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Forschungsbericht 283
Berlin 2009
Schwing- und Betriebsfestig-keitsuntersuchungen an Eisenbahnschienen UIC 60 unter Wechselbiegung
Dr.-Ing. Dieter Schöne
Dr.-Ing. Claus-Peter Bork
Impressum
Forschungsbericht 283:
Schwing- und Betriebsfestigkeitsuntersuchungen an Eisenbahnschienen UIC 60 unter Wechselbiegung
2009
Herausgeber:
BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Unter den Eichen 87
12205 Berlin
Telefon: +49 30 8104-0
Telefax: +49 30 8112029
E-Mail: [email protected]
Internet: www.bam.de
Copyright © 2009 by
BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Layout: BAM-Arbeitsgruppe Z.64
ISSN 0938-5533
ISBN 978-3-9812354-0-1
An dem Projekt waren folgende Mitarbeiter der BAM beteiligt (in alphabetischer Reihenfolge):
Abbasi, B. Konstruktion Biegeprüfstand
Achelpöhler-Schulte, A. Aufbereitung Lastdaten, Lastkollektivgenerierung, Datenaufnahme, Auswertung
Behrendt, B. Ultraschallmessung
Dr.-Ing. Bettge, D. REM, Metallografi e
Dr.-Ing. Bork, C.-P. Projekt- und Arbeitsgruppenleiter
Dr.-Ing. Brekow, G. Ultraschallmessung
Buchheim, M. Metallografi e
Eberle, A. FE-Analyse, Betreuung Diplomarbeit Nickol
Galka, J. Ultraschallmessung
Hackbarth, A. Rissfortschrittsversuche und Auswertung an SE(B)-Proben, Fotos
Dr.-Ing. Klingbeil, D. Fachgruppenleiter
Köhler, F. Schienenprobenvorbereitung, Versuchsdurchführung (Schiene)
Nickol, N. Aufbereitung Lastdaten, FE-Analyse
Dr.-Ing. Schöne, D. Berichterstattung, Versuchsdurchführung (Schiene), Auswertung
Schwertfeger, Th. Aufbau Biegeprüfstand, Probenvorbereitung
Kontakt: [email protected]
Inhaltsverzeichnis
1 Anlass und Einordnung der Arbeiten 5
2 Literatur und Aufgabenstellung 5
2.1 Literatur 5
2.2 Aufgabenstellung 6
3 Proben 6
3.1 Schienenabschnitte – Anlieferungszustand 6
3.2 Werkstoff 8
3.3 Schienenabschnitte – Kerbpräparation 8
3.4 Schienenabschnitte – Instrumentierung und Rissfortschrittsmessung 9
3.5 SE(B)-Proben 10
4 Prüfeinrichtungen 12
4.1 Schienenprüfstand 12
4.2 SE(B)-Biegeeinrichtung 14
5 Rissfortschrittsversuche SE(B) – Ergebnisse und Diskussion 15
6 Ableitung der Prüfkräfte für den Schienenprüfstand 17
6.1 Ausgangsdaten zur Schienenbelastung 17
6.2 Berechnung der Schienenbeanspruchung durch Biegung 17
6.3 Bestimmung der Last-Zeit-Funktion 18
6.4 Charakteristik des Lastkollektivs 19
6.5 Übertragung der Beanspruchung auf den Prüfstand 20
7 Versuche Schienenabschnitte — Ergebnisse 21
7.1 Übersicht 21
7.2 Einstufenversuche 21
7.3 Betriebsfestigkeitsversuch 22
7.4 Bruchfl ächen 22
7.5 Rissfortschrittsmessungen 24
7.6 Gegenüberstellung Rissfortschritt SE(B)-Proben und Schienenabschnitte 28
8 Diskussion und Schlussfolgerungen 29
9 Zusammenfassung 29
10 Literatur 30
11 Verwendung der Fördermittel (Überblick) 32
12 Veröffentlichung der Ergebnisse 32
Anlage 33
5
Forschungsbericht 283
Die BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Berlin beteiligte sich in der Zeit vom 1. Juli 2004 bis
30. Juni 2007 am DEUFRAKO-Verbundprojekt NOVUM
„Neue Methoden für die quantitative Vorhersage der Leis-
tungsfähigkeit des Eisenbahnfahrelements Schiene bei
Zunahme der betrieblichen Beanspruchungen“ [1] mit
Schwingfestigkeitsversuchen an Schienenabschnitten des
Profi ls 60 E1 (260). Das Verbundprojekt hatte zum Ziel, die
Leistungsfähigkeit der Eisenbahnschiene als eine Kompo-
nente des Transportmittels Eisenbahn zu erhöhen. Dies sollte
durch eine verbesserte Vorhersage der Schädigungsentwick-
lung im Bauteil erfolgen.
Moderne Schienen besitzen einen so hohen Verschleiß-
widerstand, dass der Initiierung von Defekten im Kopfbereich
der Schiene als Ausgangspunkt für eine zum Bauteilversagen
führende Entwicklung eine entscheidende Bedeutung
zukommt. Das Entfernen der Fehlstellen im Anfangsstadium
durch Schienenschleifen verzögert diese Entwicklung, ist
aber kostenintensiv und verringert das tragende Profi l. Des-
halb kommt es darauf an, in Abwägung zwischen dem
1 Anlass und Einordnung der Arbeiten
Sicherheits- und dem Kostenaspekt, den optimalen Zeitpunkt
für das Schleifen zu bestimmen. Aus diesem Grund bilden
die Kenntnis der Gesetzmäßigkeiten der Schädigungsent-
wicklung und ihre Modellierung die Grundlage für eine
moderne Instandhaltungsstrategie.
Die Forschungsstelle BAM führte Untersuchungen zur Aus-
breitung von Querrissen im Bauteil Schiene durch. Die
Untersuchungen waren mit den Teilaufgaben 4.2a „Synthese
des Prüfkollektivs“ und 4.2b „Validierung Risswachstum“ Teil
der Validierungsversuche für die rechnergestützte Modellie-
rung und Simulation in den Teilaufgaben 4.3a „Modellanpas-
sung“ durch die Forschungsstelle LMS - École Polytechnique
Palaiseau Cedex und 4.3b „Prognose des Risswachstums“
durch die Forschungsstelle GKSS Geesthacht. Zur Unter-
stützung der Forschungsstelle GKSS wurden für die Teilauf-
gabe 4.3b Rissfortschrittsversuche an Werkstoffproben des
verwendeten Schienenstahls S 900 A durchgeführt. Der
Transfer der Forschungsergebnisse erfolgte in regelmäßigen
Besprechungen und Zwischenberichten bzw. in direktem
Austausch entsprechend des Versuchsfortschritts.
2.1 LiteraturDie Schädigungsentwicklung in der Schiene unter der Ein-
wirkung eines rollenden Rades ist ein komplexer Vorgang,
der in der Literatur als Rollkontaktermüdung (Rolling Contact
Fatigue – RCF) beschrieben wird. Eine umfassende Übersicht
über die Literatur und den Stand von Wissenschaft und
Technik gibt Böhmer [2].
Die Betriebsbelastung der Schiene ergibt sich als Überlage-
rung aus den dynamischen Radaufstandskräften, den ther-
misch induzierten Spannungen und den Eigenspannungen
der Schiene. Die Belastung beim Überrollen allein durch
wechselnde Biegung führt bei einer idealen Schiene nicht
zum Ermüdungsanriss, schon gar nicht im Kopf. Der klassi-
sche Ermüdungsbruch als Schienenfehler hat seinen Aus-
gang vom Schienenfuß her. Nach den Darstellungen in [3]
wird die Schiene 60E1 (260) unter typischen europäischen
Belastungsbildern von Mischverkehrsstrecken als „dauerfest“
ausgelegt bezeichnet.
Die Schädigungsentwicklung lässt sich, für die Belange der
folgenden Untersuchungen, in vereinfachter Weise in zwei
Phasen gliedern:
• Phase 1 - Initiierung eines (oder mehrerer) ausbreitungs-
fähigen Risses
• Phase 2 - Wachstum des ausbreitungsfähigen Risses
Nach Böhmer [2] wird die Rissinitiierung durch die massive
plastische Deformation und Gefügeveränderung der Schie-
nenoberfl äche verursacht. Dazu werden in [2] Berechnungs-
grundlagen und Schädigungskriterien entwickelt. Weitere
Arbeiten, die auf die Initiierungsphase eingehen, sind [4-7].
Head Checks gehören mit zu den am häufi gsten auftretenden
Schienenfehlern [2]. Sie treten meist im Bogen auf der Schie-
2 Literatur und Aufgabenstellung
nenlauffl äche in der Nähe der Fahrkante auf und sind an der
Oberfl äche durch eine Vielzahl leicht schräg zur Schienen-
achse verlaufende Risse mit periodischen Abständen im
Millimeterbereich gekennzeichnet. Weitere Beschreibungen
zu Head Checks und anderen Schienenfehlern infolge des
Rollkontakts befi nden sich in der Literatur, z. B. in [8-10].
Versuche, die die Initiierung und Entwicklung von Schienen-
fehlern wie Head Checks nachvollziehen, wurden in der
Forschungsstelle DB AG Kirchmöser in der Teilaufgabe 4.1
„Validierung Rissinitiierung“ realisiert. In der Vergangenheit
waren in der Forschungsstelle in einem Rollenprüfstand das
Risswachstum bei Rad (R7)-Schiene (S 900 A)-Werkstoff-
paarungen in Abhängigkeit von Kontaktmedien untersucht
worden. Die Anrisse wurden ebenfalls im Prüfstand erzeugt
[11].
Das Wachstum von Head-Check-Rissen kann nach Schnit-
zer und Edel [12] in vier Stadien eingeteilt werden. In der
vereinfachten groben Unterteilung zweier Phasen wachsen
die ausbreitungsfähigen Anrisse zunächst unter einem fl a-
chen Winkel zur Schienenoberseite in Fahrtrichtung (Phase
2.1). Im weiteren Verlauf wächst dieser Winkel und ab einem
– idealisierten – kritischen Abknickpunkt wächst der Riss
senkrecht in die Tiefe und zur Seite (Phase 2.2). Das Wachs-
tum dieses Querrisses in der Phase 2.2 verläuft sehr schnell
und führt zum Versagen des Bauteils. Nach [12] unterschei-
det sich dieser Querriss, verursacht durch Head Checks,
nicht von Querrissen, die durch andere Schienenfehler ver-
ursacht werden.
