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SEKEMs Journal für Wirtschaſt, Gesellschaſt, Kultur und Ökologie in Ägypten Insight Nr. 123 - Dezember 2012 SEKEM Insight | Dezember 2012 | Seite 1 Liebe Leserinnen, liebe Leser, im vergangenen September hatte der Schweizer Förderverein SEKEMs die einmalige Gelegen- heit, eine vollständige Schreine- reiausstattung mit allen Geräten und Maschinen unter ihrem mate- riellen Wert zu erwerben. Es wurde schnell deutlich, dass SEKEMs Berufsausbildungszen- trum von den Anlagen in gr0ßem Maße profitieren würde: nicht nur könnte die Ausbildung pro- fessioneller gestaltet werden. Es würden sich auch durch neue Maschinen komplett neue Ausbil- dungsmöglichkeiten für die Stu- denten erschließen. Das große Projekt, in dem sich auch die Schweizerische Agen- tur für Entwicklungszusammen- arbeit engagiert, und von dem SEKEMs Unterstützer Fausi Marti in dieser Ausgabe ausführlich berichtet, geht jetzt in die zweite Phase: die Geräte und Maschi- nen sind aufgestellt, nun soll die Verbesserung der Ausbildung der Ausbilder selbst in Angriff genom- men werden. Dafür - wie für viele andere Projekte - ist SEKEM auf die Mithilfe von Privatperso- nen angewiesen. Wie Sie SEKEM unterstützen können, erfahren Sie in unserem Artikel. Editorial Ihr Redaktionsteam Neue Schreinerei erreicht SEKEM Berufsbildungszentrum Der Schweizer Förderverein SEKEMs hat sich dafür eingesetzt, dass eine preiswert überlassene Schreinereiausstattung SEKEMs Berufsbildungszentrum zugutekommen konnte. Fausi Marti vom Schweizer Verein berichtet über die Vorbereitungen und die Ankunft der Geräte. Berufsbildung Neue Schreinerei erreicht SEKEM Gleichstellung SEKEM untersucht Wertschöpfungskette Universität Feierliche Einweihung der SEKEM Universität SEKEM finden sie im Internet auch auf: V on SEKEM hörte ich das erste Mal vor rund zwei Jahren. Eine Bekannte hatte Ägypten und die Initiative besucht und erzählte mit hel- ler Begeisterung von ihren Eindrücken, so dass ich bei meinem eigenen nächs- ten Ägyptenbesuch selbst einen Tag auf der SEKEM-Farm bei Belbeis ver- brachte. Dieser Besuch war der Beginn für eine Freundschaft, die nur wenig später zu einem konkreten Austausch führte, der heute die Arbeit von SEKEMs Berufsbildungszentrum (VTC) bereichert. In Kairo angekommen, erlebte ich in den Tagen der ägyptischen Revolution zunächst auf dem Tahrir-Platz das Volk in Aufruhr gegen das Mubarak-Regime. Mutig und lautstark die Rufe nach dem Sturz des „Systems“ und eindrucksvoll die Aufrufe, friedlich zu bleiben und sich nicht zu Gewalt hinreißen zu las- sen. Mitten in den Revolutionstagen Die neue Schreinereiausstattung wird in den Überseecontainer verladen.

SEKEM Insight 12.12 DE

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SEKEMs monatliches Journal für Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Ökologie in Ägypten.

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SEKEMs Journal für Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Ökologie in Ägypten

InsightNr. 123 - Dezember 2012

SEKEM Insight | Dezember 2012 | Seite 1

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

im vergangenen September hatte der Schweizer Förderverein SEKEMs die einmalige Gelegen-heit, eine vollständige Schreine-reiausstattung mit allen Geräten und Maschinen unter ihrem mate-riellen Wert zu erwerben. Es wurde schnell deutlich, dass SEKEMs Berufsausbildungszen-trum von den Anlagen in gr0ßem Maße profitieren würde: nicht nur könnte die Ausbildung pro-fessioneller gestaltet werden. Es würden sich auch durch neue Maschinen komplett neue Ausbil-dungsmöglichkeiten für die Stu-denten erschließen.

