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gedruckt & mobil suedostschweiz.ch AUSGABE GRAUBÜNDEN Samstag, 30. April 2016 | Nr. 117 | AZ 7000 Chur | CHF 3.30 INSERAT Zentralredaktion Sommeraustrasse 32, Postfach, 7007 Chur, Tel. 081 255 50 50, E-Mail: [email protected] Reichweite 164 000 Leser (MACH-Basic 2015-2) Kundenservice/Abo Tel. 0844 226 226, E-Mail: [email protected] Inserate Somedia Promotion, Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, Tel. 081 255 58 58, E-Mail: [email protected] INSERAT Wetter heute Nord- und Mittelbünden Inhalt Region 2 Churer Kinos 7 Todesanzeigen 15 Forum 16 Nachrichten 17 Boulevard 20 Leben 21 Wetter / Börse 11 TV-Programm 12 Sport 29 4°/ 16° Seite 11 Bilder Marco Hartmann, Pressebild, Keystone Auf Kundenfang im globalen Dorf Graubünden Ferien hat eine neue Strategie. Im Mittelpunkt steht einer, der lange vergessen war: der Gast. Ein Kommentar von Olivier Berger Regionalr P ersönlich war er zwar nicht anwesend, und doch war er allgegenwärtig an der gest- rigen Präsentation der neu- en Strategie der kantonalen Marketingorganisation Graubünden Ferien (GRF): der Kunde. Er soll künf- tig sagen,was er vom Ferienkanton Graubünden erwartet, und die Touris- tiker schaffen dann die gewünschten Produkte und Angebote. Das tönt lo- gisch, ist aber so etwas wie eine kleine Revolution. Oſt war es bisher so gewe- sen, dass sich der Bündner Tourismus am grünen Tisch Produkte ausdachte und danach fieberhaſt nach jeman- dem suchte, der sie kaufen wollte. Das Problem der letzten Jahre war, dass immer weniger Gäste die theore- tisch brillanten Produkte haben woll- ten – die Logiernächtestatistik spricht Bände. Statt nun aber über das Ange- bot nachzudenken, zog man hinaus in die Welt in immer fernere Märkte und hoe dort, irgendwo in Asien oder Südamerika doch noch Käuferinnen und Käufer für das Produkt Graubün- den aufzustöbern. Geklappt hats bis- her nicht so wirklich. Die GRF-Spitze unter Präsident Marcel Friberg hat jetzt ganz genau hingeschaut und herausgefunden, dass sich die Welt geändert hat.Durch die Digitalisierung ist die Welt zwar zum viel zitierten globalen Dorf ge- schrumpſt – sie hat sich aber auch mehr aufgesplittert. Es tauscht sich eher der Biker aus Peking mit jenem aus Peist aus, als dass dies zwei Nach- barn im deutschen Paderborn tun. Nicht mehr die geografische Herkunſt schweisst zusammen und weckt tou- ristische Begehrlichkeiten, sondern ge- meinsame Interessen. Der Weg, den GRF mit seiner neuen Strategie einschlagen will, ist deshalb der richtige. Man will nicht mehr mit Aussenbüros und Standaktionen die Ländermärkte bearbeiten, sondern all die äusserst unterschiedlichen Szenen fragen, was sie sich bei uns wünschen. In einem anderen Bereich der neu- en Strategie besinnt sich GRF auf alte Stärken. Statt um jeden Preis Russen, Chinesen, Brasilianer und Polen nach Graubünden locken zu wollen, wirbt GRF neu wieder um jenen Gast, der Graubünden seine Liebe nie aufge- kündigt hat und dem jeder noch so tiefe Eurokurs egal ist: den Schweizer. Noch ist die neue GRF-Strategie nicht viel mehr als eine Powerpoint- Präsentation. Aber: Die Richtung stimmt. Und das allein ist schon eine gute Nachricht. Kontaktieren Sie unseren Autor: [email protected] er Berger , redaktor MIT STELLENMARKT LEBEN Brautmode: Milena Zoro verhilft Bräuten zum perfekten Kleid. SEITE 21 SPORT Traum: Claudio Ranieri kann Leicester City morgen zum Meistertitel führen. SEITE 32 REGION/ NACHRICHTEN 1. Mai: Unia-Präsidentin Vania Alleva und die übrigen Gewerkschaften stehen im Gegenwind. SEITEN 7 UND 17 REGION Wende um fünf vor zwölf Graubünden Ferien will das Steuer herumreissen, bevor es zu spät ist: Präsident Marcel Friberg erklärt der Öffentlichkeit, wie er wieder mehr Gäste in den Kanton locken will: mit einer völlig neuen Strategie. KOMMENTAR UNTEN, SEITE 3 Apfelsaft mit Passugger Mineral Finanzanalyse und Vermögensverwaltung 9 771424 751007 60017

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Wetter heuteNord- undMittelbünden

InhaltRegion 2Churer Kinos 7Todesanzeigen 15Forum 16Nachrichten 17

Boulevard 20Leben 21Wetter / Börse 11TV-Programm 12Sport 29

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Bilder Marco Hartmann, Pressebild, Keystone

Auf Kundenfang im globalen DorfGraubünden Ferien hateine neue Strategie. ImMittelpunkt steht einer,der lange vergessen war:der Gast.

Ein Kommentarvon Olivier BergerRegionalr

P ersönlich war er zwar nichtanwesend, und doch war erallgegenwärtig an der gest-rigen Präsentation der neu-en Strategie der kantonalen

Marketingorganisation GraubündenFerien (GRF): der Kunde. Er soll künf-tig sagen,was er vom FerienkantonGraubünden erwartet, und die Touris-tiker schaffen dann die gewünschtenProdukte und Angebote. Das tönt lo-gisch, ist aber so etwas wie eine kleineRevolution.Oft war es bisher so gewe-sen, dass sich der Bündner Tourismusam grünen Tisch Produkte ausdachteund danach fieberhaft nach jeman-dem suchte, der sie kaufen wollte.

Das Problem der letzten Jahre war,dass immer weniger Gäste die theore-tisch brillanten Produkte haben woll-ten – die Logiernächtestatistik sprichtBände. Statt nun aber über das Ange-bot nachzudenken, zog man hinaus in

die Welt in immer fernere Märkte undhoffte dort, irgendwo in Asien oderSüdamerika doch noch Käuferinnenund Käufer für das Produkt Graubün-den aufzustöbern. Geklappt hats bis-her nicht so wirklich.

Die GRF-Spitze unter PräsidentMarcel Friberg hat jetzt ganz genauhingeschaut und herausgefunden,dass sich die Welt geändert hat. Durchdie Digitalisierung ist die Welt zwarzum viel zitierten globalen Dorf ge-schrumpft – sie hat sich aber auchmehr aufgesplittert. Es tauscht sicheher der Biker aus Peking mit jenemaus Peist aus, als dass dies zwei Nach-barn im deutschen Paderborn tun.Nicht mehr die geografische Herkunftschweisst zusammen und weckt tou-ristische Begehrlichkeiten, sondern ge-meinsame Interessen.

Der Weg, den GRF mit seiner neuenStrategie einschlagen will, ist deshalb

der richtige.Man will nicht mehr mitAussenbüros und Standaktionen dieLändermärkte bearbeiten, sondern alldie äusserst unterschiedlichen Szenenfragen,was sie sich bei uns wünschen.

In einem anderen Bereich der neu-en Strategie besinnt sich GRF auf alteStärken. Statt um jeden Preis Russen,Chinesen, Brasilianer und Polen nachGraubünden locken zu wollen,wirbtGRF neu wieder um jenen Gast, derGraubünden seine Liebe nie aufge-kündigt hat und dem jeder noch sotiefe Eurokurs egal ist: den Schweizer.

Noch ist die neue GRF-Strategienicht viel mehr als eine Powerpoint-Präsentation.Aber: Die Richtungstimmt.Und das allein ist schon einegute Nachricht.

Kontaktieren Sie unseren Autor:[email protected]

er Berger,redaktor

MIT STELLENMARKT

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Brautmode:Milena Zoroverhilft Bräutenzum perfektenKleid. SEITE 21

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Traum: ClaudioRanieri kannLeicester Citymorgen zumMeistertitelführen. SEITE 32

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1. Mai: Unia-PräsidentinVania Alleva und dieübrigen Gewerkschaftenstehen im Gegenwind.SEITEN 7 UND 17

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Wendeum fünfvor zwölfGraubünden Ferien will das Steuerherumreissen, bevor es zu spät ist:Präsident Marcel Friberg erklärt derÖffentlichkeit, wie er wieder mehr Gästein den Kanton locken will: mit einer völligneuen Strategie. KOMMENTAR UNTEN, SEITE 3

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Südostschweiz | Samstag, 30. April 2016

REGION

INSERAT

Kampf gegen die Kälte: Trotz Wachskerzen sind die Frostschäden in den Bündner Weinbaugebieten beträchtlich. Bild Gian Ehrenzeller/Keystone

Zizerser Winzer sindbesonders betroffenEntwarnung für die Bündner Weinbauern: In der Nacht auf dengestrigen Freitag wars nicht mehr so kalt wie in der Nacht zuvor.Allerdings sind die Schäden um einiges grösser als zunächst befürchtet.

von Hansruedi Berger

Am Donnerstag hatten dieWinzer in der BündnerHerrschaft noch gehofft,dass der Frosteinbruch anden Reben relativ geringe

Schäden verursachen würde (Ausgabevon gestern). Insbesondere hofften sieauch, dass es in der Nacht auf gesternnicht mehr so kalt sein würde. Zwarwar Letzteres der Fall – die Temperatu-ren waren rund zwei Grad wärmer alsin der Nacht zuvor –, allerdings zeigtsich jetzt, dass die Schäden, die derFrost in der Nacht auf Donnerstag ver-ursacht hat, deutlich grösser sind alszuerst angenommen.

Klarer Himmel über ZizersGanz übel mitgespielt hat der FrostdenWinzern in Zizers.Der lokaleWein-baupräsident Manfred Meier geht da-von aus,dass übers ganze Anbaugebietrund 50 Prozent der Reben betroffensind. Entstanden sind die Schäden inder Nacht auf Donnerstag. Der Grund,weshalb Zizers massiv stärker vomFrost heimgesucht wurde als die Herr-schaft,liegt an derWitterung.Währendab Landquart der Himmel bedeckt ge-

wesen sei, habe in Zizers klarer Him-mel geherrscht, so Meier.Die Folge: DieTemperaturen waren in Zizers um fastzwei Grad kälter.

In der Bündner Herrschaft sindzwar in einzelnen Anbaugebietenebenfalls bis zu 50 Prozent der Rebenbetroffen, bestätigt Georg Fromm, Prä-sident des Verbandes GraubündenWein. In anderen Lagen seien die Schä-den jedoch um einiges geringer. Amstärksten betroffen seien die Weiss-weinsorten Chardonnay,Gewürztrami-ner und Pinot Blanc.

Chardonnay treibt am frühestenDies weiss auch Winzer Martin Do-natsch aus Malans. Auch er hat aufeinem seiner Anbaugebiete einenSchaden bei den Chardonnay-Traubenvon 50 Prozent zu verzeichnen. Aller-dings seien die Schäden auf einem an-deren Anbaugebiet im Talboden,wo eseigentlich hätte kälter sein sollen, be-deutend geringer. Warum dies der Fallsei, sei im Moment noch eine offeneFrage. Dass Weissweintrauben beson-ders von der Kälte betroffen wurden,hat laut Donatsch einen einfachenGrund: Diese Reben treiben früherund sind somit anfälliger gegen Frost.

Am weitesten fortgeschritten sei je-weils die Chardonnay-Rebe, so Do-natsch.

Ernteausfall nicht abschätzbarDass in einzelnen Gebieten bis zu50 Prozent Schadensfälle zu verzeich-nen sind, bedeutet laut Donatsch abernicht einen Ernteausfall in gleicherHöhe. Denn die abgestorbenen Haupt-knospen könnten einerseits durchNebenknospen ersetzt werden. Ande-rerseits müsse man allenfalls im Rei-fungsprozess weniger Trauben heraus-schneiden.

Nähere Prognosen könnten jedochzum gegenwärtigen Zeitpunkt nochnicht gemacht werden. Wie hoch derErnteausfall sein werde,werde sich erstin den nächsten zehn Tagen einiger-massen herauskristallisieren, so Do-natsch.Wichtig sei dabei insbesondere,dass es nicht nochmals sehr kalt werde.

Auf warme Temperaturen hofftauch Fromm. Die Prognosen der Me-teorologen würden zumindest für dienächsten zwei Wochen Entwarnunggeben. «Sicher kann man jedoch niesein. Die Eisheiligen sind noch nichtvorbei», dämpft Fromm umgehendübertriebenen Optimismus.

