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BARBARESCO Das Prinzip Gaja und Italiens vielleicht beste Genossenschaft NEUE WEINE Von «Winzer des Jahres» Diego Mathier, Castello di Morcote und Niklaus Zahner FRANCIACORTA Ein Schaumwein, der bezüglich Prestige mit dem Champagner wetteifert ARCHITEKTUR GRAND CRU CLASSÉ: DER NEUE, SPEKTAKULÄRE WEINKELLER VON CHÂTEAU CHEVAL BLANC Aus Liebe zum Wein. Seit 118 Jahren. Ausgabe 12/ 1 Dezember 2011 / Januar 2012

Schweizerische Weinzeitung

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Aus Liebe zum Wein. Seit 121 Jahren.

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Page 1: Schweizerische Weinzeitung

BARBARESCO Das Prinzip Gaja

und Italiens vielleicht beste Genossenschaft

NEUE WEINE Von «Winzer des Jahres»

Diego Mathier, Castello di Morcote und Niklaus Zahner

FRANCIACORTA Ein Schaumwein, der

bezüglich Prestige mit dem Champagner wetteifert

ARCHITEKTUR GRAND CRU CLASSÉ:DER NEUE, SPEKTAKULÄRE WEINKELLER VON

CHÂTEAU CHEVAL BLANC

Aus Liebe zum Wein. Seit 118 Jahren.Aus g a be 12 / 1 — Dez e m be r 2011 / Ja n ua r 2012

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AusgAbe 12 | 1 2011 | 2012 wAs wir ihnen im dezember | JAnuAr bieten

impressumherausgeber | Wolfram MeisterVerlag schweizerische weinzeitungGrubenstrasse 11, Postfach, 8045 Zürichwww.schweizerische-weinzeitung.chAbonnements | Christine Piontek Meister, Fon: 055 264 11 26Mail: [email protected] | Jahresabonnement Fr. 111.–/€ 99,– (10 Ausgaben)Zweijahresabonnement Fr. 200.–/€ 180,– (20 Ausgaben)Anzeigen | Brigitte Minder, Fon: 044 450 44 12Mail: [email protected] schweizerische weinzeitung Verantwortlich für den Inhalt zeichnen:Wolfram Meister: [email protected] Keller (Journal): [email protected] dieser Ausgabe | Ivan Barbic, Dani Boschung (Foto), Hanspeter Eggenberger, Thomas Humm (Lithografie), Helge Jepsen (Illustration), Martin Kilchmann, André Kunz, Clay McLachlan (Foto), Brenda Müller-Dawson, Carsten Raffel (Infografiken), Ulrich Sautter, Marianne Sievert (Korrektorat), Erick Saillet (Foto), Hans-Peter Siffert (Foto), Clemens Zahn (Foto), René Zimmermanngestaltung | Jürgen Kaffer, Bettina Rosenow Sibylle Kammerer (Reinzeichnung)druck und Versand schweizerische weinzeitung Südostschweiz Presse und Print AG, Postfach 508, 7007 Churtitelillustration | Helge Jepsen

04 Neue Weine Der Castello di Morcote von Gaby Gianini und sechs Weine von «Winzer des Jahres» Diego Mathier, die Truttiker von Niklaus Zahner, der tolle Jeninser Pinot Barrique von Annatina Pelizzatti und ein seidener Brunello von Stella Viola di Campalto

09 Neue Destillate Geradlinig, kräftig, kernig – die Edel- brände von Alois Gölles

10 Architektur Grand Cru Classé Weisser Beton, Glas, Holz: Der neue Weinkeller von Château Cheval Blanc liegt direkt neben dem Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert. Ein spektakulärer Bau – entworfen von Christian de Portzamparc

15 Cheval Blanc, Yquem Die Kronjuwelen des LVMH-Portfolios

18 Cheval des Andes Einer der allerbesten Weine Argentiniens, einer der besten Weine der ganzen südlichen Erdhalbkugel – neun Jahrgänge Cheval des Andes

20 Barbaresco Das Prinzip Gaja und Italiens vielleicht beste Genossenschaft

30 Gute Weinhandlungen Deutsche Weine liegen im Trend. Bei der Weinhandlung Boucherville in Zürich spielen sie schon seit 20 Jahren eine zentrale Rolle

das journal

33 Chianti Classico Der Aufwärtstrend beim Export setzt sich auch 2011 fort

34 Italiens Weinernte Die Trockenheit hinterlässt Spuren. Sollten sich die Schätzungen für 2011 bestätigen, wird Italien auf ein mengenmässig sehr kleines Weinjahr zurückblicken können: 42 Millionen Hektoliter. So wenig wurde in den letzten 50 Jahren ganz selten eingebracht

37 Vinautore Die spinnen, die Römer

38 Gonet-Médeville Winzer-Champagner ohne Kompromiss

40 Franciacorta Trotz allen Wirren hatten unsere südlichen Nachbarn 2011 doch gute Gründe, hin und wieder die Korken knallen zu lassen. Vor 150 Jahren kam es zur Gründung der italienischen Republik, und vor 50 Jahren wurde zwischen Brescia und dem Lago d’Iseo erstmals ein Wein gekeltert, den wir heute als «Franciacorta» kennen, ein flaschenvergorener Schaum-wein, der bezüglich Prestige mit dem Champagner wetteifert

57 Index Who’s who im Dezember/Januar-Heft. Alle Weine, alle Personen auf einen Blick

58 Abgang 10 Jahrgänge Bollinger R.D. Millésime Extra Brut

Prickelnd

Zeitgenössische Wein-Architektur im Bordelais? Das war lange kein Thema. Okay für Winerys ohne Weingeschichte, «nouveau monde» halt. Die Zeiten aber ändern sich. Le Pin: ein kompakter Neubau aus Beton und Naturstein. Cos d’Estournel: eine «Kathedrale» mit einem «Skywalk» aus Glas, der über hunderte von Barriques führt. Clerc-Milon: eine neue Kellerei mit eindrücklicher Fassade aus exotischen Hölzern. Cheval Blanc: ein neuer Wein keller von Christian de Portzamparc, eine eindrucksvolle Skulptur aus weissem Beton, ein fremdartig wirkendes, elastisches Gebäude mit geschwungenen Formen, das über den Reben zu schweben scheint, wie ein eben gelandetes UFO. Ein prickelndes Thema. Wie der Winzer-Champagner von Gonet-Medeville oder der Bollinger R.D. Millesime Extra Brut. Wie das ausführliche Gespräch mit Nicola Bonera, Franciacorta-Botschafter und Italiens «Sommelier des Jahres 2010», über das boomende lombardische Schaumweingebiet zwischen Brescia und dem Lago d’Iseo.

Wolfram Meister, Herausgeber

I n h a l t | E d i t o r i a l

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MORCOTE, SALGESCH, TRUTTIKON, JENINS, MONTALCINOGIANINI, MATHIER, ZAHNER, ANNATINA PELIZZATTI, STELLA DI CAMPALTO

Castello di Morcote: Von Tamborini zu den GianinisNach 15 Jahrgängen übergibt Claudio Tamborini «seinen» Castello di Morcote der Familie Gianini, die seit vier Generationen Grundbesitzerin des idyllisch gelegenen Weinguts ist. Sie präsentiert mit dem 2009er ihren ersten Jahrgang.

Die jüngere Geschichte des Merlots Castello di Morcote geht auf das Jahr 1987 zurück. An einem Mittagessen in Serpiano sah Claudio Tamborini zum ersten Mal das herrliche Weingut, das sich über 172 Hektaren erstreckt, zwischen den Dörfern Morcote, Vico Morcote und Ca-rona liegt und grösstenteils aus Waldland besteht. Nach einem ersten Kontakt mit den Grundbesitzern, der Familie

Gianini-Porzio, seinerzeit durch Ing. Achille Gianini ver-treten, unterschrieb Tamborini einen Mietvertrag und übernahm die Verwaltung des Weinbergs. Man begann mit der Terrassierung der Hänge und pflanzte rund 25 000 Setzlinge (90 % Merlot, 10 % Cabernet franc) auf acht Hektaren. Mit Jahrgang 1994 kam der erste unter der Regie von Tamborini vini fi zierte Castello di Morcote auf den Markt, sein letzter Jahrgang ist der 2008er.Nun ist es zur Wachablösung auf dem Castello gekom-men und neu ist Gaby Gianini von der Besitzerfamilie für die Produktion des Castello di Morcote verantwort-lich. Ihr zur Seite steht der Önologe Michele Conceprio, für die Vermarktung des Wein ist nach wie vor Claudio Tamborini verantwortlich. Künftig wird der Castello di Morcote auf dem Schloss vinifi ziert, ausgebaut und abgefüllt, so wie das Tradition im Borde lais ist. Deshalb wird im mittelalterlichen Keller «au château» schon bald ein Barriquekeller eingerichtet werden. ak/wm

Anstossen auf den 2009er Castello di Morcote: Roberto Marcon mit Pro­duzentin Gaby Gianini, Valentina Porzio und Öno­loge Michele Conceprio.

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2009 CASTELLO DI MORCOTETenuta Castello di Morcote, Gaby GianiniFruchtiges, seidenes, flo ra­les, süsses Bouquet, Kir­schen, Haselnussschoko­lade, Vanille. Mittelkräftiger, eleganter, fein trockener Gaumen mit leicht mehligem Tannin, leichte Frucht, gute Aromatik, seidene Struktur, feiner Abgang.17 / 20 2012–2020

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Jeggli Weine Sonnhaldenweg 1, 8107 Buchs Fon 044 844 37 47 www.jeggli.ch

Fischer Weine Sursee Bahnhofplatz 7, 6210 Sursee Fon 041 925 11 90 www.fischer­weine.ch

Siebe Dupf Kellerei Kasernenstrasse 25, 4410 Liestal Fon 061 921 13 33 www.siebe­dupf.ch

Kaufmann Benkenstrasse 10, 4112 Bättwil Fon 061 735 98 98 www.kwd.ch

Vennerhus Weine Dorfstrasse 14 3506 Grosshöchstetten Fon 031 711 15 75 www.vennerhus.ch

Diego Mathier:48 Weine und 1 TitelDiego Mathier aus Salgesch ist einer der erfolgreichsten Weinmacher des Landes. Nun hat er zum zweiten Mal den Titel «Winzer des Jahres» gewonnen. Nach 2007 auch 2011.

Der Titel eines nationalen Champions wird erst seit 2007 vergeben. Beim «Grand Prix du Vin Suisse 2011» nah-men 591 Schweizer Winzer teil, deren 3000 Weine muss-ten von 160 Fachjuroren degustiert werden. Zum «Win-zer des Jahres» ernannt wurden bislang Meinrad Perler (2010), Stefan Gysel-Saxer (2009), Madeleine Gay (2008) und Diego Mathier (2007).Es ist nicht ganz einfach, die Übersicht bei den Weinen von Diego Mathier zu behalten, mit all den verschiede-nen Linien des Sortiments. Es beginnt mit «La Famille (8 Weine), es geht weiter mit «Les Pyramides», Spitzentrop-fen aus Grand-Cru-Lagen (10 Weine) und «La Tradition» (11 Weine), «Terre Promise» (4 Gutedel), «Les Ambassa-deurs (2 Weine) und gipfelt schliesslich in Diego Mathiers «Folissimo», einer in Barriques ausgebauten Cuvée aus den Sorten Syrah, Cabernet Sauvignon, Merlot, Cornalin (1 Wein). Damit ist aber noch nicht Schluss: Es kommt noch die Linie «Gemma» mit Süssweinen (4 Weine) und «Hospice de Salquenen» (6 Weine in der 50-cl-Flasche), alsdann zwei Schaumweine. Zusammengezählt macht das 48 Weine.Wir haben sechs Weine von Diego Mathier probiert, der das traditionsbewusste Familienunternehmen Adrian & Diego Mathier Nouveau Salquenen mit seiner Frau Nadia seit zehn Jahren erfolgreich führt, und alle mit sehr gut (16/20) bewertet. ak/ wm

2010 PETITE ARvINE DE MOLIGNON, LES PyRAMIDESAdrian & Diego Mathier Nouveau Salquenen, Salgesch, WallisFr. 23.–Zartes, mineralisches Bouquet, Bergamotte, Aprikosenhaut, Kreide. Feingliedriger, minera­lischer Gaumen mit feiner Struktur, leichte Aromatik, feiner Abgang.16 / 20 trinken–2017

2010 HEIDA, LES PyRAMIDESAdrian & Diego Mathier Nouveau Salquenen, Salgesch, Wallis

100 % Savagnin blanc; im Oberwallis Heida, im Unterwallis Païen genanntFr. 23.–Süsses, üppiges, sam ­ tenes Bouquet, Vanille, helles Caramel, Dörr ­bananen, frisches Kabis­ kraut. Üppiger, breiter Gaumen mit weicher Frucht, ver haltene Säure, breiter Abgang. Kann noch zulegen.16 / 20 2013–2024

2010 PINOT NOIR DE SALqUENEN NON FILTRé OSKAR MATHIER, LA FAMILLEAdrian & Diego Mathier Nouveau Salquenen, Salgesch, Wallis

Fr. 20.50Breites, leicht alkoho­lisches Bouquet, Kirschen, Tannenholz, Rauch. Sei dener, frischer, leichter Gaumen mit feiner Frucht, süsse Aromatik, viel Alkohol, süsser Abgang.16 / 20 2013–2020

2009 MERLOT NADIA MATHIER, LA FAMILLEAdrian & Diego Mathier Nouveau Salquenen, Salgesch, WallisFr. 27.50Würziges, kerniges, vegetabiles Bouquet, grüne Kräuter, frischem Holz. Kerniger, trocke­ ner, herber Gaumen mit san digem Tannin, mittlere Aromatik, trockener Abgang.16 / 20 2015–2022

2009 SyRAH DIEGO MATHIER, LA FAMILLEAdrian & Diego Mathier Nouveau Salquenen, Salgesch, WallisFr. 28.50Verhaltenes, minera ­ lisches, würziges Bouquet, getrocknete Kräuter, Thymian. Trockener, mittelkräftiger Gaumen mit feinsandigem Tan­ nin, kräftige Aromatik, trockener Abgang. Kann noch zulegen.16 / 20 2014–2024

2008 AMbASSADEUR DES DOMAINES DIEGO MATHIER, LES AMbASSADEURSAdrian & Diego Mathier Nouveau Salquenen, Salgesch, WallisPinot noir mit kleinen Beeren vom Typ «Bourgogne»Über 13 Monate in neuen französischen Eichen­fässern zu je 228 LiternFr. 36.–

Trauben mit Aussicht: der Ende der 1980er Jahre neubepflanzte Rebberg rund um das Castello di Morcote.

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Die gelobten Weine von Niklaus ZahnerDie Weine von Niklaus Zahner zieren die Weinkarten der besten Restaurants. Auch die der «Fischerzunft» von André Jaeger in Schaff hausen.

Sie ist noch jung, die Geschichte von «Zahner Weinbau, Truttikon». In den 1950er Jahren kauften die Zahners 3,5 Hektaren brachliegendes Rebland zwischen Zürich und Schaffhausen, bauten das stattliche Riegelhaus aus, in dessen Keller der Wein bis heute reift, und pflanzten Blau-burgunder und Riesling-Silvaner. In den 1980er Jahren kam Gewürztraminer, in den 1990er Jahren Pinot blanc dazu (beide Sorten waren im Kanton Zürich bis 1999 verboten!).Heute produziert der 48-jährige Niklaus Zahner auf 8,5 Hek-taren 13 verschiedene Weine, auch einen süssen Dessert-wein aus Riesling-Silvaner-Trauben, die Truttiker Essen-tia. Die jährliche Produktion liegt bei 80 000 Flaschen, 75 Prozent davon gehen an private Weinliebhaber.Dass Zahner zu den gewichtigen Ostschweizer Weinbe-trieben gehört, belegt auch die Tatsache, dass Philippe Schwander, Master of Wine, eine Spezialabfüllung eines weissen Zahner-Weins ins Sortiment seiner Weinhand-lung aufgenommen hat. ak

2009 TRUTTIKER PINOT bLANC bARRIqUERebgut Bächi, Niklaus Zahner, TruttikonFr. 18.–Kräftiges, breites Bouquet, Haselnussöl, Butter. Opu­lenter, breiter Gaumen mit mittlerer Frucht, kräftige Aromatik, verhaltene Säure, üppiger Abgang.16 / 20 trinken –2019

2010 TRUTTIKER RIESLING-SILvANERRebgut Bächi, Niklaus Zahner, TruttikonFr. 10.–Feingliedriges, mineralisches, frisches Bouquet, fein Grape­ fruit, weisser Pfirsich. Leich­ ter, seidener, duftiger Gau­men mit feiner Frucht, zarte Struktur, leichter Abgang.16 / 20 trinken –2020

2008 TRUTTIKER PINOT NOIR bARRIqUERebgut Bächi, Niklaus Zahner, TruttikonFr. 20.–Verhaltenes, herbes Bou­quet, rote Kirschen, kalter Rauch, rohes Fleisch. Fla­cher, verhaltener Gaumen, leichte Aromatik, trockenes Tannin, mittlerer Abgang.16 / 20 2013–2020

2009 LANGENMOOSER GEwüRZTRAMINERRebgut Bächi, Niklaus Zahner, TruttikonFr. 20.–Opulentes, kräftiges, flo­rales, süsses Bouquet, ver­schiedene grüne Kräuter, Honig, Leim, Rosinen. Üppiger, breiter Gaumen mit verdeck­ ter Säure, süsse, üppige Aromatik, breiter Abgang.16 / 20 trinken –2022

Duftiges, süsses, würziges, pfefferiges Bouquet, Kirschen, Lavendel. Seidener, leichter, süsser Gaumen mit leichter Struktur, mittlere Aromatik, trockener Abgang.16 / 20 2014–2022

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Nüesch Hauptstrasse 71 9436 Balgach Fon 071 722 22 22 www.nuesch­weine.ch

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2008 TRUTTIKER ESSENTIARebgut Bächi, Niklaus Zahner, Truttikon37,5 cl, Fr. 18.–Tiefes, kräftiges, opulentes Bouquet, Dörrfrüchte, Dörr­ aprikosen, Rosinen, Araldit. Kräftiger, üppiger, breiter, fetter Gaumen mit kräftiger Süsse, verhaltene Säure, kräftige, üppige Aromatik, langer, voller Abgang.17 / 20 trinken –2030

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Drei Herzen für Annatina Pelizzatti Neue Etiketten: Annatina Pelizzattis charaktervolle Weine zeigen Herz, jeweils gleich drei.

17 Parzellen bewirtschaftet die schlanke, ranke Winzerin in Jenins und Malans, insgesamt drei Hektaren. Das ergibt zwischen 15 000 und 20 000 Flaschen jährlich. Ein Char-donnay und ein Pinot blanc gehören zum Sortiment, dann vier Pinots noirs und die Cuvée Sorso. Uns gefällt der in Barriques gereifte Jeninser Pinot am besten mit seiner fein-gliedrigen Struktur und kräftigen, würzigen Aromatik. ak

2010 CHARDONNAy MALANSAnnatina Pelizzatti, JeninsFr. 28.–Krautiges, üppiges, süsses Bouquet, Butter, Karamell, gelber Pfirsich. Molliger Gau­men, gute Frucht, verhal tene Säure, süsse Aromatik. 16 / 20 2013–2020

2010 PINOT NOIR JENINSAnnatina Pelizzatti, JeninsFr. 20.–Frisches, fruchtiges, feingliedriges Bouquet, Kirschen, Gummi, Rauch. Seidener, herber Gaumen, leichte Frucht, leicht mehli­ges Tannin, süsser Abgang.16 / 20 2012–2020

Winzer Niklaus Zahner liefert dem Schaffhauser Spitzenkoch André Jaeger den Hauswein für die «Fischerzunft» – einen Pinot blanc.Fo

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Page 8: Schweizerische Weinzeitung

Riesling, Pinot Noir & Co.Deutsche Winzer und ihre Weine Zürich

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Stella Viola di Campalto: Ein seidener BrunelloMit Jahrgang 2006 legt die Winzerin Stella Viola di Campalto, die in Mailand aufgewachsen ist und lange Jahre in Rom gelebt hat, ihren dritten Brunello di Montalcino vor. Ein Wein wie ein seidener Teppich.

Die Azienda Agricola San Giuseppe verfügt über sechs Hek-taren im Ertrag stehende Rebfläche, verteilt auf sechs Par-zellen. Jede hat ihr eigenes Gepräge, vier davon sind reine Brunello-Lagen: Vigna al Leccio, Vigna Curva, Vigna al Sasso und Vigna Bassa. Die Vigna all’Ulivo teilt sich in Brunello- und Rosso-di-Montalcino-Lagen, die Vigna al Bosco gehört zur DOC Sant’Antimo; sie alle liegen zwi-schen 240 und 340 Meter über Meer. 2002 begann Stella di Campalto mit biodynamischen Methoden zu arbeiten, die jüngsten Jahrgänge tragen nun das Demeter-Label. Obwohl der Grossteil der An-baufläche Anspruch auf die prestigeträchtige Bezeich-nung Brunello hat, dauerte es mehrere Jahre, bis Stella di Campalto überzeugt war, dass ihr Wein dafür gut genug sei. Begonnen hat die Produktion auf der Azienda San Giu-seppe mit einem Rosso di Montalcino 2001, doch erst 2004 zog sie ihren ersten Brunello auf die Flasche: 5700 Exemplare kamen in den Verkauf. 2005 legte sie nach (7730 Flaschen). Nun folgt ihr dritter Streich: der Brunello di Montalcino 2006, von dem sie 11 277 Flaschen abgefüllt hat. Ein neuer Wein der Winzerin Stella Viola di Campalto ist der Rosso di Stella, eine Assemblage, in der franzö-sische Varietäten eine entscheidende Rolle spielen. sk

2006 bRUNELLO DI MONTALCINOStella Viola di Campalto, Azienda Agricola San Giuseppe, Montalcino100 % Sangiovesein Holzstanden (3500 Liter) mit Reinzuchthefen vergo­ren, Ausbau über 45 Monate in Fässern zwischen 225 und 1500 Litern, 14 Vol.­%.Fr. 79.–

Helles reifendes Kirschrot. Hocharomatische, vielschich­tige Nase. Am Gaumen dicht, feingewoben, seidiger Trink­fluss, reife Beerigkeit, mine­ralisches, langes Finale. Ein komplexer, kompakter Wein.18 / 20 2013–2020

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Stella Viola di Campalto fand Gefallen am Wein und an der Beschaulichkeit des Landlebens.

2009 PINOT NOIR bARRIqUE JENINSAnnatina Pelizzatti, JeninsFr. 34.–Mineralisches, pfefferiges, duftiges Bouquet, Kirschen, Rauch. Seidener, eleganter, ausgewogener Gaumen, feingliedrige Struktur, kräf­tige, würzige Aromatik, lan­ger, feiner, süsser Abgang. 17 / 20 2014–2025

2009 SORSOAnnatina Pelizzatti, JeninsMerlot, Cabernet Sauvignon, Pinot noir, Zweigelt 12 Monate in neuen Bar­riques ausgebaut Fr. 38.–Dumpfes, herbes Bouquet, rote Brombeere, grilliertes Fleisch, weisser Pfeffer. Schlanker, kerniger Gau­men, mittlere Aromatik, fei­ne Grüntöne, aromatischer Abgang. Kann noch zulegen.16 / 20 2014–2025

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Weinbau Annatina Pelizzatti Sägenstrasse 7, 7307 Jenins Fon 081 302 49 46 www.pelizzatti­weine.ch

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Riesling, Pinot Noir & Co.Deutsche Winzer und ihre Weine Zürich

23. Januar 2012Kongresshaus

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MASCHANSKER APFELbRAND Alois Gölles, Riegersburg45 Vol.­%; Jahrgang 1999

35 cl, Fr. 40.–Herbe, verhaltene Frucht­aromen, leicht alkoholisch stechend. Weich im Ansatz, aromatische, rustikale

Geradlinig, kräftig, kernig: Edelbrände nach steirischer Art Seit Generationen bewirtschaftet die Familie Gölles Obstgärten im Herzen des steirischen Vulkanlandes. In selbst angelegten Streuanlagen werden aroma- tische, selten gewordene Obstsorten wie Maschansker, Kriecherl, Hauszwetschken, Hirschbirnen sowie Saubirnen gezogen.

