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Arnim von STECHOW SEMANTISCHES UND MORPHOLOGISCHES TEMPUS: ZUR TEMPORALEN ORIENTIERUNG VON EINSTELLUNGEN UND MODALEN' Einstell~~ngsverbeii 11aben die verwirrende Eigenschaft, dass sie das T e i n p ~ ~ s in1 Komplementsatz fur die Interpretation ignorieren. Modale sclieiiien die Ei- genschaft zu llaben, dass sie in ihrem Komplement optional ein Tempzis ein- anome- fiihren, das man nicht siellt, niiinlich ein kovertes FLI~LI~. Mit diesen Ph" nen besclleiftigeich mich in diesem Aufsatz. Ic11 wercle mich besonders mit der temporalen Orientier~u~g von Modalen beschiiftigen. ZLI dieseni Phiinomen gibt es nur wenig an semantisclier Literah-ir und entsprechend verwirrend stellt sic11 die Problematik mir bisher dar. Iiisbesondere werde ich inic11 fragen, o b sic11 die Z~il<~~nftsorientier~ii~g von Modalen aus ihrer Semantik ergibt, oder ob man fiir das I<omplement eine Mehrdeutigkeit am~elu~ien muss. Die Frage, die ich mir im Z~isammenhang mit der temporale11 Orientie- rung von Einstelluiigeii stelle, lautet, ob hier eine Parallelitat mit Negative Concord vorliegt (NC). Zeijlstra (2004) entwickelt eiiie Tlleorie des NC, die zwischei~ interpretierten und nicht interpretierten Negationsmerl<nialen un- terscheidet. Es gib t Sprachen, in denen eine abstrakte Negation mehrere mor- pl~ologiscl~e Negationen unter Kongr~~enz lizenziert. Dazu gellost clas Russi- sche und das Polnisclie. Negative Indefinita und negierte Verben bezeiclu~en wir als n-worter2. Sie tragen das Merkmal ,,~u~iterpretierte Negation". Dafiir schreibt Zeijlstra [LI-NEG]. Die eigei-itliche semantische Negation OPT ist ko- vert und tragt das Merkmal [i-NEG]. Hies ist ein Beispiel. Vieles von den Gegeiistiinden in diesem A~ifsatz liabe icl~ in1 August 2004 in Kyoto gelelirt. Icli danke den Teilnchmern des Seminars fur kritische I<omnientare und bin besonders Yosliiki Mori verpfliclilet. Ansonsten verclanke ich meinen Mitarbeitern sehr viel: Doris Penka, I-Iedde Zeijlstra uncl Sveta ICrasikova. Intensiv fiber die Materie habe ich mil Doris Abuscli gereclet und mil Cleo Condoravdi, die liber diese Dinge arbeitcii. Wie iinmer hat mich Irene Heim wesentlich bceinfl~isst. lit Japan liatte ich such das Cluck, Kiyomi KLISLI- moto ~ L I trcffcn. Ilirc Dissertation hat micl~ wesentlich beeinflusst, aber ich liabe atis l'latz- grUndeii alle Bemerkuiigen ZLI~ Japanisclien wicder gestrichcn. Der Terminus slammi von Laka (1990).

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Arnim von STECHOW

SEMANTISCHES UND MORPHOLOGISCHES TEMPUS: ZUR TEMPORALEN ORIENTIERUNG VON

EINSTELLUNGEN UND MODALEN'

Einstell~~ngsverbeii 11aben die verwirrende Eigenschaft, dass sie das T e i n p ~ ~ s in1 Komplementsatz fur die Interpretation ignorieren. Modale sclieiiien die Ei- genschaft z u llaben, dass sie i n ihrem Komplement optional ein Tempzis ein-

anome- fiihren, das man nicht siellt, niiinlich ein kovertes F L I ~ L I ~ . Mit diesen Ph" nen besclleiftige ich mich in diesem Aufsatz. Ic11 wercle mich besonders mit der temporalen Orient ier~u~g von Modalen beschiiftigen. ZLI dieseni Phiinomen gibt es nur wenig an semantisclier Literah-ir und entsprechend verwirrend stellt sic11 die Problematik mir bisher dar. Iiisbesondere werde ich inic11 fragen, ob sic11 die Z~il<~~nftsorientier~ii~g von Modalen aus ihrer Semantik ergibt, oder ob m a n fiir das I<omplement eine Mehrdeutigkeit a m ~ e l u ~ i e n muss.

Die Frage, die ich mir i m Z~isammenhang mit der temporale11 Orientie- rung v o n Einstelluiigeii stelle, lautet, ob hier eine Parallelitat mit Negative Concord vorliegt (NC) . Zeijlstra (2004) entwickelt eiiie Tlleorie des NC, die zwischei~ interpretierten und nicht interpretierten Negationsmerl<nialen un- terscheidet. Es gib t Sprachen, in denen eine abstrakte Negation mehrere mor- pl~ologiscl~e Negationen unter K o n g r ~ ~ e n z lizenziert. Dazu gellost clas Russi- sche und das Polnisclie. Negative Indefinita und negierte Verben bezeiclu~en wir als n-worter2. Sie tragen das Merkmal , ,~u~iterpret ierte Negation". Dafiir schreibt Zeijlstra [LI-NEG]. Die eigei-itliche semantische Negation OPT ist ko- vert und tragt das Merkmal [i-NEG]. Hies ist ein Beispiel.

Vieles von den Gegeiistiinden in diesem A~ifsatz liabe i c l ~ in1 August 2004 in Kyoto gelelirt. Icli danke den Teilnchmern des Seminars fur kritische I<omnientare und bin besonders Yosliiki Mori verpfliclilet. Ansonsten verclanke ich meinen Mitarbeitern sehr viel: Doris Penka, I-Iedde Zeijlstra uncl Sveta ICrasikova. Intensiv fiber die Materie habe ich mil Doris Abuscli gereclet und mil Cleo Condoravdi, die liber diese Dinge arbeitcii. Wie iinmer hat mich Irene Heim wesentlich bceinfl~isst. lit Japan liatte ich such das Cluck, Kiyomi KLISLI- moto ~ L I trcffcn. Ilirc Dissertation hat micl~ wesentlich beeinflusst, aber ich liabe atis l'latz- grUndeii alle Bemerkuiigen Z L I ~ Japanisclien wicder gestrichcn. Der Terminus slammi von Laka (1990).

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(1-1) Nikto ne skazal nichego. neg-somebody nog-said^ neg-something Niemancl sagte etwas'

ALI~ der S-Struktzu- werden die [LI-NEGI-Merkmale iiber M A durcli NEG li- zenziert.

Manbeaclite, dass die negative Morphologic niclils ZLIS Bede~ih~ngbeitriigt. Das morpl~ologiscli ncgierte Verb bede~itet also ,,sagte1' und die beiden 11-Worter ,,niemand" ~ u i d ,,nichts" bedeuten ,,jemandi' ~ u i d ,,etwas1'. A L I ~ LF mussen die Quantoren iiocli ,,QR-ti' werden, also typenkonlorm an. deli n2iclistcn Satz ~ 0 1 1 1

Typ t adjungiert wcrdcn. Man erliiilt clan11 die folgende Interpretation:

Die Merkmale [LI-NEG] miissen h e r l i a l b eiiles lokalen Bereiclies durcli einen c-koirimandierendcii Operator lizenziert werden, der ein Merkmal [i-NEG] hat. Die Lizenzier~~iigsrelation wird voii Zeijlstra in Aii lelui~~ng an I-Iiraiwa (2005) , ,in~~ltiple agreement" ( M A ) genaiuit. Zcijlstra stellt mir die Fragc, ob es i n andcrcn Bereiclien als der Negation dieses Plieinoinen such gibt, wobei er an die ,,sequence o f tenses" (SOT) unter Binstellungen clenkt. S i n Englischen haben wir unter Einstell~~iigsverben T e i ~ i p ~ ~ s k o i i g r ~ ~ e n z vorliegen, mid es sielit so aus, als wiirde ein einziges semantisclies Tenipus mit mel~rcren uniii- tcrpretierten i~iorpliologiscl~en Tenipora kongr~~ieren:

(1-4) John believed Mary was sick. a. Gleichzeitigkeit: John thought: ,,Mary is sick".

PAST John thougl~t[ii-PAST] Mary was[~i-PAST] sick (Gz) I I

b. Vorzcitigkeit: John thought: ,,Mary was sick". PAST John lhought[u-PAST] Mary PAST was[u-PAST] sick (VZ)

Die erste Interpretation des Satzes ist die glcichzeilige (GZ). Die S-Struktur des Satzes hat zwci morpliologische Tempora, die v o n demselben semanti-

sclien Tenipus PAST iiber melu fac l~e Kongruenz (,,multiple agreement") li- zenziert werden. Die zweite Interpretation des Satzes hat zwei semantisclie Tempora PAST, von denen jedes ein ~~ninterpretiertes Temp~~smerl<mal lizen- ziert, also mit i h m lokal koiigr~~iert. Dies erzeugt die Vorzeitigkeitslesart (VZ) . Haben wir i m temporalen Bereicli M A vorliegen? Meine Antwort wird nein sein. Es liandelt sicli 11111 ein anderes Pliiiiiomen. Tatsiichlich gibt es die Struk- tur in (1-4a) niclit. Die korrekte Struktzir ist die folgende:

(1-5) PASTi John tl~ougl~t[u-PAST] 0, Mary was[u-PAST] sick

Der T<omplementsatz entliiilt ein N ~ ~ l l t e m p ~ ~ s (temporales PRO), welches das Merla1ial [LI-PAST] v o m Matr ix temp~~s uiiter Koindizieruiig erb t. Dann f i i~det K o n g r ~ ~ e n z zwischcn 0 und dem Fi i i i t~~m ,,was1' stall. Es lia~idclt sic11 also L I ~

lokale Kongruenz, nicht uiii multiple Kongr~~enz . Dicser Ansatz crgibt sic11 aus der Systematik von Sternefelds Merkmalssyntax, die icli unten einfulire.

