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Nr. 150 - März 2015 SEKEM Insight | März 2015 | Seite 1 Liebe Leserinnen, liebe Leser, möglicherweise kennen manche Ihrer Freunde und Arbeitskolle- gen SEKEM seit Langem, ohne von der ägyptischen Initia- tive zu wissen. Möglicherweise haben sie bereits Orangen aus SEKEM genossen, die von dem deutschen Fruchtsaftunterneh- men Voelkel zu leckerem Oran- gensaft verarbeitet werden. Oder sie haben ihren letzten Schnupfen mit Kräutertee der Firma Lebensbaum bekämpft, der auch Kräuter aus SEKEM enthält. Die Chancen stehen auch gut, dass sie in einem der zahlreichen Biosupermärkte Deutschlands, Österreichs oder der Schweiz Zwiebel, Kartoffeln, Sesam oder andere Produkte aus SEKEM erworben haben. Kurz: SEKEM kann auch des- halb gute Arbeit leisten, weil viele Menschen SEKEM-Pro- dukte erwerben und genie- ßen. Das wird in Ägypten mit dem neuen ISIS-Tafelwasser nun noch einfacher. Zwei Arti- kel in dieser Ausgabe berichten davon, wie das Tafelwasser und die SEKEM-Orangen ihren Weg in ägyptische und internationale Supermarktregale finden. Editorial Ihr Redaktionsteam Auf SEKEMs Feldern: Orangenzeit in Ägypten Das Frühjahr ist auf den Farmen SEKEMs die Zeit Ernte der Zitrusfrüchte, allen voran der Orangen. Sie werden vor allem zu schmackhaftem, naturbelassenem Saft verarbeitet. Erntezeit In Ägypten ist Orangenzeit ISIS Wasser Eröffnung der neuen Abfüllanlage SEKEM Freunde SEKEM-Tag 2015 in Bad Cannstatt SEKEM finden sie im Internet auch auf: I m Frühjahr ist in Ägypten Orangenzeit. Ende Januar sind die Bäume im ganzen Land dicht mit den runden Früchten behängt, die in intensiven, goldgelben Farben leuchten. Auch SEKEM besitzt vier Farmen, auf denen Orangen angebaut werden. Die allseits beliebten Früchte sind ein gutes Beispiel für die nachhaltige und faire Produktionsweise, um die sich SEKEM nicht nur in Ägypten bemüht. Produziert werden die kost- baren Früchte auf der Farm Adleja. Hier werden neben Orangen auch Limetten und Gemüse angebaut. Zwölf Mitarbeiter kümmern sich auf Adleja um das Wohlergehen der Pflanzen. Je nach Bedarf bekommen sie Hilfe von bis zu acht Tagesarbeitern. Unter ihnen sind vier Landwirtschaftsingenieure, die weitere Mitarbeiter anleiten und die Arbeit organisieren. „Viele Bauern sind bereits seit über 25 Jahren bei uns. Sie haben sich ein umfangreiches Wissen über die Jetzt im Februar sind die Orangenbäume Ägyptens übervoll mit Früchten und warten darauf, geerntet zu werden.

SEKEM Insight 03.15 DE

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SEKEMs monatliches Journal für Wirtschaft, Entwicklung und Kultur in Ägypten. Abonnements: http://news.sekem.net

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Nr. 150 - März 2015

SEKEM Insight | März 2015 | Seite 1

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

möglicherweise kennen manche Ihrer Freunde und Arbeitskolle-gen SEKEM seit Langem, ohne von der ägyptischen Initia-tive zu wissen. Möglicherweise haben sie bereits Orangen aus SEKEM genossen, die von dem deutschen Fruchtsaftunterneh-men Voelkel zu leckerem Oran-gensaft verarbeitet werden. Oder sie haben ihren letzten Schnupfen mit Kräutertee der Firma Lebensbaum bekämpft, der auch Kräuter aus SEKEM enthält. Die Chancen stehen auch gut, dass sie in einem der zahlreichen Biosupermärkte Deutschlands, Österreichs oder der Schweiz Zwiebel, Kartoffeln, Sesam oder andere Produkte aus SEKEM erworben haben.

Kurz: SEKEM kann auch des-halb gute Arbeit leisten, weil viele Menschen SEKEM-Pro-dukte erwerben und genie-ßen. Das wird in Ägypten mit dem neuen ISIS-Tafelwasser nun noch einfacher. Zwei Arti-kel in dieser Ausgabe berichten davon, wie das Tafelwasser und die SEKEM-Orangen ihren Weg in ägyptische und internationale Supermarktregale finden.