Die Ausbreitung des vorhandenen Risses wird auf der Basis
bruchmechanischer Methoden berechnet [12, 13]. Darauf
beruht der Ansatz in der Teilaufgabe 4.3b „Prognose des
Risswachstums“ durch die Forschungsstelle GKSS. Aus-
gangspunkt ist der Ersatz der Anfangsschädigung durch
6
Forschungsbericht 283
einen fi ktiven Anfangsriss. Weitergehende Untersuchungen
werden in [14] dargelegt. Der Nutzen besteht darin, die
Restlebensdauer der Schiene mit dem tatsächlich vorhan-
denen, d. h. detektiertem Riss berechnen zu können. Aus
dem Verlauf des Risswachstums innerhalb der Restlebens-
dauer ergibt sich der Zeitpunkt für die nächste Inspektion
oder, vor Erreichen des Abknickpunktes, für den nächsten
Schleifvorgang.
2.2 AufgabenstellungDer Forschungsstelle BAM kam die Aufgabe zu, das Riss-
wachstum in der Phase 2 an Schienenproben derart zu
ermitteln, dass eine Validierung der im Verbundprojekt ent-
wickelten und angewandten Vorhersagemethoden möglich
ist. Die Idee war, mit den Kräften der realen Beanspruchung
bei einer Zugüberfahrt, als Ergebnis der Teilaufgaben 1.1b
und 1.1c, das Risswachstum von Schienenproben mit initi-
iertem Fehler in einem zu konstruierenden Schienenprüfstand
nachzubilden und zu messen. Daraus ergab sich als erste
Aufgabe die Festlegung der Anforderungen für den Prüfstand
und deren Realisierung.
Um einen Belastungsversuch durchführen zu können, muss-
ten als zweite Aufgabe die realen Belastungsverläufe auf den
Prüfstand übertragen werden. Dabei bestand die Idee, dass
aus der variablen Belastung, dem Betriebslastkollektiv, zur
Vereinfachung von Versuch und Rechnung eine schädigungs-
äquivalente zyklische Last mit konstanter Amplitude abge-
leitet werden sollte.
Neben der Ermittlung der Lebensdauer im Versuch stand als
dritte Aufgabe die Messung des Rissfortschritts bzw. der
Rissfront in Abhängigkeit von der Lastzyklenzahl. Dazu sollte
primär die Beach-Marking-Technik eingesetzt werden, die
die Markierung der Rissfront im Versuch in defi nierten Schrit-
ten ermöglicht.
3 Proben
3.1 Schienenabschnitte – AnlieferungszustandDie DB AG in Kirchmöser hatte zur Probengewinnung ein
befahrenes Gleisstück demontiert, durch Schleifen eine feh-
lerfreie und einheitliche Kopfoberfl äche erzeugt und die
Schienen in 1,2 m lange Abschnitte getrennt. Die Abschnitte
wurden mit Probennummern versehen und die Enden
gekennzeichnet, so dass die Lage des Abschnitts im Gleis
reproduzierbar ist. Insgesamt wurden 20 Abschnitte geliefert.
Die Tab. 3-1 gibt für die geprüften Abschnitte die vorgefun-
denen Kennzeichnungen an.
Der Schienenhersteller ist die Thyssen AG, Duisburg. Im
Gleisstück wurden Schienen der Baujahre 1991 und 1992
verbaut. Das Walzzeichen gibt das Profi l und die Güte an:
UIC 60 S 900 A. Dies entspricht der neuen Bezeichnung
60 E1 (260).
Die Schienenabschnitte wurden in der BAM vermessen. Der
Materialabtrag durch Verschleiß und Schleifen beträgt zusam-
men ca. 10 mm. Die Tab. 3-2 gibt die ermittelten Abmessun-
gen in Anlehnung an die Regelwerke [15, 16] wider. Der
Proben-Nr. P Enden Walzzeichen Sonst. Beschriftung
Tab. 3-1
Kennzeichnung der Schienenproben
Messfehler beträgt unter Verwendung eines Messschiebers
mindestens 0,1 bis 0,2 mm. Da für die Messung der Kopfhöhe
und der Fußdicke erst auf dem Profi l die erforderlichen Hilfs-
linien konstruiert werden mussten, kann sich ein maximaler
Fehler von 0,5 mm ergeben.
Die Tab. 3-2 enthält zusätzlich zu den Profi langaben die Länge
der Abschnitte (Probenlänge) sowie die aus den Profi labmes-
sungen berechneten Widerstandsmomente. Die Angaben
„Zug“ und „Druck“ beziehen sich dabei auf das Vorzeichen
der Biegespannung in der Randfaser des Schienenkopfes.
Grundlage der Berechnung des Widerstandsmoments ist die
Zerlegung des Profi ls in drei Rechtecke nach [17]. Die Diffe-
renz zwischen Norm- und tatsächlicher Kopfhöhe wird beim
Ersatzrechteck für den Kopfquerschnitt in voller Größe
berücksichtigt, für den Rest des Profi ls wird die Normschiene
zugrunde gelegt. Eine Darstellung des Rechenweges befi n-
det sich in [18]. Der durch diese Methode entstehende
Fehler wurde nicht ermittelt, da er für die hier vorgenomme-
nen Untersuchungen und Berechnungen vernachlässigbar
ist.
7
Forschungsbericht 283
P H
B
C
1 C
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Tab
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Ab
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Schie
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(Bild
quelle
: [1
6])
8
Forschungsbericht 283
3.2 WerkstoffDie Werkstoffeigenschaften nach Tab. 3-3 sind durch das
Regelwerk vorgegeben.
Aus dem Kopfbereich der Probe 22 wurden nach dem Ver-
such Würfel entnommen und lichtmikroskopische Aufnahmen
der Schliffe angefertigt. Aufgrund des Kohlenstoffgehalts ist
das Gefüge nahezu perlitisch, wie anhand der Abb. 3-1 in
den drei Schliffebenen zu sehen ist. Die Abb. 3-2 zeigt Auf-
nahmen der ungeätzten Probe mit Einschlüssen, wahrschein-
lich MnS-Nadeln. Die Walzrichtung ist im Längs- und im
Flachschliff gut zu erkennen.
Abb. 3-1
S 900 A Längs-, Quer- und Flachschliff (von links nach rechts) – Nital geätzt
Abb. 3-2
S 900 A Längs-, Quer- und Flachschliff (von links nach rechts) – ungeätzt
Tab. 3-3a
Angaben zum Schienenstahl S 900 A [15] – Chemische Zusammenset-
zung, mechanische Kennwerte
Tab. 3-3b
Angaben zum Schienenstahl S 900 A [19] – Stahlgüte, Härtebereich,
kritischer Spannungsintensitätsfaktor
Angaben zu zyklischen Kennwerten des Werkstoffs, unter-
sucht in kraft- und dehnungsgeregelten Versuchen, fi nden
sich in [20, 21].
3.3 Schienenabschnitte – KerbpräparationIn die Schienenproben wurde in der BAM außerhalb der
Längsachse ein quer liegender, kreissegmentförmiger Kerb
mit 2,0 mm Tiefe und 12,0 mm Sehnenlänge eingebracht,
der die Anfangschädigung simuliert. Die Vorgaben sind aus
Abb. 3-3 ersichtlich. Die Geometrie und die Lage wurden mit
den Projektpartnern, insbesondere der Forschungsstelle
GKSS, abgesprochen.
9
Forschungsbericht 283
Abb. 3-3
Ausschnitte aus der Fertigungszeichnung für den geplanten Kerb
Abb. 3-4
Winkelfräser 60 Grad, Durchmesser 16 mm, am Umfang und an der
Stirnseite schneidend, Firma ORION
(Bildquelle: Katalog Hahn & Kolb 2006)
Abb. 3-5
Kopfobersei te der
Probe 24 mit Kerb und
aufgeklebten Befes-
tigungselementen für
COD-Aufnehmer
Die Halbierende des Öffnungswinkels verläuft in Abb. 3-3
unter einem Winkel von ca. 70° schräg in die fi ktive Fahrt-
richtung. Die Idee war, in Anlehnung an reale Schienenfehler,
eine Vorzugsrichtung vorzugeben. Der Kerb wurde mit einem
Winkelfräser nach Abb. 3-4 eingebracht.
In der Fertigung ergab sich, im Gegensatz zur Bemaßung
in Abb. 3-1, die bereits angegebene Sehnenbreite von
12,0 mm. Fertigungsbedingt stellte sich ebenfalls eine Win-
kelabweichung der geraden Kerbkante von der Schie-
nenquerachse von im Mittel 3° ein. Die Schräglage ist in
Abb. 3-5 gut zu erkennen, weil sie durch die Krümmung der
Kopfoberfl äche optisch verstärkt wird. Die sonstigen Ferti-
gungstoleranzen des Kerbs lagen bei 0,1 bis 0,2 mm.
3.4 Schienenabschnitte – Instrumen- tierung und RissfortschrittsmessungDie Instrumentierung der Proben erfolgte mit dem Ziel, den
Rissfortschritt kontinuierlich zu verfolgen. Es wurden ver-
schiedene Messmethoden, wie Dehnungsmessstreifen
(DMS), Crack-Opening-Displacement (COD)-Aufnehmer und
Rissmessfolien sowie Ultraschallmessverfahren eingesetzt.
Die Verwendung richtete sich nach dem Erkenntnisfortschritt.
Alle Verfahren benötigen eine Kalibrierung bezüglich der
Risstiefe.
