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1 VR International VR International Nummer 3 | März 2015 Ländersteckbrief Macau | Seite 6 China: Zeit einfachen Wirtschaftens ist passé | Seite 10 Ungarn: Genau hinschauen lohnt | Seite 11 VR International: Wofür steht aus Ihrer Sicht der deutsche Mittelstand? Uwe Berghaus: Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Mehr als 99 Prozent aller rund 3,7 Millionen Unternehmen in Deutschland sind Mittelständler. Sie beschäftigen über 15 Millionen Arbeit- nehmer, bilden vier von fünf Auszubilden- den aus und machen deutlich mehr Umsatz als die 30 DAX-Unternehmen zusammen. Kurzum: Deutschland wäre nicht Deutschland ohne seinen starken Mittelstand. Grundsätzlich steht der deutsche Mittelstand auf einem soliden Funda- ment. Die Unternehmen haben in den vergangenen Jahren ihre Hausaufgaben gemacht und ihre Eigenkapitalquoten sukzessive verbessert. Hervorzuheben ist auch die anhaltend hohe Bilanzqualität. VR International: Welches sind die aktuellen Herausforderungen für den deutschen Mittelstand? Uwe Berghaus: Die internationalen Kri- sen machen auch vor dem Mittelstand nicht halt. Die Stimmung im Mittelstand German Mittelstand goes international Traditionell gibt es enge Kontakte zwischen der genossenschaftlichen FinanzGruppe und dem Mittelstand. Über die vertrauensvolle Zusammenarbeit und aktuelle Heraus- forderungen spricht Uwe Berghaus, Dezernent für den Bereich Firmenkunden im Vorstand der WGZ BANK. hat sich in den vergangenen Monaten merklich eingetrübt. Geopolitische Kri- sen und konjunkturelle Unwägbarkeiten verunsichern die Betriebe. Insbesondere die Unternehmen in den eher exportlas- tigen Branchen spüren den Nachfrage- einbruch aus Russland und der Ukraine. Zudem kommt die Erholung bei den europäischen Nachbarn nur langsam in Gang und auch die Investitionen in Deutschland verlaufen bisher nur wenig dynamisch. Von diesen negativen Ein- flussfaktoren können sich auch die mittelständischen Unternehmen nicht abschotten. Insgesamt bleiben die Rahmenbedin- gungen für die deutsche Wirtschaft und damit für die Mittelständler aber weiter

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1VR International

VR International Nummer 3 | März 2015

Ländersteckbrief Macau | Seite 6China: Zeit einfachen Wirtschaftens ist passé | Seite 10Ungarn: Genau hinschauen lohnt | Seite 11

VR International:Wofür steht aus IhrerSicht der deutsche Mittelstand?

Uwe Berghaus: Die Zahlen sprechen eineeindeutige Sprache: Mehr als 99 Prozentaller rund 3,7 Millionen Unternehmen inDeutschland sind Mittelständler. Siebeschäftigen über 15 Millionen Arbeit-nehmer, bilden vier von fünf Auszubilden-den aus und machen deutlich mehrUmsatz als die 30 DAX-Unternehmenzusammen. Kurzum: Deutschland wärenicht Deutschland ohne seinen starkenMittelstand.

Grundsätzlich steht der deutscheMittelstand auf einem soliden Funda-ment. Die Unternehmen haben in denvergangenen Jahren ihre Hausaufgabengemacht und ihre Eigenkapitalquotensukzessive verbessert. Hervorzuheben istauch die anhaltend hohe Bilanzqualität.

VR International: Welches sind dieaktuellen Herausforderungen für dendeutschen Mittelstand?

Uwe Berghaus: Die internationalen Kri-sen machen auch vor dem Mittelstandnicht halt. Die Stimmung im Mittelstand

German Mittelstand goes internationalTraditionell gibt es enge Kontakte zwischen der genossenschaftlichen FinanzGruppeund dem Mittelstand. Über die vertrauensvolle Zusammenarbeit und aktuelle Heraus-forderungen spricht Uwe Berghaus, Dezernent für den Bereich Firmenkunden im Vorstand der WGZ BANK.

hat sich in den vergangenen Monatenmerklich eingetrübt. Geopolitische Kri-sen und konjunkturelle Unwägbarkeitenverunsichern die Betriebe. Insbesonderedie Unternehmen in den eher exportlas-tigen Branchen spüren den Nachfrage-einbruch aus Russland und der Ukraine.Zudem kommt die Erholung bei deneuropäischen Nachbarn nur langsam in

Gang und auch die Investitionen inDeutschland verlaufen bisher nur wenigdynamisch. Von diesen negativen Ein-flussfaktoren können sich auch diemittelständischen Unternehmen nichtabschotten.

Insgesamt bleiben die Rahmenbedin-gungen für die deutsche Wirtschaft unddamit für die Mittelständler aber weiter

 

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VR International2

Im Fokus

positiv. Die anhaltend stabile Inlandsnach-frage, die niedrigen Zinsen und die be-ständig positive Lage auf dem Arbeits-markt bilden eine gute Grundlage. Fernerspüren die Betriebe durch die Ölpreisent-wicklung und die aktuelle Euro-Schwächequasi eine Sonderkonjunktur.

Die größten Sorgen bereiten denMittelständlern weiterhin vor allem büro-kratische Hemmnisse, der Facharbeiter-mangel und die Entwicklung der Strom-preise. Weitere wichtige Themen sind Ressourceneffizienz, Internationalisierungund Digitalisierung – Stichwort Industrie4.0. Keine großen Sorgen bereiten den

Finanzkrise aus dem Markt zurückgezo-gen haben, sondern ihren Kunden jeder-zeit zur Seite standen.

Vielen Firmenkunden sind heute Be-rechenbarkeit und Verlässlichkeit ihrerBankpartner wichtiger denn je. Mit ihrerstabilen Geschäftsstrategie, ihrem dichtenGeschäftsstellennetz und ihrer Veran-kerung in der Region sind die Institute der genossenschaftlichen FinanzGruppedaher oftmals erste Wahl. Die genossen-schaftlichen Institute stellen ihren Kundenzudem langjährige, vertraute Ansprech-partner zur Verfügung. Da die Betreuerihre Firmenkunden teils über Jahrzehnte

Unternehmen dagegen die aktuellenFinanzierungsbedingungen.

VR International: Welche Unterstüt-zung benötigen – Ihrer Meinungnach – Mittelstandsunternehmen vonihrem Bankpartner? Welchen Mehr-wert kann der Verbund den Firmenkun-den bieten?

