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SEKEMs Journal für Wirtschaſt, Gesellschaſt, Kultur und Ökologie in Ägypten Insight Nr. 124 - Januar 2013 SEKEM Insight | Januar 2013 | Seite 1 Liebe Leserinnen, liebe Leser, in der letzten Ausgabe berichte- ten wir über SEKEMs Bemühungen einer besseren Integration von Frauen in das Berufsleben durch eine genaue Analyse der eigenen Wertschöpfungsketten. Diesen Monat stellen wir Ihnen das von der deutschen GIZ unterstützte EconoWin-Projekt vor. Dessen umfangreiches Programm umfasst vier Maßnahmenberei- che, die unter anderem sozio- kulturelle Grenzen aufbrechen, berufliche Orientierung bieten und eine aktive Verbesserung von Wirtschaftspolitik betreiben wollen. Das Projekt wird nicht nur in Ägypten, sondern zum Beispiel auch in Marokko und Jordanien durchgeführt. In einem Gastbeitrag berichtet die Autorin Julia Gerlach in dieser Ausgabe von vier Frauen, die im Rahmen dieser Aktivitäten mit SEKEM zusammenarbeiten. Sie erzählen ihre ganz individuellen Geschichten und berichten von ihren Erfahrungen mit der Verbin- dung von Berufs- und Familienle- ben unter den Bedingungen des Lebens im ländlichen Ägypten am Rande des Nildeltas. Editorial Ihr Redaktionsteam Puppenherstellung für SEKEM: Vier Frauen erzählen ihre Geschichten SEKEM engagiert sich im Rahmen des von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) geförderten EconoWin-Projektes für eine bessere Integration von Frauen in das Berufsleben. Vier von den Frauen, mit denen SEKEMs Firmen zusammenarbeiten, erzählen ihre Geschichten. Frauenförderung Integrationsprogramm mit der GIZ Ethischer Konsum Helmy Abouleish auf der SUSCON WFC-Ratstreffen Jahresprogramm beschlossen SEKEM finden sie im Internet auch auf: A ida Mahmoud Mohammed ist 27 Jahre alt und leitet eine Arbeitsgruppe in ihrem eigenen Haus. Sie ist Mutter eines Sohnes und lebt mit ihrem Mann und der ersten Frau ihres Mannes mit ihren vier Kindern in einem kleinen Dorf in der Nähe SEKEMs: „Unsere Tage hier auf dem Land beginnen früh; wir stehen um 06.00 Uhr auf, füttern die Tiere, berei- ten die Kinder für den Schulbesuch vor und bereiten Frühstück für unse- ren Ehemann. Nach Abschluss der Hausarbeit, gegen neun, setze ich mich an die Arbeit. Ich arbeite bis es Zeit ist, das Mittagessen vorzube- reiten arbeiten und helfe dann den Kindern bei ihren Hausaufgaben. Danach gehe ich am Nachmittag wie- der an die Arbeit, rund sechs bis acht Stunden am Tag. Ich habe gerade angefangen, daher habe ich noch kein SEKEMs Förderung der Berufstätigkeit von Frauen geht im ländlichen Ägypten oft neue Wege, zum Beispiel durch Heimarbeitsangebote, die Job und Familie vereinen helfen (Archivbild).

SEKEM Insight 01.13 DE

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SEKEMs monatliches Journal für Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Ökologie in Ägypten.

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Page 1: SEKEM Insight 01.13 DE

SEKEMs Journal für Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Ökologie in Ägypten

InsightNr. 124 - Januar 2013

SEKEM Insight | Januar 2013 | Seite 1

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in der letzten Ausgabe berichte-ten wir über SEKEMs Bemühungen einer besseren Integration von Frauen in das Berufsleben durch eine genaue Analyse der eigenen Wertschöpfungsketten. Diesen Monat stellen wir Ihnen das von der deutschen GIZ unterstützte EconoWin-Projekt vor.

Dessen umfangreiches Programm umfasst vier Maßnahmenberei-che, die unter anderem sozio-kulturelle Grenzen aufbrechen, berufliche Orientierung bieten und eine aktive Verbesserung von Wirtschaftspolitik betreiben wollen. Das Projekt wird nicht nur in Ägypten, sondern zum Beispiel auch in Marokko und Jordanien durchgeführt.