Schnaps war anfänglich eher ein Nebenprodukt. Seit Alois Gölles 1979 die Leitung des Familienbetriebes übernommen hat, hat er sich zu einem der führenden Schnapsbrenner Österreichs hochgearbeitet. Ein kompromissloses Qualitäts-denken, moderne Brenntechnik und allerbeste Rohprodukte führen zu herausragenden Schnäpsen. Gölles brennt aus-schliesslich nach dem traditionellen Verfahren mit Rau- und Feinbrand im doppelwandigen Kupferkessel. Dabei entste-hen geradlinige, kräftige und kernige Brände, die bei aller Wucht immer auch eine erstaunliche Eleganz aufweisen. Einige Brände lagert er für mindestens acht Jahre in kleinen Eichenfässern, damit sich die feinen Fruchtaromen harmo-nisch mit der Würze des Holzes verbinden. Für seine Tres-terbrände kooperiert Alois Gölles mit den besten Winzern Österreichs. Als jüngste Innovation ist die Linie «25» Twenty Five Delight entstanden. Die fruchtbetonten Schnäpse mit nur 25 Vol.-% Alkohol wollen in einer trendigen Aufma-chung ein vorwiegend jüngeres Publikum ansprechen.Zusammen mit einer Handvoll weitere Spitzenbrenner gründete Alois Gölles die Vereinigung Quinta-Essentia. In strengen Statuten verpflichten sich die Mitglieder, ihreBrände ausschliesslich aus frischen, natürlich ausgereif-ten Produkten herzustellen und keinerlei Zucker, Aroma-stoffe oder Fremdalkohol beizumischen. Er produziert klassische, hocharomatische Essige aus Äpfeln, Birnen und Trauben. Ebenfalls aus dem reinen Saft von Himbeeren, Quitten, Marillen, Tomaten und Zwetschgen.Ganz grosse Klasse sind seine Balsamessige, die nach der traditionellen Methode von «Aceto Balsamico di Modena» entstehen. rz

Aromafülle von hoher Dichte, langer Abgang mit leichter Schärfe.15 / 20

SAUbIRNE (SUbIRER)Alois Gölles, Riegersburg45 Vol.­%; Jahrgang 2006 35 cl, Fr. 68.–Vielschichtiges, subtiles, würziges Birnenaroma. Hoch­ aromatisch im Antrunk, voll und beständig im Gaumen, langer, eleganter Abgang. 18 / 20

wILLIAMSAlois Gölles, Riegersburg43 Vol.­%; Jahrgang 200535 cl, Fr. 55.–Sehr frische und klare Wil­liamsaromen. Im Mund von Anfang bis zum Ausklingen aromatisch, frisch und saftig. Leichte Schärfe im Finale.16 / 20

HIMbEERAlois Gölles, Riegersburg44 Vol.­%; Jahrgang 200835 cl, Fr. 112.–Exzellenter, lupenreiner Duft von frischen Him bee­ren, komplexe, leicht nussige Würznoten. Unauf­dringliche, klare Aromatik, viel Kraft und Länge.18 / 20

vOGELbEERAlois Gölles, Riegersburg45 Vol.­%; Jahrgang 200735 cl, Fr. 92.–Herrliche, wuchtige Bitter­mandelaromen, eingebunden in wilde, kernig­würzige Kom­ ponenten. Mild, saftig und eher weich im Ansatz, sich sanft und beständig entwi­ckelnde Aromen im Gaumen.17 / 20

XA vOGELbEER RARITäTEN FüLLUNG «ERNTE 1997»Alois Gölles, Riegersburg45 Vol.­%70 cl, Fr. 295.–Hochelegantes, perfektes Vogelbeeraroma von grosser Reinheit. Aromen im Gaumen sich zu einer komplexen, in­tensiv­aromatischen Fülle entwickelnd, ausgewogen, lang und harmonisch im Ab­gang. Ein ultimatives Vogel­beer­Meisterwerk für fortge­ schrittene Schnapstrinker.20 / 20

XA wILLIAMS RARITäTEN FüLLUNG «ERNTE 1995»Alois Gölles, Riegersburg45 Vol.­%70 cl, Fr. 175.–Reife, intensive Williams­frucht von erstaunlicher Frische. Süsslich, saftig und sehr aromatisch im Mund, wuchtig, fordernd, langes, sauberes Finale.18 / 20

ALTE ZwETSCHKEAlois Gölles, Riegersburg40 Vol.­%; Jahrgang 200170 cl, Fr. 92.–Ohne ZuckerzusatzFrische, würzige Zwetsch­gen, getrocknete Zwetsch­

gen und ein Hauch Eichen­fass in wunderbarer Balance. Im Mund sanft, ausgewogen aromatisch, feine Süsse mit genau do­sierter, leicht herber Würze, im Abgang ausgesprochen elegant und frisch.19 / 20

XA TbA-TRESTERbRAND RARITäTEN FüLLUNG «ERNTE 1995»Alois Gölles, Riegersburg43 Vol.­%; Trester von Alois Kracher70 cl, Fr. 92.–Reine, sehr typische Trocken­ beerenaromen, ölig, schwer, herbwürzig, mit wenig Frucht­anteil. Sanft und wuchtig, aromatisch im Gaumen, nicht endend wollende Präsenz mit einem Hauch Lakritze und Jod im Finale. 19 / 20

Erhältlich bei:

Alois Gölles Schnapsbrennerei A­8333 Riegersburg www.goelles.at www.quinta­essentia.at

Scala Vini Christoph Künzli Weine Hauptstrasse 65, 3706 Leissigen Fon 033 847 00 08 www.scalavini.ch

Alois Gölles in seinem Gewölbekeller.

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Angedockt: Die neue 13-Millionen-Euro-Kellerei und das legendäre Château Cheval Blanc in Saint-Emilion. Fo

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ArchitekturGrAnd cru clAssé

Weisser Beton, Glas, Holz: Der neue Weinkeller von Château Cheval Blanc liegt direkt neben dem Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert. Ein spektakulärer Bau – entworfen von Christian de Portzamparc.

Te x t : I v a n B a r b i c , Wo l f r a m M e i s t e r

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«Als Weinmacher hat man immer eine besondere Beziehung

zu den Gewächsen, die man selber heranzieht. Also d’Yquem,

Cheval Blanc, La Tour de Pin, Quinault L’Enclos, Marjosse

oder Cheval des Andes. Sie sind alle ein bisschen meine Kinder.»

P i e r r e L u r t o n , D i r e k t o r C h e v a l B l a n c

Die Weingüter in Bordeaux nennen sich «Château», und selbstverständlich schmücken die Schlösser mit ihren Türmchen die Etiketten der Weine. Dokumentieren Tradition und Ruhm, die Grösse des Bordeauxweins.

Zeitgenössische Wein-Architektur? Im Bordelais? Das war lange kein Thema. Okay für Winerys ohne Weingeschichte, «nouveau monde» halt.

Seit einiger Zeit vergeben aber auch im Bordelais auffällig viele Weingüter Aufträge für repräsentative Neubauten. Kleine feine Betriebe, grosse bekannte Châteaux. Für Christian Moueix (Château Pétrus) haben Herzog & de Meuron, für Silvio Denz (Château Faugères) hat Mario Botta gebaut. Eingeweiht wurde gerade das neue Kellereigebäude des kultig-kleinen Gutes Le Pin in Pomerol (sieben Gärbehälter aus Edelstahl im Erd-geschoss, Platz für etwa 80 Barriques im Untergeschoss) – ein kompakter Bau aus Beton und Naturstein des belgischen Architekturbüros Robbrecht en Daem.

In Pauillac bekam Château Clerc-Milon mit dem Weinkeller der Ar-chitekten Richard Perduzzi und Bernard Mazières ein neues Schaustück. 35 Millionen Euro investierte Château Cos d’Estournel. Entstanden ist eine Kellerei, die als «Luxus-Kathedrale» bezeichnet wird, mit einem «Sky-walk» aus Glas, der über hunderte von Barriques führt, renoviert und ori-ginalgetreu wiederaufgebaut wurde die pagodenähnlichen Fassade, und Jean-Michel Wilmotte, der Architekt, für seine Arbeit von der «Revue du Vin de France» umgehend mit der Auszeichnung «Mann des Jahres 2011» belohnt. Jean Nouvel, heisst es, ebenfalls im Bordelais engagiert, soll mit seinem aktuellen Projekt für Château La Dominique im St-Emilion Prob-leme mit der Baugenehmigung haben.

Jüngstes Beispiel für zeitgenössische Wein-Architektur im Bordelais ist der neue Weinkeller von Christian de Portzamparc für Cheval Blanc. Eine eindrucksvolle Skulptur aus weissem Beton, ein fremdartig wirkendes, elastisches Gebäude mit geschwungenen Formen, das über den Reben zu schweben scheint wie ein eben gelandetes UFO.

Pierre Lurton hat vor 20 Jahren die Leitung von Château Cheval Blanc übernommen (oben links). Der Gärkeller mit den

bauchigen Tanks, deren Silhouette sich an stumpf abgeschnittene Weinschläuche anlehnt (oben rechts).

Geschwungene Formen: mit Wildwuchs bepflanztes Gründach, der speziell entworfene Degustationstisch.

Die neue, von weitem gut sichtbare Kellerei haben Bernard Arnault und Baron Albert Frère ermöglicht. Arnault, 1949 in Roubaix geboren, ist Chairman des Luxuskonzerns LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy), Albert Frère, 1926 in Fontaine-l’Evêque bei Charleroi auf die Welt gekommen, ist Finanzinvestor und der mächtigste Unternehmer Belgiens. Ihnen gemein-sam ist die Liebe zum Wein, 1998 haben sie Château Cheval Blanc übernom-men. Die Weine des Premier Grand Cru Classé gehören zum Teuersten, was in Bordeaux produziert wird. Qualitativ steht Cheval Blanc in einer Reihe mit Château Ausone, Château Latour und Château Margaux.

Vor genau 20 Jahren übernahm Pierre Lurton die Leitung von Che-val Blanc. 1991 also, als der grösste Teil der Trauben erfror und kein Grand Vin abgefüllt wurde. Die damaligen Eigentümer, die Familie Fourcaud-Laussac, hatten ihn engagiert. Nach dem Verkauf von Château Cheval Blanc im Jahr 1998 genoss er weiterhin das Vertrauen der beiden neuen Besitzer, und heute zählt Pierre Lurton zu den einflussreichsten Leuten im weltweiten Wein ge schäft. Was hat sich geändert, damals, beim Besit-zerwechsel? «Ich bin versucht zu sagen: nichts. Wir arbeiteten im genau gleichen Geist weiter wie früher, verfügten aber über beträchtlich mehr Mittel. Ich hatte einfach das Glück, mit Bernard Arnault und Albert Frère zwei leidenschaftliche Weingutsbesitzer zu bekommen – beide haben üb-rigens ein Zimmer auf dem Château –, die es uns ermöglichen, die Arbeit

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wie gewohnt weiterzuführen und die über die Jahrzehnte gemachten Erfahrungen auf Cheval Blanc weiter zu vertiefen.»

Was für Vorteile bringt der nach einer Bauzeit von 18 Monaten in Betrieb genommene neue Keller? Château Cheval Blanc, das bedeutet 37 Hektaren, die in 44 Parzellen unterteilt und mit Cabernet franc (58 %) und Merlot (42 %) bepflanzt sind. Der neue Gärkeller mit 52 bauchigen, attraktiven Tanks in 9 verschiedenen Grössen (zwischen 24 und 110 Hek-toliter), die sich an der Grösse der einzelnen Parzellen orientieren, ermög-licht nun eine nach Lagen getrennte Vinifikation. Über die eigentliche Assemblage wird später entschieden, nebenan, an einem grossen, elegan-ten, speziell entworfenen Tisch aus Corian.

Im Untergeschoss mit runden Säulen und Mashrabiya-ähnlichen Wänden aus unverputzten Ziegeln, die eine natürliche Belüftung ermög-lichen und die technischen Installationen kaschieren, befindet sich der Fasskeller mit Platz für 566 bzw. 1028 Barriques (zweilagig). Die gewellten Träger nehmen bewusst die geschwungenen Formen des gesamten Gebäu-des auf. Über flache Treppen lässt sich draussen das teils mit Gräsern und Sträuchern bepflanzte Terrassendach erreichen, das den Blick freigibt auf die streng angelegten Weinparzellen mit ihren schnurgeraden Rebzeilen. Auch ein bisschen verspielt, dieser Bau von Christian de Portzamparc, der in Casablanca geboren und 1994 mit dem Pritzker-Preis, dem «Oscar» für Architekten, ausgezeichnet worden ist.

1992, alles andere als ein berauschendes Weinjahr, füllte Pierre Lurton erstmals einen Jahrgang auf Cheval Blanc ab. Der Eröffnungspreis für eine Flasche lag damals bei rund 180 Francs, was etwa 28 Euro ent-spricht. Dieses Jahr hat Cheval Blanc den 2010er zu 650 bis 700 Euro ange-boten, was gleichbedeutend mit einem neuen Höchstwert ist. Gleichwohl wurden die Weine innerhalb kurzer Zeit verkauft. Und mit einem Auf-schlag weiterverkauft – es gab also Abnehmer, die bereit waren, 1000 Euro pro Flasche zu bezahlen. Künftig, glaubt Pierre Lurton, werden die Preise eher variieren, etwas fallen oder steigen, abhängig von Jahrgang und Nachfrage. Andererseits seien die Premiers Grands Crus aussergewöhnliche Luxusgüter und auch als solche anerkannt.

13 Millionen Euro hat der neue Keller von Cheval Blanc gekostet. Keine Investition für Leute, die auf schnelle Rendite aus sind. «Der Kauf eines Grand Cru, so prestigeträchtig er auch scheinen mag, kann nur mit einem Horizont auf 30 bis 35 Jahre hinaus amortisiert werden», meint Pierre Lurton. Mit ein Grund dafür seien die gestiegenen Bodenpreise in der Re-gion. Ideal sei ein Gut im Dornröschen-Schlaf mit brachliegendem Potenzial, das mit einer kompetenten Crew und einem beratenden Önologen geweckt werden könne. «Wie wir das auf Quinault L’Enclos gerade versuchen.»

Ein ziemlicher Kontrast zur LVMH-Welt ist für Weinmanager Lurton sein ganz privates Weinengagement in Entre-deux-Mers. «Ich bin auch ein junger, verschuldeter Weinbauer. Man kann also sagen, dass ich die ver-schiedenen wirtschaftlichen Seiten der Weinproduktion im Bordelais bes-tens kenne. Auf Château Marjosse spüre ich das ganz real, persönlich, schöpfe daraus aber auch wieder Energie, um so aussergewöhnliche Güter wie Château Cheval Blanc oder Château d’Yquem führen zu können.» Da Moët Hennessy Weinbetriebe auf verschiedenen Kontinenten besitzt, kann Lurton überall auf der Welt seine Weinleidenschaft ausleben, sie auch mit Weinsammlern teilen, wie bei einer Degustation von 76 Jahrgängen Cheval Blanc, die er demnächst in Brasilien führen wird.

Eine Frage nach Lieblingsweinen scheint sich da zu erübrigen. «Als Wein- macher hat man immer eine besondere Beziehung zu den Gewächsen, die man selber heranzieht. Also d’Yquem, Cheval Blanc, La Tour de Pin, Quinault L’Enclos, Marjosse oder Cheval des Andes. Sie sind alle ein bisschen meine Kinder.» Dazu muss man wissen: Pierre Lurton ist Vater von fünf Kindern.

die kronjuwelen des lVMh-Wein-Portfolios

Anlässlich eines Assemblage-Workshops auf Château Cheval Blanc (mit Besichtung des neuen Kellers) gab es ein Mittagessen, zu dem ein 2001er Petit Cheval, ein 2000er Cheval und ein 1986er d’Yquem serviert wurden.Von früheren Vertikalen stammen die anderen Cheval-Verkostungsnotizen und -Bewertungen. Bei den Primeurproben aus dem Fass probiert haben wir den Cheval Blanc 2009 und 2010. ib/ak

2000 cheVAl BlAncSt-Emilion 65 % Cabernet franc, 35 % MerlotSehr dichtes Granatrot. Sehr intensive, parfum­artige und ungemein kom­plexe Nase, fast exotisch. Reiffruchtig, würzig und balsamisch, Brombeeren, Zwetschgen, Tabak und Leder, auch dezente Mentholnoten. Fülliger Gaumen, elegant und aus­gewogen, mit seidigen, dennoch präsenten Tanni­nen, frisch wirkend, mit dennoch gut eingebunde­ner Säure, unglaublich dichte Textur, sehr inten­sive und komplexe Frucht, beerig, mineralisch und mit Röstaromen, unendlich langer Abgang. Wird wohl noch eleganter, aber schwierig, den Wein nicht jetzt schon zu geniessen.19,5 / 20 trinken–2031

2001 le Petit cheVAlSt-Emilion Zweitwein von Château Cheval Blanc60 % Merlot, 40 % Cabernet francDichtes Granatrot. Inten­ sive und komplexe Nase, Graphitnoten, Leder und Tabak. Fülliger Gaumen mit reifen, etwas sandigen Tanninen, dennoch elegant und ausgewogen, weiche Säure, erstaunliche Frische, intensive Frucht, Cassis und Peperoni, recht langer Abgang.17 / 20 trinken –2021

1986 d’YqueMSauternes Mitteldichte, dunkle, goldgelbe Farbe. Sehr intensive und komplexe Nase, gedörrte Aprikosen, kandierte Früchte, der für gereifte Sauternes typische Kartongeruch. Voller Gaumen, dezent wirkende, gut eingebun­dene Süsse, elegant und ausgewogen, frisch wirkend, intensive und komplexe Frucht, typische Botrytisaromen, gedörrte Aprikosen, kandierte Früchte, auch wieder Karton, dichter und sehr langer Abgang. Ein bei­spielhafter Sauternes!19 / 20 trinken –2026

2010 cheVAl BlAncSt-EmilionFassprobeFrisches, tiefes, kom ­ plexes, verschlossenes Bouquet, blaue Beeren, Tabak, Minze, Edelhölzer, Korinthen, Pralinen. Ausgewogener, vielschich­tiger, eleganter, frischer Gaumen mit dichter, sei­dener Struktur, dichte, volle, frische Aromatik, viel feines Tannin, sehr langer, eleganter, frischer Abgang. Kann noch zulegen.19 / 20 2019–2045

2010 le Petit cheVAlSt-EmilionZweitwein von Château Cheval BlancSamtenes, fruchtiges Bouquet, rote und blaue

Runde Säulen, gewellte Träger, Mashrabiya-ähnliche Wände aus unverputzten Ziegeln, die eine natürliche Belüftung ermöglichen: der neue Fasskeller von Cheval Blanc mit Platz für 566 bzw. 1028 Barriques (zweilagig).

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Beeren, Minze, Schokolade, Mocca, Zedern. Ausge­wogener, frischer, elegan­ter, würziger Gaumen mit samtener Frucht, feines Tannin, kräftige Aromatik, langer, voller Abgang.17 / 20 2017–2032

2009 cheVAl BlAncSt-EmilionFassprobeDichtes, konzentriertes, tiefes, süsses Bouquet, Pralinen, Röstaromen, Tabak, blaue und schwarze Bee­ren. Dichter, sam tener, eleganter, vielschichtiger, ausgewogener Gaumen, kräftige Frucht, viel gutes Tannin, elegante, dichte, seidene Struktur, sehr kräftige, volle Aro matik, Zedern, Dörr­früchte, Mocca, fast ewiger, dichter, eleganter Abgang mit sehr guten Rückaromen.20 / 20 2018–2050

2008 cheVAl BlAncSt-EmilionFassprobeDichtes, tiefes, elegan­ tes, komplexes Bouquet, Mocca, Black Currant, Dörrfrüchte, Pralinen, Schwarztee. Dichter, viel­schichtiger, kraftvoller Gaumen, gute Frucht, viel gutes Tannin, dichte, volle Aromatik, sehr langer, dichter Abgang mit super Rückaromen.19 / 20 2016–2035

2001 cheVAl BlAncSt-EmilionVerhaltenes, verschlos­senes Bouquet, Mocca, Schokolade. Verschlosse­ner, eleganter Gaumen mit feiner Frucht, gutes Tannin, süsse Aromatik, langer, feiner Abgang. Kann noch zulegen.17 / 20 2012–2025

1998 cheVAl BlAncSt-EmilionDichtes, komplexes, ele ­ gantes, tiefgründiges, süsses Bouquet, Ricola, Pralinen, blaue Beeren, Maulbeeren, Minze, Schwarztee, Edelhölzer, Anis. Dichter, vielschich­tiger, eleganter Gaumen mit cremiger Struktur, viel gutes Tannin, kom­primierte Aromatik, sehr langer, dichter, voller Abgang mit sehr guten Rückaromen.20 / 20 2014–2050

1997 cheVAl BlAncSt-EmilionSüsses, seidenes, frisches Bouquet, Röstaromen, blaue Beeren. Mittelkräf­tiger, herber Gaumen, tro­ckenes Tannin, leichte Aromatik, würziger Abgang.17 / 20 trinken –2016

1996 cheVAl BlAncSt-EmilionDuftiges, süsses, sam­tenes Bouquet, blaue Beeren, Zedern, Mocca.

Ausgewogener, ele ganter, seidener Gaumen, leichte Struktur, kräftige Aromatik, langer, süsser Abgang.18 / 20 trinken –2024

1995 cheVAl BlAncSt-EmilionDuftiges, würziges, kom­plexes Bouquet, Leder, Tabak, Minze, Pralinen, Schwarztee. Eleganter, ausgewogener, eher leichter Gaumen, kräf­tige Aromatik, seidene Struktur, sehr langer, duftiger Abgang.19 / 20 trinken –2025

1990 cheVAl BlAncSt-EmilionTiefes, elegantes, aro matisches, komple­ xes Bouquet, Tabak, Leder, Zedern, Korinthen. Aus gewogener, viel ­ schichtiger, eleganter Gaumen, seidene Struk­tur, volle, süsse Aro­ matik, sehr langer, eleganter Abgang.19 / 20 trinken –2020

1989 cheVAl BlAncSt-EmilionSüsses, seidenes, frisches Bouquet, Milch­ kaffee, Pralinen, blaue Beeren, Heidelbeeren. Seidener, mittelkräf­ tiger, fein glie driger Gau­ men, süsse Aromatik, feine Struktur, langer, seidener Abgang.18 / 20 trinken –2015

1988 cheVAl BlAncSt-EmilionElegantes, volles, duf­ tiges Bouquet, Mocca, Röstaromen, blaue Beeren, Dörrfrüchte. Eleganter, voller, frischer Gaumen mit seidener Struktur, sehr gute, üppige Aroma­ tik, langer, voller, herber Abgang.18 / 20 trinken –2035

1983 cheVAl BlAncSt-Emilion Würziges, dichtes, duf­tiges, tiefes, komplexes Bouquet, Heu, Malz, Dörrfrüchte, Äniskräbeli, Zimt, getrocknete Kräuter, Kräuterbutter, einem La Tâche ähnlich. Ausge­wogener, eleganter, dichter, aromatischer, vol­ler, süsser Gaumen mit dichter, sei dener Struktur, super Aromatik, sehr langer, würziger Abgang. Nahe der Maximalnote.19 / 20 trinken –2025

1982 cheVAl BlAncSt-EmilionDichtes, samtenes, süsses, komplexes Bou­quet, rote Beeren, Pralinen, Zedern, Maulbeeren, Tabak, Dörrfrüchte. Aus­gewogener, samtener, süsser, eleganter, viel­schichtiger Gaumen mit kräftiger, süsser Aro­matik, feines Tannin, sehr langer, voller Abgang. 20 / 20 trinken –2025

1971 cheVAl BlAncSt-Emilion MagnumWürziges, duftiges, kom ­plexes, kräftiges, burgun di­sches Bouquet, Dörrfrüchte, Lebkuchengewürz, Tabak, Schwarztee, Minze, Pralinen, getrocknete Kräuter, Malz, Kreuzkümmel, Korinthen, Himbeerkerne. Vielschichti­ger, eleganter, aromatischer, voller Gaumen mit kräftiger, süsser Aromatik, feines Tan­nin, dichte Struktur, sehr lan­ger, voller, würziger Abgang.19 / 20 trinken –2020

1966 cheVAl BlAncSt-EmilionMagnumElegantes, würziges, duf­tiges Bouquet, Schwarztee, Leder, Tabak. Eleganter, dichter, voller, würziger Gau­men mit sehr guter Aromatik, feine, gute Trockenheit, sehr langer, würziger Abgang.19 / 20 trinken

1961 cheVAl BlAncSt-EmilionDichtes, kräftiges, aro­matisches, komplexes, süsses, opulentes Bou­quet, Dörrfrüchte, Leb­kuchengewürz, Malz, Tee, Leder, Tabak, Zedern. Ausgewogener, dichter, kraftvoller, vielschichtiger, konzentrierter Gaumen mit vielen kräftigen Aromen, feines Extrakt, sehr langer, dichter Abgang.20 / 20 trinken Fo

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60 JahreKompetenzin Wein

2007 nuMAnthiAEstates & Wines, Bodega Numanthia, Toro, Spanien1998 wurde das Weingut von der Familie Eguren aus La Rioja mit dem Ziel gegründet, den besten Wein von Toro zu erzeugen; der 2007er ist der erste unter der Regie von Moet Hennessy entstandene Jahrgang 18 bis 20 Monate in franzö­sischen Barriques gereiftFr. 69.–Dichte purpurrote Farbe. Intensive und komplexe Nase, würzig, Dörrzwetsch­gen, Röstaromen. Im Gaumen füllig, dicht struk­turiert, reife, präsente Tannine, intensive und komplexe Frucht, schwarz­beerige Aromen, Cassis, Lakritze und Schokolade, ausgewogen, langes Finale.17 / 20 2012–2022

Erhältlich bei:

www.evino.ch

2008 cloudY BAY sAuViGnon BlAnc te koko Estates & Wines, Cloudy Bay, Wairau Valley,

Marlborough, NeuseelandHelles Goldgelb. Mittel­ intensive Nase, fruchtig sowie von der Eichen­ fasslagerung geprägt, Vanille, buttrig. Füllig im Gaumen, reif wirkende, gut eingebundene Säure, mittelintensive, kom­ plexe Frucht, mineralisch, nussig und buttrig, Zitrus­früchte, sehr dicht und mit langem Abgang. 16 / 20 trinken –2016

2010 cloudY BAY sAuViGnon BlAnc Estates & Wines, Cloudy Bay, Wairau Valley, Marlborough, NeuseelandHelle strohgelbe Farbe. Intensive und komplexe Nase, fruchtig­exotische Noten, Grapefruit, Pa paya und Stachelbee­ren. Füllig im Gaumen, saftige Säure, intensive und komplexe Frucht, Grapefruit, Cassis sowie Aromen von Fenchel, mineralisch, recht dicht und mit langem Abgang, in der Fruchtphase zu geniessen 17 / 20 trinken –2014

2009 cloudY BAY Pinot noir Estates & Wines, Cloudy Bay, Wairau Valley, Marlborough, NeuseelandMitteldichtes Rubinrot. Sehr intensive, verfüh­rerische und komplexe Nase, ein Früchtekorb mit Erdbeer­ und Himbeer­konfitüre, rote Johannis­beeren, Stachelbeeren, daneben Röstaromen und exotische Gewürze. Fül liger und runder Gau­men, reife, weiche, ja edle Tannine, präsente, gut eingebundene, reif wirkende Säure, sehr intensive Frucht mit ge­wisser Komplexität, wieder rote Johannisbeeren, keine vegetabilen Aromen wie häufig bei neusee ­ländischen Pinots, dane­ben gut eingebundene Röst aromen, recht lan­ ger Abgang. Ein sehr attraktiver Pinot für den jungen Genuss.17 / 20 trinken –2015

Erhältlich bei:

www.manor.ch

www.globus.ch

estates & Wines: die Mh-collection

Das MH von LVMH bedeutet Moët Hennessy. Und zu MH gehört eine Kollektion von «Estates & Wines» in der ganzen Weinwelt. Von Kalifornien bis Australien, von Argentinien bis Neusseeland.

