12
SEEFISCHEREI Die 3. Sommerreise zu bestandskundlichen Fischuntersuchungen in der Nordsee - 147 - Die Nordsee ist eines der wichtigsten Fanggebiete für die deutsche See- fischerei. Die Anlandestatistik von Fängen aus dem Nordostantlantik über mehrere Jahrzehnte bestätigt die gleichbleibende Bedeutung der Nordsee für die kommerzielle Fischerei: Anlandungen der deutschen Fischereifahrzeuge aus dem Nordostatlantik (int) Jahr alle Teilgebiete Anteil Nordsee Anteil Nordsee des Nordostatlantiks in t . ln 0' 10 1953 664278 277700 41. 8 1963 387870 154992 40.0 1973 325302 71104 21. 9 1983 185299 45851 24.7 1984 176514 63949 36.2 Dieser hohe Fischereiertrag war einer der Gründe, warum ab 1983 die Fischereiforschung des Instituts für Seefischerei in der Nordsee durch eine Sommerreise mit der "Anton Dohrn" verstärkt wurde. Die 142. Reise des Schiffes im Sommer 1985 war eine Fortsetzung entsprechender Unter- suchungen vom Sommer 1983 und 1984. Die Aufgaben und Ziele einer solchen Forschungsfahrt sind in den "Informationen für die Fischwirtschaft" im Heft Nr. 4, 1983, beschrieben worden und galten auch für die 142. Reise. Es ist beabsichtigt, diese Reisen in die Nordsee auch in den kommenden Jahren durchzuführen. Bezüglich ihrer Biologie, Verbreitung und mengenmäßigen Verteilung in der Nordsee außerhalb der Küstengewässer waren Kabeljau, Schellfisch, Seelachs und Wittling die hauptsächlich zu untersuchenden Fischarten auf den Sommer- reisen. AlJch von den weiteren mitgefangenen Fischarten war deren Gesamtfang in Ge L\J ich tun d 5 t ü C I( ? 8 h 1 zur e gis tri e ren. fvl e ß r e j he n an z u fe r ti gen, von ein i gen Arten Otolilhen fLlr deren Altersanalyse zu sarnmpln und C]efrostete Fischproben zur Untersuchung im Labor mitzunehmen. Die aus den Sommer fahrten resultierenden Daten erweitern die wissenschaft- lichen Grundlagen zur Beratung der kommerziellen Fischerei und zur Ab- schätzung der Größe und des Zustandes der Fischbestände in der Nordsee, die im Rahmen des EG-Fischereiregimes international mit festgelegten Fangquoten bewirtschaftet werden. Wie bei den vorangegangenen Reisen wurden auch im Sommer 1985 die fischereibiologischen Arbeiten mit ozeanographischen Messungen der Wasser temperatur und des Salzgehaltes verbunden, sowie mit einer Unter- suchung der großräumigen Verteilung der Nährsalze in der Nordsee, welche auch im Zusammenhang mit dem marinen Umweltschutz von Bedeutung sind. Für die Verteilung der Fischereistationen auf der Sommerfahrt 1985 wurde das Untersuchungsgebiet in 130 Seequadrate unterteilt. Vorgesehen waren für die 25 Fischtage mindestens 130 Hols von jeweils 30 Minuten Schlepp- zeit mit dem Grundschleppnetz "Grande Ouverture Vertikale (GOV)" mit

SEEFISCHEREI - COnnecting REpositories · 2017-12-05 · AlJch von den weiteren mitgefangenen Fischarten war deren Gesamtfang in Ge L\J ich tun d 5 t ü C I( ? 8 h 1 zur e gis tri

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: SEEFISCHEREI - COnnecting REpositories · 2017-12-05 · AlJch von den weiteren mitgefangenen Fischarten war deren Gesamtfang in Ge L\J ich tun d 5 t ü C I( ? 8 h 1 zur e gis tri

SEEFISCHEREI

Die 3. Sommerreise zu bestandskundlichen Fischuntersuchungen in der Nordsee

- 147 -

Die Nordsee ist eines der wichtigsten Fanggebiete für die deutsche See­fischerei. Die Anlandestatistik von Fängen aus dem Nordostantlantik über mehrere Jahrzehnte bestätigt die gleichbleibende Bedeutung der Nordsee für die kommerzielle Fischerei:

Anlandungen der deutschen Fischereifahrzeuge aus dem Nordostatlantik (int)

