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1 SCHEISS DRAUF-MIT MIR NICHT MEHR!

SCHEISS DRAUF-MIT MIR NICHT MEHR! · scheiss drauf-mit mir nicht mehr! 2 vorwort ..... 10 zwei kisten als grundlage fÜr dieses buch ... hartz iv oder das mÄrchen vom sozialschmarotzer

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1

SCHEISS DRAUF-MIT MIR NICHT MEHR!

2

VORWORT ...................................................................................................................................................... 10

ZWEI KISTEN ALS GRUNDLAGE FÜR DIESES BUCH .......................................................................................................... 14

DIESES BUCH IST .................................................................................................................................................... 18

DIESES BUCH IST FÜR .............................................................................................................................................. 18

DIESES BUCH IST NICHT FÜR ..................................................................................................................................... 18

EINLEITUNG .................................................................................................................................................... 20

DER DALAI LAMA UND SEIN PARADOXON ................................................................................................................... 20

EINIGE WENIGE HABEN DAS SYSTEM DURCHSCHAUT ...................................................................................................... 25

EINE UTOPISCHE GESCHICHTE ................................................................................................................................... 27

TEIL I............................................................................................................................................................... 30

IST ARBEITEN ETWAS FÜR DUMME? .............................................................................................................. 30

DIE GESCHICHTE VON KEVIN UND ALEXIUS .................................................................................................................. 31

Kevin ............................................................................................................................................................. 31

Alexius .......................................................................................................................................................... 32

HARTZ IV ODER DAS MÄRCHEN VOM SOZIALSCHMAROTZER ......................................................................................... 34

Sozialhilfeempfänger mit schlechtem Gewissen? ......................................................................................... 37

HARTZ IV als Abschreibposten ...................................................................................................................... 39

Die wahren Schmarotzer .............................................................................................................................. 41

LEBEN IM HAMSTERRAD, ODER: FÜR WEN ARBEITEN WIR EIGENTLICH? ........................................................ 43

TAX FREEDOM DAY ................................................................................................................................................ 43

ARBEITEN FÜR DIE STEUER? ........................................................................................................................... 45

DIE STEUERLAST ODER: MODERNE SKLAVEN ............................................................................................................... 46

Ist Steuerzahlen etwas für Dumme? ............................................................................................................. 51

STEUERGELDER FÜR ZINSESZINSZAHLUNGEN WEGEN STAATSSCHULDEN? .......................................................................... 54

Bei wem hat die Welt Schulden? .................................................................................................................. 55

„Staats“-Schulden: der wahre Hintergrund .................................................................................................. 61

WIE GELD ENTSTEHT ODER: DER IRRGLAUBE ÜBER DIE GELDERZEUGUNG .......................................................................... 63

Ein trüber Tag in einer kleinen Stadt ............................................................................................................ 63

Wie Geld entsteht ......................................................................................................................................... 64

Banken erzeugen Geld, das vorher nicht da war .......................................................................................... 67

Die Ursprünge der Gelderzeugung ............................................................................................................... 77

Staaten in den Fängen von Privatbanken ..................................................................................................... 81

Parade-Beispiel USA ..................................................................................................................................... 82

Die Verschuldung der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich ........................................ 93

Griechenland und andere Opfer ................................................................................................................... 99

ARBEITEN FÜR DIE BANK? ............................................................................................................................ 101

VERARSCHUNG DURCH BANKEN .............................................................................................................................. 102

Die Gewinne der Banken ............................................................................................................................ 106

Sind Banken von Gesetzen und kaufmännischen Grundsätzen ausgenommen?........................................ 107

ARBEITEN FÜR JENE, DIE UNS VERARSCHEN? ............................................................................................... 109

DIE ÖFFENTLICHE MEINUNG .................................................................................................................................. 110

Millionen Menschen … ................................................................................................................................ 110

Erzeugte Meinung ...................................................................................................................................... 113

DIE „KUNST“ DER MEINUNGSERZEUGUNG ................................................................................................................ 114

3

Totschweigen von unliebsamen Meinungen .............................................................................................. 121

WIE UNS POLITIKER VERARSCHEN............................................................................................................................ 124

Wem dienen Politiker? ............................................................................................................................... 126

Wie „demokratische“ Wahlen funktionieren .............................................................................................. 132

Der Unterschied zwischen Diktatur und Demokratie .................................................................................. 135

Lügen, gebrochene Wahlversprechen und Skandale .................................................................................. 136

Sind Politiker notwendig? ........................................................................................................................... 138

Ausverkauf des Staates ............................................................................................................................. 139

Die Lüge von der Inflation ........................................................................................................................... 143

VERARSCHUNG DURCH DIE BILDUNGSPOLITIK ............................................................................................................ 145

WIE UNS KONZERNE VERARSCHEN........................................................................................................................... 147

Energiesparlampen statt Glühbirnen oder die Verarschung des Jahrhunderts .......................................... 149

Zigarettenindustrie ..................................................................................................................................... 153

VERARSCHUNG DURCH DIE „LEBENS“-MITTEL-INDUSTRIE............................................................................................. 154

Margarine ................................................................................................................................................... 155

Salz ............................................................................................................................................................. 156

Raffinierter Zucker ...................................................................................................................................... 159

VERARSCHUNG DURCH DIE GESUNDHEITS-, BZW. „KRANKHEITS“-LOBBY ........................................................................ 162

Rinderwahn, Vogelgrippe, EHEC und Co. .................................................................................................... 165

VERARSCHUNG DURCH DIE ENERGIE-LOBBY .............................................................................................................. 168

Wasserautos, Elektroautos und Co. ............................................................................................................ 174

Elektroautos ............................................................................................................................................... 176

ARBEITEN FÜR DIE „GESELLSCHAFT“? ........................................................................................................... 180

Kampagne gegen Sozialhilfeempfänger ..................................................................................................... 181

Divide et Impera ......................................................................................................................................... 183

Gibt es überhaupt genug Arbeit für alle Menschen? Das Märchen von der Vollbeschäftigung ................. 185

Geschichte der Arbeit ................................................................................................................................. 188

ARBEITEN ALS DER WEISHEIT LETZTER SCHLUSS? ......................................................................................... 194

Der Manager und der Fischer ..................................................................................................................... 194

ARBEIT KRITISCH BETRACHTET ................................................................................................................................. 195

Die andere Seite der Arbeit ......................................................................................................................... 202

Arbeit muss man sich auch leisten können! ............................................................................................... 206

EPILOG ZUM ERSTEN TEIL ............................................................................................................................. 210

TEIL II ........................................................................................................................................................... 212

PROLOG ZUM ZWEITEN TEIL ......................................................................................................................... 212

LEBEN AUßERHALB DES HAMSTERRADES ..................................................................................................... 212

SORGENFREI UND GLÜCKLICH ................................................................................................................................. 213

Die Bedeutung von Glück............................................................................................................................ 215

Lebensqualität und Lebensstile .................................................................................................................. 221

Mut zur Eigenverantwortlichkeit ................................................................................................................ 226

Lebenskünstler ............................................................................................................................................ 227

Warum Sie sich keiner Organisation anschließen sollten ........................................................................... 231

SCHEIß DRAUF! JETZT! .................................................................................................................................. 232

DIE WAHRE BEDEUTUNG VON ZEIT UND GELD ........................................................................................................... 232

Die Bedeutung von Geld ............................................................................................................................. 234

4

Die Bedeutung von Zeit .............................................................................................................................. 240

Alleinsein .................................................................................................................................................... 242

Zeit sinnvoll nutzen ..................................................................................................................................... 245

Zeitsünden .................................................................................................................................................. 246

ANALYSE DER IST-SITUATION.................................................................................................................................. 247

Stärken ....................................................................................................................................................... 248

Schwächen .................................................................................................................................................. 248

ARBEITSLOS? ...................................................................................................................................................... 250

Darf man als "Arbeitsloser" glücklich sein? ................................................................................................ 251

Das Märchen von der Karriere .................................................................................................................... 252

PRODUKTION-FRUSTRATION-KOMPENSATION-KONSUM ............................................................................................. 255

Teuflischer Konsum ..................................................................................................................................... 257

Konsumbeschränkung ................................................................................................................................ 260

ALLTAG ......................................................................................................................................................... 268

TÄTIGKEIT STATT ARBEIT ....................................................................................................................................... 270

Freiheit statt „Freizeit“ ............................................................................................................................... 271

ERFREUE DICH AN DEM, WAS DU HAST ..................................................................................................................... 272

Spazierengehen .......................................................................................................................................... 274

Entdecken ................................................................................................................................................... 274

Eigener Garten ............................................................................................................................................ 277

Küche .......................................................................................................................................................... 278

Sex .............................................................................................................................................................. 281

Sport ........................................................................................................................................................... 284

Geistiges Training ....................................................................................................................................... 286

Lesen ........................................................................................................................................................... 287

Musik .......................................................................................................................................................... 289

Filme ........................................................................................................................................................... 289

Tagebuch schreiben .................................................................................................................................... 290

Kultur .......................................................................................................................................................... 292

Society ........................................................................................................................................................ 292

Sprachen ..................................................................................................................................................... 293

Wohnen ...................................................................................................................................................... 294

Bildnerisch gestalten .................................................................................................................................. 297

Heimwerken/ Basteln ................................................................................................................................. 298

Weitere Ideen, die kein (oder wenig) Geld kosten und Spaß machen ........................................................ 298

BILDUNG AUßERHALB DES HAMSTERRADES ............................................................................................................... 301

Die Baustoffe für den Erfolg ....................................................................................................................... 302

FINANZHAUSHALT ........................................................................................................................................ 304

UMGANG MIT GELD, ODER: GELD UNTERLIEGT EIGENEN GESETZMÄßIGKEITEN ................................................................. 305

RECHNEN AUßERHALB DES HAMSTERRADES .............................................................................................................. 309

AUSGABEN ......................................................................................................................................................... 311

Kostenanalyse ............................................................................................................................................. 311

Sinnlose Ausgaben ...................................................................................................................................... 319

Überflüssige Impulskäufe ........................................................................................................................... 320

Fixkosten und Betriebskosten ..................................................................................................................... 325

Alternativer Waren- und Dienstleistungserwerb ........................................................................................ 331

Vermögensaufbau ...................................................................................................................................... 333

SCHULDEN? ........................................................................................................................................................ 337

5

EINNAHMEN ....................................................................................................................................................... 338

HARTZ-IV..................................................................................................................................................... 338

Rente wegen Erwerbsunfähigkeit (Invaliditätspension) ............................................................................. 340

Geld verdienen ............................................................................................................................................ 342

ALTERNATIVE EINNAHMEQUELLEN .......................................................................................................................... 344

Blut- oder Plasmaspenden .......................................................................................................................... 344

Schneeschaufler .......................................................................................................................................... 347

Schreiben .................................................................................................................................................... 347

Lebensmittellieferant.................................................................................................................................. 349

Geld verdienen im Internet ......................................................................................................................... 349

Internet-Händler ......................................................................................................................................... 350

Testperson .................................................................................................................................................. 351

Straßenkünstler .......................................................................................................................................... 351

Markt- und Meinungsforscher .................................................................................................................... 352

Verlassenschaften/Entrümpelungen .......................................................................................................... 353

Pfandflaschen sammeln ............................................................................................................................. 353

Begleiter (Escort) oder bezahlter Freund .................................................................................................... 355

Betteln ........................................................................................................................................................ 356

Gewinnspiele .............................................................................................................................................. 358

Glücksspiel .................................................................................................................................................. 360

KFZ-Überstellung ........................................................................................................................................ 362

Geld verdienen mit Tieren .......................................................................................................................... 363

Erzeugung und Verkauf von Gegenständen ............................................................................................... 364

Immobilien .................................................................................................................................................. 366

Geld verdienen durch Vermietungen .......................................................................................................... 366

Einige weitere Einkommens-Ideen.............................................................................................................. 368

SELBSTSTÄNDIG WERDEN ....................................................................................................................................... 369

GESUNDHEIT ................................................................................................................................................ 371

ESSEN UND TRINKEN .................................................................................................................................... 373

Selbst kochen oder Essen gehen ................................................................................................................. 374

Volksküchen und soziale Verpflegungsstätten ........................................................................................... 375

Veranstaltungen und Gratis-Buffets ........................................................................................................... 375

Gourmet-Küche trotz HARTZ-IV-Bezug ....................................................................................................... 376

GRUNDLEBENSMITTEL UND GRUNDVORRAT .............................................................................................................. 377

Kleine Kartoffelkunde ................................................................................................................................. 378

Weitere ausgesuchte Lebensmittel: Gesund und preiswert ....................................................................... 379

EINKAUF VON LEBENSMITTELN ............................................................................................................................... 382

Der tägliche Betrug im Supermarkt ............................................................................................................ 382

Mindesthaltbarkeit/Ablaufdatum .............................................................................................................. 385

Tipps ........................................................................................................................................................... 387

Getränke ..................................................................................................................................................... 390

KOCHREZEPTE ..................................................................................................................................................... 391

Niederösterreichische Stosuppe ................................................................................................................. 391

Haferschnitzel ............................................................................................................................................. 392

Brotsuppe ................................................................................................................................................... 392

Pasta mit Zitrone und Basilikum ................................................................................................................. 392

Zucchini-Reis ............................................................................................................................................... 393

Spaghetti Aglio e Olio (Spaghetti mit Knoblauch und Öl) ........................................................................... 394

Paprikakartoffeln ........................................................................................................................................ 394

6

ALTERNATIVE VERPFLEGUNG .................................................................................................................................. 396

Balkonien, Terrassien und St. Fensterbrett ................................................................................................. 396

Urban Gardenin/ Urban farming ................................................................................................................ 398

Sammeln ..................................................................................................................................................... 399

Freeganismus ............................................................................................................................................. 401

Jagen und Fischen ....................................................................................................................................... 402

WOHNEN ..................................................................................................................................................... 403

Wo und wie wohnen? ................................................................................................................................. 403

Günstig wohnen zur Miete ......................................................................................................................... 404

Günstig wohnen im Eigentum .................................................................................................................... 404

Sonderformen und Notfälle ........................................................................................................................ 407

WOHNUNGSEINRICHTUNG ..................................................................................................................................... 408

Minimalistischer Einrichtungsstil ................................................................................................................ 408

Einkauf von Möbeln .................................................................................................................................... 409

ALTERNATIVES WOHNEN ....................................................................................................................................... 412

Wohnen in Hotels ....................................................................................................................................... 412

AUSSTEIGER – LEBENDE BEISPIELE ........................................................................................................................... 413

WOHNEN IM AUSLAND ......................................................................................................................................... 416

Ganz im Ausland wohnen ........................................................................................................................... 416

KLEIDUNG .................................................................................................................................................... 418

Kleidung strategisch kaufen ....................................................................................................................... 420

Second-Hand-Kleider .................................................................................................................................. 422

Kleidung tauschen ...................................................................................................................................... 423

Die Altkleider-Verarschung ......................................................................................................................... 424

FORTBEWEGUNG ......................................................................................................................................... 425

DAS EIGENE AUTO ............................................................................................................................................... 426

SPAREN ALS AUTOBESITZER.................................................................................................................................... 430

Sparen beim tanken und fahren ................................................................................................................. 430

Alternatives Spritsparen ............................................................................................................................. 431

Sparen bei Reparaturen .............................................................................................................................. 432

ALTERNATIVEN .................................................................................................................................................... 434

Carsharing .................................................................................................................................................. 434

Mitfahrgelegenheiten ................................................................................................................................. 435

Mietwagen ................................................................................................................................................. 435

REISEN .......................................................................................................................................................... 436

Wohnungsaustauschprogramm ................................................................................................................. 439

Alternatives Fliegen .................................................................................................................................... 441

Alternative Schiffsreisen ............................................................................................................................. 441

REISEPLANUNG .................................................................................................................................................... 442

SCHLUSSWORT ............................................................................................................................................. 444

LITERATURVERZEICHNIS ............................................................................................................................... 444

7

Vorwort

Der Autor distanziert sich ausdrücklich von Passagen, die im Sinne des

§111 deutsches StGB bzw. des § 281 f österreichisches StGB

interpretiert werden könnten. Eine Aufforderung zu strafbaren oder

sittenwidrigen Handlungen ist keinesfalls gewollt oder beabsichtigt.

Die entsprechenden Texte dienen lediglich der Information im Sinne

des demokratischen Selbstbestimmungsrechts und im Rahmen der

Freiheit des Individuums unter Ausschöpfung der gesetzlichen

Möglichkeiten.

Alle Ratschläge und Tipps in diesem Buch wurden vom Autor

sorgfältig geprüft und von Ihm oder anderen auch ausprobiert. Eine

Erfolgsgarantie wie auch eine allfällige Haftung des Autors oder des

Verlags für Schäden irgendwelcher Art ist ausgeschlossen.

Es ist Anfang Dezember 2013. In Warschau hat der Welt-Klimagipfel

stattgefunden. Zeitgleich taut in Sibirien erstmals der

Dauerfrostboden, über die Philippinen fegte ein mörderischer Taifun.

Die Erde pfeift möglicherweise schon aus ihren letzten Löchern.

Teilnehmer aus fast allen Staaten der Welt konferierten zum Thema

„Rettung unserer Erde“. Sponsoren waren Fluggesellschaften und

Atomkraftwerksbetreiber. Passieren wird genauso viel wie zuvor im

Jahre 2011. Damals wurde eine „politische Schlusserklärung zur

Zukunft des weltweiten Klimaschutzes“ abgegeben. Maßnahmen

seither: Keine.

Gleichzeitig werden Zeitungsredaktionen mit Agenturmeldungen

zugemailt, denen zufolge Thunfische und Makrele in den Weltmeeren

„verschwinden“ würden. Deren Population sei in den vergangenen 50

Jahren um 60 Prozent (!) geschrumpft, so ein internationales

Forscherteam.

8

Gegenwärtige weltweite Hauptsorge aller Politiker ist die

Beschaffung von Geld. Geld, das durch Steuereinnahmen aus dem

ohnedies bereits leidgeprüften Volk beschafft und mit dem Zinsen für

Schulden der Staaten – allesamt bei privaten Banken – bezahlt

werden sollen. Anstatt das italienische Volk endlich aus dem

Würgegriff der Kreditmoloche zu befreien, wird diesem ein Sparpaket

durch die Sozialministerin Elsa Fornero präsentiert – und das Ganze

tatsächlich unter Tränen (!).

Das Buch ist keine Aufforderung an Sie als Leser, Ihre Arbeit auf der

Stelle niederzulegen. Allerdings ist es auch nicht gerade eine

Hetzschrift gegen HARTZ-IV-Bezieher. Es ist zunächst einmal eine

nüchterne Betrachtung der Situation, in der sich die meisten

Menschen derzeit befinden.

Ich will mit diesem Werk keinesfalls politische Stimmung erzeugen.

Das Primat der Politik hatte die letzten Jahrzehnte genug Zeit und

Gelegenheit, für seine Wähler etwas zu tun. Was aber seitens der

Politiker tatsächlich getan (und unterlassen) wurde und wessen

Interessen bestimmt vertreten worden sind, kann jedermann

tagtäglich mit freiem Auge sehen.

Auch denke ich nicht im Entferntesten an eine Revolution. Eine

Revolution ist immer ein Kampf zwischen zwei Systemen. Eines

davon, nämlich das stärkere, wird siegen. Aber nur so lang aufrecht

erhalten werden können, bis es von der nächste Revolution abgelöst

wird. Aktuellstes Beispiel in der Welt: Libyen.

Gewalt ist niemals eine Lösung, sondern endet irgendwann immer als

Eigentor. Jede Handlung Unzufriedener, die über demokratische

Methoden hinausgeht, kann von den Behörden als „Extremismus“

oder gar „Terror“ eingestuft werden und wird unweigerlich zu einer

stärkeren Kontrolle des Einzelnen führen.

Ich unterstütze auch keinen „harmlosen Kampf“ wie etwa gewaltfreie

politische Forderungen z. B. nach mehr Arbeitsplätzen, höheren

Löhnen oder nach mehr erschwinglichen (meist hässlichen)

9

Wohnungen. Hingegen zolle ich jedem Respekt, der die leeren

Versprechungen der Politiker ignoriert und stattdessen eigene

Maßnahmen für sich selbst, seine Familie oder seine Freunde setzt.

Gegenstand dieses Buches ist ausschließlich die Revolution am

eigenen ich. Veränderungen, vorzunehmen nur bei uns selbst. Ohne

organisierte Mitstreiter und ohne Regeln. Das bestehende politische

System braucht weder bekämpft, noch unterstützt zu werden. Denn

unsere eigene Energie dürfen wir legitimerweise für uns selbst in

Anspruch nehmen, um unser persönliches System zu schaffen. Frei

nach Orwells „Farm der Tiere“: Warum sollen wir schuften, damit sie

im Luxus leben?

Ich nehme – bitte sehr – keine Rücksicht auf wirtschaftliche

Lehrmeinungen oder auf ideologische oder politische

Machtverhältnisse. Denn ich bin Buchautor und genieße die Freiheit,

die Dinge so zu beschreiben, wie ich sie sehe. Und dabei berufe ich

mich in Österreich auf Art. 13 StGG, in Deutschland auf Art. 5 GG und

europaweit auf Art. 10 der Europäischen Menschenrechtskonvention.

Außerdem habe ich ein berühmtes Vorbild:

„Wenige sind imstande, von den Vorurteilen der Umgebung

abweichende Meinungen gelassen auszusprechen; die meisten sind

sogar unfähig, überhaupt zu solchen Meinungen zu gelangen.“

(Albert Einstein, 1879-1955, internationaler Physiker und

Nobelpreisträger)

Und ich gehöre zu diesen Wenigen.

Ich rede in diesem Buch ausschließlich von Fakten und von

Zuständen. Ohne Wenn und Aber. Ich stelle keine direkten

Schuldzuweisungen auf, sondern versuche lediglich gemäß dem Yin-

Yang-Prinzip aufzuzeigen, dass jede negative Seite auch eine Positive

kennt. Die positive Seite soll allerdings ausschließlich einen Nutzen

für Sie als Leser haben.

10

Ich richte mich mit diesem Buch exklusiv an das Individuum, an den

Einzelnen, der sich sein Leben verbessern möchte oder sich seine

eigene Welt bauen will. Und das ist ja wohl jedermanns Recht!

Allen Politikern, die sich bemüßigt fühlen, einzelne Aussagen aus

diesem Buch herauszunehmen und für parteipropagandistische

Zwecke zu verwenden, sei gesagt: “Lasst euch selbst etwas einfallen!“

Denn ich brauche keine „Mitstreiter“ und keine Sympathisanten. Ich

will auch niemanden (von den Politikern) befreien, ich will keine

„Befreiungsbewegung“ im klassischen Sinne ins Leben rufen. Von

politischen Parteien lasse ich mich nicht vereinnahmen.

Und wenn ich gefragt werde, ob ich die Welt verbessern will, dann ist

ein „Ja“ die Antwort. Allerdings nur die unmittelbare Welt meiner

Leser.

„Jeder Mensch hat die Chance, mindestens einen Teil der Welt zu

verbessern, nämlich sich selbst.“

(Paul de Lagarde, 1827-1891, Kulturphilosoph und Orientalist)

Die Wege, die ich weise und schon gegangen bin, gelten nur für

Einzelwelten. Nicht für Regierungen, politische Parteien oder deren

Vorfeldorganisationen. Und ich zeige bloß Möglichkeiten auf, wie sich

der einzelne Leser seine eigene Lebensqualität erheblich verbessern

kann. Aufrufe und Manipulationen überlasse ich politischen Parteien,

im Rahmen derer sich „Idealisten“ nach Herzenslust engagieren und

in den Wahlkampf ziehen, sich über ein paar Stimmen freuen können

um spätestens bei der übernächsten Wahlperiode enttäuscht

festzustellen, dass sich nichts geändert hat.

In diesem Buch beschreibe ich Alternativen, wie Sie sich psychisch

wie physisch aus dem Würgegriff der Politik, des Konsums und der

damit verbundenen Verpflichtung, eine Tätigkeit zu verrichten, die

Sie nicht länger verrichten wollen, lösen können. Und wie Sie sich von

allen anderen Sachen befreien können, die nach näherer Betrachtung

eigentlich nicht nur total sinnlos sind, sondern auch die Ursache für

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ein unglückliches Leben, das viele von uns führen, darstellen.

Robert Urban

www.scheissdrauf.org

Zwei Kisten als Grundlage für dieses Buch

Über vier Jahre lang habe ich Informationen aus zwei

Hauptkategorien gesammelt und in zwei Kisten abgelegt. Die

unzähligen Bücher, die ich in dieser Zeit gelesen habe, finden Sie

unter den Literaturhinweisen am Ende des Buches.

Die erste Kiste umfasst alle Informationen, Daten und Unterlagen, die

sich – wenn auch nur im Entferntesten – damit beschäftigen, wie sehr

wir im Hinblick auf unser Konsumverhalten, unsere Lebensweise und

unsere Meinung manipuliert werden. Und zwar ausschließlich zu

unserem Nachteil und zum Vorteil einer Lobby, die damit gewaltiges

Geld verdient.

Zu dieser Sammlung gehören auch bestimmte Aussagen von

Politikern und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern. Aussagen,

deren Tragweite und Hintergründe erst nach einiger Zeit erfassbar

sind. Aussagen, welche dann aber erschreckende Aufschlüsse über

die wahren Interessen dieser Herrschaften liefern.

Auf die erste Kiste schrieb ich mit einem dicken Filzstift die Worte

„Augen öffnen!“ Und mit einem dünneren Kugelschreiber darunter:

„Wenn ihr eure Augen nicht gebraucht, um zu sehen, werdet ihr sie

brauchen, um zu weinen.”

