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1. Zur Vorlage der Beilagen

1.1 In umseits bezeichneter Rechtssache legt der Rechtsmittelführer hiermit das beigeschlossene Konvolut

von Beilagen zur Rechtsmittelschrift mit den Beilagen Nr. 2 bis 61 vor, dessen genauer Inhalt sich aus

dem beiliegenden Verzeichnis von Beilagen ergibt.

Zusätzlich zu den in der Rechtsmittelschrift bezogenen Beilagen (Nr. 2 bis 51) legt der Rechtsmittelführer

zur weiteren Untermauerung seiner Argumentation in der Klage und in der Rechtsmittelschrift, wonach die

kategorische Verurteilung des Vorgehens der Krim-Russen bzw. der Russischen Föderation mit Bezug

auf die Krim völkerrechtswidrig ist, weil die Grundsätze der UN-Charta eine neue Weltordnung vorschrei-

ben, im Rahmen derer das Prinzip der territorialen Unversehrtheit zugunsten der Selbstbestimmung der

Völker und einer kollektiven Verwaltung der globalen Ressourcen in den Hintergrund rückt, die Beilagen

vor, welche im Verzeichnis der Beilagen mit den fortlaufenden Nummern 52 bis 62 bezeichnet sind.

1.2 Das genannte Konvolut von Beilagen wird vom Rechtsmittelführer vorab per E-Mail an die Kanzlei des

Gerichtshofs übermittelt. Zudem übermittelt er es aufgrund dessen großen Umfanges vorerst nur in 7-

facher Ausfertigung auch physisch. Beteiligte Parteien, die beabsichtigen, sich als Streithelfer dem Ver-

fahren anzuschließen und mit der elektronischen Kopie des Beilagenkonvoluts1 nicht Vorlieb nehmen wol-

len, mögen dies dem Rechtsmittelführer über die Kanzlei des Gerichtshofs bekannt geben, auf dass er

ihnen gegebenenfalls weitere physische Exemplare des Beilagenkonvoluts via die Kanzlei des Gerichts-

hofs zur Verfügung stelle.

2. Erklärungen2 zu den Beilagen Nr. 52-62.

2.1 Erklärung zu den Beilagen 52 bis 61.

In den zugänglichen Medien bestehen unterschiedliche Darstellungen darüber, welche Entstehung und

somit welcher Rechtsgrund der Schuld Deutschlands anhaftet, welche heute von Griechenland als Pflicht

zur Rückzahlung einer Zwangsanleihe von 1942 behauptet wird.

Faz.net berichtete am 16. März 2015 unter: Warum Deutschland an Athen zahlen soll,3 unter Berufung

auf zwei tschechische Historikerinnen, dass Griechenland, bereits vor dem Krieg schwer verschuldet, die

Besatzungskosten, welche nach der Haager Landkriegsordnung 1907 von Griechenland selbst zu tragen

gewesen seien, nicht habe zur Gänze bezahlen können, sodass auf dem Verrechnungskonto laufende

Gutschriften zur Entlastung Griechenlands vorgenommen worden seien, aus denen dieses Guthaben (die

spätere Zwangsanleihe) entstanden sei.

Dem ist vorerst entgegenzustellen, dass die Haager Landkriegsordnung 1907 (ö. RGBl. 180/19134) in

ihrem dritten Abschnitt mitnichten sagt, dass Besatzungskosten vom besetzten Land (endgültig) zu tragen

seien. Vielmehr erlaubt sie in deren Artikel 49 und 51 lediglich, Geldauflagen zur Deckung der Besat-

zungskosten vorzunehmen, für welche jedoch Empfangsbestätigungen auszustellen sind, was klar darauf

hindeutet, dass solche Auflagen später im Rahmen der Friedensverhandlungen Gegenstand von Aus-

gleich zu sein haben. Desgleichen sieht Artikel 52 dieser Ordnung vor, dass Naturalleistungen, die zu

diesem Zweck erhoben werden, “so viel wie möglich bar zu bezahlen”, ansonsten für sie aber Empfangs-

bestätigungen auszustellen sind.

1 Dieses kann auch auf der Blogseite des Rechtsmittelführers zum Herunterladen abgerufen werden; http://wp.me/p15CBy-

13S. 2 Wesentliche Teile der im Nachstehenden erfolgenden Erklärungen finden sich in jüngsten Beiträgen des Rechtsmittelführers

auf dessen Blog-Seite: http://wp.me/p15CBy-16W sowie http://wp.me/p15CBy-17q. 3 http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/griechenlands-forderungen-warum-deutschland-zahlen-soll-13484948.html 4 http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=rgb&datum=19130004&seite=00000587.

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Hinzuzufügen ist dem allerdings, dass sowohl Griechenland (namentlich die Landkriegsordnung von 1899)

wie auch Deutschland (namentlich die Landkriegsordnung von 1907) erst nach dem Zweiten Weltkrieg

ratifiziert haben. Dies vermag nicht darüber hinweg zu helfen, dass die Pflicht, solche Besatzungskosten

endgültig zu tragen, auch nach dem Kriegsrecht, das vor den Haager Friedenskonferenzen galt, wohl bei

dem gelegen haben wird, der die Kriegsschuld trägt. Zu prüfen, inwieweit die hier und dort behauptete

Kollaboration seitens Griechenland dazu führen könnte, dass es überhaupt keinen Anspruch auf Abgel-

tung hätte, sprengt angesichts des Umstands, dass die Kriegsschuld gerade vor dem hier nachstehend

behandelten Hintergrund in einem neuen Licht zu erscheinen scheint, den hier vorgegebenen Rahmen.