Editorial

Ihr Redaktionsteam

Auf SEKEMs Feldern:Orangenzeit in Ägypten

Das Frühjahr ist auf den Farmen SEKEMs die Zeit Ernte der Zitrusfrüchte, allen voran der Orangen. Sie werden vor allem zu schmackhaftem, naturbelassenem Saft verarbeitet.

ErntezeitIn Ägypten ist Orangenzeit

ISIS WasserEröffnung der neuen Abfüllanlage

SEKEM FreundeSEKEM-Tag 2015 in Bad Cannstatt

SEKEM finden sie im Internet auch auf:

I m Frühjahr ist in Ägypten Orangenzeit. Ende Januar sind die Bäume im ganzen

Land dicht mit den runden Früchten behängt, die in intensiven, goldgelben Farben leuchten. Auch SEKEM besitzt vier Farmen, auf denen Orangen angebaut werden. Die allseits beliebten Früchte sind ein gutes Beispiel für die nachhaltige und faire Produktionsweise, um die sich SEKEM nicht nur in Ägypten bemüht. Produziert werden die kost-baren Früchte auf der Farm Adleja. Hier

werden neben Orangen auch Limetten und Gemüse angebaut.

Zwölf Mitarbeiter kümmern sich auf Adleja um das Wohlergehen der Pflanzen. Je nach Bedarf bekommen sie Hilfe von bis zu acht Tagesarbeitern. Unter ihnen sind vier Landwirtschaftsingenieure, die weitere Mitarbeiter anleiten und die Arbeit organisieren. „Viele Bauern sind bereits seit über 25 Jahren bei uns. Sie haben sich ein umfangreiches Wissen über die

Jetzt im Februar sind die Orangenbäume Ägyptens übervoll mit Früchten und warten darauf, geerntet zu werden.

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Wirtschaft

biologisch-dynamische Landwirtschaft erworben, das sehr wertvoll für uns ist“, erklärt Mariam Abouleish. Die studierte Agrarwissenschaftlerin gehört zu den verantwortlichen Ingenieuren. Ihr Kollege Aied Abd El Hamed ist Bauer und gehört seit 26 Jahren zum Farm-Team. Für Aied ist sein Job auch seine Berufung: „In SEKEM habe ich meine zweite Seele gefunden. Ich arbeite sehr gerne hier“, sagt der Vater von vier Kindern. „Ich habe das Gefühl, dass ich dazu geboren wurde, Bauer zu sein.“

Die Feldbewirtschaftung wird in Adleja noch ganz in Handarbeit erledigt. Aied ist daher stets gut beschäftigt, beispiels-weise mit dem Jäten von Unkraut, der Sicherstellung der Wasserversorgung oder dem Beschneiden der Bäume. Zusätzlich werden die Plantagen ent-sprechend den Richtlinien der Demeter-Landwirtschaft mit eigens angefertigten Präparaten behandelt.

Wasserversorgung bleibt Herausforderung

Seitdem die Regierung vor einigen Jahren einen Kanal zwischen Nil und Suez Kanal bauen ließ, erfolgt die Bewässerung der Farm mit Wasser aus dem großen Fluss, der Ägypten der Länge nach durchströmt. „Der Vorteil ist, dass dieses Wasser nicht so salzig ist wie das aus den Brunnen. Die Wüstenböden sind vor allem durch jahrzehntelange Misswirtschaft stark mit Salz belastet“, berichtet Mariam Abouleish. Der mehr als 30 Jahre lang biologisch-dynamisch gepflegte Boden der SEKEM-Farmen kann übrigens bis zu 20 Prozent mehr Wasser aufnehmen, als konventionell bewirtschaftete Erde. Das ist in Ägypten von großer Bedeutung, da hier ganz-jährig künstlich bewässert werden muss.

Eine weitere Herausforderung ist die Bekämpfung von Pflanzen schäd ling en und Pilzen. Dazu werden die Pflanzen gemäß bio logisch- dynamischer Prin zi-pien mit Ölen, mikro ni sier tem Schwefel oder anderen natürlichen Präparaten behandelt.

In Adleja sind übrigens mehr Menschen beschäftigt als auf einem

vergleichbar großen deutschen Hof. Etliche deutschen Bauern vertraute Land maschinen sind in Ägypten nicht erhältlich. Viele Farmen sind daher ver-gleichsweise klein. Der Einsatz großer Ernte maschinen lohnt sich daher nicht.