1111 Z~~sammenl iang mit der Interpretation des cle~~tsclieii Prisens lrage icli mich, ob i m Deulsclien untcr cinem Priisens immer ein kovertes F L I ~ L I S einge- sctzt werden darf. Dies scl~eint notig ZLI sein wegen der Aquivalenz der fol- geliden beiden Siitze:

(1 -6) a. Icli bin morgen in Berlin. b. Ic11 werde morgen in Berlin sein.

Die Aquivalenz ist niclit trivial, da der erste Satz z u m Beispiel i m Englischen hi seiner episodisclien Lesart niclit grammatisch ist:

(1-7) 1 am in Berlin tomorrow

Die Antwort ist, dass man ein kovertes F L I ~ L I S annelimen muss, wenn man clas dc~~tsc l ic Priiscns wie das eiiglische deutet. Man kommt wolil oluie eiii kover- tes F L I ~ L I ~ aus, wenn man das deutsclie Priisens spiegelbildlich z u m Perfekt deutet als e k e Zeit, von der kein Teil vor der Spreclizeit liegen darf.

Man kommt d a m rascli zu Modalen und stellt die V e r m ~ ~ t u n g auf , dass man untcr Modalen ebenfalls immer eiii kovertes F L I ~ L I S einsetzen Icaii~i:

(1-8) a. Caroline kann in Berlin sein. b. Taroline kami gestern in Berlin sein. c. OKcaroline kami gestern in Berlin gewesen sein. d. Caroline kami morgen in Berlin sein.

Modale liaben e k e Gleiclizeitigl~eitsorientier~u~g oder Nachzeitigkeitsorientie- rung. Die Frage, die sicli stellt, lautet: Folgt diese Eigenscliaft aus der Semantik der Modale oder darf man unter einem Modal optional immcr cin kovertes F L I ~ L I S cinsetzen? S<oiiditionale vcrlialten sic11 wie Modale, weisen aber nocli einige zusiitzliclie Komplikationen auf . Dies fiihrt ZLI dein lieiklen Gebiet der

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temporalen 0rien.tiemn.g v o n Modalen, w o z u es nacli ineiner Keiuitnis nur wenig an Literatux gibt.

Der Gang der U b e r l e g ~ u ~ ~ e i i ist der folgende. Wir motivieren ziu~iiclist, dass man priiizipiell zwisclien interpretierteii und niclit interpretierteii Merk- malen ~~ntersclieiden muss. Iii den liier betrachteten Falle sind die u i~ i t e rpre - tierten Merkmale immer die morpliologisclien Merkmale e k e s Kopfes. Wir sagen daiui etwas zur Tlieorie der Merl<malsiiberpriif~~iig.

Fur das Tempus gibt es priiizipiell zwei Mogliclikeiten: (a) das semanti- sche Tempus konnte das Finiturn selegieren; (b ) das Pinituiii konnte das se- mantische Tempus selegieren. lch behandle die beiden Alteriiativen i m Rah- men v o n Sternefelds Merkmalssyntax und k o ~ ~ i i ~ i e ZLI d e m Sch l~~ss , dass das semantisclie T e i n p ~ ~ s v o m Finitum selegiert wird. Daraus ergeben sich wicli- tige Konseq~~ei i ze~i fur die Tenip~~s l<ongr~~enz in Eiiistell~~iigsl<onstr~~l<tionen.

In einem weitereii Abscluiitt fiAlire icli z~uiiichst die Semantik ein und liste eine ganze Reilie voii Tempusbedeut~~ngeii au f (deiktisclies Ternpus, Relativ- tempus, Nu l l t emp~~s , a~iapliorisclies Tempus).

In einem niiclisten Abscluiitt gebe icli priizise S tr~~kturen fur einfaclie Tem- porall<onslT~~l<tione~i mitsam t ihren Interpretationen an und zeige, wie semaii- tisclie und niorpliologisclie Merkmale z~~sammenspielen.

In eiiiein weiteren Abscluiitt zeige icli, dass einiges dafur spriclit, dass es koverte relative Tempora gibt (kovertes Futur i m De~~tsclien, kovertes Fuhw und Perfekt i m Russisclien). Die Distribution dieser koverten Tempora muss beschriinkt werden. Fur das Deutsche ist das koverte Futur ein Relikt frulierer Uberleg~~ngeii . Icli werde es fast vollstiindig eliminieren.

In Abscluiitt 7 bescliaftige icli micli mit Tempus in subordinierten Siitzeii. Fiir Einstell~uigsverben iibernelu~ie ich Ieatzers Meclianism~~s der Merkmal- vererb~~iig uiiter I<oindizier~~iig. Ich selie keine andere Mogliclikeit, die tem- poralen Merkmale i m subordinierten Satz korrekt ZLI l<ontrollieren. Fur die Interpretation des Te i i i p~~s in Relativsiitzen setze icli ein anapliorisclies Tem- pus an, das d ~ ~ r c l i ein hoheres Tempus oder eiiien temporalen Operator se- maiitisch geb~uiden sein kami L U I ~ dami die Merkmale des Binders erbt. Es gibt einige reclit vase Spek~~latioiien iiber die Interpretation des Tempus in de~~tsc l ien I<oi~iple~~ie~itsiitzen und die Rolle, die der Konjunktiv dabei spielt. Der Abschnitt elithalt aucli ein Referat von Abusclis Tlieorie der temporalen Orientier~uig v o n Einstellungsverbeii, die voii der sy~ital<tisclien Mehrdeutig- keit von Komplemeiiten ausgelit und nut kovertem Futur arbeitet.

Icli komme ini letzten Abschnitt daiin ZLW teniporalen Orientier~~iig voii Modalen. Icli iiiterpretiere deutsclie Modale als temporale Kontrollverben, welclie die lokale Evaluationszeit weitergebeii.

Fur Modale des Englisclien diskutiere icli dann neuere Vorscliliige von Condoravcli, welclie die temporale Orientier~~ng von Modalen aus ihrer Se-

inaiitik lierleitet. Englisclie Modale betten bei Condoravdi so etwas wie e k e relative Version des de~~tsc l ien Praseiis em. Ahnlicli wie Abuscli arbeitet Coii- doravdi in der Semaiitik mit Fuh~roperatoren, die e k e potentiell ~uiendliclie Z u k ~ u i f t einfiilireii. Condoravdi interpretiert das futurisclie ,,werdenl' als LUU- versellen Modaloperator, der Uber verzweigte Zukunfte quaiitifiziert. Es spriclit eiiiiges dafUr, dass dieser Ansatz letztlicli der riclitige ist.

Der letzte Abscluiitt bescliaftigt sic11 mit der temporalen von contrafakti- sclieii Konditionalen. Sowohl die Syntax als aucli die Semantik dieser Kon- s tr~~ktioneii ist Eiufierst konipliziert. Icli aiialysiere die I<onstr~~ktioneii als pra- sentiscli, wobei ~~ntergeordnete Modale semantiscli ignoriert werden mid ko- vertes F L I ~ L I ~ iiiterpoliert werden darf.

2. BEISPIELE FUR UNINTERPRETIERBARE OPERATORENMERKMALE

Wic in der Literatur iibliclibenutzen wir eke11 vagen Operatorenbegriff. Z u den Operatoren ziilden wir die (semaiitisclie) Negation, die semantisclien Tempora, den semantischen Aspekt, Modale und Einstell~~~igsverben und bei Bedarf noch andere. Der eigentliclie Operator der Spraclie, n2imlicli der A-Operator, wird Binder genaiuil. Operatoren werden je nacli Spraclie overt oder kovert ausge- driickt. Das interpretierbare Merkmal kann mil d e m Operator identifiziert wer- den. Die folgende Ubersiclit soil zeigen, class die Tremiung in ein interpretierba- res und ein uninterpretierbares Merkmal in diesem Bereicli o f t beobachtet wird.

lit der Einleit~uig liabeii wir bereits darauf lu~igewiesen, dass man init (Zeijl- stra, 2004) Negative Concord a m besten so analysiert, dass sie sichtbarcn Nega- tionsmarkier~~iigen ~~ninterpretierte Merkmale sind, die von eincr abstrakten se- mantisclien Negation iiberpruft werden, d.11. mit dercii Merkmal kongr~ueren.

Einsclilagig fur unsere U n t e r s ~ ~ c l i ~ ~ n g e ~ i sind such die Merkmale des ALI- xiliarsystems. Seit Cliomskys (1957) beriilimter A f f i x Hopping Analyse gibt es eine Tradition, welclie die Tempus- und Aspektaffixe niclit an dem Knoten generiert, w o sie an der Oberflaclie ersclieinen, sondern einen Knoten holier. Clio~liskys Analyse sieht ~uigefiihr folgendermafien aus.

