museumsdorf Niedersulz41 / Kraut & Rüben –

das Wintergemüse —————— Essay44 / 25 Jahre Fall des

Eisernen Vorhangs —————— Kultur.Region46 / Fortbildung —————— Kultur.Region47 / Intern &

Zwischen Himmel und Erde —————— Kultur.Region48 / Nachschau ——————

50 / Die letzte Seite ——————

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Interview / 6

für meine Krimis. Es geht immer um ein kleines Stück Welt und ein kleines Stück unserer Gesellschaft. Dazu erfinde ich die Handlung und spitze sie auf ’s Äußerste – auf Leben und Tod – zu. Dabei muss es in Kri-mis nicht immer um Tod gehen, denn es gibt auch im Leben genug Mörderisches. Ich habe einen Krimi geschrieben, in dem es tatsächlich keinen Toten gibt.

Wird die Reihe mit der Hauptfigur Mira Valenksy fortgesetzt?Rossmann: Solange mir Geschichten einfal-len, die zu den Figuren passen, und solange ich finde, dass ich in diesem Format etwas erzählen kann, so lange mach ich’s. Was mir dabei wichtig ist, ist die Sprache. Krimi ist ein Genre, in dem teilweise zu wenig auf die Sprache geachtet wird. Ich erzähle auch straight, aber ich setzte mich mit der Spra-che auseinander.

Sie sind Juristin, Köchin, Künstlerin. Wie ist es zu diesem Lebensweg gekommen? Rossmann: Das ist passiert. Ich habe zwei-einhalb Jahre als Verfassungsjuristin im Bundeskanzleramt gearbeitet und bin dann in den Journalismus gewechselt – zur politi-schen Berichterstattung. Ich habe begonnen, Sachbücher zu schreiben. Und dann habe ich mir, wie gesagt, einen Krimi gegönnt – und ab dem ersten Krimi war das Kochen ein Thema. Da war es naheliegend, einen Gastronomiekrimi zu machen. Ich wusste aber nicht, wie es in einer Profiküche zugeht, und habe Manfred Buchinger, den ich damals schon gut gekannt habe, gefragt, ob ich bei ihm kochen könne. Zuerst war es ihm gar nicht recht, aber dann ist ihm

Eva Rossmann

IM LEBEN GIBT’S GENUG MÖRDERISCHES

Eva Rossmann, Krimiautorin und Köchin, über ihren bunten Lebensweg, das Leben im Weinviertel und das Kochen im Gasthaus „Zur alten Schule“.

„Dabei muss es in Krimis nicht immer um Tod gehen, denn es gibt auch im Leben genug Mörderisches.“

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Frau Rossmann, Gratulation zum Wiener Krimipreis. Sie waren neben Größen der österreichischen Krimiszene wie Stefan Slupetzky oder Anne Goldmann nominiert. Wie halten Sie es mit Preisen? Schmeicheln sie oder muss man sie annehmen?Rossmann: Natürlich schmeicheln Preise und tun der Seele gut. Allerdings halte ich nichts von Rankings, bei denen Autorinnen und Autoren gereiht werden.

Sie sind eine Vielschreiberin, sie waren Jour-nalistin und Autorin von Fachbüchern. „Alles Rot“ ist Ihr aktueller Kriminalroman. Sie haben einmal gesagt, dass Sie sich nun gönnen, einen Krimi zu schreiben. Was bedeutet Ihnen das Krimigenre?Rossmann: Ich habe mir jetzt schon 16 Kri-mis gegönnt! Ich halte den Kriminalroman für ein sehr schönes Format. Er verbindet Journalistisches mit der Möglichkeit, eine Geschichte zu erzählen. Ich recherchiere viel

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Interview / 7

jemand in der Küche ausgefallen. Mir hat das Kochen so gefallen, dass ich geblieben bin. Ich habe dann die Lehre nachgemacht. In die Berufsschule musste ich nicht gehen – das wird einem ab einem gewissen Alter nachgesehen, aber die Prüfungen habe ich natürlich gemacht und den Stoff selber erlernt. Es gab ja auch Leute, die gesagt haben, dass die Rossmann als Mediengag kocht. Es ist alles andere als ein Mediengag, schon in der Früh in der Küche zu stehen, zu schneiden, zu schwitzen und dem Stress ausgesetzt zu sein …

Wie oft kochen Sie im Gasthaus „Zur alten Schule“?Rossmann: Wann immer es sich ausgeht – momentan habe ich viele Lesungen – von Donnerstag bis Sonntag. Ich brauche das.

Sie kommen aus der Steiermark und haben lange in Wien gelebt. Wie sind Sie ins Wein-viertel gekommen?Rossmann: Auch das Weinviertel ist mir passiert. Ich wollte mehr Grün und mehr Luft. Das erste Haus, das ich mit angeschaut habe, war das, in dem ich nun lebe. Es ist das Stückl Heimat, das ich mir selbst gefunden habe, und ein großes Glück.

Wie würden Sie ihren Ort kurz umreißen?Rossmann: So wie im Weinviertel üblich besteht er aus zwei Teilen – dem alten Stra-ßendorf mit der Hauptstraße und der Sied-lung. Wenn es bei uns Feste gibt, sind alle da, da gehen wirklich alle hin. Wenn’s geht, bin ich dabei. Wir haben auch noch ein richtiges Wirtshaus mit Wirtsleuten in der ich weiß nicht wievielten Generation.

Es muss feste Bräuche geben, lässt Antoine de Saint-Exupery den Fuchs im „Kleinen Prin-zen“ sagen. Wie halten Sie’s mit Bräuchen? Rossmann: Mir machen Bräuche Freude, weil sie einen mit Menschen verbinden und Gemeinsamkeit entstehen lässt. Ich gehe etwa sehr gerne bei uns in Auersthal zum Dämmerschoppen. Ich bin ja kein großer Fan von Blasmusik. Aber wenn sie spielen, freue ich mich und klatsche mit. Und wenn sie in Niederösterreich bei „Mein heilig Land Tirol“ mitsingen und aufstehen, dann hat das auch etwas Poppiges. Auf der ande-ren Seite: Begräbnisse hier am Land spenden echten Trost. Wenn die Gemeinschaft noch einmal zusammenkommt, um sich von jemandem zu verabschieden, ist das kein leeres Ritual. Da bringt Gemeinschaft Kraft.

Bereichert die Juristin Rossmann die Krimi-autorin Rossmann?Rossmann: Alles, was man gelernt oder gearbeitet hat, bringt etwas. Doch Strafrecht explizit hat mich nie interessiert. Ansonsten würde ich sagen, dass ich als Juristin gelernt habe, strukturell zu denken, und das kann ich für meine Kriminalromane anwenden. Aber es hilft mir ebenso, in der Küche unter Stress und Action zu stehen. Auch das ist ein wesentlicher Teil dieses Genres.

Als Autorin engagieren Sie sich für Urheber-rechte. Warum geht vor allem bei der Jugend das Bewusstsein dafür verloren?Rossmann: Das hat gar nicht so viel mit den Jungen zu tun, es ist ein gesellschaftliches Problem. Die Jungen können technisch bes-ser damit umgehen, aber sie haben es von der Gesellschaft übernommen. Alles, was

nicht materiell ist, hat immer weniger Wert. Es ist fast schon so, dass wir in einer durch unsere Konsumgesellschaft verordneten Kulturrevolution leben. Alles, was geistig ist, ist fast schon verdächtig. Von dem müssen wir wegkommen. Geistige Arbeit muss wie-der Wert bekommen. Denn andere profitie-ren ja gut von unserer Arbeit – man denke nur an Amazon. /

Freya Martin & Mella Waldstein

Fotos: Dietmar Bodensteiner

Eva Rossmann und Manfred Buchinger in der Küche des Gasthofs „Zur alten Schule“.

„Das Weinviertel ist mir passiert. Es ist das Stückl Heimat, das ich mir selbst gefunden habe.“

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EVA ROSSMANN———————————————————

1962 in Graz geboren, lebt im Wein-viertel. Verfassungsjuristin, Journalistin, Autorin, Köchin, ORF-Moderatorin (Café Sonntag, Ö1). Sachbücher, Drehbücher, Kochbuch „Mira kocht“, Weinviertel-Verführer „Auf ins Weinviertel“. In ihren Krimis rund um die Wiener Journalistin Mira Valensky und ihre bosnischstämmi-ge Putzfrau und Freundin Vesna Krajner geht es um aktuelle gesellschaftspoliti-sche Themen, um das, was hinter den Hochglanzfassaden unserer Konsumwelt lauert. Seit ihrem Krimi „Ausgekocht“ auch Köchin in Buchingers Gasthaus „Zur Alten Schule“. Auszeichnungen: Öster-reichischer Buchliebling 2009; Großer Josef-Krainer-Preis für Literatur 2013; Leo-Perutz-Preis (Wiener Krimipreis) für Kriminalliteratur der Stadt Wien 2014.

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Haus der Regionen / 8

Bolschoi Don Kosaken

GROSSE STIMMEN

Der Chor der Bolschoi Don Kosaken ist der einzige Kosakenchor, der ausschließlich aus Opernsängern besteht. Er gastiert am Freitag, den 14. November im Haus der Regionen in Krems.

Bolschoi Don Kosaken. Foto: z. V. g.

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Maxim Gorki notierte: „Ich besuchte einige Male die Kasernen der Kosaken, nicht weil sie so gut ritten oder schön gekleidet waren, sondern weil sie sangen und ausgezeichnet tanzten.“ So auch Sergej Alexeijwitsch Jaroff. 1920 – in Russland tobt ein blutiger Bürger-krieg. Russische Soldaten, die in der Weißen Garde gegen die Bolschewisten gekämpft haben, sind geflohen und in türkischen Inter-nierungslagern. Darunter sind viele Kosaken aus dem Gebiet am Don. Weihnachten steht bevor. Heimwehzeit. Sänger aus ehemaligen Regimentschören schließen sich zusammen, unter ihnen der junge Kosakenoffizier Ser-

gej A. Jaroff (1896–1985). Er hatte an der Synodal-Schule in Moskau Chorgesang stu-diert, über Konstantinopel und Griechen-land gelangte er nach Bulgarien, wo er und seine Männer bei Botschaftsempfängen san-gen. Man fand Gelegenheitsarbeit und sich im vagen Leben eines Emigranten wieder.

Das erste „richtige“ Konzert der Männer rund um Jaroff fand 1923 in der Wiener Hof-burg statt. Das Angebot eines Gönners, in einer französischen Fabrik zu arbeiten und als Werkschor zusammenbleiben zu können, hatte sich in Luft aufgelöst. Dafür war der

Don-Kosaken-Chor geboren. „Sie werden mit Ihrem Chor nicht nur ein Mal“, hatte der Wiener Konzertdirektor prophezeit, „Sie wer-den tausend Mal singen.“ So war es dann auch: 9.000 Konzerte gab Sergej Jaroff – ab dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in den USA beheimatet – auf der ganzen Welt.

Mit dem Erfolg gediehen Kosakenchöre wie Pilze auf russischer Erde. „Don-Kosaken“, „Kosaken vom Don“ – manchmal nur mit einem Bindestrich als feine Unterscheidung. Allein in Deutschland waren um das Jahre 2000 48 Kosakenchöre am Markt. In den

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Niederlanden sind es derzeit vier, das Inter-net listet von den „Alexandrow Don Kosa-ken“ bis zu den „Zarewitsch Don Kosaken“ zwei Dutzend Chöre auf. Unter das Rus-sische mischt sich Bulgarisches, Polnisches, Serbisches. Auch in Russland gibt es bereits Kosakenchöre wie den „Original Don Kosa-ken Chor Russland“.

Bolschoi Don Kosaken

In vielen Chören steckt bis heute ein biss-chen Original Don Kosaken wie bei den Bolschoi Don Kosaken. Im Haus der Regio-nen werden am 14. November die Bolschoi Don Kosaken auftreten. „Anfang 1980 wurde Jaroff krank, der Chor war am Zerfallen. Petja Houdjakov war damals in Berlin und wurde aufgefordert, die Tournee zu retten, er hat mit zwölf Mitgliedern begonnen, einige waren noch aus Jaroffs Chor“, so Valerie Houdjakov, Ehefrau und Managerin. Später hat Petja Houdjakov den Chor um Opernsolisten und professionelle Sänger erweitert. Die großen (= bolschoi) Don Kosaken geben Konzerte in ganz Europa, die größte Tournee ist die all-jährliche Wintertournee.

Kosaken haben eine reiche Musiktradition. Ihre Lieder vereinigen melodische Merk-male von Russen, Ukrainer und Weißrus-sen. Die Lieder lassen sich in Liebes-, Schiffs- und Räuberlieder, in Soldaten- und Kampflieder sowie Familien- und Festlieder mit allen dazugehörigen Gebräuchen glie-dern. Allein die Sammlung der Kosaken-lieder des Gebietes am Don umfasst Tausen-de von Werken. Zwischen 1894 und 1949

schrieb der Volksliedforscher A. Listopadow mehr als 2.000 Kosakenlieder auf. Auch die russische Revolution von 1917 konnte die Popularität der Lieder nicht stoppen. So hatten die von den Sowjets in den 1930er Jahren geschaffenen Armee-Ensembles, in-klusive des berühmten Alexandrow-Ensem-bles der Roten Armee, Kosakenlieder und -tänze in ihrem Repertoire.

Pferdegetrappel & Orgelbässe

Üblicherweise beginnt der Vorsänger, da-nach setzen die hohen Stimmen ein, wäh-rend die Bässe ihre Melodie in den niedrigen Registern verfolgen: rasante Kosakenlieder, bei dem der Chor das Getrappel der Pferde-hufe stimmlich nachahmt, schwermütige Lieder über die Weite der russischen Steppe und melancholische Liebeslieder sowie liturgische Gesänge aus der russisch-ortho-doxen Kirche, die einen feierlichen Glanz verbreiteten, begeistern ungebrochen. /

Petja Houdjakov (Mitte) und die Bolschoi Don Kosaken. Foto: z. V. g.

PROGRAMM IM HAUS DER REGIONEN———————————————————Do, 20. 11. 2014, 20.00 Uhr Christoph Spörk „Ebenholz“ Kabarett & Comedy

Christof Spörks getreueste Gefährtin in allen Ton- und Lebenslagen ist stets seine Klarinette, gefertigt aus edlem Ebenholz. Aus eben jenem Holz, aus dem auch die gewagte Sprungschanze gezimmert ist, über die sich Spörk kopfüber in sein neues kabarettistisches Hauptabendprogramm stürzt.

Karten sind bei allen Raiffeisenbanken, bei Ö-Ticket unter www.oeticket.at und im Bühlcenter Krems erhältlich. www.kabarettundcomedy.com

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Fr, 21. 11. 2014, 19.30 Uhr TRIO FADO Lissabon – Der Klang der Sehnsucht

Die weiche Stimme von Maria Carvalho steht im Kontrast zur rauchigen Stimme von António de Brito. Daniel Pircher begleitet den Gesang mit der für den Fado unverzichtbaren Guitarra portuguesa. Das Cello-Spiel von Benjamin Walbrodt ergänzt die klassische Fado-Besetzung perfekt.

Kat. I: VVK: EUR 16,00; AK: EUR 18,00 Kat. II: VVK: EUR 14,00; AK: EUR 16,00

Tipp: Genießen Sie vor dem Konzert ein dreigängiges Menü im Restaurant BLAUENSTEIN inklusive Konzerteintritt um insgesamt EUR 34,00.

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Mo, 1. 12. 2014 Die Alpensaga

Teil 4 (18.00 Uhr): Die feindlichen Brüder Teil 5 (20.15 Uhr): Der deutsche Frühling

Die Teile 4 und 5 des sechsteiligen Fernseh- dramas „Die Alpensaga“ von den Dreh-buchautoren Peter Turrini und Wilhelm Pevny (Regie: Dieter Berner) setzen sich mit den Ereignissen in der Zeit von 1933 bis zum Zweiten Weltkrieg auseinander.

VVK: EUR 8,00, AK: EUR 10,00 Freie Platzwahl

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Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 85015 [email protected] www.volkskultureuropa.org

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BOLSCHOI DON KOSAKEN———————————————————Fr, 14. 11. 2014, 19.30 Uhr

Kat. I: VVK: EUR 16,00; AK: EUR 18,00 Kat. II: VVK: EUR 14,00; AK: EUR 16,00

Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 85015 [email protected]

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Kamingespräche / 10

gesellschaftsabhängiger, als wir vielleicht auf den ersten Blick meinen.

Lässt sich also ein Gefühl wie die Liebe als Produkt kultureller Kontexte entzaubern?Prof. Heimerdinger: Liebe kann sicher als ein kultureller und vor allem als ein kom-munikativer Code entschlüsselt werden. Ein aktuelles Forschungsprojekt, das Paare über die Anfänge ihrer Liebe erzählen lässt, zeigt das sehr schön auf: Viele sind davon über-zeugt, ihre ganz persönliche, unteilbar-indi-viduelle Geschichte einer Liebesbeziehung zu haben. Und doch liegt ihnen allen ein analoger romantischer Code, das gleiche kommunikative Muster und Reservoire an Narrativen und Metaphern zugrunde, ob nun Liebe als Gleichklang der Seelen oder als das Finden der zweiten Hälfte zur Spra-che gebracht wird. Liebe erschöpft sich nicht in biochemischen Abläufen. Das Sich-Ver-ständigen und Sprechen über die Liebe gehört wesentlich zum Entwurf der Gefühls-ausprägung dazu.

Nun hat nicht jedes Gefühl so komplexe Kul-tur- und Bedeutungsbezüge wie die Liebe. Lassen sich auch sehr unmittelbare Emotio-nen wie dem Ekel kommunikative Kultur-codes einschreiben?Prof. Heimerdinger: Ekel wird tatsächlich als sehr unmittelbar, direkt und physisch empfunden. Und doch hat auch der Ekel seine kulturelle Seite. Dass sich Menschen ekeln, ist zwar kulturübergreifend, aber das, wovor sich jemand ekelt, lässt sich anhand vielfältiger kultureller und historischer Bezüge erschließen. Nehmen wir das Bei-spiel Nahrungstabus. Das Verspeisen von

Im Reich der Gefühle

GEFÜHLE SIND GELERNT

Timo Heimerdinger, Professor für Europäische Ethnologie an der Universität Innsbruck, im Gespräch über Gefühle als Kulturphänomen, über Liebe als kommunikativen Code und die Lust am Grausen.

Timo Heimerdinger: „Gefühle sind historisch variabel, sie verändern sich und sind im Fluss.“ Foto: z. V. g.

Die abendländische Denktradition ging mit unseren Gefühlen nicht gerade zimperlich um: Gefühle seien „dunkel und verworren“, irrational, bloß subjektiv, ohne Anspruch auf Wahrheit, fern den hehren Idealen von Ver-stand und Vernunft. Was sagt die moderne Wissenschaft dazu?Prof. Heimerdinger: Gefühle sind ein Wesensmoment unseres Menschseins, sie durchziehen alle unsere Lebensvollzüge. Das Anlegen undifferenzierter Schablonen, die unseren Gefühlen Etiketten der Irrationali-tät und bloßen Innerlichkeit umhängen, wird dem Phänomen nicht gerecht. Gefühle sind unerlässliche Grundbahnen, in denen wir unserer selbst und unserer Welt zugäng-lich werden, sie sind mitbestimmend für all unsere Wirklichkeitsbezüge. Aus kulturwis-senschaftlicher Sichtweise ist gerade das Aufbrechen und Abbauen alltagsgängiger Vorurteile über Gefühle spannend.

Inwiefern fühlen die modernen Kultur- wissenschaften den Verengungen unserer Gefühlswelten auf den Zahn?Prof. Heimerdinger: Gefühle werden meist mit Attributen des Spontanen und Individu-ellen, des Gegenwärtigen und Unwillkür-lichen belegt. Die kulturwissenschaftliche Forschung tritt diesen zumeist unhinter-fragten Zuschreibungen entgegen und destruiert sie. Sie zeigt, dass Gefühle und ihre Ausdrucksformen in einem hohen Maße gelernt werden und damit gerade nicht der Aura des Unableitbaren entsprin-gen. Der Blick auf Emotionskulturen ent-schleiert zudem den Nimbus von der indivi-duellen Unteilbarkeit der Gefühle. Gefühle bewegen sich vielmehr in kulturellen Ein-rahmungen, sie lassen sich als kollektive Phänomene entziffern, besonders deutlich etwa bei Sportereignissen. Gefühle sind historisch variabel, sie verändern sich und sind im Fluss. Und schließlich sind Emotio-nen immer auch ein willentlich Erzeugtes und damit das Produkt unserer eigenen Entwürfe..

Sind Gefühle somit das, was uns Menschen voneinander unterscheidet, oder was uns eint?Prof. Heimerdinger: In gewisser Weise beides. Gefühle unterliegen nicht nur einer jeweiligen kulturspezifischen Prägung, sie haben auch einen überkulturellen Aspekt. Alle Menschen kennen unabhängig von ihrer Herkunft und Geschichte Grundstim-mungen wie Traurigkeit und Freude, Über-raschung und Angst, Ekel und Wut – und doch ist der jeweilige emotionale Habitus und die emotionale Praxis selbst dieser Grundstimmungen kultur-, geschichts- und

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Haus der Regionen / 11

Hunden oder von bestimmten Insekten ist in unseren Kulturkreisen mit Ekelgefühlen verbunden, und doch anerkennen wir ande-re, die jene bei uns tabuisierten Lebewesen am Speiseplan haben, als Menschen an. In einer globalisierten, medial und touristisch zunehmend vernetzten und zugänglichen Welt wird die Kulturrelativität selbst so basaler Gefühle wie dem Ekel immer deut-licher. Manches, was früher als nicht essbar galt, etwa roher Fisch, ist zum Bestandteil der Genusskultur geworden. Umgekehrt sind ehemals gängige Speisen wie Innereien mitunter ekelbesetzt oder feiern in der Haute Cuisine ein Comeback als Luxuskrea-tionen. Wir sehen also: Das Reich der Gefühle ist dynamisch, erlernt und weitest-gehend Teil einer sozialen Übereinkunft. Auch im Ekel steckt Kultur. /

Das Gespräch führte Jürgen Nemec.