KurznachrichtenMehr unter suedostschweiz.ch/meineGemeinde

SILVAPLANA

Corvatsch AGmacht Gewinn von 84000 FrankenDie Corvatsch AG schliesst das Geschäftsjahr 2014/15 mit einem Ge-winn von 84 000 Franken.Der Umsatz bei den Transportanlagen istum fast zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen.Die Sommer-einnahmen verharren allerdings seit mehreren Jahren auf niedrigemNiveau.Die Frequenzen bei der Seilbahn und der Skilifte sind gegen-über dem Vorjahr leicht gesunken. Trotzdem wird das Investitionspro-gramm plangemäss fortgesetzt. (fh)

BildPressebild

SILVAPLANA

Schwarze Zahlenfür Piz NairDie Piz Nair AG durfte an der Ge-neralversammlung von gesternFreitag erstmals seit Längeremwieder einen Geschäftsberichtmit Gewinn präsentieren.Dieserbeträgt mehr als 37500 Franken.In der Wintersaison 2014/15 er-zielte das Oberengadiner Berg-bahnunternehmen eine Zunah-me der Frequenzen bei der Luft-seilbahn um drei Prozent und beider Sesselbahn um zehn Prozentgegenüber dem Vorjahr. Im Som-mer lagen die Frequenzen derLuftseilbahn hingegen leichtunter dem Vorjahr.Dieses Ergeb-nis hängt mit den schlechten Wet-terbedingungen in den Wander-monaten zusammen. (fh)

SAMEDAN

Samedan wagtneuen WegNach langer Diskussion haben dieStimmbürgerinnen und Stimm-bürger von Samedan am Don-nerstag Ja zur Beteiligung an derneuen Tourismusorganisation En-gadin St.Moritz Tourismus AG ge-sagt. Das Ergebnis lag schlussend-lich bei 95:48 Stimmen und sie-ben Enthaltungen.Umstrittenwar diese Beteiligung unter ande-

rem,weil Samedan ab 2018 ganze360000 Franken mehr an die Tou-rismusorganisation bezahlenmuss als bisher. Der neue Verteil-schlüssel wird auf die Einwohner-zahl statt auf die Logiernächteausgerichtet. Kritisiert wurde wei-ter, dass noch zu wenig klar sei,was die neue Tourismusorganisa-tion überhaupt bringe. (fh)

SILVAPLANA

Silvaplana: Ja zurTourismusorganisationEinstimmig hat die Gemeindever-sammlung von Silvaplana amDonnerstag entschieden, sich ander neuen TourismusorganisationEngadin St.Moritz Tourismus AGzu beteiligen. Ja sagten dieStimmberechtigten auch zur Teil-revision der Ortsplanung.Damitkann das Hotel «Conrad» neu indie Hotelzone Dorfkern zugewie-sen werden. Für die freiwilligeUmzonung erhält die Conrad’sMountain Lodge AG eine Entschä-digung aus dem Förderfonds derGemeinde im Rahmen von 1,5Millionen Franken.Mit diesemBeitrag à fonds perdu verpflichtetsich die Eigentümerin zur dau-ernden Führung eines traditionel-len Beherbergungsbetriebs. DerBeitrag wird nur ausbezahlt,wenn das Hotel «Conrad» umge-baut und erweitert wird. (fh)

Ruchs Rubrik

Der Blick der SignorineChristian Ruchfa la spesa

Sehnen sich die Bündner nach Ita-lianità, gönnen sie sich ein Chia-venna-Reisli. Das beschauliche

Städtchen bietet Pizza und Piazza, dasalles aber wohltemperiert und eidge-nossenkompatibel. Der verrottete ita-lienische Staat liesse sich zwar bereitsam Bahnhof besichtigen, aber da wol-len Bündner natürlich gar nicht hin.Warum auch, gibt es doch neben demBahnhof jeden Samstag – also auchheute, falls Sie noch nichts vorhaben– auf dem Mercato diese wunderba-ren 10-Euro-Hemden zu erstehen, dieaus meinem Kleiderschrank längsteine italienische Enklave machen.Da die Bündner geradezu scharenwei-se nach Chiavenna strömen, sollten

Sie im Fall eines ausserehelichenGschleipfs mit dem Schätzali vor-sichtshalber Venedig ansteuern.Oderhalt,wenns doch Chiavenna sein soll,mit der Gattin beim Apérol Spritz dieFrage erörtern, ob es eigentlich schadeist, dass das Veltlin nicht mehr zuGraubünden gehört. Einerseits schon,zumal das die Bündner, Gian und Gia-chen seis geklagt, selber versteinbockthaben, andererseits auch wiedernicht, denn sonst liesse sich das einsti-ge Untertanenland ja nicht schluck-weise zurückerobern.

Wenn Sie dann noch was Spannen-des erleben wollen, rate ich zu einemBesuch bei Iperal, einem Supermarktder Superlative in der Agglo von Chia-venna.Hier tobt das pralle Leben vielmehr als im Centro storico.Dass manan der Wursttheke wie bei uns in derPost ein Nümmerli ziehen muss, istdoch eher etwas unitalienisch.Wobeiich hoffe, dass das bei der Post jetzt

niemand liest, sonst bietet sie womög-lich neben Schoggi auch noch Schin-ken an.

Sehr italienisch dagegen wird es,wenn man eine Iperal-Angestelltefragt,wo denn das Olivenöl steht.Würden nette Migros-Fräulein sofortalles stehen und liegen lassen, um unszum Produkt zu geleiten, schaueneinen die Signorine an, als habe manUnkeusches von ihnen verlangt. Dannüberlegen sie fünf Minuten, ehe siemit unwirscher Kopfbewegung in ir-gendeine Richtung zu zeigen. Sie fin-den sich dann irgendwo zwischen Le-monsoda und Eros-Ramazzotti-CDswieder. Aber nicht beim Olivenöl. Undspätestens jetzt wissen Sie: Das istwirklich nicht mehr Bündner Boden.Benvenuti!

Kontaktieren Sie unseren Autor:[email protected]

Infos und Veranstaltungen unter: www.fdp-chur.ch

Churer Wahlen 2016, 5. Juni 2016

Kein Slogan. Action!Messen Sie uns an unseren Taten und nicht an einem Slogan.

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Südostschweiz | Samstag, 30. April 2016 REGION 3

Im Bündner Tourismus hatkünftig der Gast das SagenSchweizer statt Engländer, Interessengruppen statt Regionen: Graubünden Ferien richtet sich völlig neu aus.Geld wird künftig nur noch ausgegeben,wenn damit mehr Gäste angelockt werden.

von Olivier Berger

M arcel Friberg ist keiner,der lange um den heis-sen Brei herumredet.«Träumenbringt nichts,Träume müssen wir

den Gästen verkaufen», sagte der Prä-sident der touristischen Dachorgani-sation Graubünden Ferien (GRF) ges-tern in Chur vor denMedien.Es warennicht die einzigen klaren Worte ausFribergs Mund. «Es muss pulsieren, esmuss Leben sein in einer Destina-tion», sagte er auch. Und: «Wenn derGast bei uns ist, will er Emotionen se-hen.»

Fribergs Problem ist derzeit: VieleGäste sehen keine Emotionen,weil siegar nicht erst nach Graubünden rei-sen. Von 6,2 Millionen im Jahr 2008auf 4,7 Millionen im vergangenenJahr sind die Logiernächte ge-schrumpft. Spönne man den Fadenunter den Voraussetzungen weiter,wären es im Jahr 2020 noch 3,3 Millio-nen – das wäre eine Halbierung derÜbernachtungen innert zwölf Jahren.

Die Rückkehr der SchweizerBevor es soweit ist, will GRF Gegen-steuer geben,und zwar mit einer Stra-tegie, die es in sich hat. Friberg undMyriam Keller, noch bis im Spätsom-mer interimistische GRF-Direktorin,präsentierten das viel diskutierte undlange erwartete Papier gestern der Öf-fentlichkeit. Manches in der Strategieist eine eigentliche Kehrtwende. DasBuhlen um Schweizer Gäste etwa, dasder Kanton vor rund acht Jahren vonGRF zu den Destinationen verlagerthat. GRF habe künftig wieder einenstarken «Fokus Schweiz»,sagte Friberggestern.

Das hat seinen guten Grund. Auchwenn GRF in den vergangenen Jahrennach der Neuausrichtung vor allemdie Märkte in Deutschland, den Bene-luxstaaten und in Grossbritannien ge-zielt bearbeitet hat, waren es vor al-lem die Schweizerinnen und Schwei-zer, die den Bündner Tourismus vordem totalen Absturz bewahrt haben.«Im Jahr 2008 war das Verhältnis vonausländischen zu Schweizer Gästen

noch 1:1», erklärte Friberg. «Im ver-gangenen Jahr war es 1:1,5.» Jetztmüsse dafür gesorgt werden, dass dieSchweizer Gäste –meist auf Kurzvisite– länger blieben.

Der Kunde macht das ProduktEine zweite eigentliche Kehrtwendeist der Umgang mit Gästen und Pro-dukten. Bisher wurden in Graubün-den touristische Angebote entwickelt,und danach wurde versucht, diese anden Mann und die Frau zu bringen.«Wir wollen jetzt schauen, welche Be-dürfnisse auf dieser Welt vorhandensind», sagte Friberg. Denn: «Wenn wirdas nicht haben, was nachgefragtwird, sind wir nicht dabei.» Bei derEntwicklung von Produkten und An-geboten werde künftig nur noch in-vestiert,wo das Sinn mache.Man wer-de sich bei jedem Franken, der ausge-geben werde, fragen: «Bringt er mehrGäste nach Graubünden?»

Das Motto bei der Produkteentwi-cklung laute künftig: «Lieber weniger

als alles», sagte Friberg. GRF will des-halb auf die veränderten Umstände inder digitalisierten Welt reagieren.Statt Ländermärkte sollen sogenannteNeigungsgruppen bearbeitet werden;Gruppen von Gleichgesinnten mitähnlichen Bedürfnissen also: Moun-tainbiker, Wanderer, Wintersportlermit all ihren Untergruppen.

Umsetzung beginnt sofortErreichen will man diese Gruppen ge-zielt, indem GRF ein eigentliches Kom-

petenzzentrum für Digitalisierungaufbaut,wie Interimsdirektorin Kellererklärte.Überhaupt will die Dachorga-nisation vermehrt Dienstleistungenfür Partner anbieten und denkt dabeilaut Keller nicht mehr nur an die Des-tinationen, sondern auch an die Tech-nologiebranche und die übrige Bünd-ner Wirtschaft. Shared Services nenntsich das und soll auch zu höherer Kos-teneffizienz in der Branche sorgen.

Der Zeitplan für die Umsetzungder Strategie ist ehrgeizig. Noch imlaufenden Jahr sollen die Strukturenvon GRF an die neuen Anforderungenangepasst und das nötige Personal re-krutiert werden. Bereits im kommen-den Jahr soll die Strategie ihre Wir-kung im Markt erzielen. Danebenarbeitet GRF aktiv an neuen Produk-ten. Keller nannte ein Beispiel: MitUnterstützung des Bundes entwickeltman derzeit für die 360000 Mitgliederdes Schweizer Turnverbands Grup-penreisen, die einfach und ohne Um-stände gebucht werden können.

Klare Botschaft, klare Strategie: Präsident Marcel Friberg und Interimsdirektorin Myriam Keller erklären vor den Medien, wiesich Graubünden Ferien neu erfinden will. Bild Marco Hartmann

«Wenn wir dasnicht haben,was nachgefragtwird, sind wirnicht mehr dabei.»Marcel FribergPräsident Graubünden Ferien

Spital Ilanz:ChefarztgesuchtPatrick Mäder, Chefarzt Chirurgie, ver-lässt das Regionalspital Surselva inIlanz per Ende Oktober, um sich einerneuen beruflichen Herausforderungzu stellen. Das teilte die Leitung desSpitals gestern mit. Mäder war zehnJahre in Ilanz tätig, zuerst als Chefarztder Unfall- und Viszeralchirurgie,dannwährend neun Jahren auch als Chef-arzt der Orthopädie. Als Mitglied derSpitalleitung und seit Mitte 2015 alsMitglied der Geschäftsleitung war ernach Angaben der Spitalleitung mass-geblich an der operativen Leitung desSpitals beteiligt. (dea)

Weinbauernladen in ihreTorkel einMorgen Sonntag, 1.Mai, laden in derDeutschschweiz wieder 220 Weinbau-betriebe zum Besuch ihrer Keller ein.In Graubünden öffnen verschiedeneSelbstkelterer zwischen Fläsch und Zi-zers ihre Torkel und Weinflaschen,wiees in einer Mitteilung heisst. Einige da-von sind Markus Adank Weinbau,WeingutHermann,WeinbauHanspeterKunz, Weinbau St.Luzi, Weingut Ma-rugg (alle in Fläsch), Ralf KomminothWeinbau, Lipp – Weingut & Destillerie,Lamperts Weingut Heidelberg, Möhr-Niggli Weine,Weingut Schloss Salenegg(alle in Maienfeld),Jürg ObrechtWeine,Weingut zur alten Post (beide in Je-nins), Weingut Donatsch und WeingutGeorg Fromm (beide in Malans).Weite-re Informationen sind unter www.of-feneweinkeller.ch zu finden. (so)

Arbeitgeberfür zwei NeinDie Handelskammer Graubündenempfiehlt die Ablehnung der Milch-kuh-Initiative. Diese bringe zwar einewichtige Frage aufs Tapet, liefere aberkeine überzeugende Antwort, wie dieSchweizer Strassen nachfragegerechtweiterentwickelt werden könnten.Vielmehr würden bei einem Ja einfachMittel aus der allgemeinen Bundeskas-se zur Strassenkasse verschoben wer-den, ohne eine Lösung zum beschleu-nigten Ausbau der Strasseninfrastruk-tur zu bieten. Ebenfalls empfiehlt dieHandelskammer, bei der Grundein-kommen-Initiative ein Nein in dieUrne zu legen,wie es in der Mitteilungweiter heisst. (so)

Fünf Fragen an …

Marcel FribergPräsidentGraubündenFerien

1Herr Friberg,Graubünden Fe-rien legt mit der neuen Stra-tegie eine eigentliche Kehrt-

wende hin.Hat die alte Strategiein eine Falle geführt?Ja, davon kann man ausgehen.Wegender starken Fokussierung auf die Aus-landmärkte in Deutschland, den Be-neluxstaaten und Grossbritannienhaben wir den 15.Januar 2015 mitder Aufhebung des Euro-Mindestkur-

ses stark zu spüren bekommen. Inso-fern hat uns diese Strategie durchausin eine Falle geführt.

2Neu will man gezielt nachden Bedürfnissen des Kun-den suchen.Hat man das bis-

her nicht gemacht?Man hat das bisher schon auch ge-macht – aber anders.Wenn das Ber-ner Oberland auf Chinesen gesetzthat,wollte man das bei uns auch.DieWelt hat sich durch die Digitalisie-rung verändert.Wir orientieren unsan den sogenannten Neigungsgrup-pen, den Communities, und wollenherausfinden,welche Produkte wirdiesen anbieten können.

3Ihre Aufgabe ändert sich da-mit grundlegend.Das ist so. Bisher waren wir eine

Agentur für das Image und den Be-kanntheitsgrad Graubündens. Gerade

in der Schweiz kann das aber nichtunsere Rolle sein.Den Schweizerin-nen und Schweizern müssen wirnicht sagen,was Graubünden ist. Esreicht auch nicht mehr zu sagen, beiuns sei es schön. Schön ist es auchanderswo.Wie gesagt,müssen wirden verschiedenen Interessengrup-pen zeigen,was sie für ihr jeweiligesInteressengebiet bei uns erwartenkönnen.

4Sie sehen Graubünden Ferienauch als Treiber für Innova-tion.Also gibts einfach noch

ein Innovationsprogramm mehr.Wir wollen kein zusätzliches Innova-tionsprogramm lancieren, nein. Alldie Finanztöpfe sind ja schon vorhan-den.Alle beklagen aber, es fehlten dieIdeen, um ans Geld zu kommen.Dasist nicht richtig. Die Ideen sind in denDestinationen durchaus vorhanden,aber es fehlen die Ressourcen, um sie

weiterzuentwickeln.Hier wollen wirin die Bresche springen. Bis Mitte deskommenden Jahres wollen wir dreibis fünf Projekte gemeinsam mit denPartnern soweit weiterentwickelt ha-ben, dass sie beschlussfähig sind undvon den Geldern aus den Töpfen pro-fitieren können.

5Und die Destinationen sehenSie nicht als Konkurrenz? Im-merhin wollen Sie bei der In-

novation mitreden und wildernmit der Bearbeitung des Schwei-zer Markts in deren Gärtlein.Ich freue mich sehr, dass wir die Des-tinationen hinter unsere neue Strate-gie gebracht haben.Wir haben diesemit den Chefs der Bündner Destina-tionen besprochen.Dabei hat sich ge-zeigt, dass die Destinationen die Stra-tegie voll und ganz unterstützen.Wichtig ist jetzt, dass wir diese ge-meinsam umsetzen.