Jahr alle Teilgebiete Anteil Nordsee Anteil Nordsee

des Nordostatlantiks in t . ln 0' 10

1953 664278 277700 41. 8

1963 387870 154992 40.0

1973 325302 71104 21. 9

1983 185299 45851 24.7

1984 176514 63949 36.2

Dieser hohe Fischereiertrag war einer der Gründe, warum ab 1983 die Fischereiforschung des Instituts für Seefischerei in der Nordsee durch eine Sommerreise mit der "Anton Dohrn" verstärkt wurde. Die 142. Reise des Schiffes im Sommer 1985 war eine Fortsetzung entsprechender Unter­suchungen vom Sommer 1983 und 1984. Die Aufgaben und Ziele einer solchen Forschungsfahrt sind in den "Informationen für die Fischwirtschaft" im Heft Nr. 4, 1983, beschrieben worden und galten auch für die 142. Reise. Es ist beabsichtigt, diese Reisen in die Nordsee auch in den kommenden Jahren durchzuführen.

Bezüglich ihrer Biologie, Verbreitung und mengenmäßigen Verteilung in der Nordsee außerhalb der Küstengewässer waren Kabeljau, Schellfisch, Seelachs und Wittling die hauptsächlich zu untersuchenden Fischarten auf den Sommer­reisen. AlJch von den weiteren mitgefangenen Fischarten war deren Gesamtfang in Ge L\J ich tun d 5 t ü C I( ? 8 h 1 zur e gis tri e ren. fvl e ß r e j he n an z u fe r ti gen, von ein i gen Arten Otolilhen fLlr deren Altersanalyse zu sarnmpln und C]efrostete Fischproben zur Untersuchung im Labor mitzunehmen. Die aus den Sommer fahrten resultierenden Daten erweitern die wissenschaft­lichen Grundlagen zur Beratung der kommerziellen Fischerei und zur Ab­schätzung der Größe und des Zustandes der Fischbestände in der Nordsee, die im Rahmen des EG-Fischereiregimes international mit festgelegten Fangquoten bewirtschaftet werden.

Wie bei den vorangegangenen Reisen wurden auch im Sommer 1985 die fischereibiologischen Arbeiten mit ozeanographischen Messungen der Wasser temperatur und des Salzgehaltes verbunden, sowie mit einer Unter­suchung der großräumigen Verteilung der Nährsalze in der Nordsee, welche auch im Zusammenhang mit dem marinen Umweltschutz von Bedeutung sind.

Für die Verteilung der Fischereistationen auf der Sommerfahrt 1985 wurde das Untersuchungsgebiet in 130 Seequadrate unterteilt. Vorgesehen waren für die 25 Fischtage mindestens 130 Hols von jeweils 30 Minuten Schlepp­zeit mit dem Grundschleppnetz "Grande Ouverture Vertikale (GOV)" mit

Page 2: SEEFISCHEREI - COnnecting REpositories · 2017-12-05 · AlJch von den weiteren mitgefangenen Fischarten war deren Gesamtfang in Ge L\J ich tun d 5 t ü C I( ? 8 h 1 zur e gis tri

einer engmaschigen Innenauskleidung des Steertes, damit auch der Fisch­nachwuchs er faßt werden konnte. Das "GOV" war aufgerüstet wie auf der "Internationalen Jungfischreise 1985" im Februar/März, um bei den Aus­wertungen der Fangdaten evtl. die Ergebnisse aus den Spätwinterfahrterl nutzen zu können.

Die Verteilung der Fischerei- und der Ozeonographiestationen auf der Sommerreise 1985 zeigt die Abb. 1.

J

'I ,! r 'I

J -.:... ... 1

1 1 I 1 r 1 1 r 1 J I

;;,,) 1.,"'~ -~ I~

" i ",

~

i --,' " , , i "

7

,: -~ j -'

(~--'

r 1

, ~_ '~i

.. _«- T ..