Uwe Berghaus: Im Gegensatz zu manchanderen Wettbewerbern müssen Volks-banken und Raiffeisenbanken das Fir-menkundengeschäft für sich nicht neuentdecken. Die Begleitung des Mittel-stands als Finanzpartner ist integralerBestandteil ihres Geschäftsmodells. Sosteigerten sie ihre Kreditvergaben in denvergangenen Jahren deutlich stärker alsder Marktdurchschnitt und bauten ihrenMarktanteil im Firmenkundengeschäftkontinuierlich aus. Hier zahlt es sich aus,dass sich Genossenschaftsbanken nicht,wie insbesondere der eine oder andereausländische Wettbewerber, in der

„Volksbanken undRaiffeisenbankenmüssen das Firmen-kundengeschäft für sich nicht neuentdecken.“

„Keine großen Sorgen bereitenden Unternehmen

die aktuellen Finanzierungs-bedingungen.“

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Im Fokus

hinweg begleiten, kennen sie derenBedarf genau. Dieses profunde Verständ-nis versetzt die Kundenbetreuer in dieLage, ihre Kompetenzen gezielt auf dieBedürfnisse der betreuten Unternehmenauszurichten.

VR International: Wie begleitet undunterstützt die FinanzGruppe die Fir-menkunden im Auslandsgeschäft?

Uwe Berghaus: Wir begleiten unsere Fir-menkunden in allen Fragen des interna-tionalen Geschäfts entlang deren Wert-schöpfungskette, auf der Import- wie aufder Exportseite. Dies beinhaltet den Zah-lungsverkehr, das Stellen von Auslandsga-rantien, die Abwicklung von Inkassi undDokumentenakkreditiven, bis hin zu For-faitierungen in allen Facetten, inklusiveHermes- oder privatversicherter Forfaitie-rungen. Zudem bieten wir den Abneh-mern unserer Firmenkunden Finanzierun-gen auf Basis ECA-gedeckter Bestellerkre-dite an. Produktionszeitfinanzierungen

und Fremdwährungsabsicherungen run-den das Spektrum ab.

VR International: Warum hat diegenossenschaftliche FinanzGruppe dieKampagne „Made by Mittelstand“ insLeben gerufen?

Uwe Berghaus: Die mittelständischenUnternehmen sind das Rückgrat derdeutschen Wirtschaft. Und zu dieserBedeutung sind sie gekommen, weil sieüber viele Jahrzehnte kraftvoller Motorfür permanente Innovationen und wirt-

schaftliche Entwicklung waren. Dieser ein-drucksvollen Leistung der mittelständi-schen Unternehmer will die genossen-schaftliche FinanzGruppe öffentlich ihrenRespekt und Dank ausdrücken. Und auchdafür, dass die Genossenschaftsbankensie seit über 150 Jahren als starker Partnerauf ihrem Weg begleiten dürfen.

Uwe Berghaus Vorstand Zuständig für die Bereiche Firmen-kunden, Investitions-förderung und RechtWGZ BANK AG Westdeutsche Genossenschafts-ZentralbankLudwig-Erhard-Allee 2040227 Düsseldorf0211 [email protected]

Interview mit ...

„Zudem bieten wirden Abnehmern

unserer Firmenkun-den Finanzierungen

auf Basis ECA-gedeckter Besteller-

kredite an.“

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Auf Deutsch: neues ICC-Regelwerk zu ISPBICC Germany hat eine deutsch-englischeAusgabe der International StandardBanking Practice vorgelegt. Diese legendie Regeln für Dokumenten-Akkreditive– ein für Exporteure und Importeureunverzichtbares Zahlungssicherungsin-strument – inklusive gängiger Standardsinternationaler Bankpraxis aus.

Die ISBP befasst sich detailliert mitden Prinzipien und Regeln und zeigt,

wie diese in die tägliche Praxis der Prüfung und Erstellung von Dokumen-ten integriert werden sollten. Sie erläu-tern, wie die Prüfung und Erstellung von Rechnungen, Transportdokumen-ten oder Ursprungszeugnissen idealer-weise erfolgt. Die Publikation richtetsich an Spezialisten im Dokumenten-Akkreditivgeschäft, im Bankgeschäft, inder Logistik- und Versicherungsbranche,

in Kanzleien und an Anwender in Unter-nehmen, Industrie- und Handelskam-mern sowie Wissenschaftler.

gesondertes Kapitel behandelt denBankensektor des Landes.

Weitere Informationen:Zu beziehen ist die Publikation aufwww.iccgermany.de Online Shop zumPreis von 39,95 EUR.

Marokko verfolgt zahlreiche Vorhabenin der Wasserwirtschaft. Die Trinkwas-serversorgung mit sauberem Wasser istgut, der Bedarf steigt jedoch kontinu-ierlich. Pläne für einen groß angelegtenNord-Süd-Wassertransfer sind in derEntwurfsphase. Ziel des Großprojektesist es, ungenutztes Wasser aus dennördlichen Flussbassins in die Mitte desKönigreiches zu leiten und die südlichenFlussbassins für die Landwirtschaft mitmehr Wasser zu versorgen. Denn vomgesamten Wasserverbrauch entfallenrund 90 Prozent auf die Landwirtschaft,6 Prozent auf Trinkwasser und 4 Pro-zent auf die Industrie. Um den hohenWasserverbrauch der Landwirtschaft zureduzieren, hat das zuständige Staats-sekretariat für Wasser und Umwelt –Secrétariat d‘état chargé de l‘eau et del‘environnement, SEEE – 2009 ein natio-nales Programm für Wassereinsparungbei der Bewässerung verabschiedet.Dieses liegt jedoch weit hinter Plan. Essoll neue Bewässerungstechnologienumsetzen und die Modernisierung der

maroden Kanalzuläufe vorantreiben.Auch bei der Abwasserentsorgung inMarokko gibt es große Mängel, dito bei der Behandlung von Industrie-abwässern. Zur Verbesserung der Situa-tion hatte ONEP 2005 ein nationa-

Marokko: investiert in Wasserwirtschaft

les Abwasserprogramm – Programmenational d‘assainissement, PNA – erlas-sen. Bis 2020 sollten so circa 80 Prozentder städtischen Abwässer regulär abge-leitet werden.