Die jungen Orangenbäume haben 2014 zum ersten Mal Früchte getragen.

„Normalerweise erhalten wir zehn bis 15 Tonnen Ertrag pro Hektar“, weiß Mustafa Al Anwar. Der Landwirtschaftsingenieur gehört bereits seit elf Jahren zum Adleja-Team. „In diesem Jahr erwarten wir mindestens das Doppelte – bis die jungen Bäume den vollen Ertrag liefern, werden noch ein paar Jahre vergehen“. Dem Ingenieur gefällt in SEKEM vor allem der Geist der Zusammenarbeit, auch aufseiten der Leitung. „Wir sind

untereinander ständig in Kontakt und werden oft nach unserer Meinung gefragt. Ich weiß es zu schätzen, dass wir die Möglichkeit haben, unsere Erfahrungen aktiv einzubringen.“

Respektvoller Umgang, nicht nur unter Mitarbeitern

SEKEMs Mitarbeiter profitieren außer-dem von einer Kranken ver siche rung und regelmäßigen Fort bil dungen. Zusätzlich haben sie die Möglichkeit, an vielfältigen kulturellen Angeboten teilzunehmen. Wirft man einen Blick auf die Felder neben Adleja, dann fällt schnell auf, dass SEKEM nicht nur einen respektvollen Umgang mit den Mitarbeitern pflegt, sondern zudem auch auf Sauberkeit und Ordnung viel Wert legt. Außerdem

Fortsetzung auf Seite 4

Die Orangen gelangen vom Feld direkt zur Verarbeitung in SEKEMs Fabrik.

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Wirtschaft

E ndlich ist es soweit: SEKEMs Firma ISIS hat damit begonnen,

ein Tafelwasser auf dem ägyptischen Markt anzubieten. Die Abfüllanlage für das neue Wasser liegt auf SEKEMs Farm Adleja, etwa vier Kilometer von der SEKEM-Hauptfarm entfernt. Bereits seit etlichen Jahren warteten die neuen Produktionslinien auf den Startschuss. Doch bisher fehlte die offizielle Registrierung des Brunnens. Durch die politische Instabilität und den damit einhergehenden häufigen Wechsel der Verantwortlichen in den zuständigen Ministerien verschob sich die Zulassung immer wieder aufs Neue. Umso größer war die Freude, als die neue SEKEM-Fabrik am 25. Februar endlich eröffnet werden konnte.

Seit Anfang März verkauft ISIS nun das Tafelwasser in drei verschiedenen Flaschengrößen (600 ml, 1,5 l und 5 Gal.).

Einen erheblichen Beitrag zur Realisierung des Projekts hat der lang-jährige SEKEM-Mitarbeiter Wolfgang Schulz geleistet, der erst kürzlich in SEKEM verstarb. Der ehemalige Inhaber einer Mosterei in Norddeutschland kam im Sommer 2003 zum ersten Mal nach SEKEM und hat in den Betrieben von ISIS die Saftproduktion maßgeblich ver-antwortet. Auch beim Aufbau der neuen Abfüllanlage war er der verantwortliche Techniker: Vom Verlegen der Rohre über den Einkauf der Maschinen bis zu den ersten Testläufen war Wolfgang Schulz engagiert und involviert gewesen.

Seit Anfang März arbeiten nun zehn Mitarbeiter in drei Schichten rund um

die Uhr in der neuen Anlage. „Das Brunnenwasser wird

durch Filter aufwendig gereinigt und dann auf-be rei tet“, erklärt Moham-med Sami. Der ehe-malige Schüler der SEKEM-Schule hat seine Ausbildung zum

Mechaniker im Berufs bil-dungs zentrum der Initiative gemacht und ist nun für alle technischen Installationen in der neuen Fabrik zuständig.

Viele seiner Kenntnisse hat er Wolfgang Schulz zu verdanken, mit dem er lange und eng zusammen-gearbeitet hat. So haben sich Wolfgang Schulz und Mohammed Sami

auch um den Aufbau des komplexen Filter sys tems

gekümmert, durch den das Wasser nicht nur von grobem Schmutz, sondern

auch von ungewollten Bakterien befreit wird. Nach der gründlichen und umfang-reichen Aufbereitung wird das Wasser in Flaschen gefüllt, verschlossen und mit Etikettenringen versehen, die per Heißluft um den Flaschenhals gepresst werden.

„Wir haben uns für ein besonderes Flaschendesign entschieden, um uns von den anderen Wasseranbietern abzusetzen“, berichtet Dr. Mamdouh Abouleish, Geschäftsführer von ISIS.