Cheval Blanc im Glas: Bernard Arnault (l.) und Baron Albert Frère, die Besitzer von Château Cheval Blanc, haben Architekt Christian de Portzamparc mit dem Bau der spektakulären Kellerei beauftragt.

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2008 cheVAl des Andes Estates & Wines, Cheval des Andes, Mendoza, ArgentinienDichtes Granatrot mit vio­letten Reflexen. Sehr inten­sive und komplexe Nase, reiffruchtig und balsa­misch, Cassis und Menthol. Fülliger Gaumen mit reifen

und präsenten Tanninen, präsente, gut eingebunde­ne Säure, sehr intensive und komplexe Frucht, beerig, mineralisch, Röst­aromen, ausgewogen und elegant, dicht und mit sehr langem Abgang. Ein unge­mein eleganter Wein aus einem eher kühleren Jahr.18,5 / 20 2013–2028

estates & Wines: cheval des Andes

Cheval des Andes, 1999 gegründet, ist das Resultat eines ambitiösen Joint Ventures zwischen der Bodegas Terrazas de los Andes, zu Moët Hennessy gehörend, und Pierre Lurton, dem Direktor von Château Cheval Blanc.

Lurton war fasziniert von der Möglichkeit, in Argentinien mit der Sorte Malbec eine Verbindung zur Vergangenheit von Château Cheval Blanc herzustellen. Denn vor der Reb-lausplage Ende des 19. Jahrhunderts hatten alle Médoc-Grands-Crus einen recht hohen Malbec-Anteil in ihrer Assemblage, nämlich zwischen 20 und 40 Prozent. Châ-teau Cheval Blanc selber ebenfalls.Die Trauben für den Cheval des Andes stammen von zwei verschiedenen Rebbergen: 36 Hektaren befinden sich in Vistalba in der Nähe von Mendoza, 15 Hektaren in La Con-sulta, 100 Kilometer südlich, aber ebenfalls auf 1100 Me-tern über Meer gelegen. Die Reben sind wurzelecht, so wie es sie vor der Reblaus in ganz Europa gab, in Vistalba sind sie 80 Jahre alt und können mittels Überfluten mit dem Gletscherwasser der Anden bewässert werden.Anlässlich einer Präsentation im Zürcher «Carlton» konn-ten alle bislang lancierten Jahrgänge Cheval des Andes ver-kostet werden, mit Ausnahme des 2001ers (auf Cheval Blanc degustiert); einen Jahrgang 2000 hat es nicht gegeben. Die Degustation bestätigte den Ruf des Weines, einer der aller-besten Weine Argentiniens, vielmehr einer der besten Weine der ganzen südlichen Erdhalbkugel zu sein. ib

2008 cAPe Mentelle sAuViGnon BlAnc séMillon Estates & Wines, Cape Mentelle, Margaret River, AustralienHelle strohgelbe Farbe. Intensive und komplexe Nase, vegetabile, blumige und fruchtig­exotische Noten, Grapefruit und weisser Pfirsich. Mittlere Fülle im Gaumen, intensive Frucht, Grapefruit­ und Cassisaromen, etwas Vanille, mittlere Dichte und recht langer Abgang mit etwas markanter Säure. Ein nicht einfach zugänglicher, aber recht gehaltvoller, trockener Weisswein.15 / 20 trinken –2016

2006 cAPe Mentelle shirAz Estates & Wines, Cape Mentelle, Margaret River, AustralienDichtes Granatrot. Mittelintensiv, würzig­ beerige Nase. Mittlere Fülle im Gaumen, reife, weiche Tannine, präsente Säure, intensive, würzig­beerige Frucht, pfefferig, mittlere Dichte, mittel­langer Abgang.15 / 20 trinken –2014

2004 cAPe Mentelle cABernet sAuViGnon Estates & Wines, Cape Mentelle, Margaret River, AustralienDichtes Granatrot mit aufgehelltem Rand. Inten­sive und komplexe Nase, würzig­beerig, auch Euka­lyptus mitschwingend. Mittlere Fülle im Gaumen, weiche Textur, reife, präsente Tannine, gut eingebundene Säure, intensive, würzig­beerige, auch vegetabile Frucht, gute Dichte mit recht langem Abgang. Ein ge­ fälliger, trinkreifer Cabernet Sauvignon.16 / 20 trinken –2016

Erhältlich bei:

www.vinsale.ch

2007 cheVAl des AndesCheval des Andes, Mendoza, ArgentinienDichtes Granatrot mit vio­letten Reflexen. Intensive und komplexe Nase, beerig und würzig, Nelken und Röstaromen. Fülliger und dichter Gaumen mit reifen und präsenten Tanninen, gut eingebundene Säure, sehr intensive und kom­plexe Frucht, Weichsel­kirschen, Brombeeren, auch Bitterschokolade, langer Abgang.17,5 / 20 2014–2027

2006 cheVAl des AndesCheval des Andes, Mendoza, Argentinien60 % Malbec, 35 % Cabernet Sauvignon, 5 % Petit VerdotDichtes Purpurrot mit vio­letten Reflexen. Mittelinten­sive und komplexe Nase, Vanille, Zimt und sehr reife Pflaumen. Füllig im Gaumen, intensive und komplexe Frucht, eingelegte Pflaumen, Zimt und Röst aromen, prä­sente, gut eingebundene Säure, edle und weiche Tannine, seidige Textur, aus­gewogen, dicht und sehr lang im Abgang. Vom Stil her ein Neue­Welt­Wein.18 / 20 trinken –2026

2005 cheVAl des AndesCheval des Andes, Mendoza, Argentinien60 % Malbec, 25 % Cabernet Sauvignon, 7 % Merlot, 7 % Petit Verdot

Der argentinische Cheval des Andes von Pierre Lurton (Direktor Cheval Blanc) und Nicolas Audebert (Öno-loge Cheval des Andes): einer der besten Weine der ganzen südlichen Erdhalbkugel.

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Dichtes Purpurrot mit violetten Reflexen. Sehr intensive Nase, reife Zwetschgen, Brombeeren, Zimt und Vanille. Füllig im Gaumen, mit reifen und weichen Tanninen, dichte Struktur, präsente Säure, intensive und komplexe Frucht, würzig und reif­fruchtig, Lakritze, Amarena­kirschen, auch mineralische Noten, ausgewogen und sehr lang im Abgang. Mehr im Bordeaux­Stil als der 2006er.19 / 20 trinken –2030

2004 cheVAl des AndesCheval des Andes, Mendoza, Argentinien55 % Malbec, 43 % Cabernet Sauvignon, 2 % Petit VerdotMagnumflascheDichtes Granatrot. Intensive, edle Nase, Cassis und Graphit (Bleistiftmine), an einen grossen Médocwein er innernd. Mittlere Fülle im Gaumen, mittlere Dichte, kompakt wirkend, präsente Säure, zuerst verschlos­ sen und etwas reduktiv wir kende Frucht, dennoch komplex, Cassis und Brombeeren, mit edlen Röst aromen. Ein ausgewo­gener Wein, der etwas schlanker als die übrigen Jahrgänge daherkommt, langer Abgang. 16 / 20 2013–2020

2003 cheVAl des AndesCheval des Andes, Mendoza, Argentinien60 % Malbec, 38 % Cabernet Sauvignon, 2 % Petit VerdotDichtes Granatrot. In ten­sive, komplexe Nase, Minznoten, Graphit (Blei­stiftmine), reife Amarena­kirschen. Sehr füllig im Gaumen, reife und weiche Tannine, dichte Struktur, weiche Säure, intensive und komplexe Frucht, im Stile eines Médoc Grand Cru, würzig und reiffruch­tig, Brombeeren, Lakritze, Vanille, elegant und ausgewogen, sehr langer Abgang. 18 / 20 trinken –2021

2002 cheVAl des AndesCheval des Andes, Mendoza, Argentinien56 % Cabernet Sauvignon, 40 % Malbec, 4 % Petit VerdotDichtes Purpurrot mit vio­letten Reflexen. Sehr inten­sive Nase, würzig und mit Röstaromen. Füllig im Gau­men, edle und reife Tannine, sehr dichte Struktur, prä­sente Säure, intensive und komplexe Frucht, würzig und fruchtig, Zigarrenbox, Leder und Cassis, im Stile eines Médoc Grand Cru, ausgewogen, elegant und sehr lang im Abgang. Ein grandioser, beeindrucken­der Wein.19 / 20 trinken –2027

2001 cheVAl des AndesCheval des Andes, Mendoza, Argentinien50 % Cabernet Sauvignon, 45 % Malbec, 5 % Petit VerdotDichtes Granatrot. Intensive und komplexe Nase, fast parfümiert wirkend, reife Zwetschgen. Recht füllig mit mittlerer Dichte, präsente Säure, intensive Kirschen­Pflaumen­Frucht, etwas Röstaromen, ausgewogen, mittlere Länge.16 / 20 trinken –2016

1999 cheVAl des AndesCheval des Andes, Mendoza, Argentinien50 % Cabernet Sauvignon, 45 % Malbec, 5 % Petit VerdotMitteldichtes Granatrot mit aufgehelltem Rand. Intensive, gereifte Nase, Minznoten, rote Beeren, auch etwas vegetabil. Fül­lig im Gaumen, weiche Tan nine, rund und ausge­wogen, recht dicht, weiche Säure, intensive und komplexe Frucht, im Stile eines Médoc Grand Cru, würzig, Zigarrenbox, Leder und Röstaromen, langer Abgang. 18 / 20 trinken –2019

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Das PrinziP GajaEleganz und Finesse machen den Barbaresco aus dem Hügelgebiet östlich von Alba zum gleichwertigen Partner des zu Unrecht höher geschätzten Barolo.

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unD italiens vielleicht beste Genossenschaft

Zwei Hauptprotagonisten des Barbaresco: Angelo Gaja

wie die Produttori del Barbaresco haben ihren Sitz

in der namens gebenden Gemeinde mit dem weit

herum sichtbaren Wehrturm.

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Wenig scheint sich im kleinen Hügeldorf seit meinem letz-ten Besuch verändert zu haben. Noch immer versperrt ein massives, elektrisch betriebenes Eisentor den Eintritt in Angelo Gajas Reich. Und nach dem Öffnen eilt der Mann wie stets zur Begrüssung herbei und nimmt einen mit sei-ner Aura gefangen. Im Laufschritt führt er durch den neuen Keller, der sein Weingut mit dem vor einigen Jah-

ren erworbenen Castello di Barbaresco unterirdisch ver-bindet. Nur die Treppen nimmt er bedächtiger in Angriff. Da plagt ihn noch eine kürzlich durchlittene Operation. Andere werden im Alter langsamer, Angelo Gaja wird schneller, denkt man sich insgeheim. Wären da nicht die grau melierten Haare und die weissen Schläfen, würde man dem Siebzigjährigen sein Alter nicht geben.

angelo Gaja: Mit charisma, eloquenz und unternehmergeschick zum weltweit geachtetsten Produzenten italiens

Die Familie arbeitet mit: Angelo Gaja und seine Frau Lucia mit den Töchtern Gaia (32, l.) und Rossana (30). Nachzügler Giovanni (18) geht noch zur Schule.

Der Barbaresco wird gewöhnlich als «kleiner Bruder des Barolo» apostro-phiert. Das halten wir für irreführend. Die Bezeichnung suggeriert eine Unterlegenheit, die nicht den Tatsachen entspricht. Es handelt sich bei den zwei Weinen zwar um verwandte Gewächse – beiden steht der Nebbiolo Pate. Doch sie besitzen eine je eigene Charakteristik, die wir nicht gegen-einander ausspielen wollen.Worin unterscheidet sich der Barbaresco vom Barolo? Anbaugebiet und Produktionsmenge sind kleiner, erreichen nur vierzig Prozent der Barolo-Grösse. Die Böden sind von ähnlicher Beschaffenheit – trocken und kalk-haltig, mit steinigem, aus tuffhaltigem Mergel be stehendem Untergrund –, weisen jedoch einen erhöhten Gehalt an Kupfer, Zink und Bor und damit eine andere mineralische Zu sam mensetzung auf. Übers ganze Anbaugebiet

besehen, ist die Boden struktur aber uniformer als in der Barolo-Zone. Das Klima in Barbaresco ist etwas wärmer und trockener. Die Rebberge liegen mit 150 bis 300 Meter über Meer tiefer. Die Trauben finden ein, zwei Wo-chen früher zur vollen Reife und besitzen bei der Ernte einen niedrigeren Säurewert als der Nebbiolo aus dem Barolo. So gibt sich ein Barbaresco milder als ein Barolo, fruchtbetonter, eleganter und anmutiger. Er ist der leichter zu trinkende Wein, ohne deswegen aber einfältiger zu sein.Man muss nicht in die Barbaresco-Dörfer Treiso oder Neive ausschwär-men, um zwei Hauptprotagonisten des Barbaresco zu besuchen. Man kann bequem in Barbaresco bleiben: Angelo Gaja wie die Produttori del Barbaresco haben ihren Sitz in der namensgebenden Gemeinde mit dem weit herum sichtbaren Wehrturm.

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Angelo Gaja lässt seinen Barbaresco zwölf Monate in Barriques und zwölf Monate in grossen Holzfässern reifen.

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Wie wir uns später im tunnelartigen Empfangs-raum gegenübersitzen, mich Angelos Augen abwartend mustern und gleichzeitig zur ersten Frage auffordern, will ich wissen, was für ihn als Piemonteser Weinproduzenten in den letzten Jahren die auffälligste Veränderung gewe-sen sei. Der Mann überlegt kurz und antwortet dann mit einem Wasserfall von stakkatoartig gesetzten Sätzen. Seine Ausdrucksweise, seine Körpersprache zeugen dabei von einer scheinbar unerschöpflichen Energie. Gestikulierend unterstreicht er die Aussagen. Ein Fingerschnippen bringt sie auch optisch auf den Punkt. Alles vollzieht sich in ei-nem atemberaubenden Tempo.

Zentral sei die Bewegung der Selbstkelterer, antwor-tet er. Während es bis vor 25 Jahren kaum Winzer gege-ben habe, die ausschliesslich eigene Trauben verarbeitet hätten, die Erzeugung von Barolo und Barbaresco also fast zur Gänze in den Händen der grossen traubenzukaufen-den Weinhäuser gelegen habe, seien in den letzten zwan-zig Jahren die kleinen, qualitätsbewussten Weingüter wie Pilze aus dem Boden geschossen. Rund 700 selbstkelternde Winzer würde die Langhe heute zählen, die ihre Weine zu guten Preisen verkaufen können. Das Gebiet sei wohlha-bend geworden. «Das gibt es in Italien kein zweites Mal. Wir sind das dynamischste und vielleicht auch visionärste Anbaugebiet des Landes», sagt er.

Profitiert hat das Piemont in der Vergangenheit auch von einer noch nie da gewesenen Reihe von meteorolo-gischen Ausnahmejahren. Während in den sechziger, den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts je-weils bloss zwei bis drei überdurchschnittlich gute Wein-jahrgänge zu verzeichnen waren, kennen die Nebbiolo-

winzer seit 1995 nur noch «sehr gute» bis «exzellente», bis «überragende» Ernten. «Seit 1996 haben wir hier ein kali-fornisches Klima. Ob zufällig oder als Folge einer Klima-veränderung, lässt sich noch nicht schlüssig sagen», fügt Gaja hinzu.

Die heissen und zur Erntezeit trockenen Jahre, die ertragsbewussten Winzern erlaubten, gesunde, ausgereifte Trauben zu keltern, beschleunigten die dringend notwen-dige Konsolidierung einer Stilentwicklung, die noch Mitte der neunziger Jahre aus dem Ruder zu laufen drohte. Mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln wie etwa Verkür-zung der Gärdauer, übermässigem Barriqueeinsatz bis zur Zumischung von gebietsfremden, weichspülenden Reb-sorten wurde versucht, aus dem kaum mehrheitsfähigen Nebbiolowein eine Version «soft» oder «light» zu kreieren, die der Konkurrenz der allmächtigen Cabernet, Merlot und Syrah auch auf dem Weltmarkt zu trotzen vermag – Piemonteser Bauern im Armanianzug sozusagen.

Angelo Gaja spielte in dieser ungestümen Entwick-lung freilich keine entscheidende Rolle. Seine Weine hat-ten ihre Identität eine Generation früher gefunden. Dank

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short factsanGelo Gaja

aDresse Via Torino 18, I-12050 Barbaresco CN fon +39 173 635 158GrÜnDunG 1859reblanD 92 HektarenWeine Barbaresco, Langhe Costa Russi, Langhe Sorì San Lorenzo, Langhe Sorì Til-dìn, Langhe Sperss, Langhe Conteisa, Langhe DarmagiProDuKtion 300 000 FlaschenanGelo Gaja 1940 geboren, 1961, nach Abschluss der öno logischen Studien, Ein-tritt in den elterlichen BetriebÖnoloGe Guido Rivella, seit 1970Weitere WeinGÜter Pieve Santa Restituta in Montal-cino (seit 1994) und Ca’ Mar-canda in Bolgheri (seit 1996)Gaja Distribuzione jährlich 500 000 Flaschen von 60 Weingütern aus 15 Ländern, darunter Bordeaux wie Haut-Brion, Yquem, Cos-d’Estournel

Unterirdisch miteinander verbunden: die neuen Keller des Weingutes von Angelo Gaja und das vor einigen Jahren erworbene Castello di Barbaresco.

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Intelligenz, Weitsicht und einem feinen Gespür für die Bedürfnisse der unterschiedlichen Märkte leitete er die Renovation seines Nebbiolo bereits in den späten siebziger Jahren ein. Er verkürzte die Maischegärung seines Bar-baresco auf zwei bis drei Wochen und liess den Jungwein anschliessend zwölf Monate in Barriques und zwölf Mo-nate in grossen Holzfässern reifen. Der Erfahrungs- und Wissensvorsprung erlaubte ihm, seine Gewächse stets auf Topniveau zu halten und aus dieser unangefochtenen Marktposition und in der Tradition der schon seit je teure-ren Gaja-Weine Preise zu verlangen, die keinem anderen italienischen Winzer verziehen worden wären.

Bereits meine erste Reise in die Langhe vor beinahe dreissig Jahren machte mir schlagartig den Unterschied zwischen dem noch jungen Angelo Gaja, seinen Weinen und jener seiner Konkurrenten bewusst. Ich hatte damals bei seinem Schweizer Importeur gerade sechs Flaschen Barbaresco 1982 subskribiert – zum heute tief anmuten-den Preis von 32 Franken. Importeur Weibel stellte den Kontakt zu Angelo her. Dieser empfing mich freundlich und liess mich bereitwillig seine modernere, Eleganz mit

Kraft und Tiefgründigkeit verbindende Interpretation des Barbaresco kosten. Danach und auch bei späteren Besu-chen im Spätherbst stellte er mir mit Stolz und Leiden-schaft das traditionsverhaftete Piemont vor. Bei stockdich-tem Nebel, in der Luft der Geruch von nassem Laub und Rauch, ging es jeweils entlang nur schemenhaft zu erken-nenden Weinbergen in die Restaurants. Es empfing uns jeweils die Wärme des Kaminfeuers und der unnachahm-liche Duft der weissen Trüffel. Die Knolle wurde noch mit überschwenglicher Grosszügigkeit über die Tajarin, den Risotto, das Spiegelei gehobelt. Danach gab es Wild-schwein, Hase oder Brasato, schliesslich Castelmagno und anderen würzigen Käse und dazu die archetypischen, tra-ditionellen Varianten von Barolo und Barbaresco, jene so zarten wie kräftigen Gewächse mit ihren Duftnoten von Veilchen, Rosen, Teer, Trüffel und Lakritz, der geradlini-gen, trockenen Art, dem anspruchsvollen Gerbstoff, der beschwingten Säure. «Giacosa Bruno, Conterno Giacomo, Mascarello Giuseppe», murmelte dann Angelo jeweils. Nie bestellte er seine Weine in den Restaurants. Die gab es bloss in den eigenen Mauern zu probieren.

Die Hügelzüge von Barbaresco mit ihren Top-Wein lagen, die magische Namen haben wie Rabajà, Asili oder Pora.

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2008 barbaresco Angelo Gaja, Barbaresco, PiemontFr. 165.–Kräftiges, leuchtendes Rot. Im Bouquet noch verhalten, aber nobel, neben schwarzen auch rote Früchte, tiefgründig, Veilchen. Im Gaumen sehr lebendig, straff und dicht gebaut, noch etwas schroffes Tannin, spür- bare Holzprägung, feiner, langer Abgang. Ein frischer, eleganter, stil-voller Barbaresco.18 / 20 2014–2028

2007 barbaresco Angelo Gaja, Barbaresco, PiemontFr. 165.– (ausverkauft)Kräftiges Rot. In der Nase noch verschlossen und holzbetont, nach Belüftung Dörrfrüchte, Kräuter,

Pflaumen, Lakritz, bal-samische Noten. Im Ge-schmack kraftvoll, viel Power und Alkohol, recht rundes, süsses Tannin, eher tiefe Säure, langes, etwas sprödes Finale. Ein Brocken von einem Barbaresco, die Wucht geht etwas auf Kosten der Eleganz.17 / 20 2013–2024

2005 barbaresco Angelo Gaja, Barbaresco, PiemontFr. 169.–Kräftiges Rot. Im Bouquet tiefgründig, Pflaumen, Lakritze, Dörrobst, spür-bares Holz. Im Geschmack eher schlank, Tannin beginnt sich zu harmo - ni sieren, elegante Säure, im langen Abgang noch etwas trocknend von der deutlichen Holz-prägung. Ein eleganter,

«leichterer», bereits recht zugänglicher Barbaresco.17 / 20 2012–2020

2004 barbaresco Angelo Gaja, Barbaresco, PiemontFr. 185.–Kräftiges Rot. In der Nase kraftvoll und tief gründig, Noten von Lakritze, Teer, schwarzen Früchten, dezente Röst aromen. Im Gaumen satt und straff gebaut, präsente Säure, noch etwas schroffes Tannin, im langen Abgang Nebbio lo-Süsse. Ein komplexer Power- Barbaresco, noch etwas Reifezeit brauchend.18 / 20 2013–2024

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Noch heute zieht Angelo Gaja den Hut, wenn er von diesen Dinosauriern des authentischen Barolo oder Bar-baresco spricht. Er ist aber auch klug genug, die Anstren-gungen seiner jüngeren Kollegen zu würdigen. «Ich halte die Stilvielfalt für überlebensnotwendig. Jeder Markt, je-der Geschmack kann dadurch befriedigt werden», meint der Vielgereiste.

«Wie liesse sich denn der Stil Gaja definieren – etwa als Interpretation der Tradition aus dem Geist der Moderne?», frage ich. Gaja stimmt zu und betont, wie schädlich sich Stillstand auswirken kann. «Und wel- ches ist das Prinzip, das allem zu Grunde liegt, das Gaja-Prinzip sozusagen?» Da wird der Mann nachdenklich und stellt sein mächtiges Ego in die Ecke. «Ohne meine Frau Lucia, die die ganze Administration unter sich hat, und ohne Guido Rivella, der seit 1970 mit Zurück-haltung und Fingerspitzengefühl die Weine keltert und ausbaut, wäre Gaja nicht Gaja», entgegnet er. Die bei- den bauten ihm die Plattform für seine brillante Perfor-mance. Und ohne seine drei Kinder wäre die Zukunft ungesichert. Die älteste Tochter, Gaia mit Vornamen, hat für den Vater das Reisen übernommen und agiert global als charmante Hohepriesterin der Gaja-Weine. Rosanna, die mittlere, arbeitet derzeit auf dem zum Imperium gehörenden Brunello-Weingut Pieve S. Restituta. Nach-zügler Giovanni geht noch zur Schule und muss seine Position im mittlerweile 150 Jahre alten Betrieb noch

finden. Die Kinder haben Angelo Gaja Geduld und Gelas-senheit gelehrt.