(2-1) Ede will have been calling

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Affix Hopping scluebt d m jedes Suffix an das ~ ~ m ~ ~ i t t e l b a r folgende Verb. Diese Analyse scheint z~uliicl~st em Artefakt der damaligen Transfon'nations- theorie ZLI sein; vgl. dazu die a~~sfiilirliclie Disk~~ssion in Sternefeld (2005: 534 if.). Im Rallmen der luer vorgestellten Tlleorie kami man dem Ansatz aber einen lieferen Sinn abgewinnen: Der jeweils hohere Knoten ist Triiger des in- terpretierten Mcrkmals, das Affix selbsl ist das uninlerpretierte Merkmal. Um der Theorie ein modernes Gewaiid ZLI geben, imissen wir die Str~11d~1r ledig- lich binarisieren3 mid die Merkmale in i/u-Paare aufspalten. Wir ftillren such noch ein Merkmal fiir Tenipus ein, clessen uninterprelierter Toil vom firdten Verb getragen wird. Wie lleule allgemein iiblicli, erzeugen wir das Subjekl in- ncrllalb cler VP und gelangen so ZLI clcr folgenclen D-Struktur:

Die I<ongr~~enzlinien entsprechen genau der Cl~omskyschen Relation des Affix Hopping. Die Interpretation der Struktur ist vollig transparent:

(2-3) 3t[t = tc & 3t'[t1 > t & 3t"[t8' < t' & (Vw' e Acc(w,tC'))3e[~(e) c t" & an- ru f (Ede)(w' ) (e)]]]]]

Die Information 3t[t = t, & . . .] wird durcll PRES ausgedriickt, 3t1[t' > t & ...I ist die Bedeutung von ,,willu, 3tt'[t" < t' & . . .] wird durch ,,l-iave" a~~sgedrLickt, und (Vw' e Acc(w,t1'))3e[~(e) t" . . .] ist die Bedeutung des semantischeii Pro- gressivs. Die l<ompositionale Semantik wird ~ ~ n t e n pr2izis angegeben.

Das hies gezeiclulete Bild sagt aber nodi nichts dariiber aus, 1vo11er die Merkmale kommen. Es sieht z~~niiclist einmal so ans, als wi'irde ein i-Merk~~ial immer eii1 LI-Merkmal selegieren, Z. B. selegiert der Progressive ,,be1' sicher clas Suffix ,,-ing", ,,liave" selegiert ,,-en" L I I I ~ ,,will" selegiert clas Il~fi~ii t ivs~~f- fix. Fiir das Tempus ist die Sele l<l ' io~~sr ic l~t~~~~g aber niclit klar: die PRES konnte die Priisensmorpl~ologie cles Verbs selegieren oder 11nigel<e11rt konnte die PrZ- sensmorpl~ologie PRES selegieren. Ic11 denke, Letzteres ist der Pall. Urn klarer uber die Ricl~t~lng der Cl~ecl<iilg-Relation reden ZLI l<o1"~-1e1"1, folgt hies ein. kur- zer A~~sf lug in die Merkmalssyntax.

(2-2) Ede will have been calling

3. ZUR MERKMALSSYNTAX

1 1 - PERF] 1 A. been NP

Ecle [ L I - PROG] calling

Man sieht klar die Tremiung zwischen den1 semantiscl~en Operator und der von ilun lizenzierten Morphologic. Das semantiscl~e PrZsens selegiert die Prii- sensmorpl~ologie, hies also das 0-Morphem, welches als [LI-PRES] kategori- siert wird, das sei~~antiscl~e F L I ~ L I ~ ,,will1' selegiert die hfuutivmorpl~ologie, die als [LI-FUT] kategorisicrt wird, das semantiscl~e Perfekt ,,have1' selegiert die Parlizip Perfekt Morphologie, also [LI-PERF], L U ~ das semantisclle Pro- gressiv ,,be1' selcgiert das ,,ing1'-Partizip, also [LI-PROG]. Die Merkmale dcr nicht-fi~uten Formen sind gerade das, was Bccl~ (1955/57) Status nem-il.

Die Notation i-F/LI-F fur Merkmalspaare is1 Zeijlstra (2004) entnommen. Die Idee, dass Merkmale in Paarcn vorkommen, stainmt aus der gencraliven Lite- ralur und findet sic11 z. B. in Chomsky (1995). Cl~omskys Merl<malstheoric hat viele Varianten. I11 der Regel iiberprLifL das LI-Merkmal (,,prober') das i-Merk- ma1 (,,goal1'), wobei das i-Merkmal Z L I ~ LI-Merkmal bewegt ist. Ich 11elune hies die Merkmalssyntax in Sternefeld (2005) an. Dort entspricht dem uninterpre- ticrten Merkmal ein Selel<tionsmerkmal der Form [*F 7. Jedes solche Merkmal hat ein Gegenstiick [F], wobei diescs F entweder semantiscl~ interpreliert ist (,,i111-iiirei-ites Merkmal") oder nicl~t. Ui-iinterpretierte Merkmale heifien Kon- textmerkmalc. Die wichtigslen Prinzipien der Merl<malssyntax skid diese Sternefeld (2005: 218):

(3-1) 1. Kopfmerkmale werden bis zur phrasalen Ebene projiziert. 2. Stemmerkmale werden bei vorliandeneni Gegenstiick4 abgebaut, ansonsten

mUssen sie so weit wie moglich projiziert werden. 3. Fur den Abbau dcr Merkmale ist eine Reilieizfolge festzulegen (Kompleineiit-

merkmale werden vor Spezifikatormerl~malen abgebaut). 4. I<ontext~~elle Merkmale (u-Merkniale) brauclien Gegenstiicke. 5. Bei Adjunktion bleiben alle Merkmale cles relative11 Kopfes unverZnder1.

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Wir scliauen LUIS an, was diese Theorie fur einfaclie Siitze bedeutet. Auf S. 162 gibt Sternfeld fur den Satz

oluie Tempus die folgende Merkmalsanalyse an (ebd.):

ch i runniest

Das l<omplexe Koniext~iierk~~ial ["2.PS.SG*] stelii fur die finite Morpliologie dcs Verbs und wird scmantiscli niclit inlerprciiert, ist also e i ~ i 11-Merkiiial. Die Merkmale [2.PS.SGJ des Subjekts werden dagegen interpretiert, sind deslialb liier i-Merkmale. hi dieser Konstellation werden also die Merl<male des Sub- jekts voni Verb selegiert. Das Verb hat z~isiitzlicli nocli das komplexe ini inter- pretierte Merkmal [u-2.PS.SG], welclies von der Endung ,,+st" getragen wird. Dieses Merkmal geliort also auch nocli an den Kopf. Dies ist Sternefelds Tlico- rie der I<ongr~~enz voii Subjekt und Priidikat.

Versuclien wir nun als Niichstes, Tempus in die Syntax ZLI integrieren. ,,ranntest" is1 cine Priiteritumform und hat deslialb das Merkmal [LI-PAST], das v o m Dentalsuffix ,,-t-" getragen wird. Dieses Merkmal ist iuii~itcrpreiiert und muss ein Gegenstiick beim semantisclien PAST liaben, das wir als das interprelicrle Merkmal [i-PAST] auffassen komien. Es gibt 11~111 zwei Moglicli- keiten, den Z~~sammenhang zwisclien d e m Merkmal des Verbs und d e m se- mantisclicn Tempus lierz~istellen: 1. Das se~iiantisclie PAST komite das ~~nintcrpretierte Merkmal den1 Verb zu-

wciscn, was zur folgenden Merk i i ia l ss t r~~ki~~r fuliren wiirde.

2. Das Verb konntc das Merkmal [LI-PAST] habeii und gleiclizeitig noch eiii semantisclies PAST selegieren, was zu der folgenden Merkmalsstr~ikt~~r fiiliren wurde.

In dcr ersten Struktur w i re [LI-PAST] so etwas wie ein Status des Verbs. In der zweiten Struktur ware TAST* ein Kongr~~enzmerkiiial, denn die Kongruenz von Subjeki und Priidikat wird bei Sternefeld gerade so besclirieben, dass ein Verb ein Mcrkmal hat und gleiclizeitig selegiert.

Icli denke, die zweite Struktur ist die ricliiige. Das Tempus ist, semantiscli geselien, ein Argument des Verbs, und zwar das letzle. Merkmale von Argu- menten des Verbs werden aber v o m Verb subkaiegorisiert. A~if ierdem ent- spriclit diese Str~iktur genau den A~uialimcn v o n Sternefeld zur Subjekt-Prii- dikat-Kongr~ienz.

Betraclilcn wir als Niiclistes einen Satz niit Fut~ira~~xiliar. Es ist klar, dass das Mcrkmal IINF] des Vollvcrbs v o m ,,wirstl' selegiert wird (,,Slatusrek- tion").

,,wirstl' kann nian wold oline Scliaden iiiit d e m semantisclien Futur identifi- zieren. Aber ,,wirstl' selbst ist e k e Priisensform und selegiert deswegen eiii semantisclies Psiisens. Dies flilirt ZLI der folgenden Str~iktur:

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In dieser Struktur sind die Merkmalsbiindel geordnet angelegt: das Status- merkmal wird zuerst abgebaut. Dam1 mwerden die Merkmale des Subjekts ab- gesiittigt und scldiefilich das Temp~~smerknial. h Folgenden benutze ich iibrigens oft die Konvention, dass ic11 interpre-

tierte Merkmale grog sclueibe, ~ulinterpretierte dagegen klein. Wenn wir diese Merkmale nun auf den Chomskyscllen Ba~iin (2-5) iiber-

tragen, so sicht das folgendermafien aus:

PRES T' [ pres]

T

[*ing:i:] I en1

VP

[PROG] [ing]

been Nn Ede [ing]

culling

In dieser Darstellung kodiert das Merkmal [FUT] lediglich die Tatsache, dass ,,will1' das semantisclle F L I ~ L I ~ ist. ha loges gilt fur [PERF] und [PROG]. PRES hat kein semantiscllcs Mcrkmal, weil wir diesen Operator mit seii-iem Merk- ma1 identifizieren.

Wen11 dicse Katcgorisier~~ng korrekt ist, ergibt sic11 flir die in der Einlei- tune, angesprocl~enen MA-Pl~anomcne die interessante Konsequenz, dass diese mit den Mclhoden der Merkmalssyntax nicllt bescllneben werden kon- nen - jedenfalls nicht auf nahe liegende Weise. Man bctracllte dazu noc11 ein- ma1 das r~~ssiscl~e NC-Beispiel:

(3-9) NEG nikto[neg] ne[ncg] skazal nicl~ego[neg]

Hier lizenziert die semantische Negation die clrei niorphologischen Negatio- nen liber MA. Im Prinzip konnte NEG das Merkmal [".neg"] habell, aber diese karm in einetn lokalen Bereich an jede beliebige syntaktische Position sickern, an einen Kopf, an ein Argument und an ein AdjmikL Die Prinzipien der Merk-

inalssyntax miissten vollig trivialisiert werden, wenn eine solclle Perlokation moglicll ware.