Die Beach-Marking-Technik ist ein bewährtes Verfahren, das
diese Kalibrierung ermöglicht und gleichzeitig den Verlauf der
gesamten Rissfront dokumentiert. Durch eine Laständerung
im zyklischen Versuch, die Maximalkraft wird bei gleichzeiti-
ger Anhebung der Mittellast konstant gehalten, markiert sich
die Rissfront infolge des geringen Rissfortschritts mit feinerer
Struktur auf der Schwingbruchfl äche und ist nach dem Pro-
benbruch zugänglich und messbar. Im Laufe der Versuche
ergab sich, dass diese Technik, wie später ausgeführt wird,
aufgrund der Werkstoffeigenschaften nicht anwendbar war.
So kam der Instrumentierung eine größere Bedeutung als
ursprünglich geplant zu.
Zunächst wurden auf der Oberfl äche DMS (Firma HBM, Typ
3/120LY11) appliziert. Die Abb. 3-6 zeigt jeweils zwei DMS
Abb. 3-6
Probe 26 mit applizierten DMS an den Kerbspitzen
10
Forschungsbericht 283
rechts und links der Kerbspitzen auf dem wahrscheinlichen
Ausbreitungsweg des Oberfl ächenrisses. Die Funktion der
DMS ist doppelter Natur, einerseits wird kontinuierlich die
Dehnung gemessen, andererseits markiert der Bruch des
DMS den Durchgang der Rissspitze.
Später wurden die DMS durch Rissmessfolien, zunächst der
Firma HBM, Typ RDS22, Messgitterbreite 5 mm, Teilung
0,1 mm, dann der Firma Tokyo Sokki Kenkyujo, Typ FAC-20,
Messgitterbreite 20 mm, Teilung 0,5 mm, ersetzt. Die beim
FAC-20 mitgelieferte Brückenergänzung erleichterte den
messtechnischen Anschluss. Die Gestaltung der Folie ergab
weiterhin ein nahezu konstantes Spannungsinkrement je
Steg. Die Applikation des Typs FAC-20 ist in Abb. 3-7 dar-
gestellt. In Richtung der Fahrbahnkante der Schiene befi ndet
sich ein Streifen und in Richtung der Kopfmitte liegen zwei
hintereinander gesetzte Streifen.
COD-Aufnehmer messen die Riss- bzw. Kerböffnung. Mit
dem Rissforschritt vergrößert sich bei gleicher Last der Öff-
nungswinkel. Der Vorteil des Werkstoffs ist, dass nur ein
Abb. 3-7
Probe 33 mit drei FAC-20; rechts: Darstellung der Rissmessfolie FAC-20
(Quelle: Katalog Ingenieurbüro Preusser)
Abb. 3-8
COD-Aufnehmer an Probe 24
Abb. 3-9
COD-Aufnehmer – Applikationsdaten
geringer verfälschender Beitrag zum Risswinkel durch plas-
tische Verformung auftritt. Zur Messung wurde ein Aufnehmer
der Firma Instron, Nr. 2670-120, Messbereich ±2 mm, Mess-
länge 5 mm, über dem Kerb nach Abb. 3-8 appliziert. Die
Abb. 3-9 gibt dazu den Abstand der Schneiden auf der
Probenoberfl äche an.
Im Betriebsfestigkeitsversuch wurden modifi zierte Schneiden
verwendet, die besser an die Nuten der Aufnehmerbeine
angepasst waren. Im Gegensatz zur Abb. 3-9 wurden die
Schneiden um 180° um die Längsachse gedreht. Der Auf-
nehmer sitzt folglich, der Schneidenhöhe entsprechend, etwa
3 mm höher über der Probenoberfl äche.
Zur Tiefenmessung des Risses wurde ein in der Entwicklung
befi ndliches Ultraschall-Messverfahren eingesetzt [22].
3.5 SE(B)-ProbenDie Fertigung der SE(B)-Proben erfolgte durch die DB AG.
Die Kerbeinbringung und die Komplettierung mit Bohrungen
und Stiften für den Anschluss der DC-Potentialsonde wurden
durch die BAM vorgenommen. Die Proben entsprechen mit
den Abmessungen 174,0 mm x 39,0 mm x 8,0 mm den
Angaben in Abb. 3-10.
Die SE(B)-Proben waren aus den im Abschnitt 3.1 beschrie-
benen Schienen in 2 Lagen nach Abb. 3-11 entnommen
worden. Die Lage wird durch die erste Ziffer der Probenbe-
zeichnung angegeben.
11
Forschungsbericht 283
Feuerverzinkter
Flachstahl
Abb. 3-10
SE(B) Probe – Fertigungszeichnung und Foto
Abb. 3-11
Lage der SE(B)-Proben – Schnitt durch den Schienenkopf
12
Forschungsbericht 283
4 Prüfeinrichtungen
4.1 SchienenprüfstandEin Schienenprüfstand, in dem ein rollendes Rad unter Bahn-
betriebsbedingungen eine Schiene belastet, war in der
Forschungsstelle BAM nicht vorhanden. Auf Basis der Auf-
gabenstellung kamen die Projektpartner überein, den Riss-
forschritt in einem Biegeprüfstand zu untersuchen. Die
Hauptforderung war, dass eine Wechsellast, die der realen
Belastung durch einen Eisenbahnzug nahe kommt, aufge-
bracht werden kann. Rollkontaktermüdung wurde vernach-
lässigt.
Im Vorlauf zum Förderzeitraum wurde ein Biegeprüfstand mit
der Nebenbedingung, auch ungeschädigte Schienen bis zum
Bruch zyklisch prüfen zu können, konstruiert und gefertigt.
Dabei konnte auf Erfahrungen mit einem Prüfstand im Druck-
schwellbereich zurückgegriffen werden. Bisher wurden nach
der Literatur Schwingversuche an Schienen zur Ermittlung
von Wöhlerlinien ebenfalls im Druckschwellbereich gefahren
[23]. Eine weitere Forderung, die Einleitung eines Äquivalents
für thermisch induzierte Spannungen in der Schiene, konnte
nach dem damaligen Erfahrungsstand und dem damit ver-
bundenen Aufwand nicht berücksichtigt werden.
Die Abb. 4-1 zeigt den Aufbau des Biegetisches in der
Variante für Vier-Punkt-Biegung. In Abb. 4-2 ist der verwen-
dete prinzipielle Aufbau mit zentraler Krafteinleitung in
Drei-Punkt-Biegung sowie den wichtigsten Parametern dar-
gestellt. Die Drei-Punkt-Biegung kommt dem realen Belas-
tungsfall durch das Rad näher als die Vier-Punkt-Biegung.
Der Abstand d zwischen dem eingebrachten Schienenfehler
und der Krafteinleitung ist ein wählbarer Parameter. Er wurde
für alle Versuche auf 75 mm festgelegt, insbesondere um
eine Instrumentierung des Kerbs mit einem COD-Aufnehmer
zu gewährleisten (vgl. Abb. 3-8). Eine FE-Analyse mit dem
Rollendurchmesser von 50 mm ergab, dass eine Beeinfl us-
sung der Spannungsverteilung an der Kerbe durch die
Kontaktfl äche der Krafteinleitung bei einem Abstand von mehr
als 13 mm nicht mehr stattfi ndet [18].
Abb. 4-1
Zusammenbauzeichnung des Biegetisches innerhalb der Prüfmaschine
13
Forschungsbericht 283
L – Abstand der äußeren Aufl ager: 1000 mm
d – Abstand Zentrum – Kerb: 75 mm („Kerb an der Stelle d“)
FP
– Prüfkraft (im Zentrum)
b – max. (Nenn-)Biegespannung an der Stelle d
bZ – max. (Nenn-)Biegespannung an der Stelle der Krafteinleitung
Rollendurchmesser der Aufl ager: 50 mm
Abb. 4-2
Versuchsaufbau in Drei-Punkt-Biegung
Der Abstand d erfüllt gleichzeitig die Bedingung nach
Gl. (4-1). Wenn d in diesem Bereich liegt, der sich mit dem
Verhältnis der beiden Widerstandsmomente ergibt (siehe
Tab. 3-2), ist sichergestellt, dass bei R = -1 an der Kraftein-
leitungsstelle am Schienenfuß höchstens eine gleiche
nominelle Biegespannung wie an der Stelle d auftritt. Bei
größerem Abstand d ist der Schwingungsbruch mit einer
Ausgangsstelle am Schienenfuß zu erwarten, falls der Kopf-
bereich keine Vorschädigung aufweist.
(4-1)
Der Zusammenhang zwischen Prüfkraft FP und der maxima-
len Biegespannung bZ
an der Krafteinleitungsstelle wird über
das jeweilige Widerstandsmoment des Prüfl ings (siehe Tab.
3-2) nach Gl. (4-2) bestimmt. Die entsprechende Nennbie-
gespannung b an der Stelle d, dem Kerb, ergibt sich durch
Verhältnisbildung mit dem wirksamen Hebelarm nach
Gl. (4-3), so dass die Gl. (4-4) den verwendeten Zusammen-
hang zwischen Prüfkraft FP und Biegespannung
b an der
Stelle d herstellt.
(4-2)
(4-3)
(4-4)
Der Biegetisch wurde in eine servohydraulische Prüfmaschine
der Firma MTS mit 1 MN Nennkraft entsprechend Abb. 4-3
eingebaut. Der Hydraulikzylinder befi ndet sich im Querhaupt
der Maschine. Zur Kraftmessung wurde eine auf den Bereich
von 1250 kN kalibrierte 5-MN-Dose (Firma Lebow), montiert
an der Kolbenstange, verwendet.
Die verwendete Steuer- und Regeleinrichtung war TestStar-II
(Classic) der Firma MTS, die über 2 Regel- und insgesamt
16 Messkanäle verfügt. Die Prüfmaschine wurde im Servo-
mode (Nachfahrbetrieb) in Kraftregelung betrieben, dabei
wurde mit sinusförmigem Kraftverlauf eine Prüffrequenz von
1,3 Hz bei guter Laufruhe erreicht.