„ISIS ist in Ägypten für natürliche und gesunde Ernährung bekannt. Auch das neue Wasser zeichnet sich durch Sauberkeit und natürliche Frische aus.“

Nach der langen Wartezeit war die Eröffnung ein freudiger Tag und zugleich ein Abschied: „Wir denken heute an unseren Mitarbeiter und Freund Wolfgang Schulz, dem SEKEM viel ver-dankt. Er wird uns nicht nur für seinen Beitrag zur Entstehung der neuen Fabrik, sondern auch als ein Mitarbeiter in Erinnerung bleiben, dem die vertrauens-volle Beziehung zu seinen Kollegen immer an erster Stelle stand und der sich in besonderem Maße für ihr Wohl engagiert hat“, so Helmy Abouleish.

Christine Arlt

Eröffnung der Abfüllanlage für neues ISIS Tafelwasser

Nach vielen Jahren der Planung und Vorbereitung konnte jetzt die Abfüllanlage für ein besonderes neues ISIS-Produkt eingeweiht werden: das ISIS-Tafelwasser.

Wolfgang Schulz verstarb im Februar nach mehr als 10jähriger Tätigkeit für SEKEM.

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Soziales

„ Sprecht über das Thema Frauen nicht als wäre es etwas Fernes und

Abstraktes. Es geht hier um unsere Mütter, Töchter, Schwestern und Ehefrauen – die wichtigsten Menschen in unserem Leben“. Mit diesen Worten eröffnete Gamal El Sayid, Direktor der SEKEM-Schule, den internationalen Weltfrauentag in SEKEM. Zum ersten Mal fand aus diesem Anlass in SEKEMs Schule ein sogenannter „Girl‘s Day“ statt:

„Unsere Absicht war es, den Schülerinnen Einblicke in Arbeitsbereiche zu geben, die bisher ausschließlich von Männern besetzt sind und ihnen damit gleichzeitig eine Orientierung zur Berufsfindung zu vermitteln“, erklärt Tamer Badr, einer der Lehrer, die den „Girl‘s Day“ in der SEKEM-Schule organisiert haben.

„Für uns war dies eine Ehrensache, da wir der Meinung sind, dass die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ein grundlegender Pfeiler der nachhaltigen Entwicklung ist.“

So startete der Tag der Frau für die Schülerinnen mit Schnupperkursen in den Werkstätten des SEKEM Berufs bildungszentrums und wurde nachmittags mit einer gelungenen Veranstaltung abgeschlossen. Hier berichteten SEKEM Mitarbeiterinnen aus ihrem Alltag. Zwei Gäste in SEKEM taten es ihnen gleich: Die 21-jährige Flugbegleiterin Fatma erzählte, wie sie bereits in jungen Jahren den Wunsch verspürte, neben der Schule Arbeits-er fah rungen zu sammeln. So wollte sie herausfinden, welche Möglichkeiten sie später haben könnte, ein selbst-ständiges und erfülltes Leben zu führen. Die Installateurin Umm Bassem machte den SEKEM-Schülerinnen Mut, dass es im Leben nie zu spät dafür sei, etwas

Neues zu beginnen. Mit 50 Jahren ent-schied sich die selbstbewusste Frau, eine Lehre zur Installateurin zu machen. Es sei nicht leicht gewesen, sich in dieser Männerdomäne durchzusetzen, berichtete sie. Aber sie habe viel gelernt und sei bei Kunden heute teilweise beliebter als ihre männlichen Kollegen. An SEKEMs „Girl‘s Day“ betreute die Instal lateurin einen von fünf Workshops im Berufs bildungszentrum der Initiative. In kleinen Gruppen besuchten die Schülerinnen die Werkstätten für Schreinerei, Elektro tech nik, Mechanik, und Instal la tions tech nik und erhielten Einblicke in die Land wirt schaftstechnik.

Die bislang ausschließlich männ-lichen Auszubildenden gaben den jungen Frauen sowohl eine praktische Einführung in das technische Know-how als auch in allgemeine Lehrinhalte der Handwerksberufe. Nach anfänglicher Zurückhaltung und vor allem Respekt vor den unbekannten Maschinen kam Begeisterung auf. „Die Stimmung in den Werkstätten war wirklich toll. Die jungen Männer hatten viel Freude daran, den Schülerinnen ihre Arbeit zu erklären. Diese wurden immer motivierter, die ver-schiedenen Handgriffe und Maschinen selbst auszuprobieren”, berichtet Badr.