In einem Gastbeitrag berichtet die Autorin Julia Gerlach in dieser Ausgabe von vier Frauen, die im Rahmen dieser Aktivitäten mit SEKEM zusammenarbeiten. Sie erzählen ihre ganz individuellen Geschichten und berichten von ihren Erfahrungen mit der Verbin-dung von Berufs- und Familienle-ben unter den Bedingungen des Lebens im ländlichen Ägypten am Rande des Nildeltas.

Editorial

Ihr Redaktionsteam

Puppenherstellung für SEKEM: Vier Frauen erzählen ihre Geschichten

SEKEM engagiert sich im Rahmen des von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) geförderten EconoWin-Projektes für eine bessere Integration von Frauen in das Berufsleben. Vier von den Frauen, mit denen SEKEMs Firmen zusammenarbeiten, erzählen ihre Geschichten.

FrauenförderungIntegrationsprogramm mit der GIZ

Ethischer KonsumHelmy Abouleish auf der SUSCON

WFC-RatstreffenJahresprogramm beschlossen

SEKEM finden sie im Internet auch auf:

A ida Mahmoud Mohammed ist 27 Jahre alt und leitet eine

Arbeitsgruppe in ihrem eigenen Haus.

Sie ist Mutter eines Sohnes und lebt

mit ihrem Mann und der ersten Frau

ihres Mannes mit ihren vier Kindern

in einem kleinen Dorf in der Nähe

SEKEMs:

„Unsere Tage hier auf dem Land

beginnen früh; wir stehen um 06.00

Uhr auf, füttern die Tiere, berei-

ten die Kinder für den Schulbesuch vor und bereiten Frühstück für unse-ren Ehemann. Nach Abschluss der Hausarbeit, gegen neun, setze ich mich an die Arbeit. Ich arbeite bis es Zeit ist, das Mittagessen vorzube-reiten arbeiten und helfe dann den Kindern bei ihren Hausaufgaben. Danach gehe ich am Nachmittag wie-der an die Arbeit, rund sechs bis acht Stunden am Tag. Ich habe gerade angefangen, daher habe ich noch kein

SEKEMs Förderung der Berufstätigkeit von Frauen geht im ländlichen Ägypten oft neue Wege, zum Beispiel durch Heimarbeitsangebote, die Job und Familie vereinen helfen (Archivbild).

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Wirtschaft

Gehalt erhalten, aber ich bete zu Gott, dass ich ein gutes Gehalt bekommen, dass die Arbeit sich lohnt.

Nach Abschluss der Mittelschule in SEKEM habe ich zunächst in der Puppenproduktion auf der SEKEM-Farm gearbeitet. Ich mochte diese Arbeit sehr. Sie wurde gut bezahlt, und wir erhielten alle Sozialleistungen. Ich habe es sehr genossen, gemeinsam mit all den anderen Mädchen, und es war gut, einmal aus dem Haus zu kom-men. Als ich heiratete, gab ich den Job auf. Warum? So ist das Leben hier auf dem Land in Ägypten. Die Männer wol-len nicht, dass ihre Frauen außerhalb des Hauses arbeiten. Sie möchten sie immer in ihrer Nähe haben sie etwas brauchen. Was können wir da tun?

Die Arbeit von zu Hause ist eine gute Möglichkeit für mich, um etwas Geld zu verdienen. Ich glaube nicht, dass dies meine Rolle in der Familie wirk-lich ändern wird, aber wer weiß, was geschieht, wenn ich erst mein eigenes Geld verdiene. Wir werden sehen.

Um diese Arbeitsgruppe einzu-richten, brauchte ich nicht viel: ich kaufte ein paar Scheren, Nadeln und die Decke, auf der wir arbeiten. Das Unternehmen liefert alle ande-ren Materialien und eine Probe, so dass wir wissen, wie die Puppen am Ende aussehen sollen. Als Leiterin einer Arbeitsgruppe sollte ich viel-leicht ein bisschen stolz sein. Aber mir fällt es eigentlich nicht leicht, die Verantwortung zu tragen. Wie ich schon sagte: Ich bete viel zu Gott, dass es klappt.“

Nach der Heirat geben viele junge Frauen ihre Arbeit auf

Samia Ibrahim, 26 Jahre alt, ist Leiterin der Abteilung für Puppenherstellung bei Naturtex, SEKEMs Textilfirma. Sie ist verheiratet und mit ihrem ersten Kind schwanger:

„Ich liebe meine Arbeit. Es ist ein schöner Job. Ich mag es, mit all den anderen Mädchen zu arbeiten, sie fortzubilden und ihnen zu helfen. Das Wichtigste, was sie lernen müs-sen, ist, zwischen richtig und falsch unterscheiden zu können. Es ist sehr wichtig, dass unsere Produkte zu 100 Prozent korrekt sind. Sonst können sie nicht verkauft werden.

