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Freitag, 7. September 2012 Seite 20 Liebe Mitbürger un- seres Landkreises Nordsachsen, liebe Besucher, einmal im Jahr öff- nen Denkmale, die sonst nicht allgemein zugänglich sind. Ein Mal im Jahr werden historische Bauten, vielleicht auch etwas geheimnisumwitterte Orte und Stätten geöffnet und bieten der interessierten Bevölkerung Einblicke in die Arbeit der vielen privaten Eigentümer, ehrenamt- lichen Helfer, engagierten Vereine und Denkmalpfleger. Der „Tag des offenen Denkmals“, im Jahr 1984 erstmals und mit großem Erfolg in Frankreich veranstaltet, fand schnell große Resonanz in vielen Ländern. 1991 rief der Europarat offiziell die „European Heritage Days“ aus. In Deutschland fand der erste bundesweite Tag des offenen Denkmals im Jahr 1993 statt. Seitdem ist dieser Tag zur guten Tradition geworden, alljährlich öffnen am zweiten Sonntag im September unter der Schirmherrschaft der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ansonsten nicht zugängliche Denkmale ihre Pforten. Im letzten Jahr beteiligten sich mehr als 2600 Städte und Gemein- den; 4,5 Millionen Menschen nutzten die Gelegenheit, 7500 Kulturdenkmale aller Art zu besichtigen. Das zeigt, dass die Menschen in unserem Land durchaus ein großes Interesse an den Sachzeugnissen der großen und kleinen Geschichte und Kulturgeschichte haben und Denkmalpflege kein Selbstzweck, son- dern unverzichtbarer Teil unserer Kultur- landschaft ist. Das Motto des diesjährigen Tages des of- fenen Denkmals am 9. September 2012 lautet „Holz“ und nimmt damit erstmals ein spezielles Baumaterial in den Fokus. Selbstverständlich ist die Öffnung jedes Denkmals gern gesehen, auch wenn der unmittelbare Bezug zum diesjährigen Motto nicht sofort augenfällig ist. Auch in unserem Landkreis werden in diesem Jahr wieder unterschiedlichste Denkmale geöffnet sein und mit vielfälti- gen Aktionen aufwarten. Welche Denkmale in unserem Landkreis und bundesweit geöffnet sind, können sie im Internet unter www.tag-des-offenen- denkmals.de (Suchbegriff: Programm) erfahren. Die Auflistung der Denkmal- stätten, die in diesem Jahr Einblicke in ihr Innenleben gewähren, soll Ihnen bei der Planung Ihrer Entdeckertour an diesem Tag helfen. Die Eröffnung für den Landkreis Nord- sachsen wird in diesem Jahr am Ring- brandofen in Großtreben stattfinden. Der Ringbrandofen diente ehemals der Her- stellung von Ziegeln und ist der älteste noch erhaltene Ofen seiner Bauart. Von der B 87 kommend finden Sie den Ring- brandofen direkt an der Staatsstraße S 25 am Ortsausgang rechts, von Prettin kommend am Ortseingang links. Um 10 Uhr erfolgt die Eröffnung mit Ansprachen, danach ist bis 16 Uhr Gelegenheit zu Be- sichtigungen und Führungen durch den Ofen. Für gastronomische Versorgung und Kinderbetreuung ist gesorgt, ebenso erwarten Sie eine Fotoausstellung und ein Informationsstand zur Region. In Torgau auf Schloss Hartenfels wird es nach einer musikalischen Einstimmung ab 13.30 Uhr auf dem Schlosshof ab 14 Uhr im Plenarsaal folgende mit reichem Bildmaterial untersetzte Vorträge zum Denkmalthema dieses Jahres geben: Holzbau im ländlichen Bereich in Sach- sen – Blockbau, Fachwerk, Dachstuhl