Einige der jungen Frauen waren bereits zwei Wochen vor dem Weltfrauentag in den Werkstätten zu Gast gewesen und hatten so die Gelegenheit zu intensiveren Einblicken gehabt. “Viele unserer Schülerinnen waren so begeistert, dass sie uns gebeten haben, bald wieder Trainings anzubieten”, erzählt der SEKEM-Lehrer Abdelaziz Ibrahim. “Wir planen daher einen weiteren Wokshop und wollen auch Betriebspraktika organisieren.”

Tamer Badr und Christine Arlt

SEKEM können sie auch besuchen:

www.SEKEM-reisen.de

sind viele der konventionellen Felder Abgasen großer Schnellstraßen aus-gesetzt. Adleja findet sich hingegen an einer abgelegenen Landstraße und ist von Baumhecken umgeben.

Nachdem SEKEMs Orangenbäume seit fünf Jahren gepflegt und aufgezogen wurden, können sie in Kürze zum zweiten Mal geerntet werden. Hierzu wird regel-mäßig der Zuckergehalt der Früchte gemessen. Die SEKEM-Orangen sind durch die ägyptische Sonne besonders vollfruchtig und besitzen zugleich eine erfrischende, säuerliche Note. „SEKEMs Firma ISIS holt das Obst ab und ver-arbeitet es weiter“, erklärt Mustafa Al Anwar. „Die Früchte für den ägyptischen Markt werden gewaschen, gepresst und als der beliebte ISIS-Orangensaft abgefüllt.“ Die Orangen für deutschen Kunden müssen allerdings aufgrund besonderer Vorschriften in einer anderen Firma weiterverarbeitet werden. Sie gehen danach zum Beispiel an den deutschen Fruchtsaftproduzenten Voelkel. Für ihn baut SEKEM seit einiger Zeit rund 20 Hektar Orangen der Sorte Valensia Late an.

Sorgsame Landwirtschaft für integrative Entwicklung

Mit dem nachhaltigen Orangenanbau leistet SEKEM sowohl einen Beitrag zur Verbesserung der Arbeits bedingungen der Menschen in Ägypten als auch zum Erhalt ihrer gesunden Umwelt. Durch die besonders sorgfältigen Anbaumethoden und das Bemühen um ein faires Wirtschaften sind die Orangen ein wichtiger Teil des integrativen Ansatzes der Initiative, Natur und Mensch nicht getrennt voneinander, sondern gemeinsam zu schützen.

Christine Arlt

Fortsetzung von Seite 2

SEKEMs Berufsbildungszentrum feiert Welttag der Frau

Das Berufsbildungszentrum öffnete Schülerinnen seine Tore und erlaubte einen umfassenden Einblick in die Welt der verschiedenen Handwerksberufe, die hier erlernt werden können.

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Impressionen vom Weltfrauentag

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Samstag, 18. April 2015, 11.00 Uhr im Kursaal Stuttgart Bad-Cannstatt

Tag 2015

Soziales Leben ist die Kunst des Miteinander

Die gegenwärtigen gesellschaftlichen Krisen weltweit zei-gen deutlich, dass trotz oftmals vorhandener Rechtsgleich-heit der Menschen im Bereich des sozialen Zusammenlebens große Bruchstellen im gesellschaftlichen Gefüge bestehen. Begriffe wie Empathie, soziales Verständnis füreinander und Zuwendung fehlen oft und würden dringend benötigt. Wir treffen stattdessen vielfach schreiende Ungerechtig-keiten im Zusammenleben der Menschen an. Die Lösung solcher sozialer Probleme steht als Zeitforderung und Zivili-sationsaufgabe vor uns.

Dort, wo ein friedvolles, gleichberechtigtes Miteinander ge-lingt, entsteht aus dem Kreis der Menschen etwas Gemein-sames - etwas, das Trennendes verbindet. Es ist eine Kraft, ein geistiger Nährboden, aus dem sich sozialverantwortli-ches Handeln entwickeln kann. Aus diesem Impuls handelt die SEKEM-Initiative.

SEKEM-FreundeDeutschlandVerein zur Förderung

kultureller Entwicklungin Ägypten e.V.