A11 SOT-Phiinomene koinmt man mit der Merkmalssyntax wold such nicht oluw weiteres heran, obwolil die Sache luer ~ucllt so klar ist.

(3-10) [PAST] John tl~o~~glit[past] Mary was[past] sick

Beide Verben selegieren ein semantisches PAST. Das eingebettete Verb sucht seine VP ab und finclet dort nicllts. Man braucht darn1 einen Mechanism~is, der es erlaubt, class das Verb iin Libergeordneten Satz weiters~~cht. Vielleicht lasst sic11 das macl~en. In jedem Fall lizenziert das PAST it11 Matrixsatz das [past] in1 eingebetteten Satz. Dies miissen wir irgendwie beschreiben.

Noch eine Bemerkung zur Rede von der Uninterpretierbarkeit. Damit ist gr~~nds~tzlicll LF gemeint. Auf PF sind selbstverstiindlicl~ sow0111 die i- als such die LI-Merkmale interpretiert. Sie legen die A~~sspraclle fest. Auf LF wer- den nacli Chomsl<ys Principle of Full Interpretation. (FI) alle semantisch nicht interpretierbaren Merkmale ge~trichen.~

Ich nellme e k e intensionale getyple Sprachc an. ,,Intensional" bedeutet, dass ein Ausdr~~ck vom Typ a eine Intension vom Typ (sa) ausdriickt. Die Spraclle is1 im Stil von Kapitel 12 von Heim & Kratzcr (1998) gebaut. Die Notation fur die logischel~ Type17 sichi wie folgt ~ L I S :

(4-1) Grundtypen: e,s,t,i,v. Komplexe Typen: Wenn a und b Typen sind, dann ist (ab) ein Typ. Nichls sonst ist ein Typ.

Die A~~fienklammern lasse ich nieist weg. Was init den Type11 gemeint ist, er- gibt sic11 aus der folgenden Definition fur die se111aiitisc11e11 Bereiclie:

(4-2) Dn = die Individ~~en D, = {0,1], die Walirheitswerte Ds = die m6glichen Welten (= Weltgeschicliten) Di = die Zeitintervalle D,, = die Ereignisse Dab = die partiellen Funktionen von Da in Db

Die Interpretation [[.]I der Sprache hangt von einer Belegung g und einem Icontext c ab. Zeitintervalle kann man sic11 wie dichte htervalle von reellen Zalllen vorstellen. Es gelten die Gblichen topologiscl~en Begriffe, d. h., t c t' bedeutet, class jedes Element von t such in t', t' 0 t bedeutet, dass die beiden

Chomsky (1986: 98).

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Ariiiin von STECI-(OIV Se~~in~i t i sc l i es mid iiioruliolovisclies Te i i iws

Intervalle iiberlappen, t < t' bedeutet, dass jedes Element in t zeitlicl-ivor t' liegt usw. Fur den Augenblick nel-imen wir an, dass Zeiten geschlossene Intervalle sind.'

Koiitexte werden luer cds Grundbegriffe angesel~en, L U I ~ icl-i setze die seit Kaplan (1979) fiblichen Redeweisen aus der Kontexttheorie voraus.

(4-3) Kontexte: c, c', . . . a;. is1 der Sprecher von c, t, ist die Zeit von c, w,. ist die Welt von c usw.

Als Ko11ipositionspriiizipie17 setze ich hies voraus:

(4-4) a. FA: F~i~iktionale Applikation b. PM: Pr~clil<atsmodifiI~ation/I~~tersektion c. IFA: Intensionale F~inktionale Applikation

Diese Priiizipien sowie die anderen Rel<~~rsioi~sbeding~~ngci-i fur die Interpre- tatioi-isf~~nl<tion [[.]I sind in1 Appendix genau aiigegeben. Icl-i gebe liier zu- nacl-ist einigc wichlige lexikaliscl-ie Regeln an.

Wir betrachten z~~niicl-ist die semantischen Tempora. Wie in dem alten An- satz von Prior (1967) nelime icli z~~nacl-ist an, dass es Tcmpora gibt, die als Existenzq~~ai-itorei-i z ~ i interprelieren skid. Als Typ fur diese kann man it wall- len. Eu-i T e m p ~ ~ s wird dann uber Pr$dil<atsmodifikation mit einem Ausdr~~ck vom Typ it intersektiv gedeutet.

(4-5) Relative Tempora (Typ it) a. [[PRES]] _ = ?i,w.kt.3t' t = t'. b. [[PAST]] = Xw.?d.3t'. t' < t. c. Perfekt

[[PERF]] ,. = ?i.w.;U.3t'.t' 0 t, wobei t' t gdw. kein Teil von t' ist nac11 t.'

d. F L I ~ L I ~ [[FUT]] ;. = Xw.Xt.3t1.t > t.

Tempera sind iioch d~1rc1-i eine in Abl-iiingigkeit vom Kontext gedeutete Varia- ble C,, besclxankt, die aber hier weggelassen ist.'

In der Literatur gibt es verscl-iiedene Varianten fur die Eintrage von relati- veil Tempora. Bci Ogihara (1995) sind Tempora eiiifach Relationei~ zwiscl-ien zwei Zcitp~u-iktcn. Sie liaben also den Typ i(it), z. B. hat PAST die Bedeutung I.w./U.I.t'.t1 < t. Die existenzielle Quantifikation l<ommt durc1-i eine synkaiego- rematische Regel in das System. Bei K L I S L I ~ ~ ~ ~ (1999) l-iaben Tcmpora den Typ @)(it). PAST hat den. Eintrag ?bPl,.xt.3t'.t' < t & P(t'). Die Eintrage dieses Arti- kels sind von Beaver & Condoravdi (2003) iiispiriert.

Die Begriffe sincl an vielen Stellen priizisierl. Vgl. z. B. Krifka (1989). Zu dicscr Perfektrelatio~~, vg1. Musa1-i (2002) und Panchcva & Stecliow (2004).

' NSlieres in Musan (2002).

Deiktisclie Tempora werden im Prinzip genau so interpretiert wie relative Tempora. Der einzige Ui-iterschied ist, dass das erste Argument des Tempus, also die ,,Perspel<tivzeit", die Sprechzeit tc ist. Mail koiu~te die Sprechzeit als Variable notieren L U I ~ init den Relativtempora a~~skoi~ul-ien.~ Wir hole11 bier die Sprechzeit aus dem Kontext und geben den deiktischen Tempora einen anderen logischen Typ:

(4-6) Deil<tiscl~e/absol~~te Tempora als Operatoren (Typ (it)t) a. Englisch: [[PRESl;J] , = \xv.XPi,.P(t,)

Deutsch: [[PRESn]] , = Xw.?i,Pi,3t[t D t, & P(t)], wobei t D t;. gdw. kein Teil von t liegt vor t,

b. [[PAST,]] , = ?i,w.XPit3t[t < I,. & P(t)]

Das de~~tscl-ie Prasens bezeichnet hies einc Nicl-itverpngeid-ieit; vgl. dazu Comrie (I 995). Von seiner eingcbaulcn Deixis abgesel-ien, ist es clas Spiegelbild zum Perfekt. Statt PRESp scl-ireibe icl-i meistens PRES;..

In der Literatur sind alternativ such pronoininale Tempora fiblicli:

(4-7) Deiktische Tempora als Pronomen (Typ i) a. [[pres,]] = g(i), (alls g(i) = t,, undefiniert sonst (Englisch)

[[presi]] ,,g = g(i), falls g(i) niclit vor 6 liegt; undefiniert sonst (Deutsch) [[past,]] ;.,g = g(i), falls g(i) < t,, ~~ndefiniert sonst

Bis auf weiteres lasse ich offen, welche der beiden Versionen der deiktisclien Tempora die korrekte ist fur Sprachen wie das Deutsclie oder das Engliscl-ie. Fur das Deutsclie lasse ich es ferner offen, wie 111ai-i das Prasens deuten soll. Wenn das PrSsens wie im Engliscl-ien piuiktuell sein soll, braucht man ein ko- vertes FLI~LI~.

(4-8) Nulltemp~is 0 ist ein Zeichen, das niclits bedeutet und keinen logisclien Typ hat.

Es stel-it an der Temp~~sposition des Komplementsatzes uiid wird nach COMP bewegt. Dadurch erzeugt es ein temporales Abstrakl. 0-Tempus ist die tern- porale Version von PRO, also einfach der I.-Operator. 0 hat keine iid-i%renteri Merkmalc.

Wie 0 hat auc1-i dieses Tempus kein inli5rentes Merkn-ial. Wir brauchen 0, fur die Interpretation von Relativsatzen.

Semantische Aspekte fassen wir mit IUeiii (3994) und vielen anderen als Relationen zwiscl-ien Eigenschaften von Ereignissen und Zeiten auf.

Diese Tcchnik wircl in I-Ieim (1994) angewanclt.

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(4-1 0) Aspekte (Typ (vt)(it) oder (s(vt))(it)) a. Perfektiv: [[PF]] = \w.?LE\,,.k3e[~(e,w) c t & E(w)(e)] b. Imperfektiv: [[IP]] ,,, = ?i.w.A.E,,i.?Lt.3e[t c ~(e ,w) & E(w)(e)], wobei ~ (e ,w) die

Laufzeit des Ereignisses e in w ist. c. Progressiv: [[PROG]] = Xw.PW^LVw' e A~c,,,~.3e3t'[t' veriiingert t i n die ZLI-

kunft & ~ ( e ) c t' & P(w')(e)]

Die einfache Deutung des Imperfektivs findet man liberal1 in der Literatur, z. B. Klein (1994). Sie ist in Dowty (1979) a~~sfLihrlicli unter dem Sticliwort ,,Im- perfektivparadox" kritisiert worden. Dowtys Semantik des Progressivs ist un- gefiilir die in (c). Bin Problem ist naturlich die genau Form~~lierung der Zu- @~iglicl~l<eitsrelation Acc, die bei Dowty die Inertialwelten sind. Das sind sol- che, in denen sicli die Zukunft ab t normal entwickelt.