Im Haus der Regionen spannt das „Blauen-stein“ den Begriff der Region durchaus weit, nämlich bis Japan. „Das liegt an Küchenchef Marcel Ruhm, der trotz seiner 23 Jahre schon einen beeindruckenden Werdegang verweisen kann, der im Landhaus Bacher begann“, steht es im Wirthausführer 2015 zu lesen. Das Restaurant Blauenstein wurde von der Redaktion des „Wirtshausführer 2015“ zum „Aufsteiger des Jahres“ in Nie-derösterreich gekürt. Damit werden innova-tive und erfolgreiche Wirte geehrt, die neu in den „Wirtshausführer Österreich“ aufge-nommen wurden oder eine deutlich anstei-gende Formkurve erkennen lassen.

Hier an der Donaulände bieten die modern gestalteten Räume und die schöne Terrasse an der Donau den passenden Rahmen für Ruhms hochspannende Küche, die da auf-wartet mit: Frühlingssalat mit Tempura-Gemüse, gebeizter Traisentaler Lachsforelle

Restaurant Blauenstein

KÜCHEN- AMBITIONEN

Auszeichnung für das „Blauenstein“ im Haus der Regionen.

Modernes Ambiente im historischen Haus an der Steiner Donaulände. Foto: Blauenstein

mit Rettich und Erdnüssen, Lachsforellen-sashimi, Freilandhuhn in drei Variationen mit Erdäpfel, Ratatouillegemüse und Teriya-kisauce oder mit altmodischen, aber guten Schneenockerln mit Vanillesauce. Erwäh-nenswert ist das Angebot, vor bestimmten Konzerten im Haus der Regionen ein köst-liches, der vorgestellten Region entsprechen-des Menü im „Blauenstein“ zu genießen. /KREMSER KAMINGESPRÄCHE

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Mi, 12. 11. 2014, 18.00 Uhr Wonne und Schmerz Beate Schrott, Univ.-Prof. Dr. Martin Nuhr

Mi, 10. 12. 2014, 18.00 Uhr Leid und Mitleid Barbara Stöckl, Brigadier Mag. Rudolf Striedinger

Mi, 14. 1. 2015, 18.00 Uhr Liebe und Hass Renate Burtscher, Andreas Radovan

www.volkskultureuropa.org

BLAUENSTEIN———————————————————

Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 0699 19307883

Küchenzeiten: 11.30–14.00 Uhr u. 17.30–21.30 Uhr, Ruhetage: Di, Mi

www.blauenstein.at www.wirtshausfuehrer.at

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Volkskultur / 12 Volkskultur / 13

Martinus (316/17–397) wurde als Sohn eines römischen Tribunen in Sabaria (Szom-bathely/Steinamanger, Ungarn) geboren. Schon als 15-jähriger Soldat in der kaiser-lichen Armee, ließ er sich mit 18 Jahren taufen. Anno 371 rief ihn das Volk zum Bischof von Tours (Frankreich) aus. Als Wanderprediger bereiste er Frankreich und Deutschland und starb auf einer Pastoral-reise. Martin wurde als erster Nicht-Märty-rer (Confessor) in die römische Liturgie aufgenommen. Das Heiligengedächtnis wird

seit dem 5. Jahrhundert am 11. November begangen. Gregor von Tours (538–594), der siebente Nachfolger Martins als Bischof und bekannter Geschichtsschreiber der Franken, berichtete über das Weinpatronat. Martin hätte einen Wunder wirkenden Weinstock gepflanzt. Einem armen Fährmann hätte er Wein geschenkt, damit dieser wie alle ande-ren am Epiphaniastag feiern konnte. Mit Wasser, das man auf das Grab des Heiligen stellte, sollen sich Weinwunder ereignet haben.

Vom Asketen zum Zecher

Dennoch wirkt es seltsam, dass ausgerech-net Martin von Tours, der nach dem Zeug-nis seiner Biografen asketisch gelebt hat, nicht nur zum Patron des Weins und der Winzer, sondern auch der Zecher und Vaganten geworden ist. Dies hängt wohl weniger mit seiner Person als mit dem Datum des Gedenktages zusammen. Marti-ni am 11. November galt als Abschluss der herbstlichen Erntearbeiten, Zinstermin und

Hl. Martin

DER ASKET ALS WEINPATRON

„In der heiligen Martininacht wird der Most zum Wein gemacht“, heißt es seit Jahrhunderten. In den vergangenen Jahrzehnten sind Bräuche wie Weintaufe oder Martiniloben wieder modern geworden.

Hl. Martin. Martinigänse.

schaufenster / Kultur.Region / November 2014

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Volkskultur / 13

Martiniloben.

Tag des Gesindewechsels. Danach kam der Advent als Fastenzeit. Die ausgelassenen Feiern am Tag bzw. am Vorabend fanden ihre Parallele am Faschingdienstag, nach dem am Aschermittwoch die 40-tägige vorösterliche Fastenzeit beginnt.

Zinstermin

Martin, so wird überliefert, macht Wasser und Most zu Wein, den Sturm zum Heuri-gen und den Heurigen zum Alten. Ab Mar-tini darf man damit anstoßen und „Prost“ sagen. Der langjährige Direktor des Öster-reichischen Museums für Volkskunde, Leo-pold Schmidt (1912–1981), verweist auf die Gebräuche zu den herbstlichen Heiligen-festen, die zugleich alte Zinstermine waren und vor allem in den Klöstern gefeiert wur-den. Darüber hinaus „haben die Bauern daran Anteil genommen, und bei ihnen sind wesentliche Züge später noch bewahrt wor-den. (…) Dazu gehört der festliche Trunk, das ,Martiniloben‘, das als Erinnerung an eine alte Martinsminne angesprochen wer-den darf. (…) In Neusiedl an der Zaya und im benachbarten Südmähren hat man eine Zeitlang einen Umzug mit dem Martinslied ,Heint ist die heilige Martininacht / Da wird der Most zu Wein gemacht‘ durchgeführt.“

Für den Wein geradestehen

1984 – zum 200. Jahrestag der Zirkularver-ordnung, mit der Kaiser Joseph II. den Weinhauern erlaubte, Eigenbauwein im eigenen Haus ohne besondere Lizenz auszu-schenken – gab es im „Langen Keller“ von Friedl Umschaid in Herrnbaumgarten erst-mals das Martiniloben. Zum 20. Fest hieß es: „Bei der Weintaufe dabei zu sein, gilt als eine der größten Auszeichnungen, die ein Wein-hauer aussprechen kann. Die Feier im fami-liären Kreis wurde und wird bereichert durch das Einladen der Nachbarschaft, der Leser, der Abnehmer und der ,Lober‘. Der Lobspruch auf den jeweils zu lobenden Wein wird alle Jahre unter dem Namen des Paten im Kellerbuch vermerkt. Am 1. No-vember 1781 hob Kaiser Joseph II. durch das ,Untertanenpatent‘ in den böhmischen Län-dern die Leibeigenschaft auf. Die Bauern hatten nun das Recht auf eigenen Grund und Boden und somit auch die Möglichkeit, eigenen Wein anzubauen und mit diesem zu handeln. Was den Weinbauern aber noch

fehlte, war die nötige Erfahrung des ,Hän-dels mit Wein und Feldfrüchten‘. So man-cher Hauer bat nun seinen ehemaligen Dienstherrn oder auch die hohe Geistlich-keit, für die heurige Ernte ,gradzustehen‘. Die nun so genannten Weinpaten sorgten somit auf ihre Art für den Absatz des köst-lichen Tropfens. (…) Martini ist, nach wie vor, der früheste Termin, die Qualität des neuen – noch namenlosen – Weines zu be-urteilen und ihn somit auch beim neuen Namen zu nennen, ihn zu loben.“

Bei den Weintaufen, die nun vielerorts statt-finden, treten nicht nur – mehr oder minder prominente – Paten in Aktion, sondern auch Priester. Sie taufen den Wein nicht, sondern segnen ihn – wie die mittelalterliche Mar-tinsminne. Die Martinsminne hat mit dem Minnegesang nichts zu tun. Minne ist das mittelhochdeutsche Wort für Liebe. Am Tag des entsprechenden Heiligen (Martin von Tours, Gertrud von Nivelles, Johannes Evan-gelist, Johannes der Täufer, Erzengel Micha-el, Sebastian, Stephan, Urban, Ulrich von Augsburg) wird der Wein gesegnet. Man trinkt ihn dann zu seinen Ehren – man könnte auch sagen: aus Liebe zu ihm. Man erhoffte sich von dem Getränk Hilfe in schwierigen Lebenssituationen und einen guten Tod. Die Minne sollte vor Zauberei, Vergiftung, Ertrinken und Blitzschlag schüt-

zen, Männer stark und Frauen schön machen. Sie war ein Universalmittel für und gegen alles.

Wo man reichlich Wein trinkt, darf die pas-sende „Unterlage“ nicht fehlen – zu Martini ist es die Martinigans. Sie hat noch weniger mit dem Bischof zu tun als der Wein. Die ätiologische (erklärende) Sage aus der Breta-gne, wonach schnatternde Gänse das Ver-steck des Heiligen verraten hätten, in das er sich zurückzog, um der Bischofswahl zu entgehen, ist jünger als der Brauch. Auch ihm liegen der (nach Michaeli wichtigste) bäuerliche Zinstermin und das Festmahl zugrunde. Leopold Schmidt schreibt: „Der Bauer mit der Zinsgans ist eine stehende Figur der mittelalterlichen Bildvorstellungen geblieben (…). Die Martinsgans kam gerade zur Feier der verschiedenen Herbstfeste zurecht. Musste schon der Gänsezins ent-richtet werden, so aß man den Gänsebraten bei den Schlussfesten der Lese- wie der Pressarbeit im Weinbau auch selbst (…). Solche festliche Gänseessen dürften im klös-terlichen Bereich schon seit dem 12. Jahr-hundert üblich gewesen sein (…) beispiels-weise in Spitz und Krems, wo jeweils von der ,Pressgans‘ berichtet wird.“ /

Text: Helga Maria Wolf

Illustrationen: Magdalena Steiner

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Musikschulen / 14

as Pranzl, der auch Initiator dieses Projekts ist. Und schnell wurde klar: Mit dem Jugend-jazzorchester hat Niederösterreich eine wahre Talenteschmiede für den Jazznach-wuchs bekommen. Einigen Mitgliedern gelang bereits der Sprung von Musikschule zum -studium. Seit dem Schuljahr 2013 wird das Orchesterprojekt des Musikschulma-nagement Niederösterreich in Zusammen-arbeit mit der Franz Schmidt Musikschule Perchtoldsdorf durchgeführt: Das Orchester gewinnt dadurch einen ständigen Probenort

Jugendjazzorchester Niederösterreich

STEIN DES ANSTOSSES

Das Jugendjazzorchester Niederösterreich ist Forum für talentierte junge Jazz- und Popularmusiker aus den niederösterreichischen Musikschulen. Im November präsentiert die Big Band ihre erste CD.

Orchester bedeutet: sich einordnen, sich einfügen, keinesfalls sich anpassen oder unterordnen.

„Weus a Gaudi is!“ Für Richard Schwarz gibt es einen eindeutigen Grund, warum es für ihn etwas Besonderes ist, Mitglied beim Jugendjazzorchester Niederösterreich zu sein. Etwas ernsthafter ergänzt Robin Gader-maier: „Jugendjazzorchester Niederösterreich steht für mich für eine Gruppe junger, talen-tierter Menschen, die sich gegenseitig inspi-rieren und vor allem auf der Suche nach Neuem sind.“ Damit fassen die beiden Musi-ker das zusammen, was ihnen auch das Publikum von Konzert zu Konzert mit sei-

ner unmittelbaren Reaktion deutlich macht: durch tosenden Applaus und Standing Ovations. Denn die Spielfreude ist echt und die musikalische Qualität unglaublich hoch: eine Kombination, die das Jugendjazz-orchester Niederösterreich auf eine Ebene mit den Besten hebt.

Seit nun vier Jahren proben rund 25 talen-tierte junge Jazz- und Popularmusiker aus den niederösterreichischen Musikschulen unter der musikalischen Leitung von Andre-

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Musikschulen / 15

und neues Publikum, die Musikschule kann die Vorbildwirkung des inspirierenden Klangkörpers zur Motivation für den eige-nen Nachwuchs nützen.

Einfügen statt unterordnen

Das Jugendjazzorchester bietet den jungen Musikern in erster Linie die Möglichkeit, professionelle Arbeits- und Auftrittserfah-rungen zu sammeln. Doch Orchesterarbeit ist viel mehr als Proben und Auftreten. „Orchester bedeutet: sich einordnen, sich einfügen, keinesfalls sich anpassen oder unterordnen. Musik möchte Aktivität und Verantwortung von allen – Orchester ist gemeinsames Gestalten“, so Andreas Pranzl. „Das Jugendjazzorchester Niederösterreich bietet dem gemeinsamen Gestalten ebenso Raum wie der einzelnen Persönlichkeit, der Solistin, dem Solisten.“ In diesem Sinne wählt Andreas Pranzl auch das Repertoire sorgfältig aus, denn es soll herausfordernd, aber nicht überfordernd sein. In der Stilistik weist dieses ein breites Spektrum auf: von poppigen Klängen über Gospel und Latin bis hin zu Funk ist alles dabei, denn „es soll greifbar sein, und dennoch ist es wichtig, den Musikern weniger vertraute Stücke zu zeigen, die sie auf eine neue Art und Weise erarbeiten und kennenlernen müssen“. So steht unter anderem eine Komposition von Andreas Pranzl selbst am Programm: „Stein

des Anstoßes“ ist auch der Titel des aktu-ellen Projektes des Jugendjazzorchesters Niederösterreich.

Genauigkeit und Spontaneität

Mit einer CD-Produktion krönte die Big Band eine höchst erfolgreiche Frühjahrs-saison: Eine Erfahrung, die die Musiker wohl nicht so oft wieder machen werden, ist doch die Aufnahme einer Big Band äußerst selten. Mit Werken von Herbie Hancock bis Paul Simon zeigen die Musiker eine große stilistische Bandbreite, die bis zu Eigenkom-positionen von aktuellen und ehemaligen Mitgliedern, wie „Thinking ’bout Irmgard“ von Lukas Schönsgibl, reicht. Der Titel der CD, „Stein des Anstoßes“, ist Programm: Der Stein des Anstoßes bringt die Dinge zum Laufen, er ist der erste Impuls und sorgt für Unruhe. Er ist kein ständiger Begleiter, leicht verliert man ihn aus den Augen und seine Kraft verschwindet. Diesen Impuls zu nützen und in Energie umzuwandeln, ist das erklärte Ziel.

„Bei einer CD-Produktion ist es sehr wich-tig, einen Weg zu finden, möglichst viel an Qualität, das heißt unter anderem Gewis-senhaftigkeit und Genauigkeit, liefern zu können, ohne zu überfordern, und anderer-seits auch die Energie und Spontaneität zu vermitteln, die bei einem Live-Konzert so

Jazz we can: Mit einer CD-Produktion krönte die Big Band ein höchst erfolgreiches Jahr.

deutlich spürbar ist“, erklärt Andreas Pranzl die großen Herausforderungen bei einer Tonaufnahme. „Jeder Musiker muss wissen, wie er sich einfügen kann, denn wenn jemand ‚nur mitspielt‘, zerfällt das Gefüge. Dies wäre auf einer CD verstärkt hörbar.“ Demzufolge ist die Aufnahme einer CD nicht nur ein Kurzprojekt – die Arbeit beginnt weit vorher und fließt in die stän-dige Probenarbeit mit ein. Drei Tage inten-sive, konzentrierte Arbeit in Waidhofen an der Ybbs waren der Grundstein für ein musikalisches Ergebnis, das sich hören las-sen kann. Die Professionalität, die die jun-gen Musiker bei der Arbeit an den Tag legten, beeindruckte Andreas Pranzl und das Aufnahmeteam mit Roland Baumann Senior und Junior und Alois Aichberger besonders. Dass dabei die „Gaudi“ dennoch nicht zu kurz kam, erklärt sich bei dieser Big Band wohl von selbst … /

Text: Katharina Heger

STEIN DES ANSTOSSES———————————————————Jugendjazzorchester Niederösterreich

CD: EUR 18,00

Erhältlich über www.musikschulmanagement.at

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schaufenster / Kultur.Region / November 2014

Musik / 16

derösterreich – und es gibt sie bei genauerem Hinsehen – hat Ansätze in beide Blickrich-tungen: zurück zur guten alten Zeit und nach vorne. Niederösterreich muss sich nur ent-scheiden: Hören wir beim Jazz auf oder fan-gen wir beim Jazz an.“

Aufbruch in neue Jazz-Stile

Also doch eine einschlägige Szene in Niederösterreich?! Einerseits ist sie klassisch und „traditional“ reproduzierend und reflek-tierend, andererseits ist ein Aufbruch in neue, bisherige Jazz-Stile überwindende Aus-drucksformen feststellbar. Mit vorwiegend eigenen Kompositionen, Stilrichtungen, Per-sönlichkeiten, Ensembles, Events. Dies auf bemerkenswert hohem Niveau. Mitverant-wortlich dafür ist Niederösterreichs hoch entwickeltes Musikschulmanagement ebenso wie eine effiziente Förderkultur. Vor allem aber Kreativität und Engagement der frei-schaffenden Musiker der Jazzszene des Lan-des. Es gibt sie jedenfalls. Im Folgenden soll ein Überblick über diese spezielle Musik-szene in Niederösterreich gegeben werden – ohne auch nur einen annähernden Anspruch auf Vollständigkeit. Einzelne Initiativen, Per-sönlichkeiten, Ensembles treten schon jetzt stärker in Erscheinung. So rückt diese Facette der niederösterreichischen Musikszene stär-ker als bisher in den Fokus.

musikfabrik und breite Förderstruktur

Doch zurück zur genannten Förderstruktur, für die hier beispielhaft die musikfabrik nie-derösterreich als Partner der Kulturabtei-

Jazz in Niederösterreich

ZURÜCK UND NACH VORNE

Eine Bestandsaufnahme mit Überraschungen.

Kunzwana Project: Jazz fusioniert mit Musik aus Simbabwe mit Franz Hautzinger (rechts), Glatt & Verkehrt in Krems, 2014. Foto: Sascha Osaka

Niederösterreichs Jazzszene zu unterschät-zen, das wäre leichtfertig und jedenfalls Ausdruck von Unkenntnis. Anders gesagt: Diese Szene in Österreichs größtem Bundes-land zu erkunden, ist lohnend, Überra-schungen inkludiert. Fazit vorweg: Das tra-ditionelle Kultur- und insbesondere auch Musikland Niederösterreich hat in den letz-ten rund 30 Jahren einen weiteren Aufbruch erlebt – auch dort, wo man es a priori nicht vermuten würde: im Jazz.

Jazz – eine „schöne Leich’“?

Hier stellt sich zunächst die Grundfrage: Hat das, was man dazu in Niederösterreich

erfährt, tatsächlich noch mit Jazz im klas-sischen Sinn zu tun? Dazu zwei Aussagen von Wissenden: Profil-Journalist Sven Gäch-ter spricht vom Jazz als „schöner Leich’“, am „musealen Ende seiner Geschichte“ stehend. Er zitiert Altmeister Miles Davis’ Definition von Jazz als „ungebremstes Musizieren – ohne Berührungsängste und Dünkel“. Das lässt Interpretationsspielraum offen. Für Gottfried Zawichowski, Geschäftsführer der musikfabrik niederösterreich, einem der pro-filiertesten Musikmanager des Landes, ist der Begriff Jazz bereits passé. Freilich sind für ihn Rhythmik, Harmonik und Improvisations-kunst die Voraussetzungen für künftige neue Musik. Zawichowski: „Die Jazzszene in Nie-

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Musik / 17

lung des Landes steht. Sie wurde für die „Szenenutzer“, ihre Ensembles, für Festivals und Veranstalter geschaffen. Früher hatten junge, bestens ausgebildete Musiker kaum Auftrittsmöglichkeiten, haben sie teils auch heute nur eingeschränkt. Die Kultur-Ära von Erwin Pröll hat wichtige Weichen gestellt, so ist die musikfabrik niederöster-reich mit Geschäftsführer Gottfried Zawi-chowski seit 18 Jahren Rechtsträger für eine ganze Reihe neuer, zeitgenössicher Aktivi-täten, namentlich auch im Jazzbereich. Als spezielle Marke dafür wurde die Initiative „musik aktuell – neue musik in nö“ ein-gerichtet. Hier reicht der Bogen von Jazz-seminaren im Schloss Zeillern bis zu rund 100 Konzerten pro Jahr mit einem speziellen Jahresschwerpunkt. Heuer gestaltet diesen der Musikpädagoge und Leader der LA Big-band, Lois Aichberger aus dem Mostviertel, mit dem Thema „groove“. 120 Musiker (Ensembles) haben dazu Projekte einge-reicht, 60 wurden von Aichberger ausge-wählt. Das erfreuliche Ergebnis: Bis Jahres-ende finden im ganzen Land über 100 Kon-zerte mit neuer Musik statt, bei denen Jazz ganz stark vertreten ist.

Jugend-Jazz und Uni-Angebote

In Österreich einzigartig ist das Musik-schulmanagement Niederösterreich mit 128 Musikschulen und 58.000 Musikschü-lern und Musikschülerinnen. Nicht wenige Musikschulen bieten das Fach Popularmu-sik oder Jazzensemble an. Ein ausgespro-chenes Highlight dabei ist das Jugendjazzor-chester Niederösterreich unter Leitung von Andreas Pranzl (siehe Seiten 14/15). Es gibt

Festivals wie jenes mit Marianne Mendt (Mendt: „Jazz ist kein Minderheitenpro-gramm, es gibt immer mehr Talente“), auch „Glatt & Verkehrt“ in Krems ist ein Schmelz-tiegel für innovative Musik. Und „Jazz in Contemporary Music“ am Zentrum für Zeitgenössische Musik an der Donau-Uni Krems ist ein neuer Universitätslehrgang, der sich an Studierende im Jazzfach und in zeitgenössischer Musik richtet.