Vorgeschichtliches Holz – eine absolu- te Ausnahme: Die Brunnen der frü- hen Jungsteinzeit (6. Jahrtausend v. Chr.) aus Sachsen. Alle Bürger sind herzlich eingeladen. Selbstverständlich ist der Eintritt zu den Vorträgen frei. Vor und nach den Vorträgen können die Dachstühle der Torgauer Marienkirche (wirklich ein „Zimmermannsdom“) und des Barockflügels E von Schloss Hartenfels besichtigt werden. Zu den Führungen ist die Teilnehmerzahl jeweils begrenzt. Landrat Michael Czupalla, Landkreis Nordsachsen Ortskurator Dr. Hansjochen Hancke Deutsche Stiftung Denkmalschutz Zur Holzbauweise in den Dörfern Sachsens im 16. Jahrhundert Dachstuhl der Marienkirche in Torgau erscheint wie ein Wunderwerk Organische Materialien – darunter auch Holz – haben sich aus vor- und früh- geschichtlicher Zeit in den gängigen Mi- neralböden Mitteleuropas nicht erhalten. Es bedarf besonderer Erhaltungsbedin- gungen, um auch nur Spuren dieses so besonderen Werkstoffes zu erfassen. Sol- che sind bislang allenfalls an Seeufern oder in den Küstenregionen gegeben. Dennoch konnten wir in den letzten Jahren gerade in Sachsen eine über- raschende Vielzahl von über 7000 Jahre alten Objekten und Geräten aus Holz und seinen Derivaten, wie Rindenbast und Pech aus Rinde, entdecken. Diese sensa- tionellen Funde haben wir einer Befund- kategorie zu verdanken, die ehemals sehr tief in den Untergrund eingegraben werden musste, um an das Grundwasser zu gelangen: den Brunnen. Es ist gerade das Grundwasser, das dafür verantwort- lich ist, dass sich diese Holzprodukte bis heute in einem teilweise hervorragenden Zustand erhalten haben. Die Entdeckung der Brunnen wiederum verdanken wir großflächigen Untersuchungen, die es erlauben, nicht nur kleine Siedlungs- ausschnitte zu untersuchen, sondern die gesamten Siedlungsareale und somit auch die Peripherie, wo sich die meisten Brunnen befanden. Der Vortrag wird einen Streifzug durch alle sechs bislang entdeckten Brunnen der Linienbandkeramik (ca. 5.500 – 5000 v. Chr.) machen, jener ersten Kul- tur von Ackerbauern und Viehzüchtern Mitteleuropas. Dr. Harald Stäuble Landesamt für Archäologie Torgau (TZ). Solange dichte Wälder mit guter Bestockung und ausreichenden Stammquerschnitten erreichbar waren, stand das Holz als Baustoff an erster Stelle. Für Kastenbrunnen ist Eichen- holz nach den Grabungsergebnissen durch das Landesamt für Archäologie Sachsen bereits vor über 7000 Jahren verwendet worden. Wichtig für die Nut- zung des Baustoffs Holz sind die Kennt- nis der zweckmäßigen Bearbeitung und das Wissen um die Möglichkeiten sta- tisch sicherer Fügung einzelner Hölzer zu einem Ganzen. Auch das ist bereits jahrtausendelang bekannt. Vergänglicher Baustoff Holz ist ein vergänglicher Baustoff, bei günstigen Bedingungen, die durch geeig- nete Konstruktionen geschaffen werden können, hält es nahezu unbegrenzt. Einzelnen Gefügen war es gegeben, durch dauerhaften Bauunterhalt über Jahrhunderte zu bestehen. Andere ver- packten Natur- und Weltgeschehen so günstig, dass sie mehrere Tausend Jahre überdauerten. Mit den von der Romanik über die Gotik bis in die Renaissance und Barock wach- senden Kirchenbauten stellten sich für den Zimmermann