Abb. 4-3
Schienenprüfstand mit zentrischer Krafteinleitung in einer 1-MN- Prüf-
maschine und eingebauter Probe 24 (Seiten- und Queransicht)
Für den Betriebsfestigkeitsversuch mit einem Lastkollektiv
wurde der MTS-Regeleinrichtung ein adaptiver Regler über-
geordnet. Dieser Regler, der in der Lage ist, eine harmonische
Signalform mit veränderlichen Extremwerten, entsprechend
den Umkehrpunkten eines Lastkollektivs, nachzufahren,
gehört zu einem MAS-Link-System auf Atari-Basis (Firma
Swift).
Eine seitliche Fixierung der Schiene (siehe Abb. 4-3, rechts,
rote Abstandshalter) war erforderlich, um ein Schrägstellen
der Schiene zu verhindern. Durch eine weitere Führung (im
Bild nicht erkennbar) musste eine Drehung der Kolbenstange
um ihre Achse und damit der Krafteinleitungsrollen verhindert
werden.
14
Forschungsbericht 283
Im Gegensatz zu [23] erfolgte keine Fixierung der Schiene in
Längsrichtung. Im Allgemeinen trat kein Verrutschen der
Probe in dieser Bewegungsrichtung auf. Das Einarbeiten der
Rollen, kombiniert mit mindestens einmaligem Nachspannen,
stellte eine ausreichende Fixierung dar (siehe Abb. 4-4). Im
Einzelfall kam es zum Rutschen, wahrscheinlich verbunden
mit instabilem Risswachstum bzw. Schalthandlungen, so
dass bei zukünftigen Versuchen über eine Fixierung nach-
gedacht werden sollte.
4.2 SE(B)-BiegeeinrichtungDie Versuche mit den SE(B)-Proben wurden in elektromag-
netischen HF-Resonanz-Pulsatoren (Russenberger Prüfma-
schinen AG RUMUL) mit Nennkräften von ±100 kN und
±20 kN durchgeführt, mit denen Betriebsfrequenzen für den
3-Punkt-Biegeaufbau nach Abb. 4-5 und entsprechender
Maschinenkonfi guration von 70 bis 110 Hz erreicht wurden.
Abb. 4-4
Verformung der Kopfoberfl äche von Probe 24 durch die zentrale Druck-
rolle (oben Draufsicht, untens Seitenansicht)
Aufgrund des Funktionsprinzips ist der Kraftverlauf harmo-
nisch. Für die eingesetzten Prüfmaschinen existieren gültige
Prüfungszeugnisse der Klasse 1 auf der Grundlage der
DIN EN ISO 7500 Teil 1.
Zur Messung des Risswachstums wurde das Gleichstrom-
Potentialsondenverfahren angewandt. Die Umrechnung der
Potentialwerte in Risslängen erfolgte mit Hilfe einer analyti-
schen Kalibrierkurve nach Johnson [24], die, sofern möglich,
mittels erkennbarer Markierungen auf der Bruchfl äche, mit
Anfangs- und Endlänge der Risse abgeglichen wurde. Zum
Teil wurden Endmarkierungen durch Aufheizung der Probe
in einer Thermokammer erzeugt (heat-tinting).
Als Konstantstromquelle wurde ein Netzgerät HP 6033A, das
bei allen Versuchen auf 15,6 A, eingestellt war, verwendet.
Die Messung der Potentialänderung über dem Kerb erfolgte
mit einem Digital-Nanovoltmeter KEITHLEY 182. Die Integ-
rationszeit bei den Messungen betrug 100 ms im 3-mV-
Messbereich. Das Messinkrement für die Risslänge betrug
0,1 mm.
Die Reglersoftware der Maschinenelektronik berechnet aus
den Messgrößen Kraft und Risslänge den Spannungsinten-
sitätsfaktor K an der Rissspitze. Für alle Versuche wurde das
Softwaremodul “RISS“ (Update-Version April 1993) des
Prüfmaschinenherstellers verwendet. Sofern das Anschwin-
gen und das Markieren nicht in die Versuchssequenz integriert
waren, kam das Softwaremodul “ANSCHW“ des Prüfma-
schinenherstellers zum Einsatz, wobei als Ab- bzw. Umschalt-
kriterium eine vorzugebende Frequenzänderung galt.
Abb. 4-5
Versuchsaufbau (Variante Eigenbau-Biegevorrichtung) mit Probe 2.1
(hier: 100 kN HF-Resonanz-Pulsator)
15
Forschungsbericht 283
Die Rissfortschrittsversuche wurden in Übereinstimmung mit
den allgemeinen Anforderungen des BS ISO 12108:2002
[25] bei Raumtemperatur und in Laboratmosphäre sowie
variierten R-Verhältnissen (R = 0,1; 0,5 und 0,8) durchgeführt.
Für die verschiedenen R-Verhältnisse waren je Probe im
ersten Versuchsabschnitt die Schwellenwerte Kth und im
zweiten Versuchsabschnitt die PARIS-Parameter C und m
zu ermitteln. Detaillierte Angaben zum Versuch und zu den
Ergebnissen einschließlich der Aufnahmen der Bruchfl ächen
befi nden sich in [26].
Es wurden 6 Versuche je Orientierung, davon je 5 gültige,
durchgeführt. Der sich direkt aus den Messwerten ergebende
5 Rissfortschrittsversuche SE(B) – Ergebnisse und Diskussion
Abb. 5-1
Rissfortschrittsdiagramme der SE(B)-Proben mit verschiedenen R-Verhältnissen
Tab. 5-1
Schwellenwerte und PARIS-Parameter der SE(B)-Versuche mit Angabe der Versuchsführung und
der Auswertemethode (N.A. = nicht verfügbar, Werte in Klammern mit höherer Unsicherheit)
Rissfortschritt ist in Abb. 5-1 über dem Spannungsintensi-
tätsfaktor aufgetragen.
Die Auswertung für den Rissfortschritt erfolgte auf Grundlage
von [27, 28] über die zugeschnittene PARIS-Gleichung (5-1)
(a – Risstiefe, N – Schwingspielzahl, K – Spannungsinten-
sitätsfaktor). Die Tab. 5-1 gibt die erhaltenen Schwellenwerte
sowie die Parameter C und m zusammen mit der Versuchs-
führung und der verwendeten Kurvenanpassung zur Diffe-
rentiation an.
Wie aus der Tab. 5-1 ersichtlich ist, wurde bei einem Versuch
der maximale Spannungsintensitätsfaktor der Belastung
16
Forschungsbericht 283
(5-1)
Kmax
für den Schwellenwertversuch konstant gehalten. Dieser
beim höchsten R-Wert erhaltene Schwellenwert wurde
zusammen mit den übrigen Schwellenwerten in Abhängigkeit
vom R-Wert in das Diagramm Abb. 5-2 eingetragen, wobei
sich in guter Näherung ein linearer Zusammenhang ergab.
Die Schwellenwerte liegen nach [29] im erwarteten
Bereich.
Die Rissfortschrittsraten in den Abb. 5-1 und 5-2 zeigen
qualitativ ein erwartetes Verhalten und bewegen sich quan-
titativ in der richtigen Größenordnung. Die erhaltenen Abhän-
gigkeiten liegen bezüglich dem nach [19] vorgegebenen
Qualitätskriterium für Schienenstahl weitestgehend im zuläs-
sigen Bereich. Bezüglich der Probenorientierungen nach
Abb. 3-11 ergab sich kein deutlicher Unterschied, wie auch
anhand der Werte in Tab. 5-1 ersichtlich ist.
Nach Barsom [30, 31] werden für die Rissfortschrittsrate von
modernem Flussstahl mit ferritisch-perlitischen Gefüge
jedoch niedrigere Exponentenwerte m erwartet, die PARIS-
Gleichung ist dort wie folgt angegeben (vgl. Abb. 5-1):
(5-2)
Abb. 5-2
Schwellenwert DKth des Werkstoffs S 900 A
in Abhängigkeit vom R-Verhältnis
Abb. 5-3
Schwingbruchfl äche der SE(B)-Probe 2.4 im REM bei verschiedenen Vergrößerungen
Für Versuche, die höhere Spannungsintensitätsfaktoren und
Rissfortschrittsraten erreichten, ergaben sich auch höhere
m-Werte. Gleichzeitig, wie bei Probe 2.4 in Abb. 5-1 zu
erkennen ist, wächst tendenziell mit der Rissfortschrittsrate
die Streuung der Raten und der mittlere Anstieg. Im Gegen-
satz dazu liefern Versuche mit niedrigeren Rissfortschrittsra-
ten, wie Probe 1.5, näher m = 3 liegende Werte.
Eine Verkleinerung des Gültigkeitsbereiches für die PARIS-
Beziehung, wie z . B. für Probe 1.6 durch Wegschneiden
visuell stärker ansteigender Randbereiche, führt nur zu einer
marginalen Verbesserung. Tendenziell ist eine Vergrößerung
des m-Wertes für den PARIS-Bereich im Bereich größerer
Spannungsintensitätsfaktoren erkennbar. Es wird vermutet,
dass mit wachsendem Spannungsintensitätsfaktor ein zuneh-
mender Anteil transkristallinen Spaltbruchs auftritt, der einen
Beitrag zum Rissfortschritt liefert. Eine weiterführende Aus-
wertung unter Würdigung des experimentellen Sachverhalts
ist nach einer Idee von Zerbst in [32] enthalten, wobei für den
Exponenten m = 3 postuliert wird.