Starke Interpreten – fehlende Musik-Hauptstadt

Jazz in Niederösterreich lebt natürlich von Persönlichkeiten, die über das Land hinaus-strahlen und hier nur in kleiner Auswahl genannt werden können: Christian Muth-spiel, Walter Grassmann, die Breinschmids, Gina Schwarz, Viola Falb, Martin Ptak, Richard Graf, Thomas Gansch, Robert Michael Weiß, Mic Oechsner, natürlich Lois Aichberger, Andres Pranzl. An einer Tatsa-che kommt man bei Beurteilung der Jazzsze-ne in Niederösterreich nicht vorbei: Es gibt wohl einzelne Szenelokale – sogar in kleine-ren Gemeinden, wo man sie nicht vermuten würde. Woran es mangelt, ist der urbane Schmelztiegel, den eine solche Szene braucht, es fehlt die echte Musik-Haupt-stadt. Die Jazzszene im Land ist gleichsam regionalisiert, die Entwicklung mit guter Förderstruktur im Fluss. Ein enormes Potenzial mit Persönlichkeiten und Talenten ist vorhanden. So hat Jazz in Niederöster-reich Zukunft. /

Text: Franz Oswald

Jazzkeller in Drosendorf an der Thaya. Foto: Franz Krestan

Hans Strasser am Kontrabass. Foto: musikfabrik niederösterreich

JAZZ IN NIEDERÖSTERREICH———————————————————Fr, 14. 11.–So, 16. 11. 2014 Jazzworkshop vocal jazz:Basic

Schloss Zeillern

Information und Anmeldung: www.musikfabrik.at

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Fr, 5. 12.–Fr, 8. 12. 2014 Jazzworkshop BIG:Band

Schloss Zeillern

Information und Anmeldung: www.musikfabrik.at

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Sa, 8. 11. 2014, 20.30 Uhr Jazzforum Mödling

„Creme Proleau“ mit Lorenz Raab (tp), Phillip Nikrin (p), Herbert Pirker (dr)

2340 Mödling Kaiserin-Elisabeth-Straße 22 www.jazzforum.eu

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Sa, 22. 11. 2014, 20.00 Uhr Jazzkeller Drosendorf – Caoba

Die Formation Caoba wurde vom viel-seitigen Perkussionisten Anton Mühlhofer gegründet: Latin-Jazz der besonderen Art.

2095 Drosendorf, Hauptplatz 1

www.jazzclub-drosendorf.at

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NÖ Kreativakademie / 18

Zehn Jahre Malakademie

KÖSTLICHE KUNST

In der Werkschau Bild präsentieren die jungen Talente der Niederösterreichischen Malakademie die besten Werke eines Jahres. Anlässlich der Präsentation des zehnten Jubiläumsbandes wurden zehn Tortenkunst-

werke serviert, inspiriert von zehn Werken aus zehn Jahren.

Zum Vernaschen viel zu schön.

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NÖ Kreativakademie / 19

Wolken ziehen auf, am Horizont ein schma-ler Waldstreifen, ein Strohballen dominiert die Landschaft. Marten Bergers Werk kann nicht nur im zehnten Band der Werkschau Bild der Niederösterreichischen Malakade-mie bewundert werden, sondern wurde in Waidhofen an der Ybbs auch als Torten-kunstwerk präsentiert.

„Jahr für Jahr beeindrucken uns die kreativen Talente der Niederösterreichischen Malaka-demie in der Werkschau Bild mit der künstle-rischen Qualität und Reife ihrer Arbeit. Um den zehnten Jubiläumsband gebührend zu feiern, haben wir die Waidhofner Konditorei Hartner beauftragt, zehn Tortenkunstwerke, inspiriert von zehn Werken aus zehn Jahren Werkschau Bild, zu kreieren“, erzählt Mag. Rafael Ecker, Geschäftsführer der NÖ KREA-TIV GmbH, unter deren Dach sich die Nie-derösterreichische Malakademie befindet. Das Resultat dieser ungewöhnlichen Torten-bestellung war faszinierend. Zehn komplett unterschiedliche Tortenkunstwerke schiller-ten beim zehnten Geburtstagsfest der Nieder-österreichischen Malakademie im Kristallsaal des Rothschildschlosses Waidhofen an der Ybbs in allen Farben des Regenbogens. „Zum Vernaschen sind die Torten eigentlich viel zu schön, doch Teil dieser Kunst ist eben auch der Geschmack – und der ist sagenhaft“, meint Giuseppe Rizzo, zuständig für Kreativi-tätsförderung bei der NÖ KREATIV GmbH.

Malakademie setzt kreative Prozesse in Gang

Der künstlerische Tortenreigen war nicht der erste kreative Prozess, den die Nieder-

österreichische Malakademie angestoßen hat. Aus dem Pilotstandort der Malakademie in Waidhofen an der Ybbs ist die Nieder-österreichische Kreativakademie hervorge-gangen. Binnen zehn Jahren hat sich ein weitverzweigtes Netzwerk an Akademien entwickelt, mittlerweile werden 62 Akade-mien an 33 Standorten im gesamten Bundes-land Nieder-österreich angeboten: Akademie für Schmuck- und Metallgestaltung, Bilder-hauer-, Film-, Foto-, Journalismus-, Mal-, Musical-, Schauspiel-, Schmiede- und Schreib-akademie – die Angebotspalette der Nieder-österreichischen Kreativakademie ist genauso breit gefächert wie die kreativen Talente jun-ger Menschen. An die 6.000 Kinder und Jugendliche haben die Niederösterreichische Kreativakademie bis dato absolviert. Jedes Semester entfalten rund 500 neue Teilnehmer ihre kreativen Talente in der Niederöster-reichischen Kreativakademie.

Leidenschaft, nicht auf Papier beschränkt

Die Werkschau Bild ist zu Papier gebrachte Leidenschaft. Mit dem zehnten Jubiläums-band beschreitet die Niederösterreichische Malakademie neue Wege. Die kreative Lei-denschaft der Schüler wird sich nicht mehr auf Papier beschränken, denn der zehnte Band der Werkschau Bild erscheint auch online als E-Magazin. Auf jedem Smartphone und Tablet – zukünftig womöglich sogar auf jeder Uhr – kann nun die kreative Leiden-schaft der jungen Talente bewundert werden.„Die Niederösterreichische Kreativakade-mie ist ein Angebot für 12- bis 19-Jährige“, erklärt Ecker. „Es ist daher ein logischer

Schritt, die Werkschau Bild auch online zur Verfügung zu stellen. Schließlich wollen wir die jungen Menschen dort abholen, wo sie ohnehin schon sind.“. /

Text: Markus Kiesenhofer

Fotos: photo-graphic-art-at

NÖ MALAKADEMIE———————————————————Die „Werkschau Bild“, Band 10, ist online zu bewundern:

issuu.com/werkschaubild/docs/ werkschaubild10

Die Niederösterreichische Malakademie ist ein Angebot der Niederösterreichi-schen Kreativakademie.

Tel. 02742 9005 16841 [email protected]

noe-kreativakademie.at

schaufenster / Kultur.Region / November 2014

Zehn Tortenkunstwerke schillerten in allen Farben des Regenbogens.

Als Inspiration für diese Torte diente Marten Bergers Strohballen.

Das Werk ist in der Malakademie Pressbaum entstanden. Foto: Marten Berger

Katharina Stemberger, Moderatorin des Geburts-tagsfests, Katharina Heim, Konditormeisterin der

Firma Hartner, und Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Wolfgang Sobotka, der Initiator der Nieder-

österreichischen Kreativakademie. Foto: NLK/Johann Pfeiffer

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Chorszene Niederösterreich / 20

Die Gottesdienstgemeinde soll sich beteili-gen, sie soll in der Muttersprache singen, und die Texte sollen wirklich zur Liturgie passen: Was sich anhört wie Forderungen am Vorabend des Zweiten Vatikanischen Konzils, war auch schon Ende des 18. Jahr-hunderts auf der Tagesordnung.

Die „katholische Aufklärung“ im süd-deutsch-österreichischen Raum traf sich hier mit den Ideen Josephs II., und nicht zuletzt war auch der Salzburger Erzbischof Graf Colloredo auf dieser Linie (er ist vor allem als vorgeblich antikirchenmusika-lischer Dienstherr Mozarts bekannt). Er führte das „moderne“ Landshuter Gesang-buch von 1777 in seinem Bistum ein und ließ es zuvor von Michael Haydn überarbei-ten bzw. für österreichische Verhältnisse

adaptieren. Dort findet sich eine Singmesse von Norbert Hauner mit Texten von Johann Franz Seraph Edler von Kohlbrenner, die Vorbild für eine ganze Welle von deutschen Gesängen zur Messfeier wurde – zur Messe wohlgemerkt, nicht als Messe; liturgische Texte durften schließlich nicht durch mut-tersprachliche Nachdichtungen ersetzt wer-den. Während also der Priester still das Gloria betete, sangen die Gläubigen die Gloria-Strophe der Singmesse. Und so ging es – nur durch leises Orgelspiel zur Wand-lung unterbrochen – bis zum Schluss des Gottesdienstes weiter.

Zusammenhang zwischen Gesang und Liturgie

Die Texte – vor allem die der Schubert-Messe – sind ja auch weniger als präziser liturgischer Gesang gedacht, sondern als Ausdruck der Empfindung des Gläubigen beim jeweiligen Teil der Messe. Aber immer-hin war so ein Zusammenhang zwischen Gesang und Liturgie geschaffen, der deut-lich über die frühere Praxis hinausging – wie etwa stilles Rosenkranzgebet und hie und da eine Litanei.

Es gibt zu denken, dass damals „neue geist-liche Lieder“ auf Geheiß der kirchlichen Obrigkeit geschaffen wurden – und auch, dass sich Meister wie Michael Haydn und Franz Schubert unter eine Schar von heute vergessenen Liedermachern eingereiht haben, um solche Zyklen zu vertonen. Von den Dutzenden Singmessen haben freilich nur wenige überlebt, aber die Haydn-Messe und die Schubert-Messe haben die litur-

gischen Reformen und mehrere neue Gesangbücher überdauert und erfreuen sich einer begrenzten, aber anhaltenden Popula-rität. Bei einer Umfrage Ende des 20. Jahr-hunderts nach den am meisten vermissten Gesängen im Stammteil des Gotteslob (1975) wurde die Singmesse von Schubert am vierthäufigsten genannt. /

Text: Peter Planyavsky

Kirchenmusik

SINGMESSEN

Die historische Entwicklung der „Singmessen“.

Joseph Kriehuber: Franz Schubert, Lithografie von C. Helfert.

schaufenster / Kultur.Region / November 2014 schaufenster / Kultur.Region / November 2014

VOLKSGESANGSMESSEN IM GOTTESLOB ———————————————————Haydn 710 (801), Schubert 711 (802)

Original- und Gebrauchsfassungen (Arrangement Hans-Peter Manser)

CD und Noten erhältlich bei:

Chorszene Niederösterreich Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 Tel. 02732 85015 12 [email protected]

Niederösterreichischer Blasmusikverband 3311 Zeillern, Schlossstraße 1 Tel. 07472 66866 [email protected]

Musikverlag Johann Kliment 1090 Wien, Kolingasse 15 Tel. 01 3175147-0 [email protected]

Ausführliche Informationen zum neuen Gotteslob:www.gotteslob.at

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Das Deutsche Hochamt von Michael Haydn und die Deutsche Messe von Franz Schubert sind beides exemplarische Kompositionen der Klassik, die zum katholischen Gemein-gut geworden sind. Beide Werke weisen ihre Schöpfer als subtile und feinfühlige Kompo-nisten aus, die einerseits praktikable und gut singbare Messkompositionen schufen, ande-rerseits aber Kunstwerke von tief empfun-dener Religiosität und ausgeprägtem Wort-Ton-Verhältnis.

Sie gehören zu den wenigen kirchlichen Volksgesängen der Klassik, die sich bis heute zu Recht ungebrochener Beliebtheit erfreu-en. Seit langem besteht der Wunsch nach einem Arrangement der beiden Messen mit Rücksicht auf die tatsächlichen Besetzungs-möglichkeiten unserer Blasmusikkapellen und auf die Singbarkeit für den Kirchenbe-sucher. Hans-Peter Manser erhielt in diesem österreichweit einzigartigen Projekt von der Chorszene Niederösterreich in Kooperation mit dem NÖ Blasmusikverband den Auf-trag, eine solche Fassung zu erstellen. Die im Kliment Verlag erschienenen Noten werden allen Mitgliedskapellen des NÖ Blasmusik-verbandes kostenlos zur Verfügung gestellt.

Die nun neu aufgelegten Werke (als CD und als Arrangement für Blaskapellen) gelten zu Recht als „Kleinod“ und legen berührendes Zeugnis einer Zeit ab, in der selbstbewusste bürgerliche Werte aus dem Geist der Aufklä-rung Eingang in die religiöse Praxis gefun-den haben. Bis heute singt man diese Lied-folgen gerne und häufig in unseren Kirchen – wenngleich sie dort auch oft ein wenig verstaubt und mit wenig Schwung erklingen.

Originalfassung und Neuarrangement

Intention dieses Projektes war es daher, diese wunderbaren Werke in ihrer ganzen schlichten Schönheit wieder mehr ins Bewusstsein der Sänger, Musiker und Got-tesdienstbesucher zu rücken und dabei auch auf den künstlerischen Gehalt hinzuweisen. Auf der neu erschienenen CD haben wir beide Werke in ihren Bläseroriginalfas-

sungen eingespielt – quasi als Referenz vor den Meistern Franz Schubert und Michael Haydn. Ebenfalls aufgenommen haben wir das Neuarrangement für Blasorchester von Hans-Peter Manser, das sich einerseits mög-lichst genau an diese Vorlagen hält, ander-seits hat er als Arrangeur darauf geachtet, eine Besetzung vorzugeben, die von mög-lichst vielen Blaskapellen umsetzbar ist. Der Tonartenplan beider Werke orientiert sich an den Möglichkeiten der Instrumenta-listen, vor allem aber am Tonumfang des kirchlichen Volksgesanges.

Die Chorszene Niederösterreich hat in Zusammenarbeit mit dem NÖ Blasmusik-verband und gemeinsam mit dem Kliment-Verlag die Neuedition dieser beiden Werke vorgenommen und damit hoffentlich man-che Kapellmeister dazu angeregt, nicht mehr die schwer singbaren Marschbuchfassungen zu verwenden, sondern das neue Arrange-ment. Die Meister Franz Schubert und Michael Haydn haben es verdient, dass ihre Werke, die so nahe am Volkston geschrieben sind und dabei jegliche Banalität vermissen lassen, wieder mit mehr Wertschätzung und Freude gesungen werden. Greift man im neuen Gotteslob zu den Nummern 710 und 711 (im alten Buch waren es die Nummern 801 und 802), so sollte das kräftige Mitsin-gen mit den Bläsern kein Problem darstel-len. /

Text: Gottfried Zawichowski

Kirchenmusik

NAHE AM VOLKSTON

Die Neubearbeitungen der „Volksgesangsmessen“ von Michael Haydn und Franz Schubert im neuen Gotteslob.

Gotteslob_A4.indd 1 18.02.14 11:40

Bei der Neubearbeitung der Messen ist das Augenmerk auf die gute Singbarkeit sowie die tat-

sächlichen Besetzungsmöglichkeiten gerichtet.

Chorszene Niederösterreich / 21

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schaufenster / Kultur.Region / November 2014

Weinviertel / 23Industrieviertel / 22

Die hl. Barbara, deren Fest am 4. Dezember gefeiert wird, ist eine christliche Märtyrerin und lebte Ende des dritten Jahrhunderts. Historisch gesehen ist über sie nur wenig bekannt, das meiste entstammt lediglich der Legende. Barbara bildet mit Katharina und Margareta die Gruppe der drei heiligen Madeln, der Bauernpatroninnen unter den 14 Nothelfern, und gilt als Schutzpatronin vor allem der Bergleute.

Bis heute werden am Barbaratag Zweige von den Obstbäumen geschnitten und ins Wasser gestellt. Zu Weihnachten werden sie blühen und den Glanz verdeutlichen, den die Geburt des Erlösers in die Welt gebracht hat. Noch vor einiger Zeit erhielt in Niederösterreich jedes Familienmitglied einen eigenen Zweig, um daraus sein Glück ableiten zu können. Beim Schneiden der Zweige sollten bestimmte Regeln eingehalten werden. In Böhmen durf-te man nur mit dem Hemd bekleidet und mit vom Baum abgewandtem Gesicht schneiden, woanders durfte nur während des Vesperläu-tens geschnitten werden. Der Advent wird von der Lichtsymbolik geprägt. Die Barbara-zweige drücken das Licht der Christusnähe aus, in denen die Heilige gleichfalls zur Licht-bringerin wird. Wenn auch am Barbaratag die Zweige wie tot aussehen, werden sie in der Heiligen Nacht blühen und das Leben in sei-ner Fülle zeigen.

Die Volkskultur Niederösterreich lädt mit Gesangs- und Musikgruppen zur Heiligen Messe mit anschließendem Barbarasingen ein, um ihrem 2007 verstorbenen Ehrenob-mann Alexander Veigl anlässlich seines Geburtstages am Barbaratag zu gedenken. /

Singen

BARBARASINGEN

Barbarasingen in Mödling zu Gedenken des Ehrenobmanns der Volkskultur Niederösterreich, Alexander Veigl.

Hl. Barbara, Pfarrkirche St. Stephan in Villanders, Südtirol. Foto: WikiCommons/Wolfgang Moroder

BARBARASINGEN———————————————————Fr, 28. 11. 2014 Herz Jesu Kirche 2340 Mödling, Maria-Theresien-Gasse 18

18.15 Uhr: Turmblasen mit dem Bläser- gruppe der Trachtenkapelle Perchtoldsdorf

18.30 Uhr: Hl. Messe mit Barbarasingen (in memoriam Alexander Veigl)

Einleitung: Edgar Niemeczek, Kultur.Region Niederösterreich

Musikalische Gestaltung: Bläserensemble Trachtenkapelle Perchtoldsdorf, Ö-streich, 5-G’span Musi, Hainbach Sänger aus Straß-walchen

Information und Anmeldung Tel. 0664 8223963 (Andreas Teufl) [email protected]

Eintritt frei!

LEOPOLDISINGEN———————————————————So, 16. 11. 2014, 14.00 Uhr Pfarrkirche Bruck an der Leitha

Bereits zur Tradition geworden ist das Leopoldisingen der niederösterreichischen Bäuerinnensinggruppen, das diesmal in der Pfarrkirche Bruck an der Leitha erklingt. Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der Bäuerinnen, Landwirtschaftskammer Niederösterreich und der Chorszene Nie-derösterreich bittet die Volkskultur Nieder-österreich am 16. November Bäuerinnen-singgruppen auf die Bühne.

Eintritt frei!

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Weinviertel / 23

Österreich kann sicher als „Land der Vereine“ bezeichnet werden. Von der Freiwilligen Feu-erwehr über Jugendorganisationen und Spor-tinitiativen bis hin zu kulturellen Vereinen sind diese für den sozialen Zusammenhalt und das gesellschaftliche Zusammenleben vor allem in ländlichen Regionen von großer Bedeutung. In Breitenwaida hat sich nach einigen Jahren erfolgreicher Arbeit der Dorf-verein Breitenwaida dazu entschieden, in Zukunft sein Hauptaugenmerk auf die Kul-turarbeit zu legen. Unter einem neu struktu-rierten Vorstand: Obfrau Silvia Reiß hat im Jänner 2014 die neue „Kulturinitiative Brei-tenwaida“ etabliert. Diese Gruppe interessier-ter und engagierter Einwohner Breitenwaidas hat sich zum Ziel gesetzt, kulturelle Aktivi-täten, abseits der urbanen Zentren, unter Miteinbeziehung der Bevölkerung zu initiie-ren und dabei auch mit anderen Vereinen, der Pfarre Breitenwaida sowie Kindergarten, Volksschule und Musikschule zusammenzu-arbeiten. Besonderes Augenmerk soll auf

verschiedene Zielgruppen gelegt werden. So sollen im Sinne der Kulturvermittlung Brü-cken zwischen Kunst, Künstlern und Publi-kum gebaut werden. Immer wieder werden auch Veranstaltungen und Workshops mit und für junge Menschen stattfinden, mit dem Ziel, das Bewusstsein für kulturelle Bildung zu schärfen.

Volkskultur näherbringen

Traditionelle Veranstaltungen wie Kirtag, Kathreintanz oder Martiniloben sollen das Dorfleben im Jahreskreis wieder bereichern. Der Verein sucht neue Wege, um Kinder und Jugendliche in einen konstruktiven Kontakt mit Volkskultur zu bringen. So auch bei der nächsten Veranstaltung, einer Koo-peration der Kulturinitiative Breitenwaida, der Volksmusikgruppe „Die Saitenhüpfer“ und der Walter-Lehner-Musikschule Holla-brunn, die für ein sehr junges Publikum konzipiert wurde. Unter dem Titel „Die Geggis machen Musik“, frei nach dem Kin-derbuch „Die Geggis“ von Mira Lobe, ver-steckt sich ein Projekt, das sowohl den mit-wirkenden Kindern, Schülern der Musik-schule Hollabrunn, als auch den Kindern im Publikum die Beschäftigung mit Volks-musik ermöglichen soll. Die spannende Geschichte der Fels- und Berggeggis wird musikalisch erzählt, umrahmt und darge-stellt. Durch das Geschehen führen die Volksmusikgruppe „Die Saitenhüpfer“ und die Tanzpädagogin Angelina Abasolo. Das Konzept nutzt die ursprüngliche Verbin-dung von Musik und Bewegung, um Kinder zu einem aktiven Zuhören, Musikverstehen und Musikerleben anzuregen. Das Publi-

kum wird mit elementaren Bewegungs-formen und gemeinsamen Liedern inter-aktiv in das Geschehen einbezogen, um zwischendurch mit voller Aufmerksamkeit zuzuhören und die Instrumente kennenzu-lernen. /

Text: Silvia Reiß

Gemeinschaftsprojekte

DIE GEGGIS MACHEN MUSIK

In Zusammenarbeit von Musikschule, Kulturverein und Musikgruppe erarbeiten Kinder aus Braitenwaida ein Musikspiel nach einem Buch von Mira Lobe.