2,6 Millionenfür das SpitalDer Kreisrat Oberengadin hat am Don-nerstag die Spitalrechnung 2015 verab-schiedet. Der Betriebsbeitrag der Ge-meinden beträgt 2,6Millionen Fran-ken,dies wegen rückläufiger Fallzahlenund Rückstellungen aufgrund von Ta-rifunsicherheiten. Gesamthaft fällt dieJahresrechnung um 77000 Frankenbesser aus als im Vorjahr. Der Jahres-umsatz lag bei 42Millionen Franken.Eswurden Investitionen für 1,4MillionenFranken getätigt. Der Kreisrat Oberen-gadin hat während seiner Sitzung ins-gesamt sieben Jahresrechnungen ver-abschiedet. (fh)

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Südostschweiz | Samstag, 30. April 2016 REGION 5

INSERAT

Die öffentliche Handöffnet ihre SchatulleDas Bündner Baugewerbe verzeichnet einen massiven Rückgang im Hochbau.Ihr Heil sucht die Branche jetzt unter anderem im Tiefbau.

Klare Worte: Baumeister-Präsident Markus Derungs äussert sich zur Lage in der Bündner Bauwirtschaft. Bild Yanik Bürkli

von Dario Morandi

Zur Vorspeise gab es beimMittagessen einen «Millio-närssalat». Und das war ges-tern für die Generalver-sammlung des Graubündne-

rischen Baumeisterverbandes (GBV) ir-gendwie passend. Denn im Saal desMaienfelder Schlosses Brandis sass somancher Bauunternehmer, der seineSchäfchen längst ins Trockene ge-bracht hat.

Doch mit dem grossen Geld scheintes nach der Einschränkung des Zweit-wohnungsbaus und dem Franken-schock grösstenteils vorbei zu sein.Dasweiss Verbandspräsident und Bau-unternehmer Markus Derungs nur zugut: «Im Hochbau ist die Nachfrage ge-samtkantonal massiv zusammenge-brochen», sagte er vor der Versamm-lung.

In unerreichbarer FerneUnd tatsächlich: Das Bauvolumen imKanton Graubünden ist rückläufig. Imvergangenen Jahr belief es sich nochauf 936,7Millionen Franken, 2014konnten die Baumeister noch Aufträgeim Wert von 957,7Millionen Frankenausführen.Eine Besserung der Lage istnicht in Sicht. «Die Grenze von einerMilliarde Franken Umsatz, die 2011übertroffen wurde, rückt zunehmendin kaum mehr erreichbare Ferne»,wird in einer bauwirtschaftlichen Er-hebung des Verbandes festgestellt.

Gejammert wurde in Maienfeldzwar kaum.Aber die Bauunternehmer

sind sich einig, dass die Strukturberei-nigung in der Branche noch längstnicht abgeschlossen ist und man sichauf den Rückgang im Hochbau einstel-len muss.

Das Zauberwort heisst jetzt Tiefbau.Und dieser Bereich ist im Strassen- und

Bahnkanton Graubünden noch relativgross. Die Regierung will dem Bauge-werbe denn auch mit einem Impuls-programm auf die Beine helfen. Dazuwird die Strassenrechnung jährlichmit zehn Millionen Franken mehr ali-mentiert als bisher. Und die Ausgabe-

posten für den Ausbau der Hauptstras-sen in der Höhe von 151MillionenFranken und jene von 37MillionenFranken für die Verbindungsstrassenbleiben unangetastet.Das stellte Regie-rungsrat Mario Cavigelli mit Blick aufdie Vorgaben im Regierungsprogramm

2017 bis 2020 in Aussicht. Ausserdemwerde im Rahmen eines «kleinen Stüt-zungsprogramms» in Bereiche inves-tiert,wo hoher Nachholbedarf bestehe.Der Baudirektor nannte in diesem Zu-sammenhang die bessere Erschlies-sung von Schutzwäldern und vonWaldgebieten mit forstlichem Nutzen,die Erhöhung der Tonnagen auf Wald-strassen sowie die Installation vonSchutzbauten.

Bei den Baumeistern, die knapp5000 Mitarbeiterinnen undMitarbeiterbeschäftigen, gingen Cavigellis Wortezwar runter wie Butter. In der Erhe-bung des GBV wird aber dennoch klargemacht, dass der Tiefbau allein nichtaus dem Schlamassel führt: «Die posi-tive Entwicklung im Tiefbau vermoch-te die starken Rückgänge im Hochbauzwar etwas zu dämpfen, keinesfallsaber zu kompensieren.»

Vorschlag wird abgelehntNeben dem wirtschaftlich garstigenUmfeld sieht sich die Bauwirtschaftauch noch mit anderen Problemenkonfrontiert. So etwa mit dem Vor-schlag des Bundesrates, alle ausländi-schen Arbeitnehmer ab einer Anstel-lungsdauer von vier Monaten der Kon-tingentierung zu unterstellen.Wie Ver-bandspräsident Derungs sagte, wärendavon fast 40 Prozent der Beschäftig-ten betroffen.

Der GBV fordert deshalb «eine Ver-längerung der kontingentsfreien Er-werbstätigkeit für Kurzaufenthalterauf acht bis neun Monate und einenVerzicht der Kontingentierung derGrenzgänger im Berggebiet».

Wann beginnt dennendlich die Zukunft?Die Krise ist da – Ideen,ihr entgegenzutreten,auch. Etwas Mut, bitte.

Ein Komvon Reto

Krise im Tourismus, Krise in derWirtschaft, Krise im Kopf: Sopräsentiert sich derzeit der

grösste Schweizer Kanton.Wohin ent-wickeln wir uns,wer besucht uns inZukunft,wovon leben wir in 20 Jah-ren,was macht Graubünden auchweiterhin lebenswert? So titelten wirvor genau einer Woche – und befeu-erten damit die aktuelle Diskussionüber die Zukunft, ohne die es keineZukunft gibt.

Die Reaktionen auf das 4-Punkte-Programm,das wir in die Debattewarfen (suedostschweiz.ch/4Punkte),liessen nicht auf sich warten.Davon,dass es nicht Aufgabe der Medien sei,sich aktiv einzumischen,war verein-zelt die Rede.Davon, dass man sichdoch bitteschön darauf beschränkensolle, zu berichten,worüber es zu be-richten gäbe.Davon, dass die «Süd-ostschweiz» kein Thinktank sei. Unddavon, dass die Vorschläge ja sowiesonicht zu realisieren seien,weil sie dieStaatsquote erhöhten,Arbeitsplätzevernichteten, die Dezentralität Grau-bündens infrage stellten und nichtaus einer Analyse hervorgingen, son-dern aus einem blossen Gefühl.

Ja, diese Reaktionen gab es, undsie sind ernst zu nehmen. Ich dankeIhnen dafür.Nur: Die Einwände brin-gen den Kanton nicht weiter, so legi-tim sie auch sind.Manchmal brauchtes nicht endlose Diskussion darüber,ob es konkrete Ideen für den Kantonund seine Zukunft braucht, sondernebendiese konkreten Ideen.

Genau in dieses Horn bliesendenn auch die weitaus meisten Lese-rinnen und Leser, die sich äusserten.Endlich lägen Vorschläge auf demTisch, die man diskutieren könne.Und das tut man auch.Die CVP willdie Punkte dem Vernehmen nach inder Partei diskutieren,weitere dürf-ten folgen.Ähnlich tönt es aus derWirtschaft: «Interessante Ansätze».

Soll man die Bündner Gemeindenzugunsten der Regionen und zuguns-ten schlanker Strukturen und zeitge-mässer Rahmenbedingungen für dieWirtschaft abschaffen? Soll man sichrichtig digitalisieren und eine Vorrei-terrolle spielen in Sachen neuer Mo-bilität und im Energiebereich? Sollder Kanton versuchen, neue High-tech-Arbeitsplätze ins Land zu holen,die es hier noch kaum gibt? Und sollsich der Tourismus,wie das jetztauch Graubünden Ferien will, in dieModerne bewegen? – Was für eineFrage…Natürlich, ja! Wie man ste-hen bleibt,wissen wir schliesslich.

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Südostschweiz | Montag, 2. Mai 2016 REGION 3

I N S E R AT

Jetzt endlich am gleichen Strick?Die touristischen Leistungsträger in Graubünden äussern sich positiv zum Strategiewechsel von Graubünden Ferien. Man erhofft sich dadurch die Möglichkeit zur vermehrten Zusammenarbeit.

von Hansruedi Berger

Der Bündner Tourismus hat in den vergangenen Jahren massiv gelitten.Wurden im Jahr 2008 in der Bündner Hotellerie noch 6,2 Millionen Logier-nächte gezählt, waren es im vergange-nen Jahr nur noch 4,7 Millionen.

Diesem Trend will sich Graubün-den Ferien (GRF) widersetzen und hat eine völlige Neuausrichtung verkün-det. Hauptpfeiler dieser neuen Strate-gie sind die Konzentration auf Schwei-zer Gäste, eine starke Ausrichtung auf die Wünsche der Gäste sowie der Aus-bau von Servicezentren (Ausgabe vomSamstag).

Ja zur Ausrichtung auf SchweizerMit ihrer neuen Strategie kommt GRF offensichtlich bei den touristischenLeistungsträgern im Kanton gut an.Dass sich GRF wieder besonders um die Schweizer Gäste bemühen will,findet breite Zustimmung. Und was nicht unterschätzt werden darf: Die

grossen Destinationen zeigen sich er-freut, dass ihre Anregungen und Wün-sche in die neue Strategie von GRF aufgenommen wurden. «Wir sind sehrfrüh eingebunden worden», sagt etwa Reto Branschi, CEO der DestinationDavos Klosters. «Wir grossen Destina-tionen können uns jetzt bei GRF wie-derfinden.» Dies nicht zuletzt, weil dieMarke Graubünden jetzt dort nichtmehr im Zentrum stehe.

Auch Ariane Ehrat, CEO Engadin St. Moritz, zeigt sich erfreut, dass GRF nun vermehrt auf Kooperation mitden anderen touristischen Leistungs-trägern setzt. Daraus könnten sichzahlreiche Ansätze zu gemeinsamen massgeschneiderten Lösungen erge-ben.

Keine Zeit für AlleingängeDass die grossen Bündner Destinatio-nen die neue Strategie von GRF mit-tragen, ist für Ernst Wyrsch, Präsident Hotelleriesuisse Graubünden, der ent-scheidende Punkt. Früher hätten sich

diese von GRF nicht vertreten gefühlt.Es sei äusserst wichtig, dass die Leis-tungsträger des Bündner Tourismus-gewerbes jetzt endlich am gleichenStrick zögen. Für weitere Alleingänge habe man weder Geld noch Zeit.

Auch bei den Bergbahnen kommt der Strategiewechsel gut an. Es seirichtig, dass man in Graubünden den Schweizer Gast wieder in den Mittel-punkt stelle, sagt Silvio Schmid, Präsi-dent des Branchenverbandes Berg-bahnen Graubünden. Und dass GRF auf Digitalisierung setze und das Be-reitstellen von Servicezentren voran-treiben wolle, komme dem gesamten Tourismusgewerbe zugute.

In Wachstumsjahren beschlossenWar denn die bisherige Strategie von GRF ein Fehler? Branschi verneint.Man müsse berücksichtigen, dass die-se Strategie in den Wachstumsjahren beschlossen worden sei. Da habe es durchaus Sinn gemacht, neue Märkte zu bearbeiten. Mit der Euroschwäche

hätten sich jedoch die Rahmenbedin-gungen geändert. Doch hat GRF nicht ein wenig spät die Reissleine gezogen? Eigentlich nicht, meint Branschi. «Klar,ein Strategiewechsel kommt im Prin-zip immer zu spät.» Aber für GRF, das den ganzen Kanton Graubünden ab-decken müsse, könne das nicht von heute auf morgen geschehen. Ehrat sieht das ähnlich: «Lieber spät, alsnie», meint sie.

Ob nun mit der neuen Strategie2017 bis 2020 von GRF der Turn-around gelingt, wird sich erst zeigen.Einen entschiedenen Einfluss wirdwohl Martin Vincenz haben, der als neuer CEO bei GRF das Ruder im Sep-tember übernimmt. Für Wyrsch istdies eine grosse Chance. Er ist über-zeugt, dass «der Moderator und Kom-munikator Vincenz» das Schiff wieder in ruhigere Gewässer steuern wird.Und Schmid meint: «Die Wahl vonVincenz, der GRF von früher kennt,macht angesichts der neuen Strategie rückblickend durchaus Sinn.»

Der Touristiker mitdem Herz für dieillusorische ForderungGraubünden würde von der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens profitieren. Diese Aussage stammt nicht von links,sondern aus der Wirtschaft: vom Touristiker Hans-Kaspar Schwarzenbach.

von Olivier Berger

S oll jede Person in der Schweizein Grundeinkommen erhal-ten, ob sie nun arbeitet oder nicht? Über diese Frage ent-scheidet das Stimmvolk am

5.Juni. Zuspruch erhalten die Initian-tinnen und Initianten vorwiegendvon linker Seite – aber selbst dort ist das Ansinnen umstritten.

Umso erstaunlicher ist es daher,dass ausgerechnet ein Touristiker de-zidiert für das Grundeinkommen ist.«Man hält die Forderung zu unrecht für illusorisch», sagt Hans-KasparSchwarzenbach, Direktor von Disentis Sedrun Tourismus. «Eine sachlicheDiskussion findet kaum statt, das ist schade.»

Schwarzenbach verweist nicht nur auf «all die komplizierten Mechanis-men wie bei Sozialhilfe und Arbeitslo-senunterstützung, nach denen heute Geld verteilt wird und die unnötigwürden». Er teilt auch die Befürch-tung der Gegnerinnen und Gegner desGrundeinkommens nicht, dass beieinem Ja an der Urne niemand mehr arbeiten würde.

«Ich habe ein anderes Menschen-bild», betont Schwarzenbach. «Ichdenke, jeder Mensch hat den Wunsch,etwas zu machen, was anderen etwas bringt.» Das heutige System, «wo sich Arbeitssuchende so und so viel Mal bewerben müssen», trage diesemWunsch aber nicht Rechnung. «Das heutige System ist für die Betroffenen demotivierend.»

Gut für den Bündner TourismusSchwarzenbach ist aber nicht nur aus grundsätzlichen Überlegungen fürdas bedingungslose Grundeinkom-men. «Es wäre auch gut für den Tou-rismus und besonders für Graubün-den», betont er. Und nennt konkrete Beispiele aus seinem Arbeitsalltag als Tourismusdirektor. «Uns fehlen zwi-schen Weihnachten und Neujahr so-wie im Februar zig Skilehrerinnenund Skilehrer.Gleich sieht es mit Wan-derleitern aus, die einmal pro Woche Gruppen vom Oberalp an die Rhein-quelle führen könnten.»

