Upload
others
View
4
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Projektbericht
Schwerpunktprojekt Café Chaos
Soziokulturelle Arbeit am Campus der Hochschule Fulda
Das Studium Generale ist tot – Es lebe das Studium Generale
Erstprüfer: Dr. Frank Puin
Zweiprüferin: Prof. Dr. Stephanie Hagspihl
Semester: Wintersemester 2009/2010
Verfasserin: Anne Fischer
Matrikel-Nr.: 519931
Fulda, Februar 2010
Gliederung
Vorwort 1 1. Geschichte des Café Chaos 2 2. Ebenen 5
2.1 Strategische Ebene 5
2.1.1 Hochschule Fulda 5
2.1.2 ProFu e.V. 6
2.1.3 Eingliederung in den Fachbereich Oecotrophologie 8
2.2 Operationale Ebene 11
2.2.1 Organisationsstruktur 12
2.2.2 Personalstruktur 13
2.2.3 Finanzstruktur 16
3. Kulturarbeit auf dem Campus der Hochschule Fulda 21
3.1 Das Kulturtutorium 21
3.1.1 Wissenschaftliche Methodik 22
3.1.2 Dokumentation und Archivierung 26
3.1.3 Planung der Kulturveranstaltungen 27
3.1.3.1 Werbung 27
3.1.3..2 Sponsoren(suche) 29
3.1.3.3 Druck 29
3.1.3.4 Kalkulation 30
3.1.3.5 Raumanträge 31
3.1.3.6 Beispiel zur Planung einer
Kulturveranstaltung 32
3.1.4 Evergreens 36
3.4.1.1 Readerscorner 36
3.4.1.2 Spieleabend 36
3.4.1.3 Jam Session 37
3.4.1.4 Hochschultage 37
3.2 Ein kleiner Exkurs: Das Studium Generale 40
3.3 Planung des Studium Generale als Veranstaltungsprogramm 44
3.3.1 Wintersemester 2007/2008 45
3.3.1.1 Konzeption für die Studierenden des
Fachbereichs Oecotrophologie 45
3.3.1.2 Kinoprogramm 45
3.3.1.3 „Das Chaos der Kommunikation“ 47
3.3.2 Sommersemester 2008 51
3.3.2.1 „Das Studium Generale ist tot – Es lebe das
Studium Generale“ 51
3.3.2.2 Kinoprogramm 52
3.3.2.3 Vortragsreihen 53
3.3.2.4 „Die Wolke“ 53
3.3.3 Wintersemester 2008/2009 55
3.3.3.1 Kinoprogramm 55
3.3.3.2 Stummfilmkino mit Piano 56
3.3.3.3 „Kann Essen Sünde sein ?!“ 56
3.3.3.4 1968 und die Bewegung dahinter 56
3.3.3.5 Dialektik 57
4. Schlussbetrachtung 59
5. Anhang
1
Vorwort
Das Studienprojekt Café Chaos ist seit 25 Jahren ein fester Bestandteil des
studentischen Hochschulalltags. Dabei steht nicht nur die Verköstigung der
Studierenden im Mittelpunkt, sondern vor allem auch die Bereitstellung eines
Informations-, Kultur- und Kommunikationsraumes.
Da das Café Chaos nicht nur sein 25 jähriges Jubiläum feiert, sondern auch das
älteste an der Hochschule Fulda existierende Projekt ist, wird einleitend in diese
Arbeit auf die Entstehung und Entwicklung des Café Chaos eingegangen.
In den folgenden Abschnitten werden die strategische und operationale Ebene des
Projektes näher beschrieben. Dabei soll erläutert werden von welchen rechtlichen
Rahmenbedingungen das Projekt Café Chaos umgeben ist und wie es sich an den
Schnittstellen zwischen Studienprojekt und wirtschaftlichem Geschäftsbetrieb sowie
als „Dienstleister für die gesamte Hochschule sich in diese eingliedert und wie sich
das Projekt nach Innen organisiert.
Der Hauptteil dieser Projektarbeit beschäftigt sich mit meiner Arbeit als Kulturtutorin
im Zeitraum vom WS 2007/2008 bis WS 2008/2009. Dabei wird näher auf das
Veranstaltungsmanagement, also Planung, Organisation und Durchführung der
kulturellen Veranstaltungen, sowie deren Dokumentation und Archivierung
eingegangen und umfasst zudem die Einführung und Umsetzung eines
Veranstaltungsprogramms im Rahmen eines Studium Generale.
Um den Umfang dieser Arbeit nicht zu sprengen, werde ich nur auf einige
Veranstaltungen und Veranstaltungsreihen exemplarisch näher eingehen.
2
1. Geschichte des Café Chaos
Das Café Chaos ist mit 25 Jahren das älteste noch existierende Projekt der
Hochschule Fulda.
Anfangs bestand das Ziel einen Kommunikationsraum zu schaffen und damit den
Campus der (damaligen) Fachhochschule zu beleben. Auslöser dieses Gedankens
war der Suizid einer Studentin im Jahre 1983, die in ihrem Abschiedsbrief ihre
soziale Isolation auf dem Campus dafür verantwortlich machte1. Daraufhin gründeten
engagierte StudentInnen und Professoren des Fachbereichs Haushalts- und
Ernährungswirtschaft 1984 ein Café-Projekt, um der Kommunikations- und
Begegnungsleere auf dem Campus entgegen zu wirken.
Zunächst befand sich das Café in der ehemaligen AStA-Baracke.
Als es dann zu einer Neugestaltung des
Campus mit Abriss der Baracke und dem
Start des Neubaus des E-Gebäudes kam,
musste das Projekt 1986 provisorisch in den
Vorraum der Halle 8 umziehen. Hier konnte
es durch die dort existierende kleine
Einbauküche und die Nutzung der
Garderobe sein Bistrogeschäft weiterführen. In dieser Zeit bestand noch kein
schriftlicher Vertrag zwischen ProFu e.V., als Trägerverein des Cafés, und der
Fachhochschule Fulda. Nach unterschiedlichen Unterbringungsvorschlägen und der
„Interessenskonflikt“ um die Stellung des „sozialen Monopolbetriebes „Studentenwerk
Giessen“2, konnte das Projekt durch die erfolgreiche Unterstützung des damaligen
Rektors J. Dehler, sowie Dr. Weidemann und des gesamten Fachbereiches
Haushalts- und Ernährungswirtschaft, das neue E-Gebäude beziehen. Am
24.04.1990 feierte das Café Chaos in den Räumen E 006 und E 007 seine
Neueröffnung.
Sonstige Einrichtungs- und Ausstattungsgegenstände besonders Tische, Stühle und
eine kleine Küchenzeile wurden von der Liegenschaftsabteilung der Fachhochschule
gestellt.
1 Arbeits- und mittelfristiges Zukunftskonzept 2004-2009 Studienprojekt Café Chaos Stand 11.03.2004 Seite 8 2 Arbeits- und mittelfristiges Zukunftskonzept 2004-2009 Studienprojekt Café Chaos Stand 11.03.2004 Seite 9
3
In dieser nicht nur hochschulinternen, sondern auch sozialpolitischen turbulenten und
chaotischen Zeit („Chaostage in Hannover“) entwickelte sich der Name des Café-
Projektes von „Café Wohlgeordnet“, über „Rundes Café“, „HE-Café“ zu seiner
heutigen Bezeichnung „Café Chaos“.
Schon zum damaligen Zeitpunkt organisierte das Projektteam eine
Veranstaltungsreihe mit dem Namen „Kultur im Café“.
Von nun an definierte sich das Projekt als Informations-, Kultur- und
Kommunikationszentrum mit integrierter Verköstigung.3
Erstmals wurde an diesen Jahren ein Stundenlohn für die aktiv mitwirkenden
Studierenden eingeführt. Zudem wurde es dem Café möglich vier Tage in der Woche
zu öffnen und das Speisen- und Getränkeangebot zu erweitern.
Auch wurden die noch heute aktuellen Arbeitsbereiche eingeführt.
Erst 1993 wurde ein schriftlicher Nutzungsvertrag zwischen ProFu e.V./Café Chaos
und der Fachhochschule geschlossen, in dem die grundlegenden Komponenten wie
eine Nutzungsgebühr und Betriebskosten der Geräte geregelt wurden.
Seit 1995 besitzt das Café Chaos auch sein eigenes Logo.4
Das bis 1997 reine HE-Projekt konnte durch das beherzte Engagement von
StudentInnen des Fachbereiches Sozialwesen eine curriculare Einbindung in den
Fachbereich Sozialwesen erreicht werden. Somit konnten diese Studierenden
erstmals ihren TPS (Theorie-Praxis-Schein), im Bereich „Bildung, Gemeinwesen- und
Kulturarbeit“ durch die Mitarbeit im Café Chaos anerkennen lassen
Im folgenden Zeitraum wurden zusammen mit dem Fachbereich Oecotrophologie,
insbes. Prof. Dr. Lücke, ein Hygienekonzept erarbeitet und eine regelmäßige
Hygieneschulung eingeführt. Bis heute ist diese verpflichtend für alle Café-Mitglieder.
Am 01.10.2002 kam ein neuer, lediglich auf ein Jahr begrenzter Nutzungsvertrag für
das Café Chaos zwischen der Hochschule und ProFu e.V. zustande. Somit war das
Projekt Ende 2003/2004 erstmals in Existenznot, da der Vertrag auszulaufen drohte. 3 Chronik ProFu e.V. 1984 – 2004 S. 23
4
Von Seiten der Hochschule wurde die Forderung gestellt ein Zukunftskonzept für das
Projekt zu erarbeiten und vorzulegen. Nach Vorlage dieses Konzeptes wurde 2004
eine unbefristete Verlängerung des Nutzungsvertrages erreicht.
Mit der Einführung des Bachelorstudiums 2003 wurde die curriculare Einbindung in
den Fachbereich Sozialwesen abgeschafft. Das Café Chaos wurde damit wieder
ausschließlich ein Projekt des Fachbereiches Oecotrophologie.
Am 29.03.2004 erfolgte der Abschluss eines Webhostingvertrags und damit der
Beginn der Internetpräsenz des Café Chaos.
Nach der Anmeldung am 05.01.2007 wurde die Wort- und Bildmarke „Chaos Café +
Kultur“5, nachdem die Markenüberwachung im Bestand deutscher, europäischer und
internationaler Marken durchgeführt wurde, schließlich am 21.05.2007 in das
Register des Deutschen Patent- und Markenamtes (§ 42 MarkenG) eingetragen
Ebenso erfolgte in
den Jahren der
Ausbau der corporate
identity im Zuge der
Neugestaltung des
Café-Innenraumens.
Der
Veranstaltungsplaner, die Flyer und die Homepage wurden dem entsprechend
angepasst.
Seit dem Wintersemester 2007/2008 wurden die Veranstaltungsangebote im
Rahmen eines „Studium Generale“ erweitert und wurden finanziell vom Fachbereich
Oecotrophologie und der Hochschule unterstützt.
5 siehe Anhang Urkunde über die Eintragung der Marke (Kopie)
5
2. Ebenen
Im Folgenden werden die strategische und operationale Ebene des Projekts Café
Chaos näher beleuchtet.
2.1 Strategische Ebene
Das Café Chaos existiert in einem rechtlichen Geflecht aus Satzungen, Haus-,
Geschäfts- und Prüfungsordnungen.
Um dieses Geflecht ein wenig zu entwirren, erfolgt in den Folgenden Seiten eine
kleine Beschreibung der einzelnen Institutionen, die in der hierarchischen
Rangordnung über dem Café Chaos stehen.
2.1.1 Hochschule Fulda
Die Hochschule Fulda besitzt das Hausrecht für den Camups.
Dieses ist rechtsverbindlich für alle Mitglieder, Angehörigen und Personen, die sich
auf dem Gelände der Hochschule Fulda aufhalten.6 Somit muss das Hausrecht auch
von ProFu e.V., als ansässiger Verein, und seinem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb,
das Café Chaos, eingehalten werden.
Inhaber des Hausrechts sind die Präsidentin oder der Präsident der Hochschule.
Zusätzlich wird es durch die Vertreter (z.B. Kanzler) und den
Hausrechtsbeauftragten, wie die Abteilung Gebäudemanagement, Dekane der
einzelnen Fachbereiche und die Hausmeister ausgeführt.7
Durch die Kooperation von ProFu e.V. mit der Hochschule können Raumanträge
gemäß
§14
(1) Räume der Hochschule Fulda können auf Antrag vor allem zu
wissenschaftlichen und kulturellen Veranstaltungen angemietet werden.
6 Vgl. Hausordnung der Hochschule Fulda §1 7 Vgl. Hausordnung der Hochschule Fulda §1 Abs. 1 und 2
6
(2) Die Vergabe von Räumen an der Hochschule Fulda richtet sich nach den
Bedingungen für die Vergabe von Räumen in der jeweils gültigen Fassung.
Anträge sind mindestens eine Woche vor der Veranstaltung bei der Abteilung
Gebäudemanagement zu stellen.8
der Hausordnung der Hochschule Fulda gestellt werden.
Zudem wurde durch den Trägerverein ein Nutzungsvertrag für das Café Chaos
bezüglich der Nutzung für die Räume E 006 und E 007 mit der Hochschule Fulda
abgeschlossen.9
2.1.2 ProFu e.V.
ProFu e.V. (Pro Fulda) ist ein Verein zur Förderung wissenschaftlicher Projekte, der
an der Hochschule Fulda angesiedelt ist. Er ist ein eingetragener, rechtfähiger und
privatrechtlicher Verein, der für die Erfüllung seiner wissenschaftlichen Zielsetzung
vom Finanzamt Fulda als gemeinnützig anerkannt ist.10
Am 01.09.1983 wurde der Verein gemeinsam von Dozenten und Studenten
zeitgleich mit der Einführung des Fachbereichs Haushalts- und Ernährungswirtschaft
gegründet.
Der Eintrag ins Vereinsregister der Stadt Fulda folgte am 28. Juni des gleichen
Jahres.
Verantwortlich für die Geschäftsführung und der gesetzlichen Vertretung ist der
Vereinsvorstand. Dieser ist wie folgt aufgebaut:
a) 1. Vorsitzenden
b) 1. stellvertretenden Vorsitzenden
c) 2. stellvertretenden Vorsitzenden
d) SchriftführerIn
e) KassiererIn11
8 Hausordnung der Hochschule Fulda Stand 28.05.2008 9 siehe Anhang Nutzungsvertrag 10 GO §1 Abs. 1 ProFu e.V. 11 Satzung §8 Abs. 1 ProFu e.V.
7
Mitglieder des Vereins sind aktive Mitglieder und Fördermitglieder.12 Diese können
volljährige natürliche Personen, juristische Personen und nicht rechtsfähige Vereine
werden.13
„ProFu ist formalrechtlich vollständig vom öffentlichen Rechtsbereich der HS-Fulda
getrennt. In ihm sind alle Mitglieder mit gleichen Rechten und Pflichten ausgestattet
(Ausnahme vgl. §3 der Satzung!), seine Führungs- und Organisationsstruktur ist
demokratisch und funktional gegliedert und muß sorgfältig von den Unterstellungs-
und Mitwirkungsrechten der Mitglieder innerhalb der HS-Fulda unterschieden
werden.“14
Der Verein ist auch berechtigt Verträge über die Nutzung von Räumen und
Einrichtungen mit der Hochschule oder einzelnen Fachbereichen abzuschließen.15
„Der Verein hat die Aufgabe, die sich im Rahmen der Forschung und Lehre an der
Hochschule Fulda entwickeln, finanziell und ideell zu unterstützen und selbst
durchzuführen.
Der Vereinszweck wird insbesondere erreicht durch die Unterstützung und Integration von
- sozialpolitischen - sozialpädagogischen - kulturellen - ernährungswissenschaftlichen und - ökologischen Projekten.“16
Die Projekte sind Untergruppen des Vereins.
Laut Vereinsatzung § 2.1 versteht man unter Projekte „ ... alle Vorhaben, die von
Studenten und Dozenten gemeinsam entwickelt, organisiert und durchgeführt
werden, Forschungs- und Lehrinhalte in die Praxis umsetzen und einer
kontinuierlichen wissenschaftlichen Begleitung unterliegen“.