Fur die Eilltrage von Verben nehme icli zwei Type11 an, Verben mit einem Davidsonschen Arg~~ment, die man Eventive nennen kann, und Stative. 1111 Einklang mit Katz (1997) gelie icli hies davon aus, dass es keine Zustande als Einzelclinge gibt. Stative liaben lediglich ein Zeitargument.

(4-11) VerbeintrSge a. anruf- is1 vom Typ e(v1).

[[am'uf]] = ?Lw.X.~~.?~e\,.e ist ein Anriifen, das von x in w ausgefCi1irt wird b. lcrank ist vom Typ e(it).

[[kranlc]] = ~v.~.~xC.?Lti.x ist krank it1 w zit t. (4-12) Temporaladverbiei-i haben den Typ it

[[morgen]] ',, = Mc = der Tag nach dem Tag, der t enthiilt; ebenso fiir gestern und lieute

Wir analysieren z~~ni ic l~st einfache temporale Satze.

Wie fast alle Syntaktiker des De~itsclien gelie ich davon aus, dass die zugr~ulde liegende Wortslell~~ng Verbeiid ist. Ic11 nelime an, dass Topil~alisier~~ng und Verbbewegung vor dem Aufbau voii LF rekonslr~iiert werden (oder erst auf dem PF-Zweig slattfinden). Die LF wird im wesentlichen d~1rc11 ~ 1 7 ' ' aufge- baut ~ u i d durcli die Strcicl~~~ng von scmaiiliscl~ leerem Material nacli Cl~omskys Prinzip dcr vollst2mdigen I~itcrprelation (Fi). Das Subjekt generiere ich VP- oder AP-intern. Hies ist die Ableit~uig von ,,Ede ist gl~cklicli":

' QR ist Mays (1977) Regel der Qi~antoreninlerprclatioi'i. Die Regel kann semantisch priizis inlerpreliert werden. Einc Quantorenplirase wird bewegt. Die Spur vviscl durch cine11 k- Operator gebundene Variable vom Typ e interpretiert. Der k-Operator ist der Bewe- gungsindex der beweglcn Phrase.

(5-1) DS: [vp PRES [AP Ede gliicklicli] ist[pres]]] SS: CCI, Ede2 [c ist[pres], [[PRES] IVp LAP &de2 gliicklicli] ~ L ] ] ] ] LF: [PRES Ede glUcklicli]]

(DS = deep structure, SS = surface structure, LF = logical form) Da niclit QR-t werden muss, ist die LF im Wesentlichen init der DS identiscli. Als Baum slellt sicli die LF folgendermafien den"

Und dies is1 die Bereclin~uig cler a~~sgedrLickten Proposition:

[[I'RESn Ede gliicklicli]] , = ?Lw.[[PRESn]] , (w)([[Ede gliicklich]] , (w)) FA = ?bw.[[PRESn]] (w)([[gluclclicli]] , (w)([[Ede]] ,(w))) FA = h'.[[PRES,-,]] , (w)([[gliiclclich]] (w)([?Lw.Ede] (w))) Bede~ttung von Ede = X.w.[[PRESn]] , (w)([[gluclclicli]] , (w)(Ede)) ?L-Konversion = Lw.[[PRES0]] (~)([?~w.?~x.?Lt.x ist glLicklich in w zu t](w)(Ede))

Bede~ttung von giicklich = ?Lw.[[PRESn]] , (w)(?Lt.Ede ist gliicklich in w ZLI 1) 2 X 1-l<onversion = ?Lw.?LPii.3t[t D t, & P(t)](?Lt.Ede ist gliicklicli in w ZLI t) Bedeutung von PRES" = ?Lw.3t[t D t, & [?Lt.Ede ist gliicklich in w ~ L I t](t)] 1-Konversion = \w. 3t[t D t, & Ede ist gliicklich in w 211 I] ?L-Konversion

t D tc besagt, dass t eine Nicl~tvergange~~lieit ist. 1 l<ann also in der Z ~ ~ k u n f t liegen. Wir benotigeii ein pragmatischcs Prinzip, welclics besagt, dass man sic11 fur das Priiseiis moglichst wenig voii der Spreclizeit entfernt, also das iieicliste t nimmt. Das is1 hies die Sprechzeit selbst.''

Man kann die R e c l u ~ ~ u ~ g aucli mit den1 pronominalen Tempus presi d~1rchfC11reii. Es eindert sic11 niclits Wesen tliches.

Eventive Verben vcrlangen eincn Aspektoperator. Da das Dc~~lsche niit A~~snallme dcr Rheinisclicn Verla~~fsform (,,Edc ist ein BLIC~I am sclxeiben") den Aspekt nicht morphologiscli ausdrLickt, muss man irgencleinen passen- den Aspekt annehmen. Fur das Praterit~~m oder das Perfekt kann man das Perfektiv oder das Iniperfcktiv wiihlen, fur clas Preiseiis muss man das Imper- fektiv oder das Progressiv wahlen.

" Man sollle sich die Icleen in Lewis (1973: 5.2) genauer ansehen. Dorl werden Futuropera- toren defiiiiert, welche die nXclisle Zeil ai~swiililen.

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(5-3) Ede rief gestern an

Die Kontextmerl<male [*PFG] und [TAST"] sind geordiict, so dass das semanti- sclie Perfektiv zucrst an das Verb kommt. Man beaclite, class das Adverb ,,ge- stern" mit cler Aspektplirase iiber Priidikats~~~oclifikation (PM) kombinicrt wird. Man 1can1-1 nun a~~sreclu~en, dass dicse LF die folgende Proposition ausdriickt:

Perfelcts2itze werden im Prinzip gcnauso analysicrt. Der einzige Unlerscl-~iecl ist, dass clas Partizip leein absolutes Tempus sublea tegorisieri, sondcrn das se- mantische Perfekt. Der Aspelct kann i ~ n De~~tscl-Ien frei gewiililt werden. Er wird zuerst abgebaul, was d~irc1-1 die Orcln~~ng der Merkmale kocliert ist.

(5-5) Elin ist gestern abgereist.

Die Merkmalsstmkt~~r ist diese:

A (it)/ I3RESc el [,RPRES*}

[PERF] Kt

Das Perfelct ist ein Relativtemp~~s und wird mit der Aspelctphrase mittels PM koinbiniert. Mail kann a~~srecluien, dass die LF dieselbe Proposition aus- druckt wie der obige Priiteritumsatz. Die Struktur zeigt ubrigens meiiie An- siclit ZLI des in Musan (2002) intensiv diskutierten Frage, ob das semantisclie Perfekt hi Partizip angesiedelt ist odes im Hilfsverb. Sie eiitscl-~eidet sic11 fur das Partizip. Icli sage, dass das semantisclie Perfekt voni Partizip selegiert wird, aber im Hilfsverb angesiedelt ist.

In cliesem Abschnitt arg~~mentiere ich, dass es eiii kovertes PUT im Deutschen geben muss, wenn man das deulsche Priiseiis genau wie das englische Present deuten will. Man darf dann im De~~tsclien unter PRES,, immer PUT einsetzen. In der Merl<malssyntax kann man die Selektion von koverten Tempera iiber Redundanzregeh fur Merkmale ausdriic1eei-I. Nchmen wir also fur das Fol- gende z~~niiclist an, dass das semantische Priisens im De~~tscl-Ien PRES,. bedeu- tet.

1m Deutsche1-1 kann clami das Fuhw koveri odes overt ausgedruckt wer- den, im Englischen muss das F L I ~ L I ~ dagegen overt ausgedriickt werden.

(6-1) a. Elin reist morgen ab. b. Elin wird morgen abreisen.

Die Variante (a) wird bevorzugt. Im Eiiglisclien ist sie dagegeii ungramma- tisc1-I.

(6-2) a. *Elin leaves tomorrow. b. Elin will leave t0111orrow.

Wir konnen den Kontrast so besclireiben, dass das Deutsclie die folgende Re- gel hat:

(6-3) Kovertes Futur (Deutsch) Wenn ein Verb das Merkmal [TREY] hat, kann es auch die Merkmalsfolge [*PRES*], [*0. FUT*] haben.

Das Merlcmal 0 sol1 hier bedeute1-1, dass das selegierte Futur plionetisc1-I leer ist. Die Merkmalsstr~~kt~~r fur (6-la) ist also die folgende:

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Ariiiin van STCCHOW

Zuerst wird das semanlisclie Perfektiv an das Verb geklammert, dami koi1i111t das koverte Futur und schliefilicli das semanlisclie Prascns.

Wir wcrden weiler unten sclien, dass nian sowolil im De~~tschen als such im Englisclien ein kovertes Futur unter Modalen liaben kann. Es ist also nicht so, dass ein koverles Futur iin Englisclien immer verbotcn ist. Hier ist zu- niiclist die LF fur den Satz mit offenem Futur, die im Dcutschen und im Eng- lisclien im Wesenlliclien idenliscli ist. Die LF ist vollig analog zu der Perfekt- S t r ~ ~ k t ~ i r (5-6).

Voii seinem semantisclien Aufbau her ist der Baum ist vollig parallel ZLI

cine111 Baum mil offenem Futur. Allerdings hat der Letztere eine vollig andere Merl<inalsstr~~kt~-ir.

Das koverte Futur erklart, weslialb im De~~tsclien ein Perfektsatz mehrde~~tig sein kami zwischen eher Vergangeidieitslesart und eiiier F L I ~ L I ~ 11-Lesart.