Dass sich für diese Aufgaben heute kaum Personal findet, hat laut Schwar-zenbach einen Grund. «Allein davon kann niemand leben», sagt er. «Gäbe es aber das bedingungslose Grundein-kommen, könnten wir Mitarbeiterin-

Anderes Menschenbild: Hans-Kaspar Schwarzenbach glaubt, dass die umstrittene Vorlage dem Tourismus helfen würde. Bild Yanik Bürkli

nen und Mitarbeiter für solche Einsät-ze finden, statt wie heute solche Ange-bote einfach weglassen zu müssen.»

An weiteren Beispielen fehle esnicht.«Das können Menschen sein, diesich selber verwirklichen, indem sie Blumen und Kräuter für Tees sam-meln oder die kleinen Bars oder Res-taurants betreiben, von denen sie oh-ne das Grundeinkommen nie leben könnten.» All das, so Schwarzenbach,würde den Tourismus beleben.

Zu- statt Abwanderung?Auch Graubünden als Kanton würde laut Schwarzenbach von einer Einfüh-rung des Grundeinkommens profitie-ren. «Von 2500 Franken kann in Zü-rich kaum jemand leben, weil er allein

für die Miete mehr als die Hälfte aus-geben muss», sagt er. In der Surselva sei die Ausgangslage ganz anders. «Es würden dann wohl mehr Menschen in den Kanton ziehen und hier für In-novation sorgen.» Nicht zufällig wer-de das Grundeinkommen von der Be-fürworterseite als eigentlicher Motor für Innovationen bezeichnet.

Umgekehrt, glaubt Schwarzen-bach, könnte das bedingungsloseGrundeinkommen auch die Abwan-derung aus den peripheren Talschaf-ten Graubündens bremsen. «Die meis-ten ziehen heute weg, weil sie am Ortkein Einkommen finden. Dieser Druckwürde bei einer Einführung des be-dingungslosen Grundeinkommenswegfallen.»

Schwarzenbach denkt aber nochweiter. Auch die Wasserzinsen, umwelche heute politisch gestritten wird,bräuchte es seiner Meinung nach bei einer Einführung des bedingungslo-sen Grundeinkommens nicht mehr.«Diese sind heute ja vor allem eine Form der Randregionenförderung, die man dann streichen könnte.»

«Schwarzenbach denkt noch weiter: Auch die Wasserzinsen bräuchte es dann nicht mehr.»

Truppen sind unterwegsDas Infanteriebataillon 65 in der Ge-birgsinfanteriebrigade 12 (Geb Inf Br 12) leistet seinen diesjährigen WKnoch bis am 6. Mai auf dem Gefechts-ausbildungszentrum Ost in Walens-tadt und auf St. Luzisteig. Das schreibt das VBS in einer Mitteilung.

Heute Montag und morgen Diens-tag findet eine Volltruppenübung mit ca 700 Armeeangehörigen statt.

Das Bataillon bezieht heute als Aus-gangslage einen Bereitschaftsraum auf St. Luzisteig und wird am Dienstag-morgen früh (ab ca 6 Uhr) von St. Lu-zisteig nach Walenstadt (Paschga) ver-schieben, heisst es in der Mitteilung weiter..

Dabei kann es zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen in den Räumen Maienfeld, Fläsch, Sargans, Mels, Flums,Walenstadt kommen.

Die Armee bittet um Verständnis für allfällige kurzfristige Verkehrsbe-hinderungen.(so)

Gemeinden einigen sich auf Netz AGDie Gemeindepräsidenten und Vertre-ter der Elektrizitätswerke von Bergün,Filisur, Davos-Wiesen, Schmitten undAlbula Alvra haben sich mit der Al-bula-Landwasser Kraftwerke AG undder Axpo Power AG über die Grundsät-ze zur Gründung der Albula Netz AGgeeinigt, wie sie in einer Mitteilungschreiben.

Damit gelange das Dossier im Som-mer in den Gemeindeversammlungen zur Abstimmung. Bei einem positiven Beschluss erfolge die Betriebsaufnah-me per 1. Januar 2017.

Die Albula Netz AG soll das Elektri-zitätsnetz der Netzebene 5, das die Ge-meinden des Albulatales miteinander verbindet, von der ALK und Axpo über-nehmen. Damit sollen laut Mitteilung Arbeitsplätze langfristig im Albulatal gesichert werden, die Kontrolle über die für die Talversorgung wichtigenAnlagen gesichert und die finanzielle Wertschöpfung im Tal behalten wer-den. (so)

Jugendschutz:Unbegleitet dürfen Jugendliche unter 16 Jah­ren und Kinder im Rahmen des festgelegten Zutrittsalters Film­vorführungen besuchen, die bis spätestens 21.00 Uhr beendetsind. In Begleitung Erwachsener dürfen sie alle Filmvorfüh­rungen besuchen, falls sie das festgelegte Zutrittsalter nicht ummehr als 2 Jahre unterschreiten. Die Verantwortung für die Ein­haltung der Altersbestimmungen liegt bei der Begleitperson.

The First Avenger - Civil War - Das neue Team derAvengers ist weiterhin für den Erhalt des Friedens im Einsatz,als sie in einen internationalenVorfall verwickelt werden,dererhebliche Kollateralschäden verursacht.18.00 2D21.00 3D Deutsch ab 12 empf 14 J.

The Jungle Book - Die Neuauflage des Disney­Klassi­kers begleitet Menschenjunge Mogli und seinen MentorBaghira auf deren Abenteuer im Dschungel.18.30 3D Deutsch ab 6 empf 10 J.Arthouse Kinofilme Montag und DienstagMon Roi - Sehr emotionales und reales Kinoerlebnis. Somancher Erwachsene mit Beziehungsvergangenheit wirdsich in diesem Film wiederfinden.18.30 F/d ab 12 empf 14 J.Lolo - Eine Komödie, bei der der Nachwuchs nicht will,dass die Mutter sich neu verliebt.Nur noch Montag und Dienstag18.45 F/d ab 12 empf 14 J.How To Be Single - Komödie um eine Single­Frau, diedem Single­Dasein auf den Grund gehen will und in NewYork auch das Leben ihrer Freundinnen beobachtet.20.45 Deutsch ab 12 J.A Hologram For The King - Tom Hanks reist um diehalbe Welt um dem saudischen König ein neuartiges Tele­kommunikationssystem zu verkaufen.21.00 Deutsch ab 12 empf 14 J.The Boss - Eine aus dem Gefängnis entlassene ehemaligeUnternehmerin will umjeden Preis wieder an die Spitze. Ko­mödie mit Melissa McCarthy.21.00 Deutsch ab 12 empf 14 J.

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Südostschweiz | Mittwoch, 4. Mai 2016 REGION 7

von Christian Ruch, Historiker

Der Neid, so sagt der Volks-mund, sei neben demFöhn der älteste Bündner.Neid aber kann nur daentstehen, wo der Eigen-

nutz über die Interessen des verbinden-den Ganzen gestellt wird.Und vielleichtliegt da eine derWurzeln für die derzei-tige Misere Graubündens: Es fehlt an Ei-nigkeit und Einheit. Man denkt nichtkantonal, sondern partikular. Dass dasso ist, und darum wiegt dieser Befundso schwer,hat historische Ursachen,dieals Mentalität unbewusst, aber unheil-voll weiterhin wirksam sind.

Im Gegensatz zu den Kantonen

Bern, Luzern und Zürich mit ihren do-minanten Städten konnte sich Churnie auch nur annähernd zu einem in-tegrativen Zentrum entwickeln, dasden Partikularismus der Talschaften

verhindert hätte. Der Aufstieg zurFreien Reichsstadt blieb Chur ver-wehrt, stattdessen blieb die Stadt zulange im Dauerkonflikt mit dem Bi-schof gefangen und so in ihren – auchpolitischen –Möglichkeiten behindert.

Die Gründung des Gotteshausbun-des (1367) sicherte Chur zwar eine ge-wisse Vormachtstellung und ebneteden Weg zur Loslösung vom Bischof,das Entstehen der beiden anderenBünde – Grauer Bund (1395/1424) undZehngerichtenbund (1436) – legtedann jedoch «nur» den Grundstein füreine Art Eidgenossenschaft und nichteinen homogen strukturierten Staatmit Zentrum Chur.

Dieses Gebilde war zwar durchauszu einer gemeinsamen Aussenpolitikfähig, wie der Schwabenkrieg (1499)und die Aneignung des Veltlins (1512)bewiesen – und doch war diese Einheitsituativ und änderte nichts an derEigenständigkeit der drei Bünde undvor allem der rund 50 Gerichtsgemein-den, die sie bildeten.

Mehr Staatenbund als BundesstaatZementiert wurde diese starke Stel-lung der Gemeinden durch die IlanzerArtikel (1524/26), die der weltlichen

Macht des Bischofs ein Ende setztenund eine weitgehende kommunaleSelbstverwaltung ermöglichten, wasauch zur Folge hatte,dass die Frage An-nahme oder Ablehnung der Reforma-tion von jeder Gemeinde eigenständigbeantwortet wurde.

Ab 1524 existierte zwar eine ge-meinsame Verfassung der drei Bünde,doch waren sie weiterhin mehr Staa-tenbund als Bundesstaat, und auch in-nerhalb der einzelnen Bünde ging esweiterhin stark partikularistisch zu:

«Die Gerichtsgemeinden bildeten klei-ne Republiken für sich», so der Histori-ker Martin Bundi.Einer politischen Ko-härenz war dies natürlich nicht förder-lich,denn jede Talschaftwar sich selbstdie nächste.

Dass die längst nicht immer de-ckungsgleichen Interessen von Bündenund Gemeinden, der konfessionellenLager und ebenso einflussreichen wieehrgeizigen Familienclans, aber auchder europäischen Grossmächte in denpolitischen Verhältnissen des 17. Jahr-hunderts eine von aussen kaum nochdurchschaubare,aber konfliktträchtigeKomplexität nach sich zogen, zeigtesich in den bürgerkriegsähnlichen«Bündner Wirren». Als die Eidgenos-sen um Vermittlung gebeten wurden,lehnten sie das bezeichnenderweiseab,weil man nie wisse,wer in den dreiBünden eigentlich Freund und werFeind sei.

Die Integration in die Eidgenossen-schaft (1803) änderte am Erschei-nungsbild eines Partikularismus-Para-dieses relativ wenig. In einer landes-kundlichen Beschreibung Graubün-dens aus dem Jahre 1838 heisst es:«Der Wanderer, der diesen Irrgartendurchläuft,tritt,so oft er seinen Fuss inein neues Thal setzt, in die Mitte einesanderen Völkleins.»

Auch der junge Kanton litt aufgrundder weiterhin starken Gerichtsgemein-den, die Verfassungsrevisionen wirk-sam blockieren konnten, unter einer«überspitzt föderalistischen Ordnungund den ungenügenden Kompetenzender kantonalen Behörden», wie esChristian Rathgeb in seiner BündnerVerfassungsgeschichte formulierte.Dass der Tagungsort des Grossen Ratsanfangs zwischen Chur, Ilanz und Da-vos wechselte und die 1851 vorgenom-

mene Einteilung in Kreise und Bezirkeauf der Kreisebene weitgehend den al-ten Gerichtsgemeinden folgte, bewies,dass die föderale Tradition der dreiBünde immer noch stark wirksam war.Es galt, «auf die vorherrschende An-hängigkeit unseres Volkes an das Be-stehende die möglichste Rücksicht» zunehmen.

Kantonswappen erst 1932Besonders augenfällig zeigte sich derBündner Partikularismus in der Fragedes Kantonswappens: Nach der Auf-nahme in die Eidgenossenschaft soll-ten über hundert Jahre vergehen, ehenur noch ein einziges Kantonswappenexistierte. Erst als der Bund die Schaf-fung eines neuen Wappens anordnete,wurde 1932 das heute gebräuchlicheeingeführt und löste die bis dahin wei-terhin verwendeten Wappen der dreiEinzelbünde ab,die allerdings auch imneuen Wappen ihren Platz fanden.

In vielen anderen Bereichen istGraubünden aber bis heute ein Para-dies des Partikularen geblieben. Dasanachronistische Festhalten am Ma-jorzprinzip ist dafür ebenso ein Belegwie das Abstimmungsresultat zuOlympia sowie die mangelhafte Koope-ration und Koordination im Touris-mus. «Uneinigkeit ist eine BündnerKernkompetenz», ätzte Jörg Krumme-nacher in der NZZ leider nicht zu Un-recht. «Graubünden mit seinen ausgie-big gepflegten Rivalitäten auf einenNenner zu bringen, das ist ein wahr-haft olympisches Kunststück.»

Angesichts der nicht so wahnsinnigerfreulichen Zukunftsaussichten fürGraubünden wäre es dringend an derZeit,dieses Kunststück zu wagen – undden historisch bedingten Ballast desPartikularismus endlich loszuwerden.

INSERAT

Ein Beitrag zur Serie «Alles Schwarz in Graubünden?»

Im Partikularismus-ParadiesDie Bündner Misere hat historische Wurzeln.

Alles schwarzin Graubünden?suedostschweiz.ch/dossier

Kunststück wagen: Christian Ruch.

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Churer Stadtpolizei mussweiter gestärkt werden

Die Churer Stadtpolizei leistet jähr-lich etwa 4000 Einsätze.Danebenist die Polizei auch täglich präsent,wobei die Balance zwischen Präven-tion und Repression geschickt ge-halten wird.Dank grossem Einsatz-willen und hoher Leistungsbereit-schaft aller Polizistinnen und Poli-zisten ist Chur eine der sicherstenStädte in der Schweiz und auch des-halb so lebenswert. Dies ist nebendem Einsatz aller Polizisten auchdas Verdienst des StadtpräsidentenUrs Marti und des Kommandantender Churer Stadtpolizei Ueli Caluo-ri. Ihnen allen gebührt ein aufrich-tiges Dankeschön!

Dennoch ist von Churerinnenund Churern vermehrt zu hören,dass sie sich an gewissen Orten undzu gewissen Zeiten nicht sicher füh-len.Auch wenn diese Einschätzungnicht mit den statistischen Kennzah-len übereinstimmt, ist dieses subjek-tive Gefühl der Unsicherheit ernstzu nehmen.Es ist ausserdemmitBlick auf die aktuelle Migrationswel-le und auf die Terroranschläge auchobjektiv verständlich.Daher wirdsich die FDP-Gemeinderatsfraktionweiterhin für eine leistungsfähigeund präsente Stadtpolizei einsetzen.