Das große Projekt, in dem sich auch die Schweizerische Agen-tur für Entwicklungszusammen-arbeit engagiert, und von dem SEKEMs Unterstützer Fausi Marti in dieser Ausgabe ausführlich berichtet, geht jetzt in die zweite Phase: die Geräte und Maschi-nen sind aufgestellt, nun soll die Verbesserung der Ausbildung der Ausbilder selbst in Angriff genom-men werden. Dafür - wie für viele andere Projekte - ist SEKEM auf die Mithilfe von Privatperso-nen angewiesen. Wie Sie SEKEM unterstützen können, erfahren Sie in unserem Artikel.

Editorial

Ihr Redaktionsteam

Neue Schreinerei erreicht SEKEM Berufsbildungszentrum

Der Schweizer Förderverein SEKEMs hat sich dafür eingesetzt, dass eine preiswert überlassene Schreinereiausstattung SEKEMs Berufsbildungszentrum zugutekommen konnte. Fausi Marti vom Schweizer Verein berichtet über die Vorbereitungen und die Ankunft der Geräte.

BerufsbildungNeue Schreinerei erreicht SEKEM

GleichstellungSEKEM untersucht Wertschöpfungskette

UniversitätFeierliche Einweihung der SEKEM Universität

SEKEM finden sie im Internet auch auf:

V on SEKEM hörte ich das erste Mal vor rund zwei Jahren. Eine

Bekannte hatte Ägypten und die Initiative besucht und erzählte mit hel-ler Begeisterung von ihren Eindrücken, so dass ich bei meinem eigenen nächs-ten Ägyptenbesuch selbst einen Tag auf der SEKEM-Farm bei Belbeis ver-brachte. Dieser Besuch war der Beginn für eine Freundschaft, die nur wenig später zu einem konkreten Austausch führte, der heute die Arbeit von

SEKEMs Berufsbildungszentrum (VTC) bereichert.

In Kairo angekommen, erlebte ich in den Tagen der ägyptischen Revolution zunächst auf dem Tahrir-Platz das Volk in Aufruhr gegen das Mubarak-Regime. Mutig und lautstark die Rufe nach dem Sturz des „Systems“ und eindrucksvoll die Aufrufe, friedlich zu bleiben und sich nicht zu Gewalt hinreißen zu las-sen. Mitten in den Revolutionstagen

Die neue Schreinereiausstattung wird in den Überseecontainer verladen.

SEKEM Insight | Dezember 2012 | Seite 2

Wirtschaft

dann mein erster Besuch bei SEKEM: ruhig durch die Felder gehen, das Gesundheitszentrum, die Grundschule und die Berufsschule besuchen, die Textilfabrik besichtigen, das Essen genießen und die Wochenend-Feier miterleben – dies alles hinterließ bei mir den Eindruck: Hier liegt ein Stück Zukunft für die Ägypterinnen und Ägypter. Was nach der Revolution kommen sollte, dafür arbeitet SEKEM schon seit Jahrzehnten: Ausbildung, Brot und Gesundheitsversorgung für unzählige Familien in weiteren Umfeld, Schonung der natürlichen Ressourcen, Forschung für die Zukunft, Würde.

Eine Idee entsteht

Zurück in der Schweiz: Im Januar 2012 sprach sich erstmals im meinem Umfeld herum, dass ein Schreiner im bernischen Mittelland seine Tischlerwerkstatt nicht weiterführen konnte und bereit wäre, die gesamte Ausrüstung – Maschinen im Umfang von rund fünf Tonnen Gewicht – weit unter ihrem Wert zu veräußern. Am liebsten wäre ihm eine Nutzung in der Lehrlingsausbildung.

Da bot sich die Idee, die Schreinerei-Ausbildung in SEKEM zu fördern, geradezu an. Die neue Ausstattung umfasste grundsolide deutsche und schweizerische Maschinen, die sich gut warten und reparieren lassen.