(6-6) a. Ich habe die Sache erledigt. b. Ich habe die Sache gestern erledigt. c. Icli habe die Sache morgen eriedigt.

= Ich wercle die Sache morgen erledigt haben

Iii dcr F L I ~ L I ~ 11-Lesart isi zwisclicn dem PRES und d e n Perfekt ,,haben" ein kovertes Futur uiterpoliert. Diese Lesart hat also die folgende LF:

(6-7) [PRES,: [FUT [morgen [habe [ich die Sache erledigt]]]]]

Wir konnen uns das koverte Futur allcrdings sparen, wemi wir fur das deut- schc PrSsens die Becleutung PRESn wiihlen. Dam"!konen wir die LF dcr liier belracliteteii Satze wic folgt analysiercn:

(6-8) a. PRESn [morgen[Elin abreist['PRES*]]] b. PRESD[morge~-l[liabe['TRESaJ [ich die Sache erlecligt1]] c. PRESD[liabe [geslcrn j/TREp] [ich die Sache erledigt]]]

In alien Fallen kommt das Riclitige heraus. Z. B. besagt (b), dass es eine nicht verpngene Zeit in morgen gibt, vor der icli clie Saclie erledigt liabe. Und (c) bedeutet, dass es eiiie nicht vergangene Zeit gibt, vor der es eine Zeit in ge- stern gibt, zu der icli clie Saclie eriedigt liabe. Satz (6-lb) wird ebenfalls mit PRES,, formalisiert. Es ware daiin moglich, class die Ereigiiiszeit zu weit ill die Zukunft verschobeii wird, n~mlicli einmal durcli PRESn und das zweite Ma1 durcli ,,wircli'. Dies niuss pragmatiscli ausgesclilossen werden oder durcli eine Seniantik im Stil von David Lewis, die jeweils nacli der fruliesten Zeit greift. Mit dem Operator PRESn koiuien wir also ftir diese Beispiele auf eiii kovertes FUT verzicliten. Mit koverten Operatoren ZLI asbeiten, die morpho- logiscli nicht siclitbar gemaclit werden, ist niclit attraktiv. Ich versuclie des- lialb, das koverte Futur wieder zu eliminieren.

7. BMPUS IN UNTERGEORDNETEN SATZEN

Nebensatze konncn I<ompleme1its2itze oder Adj~1nkts2itze sein. 111 SOT-Spra- chen wird das Tcmpus in I<omplements~tzeii nicht eigenstiindig interpretieri, soiidern koiigr~~iert in gewisser Weisc mit dem tibcrgeordncten Tempus. hi Niclit-SOT Spraclien wie dem R~~ssiscl~eii oder dcm Japanisclien muss das Tempus im I<omplcmcntsatz dagegen immer als relatives Tempus i~itcrprc- tier1 werden.

Bei Adjunktscitzen, wobel z~11i2iclisl an Rclalivsiitzc ZLI denken ist, ist die Saclic wenigcr l<lar. Man kann das Tempus hicr gmnds~tzlicli deiktiscli inter-

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pretieren. Es sclieint aber die Generalisier~uig ~ L I gelten, dass in SOT-Spraclien anaplioriscli gedeutet ulerde~i kaiui. In Niclit-SOT-Spraclien sclieint es &ge- gen deiktisch iiiterpretiert werden zu mtisseii. Icli rede hier nur uber SOT- Spraclien.

Hier seien z~~niiclist noch einmal die relevanten Fakten des Englisclien aufge- listet, das als SOT-Spraclie gilt.

(7-1) a. John believes Mary is sick. b. John believes Mary was sick.

(7-2) a. ^John believed Mary is sick. b. John believed Mary was sick.

(GZ) (VZ) (DA moglicli) (GZ oder VZ).

Icli setze hier die Argumente aus Stecliow (1984) uncl Siecliow (1995) voraus, dass in I<ompleine~iten von Einstell~~ngen kein cleiklisclies Tciiipus nioglicli ist. Die so geiiannte ,,clouble access"-Lesart is1 cin anclercr Fall und wircl hier iiiclit diskutiert. Der eingebettete Satz muss clen logischen Typ it liaben. Da ein deiktisclies 'Teiiip~~s immer einen Salz vom Typ t liefert, 1st es im l<omplement niclit moglicli.

Es gibt melvere Methoden, die Verhiilinissc ZLI beschreiben. Die funktio- nierenden Tlieoricn laufen alle darauf Iiiiia~~s, dass clas eiiigebettcte Tcnipus irgenclwic mil dem Matrixtemp~~s kongruiert. Hier sind ciiiige Ansiitze.

Ogihara (1996) hat fur SOT-Spraclicn eine Regel form~~licrl, die es erlaubt, eiii PAST (unser PERF) ZLI tilgen, wenn es lokal voii einem anderen PAST c- kom~nandiert wird. PRES unter PRES wird als Relativtempus analysiert, und PRES untcr PAST ist irgenclwie verboten oder wircl als DA inlerpretiert. Jc- denfalls ist der Ansatz nicht rein seiiiantiscli, sonderii inan vcrgleiclit zwei Tempora, schaut sic11 also deren Merkmale an. In Niclit-SOT-Spraclien wie dem Japanisclien gibt es keine Temp~~stilg~~iig. Die LFs fur die beiden Lesarten von (7-2b) selien somit folgendermafien aus:

(7-3) a. PASTc John believe PAST Mary be sick b. PASTc John believe 0 Mary be sick

hi (b) isi das eingcbettete Teiiip~~s untcr lokales Koiigr~~enz von der SOT-Regel gestriclie~i wordeii, was leer d ~ ~ r c l i 0 dargestellt ist.12 Der U~iterscliied zwi- sclien SOT-Sprachen und Nichl-SOT-wird so besclvicben, dass es in Letzteren kehe SOT-Regel gibt.

I < ~ ~ s ~ ~ m o t o (I 999) hat eine SOT-Regel, die leiztlicli such auf eine I<oiigi'~~- enzbeding~uig I i ina~~sla~~ft . Bei ills hat der englisclie Satz (7-2b) zwci LFs:

Siehe Ogihara (1996: 108).

(7-4) a. t* PAST Xi past, John believe kt* PAST \, past, Mary be sick (VZ) b. t* PAST ki past, John believe Xi past, Mary be sick (Gz)

t* ist bei KLISLIIIIO~O eiiie a~~sgezeichnete Zeitvariable, welclie die Spreclizeit bezeicluiet, wenn sie frei ist und ansonsten nur in intensionaleii I<ontexten durcli eineii A-Operator abgebuiideii werden darf. past, mid pres, s k d Zeitva- riablen vom Typ i. Kus~~inoto sagt, dass diese Variable11 die Morphologie des Verbs seien.

Der Unterscliied zwischen SOT-Spraclien mid Niclit-SOT-Sprachen wu'cl durch Koligr~~enzbeding~~iigen zwisclien se~iiantiscliem ~ u i d morpliologi- scliem Tempus besclirieben:

(7-5) Englisch (SOT) a. pasti/presi ist lokal c-kommancliert von PAST bzw. PRES. b. Es gibt im Englischen kein relatives PRES, sondcrn nur ein deiktiscl~cs.

Lokalcs c-Kommando lieifit, dass es keiii c-l<oiii~iiaiidiereiides inlervenieren- des semantisclies Tempus gibt. Der Untersclued der beidcn Sirukturen bestelit darin, dass es bei VZ im Nebensatz ein seiiiaiitisches Tempus gibt, bei GZ da- gegen niclit .

Keher dieser Ansiitze redet claruber, wie die teinporalen Merkmale von semantisclien Tcmpora geiiau mit dem V-Kopf z~~sa~iiiiienspielen. Sclia~~cii wir also, ob wir etwas mit Sternefelds Merkmalssyntax maclic~i koniien. Wir belracliten wieder die beiden Lesarten von (7-2b). Der interessante Fall ist na- turlicli die GZ-Lesart. Da wir keiii semantisclies Tempus im Komplementsatz liaben wollen, das Finit~im des Koiiiplementsalzes aber c i~ i Teiiip~~s selegiert, konntcii wir vers~~clien, das Selel~tio~isiiierkiiial des eiiigcbettelen Fuiitunis zum Matrixverb liocliklettern ZLI lassen:

(7-6) PAST, John believed that Mary was sick (GZ) [*PAST*] [*PAST*] [TAST*] [TAST*] 4-

Wir brii~~cliten einen Meclianism~~s, der es erlaub t, dass der I<omplemeiitierer ein Kontexhiierkmal von ~uiten nach oben weitergibt. Der Effekt ist, dass das Matrixverb zwei [past]-Merkmale hat, die sim~~ltaii bci dcm semanlisclien PAST,, liberpruft werdcn konnen. So cin Mcclianisiii~~s is1 in der Merkmals- syntax niclit vorgeselien. Wir benotigen also wold eine Metliode, die es er- laubt, das Merkmal des Matrixtempus an das semantiscli leere Tempus des I<omplementsatzes ZLI kopieren. Das I ~ L I S S eiii iiiclit-lokaler Prozess scin.