" f S "ANW" O[)HRN

L 1 r L 1 I'

- 148 -

Ab b. 1:

Fischerei- und Ozeanoqraptlieslationen

Eine Auswertung der Fangergebnisse der Fischarten Kabeljau, Schellfisch, Seelachs und Wittling in ihrer geographischen Verbreitung und mengen­mäßigen Verteilung wird in derl Abbildungen 2 - 5 dargestellt. Die Alters­analyse der gefangenen Kabeljau aus dem nbrdlichen lInd mittleren Teil­gebiet der Nordsee ist aus den Abbildungen 6 und 7 zu ersehen. Den Alters­aufbau des Schellfischbeslaildes für die bei den Teilgebiete zeigen die Abbildungen 8 und 9. Die Altersanalyse der Wittlingsfänge wird gegenwär­tig ausgearbeitet, die Abbildungen 10 und 11 gebeil die Längen-Häufigkeit dieses Fischbestandes wieder. In den Abbildungen 12 und 13 ist die Län­gen-Häufigkeit der Heringsfänge in den Teilgebieterl dargestellt. Abbil­dung 14 leigt die Längen-Gewichtsfllnktion des Kabeljau für das gesamte Untersuchur,gsgebiel.

Die Kartierur'g der Kabeljaufänge zeigte eine nahezu gleichfHrmiqe Ver­breitung dieser Fischart über das qesamte Untersuchungsgebiet. Das gleiche Bild wurde schor, wHhrend der vorangegangenen Sommer fahrten beobachtet und darUber in den lIInformationen 11 berichtet. Eine Konzen­trierung vnn Kabeljau, die nbrdlich der Shetlands während der Jung­fischreise im Februar 1985 festgestellt wurde, scheint nur während der Wintermonate zu erfolgen. Im Sommer 1985 wurden nur zwei räumlich kleine Konzentrationen mit wenig über 100 kg im Halbstundenfang auf jeweils einer Fischereistation südlich des Fladengrundes und westlich der Großen Fischerbank angetroffen.

Page 3: SEEFISCHEREI - COnnecting REpositories · 2017-12-05 · AlJch von den weiteren mitgefangenen Fischarten war deren Gesamtfang in Ge L\J ich tun d 5 t ü C I( ? 8 h 1 zur e gis tri

• • ·v . · • •• •

• • • • • .I :cz •• • • .. • • • • •

• • • •• ... • .,

• •• •• • •• • • .r.

• •• • • •

• .. • •

• • •• .. ~ . •• e. • • • • ..

• •••

e • •

J I • • •

• • I

KABELJAU

'<'ING (sr.) / 30 MIN.

50MM(I( I 98~

Abb. 2: Verbreitung des Kabeljau

• • •

• ••

I!IIII '0'

E! üJ • •

·f" :~ •

•• ffi\

• • •

SCHELLFISCH

FA~G (51.) / 30 M1N.

50r"1f1E~ 19S~ "

Abb. 3: Verbreitung des Schellfisches

r"' ~ "' " ", , , , , , , ,

t • •

'~ ~'O~ -

( ,

• e ". • • • •

..• , •

• •

SEELACHS

H>NG (5'.) / 30 MIN.

1985

Abb. 4: Verbreitung des Seelachses

... _ .,

- .. ..

149 -

Abb. 5: Verbreitung des Wittlings

Page 4: SEEFISCHEREI - COnnecting REpositories · 2017-12-05 · AlJch von den weiteren mitgefangenen Fischarten war deren Gesamtfang in Ge L\J ich tun d 5 t ü C I( ? 8 h 1 zur e gis tri

400 ~

"LT'_oo, .Cl",< N~ "O,_]F:OK,J

"<POO"LLl JL 0""[R5,",por

2: '°'0,5'

]e. '=i 4 :'.9.4 )4.)

Abb. 6: Altersaufbau des Kabeljau, nördliche Nordsee

400 -'-

+ 200

2

"l-T"~' _ol~:'[ ,J~D "~EU";<[I'

"" ~~O;"" cL Q,TF~55Rcf'''l

c~~G 's- 'lg

, ~~~~~~~-L ____ ~ __ _

2j.? 36.~ 54.8 )7.:::;

Abb. 7: Altersaufbau des Kabeljau, mittlere Nordsee

C'. ce 8lJ0

to00

:::1 .~II L_ 211. 2834.8

4lJ.?

Abb. 8: Altersaufbau des Schellfisches, nördliche Nordsee

803 ---, ~. - "J,

4>J<J +

2130 +

+------_tJl 3 ,

14.2 3e 36.3 38. )

CM

Abb. 9: Altersaufbau des Schellfisches, mittlere Nordsee

50

lOn.li<~ - "AEUF1GKElT

Je f< ~ l89. >I.