DIE GEGGIS MACHEN MUSIK ———————————————————So, 16. 11. 2014, 15.00 und 17.00 UhrKulturhaus Breitenwaida2014 Breitenwaida Tel. 0650 6721624

Ausführende: Die SaitenhüpferTante Baba: Angelina Abasolo, Onkel Odumei: Günther Kutyi,Geggikinder: Schülerinnen und Schüler der Musikschule Hollabrunn

LITERARISCHES IM BRANDLHOF———————————————————So, 2. 11. 2014, 17.00 Uhr3710 Radlbrunn 24Junge Literatur trifft auf Althergebrach-tes. Hermann Jagenteufel liest aus den Werken der bekannten ui-Mundart-Dichter, dem gegenübergestellt präsentie-ren junge Autoren der Schreibakademie Hollabrunn Gedichte und Prosa.

Volkskultur NiederösterreichTel. 0664 8208595 (Eva Zeindl)www.volkskulturnoe.at/brandlhof

Die Geggis leben in tiefer Feindschaft, bis zwei Geggikinder einander begegnen und sich daraus eine

Gemeinschaft entwickelt.

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Mostviertel / 24

Das Parforcehorn-Ensemble Windhag aus Waidhofen an der Ybbs gehört zu den erfolgreichsten Jagdhornbläsergruppen in Niederösterreich. 1975 gegründet, wurde das Ensemble über 35 Jahre von seinem Ini-tiator Hans Wagner geleitet. Seit 2010 steht das Ensemble unter der musikalischen Lei-tung von Hornmeister Hermann Mader-thaner jun. und Obmann Engelbert Wagner. Für Organisation und Administration zeich-

net Obmann Engelbert Wagner mit seinemVereinsvorstand verantwortlich.

Das Parforcehorn entwickelte sich aus einen Signalinstrument, das bei Hetzjagden gebla-sen wurde. Würde man Parforce-Hörner ausrollen, wären sie etwa 4,25 Meter lang. Das ursprüngliche Horn zum jagdlichen Gebrauch hatte nur eine Windung, erst für den Einsatz im Orchester wurde es mehr-

windig gebaut. Die große Windung diente dazu, dass der Reiter das Horn über der Schulter tragen konnte, indem er Kopf und Arm hindurchsteckte. So hatte er beide Hände zum Reiten frei.

Schalltrichter rückwärts Im Gegensatz zu anderen Instrumenten wie Klarinette oder Trompete zeigt der Schall-

Jagdhornverein Windhag

TRARA

Das Parforcehorn entwickelte sich vom Signal- zum Orchesterinstrument. Der Jagdhornverein Windhag, der sich dem Parforcehornspiel verschrieben hat, feiert im kommenden Jahr seinen 40. Geburtstag.

Seit 40 Jahren pflegen die Windhager die Tradition des Parforcehorns. Foto: z. V. g.

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trichter des Parforcehornes nach hinten. Das ergab sich daraus, als in Zeiten, in denen die Jagd mit Meutehunden und zu Pferde hinter dem Wild durchgeführt wurde, die Signaltö-ne von vorne nach hinten schallen sollten. Die Reiter, die dem Wild am nächsten waren, verständigten die nachfolgende Jagd-gesellschaft damit. Daher zeigt der Schall-trichter sinnvollerweise also nach hinten. Wegen der zum Teil großen Entfernungen war es notwendig, sich über den Jagdverlauf zu verständigen. So wurden Jagdhörner ent-wickelt, die zu Pferde getragen werden konnten und deren Klang über weite Distan-zen (bis zu circa sieben Kilometer) zu hören war. Ihr Tonumfang war so gestaltet, dass für die verschiedenen Jagdabläufe spezielle Melodien (Jagdfanfaren) spielbar waren.

Vom französischen Hof aus verbreitete sich diese Jagdart über ganz Europa. So wurden diese Bräuche, Regeln und die Parforcemusik vor allem nach Österreich, Böhmen und Deutschland gebracht und hier den Gegeben-heiten angepasst. Von der Jagd ausgehend fanden die Parforcehörner über den Einsatz bei höfischen Empfängen und Festen ihren Einzug in die Orchester und gelten als Vor-läufer der heutigen Konzert-Waldhörner.

Neue österreichische Jagdhornmusik

War beim Parforcehorn-Ensemble Windhag anfänglich das spontane Interesse an Tech-nik und Klang der noch wenig verbreiteten Parforcehörner die Motivation zum Ensem-blespiel, so kam sehr bald die ernsthafte Auseinandersetzung mit der für Parforce-

hörner im Besonderen geschriebenen Musik dazu. Heute hat sich das Ensemble der Pfle-ge alter und neuer österreichischer Jagd-hornmusik verschrieben und dabei verbor-gene musikalische Kostbarkeiten neu ent-deckt. In gleichen Maßen hat das Ensemble durch seinen ausgezeichneten Ruf schon einige Komponisten angeregt, für sie zu schreiben, sodass die Tradition der Jagd-musiken immer wieder neue musikalische Impulse erhält.

Zum Repertoire des Ensembles gehören sowohl traditionelle Musikstücke von bekannten Komponisten wie Josef Schantl oder Anton Wunderer als auch Stücke von Ensemblemitgliedern, unter anderem von Hans Wagner, Josef Maderthaner oder Her-mann Maderthaner jun. Hermann Mader-thaner sen. hat über 30 Stücke für Jagdmusik geschrieben und Kompositionswettbewerbe des Landesjagdverbandes Niederösterreich gewonnen. Diese konzertante Jagdmusik wird von den Windhager Jagdhornbläsern mit Parforcehörnern in Es gespielt, hingegen Signale, Todsignale, Jägermärsche oder im Besonderen Jagdstücke mit Fürst-Pless- und Parforcehörnern in B-Stimmung.

Hubertusmesse und Hofburg

Höhepunkte im Veranstaltungsreigen der Windhager Jagdhornbläser sind die Hu-bertusmesse in Windhag und das alle zwei Jahre stattfindende Schlosskonzert im Hof des Rotschildschlosses in Waidhofen an der Ybbs. Die Umrahmung von jagdlichen Ver-anstaltungen, Treibjagden und Strecken-legungen gehören ebenfalls zum Aufgaben-

Jagdhornverein Windhag bei aufhOHRchen im Festspielhaus St. Pölten.

Mostviertel / 25

JUBILÄUMSREIGEN———————————————————Fr, 23. 1. 2015, 19.30 Uhr CD-Präsentation Gasthaus Kerschbaumer 3340 Waidhofen an der Ybbs Unterzeller Straße 85

Fr, 14. 8. 2015, 20.00 Uhr Schlosskonzert Hof des Rotschildschlosses 3340 Waidhofen an der Ybbs Schlossweg 2

13. 9. 2015, 10.00 Uhr Hubertusmesse mit Festakt 3340 Waidhofen an der Ybbs, Hubertuskapelle Windhag

Jagdhornverein Windhag Tel. 0676 3729634 (Engelbert Wagner) [email protected] www.jagdmusik.com

bereich des Jagdhornvereins Windhag. Ein ganz besonderes Erlebnis war der Auftritt beim Ball vom Grünen Kreuz, dem Jägerball in der Wiener Hofburg.

Sehr erfolgreich sind die Windhager bei der Teilnahme an nationalen und internationa-len Bewerben, so haben sie viele Jahre hin-durch den 1. Platz beim Niederösterreichi-schen Landeswettbewerb erzielen können und ebenso viele erste Plätze bei den inter-nationalen Bewerben in den verschiedensten Städten Europas – und beim 1. Europä-ischen Jagdhornwettbewerb 1993 sind die Windhager Jagdhornbläser Europasieger geworden.

Alle Ensemblemitglieder sind auch in ande-ren Vereinen in Windhag musikalisch aktiv, wie zum Beispiel den Windhager Dorfmusi-kanten, den Windhager Böhmischen, Ybbs-valley Brass Alphornbläser und der Trach-tenmusikkapelle Windhag. Eine Herausfor-derung waren auch die sieben CD-Produkti-onen des Jagdhornvereins, eine weitere zum 40-Jahr-Jubiläum ist gerade in Produktion. Diese CD wird im Rahmen der Feierlich-keiten im Jahr 2015 am 23. Jänner 2015 im Gasthaus Kerschbaumer in Waidhofen an der Ybbs präsentiert. /

Text: Claudia Lueger

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Waldviertel / 26

Wetter

LEBEN MIT NEBEL

Das Waldviertel hat mehr Sonnenstunden als das österreichische Mittel. Trotzdem bleibt der Nebel ein hartnäckiges Markenzeichen der Region. Eine Novembergeschichte.

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Waldviertel / 27

Ein kleiner Tipp vornweg: Wenn Sie an einem grauen Nebeltag das Wort Nebel rückwärts lesen, wird es Ihnen gleich besser gehen – denn im Nebel steckt Leben.

Viele Menschen assoziieren das Waldviertel oft mit einer mystischen, menschenleeren und nebeligen Region. In vielen Köpfen ist das Waldviertel immer noch rückständig, die Bewohner seien stur und eingezogen. Und doch haben die Waldviertler alles im Gepäck, was Appetit auf mehr macht: wun-derbare Landschaften, kulinarische Schman-kerln, kulturelle Schätze, Musik aus der Region, Bräuche und viele Möglichkeiten, um sich oben im Waldviertel Kraft zu holen. Der Himmel hat im Waldviertel jeden Tag eine andere Farbe. Die Ruhe, die von diesem Land und seinen Menschen ausgeht, ist fas-zinierend.

Doch im November hat das Waldviertel kei-nen guten Ruf. Es sei nebelig. Nicht tage-lang, gar wochenlang versinke es im Nebel. Der Nebel kriecht aus den Senken, ver-schluckt die Dörfer, Raureif kristallisiert auf den Zweigen. Er lässt Krähen und Trakto-rengeräusche verstummen. Er entzieht dem Herbst die letzte Farbe, lässt die Ufer der Teiche zerfließen und macht den ersten Schnee schmutzig grau. Nur Granitblöcke und Wälder bleiben als schwarze Schatten stehen. Der Nebel hängt gleich bleichen Tüchern zwischen den Tannen.

Morgendlicher Thayanebel in Drosendorf.Sonnenblumen im Nebel.

Aber Nebel ist nicht Nebel, er hat verschie-dene Charaktere, unterschiedliche Konsis-tenzen, mannigfaltige Gesichter. Er stopft Münder und legt sich wie eine schwere Decke aufs Gemüt. Doch ein im Waldviertel Geborener gesteht seine Liebe zur herben Schönheit im nördlichen Niederösterreich.

Nebelkunde Der Nebel und das Waldviertel stehen auf du und du. Für jene, die damit nicht so vertraut sind, hier eine kleine Nebelkunde. Der Nebel entsteht entweder durch Abkühlung der Atmosphäre oder über dem Erdboden durch Verdichtung des Luftwasserdampfes. Es gibt Strahlungsnebel, Advektionsnebel, Bergne-bel, Verdunstungsnebel, Eisnebel u. v. m.

Die ersten Nebel sind die Morgennebel. Sie kommen mit dem Altweibersommer. Vom klaren Himmel fällt in der Nacht die kalte Luft herab, während der Boden noch die Wärme des vergangenen Sommers gespei-chert hat. Die Feuchtigkeit der Erde, der Tau und das warme Wasser der Teiche ver- dunstet am Morgen, sodass die Sonne erst mittags sichtbar wird.

Hochnebel ist ein gebräuchliches Wort für Nebel, der in Form niedrig liegender Schichtwolken in einigen zehn bis 100 Me-tern über der Erdoberfläche beginnt und bis ein oder zwei Kilometer Höhe reichen kann. Am häufigsten bildet er sich im Herbst,

wenn sich die Luft in der Nacht bei hoher Feuchtigkeit stark abkühlt. Die Herbstnebel sind zäh und ausdauernd. Drei, vier Wochen liegen sie über dem Land. Die nebeltech-nisch unglückliche Höhenlage des Wald-viertler Hochplateaus trägt Schuld an den langen Grauperioden. Während oben drü-ber die Sonne scheint und im Flachland der Hochnebel den Himmel in eine graue Decke verwandelt, steckt das Land auf 500 Meter über dem Meeresspiegel in dieser Nebelzone fest.

2.100 Sonnenstunden

Zwar liegt das Waldviertel durchschnittlich auf etwa 500 Meter Seehöhe, doch viele Regionen im südlichen und im oberen Waldviertel liegen höher. Dort scheint die Sonne. Und das belegt auch die Statistik. Das zentrale Waldviertel hat durchschnitt-lich rund 1.850 bis 2.100 Sonnenstunden. Der österreichische Durchschnitt liegt bei 1.600 Sonnenstunden.

Wahre Naturliebhaber und Wanderer schreckt das aber keineswegs ab, denn so ein Nebeltag im Herbst sorgt für eine ganz zau-berhafte Stimmung. Eine Fahrt aus einer im Nebel gelegenen Ebene in eine höhere Regi-on bedeutet einen Moment, den man erlebt haben soll. Denn wehrlos beugt sich der dichte Nebel der kräftigen Morgensonne und man erblickt einen blauen, wolkenlosen Himmel.

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KATHREINTANZ———————————————————Sa, 29. 11. 2014, 18.30 Uhr 3580 Horn, Vereinshaus

Die VTG Rosenburg Mold wurde vor 35 Jahren gegründet und hat in dieser Zeit-spanne so manche Hochs und Tiefs erlebt. Seit sieben Jahren gibt es wieder eine aktive und wachsende Gemeinschaft, die Freude an Tanz, Musik und Gesang hat.

Aus Anlass der 35-Jahr-Feier der Volkstanz-gruppe Rosenburg Mold wird der schon tra-ditionelle Kathreinstanz heuer in größerem Rahmen durchgeführt. Großer Auftanz, Landler, einfache Volkstänze, Publikums-tänze, Walzer und Polkas ergeben in Verbindung mit Vorführtänzen ein buntes Abendprogramm. Es spielen: Gruppen der Musikschule Horn, Familienmusik Trau-ner, Spielmusik der VTG Rosenburg Mold.

Tel. 0664 2120114 (Franz Ostermann)

Foto: Volkstanzgruppe Reinprechtspölla

Der Nebelstein

Der Nebelstein mit seinen 1.017 Metern gehört zu den höchsten Bergen im Wald-viertel, er befindet sich im Freiwald nahe der Staatsgrenze zu Tschechien. Die unweit des Gipfelkreuzes gelegene Nebelsteinhütte ist Schnitt- und Ausgangspunkt vieler Wander-wege. Daneben befinden sich eine Amateur-funkanlage und ein Radiosender. Am Süd-westhang unterhalb des Talerberges ent-springt die Schwarzau.

Im Gasthof Nordwald kann man sich noch an frischen Mohnzelten laben, seine Balan-ce, den Tastsinn und Gleichgewichtsübun-gen im Motorikpark bei Hirschenwies trai-nieren, bevor es hinauf zum Nebelstein geht. Erst über Wiesen entlang des Waldes und dann in den feuchtwarmen Wald hinein. Möglicherweise kämpfen Nebel und Sonne gerade miteinander. Und wenn man das Licht der Sonne durch leichte Nebelfelder hindurch beobachtet, meint man, ihre Strah-len sehen zu können. Diese Erscheinung hat eine Ursache: Die Wassermoleküle in der Luft sind im Gegensatz zu anderen Mole-külen, die in der Luft sind (Sauerstoff, Stick-stoff usw.), groß genug, um das Licht zu reflektieren.

Literatur im Nebel

Literatur im Nebel ist das Lesen eines Buches im November. „Literatur im Nebel“ ist auch die größte Literaturveranstaltung des Wald-viertels. Das 2006 ins Leben gerufene Litera-turfestival in Heidenreichstein hat sich erfolgreich etabliert. Jedes Jahr werden Schriftsteller von Weltruhm wie etwa Louis Begley, Salman Rushdie, Amos Oz oder Hans Magnus Enzenberger eingeladen, um aus ihren Werken zu lesen. So wie auch die-ses Jahr, wo der britische Autor Ian McEwan Gast des Literaturfestivals war.

Wer glaubt, dass im angeblich so nebeligen Herbst im hohen Waldviertel die Menschen nicht außer Haus gehen, der irrt. Nur ein Beispiel ist die „Karpfenernte“, die soge-nannten Abfischfeste, welche an etlichen Teichen teils sehr rustikal abgehalten wer-den, darunter z. B. das Abfischfest an der Ottensteiner Teichplatte oder in Heiden-reichstein, eines der bekanntesten Abfisch-feste. /

Text: Andreas Teuf l & Mella Waldstein

Fotos: Manfred Horvath

Waldviertel / 28

Abfischen in Kirchberg am Walde.

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Lebenswerk / 29

Er war der Haus- und Hofkomponist der Wachau und ist aus dem Kremser Musikleben nicht wegzudenken – Prof. Ernst Schandl (1920–1997).

Ernst Schandl gilt als einer der populärsten Wachaulied-Komponisten. In zahlreichen Liedern besang er die Schönheiten dieser Landschaft, die Menschen und den Wein. Weniger bekannt, aber nicht minder liebevoll sind die Lieder über die Heimat des Kompo-nisten, das Waldviertel, zum Beispiel „Wald-viertel“ nach einem Text von Hans Giebisch.

In Hoheneich bei Gmünd wurde Ernst Schandl 1920 geboren. Bald fiel der Volks-schüler, der seine Mutter zum Kirchenchor begleitete, dem Pfarrer auf, der ihn zu den Zwettler Sängerknaben vermittelte. Dort begann seine musikalische Ausbildung, die er in Melk und danach vielfach durch Selbststu-dium und das Studium der Kirchenmusik an

der Musikakademie Wien fortsetzte. Kriegs-bedingt konnte er erst nach Ende der Kriegs-gefangenschaft in Frankreich das Lehramts-studium in Krems abschließen und den Dienst in der Steiner Volksschule, später in der Hauptschule und im BORG Krems an-treten.

Volkslieder im besten Sinn

Neben der Arbeit als engagierter Pädagoge begann eine breite musikalische Tätigkeit, die ihresgleichen sucht: Chöre, Orchester, Blas-kapellen sowie ein eigenes Schrammelquar-tett, die Wachauer Spielmusik, leitete Ernst Schandl über Jahrzehnte. Lieder wie das „Wachauer Hauerlied“ oder „Zwischen Krems und Stein“ sind im besten Sinn des Wortes zu Volksliedern geworden, die sich bereits über mehrere Generationen tradieren.

Auch als Organist und Komponist wurde er in der ganzen Region berühmt. Geistliche Kompositionen wie deutsche und lateinische Messordinarien, Motetten und Lieder lagen dem Komponisten und Kirchenmusiker besonders am Herzen. Zu erwähnen ist hier die „St.-Christophorus-Messe“, eine groß besetzte Orchestermesse aus dem Jahr 1948, die stilistisch dem Vorbild Anton Bruckner verpflichtet ist.

Viele Kremser und Wachauer kannten Ernst Schandl persönlich, waren seine Schüler oder Mitglieder in verschiedenen musikalischen Gruppierungen. Zu diesen zählte auch der Chor der Häftlinge der Justizanstalt Stein, den Ernst Schandl über 30 Jahre betreute. Allen ist sein bescheidenes, freundliches und

INFORMATION———————————————————Die Homepage www.ernstschandl.at bietet neben biographischen Details und Bildmaterial auch ein Werkverzeichnis und Verweise auf Tonträger und Literatur.

Ernst Schandl

DER WÄCHST NUR IN DER WACHAU

Ernst Schandl leitete Chöre, Orchester, Blaskapellen sowie die Wachauer Spielmusik. Foto: Archiv Schandl

stets hilfsbereites Wesen, sein unerschöpf-liches Liedrepertoire und seine Musizierfreu-de in dankbarer Erinnerung. Seine Musikali-tät lebt in seinen sieben Kindern, seinen Enkelkindern und Urenkeln fort. Die Musik ist auf Tonträgern aller Art, als Bearbei-tungen, als Filmmusik und natürlich als Stan-dardrepertoire der Wachauer Chöre und Blaskapellen zu finden.

Der Stadt Krems hat Ernst Schandl einige Lieder nach Texten von Kremser Schriftstelle-rinnen und Schriftstellern – wie Wilma Bar-taschek, Via von Severus, Walter Ranzenhofer und Wilhelm Kremser – gewidmet. Zum 1.000-Jahr-Jubiläum der Stadt 1995 kompo-nierte er eine Festfanfare und einen Jubilä-umsmarsch. Zahlreiche Auszeichnungen zeu-gen von der breiten Anerkennung seiner Leistungen, neben vielen anderen der vom Bundespräsidenten verliehene Titel „Profes-sor“, der „Rieslingorden“ der Gemeinde Weißenkirchen und der „Martin-Johann-Schmidt-Kunstpreis“ der Stadt Krems, deren Ehrenbürger Ernst Schandl ist. /

Text: Hildegard Schandl

schaufenster / Kultur.Region / November 2014

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Forschung / 30

Volksliedarchiv

SINGEN AN DER FRONT

Von „hohem vaterländischen Wert“ – Funktionalisierungen des Volksliedes für den Ersten Weltkrieg.