(Jean Paul Sartre, 1905-1980, französischer Schriftsteller und

Philosoph)

Die zweite Kiste nannte ich wieder mit dickem Filzstift einfach nur

„Handeln!“, während ich mit dem Kugelschreiber das folgende Zitat

darunter schrieb:

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„Es ist nicht genug zu wollen, man muss es auch tun!“

(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Gelehrter und

Vielschaffender)

Dort legte ich alle jene Hinweise und Botschaften ab, die mich durch

das Durchblättern von Zeitungen, durch Recherchen im Internet und

nach Gesprächen mit Insidern erreichten und eine Erleichterung und

Verbesserung des Lebens erzielen sollen. Gemäß dem Grundtenor:

„Energie, die wir nicht verbrauchen (verschwenden), müssen wir

auch nicht erzeugen“. Oder analog: „Geld, das wir nicht vergeuden,

müssen wir auch nicht verdienen“.

Ratgeber dieser Art finden ihren Ursprung in der Frühneuzeit. Unter

dem Begriff „Hausväterliteratur“ wurden Lehrbücher für die geistige

Oberschicht der Landwirtschaft herausgegeben. Diese Werke

behandelten die menschlichen Beziehungen untereinander sowie

Tätigkeiten im Haus. Praktische Anleitungen (Führen von

Haushaltsrechnungen, Gartenbau, Seidenraupen-, Bienen- und

Fischzucht, Weinbau, Kochen, Backen und Brauen, etc.) waren auch

dabei. Erstes berühmtes Buch war das „Oeconomia ruralis et

domestica oder Haußbuch“ von Johann Coler, das bereits 1604

erstmals verlegt wurde und in 14 Auflagen erschien.

Die Hausväterliteratur wurde zu diesem Zeitpunkt nicht neu

erfunden, sondern aus Quellen der griechischen Philosophie (z.B.

„Werke und Tage“ von Hesion aus dem 8. Jahrhundert. v. Chr.), der

römischen Agrarlehre (z.B. „Oikonomikos“ von Xenephon um 400 v.

Chr.) sowie aus Schriften über den christlichen Hausstand

zusammengetragen (Kompilationsliteratur).

In der Monarchie schrieb Katharina Prato (1818-1897) das wohl

berühmteste Kochbuch ihrer Zeit, „Der große Prato“, dass insgesamt

millionenfach verlegt wurde. Darin waren bereits umfangreiche

Ratschläge darüber zu finden, wie man für wenig Geld schmackhaftes

Essen zubereiten konnte. In weiteren Büchern gab sie umfassendes

Wissen für die Einrichtung, Erhaltung und Mäßigkeit (Sparsamkeit)

des Haushalts einer bürgerlichen Familie weiter.

13

Im Jahre 1866 verfasste die Russin Helene Molochowetz das bis

heute geniale Werk „Geschenk für die junge Hausfrau oder Mittel zur

Verringerung der Haushaltsausgaben“, das sie selbst ins Deutsche

übersetzte. „Die Zeit der Unerfahrenheit kommt oft und besonders

jungen Hausfrauen teuer zu stehen“, ist im Vorwort zu lesen. Die

Autorin rechnete damals schon auf den Rubel genau die Kosten der

jeweiligen Speise aus. Molochowetz war übrigens auch die erste

Kochbuch-Autorin, die mit exakten Maßeinheiten und

Mengenangaben arbeitet.

Eine digitale Version ihres berühmten Werkes kann man – neben

vielen anderen interessanten Büchern – auf der Homepage der

Landes- und Universitätsbibliothek (digital.slub-dresden.de) Dresden

downloaden.

Kurz: In der ersten Kiste sammelte ich alles Negative, in der zweiten

alles Positive.

Nach diesen beiden Hauptkategorien ist auch dieses Buch aufgebaut.

Es zeigt, wie wir verarscht werden. Es bietet praktische und

umsetzbare Vorschläge, wie man nicht die Welt, aber sein eigenes

Leben – und somit seine eigene Welt – verändern kann, indem man

sich mit geöffneten Augen von den Zwängen gleich oder sukzessive

befreit.

Ziel dieses Werkes ist es, Ihnen Klarheit über Ihre Lebensweise zu

verschaffen und Ihnen zu größerer Freiheit zu verhelfen. Wie groß

diese sein wird, liegt in Ihrem Ermessen. Ich zeige nur einige

Möglichkeiten auf. „Scheiß drauf!“ ist keine Anleitung zum Nichtstun,

sondern ein Sprungbrett zu einem unabhängigen und glücklichen

Leben.

In diesem Buch wird weder die Armut als Lebensstil glorifiziert noch

das Geld als etwas Schlechtes dargestellt. Geld ist neutral. Es ist

weder gut noch böse. Eine bescheidene Lebensweise und das

14

Verdienen von Geld, sogar von viel Geld stehen in keinerlei

Widerspruch zueinander.

Geld sollte nicht als Lebensinhalt betrachtet werden, sondern als

Mittel zum Zweck, quasi als „Werkzeug“. Unser Fokus sollte auf den

wichtigen und schönen Dingen des Lebens liegen. Träume,

Leidenschaften und Nahrung für die Seele anstatt Stress, Gier und

Karrierestreben. Ein akzeptables Einkommen lässt sich – unabhängig

von einem festen und „sicheren“ Arbeitsplatz – jederzeit und überall

erzielen. Zahlreiche Beispiele finden Sie in diesem Buch. Die Freiheit

liegt nicht darin, am meisten zu besitzen, sondern am wenigsten zu

brauchen. Unabhängig und dennoch glücklich zu sein. Ohne Sorgen

und Schulden. Innerer und äußerer Wohlstand haben weniger mit

Vermögen und Bargeld zu tun, als gemeinhin angenommen.

Bestell-Link: http://www.epubli.de/shop/buch/SCHEISS-DRAUF-Robert-Urban-9783844232196/32528

15

16

Dieses Buch ist

- eine Analyse der bestehenden gesellschaftlichen Situation,

- eine Sammlung von Optionen, um die konkrete Situation des

Lesers zu verbessern,

jedoch:

- kein politisches Manifest,

- kein Aufruf zum Ungehorsam oder zu Gesetzesbruch,

- keine Verherrlichung von Armut, Arbeitslosigkeit oder

Gleichgültigkeit,

- keine Forderung an Regierungen oder Politiker, sondern für die

Leser ein Hinweis, legal und stillschweigend das bestehende

System auszunutzen, indem sie nichts tun, was sie nicht tun

müssen, aber das tun, was sie tun können, solange es gesetzlich

erlaubt ist.

Dieses Buch ist für

- Menschen, die die Schnauze voll haben,

- Menschen, die aus dem Hamsterrad ausbrechen wollen,

- Menschen, die sich dem Würgegriff der Konzerne und der

Politik entziehen wollen,

- Menschen, die auf der Suche nach einer individuellen

Lebensform sind,

- Menschen, die eigen- statt fremdbestimmt leben wollen,

- Menschen, die sich nicht mehr länger von Besserverdienern

demütigen lassen wollen,

- Menschen, deren Leben ohne Arbeit plötzlich leer geworden ist,

die das aber als Chance sehen wollen.

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Dieses Buch ist nicht für

- Menschen, die aus dem Inhalt dieses Buches politisches Kapital

schlagen wollen,

- Menschen, die mit ihrer beruflichen und sozialen Situation

vollkommen und restlos zufrieden sind und keinerlei

Änderungsbedarf haben,

- Menschen, die so unverrückbar in ihren Ansichten und

Meinungen festgefahren sind, dass jeglicher Hinweis von außen

von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist.

Keine zwei Menschen auf dieser Welt sind gleich. Deswegen wird es

auch keine zwei Leser geben, die aus dieser Lektüre exakt dieselben

Schlüsse ziehen oder zu einer völlig konformen Ansicht gelangen.

Meine Bitte: Sollten Sie mit der einen oder anderen vorgetragenen

Anschauung nicht übereinstimmen, dann legen Sie dieses Buch nicht

sofort weg. Gehen Sie in sich und prüfen Sie, ob Ihr Standpunkt

überhaupt Ihrer Meinung entspricht oder ob Sie eine Fremdmeinung

ungeprüft übernommen und dadurch ein Vorurteil gebildet haben.

Auch festgefahrene Meinungen lassen sich ändern, wenn man

versucht, den Sachen auf den Grund zu gehen. Wir wurden und wir

werden laufend manipuliert – aber nur, solange wir es zulassen.

Einleitung

„Die Welt ist mit so vielen Dingen gefüllt, dass wir alle glücklich wie

Könige sein sollten.“

(Robert Louis Balfour Stevenson, 1850-1894, schottischer

Schriftsteller) Wir alle könnten ein Paradies auf Erden haben. Die Erde ist ein im

wahrsten Sinne des Wortes wunderbarer Planet. Reich an Wasser,

reich an fruchtbarem Land und eingehüllt in eine für uns gute und

gesunde Atmosphäre. Vom Mond aus blau glänzend, schwebt die

Erde scheinbar mühelos durch das Universum und wird von einer

18

schier unerschöpflichen Energiequelle gespeist – unserer Sonne. Alle

pflanzlichen und tierischen Nahrungsmittel in der für den Menschen

gesündesten Form, die beste Luft zum Atmen, alles ist nicht nur

ausreichend, sondern im Überfluss vorhanden. Platz für alle

Bewohner dieser Erde, genug Land. Jede Familie könnte sich einen

Palast bauen, es ist genug Baumaterial vorhanden.

Doch was haben die Menschen getan? Exakt auf den Punkt gebracht

hat dies der Dalai Lama:

Der Dalai Lama und sein Paradoxon

„Das Paradox unserer Zeit:

Wir haben größere Häuser aber kleinere Familien;

mehr Annehmlichkeiten, aber weniger Zeit.

Wir haben mehr Diplome aber weniger Verstand;

mehr Wissen aber weniger Urteilsvermögen;

eine bessere Medizin aber eine schlechtere Gesundheit.

Wir sind den ganzen Weg bis zum Mond und wieder zurück gereist,

aber wir haben Schwierigkeiten, die Strasse zu überqueren,

um unsere neuen Nachbarn zu begrüßen.

Wir haben bessere Computer entwickelt,

die immer mehr Informationen speichern können,

um mehr Kopien zu erzeugen, denn je zuvor,

aber wir kommunizieren weniger.

Wir sind weit gekommen in Sachen Quantität aber nicht in Qualität.

Es ist eine Zeit von hastigem Essen, aber langsamer Verdauung;

großer Menschen aber von kleinem Charakter;

riesiger Gewinnen aber oberflächlichen Beziehungen.

19

Es ist eine Zeit in der viel im Schaufenster ist, aber nichts im Zimmer.“

(Dalai Lama der 14., geb. 1935, höchster Trülku Tibets)

Hat der buddhistische Meister nicht recht? Da sitzen krawattierte

Menschen bei herrlichem Badewetter in klimatisierten Büros und

verwalten sich gegenseitig zu Tode. Sie tragen Kleider, die in der

dritten bzw. vierten Welt in Kinderarbeit hergestellt werden, aber sie

setzen sich vehement für Gleichberechtigung ein. Sie freuen sich auf

eine Pension, die sie möglicherweise gar nicht mehr, nur mehr

verarmt oder schwer krank erleben werden. Diese Pension müssen

ihre Nachkommen aber erst erarbeiten, weil die Regierungen ihre

Beiträge bereits veruntreut haben und dies dann noch als „Umlagen-

System“ oder „Generationenvertrag“ bezeichnen. Politiker (fast) aller

Länder sind von internationalen Konzernen abhängig und laufen den

Finanzmärkten hinterher anstatt Kontrolle auszuüben und zu

regieren.

Wertvolle Natur ist bereits zerstört und die Vernichtung von

Lebensräumen schreitet weiterhin zügig voran. Konzerne und die von

ihnen abhängigen Politiker (das sind nahezu alle, die etwas zu sagen

haben) lernen weder aus der Vergangenheit noch aus der

Gegenwart. Man möchte annehmen, sie hätten eine zweite Erde als

Reserve zur Verfügung. Wäre die Erde eine Bank, wüssten sie

hingegen sofort eine Lösung, die fortschreitende Zerstörung zu

stoppen.

Aus Profitgier – und nicht aus der Notwendigkeit der

Energieversorgung – wird z.B. im türkischen Ilisu ein Staudamm

gebaut. Ohne mit der Wimper zu zucken, nimmt die türkische

Regierung hin, dass 400 Kilometer des Tigris, und das damit

verbundene Ökosystem – Lebensraum für zum Teil weltweit

bedrohte Arten – sowie über 200 bekannte archäologische

Fundstätten aus 10.000 Jahren Menschheitsgeschichte – darunter die

berühmte antike Stadt Hasankeyf – zerstört werden und Zigtausende

von Menschen ihre Heimat verlassen müssen.

20

Im Herzen Amazoniens wird der Belo-Monte-Damm gebaut, wodurch

1.500 km² Regenwald zerstört und 40.000 indigene Ureinwohner, die

bis heute noch nie mit der westlichen Welt in Berührung gekommen

sind, vertrieben werden. Auf den gerodeten Feldern werden

Gentechnik-Plantagen errichtet. Voith-Hydro, Siemens und andere

sind an diesem Bauprojekt beteiligt, im Zuge dessen bereits eine

Regenwald-Aktivistin ermordet wurde. Und die neueste Meldung zu

Redaktionsschluss: In Rumänien hat man am Fuß der Karpaten schon

vor Jahren ein umfangreiches Gold- und Silber-Vorkommen

gefunden. Bisher wurde ein Abbau, bei dem riesige Mengen

hochgiftiger Schlacken und Schlämme anfallen und die Gegend über

Jahrzehnte unbewohnbar machen, erfolgreich verhindert. Doch

nachdem das Fördervolumen einen Wert von 18 Milliarden Euro

darstellt, ist der rumänische Präsident Traian Basescu plötzlich

einverstanden. Er ließ bereits den Denkmal- und Naturschutz für

diverse Objekte aufheben und „freut sich über viele neue

Arbeitsplätze“.

Genießbare Lebensmittel werden tonnenweise im Müll entsorgt. Und

es stört uns nicht im Geringsten, dass neben uns Menschen leben, die

im Mist nach Nahrungsmitteln suchen müssen. Als Konsumenten und

Wähler sind wir Teil eines Systems, dass die Überproduktion von

Lebensmitteln billigt. Genauso wie die Industrie, der Handel und die

Politik. Im Hausmüll finden sich rund 15Prozent originalverpackter

Lebensmittel. Durchschnittlich landen in Europa neunzig Millionen

Tonnen genießbarer Lebensmittel pro Jahr im Müll.

Von den Essens-Abfällen Europas könnten die Hungernden dieser

Erde viermal satt werden. Auf LKWs verladen würde die Kolonne fast

einmal um den Globus reichen.

Am Horn von Afrika sind Hunderttausende auf der Flucht. Bis Mitte

2011 sind dort gleich zwei Regenzeiten ausgefallen, das gesamte

Weideland ist durch die Dürre vernichtet. Der wochenlange Marsch

endet für viele mit dem Tod durch Erschöpfen, Verhungern oder

Verdursten, Kinder werden von Löwen oder Hyänen gefressen. Im

weltgrößten Flüchtlingslager sitzen 400.000 (!) Menschen. Und

21

gleichzeitig werden -zig Milliarden Euro nach Griechenland

überwiesen, damit dieser Staat nicht nur seine laufenden Zinsen bei

privaten Banken bezahlen, sondern auch noch 400 amerikanische

Kampfpanzer bestellen kann.

Ein kleiner Landwirt, der die Menschheit mit Lebensmitteln versorgt,

verdient – wenn überhaupt – gerade einmal so viel, dass er sich über

Wasser halten kann. In der Finanzwirtschaft werden Millionen

verdient. Statt realer Produkte werden dort Papiere hin und

hergeschoben, bzw. heutzutage nur mehr Mails gesendet.

Großkonzerne bezahlen keine oder zum Teil nur sehr geringe

Steuern, Klein- und Mittelbetriebe stöhnen unter der Steuerlast.

Einzelunternehmen sind davon besonders arg betroffen. „Selbst

schuld!“, sagt sogar der Staat. In der Dokumentation „Die Fahnder“

des österreichischen Senders ATV wurde ein Finanzbeamter

präsentiert, der mit seinen Leuten ein kleines Lokal, einen Ein-Mann-

Betrieb unter die Lupe nahm und den letzten Rest an Bargeld

pfändete, wodurch für die Wirtin nicht einmal mehr ein

Wareneinkauf möglich war. Auf die Frage des Reporters, ob er mit

der Betreiberin, die täglich 16 Stunden in ihrem Lokal arbeiten muss,

Mitleid hätte, meinte dieser sinngemäß nur, dass man wissen müsse

was auf einen, wenn man so ein Geschäft betreibt, zukommen kann.

Der Mensch in der heutigen Gesellschaft ist vom wahren Glück sehr

weit entfernt. Traurigkeit, Melancholie und furchtbare Leere in den

Tiefen der Seele. Der Preis für das Freizeitvergnügen, welches zum

Ausgleich für die eintönige Arbeit notwendig ist, ist hoch.

Die meisten von uns Menschen leben in einer Hölle aus Angst,

Konsum, Sucht, Schuld und Fremdbestimmung usw. Besonders der

Grad der Abhängigkeit und der Resignation gegenüber Banken,

Konzernen und Politikern hat ein Höchstmaß erreicht. Jeden Tag

begegnen uns aufs neue Ohnmacht, Aggression, Trägheit, Brutalität,

Hass, Abgestumpftheit, Unwissenheit, Schüchternheit, Dummheit,

Verwirrung und dergleichen. Wir gucken uns stundenlange TV-

22

Übertragungen von Hochzeiten oder -herzzerreißende Liebesfilme an

und sitzen einsam und verlassen zu Hause.

Angenommen es würde tatsächlich menschenähnliches Leben auf

einem anderen Planeten geben, jeder Außerirdische, der auf die Erde

zu Besuch kommt, diese herrlichen Schätze und Ressourcen sowie

das Tausende Jahre alte Wissen des Menschen sieht, würde über

unsere Untätigkeit und unsere Teilnahmslosigkeit nur den Kopf

schütteln, in sein UFO steigen und sofort wieder heimfliegen.

Jede auch nur ansatzweise intelligente und wache Gesellschaft würde

sofort alles in ihrer Macht liegende unverzüglich unternehmen um

gemeinsam die immer stärker voranschreitende Zerstörung unseres

Planeten, den Zustand von Gewalt und Krieg zu ändern, anstatt vor

dem Fernseher zu sitzen und sich alle paar Jahre mit einem Kreuz auf

einem Stimmzettel zu begnügen.

Einige wenige haben das System durchschaut

Die Einteilung der Menschheit in Arbeitnehmer und Arbeitgeber

scheint hinlänglich überholt zu sein. Da würde heute schon die eher

zutreffende Definition von „Kapital“ und „Arbeit“ nach Karl Marx

oder Friedrich Engels wieder eine Renaissance erleben.

Aber auch die Einteilung der Bevölkerung in Arm und Reich ist

genauso absurd wie etwa eine Beurteilung nach „klug“ und „dumm“.

Tatsächlich lässt sich die Bevölkerung heute am sinnvollsten in zwei

Gruppen unterscheiden: In jene, die die Regeln, nach denen heute

gespielt wird, durchschaut haben, und in solche, die an jene, von

„oben“ vorgegebenen Regeln (noch) glauben und in ihnen zu ihrem

eigenen Nachteil leben.

Nur einige wenige haben das System bereits durchschaut. Sie

glauben nicht an den demokratischen Weihnachtsmann und an das

Gute in der Politik. Sie haben erkannt, dass unsere Gesellschaft aus

drei Schichten besteht. Die oberste Klasse zahlt keine Steuern und

23

bereichert sich ohne Unterlass. Dafür wurden und werden Gesetze

geschaffen, die genau diesen Herrschaften von Nutzen sind. Die

Mittelklasse ächzt unter der erdrückenden Steuerlast, die sie alleine

zu tragen hat. Und die Unterschicht ist der Oberschicht absolut

willkommen, denn sie soll für die Mittelklasse ein lebendes Mahnmal

sein, nicht in die Unterschicht abzugleiten. Deswegen wird die

Unterschicht auch geschickt gegen die Mittelschicht ausgespielt

(„Die Arbeitslosen leben auf unsere Kosten …“) und der auf private

Schulden aufgebaute Konsum der Mittelschicht als „Reichtum“ und

„Wohlstand“ dargestellt. Warum dieser „Wohlstand“ nicht glücklich

macht und wer in Wirklichkeit auf wessen Kosten lebt, erfahren Sie in

einem späteren Kapitel.

Auf Andersdenkende, also solche, die aus der öffentlichen Meinung

„ausgetreten“ sind, saust die Moralkeule nieder. Jedem, dem auffällt,

dass hier etwas nicht ganz stimmt, wird als

„Verschwörungstheoretiker“ abgestempelt.

Doch was hat es mit einer Verschwörung zu tun, wenn man

feststellen muss, dass:

• die heimische Landwirtschaft zu Gunsten der

Nahrungsmittelkonzerne und internationalen Gentechnik nach

und nach in den Ruin getrieben wird,

• es insgesamt rund 5.000 verschiedene Sorten von Kartoffeln

und 20.000 (!) Sorten von Tomaten gibt, in den uns

zugänglichen Supermärkten, aber nur drei oder vier davon zu

finden sind,

• Millionen Tiere über tausende Kilometer auf Europas Straßen

transportiert werden, Schafe verdursten, Schweine sich

gegenseitig totbeißen,

• Bienen und Hummeln, die lebensnotwendig für die Bestäubung

von Pflanzen und damit für ein Drittel der Weltnahrung sind, zu

Milliarden verschwinden; als Ursache konnte bereits ein

Pestizid nachgewiesen werden konnte; anstatt eines Verbotes

wurde jedoch lediglich von der EU ein „Forschungsinstitut für

Bienenkunde“ eingerichtet,

24

• trotz aller klimatischer Veränderungen und aller in letzter Zeit

abgelaufener katastrophaler Ereignisse beim Weltklimagipfel

2011 in Durban es die Nationen gerade einmal fertig gebracht

haben, bis 2015 ein Abkommen auszuarbeiten, welches 2020 (!)

in Kraft treten wird, um unseren Planeten zu retten,

• die Armutsschere immer weiter aufgeht – die Armen immer

ärmer und die Reichen immer reicher werden,

• sich Politiker zwar vom Volk „wählen“ lassen, doch in

Wirklichkeit ausschließlich die Interessen der Konzerne

vertreten,

• Militärverbündete im „Kampf gegen den Terrorismus“

wohlhabende und funktionierende Länder unter Hinweis auf die

Existenz von Atombomben überfallen und sich das später als

bloßer Vorwand heraus stellt,

• durch die immer stärker werdende Verarmung ohnedies

benachteiligter Bevölkerungsschichten Bürgerkriege in Kauf

genommen werden,

• Panikmeldungen über Vogel-, Schweine-, und sonstige Grippen

mit Hilfe der Massenmedien und politischer

Entscheidungsträger im Gesundheitsbereich lanciert werden,

alle Epidemien aber ausbleiben und einige Wenige an

Medikamenten und Schutzmasken ein Vermögen verdienen,

• etwa 80 Prozent der im herkömmlichen Handel erhältlichen

„Lebensmittel“ denaturiert (raffiniert, pasteurisiert, etc.) und

mit Geschmacksverstärkern, Süßstoffen und „Zusätzen“

angereichert sind, natürliche Nahrung hingegen schwer

erhältlich ist und das Fünffache kostet.

• Väter und Mütter auf die Frage, was das Wichtigste in ihrem

Leben wäre, gerne „meine Kinder!“ antworten; anstatt jedoch

mit ihnen Zeit zu verbringen, lieber im Büro arbeiten.

• Im Jahre 2011 am Horn von Afrika 12 Millionen Menschen

Hungerqualen leiden und dringend Hilfe benötigen, während

die EU mehr als hundert Milliarden Euro nach Griechenland

schickt, damit die dortige Regierung Zinsen für Bankschulden

bezahlt und Panzer kauft,

25

• 240 Millionen Tonnen Kunststoff pro Jahr produziert wird, der

bis zu 500 Jahre in Böden und Gewässern überdauert und unser

Hormonsystem schädigt,

• es trotz des Vorhandenseins von 27 Gesundheitsministern in

der EU es bis ins Jahr 2011 dauerte, bis auf private Initiative hin

das hochgiftige Hormon „Bisphenol Aceton (BPA)“ aus

Kinderschnullern und –Fläschchen endlich verbannt wurde.

Eine utopische Geschichte

Stellen wir uns einmal folgende Utopie vor: Die reichsten und

mächtigsten Menschen auf dieser Welt halten eine Konferenz ab. Es

geht hauptsächlich um die Frage, wie man die breite Masse durch

eine Erhöhung der Arbeitsleistung besser ausbeuten und

kontrollieren bzw. manipulieren kann.

Einer der Konferenzteilnehmer: „Der Hamster, der angetrieben

werden soll, darf auf keinen Fall merken, dass er im Hamsterrad läuft.

Die Masse muss daher unbedingt am Nachdenken gehindert, sie

muss abgelenkt werden. Dafür haben wir die Unterhaltung, den

Konsum, die von uns gesteuerte öffentliche Meinung, und wenn alles

nicht mehr hilft, unsere Politiker, die die Gesetze in unserem Sinne

verfassen.“

Ein anderer Konferenzteilnehmer: „Ich habe eine bessere Idee. Wir

werden das primitive Volk in mehrere Gruppen teilen. Divide et

impera! – also: Teile und herrsche! Dies war schon die Taktik der

alten Römer. Die größte Gruppe wird jene der Arbeiter sein. Die

Entlohnung darf aber – in diesem Punkt müssen wir alle

zusammenhalten, aber Gott sei Dank haben wir unsere

Gewerkschaften – nur gerade mal ausreichend für die Existenz sein.“

Einer lacht: „Mit den Gewinnen, die unsere Konzerne machen,

könnten wir theoretisch einem einfachen Arbeiter ein Gehalt von

20.000 Euro pro Monat bezahlen. Doch die Löhne müssen genau so

liegen, dass sie nach viel aussehen, es jedoch niemals einen Weg in

die Freiheit geben kann. Ernst zu nehmende Ersparnisse, die das

ermöglichen könnten, dürfen nicht angesammelt werden.“

26

Ein anderer: „Die dürfen ihr Hamsterrad nie verlassen, sonst ist unser

System gefährdet. Gott sei Dank haben wir ja unsere Werbeindustrie.