= B."S

Abb 10: Die Längen - Heufigkeit des Wittlings, nördliche Nordsee

10 " = 1 >/le 5'

Abb. 11: Die Längen - Häufigkeit des Wittlings, mittlere Nordsee

150

I

Page 5: SEEFISCHEREI - COnnecting REpositories · 2017-12-05 · AlJch von den weiteren mitgefangenen Fischarten war deren Gesamtfang in Ge L\J ich tun d 5 t ü C I( ? 8 h 1 zur e gis tri

o ' '00 +

~ER1~G (NCER~Li~HE NnR~SEE)

'A!<G " 10 ~ = 11046 S,

<G" FISCl< =e.3ß

G1

Abb. 12: Die Längen - Häufigkeit des Herings, nördliche Nordsee

C~E"Gfh - ~AEUFlGo<,1T

'~"G / le H = 1263] sI.

~G ' ,ISCH = a. I~

Abb. 13: Die Längen- Häufigkeit des Herings, mittlere Nordsee

KABE:LJI'lU

20 "('"-) " 0."L04 • _ " 2.95S

5

ONZ"", 3<hJ[~T = lo5?

<O"R[L~r :eN 0 a ,32

88 100 120 cr,

- 151 -

Abb. 14: Längen - Gewichtsfunktion des Kabeljau

Die Altersangaben für den Kabeljau aus der mittleren und nördlichen Nord­see bestätigten erneut die Bedeutung der Jahresklasse 1983 für diesen Fischbestand. Ferner zeigte die Altersanalyse, daß der Kabeljaujahrgang 1982, wenn auch in der nördlichen Nordsee in größerer Stückzahl gefangen, von nur durchschnittlicher Größe ist. Kleine Kabeljau des Jahrganges 1984 wurden auf der Sommerfahrt 1985 in nur geringer Menge gefangen. Wie das Fangergebnis der Jungfischreise '85 bereits aufzeigte, ist dieser Nach­wuchsjahrgang den zahlenmäßig schwachen Jahresklassen zuzuordnen. Kabel­jau der älteren Jahresklassen wurden im Untersuchungsgebiet während der dritten Sommer fahrt ebenfalls in geringer Stückzahl festgestellt.

Genau wie der Kabeljau ist auch der Schellfisch in der Nordsee geographisch sehr verbreitet. Schellfische aller Altersgruppen wurden in ihrer sommer­lichen Verteilung in nahzeu allen be fischten Seequadraten des Untersu­chungsgebietes angetroffen.

Die Kartierung der Schellfischfänge aus der 3. Sommerreise, wie in Abb. 3 dargestellt, zeigte die zahlenmäßig größte Verbreitung des Schellfisches im Westteil des Untersuchungsgebietes. Die größte Dichte überwiegend ein-

Page 6: SEEFISCHEREI - COnnecting REpositories · 2017-12-05 · AlJch von den weiteren mitgefangenen Fischarten war deren Gesamtfang in Ge L\J ich tun d 5 t ü C I( ? 8 h 1 zur e gis tri

- 152 -

und zweijähriger Schellfische wurde in einem zusammenhängenden Gebiet beob­achtet, das sich vom Sildosten der orkneyinseln ilber den Fladengrund und dem Gat bis nordwesllich der Doggerbank erstreckte. Zwei weitere, räum­lich enger begrenzle Gebiete mit grbßeren Schellfischvorkommen lagen auf der Egersundbank bis zur Großen Fischerbank und. r.brdlich der Terschel­lingbank.

Schellfische der Jahresklassen 1982 und älter wurden im Seegebiet um die orkneyinsein-Moray Firth, bsll ich und nbrdlich der Shetlandinseln, nord­westlich der Doggerbank und im Ostteil des Untersuchungsgebietes gefan­gen. In der mittleren Nordsee nahmen die Fänge älterer 5cl.ellfische schnell ab.

Die Allersanalyse der Schellfischfänge in den beiden Teilgebieten der Nordsee bestätigte die Bedeutung des Jahrganges 1983 filr diesen Fisch­bestand. Die jilngste Jahresklasse (der Jahrgang 1984) ist, wenn aucl. in grbßerer Stilckz8hl in der nbrdlichen Nordsee im Sommer 1985 gefangen, nicht grbßer als die zahlenm8ßig schwächeren Jahresklassen 1982 und 1980. Diese ~ltersanalyse bestäligte die Ergebnisse aus der Untersuchung des Altersaufbaues im Schellfischbestand der Nordsee aus den Fangergebnissen des "Internationalen Jungfisch-Programmes" im Februar 1985.