HANDELN AUS SOZIALER VERANTWORTUNG –Wege zur Bildung einer Sozialkultur

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Liebe Leserinnen und Leser von SEKEM Insight,

G erne möchte Sie der SEKEM-Förderverein Deutschland wieder zum SEKEM-Tag 2015 am Sonntag, 18. April, 11:00 Uhr in den Kursaal in Stuttgart-Bad Cannstatt einladen. Mit eingebunden in unsere Veranstaltung ist

– wie immer – die öffentliche Mitgliederversammlung 2015 unseres Vereins, der SEKEM-Freunde Deutschland, zu der wir Sie ebenfalls herzlich einladen. Als Thema der Veranstaltung haben wir gewählt: Handeln aus sozialer Verantwortung - Wege zur Bildung einer Sozialkultur. Wir haben dieses Thema gewählt, da es von jeher ein Anliegen des SEKEM-Impulses war, auf das soziale Miteinander aller Menschen in der Initiative große Sorgfalt zu legen. Dies vor allem in einem Land, dessen Menschen in direktem persönlichem Kontakt untereinander große soziale Nähe pflegen, dessen industrieller und staatlicher Bereich jedoch kühl, abweisend und teilweise menschenverachtend auftritt.

Hier sucht SEKEM eine „Mitte“ zu finden und zu entwickeln. Das dem Handeln zugrunde liegende Menschenbild ist entscheidend! Wer ist mein Gegenüber? Wer ist die Schülerin in der Klasse? Befehlsempfänger oder ein Mensch, dem ich in die Augen schauen kann und will? Ein Mensch, den ich auf seinem Lebensweg helfen will, sich zu entwickeln? Und wie dieses Anliegen langfristig „greift“ zeigt u.a. die SEKEM-Schule in ihrer nunmehr 25-jährigen Tätigkeit. Da tritt schon bald die 3. Schülergeneration an – und wie enorm unterscheiden sich die heute eingeschulten Kinder von denen des Anfangs! Aber SEKEM`s Wirken im Sozialen geht inzwischen weit über den lokalen Umkreis hinaus! Es erfasst nicht nur den Entwicklungsweg der Menschen von der Kita bis zur Universität inklusive Berufs- und Behindertenschule, sondern auch die Regelung aller Arbeitsverhältnisse der Mitarbeiter. Durch eine weltoffene Diskussion in der SEKEM-Akademie wird zum Verständnis unterschiedlicher Standpunkte und damit zum Verständnis des „Andersseins“ von Menschen unter Respektierung ihrer jeweiligen Haltungen beigetragen.

Diese Einstellung der „Ökonomie der Liebe“ führte ja zur Verleihung des „Alternativen Nobelpreises“ an SEKEM und der Aufnahme von Dr. Abouleish in den Weltzukunftsrat sowie zur Einladung von SEKEM, den Nachhaltigkeitsgedanken im sozialen Umfeld und der Erziehung bei UNESCO-Tagungen vorzustellen.

Diese Aspekte möchte die Tagung beleuchten und in dem Gesprächsforum am Nachmittag mit ausgewählten Persönlichkeiten auf diesem Gebiet unter Einbeziehungen der Tagungsteilnehmer vielfältig darstellen.

Einen gewichtigen Abschluss erfährt unsere Zusammenkunft durch das Konzert von Frau und Herr Gleissner mit der Beethoven Sonate A-Dur op. 69 für Klavier und Cello.

Der neue Tagungsort im Kursaal Bad Cannstatt ergab sich aus Terminkollisionen mit der Liederhalle. Der Veranstaltungsort ist gut zu überschauen! Wir werden ein Catering angeboten bekommen und zum Mittagessen steht uns auch das Restaurant im Hause zur Verfügung. In den Pausen gibt es vielfältige Gelegenheiten zu anregenden Gesprächen.

Wir hoffen auf Ihr Interesse und zahlreiche Teilnehmer.

Samstag, 18. April 2015, 11.00 Uhr im Kursaal Stuttgart Bad-Cannstatt

Tag 2015

Soziales Leben ist die Kunst des Miteinander

Die gegenwärtigen gesellschaftlichen Krisen weltweit zei-gen deutlich, dass trotz oftmals vorhandener Rechtsgleich-heit der Menschen im Bereich des sozialen Zusammenlebens große Bruchstellen im gesellschaftlichen Gefüge bestehen. Begriffe wie Empathie, soziales Verständnis füreinander und Zuwendung fehlen oft und würden dringend benötigt. Wir treffen stattdessen vielfach schreiende Ungerechtig-keiten im Zusammenleben der Menschen an. Die Lösung solcher sozialer Probleme steht als Zeitforderung und Zivili-sationsaufgabe vor uns.

Dort, wo ein friedvolles, gleichberechtigtes Miteinander ge-lingt, entsteht aus dem Kreis der Menschen etwas Gemein-sames - etwas, das Trennendes verbindet. Es ist eine Kraft, ein geistiger Nährboden, aus dem sich sozialverantwortli-ches Handeln entwickeln kann. Aus diesem Impuls handelt die SEKEM-Initiative.