„Ist uns nicht das Lied ein guter Kamerad geworden, der uns die Schwere des Tornisters auf langem Marsch weniger fühlen machte, der die Müdigkeit verscheuchen half bei kur-zer Rast! Und im Ruhequartier abends, da brach das zurückhaltende Gefühl durch und fand im Liede seinen Ausdruck.“ (Vizefeldwebel d. R. Max Kuckei in der Kriegszeitung der 4. Armee)

„Der Mann wurde sangunlustig, der eine Familie und Wirtschaft verlassen mußte, abgearbeitet von einem harten Leben zur Kriegsdienstleistung einrückte, alles hinter sich, nichts vor sich hatte als ein zerstörtes Leben oder den Tod. Stellen wir uns nur einen solchen Menschen vor, wie er nach achtstün-digem Marsche mit 35 bis 40 kg Belastung bei Hitze, Regen oder Nacht dahinkeucht, um am Ende zu einem Gefecht eingesetzt zu werden: Studio auf einer Reis, juchheidi, juchheida (…) es ist lächerlich!“ (Hermann Goja, 1921)

Max Kuckei und Hermann Goja nahmen aktiv am Ersten Weltkrieg teil. Ihre Sichtweise von der Funktion des Liedes aufgrund eige-ner Erlebnisse im Krieg könnte unterschied-licher nicht sein. John Meier, Volkskundler und Gründer des Deutschen Volksliedarchivs, definierte 1916 die Funktion des Volksliedes für den einzelnen Soldaten. Seiner Ansicht nach helfe das Lied dem Soldaten, die außer-gewöhnliche Situation des Krieges zu bewäl-tigen. Es motiviere ihn zum Durchhalten und zum Kampf. Der Gesang verbinde den Ein-zelnen mit der Truppe und verhindere das Vergessen der Heimat. Gesang fördere ein Zusammengehörigkeitsgefühl und lenke von

Musik im Schützengraben. Foto: NÖ Landesarchiv

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Forschung / 31

Sterben und Tod ab oder helfe diese zu ver-arbeiten.

Gewohnheitsmäßiger Gesang

Gewohnheitsmäßiger Gesang war auf dem Marsch, in den Kasernen und an den Lager-feuern verortet. Wo allerdings das Singen an der Front verordnet oder als Mittel militä-rischen Drills eingesetzt wurde, stieß es auf Widerstand und raubte selbst den leiden-schaftlichsten Sängern die Sangeslust. Gele-gentlich findet man gestellte fotografische Aufnahmen, die das Singen und Musizieren im Schützengraben dokumentieren sollen. Der Schützengraben war jedoch nicht der Ort des Singens, sondern des Kampfes. Fotos mit Musikern und Sängern wollen eher Normali-tät und Heimatverbundenheit denn gelebte Singpraxis demonstrieren.

„Zu wenig sangeslustig“

In der Heimat war man sich der Bedeutung des Soldatenliedes für den Krieg bewusst. Zeitgenössische Stellungnahmen belegen, dass es um das Singen der Soldaten keines-wegs immer gut bestellt zu sein schien. Hans Wagner-Schönkirch (1872–1940), Musikpä-dagoge und 1910 Gründer der ersten Wiener Kindersingschule, beobachtete 1916 – mitten im Krieg – in Wien Folgendes: „Ja, das Singen unserer deutsch-österreichischen Soldaten läßt im Vergleiche zu dem ihrer reichsdeut-schen und ungarischen Kameraden sehr viel zu wünschen übrig! Namentlich unsere nie-derösterreichischen Soldaten sind liederarm, zu wenig sangeslustig, es mangelt ihnen an Kenntnis der Liedertexte, ihre Gesangkultur steht hinsichtlich der Tongebung und Aus-sprache auf der niedrigsten Stufe und in der Wahl ihrer Lieder offenbart sich häufig ein Mangel an gutem Geschmack, der auf eine sehr bedauerliche Verödung, ja sogar Ver-rohung des Gefühlslebens schließen läßt.“ Wagner-Schönkirch thematisierte außerdem die mangelnde Verwurzelung des Volksliedes im „Volk“ und sah die Möglichkeit zu dessen Wiedererstarkung vor allem in der schu-lischen Vermittlung. Die von den großen Volksliedforschern angelegten Sammlungen müssten Eingang ins Liedrepertoire „des Volkes“ finden. Trotz der regen Sammeltätig-keit der Volksliedforscher war jedoch das 1904 gegründete „Österreichische Volkslied-unternehmen“ immer noch weit von einer

Veröffentlichung des umfangreichen Sam-melgutes entfernt. Der „hohe vaterländische Wert“, den man der Sammlung und Erfor-schung des Volksliedes beimaß, konnte nicht ausgeschöpft werden.

Musikhistorische Zentrale

Während das „Österreichische Volksliedun-ternehmen“ aus Sicht Raimund Zoders in der Zeit des Ersten Weltkrieges ruhte, nahm sich die Musikhistorische Zentrale beim k. u. k. Kriegsministerium, 1916 als „Soldatenlieder-zentrale“ beim Wissenschaftlichen Komitee für Kriegswirtschaft ins Leben gerufen, der monarchieweiten Sammlung von Soldaten-liedern an der Front und im Hinterland an. Bernhard Paumgartner (1887–1971) wurde vom Kriegspressequartier des Armeeober-kommandos mit der Durchführung betraut. Paumgartner zufolge hätte die Sammlung das Ziel, Lieder „aller Zungen, die jetzt, durch das Ereignis des Krieges angefacht, an allen Fronten erklingen, so vollkommen als es nur möglich ist, zu sammeln, zu sichten und in würdiger Weise einer späteren Zeit zu Dank aufzubewahren“. Das Sammeln von „echten“ Volksliedern in unterschiedlichen Sprachen brachte eine Materialfülle hervor, die leider 1945 durch einen Brand vernichtet wurde.

Soldatenvolkslieder

Wie das Österreichische Volksliedunterneh-men mit seiner umfangreichen Sammel- und Erschließungstätigkeit war auch die Musikhistorische Zentrale eine staatlich angeordnete Sammelaktion von Volkslie-dern. Beide Einrichtungen dienten nicht nur der Belebung und Erhaltung des Volksliedes, sondern waren zugleich Instrumente, mit-hilfe derer man sich des Volksliedes zu poli-tischen Zwecken bedienen wollte. Das Auf-sammeln selbst war bereits ein Selektions-verfahren, wobei alles scheinbar „nicht Dazugehörige“ ausgesondert wurde. Volks-lieder waren in der Regel kaum ein Trans-portmedium für moderne und kritische Ideen. Die geplante Veröffentlichung von Soldatenvolksliedern im Ersten Weltkrieg in mehreren Sprachen kam über bescheidene Anfänge in deutscher Sprache nicht hinaus. Das publizierte Material war nur eine dürf-tige Auswahl aus dem vorhandenen Sam-melgut. Unter den veröffentlichten Liedern wieder durften jene nicht fehlen, die den

FERN DER FRONT – MITTEN IM KRIEG———————————————————Niederösterreich 1914–1918

NÖ Landesbibliothek 3109 St. Pölten, Kulturbezirk 3

Bis 27. 2. 2015: Mo, Mi–Fr 8.30–16.00 Uhr, Di 8.30–18.00 Uhr. Eintritt frei!

Der Artikel in voller Länge und mit wis-senschaftlichem Apparat ist abgedruckt in: Fern der Front – mitten im Krieg. Niederösterreich 1914–1918 (Begleitband zur Ausstellung des NÖ Landesarchivs und der NÖ Landes-bibliothek), hg. v. Achim Doppler, Stefan Eminger u. Elisabeth Loinig, St. Pölten/Weitra 2014.

ISBN 978-3-99028-381-3

Erhältlich im Buchhandel und in der NÖ Landesbibliothek

Kaiser als Integrationsfigur bemühten, der den Zusammenhalt der Monarchie und den Sieg ihrer Armee gewährleisten solle.

Politisch motivierte Funktionalisierung

Die Förderer des Volksliedes waren davon überzeugt, dass das Volkslied „in schwersten Tagen des Völkerringens die Kämpfer beglei-tet und die Sorgenvollen daheim getröstet“ hat und „das Volkslied (…) seiner Aufgabe treu gewesen“ sei. Diese Aufgabe übten Volkslieder zweifellos aus. Den Bemühungen einer politisch motivierten Funktionalisie-rung waren jedoch Grenzen gesetzt. Wie sich Volkslieder kaum als Plattform für kritische und moderne Gedanken und Ideen eignen, eignen sie sich auch nur sehr begrenzt als Herrschaftsinstrument. Die Adressaten der Funktionalisierung – die Soldaten ebenso wie die Bevölkerung im Hinterland – wurden zwar für Volkslieder sensibilisiert, doch scheint die Instrumentalisierung des Volks-liedes sogar kontraproduktiv gewesen zu sein: Statt das Zusammengehörigkeitsgefühl zu festigen, begünstigte die Rückbesinnung auf die Lieder der verschiedenen Völker das Auseinanderdriften der Nationalitäten inner-halb der Donaumonarchie. /

Text: Peter Gretzel

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Bücher, CDs & feine Ware / 32

AUSLAGE

WURZELWERK——————————————————————

16er BuamEUR 18,00 zzgl. VersandErhältlich über: [email protected]

Die „16er Buam“, Patrick Rutka und Klaus P. Steurer, sind aus der Welt des Wienerliedes nicht mehr wegzudenken. Sie führen behut-sam fort, was sie von den Ahnen übernom-men haben. Sie erneuern nicht. Sie moderni-sieren nicht. Die zwei Autodidakten spielen die alten Lieder, wie sie diese von den Wie-nern gelernt haben, und die neuen Lieder, wie sie es für gut und richtig halten. Die „16er Buam“ lieben die traditionelle, erhaltene eben-so wie die junge, lebendige „echte“ Volksmusik aus Wien. Und diese spielen sie aus Leiden-schaft mit Freude und Verantwortung – und überdies gekonnt und virtuos. /

MERANER CURMUSIK——————————————————————

EUR 18,10 Erhältlich über: shop.orf.at

In der Donaumonarchie blühten die Kurorchester, die mit Klängen aus Oper oder Operette zur Unterhaltung des gutbürgerlichen Publikums auf-spielten und mit Walzer und Galopp zum Tanzen aufforderten. Das Meraner Kurorchester soll Ende des 19. Jahrhunderts sogar das Beste des Kaiser-reichs gewesen sein. Die Mitglieder des Musica Saeculorum kommen aus den besten Orchestern Europas. Geleitet wird Musica Saeculorum von Philipp von Steinaecker, der das in Südtirol resi-dierende Orchester gegründet hat. /

MUSIK EINER LANDSCHAFT——————————————————————

Erika Sieder, Walter Deutsch: WeXel oder Die Musik einer Landschaft, Teil 1: Das Geistliche Lied Böhlau Verlag ISBN 978-3-205-79584-1, EUR 69,00www.boehlau-verlag.at

Band 22/1 der Enzyklopädie CORPUS MUSI-CAE POPULARIS AUSTRIACAE „WeXel oder Die Musik einer Landschaft – Das Geistliche Lied“ dokumentiert 192 „Leichhüatlieder“, wel-che im Wechselgebiet zwei Nächte lang im Hause des Verstorbenen vor dem aufgebahrten Toten gesungen wurden. Vor dem sozialhistori-schen Hintergrund, ergänzt mit drei CDs (PhA, ÖAW), Melodienregister und Wörterbuch, belegt die Sammlung diesen bäuerlichen Brauch vom Jahr 1825 bis heute. Mit verpflichtender Nut-zung der ab 1965 errichteten Aufbahrungshallen sind die Lieder verklungen. /

50 JAHRE MUSIKSCHULE WAIDHOFEN AN DER YBBS——————————————————————

Musikschulverband Waidhofen/Ybbstal EUR 5,00Erhältlich über: Tel. 07442 55455 msv-waidhofen.ybbstal.at

„Unser wichtigstes Anliegen ist es, Musik zu ver-mitteln“ – nach diesem Motto präsentierte sich

der Musikschulverband Waidhofen/Ybbstal anläs-slich des 50-jährigen Jubiläums der Musikschule im vergangenen Jahr. Die vorliegende CD zeigt einen breiten Querschnitt des Unterrichtsangebo-tes in verschiedenen Besetzungen und Stilen. Zu hören sind Werke von Georg Philipp Telemann über Felix Mendelssohn-Bartholdy bis hin zu traditionellen Volksweisen – interpretiert von herausragenden Schülern der Musikschule. Mit dabei sind u. a. zahlreiche Preisträger der Jugend-musikwettbewerbe prima la musica und dem NÖ Volksmusikwettbewerb. /

EINE MUSIKALISCHE MÄRCHEN-REISE UM DIE GANZE WELT——————————————————————

Folke Tegetthoff und Trio Gemärchedition-o, EUR 14,95Erhältlich im Buchhandel www.edition-o.at

Auf eine musikalische Märchenreise um die ganze Welt begeben sich Roberto Spazzo, der kleine freche Vogel, und die Kuh, denn sie möch-ten wissen, ob es irgendwo auf der Welt ein Tier gibt, das alles kann. Die Abenteuer, die Roberto und die Kuh bei ihrer Reise erleben, begleitet Folke Tegetthoff als Erzähler. Die Musik stammt vom Trio Gemärch: Christian Berg (Kontrabass), Thomas Maria Monetti (Gitarre) und Hubert Salmhofer (Bassetthorn), allesamt Lehrer an der Musikschule der Stadtgemeinde Kirchschlag mit Filiale Bad Schönau. Unterstützt werden sie durch den Kinderchor der Volksschule Kirch-schlag unter der Leitung von Bernhard Putz. Bei ihrer Rückkehr stellen Robert und die Kuh fest: „Niemand kann alles, aber gemeinsam können wir doch sehr viel!“ Sieger der Buchlieblingwahl 2014 (Kategorie Hörbuch). /

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Bücher, CDs & feine Ware / 33

ERINNERUNGEN AN HORN——————————————————————

Erich Rabl, Roland Gatterwe (Hg.): Erinne-rungen an Horn, Band 2 Verlag Museumsverein Horn ISBN 978-3-902168-02-3, EUR 16,00 Erhältlich über: Museen der Stadt Horn, [email protected]

Angeregt durch neue Perspektiven in der Geschichtswissenschaft wie Alltagsgeschichte und „Geschichte von unten“ erschien im Jahr 2001 der erste Band. Nun ist der zweite Band erschienen. Die 30 Beiträge im Buch widmen sich verschie-densten Themen und Aspekten. Ein Schwerpunkt sind die Museen. Ein zweiter Schwerpunkt sind Schulen und Konvikt. Eine Besonderheit ist die Wiedergabe des Tagebuchs des später weltbe-rühmten Künstlers Friedensreich Hundertwasser, damals noch Friedrich Stowasser. Er hat als Schü-ler des Gymnasiums Horn von 1945 bis 1947 akribisch Tag für Tag seine Eindrücke aufgezeich-net. Weitere Autoren berichten vom jüdischen Leben in Horn, das im September 1938 mit der Vertreibung ein jähes Ende fand. Zwei Autoren sind in Israel beheimatet, eine Autorin lebt in England. Ein weiterer Abschnitt handelt von der Arbeitswelt, den Geschäften und Behörden der Bezirksstadt. /

DAS FUNDAMENT——————————————————————

Otto Piper: Die Burgen NiederösterreichsEdition Winkler-HermadenISBN 978-3-9503151-0-3, EUR 29,90 www.edition-wh.at

Otto Piper (1841–1921) ist neben August von Cohausen der Begründer der wissenschaftlichen

Burgenforschung. Für sein Buch „Österreichische Burgen“, erschienen in den Jahren 1902 bis 1910, untersuchte er in sieben Jahren 300 Burgen im cisleithanischen Österreich und schuf ein Stan-dardwerk, das bis heute seine Gültigkeit hat. „Die Burgen Niederösterreichs“ vereint zum ersten Mal alle 55 Beschreibungen Otto Pipers von Burgen auf dem Gebiet des heutigen Nie-derösterreich. Das Buch wird mit einem Einlei-tungstext des Burgenforschers Thomas Kühtreiber vom Institut für Realienkunde in Krems ergänzt. Der Beitrag behandelt den „Burgenstreit“ und „Burgen-Bauboom“ um 1900 sowie die Rezeption des Forschers Otto Piper. Alte Stiche und eigens angefertigte Illustrationen veranschaulichen den Text ebenso wie Pläne der jeweiligen Anlage, Grundrisse und Detailskizzen. /

ZEITMESSER——————————————————————

Martina Fink: Keramik ZifferblätterAus dem Archiv und den Sammlungen des Wilhelmsburger Geschirr-MuseumsISBN 978-3-9503128-1-2, EUR 39,00 Erhältlich im Museumsshop und unter [email protected]

Wenn es in der Küche still wird, macht sie sich bemerkbar: tick, tack, tick, tack … Die Küchen-uhr war in allen Küchen zu Hause, sie ist es heute noch, doch meist als integraler Bestandteil eines Hightech-Herdes.

Der guten alten Küchenuhr ist der erste Band gewidmet und ist der Beginn einer Reihe aus dem Archiv und den Sammlungen des Wilhelmburger Geschirr-Museums. Windmühlenmotive aus der beliebten Delfter Serie, bunte Blumen aus dem Dekor Alpenland, geometrisches Design im Stile der Wiener Werkstätte, Spritzdekor der 1930er Jahre – das Ziffernblatt der Küchenuhren ist aus Keramik, oft im gleichen Dekor wie das Service, und mit größter Wahrscheinlichkeit aus der Wil-helmsburger Steingut- und Porzellanfabrik. /

WARM UMS HERZ———————————————————Die grauen Tage kommen. Zeit, unser Herz zu wärmen – und nicht nur dieses. Dafür eignen sich Strickwesten.

Die Galerie der Regionen hat aus-gewählte Modelle von renommierten Trachten-unternehmen in die Kollektion aufgenommen. Ihnen gemeinsam ist – abgesehen von der edlen Wollqualität – ein klassischer bzw. reduzierter Trach-tenstil. Die Strickwesten sind von Geiger aus Tirol und den Seeshaupter Werk- stätten am Starnberger See sowie der Figur schmeichelnde Strickboleros von Astrifa, ebenfalls Bayern.

Erhältlich in der Galerie der Regionen, EUR 120,00–190,00

GALERIE DER REGIONEN———————————————————3504 Krems-Stein, Donaulände 56

Öffnungszeiten:

Di–Fr, 10.00–12.00 und 15.00–18.00 Uhr, jeden 1. Sa im Monat 10.00–12.00 und 14.00–17.00 Uhr, an Konzerttagen bis 21.00 Uhr

schaufenster / Kultur.Region / November 2014

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schaufenster / Kultur.Region / November 2014

Niederösterreichische Kulturpreise 2014 / 34 Niederösterreichische Kulturpreise 2014 / 35

Ideen für seine Heimat haben, Partner und Unterstützer dafür gewinnen, die Umsetzung vorantreiben, Engagement in überregionalen Gremien zeigen, sich von Schwierigkeiten, von Gegnern und Besserwissern nicht verun-sichern lassen und unbeirrt die eigenen Ziele verfolgen – Hannes Wöhrer verkörpert den Prototyp des engagierten Entwicklers. Von Beruf Bauingenieur, war er stets an zahl-reichen weiteren Themen interessiert. Im Kern ist er sich dabei immer treu geblieben: Sein Herzensanliegen ist die Entwicklung seiner Heimat und seiner Region und ein hohes Interesse für die Kunst.

Hannes Wöhrer hat den Kulturverein Forum Bad Fischau 1985 ins Leben gerufen und 25 Jahre als Obmann geführt, hat die Grün-dung des Regionalverbandes Schneebergland

initiiert, die Blau-Gelbe Viertelsgalerie des Landes NÖ und das Regionalbüro der Kul-turvernetzung in Bad Fischau etabliert, hat seinen Anteil am Erfolg der LEADER-Region Schneebergland und war in der Dorferneue-rung aktiv, als Obmann vor Ort und als Vor-standsmitglied im Landesverband. Er hat das Künstlersymposium Art Regia 98 abge-wickelt, mit Teilnehmern aus acht europä-ischen Ländern und einer weltweiten Jury samt Bewertung per Internet.

Bad Fischau war 2003 ein äußerst erfolg-reicher Standort des Viertelfestivals; im da-rauffolgenden Jahr wurde ein Symposium mit Künstlern aus Österreich, der Slowakei und Ungarn organisiert. Gezeigt wurden dann die Arbeiten in Bad Fischau, Wien, Bratislava, Budapest, Sopron und Poprad. Ein

weiterer Meilenstein: Die Sanierung des ehe-maligen Café Trofer, einem Jahrhundert-wende-Fachwerkbau. Denn damit wurde erstmals in Fischau ein ehrenamtliches Pro-jekt realisiert. Lange Zeit das Vereinslokal des Forums, ist das Trofer heute an eine Vinothek verpachtet, die zahlreiche kulturelle Veran-staltungen anbietet.

Allen Aktivitäten von Hannes Wöhrer ist eines gemeinsam: Sie wurden mit einem hohen Maß an ehrenamtlichem Engagement, an Spirit und Kreativität umgesetzt und sind optimal auf die Bedürfnisse des Ortes und der Region abgestimmt. Allen gemeinsam ist eine Vision. Nämlich eine Vorstellung davon, wie das Zusammenleben in einer Region funktionieren kann. Und diese Aktivitäten sind so erfolgreich und langfristig, dass man sich um die Weiterführung keine Sorgen machen braucht, obwohl sich Hannes Wöh-rer nach mehr als 25 Jahren zuletzt als Obmann des Forum Bad Fischau zurückge-zogen hat. „Ich komme aus dem Baugewerbe und habe in den Gesprächen mit den Künst-lern eine ganz andere Lebenseinstellung ken-nen gelernt. Mit der Kunst kann man Gren-zen überwinden.“ In diesem völligen Fehlen von Scheuklappen und Berührungsängsten, in der Bereitschaft, sich jederzeit mit neuen Themen und Aufgabengebieten auseinander-zusetzen, wenn sie nur dem Fortkommen des Ortes und der Region dienen, liegt vielleicht die wahre Lebensleistung von Hannes Wöhrer. Denn die Welt ist voller Bedenken-träger. /

Text: Josef Schick

Volkskultur und Kulturinitiativen

GRENZEN ÜBERWINDEN

Die niederösterreichischen Kulturpreise werden am 7. November im Festspielhaus St. Pölten überreicht. Schaufenster Kultur.Region stellt die Preisträger der Sparte Volkskultur und Kulturinitiativen vor.