SEKEM selbst verfügt über mehr als 30 Jahre Projekterfahrung und zudem ein Berufsbildungszentrum mit existie-render Schreinerei-Ausbildung. Dieses Zentrum ist, wie ich später erfuhr, eine anerkannte Ausbildungsstätte nach dem dualen System (paral-lele Ausbildung in der Berufsschule und in der Werkstatt), wie es auch in Deutschland und der Schweiz üblich ist. Und auch die Schweiz hat in diesem Bereich etwas zu bieten: einerseits ihre Erfahrung mit der dua-len Berufslehre, andererseits ihre Tradition als Holzverarbeitungsland.

Kontakte knüpfen

Nun ging es darum, das Umfeld zu studieren: War SEKEM grundsätzlich an der Idee interessiert? War Hilfe durch die offizielle oder private schweize-rische Entwicklungszusammenarbeit zu erwarten? Welche Berufsverbände kamen für eine Kontaktnahme in Frage? Gab es sonst in der Schweiz Gruppierungen, die für eine Teilnahme zu gewinnen waren?

Ja, SEKEM fand die Idee gut. Und die öffentliche Entwick lungs-zu sammen arbeit ließ eine Tür offen für spätere Gespräche. Der Schreinermeisterverband und einige Berufsschulen fanden die Idee inter-essant und erklärten, sie wären bereit, von Fall zu Fall beratend mitzuwir-

ken. Und schließlich entdeckte ich den „Förderverein SEKEM Schweiz“, der sofort Mithilfe anbot!

So ist ein Projekt entstanden, das in einer ersten Phase die Beschaffung und den Transport der Schreinerei-Ausrüstung sowie die Anbahnung des Kontakts mit der „Swiss Development Cooperation“ in Kairo und in dann den Aufbau der Lehrwerkstätte und die didaktisch-technische Unterstützung von SEKEM vorsieht.

Ein Projekt in zwei Phasen

Phase 1 erfolgte unter der Verantwortung des „Fördervereins SEKEM Schweiz“ und wurde bereits abgeschlossen. Der Förderverein startete einen Spendenaufruf zur Finanzierung des Ablösegelds, der bis-herige Eigentümer verpackte die ganze Ausrüstung für den Seetransport, und der Autor nutzte einen Kairoaufenthalt, um einen SEKEM-Vertreter mit dem Kairoer Büro der „Swiss Development Cooperation SDC“ bekannt zu machen und bei einer Tasse Kaffee die pro-visorische Fassung des „Project

Der Sohn des Eigentümers der Ausstattung zersägt einen Leimständer, der für den Container noch zu hoch ist.

Die ägyptischen und österreichische Tischler besprechen den künftigen Lehrplan.

Mehr Informationen:http://http://www.youtube.com/watch?v=qoEnQB8H9dE

! Mehr Informationen:http://www.impact-business-award.de!

Mehr Informationen:Abreise in der Schweiz: www.youtube.com/watch?v=sarL1GBU86Q.Ankunft in SEKEM: http://www.youtube.com/watch?v=i6weD2E-e0U

!SEKEM Insight | Dezember 2012 | Seite 3

Wirtschaft

E ine geschlechter sensible Un ter-su chung der Wert schöpf ungs-

kette fand im September in SEKEMs Firma Naturetex statt. Sie hat unter-sucht, wie die einzelnen Partner von Naturetex zusammenarbeiten, wo es Stärken und wo es Schwächen gibt.

Da es sich um eine geschlechterbe-zogene Untersuchung handelte, wurde besonders auf die Rolle der Frauen im Prozess der Wertschöpfungskette geachtet. Ziel war es, zu identifi-zieren, wie Frauen stärker in den ökonomischen Prozess - beson-ders auf höheren Stufen - in den Wertschöpfungsprozess einbezogen werden können. Im ländlichen Umkreis SEKEMs stellen die Schwierigkeiten für Frauen, dauerhaft einer selbstbe-stimmten Erwerbstätigkeit nachzu-gehen, immer noch ein soziales und wirtschaftliches Problem dar. Daraus sind 4 Initiativen entstanden, von denen sich 3 an Frauen richten:

1. Motivation der Mitarbeiterinnen: Junge Frauen sind sich ihrer Fähigkeiten oft nicht bewusst. SEKEM bietet daher Arbeitsgruppen an, die das Selbstbewusstsein stärken sollen.