Wenn ein Mädchen neu ist, beob-achte ich sie eine Weile. Einige haben eine Menge Talent und kön-nen sofort mit der Näharbeit begin-nen. Andere sind geschickt im Füllen der Puppenköpfe und -hände. Ich mag auch die Atmosphäre hier, die nette Art, wie wir von unseren Chefs behan-delt werden. Sie kümmern sich um uns. Was andererseits sehr frustrie-rend ist, ist, dass viele der Mädchen uns verlassen, wenn sie heiraten. Wir investieren viel in ihre Ausbildung und wenn sie uns dann verlassen, müssen wir mit neuen Mädchen ganz von vorne anfangen.

Ich bin mit SEKEM bereits seit mei-ner Schulzeit verbunden. Später stu-dierte ich an der Universität Zagazig. Ich habe eigentlich einen Abschluss als Lehrerin für Geschichte, aber jetzt bin ich hier bei Naturetex. Ich denke, das passt besser zu mir. Meine Eltern haben auch in SEKEM gearbeitet, aber sie zogen dann in unsere Heimatstadt Mansura zurück. Meine Chefin wollte, dass ich bleibe und ich habe dann mit meinem Bruder eine Wohnung auf der SEKEM Farm bezogen.

„Viele Familien können von einem Gehalt nicht menschenwürdig leben.“

Vor einem Jahr heiratete ich einen Mann aus meiner Nachbarschaft in Mansura. Sie sehen: und ich bin immer noch hier. Ich habe von Anfang an klargestellt, dass ich ihn nur heiraten

würde, wenn er mich weiter arbeiten ließe. Nach der Heirat begann er auch in SEKEM zu arbeiten und wir haben eine Firmenwohnung erhalten. Wenn unser Kind geboren, werden wir es in den SEKEM Kindergarten geben, und ich sehe keinen Grund, warum ich meine Arbeit nicht auch weiterhin ausüben können sollte. Ich denke, die ägypti-sche Mentalität muss sich ändern: die Menschen würden viel besser leben, wenn sie Frauen arbeiten lassen wür-den. Die meisten Familien können mit nur einem Gehalt kein menschenwür-diges Leben führen.“

Ulfat Ali, 23 Jahre alt, arbeitet eben-falls in der Puppenherstellung tätig. Sie ist verlobt und hofft, nächstes Jahr heiraten zu können:

„Ich bin immer noch ein ‚Fräulein‘, mehr oder weniger die letzte der Mädchen hier, die mit mir vor fünf Jahren zu arbeiten begonnen haben.

Ich lebe mit meiner Familie in Abu Hammada. Jeden Morgen nehme ich den Betriebsbus zur SEKEM Farm. Ich verlasse das Haus um sieben, wird sind dann um acht Uhr hier. Normalerweise arbeiten wir bis fünf, aber sehr oft ist so viel Arbeit da, dass wir Überstunden machen müssen. Dann arbeiten wir manchmal bis sie-ben. Ich bin dann um acht oder neun zu Hause, esse zu Abend und verbringe etwas Zeit mit meiner Familie. Für mehr bleibt keine Zeit. Wenn wir viele dringende Aufträge haben, könnte ich sogar Arbeit mit nach Hause zu neh-men und nachts noch etwas arbeiten.

Ich absolvierte die Schule nach elf Jahren mit einem kaufmännischen Diplom, aber ich auch mag diese Arbeit. Ich mag es, mit meinen Händen zu arbeiten und ich mag auch die Idee, dass wir etwas herstellen, was den Menschen in Deutschland gefällt. Es ist fast, als ob ich selbst reisen würde. Mein Gehalt ist recht gut. Ich verdiene rund 100 Euro pro Monat, plus einen Bonus für Überstunden. Da mein Vater

SEKEM können sie auch besuchen: www.sekem-reisen.de www.aventerra.de

Im Rahmen von SEKEMs sozialen Projekten werden immer wieder Fördermaßnahmen für Frauen im Berufsleben - hier Hebammen aus dem Umkreis SEKEMs - durchgeführt.

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SEKEM Insight | Januar 2013 | Seite 3

Wirtschaft

gestorben ist, braucht meine Familie das Geld.