Interessant auch der jüngste Bericht vom 18. März 2015 der welt.de, Griechenlands 476-Millionen-Anleihe

gibt es nicht,5 welcher teils guten Aufschluss über die Fakten gibt, die dem Betrag von 476 Millionen zu-

grunde liegen.

Auf der Konferenz von Jalta (Krim) wurde am 11. Februar 1945 von den drei Alliierten Mächten (UdSSR,

USA und UK) ein Protokoll6 mit Regelungen betreffs der Natural-Reparationen von Deutschland ange-

nommen, in dem es im Wesentlichen heißt:

1. Germany must pay in kind for the losses caused by her to the Allied nations in the course of

the war. Reparations are to be received in the first instance by those countries which have

borne the main burden of the war, have suffered the heaviest losses and have organized victory

over the enemy.

2. Reparation in kind is to be exacted from Germany in three following forms:

(a) Removals within two years from the surrender of Germany or the cessation of organized

resistance from the national wealth of Germany located on the territory of Germany herself

as well as outside her territory (equipment, machine tools, ships, rolling stock, German in-

vestments abroad, shares of industrial, transport and other enterprises in Germany, etc.),

these removals to be carried out chiefly for the purpose of destroying the war potential of

Germany.

(b) Annual deliveries of goods from current production for a period to be fixed.

(c) Use of German labor.

3. For the working out on the above principles of a detailed plan for exaction of reparation from

Germany an Allied reparation commission will be set up in Moscow. It will consist of three rep-

resentatives one from the Union of Soviet Socialist Republics, one from the United Kingdom

and one from the United States of America.

4. With regard to the fixing of the total sum of the reparation as well as the distribution of it

among the countries which suffered from the German aggression, the Soviet and American

delegations agreed as follows:

“The Moscow reparation commission should take in its initial studies as a basis for discus-

sion the suggestion of the Soviet Government that the total sum of the reparation in accord-

ance with the points (a) and (b) of the Paragraph 2 should be 22 billion dollars and that 50

per cent should go to the Union of Soviet Socialist Republics.”

5 http://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article138498430/Griechenlands-476-Millionen-Anleihe-gibt-es-nicht.html 6 http://digicoll.library.wisc.edu/cgi-bin/FRUS/FRUS-idx?type=turn&entity=FRUS.FRUS1945Ber-

linv02.p1769&id=FRUS.FRUS1945Berlinv02&isize=M&q1=Ger-

many%20must%20pay%20in%20kind%20for%20the%20losses

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The British delegation was of the opinion that, pending consideration of the reparation question

by the Moscow reparation commission, no figures of reparation should be mentioned.

The above Soviet-American proposal has been passed to the Moscow reparation commission

as one of the proposals to be considered by the commission.

Ein halbes Jahr später, auf der Potsdamer Konferenz, beschlossen dieselben drei Siegermächte in Bezug

auf die Reparationen von Deutschland am 1. August 1945 weitere Regelungen. Dem darob veröffentlich-

ten Communiqué7 ist darüber in dessen Abschnitt IV8 zu entnehmen, was folgt:

IV. REPARATIONS FROM GERMANY.

In accordance with the Crimea decision that Germany be compelled to compensate to the great-

est possible extent for the loss and suffering that she has caused to the United Nations and for

which the German people cannot escape responsibility, the following agreement on reparations

was reached:

1. Reparation claims of the U.S.S.R. shall be met by removals from the zone of Germany oc-

cupied by the U.S.S.R. and from appropriate German external assets.

2. The U.S.S.R. undertakes to settle the reparation claims of Poland from its own share of

reparations.

3. The reparation claims of the United States, the United Kingdom and other countries entitled

to reparations shall be met from the western zones and from appropriate German external as-

sets.

4. In addition to the reparations to be taken by the U.S.S.R. from its own zone of occupation,

the U.S.S.R. shall receive additionally from the western zones:

(A) 15 per cent of such usable and complete industrial capital equipment, in the first place

from the metallurgical, chemical and machine manufacturing industries, as is unnecessary

for the German peace economy and should be removed from the western zones of Ger-

many, in exchange for an equivalent value of food, coal, potash, zinc, timber, clay products,

petroleum products, and such other commodities as may be agreed upon.

(B) 10 per cent of such industrial capital equipment as is unnecessary for the German peace

economy and should be removed from the western zones, to be transferred to the Soviet

Government on reparations account without payment or· exchange of any kind in return.

Removals of equipment as provided in (A) and (B) above shall be made simultaneously.

5. The amount of equipment to be removed from the western zones on account of reparations

must be determined within six months from now at the latest.

6. Removals of industrial capital equipment shall begin as soon as possible and shall be com-

pleted within two years from the determination specified in paragraph 5. The delivery of prod-

ucts covered by 4(A) above shall begin as soon as possible and shall be made by the U.S.S.R.

in agreed instalments within five years of the date hereof. The determination of the amount

7 http://digicoll.library.wisc.edu/cgi-bin/FRUS/FRUS-idx?type=turn&id=FRUS.FRUS1945Berlinv02&en-

tity=FRUS.FRUS1945Berlinv02.p1698&q1=tripartite%20conference%20of%20berlin 8 http://digicoll.library.wisc.edu/cgi-bin/FRUS/FRUS-idx?type=turn&entity=FRUS.FRUS1945Ber-

linv02.p1704&id=FRUS.FRUS1945Berlinv02&isize=M&q1=tripartite%20conference%20of%20berlin

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and character of the industrial capital equipment unnecessary for the German peace

economy and therefore available for reparations shall be made by the Control Council

under policies fixed by the Allied Commission on Reparations, with the participation of

France, subject to the final approval of the zone commander in the zone from which the

equipment is to be removed.