Schon jetzt landet fast ein Drittel der gekauften Lebensmittel auf dem

Müll. Unsere Hamster kaufen, kaufen und kaufen. Aber sie müssen

sich immer mehr verschulden, damit es keinen Weg mehr zurück

gibt.“

Ein anderer: „Ein Teil der Hamster sollte arbeitslos bleiben. Als

abschreckendes Beispiel, damit die Angestellten in der Angst leben,

ihre Arbeit zu verlieren. Und die Arbeitslosen und die Arbeitenden

müssen wir dann gegeneinander ausspielen. Das geht am

Einfachsten, indem wir die Parole ausgeben, dass die Arbeitslosen

Schmarotzer sind und auf Kosten der arbeitenden Steuerzahler leben.

Die Leute ohne Arbeit werden den Arbeitenden mit Argwohn und

Neid begegnen. Außerdem werden wir die Anzahl der Leiharbeiter

erhöhen, damit der Unsicherheitsfaktor gut raus kommt.“

Ein anderer: „Und bestimmten Vertrauensleuten werden wir die

Aufgabe übertragen, die Hamster zu überwachen, zu motivieren und

zu manipulieren.“

Ein anderer: „Wir dürfen aber zur Abrundung unseres Planes nicht

vergessen, einen Keil zwischen Mann und Frau zu treiben. Wir führen

den Frauen vor Augen, wie sie seit eh und je unterdrückt werden und

machen ihnen Männerarbeit und Karriere schmackhaft. Neue

weibliche Hamster. Freiwillige.“

„Meine Herren, wir brauchen eine neue Grippe. Wir haben bei der

Vogelgrippe so köstlich abgesahnt, es war eine geniale Idee“, wirft

einer ein. „Zur kurzfristigen Geldbeschaffung ja, doch wir sollten für

dauerhafte Gewinne die Anzahl der Diabetiker durch intensivere

Werbung für Fertigprodukte und zuckerhaltige Lebensmittel

erhöhen, damit wir dann mit unserem neuen Diabetes-Medikament

schön abcashen können“.

Die Sitzung wird unterbrochen. Es wird Kaviar, Champagner und

„Societin“ (eine ca. 100 x so teure Droge wie Kokain) angeboten. 20

Edelprostituierte betreten den Saal, damit sich die Herren eine

wohlverdiente entspannende Konferenzpause gönnen können.

Gott sei Dank ist das nur eine Fantasiegeschichte. Oder?

27

Teil I

Ist Arbeiten etwas für Dumme?

„Bin ich dumm, wenn ich noch arbeiten gehe?“, war die Schlagzeile

der „Bild“- Zeitung am 17.2.2010. Die Antwort auf die Frage gab sich

die Zeitung gleich selbst. Durch einen einfachen Vergleich. Ein

verheirateter Beschäftigter im Gastgewerbe, Vater von drei Kindern

(5, 10, 15 Jahre), verfüge im Durchschnitt über rund 1.490 Euro

brutto, so „Bild“. Davon blieben nach Abzug von Steuern und

Sozialabgaben 1.187 Euro netto. Zuzüglich 558 Euro Kindergeld

bekäme der Werktätige einen Monatslohn von rund 1745 Euro. Für

eine gleich aufgestellte HARTZ-IV-Familie käme samt

Wohnkostenzuschuss ein Betrag von 1.980 Euro heraus, so die

Zeitung.

Die Frage „Bin ich dumm, wenn ich noch arbeiten gehe?“ stellen sich

in der heutigen Zeit viele Menschen. Die Zeitungen – nach eigenen

Angaben am Puls der Volksmeinung – thematisieren diese und

ähnliche Fragen regelmäßig. Mit „Ja“ und „Nein“ sollte man hier nicht

vorschnell antworten. Es kommt auf die Beschaffenheit des einzelnen

Arbeitsplatzes, auf die Entfernung vom Zuhause, das Arbeitsklima,

die Attraktivität der Arbeit und letztlich auf die Bezahlung an. Eine

Arbeit, die Spaß macht und gleichzeitig fürstlich bezahlt wird, ist

heute selten geworden. Besonders ausschlaggebend ist die – meist

selbst geschaffene – Situation des arbeitenden Menschen (Schulden,

offene Kredite, etc.), aus der sich ableiten lässt, ob er arbeiten

„muss“, also der Arbeit nur der Existenz halber nachgeht, obwohl er

an jener der Arbeit zu Grunde liegenden Tätigkeit keinen Spaß hat.

28

Die Geschichte von Kevin und Alexius

Kevin

Kevin P., 36, Manager, steht morgens um 6 Uhr auf. Sein Wagen ist,

obwohl es sich um ein fast neuwertiges Leasingauto handelt – es

muss wohl ein Systemfehler sein – in der Werkstatt. Mies gelaunt

geht er zur U-Bahn. Aber was ist da passiert? Er kann sich gar nicht

mehr erinnern, wann er zuletzt mit der U-Bahn gefahren ist, es muss

gut 8 Jahre her sein. Er blickt in ausdruckslose, aggressive und

angewiderte Gesichter. Sollen das Menschen sein, die sich auf ihren

Tag freuen? Auf ihre viel gepriesene Arbeit? Wohl kaum!

Am liebsten würde er wieder aussteigen und einfach nach Hause

gehen ins traute Heim. Doch das ist unmöglich, denn er fürchtet um

seinen Arbeitsplatz, er kann nicht einfach zu Hause bleiben und sich

krank melden, denn er war eben erst im Krankenstand (Volksleiden

Nr. 1: Rückenschmerzen, der Arzt sagt es hätte psychische Ursachen).

Ohne Arbeitsplatz – kein Gehalt und ohne Gehalt kann er den Kredit

für sein Haus nicht abbezahlen. Dafür reicht HARTZ-IV nicht.

Augenblicklich ist ihm zum Kotzen zumute. Wie Schuppen fällt es ihm

von den Augen. Sein „trautes Heim“ ist eine reine Illusion, es existiert

nur, solange er aus dem Hamsterrad nicht ausbricht. Am Abend

kommt er vollkommen erschöpft von seiner eintönigen Arbeit nach

Hause.

Seine Frau ist verstört, denn sie hatte in ihrer Firma ihre eigenen

Probleme. Gespräch will sie keins mit ihm beginnen, da ist ihr eine

Sitcom im TV lieber. Die eheliche Kommunikation wurde in letzter

Zeit immer weniger, Sex gibt es sowieso nur mehr alle heiligen

Zeiten.

Also geht er zigarettenrauchend zu einer Sitzung der Ortsgruppe

seiner Partei, denn seine Kinder sollen es ja einmal besser haben.

Dort wird propagiert, dass es uns noch nie so gut ging wie heute, dass

29

wir noch nie freier gewesen sind, dass wir noch nie so viele Rechte

und noch nie einen größeren Wohlstand genossen haben. Zeit für

seine Kinder hat Kevin nur sehr wenig. Dafür haben sie das

modernste Handy, die teuerste Play Station und einen riesigen 3D-

Fernseher in Kinoqualität.

„Wie viele Fälle sehen wir im Leben, wo die Menschen wie verrückt

arbeiten und in Wirklichkeit erkennt man, dass die Angst sie treibt.

Wir sind eine Gesellschaft notorisch unglücklicher Menschen: einsam,

von Ängsten gequält, deprimiert, destruktiv, abhängig – Menschen,

die froh sind, wenn es ihnen gelingt, die Zeit totzuschlagen, die sie

ständig zu sparen versuchen.“

(Erich Fromm, 1900-1980, deutsch-amerikanischer Psychoanalytiker.

In:„Haben oder Sein“)

Alexius

Alexius K., 44, Sozialhilfeempfänger. Er steht gut gelaunt morgens

auf. Und zwar erst, nachdem er von selbst aufgewacht ist. Kein

Wecker, der ihn an herkömmlichen Tagen aus dem Schlaf reißt, keine

Albträume und Sorgen, die ihn vom Einschlafen bis zum Aufwachen

verfolgen. Alexius freut sich schon auf sein tägliches Morgenritual

oben auf der Dachterrasse. Sozialfall mit Dachgarten? Richtig gehört?

Ja. Alexius hat eine 60 m2-Wohnung im obersten Stock. Seine Miete

zahlt das Sozialamt. Schlechtes Gewissen hat er keins, denn er hat

aufgrund eigener Recherchen – fernab der „öffentlichen Meinung“ –

festgestellt, dass die Bundesrepublik gerade mehr Geld in den Sand

setzt, als sie für seine Wohnung ausgibt. Angeblich würde die

Bundesregierung Milliarden Euro nach Griechenland überweisen, die

griechische Regierung dann einen Großteil dieses Geldes an

europäische Banken schicken und mit dem Rest würden sie

amerikanische Panzer bestellen. So oder so ähnlich stand es in der

Zeitung. Genau durchgelesen hat sich Alexius das freilich nicht, denn

er schenkt den Massenmedien nur bedingt Glauben.

Wie jeden Morgen hegt und pflegt er seine Topfpflanzen auf dem

Dach, von denen der Großteil nicht nur essbar, sondern gesund und

30

wohlschmeckend ist und nicht einmal Geld kostet. Und je weniger

überflüssige Ausgaben Alexius hat, desto weniger muss er verdienen.

Nach dem Essen holt er seine 23jährige Freundin Nadine von der Uni

ab. Sie ist froh, dass er Zeit hat, mit ihr den Nachmittag verbringen zu

können. Vorher war sie mit einem Karrieremenschen zusammen, der

keinen Tag vor 21.00 Uhr aus dem Büro heimkam und dann noch bis

Mitternacht über seinen Akten brütete. Er sagte, er wolle sich etwas

schaffen, damit er eine Familie gründen, eine Haus bauen und später

einmal die Pension genießen könne. Bei Alexius ist das anders. Mit

ihm kann Nadine ganz lange Spaziergänge unternehmen, sie können

sich ein Eis leisten, während ihr Ex jeden Cent umdrehte. Und das

Wichtigste: Der Sex mit Alexius ist unbeschwert, aufregend und wild.

So wie man es als junge Frau gerne hat. Obwohl ihr Ex wesentlich

jünger als Alexius war.

Abends geht Alexius seinem Hobby nach, mit dem er gleichzeitig

gutes Geld verdient. Er kauft und verkauft Briefmarken über die

Internetplattform eBay. Das Geld bleibt ihm. Und darüber freut er

sich, denn schließlich hat er ja auch dafür gearbeitet.

„Alle Lebewesen außer den Menschen wissen, dass der Hauptzweck

des Lebens darin besteht, es zu genießen.“

(Samuel Butler 1835-1902, englischer Schriftsteller, Komponist, Maler

und Gelehrter)

Diese zwei Protagonisten werden uns durch das gesamte Buch

begleiten. Kevin, der nützliche Idiot, der Traum aller Politiker,

Konzernchefs und Bankdirektoren, eine Idealfigur unseres Systems.

Und Alexius, der sich seines Lebens erfreut und schillerndes Beispiel

und Vorbild für Millionen Leser ist, der plastisch zeigt, wie es sich

„mit Köpfchen“ leben lässt. Sozusagen die fleischgewordene

Lebenskunst. Aber wie es scheint, lebt Alexius auf Kosten anderer,

auf Kosten der brav arbeitenden Steuerzahler. Lebt es sich gut als

Sozialschmarotzer?

31

HARTZ IV oder das Märchen vom Sozialschmarotzer

Vor vielen Jahren schon (17.10.2005) titelte die „Bild“-Zeitung „Die

üblen Tricks der HARTZ-IV-Schmarotzer! ... und wir müssen zahlen“

Sind Menschen, die sich bewusst aus dem Arbeitsprozess

ausgliedern, Schmarotzer? Leben diese auf Kosten der arbeitenden

Menschen, wie uns die BILD-Zeitung weismachen will? Und müssen

wir tatsächlich zahlen? Und wenn ja, wer genau ist „Wir“?

Ja, theoretisch müssen wir zahlen. Aber eben nur theoretisch. Die

Praxis sieht ganz anders aus. In einem korrekt nach

betriebswirtschaftlichen Regeln funktionierenden, ehrlichen

Wirtschaftssystem würden Personen, die staatliche

Transferleistungen bewusst (und unberechtigt) ausnutzen, dem

Staatshaushalt vielleicht wirklich einen – minimalen – Schaden

zufügen.

Doch von einem fairen und vor allen Dingen logisch

nachvollziehbaren politischen bzw. wirtschaftlichen Modell sind wir

weit entfernt.

Wirtschaft kann eine einfache Rechnung sein. Aktiva auf der einen,

Passiva auf der anderen Seite. Der Haushalt eines Staates ist im

Großen und Ganzen nicht viel schwieriger zu verstehen als jener

eines kleinen kaufmännischen Betriebes. Auf der einen Seite

Einnahmen und auf der anderen Seite Ausgaben. Begriffe wie

„Abweichungsanalyse“, „Benchmark“, „Risikotransformation“,

„Makroökonomie“, „Prozentnotierung“ etc. sind bisweilen in

politischen bzw. wirtschaftlichen Diskussionen zu hören. Das ist

schön und gut, doch Termini lenken nur vom eigentlichen Thema ab.

Für den Staat gilt, genauso wie für seine Bürger: Jede Ware oder

Dienstleistung, die ich konsumiere, muss ich auch irgendwann einmal

durch eine andere Ware oder Dienstleistung vergüten.

Stellvertretend für diese (nicht immer sofort verfügbare oder

benötigte) Ware oder Leistung gebe oder nehme ich Geld als

Tauschmittel.

32

In solch einem System – das gebe ich zu – hat derjenige, der nichts

leistet und nur (zwangsläufig auf Kosten anderer) wohnt, isst und

trinkt, also konsumiert, keine Daseinsberechtigung. In einem

korrekten System müssten die Teilnehmer dieses Systems, also „wir“,

auch „korrekt“ sein.

Doch haben wir so ein System? Würden dann solche

Zeitungsmeldungen existieren?

- „Regierung verzockt eine halbe Milliarde in der Karibik“

- „Finanzminister in Glücksspiel-Skandal verwickelt“

- „Telekom-Affäre kostet den Steuerzahler Millionen“

- „Wulff bekommt neben Ehrensold auch Büro und Mitarbeiter“

- „Ex-Minister kassiert zwei Millionen jährlich“

- „Staatsschulden so hoch wie nie zuvor“

Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen und auch täglich wieder aufs

Neue ergänzen.

Den Stoff dafür liefern uns unsere Politiker am laufenden Band.

Daneben läuft das System der Staats-Einnahmen und Ausgaben aus

dem Ruder. Die „Rechnung“ stimmt nicht mehr, ein massives

Ungleichgewicht im Geben und Nehmen ist entstanden.

Der einzelne HARTZ-IV-Empfänger, der achthundert Euro oder mehr

fürs Nichtstun kassiert, tritt massiv in den Hintergrund. Wir dürfen

hier nicht den Fehler begehen und von uns, also vom „kleinen

Mann“, auf Regierungen oder Konzerne schließen. Jenes Geld, das

wir auf die Theke knallen, um in der Kneipe dafür ein Bier zu

bekommen, unterliegt anderen Gesetzmäßigkeiten, als jenes Geld,

dass auf der Börse eine Rolle spielt. Für Ihr Geld bekommen Sie in der

Kneipe einen Gegenwert.

Jenes Geld, das mit Börsen, Notenbanken und Finanzmärkten zu tun

hat, ist damit nicht vergleichbar. Es existiert nicht. Ein Aktienpaket für

300 Millionen Euro ist nicht dasselbe wie theoretische 100 Millionen

33

Glas Bier in der Trinkhalle. Ein – wenn auch etwas hinkender –

Vergleich wäre jener: Mann und Frau lernen sich kennen und

verlieben sich ineinander. Liebe bedeutet ein mehr oder weniger

ausgeglichenes Geben und Nehmen. Anders hingegen verhält es sich

bei einem im Rampenlicht stehenden Pop-Star. Da gibt es

kreischende Teenager-Mädchen, die in den Sänger verliebt sind und

die er nicht einmal persönlich kennt oder wahrgenommen hat. Je

nach Popularität lieben den Star weltweit Millionen von Teenies –

und dennoch ist es nur eine Illusion, denn keines der Mädchen wird

jemals seine Freundin werden.

Ebenfalls eine Illusion: „Börsencrash vernichtet weltweit drei

Billionen Euro“ schrieb das Hamburger Abendblatt in seiner Ausgabe

vom 15.09.2011. Der Versicherungskonzern „Allianz“ hatte die

weltweiten Verluste aus dem Sommercrash auf bis zu drei Billionen

Euro geschätzt, so die Zeitung.

Drei Billionen ist die folgende Zahl: 3 000 000 000 000, eine 3 mit 12

Nullen. Dreitausend Milliarden Euro oder drei Millionen Millionen

Euro. Würde man drei Billionen Euro in 5-Euro-Scheinen

übereinander stapeln, dann hätte man so ziemlich genau die

Wegstrecke von der Erde zum Mond (!).

Zum Vergleich dazu: ALLE HARTZ-IV-Bezieher „kosten“ den deutschen

Staat rund 40 Milliarden Euro pro Jahr.

Für drei Billionen Euro war aber nie ein Gegenwert da. Niemals

waren Lebensmittel, Baumaterial oder sonstige Güter oder

Dienstleistungen vorhanden. Vorhanden sind lediglich Aktien, Fonds,

Kontrakte und Derivate, die nur einen „Wert“ auf Papier darstellen

(heutzutage werden Aktien nicht einmal mehr auf Papier, sondern

nur mehr virtuell ausgegeben). Dieses Geld ist eine reine Illusion,

denn z.B. im Jahre 2008 gab es laut „LBBW Commodity Research“

eine weltweite Produktion von ca. 800 Millionen Tonnen Mais. An

den Börsen wurden aber 2.700 Millionen (!) Tonnen Mais gehandelt.

34

Keine Illusion ist hingegen, dass im August 2011 mehr als 12

Millionen Menschen am Horn von Afrika nach Dürrekatastrophen

und Bürgerkriegen quälenden Hunger leiden. Weltweit hungert rund

eine Milliarde Menschen, obwohl laut dem World-Food-Report der

FAO (Uno-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft) die

Weltlandwirtschaft das Doppelte der Weltbevölkerung versorgen

könnte.

Sozialhilfeempfänger mit schlechtem Gewissen?

Am 30.10.2011 rauschte es durch den gesamten Blätterwald:

„Deutscher Finanzminister verrechnet sich um Milliarden“. Das

Wolfgang Schäuble-Ministerium bestritt es gar nicht. Eine

„fehlerhafte“ Doppelbuchung führte zu einer mathematischen

Unschärfe von 55 Milliarden …

Milliarden sind nicht mehr „so wichtig“, gerechnet wird in Billionen.

Wenn es also derzeit kein korrektes Finanzsystem gibt, weil tagtäglich

gezockt, gestohlen, veruntreut oder „übersehen“ wird und wenn

Geld in beliebiger Höhe einfach gedruckt und in den Finanzmarkt

„eingebracht“, der Dollar „geflutet“ wird, warum also sollte der

HARTZ-IV-Empfänger dann ein schlechtes Gewissen haben oder sich

gar als Schmarotzer vorkommen?

Im Übrigen wird HARTZ-IV nicht etwa aus Nächstenliebe oder

sozialpolitischer Verantwortung bezahlt, sondern rein aus

Berechnung. Der nicht arbeitende Teil des Volkes kann einfach mit

einigen Hundert Euro im Monat ruhig gestellt werden, eine

Hungerrevolte würde die Regierung vermutlich nicht überleben.

Geld wird aus Geld gemacht und nicht aus Arbeit. Wenn drei

Billionen Euro über Nacht vernichtet werden können, dann könnten

ja auch drei Billionen Euro über Nacht gewonnen werden. Mit dieser

Summe hätten alle HARTZ-IV-Empfänger für die nächsten 75 (!) Jahre

ihr Auskommen. Warum jammern die Regierungen ohne

35

Unterbrechung von „Sparpaketen“, anstatt das für den Staatsbetrieb

notwendige Geld einfach an der Börse zu „verdienen“?

Geld hat ein Eigenleben entwickelt und stellt in letzter Instanz keinen

Gegenwert mehr dar. Daher ist es wertlos. Nicht umsonst hören oder

lesen wir immer wieder Aussagen wie „die Währung mit frischem

Geld geflutet“ oder „die Notenbanken haben Geld in den Markt

gepumpt, um die Wirtschaft anzukurbeln“ oder ähnlichen

Schwachsinn.

Aber die eigenartigste Erfindung, seit es Geld gibt, ist der „Hebel“.

Damit kann man – laut Angaben unserer Politiker – den Euro-

Rettungsschirm EFSF stärken und die Finanzkrise lösen. Eine

Wunderwaffe gegen Armut also. Geld kann mit einem Hebel auf

wundersame Art und Weise vervielfacht werden.

Das Hebel-Prinzip ist aus der Physik bekannt. Ein starrer Körper, der

an einem Angelpunkt drehbar befestigt wird, fungiert als

mechanischer Kraftwandler. Ein Hebel verstärkt eine Kraft. Ein

Kredithebel soll eigenes Geld mit Hilfe fremden Kapitals

vervielfachen. Aus einem Euro werden bis zu fünf. Eine gute Idee.

Dann bräuchte eigentlich kein Mensch mehr arbeiten. Der Staat

könnte jedem HARTZ-IV-Empfänger einen Hebel zuteilen und alle

wären zufrieden.

Spätestens an dieser Stelle muss die häufig gehörte Aussage „Der

Staat sind wir!“ einmal richtiggestellt werden. Der Staat sind

vielleicht „wir“, die Bevölkerung. Doch keinesfalls in einem

finanziellen oder wirtschaftlichen Zusammenhang. Der Staat ist

verkauft. An internationale Konzerne und Aktiengesellschaften mit

anonymen Shareholdern. Der Staat sind insofern noch „wir“, als dass

wir wie Sklaven arbeiten dürfen, um mit dem Steuergeld die „Miete“

für den Staat an die wahren Eigentümer zu überweisen.

Doch nicht nur Skandale und Kriminalität bringen das System aus

dem Gleichgewicht. Unser Wirtschaftsmodell ist phänomenal und hat

36

mit einem nachvollziehbaren System von der Ausgeglichenheit der

Einnahmen und Ausgaben nicht das Geringste zu tun.

HARTZ IV als Abschreibposten

Im Übrigen ist auch die Sinnhaftigkeit des HARTZ-IV-Systems zu

hinterfragen. HARTZ-IV verursacht weitaus mehr Kosten als etwa die

vorherige Regelung mit Bezug von Arbeitslosengeld und dann nach

maximal drei Jahren die Auszahlung von Arbeitslosenhilfe. Unter der

Schröder-Fischer-Regierung wurde HARTZ-IV als eine

„Sparmaßnahme“ angepriesen.

Das HARTZ-IV-Gesetz ist unvollständig und diffus. Niemand weiß, was

genau vorgeschrieben ist. Die Vollzugspraxis ist von Amt zu Amt

unterschiedlich. Eine völlig unzureichende Schulung der ARGE- und

„Job-Center“- Mitarbeiter führt zu unrichtigen Bescheiden, die

herausgeben werden und damit zu Hunderttausenden Klagen von

Arbeitslosen. Die Mehrausgaben durch HARTZ-IV einschließlich der

Gerichtskosten werden von Fachleuten heute auf über 40 Mrd. Euro

geschätzt. Offenbar war es also niemals geplant, HARTZ-IV zum

Zwecke der Kostenminimierung einzuführen.

Wurden diese Klagen vielleicht bewusst einkalkuliert, um dann später

mit Hinweis auf die „Klageflut“ die Rechte der HARTZ-IV-

Geschädigten noch weiter einschränken zu können?

In einem Blog wurde dies schon kurz nach der Einführung von HARTZ-

IV nachgewiesen. Der erste Artikel dazu war dieser:

„5 Millionen Arbeitslose einstellen“

(http://karlweiss.twoday.net/stories/2354474/).

Der zweite wesentliche Artikel dazu war:

37

„Grundversorgung von 1600 Euro für 6 Millionen käme billiger als

heute“

( http://karlweiss.twoday.net/stories/2856281/)

In diesen beiden Artikeln wurde nachgewiesen: Die Bundesrepublik

hat mit HARTZ-IV nicht etwa Einsparungen eingeführt, sondern im

Gegenteil Mehrausgaben im Zig-Milliarden-Bereich!

Hierzu ein kurzer Auszug aus den Artikeln:

„Zusammen ergibt sich also ein Kostenpaket von – niedrig geschätzt –

120 bis 140 Milliarden Euro.

Und nun rechnen Sie einmal mit uns nach, was das jährlich ergäbe,

wenn der Staat die [damals] 5 Millionen Arbeitslosen mit

durchschnittlich 1 800 Euro im Monat (einschließlich des

Arbeitgeberanteils an der Sozialversicherung) einstellen würde: 5.000

000 x 1.800 Euro x 12 = 108 Milliarden Euro.

Das wären also Einsparungen in der Größenordnung von zwischen 12

und 32 Milliarden Euro für die öffentlichen Haushalte, wahrscheinlich

mehr.“

Selbst wenn wir einen Teil der Kosten der Agenturen nicht

einberechnen, weil ja die Arbeitsvermittlung weitergeführt werden

müsste, bleiben immer noch 130 Milliarden Euro als jährliche Kosten

der Arbeitslosigkeit, den unsere Politikerkaste zu zahlen bereit ist,

ohne mit der Wimper zu zucken - man hat´s ja!