„Ich denke, es ist gut, dass ich mein eigenes Einkommen habe.“

Ich hoffe, dass ich bald heiraten kann und will dann unbedingt weiter hier arbeiten. Ich war bereits einmal verlobt, aber habe die Partnerschaft beendet, da die Familie meines Verlobten es nicht mochte, dass ihre Schwiegertochter erwerbstätig war. Ich bestehe jedoch darauf, arbeiten zu können, weil ich mag, was ich tue, und ich denke auch, dass es gut ist, dass ich mein eigenes Einkommen habe. Es wird mir helfen, einen größe-ren Mitspracherecht in der Familie zu haben. Am besten wäre es, wenn ich auch einen Job für meinen Verlobten in SEKEM finden könnte. Dann wäre es für mich einfacher, ihn zu überzeugen.“

Azza Rizk al Mahmoud, 29 Jahre alt, leitet eine Arbeitsgruppe im Haus ihrer Eltern. Sie hat zwei Mitarbeiter, ist geschieden und hat wieder gehei-ratet. Sie hat zwei Söhne. Azza kämpft mit der größeren Verantwortung, wel-che die Heimarbeit von ihr verlangt.

„Ich habe mehrere Jahre bei Naturtex gearbeitet. Das war eine viel bessere Arbeit wegen des Gehalts und unserer Sozialbezüge. Außerdem fühlte ich mich wohl dort, weil ich wusste, dass ich mein Geld am Ende eines jeden Monats bekam, egal, was passierte. Jetzt bin ich immer in Sorge, ob ich es schaffe, die Puppen, die ich zu Hause herstelle, pünktlich Zeit zu liefern. Ich sorge mich auch um die Zukunft. Manchmal hat Naturetex nicht so viele Aufträge; dann arbeiten nur die Mädchen in der Fabrik. Letztes Jahr hatte ich ohne mehrere Monate keine Arbeit.

Aber abgesehen davon bin ich sehr glücklich in meinem Job. Vor zwei Jahren kaufte ich mir eine Nähmaschine und gründete die Arbeitsgruppe. Meine Arbeit zu Hause ermöglicht mir die Betreuung von meinen Kindern und die Pflege meines Haushalts. Ich wohne direkt nebenan in einem Haus, das ich baute, als ich mich von meinem ersten Mann getrennt habe. Ich habe damals in SEKEM gearbeitet und jedes Pfund gespart, um ein Haus für mich und meinen kleinen Sohn bauen zu kön-

nen. Als ich zum zweiten Mal heiratete, zog auch mein Mann ein. So konnte er nichts gegen meine Erwerbstätigkeit oder das Zusammenleben mit meinem Sohn aus meiner ersten Ehe einwen-den. Andernfalls hätte er fordern kön-nen, dass ich ihn wegschicke, damit er bei seinem Vater oder der Familie lebe.

Politische Unsicherheiten nach der Revolution

Ich glaube nicht, dass die Revolution bisher etwas in meinem Leben nach-haltig verändert hat. Ich glaube nicht, dass ich jetzt mehr Geld verdienen werde. Die Angst um die politische Unsicherheit kommt zu meinen beruf-lichen Sorgen noch hinzu. Wenn ich mir im Hinblick auf die Zukunft siche-rer wäre, würde ich ein oder zwei neue Nähmaschine kaufen und mit weiteren Mädchen zusammenarbeiten. Aber ich habe immer Angst, dass ich nicht genug Arbeit haben werde. Für eine Puppe brauche ich etwa 22 Minuten. Wir können 60 Puppen pro Tag herstel-len und am Ende erhalten wir, nach-dem Abzug unserer Kosten, etwa 50 Euro pro Monat.“

Dieser Artikel wurde von Julia Gerlach im Auftrag des GIZ Vorhabens

EconoWin („Economic Integration of Women in the MENA Region“) verfasst.

EconoWin gab freundlicherweise die Genehmigung zum Abdruck.

Übersetzung aus dem Englischen von Bijan Kafi.

Wirtschaftliche Integration von Frauen in der MENA-Region (EconoWin)

Die Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas (MENA) weisen trotz Modernisierungserfolgen und Fortschritten im Bereich Bildung nach wie vor weltweit die geringste Beteiligung von Frauen im Wirtschaftsleben auf. In den Ländern, in denen das EconoWin-Vorhaben tätig ist, waren 2009 im Schnitt nur 25 Prozent aller Frauen erwerbstätig.