Zweimal im Verlaufe des Besuchs schwillt Gajas Stimme freilich bedrohlich an und zeigt, wie dünnhäutig er auch sein kann. Da kommt zum einen das Gespräch auf den Konzentrator, jene Maschine, die den Traubensaft konzentriert, indem sie ihm Wasser entzieht. Die Vermu-tung, auch er hätte seinen Dienst genutzt, weist er entrüs-tet von sich. «Zwar haben auch wir einen Verdampfer im Keller. Doch gebraucht haben wir ihn nie. In den letzten heissen Jahren würden wir besser dekonzentrieren, statt künstlich zu verdichten», erklärt er.

Und dann begründet er, warum er seine drei weltbe-rühmten Barbaresco-Crus – Costa Russi, Sorì San Lorenzo und Sorì Tildin – sowie den Barolo Sperrs zu DOC-Weinen «Nebbiolo Langhe» deklassiert hat. Nicht die Möglich-keit, andere Sorten beizumischen, was das DOC-Regle-ment erlauben, die DOCG Barolo und Barbaresco aber ver bieten würde, sei der Anlass gewesen, sondern die Aufwertung seines lagenverschnittenen Barbaresco, der schon immer der bekannteste Wein seiner Vorfahren gewesen sei. Dass ihm von Journalisten Verrat an der Appellation vorgeworfen wurde, hätte ihn geschmerzt. Der Entscheid sei gut überlegt gewesen und hätte sich in-zwischen als richtig erwiesen: Sein DOCG-Barbaresco, der ihm von all seinen Weinen der liebste sei, hätte an Ansehen gewonnen.

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Angelo Gajas liebster Wein war schon der bekann-teste Nebbiolo seiner Vorfahren: der lagenverschnittene Barbaresco.

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Wer die unterschiedlichen Crus von Barbaresco, ihre ge-schmacklichen Eigenarten und ihr Potenzial kennenler-nen will, spaziert von Gaja die Via Torino hoch und landet unweigerlich bei den Produttori del Barbaresco. In dieser gewöhnlich wenig befahrenen, ruhigen Strasse herrscht für einmal emsiger Verkehr. In Barbaresco hat an diesem sonnigen Herbsttag die Weinlese begonnen. Die ersten Genossenschaftsmitglieder stehen mit ihren Traktoren Schlange und warten, dass die prächtigen, violettblauen Nebbiolotrauben in den roten Kassetten gewogen und dann abgebeert werden. Mit Argusaugen überwacht der technische Direktor Gianni Testa den Vorgang.

In seinem karg eingerichteten Büro wartet Aldo Vacca. Der jugendlich wirkende Fünfziger nimmt sich Zeit, obwohl Besucher während der Ernte nicht gerade die erste Priorität geniessen. Wir kennen uns schon seit den

achtziger Jahren, in denen der promovierte Ingenieur-Agronom noch als Assistent für Public Relations und in-ternationale Kontakte bei Angelo Gaja wirkte. Seit 1991 arbeitet er als Mann für alles – offiziell nennt sich das kauf-männischer Direktor – bei den Produttori und ist mit sei-ner ruhigen, umsichtigen, verantwortungsbewussten Art der Garant für die konstant hohe Qualität der Barbareschi der 1958 gegründeten Genossenschaft.

Weingenossenschaften geniessen in Italien im Allge-meinen nicht den besten Ruf. Sie arbeiten nach industriel-len Normen, gehören einer bestimmten politischen Partei an oder sind an die Kirche gebunden. Die Cantina Produt-tori del Barbaresco bildet die Ausnahme von der Regel. Sie ist die wohl unabhängigste und beste italienische Genos-sen schaft (Südtirol sei für einmal ausgeklammert). Ihre Politik des getrennten Ausbaus einzelner traditionsreicher

Produttori del barbaresco: Gralshüter der hochwertigen, klassischen barbaresco-lagen

Garant für die konstant hohe Barbareschi-Qualität der Produttori: Direktor Aldo Vacca. Genossen-schaftsmitglieder bringen mit Traktoren in roten Kassetten die prächtigen, violettblauen Nebbiolo-trauben, die gewogen und dann abgebeert werden. Fo

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Lagen in Jahren von besonderer Güte – 1967 erstmals mit Erfolg ange wandt – setzte den Massstab auch für private Weinproduzenten.

Die qualitätsbewusste Arbeit der Cantina ist natürlich erklärbar: Mit 53 Mitgliedern ist ihre Grösse noch überschau-bar. Sie verarbeitet nur Nebbiolotrauben, was im Verlauf der Jahre zur gründlichen Kenntnis der spezifischen Eigenart der Rebe geführt hat. Sie bezahlt nach Qualität, kennt die Vollabgabepflicht, kontrolliert den Rebschnitt, berät bei der Verwendung von Fungiziden und Herbiziden. Sie besitzt zudem ein unschätzbares Kapital in den klassischen Lagen von Barbaresco (mit 110 Hektaren Weinbergen kontrolliert sie einen knappen Fünftel des gesamten Anbaugebiets).

Die Vinifikation beschreitet, immun gegen modische Einflüsse, traditionelle Wege: vierwöchige Maischegärung mit Cappello sommerso und Ausbau in grossen Holzfässern aus französischer und slawonischer Eiche. Barriques sucht man im 2008 neu erstellten, schönen Lagerkeller vergebens.

Der Basiswein der Produttori ist der normale Barba-resco. Er wird in der respektablen Menge von 250 000 Fla-schen erzeugt, beeindruckt regelmässig mit seiner Jahr-gangs- und Sortentypizität und einem unschlagbaren Preis-Genuss-Verhältnis. Die in überdurchschnittlich guten Jahren hergestellten 120 000 Flaschen Crus lösen bravou-rös den Anspruch ein, den ihre magischen Namen besit-zen: Asili, Montefico, Montestefano, Muncagatta, Ovello, Pajé, Pora, Rabajà und Rio Sordo. Sie bezüglich ihrer Güte zu klassieren, ist fast unmöglich. Immer ist es wieder ein anderer, der besonders hervorsticht. Selbst bei Aldo Vacca, der von einem geeigneten Panoramapunkt aus mit leuch-tenden Augen die wie auf einem umgekehrten Y aus Barbaresco Richtung Südwest und Südost wegführenden Lagen benennt und erklärt, will sich nicht festlegen: Mal liebt er die besondere Mineralität des Montefico, dann wieder die Delikatesse des Rio Sordo, die Strenge des Montestefano oder die Expressivität und Harmonie des Rabajà. Zu beneiden ist der Mann, der sich angesichts dieser gewaltigen Fülle nicht entscheiden kann.

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short factsProDuttori Del barbaresco

aDresse Via Torino 54 I-12050 Barbaresco CN fon +39 173 635 139internet www.produttori-delbarbaresco.comreblanD 110 Hektaren, knapp 20 Prozent des gesamten Anbaugebietestrauben ausschliesslich NebbiolovinifiKation traditionell, vierwöchige Maischegärung, Ausbau in grossen Holz-fässern aus französischer und slawonischer EichebasisWein der normale Barbaresco (250 000 Fla-schen im Jahr)crus Asili, Montefico, Monte stefano, Munca- gatta, Ovello, Pajé, Pora, Rabajà, Rio Sordo, nur in überdurchschnittlich guten Jahren hergestellt (120 000 Flaschen)GrÜnDunG Der Genossenschaft

1958MitGlieDer Der

Genossenschaft 53KaufMÄnnischer DireKtor Aldo Vacca, seit 1991 bei den Produttori

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2007 barbarescoProduttori del Barbaresco, Barbaresco, PiemontFr. 26.50Kräftiges, leicht gereiftes Rot. Feines, eher leichteres Bouquet, Noten von Hage-butte, Veilchen, Amyl. Im Gaumen konzentriert, «warm», viel Stoff und Alko-hol, rundes, reifes Tannin, diskretere Säure, gute Län-ge. Ein rustikaler, aber doch eher einfacher Barbaresco.16 / 20 2012–2020

2006 barbarescoProduttori del Barbaresco, Barbaresco, PiemontFr. 29.50Mittelkräftiges Rot. Leich-teres Bouquet, einfacher, aber typischer Nebbiolo-Ausdruck, Veilchen, Lakritz. Im Geschmack mittelge-wichtig, kerniges Tannin, präsente Säure, mittel-langer Abgang. Ein klassi-scher, authentischer, unprätentiöser Nebbiolo.16 / 20 2012–2018

2005 barbaresco cru rio sorDo Produttori del Barbaresco, Barbaresco, PiemontFr. 43.–Mittelkräftiges, leicht gereiftes Rot. Rotfruchti-ges, eher kühles Bouquet, Veilchen, Lakritz, schöne Nebbiolo-Typizität. Im Gau-men dicht gebaut, gute Struktur, seidiges, feinkör-niges Tannin, saftige Säure,

Die Cantina Produttori del Barbaresco, wohl die unabhängigste und beste italienische Genossenschaft, beschreitet in der Vinifikation mit dem Ausbau

in grossen Holzfässern traditionelle Wege. Verarbeitet werden ausschliesslich Nebbiolo-Trauben, die 53 Genossenschafts mitglieder

einbringen, wie Dante Alutto aus der Lage Rabajà oder Antonio Culasso und seine Mutter aus der Lage Pora (oben Mitte).

langer Abgang. Ein delikater Barbaresco mit Finesse.18 / 20 2014–2020

2005 barbaresco cru Pajé Produttori del Barbaresco, Barbaresco, PiemontFr. 43.–Mittelkräftiges, leicht ge-reiftes Rot. In der Nase noch verschlossen, mehr auf der schwarzfruchtigen Seite, Pflaumen, Lakritz. Im Gau-men robust, fleischig, kräf-tiges, etwas rustikales, leicht trocknendes Tannin, präsente Säure, spürbares Holz, langer Abgang. Ein geradliniger, robuster, noch etwas spöder Barbaresco.17 / 20 2015–2022

2004 barbaresco cru PoraProduttori del Barbaresco, Barbaresco, PiemontFr. 42.50 Mittelkräftiges, leicht ge-reiftes Rot. Burgundisch an-mutendes Bouquet, Anflug von Veilchen und roten Bee-ren, zurückhaltendes Holz. Im Geschmack mittelgewich- tig, samtig-trockenes, reifes Nebbiolo-Tannin, präsente Säure, langer Abgang. Ein eher femininer, aber immer noch strenger Barbaresco.18 / 20 2013–2020

Erhältlich bei:

Buonvini Zeughausstrasse 67, 8004 Zürich Fon 043 444 74 74 www.buonvini.ch

Einer der Crus der Produttori del Barbaresco: der delikate Barba-resco Rio Sordo.

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Peter Kuhn, Geschäftsführer und Verwaltungsrat der Boucherville AG: «Zu einem festlichen Anlass habe ich früher einen Burgunder oder einen Bordeaux entkorkt, heute öffne ich einen deutschen Spätburgunder.»

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Wie ist das nun schon wieder mit QbA und TBA, mit Kabinett und Spätlese? Weine aus Deutschland und ihre Qualitätskategorien und -abstufungen sind eine Welt für sich. Auf drei Seiten werden in der Preisliste der Weinhand-lung Boucherville die Qualitätsstufen und Geschmacksan-gaben bei deutschen Weinen erklärt. Von «Qualitätsweine bestimmter Anbaugebiete» (QbA) bis Trockenbeerenauslese (TBA), von Kabinett bis Spätlese und von trocken bis edel-süss. Die Erklärungen sind hilfreich. Denn von den rund 120 Weingütern, deren Produkte Boucherville anbietet, kommen drei Dutzend aus Deutschland.

Deutsche Weine liegen heute im Trend. Vor allem in der gehobenen Gastronomie werden zunehmend Weine aus dem nördlichen Nachbarland ausgeschenkt. «Dass es bei uns viele deutsche Sommeliers gibt und zunehmend deutsche Küchenchefs, hilft da sicher auch», stellt Peter Kuhn fest. Aber zuerst müssen die Weine überzeugen. Und das tun sie. Tim Abegg, Verwaltungsratspräsident der Boucherville AG, und Peter Kuhn, Geschäftsführer und Verwaltungsrat, setzten schon vor 20 Jahren, als sie die Weinhandlung gründeten, auf deutsche Weine. Damals ging es praktisch ausschliesslich um Süssweine. «Erst seit Mitte der 1990er Jahre kamen trockene Rieslinge auf», erinnert sich Kuhn. Diese Weissen sind die wichtigsten deutschen Weine, aber auch Rotweine sind immer mehr gefragt. Für Peter Kuhn sind die Spätburgunder aus deut-schen Landen «heute die bestens Pinots». «Zu einem fest-lichen Anlass habe ich früher einen Burgunder oder einen Bordeaux entkorkt», sagt Kuhn, «heute öffne ich einen deutschen Spätburgunder.» Etwa von den badischen Spit-zenwinzern Bernhard Huber oder Martin Wassmer.

Auch aus anderen deutschen Anbaugebieten finden sich prominente Namen im Boucherville-Sortiment: von der Ahr zum Beispiel Jean Stodden und Meyer-Näkel, von der Mosel Dr. Loosen, Joh. Jos. Prüm und Günter Jauchs Gut von Othegraven, von der Nahe Emrich-Schönleber, aus Rheinhessen Wagner-Stempel. Und aus der Pfalz kommen die Weine von Müller-Catoir, Friedrich Becker und Ökonomierat Rebholz ebenso wie jene von Jungstar

Markus Schneider und vom legendären Weingut Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan.

Neben Deutschland fokussierte Boucherville in den Anfängen vor allem auf die Neue Welt. «Die Weine aus Amerika und Australien waren hier neu, sie beeindruck-ten durch ihre Fruchtigkeit und Üppigkeit. Das Geschäft mit diesen Weinen boomte richtig damals», erinnert sich Kuhn fast ein bisschen wehmütig, «wir hatten ein paar tolle Vertretungen.» Vor zehn Jahren brach die Nachfrage nach solchen Weinen ein, und sie hat sich seither nicht wirklich erholt. Aber Boucherville hat auch heute ein paar grosse Weine aus Kalifornien im Angebot. Etwa von Stars wie Philip Togni und David Ramey. Und die höchstgelob-ten (und höchstpreisigen) Cabernets von Hundred Acre. Oder aus Australien die Produkte von Jim Barry Wines. Peter Kuhn schwärmt von den Weinen von John Russell aus dem Barossa Valley: «Den kennt zwar kaum jemand, und seine Weine tauchen nicht in den Ratings auf. Aber sie sind grossartig.»

All diese Schätze in Flaschen liegen in einem wun-derschönen Kreuzgewölbekeller im alten Zürcher Güter-bahnhof. An der vorderen linken Ecke des grossen Ge-bäudekomplexes hat die Boucherville AG die Büros, weiter hinten, bei Tor 4, geht es die Treppe runter zum Fine Wine Shop in dem weiträumigen Keller. Eigentlich sollte auf dem riesigen Areal neben den Bahngeleisen im Zürcher Kreis 4 das neue Polizei- und Justizzentrum des Kantons Zürich stehen, aber darum ist seit Jahren ein politisches Hin und Her im Gang. «Ursprünglich hätten wir schon 2007 rausmüssen», sagt Kuhn, «jetzt können wir sicher bis Ende 2012 bleiben.»

Im imposanten Keller liegen auch Flaschen aus an-deren Gegenden. Aus der Schweiz etwa von Irene Grünen-felder aus der Bündner Herrschaft und von Werner Stucky aus dem Tessin. Italien ist zum Beispiel mit den Chianti von Felsina und den Brunello von La Fiorita vertreten. Und, darüber freut sich Peter Kuhn besonders, seit kurzem auch mit den Top-Barolo von Roberto Voerzio. Als Krite-rien für die Aufnahme eines Weines in sein Sortiment

Short FactSBoUchErVILLE

adrESSE Boucherville AG, Hohlstrasse 150 (im Güter­bahnhof), 8004 ZürichFon 044 299 40 30IntErnEt www.boucherville.chÖFFnUngSzEItEn Fine Wine Shop, Güterbahnhof Tor 4: Dienstag bis Freitag 10–18, Samstag 9–16 UhrSortImEnt Rund 700 Weine, vor allem aus Deutschland und aus der Neuen Welt (USA, Australien) sowie aus Spanien, Italien, FrankreichgESchäFtSFührEr Peter KuhnanzahL mItarBEItEr 8

«Die Deutschen machen heute die besten

Pinots»

G u t e W e i n h a n d l u n g e n : B o u c h e r v i l l e

Deutsche Weine liegen im Trend. Bei der Weinhandlung Boucherville in Zürich spielen sie schon seit 20 Jahren eine zentrale Rolle.

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Page 32: Schweizerische Weinzeitung

nennt Peter Kuhn an erster Stelle das Preis-Genuss- Verhältnis. Beim Wein an sich sind ihm «Balance und Har-monie» am wichtigsten. Und der Wein soll das bestehende Sortiment ergänzen, nicht konkurrenzieren.

Aus Frankreich kommen die Champagner von Le-noble, die Burgunder von Chantal Lescure und die Côtes-du-Rhône-Weine von Château de Saint Cosme. «Mit Bor-deaux haben wir fast ganz aufgehört», sagt Kuhn. Der Château du Courlat aus Lussac-Saint-Emilion ist der ein-zige – er kostet 17.80 Franken. Aber Grands Crus, Peter Kuhn schüttelt den Kopf, da gehe gar nichts mehr. «Die Besitzer der grossen Châteaux haben ihre Sympathien komplett verspielt.» Auch im Burgund sieht er Abzocker am Werk: «Wenn sie einen Top-Jahrgang haben und gute Ratings bekommen, erhöhen sie die Preise massiv. Dann werden die Jahrgänge durchschnittlich, aber die Preise bleiben. Und wenn der nächste gute Jahrgang kommt, werden die Preise weiter erhöht.»

Ganz anders ist es in Spanien: «Da bekommt man viel und guten Wein fürs Geld.» Dabei stand Spanien lange Zeit gar nicht auf der Boucherville-Landkarte. Dass sich das geändert hat, ist eher zufällig passiert. Ein Be-kannter, der nicht im Weingeschäft ist, erzählte Peter Kuhn von einem Spanier, der hier seinen Wein verkaufen wolle. Kuhn gab ihm die Namen von Spanien-Spezialisten, an die der Mann sich doch wenden solle. Doch die zeigten kein Interesse, der Spanier reiste wieder ab. Der Bekannte gab Peter Kuhn dann eine Flasche des Weines: Monte-castro 2002, Ribera del Duero. Und der Zürcher Wein-händler war begeistert, als er den Wein verkostete. Und orderte gleich mal davon. Es wurde eine Erfolgsgeschichte. Inzwischen ist der Montecastro einer der Topweine der Region Ribera del Duero. In seinem Windschatten baute Markus Lichtenstein, der mehrere Jahre in Spanien gelebt hat und 2010 als stellvertretender Geschäftsführer zum Boucherville-Team stiess, ein kleines, feines Spanien-Sor-timent auf. Mit den Verdejo der Bodegas Naia zum Bei-spiel, den Rioja der Bodegas Pujanza, den Priorat-Abfül-lungen von Les Cousins Marc & Adrià. Und unlängst neu dazugekommen sind die klassischen Rioja des Traditions-hauses La Rioja Alta.

Solche Weine sind auch in der Gastronomie ge-fragt. Dieser Bereich macht bei Boucherville zwischen 40 und 50 Prozent des Umsatzes aus, «Tendenz steigend.» Und hier will man auch weiter zulegen, vor allem mit italienischen und spanischen Weinen. Und natürlich mit deutschen.

G u t e W e i n h a n d l u n g e n : B o u c h e r v i l l e

Bestseller bis 20 Franken

2010 Van VoLxEm Saar rIESLIng trockEn Van Volxem, Roman Niewod-niczanski, Wiltingen, Saar100 % RieslingFr. 17.20Blassgold. In der Nase frisch, etwas Aprikosen, ein Hauch Ananas. Am Gaumen sehr mineralisch, Noten von Zit­rusfrüchten, seidig.17 / 20 trinken –2020

Bestseller 20 bis 40 Franken

2006 montEcaStro do, rIBEra dEL dUEroBodegas y Viñedos Monte-castro, Castrillo de Duero 96 % Tinto fino, 3 % Merlot, 1 % Cabernet SauvignonFr. 36.–Dunkles Purpurrot. Inten­sives, komplexes Bouquet mit roten und schwarzen Beeren, Schokolade. Opulent am Gaumen, reife Kirschen, Pflaume, ein Hauch Zimt, samtig. Langer Abgang.19 / 20 trinken –2016

Bestseller über 40 Franken

2006 ShIraz «thE VIctor» grEEnock Farm John Russell Wines, Angaston, Barossa Valley100 % ShirazFr. 52.–Dichtes, dunkles Purpurrot. Wuchtiges Bouquet mit Erd­beeren, Dörrfrüchten, Scho­ kolade. Intensiv fruchtig am Gaumen, mineralische Noten, sehr harmonisch. Weicher, langer Abgang.19 / 20 trinken –2030

Greenock Farm: «The Victor» wird ausschliesslich aus den ältesten

Reben hergestellt, die vor gut 100 Jahren gepflanzt worden sind.

Montecastro: ein neuer Spanier auf der Boucherville-Landkarte.

Volxem: Seit 2007 VDP-Mitglied, erlebt dank

Roman Niewodniczanski eine Renaissance.

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2005 33 000 000

2004 29 000 000

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Chianti Classico, Export 2011: Aufwärtstrend setzt sich fort

Die Verkaufszahlen des Chianti Classico kletterten 2010 wieder auf das Niveau von 2008, nach dem Einbruch 2009. Für das laufende Jahr 2011 liegen die Zahlen erst bis Ende September vor, in der Tendenz zeugen sie aber von einem weiteren Anstieg. Text: Stefan Keller

CHIANTI CLASSICO EXPORT: TOP-10-LÄNDER ANTEILE IN PROZENT

CHIANTI CLASSICO: ENTWICKLUNG EXPORTIN PROZENT

CHIANTI CLASSICO: ENTWICKLUNG VERKAUFIN FLASCHEN 75 CL

Dafür verantwortlich ist der Export-markt. Im ersten Quartal 2011 legte er im Vergleich zur Vorjahresperiode um 34 Prozent zu (bei einem gene-rellen Verkaufszuwachs von 18,5 %). Die Verkaufszahlen beziehen sich auf die Banderolen (fascette). Sie werden von den Produzenten beim Consorzio Vino Chianti Classico erst dann gegen eine Gebühr be zogen, wenn der Wein verkauft ist oder ver-kauft werden kann. Die Zahlen wei-sen folglich auf das Geschäfts jahr, nicht auf den Weinjahrgang hin.Das Consorzio Vino Chianti Classico deckte in den vergangenen zehn Jahren 90 bis 95 Prozent der Ge-samtproduktion ab. Die Mitglieder sind verpflichtet, ihre Chianti- Classico-Flaschen mit der Bande-role auszustatten. Antinori ist prominentestes Nichtmitglied. Das könnte sich ändern: ein eben in Kraft getretenes Gesetz will alle im Chianti Classico tätigen

Pro duzenten zu Werbeabgaben verpflichten, unabhängig von der Consorzio-Mitgliedschaft. Auf dem Heimmarkt hat der Chianti Classico in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich Anteile ver-loren. Lag er 2000 noch bei knapp einem Drittel, sind es heute noch ein Viertel aller Weine, die nicht exportiert werden. Trotz dem Ein-bruch 2009 sind die USA im Jahr 2010 nach wie vor, und vor Italien, bedeutendster Abnehmer. Deutsch-land hat wohl in den vergangenen zehn Jahren massiv Anteile verloren, liegt aber bezüglich Export immer noch an zweiter Stelle.Der prozentuale Anteil der Schweiz blieb in den vergangenen zehn Jah-ren stabil, vom generellen Export-wachstum wurde nicht pro fitiert. Die Anzahl exportierter Flaschen in die Schweiz lag 2010 nach Schätzungen des Consorzio Vino Chianti Classico bei 2,2 Mil lionen Flaschen. Bei einem

ange nommenen Durchschnittspreis von € 5,60 wird ein Exporterlös von 11,9 Millionen Euro veranschlagt. Der «Corriere del Vino» schätzt den jähr-

lichen Ertrag aus der Landwirtschaft inklusive Agrotourismus im Chianti Classico auf 500 Millionen Euro, 360 Millionen davon entfallen auf Wein.

*Erfassung bis September

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das journalS c h w e i z e r i s c h e W e i n z e i t u n g

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ERNTEERTRÄGE IN ITALIEN: ENTWICKLUNG NACH WEINREGIONENIN 1000 HEKTOLITERN

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Marie-Thérèse Chappaz, Elly Süsstrunk, Gerald Besse, Martha & Daniel Gantenbein, Raymond Paccot, Enrico Trapletti, Urs Pircher, Mauro Ortelli Jean-Michel Conne, Meinrad C. Perler, Louis Bovard Denis Mercier, Eric & Susan Lüthi, Simon Maye & Fils, Christian Zündel, Hermann Schwarzenbach Stéphane Reynard & Dany Varone, Werner Stucky Annatina Pelizzatti, Didier Joris, Stefano Halde-mann, Thomas Studach, Giorgio Rossi, Andreas Meier, Mike Rudolph, Adrian Kaufmann, Jean-Denis Perrochet, Erich Meier, Jean-François Neyroud, Irene Grünenfelder, Gérard Pillon & Jean-Daniel Schlaepfer Sasha Pelossi... und dazu gibt es slow-food aus den besten regionalen Produkten.