Und nun rechnen Sie einmal mit uns nach, was das jährlich ergäbe,

wenn der Staat den [zu jenem Zeitpunkt] etwa 6 Millionen

Arbeitslosen (bzw. Marginalverdienern), die Anspruch auf ALG II

haben, mit durchschnittlich 1 600 Euro im Monat (einschließlich des

Arbeitgeberanteils der Sozialversicherungen) eine Grundversorgung

zahlen würde: 6.000.000 x 1.600 Euro x 12 (Umrechnung auf jährlich)

= 115,2 Milliarden Euro.

Das wären also Einsparungen in der Größenordnung von etwa 14,8

Milliarden Euro für die öffentlichen Haushalte. Auch wenn vielleicht

38

nicht ganz die oben genannten Sozialversicherungsbeiträge und

Steuern eingehen würden, sagen wir 2 Milliarden weniger, sind es

immer noch Einsparungen von jährlich 12,8 Milliarden Euro.“

Die wahren Schmarotzer

Es gibt Millionen Leute, die vermeintlich „auf Kosten anderer“ leben.

Doch eines darf dabei nicht vergessen werden: Der Großteil der

HARTZ-IV- bzw. ALG-Bezieher hat ja vorher seinen Teil beigetragen.

Geht man nun davon aus, dass Arbeitslose „für Nichts“ bezahlt

werden, dann liegt eine Entlohnung ohne Gegenwert vor. Aber wie

viele Personen gibt es, die unangemessen entlohnt werden – und das

ebenfalls vom Staat. Die nämlich für die wenige Arbeit, die sie

verrichten, zu viel Geld erhalten. Und somit – analog berechnet – für

einen Bruchteil ihrer Arbeit normal bezahlt werden, aber für einen

Großteil nicht verrichteter Arbeit ebenfalls „für Nichts“ kassieren.

Fällt da nicht ein Großteil der Politiker darunter? Speziell jene, deren

„Arbeit“ keinen Nutzen, manchmal sogar erhebliche Nachteile bringt,

und die viel zu viel Geld vom Staat kassieren?

Aber noch viel schlimmer: Es gibt Milliarden Euro an Geld, das

„arbeitet“. Aber tatsächlich kann Geld nicht arbeiten. Es sind immer

die Menschen ohne Geld, die dafür arbeiten. Auf Kosten von vielen

Arbeitenden verdienen einige Wenige viel. (Spekulationen, Zinsen,

Börsenbetrug, künstlich erzeugte Teuerung und Inflation, etc.)

Faktisch bewegen sich auch viele Großbetriebe auf jenem Niveau, das

sie HARTZ-IV-Empfängern unterstellen. Denn Subventionen,

Beihilfen, etc. sind nichts anderes als Transferleistungen für

Unternehmen.

Die Geschichte von der „Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen“

ist reine Ironie. In Wirklichkeit ist es in den meisten Fällen

wirtschaftlicher, kaputte Unternehmen in den Konkurs gehen zu

lassen und den dann arbeitslosen Angestellten das alte Gehalt weiter

39

zu zahlen, als Zahlungen an ein krankes Unternehmen zu leisten, was

häufig einem Fass ohne Boden gleichkommt. Was aber aus

„politischen“ Gründen nicht gemacht wird.

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40

Leben im Hamsterrad, oder: Für wen arbeiten wir eigentlich?

Arbeit verrichtet man grundsätzlich nicht um ihrer selbst willen. Je

mehr Geld man ausgibt, je mehr Geld man braucht, umso mehr muss

man arbeiten. Das Arbeitsleid wird durch mehr Arbeit immer größer

und die Ausgaben, mit denen das Arbeitsleid kompensiert werden

soll, steigen. Ein Teufelskreis.

Die Leute kriegen Kinder, die Mütter bleiben zu Hause. Oft reicht das

Gehalt des Mannes nicht aus und die Frauen müssen wieder arbeiten

gehen, obwohl sie lieber daheim bleiben würden. Anstatt bei den

Kindern zu bleiben, geben sie die Kinder schweren Herzens in die

Kindertagesstätte. Kurz: Die Eltern arbeiten und zahlen Steuern an

den Staat. Damit finanziert dann der Staat die Kita, damit die Eltern

ihre Kinder dort abgeben, um arbeiten zu können. Arbeiten wir für

uns selbst? Wohl am allerwenigsten.

„Arbeitet, arbeitet, Proletarier, vermehrt den Nationalreichtum und

damit euer persönliches Elend. Arbeitet, arbeitet, um, immer ärmer

geworden, noch mehr Ursache zu haben, zu arbeiten und Elend zu

sein. Das ist das unerbittliche Gesetz der kapitalistischen Produktion.”

(Paul Lafargue, 1842-1911, französischer Sozialist und Arzt)

Tax Freedom Day

Wenn schon die Frage „Wie viele Geldschulden haben wir?“

belastend auf unser Gemüt wirkt, dann sind die Fragen „Wie viele

Zeitschulden haben wir? Wie viele Tage pro Monat müssen wir für

anderes als uns selbst arbeiten? Wie viele Tage schulden wir dem

System?“ wesentlich bedrückender.

„Tax Freedom Day: Halbes Jahr arbeiten für Steuern“ titelte die

österreichische „Presse“ am 6.6.2011. Nach einer Berechnung des

41

„Austrian Economic Center“ würden die Österreicher bis 31. Juli

arbeiten, alleine nur um ihre Abgaben zu tilgen.

Erst ab dem darauffolgenden Tag, der als „Tax Freedom Day“

bezeichnet wird, gehört das verdiente Geld auch den arbeitenden

Menschen.

In Deutschland gehört das Geld, das die Menschen erarbeiten, jeweils

erst ab dem 6.7. eines jeden Jahres ihnen, die Österreicher arbeiten

sogar bis 31.7. eines jeden Jahres für den Staat.

Kurz: Der „Staat“ plündert die Hälfte unserer Einkommen.

Und da soll noch einer behaupten, dass es heute keine Sklaverei

mehr gäbe, wenn die halbe Arbeitszeit rein für die Steuerlast zu

leisten ist. Sogar der Artikel 17 Ziffer 2 der UNO Resolution 217A (III)

vom 10.12.1948 (Allgemeine Erklärung der Menschenrechte) legt

fest: „Niemand darf willkürlich seines Eigentums beraubt werden.“

Gibt es höherwertigeres Eigentum des Menschen als Zeit? Wohl

kaum.

Selbstständige treffen es noch schlechter. Sie müssen obendrein ihre

Zeit für Buchhaltung opfern. Das beginnt beim Sammeln und

Sortieren von Belegen bis über Einnahmen-Ausgaben-Berechnungen.

Während unselbstständig Erwerbstätige wenigstens die halbe Zeit für

sich haben, müssen Unternehmer noch Bücher führen …

Doch was macht der Staat mit dem vielen Geld, das er in Form der

halben Lebenszeit den Arbeitern, Angestellten und Selbständigen

wegnimmt? Und nicht nur denen. Selbst die Rentner müssen noch

einen „Rentenbeitrag“ bezahlen.

Und was ist mit der anderen Hälfte unserer Arbeitszeit, die wir nicht

an den Staat zu opfern haben, sondern die uns „gehört“? Geht da

alles mit rechten Dingen zu? Wohl kaum, sonst würde ja –

vereinfacht ausgedrückt – alles billiger anstatt teurer werden. Die

Technik und einzelne Technologien haben sich erheblich verbessert,

fast alles wird in maschineller Massenproduktion anstatt in

aufwendige Handarbeit hergestellt. Aber trotzdem wird das Meiste

42

teurer. Wenn vereinzelte Dinge wie z.B. technische Geräte billiger

werden, dann wohl nur aus Wettbewerbsgründen, wenn sich

Unternehmen gegenüber der Konkurrenz einen Absatzvorteil zu

sichern.

Viele von uns arbeiten neben der Hälfte ihrer Lebenszeit, die sie für

den Staat opfern, noch für die Banken. Denn wenn sie ein Haus

bauen und einen Kredit für 25 Jahre aufnehmen, dann haben sie am

Ende der Laufzeit ziemlich exakt zwei Häuser bezahlt. Wir alle

arbeiten für Konzerne, etwa wenn wir für ein Kleidungsstück, das in

der Dritten Welt durch Kinderarbeit hergestellt wird, den

zwanzigfachen Preis bezahlen. Oder für die Energie- und Öl-Lobby,

wenn wir z.B. umweltschädliches und sündhaft teures Benzin tanken,

obwohl seit Jahrzehnten andere Energieformen zur Verfügung

stehen, diese aber der Öffentlichkeit – aus naheliegenden Gründen –

nicht zugänglich gemacht werden. Und natürlich für Politiker, die in

erster Linie ihre eigenen finanziellen Interessen gekoppelt mit jenen

der „Wirtschaft“ vertreten.

Ganz am Ende arbeiten wir – zu einem vernachlässigbaren Teil – für

uns selbst. Aber sollte das eigentlich nicht genau umgekehrt sein?

Lohnt sich Arbeit in dieser Form überhaupt noch? Wäre es nicht das

Normalste auf der Welt, dass zumindest der Großteil des Geldes, das

wir verdienen, auch uns selbst bleibt?

Doch betrachten wir zunächst im Detail, warum das so ist, und wer

von unserer Arbeitsleistung und unserem Steuergeld unrechtmäßig

profitiert.

Arbeiten für die Steuer?

Die Hälfte unserer Lebenszeit arbeiten wir also nur dafür, dass wir

Steuern zahlen.

43

Warum eigentlich? Seit wann? Und ist das für uns und unsere

Politiker so in Ordnung?

Die Steuerlast oder: Moderne Sklaven

„Eine Regierung muss sparsam sein, weil das Geld, das sie erhält, aus

dem Blut und Schweiß ihres Volkes stammt. Es ist gerecht, dass jeder

Einzelne dazu beiträgt, die Ausgaben des Staates tragen zu helfen.

Aber es ist nicht gerecht, dass er die Hälfte seines jährlichen

Einkommens mit dem Staate teilen muss.“

(Friedrich II. der Große, 1712-1786, König von Preußen)

Wie viel Zeit hätten wir für unsere Familie, für unsere Freunde und

für all die schönen Dinge des Lebens, wenn wir nicht ständig für

Steuern, Sozialversicherungen und Zinsen arbeiten müssten? Diese

Frage ist ganz einfach beantwortet: die doppelte Zeit!

Wir alle zahlen Zinsen und das vollkommen unabhängig davon, ob wir

selbst Schulden haben, also ob wir uns Geld ausgeliehen haben oder

nicht. Wir zahlen die Zinsen der staatlichen Schulden, die in allen

Preisen enthalten sind. Und für diese Zinsen müssen wir arbeiten.

Manche von uns schwer.

In den täglichen Lebenshaltungskosten ist ein versteckter Zinsanteil

von mehr als 40 Prozent. In der Miete, in den Lebensmitteln, in den

Steuern und Abgaben sowieso, eigentlich in allen Preisen, die wir

tagtäglich bezahlen. Die gesamten Zinslasten fließen durch die

gesamte Wertschöpfungskette in die Endpreise ein.

Ein kleiner Haushalt, der pro Jahr z.B. 16.000 Euro für

Lebenshaltungskosten ausgibt, bezahlt dabei schon rund 6.000 Euro

an Zinsen. Weitere Zinsen stecken in den Steuern und Abgaben. Eine

bescheiden lebende, berufstätige Familie ohne eigene Schulden

44

bezahlt also – ohne davon Kenntnis zu haben – jedes Jahr rund 8.000

Euro Zinsen. Also wo sind dann die eigentlichen Schmarotzer?

„Die Wenigen, die das System verstehen, werden dermaßen an seinen

Profiten interessiert oder so abhängig von seinen Vorzügen sein, dass

aus ihren Reihen niemals eine Opposition hervorgehen wird. Die

große Masse der Leute aber, geistig unfähig zu begreifen, wird seine

Last ohne Murren tragen, vielleicht sogar ohne je Verdacht zu

schöpfen, dass das System gegen sie arbeitet.“

(Gebrüder Rothschild, London, am 28. Juni 1863 in einem Schreiben

an US-Geschäftspartner)

Man kann es ausdrücken, wie man will. Tatsache ist: Der Großteil der

Menschen lebt heute in einer verdeckten Form der Sklaverei. Wer zu

wenig Geld hat – und das haben die meisten von uns – muss

ununterbrochen für Miete, tägliches Leben und Steuern schuften,

auch ohne persönlich in der Kreide zu stehen. Eine direkte Beziehung

zwischen Sklaven und Herren gibt es nicht mehr. Diese Aufgabe

erfüllt heute das Zins- und Steuer-System. Die Sklaverei ist heute so

subtil, dass wir unseres Sklavendaseins überhaupt nicht

wahrnehmen, dieses System als Normalzustand betrachten und es

noch dazu aufrechterhalten und verteidigen. Anstatt dass wir z.B.

mehr Geld fordern, stellen wir Forderungen nach mehr

Arbeitsplätzen und nach einer „besseren“ Arbeitsplatzpolitik. Und

bezeichnen alle jene, die sich erfolgreich aus diesem Modell

ausgeklinkt haben, als „Schmarotzer“ und „auf unsere Kosten

lebend“.

„Niemand ist hoffnungsloser versklavt als jene, die fälschlicherweise

glauben, frei zu sein.“

(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Gelehrter und

Vielschaffender)

Die Politiker sind raffiniert, wenn es darum geht, die tatsächliche

Last, die die Steuerzahler zu tragen haben, zu verschleiern. Aber das

macht nichts. Denn im zweiten Teil dieses Buches erfahren Sie, wie

45

Sie sich gegen solche Tricks wehren und wie Sie zur Freiheit gelangen

können. Wer ist schon – rein rechnerisch – in der Lage, seinen

persönlichen Saldo inklusive aller offenbaren und latenten Zinsen,

Steuern, Abgaben, Kranken- und Sozialversicherungsbeiträge und

Gebühren zu berechnen?

Ein Tischler verdient angenommen 100 Euro netto am Tag. Plötzlich

geht seine Heizung zu Hause kaputt. Er übt zwar einen

handwerklichen Beruf aus, seine Therme kann er als Tischler jedoch

nicht selbst reparieren. So ist er gezwungen, eine Installateur-Firma

mit der Reparatur zu beauftragen. Diese entsendet einen

Mitarbeiter, der denselben arbeitsrechtlichen und

einkommensmäßigen Status hat wie er – nur in einer anderen

Branche. Er erhält die Rechnung und – siehe da – die Arbeitsstunde

wird mit 100 Euro netto in Rechnung gestellt. Das, was er am Tag

erhält, bezahlt er für eine Stunde eines Mitarbeiters eines anderen

Gewerbes, was einem Verhältnis von 1: 8 entspricht.

Der Masse wird vorgegaukelt, „frei“ zu sein. Und das mit Erfolg. Das

Rezept: Freiheit wird einfach neu definiert. Freiheit ist der tolle

Wagen (auch wenn ihm ein Leasing-Vertrag anhaftet), der Urlaub in

der Südsee und 300 Fernsehprogramme.

Aber Sklaven arbeiten nicht freiwillig und aus Liebe zur Arbeit (wie

mancher Gärtner aus Liebe zur Botanik oder mancher Architekt aus

Liebe zur Schaffung von Gebäuden oder mancher Arzt aus Liebe zum

Menschen) sondern weil sie müssen. Sie haben keine andere Wahl –

glauben sie zumindest. Sklaven können nicht selbst die Höhe ihres

Einkommens bestimmen, sondern sind auf den Gutwillen ihrer

Herren angewiesen. Das gesamte Gehalt eines Sklaven wird

konfisziert. Das ist auch heute noch so, nur wird es durch Steuern,

Bank-Zinsen und sinnlosen Konsum eingezogen. Was bleibt am

Monatsende noch übrig?

Brave Sklaven sind mit ihrer Existenz zufrieden – auch wenn viele von

uns doch insgeheim spüren, dass irgendetwas nicht ganz okay ist.

46

„Man kann ja schließlich nicht alles haben“ lautet die

Selbstberuhigungsformel. Der „relative Wohlstand“ ist kein Indiz für

Freiheit, sondern ein ausgeklügelter Apparat, mit dem

unangenehmer Protest, Widerstand und Rebellentum bereits im

Keime erstickt werden. Aber auch früher war nicht jeder Sklave mit

seinem Schicksal unzufrieden. Nur sind die Ketten und Fesseln von

früher überflüssig, weil die modernen Sklaven sich freiwillig fügen.

Die Fesseln halten nur mehr die Gehirne gefangen. Niemand muss

heute noch gezwungen werden, Baumwolle zu pflücken oder Äcker

umzugraben. Dafür gibt es Maschinen, die preiswerter und effektiver

sind.

Der Vorteil der heutigen Sklaven ist, dass sie auch noch gegen Nicht-

Sklaven, die dann als „Sozialschmarotzer“ hingestellt werden, mobil

machen. Die heutigen Sklaven arbeiten ganz von alleine „fleißig“,

konsumieren viel und gerne („das haben wir uns verdient“), leben zu

einem „schönen“ Teil auf Kredit, und zahlen Zinsen und Steuern. Sie

definieren sich anstatt über ihre Rolle als Mensch über ihren Beruf

und „Status“ und sind total davon überzeugt, „ohne festen

Arbeitsplatz“ minderwertig zu sein. Wovon frühere Aristokraten und

Regenten nur träumen konnten, ist heute Realität geworden. Trotz

„Freiheit“ und „Demokratie“ ist der moderne Mensch ein Sklave

seiner Bedürfnisse, des Staates, der Banken und der Konzerne.

„Das Recht einer Person auf Leben impliziert ihr Recht auf ein freies

und unbeschränktes Leben in einer Form, der eine vollständige

physische, psychische und spirituelle Entfaltung nichts entgegen

steht.“

(Robert Urban, geb. 1968, Autor des Werkes „Scheiß drauf!“)

Im Gegensatz zu den früheren Leibeigenen haben wir allerdings

heute die Möglichkeit und Freiheit, jederzeit aus diesem

Sklavenverhältnis auszusteigen. Als „Strafe auf den Fuß“ folgt heute

nicht mehr der Tod, sondern allenfalls die „soziale Ausgrenzung“.

47

In England und Amerika beispielsweise gab es früher ursprünglich gar

keine Steuern. Zeitweise wurden Abgaben erhoben, um Kriege zu

finanzieren. Der König trat an das Volk heran und forderte alle auf,

etwas beizusteuern. In Großbritannien wurden z.B. zwischen 1799

und 1816 Steuern für den Kampf gegen Napoleon eingehoben,

Amerika finanzierte zwischen 1861 und 1865 den Bürgerkrieg mit

Steuergeldern.

Erst 1874 verlangte England eine gesetzlich verpflichtende

Einkommenssteuer von seinen Bürgern. Und erst 1913 wurde in den

Vereinigten Staaten von Amerika mit dem 16. Zusatz zur Verfassung

die Einkommenssteuer gesetzlich eingeführt.

Dieser 16. Verfassungszusatz besagt:

„Der Kongress hat das Recht, Steuern auf Einkommen beliebiger

Herkunft zu legen und einzuziehen, ohne sie proportional auf die

einzelnen Staaten aufteilen zu müssen oder an eine Schätzung

oder Volkszählung gebunden zu sein.“

Traditionell wurden in früheren Jahrhunderten maximal 10 Prozent

an den Grundherrn bzw. an den König, dem damals alles gehörte,

abgeliefert. Selten in Geld, meistens in Arbeitsleistung oder

bäuerlichen Produkten. Der sogenannte „Zehnte“ hielt sich in

Deutschland noch bis ins 19. Jahrhundert.

Wenn wir über das damalig herrschende feudale Gutsherrensystem

schmunzeln und uns heute glücklich schätzen, in einer freien und

demokratischen Wirtschaftswelt leben zu dürfen, dann sollten wir

uns die Vergangenheit einmal etwas genauer ansehen. Tatsächlich

genossen die analphabetischen und leibeigenen Bauern mehr

Freiheit und Unabhängigkeit und Vermögen, als der heutige

Lohnsklave. Die Bauern schuldeten pro zehn Tagen einen einzigen

Arbeitstag. Wir schulden die Hälfte unserer Arbeitszeit an

Leibeigenschaft.

48

Heute ziehen Staaten in Form von Steuern und einer fantasievollen

Reihe von „Abgaben“ wie etwa Alkohol- und Branntweinsteuer,

Biersteuer, Einkommenssteuer, Erbschaftssteuer, Erdgassteuer,

Feuerschutzsteuer, Gewerbesteuer, Grund- und

Grunderwerbssteuer, Hundesteuer, Kaffeesteuer

Kapitalertragssteuer, Körperschaftsteuer, KFZ-Steuer, Kinosteuer,

Lohnsteuer, Luftsteuer, Mehrwertsteuer, Mineralölsteuer,

Rennwettsteuer, Schankerlaubnissteuer, Schaumweinsteuer,

Schenkungssteuer, Solidaritätszuschlag, Stromsteuer, Tabaksteuer,

Tanzsteuer, Umsatzsteuer, Versicherungssteuer, Weinsteuer,

Zinsabschlagsteuer, Zweitwohnungssteuer dem Volk mehr als die

Hälfte seines hart erarbeitenden Geldes aus der Tasche.

Im Jahre 2010 betrugen die gesamten Steuereinnahmen alleine aus

Produkten, die an der Bevölkerung mehr Schaden als Nutzen

anrichteten, wie z.B. Nikotin, Alkohol, Softdrinks, Kaffee und

Schokolade, rund zwanzig Milliarden Euro.

Ist Steuerzahlen etwas für Dumme?

Am 22.11.2008 titelte die „Welt“ in ihrer Online-Ausgabe folgendes:

„Der Dumme ist, wer arbeitet und Steuern zahlt. Auf dem Höhepunkt

der Bankenkrise hat der Staat schnell gehandelt und das Richtige

getan. Nun aber vor dem Absturz der Wirtschaft in eine tiefe

Rezession versagt die Regierung. Ihr Konjunkturprogramm ist

kleinmütig und bedient vor allem Interessengruppen, anstatt die

Arbeitnehmer nachhaltig zu entlasten.“

Die größte Dreistigkeit ist jene, dass de facto nur Arbeiter,

Angestellte und kleine bis mittlere Unternehmen, also das „einfache

Volk“, zur Kasse gebeten werden. Am tiefsten in den Sack muss der

Mittelstand greifen. Große Firmen und Konzerne sind „befreit“.

49

Hier einige Beispiele aus Österreich für das Jahr 2003, wie die

oberösterreichische Arbeiterkammer feststellte: Wienstrom GmbH,

ein Unternehmen, das die gesamte Bundeshauptstadt mit Strom

versorgt, machte einen Gewinn von 46 Millionen Euro und zahlte an

Gewinnsteuer exakt 0 Prozent. Semperit Reifen GmbH zahlte für 178

Millionen Euro Gewinn eine Gewinnsteuer von 0,72 Prozent. Der

Mineralölkonzern OMV hingegen zahlte 2,4 Prozent Gewinnsteuer

von einem Gewinn über eine halbe Milliarde Euro. Diese Liste ließe

sich noch länger fortsetzen.

Durch die Gruppenbesteuerung in Österreich machen Unternehmen

Verluste von Auslands-Tochterfirmen (auch wenn diese nur aus

einem Postkasten in Antigua oder den Chaiman-Islands bestehen)

geltend. Insbesondere Banken nutzen diese Möglichkeit exzessiv aus.

So lukrierte die Bank Austria z.B. im Krisenjahr 2009 einen

Nettogewinn von 1,15 Milliarden Euro. Jeder mittelständische

Betrieb hätte an die 500 Millionen Euro (!) an Steuern bezahlt. Nicht

so die Bank Austria. Sie machte Verluste von Tochter-Banken in

illustren Ländern wie etwa in Kasachstan geltend – Steuerlast: 0, –

Euro.

Und hier ein unglaubliches Beispiel aus Deutschland: „Mercedes

muss 2005 keine Steuern zahlen“ verkündete einst eine große

deutsche Tageszeitung. Und tatsächlich zahlte Mercedes „im Inland“

keinen Cent Steuern. Der operative Gewinn des Automobilkonzerns

betrug „nur mehr 5,2 Milliarden Euro“, deswegen mussten auch an

die 5.000 Stellen abgebaut werden.

Das Erschreckende daran: Der Großteil der Steuern, die den

Arbeitern und Kleinunternehmern weggenommen werden, bleibt

nicht einmal im eigenen Land. Der Hauptposten ist die Europäische

Union. Neben den vielen Töpfen, in denen Milliarden an

Subventionen versickern, waren es alleine im Jahr 2010 rund 408

Millionen Euro, über die seitens der EU keine Rechenschaft abgelegt

wurde. 342 „Projekte“ wurden als „Vertraulich“ deklariert und

entziehen sich daher einer Gebarungskontrolle. 127 Millionen Euro

50

wurden in ein „Projekt Palästina“ investiert, 60 Millionen wurden

nach Honduras überwiesen. Wo waren da unsere Politiker?

Dazu eine Zeitungsmeldung:

Steuerhinterziehung ist de jure strafbar. Moralisch wird das gerne als

„Kavaliersdelikt“ abgetan. Doch drehen wir den Spieß einmal um.

Kann auch das korrekte Zahlen von Steuern etwas Unmoralisches

sein? Durchaus. Denn so wurde z.B. mithilfe dieser Gelder in

Afghanistan ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg geführt, bei dem

Tausende Menschen ums Leben kamen. Munition, Waffen und die

dazugehörende Mannschaft und Logistik werden mit deutschen

Steuergeldern bezahlt. Sollte der Steuerzahler seine Zahlung – also

seine finanzielle Beihilfe zum Völkermord – nicht aus

Gewissensgründen verweigern? Anstatt an die „gute Jungs/böse

Jungs“-Politik zu glauben? Im vergangenen Jahrtausend waren es die

51

Kreuzzüge, dann die Missionierungen und Kolonialisierungen, dann

der Kalte Krieg und jetzt der Kampf gegen den „internationalen

Terrorismus“ oder die „Achse des Bösen“.