2. Kapazitätsentwicklung: Viele junge Frauen hören nach der Hochzeit auf zu arbeiten. SEKEM entwickelt ein Trainingsprogramm, das auf Frauen abzielt, die verwitwet oder geschieden sind oder die Haupteinkommensquelle der Familie darstellen.

3. Zusammenarbeit: Gezielte Trainings zur Qualitätverbesserung und Sauberkeit am Arbeitsplatz.

Das Projektteam in SEKEM und bei der GIZ hofft, dass es mit dieser und weiteren Maßnahmen gelingen wird, die Rolle der Frauen nicht nur im wirt-schaftlichen Kontext zu stärken und so den Wert persönlicher Arbeit und indi-vidueller Talente besser zu vermitteln.

Bianca Fliss

D er IMPACT Business Award zeich-net Unternehmen aus, die inno-

vative Business-Lösungen für eine Bekämpfung des Klimawandels ent-wickeln. In diesem Jahr hat SEKEM die Auszeichnung erhalten und Annelie Franken, langjährige Unterstützerin SEKEMs, hat den Preis im Rahmen eines Festaktes am 22. Oktober in Pretoria, Südafrika im Namen SEKEMs entgegengenommen.

Der Preis wird im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftli-che Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) vergeben. Er stellt bis zu fünf internationale Auszeichnungen pro Jahr zur Verfügung. Mit ihnen verbun-den ist unter anderem ein Geldpreis von je 5.000 Euro sowie die Möglichkeit, die eigenen Projekte einflussrei-chen Vertretern aus Wirtschaft und Industrie im Rahmen des International Business Forum 2012 vorzustellen.

Eine Teilnahme ist offen für Unternehmen, Verbände, NGOs, Basisorganisationen, Denkfabriken, Forschungseinrichtungen und Organisationen des öffentli-chen Sektors. Einreichungen kön-nen sich auf ein Produkt oder eine Dienstleistung beziehen, die sich bereits auf einem Markt bewährt hat. Der Betrieb muss sich in einem Entwicklungs- oder Schwellenland befinden.

Source: IMPACT Business Award

SEKEM untersucht Wertschöpfungskette

SEKEM erhält IMPACT-Business Award

Proposal“ zur Finanzierung der zwei-ten Phase zu besprechen. Inzwischen ist die Schreinerei-Ausrüstung im Berufsbildungszentrum eingetroffen, und die Lehrwerkstätte ist eingerichtet und betriebsbereit.

Phase 2 umfasst die Jahre 2013 und 2014 und liegt in der Verantwortung von SEKEM Ägypten. Die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit (SDC) tritt mit Finanzhilfen auf, der Schweizer

„Förderverein SEKEM“ sorgt für die Kontakte in die Schweiz. Vorgesehen sind vier Teilschritte:

1. Inbetriebnahme der Schrei ne-rei -Lehr werk stätte neben der Pro duk tions werk statt.

2. Finanzierung des Lohns und der Weiterbildung für zwei ägypti-sche Ausbildner für ein Jahr.

3. Finanzierung von drei Monaten Aufenthalt von Schreinerei-Fachleuten, um den Lehrplan anzupassen und auch bei der Herstellung von Lehrmitteln mitzuwirken.

4. Finanzierung der laufenden Kosten der Lehrwerkstätte.

Mit Ausbildung in eine bessere Zukunft

Unterdessen hat sich eine Pro-jekt gruppe „Schreinerei-Aus bil-dung bei SEKEM“ formiert. Sie besteht aus einem Kernteam um die ägyptischen Ausbilder, einer Verantwortlichen für die Kontakte mit der SDC, Kontaktpersonen aus der Schweiz und Österreich sowie einer Gesamtverantwortlichen vor Ort.