Die wirtschaftliche Integration von Frauen wird durch grundlegende soziokulturelle Hürden behindert. Hinzu kommen institutionelle und rechtliche Hindernisse, wie schlechter Zugang zu beruflicher Bildung oder Jobs im formellen (insbesondere privaten) Sektor sowie fehlende Angebote für Kinderbetreuung, unflexible Arbeitszeiten und negative arbeitsmarktpolitische Anreize.

Das Projekt soll die Bedingungen für die Integration von Frauen in Wirtschaft und Beschäftigung in Ägypten, Jordanien, Marokko und Tunesien verbessern helfen. Das Vorhaben besteht aus vier Komponenten:

Bewusstseinswandel und Änderung des Rollenbildes von Frauen im Erwerbsleben

Um die traditionelle Rollenwahrnehmung der Frau in

Gesellschaft und Arbeitsleben in Frage zu stellen und zu diskutieren, führt EconoWin in enger Kooperation mit nationalen zivilgesellschaftlichen Organisationen eine Medienkampagne zum Thema Frauen und Arbeit durch. In allen vier Ländern werden Veranstaltungen organisiert, in denen Filme zum Thema gezeigt werden, um eine öffentliche Debatte anzuregen.

Beratung und Umsetzung geschlechtssensibler Wirtschafts- und Beschäftigungspolitiken

Viele Länder in der MENA-Region haben in den letzten Jahren frauen- und familienfreundliche Arbeitsmarktgesetze eingeführt. Allerdings werden diese bislang in der Privatwirtschaft oft nicht angemessen umgesetzt. EconoWin ist deshalb bestrebt, gute Beispiele in Kooperation mit der Privatwirtschaft zu sammeln bzw. zu entwickeln und bekannt zu machen, um die Vorteile verstärkter Integration und Förderung von Frauen zu demonstrieren. Parallel fördert das Vorhaben den politischen Dialog zur Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Wirtschaftliches Empowerment von Frauen

Zur Stärkung der wirtschaftlichen Situation von Frauen in benachteiligten Gebieten führt EconoWin gendersensible Analysen in ausgewählten Subsektoren

mit Wachstumspotenzial durch. Im Mittelpunkt stehen Wirtschaftszweige, in denen Frauen entweder bereits als Arbeitnehmerinnen, Führungskräfte oder Unternehmerinnen aktiv sind oder Sektoren mit Potenzial, um Frauen neu zu integrieren. Ein Ansatz ist die gendersensible Förderung lokaler Zulieferketten wie Kunsthandwerk oder regionale kulinarische Erzeugnisse für die Tourismusbranche in Tunesien.

Berufliche Orientierung für Frauen in höheren und niedrigeren Qualifikationssegmenten

Momentan kann das Angebot an angemessenen Arbeitsplätzen für Frauen mit der steigenden Anzahl von Schulabgängerinnen und Hochschulabsolventinnen in der MENA-Region nicht Schritt halten. EconoWin unterstützt deshalb den Übergang von Frauen aus der Hochschule in Beschäftigung etwa durch ein „Female Mentoring“-System an einer marokkanischen Universität.

In Jordanien soll die Ausbildung von jungen, weniger qualifizierten Frauen unterstützt werden, zum Beispiel als Köchinnen oder im Service, um ihre Übernahme in die Hotelindustrie und Gastronomie zu erleichtern.

Gute Praxiserfahrungen sollen später die Anwendung dieser Ansätze in anderen Ländern förden.

Auch in eher ungewöhnlichen Fachbereichen wie der Elektrotechnik erhalten Mädchen und junge Frauen in SEKEM die Möglichkeit zu einer Berufsausbildung.

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Vortrag und Diskussionsveranstaltung mit Alternativ- Nobelpreisträger Dr. Ibrahim Abouleish

Biographie

Dr. Ibrahim Abouleish studierte Chemie und Medizin an der Universität Graz in Österreich, wo er 1969 promovierte. Im Anschluss leitete er dort bis 1977 die Abteilung für pharmazeutische Forschung. Im Jahre 1975 wurde er sich während eines Besuchs in Ägypten der dort vorherrschenden, dringlichen Probleme von Überbevölkerung, Verschmutzung und mangelnder Schulbildung bewusst. Daher gründete er 1977 die Entwicklungsinitiative SEKEM, um ein Modell für ein ganzheitliches Unternehmen im 21. Jahrhundert zu entwickeln. SEKEM ist seitdem exponentiell gewachsen und zu einem landesweit renommierten Unternehmen aufgestiegen, das als Marktführer seine Bio-Produkte heutzutage auch nach Europa und in die USA exportiert. 1990 gründete SEKEM das Zentrum für Biologische Landwirtschaft in Ägypten als Regulierungs- und Zertifizierungsinstitution für biologische Landwirtschaft. Dr. Abouleish hat 2003 den Right Livelihood Award (Alternativer Nobelpreis) erhalten, 2008 wurde er mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Von der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO) erhielt Dr. Abouleish einen Sonderpreis für seine Vorreiterrolle in biologischer Landwirtschaft, CO2 Zertifizierung und umweltfreundliche Entwicklung. Im Herbst 2012 feierte Sekem den Start der „Heliopolis University for Sustainable Development“.