Die geographische Verteilung der Wiltl ingsfänge aller Altersklassp.Il, in Abb. 5 dargestellt, zeigt eine Konzentrierung der Fischvorknmmen von den orkney-Inseln über die Aberdeenbank bis Farn Deeps im West teil des Unter­suchungsgebietes. Eine weitere Konzentrierung wurde in der silddstlichen Nordsee von der Wellbank bis östlich der Weißen Bank festgestellt. Von diesen beiden Verbreitungszentren aus ist eine Abnahme der 8evblkerungs­dichte zur mittleren Nordsee hin zu beobachten. Die Alterszusammensetzung der Fänge wird gegenw8rtig erarbeitet. Die I ängenhäufigkeit der Wittlings­fänge in den bei den Teilgebieten ist in den Abb. 10 und 11 dargestellt.

Seelachse wurder, während der 3. Sommer fahrt in vielen Hols in der nörd­lichen Nordsee gefangen (Abb. 4) und zwei Verbreilungszentren auf der Vikingbank und der Egersundbank angetroffen. Nach Silden nahm das See­lachsvorkommen schnell ab. wobei die Südgrenze in der Verteilung dieser Fischart hei 54°30'N lag. Über seine Auswertungen der biologischen Daten aus den SeelachsfHngen dieser 3. Sommerfahrt berichtet Dr. H.H.REINSCH in diesem Heft.

Die Ergebnisse aus den Heringsf8ngen zeigten vier Verbreitungszentren im Untersuchungsgebiet (0. Abb.). Die stärkste und räumlich grbßte Herings­konzentration konnte im Seegebiet nordwestlich von Fair lsle und auf dem Fladengrund bis zu den Lor.g Forties beobachtet werden. Die besten Hols mit bis zu 30 Korb Hering in Jeweils 30 min Schleppzeit wurden auf dem süd­licher. Fladenqrund erzielt. Drei weitere, aber geographisch enger begrenzte Heringsvorkommen befanden sich auf Bruceys Garden, d.h. westlich der Doggerbank, nordwestlich der Tersche11ingbank und auf der Kleinen Fischer­bank. Im nordbstlichen und mittleren Untersuchungsgebiet waren die Herings­vorkommen von einer gerinqen Größenordnung, bzw. es wurden dorl kp-lne Heringe qefangen. Die AuswerturIg der aus Heringsfängen mitgenommenen Frost­proben wird gegenwärtig durchgefilhrt. Eine erste Information ilber den Heringsbestand gibt die Längenhäufigkeit der Heringsfänge aus den beiden Teilgebieten in Abb. 12 und 13.

Die aus den Sommerfahrten 1984 und 1985 gewonnenen Daten über die Längen­Gewichtsbeziehung des Kabeljaus der mittleren und nördlichen Nordsee in ihrem Funktionsverlauf sind in der Abb. 14 dargestellt. Unter Berücksich­tigung der Tatsache, daß die Jahresk1asse 1983 den Hauplanteil aller gewogenen Fische ausmachte, ergeben sich Anzeigen dafilr, daß dieser

Page 7: SEEFISCHEREI - COnnecting REpositories · 2017-12-05 · AlJch von den weiteren mitgefangenen Fischarten war deren Gesamtfang in Ge L\J ich tun d 5 t ü C I( ? 8 h 1 zur e gis tri

- 153 -

bevölkerungs reiche Jahrgang auf rund der vorhandenen Nahrungskonkurrenz ein relativ geringeres Wachstum hat.

Wie auch in den Vorjahren, wurden auf allen Fischereistationen und auf einigen zusätzlichen Positionen (Abb. 1) die Vertikalverteilungen von Temperatur, Salzgehalt und Schallgeschwindigkeit mit einer Multisonde aufgenommen. Anhand dieser Daten stellt sich die hydrographische Situa­tion der Nordsee im Juli/August 1985 wie folgt dar.

Von Juli bis August erwärmt sich die Nordsee-Oherflächenschicht im lang­jährigen Mittel (1905-54; TOMCZAK & GOEDECKE, 1962) um 0,7 K bis 1,2 K. Im August treten dann die sommerlichen Temperaturmaxima auf. Oie "Anton Dohrn"-Reise fiel in die Phase des abnehmenden Temperaturanstiegs kurz vor dem Erreichen der maximalen Temperaturen. Wie ein Vergleich der entsprechenden wöchentlichen Oberflächentemperaturkarten des Deutschen Hydrographischen Instituts zeigt, erwärmten sich Teile der Nordsee in der Zeit der "Anton Dohrn"-Reise in dieser Größenordnung (Abb. 15). Daneben gingen aber auch in größeren Gebieten die Oberflächentemperaturen um bis zu 1,2 K zurück (Abb. 15).