Kratzer (1998) hat ein System entwickelt, welches die gewLinsclite Merk- mdvererbung leistet. Es f~u-ktioniert ~uigefiilu folgendeniiafien. hi einem I<oiiiplementsatz finden wir an der Teiiip~~spositioii stets ein 0-Tenipus. Diese besitzt kein inhiirenles leiiiporales Merkmal, ist abcr auf SS mil dem Malrix-

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Ari~iili van STECHOW Seiiinntisclies mid niorol~olovisclies Teuiuiis

tempus koii-idiziert. Auf PF wird diese Koiiidizierung benutzt, urn das Tern- pusmerkmal des Matrixteinpus z u kopieren. Auf LF wircl 0 aus TypengrUn- den QR-t und erzeugt so ein interpretierbares temporales Komplenient. Das Merlcmal des Nulltempus kongruiert also mi t dein Finitum. U111 die VZ-Lesart l-ierleitcn zu ko~u-ien, nimint Kratzer an, dass ein Verb im Prateritzun optional ein semantisches Perfekt l~aben kann, wobci dieses als ein Aspelct angesehen wird. Das semantiscl-ie Tempus PAST, analysiert Kratzer nicht als Operator, sondcm als pronominales Tempus past,, dessen Referenz auf die Sprechzeit oder einc Zeit vor der Sprechzeit bescl~rankt ist. Die GZ-Lesart von (7-2b) wird

(7-7) SS: pasl, John believed 0 Mary be sick PF: pastl John believed 0,[pasl1 Mary be sick LF: past; John believed 0 A,, I, Mary be sick

0 is( semantiscl-i leer und wird auf LF gestrichen. Wie die VZ-Lesart genau hergcleitet wird, is1 mir nicl-it ganz klar. Ic11 stclle mit vor, dass die SS folgen- dermafien aussieht:

(7-8) SS: past, John believed 0, PERF Mary be sick

Mil anderen Worten, iiber der V P ist ein kovertes PERF. Dann f~inletioniert die Ableilung wic eben.

Dicse Methode wollen wir i m Folgenden Ubernehmen. Wir iorm~ilieren z ~ ~ n i i c l ~ s t clas relevan te Vererbungsprinzip:

(7-9) Antezedesisbedingung fiir Nulltes~~pora [ABN] Ein N~~l l l emp~is erbt die Merkmale seines Antezeclens

Unter dieser Annal-ime wird das Engliscl~c wic folgt analysiert:

(7-10) SS: past, John believecl[*pasp] 0, Mary was['+past*] sick (GZ) LF: past, John believed 0 Xi ti Mary sick

Auf SS oder PF erbt 0, das Merkmal [past] von past,. A u f LF werden die nicht interpretierten Merkmale gestricl-ien. Wir konnen nun oluw weiteres verlan- gen, dass ein Nulltempus mit dem Kontextmerkmal seines Kopfes hberein- stimmt. Wenn das Temp~~smerl<mal des Kopfes nicl-it identiscl-i mit denf lem- p~~smerkma l des Kopfes des Antezedens ist, ist ABN verletzt. Z u m Beispiel ist die folgende Konstellatioi~ niclit rn6glich:

(7-11) SS: *past, John believes[*pastÈ 0, Mary isfpres*] sick { G Z )

Das Nulltempus erbt das Merkmal [past], welches mit d e m Kontexti~~erkmal seines Finitiims Libereinstimi~-ien imisste. Dort steht aber ["pres*].

Unter der Annahme, dass das Englische das Relativtempus PAST hat, kann man die Vorzeitigkeitslesart des Satzes wie folgt analysieren:

(7-12) past, John belie~ed[~past"] 0, PAST Mary w a s [ " + P A S ~ sick (VZ)

Da ein Prateriturn nur in Ko~nplementsatzen als relatives Past bzw. Perfekt gedeutet werden kaiu-i, brauchen wir e h e Stipulation, die besagt, dass ein ko- vertes PAST ein 0-Tempus mit dem Merkmal [past] selegiert.

(7-13) Kovertes PAST selegiert [@.past].

Die GZ-Lesart mit eingebettetem relativem koverten PRES ist dann i m Engli- scl-ien nicl-it moglich.

I n allen diesen Ansiitzen kommt die lcorrekte Bedeutung raus, w e m man die folgencle Bedeut~~ngsregel fur ,,believe1' anniilimt.

(7-14) [[belie~es(~(~,~)(,.(,,))]] = \w.Ws(it).A,xG.lt.(V~r')(Vt') (w',tG) e Dox(x,w,t) -> P(w')(x)(t')

Dabei ist Dox(x,w,t) die Menge der Welt-Zeit-Paare (w',tl) die vertraglich sind mit dem, was x in w zu t glaubt. Wir analysieren d a i u ~ ,,believes" als verbalen Quailtor, der fiber Welten und Zeiten quantifiziert.

Der Vollstiincliglceit halber liefere ich nun noch den Baun~f fur die GZ-Les- art des in diesem Abschnitt dislcutierten Beispiels.

i past:,

Mary sick

Man kann ausreclu~en, dass der Baum die folgende Lesart hat:

(7-16) Xw. (Vw')(Vt7) (w',t') e Dox(Jolin,w,past5) -+ Mary ist in w' ZLI t' kraiik, wobei paste eine Zeit vor tc sein muss

Man sieht hier den semantiscl~en Efiekt der Teixip~~slcongr~~enz: die Evaluati- onszeit von ,,glaubtl' ist e k e Zeit vor der Sprcchzeit tp. Der eingebettete Satz ist dagegcn zeitlos bzw. in einem besc11rZnlcten Sinn oi~-initcinporal. ,,kra~dc" wird insbesondere nicl-ii an der selben Zeit wie das Matrixverb ausgewertet. Die Rede von ,,Gleicl~zcitiglceit" is1 also nur eine facon de parler.

Bin ei~~gcbettetes Futur wird 1111 Engliscl~en gr~u~dsiitzlich vcrschoben, weil ,,will1' stets ein interpretiertes relatives Futur a~~sdrLicl<t.

(7-17) a. pres, John believesf'pres*] 0, Mary will['+pres~j call. (NZ) b. past, John believed[:+pasp] 0, Mary wouldfpasi*] call. (NZ)

Wenn man hies von NZ redet, so ist die Ereigniszeit fur das eingebcttete Haup tverb gcmcint.

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Arniin von STECHOW

Katz (2001) hat beobaclitet, dass ,,would" niclit unter ein relatives PAST eingebettet werden darf, d. 11. die folgende SS muss blockiert werden:

(7-18) "past, J o h n believed that 0, PAST Mary would[*PAST"] call, ( V Z )

Man ka~ui die Blockade dadurch erreichen, dass man verlangt, dass ,,would1' ein Nulltempus mit dem Merkmal [past] selegiert:

(7-19) ,,would" hat das Merkmal [Â¥^.past*]

Damit ist (7-18) blockicrt, deiin PAST hat dieses komplexe Merkmal nicht. Ich bescliliefie diesen Abschnitt mit einer Bemerk~ing ZLI der ZLI Begitui des

Arlikels angesprochenen Frage, ob es im te~nporalen Bereicli MA gibt. Wemi liier an ein Plianomen wie NC gedaclit ist, dann 1st die Frage ZLI verncinen. In der hier vorgesclilagcnen Theorie gibt es Merkmalskongr~~eiiz miter ,,Kon- trolle", denn 0, ist niclits anderes cds ein kontrolliertes temporales PRO. PRO verhalt sicli in dieser Hinsiclit wie einc gebundene Variable, die ilire (1)-Merk- male, d. 11. Person, Numerus mid Genus, von einem Antezedens erli2ilt. Es gibt daneben immer nocli die Lizenzier~uig der Merkinale eines N~~lllempus durcli das Kontextmerkmal seines Fhiilums. Abgeselien von der Merkmalsverer- bung unter IControlle is1 das Merk~i~alscliecking also vollig lokal. Zeijlslras MA bei NC ist also ein anderer Prozess.

Die SOT-Verhaltnisse des De~~tsclien sind selw ~uifibersiclitlicli. Die folgenden Generalisier~~ngen konnten stimmen. 1. GZ oder VZ bei Indikativ Prateriturn fiber hidikativ Prateriturn ist im All-

gemeinen niclit moglich.

(7-20) a. Sie sagte mir, dass sie gerade au f mich wartete. "GZ, *VZ b . Sie sagte mir, dass sie gerade ein A u t o kaufte . "GZ, " V Z

2. Urn GZ a~iszudsficken, muss man den Konjunktiv wahlen, wobei der I<on- junktiv Prasens wohl die bevorzugte Form ist.

(7-21) a. Sie sagte mil, dass sie gerade au f mich warte/warten wurde. G Z b. Sie sagte mir, dass sie gerade ein A u t o k a ~ ~ f e / l < a u f e n wiirde. G Z

3. ,,sein1' und ,,liaben" lassen sicli im Koniplementsatz als VZ interpretieren, allerdings sind die koi~j~u-iktivischen Varianten (fur mich) besser. Es lian- delt sic11 urn das so genannte ,,Ersatzperfektl'; vgl. Latzel (1977).

(7-22) Maria sagte, dass sie i n der Oper war. V Z = Maria sagte, dass sie i n der Oper gewesen sei

(7-23) Ede sagte mir, dass er die Masern hatte. V Z Ede sagte mir, dass er die Masern gehabt habe

4. Angesiclits der Unsiclierlieit im Urngang mit dem Konjunktiv weiclit man in der Umpgsspraclie wohl im Allgemehen auf den Indikativ aus und walilt zum A~~sdruck der GZ den Indikativ Prasens.

(7-24) Sie hat mir gesagt, dass sie i m Augenblick keine Zeit hat.

Die Fakten komplizieren sic11 nocli erheblicli, wemi man mehr Material lieran- zieht; vgl. Fabricius-Hansen (2002) ffir cine ~~mfassende Studie des I<oiij~uik- tivs.