7. Prior to the fixing of the total amount of equipment subject to removal, advance deliveries

shall be made in respect of such equipment as will be determined to be eligible for delivery in

accordance with the procedure set forth in the last sentence of paragraph 6.

8. The Soviet Government renounces all claims in respect of reparations to shares of German

enterprises which are located in the western zones of occupation in Germany as well as to

German foreign assets in all countries except those specified in paragraph 9 below.

9. The Governments of the United Kingdom and the United States of America renounce their

claims in respect of reparations to shares of German enterprises which are located in the East-

ern Zone of occupation in Germany, as well as to German foreign assets in Bulgaria, Finland,

Hungary, Rumania and Eastern Austria.

10. The Soviet Government makes no claims to gold captured by the Allied troops in Germany.

Was die weitere politische Behandlung Deutschlands während dessen Kontrollregime angeht, ist demsel-

ben Communiqué, namentlich dessen Abschnitt III/B bereits zuvor zu entnehmen, was folgt:

III. GERMANY

The Political and Economic Principles to Govern the Treatment of Germany in the initial Control

Period.

A. Political Principles.

B. Economic Principles.

11. In order to eliminate Germany's war potential, the production of arms, ammunition and im-

plements of war as well as all types of aircraft and sea-going ships shall be prohibited and

prevented. Production of metals, chemicals, machinery and other items that are directly neces-

sary to a war economy shall be rigidly controlled and restricted to Germany's approved post-

war peacetime needs to meet the objectives stated in Paragraph 15. Productive capacity not

needed for permitted production shall be removed in accordance with the reparations plan rec-

ommended by the Allied Commission on Reparations and approved by the Governments con-

cerned or if not removed shall be destroyed.

Hier wurde also festgesetzt, dass Deutschlands Industrie das Kriegs-Potenzial genommen und diese

Wegnahmen als Reparationen geleistet werden sollten, und zwar in einem Maße, das Deutschlands fried-

licher Industrie nicht schadete. Dass letzteres lediglich im Zusammenhang mit der Regelung von Anteilen

Russlands an Wegnahmen aus der West-Zone festgeschrieben wurde, wird hier ebenso betont, wie die

Tatsache, dass die auf Jalta (Krim) ins Leben gerufene Alliierte Reparationskommission, von der später

noch zu reden sein wird, ihren Sitz in Moskau nahm.

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Ganz entgegen dem Punkt 5. des Abschnitts IV. des Potsdamer Communiqués erfolgte auch auf der

Pariser Friedenskonferenz keine Festsetzung der Höhe der Wegnahmen für den Zweck der Reparations-

leistung bzw. keine Bezugnahme auf eine solche Festsetzung, geschweige denn eine Definition dessen,

was überhaupt ersatzfähig sein sollte.

In der Präambel des dort abgeschlossenen Agreement on reparation from Germany vom 14. Januar 1946

(555 UNTS 719) heißt es, dass die Vertragsparteien (darunter auch Griechenland, nicht jedoch Deutsch-

land selbst)

in order to obtain an equitable distribution among themselves of the total assets which, in ac-

cordance with the provisions of this Agreement and the provisions agreed upon at Potsdam on

1 August 1945 between the Governments of the United States of America, the United Kingdom

of Great Britain and Northern Ireland and the Union of Soviet Socialist Republics, are or may

be declared to be available as reparation from Germany (hereinafter referred to as German

reparation), in order to establish an Inter-Allied Reparation Agency, and to settle an equitable

procedure for the restitution of monetary gold

dieses Abkommen beschlossen hätten. Man beachte, dass, wie oben dargelegt, eine betragsmäßige Fest-

legung der Höhe dessen, was verteilt werden soll, offenbar noch gar nicht vorgenommen worden war und

auch mit diesem Abkommen nicht vorgenommen wurde!

Die hier angestellte Legaldefinition der German reparation bezieht sich zu ihrer Bestimmung auch auf das

Potsdamer Abkommen, welches im oben zitierten Communiqué wieder gegeben, jedoch an verschiede-

nen Stellen, so auch am Beginn des Abschnitts IV, mit einleitenden Bemerkungen versehen ist, welche

im Text des eigentlichen Abkommens nicht aufscheinen, wo an sich lediglich die Rede von Reparationen

als Regelungsgegenstand ist, nicht jedoch unter Bezugnahme auch auf das Protokoll von Jalta, wie sie

allein in solchen einleitender Bemerkung im Potsdamer Communiqué aufscheint (siehe das Potsdamer

Abkommen in seiner französischen Fassung bei COLLIARD, Droit International et Histoire Diplomatique,

Tome I, Paris [1955] 640). In Jalta sprach man nämlich von losses. Verlust kann im rechtstechnischen

Sinne nur sein, was nicht von einer korrespondierenden Ausgleichsforderung aufgehoben wird, oder aber,

was in seinem Ersatz uneinbringlich ist.