Nun ist die Lehrwerkstätte in der Lage, ihre Ausbildung zu verbessern und über die Zahl von 12 Lehrlingen im Jahr hinauszugehen. Damit erhalten mehr junge Menschen die Chance, sich und ihren zukünftigen Familien eine wirtschaftliche Perspektive zu bie-ten. Im Kleinen ist so auch ein Ziel des Arabischen Frühlings verwirklicht.

Fausi Marti

SEKEM Insight | Dezember 2012 | Seite 4

I m Frühjahr 2010 wurde ich gebeten, für die SEKEM-Schule ein klar struk-

turiertes Lehrer bil dungs programm zu entwerfen, das die fachlichen, künst-lerischen und methodischen Themen koordiniert. Dieses Projekt sollte der bereits bestehenden allgemei-nen Lehrerbildung geordnete Ziele und Inhalte geben. Denn in den ers-ten Jahren und mit fortschreitendem Schulleben wurden die Lehrer bis-her nach Bedarf und Möglichkeiten geschult. Nun galt es, strukturierte Wege zu finden. Nach zweijähriger Arbeit liegen jetzt ein Handbuch und ein Themenplan samt Kurrikulum vor, welche einem Modulsystem mit 6 Modulen zugrunde liegen.

Selbständige Lehrarbeit fördern

Die größte Herausforderung war zunächst, wie die Themen eingän-gig visualisiert und geordnet werden können. Was bildet überhaupt die Grundlage der pädagogischen Arbeit an der SEKEM Schule? Die Vorträge und die Schulungen von Dr. Abouleish bilden das Zentrum und haben wun-derbare Früchte hervorgebracht. Das war die Grundlage allen Tuns:

„GRUNDLAGEN“ (blaues Quadrat).

Nun galt es, genauer nach der bis-her angewandten Methodik und Didaktik zu forschen. Ich besuchte die Lehrer im Unterricht, schaute zu, horchte und fühlte in die Kultur hinein, lernte Traditionen und Gewohnheiten kennen. Das Thema

„METHODIK“ (gelbes Dreieck) umfasst die Themen der altersentsprechenden Unterrichtsmethoden. Methodik wird seither intensiv eingeübt.

Der dritte Aspekt umfasst das prak-tische Tun. In Ägypten haben Lehrer in ihrer Ausbildung wenig Gelegenheit,

selbständig und planerisch zu arbeiten. So kam der Überbegriff

„HANDELN“ (roter Kreis) dazu. Unter diesem Symbol werden Mittel und Wege gesucht, die Lerninhalte so vor-zubereiten, dass sie sinnvoll geordnet, gestaltet und für Schüler verständlich werden können. So wurde allen deut-lich, dass die Lehrarbeit bei SEKEM auf drei Säulen ruht. Die erste handelt vom Denken, die zweite vom Fühlen und die dritte vom Willen.

Lehrerbildung in 6 Modulen

Dann ging es an die Modulentwicklung. Das erarbeitete Modulsystem führt jetzt LehrerInnen zum „SEKEM-Zertifikat“. Ich erhielt Inspiration für die Entwicklung vor allem bei SEKEMs Partnerhochschule, der Alanus Hochschule (Deutschland).

Die Themen von Modul 1 umfas-sen Formenzeichnen, Holz- oder Ton-arbeiten, aber auch Mathematik und Psychologie. Schwerpunkt von Modul 2 ist „Die Persönlichkeitsbildung“. Erstmals kommen Aspekte des Mär-chen erzählens, Geschichte (Bio-gra fien) und Musik hinzu. In Modul 3 geht es täglich um Eurythmie und Zeichnen nach der Natur. Der Schwerpunkt liegt auf der „Praxis“. Himmelskunde, Sprache, Kalligrafie und anderes runden das Angebot ab. Ab Modul 4 tritt die methodi-sche Didaktik in den Vordergrund. Die Temperamente, Mathematik und Naturwissenschaften ergänzen das Gelernte. Allen Modulen gemeinsam sind die Themen Eurythmie, „genaues Beobachten“, „gute Gewohnheiten“ und „Kommunikation“ (Teamarbeit). Eine ausgeglichene Mischung aus Lernen und Tun bringt den Lehrern nahe, wie Unterricht und unterrichten

interessant sein können, wie Kindern Lerninhalte abwechslungsreich und pädagogisch „sinn-voll“ dargestellt werden können.