immer größere Aufga- ben. Die großen Kirchenschiffe zu über- dachen, verlangte eine große Kenntnis der Zimmermannskunst. Dazu gehört auch das Dachwerk der Torgauer Ma- rienkirche von 1463. Beim Betrachten dieser Dachwerke bleibt das Staunen ob solcher Größe und scheinbarer Wirrnis nicht aus, letztendlich bleibt Bewun- derung für die Schöpfer. Die Frage nach dem Umfeld dieser auf- wendigen Gefüge wird weniger gestellt. Mehr noch als die Stadt bleibt das Dorf nahezu außerhalb des Blickwinkels. Aber auch hier steht die Kirche mit einem weitaus kleineren, aber ebenso kunstvoll gefügten Dachwerk an der Spitze der Hierarchie dörflicher Bau- werke. Schließlich tritt das Bauern- haus, das ländliche Haus in den Fokus der Befragung. Wie hat der in großer Mehrheit siedelnde, einfache Mensch seine Behausung gebaut? Nach den frühesten erhaltenen Zeug- nissen aus dem 14. Jahrhundert in Süd- deutschland und im Alpenraum stand das Holz immer im Zentrum des Hausbaus, entweder als Gefüge der Blockbauweise oder als Fachwerk. In Sachsen wurde der älteste erhaltene Fachwerkbau im Jahre 1439 bei Pulsnitz aus Eiche er- richtet, der älteste erhaltene Blockbau bei Glauchau aus Fichte 1492. Verschiedenste Hölzer In den größten Teilen der Gefildezone Sachsens wuchs über Jahrhunderte die Weißtanne als Bauholz heran, in den oberen Berglagen die Fichte. In den sandigen Gegenden stockten wie heute Kiefern und Eichen. Die Lärche ist in Sachsen ein sehr junges Bauholz, sie wird erst seit etwa 100 Jahren wirt- schaftlich genutzt. Welche Gestalt, welches Gefüge hatten die ländlichen Wohnstallhäuser im Sach- sen des 16. Jahrhunderts? Die Zeugnisse sind gering, aber geben einen Einblick. So sind heute im Gebiet um Rochlitz für das 16. Jahrhundert zweistöckige Fach- werkbauten nachweisbar, auch aus der Oberlausitz und dem Zwickauer Land bis zur Pleiße sind Bauten aus dieser Zeit zu entdecken. Dieser Landstrich wird das Gefilde genannt, der gute Lößlehmboden bringt reichen Feldbau und als dessen Folge große Höfe in die Landschaft. An- ders ist es im Erzgebirge und anderen Bergländern, hier ist der Blockbau ver- breitet nachweisbar, im Vogtland bis in das 19. Jahrhundert. Lässt der Holzvor- rat nach, kommt es zu den der Sparsam- keit dienenden Holzverordnungen, reicht es nicht mehr, folgen Lehmweller- und Steinbau. In den nördlichen sandigen Gegenden ist wiederum bis ins 19. Jahr- hundert der Blockbau vorherrschend, die reichen Kieferwälder bringen aus- reichend Baumaterial hervor. Der karge Boden begrenzt die Hofentwicklung zu- meist auf erdgeschossige Bauten, und so wird es wohl auch noch vor 200 Jahren um Torgau ausgesehen haben: Kleine Häuser aus Block- oder Fachwerkgefü- gen unter steilen Strohdächern. Denen gegenüber erscheint das Dachwerk der Marienkirche wie ein Wunderwerk, hoch erhoben über der Stadt in die Ferne wir- kend. Thomas Noky, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen Vorgeschichtliches Holz – absolute Ausnahme: Die Brunnen der frühen Jungsteinzeit aus Sachsen 1. „Zimmermannsdom“ St. Marien Torgau, Dachstuhl 1 m höher als das Kirchenschiff, 1463 (Foto: C. Beyer) | 2. Detail vom Zimmermannswerk von St. Marien (Foto: aus Tou- rist-Führer „Technik“ 1990) | 3. Helsdorf bei Burgstädt 1526 | 4. Poppitz bei Rochlitz 1568, nach Schwarzbach bei Rochlitz transloziert | 5. Gränze bei Rosenthal/Oberlausitz: Scheune 1568, im Haus Gefügereste 1554 | 6. Raun im Vogtland, Blockbau mit Um- schrot um 1800 | 7. Daubitz/Oberlausitz, Blockbau mit Giebelgebinde um 1800 Fotos 3 bis 7: Noky 1. Zwei übereinanderliegende Brunnen: Röhrenbrunnen, Kastenbrunnen, aus- gehöhlter Baumstamm. 