Um dem spürbaren Sicherheits-bedürfnis der Churer weiterhingerecht zu werden,muss die Polizeiweiterhin gestärkt werden.Die FDP-Fraktion hat daher auch die Einfüh-

rung der Videoüberwachung ver-langt. Zur Verbesserung der Sicher-heit an neuralgischen Orten wirdsich die FDP-Fraktion weiterhin füreine höhere polizeiliche Präsenzeinsetzen.Dazu gehört – sobald diegesetzlichen Grundlagen vorliegen –auch eine dissuasiven Videoüberwa-chung mit Erkennung des Täters, da-mit die Strafverfolgungsbehörde die-sen leichter überführen kann.Daherdarf ich Ihnen höflich die Kandida-ten der FDP-Gemeinderatsliste 4 undUrs Marti als Stadtrat und -präsiden-ten zur Wahl am 5. Juni empfehlen.Dominik Infanger, FDP-Gemeinderat,aus Chur

Sportler wählen MarcoTscholl und Liste 5

Es sind wieder mal Wahlen in Chur.Fast schon einem Ritual folgend,werden vor den Wahlen alle heuti-gen und potenziell künftigen Parla-mentarier zu Sportfans. Sie besu-chen Fussballmatches und setzensich für die Sanierung unserer ma-roden Sportanlagen ein.Die Reali-tät sieht dann aber leider andersaus. Selbst bei der Erneuerung derüber 30-jährigen Rutschbahn imHallenbad sprachen sich kürzlichim Churer Gemeinderat diverseVertreter von SP, Freie Liste undFDP gegen die Vorlage des Stadt-rates aus. Irgendwelche Gründe

werden immer wieder vorgescho-ben, um ja nicht in die Sportanla-gen investieren zu müssen.Als Mut-ter von zwei Töchtern wähle ichdaher die Vertreter der BDP.OliverHohl,Martha Widmer-Spreiter undSusanne von Rechenberg habensich in den vergangenen Jahrenkonsequent hinter die Anliegen derChurer Sportjugend gestellt. Sei esbei Gesak, Kunstrasenplatz odernun bei der Rutschbahn.Würdenalle Gemeinderäte sich so wie dieBDPler geschlossen für den ChurerSport einsetzen,wären wir heutedeutlich weiter als vor vier Jahren.Mütter und Väter der Sportjugendtun gut daran, am 5. Juni die Liste 5der BDP einzuwerfen und MarcoTscholl in den Stadtrat zu wählen.Petra Fretz Engler aus Chur

Aschwanden-Büchel:Garantin für Qualität

Ich empfehle die Wiederwahl vonGabriela Aschwanden-Büchel an-lässlich der Gemeindevorstands-wahlen vom 5. Juni in Domat/Ems.In meiner ehemaligen Funktion alsSchulrätin durfte ich während vierJahren mit Aschwanden-Büchel imSchulrat zusammenarbeiten. Ichhabe sie als engagierte und kompe-tente Schulratspräsidentin undDepartementsvorsteherin für dieSchulen und Kindergärten vonDomat/Ems erlebt.Mit ihren fun-dierten Kenntnissen und grossenErfahrungen ist sie eine Garantinfür die Wahrung der guten Qualitätin den Schulen und Kindergärten.Aschwanden-Büchel ist motiviert,sich eine weitere Amtsperiode denwachsenden Herausforderungen imSchulbereich zu stellen.Qualifizier-te und kompetente Personen ver-dienen es, gewählt zu werden.Marilen Maissen-Brunner aus Domat/Ems

HübscheBündner Ferien

Ausgabe vom 30. AprilZum Artikel «Wende um fünf vorzwölf».

Vor einigen Jahren hiess es, dieEngadiner müssten lernen, Ferien-gästen bei der Ankunft wenigstens«Grüezi» zu sagen, zum Beispieldamit Gäste nicht den Eindruckhaben,nur ihr Portemonnaie seieigentlich willkommen, sie selbstjedoch wenig (frei nach Max Frisch:Wir suchten Touristen,und eskamen Menschen).GraubündenFerien entdeckt erstmals die Spezies«Gast» – die SBB sind übrigens,wiees scheint,noch nicht so weit: AmSamstag, 30.April,musste der Inter-city nach Chur Gleisarbeiten zufolgein Landquart 15 Minuten warten,jedoch ohne dass die Fahrgäste,dieunter anderem die Abfahrt des Ber-nina-Express in Chur nicht verpas-sen wollten, informiert wordenwären.

Graubünden Ferien ist offenbarselbst seit längerer Zeit im Urlaub,sodass Präsident Marcel Friberg –gemäss «Südostschweiz»-Titelbild –prüfend auf die Uhr sieht: Wielange hat man noch Zeit, um denBündner Tourismus zu retten,wenns fünf vor zwölf ist? Vielleichtgibts trotzdem noch Hoffnung:Graubünden Ferien schaut jetztdoch wenigstens auf die Uhr, unddie Engadiner sind am Lernen, dassund wie man Gäste – und nichtderen Portemonnaies – begrüsst,sodass sie wenigstens den Eindruckgewinnen könnten, im FerienlandGraubünden freue man sich überihre Ankunft (und auch Engadinerhätten vielleicht einmal im Buchvom freundlichen «Heidi» vonJohanna Spyri gelesen, um etwasbrauchen zu können, seis gut, esvorher gelernt zu haben).Peter Süsstrunk, Wahlbündner, aus Seewis

Stadtbibliothek:Luxuslösung? Mitnichten

Mit einer Erhöhung des Betriebs-beitrages an die Stadtbibliothekermöglichen wir einen längst über-fälligen Minimalausbau.Die StadtChur investiert im Vergleich mitStädten ähnlicher Grösse mit Ab-stand am wenigsten ins öffentlicheBibliothekswesen (etwa die Hälftevon Thun und fünf Mal weniger alsBiel) – da erstaunt der beträchtlicheRückstand in diversen Bereichen(unter anderem Medienangebot,Raumsituation, IT) wenig.DieseErkenntnis ist weder überraschendnoch neu.Die Richtlinien fürGemeindebibliotheken der SAB

(Schweizerische Arbeitsgemein-schaft der allgemeinen öffentlichenBibliotheken) gehen von einemMindestbeitrag von 30 Franken proEinwohner aus.Derjenige der StadtChur ist momentan zehn Franken,unter Berücksichtigung des Kan-tonsbeitrages etwa 15 Franken;also gerade einmal die Hälfte, undmehrere Minimalziele der SAB-Richtlinien werden auch mit einerErhöhung nicht erreicht. Dies istumso gravierender, da Schulbiblio-theken fehlen – erstaunlich füreine Kantonshauptstadt, die nebenöffentlichen Schulen auch Berufs-,Mittel- und Fachhochschulenbeherbergt!

Eine Neuausrichtung und Mo-dernisierung ist dringend erforder-lich, da Informationen heutzutagedank Internet leicht zugänglichsind. Bibliotheken entwickeln sichvon Hol- und Bring-Stationen fürMedien zu Orten des Aufenthalts,der Unterhaltung, des Lernensund des Spiels – dazu braucht esein breites Lern- und Bildungs-angebot und eine hohe Aufent-haltsqualität.

Die Bibliotheken der Stadt Churleisten angesichts der bescheidenenfinanziellen Mittel und der teilswidrigen Umstände Erstaunliches.Dies verdient höchste Anerken-nung,welche mit einem überzeu-genden Ja am 5. Juni von derChurer Bevölkerung zum Ausdruckgebracht werden kann!Michael Trepp, Gemeinderat Freie Liste,aus Chur

Leserbild: Gut getarnt

Glücklicher Nachwuchs: Viele Rehgeissen setzen ihre Kitze im Mai ins hohe Gras,um sie vor Feinden wie Fuchs oderHund zu schützen.Trotzdem leben die Kitze gefährlich – es droht der Mähtod.Dieses Rehkitz hat diesbezüglich Glück:Seine Mutter gebar es im Laubwald bei perfekter Tarnung. Bild Carlo Tuena, Bonaduz

Leserbriefe

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29Schweiz am Sonntag15. Mai 2016 wirtschaft

Der Präsident von Gastro Suisse, Casi-mir Platzer, nannte den Abwärtstrendim Tourismus jüngst «Angst einflös-send». In einem Gastbeitrag für die«Schweiz am Sonntag» rief er dieSchweizerische Nationalbank (SNB)zum Kurswechsel auf. Der Bundespräsi-dent Johann Schneider-Ammann solleeinen Tourismus-Gipfel einberufen.«Der Courant normal reicht nicht aus.»

Schneider-Ammann reagierte erst zu-rückhaltend und liess bloss einen per-sönlichen Mitarbeiter bei Platzer vor-sprechen. Doch am Fest zum 125-Jahr-Jubiläum von Gastro Suisse bot derFDP-Bundesrat überraschend Hand zueinem Krisen-Gipfel. «Mein Angebot ha-ben Sie», versprach der Bundespräsi-dent Mitte dieser Woche den 600 an-wesenden Hoteliers und Gastwirten inder Stadthalle von Olten SO.

Erstmals mit einem DefizitNeue Daten zeigen, dass der Tourismusweiter leidet. Seit Jahrzehnten erwirt-schaftet die Schweiz im Tourismus je-des Jahr einen schönen Überschuss.Ausländische Gäste gaben hierzulanderegelmässig mehr aus, als SchweizerTouristen im Ausland liegen liessen.Doch im Jahr 2015 ist dieser traditionel-le Überschuss auf kümmerliche 0,2 Mil-liarden geschrumpft – der schlechtesteWert seit vierzig Jahren. 2010 waren esnoch 3,7 Milliarden gewesen. Das zei-gen provisorische Zahlen der SNB zurFremdenverkehrsbilanz, die nicht ge-sondert veröffentlicht werden.

Ein Blick in die Quartalszahlen für2015 zeigt ein noch düstereres Bild. DieSchweiz kam wohl nur deshalb um ein

Tourismus-Defizit herum, weil derFrankenschock im ersten Quartal nochnicht voll durchschlug. «Als die Na-tionalbank den Mindestkurs am 15. Ja-nuar aufhob, hatten viele die Ferienschon gebucht», erklärte der emeritier-te St. Galler Professor Franz Jaeger.

So kam die Schweiz im ersten Quar-tal noch auf einen Überschuss von 0,7Milliarden. Im weiteren Jahresverlaufhinterliess der Frankenschock danndeutliche Spuren. Im vierten Quartalwuchs das Defizit auf 0,4 MilliardenFranken an. «Auch das dürfte derschlechteste Wert seit vierzig Jahren ge-wesen sein», sagt Jaeger.

Noch vor dem SommerIn diesem Jahr wird der negative Trendwohl angehalten haben. «Nach allemwas wir wissen, war es ein schlechterWinter», sagt Jaeger. Er geht davon aus,dass die Schweiz dieses Jahr erstmalseine negative Fremdenverkehrsbilanzhaben wird. «Ich wäre positiv über-rascht, wenn es anders käme.» DerTourismus komme nicht zurecht mitder Frankenüberbewertung. «Die Bran-che bemüht sich redlich, aber sie hatschlicht weniger Möglichkeiten als an-dere Branchen, sich anzupassen, .»

An der Gastro Suisse-Feier einigtensich Schneider-Ammann und Platzer

bereits auf das weitere Vorgehen. «ZurVorbereitung wird zunächst innerhalbder Branche in kleinen Arbeitsgruppenüber leicht umsetzbare Massnahmendiskutiert», sagt Gastro Suisse-Präsi-dent Platzer. Gleichzeitig erwarte er na-türlich auch Vorschläge vom Bundes-präsidenten selbst. «Immerhin verfügtsein Departement über riesige Ressour-cen.» Einen festen Termin für den Kri-sengipfel gebe es zwar noch nicht.«Aber er wird mit Sicherheit noch vorden Sommerferien stattfinden.»

Platzer erhofft sich eine Entlastungdurch einen Bürokratieabbau oder klü-gere gesetzliche Regeln, die beispiels-weise Parallelimporte ermöglichen sol-len. Diskutieren will er die Geldpolitikder Nationalbank. «Es sollte geprüftwerden, ob die SNB nicht mehr für dieSchwächung des Frankens tun kann.»Er habe Signale von anderen Verbän-den aus dem Handel und der Industrieerhalten, die ebenfalls solche Massnah-men besprechen wollen.

Derweil mahnt Adolf Ogi zur Eile.Der Alt-Bundesrat hatte im Winter dieIdee eines Tourismus-Gipfels lanciert.Seither haben sich die Probleme imTourismus seiner Ansicht nach ver-schärft. «Damals gab es die Hoffnungauf eine passable Wintersaison. DieseHoffnung hat sich zerschlagen.» Nach

dem Wegschmelzen des Schnees sei esunbestreitbar, dass es dem Tourismussehr schlecht gehe. «Wir brauchendringend Massnahmen, damit dieserwichtige Zweig unserer Wirtschaft nichtzugrunde geht.» Gelinge keine Kehrt-wende, drohe in den Bergtälern eineAbwanderung. «Das wäre später nichtmehr rückgängig zu machen.»

Gemäss Ogi müssen möglichst vieleAkteure aus dem Tourismus einbezogenwerden. «Schweiz Tourismus etwa, dieVermarktungsorganisation, sollte aneinem Gipfel teilnehmen. Sie sollte sichbeispielsweise fragen, ob ihre Werbungan die richtige Zielgruppe adressiertund effizient ist.» Hotellerie, Gastrono-mie, Bergbahnen, Verkehrsvereine, Ski-und Snowboard-Schulen, Sportartikel-Industrie – sie alle seien aufgerufen, sichmit eigenen Ideen einzubringen.

Fehlende GastfreundschaftGleichzeitig warnt Ogi, der Tourismus-gipfel dürfe nicht zur Symbolpolitikverkommen. «Es gibt da einen politi-schen Trend, einen Gipfel abzuhaltenund danach wieder zur Tagesordnungüberzugehen. Das darf in diesem Fallnicht passieren. Es muss ein Paket vonMassnahmen herauskommen.» Tabusdürfe es dabei keine geben. «Auchwenn das viele im Tourismus nicht ger-ne hören: Wir haben bei der Gast-freundschaft nach wie vor grossenAufholbedarf.»

«Auch über die Nationalbank sollteman diskutieren. Wohlwissend, dassman ihre Politik nicht beeinflussenkann und will», sagt Ogi. Man könne esnicht wegdiskutieren: Der Negativtrendim Tourismus sei weitgehend durch dieAufhebung des Mindestkurses eingelei-tet worden. «Bereits zuvor hat dieSchweiz als kostspielig gegolten. Dannwurden wir auf einen Schlag 10 bis 20Prozent teurer.» Schliesslich fordert OgiIdeen, wie einheimisches Personal ver-mehrt für die Gastronomie gewonnenwerden kann. «Und wie die Bürokratieim Tourismus markant abgebaut wird.Das ist dringend nötig!», sagt der ehe-malige Verkehrsdirektor von Meirin-gen-Haslital BE.

Neue Zahlen zeigen:Für das TourismuslandSchweiz wird der Touris-mus zum Verlustgeschäft.Alt-Bundesrat Adolf Ogiwarnt: Die Branche geheregelrecht zugrunde.