Die Lehrerbildung

Aufbauend auf diesem System wurde ein Seminarplan für die Lehrer-fortbildung entwickelt. Seminare finden jeweils im Herbst und im Winter statt. In jedem Seminar kann ein Modul durchlaufen wer-den. Die Lehrer sind gehalten, ein Ausbildungsportfolio zu führen. Sie tragen zum Gesamteindruck der Fortschritte bei und werden bewertet. Aufgrund von ihnen kann später der Erfolg eingeschätzt werden.

Lehrer lehren Lehrer

Inzwischen haben erfahrene Lehrer die sechs Module erfolgreich durch-laufen. Sie schulen nun die neuen Lehrer. Das ist das „Lehrer lehren Lehrer“-Programm. Diese abwechs-lungsreiche Tätigkeit bringt Frische in das Kollegium und ist von sehr kreativen Momenten geprägt. Der Entwicklungsprozess ist niemals been-det und daher werden die Kurrikula laufend angepasst oder neu entwi-ckelt. So ist es im Verlauf der vergan-genen zwei Jahre gelungen, in einen aktiven, sehr lebendigen Organismus einerseits Struktur und andererseits Innovation dauerhaft zu integrieren.

Evelyne Schindler

SEKEM Schule: Das Entwicklungsprogramm für Lehrer

Lernen und Arbeiten gehören zu den Grundprinzipien in SEKEM. Auch Lehrer sollen sich als Lernende sehen. Seit Gründung der SEKEM Schule 1989 haben alle Lehrer Fortbildungen erhalten und die Früchte zeigen sich in der ständig wachsenden Qualität im pädagogischen Alltag. Coach Evelyne Schindler berichtet.

Kultur

Die drei Grundfesten der Lehrerausbildung.

SEKEM Insight | Dezember 2012 | Seite 5

Impressionen aus SEKEM

D reiunddreißig Jahre, eine Menschengeneration, sind eine Zeitspanne, in der Gedanken zu Taten wer-den können oder Taten eine neue Dimension erreichen. Die politischen Umwälzungen in Ägypten hatten diesen Rhythmus und SEKEMs Entwicklungen ein wenig verzögert – aber nun ist wahr-

lich eine neue Dimension erreicht: Am 11.11.2012 – drei Tage vor dem islamischen Neujahr - wurde die neue Heliopolis Universität festlich eingeweiht. Damit hat das Bildungs- und Entwicklungsprojekt SEKEM - das Lebenswerk von Dr. Ibrahim Abouleish - seine Krönung erfahren. Unser Bild zeigt die ersten Studenten bei der Präsentation einer Projektarbeit in der Heliopolis Akademie.

Am Nachmittag des Einweihungstages feierte SEKEM in einem großartigen Fest seinen 35. Geburtstag. An den beiden folgenden Tagen berieten die SEKEM-Vereine aus Skandinavien, den Niederlanden, Deutschland, der Schweiz und aus Österreich mit SEKEM, wie Europa die Universität sowie die pädagogischen, kulturellen und medizinischen Einrichtungen SEKEMs weiterhin unterstützen kann. Über all dies wird noch ausführlich zu berichten sein. Erste Bilder finden Sie auch auf http://www.facebook.com/sekemgroup.

Hermann Becke (im Namen der europäischen SEKEM-Vereine)

Impressionen

SEKEM Insight | Dezember 2012 | Seite 6

„Wie kann Wirtschaft mehr Freude machen?“ oder „Wie kann Wirtschaft fairer, demokratischer, liebevol-ler, nachhaltiger, eben geschwis-terlicher - im Sinne der sozialen Dreigliederung Rudolf Steiners - wer-den?“ Dies war die motivierende Frage für den Gründer von anthrobuch.com, Ernst Rose, Bücher so zu verkaufen, dass alle Beteiligten einen Gewinn davon haben. Das Unternehmen bie-tet über das Internet Bücher an; der Schwerpunkt liegt auf anthroposo-phischer Literatur und Literatur über Bildungsthemen.