2. Schöpfgefäß aus Rindenbast. 3. Keramiktopf mit Rindenbast und Pech aus Rinde. 4. Grundrahmen eines Kastenbrunnens. Fotos: Stäuble Dr. Hansjochen Hancke Michael Czupalla 3 4 5 6 7 2 1 1 2 3 4 Besondere Führungen – Dachstühle entdecken Wann: Sonntag, 9. September Wo: Stadtkirche St. Marien in Torgau • „Zimmermannsdom“ 12 bis 16 Uhr stündlich Treffpunkt an der Turmfront Schloss Hartenfels, Flügel E, Dachstuhl 11 bis 13 Uhr stündlich Treffpunkt: Informationsstand im Schlosshof Es führen: Holzexperte der Denkmal- pflege, Ortspfarrer, Schlossbau-Archi- tekt Paltrockwindmühle Ebbecke (Audenhain) 10 bis 17 Uhr Ausstellung zur Mühlengeschichte, Aquarelle gefertigt von der Müllersfrau, Fotoausstellung, Inbetriebnahme des Windantriebes, Vermahlung von Rog- gen zu Mehl, Grieß, Dunst und Kleie. Führungen auf Anfrage Ringbrandofen Großtreben 10 bis 16 Uhr Präsentationen, Info-Stand, Kinderpro- gramm, Gastronomie, zentrale Eröff- nung des Denkmaltages im Landkreis durch Landrat Michael Czupalla. Führungen stündlich Stadtmuseum Belgern 12 bis 17 Uhr In der sogenannten Alten Schmiede befindet sich alles, was zur 1000-jäh- rigen Geschichte gehört. Auf zwei Etagen erfährt man etwas über Aus- grabungen, Bierbrauen, Weinanbau, Schifffahrt, Töpferhandwerk. Zurzeit Bilderausstellung: Malgruppe 725 aus TORGAU zum Thema: 500 Jahre Bar- tholomäuskirche. Führungen 14 und 16 Uhr Radfahrerkirche Weßnig 8 bis 18 Uhr Großer Bücher- und Trödelmarkt, Erlös für weitere Sanierung der Kirche. Führungen nach Bedarf. Schloss Hartenfels Torgau (Plenarsaal) ab 14 Uhr Vorträge zum Denkmal- thema von Dr. Harald Stäuble (Lan- desamt für Archäologie) und Thomas Noky (Landesamt für Denkmalpflege) Führungen: Dachstühle der Marien- kirche und des Flügel E von Schloss Hartenfels ab 11 bzw. 12 Uhr Kirchen in Blumberg, Rosenfeld und Triestewitz Besichtigungen von 10 bis 12 Uhr Blumberg: große Fachwerkkirche von 1694, weiträumiger Innenraum ge- prägt von der einheitlichen Ausstat- tung der Erbauungszeit, verbretter- te Balkendecke bemalt mit Wolken, Sternen und Engeln, in der Mitte das kursächsische Wappen. Wuchtiger romanischer Taufstein 12./13. Jh. Rosenfeld: Auf den Grundmauern des romanischen Vorgängerbaus 1630 errichtet, Turm 1713, roma- nisches Rundbogenportal im Süden vermauert. Im Inneren Holzbalken- decke, umlaufende Empore, die or- namentale Bemalung 1909/10. Höl- zerner Altar 17. Jh., Kanzel 1668. kelchförmiger Taufstein 1684. Triestewitz: Saalkirche von 1582, im Inneren geprägt durch die reiche Bemalung der Holzbalkendecke, die umlaufende Empore, im Norden zweigeschossig, und des Gestühls mit biblischen Szenen und Blumen in Rocaillerahmung, 18.Jh. Ausstat- tung überwiegend aus der Erbau- ungszeit. Foto: TZ/Archiv Foto: TZ/Archiv Foto: Milling