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Wann?

Am 23. Januar 2013 Von 17:30 bis 19:00

Wo?

Im Hörsaal 2

Der Leuphana Universität Lüneburg Scharnhorststr. 1, 21335 Lüneburg

Der Vortrag findet in deutscher Sprache statt.

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Kontakt

Leuphana Universität Lüneburg Innovations-Inkubator Prof. Dr. Clemens Mader Fon 04131.677-1565 [email protected]

BEITRÄGE SEKEMS UND DER HELIOPOLIS UNIVERSITY FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG IN ÄGYPTEN

Leuphana Universität Lüneburg, Fakultät Nachhaltigkeit

Sekem

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SEKEM Insight | Januar 2013 | Seite 5

M ehr als 450 Teilnehmer aus 37 Ländern haben die

Green Economy vom 27. bis 28. November mitten in den ehemaligen Bundestag nach Bonn gebracht. Die SusCon, International Conference on Sustainable Business and Consumption stand unter dem Motto

‘Green economy – from intention to action’. Delegierte aus Unternehmen, Nicht reg ier ung s org anis at ionen , Medien und der Wissenschaft dis-kutierten über gemeinsame, kon-krete Schritte zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft.

Zu den Höhepunkten gehörte die engagierte, den ökologischen Landbau und die Notwendigkeit der nachhaltigen Entwicklung unterstrei-chende Debatte, an der auch Helmy Abouleish für SEKEM teilnahm.

Eine Welt voll von Verschwendung

„Wir sind an eine Welt voll Verschwendung gewöhnt und nennen das Wohlstand“, rief der Philosoph Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker ins Plenum des ehemaligen deutschen Parlaments. „Wir müssen unsere Lebensweise fundamental ändern.“ Eine Maßnahme sei, die Energiepreise jährlich zu verteuern. In ihren Plädoyers warben sie außerdem dafür, dass Politik und Demokratie eine grö-ßere Führungsrolle übernehmen müs-sen. Denn Märkte erzählten immer nur die Mär von ungebremstem Wachstum und unendlichen Ressourcen.

Alain Caparros, CEO der REWE Group, betonte die Pionierrolle des Unternehmens und die kon-sequente Einbeziehung von Nachhaltigkeitskriterien in alle wich-tigen Entscheidungen und strategi-schen Zielsetzungen.

Großunternehmen stellen Nachhaltigkeitsstrategien vor

In zwei Diskussionsrunden von Wirtschaft und Zivilgesellschaft stellten die hochrangigen Vertreter der Unternehmen Kraft Foods, Interface und Deutsche Post/DHL ihre unternehmensinternen Nachhaltigkeitsstrategien vor, die sich in konkreter Umsetzung befinden und z.T. tief in der strategischen und wirt-schaftlichen Unternehmensplanung verankert sind. Die Sorge um die zukünftige Verfügbarkeit und Beschaffung von Rohstoffen wurde in Diskussionsbeiträgen als deutlich.

Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll Stiftung, kritisierte, dass sich unter dem Deckmantel der

„Green Economy“ oftmals nur „busi-ness as usual“ verberge. Die keni-anische Entwicklungs hel ferin Dr. Auma Obama setzte sich kritisch mit dem Begriff der Nachhaltigkeit aus-einander. Sie sprach sich für freie Handelsbeziehungen auf Augenhöhe aus und kritisierte Fair-Trade-Konzepte als überwiegend paternalistisch.

Marlen Thieme, Vorsitzende des Rates für nachhaltige Entwicklung plädierte dafür, sich auf die konkrete Umsetzung von Nachhaltigkeit und die sich bietenden politischen Spielräume zu konzentrieren.