Den Würdigungspreis erhält Kulturaktivist Hannes Wöhrer.

Kulturaktivist Hannes Wöhrer, Bad Fischau. Fotos: Helmut Lackinger

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schaufenster / Kultur.Region / November 2014

Das Netzwerk Mostviertler Volksmusikanten lädt seit sechs Jahren zur Volksmusikantenwallfahrt auf den Sonntagberg ein. Um die 250 Musi-kerinnen und Musiker nehmen daran teil. Damit vereinen sich wichtige Identifikationen des Mostviertels: allen voran die lebendige Volksmu-sikszene sowie der Sonntagberg mit der weithin sichtbaren Wallfahrts-basilika als ein Wahrzeichen der Region. Und auch der Tag – der letzte Sonntag im April – ist bewusst gewählt. Er wird als „Tag des Mostes“ gefeiert.

Die Idee dazu stammt vom, wie er sich selbst bezeichnet, „spätberu-fenen Volksmusikanten“ Alfred Luger. „Einerseits sind wir Musikanten viel unterwegs, oft bis spät in der Nacht. Die Wallfahrt ist in erster Linie Dank dafür, nach langen Abenden immer wieder gut nach Hause zu kommen. Andererseits wollen wir die Volksmusik in die Kirche brin-gen. Wir achten bei der Zusammenstellung auch darauf die Vielfalt zu präsentieren.“ Durchgeführt wird die Musikantenwallfahrt von Chris-toph Berger von der „Stubenmusik Berger“ und dem Netzwerk Most-viertler Volksmusikanten. Das Netzwerk entstand durch persönliche Freundschaften und Kontakte. Neben Informationen, Veranstaltungs-hinweisen, Feldforschung und Seminaren trägt vor allem die Volksmu-sikantenwallfahrt auf den Sonntagberg dazu bei, die Volksmusik einem größeren Publikum näherzubringen. /

Text: Mella Waldstein

Als man 1999 in Hirschbach daran ging, einen bestehenden Vereinssaal neu auszurichten, waren die Rahmenbedingungen nicht gerade einfach. Das Objekt war 25 Jahre alt und von beeindruckender Größe. In der technischen Infrastruktur musste vieles erneuert werden, von der Bühne über Licht und Ton bis zur Bestuhlung; ein neues Nutzungskon-zept wurde ebenfalls benötigt. Heute steht in Hirschbach ein bestens ausgelastetes Haus, das zugleich eine Heimstatt für mehr als zehn Ver-eine mit über 600 Aktiven und ein in Stein gefasstes Symbol für eine vorbildliche Dorfgemeinschaft ist. Hier logiert nicht nur die Kultur-werkstatt, hier proben auch der Männerchor und der Musikverein, Jugendheim und Kegelbahn sind ebenfalls integriert, die Theatergruppe spielt regelmäßig, die Kinder studieren jedes Jahr ein neues Stück ein. Die Veranstaltungen finden wahlweise in der kuscheligen Kellerbühne oder im großen Saal statt, der Platz für mehr als 600 Menschen bietet und damit zu den größten Locations im Waldviertel zählt. Inhaltlich haben die beiden Masterminds Franz Mayer und DI Robert Bruckner von Anfang an konsequent auf eine Doppelstrategie gesetzt: Neben dem Engagement von bekannten Profikünstlern sind die Leute vor Ort immer willkommen, mit Kindertheater, Jugendveranstaltungen, Ama-teurtheater, Musik und Kabarett. Die Kulturwerkstatt Hirschbach kann mit Stolz auf 15 höchst erfolgreiche Jahre mit rund 220 Events zurück-blicken. Noch heuer wird der 50.000. Gast begrüßt. /

Text: Josef Schick

Volkskultur

KLINGENDE WALLFAHRT

Kulturinitiativen

DIE ALLESMACHER

Anerkennungspreise für das Netzwerk Mostviertler Musikanten …

… und den Kulturverein Hirschbach im Waldviertel.

Niederösterreichische Kulturpreise 2014 / 35

Christoph Berger (links) und Alfred Luger am Sonntagberg … ... und die Herren vom Kulturverein Hirschbach am Granitstein.

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Lehrgänge / 36

„Die beiden wichtigsten Buchstaben in Ihrem Zertifikat sind das E und das C. Sie stehen für European Certificate, dieses ermöglicht den Transfer und die Mobilität zu europäischen Universitäten“, so Dr. An-dreas Weissenbäck, der Leiter der Kirch-lichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems (KPH) bei seiner Rede anlässlich der Zertifikatsverleihung an die Absolventen des Lehrgangs für Kulturvermittlung.

Die Absolventen des Lehrgangs für Kultur-vermittlung erhielten das Berufskompetenz-zertifikat „Zertifizierte/r Kulturvermittler/in“ nach ISO 17024 und die Hochschulaner-kennung von 15 ECs gemäß ECTS. Die Absolventen des Museumskustodenlehr-gangs erhielten ein Zeugnis. Beide Lehrgän-ge werden in Modulen an Wochenenden angeboten und eignen sich dadurch als berufsbegleitende Ausbildung. Der Kultur-

vermittlungslehrgang wird in Kooperation mit der Kirchlichen Pädagogischen Hoch-schule Wien/Krems durchgeführt.

Qualitätssiegel für Museumsmanagement

Die Lehrgänge werden vom Museumsma-nagement Niederösterreich organisiert. Auch das Museumsmanagement Nieder-österreich wurde ausgezeichnet. ICOM (International Council of Museums) verlieh den Qualitätssiegel „Ausgezeichnet mit dem ICOM Österreich Qualitätssiegel für Weiter-bildungsangebote im Museumsbereich“.

Kulturvermittlung

Die Absolventen des Lehrgangs Kulturver-mittlung 2013/2014 kamen aus dem Muse-umsdorf Niedersulz, aus der Kunstmeile Krems, dem Archäologischen Park Carnun-tum und dem Museum Mödling, auch pri-vate Interessenten nahmen daran teil. Mag. Julia Schlager, Kulturvermittlerin aus Carnuntum, in ihrem Resümee: „Sich bei jeder Vermittlung auf die Besucher neu ein-zustellen, das ist der Kern unseres Berufs-bildes.“

Der Basislehrgang Kulturvermittlung richtet sich an Personen, die im Kunst- und Kultur-vermittlungsbereich tätig sind sowie an Mit-arbeiter von Museen und Sammlungen. Darüber hinaus an Pädagogen, die sich wei-terbilden und qualifizieren möchten, und an Privatpersonen, die für sich ein neues Berufsfeld erschließen wollen. So wie für Mag. Birgit Kolbeck aus Hollenburg an der

Museumskustoden / Kulturvermittlung

„EINE BUNTE GRUPPE FINDEN“

Das Museumsmanagement Niederösterreich bietet profunde Ausbildungslehrgänge an. Die Absolventen der Lehrgänge für Museumskustoden und Kulturvermittlung 2013/14 erhielten

ihre Zertifikate und sprachen über ihren Erkenntnisgewinn.

Die neu aufgestellte Siegfried-Charoux-Sammlung im Langenzersdorf Museum. Hier wurden die Zertifikate verliehen. Foto: schultz+schultz

schaufenster / Kultur.Region / November 2014

Page 37: Schaufenster Kultur.Region November 2014

Donau, die nun im Rahmen von „Kirchen am Fluss“ Kirchenführungen anbieten will. „Ein wichtiger Punkt im Lehrgang war für mich der Umgang mit der Sprache“, erzählt Birgit Kolbeck. „Diese kann viel bewirken – im Positiven und Negativen. Ein einfaches Beispiel dafür ist nicht immer zu sagen: ‚Hier sehen Sie …‘“

Pia Hasitzka, die im Museumsdorf Nieder-sulz arbeitet, weiß nun, dass das Hinter-grundwissen einen stärkt und selbstbe-wusster macht. Auch haben die Kulturver-mittler von ihrer Referentin Mag. Helga Steinacher das Werkzeug mitbekommen, verschiedene Methoden bei Führungen anzuwenden und diese auch zu wechseln, wenn man als Kulturvermittler draufkommt, dass eben diese bei einer Gruppe nicht so ankommt. Eva Schafranek von der Kunst-meile Krems über die Lerninhalte des Kurses: „Für mich war die Selbstreflexion ein wichtiger Aspekt des Lehrgangs.“

Museumskustoden

Der Museumskustodenlehrgang richtet sich speziell an Betreuer von Lokal- und Regio-nalmuseen. In Vorträgen und praktischen Übungen werden grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten für die tägliche Museums-arbeit vermittelt. Der Lehrgang findet im Brandlhof in Radlbrunn, wo eine Werkstät-te, Seminarräumlichkeiten und eine gemüt-liche Gaststube zur Verfügung stehen, und im Haus der Regionen in Krems-Stein statt. Dr. Georg Schörner, der beeideter Luftgut-achter war und an der TU Wien unterrich-tet, hat den Museumskustodenlehrgang

abgeschlossen: „Ich komme aus einer muse-umsaffinen Familie und bin somit vorbela-stet. So kam es auch, dass ich für meinen Großvater Heinrich Zita, der Bildhauer und Medailleur war, ein Museum einrichten will.“

Das Museum für Heinrich Zita – er hat den österreichischen Schilling entworfen – wird 2015 eröffnet. „Der Anfang des Schillings“ wird das Museum heißen, „denn bei Zita denkt jeder an die letzte Kaiserin“, so Georg Schörner. Seine Erfahrungen im Kurs fasst er zusammen: „Was wir gelernt haben ist, wie es hinter den Kulissen ausschaut sowie die Grundlagen der Inventarisierung, der Betriebsführung und des Marketings.“ Für ihn war neben den fachlichen Kenntnissen vor allem das Netzwerk, das sich durch Kolleginnen und Kollegen sowie bei Ex-kursionen ergeben hat, der Mehrwert des Lehrgangs.

Für MMag. Zusana Ráczová, die an der Uni-versität Wien als Archivarin arbeitet, bot die Ausbildung eine Erweiterung ihres Berufs-spektrums. „Als Archivarin kommt man mit Musealobjekten in Berührung, so war der Kustodenlehrgang eine Möglichkeit, mich weiterzubilden. Dass er an Wochenenden stattfindet, war für mich ein ausschlagge-bender Faktor.“ Die Slowakin, die in Wien lebt, arbeitet auch an anderen Projekten. So hat sie für den Karmeliterorden in Wien das Archiv geordnet, auch Gemeinden wenden sich an sie, wenn sie ihr Archiv professionell aufgestellt haben wollen. Mit der Museums-kustodenausbildung hat sie nun die Basis, die Objekte eines Archivs nicht nur zu

Bei der Verleihung der Zertifikate im Langenzersdorf Museum. V. l. n. r.: Univ.-Lekt. Dr. Georg Schörner, Mag. Gregor-Anatol Bockstefl, GGR Ingeborg Treitl, Dr. Helmuth Schwarzjirg, Mag. Stefan Zehetner, BM Mag. Andreas Arbesser, Mag. Ulrike Vitovec, Eva Elisabeth Rath, MMag. Zuzana Ràczovà, Dr. Andreas Weissenbäck,

Mag. Klaus Michael Nedelko, Mag. Julia Schlager, Helga Steinacher, Eva Schafranek, Mag. Birgit Kolbeck, Pia Hasitzka, Beate Trölss, Josef Schick.

Lehrgänge / 37

LEHRGÄNGE———————————————————Lehrgang Museumskustoden 2014/15Der Lehrgang läuft bereits, doch alle Module können einzeln gebucht werden.

Lehrgang Kulturvermittlung 2014/15Der Lehrgang mit vier Modulen und Anschlussmodulen hat Mitte Oktober begonnen, doch alle Module können ein-zeln gebucht werden.

Anmeldung & InformationMuseumsmanagement Niederösterreich3100 St. Pölten, Neue Herrengasse 10/3Tel. 02742 90666 [email protected]

bestimmen und zu inventarisieren, sondern sie auch zu reinigen und eventuell instand zu setzen – vor allem hat sie nun Kontakte zu Museen und Museumsmitarbeitern und mit dem Museumsmanagement eine kom-petente Anlaufstelle.

Dass die „bunte“ Gruppe, die sich in den Lehrgängen zusammengefunden hat, sich dafür eignet, Netzwerke aufzubauen und Freundschaften zu schließen – darüber sind sich alle Absolventen einig. /

Text: Mella Waldstein

schaufenster / Kultur.Region / November 2014

Page 38: Schaufenster Kultur.Region November 2014

Neueröffnung / 38

Hainfeld Museum

STADTGESCHICHTE LEBENDIG ERZÄHLT

Die Eröffnung des Hainfeld Museums, das mit Bürgerbeteiligung und hohem Identifikationswert konzipiert wurde.

Wem die Stadt Hainfeld auch außerhalb der Bezirksgrenzen ein Begriff ist, der verbindet den Namen entweder mit dem Hainfelder Bier – die Brauerei befindet sich seit über 200 Jahren in Familienbesitz – oder mit dem Einigungsparteitag der Sozialdemokrati-schen Partei 1888/89. Nun bekommt die Kleinstadt mit weniger als 4.000 Einwoh-nern, die an den Rändern des Wienerwaldes und des Mostviertels angesiedelt ist, erst-mals ein Museum, das sich näher mit der Geschichte und Identität der Stadt beschäf-tigt. Das neue Hainfeld Museum ist im „Alten Gericht“ neben dem „Museum Historischer Bierkrüge“, das von dem Sammler Mag. Johann Hasenauer geleitet wird, angesiedelt. Als Kuratorin wurde die in Hainfeld ansässige Historikerin Dr. Mar-garete Kowall bestellt.

Call for objects

Nach Wiener Neustadt war Hainfeld im Zweiten Weltkrieg die am zweitmeisten zer-störte Stadt Österreichs – verursacht wurde der Schaden durch die Flammenwerfer der abziehenden SS. Daher verfügt das Hain-felder Archiv kaum über Objekte – eine Tatsache, die für die Ausstellungsmacherin die große Frage aufwarf, was sie denn eigent-lich präsentieren sollte. Mit Aufrufen in lokalen Medien und facebook versuchte Margarete Kowall daher Menschen zu errei-chen, die bereit wären, private Gegenstände dem Museum zur Verfügung zu stellen. Weniger die objektive Wertigkeit, sondern die Geschichte der Dinge und ihr Hainfeld-Bezug standen dabei im Vordergrund.

Die meisten Ausstellungsgegenstände wurden zum Thema „Bauern und Beständigkeit“ gesammelt – z. B. dieses Butterfass. Foto: Claus Schindler

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Neueröffnung / 39

Das Konzept ging auf, es meldeten sich zahl-reiche Personen, die mit ihren Gegenstän-den auch der Ausstellungsgestaltung eine Richtung gaben. Margarete Kowall: „Natür-lich hatten wir ein Grundkonzept für die Stationen, aber Flexibilität war und ist in hohem Maße gefragt. Denn noch immer werden uns interessante neue Gegenstände angeboten.“ Die Kuratorin weiter: „Das Museum besteht aus drei Räumen und ist mit seinen knapp 100 Quadratmetern räum-lich bescheiden. Umso behutsamer und kre-ativer muss mit dem Raum umgegangen werden, um ihn nicht zu überfrachten und trotzdem Geschichte möglichst lebendig und vielseitig darzustellen.“

Im ersten großen Raum des Hainfeld Muse-ums wird die Stadtgeschichte erzählt, wobei diese in zwei Präsentationskonzepte geteilt ist. Die Geschichte ab dem 20. Jahrhundert wird in Form eines Setzkastens erzählt, wo aneinander gereihte Dinge für wichtige Stadtereignisse stehen. Ein Radio aus der Hainfelder Hornyphon-Erzeugerfamilie er-zählt beispielsweise über das erste Radio-konzert, ein Tintenfass aus Munitionsteilen über den Ersten Weltkrieg, ein Geschirrtuch über den in Hainfeld erfundenen Frischkäse Picotta.

Puppen erzählen

Großes Interesse in der Bevölkerung haben schon lange vor der Eröffnung allerdings jene Stationen ausgelöst, die die Geschichte bis 1900 erzählen. Es sind dies zehn The-menstationen, die Informationen zu Begrif-fen wie Bauern, Gerechtigkeit, Verwaltung,

Industrie oder Soziales aufbereiten. Reprä-sentiert werden diese Themen von histo-rischen Hainfelder Persönlichkeiten, die in Form einer Puppe dargestellt werden. Dafür wurde die Wiener Puppenmacherin Zita Schrott („Zitadoll“) engagiert, die in liebe-voller Detailarbeit aus alten Bildern und Beschreibungen die Figuren quasi zum Leben erweckt und ihnen Würde und Ele-ganz verliehen hat. Die Personen haben aber nicht nur ein Aussehen, sondern auch eine Stimme bekommen, mit der sie über ihr Leben und das jeweilige Thema erzählen. Diese Texte werden von Hainfeldern gespro-chen, die ihrerseits eine Verbindung zum Thema haben. Unternehmer leihen ihre Stimme den Hammerherren und Industriel-len von damals, Gemeinderäte den Rats-herren vergangener Zeiten etc.

Diese intensive Bürgerbeteiligung soll nicht nur Geschichte lebendig erzählen, sondern auch neugierig auf Museum und Geschichte machen, so die Kuratorin. Ein solch aufwän-diges Konzept braucht viel Organisation im Vorfeld. Margarete Kowall: „Ich danke besonders meiner Mitarbeiterin Mag. Ale-xandra Eichenauer-Knoll für ihre sprü-henden Ideen und dem Stadtarchivar und Alt-Bürgermeister Karl Jägersberger für seine zahlreichen Tipps und Hilfestellungen. Erfreulicherweise konnten für die Stationen auch Sponsoren gefunden werden, die einen unternehmerischen Bezug zum Thema haben. So unterstützt die Stadtapotheke die Station Soziales, ein Steinbruchbesitzer die Station Grundherrschaft.“

HAINFELD MUSEUM———————————————————3170 Hainfeld, Wiener Straße 16

Tel. 0676 842246 288

Öffnungszeiten: Fr–So und Fei 15.00–19.00 Uhr Führungen auf Anfrage

www.hainfeldmuseum.at

Der zweite Raum ist dem Gedenken an den Einigungsparteitag 1888/89 gewidmet. Geht es im ersten Raum um die Geschichte der Stadt und ihrer Bürger, so ist diese Ausstel-lungsfläche für die Geschichte einer politi-schen Gruppierung vorgesehen. „Hier ist uns eine klare Abgrenzung wichtig gewe-sen“, so die Kuratorin. „Daher haben wir für dieses Thema auch eine Mutation des Logos in Rot mit einem anderen Leitspruch entwi-ckelt. Aber eine Idee haben wir auch hier weiterverfolgt – diese Geschichte sollte ebenfalls lebendig erzählt werden.“ In die-sem Fall geht es um jene Reden und Diskus-sionen, die damals zur Jahreswende 1888/89 in Hainfeld protokolliert worden waren. In Lese- und Hörstationen werden Textzitate näher gebracht, spielerisch kann Wissen darüber erfahren und dann auch abgetestet werden. Der komplette Text wurde übrigens digital erfasst und erscheint in Buchform.

Ort des Selbstverständnisses Für die Kuratorin soll ein Museum nicht nur ein Ort der Wissensvermittlung sein, son-dern auch zu einer Heimat und einem Ort des Selbstverständnisses werden – und zwar für alle Schichten und politischen Gruppie-rungen. Darum war es von Anfang wichtig, trotz der räumlichen Begrenztheit Platz für Wechselausstellungen zu bieten, um The-men vertiefend aufbereiten und damit auch neue Zielgruppen interessieren zu können. Die erste Sonderausstellung ist aus aktu-ellem Anlass dem Ersten Weltkrieg gewid-met. Sie wurde von dem Hainfelder Alfred Kapfenberger gestaltet, der sich seit Jahr-zehnten intensiv mit dem Thema auseinan-dersetzt und interessante Zeitdokumente dazu gesammelt hat. /

Text: Alexandra Eichenauer-Knoll

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Einer der wenigen wirklich alten Ausstellungs-gegenstände: ein Glockenkopf aus dem 17. Jahrhundert.

Foto: Claus Schindler

Das Hainfeld Museum ist im „Alten Gericht“ in der Wiener Straße 16 angesiedelt.

Foto: Witzmann

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Museumsdorf Niedersulz / 41Ybbsitz / 40

„Schwarze Grafen“ kennt man. So bezeich-nete man im Mostviertel die Hammer-herren, die durch die Eisenverarbeitung zu Wohlstand gekommen waren. Sensen und Pfannen, Nägel, Pflugscharen, Messer, Schlösser und vieles mehr wurden bis in den Orient vertrieben. Es entwickelte sich eine vielteilige Arbeitswelt, vom Köhler bis zum Proviantträger, vom Messerschleifer bis zum Hammerherren. Doch „schwarze Grafen“ gibt es nicht mehr, denn die Zeit ist nicht stehen geblieben. Heute trägt eine Frau die-sen Titel.