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Freitag, 7. September 2012Seite 20

Liebe Mitbürger un-seres Landkreises Nordsachsen, liebe Besucher,einmal im Jahr öff-nen Denkmale, die sonst nicht allgemein zugänglich sind. Ein Mal im Jahr werden historische Bauten, vielleicht auch etwas

geheimnisumwitterte Orte und Stätten geöffnet und bieten der interessierten Bevölkerung Einblicke in die Arbeit der vielen privaten Eigentümer, ehrenamt-lichen Helfer, engagierten Vereine und Denkmalpfleger.Der „Tag des offenen Denkmals“, im Jahr 1984 erstmals und mit großem Erfolg in Frankreich veranstaltet, fand schnell große Resonanz in vielen Ländern. 1991 rief der Europarat offiziell die „European

Heritage Days“ aus. In Deutschland fand der erste bundesweite Tag des offenen Denkmals im Jahr 1993 statt. Seitdem ist dieser Tag zur guten Tradition geworden, alljährlich öffnen am zweiten Sonntag im September unter der Schirmherrschaft der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ansonsten nicht zugängliche Denkmale ihre Pforten. Im letzten Jahr beteiligten sich mehr als 2600 Städte und Gemein-den; 4,5 Millionen Menschen nutzten die Gelegenheit, 7500 Kulturdenkmale aller Art zu besichtigen.Das zeigt, dass die Menschen in unserem Land durchaus ein großes Interesse an den Sachzeugnissen der großen und kleinen Geschichte und Kulturgeschichte haben und Denkmalpflege kein Selbstzweck, son-dern unverzichtbarer Teil unserer Kultur-landschaft ist.Das Motto des diesjährigen Tages des of-fenen Denkmals am 9. September 2012

lautet „Holz“ und nimmt damit erstmals ein spezielles Baumaterial in den Fokus. Selbstverständlich ist die Öffnung jedes Denkmals gern gesehen, auch wenn der unmittelbare Bezug zum diesjährigen Motto nicht sofort augenfällig ist.Auch in unserem Landkreis werden in diesem Jahr wieder unterschiedlichste Denkmale geöffnet sein und mit vielfälti-gen Aktionen aufwarten.Welche Denkmale in unserem Landkreis und bundesweit geöffnet sind, können sie im Internet unter www.tag-des-offenen-denkmals.de (Suchbegriff: Programm) erfahren. Die Auflistung der Denkmal-stätten, die in diesem Jahr Einblicke in ihr Innenleben gewähren, soll Ihnen bei der Planung Ihrer Entdeckertour an diesem Tag helfen.Die Eröffnung für den Landkreis Nord-sachsen wird in diesem Jahr am Ring-brandofen in Großtreben stattfinden. Der

Ringbrandofen diente ehemals der Her-stellung von Ziegeln und ist der älteste noch erhaltene Ofen seiner Bauart. Von der B 87 kommend finden Sie den Ring-brandofen direkt an der Staatsstraße S 25 am Ortsausgang rechts, von Prettin kommend am Ortseingang links. Um 10 Uhr erfolgt die Eröffnung mit Ansprachen, danach ist bis 16 Uhr Gelegenheit zu Be-sichtigungen und Führungen durch den Ofen. Für gastronomische Versorgung und Kinderbetreuung ist gesorgt, ebenso erwarten Sie eine Fotoausstellung und ein Informationsstand zur Region.In Torgau auf Schloss Hartenfels wird es nach einer musikalischen Einstimmung ab 13.30 Uhr auf dem Schlosshof ab 14 Uhr im Plenarsaal folgende mit reichem Bildmaterial untersetzte Vorträge zum Denkmalthema dieses Jahres geben:• Holzbau im ländlichen Bereich in Sach-

sen – Blockbau, Fachwerk, Dachstuhl

• Vorgeschichtliches Holz – eine absolu-te Ausnahme: Die Brunnen der frü-hen Jungsteinzeit (6. Jahrtausend v. Chr.) aus Sachsen.