Deutlich wurde auch der Gründer der Kampagne ‚Corporation 2020‘, Pavan Sukhdev, ehemaliger Manager der Deutschen Bank. Werbetreibende könnten sich nicht mit der Begründung aus der Verantwortung steh-len, sie seien nur Werkzeuge, die täten, was deren Auftraggeber von ihnen verlangten. Auch sie trügen Verantwortung für die Prägung von Konsumgewohnheiten.

Helmy Abouleish: bio-dynamische Landwirtschaft weltweit fördern

Als vehementer Verfechter der öko-logischen, bio-dynamischen Land- und Lebensmittelwirtschaft als einer preiswerten und effektiven Lösung der vielfältigen Probleme warb Helmy Abouleish, Geschäftsführer der SEKEM Group, darum, diesem System den Vorzug zu geben. Er argumen-tierte, dem sozialen, wirtschaftlichen und Umweltnutzen der Nachhaltigkeit noch die ethische und kulturelle Dimension hinzuzufügen.

Die Teilnehmer befassten sich im Rahmen der Konferenz nicht mit Absichtserklärungen, son-dern diskutierten Lösungen und Geschäftsmodelle sowie neue Konsum muster. Zum Abschluss veröf-fentlichten die Veranstalter zusammen mit elf Netzwerkpartnern die „Bonner SusCon Deklaration“ mit konkreten Vorschlägen für Politik und Wirtschaft für die Entwicklung einer wirtschaft-lich, sozial und ökologisch nachhalti-gen Zukunft des Planeten.

Quelle: SUSCON

Konferenz für nachhaltigen Konsum fordert radikalen Paradigmenwechsel in Wirtschaft und Gesellschaft

Helmy Abouleish diskutiert mit über 450 internationalen Gästen auf der 3. SusCon-Nachhaltigkeitskonferenz in Bonn den Weg zur Green Economy.

Wirtschaft

Mehr Informationen:http://www.suscon.net!

Helmy Abouleish nahm für SEKEM an der SUSCON teil.

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SEKEM Insight | Januar 2013 | Seite 6

Impressionen aus SEKEM

A uch in diesem Jahr werden Helmy Abouleish, Geschäftsführer der SEKEM Firmengruppe, und wei-tere Mitarbeiter SEKEMs wieder mehrere Vorträge auf der Leitmesse für die Biobranche - BioFach 2013 - in Nürnberg halten.

Gemeinsam Tobias Bandel, Soil & More International BV, Sanjay P. Bansal, Sampad Vikas Limited (Ambootia) und Sebastiaan Huisman, Hofgut Juchowo Radacz Kadzielnia, wird Helmy Abouleish am 13. Februar 2013 um 14:00 am BioFach-Forum zum Thema „CO2 neutral through organic farming – concrete examples“ teilneh-men. Das Bio-Fach Forum findet am 15. Februar 2013 noch einmal statt (Raum Prag, 14:00 Uhr). Magdalena Kloibhofer, Mitarbeiter SEKEMs im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement, wird am 14. Februar 2013 am BioFach Forum mit dem Schwerpunkt „Gemeinsame Werte - Nachhaltigkeit messbar machen mit Gemeinwohl-Bilanz“ (mit Horst Müller, Bodan Großhandel für Naturkost GmbH, Joachim Weckmann, Märkisches Landbrot GmbH und Friedemann Wecker, Demeter e.V.) teilnehmen. Die Veranstaltung findet ebenfalls um 14:00 im Raum Budapest statt. Wir laden Sie herzlich ein, die BioFach 2013 und SEKEM‘s Mitarbeiter zu besuchen und sich über die neuesten Entwicklungen in SEKEM und in der internationalen Bioszene zu informieren.

Impressionen

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Das Interesse an der Wahl zum Demeter-Produkt des Jahres steigt - bei Herstellern der biodynamischen Gemeinschaft wie bei anspruchsvollen Bio-Kundinnen und -Kunden. Dieses Jahr ist der Kaffee von SEKEM-Partner Lebensbaum ebenfalls nominiert.

Mit der Ausgabe 16 des Demeter Journal gelangte der Aufruf zur Beteiligung an der Wahl im November an 300.000 Leserinnen und Leser. Gewählt werden konnte bis zum 14. Dezember. Abgestimmt wurde mittels Coupon aus dem Demeter-Journal, per Email oder mit dem Online-Formular auf www.demeter.de sowie über Postkarten im Einzelhandel.

Aus dem reichhaltigen Demeter-Sortiment mit mehr als 3.000 Lebensmitteln und Kosmetika hatten Fachleute zunächst eine Vorauswahl getroffen. Ende Januar wird das Ergebnis erwartet. Wir drücken Lebensbaum die Daumen!