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Im abgelaufenen Jahr wird im Ver-gleich zu 2010 mit einer 10 Prozent geringeren Menge gerechnet. Da in Frankreich 49 Millionen Hektoliter er-wartet werden (2010: 45 Millionen hl), verliert Italien nach vier Jahren sei-ne Rolle als grösster Weinproduzent ans Nachbarland. Die kleine Ernte zeichnete sich be-reits zu Beginn des Sommers ab. Dies akzentuierte sich in den fol genden Wochen durch gebietsweise sehr grosse Hitze und Trockenheit. Nicht überall vermochte künstliche Bewäs-serung genügend Wirkung zu zeigen und es kam verbreitet zu Trocken-stress und zu beschleunigtem Reife-prozess mit erhöhter Zuckerkonzen-tration und Flüssigkeitsverlust.Weitere Faktoren, die zum kleinen Vo lumen beigetragen haben, sind die Verringerung der Anbaufläche durch das Angebot von Ausreiss prämien und die grüne Ernte. Allein in diesem Jahr wurden Gesuche zur Eliminie-rung von Produktionsflächen von über 9000 Hektaren ein ge reicht. Bei den beiden letzten Runden waren es ins gesamt 22 000 Hektaren, die verschwanden. Vor allem Apulien, Sizilien und die Emilia-Romagna haben davon in hohem Ausmass Ge-brauch gemacht. Die grüne Ernte, das Wegschneiden der Trauben noch vor dem Farbumschlag, hat in Sizilien einen potenziellen Ertrag aus 13 000 Hektaren reduziert.Im Piemont wird im Vergleich zum Vor jahr mit einer 5 Prozent gerin ge ren Ernte gerechnet. Der Winter war nicht besonders streng, eigentlich die aus geglichenste Periode des Jahres. Im April begannen dann die Unregel-mässigkeiten, heisse und sonnige Tage in der Überzahl, und so wars auch im Mai. Der Juni brachte wenig Sonne, aber weiterhin hohe Tempe-raturen während des Tages, gefolgt von kühlen Nächten und einem Wachstumsvorsprung von 10 bis

15 Tagen. Alles deutete auf ein quali- tativ wie quantitativ gutes Jahr hin. Die Hitze im August führte – im Zu-sam menspiel mit der frühen Reife – zu Schwierigkeiten. Vor allem weisse Sorten wurden bereits im August ge-erntet. Der Regen am ersten Septem-bersonntag entschärfte die Situation ein wenig. Bei Barbera und Nebbiolo wurden hohe Zuckerwerte erwartet.Im Gegensatz zum Piemont konnte im benachbarten Ligurien (+ 19 %) und im Aostatal (+ 9 %) eine deutlich grössere Ernte als 2010 eingebracht werden.In der Lombardei wird ebenfalls mit 5 Prozent weniger Ertrag gerechnet. Davon sind allerdings nicht alle Zo-nen betroffen. In der Franciacorta geht man im Vergleich zum Vorjahr von einem 10 Prozent grösseren Er-trag aus. Die Ernten fanden 8 bis 10 Tage früher als im Durchschnitt statt.Das Veneto, die grösste italienische Weinbauregion (fast 20 % aller Weine werden hier produziert), ver-zeichnet Einbussen von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ähnlich sieht es im Trentino-Alto Adige (Südtirol) aus (– 9 %). Betroffen ist das Gebiet in der Provinz Trento, in der Provinz Bozen dagegen rech-net man mit einem Ertrag wie 2010. Friaul-Venezia Giulia geht von 5 Pro-zent Einbussen im Vergleich zum Vor jahr aus. Hagel, heftige Regen-fälle im Juli und grosse Trockenheit im August haben dazu beigetragen. In der Emilia-Romagna, hinter dem Veneto die grösste Anbauregion, wer den 8 Prozent Einbusse gegen-über 2010 veranschlagt. Alle Sorten litten unter der Hitze und Trockenheit im August. Wie im Piemont war ein verstärktes Auftreten der Rebkrank-heit Flavescenza dorata (goldgelbe Vergilbung) feststellbar, hier kam auch noch der Esca-Befall (Pilz-krankheit) dazu. Die Zuckerwerte liegen 1 bis 2 Babo (5 bis 10 Oechsle-grade) höher als im Vorjahr.

Italiens Weinernte 2011: Trockenheit hinterlässt Spuren

Sollten sich die Ernte-Schätzungen der Unione Italiano Vini/Ismea bestätigen, wird Italien auf ein mengenmässig sehr kleines Weinjahr zurückblicken können: 42 Millionen Hektoliter, so wenig wurde in den letzten 50 Jahren ganz selten eingebracht. Text: Stefan Keller

Aus der Toskana werden 5 Prozent weniger als 2010 gemeldet. Der Reife vorsprung lag hier im Vergleich zum Durchschnitt bei 10 bis 20 Ta-gen. Hitze und fehlende Nieder-schläge haben zu Trockenstress ge-führt. Die Alkoholwerte sind durch das Eintrocknen der Trauben je nach Gebiet und Sorte enorm hoch.In Umbrien wird von einem 10 Pro-zent geringeren Ertrag als 2010 aus -gegan gen. Die Qualität gilt generell als gut. Die Marche verzeichnen ein Minus von 13 Prozent. Wie in vielen Regionen hat hier auch Hagel zu den Einbussen beigetragen.

Latium meldet 15 Prozent weniger Ertrag als im Vorjahr. Nicht nur der meteorologische Verlauf, auch die Folgen der Aufgabe von Wein-bergen (Ausreissprämien, Feier-abend winzer, die ihre Kosten nicht mehr decken können) haben dazu wesentlich beigetragen.In den Abruzzen wird mit 17 Prozent Einbusse gerechnet. Ausgewo- gene Reife verzeichnen Trauben aus Per gel-Anlagen, sie machen 70 Prozent der gesamten Anbau-fläche aus. Reben an Drahtanlagen haben hingegen unter der Hitze gelitten.

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In Molise sollen – bei guter Qua- lität – 4 Prozent weniger als 2010 eingebracht worden sein. Kampa nien meldet 10 Prozent weniger Ertrag als im Vorjahr. Qualität: ausgezeichnet. In der Basilikata wird mit 20 Prozent weniger Ertrag gerechnet. Apulien liegt mengenmässig 5 Prozent hinter dem Vorjahr. Hitzeprobleme gabs vor allem in den südlichen Gebieten. Keine Abweichung ist in Kalabrien zu verzeichnen. Sizilien, die dritt-grösste Weinregion, hat schät-zungsweise eine um 20 Prozent geringere Ernte eingebracht. Der nasse, kühle Frühling hat die Blütezeit beeinträchtigt. Unter der Hitze und Trockenheit im August haben vor allem die spätreifen Sorten gelitten. Sar di-nien (+ 5 %) hat von einer feuchten zweiten Augusthälfte profitiert. Hier wird mit einem qualitativ guten Jahrgang gerechnet.

Wer Eier legt, muss auch gackern Italiens Produzenten investieren vermehrt in Kommunikationmittel, aber noch kaum in soziale Netzwerke.

Laut Ismea (Istituto di Servizi per il Mercato Agricolo Alimentari) haben 54 Prozent von Italiens Weinpro du-zen ten in den letzten drei Jahren in Kommunikationsmittel investiert und im Schnitt dafür 6,5 Prozent des Umsatzes aufgewendet. Von dieser Gruppe steigerten 29 Prozent ihre In-vestitionen, 9 Prozent gaben weniger aus. Aktiv sind sie im Internet (51,5 %), an inländischen Messen (39,3 %), ge-genüber Fachzeitschriften (37,5 %) und an ausländischen Messen (32,1 %). Soziale Netzwerke werden bisher le-diglich von 3,6 Prozent der befragten Weinproduzenten benutzt. Zwei Drit-tel aller Firmen, die bereits heute in Kommunikationsmittel investieren, wollen in den kommenden Jahren die bisherige Strategie fortsetzen. sk

Italiens Export boomt Während der Inlandkonsum weiter erodiert, legen Italiens Produzenten im Export deutlich zu. 2011 scheint ein Rekordjahr zu werden.

Am «Montepaschi Forum on Italien Wine», das von der MPS (Banca Monte Paschi di Siena) mit organisiert wird, wurden Einschätzungen über den Ex-port italienischer Weine im laufenden Jahr bekanntgegeben. 2011 scheint ein Rekordjahr zu werden (+ 13 % Wert, + 8 % Menge). Damit wird Italien seine Leaderposition bezogen auf Menge vor Spanien und Frankreich halten können; wertmässig hat nach wie vor Frankreich die Nase vorn. In den bei-den wichtigsten Märkten, Deutsch-land und USA, blieb der Umsatz in den vergangenen Jahren stabil. Die beiden Länder halten am Export men gen mässig 47 Prozent und wert-mäs sig 43 Prozent. In Russland steht

Italien wertmässig an der Spitze. Schwer tun sich die italienischen Pro-duzenten hingegen in China. Nur 6 Prozent aller Importe stammen aus ihren Kellern. Ganz anders Frankreich: der Anteil chinesischer Importe aus dem Hexagon liegt bei 46 Prozent. In Italien selber wird immer weniger getrunken. Der Pro-Kopf-Konsum halbierte sich in den vergangenen 30 Jahren, heute liegt er noch bei knapp über 40 Liter. Für 2012 sind die Prognosen durchzogen. Einerseits ist durch die kleine Ernte 2011 und eine verstärkte Export-Nachfrage mit einem Preisanstieg zu rechnen, andererseits ist die Unsicherheit be-züglich Weltwirtschaftlage gross. sk

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Stefan KellerDIe SPInnen, DIe rÖMer

«La madre degli imbecilli è sempre incinta», die Mutter der Dummköpfe geht immer schwanger, weiss ein italienisches Sprichwort. Es kam mir in den Sinn, als ich mit ein paar Südtiroler Produ­zenten in der gemütlichen Gaststube in Montan beim Mittagessen sass. Wir bestellten eine Flasche vom Besten, und ich bat um einen Krug Wasser dazu. Meine Begleiter waren irritiert und die Be dienung auch. Lötiges Wasser, spasshaft in Frankreich auch etwa «Château du robinet» oder in Italien «l’acqua del Sindaco» genannt, Wasser vom Hahnen, zu bestellen, scheint unschicklich zu sein. Mehr als das. Auf mein Nachfragen, warum sie meinem Wunsch nicht nachkommen könne, meinte die Cameriera trocken: «Per legge», aus gesetzlichen Gründen. Die Weinbauern klärten mich auf, dass es für den Ausschank von Hahnen­wasser eine Bewilligung brauche und dieser Bewilligung die Wasser analyse einer staat lichen Stelle zugrunde liegen müsse. Meine Begleiter genierte meine Bitte an den Ser­vice, weil sie nicht als Geizkragen erscheinen wollten, die das Restaurant (und vermutlich ihren Kunden) um Einnahmen bringen. Dies liesse sich ja leicht mit einem satten Trinkgeld lösen. Dass in einem Gebiet, wo sauberes, klares Wasser vom Berg aus dem Hahnen f liesst, Flaschen mit so­genanntem Mineralwasser auf den Tisch kommen müssen, das mit Lastwagen durch weite Gebiete Italiens gekarrt wird, das ist mehr als Wasser in den Rhein tragen, das gehört in die Kategorie des «alltäglichen Wahnsinns». Weil Italiener grund­sätzlich nichts vom Staat halten, ihn aber fürchten wie der Teufel das Weihwasser, darum hat es hier der gesunde Menschenverstand besonders schwer. Widerhandlungen gegen das Gesetz in der Öffent­lichkeit zu begehen, dafür fehlen den Italienern «die Eier», wie sie zu sagen pf legen. Sie wähnen

sich permanent mit einem Fuss in der «galera», in Untersuchungshaft, und wehe, die Behörden beginnen sich dann wirklich für einen zu inte ressieren. Deshalb heisst die Devise: «Nicht auffallen, dann kannst du nicht reinfallen.» Und so liess sich denn ein Rauchverbot in Bars, Restaurants und in öffentlichen Räumen auch so reibungslos durchsetzen. Die zweite grosse Weinnation, Frankreich, ver sucht auf andere Art und Weise, Wasser zu veredeln und daraus ein Geschäft zu machen. In Reims, der Hauptstadt des Champagners, brachte man mir im altehrwürdigen «Café du Palais» zur Flûte mittelmässigen Hauschampagners einen halben Liter Eau gazeuse der bekannten Marke Badoit. Wer allein in einem Restaurant sitzt, hat Zeit, auch Rücketiketten von Wasserf laschen zu lesen. An dieser Stelle führte mich Dominique Laporte, Meilleur Sommelier de France, in die EAUnologie ein (sic!). Was damit gemeint ist? Lesen Sie selbst: «Bulles fines et légères. Nez discret et frais. Attaque ronde et veloutée. Bonne longueur en bouche. Effervescence délicate. Finesse aromatique. Finale rafraîchissante. En parfait accord avec tous les mets fins. Badoit se marie par exemple idéalement avec les textures délicates des poissons et légumes.» Das ist derart geschwurbelter höherer Blödsinn, dass es schon fast wieder lustig ist, doch ist zu befürchten, dass es Badoits Marketingabteilung ernst meint. Mir scheints nur läppisch und so lächerlich und überf lüssig wie Mineralwasserkarten, mit denen sich auch bei uns oberschlaue Gastronomen profi­ lieren wollen. Es reicht doch, wenn Wasser sauber und klar ist, gut schmeckt und den Durst löscht. Oder wie Slow­Food­Gründer Carlo Petrini das Credo seiner Bewegung auf den Punkt bringt: «buono – pulito – giusto», gut – sauber – fair.

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Stefan Keller ist Weinpublizist, Weinproduzent (I Vinautori) und leitet die Firma Kontext (Promotionen, Publikationen, Projektentwick- lung).

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Dabei liegt die Nische von Champagne Gonet-Médeville im betont trockenen Geschmacksprofil. Darüber hinaus hat es sich der noch junge, erst seit dem Jahr 2000 bestehende Be-trieb zur Devise gemacht, die Weinbereitung so puristisch wie möglich zu halten: keine Chaptalisation der Grund-weine, keine Schönungen, keine Filtration. Der Schwer-punkt der Bemühungen liegt auf dem Rebbau: Das Lesegut kommt von Weinbergen, die in Eigenregie bewirtschaftet werden. Mittlerweile sind dies 12 Hektaren, ausschliesslich in Premier- und Grand-Cru-Gemeinden. Fast die Hälfte der Rebflächen befindet sich in Bisseuil an der Montagne de Reims, doch Weinberge besitzt der Betrieb auch im berühm-teren Nachbarort Ambonnay sowie an der Côte des Blancs in Le-Mesnil-sur-Oger.

Beim Ausbau der Weine setzen der aus Les Mesnil stammende Xavier Gonet und seine Bordelaiser Ehefrau Julie Gonet-Médeville auf alte Fuder-Fässer. Mindestens fünf Jahre alt müssen diese sein, um dem Wein eine leichte Reifung, aber keinesfalls Holzaroma mitzugeben. Im Gespräch polemisiert Xavier Gonet gegen Champag-ner, deren Leben im Edelstahltank beginnt: Sie zeigten nach

Cuvée TradiTion Premier Cru bruTGonet-Médeville, Bisseuil ohne Jahrgang, L 09/10Assembliert aus drei Jahr-gängen: 80 Prozent der Grundweine stammen aus 2008, je 10 Prozent aus 2007 und 2006

70 % Chardonnay, 25 % Pinot noir, 5 % Pinot meunier; Dosage: 7 g/lZunächst leicht reduktiv im Duft, nach kurzer Zeit aber auch Schichten reifer Frucht freigebend. Das faszinie ­rende Spiel von Frische und Reife setzt sich auch im Mund fort: knackiger, säure­

frischer Auftakt, dann aber auch ein rundes Mousseux guter Feinheit, mineralisch­extrakt ge tragener Über­gang zum Abgang, durst­löschend, ein echter Brut, stoffig und viel Spannkraft zeigend in einem straff gebündelten Format.17 / 20 trinken –2013

blanC de noirs Premier Cru bruTGonet-Médeville, Bisseuil L 09/10100 % Pinot noir, davon 10 % Reservejahrgänge; 10 % aus Ambonnay – von dort wurde die Taille ver-wendet, also der Most des zweiten (ersten kräftigen)

G o n e t - M é d e v i l l e

Winzer-Champagnerohne Kompromiss

Winzer-Champagner liegen im Trend. Denn zum einen verfolgen die meisten Familiengüter eine recht solide Preispolitik. Zum Zweiten gelingt es ihnen inzwischen ebensogut wie den Marken, stilistische Nischen zu besetzen. Auch das Haus Gonet-Médeville vereint diese beiden Vorzüge.

Te x t : U l r i c h S a u t t e r

der Flaschengärung «jede Menge Aktivität im Glas» – will sagen: ein nervöses Mousseux –, aber es fehle ihnen doch meist an Substanz.

Das kann man den Gonet-Médeville-Champagnern sicher nicht nachsagen. Sie sind vielleicht unspektakulärer als andere. Da der Verzicht auf die Malo zur Fimenpolitik ge-hört, ist ihnen auch stets ein knackiges Säuregerüst zu eigen. Dennoch wirken die Weine nicht mager oder aggressiv: Denn ihre klare Aromatik, ihr verdichteter Extrakt, ihr feines Mousseux und ihre Mineralität halten sie in der Balance.

Möglicherweise tragen auch die persönlichen Lebens-umstände des Eigentümerpaares dazu bei, das puristische Champagner-Programm zum Erfolg zu führen. Denn für die süssen Seiten der Weinwelt ist die komplementäre Fa-milienlinie zuständig: Julie Médeville leitet seit 2004 die Bordelaiser Güter ihrer Familie, unter anderem Château Gilette – ein Sauternes-Gut, das dafür bekannt ist, seine Weine frühestens zwanzig Jahre nach der Ernte zu verkau-fen. Holz ist dort übrigens, anders als beim Betrieb in der Chamapgne, tabu – die Weine reifen vor der Abfüllung in Cuves aus Zement.

Xavier Gonet und Julie Médeville haben

vor elf Jahren das Champagner-Haus Gonet-

Médeville gegründet.

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Pinot-Liebhaber kommen auf ihre Rechnung: der Blanc de Noirs Premier Cru aus 100 Prozent Pinot noir von Xavier Gonet und Julie Médeville.

Pressvorgangs; Dosage: 6 g/lFr. 33.–Ganz zart rosa. Superb feine Nase, «petits fruits rouges», feingliedrig und komplex Pinot. Im Mund saftig mit relativ kräftiger Perlage, aber nicht grob, stupende aromatische Feinheit, sich vom Duft bis in den Abgang hinein als homogen erweisend, ganz pur und reintönig. Pinot­Liebhaber kommen voll auf ihre Kosten.18 / 20 trinken –2013

Cuvée rosé Premier Cru exTra bruTGonet-Médeville, Bisseuil L 09/0970 % Chardonnay aus Le Mesnil-sur-Oger, 3 % Pinot-noir-Rotwein (Trauben aus Ambonnay), 27 % Pinot noir als Blanc de Noirs; Grundweine aus den Jahren 2007, 2006 und 2005Recht kräftige Farbe mit Orange­Reflexen. Nase nicht immens komplex, Zwetschge, frische Butter. Am Gaumen konterkariert der Wein das übliche (lieb­liche) Rosé­Champagner­Klischee mit einem mine­ralischen, strukturiert­stoffigen Bau, Hintergrund aber präsent fruchtig, reichhaltig, erstaunlich diskret wirkende Säure, möglicherweise aufgrund der Reife der Grundweine.16 / 20 trinken –2013

2003 Cuvée ThéoPhile Grand Cru exTra bruT Gonet-Médeville, Bisseuil 60 % Chardonnay aus Le Mesnil, aus der Lage «Chante Alouette», 40 % Pinot noir aus Ambonnay, Lage «La Grande Ruelle»; Théophile war der Name des Grossvaters – und ist der Name des Sohnes; degorgiert 2008Lakritzton im Duft, aber

auch kreidig­mineralische und differenziert reife Duftkomponenten. Im Mund weich ansetzend, recht voluminös, wobei der Alkohol ein klein wenig durchdrückt, Per­ lage nur von mittlerer Feinheit, pheno lische Forsetzung, unauffällig stützende Säure, ein wenig blockiert wirkend (Jahrgangstyp?).17 / 20 trinken –2015

2008 Cuvée aThénais CoTeaux ChamPenoisGonet-Médeville, Bisseuilroter StillweinAus einem 96 Jahre alten Pinot-noir-Weinberg in Ambonnay; Ertrag: 3 bis 4 Trauben pro Stock; 3 Wochen nach dem üb lichen Lesedatum ge-erntet, 13,5 Vol.-% natürlicher Alkohol, von Hand entrappt – 3 Stunden lang von 20 Personen; Weinbereitung: Pigeage in offenem Gebinde; 50 Prozent neue Fässer (Damy)Leuchtende rubinrote Farbe, Duft leicht anima­lisch, Leder, aber auch Pinot­beerig. Im Mund Alkohol­geprägt, mürbes, samtenes Tannin, das sich im Übergang zum Abgang phenolisch­rappig steigert und im Zusammenspiel mit dem Alkohol den Gau­men austrocknet, Mine­ ralität vorhanden, ebenso Länge, durch die breite Struktur sehr ungewöhn­ lich für einen Coteaux Champenois, einerseits beeindruckend, anderer­seits scheinen ein wenig Schliff und Finesse zu fehlen. Ist der Wein einfach zu jung?16 / 20 2013–2018

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Ein Scha umwein, der bezüglich P restige mit dem

Champagn er wetteifert

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Trotz allen Wirren hatten unsere südlichen Nachbarn 2011 doch gute Gründe, hin und wieder die Korken knallen zu lassen. Vor 150 Jahren kam es zur Gründung der italienischen Republik, und vor 50 Jahren wurde zwischen Brescia und dem Lago d’Iseo erstmals ein Wein gekeltert, den wir heute als «Franciacorta» kennen, ein f laschen vergorener Schaumwein, der bezüglich Prestige mit dem Champagner wetteifert.

Te x t : S t e f a n K e l l e r

Ein Scha umwein, der bezüglich P restige mit dem

Champagn er wetteifert

F r a n c i a c o r t a

Ein Schwergewicht in der Franciacorta: Vittorio Moretti (links), Bauunter­nehmer, Schiffbauer und Eigentümer von Bellavista und Contadi Castaldi, zu­sammen mit seinem Önologen Mattia Vezzola (rechts).

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Die Erfindung dieses Weins ist – im Gegensatz zur politi-schen Konstruktion – eine einzige Erfolgsgeschichte, und wer sie liest, meint einem Märchen zu folgen. Zwei Figu-ren treffen aufeinander: Guido Berlucchi, Gutsherr mit ei-nem kleinen Rebberg, und Franco Ziliani, ein junger Öno-loge, der meint, aus Berlucchis Trauben könne man mehr machen als einen harmlosen Landwein, der bereits nach wenigen Monaten oxidiert ist. Aber was denn?

Die beiden reisen nach Frankreich, dorthin, wo die besten Weine wachsen: ins Burgund, ins Bordelais und in die Champagne. Von nichts sind sie so begeistert wie vom Champagner. Da Franco Ziliani in Alba studiert hatte, wa-ren ihm die technischen Kniffe bei der Spumantisierung nicht unbekannt. Aus den Pinot-nero-Trauben von Berluc-

chis Weinberg füllten sie 1961 die ersten 3000 Flaschen ab. Drei Jahre später werden sie als «Pinot di Franciacorta» angeboten. Peu à peu steigert sich die Produktion (heute stellt das Unternehmen Berlucchi allein von seinem wich-tigs ten Produkt, der «Cuvée Impériale», jährlich über 3 Mil-lionen Flaschen her). Der wachsende Erfolg ruft Nach-ahmer auf den Plan. Ab Mitte der 1970er Jahre beginnen immer mehr Weingüter, einen Teil ihrer Trauben zu ver-sekten. In den 1980er Jahren tauchen Industrielle auf, kau-fen Güter, investieren in Kellereien, legen Rebberge an. Allein in den letzten acht Jahren hat sich die Anbaufläche auf über 2600 Hektaren verdoppelt.

Heute schätzt man, dass rund 90 Prozent aller Trau-ben des Anbaugebiets als «Franciacorta», also als flaschen-vergorener Schaumwein, auf den Markt kommen. 2010 wurde erstmals die 10-Millionen-Schwelle überschritten. Wenn die Saat aufgeht, werden es in ein paar Jahren dop-pelt so viele Flaschen sein. Wer soll das alles trinken? Erst wenig mehr als zehn Prozent gehen in den Export.

Die SchweizeriSche weinzeitung führte mit Nicola Bonera, Franciacorta-Botschafter und in Italien 2010 als Sommelier des Jahres ausgezeichnet, ein Gespräch über die Eigenheiten des Franciacorta und über die Chancen und Risiken des boomenden lombardischen Schaumwein-gebiets zwischen Brescia und dem Lago d’Iseo.