Das Projektkonzept beinhaltet auch, dass die Projekte über eine "eigenständige 12 Satzung §3 Abs. 1 ProFu e.V. 13 Satzung §3 Abs. 2 ProFu e.V. 14 GO §1 Abs. 2 ProFu e.V. 15 GO §1 Abs. 3 ProFu e.V. 16 Satzung §2 Abs. 1und 2 ProFu e.V.
8
Ökonomie" verfügen sollten.
„Alle Projekte sind funktional und demokratisch gegliedert. Sie arbeiten nach den
Prinzipien genossenschaftlicher Selbstverwaltung mit sozialer und ökologischer
Zielsetzung.“17
Sie arbeiten weitestgehend autonom im Sinne der ProFu-Satzung, sind aber zur
Erhaltung der Gemeinnützigkeit des Trägervereins verpflichtet.
Dies beinhaltet auch eine schriftliche Zieldefinition oder die Konzeption des
jeweiligen Projektes, die der ProFu-Satzung nicht widersprechen darf.18
Die Projekte können in verschiedenster Art und Weise unterstützt werden, z.B.
- in der Übernahme der Trägerschaften und der organisatorischen, rechtlichen
und wissenschaftlichen Abwicklung
- in der kostendeckenden Bereitstellung von Räumen, Materialien und
Arbeitsmitteln
- in der betriebswirtschaftlichen, rechtlichen, technologischen und
naturwissenschaftlichen Beratung
- Publikationen von Verlauf und Ergebnissen
- in der Einzelfallberatung und -unterstützung von ProjektpraktikantInnen
- in der Durchführung von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen mit dem Ziel,
Abschlüsse in anerkannten Ausbildungsberufen zu ermöglichen. 19
2.1.3 Eingliederung in den Fachbereich Oecotropholo gie
Um genau erläutern zu können wie sich das Projekt Café Chaos in den Fachbereich
Oecotrophologie einordnet, erfolgt nun ein kleiner Exkurs in den Aufbau des
Projektstudiums (Diplom).
Das Projektstudium im Fachbereich Oecotrophologie, welches seit der Gründung des
Fachbereichs in das Studium integriert ist, versteht sich als hochschuldidaktischer
17 GO §2 Abs. 2 ProFu e.V. 18 GO §2 Abs. 4d ProFu e.V. 19 Satzung §2 Abs. 3 ProFu e.V.
9
Lernansatz. Dabei sollen die im Studium häufig voneinander getrennten
Wissenschaftsgebiete verbunden werden. Somit ist das Projektstudium grundsätzlich
interdisziplinär aufgebaut. Genauer betrachtet liegt der Fokus also auf der
Verknüpfung von Theorie und Praxis, sowie Lerninhalten der Vorlesungen, des
seminaristischen Unterrichts und Übungen, diese in die Projektarbeit einfließen zu
lassen und das erlernte Wissen direkt in den Projektzusammenhang umzusetzen. Da
den Studierenden die Möglichkeit gegeben wird eigenständig das Projektthema zu
wählen, werden nicht nur vorlesungsrelevante Inhalte bearbeitet, sondern je nach
Interessenslage der Studierenden verschiedene Wissengebiete eingefügt und
miteinander verknüpft. Dadurch soll den Studierenden die Gelegenheit gegeben
werden, Kenntnisse, Fähigkeiten und Verhaltensweisen zu erlernen, die im
Studienverlauf und im späteren Berufsleben benötigt werden. Dazu gehören
Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, kommunikative Kompetenzen,
Konfliktfähigkeit, sowie Informationsbeschaffung, Präsentationstechniken und
Kenntnisse im Projektmanagement kennen zu lernen, zu verstehen und
anzuwenden.
Die Studienprojekte werden jeweils von einem hauptamtlich Lehrenden betreut und
auf Anfrage der Projektteams durch weitere Professoren, Praktiker und Alumnie
begleitet.“20
Nach der Projektmesse, bei der sich die verschiedenen Projekte vorstellen, sind die
Studierenden des ersten Semesters verpflichtet bis zum Freitag der zweiten
Vorlesungswoche per Rückmeldebogen anzugeben, an welchen Projekten sie sich
vorzugsweise beteiligen möchten. Für jedes Projekt müssen sich mindestens drei
Studierende melden, um eine Projektgruppe bilden zu können. Trifft dies für ein
Projekt nicht zu, wird dieses „auf Eis gelegt“ bis sich wieder Studierende für dieses
Projekt anmelden oder wird später gänzlich nicht mehr angeboten. Des Weiteren
können Studierende in Absprache mit Professoren neue Projekte gründen.
„Die Studienprojekte sind verschiedenen Projektbereichen zugeordnet. […]
Folgende Projektbereiche bietet der Fachbereich Oe derzeit an:
20 Stand 22.01.2009 16:18 Uhr http://www.hs-fulda.de/index.php?id=3410&L=0&F=titt%3DL%40I%24le%3Dbungsleiterausbildung
10
1. Ernährung und Gesundheit
2. Ernährungswirtschaft
3. Leben, Wohnen, Versorgung
Darüber hinaus steht das Projekt ProFu zur Wahl, das eine übergeordnete Aufgabe
des Managements der Projektgruppen, der Förderung der Zusammenarbeit der
Projekte und der Öffentlichkeit besitzt und von daher keinem Projektbereich
zugeordnet ist.
Das Café Chaos ist dem Projektbereich „Leben, Wohnen und Versorgung“
zugeordnet. Dieser Bereich soll Kompetenzen in den Bereichen Wohnen,
Gesundheit, Umwelt und Ressourceneinsatz vermitteln. Dabei sollen auch
ökonomische, ökologische und rechtliche Aspekte betrachtet werden.21
Als anwendungsbezogener Lehrbetrieb bietet das Projekt durch die angebotene
Vielfalt inhaltlicher Schwerpunktbereiche ideale Vorrausetzungen in
oecotrophologischen Berufsfeldern wie z.B. Großhaushalten, gemeinnützigen oder
gewerblichen Versorgungsbetrieben und Vereinen tätig zu werden.
Es soll den Studierenden ermöglicht werden einen anwendungs- und
vorlesungsbezogenen Umgang mit gastronomischer Organisation, Lebensmitteln und
Veranstaltungsmanagement zu erlernen
Durch folgende Ziele soll dies praxisnah und vorlesungsbezogen erreicht werden:
- Führung eines wirtschaftlichen Gastronomiebetriebs mit täglichem Bistro- und
Menüangebot mit eigenständiger Cateringabteilung inklusive
Finanzbuchhaltung (Abrechnungs-, Buchhaltungs- Angebots- und
Kalkulations- Steuer- Jahresabschussrechnungen
- Planung und Durchführung von allgemein- und hochschulpolitischen,
kommunikativ integrierenden und fachwissenschaftlichen Bildungs- und
Kulturveranstaltungen, Reflexion künstlerischer, wirtschaftlicher und
politischer Avantgarde- Positionen sowie aktueller gesellschaftspolitischer und
internationaler Themen,
21 Vgl. http://www.hs-fulda.de/index.php?id=2384
11
- Forschendes Lernen in den Bereichen der Oecotrophologie und der Sozial-
und Kulturarbeit, in denen jeder Projektgruppe eigene Schwerpunkte setzen
kann:
o Kontinuierliche Verbesserung der angebotenen Produkt- und
Lieferantenqualität sowie der Veranstaltungsformate (Ökologisierung,
Sponsoring, Besucherbelebung),
o Optimierung des Ressourcenverbrauchs (Logistik, Lager,
Zeitmanagement), sowie der Arbeits- und Leistungsprozesse (Kochen,
Service, Hygiene, soziale Kommunikation),
o der Öffentlichkeitsarbeit (Flyer, Veranstaltungskalender,
Internetpräsenz, Raumambiente, Kooperationen) und der
Personalführung (Projektmanagement, Tutorenausbildung, interne
Weiterbildung, Helping staff, Teamdynamik),
o Weiterführung und Vertiefung des vorhandenen HACCP–Konzeptes
(Hygieneschulung und Kontrolle der hygienischen Standarts,
Großkücheneinweisung),
der rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zur
Führung eines genossenschaftlich wirtschaftenden Geschäftsbetriebes
(in einem Verein, an einer Hochschule, in Deutschland, in der EU und
im internationalen, auch entwicklungspolitischen Kontext).22
2.2 Operationale Ebene
Auch die interne Aufbau und Vernetzung soll in den folgenden Abschnitten näher
betrachtet werden. Hierbei ich nicht auf die einzelnen Arbeits- und Tutorenbereiche
eingehen, sondern nur oberflächlich ihre Funktion beschreiben. Eine ausführliche
Beschreibung wurde bereits im Projektbericht 2008 vorgenommen.
Ich verweise daher, für alle Interessierten auf die Projektarbeit „Chaos Culinarische
Alternative an Slow Food – Ein Beitrag zur gastrosophischen Qualitätsverbesserung“.
22 Vgl Projektbeschreibung Frank Puin
12
2.2.1 Organisationsstruktur
Eine funktionierende Organisationsstruktur ist essentiell, um eine reibungslose und
intakte Projektarbeit zu gewährleisten.
Da das Café Chaos als aktiver Lernbetrieb komplexe und vielseitige
Tätigkeitsbereiche aufweist, müssen diese durch eine strukturierte Projektarbeit
gewährleistet werden.
Dazu ist nicht nur eine Verantwortlichkeitsstruktur, sondern auch eine transparente
Kommunikation von entscheidender Bedeutung.
Um dies zu gewährleisten trifft sich das Café Chaos-Team jeden Mittwoch um 14:00
Uhr zur Projektsitzung. Diese ist nach dem demokratischen Grundverständnis des
Projekts sozusagen das exekutive, legislative und judikative Organ des Cafés. Es
werden die Tutoren und Arbeitsbereiche gewählt, neue Regelungen beschlossen und
deren Umsetzung kontrolliert.
Am Anfang einer jeden Sitzung wird die Anwesenheit festgestellt und die
Tagesordnungspunkte (TOPs) verlesen. Die TOPs sollten im Idealfall bis 12:00 Uhr
des gleichen Tages eingereicht werden, um einen reibungslosen Ablauf der Sitzung
zu garantieren. Kurzfristige wichtige Themen können eingeschoben, oder unter dem
Punkt „sonstiges“ besprochen werden.
Alle Tutoren und Arbeitsbereiche berichten vor den Tagesordnungspunkten über ihre
momentanen Aktivitäten und anstehende Arbeiten. Danach werden die TOP´s
besprochen.
Da die Projektsitzung öffentlich zugänglich ist, können alle, die etwas über die
Struktur und Arbeitsweise des Projektes erfahren wollen oder eine Kooperation
anstreben, daran teilnehmen. Falls es von ihrer Seite wichtige Themen zu
besprechen gibt, werden diese den anderen Tagesordnungspunkten vorangestellt.
Sollte es im Zuge einer Sitzung zu einer Abstimmung kommen, z.B. über die
Einführung neuer Produkte, Tutoren usw., kommt es zu einer demokratischen
Abstimmung (Mehrheitsprinzip), die bei Antrag auch geheim durchgeführt werden
kann.
In einer Projektsitzung werden auch die Arbeitspläne für das tägliche Bistrogeschäft
und die kulturellen Veranstaltungen am Abend ausgefüllt.
13
Für die Tutoren besteht die Möglichkeit außerhalb der Projektsitzungszeiten eine
Tutorensitzung einzuberufen. Aus projektinternen Gründen ist diese Sitzung nicht
öffentlich, jedoch werden im Regelfall die einzelnen Arbeitsbereiche dazu gezogen.
Alle Sitzungen werden durch einen vorher bestimmten Schriftführer protokolliert. Die
entsprechenden Protokolle werden in einem öffentlich ersichtlichen Protokollordner
abgelegt und zusätzlich via Internet an die einzelnen Projektmitglieder verschickt.
2.2.2 Personalstruktur
Mitglieder des Café Chaos sind immatrikulierte Studierende der Hochschule Fulda
innerhalb ihrer Projektarbeit, des Berufspraktischen Semester BPS,
Anerkennungspraktikum (Fachbereich Sozialwesen), sowie die Projektbetreuenden
Lehrkräfte.23
Eine Mitgliedschaft ist aber auch ohne die oben genannten Punkte möglich, somit
können sich auch Externe am Projekt beteiligen.24
Die Mitglieder sollten regelmäßig, d.h. bei mindestens 70% an den Projektsitzungen
teilnehmen und sich aktiv in einem Arbeitsbereich und/oder Thekenschichten
beteiligen. Nach Absprache mit dem Projekt sind aber auch individuelle Regelungen
möglich.25
„Verantwortlich für die Führung des Café Chaos sind
- der Vorstand von ProFu e.V.
- die Projektbetreuer und
- die Tutoren im Rahmen ihrer Tutorenverträge.“26
23 GO §3 Abs. 1 Café Chaos 24 GO §3 Abs. 2 Café Chaos 25 GO §3 Abs. 6 Café Chaos 26 GO §2 Abs. 1 Café Chaos
14
Außer die Tutoren haben alle Verantwortlichen die Möglichkeit ein Mitglied, nach
zweimaliger mündlicher Ermahnung, vom Projekt auszuschließen.27
Die Projektbetreuer bilden den organisatorischen und rechtlichen Rahmen für die
Projekt- und Vereinsarbeit.
Eine der wichtigsten Aufgabenbereiche ist die Umsetzung und Aufrechterhaltung der
genossenschaftlichen Prinzipien des Trägervereins und des Projektes.
Des Weiteren fördern die Projektbetreuer die Teambildung und greifen beratend und
schlichtend in Konfliktsituationen ein. Sie stehen dem Projekt Rat gebend zur Seite,
d.h. sie unterstützen die Mitglieder in ihren jeweiligen Aufgaben und geben einen
Einblick in rechtliche, fiskale und hochschulpolitische Gebiete.
Eine der Hauptaufgaben ist auch die Betreuung und Bewertung der Projektarbeiten.
Sie helfen den jeweiligen Projektgruppen bei der Ideenfindung, Planung und
Ausarbeitung der Arbeiten.
Zusätzlich beteiligen Sie sich an den Ideenfindungen für die Veranstaltungsplanung.
Zurzeit existieren im Café Chaos die zwei Tutorenbereiche Finanzen und Kultur.
Projektmitglieder sollten erst nach Abschluss des 2. Studiensemesters bzw. nach
ausreichend erlangter Erfahrung zu Tutoren gewählt werden. Dieses Amt sollte für
ein bis zwei Semester übernommen werden.
27 GO §2 Abs. 3 Café Chaos
15
Die Aufgabe der Tutoren besteht nicht nur darin den Projektbetreuern unterstützend
zur Seite zu stehen, sondern die neuen Projektmitglieder einzuarbeiten und diese in
ihren gewünschten Arbeitsbereichen unterzubringen.
Sie führen die Semesterplanung durch und sind aus diesem Grund die
Hauptansprechpartner für alle, die eine Veranstaltung durchführen wollen. Sie helfen
bei der Planung, Durchführung, Umsetzung und Auswertung.
Die Tutoren erhalten für ihre Arbeit eine monatliche Aufwandsentschädigung.
Ein Arbeitsbereich sollte im Idealfall von mindestens zwei Projektmitgliedern besetzt
werden. Jedes neue Mitglied hat die Möglichkeit einen Einblick in alle
Arbeitsbereiche zu bekommen. Nach einer gewissen Einarbeitungszeit in die Abläufe
des Projektalltags muss sich jedes Mitglied entscheiden, welchen Arbeitsbereich er
hauptsächlich betreuen möchte. Zurzeit werden die Bereiche Kultur, Finanzen,
Lager/Einkauf, Hygiene und Catering angeboten.
Zusätzlich sollten zwei Projektmitglieder gewählt werden, um regelmäßig an den
Projektratssitzungen teilzunehmen und somit den kontinuierlichen Austausch mit den
anderen existierenden Projekten zu gewährleisten.
Die Arbeitsstunden werden schriftlich festgehalten und pro Stunde vergütet.
Den größten personellen Bereich bildet der so genannte „Helping Staff“.