Während man also in Jalta vorwiegend jene Verluste regeln wollte, für die es keine Ersatzforderungen

nach internationalem Recht gebe – siehe dazu sogleich! -, nahm man sich in Paris die Reparationen im

Allgemeinen vor, wobei die französische Fassung von der englischen insoweit abweicht, als sie jeweils

von demandes (Forderungen) spricht, während in dieser die Rede von reparation claims (Reparationsfor-

derungen) ist. Der französische Text lautet:

III. - LE REGLEMENT DES REPARATIONS

1° Les demandes de l'U.R.S.S. seront satisfaites par des prélèvements sur la zone allemande

occupée par l'U.R.S.S. et sur les avoirs allemands à l’étranger qui peuvent faire l’objet de ces

prélèvements.

2° L'U.R.S.S. s'engage à satisfaire les demandes polonaises sur sa propre part de réparations.

3° Les demandes des Etats-Unis, du Royaume-Uni, et des autres pays ayant droit aux répara-

tions seront satisfaites au moyen de prélèvements sur les zones occidentales et sur les avoirs

allemands à l’étranger qui peuvent faire l’objet de ces prélèvements.

4° En plus des réparations que l'U.R.S.S. prélèvera sur sa propre zone d'occupation, l'U.R.S.S.

recevra des zones occidentales:

9 https://treaties.un.org/doc/Publication/UNTS/Volume%20555/volume-555-I-8105-English.pdf.

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a) 15 % de l'outillage industriel utilisable et complet, provenant en premier lieu de l'industrie

métallurgique, chimique, et des fabrications de machines, qui n'est pas nécessaire à l'éco-

nomie de paix de l’Allemagne. Cet outillage sera prélevé sur les zones occidentales de

l'Allemagne qui recevront en échange une valeur équivalente de denrées alimentaires, de

charbon, de potasse, de zinc, de bois, de poteries, de pétrole et autres produits dont il sera

convenu.

b) 10 % de l'outillage industriel non indispensable à l'économie de paix de !'Allemagne et

qui sera transféré hors des zones occidentales sur le territoire soviétique au titre des répa-

rations, sans paiement ou échange d'aucune sorte en contre-partie.

Le déplacement de l'outillage prévu dans les paragraphes a) et b) se fera de façon simultanée.

5° Le volume de l'outillage à prélever sur les zones occidentales sera fixé au plus tard avant

six mois.

6° Le déplacement de l'outillage industriel commencera aussitôt que possible et sera terminé

dans un délai de deux ans après la date stipulée au paragraphe 5. La livraison des produits

envisagée dans le paragraphe 4 (a) ci-dessus commencera aussitôt que possible et sera ef-

fectuée par l'U.R.S.S., et échelonnée, comme prévu, sur les cinq ans qui suivront la date de ce

jour. Le volume et la nature de l'outillage industriel, non indispensable à l'économie allemande

du temps de paix et, par conséquent, disponible pour les réparations, sera fixé par le Conseil

de Contrôle, d'après les conditions énoncées par la Commission alliée des Réparations, avec

la participation de la France, sous réserve de l'approbation finale du commandant de la zone

d'où le matériel sera enlevé.

7° Avant de fixer le volume de l'outillage industriel à enlever, des livraisons anticipées du ma-

tériel considéré comme disponible seront faites conformément à la procédure indiquée dans la

dernière phrase du paragraphe 6.

8°·Le Gouvernement Soviétique renonce à toutes revendications relatives aux réparations con-

cernant des participations dans des entreprises allemandes situées dans les zones occiden-

tales d'occupation, de même qu'à tout avoir allemand à l'étranger, en tous pays sauf ceux spé-

cifiés dans le paragraphe 9 ci-dessous.

9° Les Gouvernements du Royaume-Uni et des Etats-Unis d'Amérique renoncent à toutes re-

vendications relatives à des réparations concernant des participations dans des entreprises

allemandes situées dans la zone orientale d'occupation, de même qu'à tous les avoirs, se trou-

vant dans les pays étrangers suivants : Bulgarie, Finlande, Hongrie, Roumanie et Autriche

orientale.

10° Le Gouvernement Soviétique ne présente aucune revendication concernant l'or saisi par

les forces alliées en Allemagne.

In der Geschichte des Krieges bzw. des Schlusses des Friedens hernach hing die Frage, welche Kriegs-

schäden, -verluste und -requisitionen etc. ersatzfähig waren, meistens davon ab, wer den Krieg gewann

(vgl. dazu etwa BONFILS/FAUCHILLE/GRAH, Lehrbuch des Völkerrechts10, Berlin [1904], 648 ff11.), während

die eigentlichen Kriegsschäden meist als Höhere Gewalt und daher als nicht ersatzfähig angesehen wur-

den.

10 https://archive.org/details/lehrbuchdesvlke00faucgoog. 11 https://archive.org/stream/lehrbuchdesvlke00faucgoog#page/n812/mode/1up.

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Unseres Erachtens haben die Haager Landkriegsordnungen aus 1899 bzw. 1907 unter diese Praxis einen

Schlussstrich gezogen, indem sie, abgesehen von den oben erörterten Regelungen betreffs der Besat-

zungskosten, Bestimmungen festlegten, wonach der Krieg mit möglichster Schonung der Substanz des

Kriegsgegners und schon gar des Privateigentums zu führen sei.

Wer gegen diese Regeln verstößt macht sich ebenso ersatzpflichtig wie generell – nach dem Verschul-

densprinzip – der, welcher rücksichtlich des Gegenstands des Krieges im Unrecht ist.