Quelle: MEED

Märkte & Chancen

Weitere Informationen: Download von Investieren in Kasachstan unter:http://zentralasien.ahk.de Publikatio-nen Publikationen: Kasachstan

Kasachstan: einfach informierenInvestieren in Kasachstan – so heißt dasHandbuch, das die Delegation der Deut-schen Wirtschaft in Zentralasien (Deut-sche Auslandshandelskammer, AHK)gemeinsam mit weiteren Partnern fürdeutsche Unternehmen herausgegebenhat. Auf insgesamt 48 Seiten bietet diekostenlose Publikation viele nutzwerti-ge Informationen sowohl für Kasach-

stan-Neueinsteiger als auch für Unter-nehmen, die bereits auf dem Marktaktiv sind. So ist zu erfahren, was bei derAufnahme einer Geschäftstätigkeit inKasachstan zu beachten ist, welche(arbeits-)rechtlichen und steuerlichenRahmenbedingungen gelten, oder wel-che Kosten für Miete, Löhne und Gehäl-ter sowie Kommunikation anstehen. Ein

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VR International

Die USA sind Deutschlands wichtigsterWirtschaftspartner außerhalb der EU.Die IHK Berlin hat nun ein neues Merk-blatt herausgegeben, das sich mit derGründung von Niederlassungen in denVereinigen Staaten beschäftigt. Aufzehn Seiten sind kostenlos die relevan-ten Aspekte wie Rechtsform, Haftungs-

beschränkung oder Arbeitsrecht erläu-tert.

USA: Merkblatt für Gründung von Niederlassungen

MESSETIPPS

Franchising & Business Opportunities Expo

In Melbourne, Australien, öffnet vom21. bis 23. August 2015 die Franchising& Business Opportunities Expo ihreTore. Branchenschwerpunkte sind Wer-bung, Marketing, Franchising (Branche94),

Angebotsschwerpunkte: Dienstleistungen, Franchising und Lizen-zen.

Kontakt: Diversified Exhibitions AustraliaIlloura Plaza424 St. Kilda RoadMelbourneAustralien0061 3 926145 [email protected]

MAKS MOSCOW AEROSALONInternationale Fachmesse für die Flug-zeug- und Luftfahrtindustrie

Vom 25. bis 30. August 2015 findet inMoskau der MAKS MOSCOW AERO-SALON, die Internationale Fachmesse fürdie Flugzeug- und Luftfahrtindustriestatt. Branchenschwerpunkte sind Luft-und Raumfahrttechnik, Flughafenbau(Branche 53),

Angebotsschwerpunkte: Flughafenausrüstungen, Flughafenbau,Flughafencatering, Flughafentechnik,Luftfahrttechnik, Raumfahrttechnik undSicherheitstechnik.

Kontakt: AVIASALON Company, The M.M.Flight Research Institute Zhukovsky-2140160 Zhukowsky-2Moscow Region007 495 5565265www.airshow.ru/exhibition/1/ex.htm

Länder-Exportberichte: kostenlos zu über 60 Ländern weltweit Die Industrie- und Handelskammern inBayern stellen im Außenwirtschafts- portal Bayern gratis Exportberichte zu 60Ländern weltweit bereit. Diese enthaltenInformationen aus den Bereichen Außen-handel, Geschäftsabwicklung, Markt-

erschließung, Zoll, Recht und Geschäfts-reisen.

Südkorea: neue WirtschaftspublikationSüdkorea ist der viertgrößte Abnehmerdeutscher Waren außerhalb Europas undgewinnt dank des Freihandelsabkom-mens mit der EU weiter an Attraktivitätfür deutsche Firmen. Auch als Beschaf-fungsmarkt und Produktionsstandort istdas Land interessant. Deswegen infor-miert der neue Wirtschaftsführer Korea,erstellt von der Deutsch-KoreanischenIndustrie- und Handelskammer, ausführ-

lich über Wirtschaftsstruktur, Vertrieb,Investitionen, Sourcing, Kooperationenund Zollvorschriften.

Weitere Informationen: www.auwi-bayern.de Länder Länder-Exportberichte

Weitere Informationen: Der Wirtschaftsführer Korea ist zum Preis von 39 EUR als Downloadoder gedruckt zu erhalten unterhttp://korea.ahk.de Publikationen Online Shop

Subsahara: Deckungsmöglichkeiten erweitertAb sofort können Lieferungen und Leis-tungen auch an öffentliche Besteller inden Ländern Äthiopien, Ghana, Mosam-bik, Nigeria und Tansania zu mittel-und langfristigen Zahlungsbedingungendurch Hermesdeckungen abgesichertwerden. In der Vergangenheit sicherteder Bund dort ausschließlich Geschäftemit privaten Bestellern oder zu kurzfris-tigen Zahlungsbedingungen ab. Da dieWirtschaftsstruktur in der Region sehr

stark staatlich geprägt ist, entsteht soerhebliches Geschäftspotenzial für diedeutsche Exportwirtschaft, insbesonde-re im Rahmen von Infrastrukturmaß-nahmen.

Weitere Informationen: Detaillierte Länderbeschlüsse aufwww.agaportal.de

Weitere Informationen: Download unter www.ihk-berlin.de International Länder & Märkte Nordamerika USA Gründung einer Niederlassung

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Ländersteckbrief

Politische Lage

Im Dezember 2014 jährte sich der 15. Jah-restag der Rückgabe Macaus an die VR China. So untersteht Macau – ein nur28,2 km2 großes Gebiet im Südosten derVR China, bestehend aus einer Halbinsel,den zwei vorgelagerten Inseln Taipa undColoane, die zwischenzeitlich miteinan-der verbunden sind, sowie aufgeschüt-tetem Neuland. Macau ist seit 1999 als Sonderverwaltungsregion mit ein-geschränkten Selbstbestimmungsrechtendirekt der Zentralregierung in Beijingunterstellt, genießt aber einen auf50 Jahre garantierten hohen Grad anAutonomie in allen Angelegenheiten mitAusnahme der Außen-, Sicherheits- undVerteidigungspolitik.