Dieser Bereich bietet allen Interessierten aus den verschiedenen Fachbereichen die
Möglichkeit sich aktiv am Projekt zu beteiligen. Dabei ist die geleistete Arbeitzeit
freiwillig und liegt vollständig im eigenen Ermessen.
Voraussetzung dafür ist jedoch eine gültige Hygieneschulung.
Wie bereits aufgeführt bietet das Café Chaos Praktikaplätze.
Somit besteht die Möglichkeit zusätzlich Praktikanten aus verschiedenen
Fachbereichen, auch Jahrespraktikanten im Zuge des Anerkennungsjahres, aber
auch Externe aufzunehmen.
Dies wird durch die Geschäftsordnung von ProFu e.V. ermöglicht.
Hier heißt es:
ProFu ermöglicht PraktikantInnen eine berufsvorbereitende oder begleitende
Ausbildung in den Projekten. Voraussetzung für den Abschluß von
16
PraktikantInnenverträgen ist der Nachweis eines Ausbildungs- und
Beschäftigungsplans und einer fachlichen Betreuung durch das Projekt.
Näheres regeln Vorstandsbeschlüsse und §2.1 dieser GO.28
Die Entscheidung über die Auswahl von PraktikantInnen treffen die Projekte in
eigner Verantwortung. Die Mindestdauer des Praktikums sollte sechs Wochen
nicht unterschreiten. Am Ende des Praktikums wird ein Zertifikat über die
erbrachten Leistungen ausgestellt, sofern ein schriftlicher Praktikumsbericht
vorliegt.29
Eine Neuerung im Projekt ist die Zusammenarbeit mit der „Bundesagentur für Arbeit“.
Damit versucht das Café Chaos Arbeitssuchenden die Möglichkeit zu geben, einen
Widereinstieg ins Berufsleben zu finden.
2.2.3 Finanzstruktur
Da das Projekt Café Chaos vom Finanzamt steuerrechtlich wie eine
„Vereinsgaststätte“ behandelt wird, muss zusätzlich zur Finanzstruktur des Projektes
auch die Struktur des gemeinnützigen Trägervereins beachtet werden.
Die Gemeinnützigkeit einer Körperschaft definiert sich in Deutschland aus § 52
Abgabenordnung (AO).
„Eine Körperschaft verfolgt gemeinnützige Zwecke, wenn ihre Tätigkeit darauf
gerichtet ist, die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet
selbstlos zu fördern.“
Gemeinnützigkeit ist ein rein steuerrechtlicher Tatbestand und ist einer der sog.
steuerbegünstigten Zwecke, der zu einer Steuerbegünstigung der Körperschaft führt.
Die gemeinnützigen Absichten des Vereins müssen in der Satzung ersichtlich sein.
28 GO §5 Abs. 1 ProFu e.V. 29 GO §5 Abs. 2 ProFu e.V.
17
Der Verein erstrebt keine Gewinne. Er arbeitet kostendeckend [….] Der Verein
kann einzelne Organisations- und Verwaltungsaufgaben im Rahmen von
Werkaufträgen auch an Mitglieder vergeben.30
Der Verein ist selbstlos tätig. Er verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche
Zwecke (§ 52 AO ff.); die anfallenden Einnahmen dürfen nur für die
satzungsgemäßen Zwecke verwendet werden. Ein wirtschaftlicher
Geschäftsbetrieb ist nur in den Grenzen des § 65 AO zulässig. […]31
Ganz allgemein ist ein gemeinnütziger Verein in vier Tätigkeitsbereiche gegliedert:
1. Ideeller Bereich
2. Vermögensverwaltung
3. Zweckbetrieb
4. wirtschaftlicher Bereich (wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb)
Abb. 1 32
1. Unter den ideellen Bereich fallen Mitgliedsbeiträge, Spenden und öffentliche
Zuschüsse. Geschenke und Ausgaben für Ehrungen sind ebenfalls im ideellen
Bereich zu erfassen.
30Satzung § 1 Abs. 4 ProFu e.V. 31 Satzung §1 Abs. 5 ProFu e.V. 32 Arbeits- und mittelfristiges Zukunftskonzept 2004-2009 Studienprojekt Café Chaos S.21
18
2. Dieser Bereich beinhaltet Steuerrückstellungen, Versicherungen,
Overhead33, Gebühren, Zinsen.
3. Hierunter fallen Einnahmen und Ausgaben, die zur Verwirklichung der
gemeinnützigen Zwecke unentbehrlich sind, und der Verein mit diesem
Betrieb nicht in Wettbewerb zu anderen Unternehmern tritt. Vereinfacht
ausgedrückt sind im Zweckbetrieb alle Einnahmen und Ausgaben zu erfassen,
die durch die gemeinnützige Tätigkeit veranlasst, aber keine Mitgliedsbeiträge,
Spenden oder Zuschüsse sind.
4. Als wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb ist jede selbständige nachhaltige
Tätigkeit anzusehen, durch die Einnahmen oder andere wirtschaftliche
Vorteile erzielt werden und die über den Rahmen einer Vermögensverwaltung
hinausgeht (§ 14 AO). Das bedeutet, dass immer dann, wenn der Verein in
Konkurrenz zu einem anderen Unternehmer tritt, und der Verein mit dieser
Tätigkeit nicht die gemeinnützigen Zwecke lt. seiner Satzung ausübt, ein sog.
wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb vorliegt.
„Die gemeinnützige Vereinsorganisation (ProFu e.V.) kann nur aus den gesetzlichen
Rücklagen von Überschuss erzielenden Projekten Eigenkapital aufbringen und
einsetzen. Aus Gründen der §§ 52 ff AO darf der Verein auch nur eindeutig ideell
zweckmäßige oder zweckbetriebliche Investitionen bezahlen.
Das Café als wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb innerhalb von ProFu kann neben der
Vollkostendeckung lediglich Schwund, bzw. Ersatzkosteneckung, sowie
Ausfinanzierung ideeller Leistungen erwirtschaften.“34
Da das Café Chaos steuerrechtlich als normaler Gastronomiebetrieb behandelt wird,
muss es wie jedes andere Unternehmen Umsatzsteuer bezahlen.
Das Café Chaos braucht jedoch kein Gewerbe anmelden (Gaststättenkonzession),
da der Trägerverein vom Finanzamt Fulda als gemeinnützig anerkannt ist, d.h. also
keine Gewinnmaximierung anstrebt. Zudem ist es dadurch auch berechtigt Spenden
33 Overhead : z.B. 10% Nettogewinn der Projekte, die an den Verein gehen 34 Arbeits- und mittelfristiges Zukunftskonzept 2004-2009 Studienprojekt Café Chaos S.18
19
(Zuwendungen) nach amtlich vorgeschriebenen Vordruck § 50 Abs. 1 EStDV
(Einkommenssteuer-Durchführungsverordnung) auszustellen.
Außerdem ist das Café-Projekt von der Körperschafts- und Gewerbesteuer befreit
und muss somit auch keine Kapitalerwerbssteuer entrichten. Dies geht aus dem
aktuellen Freistellungsbescheid vom 14.07.2006 des Finanzamts Fulda hervor.
Die jährliche Umsatzhöchstgrenze darf bei einem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb
35.000€ nicht überschreiten.
„ Das Projekt Café Chaos ist als wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb von den Privilegien
der Gemeinnützigkeit bis auf den ideellen Lehrbereich ausgenommen. Ihm können
aus dem ideellen oder vermögensverwaltenden Einnahmebereich des Trägervereins
auch keine Mittel zufließen, z.B. für die Abdeckung von Defiziten aus dem Tages-
oder Veranstaltungsgeschäft. Es wird vielmehr erwartet, dass der wirtschaftliche
Geschäftsbetrieb Überschüsse erwirtschaftet, die er wenigstens z.T. dem
gemeinnützigen Zweck des Idealvereins wieder zukommen lässt. Bei ProFu sind dies
Satzungsgemäß 10% Überschussbeteiligung.
Das Projekt Café Chaos ist auch nicht als Zweckbetrieb im Sinne des § 65 und § 68
der AO (Abgabenordnung) mit der Möglichkeit reduzierter Mehrwertsteuerpflicht
anerkannt […]Der § 12, Aga 8a- 2. Satz des UStGs schließt das aus.“ 35
Das Café Chaos ist laut seiner Geschäftsordnung (GO) §3 Abs. 5 verpflichtet für
jedes Projektmitglied einen Semesterbetrag zu entrichten.
Die Arbeitsschichten werden nach einem vorher festgelegten Betrag, zur Zeit
2,50€/h, entlohnt. Dabei bilden die Kulturveranstaltungen eine Ausnahme, da diese
nur für geleistete Aufräum- und Putzarbeiten entschädigt werden. Jedoch wurde
festgelegt, dass die Arbeitsschichten bei Kulturveranstaltungen mit einem Gewinn
von über 600€ mit 2,50€ bezahlt werden.
Ebenso werden die gewählten Tutoren- und Arbeitsbereiche entlohnt.
Der Tutorenbereich Finanzen wird mit 200€, der Bereich Kultur mit 150€ monatlich
entlohnt. Bei den Arbeitsbereichen werden die geleisteten Arbeitsstunden schriftlich
festgehalten und mit 5€ pro Stunde vergütet.
Bei Kochschichten und Caterings werden ebenfalls mit 5€ pro Stunde entlohnt.
35 Zukunftskonzept Café Chaos 2004-2009 S.19
20
Alle Einnahmen und Ausgaben werden festgehalten und jedes Jahr in einer GuV
(Gewinn- und Verlustrechnung) festgehalten und durch die Finanzabteilung der
Hochschule und durch das Finanzamt Fulda kontrolliert.
21
3. Kulturarbeit auf dem Campus der Hochschule Fulda
Eine der Hauptaktionsfelder des Café Chaos ist die soziokulturelle Arbeit am
Campus der Hochschule Fulda.
Dies geschieht nicht nur zur Belebung des Campus, sondern auch zur Vermittlung
von Wissen. Das Veranstaltungsprogramm des Café Chaos wird auch als
Kulturprogramm bezeichnet. Mit der Umsetzung von Kulturveranstaltungen versucht
das Projekt sich mit verschiedensten Sachgebieten aus Politik, Wirtschaft, Umwelt,
Soziales, Philosophie, Kunst, Film, Musik, Alltagskultur, Religion auseinander zu
setzen und diese somit auch für alle Interessierten zugänglich zu machen.
Kultur ist die Gesamtheit der geistigen und künstlerischen Lebensäußerungen einer
Gemeinschaft, auch die Erziehung und Bildung.36
3.1 Kulturtutorium
Die Arbeit als Kulturtutorin ist sehr vielseitig und komplex. Sie umfasst nicht nur die
Planung, Organisation und Durchführung eines ansprechenden
Veranstaltungsprogramms, sondern auch deren Bewerbung, Dokumentation und
Archivierung.
Zudem müssen die Kooperationen innerhalb der Studentenschaft, der einzelnen
Fachbereiche, der Hochschulverwaltung und mit externen Vereinen, Einzelpersonen,
Stiftungen, Aktionsgruppen, der Stadt Fulda, Sponsoren u.a. gepflegt und ausgebaut
werden.
Glücklicherweise bekam ich ab dem Wintersemester 2007/2008 Unterstützung durch
einen weiteren Kulturtutor Hannes Spicker vom Fachbereich Sozialwesen. Da seine
Stärken im IT-Bereich liegen, z.B. Bildbearbeitungsprogramme, das Erstellen und
Pflegen der Website des Café Chaos, konnte ich mich mehr auf die Konzeption und
Umsetzung des neuen Veranstaltungskonzeptes im Rahmen eines Studium
Generale konzentrieren.
36 Vgl. Duden, Band 5 Das Fremdwörterbuch, 7. Auflage Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, Mannheim 2001
22
Kulturtutorarbeit erfordert viel Kreativität, Improvisationstalent und
Kommunikationsbereitschaft.
Für die Planung und Durchführung eines semesterweisen Kulturprogramms sind
viele Absprachen von Nöten. Dazu gehört nicht nur die projektinterne
Kommunikation, vor allem mit den Projektbetreuern, dem Finanztutorium und dem
Arbeitsbereich Kultur, sondern auch mit den jeweiligen projektexternen
Kooperationspartnern.
Die Einbeziehung und Zusammenarbeit aller Projektmitglieder und ihren Ideen ist
entscheidend für eine erfolgreiche Kulturarbeit. Sie lebt vom Interesse und
Engagement jedes einzelnen Projektmitgliedes.
Die Kommunikation nach Innen ist somit besonders wichtig, um die Durchführung
finanziell und personell überhaupt gewährleisten zu können.
3.1.1 Wissenschaftliche Methodik
Zur wissenschaftlichen Methodik meiner Arbeit im Projekt:
a. Zeitmanagement und Meilensteine :
Die Zeitgliederung spielt im Kultur- und Veranstaltungsbereich naturgemäß eine
zentrale Rolle:
A1: Die Gäste und BesucherInnen müssen kommen- und die Termine kennen.
(langfristige Ankündigung durch Veranstaltungsplaner, Homepage, 1 Woche
vorher Transparent und veranstaltungsspezifische Flyer)
A2: Die Programmplanung selbst hat einen Vorlauf von ca. 6 Wochen vor
Semesterbeginn. Sie wird im Rahmen mindestens eines Kompaktseminars vor
Ende des vorherigen Semesters erarbeitet und diskutiert.
A3.Für Referenten, Bands, Studentengruppen etc. müssen die Verträge ca. 3-4
Wochen vor Auftritt verbindlich feststehen und das Ereignis detailliert
strukturieren.
A4. Sowohl im Wintersemester als auch im Sommersemester gibt es fest
stehende Termine: (Meilensteine)
- im Sommersemester sind es : Tag der offenen Tür, Projekt und
Kompaktwoche des Fachbereichs Oecotrophologie, die
23
Hochschultage, Sondertermine ( z.B. Fußball-Weltmeisterschaft,
Olympia)
- im Wintersemester sind es: Einführungswoche, Projektmesse,
Projekt- und Kompaktwoche des Fachbereiches Oecotrophologie,
Weihnachtsfeier mit Kooperationspartnern (Schrottwichteln),
Exkursion, Erstellung der Projektarbeit, Präsentation und schließlich
Prüfungsgespräch.
A5: Feste Programmtage und Meilensteine können nur durch die
Entscheidung des Projektes ergänzt werden. Insbesondere externe Gruppen
planen in der Regel kurzfristiger. Das Projekt nimmt darauf nach Möglichkeit
Rücksicht. Diese Zusatzveranstaltungen müssen mindestens durch ein
Projektmitglied begleitet werden.
b. Teilnehmende und sogar strukturierende Beobachtu ng :
Insbesondere die Kulturverantwortlichen müssen an ihren „eigenen“
Veranstaltungen präsent sein. In der Regel übernehmen sie dabei die An- und
Abmoderationen, führen während der Veranstaltungen Gespräche mit den
Gästen über Zufriedenheit und Verbesserungsmöglichkeiten und verhindern
organisatorische oder technische Flops.
In der wöchentlichen Projektsitzung wird ein inhaltlicher, organisatorischer und
finanzieller Rückblick auf die jeweilige Veranstaltung gegeben und für das
gesamte Projekt diskussionsfähig vorgestellt. Aus dieser Diskussion werden
Folgerungen für eine „kontinuierliche Verbesserung“ gezogen und auch
protokolliert.
a. In regelmäßigen Abständen werden schriftliche Befragungen bei Studierenden
und anderen Hochschulangehörigen durchgeführt (meist angestrebt in
Kooperation mit anderen Projekten des Fachbereiches Oecotrophologie) über
Akzeptanz des Leistungsangebots, insbesondere Ambiente, Lebensmittel und
Kulturprogramm. Die Ergebnisse dieser kleinen Befragungen fließen in die
laufende Arbeit ein und sind wichtige Orientierungen für die Arbeit aller
Projektmitglieder. Über das kulturelle Angebot hat es dabei bisher kaum
Kontroversen gegeben. Die „Abstimmung mit den Füßen“ , das heißt die
Nichtteilnahme als klares Signal wird in der Regel jedoch nicht so verarbeitet,
24
dass bestimmte Veranstaltungsreihen überhaupt nicht mehr angeboten
werden ( z.B. Readerscorner) , sondern dass die Kulturtutoren und das
gesamte Projekt darüber nachdenken, warum z.B. „Literarische Salons, bzw.