Umso interessanter ist, dass sich auch im Pariser Abkommen keinerlei konkrete Regelungen über die

Begründung und Stichhaltigkeit der geltend gemachten Forderungen finden lassen, geschweige denn

über die behauptete Kriegsschuld Deutschlands.

Reparation heißt, abgesehen vom, wie hier gezeigt, recht wässrigen terminus technicus des Kriegsrechts,

sowohl im Englischen als auch im Französischen im allgemeinen Gebrauch: Wiedergutmachung für Zer-

störtes, Unrechtes oder Mangelhaftes.

Während also, nach dem bisher Gesagten, in Jalta über den Ersatz von Verlusten abgehandelt wurde,

welche völkerrechtlich gar nicht ersatzfähig waren, betrafen die Abmachungen von Paris – unabhängig

von einer Klärung der Frage der Kriegsschuld – zum einen desgleichen diese Verluste, zum anderen aber

auch solche Kriegsfolgen, für welche völkerrechtlich Ersatzansprüche gegen den Kriegsschuldigen beste-

hen; letzteres lässt sich aus Artikel 2 des Teils I. des Pariser Abkommens schließen, auf den sogleich

einzugehen sein wird.

In Artikel 1 des Pariser Abkommens wird vorerst eine prozentuelle Teilnahme der Vertragsparteien an der

“Deutschen Reparation” festgeschrieben, wobei letztere in zwei Kategorien unterteilt wird, nämlich in:

Category A, which shall include all forms of German reparation except those included in Cate-

gory B,

Category B, which shall include industrial and other capital equipment removed from Germany,

and merchant ships and inland water transport.

Hier, in Kategorie A, ist also plötzlich die Rede von anderen (?) Formen der Reparation als Naturalien,

was sich aber laut der oben wieder gegebenen dreiteiligen Aufstellung im Punkt 2. des Protokolls der

Konferenz von Jalta nur auf laufende (naturale) Leistungen aus der deutschen Produktion sowie auf Ar-

beitsleistungen beziehen konnte; wobei bemerkenswert ist, dass diese laufende Produktion ja nur eine

friedliche Industrie zum Gegenstand haben sollte, sodass gesagt werden kann, dass laufende deutsche

Leistungen in Anrechnung auf dessen behauptete Reparationsschuld zur Bedingung für den Frieden ge-

macht wurde: und dies bei mehr oder weniger offener Höhe.

Dabei heißt es in Artikel 4/C dieses Pariser Abkommens, dass in Bezug auf

the allocation by the Inter-Allied Reparation Agency of items declared available for reparation

dort näher niedergelegte Prinzipien gelten sollten. Die genannte Inter-alliierte Reparationsagentur wurde

im Teil II desselben Abkommens eingerichtet und als Körper aus Delegierten aller Vertragsparteien orga-

nisiert. Ihre Aufgaben lagen im Wesentlichen allein in der Verteilung der Reparationsleistungen, nicht

jedoch in der Bestimmung deren Höhe, noch deren Art oder Gegenstand. Im Artikel 2/A dieses Teils II.

heißt es dazu:

A. The Agency shall allocate German reparation among the Signatory Governments in accord-

ance with the provisions of this Agreement and of any other agreements from time to time in

force among the Signatory Governments. For this purpose, the Agency shall be the medium

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through which the Signatory Governments receive information concerning, and express their

wishes in regard to, items available as reparation.

Mit der oben zitierten und fett hervorgehobenen Phrase declared available kann daher nicht gemeint sein,

dass solche Erklärung durch die genannte Inter-alliierte Reparationsagentur erfolgen sollte. Gemeint war

vielmehr eine solche Erklärung durch die in Jalta eingerichtete Reparationskommission in Moskau bzw.

den Alliierten Kontrollrat; wobei die ins Auge springende Möglichkeit, hier eine Unklarheit betreffs dieser

Feststellungs-Kompetenz zu erblicken, für Durcheinander sorgen konnte.

Vor dem Hintergrund all dessen muss die Regelung in Artikel 2/A des Teils I. dieses Abkommens verstan-

den werden; sie lautet:

A. The Signatory Governments agree among themselves that their respective shares of repa-

ration, as determined by the present Agreement, shall be regarded by each of them as covering

all its claims and those of its nationals against the former German Government and its Agencies,

of a governmental or private nature, arising out of the war (which are not otherwise provided

for), including costs of German occupation, credits acquired during occupation on clearing ac-

counts and claims against the Reichskreditkassen.

Der hier fett hervorgehobene Klammerausdruck ist zwanglos und angesichts der zuvor angesprochenen

weiteren Abmachungen unter den Vertragsparteien dahin zu verstehen, dass auch künftige Vorkehrungen

betreffs solcher Ansprüche zulässig sein sollen, sofern diese unter allen Vertragsparteien würden verein-

bart werden. Dies ergibt Sinn, weil solche zusätzlichen Geltendmachung zulasten der Produktionskapazi-

tät Deutschlands und somit zulasten der Befriedigung aller anderen Parteien gehen müssten.

Anzumerken ist freilich, dass dieser partielle Verzicht auf weitere Geltendmachung von Forderungen nur

unter den Parteien des Pariser Abkommens vereinbart wurde und somit gegenüber Deutschland ohne

rechtliche Wirkung ist. Im Übrigen ist dessen Gültigkeit zufolge der Tatsache, dass die von Deutschland

abgezogenen Reparationen ihrer Höhe nach nicht bestimmt wurden, fragwürdig.