SEKEM-FreundeDeutschlandVerein zur Förderung

kultureller Entwicklungin Ägypten e.V.

HANDELN AUS SOZIALER VERANTWORTUNG –Wege zur Bildung einer Sozialkultur

Das detaillierte Programm zum SEKEM-Tag 2015 finden Sie auf der Webseite der SEKEM-Freunde unter: http://www.sekem-freunde.de

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SEKEM Insight | März 2015 | Seite 8

Impressionen aus SEKEM

Impressionen

D ie Kraft der ägyptischen Sonne ermöglichte es jüngst, die Leistung eines Dieselgenerators auf SEKEMs Farm in der Oase Wahat Al Baharya durch Sonnenenergie zu ersetzen. SEKEM installierte eine Fotovoltaik-Anlage, mit der eine Wasserpumpe betrieben wird,

die Dattelpalmen auf einer Fläche von 60 Feddan (ca. 25 Hektar) mit Wasser versorgt. Am 31. März wurde das Solarsystem erstmals in Betrieb gesetzt und im Rahmen eines feierlichen Events eröffnet. Technische Unterstützung bekam SEKEM dabei nicht nur von der deutschen Firma „Aschoff Solar“ und dem lokalen Partner „Egreen“ sondern auch aus den eigenen Reihen: Studenten der Fakultät für Ingenieurwissenschaften der Heliopolis Universität und Schüler der SEKEM Berufsschule konnten ihr Wissen bei der Installation mit ein-bringen. Zusätzlich nahmen über 60 Gäste an der Einweihungsfeier teil – besonders beeindruckt waren alle Beteiligten dabei von der Stille, die eintrat, nachdem der Diesel-Generator ausgeschaltet worden war.

Bereits 2013 wurde mit Unterstützung der DEG (Deutsche Entwicklungsgesellschaft) eine erste PV-Anlage auf dem Dach der Heliopolis Universität angebracht. Das Solar-System versorgt hier nicht nur einen Teil ihrer Gebäude mit Strom, sondern dient den Studenten sowie Partnerorganisationen von außerhalb auch zur Forschung. Angeregt durch das DEG-Projekt und die steigenden Dieselpreise, wurde daraufhin die 60 kWp Photovoltaik-Anlage, die eine 37 kW Wasserpumpe antreibt, auf SEKEMs Farm in Wahat geplant. “Die Errichtung von PV-Anlagen stellt mit einem Investitionsvolumen von 100.000 € eine große Herausforderung dar”, informiert Dalia, eine der verantwort-lichen Projekt-Ingenieurinnen. “Bei den aktuellen Diesel-Preisen wird sich die Anlage für SEKEM nach rund zehn Jahren rentieren.” Die ägyptische Regierung hat jüngst beschlossen, Investitionen in Solarsysteme gezielter zu fördern. Bisher sind Solaranlagen in Ägypten hauptsächlich im landwirtschaftlichen Bereich bekannt. SEKEM zählt hier nicht nur zu den Pionieren des Landes, sondern darf nun auch die größte durch Solarenergie betriebene Pumpe Ägyptens sein Eigen nennen. SEKEM betrachtet die nachhaltige Energiegewinnung als fundamental für die Zukunft des Landes und ist zuversichtlich, in Kürze ein weiteres PV-System auf der Wahat-Farm installieren zu können.

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SEKEM Insight | März 2015 | Seite 9

Kurznachrichten

Herausgeber v.i.S.d.P.: SEKEM, Egypt. Die Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korrespondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben.

Redakteure: Bijan Kafi, Christine Arlt

Kontakt:SEKEM-InsightGotzkowskystr. 1510555 [email protected]

Bildnachweis: 1: Mariam Abouleish; 2: Bijan Kafi; 3, 7: SEKEM; 8: Karina Boers; 5, 9: Christine Arlt

Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Einwilligung des Herausgebers. Markenzeichen sind Eigentum der jeweiligen Markeninhaber.

Kundenbetreuer. Abdullah hat die Kundenservice-Abteilung in SEKEM mit aufgebaut.