Macau, mit über 18.000 Einwohnernpro km2 eine der am dichtesten besie-delten Regionen der Welt, unterhältunabhängige Außenwirtschaftsbezie-hungen und ist selbstständiges Mitgliedin der WTO und in weiteren internatio-nalen Organisationen. Allerdings ver-sucht die chinesische Zentralregierung,das Prinzip „Ein Land, zwei Systeme“zunehmend aufzuweichen. Ziel ist es,Macau stärker in den südchinesischenWirtschaftsraum mit der Provinz Guang-

dong und der Sonderverwaltungsregion(SVR) Hongkong einzubinden. DerLegislativrat, das EinkammerparlamentMacaus, ist nur zum Teil demokratischgewählt und besitzt gegenüber derdominanten Exekutive nur begrenzteBefugnisse, die sich im Wesentlichen aufdie Haushaltsgesetzgebung beschrän-ken. Der Regierungschef wird voneinem 400-köpfigen Wahlausschussgewählt und von der chinesischen Zen-tralregierung ernannt. Die Vertreter die-ses Wahlausschusses wiederum werdenmehrheitlich von verschiedenen Interes-sengruppen bestellt und nicht vom Volkgewählt. Auch in der neuen, seit Mitte2014 laufenden fünfjährigen Legislatur-periode wird das Amt des Regierungs-chefs von Fernando Chui ausgeübt, deraus einer der reichsten und einfluss-reichsten Familienclans Macaus stammtund Pro-Festlandchina-orientiert ist.Erklärtes übergeordnetes politisches Zielist es, die Eigenständigkeit des beste-henden Gesellschafts- und Wirtschafts-systems sowie die kulturelle IdentitätMacaus zu bewahren, die Wirtschafts-struktur zu diversifizieren sowie das Ver-waltungssystem zu reformieren.

Wirtschaftsstruktur

Macau hat ein marktwirtschaftlichesWirtschaftssystem mit eigener Währungund freiem Kapitalverkehr. Das Finanz-system ist vollständig liberalisiert, unddas Bankensystem erwies sich in der glo-

in Mrd. EUR

Autoridade Monetaria de Macau 27,7(Zentralbank)

ICBC Macau Ltd. (VR China) 12,7

Banco Tai Fung Ltd. (VR China) 6,3

Banco Nacional Ultramarino (Portugal) 5,2Luso International Banking Ltd. 4,3(VR China)

Die fünf größten Banken nach Bilanzsumme (per 31.12.2013)

Macau

Die Kasino-Metropole Macau ist stark abhängig – vom Glücksspieltourismus aus Chinaund von der chinesischen Konjunktur.

balen Finanzkrise als stabil. Die kleineoffene Volkswirtschaft, die mit einemPro-Kopf-Einkommen von fast 91.000USD in 2013 das Niveau eines reichenIndustrielandes erreicht und auf demPapier eine der reichsten Volkswirtschaf-ten Asiens ist, liegt jedoch bei dendurchschnittlichen Arbeitseinkommenweit hinter anderen entwickelten Volks-wirtschaften. Macau hat dank seinesStatus als einzige Region in Greater Chi-na, in der das Glücksspiel legal ist, einenbeispiellosen wirtschaftlichen Auf-schwung erfahren. Die Wirtschaft istgeprägt von der Glücksspielindustrieund dem damit verbundenen Tourismus,die mehr als 80 Prozent der Staatsein-nahmen erwirtschaften. Die einseitigeAusrichtung auf den Glücksspieltou-rismus birgt jedoch sehr große Risiken,insbesondere da Macaus Gesamtglücks-spieleinnahmen zu über 60 Prozent aufdas volatile, da von politischer Einfluss-nahme der Zentralregierung abhängigeKlientel vom chinesischen Festlandangewiesen ist. So bleiben jüngst ver-mehrt diese Besucher aufgrund voneinem verschärften offiziellen „Kampf

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Ländersteckbrief

Sonderverwaltungsregion Macau: „Ein Land, zwei Systeme“ – eine Abmachung, dienicht mehr lange Bestand haben dürfte.

gegen Korruption und verschwenderi-schen Lebensstil“ aus. Zudem entwickeltsich Singapur als ernst zu nehmenderKonkurrent in Asien ohne Restriktionenbei Einreisemodalitäten und Spiel- tischbegrenzungen. Ob das KonzeptMacaus, sich auch als Messe- und Konfe-renzstandort Asiens sowie zunehmendauch als familienfreundlicher Urlaubs-standort zu etablieren, aufgehen wird,ist fraglich. Auf die Industrie entfallennur noch geringe Anteile des Brutto-inlandsprodukts (BIP). Das verarbeiten-de Gewerbe – vor allem die früher flo-rierende Textil- und Bekleidungsindus-trie – wird wegen der übermächtigenBilliglohnkonkurrenz vom chinesischenFestland immer weiter zurückgedrängtund beschäftigt mittlerweile weniger als 3 Prozent aller Beschäftigten. 1990waren es noch 45 Prozent.

Wirtschaftslage und Wirtschaftspolitik

Nach einer wirtschaftlichen Abkühlung2012 hatte sich die Dynamik in 2013wieder auf ein Wirtschaftswachstumvon rund 12 Prozent beschleunigt.Neben Neueröffnungen im Glücksspiel-und Freizeitsektor sowie Nettofinanz-exporten waren damit einhergehendeneue Investitionen im Bausektor derhauptursächliche Grund. Die wirtschaft-liche Entwicklung Macaus steht und fälltjedoch mit der der Volksrepublik (VR)China: Schwächt sich dort die Wirtschaftab oder steht eine politisch motivierteKurskorrektur an, sind die Glücksspiel-einnahmen bedroht. Somit wuchs 2014das BIP Macaus um geringe 0,7 Prozent;für 2015 wird mit einer Schrumpfungdes BIP um 4 Prozent gerechnet. Dankdirekter Steuern von 35 bis 40 Prozentauf die Kasinogewinne weist MacausStaatshaushalt seit Jahren hohe Über-schüsse auf: in 2014 24 Prozent des BIP.2012 löste erstmalig die Zulieferindus-trie für Maschinen und elektronischeTeile die Textil- und Bekleidungsindustrieals wichtigsten Exportposten ab; 2013betrugen die Exporterlöse von Maschi-nen und -teilen 27 Prozent an denGesamtexporten. Insgesamt sind hohe78 Prozent der Exporte Reexporte.Zwar stieg der Export 2014 leicht, je-doch bestand weiterhin ein Handelsde-fizit von 10,3 Milliarden USD. WichtigsteExportmärkte Macaus sind – meist über

(Jahreswachstumsrate in Prozent)

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung

Jahr Bruttoinlandsprodukt Inflationsrate Öffentliches (real) (Jahresdurchschnitt) Haushaltssaldo (Prozent des BIP)