Die Untersuchung der Bruchfl ächen einer SE(B)-Probe im
REM wurde, parallel zu den laufenden Versuchen mit Schie-
nenabschnitten, mit der Fragestellung vorgenommen, ob
Markierungen durch die Beach-Marking-Technik sichtbar
sind. Die Abb. 5-3 zeigt exemplarisch im Schwingbruchbe-
reich fl ächendeckend eine lamellare Struktur, die sich mit
dem in den Schliffbildern des Werkstoffs (siehe Abb. 3-1)
sichtbaren Gefüge deckt. Es handelt sich dabei um ein
lamellares bzw. perlitisches Gefüge. Auch bei noch höherer
Vergrößerung konnten keine Schwingstreifen sichtbar
gemacht werden. Eine Unterscheidung zwischen dem
Beach-Marking-Bereich und der umgebenden Bruchfl äche
war nicht möglich
200 μm 100 μm 20 μm
17
Forschungsbericht 283
6.1 Ausgangsdaten zur SchienenbelastungDie Belastung am Schienenprüfstand sollte sich an einer
realitätsnahen Belastung der Schiene orientieren. Dazu stellte
die DB AG exemplarisch Kraftverläufe im Rad-Schiene-
System von ICE-Mittelwagen und Triebköpfen zur Verfügung
[33, 34], die durch Messung an einer instrumentierten Schie-
nenstrecke zur Ermittlung von Radunrundheiten und deren
Auswertung durch Simulation des dynamischen Verhaltens
gewonnen worden sind. Sie bilden a priori die Ausgangsda-
ten für die Belastung der Schiene. Zur Messanlage und zur
Simulation wird auf die Literatur verwiesen [17, 35-37].
Die Abb. 6-1 veranschaulicht die zugrunde gelegte Test-
strecke mit den Kontaktkräften der Radsätze und den
Reaktionskräften der Schwellen. Die Daten wurden bei einem
mit 160 km/h fahrenden Zug, hier auf gerader Strecke, ermit-
telt. Aufgrund der Geradeausfahrt traten keine seitlichen
Kraftkomponenten auf.
Die Abb. 6-2 zeigt für die drei ausgewählten Schwellen 1,
6 und 11 den zeitlichen Verlauf der Reaktionskraft FR(t). Der
6 Ableitung der Prüfkräfte für den Schienenprüfstand
Abb. 6-1
Prinzipaufbau einer Teststrecke zur Messung
benachbarte zeitliche Abstand der Maxima einer Schwelle
zwischen 0,2 und 0,6 s korrespondiert über die Zuggeschwin-
digkeit mit dem Abstand der beiden Rad¬sätze eines Dreh-
gestells. Entsprechend gehören die Kraftverläufe zwischen
0,6 und 1,0 s zum zweiten Drehgestell mit zwei weiteren
Radsätzen.
Der Abstand zwischen zwei Radsätzen eines Drehgestells
ist so klein, dass die resultierende Reaktionskraft zwischen
den beiden Überrollungen nicht auf Null zurückgeht. Im
Datensatz [33] ist im Gegensatz zum Datensatz [34] diese
Überlagerung, wie es in Abb. 6-2 gezeigt wird, bereits reali-
siert. Die Abb. 6-3 zeigt die dazugehörige Kontaktkraft FZ(t)
eines Rades bzw. Radsatzes.
Für den Aufbau einer Last-Zeit-Funktion eines Lastkollektivs
enthalten die Daten [34] einen ICE-Musterzug, bestehend
aus zwei Triebköpfen und 12 Mittelwagen, bestehend aus
den Einzelsignalverläufen der Kräfte an den 11 Schwellen
und jedem einzelnen Radsatz. Für die Ermittlung der Last-
Zeit-Funktion wurden die Reaktionskräfte der Radsatzpaare
entsprechend Abb. 6-2 überlagert.
6.2 Berechnung der Schienen- beanspruchung durch BiegungAusgehend von den gegebenen Lastgrößen muss die Bean-
spruchung der Schiene, hier reduziert auf die Biegebean-
spruchung im Kopf, berechnet werden. Während der Über-
fahrt eines Rades ist die gesuchte Biegespannung in der
Randfaser b vom Ort und der Zeit abhängig. Der Momen-
tanwert der Spannung b an einem bestimmten Ort der
Schiene ändert sich dabei mit der Relativposition der
Räder.
Hierzu wurden, wie in [18] dargestellt, mit einem mehrfach
gelagerten Balkenmodell nach Abb. 6-4, basierend auf dem
Abb. 6-2
Verlauf der Schwellenreaktionskraft bei Über-
fahrt eines ICE-Mittelwagens mit einer Geschwin-
digkeit v = 44,44 m/s
18
Forschungsbericht 283
um 10 mm reduzierten Schienenprofi l, unter Variation der
Radposition Rechnungen ausgeführt. Die jeweils an dem
Modell angreifenden Kräfte wurden zu einem Zeitschnitt aus
den Daten, u. a. den Abb. 6-2 und 6-3, entnommen. Für
einen ICE-Mittelwagen ergab sich ein repräsentativer, d. h.
maximaler Biegespannungsverlauf nach Abb. 6-5. Die Span-
nungsberechnung verwendete hier ein mittleres Widerstands-
moment von WX = 300 cm³.
Für die Bestimmung einer exemplarischen Belastung genügt
es, eine Drehgestellposition und den dazugehörigen Verlauf
Abb. 6-3
Verlauf der Radkontaktkraft eines ICE-Mittelwagens
mit einer Geschwindigkeit v = 44,44 m/s
der Spannung b entlang der Schienenstrecke wie beschrie-
ben zu ermitteln. Dieser örtlich abhängige Spannungsverlauf
schiebt sich mit Zuggeschwindigkeit gleichsam einer Wel-
lenfront über die Schiene und repräsentiert alle Belastungs-
fälle, die für die Ermittlung der Versuchsbelastung auf einen
Ort bezogen werden sollen.
Der Hauptnachteil der obigen Lösung ist der Rechenaufwand
aufgrund der erforderlichen Wiederholungen für jeden Zeit-
schritt. Die Einzelrechnungen zeigen jedoch, dass sich der
prinzipielle Verlauf der Spannung b(x) entlang der Schiene
nicht verändert. Variationen der Extremwerte treten in Abhän-
gigkeit von der Modulation der Kraftverläufe FZ(t) und F
R(t) inner-
halb eines Streubandes des Verlaufs nach Abb. 6-5 auf.
Vernachlässigt man Streuungen bzw. individuelle Unter-
schiede einzelner Überrollungen, so ergibt sich aus dem
Ergebnis nach Abb. 6-5 für eine einfache Überrollung mit den
globalen Extremwerten von 17,32 MPa und -49,24 MPa, die
mit der Radkraft von 100 kN korrespondieren, eine zyklische
Last von ±33 MPa bei einer Mittellast von 16 MPa. Das
R-Verhältnis beträgt rund 2,9:
(6-1)
Mit Gl. (6-1) liegt eine repräsentative maximale Belastung der
Schiene durch Biegung infolge der Überrollung eines Rades
eines ICE-Mittelwagens vor. Das Ergebnis war Ausgangs-
punkt für die Festlegung der Belastungsdaten für die Einstu-
fenversuche. Um jedoch die Variation der Spannungen zu
berücksichtigen bzw. das Lastkollektiv zu ermitteln, bedarf
es der Transformation aller oder eines repräsentativen Teils
der gegebenen Kraftverläufe in Spannungsverläufe bzw.
-niveaus.
6.3 Bestimmung der Last-Zeit-FunktionNach einer Idee von Eberle, ausgeführt in [18], ist es möglich,
eine lineare Übertragungsfunktion zwischen einer Eingangs-
größe, Radkraft oder Schwellenkraft, und der Ausgangsgröße
Abb. 6-4
Modell der Schienenstrecke mit Radkräften
Abb. 6-5
Verlauf der Spannung b entlang der Schienenstrecke (zu Abb. 6-4)
19
Forschungsbericht 283
Tab. 6-1
Zuordnung Schwellenkraft und BiegespannungDie Reaktionskräfte der Schwelle 1 nach [34] wurden für je
ein Drehgestell für alle Mittelwagen und die beiden Triebköpfe
entsprechend Abb. 6 2 überlagert und eine Datenreduktion
durch Glättung bzw. Verringerung der Zahl der Stützstellen
vorgenommen. Mittels Gl. (6-2) erfolgte anschließend die
Umrechnung in eine Biegespannung. Aus Aufwandsgründen
wurde die Funktion (6-2) nur für die Schwelle 1 ermittelt und
angewendet. Der dabei auftretende Verlust an Variation der
Amplituden wird als vernachlässigbar eingeschätzt. Durch
die Anwendung der Gl. (6-2) und das Aneinanderreihen der
Spannungsverläufe der einzelnen Drehgestelle geht die
Realzeitbasis verloren.
6.4 Charakteristik des LastkollektivsZur Beschreibung der Betriebsbeanspruchung wurde auf die
erhaltene Last-Zeit-Funktion der Biegespannung die Rain-
fl ow-Zählung angewendet. Das Ergebnis ist die Rainfl ow-
Matrix in Abb. 6-6, die als zweiparametrische Darstellung
das Lastkollektiv, hier, im Hinblick auf die spätere Versuchs-
führung, den Teilfolgeumfang, hinsichtlich Amplitude bzw.
Schwingbreite und Mittellast charakterisiert.
Dazu enthält die Tab. A-1 der Anlage die Folge der Umkehr-
punkte, die sich nach der Klassierung ergibt. Der jeweilige
Wert der Klasse, bezogen auf die Klassenmitte, ist in der Tab.
A-2 angegeben.
Das Kollektiv enthält den globalen Maximalwert von 16 MPa
und den globalen Minimalwert von -68 MPa. Die Zahl der
Umkehrpunkte beträgt 572, woraus sich als Teilfolgeumfang
285 Schwingspiele ergeben. In diesen Belastungszyklen
Abb. 6-6
Rainfl ow-Matrix der realen Biegespannung b mit zugeordneter Prüfkraft F
P nach Gl. 4-4 für Probe 34 des ICE-Musterzuges
nach [34] (## steht für 103)
b F
P
MPa kN
Biegespannung zu bestimmen. Der Vorteil ist, dass die Bie-
gespannung aus einer der gegebenen Größen einfach
berechnet werden kann. Mit den globalen Extremwerten der
Spannung nach Abb. 6-5 und der Kraft an der Schwelle 1
nach Abb. 6-2 ist eine Korrelation beider Wertepaare nach
Tab. 6-1 möglich.