Abgesehen davon tauchen immer wieder dieselben Fragen auf:

- Warum zahlen wir so viel Steuern?

- Was macht der Staat mit dem vielen Geld?

Steuergelder für Zinseszinszahlungen wegen

Staatsschulden?

Wem schulden „wir“ (als Staat) etwas? Wie viel und seit wann?

Und wie zahlen „wir“ es zurück?

Am 4.6.2011 titelte die Wiener Zeitung: „Staatsschuld EU und USA:

20.000.000.000.000 Euro“

Wenn die EU und die USA 20 Billionen Euro Schulden haben, wer sind

die Gläubiger? Etwa China, das „Wirtschaftswunder“?

Ende Juni 2011 erstellte der chinesische nationale Rechnungshof

(NAO) die erste Schulden-Statistik seit Bestehen der Volksrepublik

China. Erschütterndes Ergebnis: 10,7 Billionen Yuan (umgerechnet

1,65 Billionen US-Dollar).

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Bei wem hat die Welt Schulden?

Wem schuldet die EU, die USA oder China etwas? Und wie viel? Wer

sind die Gläubiger? Oder anders ausgedrückt: Wem schuldet die Welt

etwas? Einem anderen Planeten? Haben „wir“ bei anderen Staaten

Schulden? Die stecken ja selbst alle – wie tagtäglich Medienberichten

zu entnehmen ist – bis zum Hals in Schulden. Und wenn das so wäre,

dann könnten sie sich diese doch gegenseitig erlassen.

Und – vor allen Dingen – wie viel Schulden haben „wir“?

Gucken wir uns einmal das traurige Ergebnis eines Interviews mit

deutschen Politikern an, das die ARD in ihrer Sendung „Panorama“

vom 23.10.2003 unter dem Titel „Stolpern auf dem Schuldenberg –

Abgeordnete kennen die Zahlen nicht. Interview mit Deutschen

Politikern“ führte.

„Wir haben einen neuen Schuldenhöchststand in Deutschland. So viel

Geld, dass man schon mal den Überblick über die eine oder andere

Null verlieren kann. Jede Sekunde steigt sie weiter, die

Staatsverschuldung. Aktueller Stand heute Abend: mehr als 1,3

Billionen Euro Schulden. 1,3 Billionen – das ist eine Zahl mit 13 Stellen.

Das zumindest sollten die Bundestagsabgeordneten wissen. Edith

Heitkämper hat sich mal im Bundestag umgehört, ob die

Abgeordneten überhaupt noch wissen, wie tief wir in der Kreide

stehen.“

Interviewerin: „Wie hoch ist denn die Gesamtverschuldung in

Deutschland?“

Dr. Margit Spielmann, (SPD-Abgeordnete): „Haben wir gerade im

Ausschuss besprochen. 41 Milliarden?“

Interviewerin: „Die Gesamtverschuldung?“

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Dr. Margit Spielmann: „Weiß ich nicht. Wir haben’s gerade diskutiert

unter dem gesundheitlichen Rentenaspekt.“

Franz Obermeier, (CSU-Abgeordneter): „Die Gesamtschulden der

öffentlichen Hände und der Sozialversicherungen liegen irgendwo bei

zwei Billionen.“

Dr. Wolfgang Götzer, (CSU-Abgeordneter): „Das wird ein dreistelliger

Milliardenbetrag sein, wenn Sie alle zusammenzählen.“

Interviewerin: „Sagen Sie mal!“

Dr. Wolfgang Götzer: „Ich würde sagen: an die 300 Milliarden?“

Fritz Rudolf Körper, (SPD-Abgeordneter): „Die Gesamtverschuldung,

die ist gelegen bei 1,3 Billionen DM.“

Klaus Haupt, (FDP-Abgeordneter): „Da erwischen Sie mich kalt. Eine

Zahl kann ich Ihnen jetzt aus der Hüfte nicht sagen.“

Horst Schmidbauer, (SPD-Abgeordneter): „Überfragen Sie mich jetzt

augenblicklich. Nein, ich kann’s Ihnen nicht sagen, wie die

Gesamtschulden sind.“

Interviewerin: „Sagen Sie mal ‘ne Zahl.“

Dr. Werner Hoyer, (FDP-Abgeordneter): „Nein, kann ich nicht.“

Interviewerin: „Warum nicht?“

Dr. Werner Hoyer: „Weil ich’s nicht weiß. Dafür hab‘ ich ein

statistisches Jahrbuch. Da kann ich nachgucken, und dann krieg‘ ich

den richtigen Schrecken.“

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Dr. Günter Rexrodt, (FDP-Abgeordneter, Ex-Wirtschaftsminister): „1,3

Billionen.“

Interviewerin: „Wie viele Nullen hat da so eine Billion?“

Dr. Günter Rexrodt: „Machen Sie eine Witzsendung? Na dann. Ne

Billion hat immer neun Nullen.“

Interviewerin: „12?“

Dr. Günter Rexrodt: „Ne Milliarde – und das – sechs, neun, zwölf –

stimmt.“

Dr. Rolf Bietmann, (CDU-Abgeordneter): „Ich denke, es dürften neun

sein, kann das sein?“

Cajus Julius Caesar, (CDU-Abgeordneter): „Also, ich würd‘ schätzen

16.“

Norbert Schindler, (CDU-Abgeordneter): „18, glaub‘ ich.“

Uta Zapf:, (SPD-Abgeordnete): „Oh, oh, oh. Ich glaub‘, es sind so viele,

dass ich das gar nicht mehr zählen kann.“

Tanja Gönner, (CDU-Abgeordnete): „Acht, glaube ich.“

Interviewerin: „Wie viele Nullen hat eine Billion?“

Hans-Ulrich Klose, (SPD-Abgeordneter): „Das weiß ich nicht - das ist

mir zu viel. Das ist mir zu intelligent!“

(Ende des Interviews.)

Obwohl jeder von uns tagtäglich mit Geld zu tun hat, wissen nur die

Wenigsten, was Geld tatsächlich ist, wie es in Umlauf kommt und

welchen Gesetzmäßigkeiten es gehorcht. Leider nicht einmal unsere

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Politiker. Kann Geld daher so wichtig sein? Und muss sich jemand,

der HARTZ-IV in Anspruch nimmt, wirklich schämen?

Doch wie hoch sind die Schulden (im Jahre 2011) tatsächlich? Dazu

eine Pressemitteilung der Deutschen Bundesbank:

Deutscher Maastricht-Schuldenstand 2011: 2,09 Billionen € bzw.

81,2Prozent des BIP. Die deutschen Staatsschulden

(Gebietskörperschaften und Sozialversicherungen einschließlich der

zuzurechnenden Extrahaushalte) in der Abgrenzung gemäß dem

Maastricht-Vertrag haben zum Jahresende 2011 nach vorläufigen

Berechnungen rund 2,088 Billionen € bzw. 81,2 Prozent des

Bruttoinlandsprodukts betragen. Damit erhöhte sich der

Schuldenstand gegenüber dem Vorjahr um 32 Mrd. €. Die

Schuldenquote sank aufgrund des relativ stärkeren nominalen BIP-

Wachstums um 1,8 Prozentpunkte.

Die direkten Einflüsse der Finanz- und der Staatsschuldenkrise auf den

Schuldenstand waren im vergangenen Jahr gegenläufig: Während der

Schuldenstand durch die Rückführung von

Finanzmarktstützungsmaßnahmen – insbesondere die Rückzahlung

von Eigenkapitalhilfen – per saldo um 17 Mrd. € zurückging, erhöhte

sich die Verschuldung aufgrund von Hilfskrediten an Eurostaaten um

14 Mrd. €. Die seit 2008 kumulierten Effekte von

Finanzmarktstützungsmaßnahmen auf den Schuldenstand beliefen

sich gemäß den vorläufigen Ergebnissen auf 291 Mrd. € bzw. 11 ½

Prozent des BIP. Stützungsmaßnahmen im Zusammenhang mit der

Staatsschuldenkrise im Euroraum schlugen mit insgesamt rund 20

Mrd. € bzw. 0,8 Prozent des BIP zu Buche. Dem Anstieg der

Verschuldung steht zum überwiegenden Teil eine Zunahme der

staatlichen Finanzaktiva in den volkswirtschaftlichen

Gesamtrechnungen gegenüber, wie z.B. Kreditforderungen. Eine

künftige Verwertung der Risikoaktiva bzw. eine Rückzahlung der

Hilfskredite wird einen Rückgang des Schuldenstandes zur Folge

haben. Im Rahmen des europäischen

Haushaltsüberwachungsverfahrens sind die Mitgliedstaaten der

Europäischen Union zweimal im Jahr (Ende März und Ende

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September) verpflichtet, Daten zum Defizit und zur Verschuldung des

Staates an die Europäische Kommission zu übermitteln. Hierzu

werden vom Statistischen Bundesamt das Maastricht-Defizit (26 Mrd.

€ bzw. 1,0 Prozent des BIP im Jahr 2011) und von der Bundesbank der

Maastricht-Schuldenstand berechnet. In Österreich sieht es im Verhältnis nicht viel anders aus: Der

Gesamtschuldenstand der Republik Österreich – sofern dieser

überhaupt korrekt und genau beziffert werden kann – beträgt Mitte

Oktober 2011 laut der Partei „BZÖ“ 250 Milliarden Euro (!).

Für Zinsen und Zinseszinsen werden pro Jahr rund zehn Milliarden

Euro bezahlt. Für die gesamte Arbeitslosenpolitik hingegen nur rund

sechs Milliarden Euro. Darin enthalten sind allerdings

Arbeitslosengelder, Förderungs- und Ausbildungsmaßnahmen, der

Betrieb und sogar das Personal der Arbeitsämter

(„Arbeitsmarktservice – AMS“). Soviel zum Thema „Die Arbeitslosen

leben auf Kosten der Steuerzahler!“

In Deutschland steigen die Staatsschulden mit unglaublichen 2.100

Euro pro Sekunde. Würden ab jetzt keine neuen Schulden mehr

eingegangen werden und pro Monat eine Milliarde Euro

zurückbezahlt, dann wäre Deutschland erst in 110 Jahren (!)

schuldenfrei.

Wozu aber leiht sich ein Staat überhaupt Geld aus und von wem?

Und warum druckt er nicht selbst Geld und bringt es unters Volk, was

doch eigentlich das Naheliegendste wäre? Wer hat das Geld, das dem

Staat geliehen wird, hergestellt und bekommt dafür Zinsen? Warum hinterfragen Politiker niemals das Geldsystem? Die Antwort

ist so schockierend wie einfach: weil sie sonst möglicherweise tot

wären. Beispiele dazu erfahren Sie einige Seiten später.

Warum reden Politiker immer nur vom „Sparen“ und vom

„Budgetdefizit“, anstatt von tatsächlichen Schulden? Warum werden

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die Schulden trotz Sparpaket, „Schuldenbremse“ und sonstiger

„Maßnahmen“ immer mehr?

„Staats“-Schulden: der wahre Hintergrund

Wir wissen bereits: Hätten „wir“ keine Staatsschulden, dann würden

die Lebenshaltungskosten um fast die Hälfte zurückgehen und wir

bräuchten nur die Hälfte unserer Zeit arbeiten.

Der Begriff „Staatsschulden“ ist irreführend, denn es entsteht der

Eindruck, als hätte unser Staat bei einem anderen Staat Schulden.

Wenn ein Unternehmer „Finanzschulden“ hat, dann ist sein Gläubiger

das Finanzamt, und bei „Lieferantenschulden“ hat er seine Einkäufe

noch nicht bezahlt. Staatsschulden sind aber landläufig solche, die ein

Staat bei irgendeinem Gläubiger hat.

In Frankfurt am Main ist der Sitz der „Bundesrepublik Deutschland

Finanzagentur GmbH“. Auf der Homepage

www.deutsche-finanzagentur.de sind deren Aufgaben mit

„Dienstleistungen bei der Emission von Bundeswertpapieren, die

Kreditaufnahme mittels Schuldscheindarlehen, den Einsatz

derivativer Finanzinstrumente sowie die Geldmarktgeschäfte

(Aufnahme und Anlagen) zum Ausgleich des Kontos der

Bundesrepublik Deutschland bei der Deutschen Bundesbank“

definiert.

Das Kreditbüro der Bundesrepublik sozusagen. Keine Behörde,

sondern eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (!). Wenn

irgendwo etwa gerade 10 Milliarden Euro im Staatssäckel fehlen,

dann gibt es einige Telefonate, einige Mails und ein weiterer Kredit

wird aufgenommen. Noch in derselben Stunde ist die finanzielle

Unschärfe der Bundesrepublik Deutschland auch schon wieder

ausgeglichen. Schwindelerregende Summen werden ohne viel

Aufsehens beschafft.

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Nur: Zurückbezahlt wird nie. Es wird lediglich umgeschuldet. Wie es

scheint, liegt eine Rückzahlung nicht im Sinne des Erfinders, denn

sonst würden die Schulden ja weniger werden oder zumindest gleich

bleiben, keinesfalls aber explosionsartig steigen. Nicht nur scheinbar,

sondern tatsächlich ist eine Rückzahlung weder beabsichtigt, noch

möglich. Wird ein Kredit irgendwann einmal fällig, wird ein neuer

aufgenommen und mit diesem werden die Löcher gestopft. Eine

Methode, die fernab jeglicher kaufmännischer Grundsätze

funktioniert. Unglaublich, oder? Aber wahr. Das Ganze ist nichts

anderes als ein Pyramidenspiel!

Jeder Geschäftsführer eines Klein- oder Mittelbetriebes würde

zwangsläufig irgendwann einmal hinter Gittern landen. Und genau

das ist der Irrglaube, dem fast alle Staatsbürger und der Großteil der

Journalisten unterliegen. Ein Staat ist keine Firma und seine

Haushaltspolitik hat nicht das Geringste mit kaufmännischen

Grundsätzen zu tun. Mit einem herkömmlichen Kreditgeschäft, das

wir als Häuslebauer oder Autokäufer kennen, hat diese

Vorgehensweise nichts zu tun. Staaten schreiben keine Bilanzen.

„Staatsschulden“ wurden nicht gemacht, um jemals zurückbezahlt zu

werden. Sonst würden sie weniger anstatt mehr. Ganz einfach. Das

ist die Realität.

Für die Gläubiger, das sind in- und ausländische Banken, kann der

Staat gar nicht genug Schulden machen. Sie kassieren Zinsen,

Provisionen und Zinseszinsen. Der deutsche Staat (nicht nur dieser)

wird von innen ausgesaugt.

Über die Namen der Gläubigerbanken hält man sich bedeckt und

verweist auf das Bankgeheimnis. Gehört Deutschland den Banken?

Und wenn ja, welchen? Deutsche Bank? Commerzbank? Morgan

Stanley? Wer verbirgt sich, und sei es auch nur zu einigen wenigen

Prozentanteilen, hinter diesen Aktiengesellschaften? Wem gehören

die Banken? Und wem gehört damit Deutschland?

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Die Sache mit den Bankenrettungspaketen hätten uns eigentlich die

Augen öffnen sollen. Die Banken benötigten Kapital, sie bekamen es

vom Staat. Doch woher nahm der Staat das Geld her? Er lieh es sich

von anderen Banken. Und woher hatten diese das Geld, um es dem

Staat zu leihen? Wann, wenn man die Schuldenkette zurückwandert,

erscheint endlich jener Wert, für den das Geld stellvertretend

existiert?

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Und das vermeintliche Allheilmittel? Immer wieder die alte Leier:

Sparen, sparen und sparen! Interessant nur, dass gerade die größten

Verschwender der Erde und die größten Verschwender aller Zeiten,

jene, die eigene und fremde natürliche Ressourcen wie Wasser, Luft,

Erdöl und Natur in einem unvorstellbaren Ausmaß zerstören und im

wahrsten Sinne des Wortes rücksichtslos ausbeuten, einen

„Sparkurs“ verordnen. Die Erfinder der Wegwerfgesellschaft, die

Anbeter des Kapitals und des Konsums lassen die Vermögen der

Reichen natürlich unangetastet und kommunizieren ihre Geschichte

vom „Sparpaket“ so professionell, dass sogar Rentner und Arbeitslose

bisweilen glauben, sie hätten über ihre Verhältnisse gelebt. Oder, wie

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Guido Westerwelle, der deutsche Außenminister ungefragt

verkündete: in spätrömischer Dekadenz.

Wie Geld entsteht oder: Der Irrglaube über die

Gelderzeugung

Auch wenn folgender Satz vielleicht Ihr Weltbild ins Wanken bringt,

denken Sie einmal in Ruhe darüber nach. Die Behauptung wird auf

den nächsten Seiten ausführlich und verständlich erklärt werden:

Geld entsteht nicht durch Arbeit. Es entsteht durch Schulden.

Und „verdient“ wird das meiste Geld nicht durch eigene Arbeit,

sondern durch Zinsen. Irgendjemand muss allerdings dafür schuften.

Aber wer?

Ein trüber Tag in einer kleinen Stadt

Es ist ein trüber Tag in einer kleinen Stadt. Es regnet und alle Straßen

sind wie leer gefegt. Die Zeiten sind schlecht, jeder hat Schulden und

alle leben auf Pump. An diesem Tag fährt ein reicher Tourist durch

die Stadt und hält bei einem kleinen Hotel.

Er sagt dem Eigentümer, dass er sich gerne die Zimmer anschauen

möchte, um vielleicht eines für eine Übernachtung zu mieten und

legt als Kaution einen 100-Euro-Schein auf den Tisch. Der Eigentümer

gibt ihm einige Schlüssel. Als der Besucher die Treppe hinauf

gegangen ist, nimmt der Hotelier den Geldschein, rennt zu seinem

Nachbarn, dem Metzger, und bezahlt seine Schulden.

Der Metzger nimmt die 100 Euro, läuft die Straße hinunter und

bezahlt den Bauern. Der Bauer nimmt die 100 Euro und bezahlt seine

Rechnung beim Genossenschaftslager. Der Mann nimmt den 100-

Euro-Schein, rennt zur Kneipe und bezahlt seine Getränkerechnung.

Der Wirt schiebt den Schein zu einer an der Theke sitzenden

Prostituierten, die auch harte Zeiten hinter sich hat und dem Wirt

einige Gefälligkeiten auf Kredit gegeben hatte. Die Prostituierte rennt

zum Hotel und bezahlt ihre ausstehende Zimmerrechnung mit den

100 Euro. Der Hotelier legt den Schein wieder zurück auf den Tisch. In

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diesem Moment kommt der Tourist die Treppe herunter, nimmt

seinen Geldschein, meint, dass ihm keines der Zimmer gefällt, und

verlässt die Stadt. Niemand produzierte etwas, niemand verdiente

etwas. Alle Beteiligten sind ihre Schulden los.

Diese Geschichte wurde anlässlich der Griechenlandhilfe

millionenfach als E-Mail durch das Netz gejagt. Ein Kolumnist einer

österreichischen Tageszeitung schnappte die Anekdote Anfang

August 2011 auf, belächelte sie, druckte sie ab und sein Kommentar

war sinngemäß, dass darin „ein wahrer Kern“ enthalten sei. Doch es

ist mehr als nur ein wahrer Kern. Diese Geschichte enthält die

einfache Wahrheit, das Geld immer nur ein Tauschmittel, ein

papierener Stellvertreter für Waren und Dienstleistungen war. Und

daraus lässt sich – im Hinblick auf die heutige globale Situation –

schlussfolgern, dass jeder wirtschaftliche Vorgang aus den Fugen

gerät, wenn Geld ein Eigenleben entwickelt und zur Ware wird. Denn

Geld kann nicht „arbeiten“. Es sind immer nur Menschen, die

arbeiten. Und zwar für die Zinsen.

Wie Geld entsteht

"Der Vorgang, mit dem Banken Geld erzeugen, ist so simpel, dass der

Geist ihn kaum fassen kann."

(John Kenneth Galbraith,1908-2006, US-Ökonom und Sozialkritiker)

Wie uns die Anekdote am Beginn des Kapitels gezeigt hat, ist und war

Geld als Tauschmittel eine sehr gute Erfindung. Das und nichts

anderes war es auch im Sinne der Erfinder. Durch wen wird es

„erzeugt“ und wie kommt es in Umlauf? Und warum wird die im

Umlauf befindliche Geldmenge immer größer?

Das Wort Geld bedeutet so viel wie „Vergeltung“, „Vergütung“ etc.

Die eigentliche und ursprüngliche Rolle des Geldes war ein Hilfsmittel

zum Zwecke des Leistungsaustausches. Mit dem grundlegendsten

62

Missverständnis wollen wir gleich zu Beginn aufräumen: Geld wird

nicht vom Staat hergestellt. Sonst wäre dieser nicht verschuldet.

Wenn der Staat nicht in Frage kommt, sind wir bei den Banken und

damit des Rätsels Lösung unmittelbar auf der Spur.

Zur Klarstellung: Banken sind allesamt in privater Hand, auch wenn

der Staat vereinzelt Anteile hält.

Und jetzt kommen wir zu einem weiteren Irrglauben, der nicht nur

seit Jahrzehnten in unseren Köpfen steckt, sondern auch noch in

Schulen gelehrt wird: Banken fungierten lediglich als „Vermittler“

zwischen Sparern und Anlegern. Und Kreditinstitute lebten von der

Differenz der Zinsen (z.B. 4 Prozent, wenn der Sparer 2 Prozent erhält

und der Kreditnehmer 6 Prozent bezahlt).

Im Standardschulbuch „Betriebswirtschaft“ der Autoren Dr. Wilfried

Schneider und Dr. Bettina Greimel-Fuhrmann u.a., erschienen im

österreichischen MANZ-Verlag, dass in den vierten Klassen der

Handelsakademien verwendet wird, ist unter dem Kapitel „Die

Geschäfte der Kreditinstitute“ folgendes zu lesen:

„Hauptaufgabe der Kreditinstitute ist es, Einlagen der Kunden zu

übernehmen und daraus Kredite an andere Kunden zu vergeben.

Selbstverständlich bringen Kreditinstitute auch Eigenkapital auf und

legen Mittel selbst am Kapitalmarkt und am Immobilienmarkt an.

Ferner erbringen die Kreditinstitute zahlreiche Dienstleistungen für

ihre Kunden. Die wichtigste Dienstleistung ist die Abwicklung des

Zahlungsverkehrs im In- und Ausland. Außerdem vermitteln sie den

An- und Verkauf von Wertpapieren, verwahren Wertpapiere und

handeln mit Fremdwährungen, Münzen und Medaillien.

„Die Aufgaben der Kreditinstitute: Kreditinstitute vermitteln zwischen

Kreditnehmern und Anlegern. Um zwischen Einlegern und

Kreditnehmern zu vermitteln, wandeln die Kreditinstitute viele kleine

Einlagen in große Kredite bzw. große Einlagen in viele kleine Kredite

um bzw. vermitteln zwischen kurzfristigen und langfristigen Einlagen

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und Krediten. Außerdem übernehmen sie einen Teil des Risikos von

Krediten oder Veranlagungen und sie beraten ihre Kunden.“

Banken erzeugen Geld, das vorher nicht da war

„Jedes Mal, wenn eine Bank einen Kredit gibt, wird ein neues

Guthaben erzeugt, neue Einlagen, brandneues Geld“

(Graham F. Tower, 1897-1975, ehem. Direktor der Bank of Canada)

Banken verleihen nicht das Geld, das die Sparer bei ihnen deponiert

haben. Banken erzeugen bei jeder Kreditvergabe neues Geld und

verlangen dafür Zinsen. Die Aufgabe der Banken wird bewusst nur als

eine „Vermittlerrolle“ zwischen Leuten die Geld anlegen und solchen,

die welches leihen, dargestellt. Doch das stimmt in keinster Weise.

Betrachten wir dieses System anhand eines leicht verständlichen

Beispiels:

Eine Bank gewährt einem Ehepaar einen Kredit in der Höhe von

100.000 Euro zu 6 Prozent Zinsen pro Jahr für eine Eigenheim-

Errichtung mit einer Laufzeit von 30 Jahren. In der Bilanz der Bank

werden nun die neuen 100.000 Euro, die die Bank den Hausbauern

aus dem Nichts als Guthaben auf das Konto gebucht hat, auf die

Passivseite gebucht. Vereinfacht dargestellt (dass die Banken eine

einfache Zinsrechnung kompliziert und nicht unbedingt für

jedermann nachvollziehbar darstellen, hat seinen guten Grund) wird

auf der Aktivseite die Forderung der Bank an den Hausbesitzer in der

Höhe von 280.000 Euro (!) eingetragen.

Das ergibt sich aus dem Darlehen von 100.000 Euro zuzüglich 6

Prozent Zinsen in der Höhe von 6.000 Euro pro Jahr, in 30 Jahren

daher 180.000 Euro.

Durch das Haus der Schuldner ist allerdings nur das Darlehen in der

Höhe von 100.000 Euro gedeckt, die 180.000 Euro an Zinsen werden

64

durch den Kredit erst erzeugt. Und zwar genuin erzeugt. Im

Gegensatz zu Handelsgeschäften, wo Geld als Tauschmittel für Waren

dienlich ist, war dieses Geld vorher nicht existent.

Noch dazu: Über 90 Prozent des Geldes, das Geschäftsbanken als

Kredite vergeben, ist kein Geld, sondern es sind erfundene Zahlen in

ihren Computern. Wenn nur 8 Prozent aller Anleger ihr Geld abziehen

und es sich bar auszahlen lassen würden, hätten die Banken kein

gedrucktes Geld mehr in den Tresoren. Die Banken machen Geld –

zumindest den Zinsenteil – im wahrsten Sinne des Wortes aus Luft.

Aus 100.000 Euro werden 280.000 Euro gemacht und die Bank hat

das Recht, bei Zahlungsverzug jederzeit den gesamten Kredit fällig zu

stellen. Die 180.000 Euro wurden von der Bank nie ausgegeben –

aber kassiert. Ohne jeglichen Gegenwert.