Waltraud Walser (geb. Link) kommt aus Nordrhein-Westfalen. Schon die Ur-Urgroß-väter waren Hammerherren. Aufgewachsen ist sie in Köln, sie besucht das Gymnasium, das in Kriegstagen mit der „Notreife“ abge-schlossen wird. Zum Arbeitsdienst wird die 17-Jährige als Schaffnerin in Bonn eingezo-gen. Dort lernt sie einen jungen Soldat aus dem Mostviertel kennen. Man lernt einan-der näher kennen. Der Krieg geht weiter,

man verliert sich aus den Augen. Doch Josef Welser aus der seit 1664 bestehenden Schmiede Au bei Ybbsitz und Waltraud Link aus Köln treffen sich wieder. Nach dem Krieg an der Zonengrenze bei Schärding. Man beschließt auf der Stelle zu heiraten – und so kommt die junge Frau aus dem urbanen, bürgerlichen Milieu in einen Schmiedebetrieb mit angeschlossener Land-wirtschaft: Kühe melken, Ferkel ziehen, Fuhrwerk lenken, Kinder großziehen. „Ich hab’ so getan, also ob ich nie etwas anderes getan hätte.“ Denn die „Deutsche“ lässt sich nicht unterkriegen.

Die Schmiede, die sich auf Produktion von Striegeln spezialisiert hat, muss, um zu überleben, neue Wege gehen. Mit der Pro-duktion von Profilen und einer neuen Ver-fahrensweise zur Herstellung dieser schafft der traditionelle Schmiedebetrieb den Absprung zu einem modernen Technologie-betrieb.

Schwarze Gräfin

Die Ausstellung, die der „schwarzen Gräfin“ Waltraud Welser gewidmet ist, zeigt den Weg von der Pfannenschmiede zu einem europaweit agierenden Unternehmen mit etwa 1.800 Mitarbeitern sowie den Lebens-weg dieser Frau. Den O-Ton ihrer Erinne-rungen liefern die Hörstationen. Frau Welser hat aber nicht nur gemeinsam mit ihrem Mann und nach seinem Tod alleine das Unternehmen gemanagt, sie hat auch große Verdienste um die Wiederbelebung des Schmiedehandwerks in Ybbsitz. Nicht zuletzt hat sie auch das „Schwarze Haus“ in Ybbsitz gekauft, das nun als Herberge für Schmiede offen stehen wird. Dem internati-onalen Netzwerk der Schmiede, das sich um sie gebildet hat, erschien es selbstverständ-lich, ein symbolhaftes Zeichen zu setzen – und den Hut vor der „schwarzen Gräfin“ zu ziehen. /

Text: Mella Waldstein

Eisen

ICH HAB’ HALT EISEN IM BLUT

Eine Sonderausstellung im FeRRUM Ybbsitz zeigt das Porträt einer starken Frau: Waltraud Welser, Seniorchefin eines eisenverarbeitenden Unternehmens.

Alte Beschläge aus der Sammlung der Familie Welser. Fotos: FeRRUM

Waltraud Welser, geb. Link, aus Köln heiratete ins Mostviertel.

DIE SCHWARZE GRÄFIN———————————————————Ferrum Ybbsitz

3341 Ybbsitz, Markt 1 Tel. 07443 85300

Öffnungszeiten bis 31. 12. 2014: Mo 13.00–17.00 Uhr, Di–So 9.00–17.00 Uhr

ab 1. 1.–31. 3. 2015: Mo–Fr 13.00–17.00 Uhr, Sa 9.00–13.00 Uhr

www.ferrum-ybbsitz.at

schaufenster / Kultur.Region / November 2014

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Gemüseanbau hatte in früheren Zeiten ganzjährig Saison. Was für uns heute oft eine entspannende und befriedigende Frei-zeitbeschäftigung sein mag, und unter dem Begriff „Gardening“ zusammengefasst wird, war früher überlebensnotwendig. Vor allem der Anbau von Wintergemüse, also Gemü-sesorten, die vorwiegend im Winter geerntet werden und die durch ihre gute Lagerfähig-keit den ganzen Winter verzehrt werden konnten, hatte große Bedeutung. Im Haus-garten oder im weinviertlerischen „Hintaus“ wurde Gemüse angebaut. Verschiedenste

Sorten von Kraut, Rüben, Bohnen oder Erdäpfel wuchsen auf eigenen kleinen Feld-ern hinter den Stadln oder etwas außerhalb des Dorfes, wo sich Kleinhäusler weniger wertvolle Gründe von der „Gmoa“ oder einem wohlhabenden Bauern pachten bzw. die Pacht erarbeiten konnten.

Dabei war das Hauptaugenmerk vor allem auf lagerfähiges Gemüse gerichtet, damit man die oft vielköpfige Familie gut über den Winter bringen konnte. Über Generationen tradiert, haben sich bewährte Methoden

zum Einlagern der für die jeweilige Gegend am besten geeigneten Sorten entwickelt. Die kräftigsten Pflanzen markierte man bereits am Feld und grub sie mit den Wurzeln aus. In eine Kiste mit etwas Erde eingeschlagen überwinterten diese am Dachboden, man pflanzte sie im sehr zeitigen Frühjahr, sobald die Erde wieder „offen“ war, im Gartl’ aus. Die Strünke begannen daraufhin bald zu blühen und Samen anzusetzen – mit dieser Methode sicherte man das Überleben der Sorte, wie sie auch schon zu „Urgroßmutters Zeiten“ angebaut wurden. Leider hat die

Gartenkultur

KRAUT & RÜBEN

Wie man mit Kraut und Rüben durch den Winter kommt.

Der Krautacker im „Hintaus“ mit obligatem „Dodamaun“ im Vordergrund.

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Bedeutung und der regionale Anbau von Wintergemüse in der heutigen Zeit durch den globalisierten Handel und die ganzjäh-rige Verfügbarkeit der meisten Gemüsesor-ten sowie die Intensivierung der Landwirt-schaft stetig abgenommen.

Vitamin- und Nährstoffbombe Sauerkraut

Das „Einschneiden“ oder „Einsalzen“ war die gebräuchlichste Art, Kraut haltbar zu machen bzw. zu konservieren. Bei der Her-stellung des Sauerkrauts waren in früheren Zeiten alle Frauen und Kinder der Familie beschäftigt. Von den Frauen wurde das Kraut mit riesigen Krauthobeln in Bottiche geschnitten, wo die Kinder es mit ihren Füßen traten und stampften, bis es weich wurde und sich lagenweise in Holzfässer pressen ließ. Dabei wurde es mit Salz und Gewürzen wie etwa Lorbeer, Kümmel oder Wacholder vermischt. Danach wurde es mit einem Holzdeckel abgedeckt und einem großen Stein beschwert. Einige Wochen dauerte es, bis die Milchsäuregärung abge-schlossen war und aus dem frischen Kraut ein lang haltbares Sauerkraut geworden war. Wichtig war Sauerkraut vor allem als Vita-minlieferant und zur Vorbeugung gegen Mangelerscheinungen in der frischgemü-

searmen Winterzeit; denn der Vitamin-C-Gehalt von Sauerkraut ist im Vergleich zum frischen Kraut um bis zu 2.000-mal höher und trug so wesentlich zur Gesundheit der Familie bei. Und mehr noch: Sauerkraut präsentiert sich generell als wahre Nähr-stoffbombe – es ist reich an Milchsäure, Vitamin A, B, C, K und Mineralstoffen, zudem ist es kalorienarm (etwa 80 kJ bzw. 19 kcal je 100 g) und praktisch fettlos.

Bereits im 18. Jahrhundert entdeckte man, dass der Verzehr von rohem Sauerkraut die Vitaminmangelerkrankung Skorbut verhin-dert. Deshalb wurde es auch gerne als Provi-ant bei den Seefahrern eingesetzt, die oft wochenlang auf den Weltmeeren unterwegs waren. Bis zur Etablierung neuerer Konser-vierungsmethoden gehörte Sauerkraut vor allem in den Wintermonaten in zentraleuro-päischen Staaten wie Deutschland oder den Niederlanden, aber auch in den osteuropä-ischen Staaten zu den traditionell verarbei-teten Zutaten in der Ernährung. Vielleicht deshalb wurde während der Zeit des Zwei-ten Weltkriegs im englischen Sprachraum häufig die stereotypisierende Bezeichnung „Kraut“ bzw. „Krauts“ für Deutscher bzw. die Deutschen verwendet. Und auch Wilhelm Busch schreibt 1865 in seinen legendären sieben Streichen der

Bubengeschichte von „Max und Moritz“: „Eben geht mit einem Teller / Witwe Polte in den Keller, / Dass sie von dem Sauerkohle / Eine Portion sich hole, / Wofür sie beson-ders schwärmt, / Wenn er wieder aufge-wärmt.“

Welches Kraut sich zum Einschneiden am besten eignete, war von Region zu Region unterschiedlich. Es gab spitze und flachge-drückte Krautköpfe, manche mit „langem“ Schnitt und großen, festen Köpfen. So ent-wickelten sich das „Tullner“, „Wagramer“ oder „Znaimer“ Kraut – Sorten, die in kei-ner offiziellen Sortenliste zu finden sind, da sie seit jeher selber vermehrt wurden. Sel-tener waren speziell im Weinviertel die roten Krautsorten zu finden. Doch durch den Einfluss mährischer Landwirtschaft und der Experimentierfreudigkeit einiger Lehrer, deren Aufgabe es war, neue Sorten auszu-probieren, wuchsen manchmal roter Pflück-kohl oder rotes Spitzkraut am Krautacker.

Zum Unterschied von Kohl, der erst dann gut schmeckt, wenn es gefroren hat, wartet man mit der Ernte von Weißkraut nicht so lange. Die Feuchtigkeit des Spätherbstes för-dert den Pilzbefall der äußeren Blätter, sie werden oft fleckig oder schwarz. Daher schneidet man die Köpfe, sobald sie groß

Spitzkraut – alte Sorte, zum „Einschneiden“ von Kraut verwendet. Lokale Sorte einer Steckrübe.

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und fest genug sind. Diejenigen, die nicht für Sauerkraut verwendet wurden, „mietete“ man ein oder lagerte sie in einem frostfesten Stadl oder Keller. Für eine Miete hob man das Erdreich, (optimalerweise im Löß) 40 bis 80 Zentimeter tief aus, kleidete es mit Laub oder Stroh aus und legte Kraut, aber auch Wurzelgemüse wie Petersilie, Sellerie oder Karotten darauf. Die Krautköpfe legte man mit dem Strunk nach oben und von den äußeren Hüllblättern befreit hinein, dabei durften sie sich gegenseitig nicht berühren. Nur das gesündeste und schönste Gemüse wurde eingelagert. Auf jede Schicht kam eine Lage Stroh, es entstand so nach und nach ein trapezförmiger Hügel, der wie-derum mit Stroh abgedeckt wurde. Zum Abschluss kam das ausgehobene Erdreich circa zehn Zentimeter dick auf die Miete, dabei ließ man einen Büschel Stroh zur Belüftung herausschauen.

Bunte Rübenvielfalt

Neben Kraut spielten Rüben eine wichtige Rolle in der winterlichen Gemüseversor-gung. Die Halm- („Hoim“-) oder Stoppelrü-be mit ihrer kurzen Kulturdauer war eine dankbare Folgefrucht nach der Getreide-ernte. Sie wurden direkt in die „Stoppeln“, also ins abgeschnittene Stroh, gesät und

wuchsen bis zum Winter noch zu beacht-licher Größe heran. Die weißen, oft violett überhauchten Rüben schnitt man wie Sauer-kraut ein, sie kamen als saure Rüben, häufig zur „Blunzn“, auf den winterlichen Mittags-tisch. Aber auch als „einbrennte Ruabn“ kannte man sie. Dafür wurden die im Keller oder Miete gelagerten Rüben in Streifen oder kleine Stücke geschnitten und mit einer Einbrenn aus Schmalz und Mehl angedickt.

Oft mit dem Kohlrabi verwechselt wird die Kohlrübe. Diese wächst, im Unterschied zu ihrem zarten Verwandten, gänzlich als Rübe unter der Erde. Auch sie zeichnet sich durch eine gute Lagerfähigkeit aus. Die Kulturdau-er ist wesentlich länger als bei der Halm-rübe, die man bereits nach sechs Wochen ernten kann. Die Kohlrübe wird zeitig im Frühjahr angesät und verpflanzt, weshalb sie auch Steckrübe genannt wird. Sie bleibt bis zum Spätherbst am Acker, wobei auch die zarten, jungen Blätter wie Spinat gegessen wurden.

Während die Halm- und Kohlrübe früher hauptsächlich als Speiserübe verwendet wurde, baute man die Runkel- oder Burgun-derrübe schon immer als Futterrübe an. Diese Rüben wachsen zylindrisch und wer-den besonders groß und schwer, manchmal

bis zu 60 Zentimeter lang. Sie haben oft intensive Farben wie Gelb oder Rotorange. In Notzeiten, oder wenn der Winter beson-ders lang und streng war, ernährten sie nicht nur das Vieh, sondern auch unsere Vorfah-ren. Solche bezeichneten „Rübenwinter“ blieben in schlechter Erinnerung und trugen wohl dazu bei, dass in guten Zeiten immer weniger Rüben gegessen wurden.

Bis in die heutige Zeit als reine Gemüsekul-tur gebräuchlich ist die Rote Rübe. Ver-wandt mit Spinat und Mangold gibt es auch von ihr Farbvarianten in Weiß und Gelb, manchmal sogar gestreift. Sie schmecken wesentlich milder als die Kohlrübenarten, die manchmal eine Schärfe wie Kren oder Senf entwickeln können. Rote Rüben eignen sich sehr gut zum Lagern, wurden aber als der bekannte Rote Rübensalat auch oft in Gläsern eingelegt und durch Erhitzen halt-bar gemacht. /

Text: Ulrike Nehiba & Freya Martin

Rotes Spitzkraut. Roter Pflückkohl in den Gartenanlagen des Museumsdorfs.

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Essay / 44

25 Jahre Fall des Eisernen Vorhangs

STRICH PUNKT STRICH

Notizen aus Gegenwart und Geschichte der Grenze.

Grenze wirkt. M. und G. leben in einem kleinen niederösterreichischen Dorf. Sie sind jung. Das Dorf liegt zwischen der Gren-ze und dem Fluss Thaya. Der Fluss bekam unlängst eine neue Brücke. Wegen der Bau-arbeiten konnten die Dorfbewohner – sie sind an zwei Händen abzuzählen – nur über eine lange Umleitung „die Welt“ jenseits der Thaya erreichen. Als der Brückenbau in die fünfte Woche ging, erzählte M., dass sie nun endlich auf die Idee gekommen seien, im tschechischen Dorf das Frühstücksgebäck zu kaufen. Jenseits der Grenze – keine drei Kilometer entfernt – liegt das tschechische Dorf. Also keine Baustelle und keine Um-leitung, aber auch keine Passkontrolle,

keine Grenzöffnungszeiten. Hüben kauft man Semmeln, drüben Rohlíky. Das ist der Unterschied.

Seit 25 Jahren ist diese Grenze offen. Nicht, dass M. und G. nicht gewusst hätten, dass es jenseits der Grenze ein Dorf und ein Geschäft gäbe. Nicht, dass die jungen Leute Vorurteile hätten. Nein, sie sind nicht ein-mal aus der Gegend gebürtig, wo Kinder mit der Muttermilch immer noch das kurz und hart hingeworfene „de Behm“ in sich aufsau-gen. Nichts von alldem. Trotzdem wirkt Grenze gründlich.

Grenze ist eine unsichtbare Linie; als Strich-

Punkt-Strich auf den Landkarten vermerkt. Grenzen waren nicht immer Linien, eine messerscharfe Trennung zwischen Hier und Dort. Die Grenze war in ihrer ursprüng-lichen Wahrnehmung eine Abgrenzung gegen die Wildnis, gegen Unbekanntes, gegen Bedrohungen. Eine Abgrenzung vor dem Nichts. Die Siedlungen der Frühzeit bildeten die bekannte Welt, die sich von der unbekannten Welt des Waldes und der Welt dahinter abschirmte. Die Wälder zu betre-ten, um zu jagen, Beeren oder Kräuter zu sammeln, war eine Grenzüberschreitung, die nur bestimmten Mitgliedern der Gesell-schaft erlaubt war. Charakteristische Steine, Bäume und Quellen in der Wildnis Wald wurden mit Mehrwert aufgeladen und zu Kultplätzen, weil sie als „Außenposten“ der Zivilisation fungierten.

– · –

Lenka und Otakar B. kauften einen Pfarrhof in Mähren. Aus den Fenstern wucherten Büsche. Jeder, der die beiden besucht, kann die Fotos sehen: vorher eine Ruine, nachher ein Schmuckkästchen. Die beiden emigrier-ten in den 1970er Jahren aus der Tschecho-slowakei nach Wien. Erfolgreich in ihren Berufen, suchten sie bald nach der Grenz-öffnung ein Haus im Grünen – und hätten Dutzende gefunden, die vielleicht mehr Haus und weniger Ruine gewesen wären. Sie aber wollten das an der Grenze. Durch die Besetzung der Grenze wurde sie besiegt. Gleichzeitig bleibt sie unter ständiger Beob-achtung, weil die Erfahrung lehrt, dass Grenzen verschiedene Aggregatzustände an- nehmen können.

Grenze in der Flussmitte der Thaya. Foto: WikiCommons

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Essay / 45

Die Landschaftsinszenierungen des 19. Jahr-hunderts wussten mit der Grenze zu ko-kettieren. Auf den ehemaligen Liechten-stein’schen Besitzungen von Feldsberg/Val-tice und Eisgrub/Lednice steht ein Lustbau, ohne Zweck behaftet und den verspielten Gedanken der Romantik folgend, die ebenso verschlungen sind wie der Lauf der Thaya, die den Landschaftspark von Lednice durch-fließt. Das Grenzschlösschen steht exakt auf der ehemaligen Landesgrenze zwischen Österreich und Mähren. Die Herrschaft Feldsberg gehörte bis zu den Verträgen von St. Germain 1920 zu Österreich, die Herr-schaft Eisgrub zu Mähren. „Zwischen Öster-reich und Mähren“ ist auf der Mittelfront des Bauwerks zu lesen. Durch die Schloss-mitte, aus der Urne einer Nymphe entsprin-gend, floss der Grenzbach in den Teich vor der Terrasse.

– · –

Der Eishockeyklub Orli Znojmo hat ganz nebenbei mehr zum beidseitigen Verständ-nis getan, als viele Förderprogramme es zu tun vermögen. Er hat eine Menge treuer österreichischer Fans, aus der Hollabrunner Gegend, aus Retz und dem Waldviertel, die alle Spiele ihres Klubs besuchen. „Znojmo jedeme!“, rufen sie, während sich im Gäste-

sektor die Wiener für die Vienna Capitals ins Zeug legen.

– · –

Die March ist ein Grenzfluss. Die Möglich-keiten, in das Nachbarland Slowakei zu fahren, sind 25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs eingeschränkt. Bei Ho-henau verbindet eine einspurige Brücke Österreich mit dem Nachbarstaat Slowakei. In der Nacht herrscht aus Naturschutzgrün-den ein Fahrverbot. Davor gab es hier eine Brücke, die nach dem Zweiten Weltkrieg gesprengt wurde. 1994 ermöglichte eine behelfsmäßige Pontonbrücke den Übergang, die dann von der einspurigen Brücke (einer umgerüsteten Eisenbahnbrücke) abgelöst wurde.

Bei Schlosshof können seit zwei Jahren Rad-fahrer und Fußgänger – also die „unbedenk-lichen“ Grenzgänger – die March auf der „Brücke der Freiheit“ queren. Bei Angern an der March quert man den Fluss auf einer kleinen Fähre. Die Bevölkerung sprach sich mit einer beinahe Zweidrittelmehrheit gegen den geplanten Brückenbau aus.

– · –

Für das Kind M. war die Grenze absolut. Es wuchs an einem Ort auf, an dem nur drei Himmelsrichtungen existierten – Westen, Süden, Osten. Im Norden war eine Terra prohibita. Für die Älteren gab es Erzäh-lungen und Erinnerungen an die Zeit vor dem Eisernen Vorhang. Für sie waren Ände-rungen im Grenzsystem denkbar. Für das Kind nicht. Sein erster Berufswunsch war durch die Grenze beeinflusst. Es wollte Zöll-ner werden, „Finanzer“ nannte man sie im Volksmund, die auf österreichischer Seite die Grenze bewachten. Sie schritten mit ihren langen grauen Mänteln stundenlang den Wald ab.

Die Grenze erzeugt einen Rand, aber für das Kind war sie ein Mittelpunkt, um den die Gedanken kreisten. Die Grenzen musste durchbrochen werden. Seinen ersten Grenz-übertritt unternahm es mit neun Jahren. Die Grenze verläuft streckenweise neben der Straße. „Achtung Staatsgrenze“: Die Schil-der stehen heute ebenso dort wie damals. Diese Stelle wählte es für die erste Grenz-überschreitung. Das Mädchen fuhr mit dem Rad. Dann fingierte es einen Sturz. Warf sich in den Straßengraben hinter dem Staatsgrenze-Warnschild. Blieb dort einige Minuten – oder waren es nur Sekunden? – regungslos liegen. Und nichts geschah. Stieg aufs Rad und fuhr als Heldin nach Hause.

– · –

Im Taumel der ersten Tage nach der Grenz-öffnung ging ich zu Fuß und immer wieder zu Fuß über die Grenze. Und ich war nicht allein, scharenweise zogen die Menschen hin und her. Dieses Gefühl musste hautnah gespürt werden. In den weiteren 25 Jahren sind grenzüberschreitende Projekte ein Schwerpunkt meiner Arbeit. Reisen führen fast zwangsweise hinter den ehemaligen Eisernen Vorhang. Die Grenze zieht sich Strich-Punkt-Strich durchs Leben. /

Text: Mella Waldstein

Achtung! Staatsgrenze verläuft am Wegrand. Foto: WikiCommons

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EIN SPAGAT IST DOCH KEIN KUNSTSTÜCK——————————————————————Do, 6. 11. 2014, 18.00 UhrHaus der Regionen, 3504 Krems-Stein, Donaulände 56

Referentin: Aurelia Staub

Wenn wir von Tanz sprechen, müssen wir uns einigen, worüber wir reden. Es gibt unzählige Richtungen, Stile und Formen. Kann die Aus-einandersetzung mit dem eigenen Körper und der eigener Beweglichkeit den Blick auf den Bühnentanz schärfen? Wie lassen sich das Grundbedürfnis nach Bewegung und die künst-lerische Ausdrucksform Tanz zusammenbrin-gen? Und welche anderen Methoden stehen Kulturvermittlern heute zur Verfügung?