Poetry Slams“ in Fulda im Gegensatz zu anderen Städten nicht so gut
angenommen werden.
b. Ebenso regelmäßig wird mit großer Intensität über einzelne Kernprodukte im
Projektangebot diskutiert und geforscht (z.B. Brötchen, Kaffee- Tee- und
Biersorte, Müsli, Erfrischungs und Fruchtsaftgetränke), die häufig auch etwas
über die Angebotskultur und das ernährungskulturelle Profil des Projekts
aussagen und somit auch die Kulturabteilung anspricht. An dieser Stelle drei
Beispiele:
B1: Brötchen: Die Kooperation mit dem Antoniusheim in Fulda als
Produktionsstätte für Behinderte hat für uns sozialpolitische Bedeutung.
Leider ziehen unsere Gäste die Körnerbrötchen der nahegelegenen
Familienbäckerei deren Öko-Brötchen vor. Öko + Sozial stand also gegen
Akzeptanz und Kundenzufriedenheit.
B2: Erfrischungsgetränke: Schon vor meiner Zeit wurde ein sehr
generöses Sponsoringangebt der Fa. Red Bull aus
ernährungsphysiologischen, vor allem aber auch kulturellen Gründen
verworfen. Das Image von Red Bull „ passte“ nicht zu uns. Wohl aber die
Bionade, die noch in meiner Verantwortungszeit eingeführt und zu einem
großen Absatzerfolg geführt wurde. Nach einer energischen
Internetkampagne über die Behandlung der Abnehmer durch die rhöner
Bionade-Brauerei Peter haben wir Bionade zwar nicht ganz aussortiert,
sind jedoch zur kultigen und nicht zu sehr kommerziellen „FritzCola“
gewechselt.
B3: Der Kaffee wird seit Jahren von der fair, ökologisch und absolut frisch
röstenden Fa. Vollmer bezogen. Neu im Verkaufssortiment haben wir
allerdings in meiner Zeit den von schweizer Studentengruppen
vertriebenen „Café Zapatista“ mit dem Slogan „Für Deinen täglichen
Aufstand“ eingeführt. Der Tee wird schon immer über die Fa.
Teekampagne aus Berlin bezogen, die einen ähnlichen selbstverwalteten-
ökonomischen Ansatz wie Profu e.V. und das Café Chaos verfolgt. (vgl.
25
Faltin,J: Reichtum von unten, Berlin 1996) und alle Qualitätskriterien
(ökologisch, fair, kleinbetrieblich) erfüllt.
Natürlich fließen bei diesen Produktdebatten die ernährungswissenschaftlichen
Methoden (sensorische Tests, Recherche über Inhaltsstoffe etc.) mit ein.
c. Die jährlichen Projektabschlussberichte des Projekts Café Chaos und einige
Diplomarbeiten über das Projekt sind eine auch in der Zukunft unentbehrliche
„wissenschaftliche Begleitung“ des Projekts und der Kulturtutoren.
Angefangen von der immer noch vorbildlichen ersten Diplomarbeit von
Henning Durst (1997) über einen balanced scorecard- Ansatz für das Café
Chaos , über den ersten rein kulturbezogenen Projektbericht von Anja R. aus
dem Jahre 2003 bis hin zu den beiden umfassenden Projektberichten aus den
Jahren 2007/08 und 2007/09 bieten diese Arbeiten auch für die Kulturarbeit im
Café Chaos eine wichtige Orientierung.
Im eigentlichen soziokulturellen Veranstaltungsbereich habe ich auf dieser
Grundlage eine Reihe von „Formaten“ als qualitativ notwendig weitergeführt, einige
mit hochschulpolitischen Vertretern und dem Projektbetreuer neu in das
Veranstaltungsprogramm mit aufgenommen und schließlich in jedem Semester
Raum gelassen für gute Ideen der neuen Studierenden im Projekt und aus anderen
Studentischen Gruppen und Projekten. Jedoch auch durch die Unterstützung
einzelner Hochschullehrern, von denen ich an dieser Stelle Prof. Dr. Klotter (Dekan
des Fachbereichs Oecotrophologie (Filmprogramm) und Prof. Dr. Meyberg
(Einbeziehung der verschiedensten Musikgruppen der Hochschule in das
Veranstaltungsprogramm) hervorhebe. Ich möchte diese Methodik als „organische
Programmentwicklung“ bezeichnen – analog dem Konzept einer organischen
Organisationsentwicklung.37 Organisch deshalb, weil in der Kulturarbeit die
semesterweisen Projektideen, das Erwartungsprofil des Café Chaos bei unseren
Gästen und die strukturellen Gegebenheit auf dem Campus (unser Gastraum, die
Campuslage und der Rhythmus des jeweiligen Semesters) ein komplexes,
37 vgl. French und Bell jr.: Organisationsentwicklung. Stgtt. 4. Auflg. 1994)
26
Ausstellungensonstiges
Bildungs-veranst.
Politische V.
Sozio-kulturelle
V.
Unterhaltungs-kultur
Ernste Kultur
Chaos und Kultur
Ausstellungensonstiges
Bildungs-veranst.
Politische V.
Sozio-kulturelle
V.
Unterhaltungs-kultur
Ernste Kultur
Chaos und Kultur
ganzheitliches System darstellen, das ebenso ganzheitlich evaluiert und
weiterentwickelt werden muss.38
3.1.2 Dokumentation und Archivierung
Nach dem Veranstaltungsmanagement ist die Dokumentations- und
Archivierungsarbeit, eine der Hauptaufgaben des Kulturtutoriums.
Dazu wurde jedes Semester eine Übersicht erstellt, in der alle Veranstaltungen
chronologisch festgehalten werden.
Zusätzlich wurde jede Veranstaltung einem Themengebiet zugeordnet.
Das Kulturprogramm des Café Chaos ist in fünf Themengebiete unterteilt. Dabei wird
zwischen
• Soziokultur
• „Ernste“ Kultur
• Unterhaltungskultur
• Politik
• Bildungsveranstaltungen und
• Sonstiges / Ausstellungen
unterschieden.
Die Einordnung der einzelnen Veranstaltungen gestaltete sich zeitweise recht
schwierig. Fast alle Veranstaltungen wurden deshalb mehreren Themengebieten
zugeordnet, da zwei oder drei Gebiete gleichzeitig abgedeckt wurden.
Zu allen Veranstaltungen (außer Parties) gesellt sich, durch die Einführung des
Studium Generale als Veranstaltungsprogramm, zudem ein Bildungsanspruch.
Dies schlägt sich auch auf die Zuordnung der Veranstaltungen nieder.
38 Vgl. Gairing,F.: Organisation als Lernprozess von Menschen und Systemen, Beltz, 4.Auflg. 2007, sowie : Schwerpunktheft „Kultur und Management (KM) Nr. 21 vomJuli 2008 ( ISSN 1610- 2371).
27
Die Auflistung und Zuordnung der einzelnen Veranstaltungen dient nicht nur der
Archivierung, sondern auch der Qualitätskontrolle. Somit kann sichergestellt und
nachvollzogen werden, ob alle Themengebiete bedient wurden.
Im Zuge der konzeptionellen Umgestaltung der Filmvorführungen wurde für die
gezeigten Filme eine Medienbibliothek bzw. –archiv angelegt
Zudem wurde ein Fotoarchiv erstellt, in dem alte Fotos geordnet und aktuelle
hinzugefügt wurden. Beide sind in den Räumlichkeiten von ProFu e.V. zugänglich.
3.1.3 Planung der Kulturveranstaltungen
Mit der Planung für das kommende Kulturprogramm muss schon im laufenden
Semester begonnen werden. Dazu werden alle Ideen der Projektbetreuer, -mitglieder
und der Gäste über das laufende Semester gesammelt und auf Durchführbarkeit
geprüft. Zudem müssen auch die Anfragen hochschulexterner Gruppen und Vereine,
aber auch der Hochschulangehörigen beachtet werden.
3.1.3.1 Werbung
Um den Erfolg einer Veranstaltung zu maximieren, ist Werbung von essentieller
Bedeutung.
Verschiedene Möglichkeiten stehen dabei zur Verfügung:
- „Mundpropaganda“
- Veranstaltungskalender
- Flyer
- Plakate
- Banner
- Tafel im Innenraum des Café Chaos
- Stellwände der Hochschule Fulda,
- Internetseite des Café Chaos, der Hochschule, des AStA, der Stadt Fulda und
verschiedenen lokalen Veranstaltungswebsites, z.B.Events
28
- Verteilen der Flyer und des Veranstaltungskalenders in den Räumen der HS
und im Einzelhandel der Stadt
- Artikel in der Fuldaer Zeitung und Printzip
- Werbung im Radio
- Werbung durch Kooperationen mit verschiedenen Vereinen und Institutionen
- Persönliche Einladungen
- StudiVZ, Facebook usw.
Im Idealfall sollten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden.
Folgendes muss bei einer Werbung immer ersichtlich sein:
- Veranstaltungsort Café Chaos (Gebäude E, Raum 007, Hochschule Fulda)
- Datum
- Beginn
- Veranstaltungsart (Konzert, Lesung,
Vortrag usw.)
- Thema (z.B. Lacoma und der Konzern)
- Eintritt (z.B. 1,50€ für Partys)
- Bei Partys auch den Zeitraum für die Happy
Hour angeben
Im Zuge der Renovierungsarbeiten vom 18.02. –
23.02.2007 im Café Chaos wurde nicht nur der
Innenraum des Café Chaos neu belebt, sondern auch
mit der Übernahme der farblichen Gestaltung in den
Veranstaltungskalender und der Website das
Corporate Design
neu definiert.
Ziel war es das neue Grundmotiv auf den wichtigsten
Kommunikationsmitteln zu etablieren und so den
Wiedererkennungseffekt des Projektes zu
verstärken.
29
3.1.3.2 Sponsoren(suche)
Um das Veranstaltungsheft zu refinanzieren, werden Werbeflächen im Programmheft
angeboten. Jedes Semester werden vier bis fünf Sponsoren gesucht, die mit jeweils
einer kompletten Seite ihr Geschäft bewerben können. Im Regelfall werden 50€ dafür
veranschlagt, es kann aber auch nach oben verhandelt werden. Üblicherweise
werden die laufenden oder vergangenen Kooperationspartner bevorzugt und mit
ihnen zuerst abgesprochen, ob sie die Kooperation mit dem Café-Projekt fortsetzen
wollen. Dies stärkt nicht nur die Zusammenarbeit, sondern spart auch sehr viel Zeit.
Unsere Sponsoren sind im Regelfall Einzelhandelsgeschäfte, Gastronomiebetriebe
und Vereine, die in Fulda ansässig sind.
Falls ein neuer Sponsor gesucht wird, sollte dieser persönlich aufgesucht werden.
Besonders wichtig ist es einen aktuellen Veranstaltungsplaner mitzunehmen, um die
freien Werbeseiten anschaulich präsentieren zu können.
3.1.3.3 Druck
Schon vor unserer Übernahme der Verantwortung haben die Kulturtutoren große
Mühe auf die Gestaltung der Ankündigungsflyer des CC gelegt. Wir haben diese
Tradition eines eigenständigen Erkennungswerts aufgrund des künstlerischen
Anspruchs der CC-Flyer (mit Hilfe des freeware-Programms „GimP“) mit dem
Anspruch fortgeführt, daraus eine eigene künstlerische Technik zu entwickeln, in der
Form und Inhalt harmonieren.
Durch eine Umstrukturierung im Fachbereich Sozialwesen, konnte das Projekt nicht
mehr kostenfrei im Medienlabor die Veranstaltungsflyer drucken. Deshalb stellte ich
im Sommersemester 2008 einen Antrag auf finanzielle Unterstützung beim
Fachbereich Sozialwissenschaften. Dieser Zuschuss galt auch für den Druck bei der
Druckfirma Keller.
In Absprache mit der Dekanin Prof. Dr. Martina Ritter wurde einem entsprechenden
Zuschuss über ca. 300€ pro Semester Antrag stattgegeben, der allerdings im
Sommersemester 2009 nicht mehr erneuert wurde.
Damit war jedoch nur die Flyerproduktion sicher gestellt. Der Druck des
semesterweisen Programmheftes musste über die enthaltene Werbung finanziert
30
und möglichst kostengünstig umgesetzt werden. Nach einigen Internetdruckereien
haben wir uns seit 2008 wieder auf heimische Dienstleister verlassen, die zwar
etwas teuerer, aber dafür pünktlich liefern konnten.
3.1.3.4 Kalkulation
Nach der persönlichen Kontaktaufnahme mit einem Künstler, Referenten oder einer
Band muss natürlich auch der „unangenehme“ finanzielle Teil besprochen werden.
Genauer gesagt müssen alle möglich anfallenden Kosten wie Gage (Handeln
erlaubt), Reise- und Übernachtungskosten, Verpflegung oder Technik zu der
Zufriedenheit beider Seiten geklärt werden.
Hat man einen Kostenüberblick erhalten, ist die Absprache mit der Finanztutorin
Stephanie Krecek unerlässlich, da sie den besten Überblick über die finanziellen
Möglichkeiten des Projektes hat.
Auch der Einkauf von Getränken und Lebensmitteln (zur Bewirtung der Gäste) muss
dabei beachtet werden und mit den Arbeitsbereichen Einkauf und Lager
abgesprochen werden.
Vor jeder Zusage muss man „grünes Licht“ erhalten, um die Veranstaltung weiter
planen zu können.
Nach jeder Veranstaltung werden alle Ausgaben und Einnahmen durch das
Finanztutorium erfasst und gegeneinander aufgestellt.
Dies ist notwenig, um die Rentabilität der Kulturveranstaltung zu kontrollieren.
Erfahrungsgemäß können die Einnahmen aus den Veranstaltungsbereichen Ernste-
und Sozio-Kultur mit Bildungsanspruch die Kosten nicht decken, wenn externe
Referenten eingeladen werden. Nicht nur aus diesem Grund sucht das
Kulturtutorium des Projektes nach Kooperationspartnern.
Der ASTA und die Hochschule (Präsident, Dekane, Fachschaften) sind regelmäßig
die ersten Ansprechpartner für eine ergänzende Zuwendung als projektbezogene
Fehlbedarfsfinanzierung. Das strategische Bündnis mit anderen Einrichtungen der
Erwachsenenbildung, insb. der politischen, wurde von mir mit Umweltverbänden und
den politischen Stiftungen (FES, KAS, Fr. Naumann, Heinrich Boell, und Rosa-
Luxemburg) ausgebaut. Mit diesen ist in der Zukunft noch ein erhebliches
Entwicklungspotential vorhanden.
31
3.1.3.5 Raumanträge
Alle Veranstaltungen, die nicht an einem Dienstag oder bis 16:00 durchgeführt
werden, müssen durch einen Raumantrag bei der Abteilung Gebäudemanagement
der Hochschule angemeldet werden, da sie nicht im Raumnutzungsvertrag
inbegriffen und damit für das Projekt kostenpflichtig sind. Der Antrag muss
spätestens eine Woche vor der Veranstaltungsdurchführung vorliegen. Jedes
Semester muss dazu auch eine Liste der Unterschriftsberechtigten für diese Anträge
abgegeben werden.
Um sich im laufenden Kultursemester Arbeit zu sparen, sollten die Raumanträge aller
feststehenden Veranstaltungen, die nicht durch den Nutzungsvertrag abgedeckt sind,
am Semesteranfang eingereicht werden.
Für alle Veranstaltungen, die nicht hauptverantwortlich vom Projekt durchgeführt
werden, müssen die externen Veranstalter einen gesonderten Raumantrag stellen,
so dass die Raummiete nicht auf Kosten des Café Chaos fällt.
Bei jedem Raumantrag, der von Externen gestellt wird, ist eine Absprache mit dem
Projekt unerlässlich. Auch die verschiedenen Fachbereiche müssen vorher klären, ob
es zu keinen terminlichen Überschneidungen mit dem Kulturprogramm kommt.
Zudem müssen diese durch eine zusätzliche Unterschrift der
Unterschriftsberechtigten des Cafés auf dem Raumantrag bei der Abteilung für
Gebäudemanagement abgegeben werden.