Banken verlangen also für 100 Prozent Geld z.B. 300 Prozent

Geld zurück und lassen sich dafür auch noch Sicherheiten geben.

Zinsen mögen vielleicht als Preis für das Kredit-Risiko gerechtfertigt

sein. Doch in unserem Bankensystem werden Zinsen für das

Überlassen von „Nichts“ kassiert.

Und genau nach diesem Prinzip ist die gesamte, heute im Umlauf

befindliche Geldmenge entstanden und täglich wird sie mehr.

Banken gewähren Kredite und verlangen das Kapital und die Zinsen.

Doch das Geld für die Zinsen gab es vorher noch nicht. Es entstand

bzw. entsteht erst mit der Bezahlung der Zinsen. Es ist in der im

Umlauf befindlichen Geldmenge noch dazu gar nicht enthalten,

wodurch sich die Frage aufwirft, womit denn dann die Zinsen bezahlt

werden. Die gleichermaßen einfache wie schockierende Antwort:

durch das Eingehen weiterer Schulden. Es gibt rein systematisch gar

keine andere Möglichkeit.

Das herrschende Geld-, bzw. Zinsensystem ist einfach erklärt, aber

der dahinter stehende Hütchenspieler-Trick schwer zu verstehen,

weil wir eine solche Dreistigkeit einerseits gar nicht für möglich

halten, andererseits wir uns unbewusst gegen die Erkenntnis wehren,

65

weil er unser Weltbild von einer „stabilen“ Wirtschaft gehörig ins

Wanken bringen könnte. Wer ein wirtschaftswissenschaftliches

Studium absolviert hat, wird das System noch schwerer

durchschauen, weil die Lehre und Forschung von den eigentlichen

Umständen, nämlich von der Geldschöpfung und dem

Zinseszinseffekt ablenkt, bzw. diese als „normal“, gegeben und

alternativlos darstellt.

Ich darf noch ein illustres wie primitives Beispiel anbieten:

Auf einer Insel mit 10 Bewohnern wird die „Leder-Bank“ mit einem

Grundkapital von 100 Lederstücken eröffnet. Sie gewährt jedem

einen Kredit von 10 Lederstücken gegen 10 Prozent Zinsen pro Jahr.

Die Inselbewohner verpfänden jeweils ihre Häuser an die Bank.

Bereits nach einem Jahr ist es nicht möglich, dass alle ihr Schulden

samt Zinsen zurückzahlen, denn dazu wären 110 Lederstücke

notwendig, während aber nur 100 existieren. Also wird einer der

Insulaner „Konkurs“ anmelden und sein Haus der Bank zufallen, die

zuvor außer Lederstücke nichts hatte.

Im Internet ist ein geniales Video zu finden:

„Fabian, gib mir die Welt plus 5 Prozent“

Ich garantiere Ihnen, dass Sie spätestens nach diesem Video das

System vollständig durchschaut haben. Es gab unzählige Versuche der

unterschiedlichsten Protagonisten, dieses Video aus dem World Wide

Web zu verbannen. Warum wohl? Die Antwort können Sie sich

bereits selbst geben.

Das ist der Vorteil und gleichzeitig für verschiedene „Mächtige“ der

Nachteil des Internets. Wenn sich einmal etwas verbreitet hat, dann

ist es (fast) unmöglich, es wieder vollständig zu entfernen. Es taucht

an anderen Stellen immer wieder auf.

Der Inhalt sei hier stichwortartig zusammengefasst:

66

Zunächst existiert der Tauschhandel. Das Geld wird erfunden, es

werden an alle Bürger Taler verliehen, mit welchen sie von nun an

handeln können. Nach Ablauf eines Jahres werden pro 100

verliehenen Talern 105 Taler inklusive Zinsen zurückverlangt. Nach

einem Jahr hatten einige Bürger mehr als 105 Taler und konnten

problemlos zurückzahlen. Andere Bürger hatten (viel) weniger als 105

Taler oder gar nichts. Solche Bürger mussten erneut Geld leihen und

ihr Hab und Gut verpfänden. Die Zinsen konnten jedoch nie

zurückgezahlt werden, denn diese zusätzliche Anzahl von Talern war

nie hergestellt und nie verliehen worden. Der Verleiher begann nun

damit, Quittungen für größere Summen an Talern herauszugeben,

um die Handhabung zu „vereinfachen“. Auch fremde Taler, die bei

ihm im Depot (der Bank) liegen, die ihm also gar nicht gehörten,

verlieh er inzwischen ebenfalls, dafür stellte er Darlehensquittungen

aus. Letztlich stellte der Geldverleiher schlicht und einfach

Quittungen aus und verlieh ein Mehrfaches an Geld als eigentlich im

Umlauf und somit überhaupt existent war. Einer von zehn Kunden

verlangte in der Regel sein Geld zurück. Der Verleiher hatte also nur

das Verhältnis 1:9 bezüglich der tatsächlich vorhandenen Einlagen zu

beachten. Der Schwindel ging (und geht heute noch) solange gut, als

nicht mehrere Einleger ihr Geld zurück verlangten. Zum Schluss

erschien ein nachdenklicher Geschäftsmann, der alles durchschaute,

aber vom Verleiher so lange mit Erklärungen überhäuft wurde, bis

dieser den Betrug selbst glaubte.

Doch die Realität sieht nicht anders aus: Geld entsteht dadurch, dass

jemand Schulden macht und dass Zentral- und Geschäftsbanken es

aus dem „Nichts“ schöpfen und verleihen.

Das ganze System ist ein Teufelskreis, der den Schuldenberg und die

Zinslast immer weiter wachsen und wachsen lässt, was aber die

politisch gewollte Basis dieses Modells ist. Es erinnert an das alte

Kinder-Spiel, bei dem alle um in der Mitte aufgestellte Stühle im Kreis

laufen und auf Kommando einen Stuhl ergattern müssen, wobei es

im Verhältnis zur Anzahl der Mitspieler immer einen zu wenig gibt.

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„Erlaubt mir, das Geld eines Staates auszustellen und zu kontrollieren,

und es ist mir egal, wer seine Gesetze macht.“

(Mayer Anselm Rothschild, 1773-1875, internationaler Bankier)

Legt man dieses Beispiel auf die gesamte Wirtschaft oder auf Staaten

um, dann geschieht Folgendes: In diesem Kreislauf muss die

Wirtschaft immer etwas schneller wachsen als die Zinslast. Nur dann

sind die zusätzlichen Kredite gedeckt, die für die Zinszahlungen

benötigt werden. Wenn die Wirtschaft aufhört zu wachsen, wird es

eng.

Das ist der eigentliche Grund, warum Politiker dauernd vom

Wirtschaftswachstum als Allheilmittel sprechen. Angenommen, die

Wirtschaftsleistung würde mal ein Jahr lang gleich bleiben, dann

müsste auch in diesem Jahr alles gleich gut funktionieren wie im

Vorjahr. Tatsächlich tut es dies allerdings nicht, da die Zinsschere

zugeht und weitere Kredite gegen Zinsen aufgenommen werden

müssen. Und weil wir die weiteren Zinsen bezahlt werden müssen,

brauchen wir Wachstum.

Wirtschaftswachstum erzeugt eigentlich Wohlstand. Aber nur in der

Theorie. Und nur für ganz bestimmte Personen. „Geht´s der

Wirtschaft gut, geht´s uns allen gut“. Diese Formel postulierte im

Jahre 2006 der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich. Der

Slogan klingt auf den ersten Blick sehr optimistisch und motivierend.

Einem Blick hinter die Kulissen hält er jedoch nicht stand.

Beispielsweise sprang der Gewinn der damaligen „Bank Austria-

Creditanstalt“ im Jahre 2006 von 1,3 auf sagenhafte 3,3 Milliarden

Euro. Das entspricht einem Zuwachs von 21 Prozent, die

Sondereffekte nicht einberechnet. Trotzdem wurden im Jahr darauf

Hunderte Beschäftigte „abgebaut“. Also irgendetwas stimmt nicht

mit dieser Theorie …

Der Zinseszinseffekt bewirkt kein lineares, sondern ein exponentielles

Wachstum der Schulden. Die Zinslast strebt mit steigender

Geschwindigkeit rasant nach oben. Die Wirtschaft müsste ebenfalls

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exponentiell wachsen, was aber auf Dauer gesehen absolut

unmöglich ist. Kurzfristiges Wachstum kann den Zusammenbruch des

Finanzsystems zwar etwas hinausschieben, aber es gibt kein

unendliches Wachstum und kann es auch nicht geben. Bei einem

Wachstum von beispielsweise 5 Prozent pro Jahr hat sich in genau 16

Jahren die Wirtschaftsleistung theoretisch verdoppelt. Es werden

doppelt so viele Einbauküchen produziert, es wird doppelt so viel Bier

getrunken und die Menschen fahren doppelt so viele Kilometer mit

ihren Autos, um doppelt so viel Kraftstoff zu verbrauchen. Aber nur

theoretisch.

Denn die Zinsen können mathematisch betrachtet – zumindest

theoretisch – ins Unendliche wachsen, dem Wirtschaftswachstum

sind hingegen die natürlichen Grenzen des Marktes gesetzt. Nach

spätestens 70 Jahren kann die Wirtschaft nicht mehr schneller

wachsen als die exponentiell wachsende Zinslast. Der Crash ist

vorprogrammiert. Der Zinseszinseffekt ist vergleichbar mit schwarzen

Löchern, mit einem gigantischen, ständig stärker werdenden Sog, der

immer mehr Materie herauszieht.

Um zu verstehen, wie das Finanzsystem funktioniert, sollten wir uns

einmal den Mechanismus „Zins“ näher anschauen. Angenommen im

Jahre Christus Geburt, also im Jahre Null, hätte jemand 1 Cent bei

einer Bank zu 5 Prozent Zinsen per anno angelegt, im Jahre 1 hätte

sein Guthaben 1,05 Prozent betragen. Wie hoch wäre das

Sparguthaben im Jahre 2012? Wenn man diese Frage als Spiel im

Freundeskreis betrachtet und sie einfach in die Runde wirft, kommen

die unterschiedlichsten Schätzungen, die zwischen einigen tausend

und einigen Millionen Euro liegen. Das tatsächliche

Rechnungsergebnis liegt jedoch jenseits aller Vorstellungen. Das

heutige Sparguthaben würde sage und schreibe 26 Septrilliarden

Euro betragen, eine 41-stellige Summe, mit der man 400 Milliarden

Kugeln in der Größe unserer Erde aus purem Gold kaufen könnte.

Der „Zauber“ des Zinseszinseffekts ist nicht neu. Seit Jahrtausenden

ist dieses rechnerische Phänomen bekannt. Dass in den meisten

69

Religionen das Verlangen wie auch das Zahlen von Zinsen verpönt

war und ist, stellt keinen Zufall dar. Und in Systemen, in denen es

Zinsen gab, wurde alle 50 Jahre ein Jubeljahr ausgerufen, in dem alle

Schulden erlassen wurden. Fragte man etwa einen

Franziskanermönch im 14. Jahrhundert: „Ist ein Kaufmann berechtigt,

bei einem Geschäft Zinsen zu verlangen, weil der Kunde die

Rechnung nicht gleich bezahlen kann?“, hätte dieser geantwortet:

„Nein, weil er in diesem Falle Zeit verkaufen würde, also etwas, was

ihm nicht gehört.“

Dr. Franz Hörmann, Professor am Institut für Revisions-, Treuhand-

und Rechnungswesen der Wirtschaftsuniversität Wien, sagte in

einem Interview mit der österreichischen Tageszeitung „Der

Standard“ am 13. Oktober 2010 zum Thema „Banken erfinden Geld

aus Luft" wortwörtlich, dass es ein systemisches Betrugsmodell einer

Institution geben würde, der in unserem Wirtschaftssystem das

Monopol zur Geldschöpfung über Kredite eingeräumt wird.

Wirtschaftswissenschafter Dr. Hörmann geht davon aus, dass unser

derzeitiges Finanz- und Wirtschaftssystem ausgedient hätte, weil aus

Sicht der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften Modelle verwendet

werden, die auf die alten Römer zurückgehen würden. Das

Zinseszinssystem würde aus dem zweiten vorchristlichen

Jahrtausend, die doppelte Buchhaltung aus dem 15. Jahrhundert

stammen. Die heutige Krise würde von den Banken ausgehen, denn

sie würden im Kreditprozess Geld einfach nur erfinden. Wenn man

aber Geld aus Luft erfindet und das, was vorher noch nicht existiert

hat, verzinst weiter gibt und dinglich (z.B. durch Gold oder

Immobilien) absichern lässt, dann wäre das, wenn das

Geschäftsmodell schief geht, in Wahrheit ein Enteignungsmodell. Das

sei auch der Hintergrund des Bankgeheimnisses. „Banken können

überhaupt nicht offenlegen, wo beispielsweise die Zinsen für

Sparbücher, Bausparverträge oder Sonstiges herkommen“, so

Hörmann weiter. Denn wenn sie das täten, müssten sie zugeben,

dass das alles in Wirklichkeit verkettete Pyramidenspiele sind. Diese

verdeckte Geldmengenausweitung hätte mit der doppelten

70

Buchführung begonnen. Denn wenn man mit Geld eine Sache kaufen

würde, dann wechselt das Geld in Wahrheit den Besitzer. Der

Verkäufer hätte das Geld, der Käufer die Sache. Von diesem Moment

an wäre die Sache aus wissenschaftlicher Sicht nicht mehr in Geld

bewertbar. Trotzdem würden die Geldbeträge in Bilanzen

reingeschrieben werden. „Solange man mit Eigenkapital als Sicherheit zur Bank gehen und die

Bank aus Luft echtes Geld mit Zahlungsmittelfunktion erzeugt, haben

wir ein Problem“, führt Hörmann weiter aus. Eigenkapital sei eben

kein Geld, bloß eine Rechengröße. Nach bestimmten Regeln würde

die Aktivseite bewertet und dann die Schulden abgezogen werden.

„Wenn ich ein drei Meter langes Brett habe und ziehe ein zwei Meter

langes Brett ab, dann hab ich immer noch kein ein Meter langes

Brett, ich habe eine Differenz“, so Hörmann anhand eines

praktischen Beispiels. „Wenn ich ein Meter langes Brett haben will,

dann muss ich die zwei Meter abschneiden. Ökonomisch heißt das,

ich muss die Aktiva liquidieren, damit ich das Geld kriege“, so der

Universitätsprofessor. Zu Liquidationserlösen wären aber alle

Unternehmen weltweit pleite. „Auch Staaten können sich daher in

Wirklichkeit gar nicht verschulden. Ein Staat, wenn man ihn als

Summe des gesamten Geldflusses versteht, wo soll sich der

verschulden?“, fragt sich Hörmann. „Und warum gerade bei einer

Privatbank? Fazit: Ein Staat muss sein Geld eigentlich selbst erzeugen,

und zwar basisdemokratisch.“

Laut Hörmann würde es schon an der Abzählbarkeit der Größen, die

in Bilanzen verwendet werden, mangeln. Hätte jemand, der ein Haus

für zwei Millionen statt für eine Million kauft, weil er z.B. schlecht

verhandelt hat, dann ein für eine Million höheres Eigenkapital? Und

wenn er jemanden finden würde, der es für zehn Millionen kauft,

wäre das dann ein Marktpreis? 1969 hätte – laut Hörmann – ein

amerikanischer Architekt einen Prozess gewonnen, weil er seinen

Hypothekenkredit nicht zurückzahlen wollte. Er hätte sich auf den

Rechtsgrundsatz berufen, dass in einer Leihe, wo ein Gegenstand erst

entsteht, der vorher noch nicht vorhanden war, dieser Gegenstand

71

auch nicht zurückgegeben werden muss. Da also in der

Kreditschöpfung das Geld erst erzeugt wird, gäbe es keinen Grund,

diesen Kredit zurückzuzahlen, meinte der Architekt.

Das herrschende Banken- und Zinssystem führt mit mathematischer

zwangsläufiger Berechnung zu einer schleichenden Enteignung der

verschuldeten Staaten durch die Banken bzw. jener finsteren Mächte,

die hinter den Banken stehen. Verliehen wurde von den Banken

selbst erzeugtes Geld, zurückgezahlt wird mit Grundstücken,

Wasserwerken, Elektrizitätswerken, Telefonleitungen, U-Bahnen,

Post, Bahn, Straßen, Gebäuden, Kanalnetzen etc. Infrastruktur und

die Arbeitskraft von Generationen soll systematisch und ohne

Gegenleistung in den Besitz der Geldverleiher übergehen. Diese

Enteignung wird gerne auch als „Privatisierung“ (lateinisch: „privare“

= berauben) bezeichnet.

Im Internet kursiert ein Gedicht, das angeblich von Kurt Tucholsky

aus dem Jahre 1930 stammt. Auch wenn manche Kritiker behaupten,

es wäre nicht aus seiner Feder, es ist bezeichnend:

„Wenn die Börsenkurse fallen, regt sich Kummer fast bei allen, aber

manche blühen auf: Ihr Rezept heißt Leerverkauf. Keck verhökern

diese Knaben Dinge, die sie gar nicht haben, treten selbst den Absturz

los, den sie brauchen – echt famos!

Leichter noch bei solchen Taten, tun sie sich mit Derivaten: Wenn

Papier den Wert frisiert, wird die Wirkung potenziert. Wenn in Folge

Banken krachen, haben Sparer nichts zu lachen, und die Hypothek

aufs Haus heißt, Bewohner müssen raus.

Trifft' s hingegen große Banken, kommt die ganze Welt ins Wanken –

auch die Spekulantenbrut zittert jetzt um Hab und Gut! Soll man das

System gefährden? Da muss eingeschritten werden:

Der Gewinn, der bleibt privat, die Verluste kauft der Staat.

72

Dazu braucht der Staat Kredite, und das bringt erneut Profite, hat

man doch in jenem Land die Regierung in der Hand. Für die Zechen

dieser Frechen hat der kleine Mann zu blechen und – das ist das Feine

ja – nicht nur in Amerika!

Und wenn Kurse wieder steigen, fängt von vorne an der Reigen – ist

halt Umverteilung pur, stets in eine Richtung nur. Aber sollten sich die

Massen das mal nimmer bieten lassen, ist der Ausweg längst bedacht:

Dann wird bisschen Krieg gemacht.“

Bestell-Link: http://www.epubli.de/shop/buch/SCHEISS-DRAUF-Robert-Urban-9783844232196/32528

73

Die Ursprünge der Gelderzeugung

Bevor der Mensch über Geld verfügte, war der Tauschhandel gang

und gäbe. Naturgeld, Ware gegen Ware, lautete das Prinzip. Im Laufe

der Jahrhunderte wurde dieses System zu kompliziert, da die Leute

sich in ihrem Erwerb spezialisierten. Auch für einen Eierhändler war

es unangenehm, einen Sack Eier als „Geldbörse“ mit sich

herumzuschleppen. Auch war es nicht selbstverständlich, dass sein

Geschäftspartner gerade einen Bedarf an Eiern hatte.

Vor rund 5000 Jahren erfanden die Sumerer das Geldsystem,

zunächst aus Gold und Silber bestehend. Die ursprüngliche

Bestimmung war die Versorgung der Menschen mit Waren und

Dienstleistungen in ausreichender Qualität und Verfügbarkeit. Geld

sollte als Tauschmittel ein „Stellvertreter“ für gerade nicht

vorhandene oder benötigte Waren oder Dienstleistungen sein.

Insbesondere für den Warenerwerb in anderen Regionen bewährte

sich das neue Zahlungsmittel. Händler zogen mit Gold und Silber los,

um Waren in weiter entfernten Gegenden zu erwerben. Die Währung

bewahrte ihren Wert und war somit stabil. Der Handel wuchs

ständig, neue Transportwege wurden erschaffen.

Nach und nach entstanden reiche und mächtige Handelsdynastien

mit unzähligen Angestellten, eigenen Fuhrwerken und Schiffen. Sie

machten große Umsätze und Gewinne, weil die in der Ferne

erworbenen Waren am Heimatort mit großer Gewinnspanne

weiterverkauft wurden. Diese Familien häuften Gold und Silber an

und erwarben in der Wirtschaft und in der Politik einen ernst zu

nehmenden Einfluss.

Nach einigen Raubüberfällen während Geschäftsreisen und

Transporten ging man dazu über, in fernen Ländern

Handelsstützpunkte mit angeschlossenen Gold- und Silberdepots

anzulegen. Geld wurde nur noch selten zum Auffüllen der Depots

unter Bewaffnung transportiert, ansonsten waren die

74

Handelstreibenden kein Angriffsziel mehr für Wegelagerer oder

Räuber.

Bald darauf wurde ein weiterer Geschäftszweig entdeckt. Jene

Handelstreibenden, die über kein eigenes Gold- und Silberdepot

verfügten, konnten das Depot gegen Gebühren, nämlich gegen „den

Zins“, mitbenutzen. Die Depots waren gesicherte Bauten mit Regalen

bzw. Bänken aus Holz, auf denen die Gold- und Silbersäcke abgestellt

wurden. Diese Depots wurden „Banken“ genannt. Das war für nicht

so umsatzstarke Händler immer noch günstiger als die Errichtung

eines eigenen Lagerraumes. Der Gold- und Silberberg bestimmter

Familien wuchs beständig an, Geld wurde nicht mehr nur durch

Handel oder Arbeit, sondern durch die Zurverfügungstellung des

Depots verdient.

Nun gab es eine Gruppe von Kaufleuten, die ebenfalls gerne

Geschäfte machen wollten, aber weder ein eigenes Depot noch

eigenes Gold oder Silber hatten. Der erste Kredit war geboren: Gegen

entsprechende Gebühr, gegen „Zinsen“ wurden Gold und Silber

verliehen. Dem Depotbesitzer, der die Zinsen kassierte, bescherten

dies einen enormen Vermögenszuwachs.

Wer Gold ins Depot zur Verwahrung brachte, erhielt als Bestätigung

ein unterschriebenes und versiegeltes Dokument, das den Wert der

Einlage verbriefte. Der Geldschein war damit geboren. Wer hingegen

Gold lieh, hatte ein Schulddokument zu unterschreiben, dass mit der

Zurückzahlung des geliehenen Goldes plus der vereinbarten Zinsen

quittiert bzw. vernichtet wurde. Basis dieser Vermögensvergrößerung

war nun nicht mehr die manuelle Arbeit, sondern alleine die

Manipulation von Gold und Silber und es wurde bereits zwei Mal

abkassiert. Einerseits für die Verwahrung fremder Gelder und

andererseits für den Verleih eigener Gelder.

Das war der Beginn des Bankwesens, die sogenannten Handelskassen

entstanden. Auf der einen Seite wuchsen durch die Ausbreitung des

überregionalen Handels die Depots stark an. Auf der anderen Seite

75

gab es immer mehr Leihanfragen von finanziell schwachen Händlern,

die gerade neu in den damals vielversprechenden Händlerberuf

eingestiegen waren.

Spätestens zu jenem Zeitpunkt, als es mehr Leihanfragen als zu

verleihendes Gold gab, griff man zu einer List. Man verlieh gegen

Zinsen jenes Gold und Silber, für dessen Aufbewahrung die

Eigentümer ohnehin schon Zins bezahlten. Man kassierte also

doppelt. Die Ur-Banker verliehen nicht nur jenes Gold und Silber, das

ihnen nicht gehörte und zu deren Verleih sie nicht ermächtigt waren,

sondern sie erdreisteten sich sogar noch, Gebühren für die „sichere

Verwahrung“ zu verlangen.

Eingelagertes fremdes Gold oder Silber ohne Wissen geschweige

denn Einverständnis der Eigentümer, unter Bereicherungsvorsatz

(gegen Zinsen) zu verleihen, würde man nach heutigen

strafrechtlichen Bestimmungen als „Untreue“ (§ 153 österreichisches

Strafgesetzbuch oder § 266 deutsches Strafgesetzbuch) beurteilen.

Dies war aber erst der Anfang von noch viel größeren Betrügereien.

Und dies ist gleichzeitig der Anfang dafür, dass fast alle Staaten dieser

Erde kein eigenes Geld haben, sondern sich dieses von dunklen

Mächten gegen astronomische Zinsen ausborgen. Und dies ist die

Initialzündung für Nöte, Kriege, etc.

Später ging man dazu über, gar kein Gold mehr auszuhändigen,

sondern stattdessen nur mehr „Wert“-Papiere auszustellen.

Mittlerweile wurde für die Verwahrung von Gold und Silber keine

Depotgebühr mehr eingehoben. Das war für die Vorläufer der

Bankiers jedoch kein Problem, verdienten sie doch durch ihre

betrügerische Ausstellung von Wertpapieren auf Gold, dass ihnen

nicht einmal gehörte, astronomische Summen.

In allen wichtigen Handelsorten waren nun die Vorläufer unserer

heute als „Banken“ bezeichneten Institutionen entstanden.

76

Eigentümer waren damals wie heute große, mächtige und reiche

Familien.

Der Verleih von fremdem Edelmetall, ohne Wissen der jeweiligen

Eigentümer, war mittlerweile so lukrativ, dass zwischen den Ur-

Banken bereits eine Konkurrenz- und hinsichtlich der Höhe der Zinsen

eine Wettbewerbssituation entstand. Wertpapiere wurden allerdings

zwischenzeitlich nicht nur von den „Banken“ untereinander

akzeptiert, sondern man ging langsam sogar dazu über, die

unterschiedlichen Wertpapiere zu vereinheitlichen. Das hatte zur

Folge, dass fast überhaupt kein eingelagertes Gold oder Silber mehr

zurückgetauscht werden musste. Der Handel erfolgte mehr und mehr

gold-, und silberlos. Bezahlt wurde mit Wertpapieren, die nach und

nach zu „Geld“ wurden.