Das Besondere an dem Geschäftsmodell ist, dass ein Teil des Ertrags an wöchentlich wech-selnde Institutionen - allesamt Bildungseinrichtungen - gespen-det wird. Auch Kunden können Einrichtungen vorschlagen. So ent-steht eine überregionale Initiative zur Umverteilung von Erträgen, eine innovative Wirtschaftsform, die für die Betreiber sinnstiftend ist. Im Dezember wird SEKEM, wie bereits früher schon, Empfänger der Erträge sein.

Bücher bestellen, Mehrwert schaffen

Neue Gesichtspunkte zum arabischen Frühling

Kurznachrichten

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Herausgeber v.i.S.d.P.: SEKEM, Egypt. Die Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korrespondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben.

Redakteure: Bijan Kafi und Christina Anlauf

Kontakt:SEKEM-Insightc/o SEKEM HoldingP.O.Box 2834, El Horreya, Heliopolis, Cairo, Egypt [email protected]

Bildnachweis: 1-2: Fausi Marti; 3: IMPACT Business Award, 5: SEKEM

Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Einwilligung des Herausgebers. Markenzeichen sind Eigentum der jeweiligen Markeninhaber.

Im Filmprojekt des 9. Trainee-jahrgangs der Stiftung Ökologie & Landbau „BioPioniere erzählen...“ lernen Interessierte die Wurzeln der Ökobewegung und deren Wegbereiter kennen und ihrer Motivation auf den Grund. Zusammen mit dem professi-onellen Filmemacher Malte Ollroge ist ein Dokumentarfilm entstanden, in dem ausgewählte BioPioniere und deren Lebensleistungen vorgestellt werden.

Es wurden sechs Pioniere aus den Bereichen Erzeugung, Verarbeitung, Handel und Forschung sowie aus Verbänden interviewt, um das Bild und die Anfänge der Biobewegung nachzu-zeichnen. Ziel der Dokumentation ist es, ein grundlegendes Verständnis für die Ursprünge, Motivationen und Ziele der deutschsprachigen Biobranche auch für Branchenneulinge zu ermög-

lichen. Zugleich ist der Film ein wichtiges Zeitdokument über eine gesellschaftliche Bewegung, die mit ihren Ideen und Visionen heute in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.

Der Film wurde am 24. Oktober 2012 auf der Herbsttagung des BÖLW in Berlin erstmalig präsentiert und wird im November auf DVD zur Verfügung stehen.

Quelle: biopioniere.net

Über den arabischen Frühling ist schon viel geschrieben worden. Die Beiträge bewegen sich zwischen Enthusiasmus und Ernüchterung. In diesem Buch wird versucht, einen anderen Zugang zu eröffnen. In drei Kapiteln, überschrieben mit Motive, Muster und Modelle, soll der arabi-sche Frühling zwischen der lauten, medienwirksamen Ereignishaftigkeit und dem leisen, sich ankündigenden Neuen aus der Zukunft beschrieben werden. Leitgebend ist für den Autor das Entwicklungsmodell SEKEM in Ägypten, das seit über dreißig Jahren vorlebt, wie eine Gesellschaft anders

aussehen könnte, wenn Wirtschaft, Ökologie, soziale Gestaltung und Kultur im Zeichen nachhaltiger Entwicklung zu einem lebendigen Ganzen integriert werden.

Daniel Baumgartner: Der arabische Frühling zwischen Zorn und Zukunft

96 Seiten, Broschur ISBN 978-3-85636-233-1

Dokumentarfilm: BioPioniere erzählen

Mehr Informationen:http://http://www.steinerverlag.com/warenkorb/detailansicht/procat/produkte/prod/der-arabische-fruehling-zwischen-zorn-und-zukunft.html?tx_commerce_pi1%5BbasketHashValue%5D=&cHash=9a7ab1dae02de05bc73cec9c2d72021b

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