Interessant ist auch ein Vergleich mit dem ebenfalls authentischen französischen Text der zitierten Be-

stimmung, der da lautet:

A. Les Gouvernements signataires conviennent entre eux que leurs quoteparts respectives de

réparations, telles qu’elles sont fixées par le présent Accord, doivent être considérées par cha-

cun d’eux comme couvrant toutes ses créances et celles de ses ressortissants sur l’ancien

gouvernement allemand et les Agences gouvernementales allemandes, créances qui ne font

pas expressément l’objet d’autres dispositions, créances de caractère public ou privé, is-

sues de la guerre, y compris le coût de l’occupation allemande, les avoirs en compte de clearing

acquis pendant l’occupation et les créances sur les Reichskreditkassen.

Artikel 2 des Teils IV. dieses Pariser Abkommens lautet schließlich:

The signature of each contracting Government shall be deemed to mean that the effect of the

present Agreement extends to the colonies and overseas territories of such Government, and

to territories under its protection or suzerainety or over which it at present exercises a mandate.

Wir halten demnach vorerst fest, dass die in den bisher diskutierten Instrumenten behandelten Reparati-

onen sowohl tatsächlich angerichtete Schäden als auch Besatzungskosten als auch andere Requisitionen

betrafen; jedoch gänzlich, ohne die Kriegsschuld behandelt zu haben, welche Frage offenkundig offen

bleiben sollte für eine spätere bestimmende Regelung, zu der es noch kommen sollte.12

12 Beachtet sei hier, dass von einer Verantwortung des deutschen Volkes für Kriegsschäden nur in jenem Vorspann des Teils

IV. des Potsdamer Communiqués gesprochen wird, welcher nicht Teil des offiziellen Potsdamer Abkommens ist.

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Erinnert sei hier an das Dreimächte-Abkommen aus 194013, in dem Deutschland, Japan und Italien eine

Neuordnung der Welt beschlossen, wofür sie nun mittels eines sarkastischen Leckerbissens, den man

den auch davon mutmaßlich Begünstigten hinwarf: mit einem ähnlichen Ergebnis, nämlich einem wirt-

schaftlich-materiellen Ausgleich zwischen der zentralen Wirtschaftsmacht Europas und den sich entwi-

ckelnden Staaten, jedoch ohne Führung durch die Achsenmächte.

All dies ist kaum anders zu verstehen denn als erster Schritt hin zu einer universellen Ausgleichung des-

sen, was (vorwiegend) die westlichen Industriestaaten, und allen voran eben Deutschland, im Rahmen

des seit Jahrhunderten schwelenden Wirtschaftskrieges mit der Dritten Welt von dieser an materiellen

Werten abgezogen und an ideellen Werten zerstört haben.

Darauf deuten insbesondere die Kriterien hin, welche die Inter-alliierte Reparationsagentur gemäß Artikel

4/C des Pariser Abkommens bei der Verteilung der von Deutschland weggenommenen, zur Reparation

verwendeten Güter befolgen sollte; er liest sich, wie folgt:

Article 4

GENERAL PRINCIPLES FOR THE ALLOCATION OF INDUSTRIAL AND OTHER CAPITAL

EQUIPMENT

C. In the allocation by the Inter-Allied Reparation Agency of items declared available for repa-

ration (other than merchant ships, inland water transport and German assets in countries which

remained neutral in the war against Germany), the following general principles shall serve as

guides:

(i) Any item or related group of items in which a claimant country has a substantial pre-war

financial interest shall be allocated to that country if it so desires. Where two or more claim-

ants have such substantial interests in a particular item or group of items, the criteria stated

below shall guide the allocation.

(ii) If the allocation between competing claimants is not determined by paragraph (i), atten-

tion shall be given, among other relevant factors, to the following considerations:

(a) The urgency of each claimant country’s needs for the item or items to rehabilitate,

reconstruct or restore to full activity the claimant country’s economy;

(b) The extent to which the item or items would replace property which was destroyed,

damaged or looted in the war, or requires replacement because of excessive wear in

war production, and which is important to the claimant country’s economy;

(c) The relation of the item or items to the general pattern of the claimant country’s pre-

war economic life and to programs for its post-war economic adjustment or development;

(d) The requirements of countries whose reparation shares are small but which are in

need of certain specific items or categories of items.

(iii) In making allocations a reasonable balance shall be maintained among the rates at

which the reparation shares of the several claimant Governments are satisfied, subject to

Man wollte also zwar die Öffentlichkeit glauben lassen, dass man von einer Kriegsschuld Deutschlands ausgehe, tat

dies aber selbst gar nicht dezidiert. 13 MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR AUSLÄNDISCHES ÖFFENTLICHES RECHT UND VÖLKERRECHT, Zeitschrift für ausländisches öffentliches

Recht und Völkerrecht [http://www.zaoerv.de/index.cfm], Band X, 1940, Heidelberg (1940), 872; http://www.zao-

erv.de/10_1940/10_1940_1_4_b_872_874_1.pdf.

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such temporary exceptions as are justified by the considerations under paragraph (ii) (a)

above.