32
3.1.3.6 Beispiel zur Planung, Durchführung und Nach bearbeitung einer
Kulturveranstaltung
„Udo Pollmer – Kann Essen Sünde sein“
21.10.2008
Ideenfindung:
- Ideefindung durch ein Gespräch mit Dr. Frank Puin
- Udo Pollmer (* 5. Juni 1954) ist ein deutscher Lebensmittelchemiker und
Fachbuchautor zur Ernährung, der durch kritische und provokante Aussagen
zu Ernährungsempfehlungen und Diäten bekannt geworden ist
- Ehemaliger Dozent und Lehrbeauftragter für Haushalts- und
Ernährungswissenschaften an der Fachhochschule Fulda im Fachbereich
Oecotrophologie
- Besonderes Thema von allgemeinem Interesse für Oecotrophologen
- Veröffentlichung verschiedener Bücher (Vorsicht Geschmack, Was ist drin in
Lebensmitteln?. Hirzel, Stuttgart 1998; Eßt endlich normal! Wie die
Schlankheitsdiktatur die Dünnen dick und die Dicken krank macht. Piper,
2005; Wer gesund isst, stirbt früher. BLV, München 2008)
Ziel:
- Kritische Auseinandersetzung mit der Lehrmeinung des Fachbereiches
- Grenzen von Kritik für sich erkennen
Kontaktaufnahme:
- Recherche im Internet
- Anschreiben per Email
- Persönlicher Anruf : Vorstellung des Cafe Chaos als soziokulturelle Plattform
auf dem Campus, Vorstellung der eigenen Peson in Funktion der Kulturtutorin
des Café Chaos, Erläuterungen des Anliegens
- Themenfindung: Kann Essen Sünde sei?
- Verhandlung zur Gage: 600€ (um 400€ Entgegenkommen)
- Fahrtkosten
33
Absprache mit dem Finanzturorium:
- Veranstaltung konnte nicht allein vom Café Chaos finanziert werden
(Bildungsveranstaltungen sind kostenfrei in Anlehnung an das Studium
Generale)
- Anträge um finanzielle Unterstützung bei der Fachschaft (180€) und der
Fachbereichsleitung Einwilligung (250€ Zuschuss)
- Eigenfinanzierung zur von 170€ durch das Cafe Chaos (ohne Verpflegung und
Übernachtung)
Weitere Absprachen mit dem Referenten:
- Terminabsprache
- Was benötigt er an Technik: Overhandprojektor
- Reise- und Übernachtungskosten
Werbung (durch verschiedene Medien)
- Durch die frühzeitige Planung konnte der Termin in den
Veranstaltungskalender aufgenommen werden
- Zwei Wochen vor dem Termin wurden Flyer gedruckt
- Eine Woche vorher Aufhängen des Banner (2m x 1,50m) auf dem
Campusgelände
- Verschicken von Einladungen an alle Professoren (per E-Mail)
- Ankündigung an der Tafel des Cafe Chaos
- Mundpropaganda (durch Cafe-Mitglieder und durch Prof. Dr. Klotter im Vorfeld
der Vorlesungen)
- Verteilen der Flyer
Die letzten Vorbereitungen (1 Woche im Vorfeld)
- Organisation der Thekenschichten (2 Personen von 19:45Uhr bis Ende)
34
- Zusätzliche Anwesenheit der Kulturtutoren (A. Fischer, H. Spicker)
- Absprachen mit dem Küchenteam: Vorbereitung Essen
- Besetzung des Aufbauteams
(ab 17:00Uhr Aufbau: Umräumen der Einrichtung des Cafe (aus dem Bistro
Raum wird ein Seminarraum mit Stuhlreihen für 60 Personen, Auffüllen der
Getränke)
- Besorgung der Technik je nach Bedarf (in diesem Fall: Overheadprojektor)
- Information an die Finanztutorin, dass die Gage hinterlegt wird
Ablaufplan der Veranstaltung:
- Ankunft von Udo Pollmer (gegen 18:30Uhr) Bahnhof
- Versorgung des Referenten mit Essen und Getränken
- Begrüßung durch die Kulturtutoren
- Vorstellen des Cafe Chaos Teams
- Ausfüllen des Honorarvertrages
-
Begrüßung
- Begrüßung der Gäste durch die Kulturtutoren
- Vorstellung des Themas und des Referenten
Beginn
- 19 Uhr Vortag (2Stunden) mit anschließender Diskussionsrunde
- Dokumentation der Veranstaltung (Fotoapparat)
Nach Beendigung der Veranstaltung:
- Unterschreiben des Honorarvertrages von beiden Seiten
- Wiederherstellung der ursprünglichen Bestuhlung (Bistrobestuhlung,
Eindecken der Tische, Auffüllen von Getränken, Reinigen des Küchen- und
Thekenbereiches, Müllentsorgung, Banner und Flyer entfernen)
- Abrechnung der Kasse
35
Nachbearbeitung
- Reflexion der Veranstaltung innerhalb der nächsten Teamsitzung
- Überweisung der Reise- und Übernachtungskostenn nach Erhalt der Belege
- Im weiteren Verlauf wird die Rechnungslegung an den Fachbereich für die
Bezuschussung und das Eintragen der Ein- und Ausgaben in die
Umsatzsteuererklärung durch das Finanztutorin vorgenommen
-
Der Vortragende: ein Naturereignis
Ein gebanntes Auditorium
Backstage- muss immer sein!
36
3.1.4 Evergreens
Als Evergreens bezeichne ich die Veranstaltungen, die fest in die
Veranstaltungsplanung eingebunden sind und immer durchgeführt werden sollten.
Aus diesem Grund erfolgt nun eine kurze Beschreibung der betreffenden
Veranstaltungen.
3.1.4.1 Readerscorner
Die Readerscorner ist ein fester Bestandteil im Veranstaltungsprogramm des Café
Chaos. Literaturinteressierte und „Schreibwütige“ haben hier die Möglichkeit
gelesene und selbstkreierte Prosa, Trivial- und Fachliteratur zu präsentieren. In den
Wintermonaten finden Sie in den Räumen des Cafés
bei gemütlicher Kerzenatmosphäre und im Sommer für
Frischluftfanatiker auch mal (bei schönem Wetter) vor
den Türen des Projektes statt.
Viele Gäste besuchen die Readers Corner auch
einfach nur, um zuhören und abschalten zu können.
3.1.4.2 Jam Session
Eine Jam Session ist ein zwangloses Treffen von Musikern, die normalerweise nicht
in einer Band zusammenspielen.
Hier können alle semiprofessionellen, routinierten Instrumentalisten und
Laienmusiker, ihr Improvisationstalent und ihr Können zum Besten geben.
Meist beehren uns die Musiker der Hochschulband Kisum mit Prof. Dr. Wolfgang
Meyberg und unterstützen die Veranstaltung mit ihren Fähigkeiten.
Leider steht dem Café nur ein Schlagzeug zur Verfügung, so dass man auf viele
Musiker angewiesen ist, die ihre Instrumente mitbringen und anderen Musiken
überlassen.
37
Die Jam Session fand in der Vergangenheit schon oft im Rahmen der Hochschule
statt. Dabei wurde sie unter Anderem mit einem integriertem Improvisationsmalen
verbunden.
3.1.4.3 Spieleabend
Ein Abend, der der kindlichen Spielwut gewidmet ist. Ob Geschicklichkeits-, Wissens-
, Aktions-, Brett- oder Kartenspiele wird alles gespielt, was die Spielkultur hergibt.
Zwar besitzt das Projekt eine kleine Ansammlung von verschiedensten Spielen,
dennoch ist jeder Gast aufgefordert seine Lieblingsspiele mitzubringen.
Als „Nostalgieveranstaltung“ ein fester Bestandteil jedes Semesters.
3.1.4.4 Hochschultage
Die Hochschultage am Campus der Hochschule Fulda haben eine lange Tradition
und sind ein fester Bestandteil der Campuskultur und des Hochschullebens.
Unter dem immerwährenden Motto „Von Studenten für Studenten“ übernimmt die
studentische Verwaltung, der AStA, hauptverantwortlich die Organisation dieses
jährlichen Ereignisses. Dafür wird jedes Jahr im Sommer ein vielfältiges und
abwechslungsreiches Kulturprogramm mit Lesungen, Konzerten, Kunst, Theater
Sport und Parties geplant. Auch ein Kinder- und Familientag findet dabei regelmäßig
statt. Zudem haben Studenten und Händler die Möglichkeit einen eigenen Stand
anzumelden, um dort Essen, Trinken oder Kleinkunst anzubieten.
Leider ist dieser Zeitraum nicht vorlesungsfrei.
In meiner Zeit als Kulturtutorin im Café Chaos und als Referentin für Kultur im AStA
der Hochschule Fulda hatte ich die Möglichkeit an der Planung und Durchführung der
Hochschultage aktiv mitzuwirken.
Dabei war die Personalunion als Kulturtutorin im Café Chaos und als Referentin für
Kultur im AStA sehr von Vorteil. Die Zusammenarbeit, auch außerhalb der
Hochschultage, zwischen beiden Institutionen konnte aufrecht gehalten und
ausgebaut werden. Durch die beiderseitige Unterstützung, besonders bei
38
Neben der Veranstaltungsplanung,
müssen vor allem die
Arbeitsschichten für den Abend- und
Nachtbetrieb, zusätzlich auch für
einen Bierwagen organisiert und
koodiniert werden. Dabei ist auch die
Einhaltung der HACCP1-Vorgaben
Vorausssetzung. Die Organisation
eines Veranstaltungsprogramms für
die Hochschultage unterscheidet sich
nicht wesentlich von einem normalen
Kulturprogramm. Leider steht der
Termin erst ca. 3-5 Monate vorher
fest, so dass für die Gestaltung eines
Programms nur wenig Zeit bleibt.
Auch die zeitliche Belastung aller
Beteiligten nimmt über diesen kurzen
Zeitraum ungeahnte Ausmaße an.
Das wird besonders deutlich, wenn
wir die Einbettung der Hochschultage
in das nebenstehende „normale“
Semesterprogramm betrachten.
Personalmangel in der Veranstaltungsdurchführung, beruhte der
„Fachkräfteaustausch“ auf Gegenseitigkeit. Zudem wurde die Gefahr von
Doppelorganisation und Absprachefehlern minimiert und die Kommunikation
verstärkt werden. Gewissermaßen war kaum noch eine Trennung der kulturellen
Arbeit beider Einrichtungen zu erkennen.
Der Kreativität zur Programmplanung der Hochschultage sind keine Grenzen gesetzt.
Es können Künstler und Referenten aus den verschiedensten Bereichen eingeladen
werden, ohne dabei ein bestimmtes Rahmenthema zu verfolgen. Je ideenreicher die
Hochschultage geplant werden, umso abwechslungsreicher und interessant gestaltet
sich das Programm für die Studierenden und Gäste. Es bietet sich vor allem die
Möglichkeit mit externen Vereinen und Non-Profit-Organisationen, wie amnesty
international, Attac, Pro Familia, Greenpeace und anderen Aktionsgruppen
zusammenzuarbeiten, um ihnen auch die Gelegenheit zu bieten, sich vor einer
großen Besucherzahl zu präsentieren.
39
Sowie zusätzlich an dieser Stelle die wesentlichen Seiten unseres normalen
Programmflyers für das Jubiläumsjahr 2009
Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen, füge ich die Programme der
Hochschultage 2008 und 2009 unkommentiert in einer gesonderten Anlage an.
40
3.2 Ein kleiner Exkurs: Das Studium Generale
Auf der Grundlage des Vortrags vom 03.04.2008 von Uta Sänger, ehemalige Leiterin
des Studium Generale der Fachhochschule Hannover.
AG- Studium Generale- mit der Referentin aus Hannover.
Als Studium Generale werden heute meist alle nicht-obligatorischen, öffentlichen
Lehrveranstaltungen einer Hochschule bezeichnet. Im Sinne des humanistischen
Bildungserwerbes verkörpern sie den Auftrag der Hochschulen, die umfassende
Allgemeinbildung zu fördern.39
Der Begriff Allgemeinbildung hat heute nichts mehr mit dem humanistischen
persönlichkeitsbildenden Bildungsverständnis gemein.
Suggeriert wird dieser eigentlich sehr komplexe Begriff heute nur noch mit der bloßen
Information, also Fakten und Daten. Dieses entspricht somit erlern- und abfragbares
Wissen, welches nicht persönlichkeitsrelevant sein muss. Allgemeinbildung wird
somit auf die Quantität beschränkt, die Qualität gerät dabei in den Hintergrund.
Bildung ist ein zentrales Thema in unserer Gesellschaft.
39 http://de.wikipedia.org/wiki/Studium_generale
41
Nach der Pisa-Studie wurde sogar ein Bildungsnotstand ausgerufen. Doch was ist
Bildung, was ist Allgemeinbildung?
Allgemeinbildung ist der Rahmen und das Fundament des Spezialwissens.
Sie basiert auf dem begrenzten Grundbestand an Erfahrungen, Einsichten und
Wertehaltungen eines Menschen und ist somit personengebunden. Spezialwissen ist
hingegen das ausgesprochene, formulierte oder dokumentierte Wissen, dass sich
eine Person in individuellem Umfang aneignet.
Allgemeinbildung ist wesentlich, um die erworbenen Spezialkenntnisse sinnvoll
einzusetzen und sich so als Mensch zu entwickeln.
Die Wissensgewinnung (Bildung) kann somit als eine Kette von komplexen Abläufen
betrachtet werden, bei dem die Informationen individuell aufgenommen, bewertet
und vernetzt werden.
Nach Wolfgang Klafki umfasst die Allgemeinbildung nicht nur Wissen, sondern auch
pragmatische und soziale Handlungsfähigkeit, ethische Beurteilungsfähigkeit und
ästhetische Orientierung.40
Dabei handelt es sich auch um das Verständnis der zentralen gegenwärtigen
Menschheitsprobleme, diese zu verstehen und dadurch kritisch reflektiert handeln zu
können.
Ein Individuum benötigt also beide Bereiche, um sich in seiner Umwelt
zurechtzufinden.
Moderne Bildung konkretisiert sich im Interesse an der Ausbildung kognitiver
Möglichkeiten, handwerklich-technischer Produktivität, zwischenmenschlicher
Beziehungsmöglichkeiten, Sozialität des Menschen, der ästhetischen Wahrnehmung,
Gestaltungs- und Urteilsfähigkeiten und der ethischen und politischen
Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit.
Allgemein heißt in diesem Zusammenhang, dass Bildung für alle Menschen
organisiert werden muss. 41
Doch die Umsetzung gestaltet sich zunehmend schwierig.
Durch die Verschulung der Studiengänge im Zuge des Bologna-Prozesses mit
einhergehender Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen wurde das
40 Grundlage Vortrag Studium Generale S. 5 Uta Sänger 03.04.2008 41 Wolfgang Klafki – Eine Didaktik für das 21. Jahrhundert? ,S. 54, Meyer, 2007 BELTZ Verlag, Weinheim und Basel
42
Hochschulstudium grundlegend verändert. Hauptkritiken sind dabei die sehr starke
wirtschaftliche und berufsbezogene Ausbildung der Studierenden, aber auch die
gekürzte Studienzeit mit meist vorgegebenen Lerninhalten. Folglich wird zunehmend
spezielles Fachwissen vermittelt und der disziplinäre Druck steigt.
Der Zeit- und Leistungsdruck auf die Studierenden nimmt kontinuierlich zu und die
Möglichkeit individuelle Interessengebiete zu bearbeiten stark ab.
Heute sind die Studierenden mit widersprüchlichen Aussagen konfrontiert […]
Angesichts der wachsenden Spezialisierung mehrten sich kritische Stimmen aus
Industrie und Wirtschaft, die gravierende Defizite im Bereich fachübergreifender
Komponenten der Absolventen anmahnten.
Man erkannte, dass neben fundiertem Fachwissen heute die Fähigkeit zur
fachübergreifenden Denkweise sowie teamorientierten und kommunikativen Arbeiten
über den Arbeitsplatz entscheidet.42
In der heutigen Zeit lassen sich die komplexen gesellschaftlichen Probleme durch die
rasante technologische Entwicklung und die Globalisierung nicht mehr von den
einzelnen Wissenschaften lösen.