10 - 10 1130885) 10907851

Abb. 15: Änderungen der Oberflächen­temperaturen während der "Anton-Dohrn ll -Reise

Im Skagerrak trug die unterschiedliche Ausbreitung des wärmeren Küsten­wassers wesentlich zu dieser scheinbaren Abkühlung bei. Vor der englischen und schottischen Küste bis zur Doggerbank bewirkte turbulente Mischung zusammen mit Auftriebsvorgängen, die das von West nach Ost durchziehende Sturmtief am 05.08.1985 hervorrief, den Temperaturrückgang an der Ober­fläche.

Page 8: SEEFISCHEREI - COnnecting REpositories · 2017-12-05 · AlJch von den weiteren mitgefangenen Fischarten war deren Gesamtfang in Ge L\J ich tun d 5 t ü C I( ? 8 h 1 zur e gis tri

- 154 -

In den Meßwerten hebt sich diese kräftige Durchmischung deutlich heraus: Die Stationen 139 bis 145 - nach Durchzug des Sturmtiefs - weisen nur noch geringe vertikale Temperatur- und Salzgehaltsdifferenzen auf. Als Folge war dieses Gebiet im Vergleich zu den langjährigen Mitteln (1905-54) rUr den Monat Juli bzw. fUr den Monatswechsel Juli/August an der Ober­fläche zu kalt (Abb. 17) und am Boden zu warm (Abb. 21).

Die Oberflächentemperaturen (Abb. 16) des übrigen Untersuchungsgebietes lagen überwiegerld etwa 0,8 K über den Mittelwerten (im Maximum 1,7 K bei

0 ruhigem, strahlungsreichem Wetter auf etwa 60 N, Abb. 17). Diese Tatsache, die dem persönlichen Erleben des letzten Sommers im Nord­seebereich zu widersprecllen scheint, wird durch die Differenzen des Monats Juli (t -Karte vom 10.07. - 16.07.1985) zum 50-jährigen Mittel (1905-54) gest8tzt (Abb. 18). - Nebenbei, auch die Meteorologen reden von einem durchaus durchschnittlichen Sommer. -Selbst in bezug auf das 10-jährige Miltel 1971-80, das für den Juli gr6ßtenteils 0,3 K bis 0,7 K h6here Temperaturen aufweist als das 50-Jahresmittel 1905-54 (BECKER et 81. 1984; nicht als "Klimaänderung" auf­zufassen r ), war die Nordseeoberfläche zur Julimitte in weiten Teilen immer noch wärmer (Abb. 19). Mitte August dominierten dann allerdings die n8gativen Anomali8n (siehe t -Karte vom 14.08.-20.08.1985).

o

Die Bodent8mperaturen (Abb. 20) lagen miL Ausnahme des südöstlichen Un­tersuchungsgebietes (siehe oben) unter den langjährigen Mitteln (1905-54; Abb. 21). Dabei waren die negativen Anomalien jedoch überwiegend gering, die Boden­temperaturen entsprachen d8n vorhergesagten Werten (KANJE & WEGNER, 19B~). Lediglich im Doggerbankbereich traten große Anomalien ~uf. Hier wirkte das verzögerte Frühjahr nach: Bei der verspäteten Schichtausbildung betrugen die negativen Anomalien hier schon im Mai mehr als -1 K. Im laufe des Frühsommers brachten Advektion und Turbulenz nur unterdurchschnittliche Wärmemengen in das Bodenwasser, so daß das vorhandene Wärmedefizit wuchs.

Eine 10 m bis 3D m starke Übergangsschicht trennte die erwärmte Ober­flächenschicht von dem kälteren Zwischen- bzw. Bodenwasser. Selbstver­ständlich enthielt die Übergangsschichl Leilweise stark ausgeprägte Sprungschichten (JH> 1 K pro ~leler). Die 10DC-Isotherme lag bei allen Stationen mit Schichtung innerhalb der Übergangsscllicht. Somit charakterisiert die Darstellung der 100C-Iso­therme (Abb. 22) die Tiefenlage der Übergangsschicht und in etwa die Tiefe, bis zu der die an der Oberfläche eingestrahle Wärmemenge turbulent transportiert wurde. Im Vergleich zum langjährigen Mittel (1905-54; ToMCZAK & GOEDECKE, 1964) lag die 10DC-Isotherme überwiegend bis zu 5 m tiefer. Zusammen mit den Temperaturen der Oberflächenschichl (siehe oben) ist dieses ein weiteres Indiz für eine leicht über dem Mittel liegende Würmezufuhr während der Monate Juni und JUli 1985.