Alle Bürger sind herzlich eingeladen. Selbstverständlich ist der Eintritt zu den Vorträgen frei. Vor und nach den Vorträgen können die Dachstühle der Torgauer Marienkirche (wirklich ein „Zimmermannsdom“) und des Barockflügels E von Schloss Hartenfels besichtigt werden. Zu den Führungen ist die Teilnehmerzahl jeweils begrenzt. Landrat Michael Czupalla, Landkreis Nordsachsen Ortskurator Dr. Hansjochen Hancke Deutsche Stiftung Denkmalschutz

TAG DES OFFENEN DENKMALS 2012TAG DES OFFENEN DENKMALS 2012TAG DES OFFENEN DENKMALS 2012

Zur Holzbauweise in den Dörfern Sachsens im 16. Jahrhundert

Dachstuhl der Marienkirche in Torgau erscheint wie ein Wunderwerk

Organische Materialien – darunter auch Holz – haben sich aus vor- und früh-geschichtlicher Zeit in den gängigen Mi-neralböden Mitteleuropas nicht erhalten. Es bedarf besonderer Erhaltungsbedin-gungen, um auch nur Spuren dieses so besonderen Werkstoffes zu erfassen. Sol-che sind bislang allenfalls an Seeufern oder in den Küstenregionen gegeben.Dennoch konnten wir in den letzten Jahren gerade in Sachsen eine über-raschende Vielzahl von über 7000 Jahre alten Objekten und Geräten aus Holz und seinen Derivaten, wie Rindenbast und Pech aus Rinde, entdecken. Diese sensa-tionellen Funde haben wir einer Befund-kategorie zu verdanken, die ehemals sehr tief in den Untergrund eingegraben werden musste, um an das Grundwasser zu gelangen: den Brunnen. Es ist gerade das Grundwasser, das dafür verantwort-lich ist, dass sich diese Holzprodukte bis heute in einem teilweise hervorragenden Zustand erhalten haben. Die Entdeckung der Brunnen wiederum verdanken wir

großflächigen Untersuchungen, die es erlauben, nicht nur kleine Siedlungs-ausschnitte zu untersuchen, sondern die gesamten Siedlungsareale und somit auch die Peripherie, wo sich die meisten Brunnen befanden.Der Vortrag wird einen Streifzug durch alle sechs bislang entdeckten Brunnen der Linienbandkeramik (ca. 5.500 – 5000 v. Chr.) machen, jener ersten Kul-tur von Ackerbauern und Viehzüchtern Mitteleuropas. Dr. Harald Stäuble Landesamt für Archäologie

Torgau (TZ). Solange dichte Wälder mit guter Bestockung und ausreichenden Stammquerschnitten erreichbar waren, stand das Holz als Baustoff an erster Stelle. Für Kastenbrunnen ist Eichen-holz nach den Grabungsergebnissen durch das Landesamt für Archäologie Sachsen bereits vor über 7000 Jahren verwendet worden. Wichtig für die Nut-zung des Baustoffs Holz sind die Kennt-nis der zweckmäßigen Bearbeitung und das Wissen um die Möglichkeiten sta-tisch sicherer Fügung einzelner Hölzer zu einem Ganzen. Auch das ist bereits jahrtausendelang bekannt.

Vergänglicher BaustoffHolz ist ein vergänglicher Baustoff, bei günstigen Bedingungen, die durch geeig-nete Konstruktionen geschaffen werden können, hält es nahezu unbegrenzt. Einzelnen Gefügen war es gegeben, durch dauerhaften Bauunterhalt über Jahrhunderte zu bestehen. Andere ver-packten Natur- und Weltgeschehen so günstig, dass sie mehrere Tausend Jahre überdauerten.Mit den von der Romanik über die Gotik bis in die Renaissance und Barock wach-senden Kirchenbauten stellten sich für den Zimmermann immer größere Aufga-ben. Die großen Kirchenschiffe zu über-dachen, verlangte eine große Kenntnis der Zimmermannskunst. Dazu gehört auch das Dachwerk der Torgauer Ma-rienkirche von 1463. Beim Betrachten dieser Dachwerke bleibt das Staunen ob solcher Größe und scheinbarer Wirrnis nicht aus, letztendlich bleibt Bewun-derung für die Schöpfer.Die Frage nach dem Umfeld dieser auf-wendigen Gefüge wird weniger gestellt. Mehr noch als die Stadt bleibt das Dorf nahezu außerhalb des Blickwinkels.