2012 9,1 6,1 28,2

2013 11,9 5,5 27,7

2014 0,7 6,1 24,0

2015s –4,0 4,3 20,3

s = Schätzung

Quellen: Internationaler Währungsfondsi; eigene Berechnungen/Schätzungen

Entwicklungen in der Außenwirtschaft

Jahr Leistungsbilanzsaldo Direktinvestitionen Währungsreserven (netto) (ohne Gold) (Mrd. USD) (Mrd. USD) (Mrd. USD)

2012 18,7 2,10 16,6

2013 22,8 2,07 16,1

2014 24,9 2,13 17,0

2015s 26,1 2,16 17,2

s = Schätzung

Quellen: Internationaler Währungsfonds, gtai; eigene Berechnungen/Schätzungen

Hongkong – die USA und die EU, dieImporte kommen dagegen überwie-gend aus den asiatischen Nachbarlän-dern, vor allem der VR China. Im Luxus-warenbereich sind steigende, wenn-gleich volatile Importzahlen aus Ländernwie Frankreich und Italien zu ver- zeichnen. Trotz des wachsenden Han-delsdefizits ist weiterhin von einer posi-tiven Leistungsbilanz aufgrund derhohen Dienstleistungsexporte auszuge-hen. 2014 konnte ein Leistungsbilanz-

überschuss von 25 Milliarden USD erzieltwerden; dieser dürfte sich 2015 vermut-lich auf gleichem Niveau halten. Macauist stark abhängig von Beijings Visa- undWirtschaftspolitik und der chinesischenKonjunktur. Es ist jedoch davon auszu-gehen, dass auch in Zukunft für die chi-nesische Regierung mittel- und lang-fristig der volkswirtschaftliche ErfolgMacaus schwerer wiegt als politischmotivierte Kurskorrekturen. Bei positi-ver gesamtwirtschaftlicher Entwicklung

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Ländersteckbrief

der VR China dürfte Macaus Kasinosek-tor in den kommenden Jahren weiterenAufwind durch den Ausbau des Netzeschinesischer Hochgeschwindigkeitszügeim Südosten Chinas, die Fertigstellungeiner der längsten Brücken der Weltzwischen Hongkong, Zhuhai und Macauin 2017 und den Ausbau der Sonder-wirtschaftszone auf der Insel Hengqinbekommen.

Macau weist inflationäre Tendenzenauf. Der Anstieg der Verbraucherpreiseerreichte 2014 im Vergleich zum Vorjahrerhöhte 6,1 Prozent. Darin schlagen sichder massive Nachfrageschub, insbeson-dere im Immobilienbereich, sowie diegestiegenen Importpreise, insbesonderefür Nahrungsmittel, nieder. Macau istfast vollständig abhängig von Nahrungs-mittelimporten aus China. Die WährungMacaus ist durch ihre Bindung an denHongkong-Dollar indirekt auch gegen-über dem USD festgeschrieben, sodassMacau kaum geldpolitischen Spielraumhat, jedoch mit den Aufwertungsten-denzen des CNY gegenüber dem USD

Wettbewerbsvorteile für seine vor-nehmlich chinesischen Gäste gewinnt.Zur Auslandsverschuldung Macaus lie-gen keine übereinstimmenden Angabenvor, sie dürfte jedoch 47 Prozent des BIPin 2014 ausmachen. Die Währungsreser-ven haben sich Ende 2014 auf 17 Milliar-den USD erhöht und gewährleistensomit eine Importdeckung von knappsechs Monaten. Damit verfügt Macauüber eine gute Liquiditätslage. DerStaatshaushalt und die Leistungsbilanzverfügen über Überschüsse, sodass voneiner soliden Finanzbasis Macaus auszu-gehen ist. Angaben zum Schuldendienstliegen nicht vor.

Beziehungen zur BundesrepublikDeutschland und zur EU

Deutschland ist innerhalb der EU nachFrankreich der zweitwichtigste Handels-partner Macaus im Bereich der Exporte.Knapp ein Fünftel aller AusfuhrenMacaus in die EU gingen 2013 in dieBundesrepublik. Hinsichtlich der europä-

ischen Exporte nach Macau liegtDeutschland hinter Frankreich und Ita-lien an dritter Stelle. Mit einem Export-volumen von 167 Millionen EUR ver-zeichnete der bilaterale Handel 2013 einRekordjahr. Im Zeitraum von Januar bisNovember 2014 erreichten die deut-schen Exporte lediglich knapp 78 Millio-nen EUR. Deutschland verzeichnetejedoch nach wie vor einen Überschuss,der sich von Januar bis November 2014auf 56 Millionen EUR belief. Diegeschäftlichen Aktivitäten deutscherUnternehmen in Macau halten sich ineher kleinem Rahmen. Umgekehrtsehen chinesische Geschäftsleute ausMacau Deutschland als Standort undSprungbrett für ihre Aktivitäten inMittel- und Osteuropa. Für deutscheUnternehmen bieten sich in MacauGeschäftsmöglichkeiten in Nischenbe-reichen wie Energie-, Signal- und Sicher-heitstechnik. Durch die zahlreichen neu-en oder fortgesetzten Hotelbautendürften Projekte wie Aufzüge, Klima-anlagen und Ausstattungen für Küchen

Außenhandel der Bundesrepublik Deutschland mit Macau(in Mio. EUR)

Jahr Deutsche Ausfuhr Deutsche Einfuhr Saldo

2011 49,8 27,9 21,9

2012 59,0 50,4 8,6

2013 166,9 27,4 139,5

2014 Jan.–Nov. 77,9 22,3 55,6

Quellen: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden; Außenhandel, Fachserie 7

Generalkonsulat der BundesrepublikDeutschland (zuständig für dieAmtsbezirke Hongkong sowieMacau)

21/F United Centre, 95 Queensway,CentralG.P.O. Box 250, Hongkong (SAR), China00852 21 05 87 [email protected]/

Botschaft der Volksrepublik China

Märkisches Ufer 54 10179 Berlin030-27588 0www.china-botschaft.de

Delegation of German Industry andCommerce Ltd., Hong Kong SAR

3601 Tower One, Lippo Centre, 89Queensway, AdmiraltyHong Kong World Trade CentreHongkong (SAR)00852-2526 [email protected]

Nützliche Adressen

Vom portugiesischen Erbe ist im heutigen Macau nicht mehr viel zu spüren – immerhin war Macau noch bis 1999 Kolonie.

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Ländersteckbrief

mit geschäftlichen Interessen im west-lichen Perlfluss-Delta und in Südchina zusehen.