Mit den unter C(i) angesprochenen finanziellen Vorkriegsinteressen können schwierig andere gemeint

sein denn solche, die aus den hier angenommenen universellen Ausgleichsansprüchen herrühren. Indem

in C(ii)(a), anders als in C(ii)(b), gar nicht auf den Zweiten Weltkrieg als Ursache für das Darniederliegen

der Wirtschaft des Anspruchstellers abgestellt wird, erhellt, dass damit eben solche Ausgleichsansprüche

getilgt werden sollen.

In einem nächsten Schritt wurde am 27. Februar 1953 zwischen zahlreichen Vertragsparteien14 (darunter

Griechenland) das Agreement on German external debts (333 UNTS 415) in den nachstehend aus dessen

Präambel zitierten Absichten mit Deutschland geschlossen:

Desiring to remove obstacles to normal economic relations between the Federal Republic of

Germany and other countries and thereby to make a contribution to the development of a pros-

perous community of nations;

Considering that, for about twenty years, payments on German external debts have not, in

general, conformed to the contractual terms; that from 1939 to 1945 the existence of a state of

war prevented any payments from being made with respect to many of such debts; that since

1945 such payments have been generally suspended; and that the Federal Republic of Ger-

many desires to put an end to this situation; […].

Artikel V/1 und 2 dieses Londoner Abkommens lauten:

(1) Consideration of governmental claims against Germany arising out of the first World War

shall be deferred until a final general settlement of this matter.

(2) Consideration of claims arising out of the second World War by countries which were at war

with or were occupied by Germany during that war, and by nationals of such countries, against

the Reich and agencies of the Reich, including costs of German occupation, credits acquired

during occupation on clearing accounts and claims against the Reichskreditkassen shall be

deferred until the final settlement of the problem of reparation.

Im Londoner Abkommen ging es daher nur um gewöhnliche Finanzschulden Deutschlands, nicht jedoch

um Kriegsschulden aus dem ersten oder aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Prüfung der letzteren sollte “der

endgültigen Regelung des Problems der Reparation” vorbehalten bleiben. Dass hier im Gegensatz zum

ersten zitierten Absatz des Artikels V, wo die Rede von “einer allgemeinen Regelung dieser Angelegen-

heit” ist, von der endgültigen Regelung eines als Problem bezeichneten Gegenstands der Reparation (in

der Einzahl) und nicht etwa auch von “dieser Angelegenheit” (nämlich den zuvor genannten Forderungen

alleine) gesprochen wird, deutet stark darauf hin, dass mit der Reparation hier gar nicht nur die des Zwei-

ten Weltkrieges, sondern vielmehr ganz allgemein jene zwischen dem Westen und der Dritten Welt ge-

meint ist.

Bemerkenswert und ganz im Einklang mit der oben angestellten These, wonach in Paris in Wahrheit uni-

verseller und nicht bloß WKII-bezogener Ausgleich betrieben wurde, ist außerdem, dass hier abermals

die Rede von Ansprüchen ist, die sich aus dem Zweiten Weltkrieg ergeben: als ob diese in Paris noch

nicht geregelt worden wären!

14 https://treaties.un.org/pages/showDetails.aspx?objid=080000028013dc13 15 https://treaties.un.org/doc/Publication/UNTS/Volume%20333/volume-333-I-4764-English.pdf.

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Indem die Prüfung dieser Ansprüche sowie obendrein all jener, die ohnehin von einzelvertraglicher oder

international-rechtlicher Grundlage sind, also eben auch die Prüfung der Ansprüche aus Besatzungskos-

ten und Verrechnungskonten, nunmehr ausdrücklich aufgeschoben werden sollte, kommt des Weiteren

stark zum Ausdruck, dass inzwischen an der Kriegsschuld Deutschlands zumindest Zweifel aufgekommen

waren, um nicht zu sagen, dass, eine solche anzunehmen, nicht mehr programmatisch war; wobei hier zu

betonen ist, dass die Frage der Kriegsschuld streng von der Verantwortlichkeit für im Krieg begangene

Kriegsverbrechen zu trennen ist: das eine hat mit dem anderen nur bedingt durch kriegerische Aktionen

zu tun, welche als Reaktion auf solche Kriegsverbrechen etwa begangen worden wären. Indem der ei-

gentliche Holocaust aber erst gegen Kriegsende (“Endlösung”) vollzogen wurde, scheidet dies eher aus.

Wenn also Deutschland und Griechenland in der Folge 1960 einen bilateralen Vertrag über Leistungen

zugunsten griechischer Staatsangehöriger, die von nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen be-

troffen worden sind (dt. BGBl. II 1961, S. 159716), abgeschlossen haben, dann hat dies weder mit Repa-

rationen im eigentlichen Sinn, noch mit Kriegsschuld zu tun.

Am 12. September 1990 schlossen Frankreich, Großbritannien, die UdSSR, die USA, Deutschland und

die DDR gemeinsam den Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland (dt. BGBl

II 1990/3817). Diesem ist mit keiner Silbe eine Regelung über Kriegsentschädigungen, Reparationen oder

Ähnlichem zu entnehmen. Diese Tatsache bestätigt zusätzlich die oben angestellte These, wonach mit

den Reparationen im Artikel V/2 des Londoner Abkommens in Wahrheit die eines universellen Ausgleichs,

der mit dem WK II nur beispielsweise zu tun hat, gemeint waren.