Aber auch hier steht die Kirche mit einem weitaus kleineren, aber ebenso kunstvoll gefügten Dachwerk an der Spitze der Hierarchie dörflicher Bau-werke. Schließlich tritt das Bauern-haus, das ländliche Haus in den Fokus der Befragung. Wie hat der in großer Mehrheit siedelnde, einfache Mensch seine Behausung gebaut?Nach den frühesten erhaltenen Zeug-nissen aus dem 14. Jahrhundert in Süd-deutschland und im Alpenraum stand das Holz immer im Zentrum des Hausbaus, entweder als Gefüge der Blockbauweise oder als Fachwerk. In Sachsen wurde der älteste erhaltene Fachwerkbau im Jahre 1439 bei Pulsnitz aus Eiche er-richtet, der älteste erhaltene Blockbau bei Glauchau aus Fichte 1492.

Verschiedenste HölzerIn den größten Teilen der Gefildezone Sachsens wuchs über Jahrhunderte die Weißtanne als Bauholz heran, in den oberen Berglagen die Fichte. In den sandigen Gegenden stockten wie heute Kiefern und Eichen. Die Lärche ist in Sachsen ein sehr junges Bauholz, sie wird erst seit etwa 100 Jahren wirt-schaftlich genutzt.Welche Gestalt, welches Gefüge hatten die ländlichen Wohnstallhäuser im Sach-sen des 16. Jahrhunderts? Die Zeugnisse sind gering, aber geben einen Einblick. So sind heute im Gebiet um Rochlitz für das 16. Jahrhundert zweistöckige Fach-werkbauten nachweisbar, auch aus der Oberlausitz und dem Zwickauer Land bis zur Pleiße sind Bauten aus dieser Zeit zu entdecken. Dieser Landstrich wird das Gefilde genannt, der gute Lößlehmboden bringt reichen Feldbau und als dessen Folge große Höfe in die Landschaft. An-ders ist es im Erzgebirge und anderen

Bergländern, hier ist der Blockbau ver-breitet nachweisbar, im Vogtland bis in das 19. Jahrhundert. Lässt der Holzvor-rat nach, kommt es zu den der Sparsam-keit dienenden Holzverordnungen, reicht es nicht mehr, folgen Lehmweller- und Steinbau. In den nördlichen sandigen Gegenden ist wiederum bis ins 19. Jahr-hundert der Blockbau vorherrschend, die reichen Kieferwälder bringen aus-reichend Baumaterial hervor. Der karge Boden begrenzt die Hofentwicklung zu-meist auf erdgeschossige Bauten, und so wird es wohl auch noch vor 200 Jahren um Torgau ausgesehen haben: Kleine Häuser aus Block- oder Fachwerkgefü-gen unter steilen Strohdächern. Denen gegenüber erscheint das Dachwerk der Marienkirche wie ein Wunderwerk, hoch erhoben über der Stadt in die Ferne wir-kend. Thomas Noky, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen

Vorgeschichtliches Holz – absolute Ausnahme: Die Brunnen der frühen Jungsteinzeit aus Sachsen

1. „Zimmermannsdom“ St. Marien Torgau, Dachstuhl 1 m höher als das Kirchenschiff, 1463 (Foto: C. Beyer) | 2. Detail vom Zimmermannswerk von St. Marien (Foto: aus Tou-rist-Führer „Technik“ 1990) | 3. Helsdorf bei Burgstädt 1526 | 4. Poppitz bei Rochlitz 1568, nach Schwarzbach bei Rochlitz transloziert | 5. Gränze bei Rosenthal/Oberlausitz: Scheune 1568, im Haus Gefügereste 1554 | 6. Raun im Vogtland, Blockbau mit Um-schrot um 1800 | 7. Daubitz/Oberlausitz, Blockbau mit Giebelgebinde um 1800 Fotos 3 bis 7: Noky