Die oberflächensalzgehaltsverteilung (Abb. 23) wurde durch die sommerli­che Ausbreitung des Abflußwassers des Friihjahres in die küsten ferneren Gebiete charakterisiert. Im Vergleich zum langjährigen Mittel (1905-54; GOEDECKE et al., 1967) lage~3die Oberflächensalzgehalte gebietsweise -3 einerseits bis zu 1,16 . 10 unter und andererseits bis zu 0,74 . 10 über den Mittelwerten (Abb. 24). Ein erhöhter Festlandsabfluß und ein weniger salzhaitiger Einstrom zwischen den Orknevs und Shetlands ver­minderten die Oberflächensalzgehalte vor der schottischen Kiiste. Zwi­schen 59 0 0 N und 60 N sorgte ein Vorstoß von norwegischem Küstenwasser nach Westen für erniedrigte Oberflächensalzgehalte. Quasi als Ausgleich war das atlantische Wasser östlich vom Tampen bei 61 0 30' und 30 E nicht

Page 9: SEEFISCHEREI - COnnecting REpositories · 2017-12-05 · AlJch von den weiteren mitgefangenen Fischarten war deren Gesamtfang in Ge L\J ich tun d 5 t ü C I( ? 8 h 1 zur e gis tri

r L

:. ; r

.~'r~

""".:;'/ / ~"~ .,;1

"' _ -..,~ l·

r " j.

_:1

" -, -\l,.

L ,

"FS ANTeN DO~"f<

JO' -08881985

IOberfluc.,e oe

L I r L

[

~A~b~b~~1~6~: Oberflächentemperaturen

, 1 .I

"

J

I

J

1 "

'::-,-i,

'" I \ I I I \ I

f I

'-

Abb. 17: Oberflächentemperaturanomalien

,J

"

.J'~-.

J , , J

, 1 J , i ' ,

~ i -

le 1905 - 54

r L I r

Abb. 18:

Anom81ien der Oberflächen­temperaturen vom 10. - 16.07.85 bezilglich der Juli-Mittel 1905 54

J' ~ . . , J I 1 J I

" >c J , 1

61 0 oe Juli 1985 r to 1971 - 80 [

f

155

Abb. 19: Anomalien der Oberflächen­temperaturen vom 10. - 16.07.85 bezilglich der Juli-Mittel 1971 80

Page 10: SEEFISCHEREI - COnnecting REpositories · 2017-12-05 · AlJch von den weiteren mitgefangenen Fischarten war deren Gesamtfang in Ge L\J ich tun d 5 t ü C I( ? 8 h 1 zur e gis tri

·1 I ., J , ., J , 1 J

., J I .,

J , i " J , ,.

FFS ,ANlON COHRN

I007-ce08 1985

, , L

f

Abb. 20: Bodentemperaturen

I 1

~ I 1 J

, J

1

., J , 1 J , i -.' ~

-'-

_.~

CF" ANTON [JOt'RN

".,~. 10

.6. t B K

l BA01" -tB!UII

Abb. 21: Bodentemperaturanomalien

J , 1 'c

J , 1 J

j " t

• i-

-~

-~--,

-'~-

7< • -:'J ..

\l r i. ,

F F 5 A~ TON :JOHRN

r L ,

ZI00C m

r L , r

156

Abb. 22: Tiefe der IOD C - Isotherme

Page 11: SEEFISCHEREI - COnnecting REpositories · 2017-12-05 · AlJch von den weiteren mitgefangenen Fischarten war deren Gesamtfang in Ge L\J ich tun d 5 t ü C I( ? 8 h 1 zur e gis tri

-, 1 J

j -' J , 1

" "'

, ..:.. FFS "ANlO" DOHRN

:'7'1?.. , :.0-:-, 1007 - asos 1985

So 10 3

Abb. 23: Oberflächensalzgehalte

I 1

, "

J , 1 J

~ ~' J , 1,'

F"S ,ANION DOHRN

Abb. 24: Oberf1ächensa1zgeha1ts­anomalien

i 1 J

j -

FFS "ANTON OOHRN

L'>. SB 10 3

SSADIQ -SSJUII

Abb. 25: Bodensalzgehalte

,~~--'