Quelle: demeter

Wahl zum Demeter-Produkt des Jahres 2013

Anthromedia.net im neuen Kleid

Kurznachrichten

SEKEM Insight abonnieren

Herausgeber v.i.S.d.P.: SEKEM, Egypt. Die Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korrespondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben.

Redakteure: Bijan Kafi und Christina Anlauf

Kontakt:SEKEM-Insightc/o SEKEM HoldingP.O.Box 2834, El Horreya, Heliopolis, Cairo, Egypt [email protected]

Bildnachweis: 1: Klaus Merckens; 2, 6: Bijan Kafi; Business Award; 5: SusCon

Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Einwilligung des Herausgebers. Markenzeichen sind Eigentum der jeweiligen Markeninhaber.

Während die Weltbank dringend vor den verheerenden Auswirkungen eines Temperaturanstiegs um 4 Grad warnt und die Hoffnungen auf konkrete Ergebnisse bei der UN-Klimakonferenz in Katar erschütternd niedrig sind, hat der World Future Council, an dem sich auch SEKEM aktiv beteiligt, auf seiner sechsten Jahresversammlung das Ziel bekräftigt, zukünftigen Generationen einen gesunden Planeten zu überge-ben. „Ein schneller Kurswechsel ist eine unabdingbare Voraussetzung, um die drohenden Folgen eines unkontrol-lierten Klimawandels zu verhindern“, sagte WFC-Gründer Jakob von Uexküll. „Mit unserer Arbeit wollen wir sicher-stellen, dass die Rechte zukünftiger Generationen weltweit gewahrt wer-den. Die Entscheidungen, die die inter-nationale Politik in den nächsten fünf Jahren fällt, sind für das Wohlergehen zukünftiger Generationen ausschlaggebend.“

Das Arbeitsprogramm für 2013 wurde einstimmig verabschiedet. Um effektiv zur Bekämpfung des Klimawandels beizutragen, beschlos-sen die Räte, die Umsetzung der poli-tischen Rahmenbedingungen für 100% erneuerbare Energien intensiv vor-anzubringen und dafür den lösungs-orientierten Wissenstransfer unter den zentralen Akteuren mit aller Kraft zu fördern. Ein besonderes Gewicht wird dabei auf Konzepte zum Einsatz erneuerbarer Energien in netzfernen Regionen Afrikas gelegt.

Quelle: WFC

Pünktlich zum angestrebten Termin präsentiert sich anthrome-dia.net nach ihrem Relaunch mit einem neuen Erscheinungsbild als umfangreiche und zuverlässige Info-Drehscheibe für anthroposophische Grundinformationen, Aktualitäten und Termine. SEKEM unterstützt in diesem Jahr die Arbeit von Anthromedia.net aktiv.

„Wir freuen uns, den Relaunch nach langer und intensiver Arbeit geschafft zu haben“, äußert sich Pressesprecherin Nadine Aeberhard. „anthromedia ist im Netz durch gute Positionierung leicht auffind-bar und erscheint in vier Sprachen. Die Webseite zeichnet sich gerade durch diese Internationalität aus. anthromedia.net wird in der Welt als eines der wichtigsten Portale für Anthroposophie und ihrer Arbeitsfelder wahrgenommen.

Die Navigation der Homepage ist nun übersichtlicher angelegt, so dass die verfügbaren Inhalte leichter zugänglich sind. Als täglich aktuelle Nachrichtenquelle informiert anth-romedia.net Medienschaffende und Interessierte mit News aus der anth-roposophischen Arbeit überwiegend aus dem deutschsprachigen Raum.

anthromedia.net vernetzt interes-sierte User mit den Homepages ver-schiedenster Organisationen und Datenbanken. Ein Kalendarium, auf dem Veranstaltungen nach Ort und Zeit abgerufen werden können, gibt Auskunft über Anlässe in der Schweiz und Deutschland. Und schliesslich wird ein regelmässig erscheinender Newsletter ab Januar 2013 gezielt an Interessierte der anthroposophischen Arbeitsfelder versandt. Anmeldungen zur Bestellung können schon jetzt auf der neuen Webseite erfolgen.

Quelle: anthromedia.net

Ratstreffen des World Future Council in Abu Dhabi

Mehr Informationen:http://www.anthromedia.net!Mehr Informationen:

http://www.worldfuturecouncil.org!