Nach linearer Regression der Tab. 6-1 ergibt sich die exem-
plarische und zur Berechnung der Last-Zeit-Funktion ange-
wendete Übertragungsfunktion der Biegespannung in
Abhängigkeit von der Schwellenkraft
(6-2)
Die Anwendung ist unter der Voraussetzung eines linearen
Systems und der Vernachlässigung der Phasenbeziehung
gerechtfertigt. In [18] wird zu diesem Vorgehen eine Variante
mit statistischer Auswertung entwickelt, wobei der Zusam-
menhang zu den Radkräften als Eingangsgröße hergestellt
wird. Für eine Verwendung der gegebenen Belastung
erschien es jedoch anschaulicher und zweckmäßiger, die
Schwellenkraft als Eingangsgröße zu wählen, da der physi-
kalische Übertragungsweg zur Biegespannung kürzer bzw.
direkter ist.
20
Forschungsbericht 283
Beim Betriebsfestigkeitsversuch bestand grundsätzlich das
gleiche Problem. Eine Erhöhung der Belastung war erforder-
lich. Da zum Zeitpunkt seiner Durchführung die Ergebnisse
der Einstufenversuche vorlagen, wurde das Kollektiv bezüg-
lich der Extrem- und der Mittelwerte so skaliert und verscho-
ben, dass die Einstufenversuche Teil des Kollektivs im Bereich
der höheren Belastung sein könnten. Daraus ergab sich
die Transformation des originalen Belastungsbereiches von
-68 MPa bis 16 MPa in das Intervall von -189 MPa bis
108 MPa. Zur Veranschaulichung zeigt die Rainfl ow-Matrix
in Abb. 6-7 die schrittweise Transformation.
Die Transformation des Originalkollektivs bzw. der Original-
teillastfolge ICE1 (gelb) erfolgt über die Erhöhung der Ampli-
tude mit dem Faktor 3,45 (blau) und über die anschließende
Verschiebung der Mittellast um 44,3 MPa zum Sollwertkol-
lektiv (grün, BAM-Identifi kation ICE_234B) des Versuchs
mit Probe 34. Die Einstufenversuche mit ±141 MPa und
±113 MPa sind zum Vergleich (rot) eingetragen. Zu beachten
ist, dass aufgrund des unterschiedlichen Widerstandsmo-
ments der Proben eine leicht unterschiedliche Kraftzuordnung
der Einstufenversuche, die aber durch die Klassenbreite
verwischt werden würde, erforderlich ist.
Im Betriebsfestigkeitsversuch wurde das Sollwertkollektiv
bzw. die Teillastfolge, die der Überfahrt eines kompletten
ICE-Musterzuges entspricht, bis zum Bruch wiederholt.
Abb. 6-7
Rainfl ow-Matrix der transformierten Biegespannungsbelastung b mit der zugeordneten Prüfkraft F
P für Probe 34 im Vergleich
mit den Einstufenversuchen (Einzelne Felder können überdeckend mehrfach belegt sein.)
b F
P
MPa kN
unterschiedlicher Amplitude sind 56 Überrollungen durch je
eine Radachse enthalten.
6.5 Übertragung der Beanspruchung auf den PrüfstandDas Kriterium für die Übertragung der Beanspruchung ist die
Gleichheit der nominellen Randfaserbiegespannung an der
Stelle d des Versuchsaufbaus (siehe Abb. 4-2) mit der im
Abschnitt 6.2 berechneten Randfaserbiegespannung der
Schiene. Damit ergibt sich die zentral eingeleitete Prüfkraft
FP nach der Gl. (4-4) aus der Biegespannung der Schiene
b,
wie sie zum Beispiel bereits in Abb. 6-6 für das „originale“
Kollektiv angegeben wurde.
Bei der Wahl der Versuchsbedingungen für die gekerbten
Schienen bestand das Problem darin, dass bei einer Bean-
spruchung nach den Spannungsextremwerten von Abb. 6-5
bzw. Gl. (6-1) mit großer Wahrscheinlichkeit kein Rissfort-
schritt am Kerb erwartet wurde. Zum Beispiel lag die einge-
stellte Belastung bei vergleichbaren Versuchen in [23] min-
destens doppelt so hoch wie die reale Belastung. Deshalb
wurde, um Lebensdauern deutlich unter 2 Millionen Zyklen
zu erhalten, folgende Versuchsstrategie gewählt: Die Mittel-
last blieb in Übereinstimmung mit dem exemplarischen Wert
eines Mittelwagens von -16 MPa konstant, die Amplitude
wurde zunächst um den Faktor 4 erhöht und je nach Ver-
suchsergebnis verändert, hier erniedrigt.
21
Forschungsbericht 283
7.1 ÜbersichtDer Versuchsplan sah zunächst Einstufenversuche vor, um
Aussagen über die Lebensdauer der vorgeschädigten Schie-
nen und deren Rissentwicklung zu erhalten. Als Abbruchkri-
terium des Versuchs wurde der Bruch der Probe gewählt.
Auf den Einstufenversuchen aufbauend, erfolgte, wie in
Abschnitt 6.5 dargestellt, die Anpassung der Belastung für
den Betriebsfestigkeitsversuch.
Die Tab. 7-1 gibt eine Übersicht über alle mit Schienenab-
schnitten durchgeführten Versuche mit den Angaben zur
Versuchsführung und den wichtigsten Parametern.
Alle Versuche wurden mit einer Frequenz von 1,3 Hz bei
harmonischem Lastverlauf ausgeführt. Die Versuche 1 bis 9
waren Einstufenversuche, wobei die Mittellast auf dem exem-
plarischen Wert eines ICE-Mittelwagens nach Gl. (6-1) kon-
stant gehalten wurde. Der Versuch Nummer 10 war der
Betriebsfestigkeitsversuch. Die unterschiedliche Versuchfüh-
rung ergab sich aus dem Ziel, den Rissfortschritt zu bestim-
men.
Der Einfl uss der Versuchsführung auf die Lebensdauer wird
geringer eingeschätzt als der Einfl uss anderer Faktoren, wie
Werkstoffcharge und Kerbschärfe. Vermutlich hat die Ver-
wendung verschieden scharfer Fräser in den Fertigungslosen
für den Kerb zur einer Streuung in der Lebensdauer geführt,
die größer als die Streuung durch die Versuchsunterbrechun-
gen war, aber im Rahmen der möglichen maximalen Streuung
eines Schwingfestigkeitsversuchs lag.
7 Versuche Schienenabschnitte — Ergebnisse
Tab. 7-1
Übersicht zyklische Versuche an Schienenabschnitten
1) Korrigierte Werte – im Vergleich zum Kurzbericht vom September 2007
7.2 EinstufenversucheDie Auftragung aller gültigen Einstufenversuche nach Tab.
7-1 (Versuche 1 bis 8) führt zur Darstellung in Abb. 7-1.
Obwohl die Versuche bei verschiedenen R-Verhältnissen
gefahren wurden, wird die Darstellung hier als Wöhlerdia-
gramm bezeichnet.
In Abb. 7-1 werden weiterhin aus der Literatur bekannte
Werte von mit Head Checks geschädigten Schienen nach
[23] dargestellt. Der Vergleich der beiden Regressionsgeraden
über jeweils alle Werte zeigt einen nahezu gleichen Anstieg
bzw. Exponenten k der Haibach-Gleichung. Die Angleichung
des R-Verhältnisses im Versuch hätte zur Folge, dass beide
Geraden stärker zur Deckung gebracht werden könnten. Der
Einfl uss der Kerbwirkung von Head Checks und Kerben ist
offensichtlich hinsichtlich der Lebensdauer in Abhängigkeit
von der Spannungsamplitude vergleichbar. Extrapoliert man
die experimentellen Ergebnisse der gekerbten Schienen
entsprechend Abb. 7 1, so ergibt eine Amplitude von
±33 MPa eine Lebensdauer von rund 100 000 000 Zyklen.
Damit liegt diese Belastung im Bereich der sogenannten
Dauerfestigkeit.
Die Nachbarschaft der eigenen Versuchsergebnisse mit den
Literaturwerten legt es nahe, die Ergebnisse nach dem
Haigh-Diagramm mit einem sinnvollen Wert für den Mittel-
spannungseinfl uss auf das Verhältnis R = -1 zu transformie-
ren. Mit einem im zulässigen Bereich der Werkstoffklasse
gewählten Mittelspannungseinfl ussfaktor von 0,18 nach
FKM-Richtlinie [37] ergibt sich die Abb. 7-2.
22
Forschungsbericht 283
Abb. 7-1
Wöhlerdiagramm mit vorgeschädigten Schienen des Profi ls 60 E1 (260) unter Biegung
Abb. 7-2
Transformiertes Wöhlerdiagramm mit vorgeschädigten Schienen des Profi ls 60 E1 (260) unter Biegung für R = -1 mit M = 0,18
(nach [37])
Dabei heben sich die schwachen Head Checks bei höheren
Amplituden im Vergleich mit der Darstellung in Abb. 7-1
deutlicher von den starken Head Checks ab. Die NOVUM-
Ergebnisse ordnen sich gut in die Folge der starken Head
Checks ein, wie durch die Lage der beiden Regressionsge-
raden demonstriert wird. Durch die Transformation des
R-Verhältnisses zeigen die gekerbten Schienenproben eine
bessere Übereinstimmung mit den starken Head Checks und
gleichzeitig werden die beiden Gruppen der Head Checks in
der Darstellung stärker differenziert.
7.3 BetriebsfestigkeitsversuchDer Fehler in der Belastung war praktisch vernachlässigbar.
Deshalb geben die Tab. A-3 und A-4 die Versuchsbelastun-
gen mit einem Fehler von weniger als der halben Klassenbreite
wider. Die erhaltene Lebensdauer im Betriebsfestigkeitsver-
such von 1 922 900 Zyklen entspricht 67471) Überfahrten
durch den Musterzug. Darin sind 377 8331) Überrollungen
durch eine Radachse enthalten, die, als Lebensdauer eines
Einstufenversuchs betrachtet, eine Spannungsamplitude von
rund ±115 MPa ergeben.