Eingelagertes fremdes Gold oder Silber ohne Wissen geschweige

denn Einverständnis der Eigentümer gegen Zinsen zu verleihen, war

den damaligen Protagonisten aber noch nicht genug. Denn mit der

Zeit wurden viel mehr Wertpapiere, also „Geld“ ausgegeben, als an

Goldreserven da war. Wenn plötzlich alle Kunden, die den

Handelskassen ihr Gold anvertraut hatten, dieses gegen Vorlage ihrer

Wertpapiere zurück wollten, wäre alles geplatzt. Das war jedoch nie

der Fall. Eigenartigerweise hat sich bis heute nichts an diesem System

geändert …

77

Staaten in den Fängen von Privatbanken

Unser Geld wird nicht vom Staat, sondern von Banken „erzeugt“. Und

keine Währung der Welt hat heute noch eine reale Sicherheit. Geld

ist vom Sachwert gelöst. Geld wird hemmungslos durch Verzinsung

neu erschaffen, teilweise ungedeckt auf Papier gedruckt und durch

hemmungslose Vermehrung immer mehr entwertet.

Der US-Dollar ist von der Geldmenge her in der Welt dominierend.

Mehr als 70 Prozent des gesamten auf der Erde im Umlauf

befindlichen Geldes besteht aus (wertlosen) Dollars.

Die Zentralbanken vieler Länder waren und werden immer noch

gezwungen, Dollars in immer stärkerem Maße als Währungs-

„Reserven“ anzunehmen. Was nun bedeutet, dass heutige

Währungen, auch der Euro, zu über 80 Prozent auf wertlosen, Dollar-

Papieren beruhen.

Zum Vergleich: Bis 1971 bekam man für 35 Dollar genau eine Unze

Gold. Heute muss man dafür 1.800 Dollar zahlen.

Das amerikanische Finanzsystem kontrolliert – vereinfacht dargestellt

– das Geld und die Währungen der ganzen Erde.

„Eine private Zentralbank, die Zahlungsmittel ausgibt, ist für die

Freiheiten der Menschen eine größere Gefahr als eine stehende

Armee.“

(Thomas Jefferson, 1801-1809, dritter Präsident der Vereinigten

Staaten von Amerika)

Im Jahre 1694 wurde die „Bank of England“ gegründet. Private

Geldgeber brachten ein Kapital von 72.000 £ in Gold und Silber ein.

Die britische Regierung gestattete der Bank of England die

Herstellung von 1.200.000 £ Papiergeld. Wodurch damals bereits

schon 1.128.000 £ nicht mehr durch Gold oder Silber gedeckt waren.

Dann nahm die englische Krone die gesamten 1.2 Mio. Papiergeld

78

von jener Bank, die trotz des verwirrenden Namens eine Privatbank

war, als Darlehen auf und brachte es als „legales“ Zahlungsmittel in

Umlauf. Zinsen von 8,33 Prozent per anno wurden vereinbart.

100.000 £ pro Jahr betrug die Zinslast. Und jetzt wird die Rechnung

interessant: Nach bereits einem einzigen Jahr überstieg der

Zinsertrag bereits beträchtlich den Wert der Gold und Silber-Einlage.

„Das moderne Bankensystem stellt Geld aus nichts her. Dieser Prozess

ist vielleicht der erstaunlichste Handtrick, der je erfunden wurde.“

(Josia Stamp, 1880 – 1941, ehem. Direktor der Bank of England)

Parallel dazu wurde die Bank von Amsterdam gegründet. Und 1716

war das Geburtsjahr der Bank von Frankreich. Trotz staatlich

klingender Bezeichnung handelte es sich bei allen Banken um private

Institutionen.

Parade-Beispiel USA

Viele Menschen sind heute immer noch der Meinung, dass der US-

Dollar eine Währung der Vereinigten Staaten von Amerika sei. Wenn

dem so wäre, warum hätten die USA dann im Oktober 2011 mehr als

14 Billionen (vierzehntausend Milliarden) Dollar Schulden. Und vor

allen Dingen: bei wem?

Das Beispiel USA ist deshalb so bezeichnend, weil es nicht nur

paradigmatisch ist für die globale Schuldenpolitik, sondern weil

unzählige Staaten vom US-Dollar abhängig sind und dieser eine

zentrale Rolle spielt. Das globale Finanzsystem basiert auf dem US-

Dollar als Welt(reserve)währung.

Mit dem „Federal Reserve Act“ hat eine Gruppe von Privatpersonen –

die Eigentümer der großen amerikanischen Banken – schon im Jahre

1913 den Dollar und damit indirekt auch andere Währungen unter

ihre Kontrolle gebracht.

79

Dazu Wikipedia:

„Der Federal Reserve Act ermöglicht es der Federal Reserve bis heute,

Geld ohne intrinsischen Wert („Gegenwert“; Anm. d. Verf.) als

Kreditgeld zu schaffen und es beispielsweise der amerikanischen

Regierung gegen Zinsen zu leihen (→ frac`onal-reserve banking).“

Am 23. Dezember 1913 wurde der sogenannte „Federal Reserve Act“

vom amerikanischen Kongress bestätigt und die Zentralbank, die

„Federal Reserve Bank“ (FED) gegründet. Hauptaktionäre waren

Bankiers, die sich mittlerweile in Europa erfolgreich etabliert hatten.

Bis heute handelt es sich um ein privates Geldinstitut, dass den USA

Papierscheine mit der Aufschrift „Dollar“ gegen Zinsen und

Zinseszinsen leiht. Ganz am Anfang stellten die Dollarnoten noch

Goldzertifikate dar, was auf älteren Geldscheinen auch deutlich

vermerkt war. Bis 1964 waren in den USA auch noch vom

Finanzministerium ausgegebene Silberzertifikate im Umlauf, die

durch die Menge der Silberreserven limitiert war.

Die „FED“, wie sie genannt wird, stellt dem amerikanischen Staat

Darlehen zur Verfügung und dieser kassiert von den Bürgern Steuern

um die Zinsen bedienen zu können. Von Rückzahlung ist und war

noch nie die Rede. Die FED verfügte von Anfang an über keinerlei

nennenswerte Goldreserven. Und jenes Gold, das sie besitzt, dient

nicht als Abdeckung. Wozu auch?

Um ein weiteres Gerücht aufzuklären: In Fort Knox lagern heute

(Stand August 2011) angeblich 147 Millionen Feinunzen, also ca.

4.600 t Gold, was einem aktuellen Wert von ca. 273 Milliarden US-

Dollar (vgl. Schuldenstand der USA: 14.000 Milliarden, also gerade

einmal 1,95 Prozent) entsprechen würde. Allerdings handelt es sich

dabei keineswegs etwa um die Golddeckung des von der FED

herausgegebenen US-Dollars, sondern um die Goldreserven des US-

Schatzamtes. Darüber hinaus gibt es massive Zweifel an den

Goldmengen-Angaben zu Fort Knox. Der texanische Abgeordnete Ron

Paul kämpft seit Jahren um ein entsprechendes Gesetz, dass eine

80

Überprüfung des Goldlagers ermöglichen soll. Er geht von einer

jahrzehntelangen Täuschung seitens der US-Regierung aus. Aber

selbst die Menge der Goldvorräte in Fort Knox würden tatsächlich

den eigenen Angaben der US-Behörden entsprechen und selbst diese

würden tatsächlich als Goldreserve herangezogen werden, selbst

dann wäre der im Umlauf befindliche (gedruckt, virtuell und

verschuldet) Dollar vielleicht durch den Bruchteil eines Prozentes

gedeckt.

Es klingt unglaublich, ist aber wahr und jederzeit im Internet und in

der Literatur nachzuprüfen, auch wenn es von den Massenmedien

(aus nachvollziehbaren Gründen) nicht an die große Glocke gehängt

wird: Die USA ermächtigen seit 1913 bis heute eine von

Privatbankiers geführte Bank, Papier, das eben nur Papier wert ist,

durch einen $-Aufdruck in Geld zu verwandeln. Dem nicht genug,

kauft die amerikanische Nation dieser Privatbank der Notenbank

dieses Dollars nicht um den Papierpreis, sondern um jenen Preis, der

aufgedruckt ist, ab. Genau genommen leiht es sich der Staat nur –

gegen hohe Zinsen.

Würden die Vereinigten Staaten von Amerika das Recht zur

Geldschöpfung selbst ausüben, anstatt es einer privaten Bank zu

überlassen, dann wären keine Zinsen zu bezahlen und die

Bevölkerung würde unter der massiven Steuerlast nicht irgendwann

zugrunde gehen.

„Ich bin ein höchst unglücklicher Mann. Ich habe unbeabsichtigter

Weise mein Land ruiniert. Eine große Industrienation wird nun von

ihrem Kreditsystem beherrscht. Unsere Regierung basiert nicht länger

auf der freien Meinung, noch auf der Überzeugung und des

Mehrheitsbeschlusses, es ist nun eine Regierung, welche der

Überzeugung und dem Zwang einer kleinen Gruppe

marktbeherrschender Männer unterworfen ist.“

(Woodrow Wilson, 1856-1924, 28. Präsident der Vereinigten Staaten

von Amerika)

81

„Ich glaube, daß Bankinstitute gefährlicher sind als stehende Armeen

... sollte das amerikanische Volk je den privaten Bankern erlauben, die

Kontrolle über die Währung zu gewinnen ... werden die Banken und

die Gesellschaften, welche aus ihnen erwachsenen, das Volk ihres Hab

und Guts berauben, bis ihre Kinder als Obdachlose auf den Straßen

des Kontinents erwachen werden, den ihre Väter einst erobert hatten

...“

(Thomas Jefferson 1743-1826, 3. Präsident der Vereinigten Staaten

von Amerika)

Am 4. 6. 1963 signierte John F. Kennedy den Präsidentschaftserlass

„Executive Order Nr. 11110“, der die bis dahin gültige „Executive

Order Nr. 10289“ außer Kraft setzte. Dieser Beschluss erweiterte

nicht nur die Kompetenzen des Finanzministeriums in Bezug auf die

Ausgabe von Silberzertifikaten, sondern brachte das

Geldschöpfungsrecht wieder dorthin, wo man es logischerweise auch

vermutet – in die Hände des Staates. Was John F. Kennedy

möglicherweise gleichzeitig mit diesem Regierungsdokument

unterschrieb, war sein eigenes Todesurteil.

Unzählige Theorien existieren über den Mord von Dallas vom

22.11.1963 an John F. Kennedy hinsichtlich des Tatherganges, der

wahren Täter (der „offizielle“ Täter Lee Harvey Oswald wurde zwei

Tage später von Jack Ruby, einem Barbesitzer, angeblich mit den

Worten: „Du hast meinen Präsidenten getötet, du Ratte“ im Beisein

von Polizei und Presse erschossen) und der Tatmotive.

Sämtliche Versionen, die nicht den „kommunistischen“ und

„psychopathischen“ Einzeltäter Oswald ins Treffen führen, werden im

Internet als „Verschwörungstheorien“ abgetan. Eigenartig nur, dass

als mögliche Urheber des Anschlags vorrangig die „Mafia“

(was immer man darunter auch verstehen möchte), die CIA (die bis

heute bei keiner Verschwörungstheorie fehlen darf), die Exil-

Kubaner usw., verdächtigt werden. Nur wenige Monate, bevor in

Dallas die Schüsse fielen, besuchte Joseph Kennedy seinen Sohn im

Weißen Haus. Bei einer späteren Anhörung im Kongress sagte eine

Hausangestellte unter Eid aus, dass sie die Unterhaltung des

82

Präsidenten mit seinem Vater im Oval Office von einem Nebenraum

aus teilweise mit angehört habe und John F. Kennedy von seinem

Vater laut angeschrien worden sei: „Wenn du das tust, dann bringen

sie dich um!“

Was meinte Kennedy sen. damit? Wenn er „was“ tun sollte? Etwa

dem US-Kongress die an und für sich nur logische Autorität

zurückgeben, das Staatsgeld in eigener Verantwortung zu drucken

und zinslos zum Wohle des Landes und seiner Bewohner in Umlauf zu

bringen? Und wer hätte John F. Kennedy umbringen sollen? Jene, die

dann leer ausgegangen wären und vorher von den Zinsen eines

geknechteten Landes lebten (und es heute noch tun)?

John F. Kennedy hatte kurz vor seiner Ermordung bereits begonnen,

4 Milliarden Dollar des neuen Staatsgeldes („United States Notes“)

herstellen und in Umlauf bringen zu lassen. Jene Banknoten, die sich

nach John F. Kennedys unfreiwilligem Tod noch in der

Staatsdruckerei befanden, wurden unmittelbar nach dem Attentat

restlos vernichtet. Die bereits kursierenden neuen US-Notes wurden

unauffällig aus dem Verkehr gezogen und gegen Dollars

ausgetauscht.

Ein nicht viel angenehmeres Schicksal ereilte Jahrzehnte zuvor schon

Abraham Lincoln. Dieser hatte 1861 dem Kongress nahegelegt, ein

Gesetz zu verabschieden, mit dem staatliches Geld ohne Kredit

gedruckt werden konnte, um den bevorstehenden Bürgerkrieg zu

finanzieren. Nachdem 400 Millionen Dollar hergestellt wurden,

wurde Lincoln am 15.4.1865 ermordet, das Gesetz revidiert und

schließlich der National Banking Act verordnet.

Seit dem Kennedy-Mord hat es kein Präsident der USA mehr gewagt,

sich mit der Bank-Lobby anzulegen.

Mit dem sogenannten „Gold Reserve Act“ vom 30.1.1934 wurde alles

seitens der Regierung eingezogen, was einen Wert darstellte,

insgesamt Gold im Wert von 310 Millionen Dollar. Nach dieser

83

Maßnahme gab es keine direkte Deckung mehr für das Umlaufgeld.

Das Gold wurde in Fort Knox eingelagert, allerdings mit einem

anderen Ziel. Der Dollar (aus Papier) sollte die Handelswährung der

Welt werden.

Am 1. Juli 1944 – der zweite Weltkrieg war noch nicht zu Ende –

hielten die Vereinten Nationen eine 22-tägige Währungs- und

Finanzkonferenz, die Konferenz von Bretton Woods (benannt nach

dem gleichnamigen Ort) ab, an der 44 Länder teilnahmen. Im Zuge

derer wurde der Internationale Währungsfonds (IWF) und die

internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung,

bezeichnenderweise auch „Weltbank“ genannt, gegründet.

Der US-Dollar war nun zur „Leitwährung“ der Weltwirtschaft

geworden. Die teilnehmenden Staaten verpflichteten sich, ihre

nationale Währung durch Goldreserven oder durch US-Dollars aus

Papier abzusichern.

Durch die enormen Kosten des Vietnamkrieges war der US-

Staatshaushalt stark überfordert. Um diesen Krieg zu finanzieren,

begann man damit, heimlich mehr Dollars zu drucken und in Verkehr

zu bringen, als durch die Goldreserven in Fort Knox abgedeckt

waren. 1969 wurde in Fort Knox eine Zählung durchgeführt. Gerade

einmal 11 Millionen (!) Dollar waren durch die Goldreserven gedeckt.

Am 15.08.1971 erklärte der damals amtierende Präsident Richard

Nixon, das 1944 in Bretton Woods der Welt abgegebenen

Versprechen zur Goldeinlösung aller Dollars für ungültig. Seither ist

der Dollar keine gedeckte Währung mehr, sondern wird beliebig von

der FED herausgegeben.

Dazu Wikipedia: „Heutzutage ist der US-Dollar wie sämtliche

Währungen ungedeckt.“

(http://de.wikipedia.org/wiki/US-Dollar)

84

Bis zum Jahre 1971 hielten sich die USA an ihr Versprechen, 35 US-

Dollar gegen eine Unze Gold einzutauschen. Als Nixon das

Umtauschversprechen im August 1971 aufhob, hatte der US-

Papierdollar gegenüber seiner ursprünglichen Golddeckung fast

98Prozent an Wert verloren. Oder anders ausgedrückt: Der Dollar ist

heute gerade einmal mit 2 Prozent Goldreserve gedeckt. Wenn

überhaupt noch …

Einerseits hatte sich mittlerweile der Goldpreis je Unze auf rund 500

US-Dollar vervierzehnfacht, andererseits ist die Golddeckung, die

1934 noch 100 Prozent betrug, auf die Hälfte gefallen.

Der US-Dollar ist heute nur noch ein Achtundzwanzigstel dessen

wert, was er 1971 wert war. 2011 sind 28mal so viel Dollars im

Umlauf wie im Jahre 1971. „800 Milliarden US-$ in Umlauf“ schrieb

das „Hamburger Abendblatt“ bereits in seiner Ausgabe vom

10.3.2006 und merkte an, dass sich zwei Drittel davon im Ausland

befinden würden.

Tipp:

Fragen Sie bei einer Bank, bei der Bundesbank, bei der

Österreichischen Nationalbank, bei der Europäischen Zentralbank,

oder direkt bei der Federal Reserve Bank in New York nach, wie groß

die Menge der im Umlauf befindlichen Dollars ist. Sie werden keine

befriedigende Antwort erhalten. Fragen Sie Ihren Finanzminister oder

Ihre(n) Bundeskanzler(in). Auch dort werden Sie zu keiner Erkenntnis

gelangen.

Dieser Vertragsbruch der USA gegenüber Ägypten, Äthiopien,

Australien, Belgien, Bolivien, Brasilien, Chile, China, Costa Rica, der

Dominikanischen Republik, Ecuador, El Salvador, Frankreich,

Griechenland, Guatemala, Haiti, Honduras, Indien, dem Irak, dem

85

Iran, Island, Jugoslawien, Kanada, Kolumbien, Kuba, Liberia,

Luxemburg, Mexiko, Neuseeland, Nicaragua, den Niederlanden,

Norwegen, Panama, Paraguay, Peru, den Philippinen, Polen,

Südafrika, der Tschechoslowakei, der UdSSR, Uruguay, Venezuela,

dem Vereinigten Königreich u.a. führte aber eigenartigerweise nicht

zu einem Weltkrieg. Die jeweiligen Regierungen spielten einfach mit

und akzeptierten, dass ihr Gold „weg“ war.

Lediglich der französische Präsident Charles de Gaulle beharrte schon

Jahre vorher auf Einlösung aller in Frankreich befindlichen

Dollarnoten in Gold. Zwischen 1960 und 1967 ließ er Gold mit

französischen Militärschiffen und -flugzeugen nach Frankreich

zurücktransportieren. „Nichts ist unveränderlicher als das Gold, der

ewige, universale Gradmesser par excellence“ waren seine Worte.

Doch dafür sollte er büßen. Sowohl linksliberale als auch rechte

Kräfte bezeichneten ihn als konservativ, fortschrittshemmend,

überheblich und regierungsunfähig. Er überlebte zwei geplante und

ein ausgeführtes Attentat. 1968 flüchtete er zunächst mit einem

Hubschrauber nach Deutschland und trat dann 1969 „freiwillig“

zurück.

In der Ausgabe 22 des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ aus dem Jahre

1968 war über de Gaulle folgendes zu lesen: „Der Franzose mit dem

Namen des alten Gallien, der sich selbst für den Größten aller

Franzosen hält, zerstörte die Nato, verriet Israel, bedrohte Kanadas

nationale Existenz, säte Misstrauen zwischen den USA und ihren

europäischen Verbündeten, stürzte Pfund und Dollar in ihre bisher

schwersten Krisen. Als selbsternanntes Gewissen der Welt richtete er

über die Vietnam-Moral der Amerikaner, über Speise-Sitten der

Briten, über Macht und Ohnmacht des deutschen Nachbarn.“

Jedes Land akzeptiert seit 1971 den Vertragsbruch der USA und hält

weiterhin inflationäre Dollars als „Reservewährung“. Das Wort

„Währung“ ist von „Gewährleistung“ abgeleitet und es sollte für die

Eigenschaft von Geld, einen Tauschwert zu garantieren, stehen.

86

Statt Goldparität gibt es seither freie Devisen, der US-Dollar wurde

von der Golddeckung abgekoppelt. Die Aufkündigung der

Goldeinlösepflicht durch die USA war nichts anderes als eine

Enteignung, ein Diebstahl bzw. eine Veruntreuung. Heute wird dieses

System nicht an die große Glocke gehängt, aber auch nicht

verschwiegen. Die Regierungen spielen mit, die USA ist eine

Atommacht. Und bisher die Einzige, die von ihrem atomaren Arsenal

schon mal Gebrauch machte.

Am 21.1.1980 erreichte Gold den Höchstkurs von 840 Dollar, was den

wahren Wert des Dollars verriet. Gold wurde durch seinen

steigenden Preis nicht mehr wert, sondern der Dollar wurde weniger

wert. Für eine nach wie vor unveränderte Menge Gold war plötzlich

ein Vielfaches an papierenen Dollars vorhanden.

Durch die Aktion der USA 1971 wurden Gold und Silber

demonetarisiert. Der Papierdollar wurde zum neuen „Gold“ obwohl –

mangels Deckung – außer Papier kein Wert mehr dahintersteckt.

Ein Tausch der immer wertloseren Dollars gegen Gold und Silber

setzte ein. Sehr zum Missfallen der FED, die den Dollar bis heute

druckt. Die der FED angeschlossenen Banken begannen den

Goldpreis zu drücken. In der Sprache der Banker wird dieser

manipulative Eingriff harmlos als „Intervention“ bezeichnet und wird

mit jeder Währung auf der ganzen Welt regelmäßig praktiziert.

Banken kaufen oder verkaufen am Devisenmarkt eigene oder fremde

Währungen in großen Mengen, um deren Kurs in die gewünschte

Richtung zu bewegen.

In diesem Fall wurde „interveniert“, Gold und Silber durch

Leerverkäufe auf dem Markt anzubieten. Mit Erfolg. Denn zwischen

1980 und 2000 verringerte sich der Preis des Goldes sogar bis unter

dessen Produktionskosten, was zur Folge hatte, dass reihenweise

Goldminen in Konkurs gingen oder sich selbst bei Banken verschulden

mussten.

87

Parallel dazu wurden von der FED Dollar gedruckt und gedruckt.

Deckung war fast gar keine mehr vorhanden. 1982 betrug die Höhe

der Schulden der Vereinigten Staaten von Amerika bei der FED 1

Billion US-Dollar. Die diesbezügliche Zinsenbelastung war mit 100

Mrd. Dollar pro Jahr beziffert. Nur 10 Jahre später betrug die Höhe

der US-Schuldverschreibungen bereits 5 Billionen Dollar. An Zinsen

bezahlte die amerikanische Regierung über eine halbe Billion Dollar

pro Jahr.

„Es ist gut, dass die Menschen des Landes unser Banken- und

Geldsystem nicht verstehen, denn sonst, so glaube ich, hätten wir

noch vor morgen früh eine Revolution.“

(Henry Ford, 1863-1947, Gründer der Ford Motor Company)

Zwischen den USA und Saudi Arabien wurde 1973 eine Vereinbarung

über den Bezug von Rohöl und die Bezahlung in US-Dollar getroffen.

Alle Mitglieder der OPEC waren für diese Abmachung. Die

amerikanische Überlegung: Wenn der Dollar im internationalen Öl-

Geschäft die akzeptierte Währung ist, dann ist dessen Potenz

gesichert.

Saddam Hussein besaß die Chuzpe, im Jahre 2000 nur mehr Euro für

sein Öl als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Den Angriff der US-Armee

auf den Irak erklärten sich zahlreiche Beobachter mit dem

imperialistischen Eroberungsdrang der USA. Naive Zeitzeugen

glaubten tatsächlich an die damals ausgegebene Legende von der

angeblichen nuklearen Bedrohung durch den Irak (bis heute hatte

sich kein einziger Verdacht auf das Vorhandensein atomarer Waffen

oder Anlagen zur Herstellung derselbigen verifiziert).

In seiner Kongressrede vom 15.02.2006 erläuterte der amerikanische

Abgeordnete Ron Paul die Beziehung zwischen dem Irak-Krieg und

Saddam Husseins Forderung nach Bezahlung von Öl in Euro:

- „Im November 2000 verlangte Saddam Hussein für das irakische Öl

Euros. Seine Arroganz bedrohte den Dollar; seine nicht vorhandene

88

militärische Macht stellte hingegen nie eine Bedrohung dar. Auf der

ersten Kabinetts-Sitzung der neuen Administration 2001 – so wird

von Finanzstaatssekretär Paul O’Neill berichtet – war der wichtigste

Tagesordnungspunkt, wie wir Saddam Hussein aus dem Amt jagen

könnten – obwohl es keinerlei Anzeichen gab, in welcher Weise er

uns bedrohte.“

- „Es fand keine öffentliche Diskussion darüber statt, dass wir Saddam

Hussein beseitigen wollten, weil er mit der Auspreisung des Öls in

Euro die Integrität des Dollars als Weltreservewährung angriff.“

- „Im Jahre 2001 verkündete der Botschafter Venezuelas in Russland,

sein Land steige bei der Auspreisung aller Ölverkäufe auf Euro um.

Innerhalb eines Jahres gab es einen Staatsstreich gegen Chavez, den,

so wird berichtet, unsere CIA unterstützte.“

- „Falls die Ölmärkte den Dollar durch den Euro ersetzen, würde das

unmittelbar unsere Möglichkeiten einengen, ohne weitere

Einschränkungen die Weltreserve-Währung zu drucken.“

Der perfide Plan der US-Regierung hat sich zwei Monate nach dem

militärischen Einmarsch in den Irak augenscheinlich bestätigt. Das

„Oil for food“-Programm wurde beendet und die auf Euro lautenden

irakischen Konten in Dollar-Konten zurück gewandelt und ab diesem

Zeitpunkt wurde irakisches Öl nur mehr in Dollar verkauft. Die

Vormachtstellung des Dollars war weltweit wiederhergestellt.