Im Mittelpunkt des Studium Generale steht daher der interdisziplinäre Diskurs.
Dabei sollen die Kommunikationsbarrieren der verschiedenen Fachbereiche
überwunden werden.
Ziel dabei ist es fachübergreifendes Wissen zu fördern und ein Zusammenarbeiten
verschiedener Disziplinen zu ermöglichen.
Die Umsetzung der Hochschulen kann dabei sehr verschieden sein.
Die Studierenden haben die Möglichkeiten Ringvorlesungen zu bestimmten
Themenkomplexen besuchen oder an Vorlesungen und Seminaren anderer
Fachbereiche teilzunehmen.
Zudem kann damit auch eine ein- bis zweisemestrige Orientierungsphase für
Studienanfänger bezeichnet, um ihnen die Entscheidung bei der Studienwahl zu
erleichtern.43
Oberste Priorität dieses Lernansatzes ist es, die Studierenden über die
fachspezifischen Grenzen ihres Studiums hinaus zu bilden und somit bestmöglich auf
die kommende Arbeitswelt vorzubereiten. 42 Grundlage Vortrag Studium Generale S. 2 Uta Sänger 03.04.2008 43 http://de.wikipedia.org/wiki/Studium_generale
43
Aus diesem Grund entschloss sich das Projekt gemeinsam ein
Veranstaltungsprogramm zu entwickeln, welches das Konzept das Studium Generale
aufgreift.
44
3.3 Planung des Studium Generale als Veranstaltungs programm
Da das Café Chaos keinen offiziellen Lehrauftrag für Bildungsveranstaltungen besitzt
und das Studium Generale kein Bestandteil des Lehrbetriebes an der Hochschule
Fulda ist, wurde beschlossen dieses Programm als „kleines“ Studium Generale
umzusetzen.
Hierzu wurde am 05.12.2007 ein Antrag zur Verbesserung der allgemeinen,
politischen und kulturellen Lehre durch die Angebote des Projektes Café Chaos und
des Vereins ProFu e.V. für das Wintersemester 2007/2008 und des
Sommersemester 2008 für die Umsetzung eines Studium Generale an den
Fachbereichsrat Oecotrophologie gestellt.
In diesem Antrag wurde aufgeführt, dass die Kulturarbeit zwar inhaltlich auf dem
Projektstudium des Fachbereiches Oecotropoholgie basiert, jedoch die
Veranstaltungsangebote seit jeher fachbereichsübergreifend organisiert, geplant und
durchgeführt werden. Das Projekt und ProFu e.V. haben die Zielstellung das
Kulturprogramm im Rahmen eines Studium Generale zu erweitern, um somit den
Campus der Hochschule Fulda als soziokulturellen Raum weiterhin und noch
45
intensiver zu beleben und diesen verstärkt für aktives und kommunikatives Handeln
zu öffnen.
Für die Organisation, Planung und Durchführung des neuen Veranstaltungskonzept
wurden jeweils 5.000€ für das Wintersemester 2007/2008 und das Sommersemester
2008 beantragt. 44
Nach einer Einladung durch den Fachbereichsrat konnte das neue Konzept anhand
einer PowerPoint-Präsentation in einer Fachbereichssitzung durch Dr. Frank Puin,
Hannes Spicker und mir erfolgreich vorgestellt werden. Der Antrag wurde genehmigt
und die Umsetzung des Studium Generale als Veranstaltungsprogramms durch die
finanzielle Unterstützung des Fachbereichs Oecotrophologie konnte beginnen.
Zunächst musste überlegt werden, wie das Projekt das neue Konzept in das
bestehende Veranstaltungsprogramm integriert werden konnte.
Dabei sollten die Grundstrukturen des Programms, also die Einteilung der
Themengebiete (siehe S. 26), erhalten bleiben.
Da wir als Kulturtutoren keinerlei Erfahrungswerte in der Umsetzung eines Studium
Generale hatten, beschlossen wie eine interne Probephase für das Wintersemester
2007/2008.
3.3.1 Wintersemester 2007/2008
Im folgenden Abschnitt werde ich näher auf die konzeptionelle
Veranstaltungsplanung sowie deren Umsetzung im Rahmen eines Studium Generale
eingehen.
3.3.1.1 Konzeption für die Studierenden des Fachber eiches
Oecotrophologie
Unser Kinoprogramm wurde seit Jahren in guter Zusammenarbeit mit der UniFilm AG
geplant und umgesetzt. Am Anfang jedes Semesters wurde mir per e-mail ein
Semesteranfangsbrief zugestellt, in dem diverse Filme aufgeführt wurden. Diese
44 Vgl. Studium Generale-Antrag zur Verbesserung der allgemeinen, politischen und kulturellen Lehre durch die Angebote des Projektes Café Chaos und des Vereins ProFu e.V. für das Wintersemester 2007/2008 und das Sommersemester 2008 vom 05.12.02007
46
konnten nach eigenem Ermessen zusammengestellt werden und wurden zu dem
gewünschten Vorführungstermin zugeschickt.
Ebenso wurde ein kleines Kinoprogrammheft mit allen geplanten Filmvorführungen,
aber auch Flyer für die einzelnen Kinotermine geliefert.
Dennoch entschied ich mich die gute Zusammenarbeit zu beenden. Warum?
Trotz der Arbeitserleichterung durch die gestellte Werbung, fehlte es an Autonomie
bei der Filmauswahl. Zudem mussten alle Kinogäste durch Vorgabe seitens der
Unifilm AG Eintritt zahlen.
Doch in Zeiten der Einführung von Studiengebühren wollten wir die Umsetzung des
§59 der Hessischen Verfassung gewährleisten:
„In allen öffentlichen Grund-, Mittel-, höheren und Hochschulen ist der Unterricht
unentgeltlich .[…]Der Zugang zu den Mittel-, höheren und Hochschulen ist nur von
der Eignung des Schülers abhängig zu machen.“
Von nun an wurden die Kinoveranstaltungen kostenfrei.
Zusätzlich konnte das Kinoprogramm durch die neu gewonnene Autonomie völlig frei
gestaltet werden. So entschlossen wir uns im kommenden Semester ausschließlich
Filme zu präsentieren, die sich in verschiedenster Art und Weise mit dem Thema
Essen und Trinken beschäftigten.
Als Bildungsveranstaltung sollte den Studierenden wissenswertes über Ernährung
nicht mehr nur im Sinne des Frontalunterrichts, sondern als Bildungsveranstaltung in
gemütlicher Kinoatmosphäre zugänglich gemacht werden.
Zielstellung dabei war es Themenbereiche wie Ernährung in der Geschichte,
Moralische Aspekte der Ernährung in einer Überflussgesellschaft, aber auch
Kanibalismus und Ernährung in verschiedenen Kulturen zu bearbeiten.
Nach Absprache mit dem Café Chaos-Team bat ich den Dekan des Fachbereiches
Oecotropholgie und ehemaligen Projektbetreuer des Café Chaos Prof. Dr. Christoph
Klotter um Unterstützung. Bei einem persönlichen Gespräch mit einhergehender
Vorstellung des neuen Kinokonzepts erklärte er sich bereit die abendlichen
Vorführungen wissenschaftlich zu begleiten.
Nach intensiver Filmrecherche wurde das neue Kinoprogramm in Absprache mit
Prof. Dr. Klotter wie folgt zusammengestellt:
47
15.10.2007 „Babettes Fest“
29.10.2007 „Eat drink, man woman“
12.11.2007 „Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“
26.11.2007 „Delikatessen“
10.12.2007 „Zimt und Koriander“
14.01.2008 „Das große Fressen“
Reflektion
Der größere Zeitaufwand durch die Erstellung eigener Werbung und Organisation der
Filme hat sich ausgezahlt. Die Veranstaltungsreihe war sehr gut besucht. Auch durch
die aktive Werbung von Prof. Dr. Klotter in seinen Vorlesungen konnten sehr viele
Studierende des Fachbereiches Oecotrophologie erreicht werden. Erfreulich war
zudem, dass nicht nur die StudentInnen des Fachbereiches Oecotrophologie,
sondern auch von anderen Fachbereiche, in besonderem Maße Sozialwesen, Sozial-
und Kulturwissenschaften, Pflege- und Gesundheit und Informatik die
Kinoveranstaltungen besuchten. Wobei die erhöhte Besucherzahl meines Erachtens
auch auf das kostenlose Angebot zurückzuführen ist.
In Gesprächen mit den Gästen wurde das neue Konzept sehr gelobt. Einziger
Kritikpunkt einiger Gäste war, dass bei einigen Filmen der Kannibalismus zu sehr im
Vordergrund stand. Somit ist auch die Auswahl provokanter Filme positiv zu
bewerten, da der erwünschte Effekt eingetreten ist. Die Studenten brachten sich
kritisch in die Diskussionen ein und setzten sich mit dem gesehenen aktiv
auseinander. Dabei wurden nicht nur die filmischen Komponenten besprochen,
sondern auch auf die moralischen, sozialen, politischen und historischen Aspekte in
einer Gesellschaft eingegangen. Dies ist besonders durch die kompetente
Unterstützung und Diskussionsleitung von Prof. Dr. Klotter gelungen.
3.3.1.2 Konzeption „Das Chaos der Kommunikation“
Ebenso wurde die Idee einer Themenreihe zur Kommunikation umgesetzt. Motto war
hierfür „Das Chaos der Kommunikation“.
Durch diese Reihe sollte das Café Chaos noch stärker als Kommunikationsplattform
definiert werden. Zielstellung war nicht nur die eigentliche Kommunikation im Projekt
48
und nach außen zu fördern, sondern sich mit dem alltäglichen Kommunikationschaos
aktiv auseinanderzusetzen. Hierbei sollte verstärkt mit Professoren, Lehrbeauftragten
und Studierenden verschiedener Fachbereiche zusammengearbeitet werden, um
somit auch die Kommunikation zwischen den Fachbereichen und den Studierenden
zu fördern.
Den Rahmen für diese Veranstaltungsreihe bildeten zwei Vorträge:
Interkulturelles Training am 20.11.2007
Durch meine zeitgleiche Arbeit als Referentin für Kultur im AStA und meinen AStA-
Kollegen Valery Kandem, Referent für
Internationales, hatte ich oft die Möglichkeit
mich mit den Problemen von internationalen
Studierenden der Hochschule
auseinanderzusetzen.
Die kulturellen Unterschiede verhindern meist
schon eine einfache Kommunikation.
zwischen den deutschen und internationalen
Studierenden.
Aus diesem Grund war die Idee geboren eine
Veranstaltung zu organisieren, bei der die
kulturellen Unterschiede besprochen und
Vorurteile abgebaut werden konnten.
Organisiert und umgesetzt wurde die
Veranstaltung zusammen mit Prof. Dr. Volker Hinnenkamp, Professor für
interkulturelle Kommunikation am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften, und
seiner Assistentin Colette Döppner.
Zielstellung war die kulturellen Barrieren zwischen internationalen und deutschen
Studenten durch Gesprächs- und Bewegungsübungen zu vermindern.
Im Vorfeld wurde eine Einladung per Rundmail an alle internationalen Studierenden
der Hochschule verschickt.
49
Reflexion
Die Umsetzung dieses Abends ist sehr
gelungen. Jedoch war nur eine internationale
Studentin anwesend, die Assistentin Colette
Döppner. Glücklicherweise konnte dennoch
durch sie viel über die Problematik des Lebens
in einer völlig anderen Kultur erfahren werden
Medien am 08.01.2008
Die heutige Gesellschaft wird von Medien dominiert. Viele Menschen sprechen gar
von einer medialen Informationsflut.
In Absprache mit Prof. Dr. Klotter wurde aus der Vielfalt uns zur Verfügung stehender
Medien das Thema Musikvideos gewählt, um die Musik- und Filmindustrie näher
beleuchten zu können.
Welchen Einfluss haben Musikvideos auf das Selbstbild eines Menschen?
Wie definieren Musikvideos die Menschen und wie definieren die Menschen sich
über Musikvideos?
Unter besonderer Betrachtung lagen auch die filmische Umsetzung und die verbale
und nonverbale Kommunikation in den Videos.
Dabei sollte das „Spiel“ mit den Geschlechterstereotypen und die Darstellung von
Liebe, Leben und Geld im Vergleich zum „wirklichen“ Alltag näher beleuchtet werden.
Dazu spielte Prof. Dr. Klotter einige ausgewählte Musikvideos ein, die filmisch und
psychologisch analysiert wurden.
Reflexion
In den nachfolgenden Diskussionen wurde deutlich, dass das dargestellte Leben in
Musikvideos doch sehr stark von dem Leben eines „normalen“ Menschen abweicht.
Erfreulich war auch wie engagiert sich die Gäste in die Diskussionen einbrachten und
besonders die verbale und nonverbale Kommunikation, aber auch die dargestellten
Geschlechterrollen durch die filmische Umsetzung betrachteten.
Der Abend war mit ca. 25-30 Gästen sehr gut besucht und kann somit als Erfolg
angesehen werden.
50
Begleitveranstaltungen
Um den Rahmen der Veranstaltungsreihe zum Thema „Das Chaos der
Kommunikation“ zu füllen, wurden einige andere Veranstaltungen passend zum
Themenkomplex durchgeführt, die im Nachfolgenden kurz beschrieben werden.
Arabischer Abend
Am 16.01. 2008 fand im Café Chaos in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich und
der Fachschaft Sozial- und Kulturwissenschaften ein arabischer Abend statt.
Organisatoren waren Mohammed Sayed, Lehrbeauftragter im Sprachzentrum SK für
Arabisch, und der Studiengangskoordinator des Studiengangs Sozialwissenschaften
(Schwerpunkt interkulturelle Beziehungen) Phillip Weidemann. Mit arabischem Essen
und orientalischer Musik sollte ein kleiner Einblick in die arabische Kultur gegeben
werden.
Afrikanischer Abend
Der afrikanische Abend wurde zusammen mit
dem AStA-Referenten für Internationales Valery
Kandem organisiert und am 23.11.2007
umgesetzt. Ziel war es die afrikanischen und
deutschen Studierenden zusammenzubringen
und einen kulturellen Austausch zu ermöglichen.
Neben repräsentativen Gerichten und landestypischer Musik, trat auch der
afrikanische Hochschulchor auf.
Multi-Kulti-Party
Diese Party wurde mit der Fachschaft Sozial- und Kulturwissenschaften und dessen
Studienkoordinator Phillip Weidemann geplant. Am 14.12.2007 wurde die Party unter
dem Motto „global beats for glocal people“ umgesetzt. Mit diesem Motto sollten
besonders die internationalen Studierenden der Hochschule angesprochen werden.
Zudem wurde keine Mainstreammusik gespielt, sondern unbekannte internationale
Musik.
51
Save capitalism und poker
Ein gesellschaftskritischer Spieleabend zeitgleich zur Halle 8-Party am 08.11.2007.
Die Idee stammte von dem SK-Studenten45 Tobias Engelhardt. Sie war eine Parodie
auf eine Gesellschaft, die von monetären Belangen geprägt ist.
Zusammen mit der Fachschaft des Fachbereiches Sozial- und Kulturwissenschaften
wurde das Café in ein Casino umgestaltet.
3.3.2 Sommersemester 2008
Offiziell eingeleitet wurde das konzeptionell neu gestaltete Programm mit dem
Vortrag zum Thema „Das Studium Generale ist tot ?- Es lebe das Studium
Generale“.
Dies wurde auch im Veranstaltungskalender wie folgt beschrieben:
„Viva el Generale
Hiermit gedenken wir jedoch nicht des zurückgetretenen Fidels, sondern ehren die
fast vergessene Studienform, des „Studium Generale“.
Lange vor unserer Zeit wurde nicht nur das Studium einer bestimmten Fachrichtung
in den Vordergrund gestellt, vielmehr auch die Allgemeinbildung in den Bereichen
der Alltagkultur, Philosophie, Kunst und Politik.
Aus diesem Grund haben wir uns das Studium Generale auf die Fahne geschrieben
und schwenken sie eifrig für unseren Bildungsauftrag im Sommersemester:
Aufregende Lesungen, revolutionäre Vorträge, spektakuläre Konzerte, unglaubliche
Genüsse, visionäre Filme und (be)rauschende Partys.
