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6 Schlüsselerlebnis Ein Paula-Ender-Krimi für Security Land von Ilona Mayer-Zach

Schlüsselerlebnis SL Krimi Kapitel 2

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Schlüsselerlebnis SL Krimi Kapitel 2

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Schlüsselerlebnis

Ein Paula-Ender-Krimi für

Security Land

von

Ilona Mayer-Zach

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ZWEI

Die Gedanken schwirrten in Paulas Kopf herum.

Nachdem sie eine erste Bestandsaufnahme gemacht

hatten, was alles gestohlen worden war, begannen

die Beamten von der Spurensicherung mit ihrer Ar-

beit. Von Paula wurden ebenfalls Fingerabdrücke

genommen, damit man diese ihr zuordnen und von

möglichen Spuren der Täter unterscheiden konnte.

Wäre der Anlass nicht so unerfreulich gewesen,

hätte Paula die Arbeit der Spezialisten mit Interesse

verfolgt. Unter den gegebenen Umständen konnte

sie auf diese Erfahrung verzichten.

„Kennen Sie jemanden mit roten Haaren?“, fragte

einer der Beamten von der Tatortgruppe und hielt die

Pinzette in die Höhe.

Den Pumuckl wollte Paula erwidern. Doch dann

erschienen ihr der Moment und das Publikum nicht

geeignet, um dumme Scherze zu machen, und sie

schüttelte nur stumm den Kopf. Das Haar stammte

möglicherweise von einem der ungebetenen Gäste,

überlegte Paula. Nach getaner Arbeit drückte ihr

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einer der Ermittler seine Visitenkarte in die Hand und

bat sie, sich bei ihm zu melden, falls ihr noch etwas

Zweckdienliches einfallen sollte.

Paula blieb allein in ihrer verwüsteten Wohnung

zurück. Draußen war es inzwischen dunkel gewor-

den, und nun flößten ihr das Chaos und die rampo-

nierte Tür gehörig Angst ein. Das Gefühl, in den

eigenen vier Wänden nicht mehr sicher zu sein, traf

sie mit voller Wucht. Was, wenn der oder die Täter in

der Nacht wiederkehrten? Sie traute sich nicht ein-

mal, aufs Klo zu gehen. Paula wünschte den Krimi-

nellen, denen sie ihre Panik zu verdanken hatte, die

Pest an den Hals. Sollte die geklaute Kaffeemaschi-

ne in ihren Händen explodieren. Und der PC dazu!

Wenigstens hatte Paula ihr Notebook, das sie immer

bei sich trug und auf dem sie die wichtigsten Dateien

abgespeichert hatte, nicht auf die Liste der gestohle-

nen Gegenstände setzen müssen. Es lag sicher

verstaut in der Reisetasche zwischen ihrer Wäsche.

Hatte sie im Treppenhaus bereut, umsonst so viel

mitgeschleppt zu haben, da sie gar nicht zum Arbei-

ten gekommen war, war sie nun sehr froh darüber.

Als der Wind einen Fensterladen zuschlug, fuhr

Paula erschrocken zusammen. Mit Herzklopfen starr-

te sie auf die notdürftig geschlossene Eingangstür.

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Keine Minute länger wollte sie in dieser Wohnung

bleiben. Da fiel ihr Alina ein. Doktor Alina Kermer,

Anwältin in einer renommierten Innenstadtkanzlei,

der Paula vor Jahren aus einer heiklen Situation

geholfen hatte. Erst vor Kurzem war die Freundin in

eine Wohnung in der Nähe übersiedelt. Kurz ent-

schlossen rief Paula bei ihr an und hatte Glück. Alina

war zu Hause und bot ihr in der Notsituation sofort

Unterschlupf an.

Paula griff sich die Reisetasche, so wie sie war, und

brach auf. Unten auf der belebten Straße fühlte sie

sich gleich ein wenig wohler.

„Vorsicht bissiger Hund“ stand an der Eingangstür zu

Alinas Appartement, und tatsächlich folgte auf Pau-

las Läuten lautes Gekläffe. Hunde, so hatte sie im

Sicherheitsmagazin gelesen, waren eine gute Ab-

schreckung gegen Einbrecher. Aber Alina hatte sich

sichtlich nicht darauf verlassen. Ihre Wohnungstür

war zudem durch ein Sicherheitsschloss und einen

Panzerriegel gesichert, wie man gut von außen se-

hen konnte.

Als Alina die Tür öffnete, entpuppte sich der „bissige

Hund“ als niedlicher Chihuahua namens Vivaldi, der

Paula schwanzwedelnd begrüßte.

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„Weißt du, es gibt hier zu viele Stücke, die mir ans

Herz gewachsen sind und die mir keine Versiche-

rung der Welt ersetzen könnte“, erklärte Alina die

Sicherheitsvorkehrungen, während sie Paula durch

die Wohnung führte. Sogar die Balkontüren waren

gesichert. Eine Investition, die sich schon bald ge-

lohnt hatte, erzählte Alina. Kurz nach ihrem Einzug

war eine Diebesbande über die Balkone in die Woh-

nungen im ersten Stock eingebrochen. Keiner der

Nachbarn hatte mit solch einer Dreistigkeit gerech-

net. Für die Kriminellen war es ein Leichtes, die

ungesicherten Türen auszuhebeln, die Wohnungen

auszuräumen und mit dem Diebesgut über das Stie-

genhaus zu entkommen. Nur Alinas Balkontür hatten

sie nicht knacken können, obwohl diese gekippt

gewesen war. Dank des Fensterkipp-

Sicherungssystems FKS 208 hatten die Einbrecher

keine Chance gehabt, und weil die Glasscheiben mit

einer speziellen Folie überklebt waren, hatten sie

ebenfalls den harten Schlägen standgehalten. Die

Kosten für diese Sicherheitsvorkehrungen stünden in

keiner Relation zum vermiedenen Schaden, berichte-

te Alina.

Als sie später im Wohnzimmer saßen und Tee tran-

ken, legte Alina eine Visitenkarte auf den Tisch.

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Wolfgang Reichsthaler, Sicherheitsfachberater, Se-

curity Land stand darauf. Sie empfahl Paula, gleich

am nächsten Morgen anzurufen.

„Das Team ist sehr freundlich und kompetent, und

sie schwatzen dir nichts Unnötiges auf“, fügte sie

hinzu.

Paula beschloss, Alinas Ratschlag zu befolgen. Den

Schreck von vorhin hatte sie beinahe vergessen. Zu

später Stunde holte sie die Utensilien für die Nacht

aus ihrer Reisetasche, wobei ein Briefumschlag zu

Boden fiel. Neugierig riss Paula das Kuvert auf. Dar-

in befanden sich ein Schlüssel, ein Blatt Papier mit

kryptischen Zeichen und eine zweiseitige Liste mit

Straßennamen, Hausnummern und merkwürdigen

Abkürzungen. Woher stammte dieser Briefum-

schlag? Und wer hatte ihn ihr zugesteckt? Paula

hatte keinen blassen Schimmer.