Am 20.10.2011 wurde ذا�� ���ر .(Muammar al-Gaddafi) ermordet ا

Während ganz naive Leute glauben, dass es bei den militärischen

Angriffen auf Libyen tatsächlich um den „Schutz von Zivilisten“ ging,

sagen weniger Naive, es wären das libysche Öl und die libyschen

Wasserreserven gewesen, die einige räuberische Großmächte auf

den Plan gerufen hätten. Bekannt ist allerdings, dass Gaddafi jeweils

im Jahre 1986 und 2000 zwei Konferenzen ins Leben rief und dort

seine Idee eines afrikanischen Gold-Dinars, einer Einheitswährung für

den ganzen Kontinent, vorstellte …

89

Genau genommen könnte es uns eigentlich egal sein, wie viel und bei

wem die Vereinigten Staaten von Amerika Schulden haben. Doch es

sind nicht nur US-Steuerzahler betroffen. Schaden entsteht für alle

Steuerzahler weltweit, weil der Dollar de facto

„Welthandelswährung“ ist. Wenn amerikanische Firmen in

Exportländern Produkte kaufen, wachsen die dortigen

Dollarbestände rapide an. Seriösen Schätzungen zufolge sollen in

europäischen Banken fast 1 Billion Dollar liegen. Ein Umtausch ist nur

in eingeschränktem Rahmen möglich und nicht im Interesse der FED.

Denn deren Interesse liegt im Gegenteil darin, weltweit so viele

Dollars wie nur möglich zu verleihen. Alleine zwischen 2008 und 2010

wurden über 10 Billionen Dollar in Umlauf gebracht. 350 Milliarden

US-Dollar gingen an die Deutsche Bank.

Die Staaten – auch Deutschland und Österreich – zahlen dafür Zinsen.

Womit? Mit Steuergeldern. Für die wir die Hälfte unserer Zeit

arbeiten müssen.

Die Verschuldung der Bundesrepublik Deutschland und der

Republik Österreich

Der Schuldenstand der Bundesrepublik Deutschland steigt pro Jahr

um rund 80 Milliarden Euro. Manche Politiker jubeln, wenn einmal 10

Milliarden eingespart wurden, und verkünden dieses Ergebnis auch

noch voller Stolz.

Die Geschichte der systematischen Schuldenerzeugung in

Deutschland aber funktionierte so:

1969: Möller wird Bundesfinanzminister. In nur zwei Amtsjahren

häuft er umgerechnet drei Milliarden Euro neue Schulden an. Zwei

Jahre später tritt er zurück.

90

1971: Karl Schiller wird Möllers Nachfolger. Leistung: zwei Milliarden

Neuverschuldung.

1972: Finanzminister Helmut Schmidt verschuldet die Bundesrepublik

mit fünf Milliarden Euro. Und wird Kanzler.

1973: Gesamtschulden von Bund, Ländern und Gemeinden: rund 93

Milliarden Euro.

1978: Finanzminister Hans Apel zieht nach vier Jahren Bilanz: 33,5

Milliarden Euro Neuverschuldung.

1979: Hans Matthöfer sorgt für weitere Schulden von insgesamt 56

Milliarden Euro. Damaliger Wahlspot unter Kanzler Helmut Schmidt:

„Lassen Sie uns den SPD-Staat stoppen“.

1989: Unter Theo Waigel steigen die Schulden auf 428 Milliarden

Euro.

1998: Bund, Länder und Gemeinden haben zusammen einen

Schuldenstand von über 1,1 Billionen Euro (1.100 Milliarden Euro).

2004: Schuldenstand der Bundesrepublik Deutschland unter Eichel:

rund 1.200 Milliarden Euro. 900 Milliarden Euro wurden bisher an

Zinsen bezahlt.

2007 Peer Steinbrück ist seit zwei Jahren Bundesfinanzminister.

Staatsverschuldung: 1,6 Billionen Euro.

Und heute? „Aufgedeckt: Deutschland hat jetzt schon sieben

Billionen Euro Schulden“ war am 25.9.2011 auf www.shortnews.de

zu lesen.

Seit ihrer Gründung hat die Bundesrepublik Deutschland für das Geld,

das sie leihen musste, um eine Währung in Umlauf zu bringen,

insgesamt rund 1,7 Billionen Euro an Zinsen bezahlt. Wir sprechen

hier nur von einer Gebüh

staatlichen Geldsystems.

Warum beansprucht der

selbst? In der gesamten G

Volksvertreter diesen Zus

keiner von ihnen hat jem

genau das ihre oberste Pf

„Sparpaket“, begrenzen a

sind tabu. Aus gutem Gru

Das Erschreckende – abe

„Staatsschulden“ können

Nicht umsonst steigt jede

sie sinkt. Und zwar kontin

Die Schulden der Staaten

auch als „Haushaltssaldo

lediglich eine Gegenüber

0

500

1000

1500

2000

1960 1965 1970 1975

Die Schuldenen

91

r Gebühr für die Benutzung eines privaten

systems.

ucht der Staat das Emissionsrecht für das

samten Geschichte der BRD will noch kein

iesen Zusammenhang erkannt haben. Und

hat jemals etwas dagegen unternommen

berste Pflicht wäre. Die Politiker reden vo

renzen alle Staatsausgaben, nur nicht die

tem Grunde.

aber zugleich auch Beruhigende dara

“ können gar nicht zurückgezahlt werden!

eigt jedes Jahr die Höhe der Schulden ans

ar kontinuierlich.

r Staaten dürfen keinesfalls mit dem Budg

ltssaldo“ bezeichnet, verwechselt werden

genüberstellung von Einnahmen und Ausg

1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005

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nicht die Zinsen. Die

nde daran:

werden!

lden anstatt dass

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lt werden. Dieses ist

und Ausgaben. Die

2010 2011

srepublik

92

meisten Regierungen weisen Haushaltsdefizite aus, die zur Aufnahme

weiterer Verbindlichkeiten führen. Die durchschnittliche jährliche

Neuverschuldung in der EU liegt bei 6,4 Prozent.

Dass es ausnahmsweise vorkommen kann, dass ein Staat einmal nicht

in den roten Zahlen steckt, so wie etwa Deutschland im Jahre 2007

(zum ersten Mal seit 1969!) ist kein Grund zum Jubeln. In solch einem

Jahr wird lediglich ausnahmsweise einmal keine Neuverschuldung

eingegangen, sonst nichts. Und wenn z.B. Estland im Jahre 2010 als

einziges Land einen Budgetüberschuss von 0,1 Prozent hatte, dann

spricht das für sich, wenn man gegenüberstellt, dass Irland 2010

sogar ein Budgetdefizit von 32,4 (!) Prozent, Griechenland von 10,5

Prozent (dicht gefolgt von Großbritannien: Minus 10,4 Prozent)

erreichte.

Abgesehen davon ist die Rechnung der Staaten oft nicht

nachvollziehbar. Die Republik Österreich wirft in ihrem Budget z.B.

beim Posten „soziale Sicherung“ Pensionen, Familienbeihilfe und

Notstandszahlungen in einen Topf. Aber denken wir doch einmal an

unsere Väter und Großväter. Haben die nicht ihr ganzes Leben durch

hart gearbeitet, sind ihre Pensionen nicht schon längst einbezahlt?

Die Republik Österreich hat mit Stand von Ende 2011 einen

Schuldenstand von ca. 220 Milliarden Euro. Allerdings ist das nur die

halbe Wahrheit. Denn die ausgelagerten Verbindlichkeiten

(Österreichische Bundesbahnen, ASFINAG,

Bundesimmobiliengesellschaft, usw.) scheinen in dieser Rechnung

genauso wenig wie die Verbindlichkeiten der Länder und Gemeinden

oder etwa die Haftungserklärungen auf. Tatsache ist: Es gibt keine

exakte Auflistung!

Auch die alpenländischen Verbindlichkeiten haben sich stetig, aber

heftig entwickelt. Österreich hatte z.B. im Jahre 1970 vor dem

Amtsantritt Dr. Bruno Kreiskys Schulden in Höhe von umgerechnet

drei Milliarden Euro. Vielen älteren Österreichern ist noch die

Aussage Kreiskys in Erinnerung: „Und wenn mich einer fragt, wie

93

denn das mit den Schulden ist, dann sage ich ihm das, was ich immer

wieder sage: dass mir ein paar Milliarden (damals noch Schilling; der

Verf.) Schulden weniger schlaflose Nächte bereiten, als mir ein paar

hunderttausend Arbeitslose mehr bereiten würden.“

Im Jahre 1980 lag der Schuldenstand der Republik Österreich bereits

bei umgerechnet 27 Milliarden Euro, bis zum Jahre 2000 kletterte er

auf 140 Milliarden, um z.B. im Jahre 2006 rund 162 Mrd. Euro zu

erreichen. Ende 2011 belief sich der Schuldenstand samt

ausgelagerten Positionen wie z.B. ASFINAG und ÖBB auf geschätzte

260 Milliarden Euro.

Erheiternd wirkt in diesem Zusammenhang folgendes Zitat:

„Wir haben alle in Europa einen viel zu hohen Schuldenberg, der muss

weg.“

(Dr. Michael Spindelegger, 1959 geb., österreichischer Vizekanzler

und Bundesminister für europäische und internationale

Angelegenheiten in einem Interview gegenüber der Zeitung

„Österreich“, abgedruckt am 4.12.2011.)

Jedoch bezahlt auch Österreich alleine für die deklarierten Schulden

pro Jahr Zinsen in der Höhe von 10 Milliarden Euro. Die Zinsen

werden an Banken bezahlt, die dieses Geld „erzeugt“ haben, in der

Realität existierte es zu keinem Zeitpunkt in der geforderten Höhe.

Zum Vergleich: Die Republik Österreich hat hingegen für Bildung,

Kunst und Kultur lediglich ein Budget von acht Milliarden Euro.

Noch ein Vergleich: Für 10 Milliarden Euro könnte man 150.000 Ärzte

oder 200.000 LehrerInnen anstellen.

Aber nicht nur die Republik hat die Zukunft ihrer Staatsbürger

leichtfertig auf Spiel gesetzt. Einzelne (fast alle) Städte stehen dem

um nichts nach. Obwohl die Republik mit dem schmutzigen

Schuldengeld die Länder und Gemeinden sponsert.

Die österreichische Bundeshauptstadt hat z.B. vier Milliarden Euro (!)

Schulden. Alleine zwischen 2011 und 2012 stieg der Schuldenberg um

eine Milliarde. Aber neben den vier Milliarden Schulden kann Wien

94

noch eine besondere Spezialität aufweisen. Die Stadt haftet für die

italienische Bank „UniCredit“, die in Österreich unter dem

wohlklingenden Namen „Bank Austria“ auftritt (was bisweilen auch

dazu führt, dass einfach gestrickte Zeitungsjournalisten dann von

„unseren Banken“ sprechen). Und zwar in einer Höhe von 9,6

Milliarden Euro. Was den Gegenwert von ungefähr 40.000

Einfamilienhäusern darstellt.

Die Tilgung der „Staatsverschuldung“ liegt nicht im Interesse der

Gläubiger und ist im herrschenden Modell weder vorgesehen noch

möglich. Der Zweck von Staatsschulden liegt ausschließlich im

Kassieren von Zinsen durch die Gläubiger. Und weil Zinsen gemäß

dem Zinses-Zinsen-Prinzip immer mehr werden, wird auch die

Steuerlast immer mehr. Eine logische Rechnung. Die arbeitenden

Bürger werden für die Zahlung von „Staatszinsen“ schlichtweg

ausgebeutet. Sie zahlen mit ihrem Geld ihre Steuern und damit

bezahlt der Staat seine Zinsen.

Und was sagen unsere Politiker dazu?

"Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft."

(Gerhard Schröder, geb. 1944, ehem. Deutscher Bundeskanzler in

einem Interview der BILD-Zeitung am 5. April 2001)

Klar, sonst würde niemand die Zinsen bezahlen …

Über das Thema Staatsschulden finden sich weiterführende –

schonungslose – Informationen im Internet:

http://www.staatsverschuldung.de

http://www.staatsschulden.at

95

Griechenland und andere Opfer

Das, was in Griechenland im Jahre 2011 passiert, ist ein Krieg ohne

militärische Maßnahmen, ein reiner Wirtschaftskrieg, den die

Griechen bereits verloren haben. Ein Economic War, wie er in dem

Buch „Bekenntnisse eines Economic Hit Man“ von John Perkins

genauestens beschrieben ist. Die Methode haben jene Konzerne, die

die USA beherrschen, jahrzehntelang erfolgreich gegen

südamerikanische Staaten angewendet. Die wenigen Menschen in Griechenland, die dieses satanische Spiel

durchschauen und sich fragen, warum sie Staatseigentum an finstere

Mächte de facto ohne Gegenwert verkaufen sollen (nur damit es auf

einem Papier einige Nullen weniger werden) werden von der

griechischen Polizei brutal niedergeknüppelt. Staatsunternehmen,

mehr als 800 (!) Häfen, Flughäfen, darunter der ehemalige

internationale Verkehrsflughafen „Ellinikon“ in Athen, Inseln und

Ländereien für insgesamt 300 Millionen Euro werden „verkauft“.

Ganz elegant. Ohne Krieg und ohne Tote. Bis auf den einen oder

anderen Demonstranten. Interessante Frage: Wer sind die Käufer?

Banken? Wer steckt hinter den Banken? Wie kann ein Staat wie

Griechenland einer Bank Geld schulden? Und wo hat die Bank jene

Summe her, die sie Griechenland geborgt hat? Ist Geld nicht ein

Tauschmittel für Waren oder Dienstleistungen? Wo ist der

Gegenwert? Wem wird Griechenland gehören? Jenen Mächten,

denen die Banken gehören? Manche Medien haben eine

Argumentation entwickelt, die so tut, als ob der griechische

Staatsbürger ein verschwenderisches, wirtschaftlich

unverantwortliches Wesen wäre, das es nun zu bestrafen gelte.

Griechenland ist keine Überraschung, es ist eine bewusst gesteuerte

Entwicklung. Es gibt keinen Staat in der EU, dessen Schulden sich

nicht innerhalb der letzten Jahre drastisch erhöht hätten, ohne dass

dafür ein Gegenwert existierte.

96

Südamerikanische Länder wie Ecuador, Panama oder Chile, um nur

einige zu nennen, haben bereits vor Jahrzehnten das durchgemacht,

was gegen Griechenland derzeit inszeniert wird. Das, was als

„Entwicklungshilfe“ bezeichnet wird, ist nichts anderes als eine

feindliche Übernahme eines Landes. In manchen Ländern, wie etwa

1989 in Panama, erfolgte dies mit militärischer Unterstützung. Die

Strategie dahinter ist in groben Zügen immer dieselbe. Den an der

Macht befindlichen Personen bzw. Familien werden astronomische

Gewinne durch Investitionen in Aussicht gestellt. Gewinne für den

Staat, Gewinne für die Machthaber selbst. Pläne und

Finanzierungsmöglichkeiten würden bereits existieren, Kraftwerke,

Staudämme, Häfen, Ölförderungsanlagen und Fabriken könnten

errichtet werden. Kreditbedingung ist jedoch die Auftragserteilung an

bestimmte Konzerne. Es sind dann immer dieselben Namen, die

fallen, egal ob in Ecuador oder etwa im Irak gleich zu Beginn der

Wiederaufbauphase: Bechtel, Halliburton, Chevron, Lockheed Martin

etc. Allesamt Konzerne, die ein sehr intimes Verhältnis zur US-

Regierung, zum Militär und zur Weltbank haben. Die Akteure waren

jeweils abwechselnd in den Konzernen und in der Regierung tätig,

wie etwa George Bush, Robert McNamara oder Dick Cheney.

Das Geld, das die Weltbank nun diesen Ländern an Krediten vergibt,

verlässt in der Regel nie die USA, sondern wird direkt auf die Konten

der Konzerne, die damit die Projekte realisieren, überwiesen. Nur die

errechneten und kalkulierten Gewinne werden nie Wirklichkeit.

Übertriebene Prognosen und überteuerte Anlagen, Malversationen

und Korruption machen jeglichen Gewinn unmöglich. Was

zurückbleibt, sind Milliarden an Schulden, die Länder können in der

Regel bereits nach einigen Jahren ihren Zahlungsverpflichtungen

nicht mehr nachkommen und befinden sich in der Abhängigkeit. Es

muss bluten. Gefordert werden Zustimmung zur Errichtung von

Militärstützpunkten, Schürfrechte, die Kontrolle von Stimmen in der

UNO oder etwa die Kontrolle über den Panama-Kanal. Regenwälder

müssen an Ölgesellschaft abgetreten und Bohrgenehmigungen erteilt

werden.

97

Das ist keine Verschwörungstheorie, sondern jederzeit nachprüfbare

Realität. In Ecuador z.B. stieg trotz „boomender Wirtschaft“ die

Armutsgrenze seit 1970 von 50 auf 80 Prozent, die

Staatsverschuldung erreichte über zwanzig Milliarden Dollar, obwohl

sie vor dem Wirtschaftsboom bei nur 250 Millionen Dollar lag.

Daneben wurden – laut einer Klage ecuadorianischer Indios –

zwischen 1971 und 1992 pro Tag 18 Millionen Liter hochgiftige öl-,

und schwermetallhaltige Abwässer in Seen und Flüsse gepumpt.

Chevron Texaco hinterließ fas 300 offene Deponien, durch die bis

heute Menschen und Tiere ums Leben kommen.

Bemerkenswert ist auch die Lage in Argentinien. Obwohl alleine die

Landwirtschaft 350 (!) Millionen Menschen ernähren könnte, müssen

viele der 40 Millionen Argentinier Hunger leiden. Das Land produziert

pflanzliche und tierische Nahrungsmittel, mit der es das Zehnfache

der eigenen Bevölkerung ernähren könnte. Doch dem Großteil fehlt

das Geld, um die heimischen Produkte zu kaufen.

Arbeiten für die Bank?

„Bankraub: eine Initiative von Dilettanten. Wahre Profis gründen eine

Bank.“

(Berthold Brecht, 1898-1956, deutscher Dramatiker und Lyriker.

In:„Drei Groschen Oper“)

Verarschung durch Banken

Fast jeder von uns hat Schulden bei einer Bank und sei es nur ein

permanent überzogenes Konto. Zumindest aber gibt es niemanden,

der nicht in seinem Bekanntenkreis zumindest eine Person kennt, die

Banken gegenüber Verbindlichkeiten hat. Während Bankkunden, die

ihren Kredit nicht zurückbezahlen können, regelmäßig das Haus

weggepfändet wird, dürfen Banken als solche von den Gesetzen der

Marktwirtschaft ausgenommen sein. Denn dass eine Bank Pleite

98

geht, ist etwas eher Ungewöhnliches. An der Tagesordnung ist die

„Rettung“ von Banken durch Regierungen.

“Aurum pecunia regum, argentum pecunia dominorum, permutatio

pecunia rusticorum, sed aes alienum est pecunia servorum - Gold ist

das Geld der Könige, Silber das Geld der Herren, der Tausch ist das

Geld der Bauern, aber Schulden sind das Geld der Sklaven.“

(Römisches Sprichwort)

Neben der bereits beschriebenen Steuerfalle ist die

Bankschuldenfalle die Hauptursache, warum Menschen die Mühen

mancher unfreiwilliger Arbeit auf sich nehmen müssen.

Der Bezug zur Realität zeigt sich alleine schon darin, dass bei einem

überzogenen Konto bis zu 15 Prozent Zinsen verrechnet werden,

hingegen bei Krediten um die 5 Prozent. Handelt es sich dabei etwa

um ein anderes Geld?

Betrachten wir einmal folgendes Beispiel: Wenn Sie heute einen

Darlehensbetrag von 300.000 Euro mit einem Zinssatz von sagen wir

einmal 7,5 Prozent (was bei mäßiger Bonität des Kreditnehmers

durchaus üblich ist) aufnehmen, dann zahlen Sie 20 Jahre lang Monat

für Monat 2.375 Euro zurück. Für ein gut verdienendes Ehepaar,

welches sich ein Haus baut, gerade noch machbar. Solange keiner

ernsthaft krank wird oder eine Scheidung ins Haus steht. Laut einem

von einer Bank offen und ehrlich dargestellten Internet-Rechner sieht

der rechnerische Hintergrund dann tatsächlich so aus:

Aufgenommener Betrag: 300.000 Euro

Zurückzuzahlender Betrag: 593.134 Euro

Zinsen und Gebühren: 293.136 Euro

Bei einem Kredit von 300.000 Euro zahlt der Häuslebauer nach 20

Jahren ziemlich genau das Doppelte zurück! Er bezahlt also in

Wirklichkeit zwei Häuser: eines für sich und seine Familie und ein

99

anderes virtuelles für die Bank. Nur: Das aufgenommene Geld

stammt gar nicht von der Bank, auch nicht von deren Kunden.

„Leben Sie jetzt – zahlen Sie später“ ist auf der Plakatwerbung einer

Bank zu sehen – samt einem fröhlichen Paar, das offenbar auf dem

Weg in den Urlaub ist. Auf diesem Plakat wird eine Kreditkarte

beworben und mit Partnerglück und Fröhlichkeit emotional besetzt.

„Emotionale Konditionierung“ ist der Fachausdruck, der hinter dieser

irreführenden und manipulativen Werbung steckt. Die Last der

Rückzahlung samt Zinsen und Zinseszinsen tritt in den Hintergrund

oder verschwindet bei manchen potenziellen Kreditkönigen zur

Gänze. „Image transfer“ nennen Werbepsychologen diesen

teuflischen Vorgang, bei dem das –ansonsten gut funktionierende –

menschliche Gehirn ein an sich neutrales (in Wirklichkeit oft sogar

negatives) Produkt mit einem positiven Gefühl in Zusammenhang

setzt.

Bei der abgebildeten Bankwerbung wird Schuldenmachen mit

Lebensfreude in Verbindung setzt. Von dem Opfer der

Werbebotschaft soll übersehen werden, dass genau das Gegenteil

wahr ist. Finanzielle Abhängigkeit und die Bezahlung von Zinsen (Geld

ohne wertschöpferische Leistung) kann sich nur negativ auf die

Lebensfreude auswirken. Unzählige Partnerschaften zerbrechen

regelmäßig an ihren finanziellen Problemen, die durch Kredite

entstehen.

„Wind in den Haaren und Geld in der Tasche. Das nenne ich Freiheit!“

lautet ein anderer Banken-Slogan auf einem Plakat, auf dem eine

attraktive Frau – offenbar frisch vom Friseur – abgebildet ist. Der

„Sofort Kredit“ steht für Lebensblüte und Vitalität. Nur: Kredit ist

gleich Schulden und Schulden sind keine Freiheit, sondern

Abhängigkeit und Verpflichtung. Die Realität wird auf den Kopf

gestellt. Wäre Heroin legal, dann würde eine Werbung dafür auch

nicht viel anders aussehen …

100

Während Jugendschutz nur für alkoholische Getränke, Zigaretten und

bestimmte Filme existiert, dürfen Banken wie eine fleischfressende

Pflanze auf Menschen losgehen, die noch nicht einmal erwachsen

sind. Ein Jugendgirokonto ist der erste Schritt in eine zukünftige

Verschuldung. Laut immer wiederkehrenden Untersuchungen hat

jeder vierte Jugendliche Schulden. Mit einem überzogenen

Bankkonto beginnt die Abhängigkeit.

Ein bereits vor Jahren groß angelegtes Experiment einer

österreichischen Arbeiterkammer, im Rahmen dessen ein 17-jähriger

Lehrling und ein gleichaltriger Schüler als Testpersonen auftraten,

brachte ein schockierendes Ergebnis: Schuldenmachen ist für

Jugendliche leichter als für Erwachsene. Dreizehn Konten wurden bei

acht verschiedenen Banken eröffnet. Bei der PSK, der Hypo, der

Sparkasse Feldkirch sowie bei der Volksbank war es für zumindest

einen der Probanden möglich, das Konto ohne Weiteres zu

überziehen. Die Überziehung war bei Bankomatkassen in Geschäften

möglich, bei der PSK direkt, aber auch am Bankomaten selbst.

Ausfälle gibt es für Banken üblicherweise so gut wie keine. Je jünger

die Schuldner, desto mehr Zeit haben sie im Leben, ihre Zinsen zu

bezahlen. Was gibt es für eine Bank Schöneres, als einen noch nicht

einmal Erwachsenen, der so bald möglich, sein Konto überzieht und

dann jahrzehntelang dafür Zinsen bezahlt.

Wer früh genug sein Konto für Kleidung, Zigaretten, Alkohol, Fast-

Food oder Kinobesuche überzieht, ist der fast schon ideale Kunde.

Noch besser kommt es für die „Sparkasse“, wenn Jugend-Girokonten

zu stark überzogen sind und die Jugendlichen dem freundlichen

Angebot, einen Ratenkredit aufzunehmen, nachkommen. Der

bestehende Überziehungsrahmen bleibt natürlich weiterhin

bestehen und die Verschuldung wird immer größer.

In einem Fall, der in Berlin bekannt wurde, verleitete man ein

16jähriges Mädchen dazu (Konto bereits um 2.000 Euro überzogen)

einen Ratenkredits von über 2.500 Euro aufzunehmen. Damit wurde

101

das Minus auf dem Girokonto ausgeglichen und der

Überziehungsrahmen gleichzeitig ausgeweitet. Zinsen: 16,5 Prozent

(!) zuzüglich 2 Prozent Bearbeitungsgebühr.

Jugendkonten bringen in den ersten Jahren für die Banken keine

lukrativen Gewinne. Doch die Strategie ist eine längerfristige.

Kreditinstitute wollen nicht das schnelle Geld (manchmal sehr wohl),

sondern lang anhaltende Kunden-Abzocke. Keinesfalls die Kuh

schlachten, wenn sie täglich Milch gibt.

Genauso wie beim Drogen-Business werden Jugendliche und junge

Kunden an das System „Kaufe jetzt und zahle später“ gewöhnt. Das

Verlangen nach ständig höheren Dosen, also nach mehr Geld, ergibt

sich automatisch ohne weiteres Zutun der Bank..........

....Ende der Vorschau

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