Schneider-Ammannlädt zum Tourismusgipfel

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VON NIKLAUS VONTOBEL

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Fremdenverkehrsbilanz seit 1975, in Milliarden FrankenSchweizer Einnahmen und Ausgaben im Tourismus

GRAFIK: SSAQUELLE: BFS, SNB

Einnahmen der Schweiz durch ausländische Touristen

Ausgaben von Schweizer Touristen im Ausland

Saldo

Kamen zuletzt auch weniger häufig in die Schweiz: Chinesische Touristinnen auf der Rigi. KEYSTONE

Die Grossbank UBS wechselt überra-schend den Schweiz-Chef aus. AufLukas Gähwiler folgt der deutscheBankmanager Martin Blessing, derdie letzten Jahre bei der Commerz-bank eine Kapitalerhöhung nach derandern durchführte. Jetzt über-nimmt er die UBS Schweiz, die mit11 000 Mitarbeitern deutlich mehrGewinn abliefert als die Commerz-bank mit ihren 55 000 Angestellten.

Die Ernennung von Blessing über-rascht umso mehr, als seine FrauDorothee künftig zu seiner direktenKonkurrentin wird. Die Bankerin,die wie ihr Mann unter anderem ander Uni St. Gallen studierte, leitetnämlich seit 2014 das Investment-banking-Geschäft von JP Morgan inder Region Schweiz, Deutschlandund Österreich. Sie gilt als die be-kannteste Bankerin Deutschlands.

Wenn es also künftig um Dealsmit Schweizer Firmen geht, könnensich die beiden Eheleute geschäft-lich in die Quere kommen. MartinBlessing wird nachgesagt, Ambitio-nen für höhere Aufgaben zu hegen.Steigt er auf, könnte dies zumindestdie familiäre Situation ein wenigentspannen. BEAT SCHMID

Mr. & Mrs.Blessing

UBS-SCHWEIZ-CHEF

Benedikt Weibel (links), der ehemali-ge SBB-Chef, verliert in Österreich sei-nen wichtigsten Kontrahenten: ÖBB-Chef Christian Kern (rechts) verlässtdie Staatsbahn und wird neuer öster-reichischer Bundeskanzler. Weibel istVerwaltungsratspräsident der erstenprivaten Eisenbahn in Österreich, derWestbahn, und hat in dieser Eigen-schaft manchen Strauss mit ÖBB-Platzhirsch Kern ausgefochten. Weibelund Kern verbindet aber auch einiges.Nebst der Liebe zur Bahn zum Beispieldas Parteibuch: Beide sind SP-Mitglie-der, beide eher am rechten Flügel ihrerParteien. Nun fragt sich eigentlich nurnoch: Wann wird Weibel Bundesrat?

Laut «Flightright» ist die Swiss die mitAbstand pünktlichste Fluggesellschaftan deutschen Flughäfen. Das Ver-braucherportal hatte die Flüge von15 Airlines ab Deutschland analysiert.Das sind good news für Swiss-ChefThomas Klühr, aber bad news fürFlughafen-Zürich-Chef Stephan Wid-rig. Schliesslich lässt die Analyse dar-auf schliessen, dass Klühr nicht ganzfalsch lag, als er vor einigen Jahrensagte, die Verspätungen ab Zürichseien inakzeptabel.

Ex-Kuoni- und Hotelplan-Chef HansLerch griff in Bezug auf den Kuoni-Verkauf zu einem morbiden Vergleichim Gespräch mit Travelnews.ch. DasBranchen-Urgestein sagt, das Endedes Reisekonzerns habe sich abge-zeichnet. «Als es dann so weit warund in der Zeitung stand, war estrotzdem ein Schock. Wie bei einemKrebsleidenden. Man erwartet dasEnde, und es kommt dann dochunerwartet.»

Diese Woche fand in Zürich das jähr-liche «Shopping Center Forum»statt, moderiert von Ex-Miss-SchweizChrista Rigozzi. Die Detailhändlergehören bekanntlich zu den grösstenJammeri, wenn es um den Einkaufs-tourismus geht. Dass aber auch siedem Gang über die Grenze nichtabgeneigt sind, zeigten Inserate imEvent-Magazin. Darin durfte das Vor-arlberger Druckhaus Gössler für seineEuro-Dienste werben.

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Südostschweiz | Dienstag, 17. Mai 2016 REGION 3

I N S E R AT

Hängebrücke als AttraktionIm Rahmen des Ausbaus des Panorama-Höhenwegs in Klosters zu einem Themen- und Wanderweg soll bald der Bau einer rund 68 Meter langen Hängebrücke in Angriff genommen werden.

von Béla Zier

Wandern über Stock und Stein inklu-sive des Erlebnisses, bei diesem Aus-flug auf einer imposanten Hängebrü-cke die Landschaft bestaunen zu kön-nen. Das soll in Klosters bald möglich sein. Das Bauvorhaben ist Bestandteil des Projekts zur regionalen Entwick-lung «Die Landwirtschaft von Klos-ters-Serneus auf neuen Wegen». Vor drei Jahren hatte das KlosterserStimmvolk diesem umfangreichenMassnahmenpaket, das mit Gesamt-kosten von rund 6,7 Millionen Fran-ken verbunden ist, zugestimmt. Einer der drei Teilbereiche des Projekts zur regionalen Entwicklung beinhaltet

den Ausbau des Klosterser Panorama-Höhenwegs zu einem Themen- und Wanderweg mit direktem Bezug zur Landwirtschaft.

Baugesuch ist eingereichtEin Bestandteil des Ausbauprogram-mes ist der Wanderweg Nummer 45,welcher von der Schlappinstrasse bis nach Palfärn führt. Diese Strecke ist zwar gemäss dem ausführenden Pla-nungsbüro, der Davoser DarnuzerIngenieure AG, nur rund 380 Meterlang, beinhaltet aber als Attraktioneine über das Klosterser Schlappin-tobel führende Hängebrücke.Diese ist rund 68 Meter lang, einen Meter breit und weist eine Höhe von fast 20 Me-

tern auf. Das Baugesuch für die Pro-jektumsetzung wurde kürzlich publi-ziert.

Eröffnung im Spätherbst geplantDer Baubeginn ist für Ende August vorgesehen, Mitte November soll der Wanderweg samt Hängebrücke dann eröffnet werden. Gemäss dem Inge-nieurbüro Darnuzer beläuft sich der Kostenvoranschlag für die Hängebrü-cke Typ Punt Grischun auf 160000Franken. Erstellt werden soll sie von der Churer Firma Crestageo AG, dieauch schon Hängebrücken in Schiersoder Lantsch/Lenz realisiert hat.Der Bau des Wanderwegs selbst soll 120000 Franken kosten.

Verspricht ein Erlebnis: die über den Schlappinbach führende Hängebrücke in einer Visualisierung.

IG will sich mehr Gehör verschaffenEin aus der bisherigenInteressengemeinschaftZweitwohnungseigen-tümer entstandenerVerein kämpft in Disentis gegen das neue Gäste- und Tourismustaxengesetz.

Die Interessengemeinschaft (IG) Zwei-wohnungseigentümer/-innen hat sich gemäss einer Medienmitteilung neu zueinem Verein zusammengeschlossen.Als Verein wollen die Zweitwohnungs-eigentümer nun im Vorstand von Se-drun Disentis Tourismus, oder wenn eine AG gegründet werden sollte, im Verwaltungsrat einsitz nehmen, heisst es. Präsident des Vereins ist der Aar-gauer Christian Peyer, der am Samstag an der Gründerversammlung im Berg-stationsrestaurant «Stiva Pius» in Cai-schavedra von den anwesenden 86 Per-sonen gewählt wurde.

Auch als Verein seien die Ziele der Interessengemeinschaft, die gleichen,heisst es in der Mitteilung weiter. Der Verein vertrete die Interessen derZweitwohnungseigentümer, der Fe-riengäste sowie der Dauermieter ge-genüber Behörden, öffentlichen Insti-tutionen und privaten Organisationen.Er setzte sich für angemessene Gebüh-ren, Steuern und deren zweckgebunde-ne Verwendung ein und arbeite mit lo-kalen, kantonalen und nationalen Or-ganisationen zusammen. Zudem setze sich die IG für eine nachhaltige Ent-wicklung des Tourismus in der Region ein und fördere den Kontakt sowohl unter den Mitgliedern wie auch mit der einheimischen Bevölkerung.

Mehr MitspracherechtGemäss Mitteilung will der neue Ver-ein allerdings mehr Mitspracherechtbeim Einsatz der Gelder, welche die örtliche Tourismusorganisation, Se-drun Disentis Tourismus, verteilt. So ärgern sich die Vereinsmitglieder bei-spielsweise über den Betrag, welchen die Bergbahnen erhalten. «Sie erhalten von Sedrun Disentis Tourismus 120000Franken für das Gratisangebot im Som-mer. Viele Besitzer sind jedoch Besitzer von Jahreskarten der Bergbahnen und können damit die Bahn gratis benut-zen. Somit bezahlen sie für diese Leis-tung doppelt», schreibt der neue Ver-ein in seiner Mitteilung.

Aufstand in der SurselvaDie Zweitwohnungsbesitzer in Disentissind nicht die Einzigen, die sich gegen die neuen Tourismusgesetze in derSurselva wehren. Auch in Brigels gehendie Eigentümer von Zweitwohnungen als Interessengemeinschaft wegeneiner Anpassung auf die Barrikaden.Viele Zweitwohnungsbesitzer müssten nun deutlich mehr bezahlen, so ein Vertreter der Brigelser IG. Und auchin Flims-Laax-Falera haben sich dieZweitwohnungsbesitzer zusammenge-schlossen, und zwar bereits im Januar 2014. (so)

Mit dem Bündner Ackerbau geht es wieder aufwärtsAckerbau in Graubünden war in früheren Zeiten enorm wichtig, dann verlor er an Bedeutung. Doch jetzt erlebt er eine Renaissance. Bald kann der Aargau als Rüeblikanton abdanken – das Rheintal übernimmt.

von Pierina Hassler

D er Ackerbau in Graubün-den erlebt einen Auf-schwung», sagt Andreas Vetsch, Pflanzbau-Lehrer an der Landwirtschaftli-

chen Schule Plantahof in Landquart.Vetsch redet ausdrücklich vom Acker-bau im Talgebiet. Verantwortlich für diesen Aufschwung ist der Anbau von Lager- und Verarbeitungsgemüse. Und diese Produkte braucht zum Beispiel die Firma Müller Azmoos AG im sankt-gallischen Weite. Ein Unternehmen,das unter anderem Rüebli, Spinat, Chi-corée, Zwiebeln und Kartoffeln fürden Detailhandel und die Gastrono-mie verarbeitet.

Die Firma Müller ist übrigens nicht das einzige Gemüseaufbearbeitungs-unternehmen im Rheintal. Es gibtauch andere Firmen, die sich dort mit Erfolg darauf spezialisiert haben.Kurz: Nahe der Bündner Grenzebraucht man ganz viel frisches Gemü-se oder anders gesagt: Es lohnt sich für die Ackerbauern wieder, Gemüse anzubauen. Vor allem Rüebli.

Bündner gegen AargauerOb Müller in Weite, Hilcona in Schaan oder andere Unternehmen: Rüeblibrauchen sie alle. «Wir überholen mit unserer Produktion bald den Rüebli-kanton Aargau», sagt Vetsch. «Die Aar-gauer Landwirte können zeitweisenicht mehr genug liefern.» Ein Aar-gauer Bauer sagt sogar: «Wir sindlängst nicht der Kanton, der die meis-ten Rüebli anpflanzt.» Vermutlich ha-be der Volksmund Rüebli mit Räben verwechselt. «Die Herbsträbe ist tat-sächlich eine alte Aargauer Kultur-pflanze.»

Ein Bündner Bauer, der Rüebli ins Rheintal liefert, ist der Emser Mario Canetg. Er baut normalerweise zwi-schen vier und sieben Hektaren an.«Letztes Jahr waren es sogar etwas mehr», sagt er. Aber das sei wegen des trockenen Sommers sehr speziell ge-wesen.

Dazu muss man wissen: Gemüse-anbau ohne Bewässerung funktio-niert nicht. Und je nach Wind und Sonneneinstrahlung nützt es nichts,das Gemüse am Tag zu wässern. Ca-netg musste also das Gemüse in der Nacht giessen. Der Landwirt baut üb-rigens auch noch Chicorée, Kartoffeln

und Spinat an. Auch dieses Gemüse wird in Weite gelagert oder vermark-tet.

Direktzahlungen eingeführtZurück zum Bündner Ackerbau. Ob-wohl er im Gegensatz zur Viehwirt-schaft weniger Bedeutung hat, war er für den Kanton schon immer wichtig.Batist Spinatsch, ehemaliger LeiterPflanzenbau am Plantahof, schreibt in einem Aufsatz zum Ackerbau in Grau-

bünden: «Ein Blick in unsere Land-schaft verrät, dass der Pflanzenbau ge-schichtlich die grössere Bedeutunghatte als die Viehwirtschaft.» Terras-sen und Heckenlandschaften sowiealte Mühlen würden verraten, dassfrüher unter schwierigen UmständenAckerbau und vor allem Getreidebau betrieben worden sei.

Ende der Achtzigerjahre, Anfangder Neunzigerjahre des letzten Jahr-hunderts ging es aber bergab mit dem

Ackerbau. Zu diesen Zeiten war die Landschaft eher von Wies- und Weid-land geprägt. Der Abbau des Acker-baus hatte einen Grund: «Die Direkt-zahlungen wurden eingeführt», er-klärt Vetsch. «Der Markt wurde so ver-zerrt, weil nicht mehr das Produkt im Mittelpunkt stand.» Zudem seien die Getreidepreise gefallen. «Vor 20 Jah-ren waren die konventionellen Wei-zenpreise doppelt so hoch wie jetzt»,so Vetsch.

Ackerland nimmt wieder zuUnd jetzt gehts also wieder bergauf mit dem Ackerbau. Der Plantahof wer-tet die Flächenmeldungen des Acker-baus seit zehn Jahren aus. Vergleicht man die Fläche des gesamten Acker-baus der Talzone, so hat diese in den letzten zehn Jahren von 161 Hektaren auf 862 Hektaren zugenommen oder um 18,7 Prozent. Noch macht der Silo-mais mit 351 Hektaren den Hauptan-teil aus.

«Wer weiss – eines Tages sind die Bündner Rüebli tatsächlich bekannterals die Aargauer», sagt Vetsch. Des-wegen muss die Rüeblitorte ja nichtgleich zur Bündner Spezialität wer-den. Die dürfen die Aargauer gernebehalten.