Anmeldung & InformationMuseumsmanagement Niederösterreich Tel. 02742 90 666 6123 www.noemuseen.at/fortbildung_

KÖRPERSPRACHE——————————————————————Fr, 14. 11. 2014Haus der Regionen, 3504 Krems-Stein, Donaulände 56

Referentin: Helga Steinacher

Eine authentische Körperhaltung sagt einiges über die innere Haltung aus. So wird vor allem das „Wie“ in der Vermittlungsarbeit in den Fokus gerückt. Dabei werden Außenwirkung, Status und Präsenz überprüft sowie Erkennt-nisse über das „Bauen von Brücken“ und das „Setzen von Grenzen“ gewonnen.

Anmeldung & InformationMuseumsmanagement Niederösterreich Tel. 02742 90 666 6123 www.noemuseen.at/fortbildung_

WER SPRICHT? ——————————————————————Sa, 15. 11. 2014Haus der Regionen, 3504 Krems-Stein, Donaulände 56

Referent: Mag. Erich Kremsmair

Kennenlernen der Facetten der Kommunika-tion. Kommunikation bedeutet den Austausch von Nachrichten (Ideen, Botschaften, Informa-tionen) mit dem Ziel, etwas beim Gesprächs-partner zu bewirken. Die vorgestellten Kom-munikationstheorien lassen verschiedenste Abläufe besser verstehen und zeigen, wie zukünftig bestimmte Fehler in der Kommuni-kation vermieden werden können.

Anmeldung & InformationMuseumsmanagement Niederösterreich Tel. 02742 90 666 6123 www.noemuseen.at/fortbildung_

AUFBEWAHRUNG UND HANDHABUNG VON KUNST- UND KULTURGUT——————————————————————Fr, 21.–Sa, 22. 11. 2014Brandlhof, 3710 Ziersdorf, Radlbrunn 24

Referenten: Mag. Barbara Schönhart und Dipl.-Restaurator Valentin Delić

Präventive Konservierung in Depot und Ausstellung, Leihverkehr, Transport und Ver- packung; Objektsicherheit und Notfallplanung.

Anmeldung & InformationMuseumsmanagement Niederösterreich Tel. 02742 90 666 6123 www.noemuseen.at/fortbildung_

TEAMS UND MOTIVATION——————————————————————Fr, 28.–Sa, 29. 11. 2014Haus der Regionen, 3504 Krems-Stein, Donaulände 56

Referent: Dr. Leo Hemetsberger

Themen: Grundlagen erfolgreicher Team- führung, Arbeitsfelder und Kompetenzen, Arbeit mit Freiwilligen, Arbeitsbeziehungen und Konfliktlösung, Umgang mit Feedback und Kritik.

Anmeldung & InformationMuseumsmanagement Niederösterreich Tel. 02742 90 666 6123 www.noemuseen.at/fortbildung_

MUSIK UND MONETEN——————————————————————Di, 11. 11. 2014, 9.00–18.00 Uhr

Hotel Römerhof, 3430 Tulln, Hafenstraße 3

Referent: Mag. (FH) Christian Wagner

Vielen Musikern, Labels und Tonstudios fehlt das Wissen über die Zusammenhänge und Mechanismen in der Musikindustrie. Dieser Workshop soll einen Überblick über eine Bran-che geben, die seit Jahren in der Krise steckt und trotzdem kaum an Anziehungskraft verlo-ren hat. Wie kann man (heute) in der Musik-branche Geld verdienen? Was bedeuten Begriffe wie Urheber, Leistungsschutz, Lizenzen, Tan-tiemen …? Was sind Verwertungsgesellschaften und welche Rolle spielen sie? Was ist der Unter-schied zwischen einem Label und einem Ver-lag? Wie komme ich zu Förderungen?

Anmeldung & InformationKulturvernetzung NÖ Tel. 02639 [email protected]_

TANZMUSIKANTENSCHULUNG 2014/II——————————————————————Sa, 22. 11.–So, 23. 11. 2014

Bildungswerkstatt Mold, 3508 Horn

Für alle die ein beliebiges Volksmusikinstrument schon halbwegs beherrschen, auch wenn sie noch nie Volksmusik gespielt haben.

Anmeldeschluss: Sa, 15. 11. 2014

Anmeldung & InformationFranz FuchsTel. 0664  [email protected]_

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FORTBILDUNG

schaufenster / Kultur.Region / November 2014

Dem Schaufenster Kultur.Region ist ein Erlagschein beigelegt. Wir danken Ihnen herzlich, dass Sie damit unser Magazin unterstützen.

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Kultur.Region

INTERN

WIR GRATULIEREN!Ihren runden Geburtstag feiern unsere Ehrenmitglieder:Gottfried Kloimwieder (80), Ybbsitz, 2. NovemberAnton Oezelt (65), Hafnerbach, 4. NovemberProf. Hermann Jagenteufel (75), Zellerndorf, 5. NovemberHubert Jobst (65), Straß im Straßertal, 16. November

Ihren besonderen Geburtstag feiert unser Ehrenmitglied:OSR Isolde Kerndl, Langschlag, 1. November

Ihren besonderen Geburtstag feiern unsere Mitglieder:Maria Knöpfl, Heiligeneich, 1. NovemberChristiana Hutterer, Loimersdorf, 10. November

Zur Sponsion zum Magister Artium (MA) gratulieren wir:Rainer Maria KalchhauserZur Verleihung des Großen Goldenen Ehrenzeichens des Bundeslandes Niederösterreich gratulieren wir: Prof. Dr. iur. Rotraud Perner, BTh

NEUE MITGLIEDERUnterstützende Mitglieder: Hans Svoboda, Wien; Patricia Bustos, Wien; Margot Lederbauer, Mank; Herta Rothbauer, Tulln; Nadia Pinzini, Wr. Neustadt

AUFRUF – WIR BITTEN UM IHRE MITHILFE!1912 veröffentlichte Arthur Halberstadt (1874–1950) mit seinem Buch „Eine originelle Bauernwelt. Das Volksleben im Semmeringgebiete“ die erste volkskundlich-musikalische Gesamtdarstellung einer geschlossenen Landschaft. Hierin beschreibt er das Leben, die Bräuche und die Volkspoesie der Kreuzberger. Auch Lieder, Jodler und Weisen zeichnete er darin auf. Darüber hinaus überlieferte er in verschiedenen Zeitschriften, was er selbst gehört hatte. Um 1935 hielt er volkskundliche Vorträge im Semmeringgebiet. Dabei wurde er von den Kreuzbergsängern und einigen Musikanten aus der Umgebung begleitet. Die Volkskultur Niederösterreich und das Steirische Volksliedwerk arbeiten derzeit an der Erfor-schung und Dokumentation des Lebens und Wirkens Arthur Halberstadts. Falls Sie einen Beitrag zur Person Halberstadt oder zur Region des Semmering leisten können (Fotos, Erzäh-lungen, Noten, Hinweise zu erwähnten Personen), kontaktie-ren Sie uns bitte. Jeder kleinste Hinweis hilft!

NÖ Volksliedarchiv Tel. 0664 8485386 (Dr. Peter Gretzel)[email protected]

Zwischen Himmel und Erde ist Bethle-hem ein ganz besonderer Ort. Neben der Geburtskirche von Jesus habe ich vor wenigen Tagen ungefähr neuen Kilometer südwestlich von Bethlehem einen anderen beeindruckenden Ort kennen gelernt. Dort lebt auf einem 42 Hektar großen Grundstück, auf dem Weinstöcke und Obstbäume gepflanzt sind, Daoud Nassar, ein palästinen-sischer Christ. Den Grund hatte sein Großvater im Jahr 1916 von den dama-

ligen Machthabern erworben. Seit 23 Jahren setzt sich die Familie vor israelischen Gerichten gewaltlos für die durch osmanische, britische, jordanische und israelische Dokumente verbrieften Besitzrechte ein. Rund um sein Grundstück in dem von Israel besetzten palästinen-sischen Gebiet des Westjordanlands sind sechs israelische Siedlungen entstanden, manche mit bis zu 40.000 Einwohnern. Weitere werden gebaut. Schikanen bestimmen das tägliche Leben der Familie Nassar. Da werden über Nacht mit Bulldozern 200 Olivenbäume zerstört, weil sie angeblich auf öffentlichem Grund standen. Da sind eines Morgens hunderte Weinstöcke vernichtet. Da wird die direkte Zufahrtsstraße mit riesigen Steinen unpassierbar gemacht. Den letzten Kilometer zu sei-nem Grundstück kommt man bis heute nur zu Fuß.

Bei seinem Eingangstor aber liegt ein großer Stein, auf dem mit bunter Farbe steht: „Wir weigern uns Feinde zu sein.“ In beeindruckender Weise schildert Daoud Nassar, dass in diesem Gebiet, in dem die politi-schen Mächte der ganzen Welt rat- und hilflos sind, die Lösung nur in einem gerechten und gewaltlosen Miteinander von Israelis und Palästi-nensern, von Moslems, Juden und Christen liegen kann. Jeder Gewalt-einsatz kenne nur einen Sieger, die Radikalen. Daoud Nassar redet nicht nur, er handelt auch danach, ohne Rücksicht auf seine persönlichen Nachteile. Und auf einmal kommen Menschen, auch Juden und Mos-lems, die ihm Olivenbäume und Weinstöcke bringen, um wieder auf-pflanzen zu können. Der Weinberg nahe Bethlehem ist eine Pflanze der Hoffnung inmitten der Resignation und der Mutlosigkeit. Hoffentlich wird sie nicht zertreten. /Superintendent Paul Weiland

Zwischen Himmel und Erde

PFLANZE DER HOFFNUNG

Wir weigern uns, Feinde zu sein.

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Kultur.Region.Niederösterreich

NACHSCHAU

HERBSTFEST IN NIEDERSULZ

Bereits zum vierten Mal rief Präsidentin Sissi Pröll (3.v. r.) zum Herbstfest auf – und viele prominente Gäste aus Medien, Wirt-schaft, Kultur und Politik folgten der Einladung: LH Erwin Pröll (3. v. l.), Moderator Wolfram Pirchner, TV-Talkerin Vera Russwurm, Metropol-Wien-Chef Peter Hofbauer, die beiden Kultur.Region.Niederösterreich-Geschäftsführer Dorli Draxler (2. v. r.) und Edgar Niemeczek (l.) und NÖ Militärkommandant Rudolf Striedinger (re.) stellten sich in den Dienst der guten Sache und kauften eifrig Lose. Die Einnahmen kamen direkt der Initiative „Hilfe im eigenen Land“ zugute. Auch Moderatorin Barbara Stöckl (2. v. l.) oder das Ensemble der Militärmusik Niederösterreich stellten ihre Leistungen – ganz im Sinne des Benefizgedankens – selbstverständlich gratis zur Verfügung. _

NIEDERÖSTERREICHERIN DES JAHRES

Für das soziale Engage-ment als Präsidentin der „Hilfe im eigenen Land“ wurde Sissi Pröll als Nie-derösterreicherin des Jahres 2014 geehrt. Das Magazin die „Niederösterreicherin“ verlieh den Award an die Siegerinnen in sechs

Kategorien. V. l. n. r.: Claudia Kloihofer (Aufsteigerin des Jahres), Michaela Koblmüller (Kunst & Kultur), Mag. Claudia Tanner (Wirt-schaft), NÖ-Herausgeber Josef Rumer, „Die Niederösterreicherin“-Chefredakteurin Dr. Angelica Pral-Haidbauer, Sissi Pröll (Soziales Engagement), Gundula Prüller (Kind & Karriere), Mag. Sybille Rasinger in Vertretung Dr. Karin Haider (Gesundheit). Foto: Caro Strasnik _

DIRNDLGWANDSONNTAG

Von Atzenbrugg bis Zwettl, von Sierndorf bis Reinsberg – ganz Niederösterreich feierte den landes-weiten Dirndlgwandsonntag am 14. September. Epizentrum des Dirndlgwandsonntags war dieses Jahr Reinsberg. Als Ehrengäste begrüßte Dorli Draxler u. a. Vor-standsdirektor der EVN, Dipl.-Ing. Dr. Peter Layr, und den Gen.-Dir. NÖ Versicherung, Dr. Hubert Schul-tes, sowie den 2. Landtagspräsident Mag. Johann Heuras (v. l. n. r.). Nach dem ORF Radio NÖ Früh-

schoppen in der Burgarena Reinsberg unterhielten noch zahlreiche Volkstanz- und Volksmusikgruppen der Region die Gäste mit ihren Vorführungen. _

60 JAHRE ATZENBRUGG

Strömender Regen tat der Stimmung keinen Abbruch. Die Markt-gemeinde feierte und verlieh Ehrenbürgerschaften an LH Dr. Erwin Pröll und an den Geschäftsführer der Kultur.Region NÖ, Dr. Edgar Niemeczek. V. l. n. r.:Vizebürgermeister Franz Mandl, Sissi Pröll, LH Dr. Erwin Pröll, Dr. Edgar Niemeczek, Geschäftsfüh-rende Gemeinderätin Mag. Edith Mandl, Bürgermeister Ferdinand Ziegler. _

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DAS GLÜCK LIEGT SO NAH

Das neue Buch von Sepp Forcher („Das Glück liegt so nah. Warum wir auf Österreich stolz sein können“, erschienen im Brandstätter Verlag) wurde am 30. September im Festsaal im Haus der Regionen in Krems-Stein vorgestellt. LH Dr. Erwin Pröll betonte, wie wichtig es für unsere schnelllebige Gesell-schaft ist, dass es Menschen wie Sepp Forcher gibt, die mit ihrer Authentizität und Bodenhaftung Orientierung bieten.V. l. n. r.: Vorstandsdirektor EVN Peter Layr, Gen.-Dir. NV Hubert Schultes, LH Dr. Erwin Pröll, Autor Sepp Forcher, Dorli Draxler, GF Volkskultur NÖ, NÖ Militärkommandant Rudolf Striedinger. Foto: Helmut Lackinger _

ZEHN JAHRE ZINNFIGURENWELT KATZELSDORF

Zum 10-jährigen Bestehen der Zinnfigurenwelt am 16. Sep-tember kamen Besucher aus Nah und Fern, 75 Gäste aus Deutschland scheuten nicht die weite Anreise, um mit dem Museumsteam das Jubiläum zu feiern. Beim Festakt konnten Bürgermeisterin Hannelore Handler-Woltran und Museums-leiter Franz Rieder u. a. begrüßen: LAbg. Ing. Franz Rennhofer, Bezirkshauptmann Andreas Strobl sowie Dr. Edgar Niemeczek, Geschäftsführer Kultur.Region NÖ, und Mag. Ulrike Vitovec, Geschäftsführerin des Museumsmanagement Niederösterreich. Prof. Gerhard Tötschinger, ein großer Freund der kleinen Figu-ren, unterhielt das Publikum mit einer launigen Rede, der auch unser Gönner, Kammersänger Heinz Zednik, lauschte. V. l. n. r.: Zinngießer, Franz Rieder, Dr. Edgar Niemeczek, Hannelore Handler-Woltran, Mag. Ulrike Vitovec, LAbg. Ing. Franz Rennhofer. Foto: Paul Draxler _

Fr, 30. 1. 2015 , Eröffnung: 20.30 Uhr NÖ Trachtenball, Grafenegg

Sa, 14. 3. 2015, 19.30 Uhr aufhOHRchen im Festspielhaus, Festspielhaus St. Pölten

So, 22. 3. 2015, 9.30 Uhr NÖ Museumstag, Stift Seitenstetten

Mi, 15. 4. 2015 Saisoneröffnung Museumsdorf Niedersulz

Sa, 25. 4. 2015, 14.00 Uhr Landespreisträgerkonzert prima la musica, Festspielhaus St. Pölten

Fr, 1. 5. 2015 Familienfest NÖ Kreativ

Fr, 8. 5. 2015 Tag der Musikschulen

Do, 14. 5. 2015 (Christi Himmelfahrt), 9.30 Uhr Zehn Jahre Brandlhof, Radlbrunn

So, 17. 5. 2015 Internationaler Museumstag

Sa, 6. 6. 2015, 19.00 Uhr Zehn Jahre Chorszene Niederösterreich, Grafenegg

So, 7. 6. 2015, 13.00 Uhr Kinder- und Spielefest, Museumsdorf Niedersulz

Do, 11. 6.–So, 14. 6. 2015 aufhOHRchen 2015, Region um Allentsteig

So, 15. 8. 2015, Gaming Goldhaubenwallfahrt, Gaming

Sa, 12. 9. 2015, 10.00 Uhr Naturgartenfest, Museumsdorf Niedersulz

So, 13. 9. 2015 Dirndlgwandsonntag

So, 4. 10. 2015 Handwerksmarkt, Brandlhof, Radlbrunn

Mo/Di, 7. und 8. 12. 2015, 19.00 Uhr NÖ Adventsingen, Grafenegg (Auditorium)

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TOP-TERMINE 2015

Page 50: Schaufenster Kultur.Region November 2014

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Der Jubilar ist 90. Wiewohl hochbetagt, immer up to date und Tag und Nacht auf den Beinen. Kaum ein Jahr alt, hatte er bereits 100.000 Menschen, die ihm zuhörten. Diese begrüßte er mit „Liebe Horcher und Horcherinnen“. Er ist zuverlässig, in jeder

Lebenslage ist auf ihn zu zählen. Er ist unse-re Homebase. Sein Wecker lässt uns gut gelaunt den Tag beginnen. Und wem das zu gut gelaunt daherkommt, startet mit einem Guten Morgen Niederösterreich in den Tag oder wartet lieber gleich auf Sonntag, wo er uns seit dem Jahre 1945 mit Gedichten aus den Betten holt und uns zuflötet: Du holde Kunst! Früher servierte er dazu einen lau-nigen Gugelhupf. Um uns international ein bisserl fit zu machen, gab’s auch Continental Breakfast. Auch jetzt lässt er uns nicht ver-hungern und lädt zum Frühstück bei mir. Er ist nicht nur Von Tag zu Tag zuverlässig, er es auch blitzgescheit und eröffnet uns mit Dimensionen die Welt der Wissenschaft. Da er mittlerweile 90 Jahre alt ist, möge es ihm verziehen sein, dass er uns nicht mehr zu einem Fit mach mit animiert. Mag man sich heute nicht mehr andächtig um ihn herum versammeln – als er zum Turnier auf der Schallaburg einlud, tat man es noch. Auto-fahrer unterwegs begleitete er 15.153 Mal

just zu einer Uhrzeit, als wir Österreicher nicht so sehr im Auto, sondern vielmehr pünktlich am Mittagstisch saßen. Heute lässt er dafür Ö3ver arbeiten. Nächtens erschloss er uns mit Melodie exklusiv Musik-welten – und das tut er heute noch mit in seinen Spielräumen aus allen Richtungen. Apropos Klassik – er ist in der Opernwerk-statt ebenso zu Hause wie er uns wöchent-lich mit Solid Gold beschenkt und dienstags immer wieder aufhOHRchen lässt. Für Generationen von Kindern war er als Traummännlein unterwegs, heute erklärt er ihnen als Rudi! ein kleines Stückchen Welt. Schonungslos setzte er uns den Schalldämp-fer an die Schläfe. Diesen vermissen wir ebenso wie Trost und Rat, den er uns an Sonntagabenden spendete. An diesen lan-den wir dafür manchmal Im Sumpf.

Happy Birthday, Rundfunk! /

Mella Waldstein

Landeinwärts

LIEBE HORCHER!

Die gute alte Küchenkredenz – Rundholz-möbel mit Schleiflack, Glasschiebetüren und dazwischen geklemmt bunte Ansichts-karten. Experten aus dem angewandten Pflegebereich haben gemeinsam mit Kura-

2nd LIFE

schaufenster / Kultur.Region / November 2014

toren von section.a und Architekten von gaupenraub die Küchenkredenz als „Memo-bil“ umgebaut, um sie als Brücke in der Kommunikation mit Demenzkranken ein-zusetzen.

Das Vermögen und die Bereitschaft zur Kontaktaufnahme ist stark eingeschränkt, Kommunikation funktioniert oft nur schwer. Anreize und Werkzeuge für eine gelungene Kommunikation fehlen. Da soll das „Memo-bil“ helfen, denn in der Betreuung demenz-kranker Menschen nimmt die Beschäfti-gung mit den Gewohnheiten der Betrof-fenen, ihrer Lebensgeschichte und Kultur einen besonderen Stellenwert ein. /

www.memobil.at

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Damit Visionen Wirklichkeit werden, ermöglicht Raiffeisen viele Kulturveranstaltungen durch seine regionalen und lokalen Förderungen. Denn Realisierung und Erfolg von Kulturinitiativen hängen nicht nur von Ideen, sondern auch von fi nanziellen Mitteln ab. Gemeinsam ist man einfach stärker. www.raiffeisen.at

Inserat_Kulturfo_rderung_210x297.indd 1 12.03.2012 13:34:13

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Foto: © G

rafenegg

7. und 8. Dezember 2014 · 19.00 UhrAuditorium Schloss Grafenegg

NIEDERÖSTERREICHISCHES

ADVENTSINGEN

Inklusive gratis Eintritt zum Grafenegger Advent

Karten und Information

Auditorium Grafenegg · T. 02735 5500 · www.grafenegg.comTonkünstler-Kartenbüro · T. 01 586 83 83

Karten: EUR 15,00 bis EUR 25,00