Aussichten

Die Sonderverwaltungsregion Macauhat ein liberales Wirtschaftssystem undweist hohe Überschüsse in Staatshaus-halt, Leistungsbilanz sowie eine guteLiquiditätslage auf, verzeichnet aberinflationäre Tendenzen. Die Wirtschaftist wenig diversifiziert und abhängigvon der Bauindustrie und vom Glücks-spielsektor und dem damit einher-gehenden Tourismus vom Festland. Dieindustrielle Basis ist schwach und dieTextilindustrie als wichtigste Brancheverliert gänzlich an Wettbewerbsfähig-keit. Wachsende Einkommensdispari-täten, mangelnde Transparenz in Re-gierung und Verwaltung, Korruption,Zustrom von Arbeitern vom Festland,Verknappung von Wohnraum sowieDefizite in der Energieversorgung undGesundheitswesen und Umweltver-schmutzung führen zu weiteremUnmut unter der Bevölkerung. Es istungewiss, inwieweit die Regierungbereit ist, die erforderliche Diversifizie-rung der Wirtschaft anzugehen underforderliche politische, wirtschaftlicheund administrative Reformen durch-zusetzen. Prognosen für den florieren-den Glücksspieltourismus sind starkabhängig von Beijings Visa- und Wirt-schaftspolitik und der chinesischen Konjunktur. Die chinesische Zentral-regierung hat jedoch ein ureigenesInteresse, auch weiterhin durch ent-sprechende Maßnahmen eine poli-tische und wirtschaftliche Instabilität inder Sonderverwaltungsregion zu ver-hindern.

Gunda Müller-Lucya

DZ BANK AG

Gold/Schmuck 11,9

Lebensmittel/Getränke 11,8

Brennstoffe/Schmiermittel 9,8

Uhren 8,0

Handys 7,6

Quelle: Government of Macao SAR Statistics and Census Service (12/13)

Hauptimportgüter Macaus 2013(% der Gesamteinfuhr)

und Badezimmer gefragt sein. WeitereProjekte sind der Bau einer Light-Rail-Bahnstrecke in Macau sowie die Ent-wicklung der Macau vorgelagerten fest-landchinesischen Insel Hengqin. DieRegierung von Macau unterstützt aus-ländische Investitionen einschließlichOffshore-Aktivitäten mit der Bereitstel-

lung von ausgestatteten Büroräumenund finanziellen Anreizen. Aufgrund sei-ner liberalen Wirtschaftspolitik, relativguter Infrastruktur und internationalenVerkehrsverbindungen ist Macau wei-terhin ein attraktiver Investitionsstand-ort und auch als eine Plattform für klei-ne und mittlere deutsche Unternehmen

Bevölkerung:580.000 Einwohner

Fläche: 28,2 km²

Hauptstadt:Macau

Korrespondenzsprachen:Portugiesisch, Chinesisch, Englisch

Zollflughäfen:Macau

Zolltarif:Harmonisiertes System.

Einfuhrlizenzen:Macau ist Zollfreigebiet. Für bestimmteWaren ist eine Einfuhrlizenz erforderlich(u. a. für verbrauchssteuerpflichtigeWaren, lebende Tiere, Pflanzen, chemi-sche und pharmazeutische Produkte,Waffen, Munition und Nahrungsmittel).

Ein Einfuhrverbot besteht z. B. fürgebrauchte Kraftfahrzeuge.

Zahlungsbedingungen und Angebote:

Unwiderrufliches, bestätigtes Akkredi-tiv; Fakturierung in jeder konvertier-baren Währung; CFR oder cif Bestim-mungshafen; Angebote in Portugiesischoder Englisch.

Maße und Gewichte:

Metrisches System.

Währungseinheit:

1 Pataca = 100 Avos. ISO-Code: MO

Euler Hermes Länder-Klassifizierung:

2

Auszug aus den „Importbestimmungen andererLänder“ 2014 sowie aus dem „Konsulats- und Mus-tervorschriften“ (40. Auflage, 2013/2014, 4. Nach-trag, Oktober 2014).

Eckdaten für den Export nach Macau

Die Fertigstellung einer der längsten Brücken der Welt – zwischen Hongkong, Zhuhaiund Macau – ist in 2017 geplant.

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Nummer 3 | März 2015

VR International10

Interview des Monats

China: Zeit einfachen Wirtschaftens ist passéAn diese Bilder haben wir uns schon fast gewöhnt: Chinas Städte im Smog. Seit Jahresbeginn ist nun ein neues Umweltrecht inKraft. Doch ist es nur ein Feigenblatt, oder wird es tatsächlich etwas verändern? Auch für deutsche Unternehmen? Die Antwor-ten darauf gibt Jakob Riemenschneider, ausgewiesener China-Kenner der Wirtschaftskanzlei TaylorWessing.

VR International: Was sind die wich-tigsten Änderungen im chinesischenUmweltrecht?

Jakob Riemenschneider: Das bisherigeUmweltrecht in China war ein zahnloserTiger. Denn es formulierte nur Ziele, hatteaber keine wirksamen Mechanismen zurDurchsetzung. Das ist seit diesem Jahranders. So definiert das neue Umweltge-setz klare Tatbestände und nennt empfind-liche Sanktionsmöglichkeiten. Auch soll dieUmweltaufsicht durch zentrale und lokaleBehörden standardisiert werden. Hier willder Gesetzgeber dafür sorgen, dass Unter-nehmen auf lokaler Ebene Umweltgesetzeund Standards einhalten. Schließlich erklärtdas neue Gesetz den Umweltschutz zumStaatsziel. Auch die Verfassung der Volks-republik China nennt den Schutz derLebensgrundlagen eine zentrale Aufgabedes Staates. Die wesentlichen Themen sinddie gleichen wie im 2011 verabschiedetenFünf-Jahres-Plan: Luftreinhaltung, Wasser-qualität, Bodenverunreinigung und saube-re Lebensmittel.

VR International: Wie wirkt sich dasneue Umweltgesetz konkret aufUnternehmen aus?