Bergackerbau und die Genossenschaft Gran Alpin

Die Getreidegenos-senschaft Gran Alpinwurde im Jahr 1987in Tiefencastel gegrün-det. Mit der Genossen-schaft wollte man den ökologischen Berg-ackerbau in den Berg-tälern Graubündens fördern. 1996 erfolgte dann die Umstellung auf den kontrolliert biologischen Anbau nach Bio-Suisse-Richt-linien (Knospe). Heute

produzieren an die 90 Bio-Betriebe etwa 500 Tonnen Weizen, Roggen, Spei-segerste, Braugerste, Dinkel (Urdinkelsorten), Nackthafer und Buch-weizen. Zu den An-baugebieten gehören Albula/Surses, Dom-leschg/Heinzenberg, Schams, Engadin, Val Müstair, Puschlav, Prättigau und die Surselva. Die Genos-

senschaft Gran Alpin übernimmt das Ge-treide ihrer Mitglieder, sorgt für die Weiter-verarbeitung und für die Vermarktung der Gran-Alpin-Produkte. 2003 ist Braugerste angebaut worden –für die Herstellung eines Gran-Alpin-Biers. Seit 2010 wird in den höheren Lagen die alte Roggensorte Cadi angebaut. (hap)

Immer häufiger im Kanton zu sehen: Eine Erntemaschine holt Rüebli aus dem Boden. Pressebild

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Südostschweiz | Mittwoch, 18. Mai 2016 REGION 3

Der Tiefpunkt in 15 JahrenDie Bündner Bergbahnen blicken auf eine rabenschwarze Wintersaison zurück.

von Hansruedi Berger

D ie schlechte Witterungund die Frankenstärkehaben den Bündner Berg­bahnunternehmen in derWintersaison 2015/16

massiv zu schaffen gemacht. Gegen­über der bereits unterdurchschnitt­lichen Vorjahressaison ergab sich einGästerückgang von 6,9 Prozent. Garnoch um einiges schlechter sieht dieBilanz aus, wenn man den langjähri­gen Durchschnitt als Referenzgrössebeizieht. Gegenüber dem 5­Jahres­Durchschnitt ergibt sich ein Minus von10,6 Prozent, beim 8­Jahres­Durch­schnitt beträgt der Rückgang gar15,7 Prozent. Dies geht aus dem ges­tern veröffentlichten Monitor desBranchenverbandes Bergbahnen Grau­bünden hervor, der 22 Bergbahnun­ternehmen und rund 90 Prozent des

Bündner Transportumsatzes erfasst.Damit ist die Wintersaison 2015/16 dieschlechteste der letzten 15 Jahre.

21 Millionen weniger UmsatzIn ähnlichem Ausmass reduzierte sichauch der Transportumsatz.Dieser ginggegenüber der Wintersaison 2015/16um 10,6 Prozent zurück, was einemUmsatzrückgang von rund 21 Millio­nen Franken entspricht. Gegenüberdem 5­Jahres­Durchschnitt resultiertgar ein Minus von rund zwölf Prozent.Stark betroffen wurde auch der Gastro­nomieertrag. Dieser ging im Vergleichzum Vorjahr um sechs Prozent zurück.

Positive RückmeldungenWie Silvio Schmid, Präsident Bergbah­nen Graubünden, auf Anfrage sagte,bestand die Herausforderung der Berg­bahnen in der vergangenen Wintersai­son einerseits darin, ein Top­Angebot

bereitzustellen, und andererseits, denGästen im Mittelland zu kommuni­zieren, dass trotz grüner Täler undBildern in den Medien von Bergenohne Schnee gute Pistenverhältnisseherrschten.Ersteres sei zwar gelungen,das habe man anhand der zahlreichen

positiven Reaktionen der Gäste fest­stellen können. Auf der anderen Seitehabeman jedoch viele Leute imMittel­land nicht überzeugen können, dasstrotz der ungünstigenWitterung in vie­len Gebieten gute Schneeverhältnissegeherrscht hätten,so Schmid.Das habe

vor allem die Zahlen der Tagesgästenach unten gedrückt. In dieser Hin­sicht gebe es sicherlich noch Optimie­rungspotenzial.

«Webcams lügen nicht»Und dieses Potenzial hofft Schmid mitden neuen Kommunikationsmittelnbesser auszuschöpfen.Früher seien dieGäste vom Grundsatz ausgegangen:Kein Schnee – keine Piste. Dies gelte inder heutigen Zeit, wo vor allem diegrösseren Unternehmen ihre Pisten be­schneiten, nicht mehr, so Schmid. Des­halb sei es wichtig, das den potenziel­len Gästen zu vermitteln, und zwarvorwiegend über das Internet. Schmidschlägt deshalb den vermehrten Ein­satz von Webcams in den einzelnenSkigebieten vor, um wieder vermehrtTagesgäste in die Bündner Skigebietezu locken. «Denn Webcams lügennicht», so Schmid.Quelle: Bergbahnen Graubünden, Grafik: Südostschweiz

Wintersaison 2015/16 – Entwicklung Ersteintritte

Veränderung in Prozent zum:

Vorjahr 8-Jahres-Durchschnitt

Mittelbünden/Arosa – 7,2 – 15,8

Oberengadin –8,9 –16,0

Unterengadin –5,9 –12,2

Surselva –5,4 –13,9

Davos/Klosters –6,7 –18,5

Durchschnitt Graubünden –6,9 –15,7

und mit Bedacht zu handeln, dennletztlich hängen von den Bergbahnenein Grossteil der Leistungsträger,Arbeitsplätze, Einkommen und Exis­tenzen ab. Ein schnelles und voreili­ges Handeln, wie dies teilweise immerwieder gefordert wird, wäre verant­wortungslos. Der durch den Klima­wandel ausgelöste unternehmerischeStrukturwandel wird Generationenbenötigen.

Werden mittelfristig nur diejeni-gen Unternehmen überleben, diein die Beschneiung investierenoder investiert haben?Dies kann man nicht so absolut beant­worten. Der Winter 2015/16 hat aberdeutlich gezeigt, dass Unternehmenbeziehungsweise Skigebiete ohne Be­schneiung einen schweren Stand ha­ben. Denn letztlich kommen die Gästezum Skifahren und nicht, umAlterna­tivangebote zu geniessen. Kommt hin­zu, dass die Konkurrenz die vom Gastgewünschte Schneesicherheit anbie­tet. Letztlich ist dies aber eine strate­gische Frage, bei der man Nutzen undRisiken abwägenmuss. Dasmuss jedesUnternehmen für sich selbst beant­worten. Eines ist jedoch sicher: Auf­grund ihrer Höhenlage verfügen dieBündner Skigebiete grundsätzlichüber einen Wettbewerbsvorteil.

94 Prozent ihres Jahresumsatzeserzielen die Bündner Bergbahnenjeweils in der Wintersaison. DieAussichten, dass der Wintertouris-mus wieder an frühere Zeiten an-knüpfen kann, sind nicht sehr ver-heissungsvoll. Auf der anderen Sei-te haben andere Schweizer Touris-musregionen in den letzten Jahrengerade im Sommertourismus zuge-legt.Aufgrund seiner geografischen Lageliegt Graubünden zum einen nichtan den klassischen Tour­Operator­

Routen, und zum anderen verfügt esnicht über dieselbe Agglomerations­nähe wie andere Schweizer Touris­musgebiete. Dies gilt es bei der Ent­wicklung von Produkten und Angebo­ten in Graubünden zu berücksichti­gen.

Das heisst?Ein Ausflug oder Aufenthalt in Grau­bünden muss sein Geld wert sein. DasAngebot muss Wertschöpfung gene­rieren, und man muss erreichen, dassdiese Gäste auch wieder kommen. Indiesem Bereich sind Authentizitätund Nachhaltigkeit entscheidend.Wiederkehrende jährliche Investitio­nen, nur um attraktiv zu sein, kannund wird sich die Branche nicht leis­ten können.

Was kann oder soll der Staat unter-nehmen, um dem Bündner Touris-mus aus seinermisslichen Lage he-rauszuhelfen?Bergbahnen Graubünden fordert seitJahren bessere Rahmenbedingungen.Es geht dabei primär nicht um Förder­mittel, sondern um Entlastungen aufder Kostenseite. Es fehlt der Verwal­tung und der Politik der Wille, dieklassischen Rahmenbedingungen zuverbessern. Für diese ist es einfacher,einen weiteren Fördertopf zur Verfü­gung zu stellen, statt Gesetze, Verord­nungen und Richtlinien anzupassensowie Verfahren zu durchleuchtenund zu hinterfragen. Ich erlaube mirdiese Aussage, obwohl die Branchedurch die teilweise Befreiung der Pis­tenfahrzeuge von der Mineralölsteuerim Winter 2015/16 ein wichtiges Sig­nal erhalten hat. Unsere Wünschesind inzwischen auch in Bern ange­kommen.

Wagen Sie eine Prognose: Wie vieleSkigebiete wird es in 20 Jahren inGraubünden noch geben?Von den heute rund 35 Skigebietenwerden meines Erachtens etwa 25überleben. Einzelne Gebiete werdensich wohl vom Skifahren und Snow­boarden abwenden und auf andereAngebote setzen. Ich hoffe jedoch,dass trotz allem Möglichkeiten gefun­den werden, die den Gemeinden, denRegionen und den Tälern weiterhindie erhoffte Wertschöpfung bringen.Denn nur dann kann zumindest dieheutige Lebensqualität erhalten blei­ben und die Abwanderung verhindertwerden.

«Veränderungen, andie wir heute kaumzu denken wagen»Die Bündner Bergbahnbranche wird es auch in Zukunft schwer haben.Einer stagnierenden Nachfrage steht ein Überangebot am Berg gegenüber,wie der Geschäftsführer des Verbandes Bergbahnen Graubünden,Marcus Gschwend, erklärt.

«Aufgrund ihrerHöhenlage verfügendie BündnerSkigebietegrundsätzlichüber einenWettbewerbsvorteil.»

2007460000

2010440000

2015400000

Immerweniger Gästenutzen imWinterdie Bündner Bergbahnen.

Page 12: Südostschweiz, Graubünden, 30.4...2016/04/30  · 2015-2)Kundenservice/AboTel. 0844226226,E-Mail:abo@somedia.ch InserateSomediaPromotion, Sommeraustrasse32,7007Chur, Tel.0812555858,

Südostschweiz | Donnerstag, 19. Mai 201612 FORUM

Leserbriefe

24%NEIN

76%JA

FRAGEDES TAGES

WIR HATTENGEFRAGT

«Sollen die Bauern einen Beitrag an die Sparanstrengungen des Bundes leisten?»Stimmen Sie heute bis 18 Uhr online ab: suedostschweiz.ch/umfragen

«SP-Spitze:Hätte PräsidentChristian Levratzurücktretensollen?»Stand: 18 UhrStimmen gesamt: 110

1Sanitätsnotrufzentrale 144Entscheid gegen die Peripherie,

aber Entscheid für Graubünden

2SponsorenaufrufBergbahnen Bergün sammeln

für den nächsten Winter

3TrainingslagerDie Fussballwelt zu Gast

in der Südostschweiz

«Als Umweltaktivistinfahr ich auch gernmal mit dem Velo zurArbeit. Selbst wenn eseine Quälerei ist, dasDing in den Koffer-raum zu packen.»@ornithologin

Ab an den RhB-EventAnlässlich der ersten SchweizerWelterbetage vom 11.und 12. Juniverlost die «Südostschweiz» fünf-mal zwei Tagespässe für den RhB-Event und fünfmal zwei Eintrittefür die Museumsführungen derTektonikarena Sardona.

suedostschweiz.ch/wettbewerbe

HEUTEONLINE

TOPSTORIESONLINE

TWEETDES TAGES

Thema.Wertvolle Beiträge für denVerwaltungsrat und sicher auch fürdie Meinungsbildung im Saal.

Als ich um 18 Uhr auf das Ende derVeranstaltung hinwies und zum aller-letzten Beitrag aufrief,meldeten Siesich zu Wort.Nach einigen MinutenIhrer interessanten und korrekten Aus-sagen liessen Sie sich nicht mehr stop-pen.Wenn Sie nun meine Stoppaktionals rüde empfunden haben, tut mirdas leid.Den anschliessenden Apéroleisteten wir uns trotz Geldmangel, da-mit das Thema in bilateralen Gruppenvertieft und über den Tellerrand hin-aus erweitert werden sollte. Leiderhabe ich Sie da vergebens gesucht, ummich mit Ihnen über Ihre Gesamtsichtzur Situation vertieft auszutauschen.

Ich hoffe, dass unser kleinerSchlagabtausch damit beendet istund wir uns beide für die Lösung derProbleme der SBA einsetzen könnenund uns nicht in persönlichen Befind-lichkeiten und Formalitäten verlieren.Christoph Jäckle, Präsident desVerwaltungsrates der SBA SportbahnenBergün AG

Wozu braucht esden Parc Adula?

Ausgabe vom 7. MaiZum Artikel «Zehn Millionen und 15Jahre Arbeit stehen auf dem Spiel».

Nun ist die Katze aus dem Sack.Drei Monate nach Ende der Ver-nehmlassung der Charta des zehn-jährigen Vertrags der Parkgemein-

den mit dem Verein Parc Adulafordern das Bundesamt für Umwelt(Bafu) und das Bundesamt fürRaumplanung (Are) mehr Restrik-tionen. Einerseits eine restriktivereHaltung in der Kernzone,mit bei-spielsweise einem absoluten Verbot,nach Kristallen zu suchen odereiner Reduktion der Wanderwege.Anderseits verlangen sie in der Um-gebungszone raumplanerische Ein-schränkungen.Die Befürworter desParc Adula können die Bevölkerungnun nicht mehr mit der Behaup-tung besänftigen, es bleibe allesbeim Alten.Diese Art von Propa-ganda für den künftigen National-park zweiter Generation ist in sichwidersprüchlich: Warum um Gotteswillen wird ein so riesiger bürokra-tischer Aufwand betrieben,wenndoch alles beim Alten bleibt?

Tatsache ist, dass bereits heutedie Natur mit strengen und umfang-reichen Gesetzen und Auflagen ge-nügend geschützt ist, unsere Bergge-biete sind bereits Parks! Und die et-wa 20 versprochenen, subventionier-ten Arbeitsplätze werden vermutlichfür die Beamten der fünf Regional-büros, für Experten und sogenannteRangers eingesetzt, und nicht dort,wo sie wirklich sinnvoll wären.ZumBeispiel für die landwirtschaftlicheProduktion,die Pflege der Land-schaft,die Nutzung der Weiden undAlpen in höheren Lagen sowie fürdie Forstwirtschaft und den Touris-mus.Die Intervention der Bundes-ämter mit strengeren Auflagen zeigtauf, dass Bern nicht einen Park will,der mit der Beteiligung der Bevölke-rung von unten nach oben wächst,sondern dass andere Absichtendahinter stecken.

Die Berggebiete brauchen keineRestriktionen. Sie sollen gefördertwerden, damit die Abwanderungnicht zunimmt, die Natur nicht ver-gandet und die Wildnis zur Freudevon Wölfen und Bären nicht über-handnimmt!