2.2 Erklärung zur Beilage 61.

In unserer Monografie eines Kurzkommentars zum NPT18 (LAMBAUER, Der Vertrag über die Nichtverbrei-

tung von Kernwaffen, Nordhausen [2013] 102) haben wir betreffs des Rechtes nach Artikel IV/1 NPT19,

die Erforschung, Erzeugung und Nutzung von Kernenergie zu friedlichen Zwecken zu entwickeln, erwo-

gen, was folgt:

Das Recht auf vollständigen eigenen Zyklus nach Absatz 1 setzt allerdings eigenständige Ent-

wicklung desselben voraus. Diese Voraussetzung soll den Sinn für die Verantwortlichkeit für

den Umgang mit potentiell gefährlicher Kernenergie schärfen. Wer eine Technologie nicht bloß

von anderen übernommen, sondern sie von Grund auf selbst entwickelt hat, kennt sie vollstän-

dig, hat Ehrfurcht vor ihrer Gewalt und tendiert eher dazu, sie nicht missbräuchlich einzusetzen.

Vgl. damit auch Artikel IV Absatz 2 NPT, wonach das Recht an der Teilhabe am Austausch auf

den Gebrauch der Kernenergie beschränkt ist, woraus folgt, dass kein Recht besteht, etwa zum

Ausbau eines vollständigen Zyklus’, mithin zur Erzeugung von Kernenergie, Ausrüstung von

anderswo zu beziehen.

Die hier aufgezeigte Bedingung für das Recht nach Artikel IV/1 NPT bedeutet freilich nicht, dass verboten

wäre, einen vollständigen Zyklus mit fremder Hilfe zu unterhalten: Es besteht lediglich kein Recht auf

solche Hilfe (sofern er nicht eigenständig entwickelt wurde). Findet ein NPT-Staat, der erst einige der

Komponenten für einen vollständigen Zyklus selbst entwickelt hat, einen anderen Staat, der ihm die rest-

lichen Komponenten liefert, darf er den somit vollständigen Zyklus freilich auch unterhalten. Er hat lediglich

kein umfassendes Recht darauf.

16 http://www.bgbl.de/banzxaver/bgbl/start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl&jumpTo=bgbl261s1596.pdf. 17 http://www.bgbl.de/Xaver/start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl&jumpTo=bgbl290038.pdf. 18 Treaty on the Non-proliferation of Nuclear Weapons, INFCIRC/140; https://www.iaea.org/publications/docu-

ments/infcircs/treaty-non-proliferation-nuclear-weapons. 19 Dieser lautet: Nothing in this Treaty shall be interpreted as affecting the inalienable right of all the Parties to the Treaty to

develop research, production and use of nuclear energy for peaceful purposes without discrimination and in con-

formity with Articles I and II of this Treaty.

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Dass darin kein unauflösbarer Widerspruch besteht, zeigt sich darin, dass sich die Wirkung des genannten

Rechts eben nicht auf fertige Komponenten der Kerntechnik, sondern allein auf die Rohstoffe und Materi-

alien bezieht, die zu deren Entwicklung und Herstellung benötigt werden.

Schuldner dieses Rechts sind – mangels anderer Eingrenzung in Artikel IV NPT – alle anderen Vertrags-

parteien seiner. Dass eine Pflicht, benötigte Rohstoffe und Materialien zu liefern, somit auch solche NPT-

Staaten trifft, die derzeit, nach dem immer noch herrschenden Territorialitätsprinzip über solche gar nicht

verfügen, bestätigt, was der Rechtsmittelführer in der Klage und der Rechtsmittelschrift betreffs des

Rechts auf und der Pflicht zum globalen Ausgleich ausgeführt haben. Denn solche NPT-Staaten trifft in

der neuen Weltordnung die Pflicht, ihr Mitwirkungsrecht an der Verwaltung und Nutzung der globalen

Ressourcen dahin auszuüben, dass das Recht nach Artikel IV/1 NPT gebührlich berücksichtigt wird.

Die Verbriefung des genannten Rechts in Artikel IV/1 NPT stellt somit einen weiteren fundamentalen An-

haltspunkt für den Rechtswillen der Mitglieder der Internationalen Gemeinschaft dar, solchen globalen

Wirtschafts- und Sozialausgleich ihrer dementsprechenden Pflicht folgend vorzunehmen.

Dies erhellt auch aus den Bestimmungen des Artikels IV/2 NPT, die da lauten:

All the Parties to the Treaty undertake to facilitate, and have the right to participate in the fullest

possible exchange of equipment, materials and scientific and technological information for the

peaceful uses of nuclear energy. Parties to the Treaty in a position to do so shall also cooperate

in contributing alone or together with other States or international organizations to the further

development of the applications of nuclear energy for peaceful purposes, especially in the ter-

ritories of non-nuclear-weapon States Party to the Treaty, with due consideration for the needs

of the developing areas of the world.

Während der erste vorzitierte Satz alle Vertragsparteien gleichermaßen, mithin unabhängig von deren

Stellung, Qualifikation oder Zugang, zur Erleichterung solchen Verkehrs verpflichtet, grenzt der zweite

Satz die dort geregelte Verpflichtung auf jene ein, die dazu imstande sind. Dass diese Eingrenzung im

ersten Satz nicht gleichfalls enthalten ist, zeigt deutlich den Bezug zur Ordnung der globalen universellen

und kollektiven Verwaltung und Nutzung aller Ressourcen dieses Planeten auf.

Dass eine solche kollektive Verwaltung des Globus Territorialität als hergebrachtes Prinzip weitgehend

aushöhlt, wenn nicht vollends obsolet macht, versteht sich von selbst.

Mag. Arthur H. Lambauer