«1961 wurden die ersten 3000 Flaschen produziert, 1995 kamen

3 Millionen Flaschen in den Verkauf, Ende 2011 werden es 11 Millionen sein.»

N i c o l a B o n e r a , F r a n c i a c o r t a - B o t s c h a f t e r

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–Nicola Bonera, in der Franciacorta geht ein Jubeljahr zu Ende: 50 Jahre Franciacorta, 80 Jahre Franco Ziliani. Ja, wir haben den Geburtstag Franco Zilianis mit einem Konzert von Burt Bacharach gefeiert. Dass es Franciacorta gibt, wie wir ihn heute kennen, verdanken wir der Intui-tion von Guido Berlucchi und Franco Ziliani. Sie reisten in die Champagne und waren vom Wein so begeistert, dass sie sich entschlossen, etwas Ähnliches in der Franciacorta herzustellen.–Aber sie fanden hier doch ganz andere Verhältnisse vor. In der Franciacorta ist es beispielsweise viel wärmer. In der Tat ist das Klima für die Herstellung von Schaum-wein nicht besonders gut geeignet, sieht man von ein paar Ausnahmen in den nördlichen Hügelzonen ab. Die beiden reisten ja damals auch ins Burgund. Einen reichhaltigen Chardonnay zu produzieren, wie er in der Côte de Beaune zu finden ist, das wäre eigentlich naheliegender gewesen. –1961 wurden die ersten 3000 Flaschen produziert, sie kamen gut an. Wie hat sich die Geschichte weiterentwickelt? Bis Mitte der 1970er Jahre steigerte sich die Produktion auf 150 000 bis 200 000 Flaschen. Dann setzte ein Boom ein und Berlucchi vervierfachte durch Traubenzukauf die Menge innert weniger Jahre. Das reichte immer noch nicht aus, um die wachsende Nachfrage zu befriedigen, und so

begann er, auch in andern Regionen einzukaufen. Heute werden allein von Berlucchi jährlich 5 Millionen Flaschen umgesetzt. Seit ein paar Jahren ist es die Strategie des Unternehmens, nur noch Trauben aus der Franciacorta zu verarbeiten. –Berlucchi hat als Erster ganz auf die Karte Schaumwein gesetzt. Wie hat sich das auf die andern Betriebe ausgewirkt? In den 1980er Jahren entstand eine Vielzahl neuer Be-triebe, denn Berlucchis Erfolg blieb ja nicht unbemerkt. Sie, aber auch die traditionsreichen Weingüter, begannen mit der Schaumweinproduktion. Bis vor zehn Jahren gab es immer noch eine grosse Menge an Stillweinen, weiss und rot, doch ihr Anteil geht weiter zurück. Bellavista bei-spielsweise hat 2004 aufgehört, Rotwein zu keltern, weil sie sahen, dass sie mit den «bollicine» einfach glücklicher werden. Ich schätze, dass heute 90 Prozent der Produktion in der Franciacorta Schaumweine sind. – Gibt es in der Geschichte der Franciacorta eine Schlüsselstelle? 1995, die Einführung der DOCG. Damals kamen 3 Millio-nen Flaschen in den Verkauf, Ende 2011 werden es 11 Mil-lionen sein. 1995 betrug die Anbaufläche 1120 Hektaren, heute sind es 2665 Hektaren. In dieser Zeitspanne vergrös-serte sich die Anbaufläche jährlich um 100 Hektaren – das

Die Erfindung des Francia­corta ist eine einzige Erfolgsgeschichte: Allein in den letzten acht Jahren hat sich die Anbaufläche auf über 2600 Hektaren verdoppelt.

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Wenn eine Firma jährlich 100 000 Flaschen auf den Markt bringt, hat sie alles in allem mindestens 300 000 Flaschen im Keller. Viele haben aber fünf Jahrgänge gelagert, Marktführer Berlucchi gewiss 20 Millionen Flaschen.

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ist viel. Allein in den letzten fünf Jahren hat sich die Zahl der Betriebe von 92 auf 104 erweitert. Einige haben noch gar kein Produkt auf dem Markt. – Geht denn diese rasante Entwicklung immer weiter? Flächenmässig haben wir wohl das Maximum erreicht. Die Produktion wird sich aber im Vergleich zu heute mas-siv erhöhen. Gehen wir von 8000 Flaschen pro Hektare aus, liegt das Potenzial bei 20 Millionen Flaschen. 2011 rechnen wir, wie gesagt, mit einem Verkauf von 11 Mil-lionen Flaschen. Das bedeutet, dass der Markt stark wach-sen muss.

Von den gut hundert Betrieben in der Franciacorta ist die Hälfte daran, ihre Keller zu vergrössern, einerseits weil die Menge durch die Junganlagen zunehmen wird, anderseits weil es für viele Ziel ist, die Weine länger auf der Hefe lagern zu können. Wenn eine Firma, sagen wir, jährlich 100 000 Flaschen auf den Markt bringt, so hat sie alles in allem mindestens 300 000 Flaschen im Keller. Viele haben aber auch fünf Jahrgänge gelagert, denn ein beacht-licher Teil bleibt 48 Monate auf der Hefe. Allein Marktfüh-rer Berlucchi hat gewiss 20 Millionen Flaschen an Lager.–Die Landpreise werden sich in dieser Goldgräber-stimmung wohl auch nach oben bewegt haben …Bestimmt, ich kenne diesbezüglich aber keine präzisen Zahlen. Der Hektarpreis wird zurzeit bei 500 000 Euro pro Hektare liegen. –Und wie siehts bezüglich Traubenpreis aus? Für ein Kilo wird rund ein Euro bezahlt. In der Champagne liegt er bei 5 Euro, in Terlan gar bei 6 bis 7 Euro.–Wie viele Traubenproduzenten gibts in der Franciacorta? Ich schätze, an die 300. Ein Drittel davon sind Betriebe, die ihre Trauben auch selber verarbeiten und die Weine unter eigenem Namen vermarkten. –Wie unterscheidet sich ein Franciacorta von Schaumweinen anderer Gegenden? Grob würde ich es so einteilen: Von Norden nach Süden vom Leichten zum Schweren. In Südtirol und im Trentino findet man durchs kühlere Klima delikate Schaumweine, die näher an der Champagne sind als alles andere. Fran-ciacorta ist reichhaltiger, wärmer. Das hat auch mit dem strengeren Gesetz zu tun, das beispielsweise einen länge-ren Ausbau vorschreibt. Im Oltrepò Pavese sind Weine aus

Pinot nero voll, tanninreich und von guter Struktur. Was im Piemont an Schaumweinen hergestellt wird, stammt mit wenigen Ausnahmen aus Trauben des Oltrepò Pavese.– Gibt es so etwas wie einen Franciacorta-Stil? Es ist vieles im Fluss. Vor fünf Jahren waren wir zufrie-den, wenn wir sagen konnten: «Herrlich, schau, wie schön trocken er ist!», und damit einen Franciacorta meinten, dessen Zuckergehalt unter zehn Gramm lag. Wenn einer heute acht Gramm misst, sagen wir schon: «Ach wie süss …» In wenigen Jahren hat sich das Modell Franciacorta völlig verändert.

Was heute über sechs Gramm Zucker aufweist, wird als süss bezeichnet. Das ist schon eigenartig.

F r a n c i a c o r t a

Nicola Bonera, 32, ist in Brescia geboren, seine Affinität zur Franciacorta allein schon aus geografischen Gründen naheliegend. 2010 wurde er am 44. nationalen Kongress der AIS (Associazione Italiana Sommeliers) zum «Sommelier des Jahres» gekürt. Heute arbeitet Nicola Bonera als Weinberater, Botschafter der Franciacorta und als Sommelier im 1­Stern­Michelin­Restaurant von Stefano Cervini in Borgonato di Cortefranca.

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Short FactSFranciacorta

Sorten Chardonnay, Pinot nero, Pinot biancomaximalertrag 10 000 kg/haauSbeute wein 65 %minimale auSbauzeit auF

der heFe 18 bis 60 Monate

Short FactSchampagne

Sorten Chardonnay, Pinot noir, Pinot meuniermaximalertrag

14 000–14 400 kg/haauSbeute wein 65 %minimale auSbauzeit auF

der heFe 15 bis 36 Monate

Short FactStrento

Sorten Chardonnay, Pinot nero, Pinot bianco, Pinot meuniermaximalertrag 15 000 kg/haauSbeute wein 70 %minimale auSbauzeit auF

der heFe 15 bis 36 Monate

Short FactSoltrepò paveSe

Sorten Pinot nero (min. 70 %), Chardonnay, Pinot bianco, Pinot grigiomaximalertrag 10 000 kg/haauSbeute wein 60–65 %minimale auSbauzeit auF

der heFe 15 bis 24 Monate

Short FactScava

Sorten Macabeo, Xarello, Parelladamaximalertrag 12 000 kg/haauSbeute wein 66 %minimale auSbauzeit auF

der heFe 9 bis 30 Monate

Franciacorta im vergleich

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50 Jahre Franciacorta, 80 Jahre Franco Ziliani – ein Grund zum Feiern. Dass es Franciacorta gibt, wie wir ihn heute kennen, ist der Intuition von Franco Ziliani (und Guido Berlucchi) zu verdanken.

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F r a n c i a c o r t a

–Wie kam es zu dieser veränderten Einschätzung? Die Geschichte des Franciacorta-Schaumweins ist jung. Viele Reben wurden neu gepflanzt und sind noch nicht im Gleichgewicht. In diesem Fall hilft der Zucker. Wenn der Wein aus erstklassigen Trauben gemacht wird, dann jedoch wird Zucker überflüssig. Mehr als das: er gibt schlechte Laune.–Was meinen Sie mit «nicht im Gleichgewicht sein»?Die Hälfte der Reben in der Franciacorta ist weniger als 10 Jahre alt, sie produzieren massenhaft. Die Trauben entwickeln aber noch nicht das ideale Verhältnis zwi-schen Schale und Fruchtfleisch und auch nicht die ideale phenolische Reife, die Voraussetzung für eine gute Aroma-tik also, ohne dabei mit dem Zucker zu übertreiben, was zu einem Alkoholübergewicht führen würde. Wir haben Franciacorta, die mit 13 oder 13,5 Vol.-% alkoholisch wir-ken – und das sind die meisten –, und wir haben solche, die mit derselben Gradation ausgewogen schmecken, das sind die, die aus älteren Reben stammen. –Hat das nicht auch mit den rigorosen An- und Ausbauvorschriften zu tun? Die Franciacorta hat in der Tat weltweit das strengste Pflichtenheft. Es entstand in einer Zeit, als die Folgen der Klimaerwärmung noch kein Thema waren. Der Maximal-ertrag darf 10 000 Kilo pro Hektare nicht übersteigen – in der Champagne liegt er 50 Prozent höher – und das ver-teilt meist auf 5000 bis 7000 Pflanzen, was 1,5 Kilo pro Stock ergibt, also etwa vier Trauben, das wäre eigentlich die Basis für gehaltvolle Stillweine. Die immer älteren Re-ben führen nochmals zu einem Konzentrationsprozess. Die Winzer sind sehr gefordert, wenn es darum geht, ein Gleichgewicht mit passender Säure zu erzielen. Dass in der Franciacorta auch Pinot blanc in Ertrag steht, ist von grossem Vorteil. Er bringt Frische, Säure, Finesse. Weine mit Pinot blanc weisen immer über 6 Gramm Gesamt-säure auf. Das ist natürlich immer noch viel tiefer als in der Champagne, wo sie bei 7,5 oder 8 Gramm liegt.–Mit welchen Mitteln versucht man, im Keller die Ausgewogenheit zu unterstützen? In normalen Jahren wird Mitte August mit der Ernte begon-nen, in heissen Jahren wie etwa 2003 schon Anfang August. Vielerorts werden die angelieferten Trauben nach der Ernte in Kühlzellen gebracht und erst am Tag danach abgepresst.–Wie bedeutend ist der Einfluss des Bodens? Wir unterscheiden 6 Bodentypen und 300 Unterzonen. Die meisten Betriebe bearbeiten Parzellen mit mehreren Bodentypen, es ist also alles ein Gemisch. Vor ein paar Tagen hatte ich Gelegenheit, in einem Betrieb Weine zu verkosten, die aus Trauben gekeltert wurden, die auf je einem einzelnen Bodentyp gewachsen waren. Der Wein

von tiefgründigem Moränenboden stammend zeigte Mine-ralität, war körperreich und rund, der vom Fluvio glaciale stammende, wo mehr Feuchtigkeit im Spiel ist, wirkte frisch, floral und zeigte auch leicht vegetabile Noten mit mehr Säure und weniger Alkohol. Von Crus können wir in der Franciacorta nicht sprechen, vielleicht mit Aus-nahme zweier Hügel bei Gussago. Die meisten Weine aus diesem Gebiet zeichnen sich durch eine besondere Struk-tur und Mineralität aus.–Als Basis-Franciacorta bieten alle Kellereien einen «Brut» an. Was charakterisiert ihn und welchen Anteil an der Gesamtproduktion deckt er ab? Ich schätze, 80 Prozent der gesamten Produktion entfallen auf Franciacorta Brut. Satèn macht vielleicht 15 Prozent aus, die restlichen 5 Prozent teilen sich die anderen Kate-gorien. Heute ist ein Brut in vier von fünf Fällen auch ein Jahrgangswein, im Verkauf ist zurzeit vor allem 2008er. Da er aber nicht als «millesimato» ausgezeichnet wird, kann der Ausbau auf der Hefe kürzer sein, beim Brut min-destens 18 Monate. In der Praxis sind es allerdings 24 Mo-nate. Im Frühling werden die Grundweine, die fast immer die malolaktische Säureumwandlung durchlaufen, in die Flaschen gefüllt. Die «Sboccatura», das Degorgieren, findet dann zwei Jahre später statt, dann hat man Zeit im Keller und es ist nicht mehr so kalt. –Ein Brut ist also immer auch stark vom Jahrgang geprägt und weniger vom Stil des Hauses. Das kann die Kundschaft überraschen …Da die Weine aus einem kleinen Gebiet stammen mit zu vielen, pardon, mit vielen Produzenten und da diese ihre Trauben meist nur an einem Ort produzieren, ist es schwie-rig, über die Jahre hinweg homogene Bruts zu finden. Reserveweine zum Ausgleichen sind noch Mangelware. –Das bedeutet, dass die Jahrgangstypizität in der Franciacorta über alle Weintypen hinweg einen grossen Einfluss hat. Genau. 2004 war vielleicht das bedeutendste Jahr. Der qualitativ gute und mengenmässig grosse Jahrgang er-laubte, Weine für den Ausbau von Riservas zurückzube-halten, die frühestens nach 67 Monaten in den Verkauf gebracht werden dürfen. 2005 gilt als ausgewogen und ge-fällig. 2006 war ein recht heisses Jahr, das weiche Weine ergab. 2007 steht für grosse Komplexität, ganz ausserge-wöhnlich. 2008 ist gekennzeichnet durch säurebetonte Weine. 2009 gilt als warmer, 2010 als kühler Jahrgang. –Der Anteil an Satèn, dem Weintyp, der dem französischen Crémant entspricht, hat sich in den vergangenen Jahren ständig vergrössert. Zu Beginn war Satèn auch geschmacklich etwas Ausserge-wöhnliches, heute ist er vielleicht zum Gewöhnlichsten mutiert. Er soll den Durchschnittsgeschmack treffen. Doch der Stil ändert sich ständig. 1995, als die ersten Satèn auf den Markt kamen, waren sie sehr, sehr holzbetont und noch bis vor zwei Jahren war der Holzausbau deutlicher spürbar als heute. Ein paar Betriebe begannen zusätzlich, einen Satèn millesimato zu machen. Die einen zielen beim Satèn auf einen weichen, einfachen, lieblichen Typ ab, die andern auf einen reichhaltigen, anspruchsvollen.–Was sind die gesetzlichen Vorgaben beim Satèn? Drei Sachen sind relevant: kein Pinot nero, also keine

«Wir führen über 600 Weine auf der Karte, davon sind 125 Franciacorta.»

N i c o l a B o n e r a , S o m m e l i e r i m 1 - S t e r n - M i c h e l i n -R e s t a u r a n t v o n S t e f a n o C e r v i n i

Short FactSFranciacorta

rebFläche 2600 Hektarengebiet 19 Gemeinden in der Provinz Brescia, ein Teil davon an den Lago d’Iseo grenzendname «Franciacorta» geht auf eine Geschichte zurück, die mit den «Corte Franche», den Freihöfen, verbunden ist, zu der Zeit, als das Gebiet nach Ankunft der B enediktiner-Mönche Frei-handel treiben durfte (lat. curtes francae). traubenSorten Chardonnay, Pinot blanc, Pinot noirproduktion 10 Millionen Flaschenproduzenten Das Consorzio per la tutela Franciacorta zählt 191 Mitglieder, davon füllen 104 Betriebe Franciacorta ab; ihr Anteil liegt bei 97 Prozent der Gesamtproduktion.weine Rund 90 Prozent aller Weine sind Franciacorta, das heisst durch Flaschen-gärung hergestellte Schaumweine. Brut und Satèn sind die mit Abstand wichtigsten Produkte. Fo

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Intensive Farbe mit gold­gelben Reflexen, lebendig intensive, feine Mousse mit fester, cremig persisten­ter Krone: Bellavistas per­fekte Schaumweinqualität in 19 Gläsern.

Aggressivität, er muss brut sein, also nicht mehr als 12 Gramm Zucker aufweisen, und nicht mehr als 5 atm Druck haben, die meisten sind bei 4,5 atm. Brut liegt meist zwischen 5 und 6 atm. Die meisten Satèn werden aus in Barriques gereiften Chardonnay hergestellt. –Hat das Wort Satèn eine bestimmte Bedeutung? Es ist ein Phantasiename. Er assoziiert Seide, das Satinierte, Geschmeidigkeit. –Als Besonderheit gilt der Rosé.Franciacorta ist das einzige Gebiet, das ich kenne, wo auch Rosé in den Geschmacksrichtungen pas dosé oder extra brut angeboten wird. Die Wärme der Franciacorta erlaubt das. Da die Hefe während der Gärung rund 20 Prozent der Farbe absorbiert, muss von einem recht kräftig gefärbten Grundwein ausgegangen werden, mindestens ein Viertel davon Pinot nero, die meisten verwenden aber deutlich höhere Anteile. Im Gegensatz zur Champagne muss in der Franciacorta ein Rosé immer mittels Mazeration herge-stellt werden. Die meisten Rosé in der Franciacorta sind heute sehr fruchtbetont und frisch und werden nicht län-ger als 24 Monate auf der Hefe ausgebaut, damit der Frucht-charakter nicht überdeckt wird. Hier haben wir bestimmt noch grosses Steigerungspotenzial: aus Chardonnay- Reben gibt es schon nach ein paar Jahren gute Weine, für guten Pinot noir braucht es ältere Stöcke.

–Sie sind ja unter anderem als Sommelier im vom «Guide Michelin» ausgezeichneten Restaurant «Due Colombe» von Stefano Cervini in Borgonato tätig. Wie setzen Sie dort den Franciacorta ein? Wir führen über 600 Weine auf der Karte, davon sind 125 Franciacorta. Die machen aber die Hälfte des Wein-konsums aus. –Das braucht aber eine besondere Küche …Ja, eine Küche, die den Franciacorta liebt: Fisch, Krusten-tiere, Gemüse, wenig Fleisch, und wenn Fleisch, dann Stücke mit kurzer Zubereitungsdauer. Franciacorta belas-tet die Geschmackpapillen kaum, umso besser kann das Gericht wahrgenommen werden. Le bollicine vanno bene con tutto, falsch ist es nie. Sie entfetten, reinigen den Mund und gehen dir nie auf die Nerven. –Die Franciacorta-Produzenten stehen vor grossen Herausforderungen. Die Produktion wird sich in den nächsten Jahren von 10 auf 20 Millionen Flaschen verdoppeln. Die Franciacorta kann heute – jetzt bin ich ein bisschen bösartig – erst 50 Prozent ihres Potenzials ausnutzen: junge Reben, junge Betriebe, Märkte, die noch nicht wis-sen, welchen Franciacorta sie wollen, der Spielraum ist gross. Ein USP könnte sein: pas dosé, denn ein guter Franciacorta hat keinen Zucker nötig.

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Short FactSFranciacorta brut

zugelaSSene traubenSorten Chardonnay, Pinot nero, Pinot bianco (max. 50 %)

mindeStauSbau auF der heFe 18 Monateminimale zeit zwiSchen ernte

und verkauF 25 Monatezuckergehalt max. 12 GrammkohlenSäure 5–6 atmbemerkung rund 80 % der Gesamtproduktion

Short FactSFranciacorta Satèn

zugelaSSene traubenSorten Chardonnay, Pinot bianco (max. 50 %)

mindeStauSbau auF der heFe 24 Monateminimale zeit zwiSchen ernte

und verkauF 31 Monatezuckergehalt max. 12 GrammkohlenSäure unter 5 atmbemerkung gibts nur in der Geschmacksrichtung Brut. Wird auch als Millesimato (Jahrgangsschaumwein) und Riserva hergestellt.

Short FactSFranciacorta roSé

zugelaSSene traubenSorten Chardonnay, Pinot bianco, Pinot nero (mind. 50 %)

mindeStauSbau auF der heFe 24 Monateminimale zeit zwiSchen ernte

und verkauF 31 Monatezuckergehalt

Pas dosé: max. 3 Gramm Extra brut: max. 6 Gramm Extra dry: 12–17 Gramm Sec oder Dry: 17–32 Gramm Demi sec: 33–50 GrammkohlenSäure 5–6 atmbemerkung vermutlich welt-weit einziger Rosé, den es auch ohne Dosage gibt

Short FactSFranciacorta milleSimato

zugelaSSene traubenSorten Chardonnay, Pinot nero, Pinot bianco (max. 50 %).Mindestens 85 % aus ent-sprechendem Jahrgang mindeStauSbau auF der heFe 30 Monateminimale zeit zwiSchen ernte

und verkauF 37 Monatezuckergehalt

Pas dosé: max. 3 Gramm Extra brut: max. 6 Gramm Extra dry: 12–17 Gramm Sec oder Dry: 17–32 Gramm Demi sec: 33–50 GrammkohlenSäure 5–6 atmbemerkung gibt es als Brut, Brut Satèn oder Rosé (alle Geschmacksrichtungen)

Short FactSFranciacorta riServa

zugelaSSene traubenSorten Chardonnay, Pinot nero, Pinot bianco (max. 50 %). Mindestens 85 % aus ent-sprechendem Jahrgang mindeStauSbau auF der heFe 60 Monateminimale zeit zwiSchen ernte

und verkauF 67 Monatezuckergehalt

Pas dosé: max. 3 Gramm Extra brut: max. 6 Gramm Extra dry: 12–17 Gramm Sec oder Dry: 17–32 Gramm Demi sec: 33–50 GrammkohlenSäure 5–6 atmbemerkung gibt es als Brut, Brut Satèn oder Rosé (alle Geschmacksrichtungen)

Franciacorta: die verSchiedenen weintYpen

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antica FrattaOme und Monticelli Brusati im Osten des Anbaugebiets gelten als Ortschaften mit dem kühlsten Klima. Das Gut Antica Fratta produziert bereits seit 1866 Wein, allerdings nie mit Trauben aus der Gegend. Der Betrieb in seiner heutigen Struktur geht auf 1979 zurück, das Jahr, als es Guido Berlucchi kaufte. Es gehört heute mehrheitlich der Familie von Franco Ziliani und wird von Tochter Cristina ge-führt. Die eigene Betriebs-fläche beträgt 8 Hektaren, mehrheitlich mit Böden auf Moränenablagerungen. Produziert werden jährlich 350 000 Flaschen.

2006 Franciacorta brut eSSence Antica Fratta, Monticelli Brusati95 % Chardonnay, 5 % Pinot noirIn der Linie Essence werden nur Jahrgangsschaumweine angeboten; Ernte Ende Au-gust; Ausbau auf der Hefe 36 Monate; Gesamtsäure und Dosage 7,5 Gramm; Sboccatura: 2011 Mittleres Gelb. In der Nase etwas Hefe, fein, fast zurück- haltend, duftig. Am Gaumen mittlere Fülle, sehr feine

Perlage, Schmelz, Golden Delicious, spürbare Süsse im mittellangen Finale. Ein geschmeidiger, weicher Wein. 16 / 20 trinken –2012

Erhältlich bei:

Canetti Al Zandone, 6616 Losone Fon 091 791 63 31 www.tivinum.ch

barone pizziniProvaglio liegt im Norden unweit des Lago d’Iseo. Der Betrieb wurde 1870 durch Barone Pizzini gegründet. Heute ist er in den Händen einer Unternehmergruppe, die in der Toskana auch die Poderi di Ghiaccioforte und in den Marken das Weingut Pievalta betreibt. Alle drei Betriebe stellen biozerti-fizierte Weine her, Barone Pizzini bereits seit 1998. Die Jahresproduktion liegt bei 360 000 Flaschen.

2004 Franciacorta bagnadore paS doSé riServaBarone Pizzini, Provaglio d’Iseo50 % Chardonnay, 50 % Pinot noirTrauben aus dem auf Moräne gelegenen Rebberg Roccolo; Ausbau der Grundweine

während je sechs Monaten in Barriques und im StahltankBagnadore ist der Name eines kleinen Baches in der Gegend, der dem trockensten Franciacorta von Barone Pizzini den Namen geliehen hat; erst-mals 1988 hergestelltJahrgang 2004 ist die erste Riserva, was einen Ausbau auf der Hefe von mindestens 60 Monaten bedingt12,5 Vol.-%; Sboccatura: 6/2010Mittleres Gelb. Mittlere In-tensität, frisch, Hefe, viel-schichtig, Anis. Am Gaumen dicht, saftig, strukturiert, Anis, frisches, langes, saf-tiges Finale. Ein mächtiger, strukturierter Wein.18 / 20 trinken –2018

bellavistaVittorio Moretti, Bauunter-nehmer (Terra Moretti), Schiffbauer, Weinproduzent und vieles mehr, ist ein Schwergewicht in der Franciacorta. Nebst Bella-vista besitzt er auch Contadi Castaldi. Als er 1977 sein erstes Weingut gründete, bediente er sich des Namens Bellavista, der Bezeichnung seines Anwesens auf einem Hügel-

chen bei Erbusco mit – bei klarem Wetter – stupender Weitsicht in die Poebene und an den Lago d’Iseo. Trauben von 190 Hektaren werden heute verarbeitet, die Jahresproduktion be-trägt 1,3 Millionen Flaschen.