(mehr dazu am 02.04.2008; Das Studium generale ist tot)“46
3.3.2.1 Das Studium Generale ist tot – Es lebe das Studium Generale
Eingeladene Referentin war Uta Sänger, die das Studium Generale an der
Fachhochschule Hannover, bis zur Abschaffung 2004, leitete. Sie berichtete über
ihre Erfahrungen bei der Umsetzung und von der Essentialität des Studium Generale 45 Student der Sozial- und Kulturwissenschaften 46 Veranstaltungskalender 2008 Einleitung
52
für die Studierenden (näheres zum Vortrag unter 3.2). Zu meinem großen Bedauern
waren nur sehr wenige Gäste bei dieser Veranstaltung, jedoch konnten mit den
Anwesenden in einer abschließenden Diskussionsrunde viele Ideen zukünftigen
Umsetzung eines Veranstaltungsprogramms im Rahmen eines Studium Generale
ausgetauscht und gesammelt werden.
3.3.2.2 Kinoprogramm
Da das neue Kinokonzept von den Gästen im vergangenen Semester so gut
angenommen wurde, entschlossen wir uns die erfolgreiche Zusammenarbeit mit
Prof. Dr. Christoph Klotter weiterzuführen und auszubauen.
Unter dem Motto „Kleine Fluchten“ sollte den Studierenden nicht nur eine Flucht aus
dem anstrengenden Studentenalltag ermöglicht werden, sondern auch unser
Anspruch an ein gutes Kinoprogramm, entgegen der Holly- und Bollywood-Kultur,
erfüllt werden.
Die Gäste sollten die Möglichkeit bekommen Filme zu sehen, die nur selten in den
großen Kinosälen gespielt werden.
Mit der fachlichen Begleitung durch Prof. Dr. Klotter wurden folgende Filme
ausgewählt:
27.03. Die Wolke
07.04. Die Simpsons
14.04. Kleine Fluchten
21.04. Die Legende von Paul und Paula
28.04. Solo Sunny
13.05. Tanz der Teufel (grill´n watch)
19.05. Zabriskie Point
Reflexion
Da bei der Planung der Kinoreihe im Vorfeld nicht nur die Ideen von Prof. Dr. Klotter
und dem Kulturtutoren, sondern auch die Filmvorschläge der Gäste (schon ein
Semester zuvor) gesammelt und berücksichtigt wurden, ist nicht nur das
53
Kinoprogramm sehr gut angenommen worden, sondern auch die Zusammenarbeit
mit den Studierenden ausgebaut werden
Auch die Idee meines Kulturkollegen Hannes Spicker eine Kinovorstellung mit
vorherigem Grillen (13.05. grill´n watch) zu verbinden, kam gut bei den Gästen an.
Beim abendlichen Grillen wurden natürlich nicht nur Fleisch und Würstchen
angeboten, sondern auch Gemüsepäckchen für die vegetarischen Gäste. Durch die
Aktion konnten noch zusätzlich Einnahmen in die Kinokasse fließen.
3.3.2.3 Vortragsreihen
Durch die Übernahme des Arbeitsbereiches Kultur von Raik Krüger flossen viele
neue Ideen in das Kulturprogramm.
Er entwickelte eine Themenreihe, die sich besonders mit Umwelt, Politik und
Gesellschaft beschäftigte. Bei der Planung und Umsetzung wurde er durch das
Kulturtutorium unterstützt.
Folgende Vorträge wurden gehalten:
15.04. Café Libertad
06.05. Lacoma und der Konzern
10.06. Agrogentechnik
Da über diese Veranstaltungen ein gesonderter Projektbericht erstellt wird, werde ich
auf diese Themenreihe nicht weiter eingehen.
3.3.2.4 Die Wolke
Der Betrieb von Kernkraftwerken ist auch 22 Jahre nach dem Super-Gau in
Tschernobyl sehr brisant.
Die unkalkulierbare Strahlenbelastung von Kernkraftwerken für Mensch und Umwelt,
die Gefahr bei dem Transport von Atommüll, aber auch die Problematik der
„Endlager“ und Atomwaffen stehen dabei im Fokus.
54
Um einen kleinen Einblick in dieses komplexe Themengebiet zu ermöglichen, fand
am 27.03.2008 eine Lesung der Autorin Gudrun Pausewang aus ihrem Buch „Die
Wolke“ statt.
Das Buch der Zeitzeugin erschien 1987 als Reaktion auf den Reaktorunfall am
26.04.1896 in der Nähe der Stadt Tschernobyl und beschreibt die fiktive Geschichte
eines Mädchens, die durch einen Reaktorunfall in Deutschland zum Strahlenopfer
wurde.
Als Fortsetzung dieses Themas wurde nur eine Woche später im der Film „Die
Wolke“ vorgeführt.
Reflexion
Wie man leicht an erkennen kann, war der Vortrag von Gudrun Pausewang sehr gut
besucht.
Erfreulich war, dass nicht nur Studierende, sondern auch Bürger der Stadt Fulda und
Atomkraftgegner anwesend waren.
Die Zwischenfragen an die Referentin waren überwiegend persönlicher Natur. Viele
Gäste interessierten sich besonders für die Ausführungen, die sie in der Rolle
Zeitzeugin machte, sowie für ihre derzeitige Meinung zur Problematik Atomkraft.
Wobei natürlich auch ihre Meinung zur filmischen Umsetzung ihres Buches im
Vordergrund standen.
Der „harte Kern“ der anschließenden Diskussionsrunde erörterte noch lange Fragen,
Probleme und mögliche Handlungsweisen gegen die Atomkraft.
Auch das Konzept der themenbegleitenden Filmvorführung funktionierte
ausgezeichnet.
Viele Besucher der Lesung, insbesondere Gäste, die das Buch noch nicht gelesen
und den Film noch nicht gesehen hatten, kamen zur Filmvorführung „Die Wolke“
erneut ins Café Chaos.
55
Wiederum nutzten die Gäste die Möglichkeit bis in die tiefe Nacht zu diskutieren und
ihr Wissen, aber auch die Erfahrungen im aktiven Widerstand auszutauschen.
3.3.3 Wintersemester 2008/2009
Weiterführend wird nun auf die konzeptionelle Umsetzung eines
Veranstaltungsprogramms des Wintersemesters 2008/2009 eingegangen.
3.3.3.1 Kinoprogramm
In Anlehnung an die vorhergehenden Semester wurde im Winter 2008/2009 die
Kinoreihe, ohne Spezialisierung auf einen einzelnen Fachbereich, unter dem Titel „
Fantastische Avantgarde“ weitergeführt. Mit erneuter Unterstützung von Prof. Dr.
Klotter wurden Filme ausgesucht, die unser Erachtens nach „Mann“ (bzw. Frau)
gesehen haben muss:
13.10. City of God
27.10. Die fabelhafte Welt der Amelié
10.11. Good fellas
18.10. Stummfilmkino mit Piano
24.11. Streets of fire
08.12. No country for old men
05.01. Schmetterlinge und Taucherglocke
19.01. Casino
Reflexion
Abermals wurden alle Vorschläge von den Studierenden und Gästen der
Kinovorführungen gesammelt und in Betracht gezogen. Leider verzichteten wir auf
die Auswahl von Arthouse-Filmen. Aus den Erfahrungswerten der vergangenen
Semester war ersichtlich, dass unsere Gäste diese Filme teilweise zu anstrengend
und undurchsichtig fanden. So beschlossen wir gute und anspruchsvolle Filme
auszuwählen, die zwar einen höheren Bekanntheitsgrad in den Medien haben,
dennoch qualitativ sehr hochwertig sind.
56
Durch die erneute sehr gute Zusammenarbeit und die kompetente Unterstützung
durch Prof. Dr. Klotter wurde diese Kinoreihe wieder ein großer Erfolg.
3.3.3.2 Stummfilm mit Piano
Durch die positive Erfahrung, die Kinovorführungen mit anderen Aktionen zu
bereichen (chill´n grill), wurde ein Stummfilmkino mit Improvisationspiano geplant.
Dabei sollten vor allem auch die sich eigentlich ausschließenden Themengebiete der
Unterhaltungskultur und „Ernsten Kultur“ vereint werden.
Ideengeber Raik lud dazu einen befreundeten Musiker ein. Der weißrussische Pianist
Benkamin Levitzki improvisierte zu dem Stummfilmklassiker „Nosferatu – Eine
Symphonie des Grauens“ aus dem Jahre 1922.
3.3.3.3 „Kann den Essen Sünde sein ?!“
Um den Studierenden des Fachbereiches Oecotrophologie eine etwas andere
Lehrmeinung zu präsentieren wurde am 21.10.2008 der ehemalige Lehrbeauftragte
der Hochschule Fulda und Buchautor Udo Pollmer eingeladen (mehr S. 32).
Durch seine teils sehr provokanten Äußerungen und Ansichten spaltete er das
Publikum und entfachte sehr interessante Diskussionen, womit eine aktive und
kritische Auseinandersetzung mit der herrschenden Lehrmeinung und den
Auffassungen seitens des Referenten erreicht werden konnte.
3.3.3.4 „1968 und die Bewegung dahinter“
Zum zwanzigsten Jubiläum der 68´-Bewegung sollte diskutiert werden, was von
dieser Studentenbewegung noch übrig geblieben ist. Dazu wurde am 11.11.2008 die
umstrittene Symbolfigur der ´68-Bewegung Rainer Langhans ins Café Chaos
eingeladen. Als Zeitzeuge und Aktivist dieser Zeit konnte er viel über seine
Überzeugungen, aber auch Kritik an der Vorgehensweise der RAF darlegen. Durch
seinen Bekanntheitsgrad in der deutschen Bevölkerung kamen nicht nur
57
hochschulinterne Besucher, sondern auch sehr viele Gäste aus der Stadt Fulda und
dem Umland.
Mit Ausführungen zu seinen persönlichen Ansichten und seiner eher extravaganten
Lebensweise spaltete der das Publikum zeitweise in zwei Lager.
Besonders beliebt waren nicht nur Fragen über seine Zeit in der Kommune I in
München und seine Beziehung zu Andreas Baader, sondern auch die Liaison mit
Uschi Obermeier.
3.3.3.5 Dialektik mit Alfed Lameli
In Anlehnung an die Veranstaltungsreihe „Das Chaos der Kommunikation“ sollte die
deutsche Sprache am 16.12.2008 genauer unter die Lupe genommen werden, um
auch die innerdeutschen Sprachbarrieren, mit einhergehenden
Kommunikationsschwierig näher zu beleuchten.
Eingeladener Referent war Dr. Alfred Lameli, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der
Philipps-Unversität Marburg, Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften –
Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas. In unseren Vorgesprächen teilte ich ihm
mit, dass diese Fachbereiche an der Hochschule Fulda nicht angeboten werden. Er
bereitete sich dementsprechend auf diesen Vortrag vor, um die Zuhörer nicht mit
Fachwörtern und Spezialwissen zu überfordern. Mit einer sehr übersichtlichen
PowerPiont-Präsentation gab er einen sehr guten und leichtverständlichen Einblick in
die Entwicklung der hochdeutschen Sprache und die gegenwärtige Bedeutung der
Dialekte und Regionalsprachen.
Ein sehr gelungener Abend für den Referenten und die Gäste. Vordergründig hatte
das Thema nichts mit Politik zu tun. Allerdings gehört die Hochschule Fulda zu den
„Einpendler-Hochschulen“, an der Studierende und Lehrende aus allen
Himmelsrichtungen zu bestimmten Tagen einfliegen. Wir haben im Café-Projekt
festgestellt, dass in Fulda der Jetztzeit nicht nur die „Biergeschmacksgrenze“ liegt,
sondern auch die „Spielkarten-“ ( Bayrisch-deutsches vs. Französisches Blatt) und
„Kalbshaxen-Grenze“. Seit diesem Abend wurde daher im Projekt überlegt, ob und
wie sich in Zukunft eine kulinarische Reise durch deutsche Länder organisieren ließe.
Der Wunsch ist im Sommersemester 2009 in Erfüllung gegangen, nachdem der
Rhönabend zu Beginn des Jahres 2009 ein voller Erfolg war.
58
Dies wirft ein bezeichnendes Licht auf die Planungsstruktur und –kultur des Projekts
Café Chaos: Gute Veranstaltungsideen bedürfen einer aufnahmebereiten
Nachfolgegeneration von Studierenden und KulturtutorInnen. Und: Die Verbindung
von Ernährungsbildung und Kultur findet immer ihr Publikum weit über die
Professionellen des Fachbereichs Oecotrophologie hinaus.
59
4. Schlussbetrachtung
Zu Beginn meiner Kulturarbeit wurde ich buchstäblich in kalte Wasser geschmissen.
Zwar hatte ich durch meine vorherige freiwillige Arbeit schon einen guten Einblick in
die Kulturarbeit bekommen, jedoch nicht mit einer solchen Komplexität gerechnet.
Doch durch die große Unterstützung aller Projektmitglieder wurden alle meine
Unsicherheiten schnell überwunden.
Das Projekt Café Chaos fordert einen hohen Zeitaufwand aller Projektmitglieder.
Dieser resultiert aus einem täglichen 3- Schichtbetrieb (Früh- Mittags- und
Nachmittags-Schicht), der an Veranstaltungstagen um eine 4. Abendschicht und bei
Feten um eine 5. Nachtschicht ergänzt wird. Für Kulturtutorinnen bzw.
Verantwortliche für diesen Arbeitsbereich sind 4. und 5. Schichten verpflichtend.
Zudem sollten sich die Kulturtutoren nicht vollständig aus den Theken- oder
Kochschichten ausklinken, um den Teamgeist des Projekts nicht zu gefährden
Die KulturtutorInnen übernehmen eine hohe Verantwortung, was bedeutet, dass sie
selbstständig Abendveranstaltungen planen und durchführen, daneben aber auch die
neuen Verantwortlichen in ihren Arbeitsbereich einarbeiten und auch den Helping-
Staff bei Kulturveranstaltungen dirigieren. Dazu gehört z.B. auch, dass die Bühnen,
Tische und Stühle vollständig umgeräumt werden müssen und die Medientechnik
kontrolliert und eingestellt wird. Ein guter Draht zu Studierenden, im besonderen
Maße zum AStA, sowie der Fachbereiche Angewandte Informatik und
Sozialwissenschaften ist dabei unumgänglich. Ich habe davon viel profitiert und
bedanke mich an dieser Stelle ausdrücklich für diese unentgeldliche und freiwillige
Hilfe bei den Veranstaltungen.
Während des Projektstudiums bekommen die Mitglieder des Café Chaos,
insbesondere die Tutoren, einen Einblick in alle Abläufe eines
veranstaltungsbezogenen Gastronomiebetriebes. Die Schnittstellen des Kultur-
Arbeitsbereichs zu allen anderen Bereichen sind so groß, dass ich mir nach dieser
Zeit die Leitung einer entsprechenden Einrichtung im „wahren Leben“ zutraue.
Speziell die Arbeitsbereiche Finanzen, Einkauf inkl. Medien und
Raumgestaltung/Ambiente fordern ein hohes Verständnis für Planungs- und
Umsetzungsprozesse in diesen Arbeitsbereichen.
60
Im Übrigen sind die wöchentlichen Projektsitzungen selbst eine wichtige Bildungs-
und Kulturveranstaltung, wie sie offenbar in anderen Lebensbereichen, speziell im
Hotel-Gaststätten und Tagungswesen nicht so häufig vorkommt. Ich bin von dieser
Art Mitarbeiterbeteiligung einschließlich der umlaufenden Pflicht zur Protokollführung,
Diskussionsleitung, Sitzungsvorbereitung und zeitnaher Protokollverschickung per e-
mail vollständig überzeugt und werde diese Fähigkeiten in meinem späteren
Berufsleben und Team sicher gut gebrauchen können.