7.4 Bruchfl ächenNach dem Versuchsende wurde der Restbruch im Versuchs-
aufbau durch weitere Belastung in Wegregelung herbeige-
führt. Die Bruchfl ächen wurden anschließend dokumentiert,
wie das im Abb. 7-3 am Beispiel der Probe P24 dargestellt
ist. In der Zusammenstellung folgen die Bruchfl ächen aller
weiteren Proben. Die Abb. 7-10 rechts zeigt mittels Farbmar-
kierung, wie weit zum Versuchsende der Gewaltbruch in den
Schienenfuß hineingelaufen war.
1) Korrigierte Werte – im Vergleich zum Kurzbericht vom Sep-
tember 2007
23
Forschungsbericht 283
Abb. 7-3
Versuch 1, Probe 24, ±141 MPa, 182 343 Zyklen rechts oben: nach dem Restbruch in der Maschine
Abb. 7-4
Versuch 2, Probe 26, ±141 MPa, 168 900 Zyklen, Aufnahmen bei variierter Beleuchtung
Auf einzelnen Bruchfl ächen hatten sich Strukturen gebildet,
die zunächst als Markierungen infolge von Laständerungen
interpretiert wurden. Durch Variation der Versuchsführung mit
langen und kurzen Beach-Marking-Blöcken konnte diese
Vermutung widerlegt werden. Die Abb. 7-3 bis 7-5 zeigen
dazu die Bruchfl ächen der Proben 24 bis 26. Es konnten kein
Zusammenhang zwischen der Versuchführung und den
unterschiedlich strukturierten Bruchfl ächenbereichen festge-
stellt werden.
Die gröber strukturierten Bereiche innerhalb der Schwing-
bruchfl äche weisen auf partiell verändertes Bruchverhalten
bzw. eine in diesen Bereichen stärker variierende Rissfort-
schrittsrate hin. In der Endphase waren vereinzelte Knack-
geräusche zu hören. Einzelne Messungen, wie das COD-
Signal, zeigten in diesen Bereichen stärkere Änderungen.
Hervorzuheben sind die auf fast allen Bruchfl ächen gut zu
sehenden, radial verlaufenden Bruchstrukturen, die am Kerb
beginnen. Sie sind Zeichen für hohe Spannungsgradien-
ten.
Die Abb. 7-13 verdeutlicht, dass der wachsende Riss, aus-
gehend vom Kerbgrund, nicht der schräg im Kopf verlaufen-
24
Forschungsbericht 283
Abb. 7-5
Versuch 3, Probe 25, ±141 MPa, 179 847 Zyklen
links unten: nachbearbeitet; rechts unten: Aufnahme mit polarisiertem Licht
Abb. 7-6
Versuch 4, Probe 23, ±113 MPa, 517 395 Zyklen
Abb. 7-7
Versuch 5, Probe 22, ±113 MPa, 427 279 Zyklen
den seitlichen Kerbbegrenzung gefolgt ist. Deutlich sichtbar
ist, dass die auf der Kopfoberfl äche des rechten Bruchstücks
befi ndlichen spitzen Ecken des Kerbs nicht in den Rissverlauf
einbezogen sind.
7.5 RissfortschrittsmessungenDie Anwendung der Beach-Marking-Technik war, wie in
Abschnitt 5 und anhand der Bruchfl ächen in Abschnitt 7.4
dargestellt worden ist, nicht erfolgreich, da sich auf dem über-
wiegend perlitischen Gefüge keine Schwingstreifen abzeich-
neten. Die als Alternative verwendete Ultraschallmessung
lieferte aufgrund von Anpassungsproblemen keine quantitativ
gut verwertbaren Ergebnisse, die in [38] dargestellt sind.
Aufgrund der Beobachtung geometrisch ähnlicher halbellip-
tischer und nahezu kreisförmiger Rissfronten (Abb. 7-4 bis
7-12) wurden die Oberfl ächenrissmesswerte der Rissmess-
folien zur näherungsweisen Berechnung der maximalen
Risstiefe herangezogen. Die Abb. 7-14 zeigt dazu mit der Gl.
(7-1) die einfache Vorgehensweise.
Die Abb. 7-15 demonstriert am Beispiel der Probe 35 das
Ergebnis der Näherung im Vergleich mit der, aufgrund des
Versuchsabbruchs, einzigen gut auf der Bruchfl äche mess-
baren Risstiefe (zur Messung der Risstiefe siehe letzter Absatz
S.35).
Es ergab sich ein Fehler der Gl. (7-1) von etwa +2 mm, was
rund 10 % der Risstiefe entspricht. Es ist davon auszugehen,
25
Forschungsbericht 283
Abb. 7-8
Versuch 6, Probe 33, ±113 MPa, 454 385 Zyklen
Abb. 7-9
Versuch 7, Probe 36, ±116 MPa, 292 743 Zyklen
Abb. 7-10
Versuch 8, Probe 32, ±113 MPa, 292 568 Zyklen rechts: Markierung der Rissfront im Schienenfuß bei Versuchsende
Abb. 7-11
Versuch 9, Probe 35, ±125 MPa, Abbruch bei 406 961 Zyklen mit
Überlast
Abb. 7-12
Versuch 10, Probe 34, Kollektivextremwerte: -189 MPa … 108 MPa
1 922 900 Zyklen
26
Forschungsbericht 283
dass alle nach Gl. (7-1) ermittelten Risstiefen zu groß
bestimmt wurden. Eine Ursache liegt darin, dass der Mittel-
punkt der angenommen kreisförmigen Rissfrontgeometrie
bei Anpassung an die tatsächliche Rissfront etwa 2 mm
oberhalb der Kopfoberfl äche liegt. Auf eine systematische
Korrektur dieses Fehlers wurde hier ebenso verzichtet wie
auf die Berücksichtigung der gekrümmten Kopfoberfl äche.
Die Abb. 7-16 vereinigt alle Messungen nach Gl. (7-1). Für
die Probe 35 wurde eine Lebensdauer von 420 000 Zyklen
angenommen. Trotz dieser Annahme und der Verwendung
extrapolierter Werte ordnet sie sich gut in das Gesamtbild
ein.
Der Betriebsfestigkeitsversuch Probe 34 ordnet sich ebenfalls
in das Gesamtbild ein. Aufgrund der wenigen Versuche und
der vorhandenen Lebensdauerstreuung wird von differen-
zierten Schussfolgerungen zur Lage der einzelnen Kurven
abgesehen. Es ist jedoch zu vermuten, dass höhere Ampli-
tuden zu einer, bezogen auf die Zeitbasis N/NB, früheren
Rissinitiierung und damit eher zu größeren Risstiefen führen.
Insofern zeigt der Betriebsfestigkeitsversuch in Abb. 7-16 ein
Risswachstum, das eher einer höheren Amplitude zuzuord-
nen ist.
Die Vermessung der Bruchfl äche erwies sich aufgrund der
unscharfen Kontur beim Übergang vom Schwingbruch zum
Gewaltbruch als stark fehlerbehaftet. In Abb. 7-17 ist die
Risstiefe in Abhängigkeit von der Belastungsamplitude ange-
geben, wobei die Streuung der Ergebnisse ersichtlich ist.
Die Messung der Risstiefe auf der Bruchfl äche erfolgt in
Anlehnung an das Schienenprofi l. Es wird dazu der senk-
rechte Abstand der Tangente an den höchsten Punkt des
Schienenkopfs und ihrer Parallele an den tiefsten Punkt der
Rissfront gemessen. Die nach dem gleichen Verfahren ermit-
telte Risstiefe beträgt für den abgebrochenen Versuch Probe
35 rund 19 mm (siehe auch Abb. 7-15) und für den Betriebs-
festigkeitsversuch Probe 34 rund 29 mm.
Abb. 7-13
Kerb nach dem Bruch, Probe 22
Näherungsweise Bestimmung der Risstiefe:
(7-1)
Abb. 7-14
Festlegungen zur Bestimmung der Risstiefe aus den Oberfl ächenmes-
sungen (Probe 35)
Abb. 7-15
Messung und Berechnung der Risstiefe am Beispiel der Probe 35 Berechnung mit extra- und Interpolierten Messwerten
a
bc
27
Forschungsbericht 283
Abb. 7-16
Angabe der Risstiefe in Abhängigkeit vom Versuchsfortschritt
Geht man mit dem Wert von 29 mm in die Regressionsgerade
der Abb. 7-17, so ergibt sich als Spannungsamplitude
±110 MPa. Diese Amplitude kann, da sie mit dem Schädi-
gungskriterium „Risstiefe“ gewonnen wurde, als schädi-
gungsäquivalente Amplitude für die Belastung im Betriebs-
festigkeitsversuch angesehen werden.
Die Messung der Riss- bzw. Kerbaufweitung über den COD-
Aufnehmer liefert ebenfalls ein mit der Rissentwicklung kor-
reliertes Signal. Anhand des COD-Signals lässt sich vermu-
Abb. 7-17
Gemessene Risstiefe der Einstufenversuche bei Versuchsende
ten, dass sich zwischen 40 und 60 % der Lebensdauer ein
wachstumsfähiger Riss gebildet hat. Die Abb. 7-17 zeigt
exemplarisch die COD-Verläufe zweier Einstufenversuche
und des Betriebsfestigkeitsversuchs Probe 34.
Die Probe 24 repräsentiert den ersten Versuch, dargestellt
sind die Werte der kontinuierlichen Datenaufzeichnung. Die
beiden erkennbaren Sprünge in der zweiten Hälfte könnten
ihre Ursache im diskontinuierlichen Risswachstum haben.
28
Forschungsbericht 283
Die Probe 25 und die Probe 34 zeigen die Messwerte aus
dem handschriftlichen Versuchsprotokoll. Die Streuung der
Werte von Probe 25 erklärt sich durch elektrische Störungen,
während Probe 34 sich deutlich besser darstellt.