2006 Franciacorta gran cuvée roSé brutBellavista, Erbusco45 % Pinot noir, 55 % ChardonnayChardonnay wird in Barriques ausgebaut, der Pinot noir wird bis Gärungsbeginn an der Maische belassenProduktion: 45 000 Flaschen, Sboccatura: 2011Eine Bellavista Gran Cuvée ist immer ein Jahrgangs-wein; bereits 1980 wurde erstmals ein Rosé herge-stellt, damals eine NovitätHelles Lachsrot. Duftig, aromatisch, Hefe. Am Gau-men dicht im Antrunk, Va-nille, reife Früchte, Hefe, Holznote, Himbeernote, langes Finale. Ein harmoni-scher, filigraner, ja gerade-zu zarter Schaumwein.18 / 20 trinken –2013

Erhältlich bei:

Scala Vini Christoph Künzli Weine Hauptstrasse 65 3706 Leissigen Fon 033 847 00 08 www.scalavini.ch

Zanini-Sulmoni Via Comi, 6853 Ligornetto Fon 091 647 33 33 www.zanini.ch

berlucchi Als Guido Berlucchi 1990 starb, hinterliess er ein ein-drückliches Lebenswerk. Das 1958 gegründete Wein-haus war zu einem der führenden italienischen Schaumweinerzeuger aufge-stiegen. Zusammen mit Franco Ziliani erfand Guido Berlucchi den Franciacorta, und da die Nachfrage bald grösser war als die lokale Produktion, bediente er sich auch ausserhalb des An-baugebiets: im Trentino, im Oltrepò Pavese. Den Betrieb vermachte er Franco Ziliani,der eben seinen 80. Geburts-tag gefeiert hat; dessen drei Kinder führen heute das Unternehmen Berlucchi. Ihr Ziel ist, dass künftig alle Linien aus Franciacorta-Trauben hergestellt werden. Trauben aus 600 Hektaren werden verarbeitet, die jähr-liche Produktion beträgt 4,7 Millionen Flaschen.

2006 cellariuS paS doSéBerlucchi, Borgonato80 % Chardonnay, 20 % Pinot noir

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Trauben aus eigenen Lagen; nur ein kleiner Anteil der Grundweine wird in Barriques ausgebaut, der Rest im Stahltank; Chardonnay durchlief teilweise den bio-logischen Säureabbau (BSA); 42 Monate Flaschenreifung; Gesamtsäure des fertigen Weins 7 Gramm; Sboccatura: 1/2011Helles Gelb. Verhalten, hefebetont, fast etwas re-duktiv. Am Gaumen frisch, spürbare Mousse, Pfirsich, leicht herb im Mittelteil und Finale, mittlere Länge, Anis, Vanille, weinig und mit saftiger Säure, Zitrus. Ein kerniger, rassiger Franciacorta von grosser aromatischer Persistenz.17 / 20 2012–2017

Erhältlich bei:

Perlwein Tannstrasse 56, 8307 Effretikon Fon 052 343 81 08 www.perlwein.ch

bersi SerliniDas Weingut Bersi Serlini liegt in Provaglio d’Iseo, im Norden unweit des Lago d’Iseo. Es ist einer der histo-rischen Betriebe, bereits seit 1886 sind seine Weine im Verkauf. Geleitet wird der Betrieb von Maddalena Bersi Serlini, Vater Arturo

hilft immer noch mit, wenn Not am Mann ist. Das Weingut ist beliebt für Feste grosser Gesellschaf-ten, allem voran Hochzeiten. 35 Hektaren stehen in Er-trag, die Jahresproduktion beträgt 250 000 Flaschen.

2004 Franciacorta brut cuvée 4 Bersi Serlini, Provaglio d’IseoBrut Cuvée 4 bedeutet: Trauben aus den vier besten Lagen, die vier besten Hölzer für den Fassausbau der Grundweine, Jahrgang 2004, 40 Monate Ausbau auf der Hefe; Ernte am 8. August 2004; Remuage der 55 000 Flaschen ausschliesslich von Hand; Sboccatura: 10/10Mittleres Gelb. In der Nase Ananas, exotische Früchte, Caramel mou. Am Gaumen mittlere Fülle, fein, aller-dings nicht sehr persistente Mousse, schönes Süsse-Säure-Spiel, eleganter Trinkfluss, schöne Länge, zugänglich und angenehm. 16 / 20 trinken –2013

ca’ del boscoCa’del Bosco ist eines der Flaggschiffe in der Francia-corta, und wie kein Zweiter

Ca‘ del Bosco mit Maurizio Zanella haben wesentlich dazu beigetragen, dass Franciacorta heute nicht nur in Italien, sondern auch im Ausland an den besten Adres­ sen ausgeschenkt wird.

Franco Ziliani (2. von rechts) erbte 1990 das von Guido Berlucchi gegründete Gut. Heute führen Tochter Cristina und die beiden Söhne Arturo und Paolo Ziliani das Unternehmen Berlucchi.

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verkörpert sein Steuermann Maurizio Zanella die Erfolgs-geschichte dieses Weins, der heuer sein 50. Jubiläum feiert. Ca’ del Bosco hat we-sentlich dazu beigetragen, dass Franciacorta heute nicht nur in Italien, sondern auch im Ausland an besten Adressen ausgeschenkt wird. Gegründet wurde das Weingut 1968, seit 1994 ist es Teil der Gruppe Zignano Marzotto, eines Konglome-rats industrieller Betriebe, das unter anderem im Tex-til- und Glassektor tätig ist. Die Produktionsfläche be-trägt 150 Hektaren. 1,5 Mil-lionen Flaschen werden jährlich abgefüllt.

2006 Franciacorta doSage zéro milleSimatoCa’ del Bosco, Erbusco60 % Chardonnay, 23 % Pinot blanc, 17 % Pinot noirCa’ del Bosco ist einer der ersten Betriebe, die bereits 1978 einen Pas Dosé auf den Markt brachten.Trauben aus 22 verschiede-nen Rebbergen, das Durch-schnittsalter der Reben liegt bei 30 Jahren; 8 Monate Ausbau teils im Stahltank, teils in Barriques, dann 48 Monate Flaschenreifung; Sboccatura: Herbst 2010; Produktion: 30 000 Flaschen

Mittleres Gelb. Intensives, verführerisches Bouquet, leichte Rauchnote, fruchtig und würzig zugleich, Vanille, Mandarine. Am Gaumen dicht, feiner Schmelz, Brot-rinde, sehr feine Mousse, frisch, leichte Röstnoten, Anis im langen Finale. Ein komplexer, vielschich-tiger und ausgesprochen harmonischer Wein.19 / 20 trinken –2018

Erhältlich bei:

Caratello Zürcher Strasse 204E 9014 St. Gallen Fon 071 244 88 55 www.caratello.ch

Vini Vergani Zentralstrasse 141 8003 Zürich Fon 044 451 25 00 www.vinivergani.ch

castello di gussagoHinter dem Betrieb steht die grösste Grappaproduzentin, die Distillerie Franciacorta. Sie wurde 1901 gegründet und ist im Besitz der Familie Gozio. Acht Prozent aller italienischen Grappe werden hier gebrannt. Die Schaum-wein-Produktion begann vor zehn Jahren. 15 Hektaren in den Colle Barbisone, sie werden von den Einhei-

mischen La Santissima genannt, stehen in Ertrag, repräsentativ auf dem Castello di Gussago verortet mit historischen Kellern, die von Dominikaner-Mönchen errichtet worden waren. Die Reben stehen in ausge-prägten Kalklagen ohne Lehm und werden im Guyot-System mit entsprechend hoher Stockdichte erzogen, die ältesten sind neunjährig. Sabrina Gozio, die Tochter des Hauses, ist als Önologin tätig. Die auffällige Fla-schenform stammt von Luigi Veronellis Tochter. Aktuelle Jahresproduktion: 100 000 Flaschen.

Franciacorta la SantiSSima brutCastello di Gussago, Gussago90 % Chardonnay, 10 % Pinot noirDritte Abfüllung dieses Weins; Dosage von 4,8 Gramm (könnte auch als Extra Brut angeboten werden); Sbocccatura: März 2010Strohgelb. Leicht reduktive Nase, auch Brioche, Cham-pignon, reife Früchte, Birnen. Am Gaumen schlank, mine-ralisch, leicht salzig, frische Säure, kerniges, leicht rauchiges Finale. Ein rassi-ger Franciacorta. 17 / 20 trinken –2012

contadi castaldiVittorio Moretti, Besitzer von Bellavista, hat im Westen des Gebiets bei Adro eine ehemalige Ziegelei aufge-kauft. 1987 begann er hier mit der Weinproduktion. Trauben von 130 Hektaren werden aus allen Teilen der Franciacorta geliefert. Kein Betrieb produziert mehr Satèn als Contadi Castaldi. Jährlich sind es 150 000 Flaschen, bei einer Gesamtproduktion von 900 000 Flaschen. Doch nicht genug: Moretti plant, bald eine Million Flaschen Satèn herzustel-len. Als bester Satèn des Hauses gilt die Abfüllung «Soul», sie versteht sich als Seele des Satèn, wird aus einer Selektion der besten Trauben komponiert und reift mindestens fünf Jahre in den Kellern von Contadi Castaldi.

2007 Franciacorta SatènContadi Castaldi, Adro100 % ChardonnayBis vor ein paar Jahren mit Anteilen von Pinot blanc; Vergärung mit Reinzucht-hefen; Stahltank- und Barriqueausbau; 30 Monate auf der Hefe; erste Produktion: 1995;

kein Hinweis auf Sboccatura Helles Gelb. In der Nase verschlossen, Hefenote. Am Gaumen dichte Struktur, noch verschlossen, gute Balance, saftige Frucht, im Finale etwas trocknend, guter Stoff, Flaschenrei-fung brauchend. 16 / 20 2012–2106

Erhältlich bei:

Zanini-Sulmoni Via Comi 6853 Ligornetto Fon 091 647 33 33 www.zanini.ch

FerghettinaIn Adro, ganz im Westen gelegen, befindet sich das 1992 gegründete Weingut von Roberto Gatti. Er stammt aus einer Bauernfamilie und ist einer der wenigen Produ-zenten mit landwirtschaft-lichem Hintergrund. Der kleinste Teil der Trauben von 140 Hektaren, die ver arbei-tet werden, stammen aus eigenen Reben, das meiste wird in neun verschie denen Gemeinden zugekauft. Jahresproduktion: 350 000 Flaschen.

2005 Franciacorta Ferghettina extra brutFerghettina, Adro

Der Betrieb im Besitz der vier Brüder Majolini –

1981 lancierten sie ihren ersten Schaumwein – wird

von Ezio Majolini geführt; der beleuchtete Raum in der

ersten Etage ist sein Büro.

Mosnel bezeichnet im Dialekt einen steinigen Ort, deshalb heisst das Weingut von Giulio und Lucia Barzano seit 1976 Il Mosnel.

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80 % Chardonnay, 20 % Pinot noirAusbau im Stahltank, anschliessend 60 Monate auf der Hefe; Restzucker: 3 Gramm;erster Jahrgang: 1995; Produktion Jahrgang 2005: 8000 Flaschen; Sboccatura: 2011 Strohgelb. Intensive, duf tige Nase, reife Früchte, geröstete Nüsse, Hefe. Am Gaumen dicht, Schmelz, Fruchtsüsse, Haselnuss, geschmeidig, langes, saf tiges Finale. Ein vielschichtiger Franciacorta. 18 / 20 trinken –2016

Erhältlich bei:

Vini Sacripanti Lägernstrasse 17 5430 Wettingen Fon 056 426 08 94 www.sacripanti.ch

Fratelli berlucchiDas Weinhaus geht auf den Ingenieur Antonio Berlucchi zurück, dessen Familie mit Guido Berlucchi verwandt ist. Nach dessen Tod grün-deten die fünf Kinder 1967 Fratelli Berlucchi, eines davon, die mittlerweile äl-tere Dame Pia Donata, steht ihm heute vor. Der Firmen-

sitz befindet sich in einem historischen Palazzo in Borgo nato, einem Weiler von Corte Franca. 1977 wurde ein erster Schaum-wein produziert, darunter auch ein Rosé, damals in ganz Italien eine Novität. Verarbeitet werden nur Trauben eigener Produk- tion (70 ha). 400 000 Flaschen gelangen jährlich in der Verkauf.

Franciacorta brut 25Fratelli Berlucchi, Corte Franca100 % ChardonnayDie Abfüllung Franciacorta Brut 25 wird seit 2008 an-geboten und ist die moderne Interpretation auf der Basis junger Weine; Fratelli Berucchi bietet sonst nur Jahrgangsschaumweine an; die Zahl 25 bezieht sich auf die Monate zwischen Ernte und Sboccatura (letzter Schritt vor dem Verkauf, in diesem Fall 2011); teilweise im Holz ausgebaut; Dosage bei 8 Gramm; abgefüllt werden 80 000 FlaschenHelles Gelb, recht grobe Mousse. Intensive, fruch tige Nase mit mine-ralischen Noten, Cham-pignon. Am Gaumen mittlere Fülle, spürbare Süsse, Zitrus, im Antrunk cremiger Trinkfluss, im Finale

etwas breit. Ein fülliger Franciacorta. 16 / 20 trinken

Erhältlich bei:

Casillo Getränke Alte Kappelerstrasse 21 6340 Baar Fon 041 766 30 66 www.casillo-getraenke.ch

il mosnelEmanuela Barboglio (1936–2007) war eine der Pionie-rinnen in der Franciacorta. 1976 taufte sie den 1836 gegründeten Betrieb Bar-zanò Barboglio in Il Mosnel um. Mosnel bezeichnet im Dialekt einen steinigen Ort. Heute ist der Betrieb in den Händen der Kinder Emanuela, Giulio und Lucia Barzanò. Ihrer Mutter haben sie den EEB (Extra Brut Emanuela Barboglio) gewidmet. Satèn wird seit 1996 produziert. In den ersten Jahren wurden dafür mehrheitlich barrique-ausgebaute Weine verwen-det. Dieser Anteil reduzierte sich in den letzten Jahren. Die Gesamtproduktion liegt bei 250 000 Flaschen, 40 000 entfallen auf Satèn.

2007 Franciacorta Satèn milleSimatoIl Mosnel, Camignone

100 % ChardonnayAus den Lagen Larga Cani, Mosnel, Camili e Testa mit Moränenböden mittlerer Fruchtbarkeit und kalkhalti-gen Meeresablagerungen; Ernte zweite Hälfte August; 40% Ausbau in Barriques, anschliessend 36 Monate auf der Hefe Restsüsse: 8 Gramm; Gesamtsäure: 6,5 Gramm; 12,5 Vol.-%; Sboccatura: 4/11 Mittleres Gelb. Verhaltenes Bouquet, Hefe, Minerali-tät. Im Gaumen straff im Antrunk, Schmelz, mine-ralisch, feine Mousse, frische Säure, strukturie-rende Bitternote, sich zu langem, saftigem Finale öffnend. Ein komplexer, austarierter Schaumwein.18 / 20 2012–2018

Erhältlich bei:

Schaller Vinarium Gerliswilstrasse 68 6020 Emmenbrücke Fon 041 495 18 18 www.vinarium.ch

le marchesineAlles hat 1909 mit der Er-öff nung einer Osteria be-gonnen. Später kam der Wein- und Getränkehandel dazu und in den 1980er

Jahren folgte der dritte Streich: die Familie Biatta begann, auch selber Wein zu produzieren. Das führte 1988 zur Gründung von Le Marchesine. Biattas Ziel war von Beginn weg, besonders trinkfreudige Franciacorta zu keltern. Passirano, der Produktionsort, liegt im Zen-trum des Anbaugebiets. Die 50 Hektaren Reben be-finden sich mehrheitlich im östlich gelegenen Gussago. Jahresproduktion: 420 000 Flaschen.

2005 Franciacorta Secolo novo milleSimatoLe Marchesine, Passirano100 % ChardonnayAus der Hügellage La Santis-sima di Gussago, 270 m ü. M.; geringer Ertrag: 40 q/ha; Gärung mit safteigenen Hefen bei 17 bis 19 Grad; Stahltank-ausbau und anschlies send 48 Monate Lagerung auf der Hefe; Gesamtsäure: 6 Gramm; Sboccatura: 11/2010Mittleres Gelb. Mittlere Intensität, reife Noten. Am Gaumen mittlere Fülle, Schmelz im Antrunk, dicht und recht füllig im Mittel-teil, weich, warm und reif im langen Finale, auf leich-ter Bitternote endend. Ein aromatischer, reichhal-tiger Franciacorta.16 / 20 trinken –2014

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majoliniDie Gegend von Ome im Nordosten der Franciacorta ist am kühlsten. Die Reb-berge reichen bis 400 m ü. M. Hier hat die Industriellen-

familie Majolini ihre Wurzeln. Bereits in den 1960er Jah-ren brachten sie Stillweine auf den Markt, 1981 lancier-ten sie ihren ersten Schaum-wein. Basis sind Trauben eigener, kalkhal tiger Terras-senlagen im Gebiet von Ome. Sie ergeben feine, säure-betonte und etwas alkohol-ärmere Weine als in andern Zonen (12,5 Vol.-% statt 13 Vol.-%). 1997 wurde der neue Keller eingeweiht. Die Anbau fläche beträgt heute 24 Hektaren, die jährliche Pro duktion 250 000 Flaschen. Der Betrieb ist im Besitz der vier Brüder Majolini, geführt wird er durch Ezio Majolini. Die Zusammen ar beit mit dem französischen Öno-logen Jean-Pierre Valade wirkt stilprägend.

2006 Franciacorta paS doSé aligi SaSSuMajolini, OmeDer Wein ist dem Bildhauer und Skulpteur Aligi Sassu (1912–2000) gewidmet, einem Freund der Familie. Eines seiner Werke (Cavalli innamorati) prägt

den Platz vor dem Keller.Basis des Pas dosé ist Chardonnay aus dem Gebiet von Gussago; Ausbau im Stahltank, anschliessend 30 Monate in der Flasche; Sboccatura: Oktober 2010; erstmals produziert: 1998; Jahrgang 2006: 6000 Flaschen Mittleres Gelb. Sehr duftig, frisch, Zitrus. Am Gaumen schlank, frische, doch reife Säure, leichte Agrumennote, Anis, sehr feine Mousse, mi-ne ralische Noten, angenehm trocken im Finale. Ein rassi-ger, eleganter Franciacorta. 18 / 20 trinken –2015

Erhältlich bei:

Buonvini Zeughausstrasse 67 8004 Zürich Fon 043 444 74 74 www.buonvini.ch

mirabella Die einzige Genossenschaft liegt im Südosten der Francia corta, in Rodano- Saiano unweit Brescia. Gegründet wurde sie 1979, zu Beginn dabei war auch die Filmemacherin Lina Wertmüller. Heute werden Trauben aus 50 Hektaren verarbeitet. In den meisten Anlagen werden die Reben (2000 bis 3000 Stöcke

pro Hektare) an grossen Drahtrahmen (2 bis 3 Meter Höhe) erzogen. Die Jahres produktion beträgt 450 000 Flaschen. Der Ba-siswein Brut wird ab Keller unter 10 Euro angeboten.

i. wine blanc de blancMirabella, Rodengo-SaianoDer Blanc de Blanc ist für die Genossenschaft der erste Wein aus einer Einzel-lage (2,5 Hektaren, Moräne); auf der Etikette ist deutlich sichtbar die Zahl 81 an-gebracht, die sich auf das Pflanzjahr der Reben bezieht; in der verkosteten Abfüllung (Sboccatura Januar 2011) sind Weine der Jahrgänge 2006 (90 %) und 2007 (10 %) assembliert; die Basisweine sind 60 % Chardonnay und 40 % Pinot blanc, 40 % davon in Barriques ausgebaut, anschliessend 36 Monate Reifung auf der Hefe; Dosage: 4 Gramm; Produktion: 10 800 Flaschen Mittleres Gelb. In der Nase verhalten, Hefe, Apfel, Birnen, beerig, würzig vegetabil. Am Gaumen mittlere Fülle, viel Mousse, fruchtig, Aprikose, leichte Bitternote im Finale, an genehm trocken. Ein süffiger, weiniger Franciacorta.16 / 20 trinken

monte rossaDer Betrieb liegt bei Passi-rano, im Zentrum der Franciacorta. Sein Name leitet sich von Monte Rossa, dem höchsten Punkt der Gemeinde, ab. Er ist Teil des Hügelzugs, der im Sü-den des Lago d’Iseo die sub alpine Zone von der Po-ebene trennt. Rossa ist der Name einer Bergamasker Familie, die in diesem Gebiet grosse Ländereien beses-sen hatte. Hier begann 1972 die Familie Rabotti mit der Weinproduktion. Heute wird das Gut von Emanuele Rabotti, dem Sohn der Grün-der, geführt. Monte Rossa umfasst 70 Hektaren, die Jahresproduktion liegt bei 500 000 Flaschen. Als erster Betrieb in der Franciacorta erzeugte er ab 2003 aus-schliesslich Schaumwein. Aushängeschilder sind Cabachon Brut Millesimato und Rosé Millesimato, sie halten im Vergleich zu den Basisprodukten einen höheren Anteil an Pinot noir und Barriqueweinen.

2006 Salvàdek extra brut milleSimatoMonte Rossa, Bornato di Cazzago100 % ChardonnaySalvàdek ist das Dialektwort

für das italienische «selva-tico» (wild)Basis bildet Chardonnay aus 9 verschiedenen Lagen (95 %); die knapp 20-jährigen Reben wachsen auf der Gletscher-moräne; die Parzellen werden separat vinifizert und in grösseren Holzfässern und im Stahltank ausgebaut; beim Assemblieren werden jeweils 5 % Reserveweine eingesetzt; anschliessend 30-monatiger Ausbau auf der Hefe; Sboccatura: 2010; Produktion: 15 000 Flaschen Strohgelb. Dezent, floral, Brioche. Am Gaumen sehr feine Mousse, geschmeidig, fast cremig, sehr feine Kohlensäure, malzig, Noten von Anis und Lakritze, dezente Säure, samtenes Finale, leicht vegetabile Bitternote, weich, reif, gehaltvoll.16 / 20 trinken –2012

Erhältlich bei:

Tamborini Strada Cantonale, 6814 Lamone Fon 091 935 75 45 www.tamborini-vini.ch

montenisaDas Anwesen im Weiler Calino bei Cazzago San Martino im Süden der Franciacorta gehörte bis 1999 der Contessa Maggi –

Ronco Calino: Paolo und Lara Radici begannen 1996 mit der Weinherstellung, heute liegt die Jahresproduktion bei 70 000 Flaschen.

F r a n c i a c o r t a

Villa: Die Keller stammen aus dem

16. Jahrhundert, der erste Schaumwein

kam 1978 auf den Markt. Roberta Bianchi und ihr Ehemann Paolo Pizziol führen das Gut.

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30 Jahre

30

Franciacorta RoséD.O.C.G. 2007

Brut Franciacorta BrutD.O.C.G. Milledì 2007

30 anni vini SacRipanti aG13 anni Bollicine, Franciacorta,

FerghettinaFranciacorta Brut D.O.C.G.

Franciacorta Satèn Brut 2007 D.O.C.G.Franciacorta Extra Brut 2005 D.O.C.G.

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dann wurde es von Antinori übernommen und so zieren heute die Namen der drei Töchter Albiera, Allegra, Alessia den Korken. In Ertrag stehen 60 Hektaren, die Jahresproduktion liegt bei 300 000 Flaschen, davon ent-fällt die Hälfte auf die Kate-gorie Brut. Eine besondere Rarität kam kürzlich in den Verkauf: die Riserva 2001.

Franciacorta monteniSa brutMontenisa, Cazzago San Martino80 % Chardonnay, 10 % Pinot noir, 10 % Pinot blancDer Brut kam erstmals 2001 in den Verkauf; Ausbau der Grundweine im Stahltank und in Barriques; 30 Monate Ausbau auf der Hefe; Sboccatura 10/2010; Produktion: 150 000 Flaschen Helles Gelb. Dezentes Bouquet, frisch, attraktive Mischung von Frucht, Hefe, Blüten. Am Gaumen schlank und geschmeidig im Antrunk, floral, sehr feine Mousse, rassige Säure im Mittelteil und Finale, langer, von spür-barer Bittermandelnote mar kierter Nachhall. Ein harmo nischer, tän ze-rischer Franciacorta.17 / 20 trinken –2013

Erhältlich bei:

BindellaHönggerstrasse 115, 8037 ZürichFon +41 44 276 62 62www.bindellaweine.ch

Regli WeineSelmattenstrasse 30, 8215 HallauFon 052 681 29 21www.regliweine.ch

Olgiati ViniVia di Fumas 36915 Pambio-NorancoFon 091 994 15 41www.olgiativini.ch

ricci curbastroIm Westen der Francia-corta, in Capriolo, liegt die Villa aus dem 19. Jahr-hundert, wo bereits seit 1885 Wein gekeltert wird. Doch erst 100 Jahre später, 1980, wurden die ersten Schaumweine abgefüllt. Die 27 Hektaren Rebberge sind auf die Gebiete Ca -pri olo, Iseo und Paderno Franciacorta verteilt. Riccardo Ricci Curbastro, der den Betrieb leitet, ist seit mehreren Jahren auch Präsident der Vereinigung Federdoc, die sich für den Schutz der italienischen Weinbaugebiete und deren Erzeugnisse einsetzt. Sie deckt 80 Prozent der gan-zen Produktion ab. In der Franciacorta hat Riccardo

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Ricci Curbastro den Namen «Satèn» lanciert und 1992 auch die ersten Fla-schen unter diesem Begriff auf den Markt gebracht. Heute sind es jährlich 40 000 Flaschen, bei einer Gesamtproduk tion von 200 000 Flaschen.