",~.....:-"":';:,-

FFS ANlON DOHRN

1007 _ 0808198"

SB 10 3

l

157

Abb. "6: Bodensa1zgeha1ts­anomalien

Page 12: SEEFISCHEREI - COnnecting REpositories · 2017-12-05 · AlJch von den weiteren mitgefangenen Fischarten war deren Gesamtfang in Ge L\J ich tun d 5 t ü C I( ? 8 h 1 zur e gis tri

- 158 -

von Klistenwasser überdeckt. Diese alternierende Ausbreitung des Küsten­wassers führte auch zwischen 57 0 N und 58 0 N sowie 2 0 E bis 4 0 E zu einer weiteren positiven Salzgehaltsanomalie an der Oberfläche. Ganz anderen Ursprungs war die positive Abweich0ng zwischen Lingbank und Doqgerbank: Zumindest in ihrem westlichen Teil dürfte es s~ch um das weitertranspor­tierte(und dabei vermischte) Wasser atlantischen Ursprungs gehandelt haben, das im Frühjahr zwischen 56 0 N bis 57 0 N und 0 0 E bis 2 0 E lag (WAGNER & WEGNER, 1985).

Oie 8odensalzgeha~Ssverteilung (Abb. 25) unterstützt diese Interpr~Sation: Bei S >35.1 . 10 betrug die Anomalie am Boden bis zu +0.15' 10 in diesem Bereich (Abb. 26).· Oesweiteren zeichnete sich die oben beschrie­bene negative Anomalie vor der Schottischen Küste und um die Orkneys auch am Boden deutlich ab (Abb. 26). Die negativen Anomalien am Boden auf und nordöstlich der Doggerbank erklären sich aus der weitgehenden Durchmi­schung. In den übrigen Gebieten war~~ die geringen positiven und negativen Anomalien am Boden «I ~ 0.05 . 10 I) nicht signi fikant.

Zitierte Literatur:

GECKER, G.A.; FREY, H.; WEGNER, G.: North Sea surface temperature means 1971 to 1980 and their differences compared with the ICES means (1905-54). Coun. Meet. ICES, Hydrogr. Comm., Cl: 1-34, 1984.

GOEDECKE, E.; SMED, J.; TOMCZAK, G.: Monatskarten des 'Salzgehaltes der No r d see. Dt. h y d r 0 g r. Z., Erg ä n z u n 9 s h. Re i heB (9), 1967.

KANJE, P.; WEGNER, G.: Die Temperaturen der Nordseeoberfläche im Winter 1984/85 und eine Vorhersage der Bodentemperaturen der Nordsee für den Sommer 1985. Beil. z. t - Karte vom 05.06. - 11.06. 1985.

o TOMCZAK, G.; GOEDECKE, E.: Monatskarten der Temperatur der Nordsee, Dt.

hydrogr. Z., Ergänzungsh. Reihe B (7), 1962.

TOMCZAK, G.; GOEDECKE, E.: Die thermische Schichtung der Nordsee. Dt. hydrogr. l., Ergänzungsh. Reihe B (8), 1964.

WAGNER, G.; WEGNER, G.: Internationale Jungfischuntersuchungen in der Nordsee 1985. Infn Fischw. 32 (2): 52-60, 1985.

G. Wagner u. G. Wegner Institut für Seefischerei

Hamburg

Untersuchungen am Köhler (Pollachius virens)in der Nordsee

(Ergebnlsse der 142. Reise des FFS "Anton Dohrn", 10.7. - 8.8.1985)

Auf der 142. Reise des FFS "Anton Dohrn" wurden die lCES-Gebiete lVa (57°30'N bis 62°00'N) und IV b (53 0 30' bis 57°30'N) mit insgesamt 125 Hols befischt. Die Schleppzeit betrug jeweils 30 Minuten. Um eine mög­lichst fl@chendeckende Befischung der Nordsee zu erreichen, war das Un­tersuchungsgebiet in 130 Quadrate (1 Längengrad: 30 Breitenminuten) auf­geteilt. In 122 Feldern wurde jeweils ein Hol, in drei Fällen auch zwei Hols gemacht. Als Trennungslinie zwischen der östlichen und westlichen Nordsee wurde der Längengrad 2°0st angenommen. Ausgelassen wurde die norwegische Rinne und das Seegebiet westlich der Shetlands bis zur westlichen Begrenzung von IV a.