Eine von Abdullahs größten Stärken ist seine Sprachbegabung. Die englische Aussprache des Ägypters hört sich so professionell an, dass er nicht selten gefragt wird, ob er Amerikaner sei. „Ich habe die englische Sprache schon als Kind geliebt und immer versucht, amerikanische Filmschauspieler nach-zuahmen.“ Der SEKEM-Angestellte fühlt sich aber auch seiner Muttersprache zutiefst verbunden. Seit der Schulzeit schreibt Abdullah Gedichte – in Kürze erscheint sein erstes Buch. „Ich schreibe vor allem über mein Heimatland Ägypten und über Frauen“, sagt der sympathische Kundenbetreuer und Nachwuchspoet. Der gläubige Moslem ist ledig und wartet auf die eine, ganz besondere Frau in seinem Leben. In seinen Gedichten geht es um Inspirationen, die er von unterschiedlichen Begegnungen mit weiblichen Personen erhalten hat. „Ich liebe meine Arbeit, die Poesie und viele andere Aktivitäten. Trotzdem steht der Prophet Mohammed im Mittelpunkt meines Lebens. Mit ihm als Vorbild kann ich meine Lebensziele verfolgen und umsetzen. Darüber hinaus hat mich mein Vater gelehrt für meine Träume zu kämpfen“, sagt der talentierte Dichter.

Nachdem Abdullah kürz-lich zu einer Veranstaltung für Nachwuchsschriftsteller in Kairo ein-geladen wurde, träumt er davon, eines Tages der „Prince of Poets“ zu werden, eine der größten Auszeichnungen für Dichter in der arabischen Welt. Abdullah: „Ich möchte meinen Fingerabdruck in dieser Welt hinter-lassen – egal ob als Dichter oder durch meine Arbeit bei SEKEM. Man kann aus allem etwas Besonderes machen. So versuche ich, auch SEKEMs tiefen Nachhaltigkeitsgedanken in mein privates Leben zu integrieren.“

Christine Arlt

„ Ich glaube nicht an das Unmögliche. Es gibt Herausforderungen im Leben

– das ist alles,“ sagt Abdullah Ahmed. Der 28-Jährige ist in SEKEM für den Kundenservice zuständig. Täglich beantwortet er geduldig Fragen zu Produkten, Hintergründen oder Bestellungen und nimmt Beschwerden auf. „Das gibt es bei jedem Unternehmen und ich liebe meinen Job“, sagt Abdullah.

„Es liegt mir im Blut, mit Menschen zu kommunizieren und sie von einer guten Sache zu überzeugen.“

Der junge SEKEM-Mitarbeiter fühlt sich mit der ganzheitlichen Philosophie der Initiative zutiefst verbunden. Vor drei Jahren hat er seinen Job bei einem großen internationalen Unternehmen aufgegeben, um sich bei SEKEM für etwas zu engagieren, das einen tieferen Sinn hat. „Ich möchte einer Arbeit nachgehen, die nicht nur mich erfüllt, sondern auch andere Menschen positiv beeinflusst. Außerdem hat mich SEKEMs nachhaltiges und in Ägypten einzigartiges Konzept gereizt – und die Verantwortung, die meine Position mit sich bringt“, so der studierte

“ Vom abstrakten Denken zum konkreten Erleben“ – das war das Motto der inter-

nationalen Konferenz „Allianzen für die Zukunft des Planeten“, die im ver-gangenen Monat an der Universität Bocconi in Mailand stattfand. Dr. Ibrahim Abouleish war eingeladen worden, über SEKEMs ganzheitliches Entwicklungskonzept zu sprechen, das von entscheidender Bedeutung für eine nachhaltige Entwicklung nicht nur in Ägypten, sondern in der ganzen Welt ist.

Anlässlich seines Besuches traf Dr. Abouleish auch eine alte Vertraute wieder: Giulia Maria Crespi, die aktuelle Vorsitzende des italienischen Umweltfonds. Vor 38 Jahren wandte sich Dr. Abouleish an Giulia Crespis, um selbst Schulungen in biologisch-dynamischer Landwirtschaft zu erhalten. So kam der SEKEM-Gründer in Kontakt mit der revolutionären neuen Form der Landwirtschaft, die in den späteren Jahren zu einer tragenden Säule SEKEMs wurde.

Ziel der Konferenz war, über neue Wege für nachhaltige Landwirtschaft, Umweltschutz, Tourismus und Handwerk zu informieren. Neben Wissenschaftlern nahmen auch Landwirte, Unternehmer und Fachleute aus Ernährung und Umweltschutz teil.

Dr. Ibrahim Abouleish besucht Konferenz zum Demeter-Landbau

Menschen in SEKEM: Abdullah Ahmed

Abdullah Mohammed arbeitet in SEKEM in der Kundenbetreuung.