Während des gesamten Projektstudiums sind alle Projektmitglieder, so auch ich,
durch die verschiedenartigen Herausforderungen persönlich sehr gewachsen. Der
erste große Schritt von der erst anfänglichen Nutzerin eines Cafébetriebes hin zur
„Mitarbeiterin“, dann aber der viel größere Schritt von der abhängig beschäftigten
Servicekraft zur verantwortlichen, unternehmerisch und politisch verantwortlichen
Arbeitsbereichsleiterin mit „Personalführungs- und Schulungsaufgaben“ hat mich
persönlich mehr geprägt als das passive und theoretische Studium.
61
Außerdem konnte ich viele neue Kontakte sowohl in geschäftlicher als auch in
privater Hinsicht knüpfen und habe auch viele neue Freundschaften geschlossen.
Es kam mir vielleicht auch zugute, dass ich mich das Projekt selbst als Sängerin ab
und an engagierte und förderte und damit auch bei den Künstlerkontakten als
„Kollegin“ angesehen wurde. Ich bin fest davon überzeugt, dass ein handwerkliches
und/oder künstlerisches Hobby für die Arbeit im verantwortlichen Kulturmanagement
sehr förderlich ist.
Positiv ist zu erwähnen, dass die Zusammenarbeit im Team immer gut funktionierte
und die ganze Team Flexibilität bewies, auch wenn das eine mal kein Wein da war,
das andere Mal kein Flyer und das Dritte mal das Werbe-Transparent mehr als
einmal vom Wind über den Campus geweht wurde.
Nach meinem fristgemäßen Ausscheiden musste das Projekt einen weiteren
strukturellen Verlust hinnehmen: Den endgültigen Rückzug des Fachbereichs
Sozialwesen aus dem soziokulturellen Praxisfeld in der Gemeinwesen- Bildungs- und
Kulturarbeit.
Aus diesem ehemaligen Theorie-Praxis-Bereich, der seit 2003 als Vertiefungsmodul
angeboten wurde, wurde das Projekt Café Chaos nicht mehr aufgenommen. Damit
ist nach 15 Jahren guter und erfolgreicher Zusammenarbeit ein wichtiger
Kompetenzbereich wieder ausschließlich an den Fachbereich Oecotrophologie
zurückgefallen und belastet das Projekt, durch die fehlenden Projektmitglieder
zusätzlich. Ich hatte das Glück mit einem hervorragend arbeitenden SW-Studenten
letztmalig das Kulturtutorium zu zweit und aus erkennbar zwei unterschiedlichen
Sichtwinkeln verantworten zu dürfen. Hinzu gesellte sich ab dem Sommersemester
2008 ein Anerkennungspraktikant des Studienfachs Sozialwesen, der sich
schwerpunktmäßig mit Medientechnik und Medienkompetenz in das Programm
einbrachte.
Doch nun noch ein kritisches Abschlusswort:
Einerseits wird das Café von der Hochschule aktiv unterstützt, andererseits muss es
in regelmäßig wiederkehrenden Abständen um seine Daseinsberechtigung kämpfen.
Meiner Meinung nach braucht sich das „Chaos“ in keiner Weise für sein Dasein zu
rechtfertigen.
Das Projekt ist nicht nur der einzige zugängliche soziokulturelle Raum der
Hochschule (auch in der näheren Hochschulumgebung), sondern auch ein
62
besonders vielseitiges und praxisbezogenes Projekt, das vor allem seit seiner
Gründung ohne Unterbrechung existiert.
Das CC hat sich einen guten Ruf im Catering für Fachtagungen, Diplomfeiern und
Abschiedsfeiern von ProfessorInnen erarbeitet. Je mehr die Entscheider der
Hochschule allerdings auf Reputation bedacht sind, desto mehr verlassen sie mit
"events" die Hochschule und quartieren sich in der respektablen, in vielerlei Hinsicht
aber doch konservativ-barocken Stadtgastronomie und -hotellerie ein. Mit den
soziokulturell aktiven Alternativen in Fulda (Museumskeller, Café Ideal) und dem
hochschuleigenen WissensTransfair-Gebäude sowie dem Gründerzentrum im alten
Schlachthof werden weitere Entleerungen des Campus organisiert, die meines
Erachtens der emotionalen Bindung aller Statusgruppen an ihre eigene Hochschule
schaden und die Entstehung einer eigenständigen Campus-Kultur behindern. Hier
hat sich das Café Chaos als abendliche Veranstaltungslounge und tagbezogener
kulturvoller Rückzugsraum für kleine Arbeitsgruppen, Liebespärchen und
Laptopnutzer über die Jahre ein "Alleinstellungsmerkmal" für die gesamte
Hochschule erarbeitet. Als öffentlicher Aktionsraum ist er gar für den ASTA und die
gesamte Studierendenschaft unentbehrlich geworden. Umgekehrt hat sich das
Projekt sogar als "neutraler" Diskussionsraum für die politische Kultur in Fulda
entwickelt, in dem vor und nach Wahlen vergleichende Diskussionsveranstaltungen
mit allen Parteien organisiert und moderiert werden.
Zudem füge ich an, dass ich die Zusammenarbeit zwischen den Projekten
unzureichend finde, da das Café nicht nur über spezifisches Knowhow in die
vielseitigsten Richtungen verfügt, sondern auch eine sehr geeignete Plattform ist, um
die Arbeiten der Projekte nicht nur zu präsentieren (z.B. Ausstellungen, Auslegen der
Arbeiten, Informationen zu bestimmten Sachgebieten usw.), sondern auch die
Kommunikation zwischen den Studierenden in Bezug auf er- oder bearbeitete
Themengebiete zu unterstützen und voranzutreiben.
Daneben finde ich es sehr bedauerlich, dass im Zuge des Bologna-Prozesses mit der
Einführung des Bachelor, den Studierenden die Möglichkeit genommen wurde zwei
Projekte zu besuchen.
Im Fall des Café Chaos wirkt sich dies nicht nur reduzierend auf die Anzahl der
Projektmitglieder aus, sondern erschwert eine halbwegs professionelle
Aufgabenübernahme im Kulturbereich innerhalb von drei Semestern.
63
Zum Schluss noch ein kleiner Ausblick in die Zukunft: Ich scheide aus in der
Hoffnung, dass das Café noch sehr lange existiert und von den Gästen weiterhin als
soziokultureller Ort so gut angenommen wird.
Für die Zukunft wünsche mir weiterhin so engagierte Mitglieder, die noch viele Ideen
in die Kulturarbeit einfließen lassen und das Konzept eines Studium Generale
fortsetzen und weiter ausbauen- und das freundschaftliche Verhältnis zwischen den
Projektmitgliedern bestehen bleibt.
Mit dieser Projektarbeit endet auch meine langjährige Mitgliedschaft und Arbeit als
Kulturtutorin im Café Chaos. Ein Ende, das ich – wie mein Tutorenkollege Hannes
Spicker vom Fachbereich Sozialwesen- nur sehr mühsam mit einem Lächeln
überwinden kann.
Fulda, im März 2010.
Jahresübersicht Programm Projekt Café Chaos 2008/0 9Mischung aus
2. Halbjahr "Ernste" "Unterhalt." Politik+Alltagskultur Ausstell.Datum Veranstaltung E-Kultur U-Kultur Sozio-K Pol.Veranst. BildungsVsonst.
1 09.-11.01.09 Exkursion Wien
2 24.01. Abschied Master SW
3 20.01. Abschlussfeier Basa-Online
4 ??? Weinprobe
Start WS 08/ 09
5 13.10. Kino: City of God x x6 14.10. Semesteranfangsparty x7 21.10. Kann Essen Sünde sein (Pollmer) x x8 27.10. Kino: Amelie x x x9 28.10. Spieleabend x
10 29.10. Kennlernfrühstück mit Ersti´s x11 29.10. Filmabend vom International Office x x12 30.10. Aktionstreffen Castortransport x x13 04.11. Peru-Abend (c. culinarisch) x x x x14 10.11. Kino: Good fellas x x15 11.11. 68´Rainer Langhans x x x16 18.11. Stummfilm mit Piano x x17 24.11. Kino: Streets of fire x x18 25.11. DDD-Reihe Andi Christ x x19 27.11. Götz Widmann x20 02.12. DDD-Reihe Freiheitsredner x x x21 08.12. Kino: No country for old men x x22 09.11. Jam Session/ Bassdee x x x23 12.11. culinarisch Weihnachtsschlemmen x x24 16.12. Dialekte/Regionalsprachen x x25 05.01. Kino: Schmetterlinge und T. x x26 04.12. jam session+Bassdee-Release x x27 13.01. DDD-Reihe mit CCC x x28 14.01. Vortrag "political incorrectness" Jan Sudmann x x x29 15.01. c.culinarisch "Rhön" x x x30 19.01. Kino: Casino x x31 20.01. Readerscorner x32 22.01. Semesterabschlussparty x33 10.02. Infoveranstaltung Stipendien (AStA) x34 23.01. 3x Konzert x35 30.01. Jahrestreffen Boule-Verein
36 13.02. Abschlusstreffen fbübergreifend x
studentische Kunst(moderne Fotographie + Improvisationsmalen
Jahresübersicht Programm Projekt Café Chaos SoSe 20 08
Mischung aus 2. Halbjahr "Ernste" "Unterhalt." Politik+Alltagskultur Ausstell.
Datum Veranstaltung E-Kultur U-Kultur
Sozio-K Pol.Veranst. BildungsV sonst.
Start SoSe 08
1 27.03. "Die Wolke" Gudrun Pausewang x x 2 31.03. Kino: "Die Wolke" x x 3 01.04. Semesteranfangsparty x
4 02.04. "Das Studium Generale ist tot" Uta Sänger x x
5 07.04. Kino: "Die Simpsons" x x 6 08.04. "Musik-Café" x x 7 14.04. Kino: "Kleine Fluchten" x x x 8 15.04. Vortrag "Café Libertad" x x 9 21.04. Kino:"Die Legende von Paul und Paula" x x x
10 22.04. "Gottes-Wahn" Smd x x 11 28.04. Kino:"Solo Sunny" x x x 12 29.04. Spieleabend x x
13 06.05. Film "Lacoma und der Konzern" x x
14 08.05. Vortrag "Islam" AStA x x x 15 13.05. grill´n watch "Tanz der Teufel" x x 16 15.05. Vorhörung Cluseo You Fm x x 17 19.05. Kino:"Zabriskie Point" x x 18 20.05. Chaos culinarisch x x 19 27.05. Musik+Impromalen (Prof. Meyberg/AStA) x x 20 29.05. Readers Corner x x 21 03.06. relax´n chill mit Matthias x x
22 HST Hochschultage werden gesondert aufgeführt
23 10.06. Vortrag "Agrgentechnik" x x 24 17.06. Vortrag "Doping" HS Sport Jan Ries x x 25 18.06. Theater "Gerechte Nachspeise" x
studentische Kunst (moderne Foto
26 20.06. Konzert "Macondito" (Salsa) x x
27 03.07. Worldbeatparty/Abschlussfeier Basip (SK) x x
28 04.07. Abschlussfeier BASA-Online x x 29 Abschlussfeier LT x
30 19.07. 25 Jahre OE x
Jahresübersicht Programm Projekt Café Chaos WS 200 7/2008
Mischung aus 2. Halbjahr "Ernste" "Unterhalt." Politik+Alltagskultur Ausstell.
Datum Veranstaltung E-Kultur U-Kultur
Sozio-K Pol.Veranst. BildungsV sonst.
20.07-15.08.07 3 Kinderfreizeiten Rhön x x
15-20.08. Sommerakademie ATTAC x x 1 25.09. Vorbereitung Planungsseminar ganztags x 2 26.09. Planungsseminar ganztags x 3 26.09. Dipl.Feier SW x
Start WS 07/ 08 4 08-12.10. Einführung FB OE + PM x 5 15.10. Kino Babettes Fest x x 6 16.10. Ersti-Party x 7 29.10. Kino: Eat drink, man woman x 8 30.10. Hallween-Party x x 9 31.10. Verein- AO und Gemeinnützigkeit x
10 08.11. save capitalism + poker x x x
11 12.11. Kino Der Koch der Dieb seine Frau und ihr Liebhaber x x
12 13.11. readers corner x x 13 20.11. Chaos der Komm.: interkult. Training x x 14 21.11. Vereins Buchhaltung, VN+Jahresabschluss x 15 21.11. mit S+K Internat.Abend + Politik x
16 23.11. afrikanischer Abend afr. HS Gruppe x x 17 26.11. Kino Delikatessen x x 18 28.11. weibl.Sexualit + Christentum x x
19 ab 03.12. Projektwoche OE 20 04.12. jam session+Bassdee-Release x 21 10.12. Kino Zimt und Koriander x x
22 11.12. Verein- Solid.Ökonomie:Genoss.+Stiftung x 23 14.12.2007 Multi-Kulti-Party SK x x 24 18.12. worldbeat-Christmasparty x x
Bass dee nirwa-na
G8
bild der woche
Int. Kinder-solidarität
25 19.12. Verein Inventur-Bilanz+AFA+Invest x
Vorschau 08 26 08.01. Chaos der Komm.: Medien x x x 27 08.01. Neujahrsempfang für das Mensapersonal x
28 14.01. Kino: Das große Fressen x 29 15.01. Politik + Poker Politpoker x x
30 16.01. arabischer Abend (SK) x x
31 21.01. Religion und Rationalität (AStA) x x x
32 22.01. Living Campus (Präsidium, Gremien, Dekane) x x
33 28.01. Politik 7 Tage ohne Geld (Film) x 34 31.01. Semesterabschlussparty x x
35 05.02. Doping in Sport und Prüfungen x x
moderne Fotogr
Programm HST 2008
Mittwoch, 04.06.2008
Open Stage Café Chaos
19:00
20:00
21:00 Band Contest
22:00
23:00
Band Contest
Danach Jam Session
Donnerstag, 05.06.2008
Open Stage Café Chaos
18:00 SW-Kurzfilmabend E009 Poetry Slam
19:00 Mückenstich Halle 8
20:00
21:00 Hating Humans Pablo & Laurént
22:00 Mr. Anderson
Freitag, 06.06.2008 Samstag, 07.06.2008
Open Stage Café Chaos
19:00 7 Tage ohne Geld E009
20:00 Fischgretchen Halle 8
21:00 Lounge /Chill-Out
22:00 Akmii
23:00 Fleisch in Concert House-Party mit DJ
Tuketso
Open Stage Café Chaos
12:00 Familiennachmittag mit
Mal- Kaffee und Kuchen
13:00 und Bastelaktionen,
14:00 Kinderschminken,
15:00 Luftballons modellieren,
16:00
17:00 Kindertheater
18:00
19:00 Internationaler Abend Halle 8
20:00 AKAfrontage
21:00 Samavayo
22:00 She`s all that Internationale Party
Hochschultage 2009 Café Chaos Donnerstag, 04.06.2009
18.00 - 00.00 Uhr • Bühne und Café Chaos • Bandcontest
19.00 Uhr • Taschenplanet
20.00 Uhr • Cereal Man
21.00 Uhr • Vollmilch
22.00 Uhr • Riplay
ca. 23.30 Uhr • Preisverleihung
.. danach Jam Session - mitmachen erwünscht !
Freitag, 05.06.2009
14.00 Uhr • Workshop: Kunst der Jonglage - mit Ullich Steybe
17.00 Uhr • "Im Herz, im Bauch, im Juli" Ein Film von Fatih Akin, vorgeführt von Pro Familia anlässlich des "Tag des Kusses"
19.00 - 21.30 Uhr • „Großstadtsinfonie" Lesung mit Hendrik Neukirchner und Thomas ‚Zappel‘ Schlauraff (an der Gitarre)
22.00 - 23.30 Uhr • SchlagARTig (Instrumental/Didgeridoo)
24.00 Uhr • Global Beats Party
Samstag, 06.06.2009
12.00 - 15.00 Uhr • Märchenstunde - Vorlesestunde für Groß und Klein
14.00 - 16.00 Uhr • Bindeschuh meets Cafe Chaos "Der andere Blick aus dem Fenster"- ein Kunstprojekt für alle
19.00 - 21.30 Uhr • Impro-Malen mit musikalischer Begleitung
22.00 - 23.30 Uhr • Fräulein apart und Mr. hendriksn (HipHop)
00.30 - 01.00 Uhr • Sin Fu Rocko (Rock/Alternativ/Indie)
64
5. Anhang