1. Zwei übereinanderliegende Brunnen: Röhrenbrunnen, Kastenbrunnen, aus-gehöhlter Baumstamm.

2. Schöpfgefäß aus Rindenbast.3. Keramiktopf mit Rindenbast und Pech

aus Rinde.4. Grundrahmen eines Kastenbrunnens. Fotos: Stäuble

Dr. Hansjochen Hancke

Michael Czupalla

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Besondere Führungen –Dachstühle entdecken

Wann: Sonntag, 9. SeptemberWo: Stadtkirche St. Marien in Torgau

• „Zimmermannsdom“

12 bis 16 Uhr stündlich Treffpunkt an der Turmfront

• Schloss Hartenfels, Flügel E, Dachstuhl

11 bis 13 Uhr stündlich Treffpunkt: Informationsstand im

SchlosshofEs führen: Holzexperte der Denkmal-pflege, Ortspfarrer, Schlossbau-Archi-tekt

➜ Paltrockwindmühle Ebbecke (Audenhain)

10 bis 17 UhrAusstellung zur Mühlengeschichte, Aquarelle gefertigt von der Müllersfrau, Fotoausstellung, Inbetriebnahme des Windantriebes, Vermahlung von Rog-gen zu Mehl, Grieß, Dunst und Kleie.Führungen auf Anfrage

➜ Ringbrandofen Großtreben

10 bis 16 UhrPräsentationen, Info-Stand, Kinderpro-gramm, Gastronomie, zentrale Eröff-nung des Denkmaltages im Landkreis durch Landrat Michael Czupalla.Führungen stündlich

➜ Stadtmuseum Belgern

12 bis 17 UhrIn der sogenannten Alten Schmiede befindet sich alles, was zur 1000-jäh-rigen Geschichte gehört. Auf zwei Etagen erfährt man etwas über Aus-grabungen, Bierbrauen, Weinanbau, Schifffahrt, Töpferhandwerk. Zurzeit Bilderausstellung: Malgruppe 725 aus TORGAU zum Thema: 500 Jahre Bar-tholomäuskirche.Führungen 14 und 16 Uhr

➜ Radfahrerkirche Weßnig

8 bis 18 UhrGroßer Bücher- und Trödelmarkt, Erlös für weitere Sanierung der Kirche.Führungen nach Bedarf.

➜ Schloss Hartenfels Torgau (Plenarsaal)

ab 14 Uhr Vorträge zum Denkmal-thema von Dr. Harald Stäuble (Lan-desamt für Archäologie) und Thomas Noky (Landesamt für Denkmalpflege)Führungen: Dachstühle der Marien-kirche und des Flügel E von Schloss Hartenfels ab 11 bzw. 12 Uhr

➜ Kirchen in Blumberg, Rosenfeld und Triestewitz

Besichtigungen von 10 bis 12 Uhr• Blumberg: große Fachwerkkirche von

1694, weiträumiger Innenraum ge-prägt von der einheitlichen Ausstat-tung der Erbauungszeit, verbretter-te Balkendecke bemalt mit Wolken, Sternen und Engeln, in der Mitte das kursächsische Wappen. Wuchtiger romanischer Taufstein 12./13. Jh.

• Rosenfeld: Auf den Grundmauern des romanischen Vorgängerbaus 1630 errichtet, Turm 1713, roma-nisches Rundbogenportal im Süden vermauert. Im Inneren Holzbalken-decke, umlaufende Empore, die or-namentale Bemalung 1909/10. Höl-zerner Altar 17. Jh., Kanzel 1668. kelchförmiger Taufstein 1684.

• Triestewitz: Saalkirche von 1582, im Inneren geprägt durch die reiche Bemalung der Holzbalkendecke, die umlaufende Empore, im Norden zweigeschossig, und des Gestühls mit biblischen Szenen und Blumen in Rocaillerahmung, 18.Jh. Ausstat-tung überwiegend aus der Erbau-ungszeit.

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