Jakob Riemenschneider: Große Beach-tung hat eine bis zuletzt umstritteneRegelung gefunden: Danach könnenNicht-Regierungs-Organisationen unterbestimmten Voraussetzungen Umwelt-verstöße vor Gericht bringen. Das kannfür Unternehmen schmerzhaft werden,denn neben einer möglichen Schadens-ersatzhaftung sind die Strafen fürUmweltverstöße wesentlich härter: Bis-her war es oft so, dass Unternehmen, dieeine Umweltordnungswidrigkeit begin-gen, eine Einmalzahlung leisten mussten.Die war aber so gering, dass die meistenFirmen diese in Kauf nahmen. Das Buß-geld war oft günstiger als etwa einAbgasfilter. Jetzt erhöhen sich die Stra-fen von Tag zu Tag, wenn das Unterneh-men nach Aufforderung durch die

Behörde den Umweltverstoß nichtabstellt. Die chinesische Regierung machtErnst: Im Januar hat sie hierfür eineDurchführungsverordnung erlassen.

Ein weiteres Anliegen des Gesetzesist Transparenz: Emissionsintensive Un-ternehmen müssen bestimmte Informa-tionen veröffentlichen. Tun sie das nicht,können die Behörden sie dazu zwingen.Manche Bestimmungen sind problema-tisch: So können die Behörden eine ver-antwortliche Person für bis zu 15 Tage inGewahrsam nehmen – selbst wenn kei-ne Straftat begangen wurde.

Für ausländische Unternehmen, diefür andere Umweltgutachten erstellenoder Überwachungsaufgaben überneh-men, sind die neuen Haftungsregelun-gen von besonderer Bedeutung: Orga-nisationen, die mit Umweltverträg- lichkeitsprüfungen, Überwachung undÄhnlichem befasst sind, haften bei Fehl-verhalten gesamtschuldnerisch – nichtnur das Unternehmen, das den Umwelt-schaden direkt verursacht hat.

VR International: Wo liegen die Risi-ken, wo die Chancen für deutscheUnternehmen?

Jakob Riemenschneider: Auf Unter-nehmen, die in China produzieren,kommt einiges zu: Die Anforderungenan die sogenannte Umwelt-Compliancesteigen. Wir erleben, dass Unternehmen,die sich vor zehn oder 15 Jahren in einerInvestitionszone außerhalb der Stadtangesiedelt haben, heute von Wohnge-bieten umgeben sind. Nun wird ihnenwegen der erheblich strengeren Emis-sionsvorschriften der Umzug nahege-legt. Hier kann man nur raten: Augenauf bei der Standortwahl! Hinzu kom-men erhöhte Kosten für umweltgerech-te Fertigungsprozesse und Abgasentgif-tung. An erster Stelle stehen hierbei dieKunststoff sowie die Metall verarbeiten-de Industrie. Aber es gibt auch eineMenge Chancen – vor allem für Firmen,die Umwelttechnologien anbieten. Hier-

für gibt es in allen Branchen eine großeNachfrage. Und anders als in frühe- ren deutsch-chinesischen Kooperatio-nen sind es heute immer öfter die Chi-nesen, die das Geld mitbringen. Chinahat das Umweltproblem zu lange igno-riert. Inhabern von Umwelttechnologiensteht in China also ein neuer Marktoffen. Die Instrumente hierfür heißenLizensierung, Partnerschaften wie bei-spielsweise Joint Ventures oder auch dieVeräußerung von Know-how.

VR International: Wie können sichdeutsche Unternehmen auf die neueSituation einstellen?

Jakob Riemenschneider: Produktions-unternehmen in China sollten rechtzei-tig überprüfen, ob sie noch alle einschlä-gigen Umweltstandards erfüllen. Werder gesetzlichen Aufforderung nach-kommt und ein unternehmensinternesUmwelt-Compliance-System einführt,kann das Haftungsrisiko des Unterneh-mens und des Managements weiterreduzieren. Ein aktiver Umgang mit demThema Umweltschutz im Dialog mitGesellschaft und Behörden kann zueiner positiven Wahrnehmung in derÖffentlichkeit beitragen – Stichwort:Social Corporate Responsibility. Wäh-rend für viele Unternehmen die Zeitunbekümmerten Wirtschaftens vorbeiist, besteht eine gewaltige Chance dar-in, deutsche Umwelttechnologien inChina zu vermarkten.

Dr. Jakob RiemenschneiderPartner WirtschaftskanzleiTaylorWessing Isartorplatz 880331 München089 [email protected]

Interview mit …

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Nummer 3 | März 2015

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Ungarns Bruttoinlandsprodukt ist 2014um 3,5 Prozent gewachsen – so starkwie seit 2006 nicht mehr. Die Arbeitslo-senrate ist binnen Jahresfrist um 2,5 Pro-zent auf 7,7 Prozent gefallen, derStaatshaushalt hält seit drei Jahren dieDefizitobergrenze von drei Prozent desBruttoinlandsprodukts ein, der Außen-handelsüberschuss ist im Verhältnis zurWirtschaftsleistung mit rund sechs Pro-zent fast so hoch wie der Deutschlands.Mit solchen Daten hat Ungarn – vor- erst – nicht nur eher enttäuschende Ent-wicklungen seit 2007 gestoppt, sondernsteht auch im europäischen Vergleichrecht gut da. Wird das Land an derDonau wieder zum Musterschüler?

Kritik am wirtschaftspolitischen Umfeld

Ungarns Regierung hat seit dem Wahl-sieg des Fidesz 2010 mit vielen zuvorpraktizierten Konzepten der Wirtschafts-politik gebrochen – zum Teil sehr dras-tisch, und fast immer sehr schnell undüberraschend. Auch wenn im Einzelfalldas Ziel und die Richtung vieler Maßnah-men auch aus Sicht der Unternehmenrichtig war oder ist, so verursacht die Artund Weise der Einführung eine große,anhaltende Verunsicherung.

Jüngstes Beispiel: Ende Novemberwurde ein Gesetz verabschiedet, das seit1. Januar für nahezu alle Lkw-Transporteeine umfassende Meldepflicht gegen-über den Finanzbehörden vorschreibt.Ziel, so der Gesetzgeber, sei die Aufde-ckung und Zurückdrängung von grenz-überschreitendem Mehrwertsteuerbe-trug, der den ungarischen Staat jährlichHunderte Milliarden Forint kostet. DiesesZiel unterstützen alle steuerehrlichen Fir-men. Unverständlich aber ist für sie, dassdas neue System in modernen Liefer-und Produktionsketten praktisch garnicht umgesetzt werden kann, einenenormen zusätzlichen Verwaltungsauf-wand verursacht und letztlich die Wett-

bewerbsfähigkeit gefährdet. Jetzt sollmöglicherweise nachgebessert werden,doch der angerichtete ideelle Schadenlässt sich nicht so einfach beheben.