Nicht zu vergessen: Bei der nochin diesem Jahr vorgesehenen Ab-stimmung in den 17 betroffenenGemeinden für den Beitritt zumVerein Parc Adula steht viel aufdem Spiel. Stimmen sie zu, verlie-ren sie für zehn Jahre die Kontrolleüber ihr Gebiet. Dass die Behördenim Bafu und Are endlich ihr wahresGesicht zeigen, lässt hoffen, dass dieStimmbürger dieses unnötige Pro-jekt bachab schicken.Rico Calcagnini aus Buchen

Gelder einsetzen,wofür sie bestimmt sind

Unverfroren gibt der Bund Gelderfür andere Zwecke aus, als ihre Be-stimmung wäre: Von den enormenSummen, die er als Abgaben aufTreibstoffe kassiert und die für denBau und Unterhalt der Strassenbestimmt wären, hat er nach undnach immer grössere Beträge fürandere Zwecke abgezweigt,mittler-weile sind es Milliarden.Die nächs-te Erhöhung ist angekündigt. Einpaar Rappen mehr pro Liter Benzinseien doch verkraftbar.Daher heisstes jetzt, die Notbremse zu ziehenund die «Milchkuh-Initiative» anzu-nehmen.Geschieht dies nicht, dannsind Tür und Tor offen für ähnlicheÜbungen. Findigen Köpfen fehlt esnicht an Ideen. Steigende Kosten imAsylwesen könnte man mit einerSteuer auf Bier begegnen, 20 Rap-pen mehr für eine Stange tun janicht weh.Die Kosten von immermehr Sozialmitarbeitern könntenmit einer Belastung bei Sportveran-staltungen aufgefangen werden,50 Rappen pro Eintritt liegen sicherdrin. Gegen das Überhandnehmensolcher Praktiken braucht es jetztein Zeichen, das mit der Annahmeder Initiative «Für eine faire Ver-kehrsfinanzierung» gesetzt wird.Hans Herwig aus Arosa

Hinhören – gilt vorallem für den Tourismus

«Die Zukunft der SBA SportbahnenBergün AG», unter diesem Titelwurden Aktionäre, Einwohner, Gäs-te und Zweitwohnungsbesitzer am14.Mai nach Bergün eingeladen.Kein leichtes Unterfangen, im heuti-gen Wirtschaftsumfeld Geld aufzu-treiben, um finanzielle Löcher zustopfen.Umso erstaunlicher ist dasrüde Verhalten vom Verwaltungs-ratspräsidenten, das Votum desUnterzeichnenden, ein Zweitwoh-nungsbesitzer, zu unterbrechen undan der Weiterrede zu verhindern!

Soll dieser blanke Unsinn dasDemokratieverständnis darstellen?Von der in der Schweiz verbrieftenRedefreiheit keine Spur und voneinem gastlichen Verhalten, das fürdie Tourismusbranche das A und Obedeutet,weit entfernt.Mit einemsolchen Verhalten ist weder Geldnoch Verständnis und Sympathiefür dringende Anliegen der SBA zufinden. Eine Diskussionsverfäl-schung und Verhinderung ist nichtpathologisch, sie hat nur einenZweck: von Tatsachen abzulenken!

In einer kürzlich erschienenenbeachtenswerten Schrift vom Bünd-ner Touristiker Hans Peter Danuserwurde auf die bemerkenswertenStudien von Avenir Suisse verwie-

sen, ebenso von Daniel Müller-Jensch über neue Erfolgsfaktorenfür Berggebiete. Ich verweise auchauf die veröffentlichten Studien derHTW Chur.Danuser und die Auto-ren der erwähnten Studien der HTWbringen es auf den Punkt.

Dem Verwaltungsratspräsiden-ten empfehle ich, sich mit diesenThemen zu befassen.Ohne die An-wendung und Umsetzung solcherStudienergebnisse bleibt der Fort-schritt im Tourismus versagt. Auchdie periodisch wiederkehrendenFinanzengpässe bei der SBA Bergünkönnen ohne einen Paradigma-wechsel nicht gelöst werden. Leichterkennbar,wohin dies führt!Kurt Bächtold aus Bergün/Lamone-Cadempino

Stellungnahme zum Leserbrief:

Sehr geehrter Herr BächtoldAls Erstes möchte ich mich auch bei

Ihnen für Ihr Engagement für die SBA,Ihre Präsenz an der Informationsver-anstaltung und Ihre Anerkennung derschwierigen Lage der SBA in den ers-ten Zeilen Ihres Leserbriefes bedanken.

Wir haben am Anfang der Veran-staltung bewusst eine Art Drehbuchfür den Abend bekannt gegeben. An-fang 16, Ende 18 Uhr, dann Apéro. Dieerste Stunde erhielten Sie Informatio-nen aus Sicht des Geschäftsführersund des Verwaltungsrats; ohne Betei-ligung des Publikums. Die ganze zwei-te Stunde war für die Debatte undFragen reserviert; mit der Bitte an dasPublikum, beim Thema zu bleibenund sich kurz zu fassen, damit sichmöglichst viele Anwesende äussernkönnten. Es entwickelte sich eine le-bendige Debatte, immer nahe beim

Leserbild: Zauberhafter Abendhimmel

Magisch: Ein atemberaubendes Abendrot legt sich über die Bündner Bergwelt. Bild Lucas Pitsch, Müstair

Hotline 0848 299 299LeserbetreuerMario Engi nimmtvon Montag bis Freitagvon 10 bis 12 Uhr Ihre

Informationen, Hinweise undAnregungen entgegen.

KontaktLeserbriefesuedostschweiz.ch/[email protected]/-reporterSchicken Sie uns Ihre Schnappschüssean [email protected] oderladen Sie die Fotos auf suedostschweiz.ch/leserreporter hoch. In der Zeitungveröffentlichte Fotos werdenmit50 Franken honoriert (Ausnahme:Wettbewerbsfotos).

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Südostschweiz | Samstag, 21. Mai 2016 REGION 7

I N S E R AT

Was Regierungsrat Parolinihier am liebsten lesen würdeDie Bündnerinnen und Bündner sollen den eigenen Tourismus kennen und lieben lernen. Das und mehrgabs an den Generalversammlungen von ITG und GRF – darunter einen Titelvorschlag aus dem Grauen Haus.

von Olivier Berger

G egenstimmen? Nein. DieGeneralversammlungen von Interessengemein-schaft Graubünden (ITG) und Graubünden Ferien

(GRF) erledigten die statutarischenGeschäfte gestern in Chur im Schnell-zugtempo. Jahresberichte, Rechnun-gen und Revisionsberichte wurden in eitel Minne abgesegnet. Und auch die Wahl des neuen Direktors der Rhäti-schen Bahn (RhB), Renato Fasciati, in den Vorstand, erfolgte per Akklama-tion. Überhaupt wurde reichlich ap-plaudiert: dem scheidenden GRF-Vor-standsmitglied Reto Gurtner etwa,dem neuen GRF-Direktor Martin Vin-cenz, und für den Gewinn von zwei Marketingpreisen.

Spannender als das, was die Statu-ten einer Generalversammlung als Ge-schäfte vorschreiben, war, was an den erstmals gemeinsam durchgeführten Versammlungen der beiden touristi-schen Schwergewichte sonst präsen-tiert wurde. Die ITG etwa wird bereits in den kommenden Wochen bei der Regierung ein Finanzierungsgesuchfür eine Sensibilisierungskampagneeinreichen, wie GeschäftsführerinYvonne Brigger-Vogel erklärte. Ziel ist es, die Bündnerinnen und Bündner für die wichtigste Branche im Kanton zu sensibilisieren.

Gast im eigenen Kanton«Faszination Tourismus» lautet dernoch wenig spektakuläre Arbeitstitel für das Programm, dass vom kantona-len Amt für Wirtschaft und Touris-mus (AWT) angeschoben wurde und jetzt von der ITG verantwortet wird.Ähnliche Ideen habe es schon in an-deren Tourismusregionen gegeben, er-klärte Brigger-Vogel und präsentierte entsprechende Inseratesujets aus der Innerschweiz. Diese Art von Werbung habe den Verantwortlichen aber nichtgereicht. Das alles bewege sich «zustark auf der rationalen Ebene», be-tonte Brigger-Vogel. «Man muss Betrof-fenheit schaffen.»

Die Bündnerinnen und Bündnersollen deshalb ihren Kanton und sei-nen Tourismus am eigenen Leib er-fahren. Spätestens ab April 2017 –werden deshalb vergünstigte Angebo-te für Einheimische geschaffen. Von Hotel- und Bergbahnangeboten bishin zu Eventtickets werde gemeinsam mit Partnern ein bunter Reigen anTouristischem zu günstigen Preisen

präsentiert, so Brigger-Vogel. All das schaffe einerseits Wertschöpfung im Kanton, trage aber auch dazu bei, dass sich Bündnerinnen und Bündner«wieder mehr mit dem Tourismusidentifizieren». Das Motto der Aktion,an welcher auch Somedia beteiligt ist,lautet: «I bin Graubünda».

Vom Wanderern bis zu GruppenAuch GRF kann wenige Woche nach der Präsentation der neuen Unterneh-

mensstrategie (Ausgabe vom 30.April) auf eine ganze Reihe aktueller konkre-ter Projekte verweisen. Gemeinsammit verschiedenen Destinationen im Kanton hat die Marketing-Dachorga-nisation eine Sommerkampagne rund ums Wandern lanciert, wo auch Wan-derferien im Kanton gewonnen wer-den können.

Myriam Keller, noch bis zu Vincenz’Amtsübernahme im September inte-rimistisch CEO von GRF, konnte zu-dem auf einen werbetechnischenCoup verweisen: Bei den Ski-Welt-meisterschaften in St.Moritz von kom-mendem Jahr wird GRF gemeinsam mit Swiss Ski das sogenannte House of Switzerland betreiben.Bis in zwei Jah-ren sollen zudem Gruppenreisen nachGraubünden einfach und massge-schneidert im Internet gebucht wer-den können. Das entsprechende Pilot-projekt mit dem SchweizerischenTurnverband lockt übrigens baldauch das nationale Kunstturn-Kader zu Trainingslagern in den Kanton.

Parolinis SchlagzeileBloss Sonnenschein und Glückselig-keit gab es aber auch an den gestrigen Generalversammlungen nicht. Marcel Friberg wollte zwar auf keinen Fall «die Lethargiekurve, die ich im Kan-ton schon etwas spüre» weiter anhe-ben, wie er betonte. Und der GRF-Prä-sident zitierte – mit Blick auf die neue Strategie – Albert Einstein: «Die reins-te Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.» Fri-berg stellte klar,dass es mit Harmonie allein nicht getan ist. Mit dem Kanton stehe GRF in einem «kritisch-konst-ruktiven» Verhältnis. «Wenn wir nur immer Ja und Amen sagen, entsteht keine Bewegung, keine Innovation.»

Friberg war es auch, der Graubün-dens obersten Touristiker, Volkswirt-schaftsdirektor Jon Domenic Parolini,zum Schluss des Anlasses interviewte.Er entlockte Parolini die Aussage, dass die neue Strategie bei der Regierung als GRF-Hauptgeldgeberin zwar in ge-wissen Teilen auch für Diskussionen gesorgt habe. Aber, so Parolini: «Der Kanton steht dahinter.»

Was er denn als Überschrift in den Medien gerne über die Veranstaltung lesen würde, wollte Friberg von Paroli-ni auch noch wissen. Der verwieszwar darauf, das sei nicht seine Sache.Wenn er aber wünschen könnte, so Pa-rolini, dann wäre der Titel: «Auf-bruchstimmung bei GRF und ITG».

Die Bündner als Gäste: ITG-Präsident Peter Engler und Geschäftsführerin Yvonne Brigger-Vogel wollen mehr Sensibilität für den Tourismus schaffen. Bild Olivia Item

«Wenn wir nur immer Ja und Amen sagen,entsteht keine Bewegung, keine Innovation.»Marcel FribergPräsident Graubünden Ferien

IMPRESSUM

Unabhängige schweizerische Tageszeitung mit Regionalausgabenin den Kantonen Graubünden, Glarus, St. Gallen und Schwyz.

Herausgeberin Somedia Publishing AGVerleger: Hanspeter Lebrument CEO: Andrea MasügerRedaktionsleitung Martina Fehr (Chefredaktorin), Thomas Senn (Stv. Chefredaktor), Reto Furter (Leiter Region), Rolf Hösli (Redaktionsleiter Glarus), Nadia Kohler (Leiterin Online), René Mehrmann (Projektleiter Medien), Patrick Nigg (Leiter Überregionales), René Weber (Leiter Sport), Urs Zweifel (Redaktionsleiter Gaster/See)Kundenservice/Abo Somedia, Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, Telefon 0844 226 226,E-Mail: [email protected] Inserate Somedia PromotionVerbreitete Auflage (Südostschweiz Gesamt): 79 172 Exemplare, davon verkaufte Auflage 75 294 Exemplare (WEMF-/SW-beglaubigt, 2015)Reichweite 164 000 Leser (MACH-Basic 2015-2) Erscheint siebenmal wöchentlich

Adresse: Südostschweiz, Sommeraustrasse 32, 7007 Chur,Telefon 081 255 50 50E-Mail: Regionalredaktion: [email protected];Redaktion Inland, Ausland: [email protected];Redaktion Sport: [email protected]; [email protected]; [email protected] ausführliches Impressum erscheint in der Dienstagsausgabe© Somedia

In Scuol gratisparkieren?In Scuol sorgt eine Volksinitiative für Diskussionen. Vergangene Woche hat die Gemeinde ein Initiativbegehrenvon sieben Personen veröffentlicht,welches verlangt, dass auf allen öffent-lichen und markierten Parkplätzen derFusionsgemeinde Scuol gratis parkiert werden kann. 150 Unterschriften sind notwendig, damit die Initiative gültig ist. Die Sammelfrist dauert noch ein ganzes Jahr bis zum 31.Mai 2017. An-gesichts der populären Forderungensollte es kein Problem sein, bei der ein-heimischen Bevölkerung die notwen-dige Unterstützung für die Initiative zuerhalten. Zu den Initianten gehörtauch Guido Parolini aus Ftan. In einer Stellungnahme in der «EngadinerPost» begründet er die Initiative unter anderem mit der Sorge um den Touris-mus im Tal. Weiter äussert er sich kri-tisch gegenüber dem Toleranzwert bei der Bussenvergabe in der Gemeinde.Erst kürzlich seien zwei weitere Polizis-ten angestellt worden, die regelmässig für Bussen zuständig seien. (fh)

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Langjährige HelferDie freiwilligen Helfer Antoi-nette Amman und Franco Rizzoli sind seit 15 beziehungs-weise zehn Jahren beim Mahl-zeitendienst der Alterssiedlung Kantengut in Chur tätig.

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