7.6 Gegenüberstellung Rissfortschritt SE(B)-Proben und Schienenabschnitte Die aus den Versuchen mit Schienen ermittelten Rissfort-
schrittsraten können direkt mit den Ergebnissen der Werk-
stoffproben verglichen werden. Die Berechnung des Span-
nungsintensitätsfaktors nach Budnitzki und Edel [39] ist bis
Normierte Lebensdauer N/NB
CO
D-S
pitz
en-S
pitz
enw
ert
inm
Abb. 7-17
Verlauf des COD-Signals (Spitzen-Spitzenwert)
K in MPa mm1/2
da/d
N in
mm
/Sch
win
gspi
el
da/dN = C (?KI)m
?KI = ??b (?a)1/2
zu einer bestimmten Risstiefe, die etwa der vorliegenden
kritischen Risstiefe von 35 mm entspricht, in der bekannten
einfachen Form möglich. Die Abb. 7-18 zeigt in einem Riss-
fortschrittsdiagramm die Regressionsgeraden und die sich
ergebenden Paris-Exponenten m. Berücksichtigt man die
unterschiedlichen R-Verhältnisse sowie die tendenziell zu
groß bestimmte Risstiefe im Schienenversuch, nähern sich
die Geraden der beiden Probenarten weiter an. Zu beachten
ist, dass bei der Berechnung des Spannungsintensitätsfak-
tors das R-Verhältnis vernachlässigt und die volle Schwing-
weite angesetzt wurde
Abb. 7-18
Vergleich der Rissfortschrittsraten von Schienen- und Werkstoffproben
da/dN = C ( KI)m
KI = b ( a)1/2
m = 5,1 m = 4,2 und 5,1
29
Forschungsbericht 283
Der Prüfstand hat sich für Wechsellasten konstanter und
variabler Lastamplitude bewährt. Obwohl Gegenversuche zu
den Untersuchungen in [23] nicht ausgeführt wurden, ergibt
sich aus dem Vergleich der mit starken Head Checks geschä-
digten Schienen und den gekerbten Schienen, dass der Kerb
für die Ermittlung der Lebensdauer und dem sich ausbrei-
tenden Querriss ein gutes Äquivalent für starke Head Checks
ist.
Die unter der defi nierten Geometrie und den nachvollziehba-
ren Lasten ermittelten Lebensdauern ergeben eine Daten-
basis, um Lebensdauerberechnungen zu validieren. Das
ermittelte Risswachstum ist unter Beachtung des Messfehlers
ebenfalls zur Validierung verwendbar.
Die Rissmessung kann durch Kalibrierung der COD-Messung
verbessert werden. Dazu ist es erforderlich, Versuche in
verschiedenen Phasen abzubrechen und die Proben aufzu-
brechen (siehe Versuch 9, Probe 35). Die Vermessung des
Risses auf der Bruchfl äche und eine Zuordnung zum COD-
Signal sind dann möglich. Ebenso ist die Entwicklung der
Rissfront, besser approximierbar durch eine Ellipse mit sich
verschiebenden Brennpunkten, beschreibbar. Eine parallele
Berechnung der Rissaufweitung wäre hilfreich, um den Ein-
fl uss der Form der Rissfront bzw. -fl äche auf das COD-Signal
zu untersuchen. Gleichzeitig wäre das ein Beitrag zur Vali-
dierung der Berechnungsverfahren.
Die durch den Kerb vorgegebene Vorzugsrichtung für eine
mögliche Rissausbreitung hatte aufgrund der dominierenden
Mode-I-Belastung keinen Einfl uss auf die Entwicklung des
Querrisses. Für eine realitätsnähere Belastung und damit für
eine modifi zierte Rissausbreitung insbesondere zu Beginn
der Phase 2 erscheinen zwei Aspekte von Bedeutung:
8 Diskussion und Schlussfolgerungen
– Berücksichtigung der thermisch induzierten Spannun-
gen
– Einführung einer ortsveränderlichen Krafteinleitung
Aufgrund des Aufwandes für einen modifi zierten Versuchauf-
bau einerseits und bereits bestehender komplexer Versuch-
einrichtungen andererseits [40] ist eine präzise Zielorientie-
rung, in denen das erwartete Verhalten rechnerisch
vorweggenommen wird, für anschließende experimentelle
Aufgabenstellungen sinnvoll.
Der durchgeführte Betriebsfestigkeitsversuch lässt als orien-
tierender Versuch die Schlussfolgerung zu, dass der wesent-
liche Anteil der Schädigung durch die einzelnen Überrollungen
verursacht wird. Ausgehend von der Zahl der Überrollungen
und unabhängig davon, ausgehend von der erreichten
Risstiefe, ergibt sich als Amplitude eines Einstufenversuches
mit der aufgenommenen Wöhlerlinie ±115 bzw. ±110 MPa.
Damit ist, unter Berücksichtigung der Versuchsunsicherheit,
zumindest hypothetisch, eine für das Versuchskollektiv schä-
digungsäquivalente Amplitude gemäß Aufgabenstellung
gefunden.
Um mit einer Schädigungsrechnung direkt auf die äquivalente
Amplitude schließen zu können, muss das Verhalten des
Werkstoffs hinreichend untersucht sein [41]. Zum Beispiel
wird in [42] gezeigt, wie an Werkstoffbiegeproben unter
variabler Belastung Daten für eine Berechnung des Rissfort-
schrittverhaltens gewonnen werden. Für die Ableitung ver-
allgemeinerungsfähiger Aussagen zur Schadensakkumulation
sind weitere Versuche mit variierten Kollektiven an Bauteil-
bzw. Werkstoffproben erforderlich.
Die Forschungsstelle BAM führte Untersuchungen zur Aus-
breitung von Querrissen im Bauteil Schiene in zehn Einstufen-
und Betriebsfestigkeitsversuchen durch. Es wurden die
Lebensdauer und die Rissentwicklung einer durch einen
außermittigen Kerb vorgeschädigten Schiene des Profi ls
60 E1 (260) ermittelt. Die gekerbten Schienen zeigen ein zu
aus der Literatur bekannten Schienen mit starken Head
Checks vergleichbares Verhalten. Der Rissfortschritt der
Bauteilversuche wird mit Ergebnissen an SE(B)-Proben ver-
9 Zusammenfassung
glichen. Die Ableitung der Belastungsfunktion aus realen
Schienenbelastungen für die 3-Punkt-Biegung unter Wech-
sellast und die Versuchsbedingungen werden als Basis für
die Validierung von Berechnungsverfahren hinreichend
beschrieben.
Wir möchten an dieser Stelle dem BMBF für die fi nanzielle
Förderung des Vorhabens danken.
30
Forschungsbericht 283
10 Literatur
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31
Forschungsbericht 283
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[42] JOSEFSON, B. L.; SVENSSON, T.; RINGSBERG, J.
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Eng. Fract. Mech. 66(2000), S. 587 – 600
32
Forschungsbericht 283
Insgesamt wurde auf der Grundlage des Zuwendungsbe-
scheids vom 21. Juli 2004 eine Förderung in Höhe von
39.455 € in Anspruch genommen. Davon entfallen 31.432 €
auf Personalmittel, für die ein Techniker zur Durchführung der
11 Verwendung der Fördermittel (Überblick)
Versuche für ein Jahr eingestellt worden war. Vom Rest ent-
fallen rund 5713 € auf Verwaltungskosten und Verbrauchs-
mittel sowie rund 2310 € auf Reisemittel.
Als Graue Literatur sind folgende Beiträge in Verbindung mit
der Arbeit an dem Projekt entstanden und verbreitet wor-
den:
NICKOL, N.: Numerische Ermittlung der Schienenbelastung
beim Überrollen durch einen ICE-Mittelwagen und Bestim-
mung des Lastangriffbereichs für die Lebensdauerprüfung
eines angerissenen Schienenstücks. - TFH Berlin, FB II, Dipl.-
Arbeit, 2005
BREKOW, G; BORK, C.-P.; SCHÖNE, D.; KÖHLER, F.:
Risstiefenbestimmung mit Ultraschall an dauerschwingbe-
lasteten Schienentestkörpern. – In: DGZfP-Jahrestagung
2007, 14.- 16.5.2007, Fürth (Proceedings) (2007) BB 104-CD
(Poster 10), 1-6; Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Zerstö-
rungsfreie Prüfung (DGZfP)
ISBN 978-3-931381-98-1
12 Veröffentlichung der Ergebnisse
SCHÖNE, D.; BORK, C.-P.; BREKOW, G.: Fatigue Tests with
Notched Rails. – In: Workshop on “Fatigue and Damage
Tolerance of Railway Rails”, Paris, May 10-11, 2007/European
Structural Integrity Society (ESIS) – Technical Committee (TC)
24; Zerbst, U. [Hrsg.]
SCHÖNE, D.; BORK, C.-P.: Schwing- und Betriebsfestig-
keitsuntersuchungen an vorgeschädigten Eisenbahnschienen
des Profi ls UIC 60. - In: Bruchmechanische Werkstoff- und
Bauteilbewertung: Beanspruchungsanalyse, Prüfmethoden
und Anwendungen, 41. Tagung des DVM-Arbeitskreises
Bruchvorgänge, Wuppertal, 17.-18.02.2009. – S. 253 - 262
(DVM-Berichte ; 241)
33
Forschungsbericht 283
AnlageTab. A-1
Spaltenweise Folge der Extremwerte (Umkehrpunkte) der realen Biegespannungen b des ICE-Musterzugs
34
Forschungsbericht 283
Tab. A-1
Spaltenweise Folge der Extremwerte (Umkehrpunkte) der realen Biegespannungen b des ICE-Musterzugs – Fortsetzung
35
Forschungsbericht 283
Tab. A-2
Klassenzuordnung der realen Biegespannungen b des ICE-Musterzugs auf der Grundlage der Originaldaten [34]
36
Forschungsbericht 283
Tab. A-3
Spaltenweise Folge der Extremwerte (Umkehrpunkte) der Biegespannungen b im Betriebsfestigkeitsversuch Probe 34
37
Forschungsbericht 283
Tab. A-3
Spaltenweise Folge der Extremwerte (Umkehrpunkte) der Biegespannungen b im Betriebsfestigkeitsversuch Probe 34 – Fortsetzung
38
Forschungsbericht 283
Tab. A-4
Klassenzuordnung der Biegespannungen b im Betriebsfestigkeitsversuch Probe 34