Gute Gründe für Ungarn

Es gibt viele ähnliche Beispiele aus denletzten Jahren, die das Vertrauen in dieBerechenbarkeit und Verlässlichkeit dergesetzlichen Rahmenbedingungen starkin Mitleidenschaft gezogen haben – vonSondersteuern für einzelne Branchen bis zur Verdrängung privater Anbieteraus der kommunalen Müllentsorgung.Warum aber investieren dann viele nam-hafte deutsche Firmen weiter in Ungarn?In Kecskemét ging 2012 eine nagelneuesMontagewerk von Mercedes in die Pro-duktion, Audi hat vor Kurzem neben dasweltgrößte Motorenwerk in Gyo”r einekomplette Autofabrik gestellt, Boschbeschäftigt in Ungarn mittlerweile 10.000Mitarbeiter, darunter rund 1.000 Ent-wicklungsingenieure.

Für derartiges Engagement gibt esGründe. So erlauben die Kostenstruktu-ren gerade in auf den Weltmarkt ausge-richteten Branchen in Ungarn eine kos-

tengünstige Fertigung, denn die Lohn-kosten liegen nur bei rund einem Vierteldes deutschen Niveaus. Zugleich ist dasQualifikationsniveau gut, gerade wirdauch das Berufsbildungssystem auf einduales Modell nach deutschem Vorbildumgestellt. Auch ist der Standort Ungarnaus logistischer Sicht attraktiv. Die süd-deutschen Ballungszentren sind nahe, dieVerkehrsinfrastruktur gut ausgebaut, dieInformations- und Kommunikationsnet-ze modern und leistungsfähig.

Diese Vorteile haben in den vergan-genen Jahren insbesondere deutscheUnternehmen nach Ungarn gezogenund hier gehalten. Bisher haben sieknapp 20 Milliarden Euro dort investiert– das ist rund ein Viertel aller ausländi-schen Direktinvestitionen im Lande, undetwa genauso viel, wie deutsche Firmenin Japan angelegt haben. Rund die Hälf-te des deutschen Kapitals floss ins verar-beitende Gewerbe, insbesondere in denFahrzeugbau, doch stark vertreten sindauch die Telekommunikation, die Ener-gieversorger oder der Einzelhandel.Aufschlussreich ist die Tatsache, dass dievon allen ausländischen Unternehmen inUngarn reinvestierten Gewinne zu zwei

Von Praktikern für Praktiker

Ungarn: Genau hinschauen lohnt Ungarn hat eine der offensten Volkswirtschaften der Welt: Die Ausfuhren boomen seitJahren, und ausländische Investoren dominieren viele Wirtschaftszweige. Aber es gibtKlagen über unsichere Rahmenbedingungen für die Wirtschaft. Für deutsche Firmenbedeutet das: Ungarn bietet viele Chancen, aber man sollte gut vorbereitet sein.

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Von Praktikern für Praktiker

Dritteln von deutschen Investoren auf-gebracht wurden. Für viele namhaftedeutsche Konzerne sind nämlich dieungarischen Standorte heute von stra-tegischer Bedeutung für die Produk-tionsketten innerhalb der Unterneh-mensgruppe. Im Umkehrschluss bedeu-tet dies eine gewisse „Stabilitätsgaran-

tie“ für die Töchter in Ungarn – letztlichprofitieren also beide Seiten.

Gefragt als Produktionsstandortund Beschaffungsmarkt

Dennoch scheinen die mittelfristigenKonjunkturaussichten eher gemischt.

Herausgeber: BVR, DZ BANK AG, WGZ BANK AG, Deutscher Genossenschafts-Verlag eGVerantwortliche Redakteurin: Dr. Sabine Theadora Ruh, freie Wirtschaftsjournalistin,

Allendorfer Straße 47, 60433 FrankfurtObjektleitung: Ricarda Schweers, DG VERLAG, E-Mail: [email protected]: Deutscher Genossenschafts-Verlag eG, vertreten durch den

Vorstand Peter Erlebach (Vorsitzender) und Franz-J. Köllner, Leipziger Str. 35, 65191 Wiesbaden

IMPRESSUMDruck und Versand: Görres-Druckerei und Verlag GmbH, Niederbieberer Str. 124, 56567 NeuwiedBildnachweis: WGZ BANK, TaylorWessing, AHK Ungarn, Fotolia Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Deutschen Genossenschafts-Verlages eG zulässig.ISSN 2195-206XVR International erscheint monatlich und ist bei Volksbanken und Raiffeisenbanken erhältlich. Das Manuskript für diese Ausgabe wurde Mitte Februar 2015 abgeschlossen. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit keine Gewähr.

Gabriel A. BrennauerGeschäftsführenderVorstand Deutsch-UngarischeIndustrie- und Handels-kammer Lövo”ház u. 301024 Budapest 0036 1 3457 [email protected] www.ahkungarn.hu

Autor

Die eingangs genannten Ergebnisse für2014 beruhen teilweise auf Sonder-effekten, und werden sich so nichtwiederholen lassen.

Die große Offenheit der Wirtschaft – die Warenausfuhren machen rund85 Prozent des BIP aus – ist ein Segen,wenn die Weltwirtschaft floriert, kannaber in Zeiten von Ukraine-Konflikt undGriechenland-Krise schnell zu einemernsten Wachstumsrisiko werden. Alsattraktiver Produktionsstandort undBeschaffungsmarkt dürfte aber Ungarnweiterhin in absehbarer Zeit ein wichti-ger Partner für die deutsche Wirtschaftbleiben.

Eckdaten der ungarischen Wirtschaft

2013 2014 (teilweisevorläufig)

2015 (Prognose)

2016 (Prognose)

Veränderung zum Vorjahr (%)

BIP real 1,1 3,5 2,3 2,1

darunter:

Ausfuhren 5,9 8,1 6,3 6,9

Einfuhren 5,9 9,8 6,2 6,1

Bruttoanlageinvestitionen 5,2 13,9 1,8 –1,0

Private Konsumausgaben 0,1 1,8 2,8 2,3

Verbraucherpreise 1,7 –0,2 0,9 2,9

Arbeitslosenrate (EU) 10,2 7,7

In Prozent des BIP

Haushaltsdefizit (EU) –2,4 –2,5 –2,4 –1,9

Staatsverschuldung 77,3 75,9 74,4 72,6

Leistungsbilanzsaldo +4,1 +4,2 +5,1 +6,0

Quelle: Ungarische Nationalbank (MNB) – Inflationsbericht Dezember 2014