2006 Franciacorta SatènRicci Curbastro, Capriolo100 % ChardonnayErnte Ende August; 8-monatiger Ausbau in Barriques, anschliessend 36 Monate auf der Hefe; 7 Gramm Restzucker; 12,5 Vol.-%; Sboccatura: 11/2010Helles Strohgelb. Inten-sives Bouquet, kon-zentrierte Frucht, reife Aprikosen, Hefe, Noten vom Holzausbau. Am Gaumen dicht und reich im Antrunk, Vanille, kan-dierte Früchte, langes, warmes Finale. Vom Charakter her mehr ein strukturierter Wein denn ein Schaumwein. 17 / 20 trinken –2015

Erhältlich bei:

Archetti Vini d’Italia Winterthurerstrasse 17 8303 Bassersdorf Fon 043 266 10 00 www.archetti.ch

ronco calinoIn der Villa des heutigen Weinguts Ronco Calino im Weiler Torbiato bei Adro residierte lange Jahre der Meisterpianist Arturo Benedetti Michelangeli (1920–1995). Nach seinem Tod erwarben es die Unter-nehmer Paolo und Lara Radici. 1996 begannen sie mit der Weinproduktion. 10 Hektaren stehen heute in Ertrag, sanfte Hanglagen in West- und Südwestausrich-tung wie die Lagen Sotto-bosco, Palazzo und Quattro Camini. Die Stockdichte liegt zwischen 6000 und 7000. Jahresproduktion: 70 000 Flaschen.

Franciacorta SatènRonco Calino, AdroBasis des Weins sind Chardonnay-Grundweine des Jahrgangs 2008; Ernte in der dritten Augustwoche; Ganztraubenpressung; Ausbau mehrheitlich in Inox bei 15 bis 16 Grad Celsius; ein Drittel in älteren fran-zösischen Barriques; Cuvée besteht aus vier Basiswei-nen; mindestens 24 Monate Reifung auf der Hefe; Sboccatura: 4/2011; Produktion: 6600 FlaschenHelles Gelb. Fruchtig, floral, leichte Hefenote. Sehr

frisch im Antrunk, leichte Tanninstruktur, feine, wenn auch starke Mousse, Zitrus-noten, stahliges, langes Finale. Ein knackiger, struk-turierter Satèn, noch etwas Flaschenreifung brauchend. 17 / 20 2012–2016

Erhältlich bei:

Vinothek Brancaia Seefeldstrasse 299, 8008 Zürich 044 422 45 22 www.vinothek-brancaia.ch

villaKenner schätzen an den Weinen von Villa aus dem Osten des Anbaugebiets ihre subtile Machart und das Entwicklungspotenzial. Die Keller des Anwesens stammen aus dem 16. Jahr-hundert. Villa ist der Name einer Fraktion von Monticelli Brusati. Die Süd- und Süd-ostlagen sind geprägt von Lehm und Mergel. Der Be-stand an alten Reben ist vergleichsweise hoch, die Stockdichte liegt zwischen 4000 und 5000 Reben. Die Weinberge sind begrünt und werden organisch gedüngt. 1960 erwarb Alessandro Bianchi, Industrieller aus Brescia, den verlassenen Borgo. Der erste Schaum-wein kam 1978 auf den Markt. Heute wird der Betrieb

von Tochter Roberta und ihrem Ehemann Paolo Pizziol geführt. In Ertrag stehen 37 Hektaren, die Jahrespro-duktion liegt bei 320 000 Fla-schen. Im Borgo stehen Feriengästen über 20 Woh-nungen zur Verfügung.

2007 Franciacorta SatènVilla, Monticelli Brusati100 % ChardonnayKelterung im Stahltank; 30 Monate auf der Hefe; Sboccatura: 3/11; erster Satèn-Jahrgang: 1995; Produktion: 50 000 FlaschenMittleres Gelb. Zartes Bou-quet, floral, Pfirsich. Am Gaumen sehr geschmeidige Mousse, Pfirsichnote, ange-nehm eingebundene Säure, saftiges, subtiles Finale. Ein herrlich süffiger Satèn. 17 / 20 trinken –2105

Erhältlich bei:

Zamberlani 6776 Piotta Fon 091 868 11 33 www.zamberlani.ch

cantina chiara zilianiDas Dorf Provaglio d’Iseo liegt im Norden des Anbau-gebiets. Hier kaufte Evange-lista Ziliani 1968 einen Hof und legte damit den Grund-

stein zur heutigen Cantina Chiara Ziliani. Die Trauben lie-ferte er bis 1999 dem Markt-leader Berlucchi, dann be-gann er mit einer eigenen Produktion. 2004 waren die ersten Flaschen im Verkauf. Heute wird der Betrieb von Tochter Chiara geleitet, ausgebildete Architektin. 15 Hektaren stehen in Pro-duktion. Die Jahresmenge beträgt 200 000 Flaschen. Die Toplinie (30 %) wird unter dem Label Ziliani C verkauft, die Mittelklasse (50 %) unter dem Namen Conte di Prova-glio, der Rest steht als Duca d’Iseo in den Regalen der Supermercati.

2006 Franciacorta Satèn ziliani cCantina Chiara Ziliani, Provaglio d’Iseo100 % ChardonnayTeilweise in gebrauchten Bar-riques ausgebaut; 44 Monate auf der Hefe; Zucker und Gesamtsäure 6,8 Gramm; Sboccatura: 11/2010; Produktion: 10 000 Flaschen Mittleres Gelb. Reife, fruch-tige Noten, Aprikose, Pfir-sich, attraktiv. Am Gaumen breit im Antrunk, weich, im Mittelteil etwas bitter, spürbares Tannin, mittel-langes, warmes Finale. Ein recht fülliger Satèn.16 / 20 trinken –2013

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Page 57: Schweizerische Weinzeitung

Weine in dieser AusgAbe

AAntica Fratta, Franciacorta Brut Essence 2006 ........................ S. 50

BBarone Pizzini, Franciacorta Bagnadore pas dosé Riserva 2004 .................................. S. 50Bellavista, Franciacorta Gran Cuvée Brut 2006 .................... S. 50Berlucchi, Cellarius Pas Dosé 2006 ............................... S. 50Bersi Serlini, Franciacorta Brut 2004 ....................................... S. 51Bollinger, R.D. 1997 Extra Brut ....................................... S. 58Bollinger, R.D. 1996 Extra Brut ....................................... S. 58Bollinger, R.D. 1995 Extra Brut ....................................... S. 58Bollinger, R.D. 1988 Extra Brut ....................................... S. 58Bollinger, R.D. 1985 Extra Brut ....................................... S. 58Bollinger, R.D. 1976 Extra Brut ....................................... S. 58Bollinger, R.D. 1975 Extra Brut ....................................... S. 58Bollinger, R.D. 1966 Extra Brut ....................................... S. 58

Bollinger, R.D. 1961 Extra Brut ....................................... S. 58Bollinger, R.D. 1959 Extra Brut ....................................... S. 58

CCa’del Bosco, Franciacorta Dosage Zéro Millesimato 2006 ..... S. 51Campalto, Stella, Brunello di Montalcino 2006 ......... S. 07Cantina Chiara Ziliani, Franciacorta Satèn Ziliani C 2006 .................................. S. 55Cape Mentelle, Sauvignon blanc Sémillon 2008 ..................... S. 18Cape Mentelle, Shiraz 2006 .......... S. 18Cape Mentelle, Cabernet Sauvignon 2004 ............................. S. 18Castello di Gussago, Franciacorta La Santissima Brut ... S. 52Cheval Blanc 2010 ......................... S. 15Cheval Blanc 2009 ......................... S. 16Cheval Blanc 2008 ......................... S. 16Cheval Blanc 2001 ......................... S. 16Cheval Blanc 2000 ......................... S. 15Cheval Blanc 1998 ......................... S. 16Cheval Blanc 1997 ......................... S. 16Cheval Blanc 1996 ......................... S. 16Cheval Blanc 1995 ......................... S. 16Cheval Blanc 1990 ......................... S. 16Cheval Blanc 1989 ......................... S. 16Cheval Blanc 1988 ......................... S. 16Cheval Blanc 1983 ......................... S. 16Cheval Blanc 1982 ......................... S. 16Cheval Blanc 1971 ......................... S. 16Cheval Blanc 1966 ......................... S. 16

Cheval Blanc 1961 ......................... S. 16Cheval des Andes 2008 ...........S. 18/19Cheval des Andes 2007 ............S. 18/19Cheval des Andes 2006 ............S. 18/19Cheval des Andes 2005 ............S. 18/19Cheval des Andes 2004 ............S. 18/19Cheval des Andes 2003 ............S. 18/19Cheval des Andes 2002 ............S. 18/19Cheval des Andes 2001 ............S. 18/19Cheval des Andes 1999 ............S. 18/19Cloudy Bay, Sauvignon blanc Te Koko 2008 .................................. S. 17Cloudy Bay, Sauvignon blanc 2010 ..................................... S. 17Cloudy Bay, Pinot noir 2009 .......... S. 17Contadi Castaldi, Franciacorta Satèn 2007 .............. S. 52

DFerghettina, Franciacorta Extra Brut 2005 ............................. S. 52Fratelli Berlucchi, Franciacorta Brut 25 .................... S. 53

GGaja, Barbaresco 2008 .................. S. 26Gaja, Barbaresco 2007 .................. S. 26Gaja, Barbaresco 2005 .................. S. 26Gaja, Barbaresco 2004 .................. S. 26Gianini, Castello di Morcote 2009 ... S. 05Gonet-Médeville, Cuvée Tradition Premier Cru brut ............ S. 38Gonet-Médeville, Blanc de Noirs Premier Cru brut ................... S. 38Gonet-Médeville, Cuvée Rosé Premier Cru extra brut ......... S. 38Gonet-Médeville, Cuvée Théophile Grand Cru extra brut 2003 ............ S. 38Gonet-Médeville, Cuvée Athénais Côteaux Champenois 2008 .......... S. 38Greenock Farm, Shiraz «The Victor» 2006 ......................... S. 32

IIl Mosnel, Franciacorta Satèn Millesimato 2007 ........................... S. 53

LLe Marchesine, Franciacorta Secolo Novo Millesimato 2005 ..... S. 53Le Petit Cheval 2001 ...................... S. 15Le Petit Cheval 2010 ...................... S. 15

MMajolini, Franciacorta Pas Dosé Aligi Sassu 2006 ............ S. 54Mathier, Diego, Petite Arvine de Molignon 2010 .......................... S. 05Mathier, Diego, Heida 2010 ........... S. 05Mathier, Diego, Pinot Noir de Salquenen non Filtré Oskar Mathier 2010 ....................... S. 05Mathier, Diego, Merlot Nadia Mathier 2009 ....................... S. 05Mathier, Diego, Syrah Diego Mathier 2009 ....................... S. 05Mathier, Diego, Ambassadeur des Domaines Diego Mathier 2008 ....................... S. 05Mirabella, I. Wine Blanc de Blanc ... S. 54Montecastro 2006 ......................... S. 32Monte Rossa, Salvàdek Extra Brut Millesimato 2006 ......... S. 54Montenisa, Franciacorta Montenisa Brut .............................. S. 55

NNumanthia 2007, Toro ................... S. 17

PPelizzatti, Chardonnay Malans 2010 ..................................S. 06Pelizzatti, Pinot Noir Jenins 2010 ...................................S. 06Pelizzatti, Pinot Noir Barrique Jenins 2009 ................................... S. 07Pelizzatti, Sorso 2009 .................. S. 07Produttori del Barbaresco, Barbaresco 2007 ............................ S. 29Produttori del Barbaresco, Barbaresco 2006 ........................... S. 29

Produttori del Barbaresco, Barbaresco Cru Rio Sordo 2005 ............................... S. 29Produttori del Barbaresco, Barbaresco Cru Pajé 2005 ............ S. 29Produttori del Barbaresco, Barbaresco Cru Pora 2004 ............ S. 29

RRicci Curbastro, Franciacorta Satèn 2006 .................................... S. 55Ronco Calino, Franciacorta Satèn .............................................. S. 55

VVan Volxem Saar Riesling trocken 2010 ................................. S. 32 Villa, Franciacorta Satèn 2007 ..... S. 55

YYquem 1986 ................................... S. 15

ZZahner, Rebgut Bächi, Truttiker Pinot blanc Barrique 2009 ................................S. 06Zahner, Rebgut Bächi, Truttiker Riesling-Silvaner 2010 ...............................................S. 06Zahner, Rebgut Bächi, Truttiker Pinot noir Barrique 2008 ................................S. 06Zahner, Rebgut Bächi, Langenmooser Gewürz- traminer 2009 ................................S. 06Zahner, Rebgut Bächi, Truttiker Essentia 2008 ................ S. 07

personen in dieser AusgAbe

AAbegg, Tim ..................................... S. 31Alutto, Dante ................................. S. 28Antinori, Albiera ............................ S. 55Antinori, Allegra ............................ S. 55Antinori, Alessia ........................... S. 55Arnault, Bernard ......................S. 12/17Audebert, Nicolas ......................... S. 18

BBacharach, Burt ............................ S. 43Barboglio, Emanuela .................... S. 53Barry, Jim ....................................... S. 31Barzanò, Emanuela ....................... S. 53Barzanò, Giulio .............................. S. 53Barzanò, Lucia .............................. S. 53Becker, Friedrich ........................... S. 31Benedetti Michelangeli, Arturo ... S. 55Berlucchi, Antonio ........................ S. 53Berlucchi, Guido ................. S. 42/45/50Bersi Serlini, Arturo ...................... S. 51Bersi Serlini, Maddalena .............. S. 51Bianchi, Alessandro ..................... S. 55Bianchi, Roberta ........................... S. 55Bonera, Nicola ............................... S. 42Botta, Mario ................................... S. 12

CCampalto, Stella di ....................... S. 07Cervini, Stefano ............................ S. 45Conceprio, Michel ......................... S. 04Conterno, Giacomo ....................... S. 25Culasso, Antonio ........................... S. 28

DDenz, Silvio .................................... S. 12Donata, Pia .................................... S. 53

FFrère, Albert .............................S. 12/17

GGaja, Angelo .................................. S. 20Gaja, Lucia ..................................... S. 22Gaja, Gaia ....................................... S. 22

Gaja, Rossana ............................... S. 22Gaja, Giovanni ................................ S. 22Gatti, Roberto ................................ S. 52Gay, Madeleine .............................. S. 05Giacosa, Bruno .............................. S. 25Gianini, Achille .............................. S. 04Gianini, Gaby ................................... S. 04Gölles, Alois ...................................S. 09Gonet, Xavier ................................. S. 38Gozio, Sabrina ............................... S. 52Grünenfelder, Irene ....................... S. 31Gysel-Saxer, Stefan ...................... S. 05

HHuber, Bernhard ............................ S. 31

JJaeger, André ................................S. 06Jauch, Günter ................................ S. 31

KKuhn, Peter .................................... S. 31

LLaporte, Dominique ...................... S. 37Lescure, Chantal .......................... S. 32Lichtenstein, Markus ................... S. 32Lurton, Pierre ................................ S. 12

MMajolini, Ezio ............................S. 53/54Marcon, Roberto ........................... S. 04Mascarello, Giuseppe ................... S. 25Mathier, Diego ............................... S. 05Mathier, Nadia ............................... S. 05Mazières, Bernard ......................... S. 12Médeville, Julie ............................. S. 38Moretti, Vittorio ................. S. 41/50/52Moueix, Christian .......................... S. 12

NNouvel, Jean .................................. S. 12

PPelizzatti, Annatina ......................S. 06Perduzzi, Richard .......................... S. 12Perler, Meinrad .............................. S. 05Petrini, Carlo ................................. S. 37Pizziol, Paolo ................................. S. 55Portzamparc, Christian de ........... S. 10Porzio, Valentina ........................... S. 04

RRabotti, Emanuele ........................ S. 54Radici, Paolo .................................. S. 55Radici, Lara .................................... S. 55Ramey, David ................................. S. 31Ricci Curbastro, Riccardo ............ S. 54Rivella, Guido ................................ S. 26Russell, John ................................. S. 31

SSassu, Aligi .................................... S. 54Schneider, Markus ........................ S. 31Schwander, Philippe ......................S. 06Stodden, Jean ............................... S. 31Stucky, Werner .............................. S. 31

TTamborini, Claudio ........................ S. 04Testa, Gianni .................................. S. 27Togni, Philip ................................... S. 31

VVacca, Aldo .................................... S. 27Valade, Jean-Pierre ...................... S. 54Veronelli, Luigi .............................. S. 52Vezzola, Mattia ............................. S. 41Voerzio, Roberto ........................... S. 31

WWassmer, Martin ........................... S. 31Wertmüller, Lina ........................... S. 54Wilmotte, Jean-Michel ................. S. 12

ZZahner, Niklaus .............................S. 06Zanella, Maurizio ........................... S. 51Ziliani, Arturo ................................ S. 50Ziliani, Chiara ................................ S. 55Ziliani, Cristina .............................. S. 50Ziliani, Evangelista ....................... S. 55Ziliani, Franco .................... S. 42/45/50Ziliani, Paolo .................................. S. 50

Who’s Who im dezember-heft? Alle Weine, Alle personen Auf einen blick

I n d e x

Weinpunkte-system der schWeizerischen Weinzeitung

20 / 20 vollkommen, über wältigend, ein Jahrhundertwein

19 / 20 beinahe perfekt, berührend, ein Spitzenwein 18 / 20 überragend, einzigartig, ein grosser Wein 17 / 20 exzellent, ein ausser ordentlicher Wein16 / 20 sehr gut, nahezu exzellent15 / 20 gut14 / 20 durchschnittlich13 / 20 korrekt12 / 20 bescheiden und einfach11 / 20 unbefriedigend10 / 20 überflüssig

Die SchweizeriSche weinzeitung bewertet alle verkosteten Weine nach Punkten. Möglichst objektiv, immer fair. Wobei Weinverkostungen ein persönliches Erlebnis sind und aus diesem Grund auch immer subjektive Erfahrung. Es gilt die 20-Punkte-Skala. Ziel der Bewertungen ist, ein tieferes Verständnis der besprochenen Weine zu vermitteln und auf die Trinkreife der Weine hinzuweisen.

19 / 20

57 — S c h w e i z e r i s c h e We i n z e i t u n g

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Page 58: Schweizerische Weinzeitung

R.D. 1997 ExtRa BRut

Champagne Bollinger

Aromen von reifen, leicht

kandierten Früchten,

dazu elegante Noten von

gegrilltem Brot. Im Gau-

men mittellang und sehr

elegant. Noch etwas ruppig

im Abgang.

17,5 / 20 2012–2025

in der Weinwelt, kaum

zu glauben, dass die

Grund weine die malo-

laktische Gärung durch-

liefen, nach wie vor

mit unglaub lichem

Entwicklungs potenzial.

20 / 20 2012–2030

R.D. 1995 ExtRa BRut

Champagne Bollinger

Zuerst elegante, aber ver-

haltene Aromatik, nach

Belüftung auch vollreife,

etwas marmeladig

wirkende Steinfrüchte.

Im Gaumen voll, mit

seiner breiten Art das

pure Gegenteil zum

1996er, getragen von

einer reifen, weichen

Säure, Anflug von Bitter-

mandeln im Abgang,

sehr komplex.

18 / 20 2012–2018

R.D. 1988 ExtRa BRut

Champagne Bollinger

Vielschichtige und edle

Aromatik, Waldpilze,

ge trocknete Früchte,

getoastetes Brot.

Im Gaumen sehr ausge-

wogen, kein Schwer-

gewicht, besticht mit

einer beschwingten

Leichtigkeit, sehr schöne,

erfrischende Säure.

18,5 / 20 2012–2020

R.D. 1985 ExtRa BRut

Champagne Bollinger

Ein schlimmes Frost-

jahr, brachte letzt-

lich doch noch einen

heraus ragenden Wein

hervor. Toll gereifte,

elegante Aromatik mit

frischem Gebäck, Nüssen

und herbstlichem Wald-

boden. Im Gaumen tän-

zerische Leichtigkeit

und Finesse. Noch immer

sehr frisch!

18,5 / 20 2012–2022

R.D. 1976 ExtRa BRut

Champagne Bollinger

Für die Champagne ein

sehr heisses Jahr (übrigens

ähnlich wie 2011), Ernte

schon am 1. September.

Schon goldgelbe Farbe,

lässt einen entwickelten

Wein erwarten. Aromatik

aber mit Noten von Rhabar-

ber, Stachelbeeren und

Wiesenblüten überra schend

frisch. Im Gaumen ein ähn-

liches Schauspiel – obwohl

die Säure analytisch

gesehen tief ist, wirkt der

Wein doch überaus ausge-

wogen und frisch.

17,5 / 20 2012–2020

R.D. 1975 ExtRa BRut

(MagnuM-FlaschE)

Champagne Bollinger

Begeisternd, unglaubliche

Frische, an den 1996er

erinnernd. Aromen von

frischen Blüten, Stachel-

beeren, Gebäck und

einer Spur Vanille, vereint

edle Reife und noch immer

jugendlich wirkende

Frische in perfekter Weise.

Natürlich animiert dieser

Wein einmal mehr zu Spe-

kulationen darüber, ob nicht

gerade Top-Champagner

grund sätzlich in Gross-

flaschen viel besser reifen

als in der 0,75-Liter-

Standard grösse.

19,5 / 20 2012–2022

R.D. 1966 ExtRa BRut

Champagne Bollinger

Vielfältige Aromatik mit

gerös teten Mandeln,

chaMpagnE BollingER, MillésiME ExtRa BRut R.D.10 JahRgängE

R.D. 1996 ExtRa BRut

Champagne Bollinger

Schon stolze 15 Jahre alt,

aber noch immer eine

sensationell beschwingte

und edle Frische offen-

barend, die nicht zu top-

pen ist. Vollkommenere

Säure, mit Ausnahme eini-

ger weniger Weltklasse-

Ries linge gibts das nicht

aber auch Aprikosen,

Pilzen und einem Anflug

von rotgeschmiertem

Käse. Im Gaumen im Auf-

takt beschwingt frisch,

ja in gewisser Hinsicht

leicht, im Abgang neben

der Säure auch ein

kerniges Tannin. «Ein

ausdrucks starker Wein

aus einem wenig aus-

drucksstarken Jahr»,

meint Bollinger-Keller-

meister Mathieu

Kaufmann und liegt mit

dieser Einschätzung

goldrichtig.

17,5 / 20 2012–2020

R.D. 1961 ExtRa BRut

Champagne Bollinger

Aromen von Rhabarber,

Brioche, Waldhonig,

Karamell und Erde, sehr

komplex und vielschichtig.

Im Gaumen vollmundig.

Obwohl der Jahrgang

analytisch gesehen eine

eher tiefe Säure auf-

weist, zeigt der 1961er

viel reifen Schmelz und

eine tänzerische, überaus

bekömmliche Frische

im Abgang. 50 Jahre und

kein bisschen müde …

19,5 / 20 2012–2017

R.D. 1959 ExtRa BRut

Champagne Bollinger

Aromen von Kirschstein,

Stachelbeeren, Brioche

und etwas Waldhonig.

Im Gaumen noch immer

jugendlich tempera-

mentvoll und sehr frisch.

Obwohl dieser Wein

un geschwefelt in die

Flasche kam, zeigt

er sich noch immer in be-

stechender Form.

18,5 / 20 2012–2018

1961, also vor genau 50 Jahren, brachte das Champagner- haus Bollinger den ersten Millésime R.D. auf den Markt. Das Kürzel R.D. (für Récemment Dégorgé) steht dabei für einen Edelschäumer, der durchschnittlich zehn Jahre auf der Hefe reift, bevor er ohne Zucker -beigabe «extra brut» und mit geringstmög licher Schwefelzugabe degorgiert wird. Die Basisweine für den Bollinger R.D. werden im Holz aus gebaut, wobei jeweils von einer Vorselektion von rund 2000 Fässern letztlich deren 200 für diese Spezial-Cuvée ausge-wählt werden. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Flaschen für die Reifezeit auf der Hefe nicht mit Krondeckeln, sondern mit Kork verschlossen werden. Die Assem-blage besteht immer aus 65 Prozent Pinot noir und 35 Prozent Chardonnay. Der erste Bollinger R.D. war der 1952er. Seither wurden 27 Jahrgänge lanciert, als bisher letzter kam der 1997er auf den Markt. Zum Jubiläum dieses Paradeweins fand in Paris im Res taurant «Jules Verne» in der 2. Etage des Eiffel-turms eine gross angelegte R.D.-Vertikalprobe statt. Die zehn Besten aller bisher lancierten R.D. Millésime auf einen Blick. bmd

F u r i o s e r A b g a n g

S c h w e i z e r i s c h e We i n z e i t u n g — 58

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Page 59: Schweizerische Weinzeitung

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