In Stecl~ow (2004) liabe icli vorgeschlagen, dass Verben im I<onjunktiv ein Nulltempus selegieren, also das Merkmal "0% liaben. Man muss verhi~idern, dass solc11e Verben gleiclizeitig ein Relatives Tempus wahlen k61uien. Verben hi Konj~u~ktiv Priiteritum mfissen also das komplexe Merkmal [TAST.DA] haben, welches so zu lesen ist, dass ein N~~lltempus selegiert wird, welches clas Merk- ma1 [past] fiber Koindizierung geerbt hat. Verben im Konj~uiktiv Prasens kon- nen sicli mit jedem N ~ ~ l l t e m p ~ ~ s verbinden. Gleiclizeitig muss man nocli for- dern, dass Eiiistell~~ngsverbe~i den Konj~uiktiv regieren, also das Merl<mal YKONJ*] l~aben, welches an das CP-Komplement gelit L U I ~ von COMP an die eingebettete VP weitergereiclit wird. Es muss dam1 e k e Regel geben, dass das Merkmal [I<ONJ] das Merkmal [TAST.0*] oder [*PRES.0*] generiert. Das ge- nfigt allerdings nocli niclit. Man muss nocli ausdr~cken, dass der Indikal-iv des Prateriturns ein deiktisclies Tempus selegiert. Sonst konnen die Satze (7-20) ~uclit a~~sgescl~lossen werden. I-Iier ist deskriplw also nocli einiges ZLI eriedigen.

7.3. Teniporale Orientierung von Einstellungsverben

Einstell~~ngsverben ~~ntersclieiden sicli iii ilirer temporalen Orientierung. Abuscli (2004) nennt drei Typen von Ei~~stellu~igsverben ffir das Englisclie: 1. Verben, die IILI~ die GZ-Lesarl z~ilassen (B-Verben); 2. Verben, die nur eiiie NZ- Lcsart z~~lassen (F-Verben); 3. Verben, die sowolil eine GZ- als aucli eine NZ- Lesart zulassen (P-Verben):

(7-25) a. B-Verben: assert, believe, claim, confess, know, report, say, . . . b. F-Verben: decide, promise, ..,. c P-Verben: project, predict, . . .

Man erkennt die ~~nterscl~iedliclie temporale Orientier~uig, wemi man unter dem Einstell~uigsverb einen Infinitivsatz mit einem geeignelen Temporalad- verb einbcttet:

(7-26) a. "A vulcanic eruption is believed/reporled/said/clai~i~ed to occur i n Oregon this coming summer.

b. A vulcanic eruption is predicted to occur in Oregon this coming summer. c. I predict that a vulcanic eruption will occur this summer. cl. " I predict that a vulcanic eruption occurs this summer.

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(7-27) a. "'Guide is believed to visit Paris. b. G ~ ~ i d o is expected to visit Paris.

B-Verben erlauben in1 Komplement kein Temporaladverb, das e k e kiinftige Zeit bezeiclinet, P-Verben dagegen wold. B-Verben gestatten kein Accom- plislu~ient i m Komplement, P-Verben wohl.

Die Fakten, welche die T r e n n ~ u ~ g in F-Verben und P-Verben motivieren, sincl ziemlich subtil. Ich vereiiifaclie die Beobaclit~ingen Abusclis und nelinie fiir den Augenblick an, dass es nur zwei Klassen gibt, niimlich B- mid F-Ver- ben. Es gibt nun zwei Ansiitze, diese Fakten zu beschreiben: (a) man steckt die NZ-Orientier~~ng i n die Semantik des Verbs, odes (b ) man inacht die tempo- rale Orientierung an den syntaktisclien Eigenscliaften des Verbs fest. Katz (2001) geht den ersten Weg, Abuscli den zweiten.

Der semantische Ansatz hat ein Problem n i t F-Verben, das sich informell am Beispiel v o n ,,expect" folgendermafien beschreiben liisst. Eine plausible Seinantik fiir dieses Verb ist die folgende: ,,x expects P" ist wahr i n w zu t, wenn es in alien doxastischen Alternativen (wl,t ') von x in w ZLI t ein t' nach t gibt, so dass P in w ' ~ L I t' wahr ist.

Diese Semantik funktioniert fiir einen eingebetteten Infinitivsatz, hat aber ein Problem mit eiiigebetteten Priisensstitzeii wie in (7-26d). Da iinter Einstel- lungen die SOT-Regel greift, wird das eingebettete PrSsens iiiclit interpretiert. Der finite Satz bedeutet also dasselbe wie der Lnfinitivsatz. Dan-lit sollte der Satz aber gramniatisch sein. Der eingebettete Fut~~rsatz (7-26c) maclit auc l~ Scliwierigkeiten: er sollte zweimal in die Zukunf t versehoben sein, einmal durcli die Semantik, das zweite Ma1 c l ~ ~ r c l ~ das ,,willu im I<omplement. Katz lost das Problem, indein er Einstell~~ngsverben keine einstelligen Eigenschaf- ten von Zeiten einbetten liisst, so~idern Relationen zwischen Zeiten. Ich kanri hier auf den Ansatz nicht eingehen, da ich dazu welter ausholen mLisste. Ich betrachte hier Abuschs Alternative.

Abuschs Ansatz lauft letztlich darauf liinaus, dass F-Verben ein semanti- sclies Futur s~~bkategor is ieren .~~ In unsere Analyse iibertragen sellen Eintriige fur B- und F-Verben wie folgt aus:

l3 Priisens und Futur selien bei Abuscli allerdings vollig andcrs aus als bei uns. Das Priisens bedcutct iinser Ni~lltcmpus mit der Z~~salzkonventioii, dass clieses die Sprcclizeil in der Matrix bedeulel, im I<ompleiiieiilsalz clagegen durch cincn X-Operalor gebunden ist. Fur das Priisens wird die Variable 11 gew5hll. Fur das Futur gibt es zwei Varianten: SUB,: ?Ll'il.U.P((n,m)) uncl SUB.,: Wit.At.P([n,w)). Dcr Uiilerschiecl isl, dass im ersten Fall die Sprechzeil niclit mit zum F~~turinlervall gehorl, im zweilen Fall clagcgcn wohl. Der Satz ,,Gnido will visit Paris" ist analysierl als ,,n SUB1 Guiclo visit Paris", d. h. 3e[e (l ip) & Guido_visit_Paris(e)]. In eingebelkleii Siitzen wird 11 abgcbiiiiclcn. AiiBcrcIem muss das Gaiize iiocli intcnsionalisicrl wcrdon.

(7-28) a. believe: Semantik wie in (7-14). b. expect: Dieselbe Semantik, aber semantisches Futur wird subkategorisiert,

d. 11. das Verb hat das Merkmal *FUTc.

Dieser Ansatz setzt voraus, dass man i n einern englisclien Infirdtivsatz ein ko- vertes Futur habcn l a m , in einem finiten Satz dagegcn niclit. Die LF fiir (7- 26b) ware in miserer Theorie etwas wie das folgende Gebildc:

(7-29) PRES, expected [FUT IGuiclo to visit Paris]] :Â¥FUy

Der S a k ,,It is expected that Guido will visit Paris" hat i m Wesentlichen die- selbe Analyse.

1m Dc~~ t schen haben wir natiirlicli kcin Anlieb~~ngspassiv. Aber es gibt den interessanten Untcrscliied, dass der folgende Satz grammatiscli isl:

(7-30) Wir erwarten, dass Guiclo Paris besichtigt.

In der Tlicorievariante, die fiir das Deutschc ein kovertes FUT unter Priisens immcr erlaubt, konnen wir dieses auf SS einsctzen. Das Obcrflaclieiipriisens wird clann N ~ ~ l l t c m p ~ ~ s interprclieri, uncl cler Salz hat die folgende LF:

(7-31) PRES, wir erwarlen 0, ti FUT Guiclo Paris besiclitigt.

Es ist nicht ohne weitcres z u sellen, wic man hier ohnc kovertes FUT a ~ ~ s k o m - m e n soil. Wcnn Abuschs Theorie stimmt, brauchen wir a~icli iin Engliscl~eii ein kovertes Futur.

Ogiliara behauptet, dass Relativsatze i m Englischen der SOT-Regel unterlie- gen, was bedeutet, class ihr Tempus niclit interpretiert wird, wenn sie i m un- mittelbaren Skopus eines gleiclien seinantischen Tempus stellen. Fiir PAST/ PAST ist diese Aussage kaum ZLI veri fizieren, den11 man erliiilt alle gewiinsch- ten Lesarten, wenn man das Temp~ i s i111 Relativsatz deiktisch iiiterpretiert. Bin Standardbeispiel ist das folgencle:

(7-32) I-Iillary married a man who became president.

Der Zeitpunkt des Priisidentwerdens kaiui vor, walirend oder nach der Heirat sein. Der folgende Satz hat nun aber eine verschobene Lesart, die wir niclit durch ein eingebettetes deiktisclies Prasens erklaren konnen:

(7-33) John will meet a man who is holding a copy of L&P in his hand. (Ogiliara 1995)

Ich sehe so gut wie keine Chance, diesen Satz mit den Methoden der Merk- malsgrammatik als Merkmalsweiterpbe ZLI analysieren. Wenn das Prasens i m Relativsatz Gleichzeitigkeit mit der durcli ,,will1' eingefiilirten kiinftigen

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Zeit sein soil, muss das I<ontextmerkmal TRES+ von ,,is1' voni Semantiscl~en Praseiis des Matrixsatzes geclieckt werden und folglicli d a l ~ i kletterii. Icli sehe nicht, wie das moglicl~ sein soil, oluie die Merkmalsgrammatik zu trivia- lisieren.

Hier wollen wir mit K~~sumoto (1999) annelimen, dass der Relativsatz ein anapliorisclies Tempus cnthalt, das eine durcli ,,will1' geb~~ndenc Variable ist. Wir nelimen an, dass das anapliorische Tempus das ~u~interpreticrte Merkmal [pres] von ,,will1' unter Bindung erbt. Die Bindung kommt dadurch zustande, das ,,will" lokal QR-t wird. Hier is1 die I-Ierleitung der einscliliigigen LF:

(7-34) DS: PRES, [il will [it John buy [a [fish [WI-1, 0., h is alive]]]]] (mit 0, als anaphorischem Temp~~s)

=> QR von ,,willu PRESJi, will [il XI L t I , [it John buy [a [fish [WH2 0, I., is alive]]]]]]

[press [presl I

0. erbt das Mcrkmal [presj untcr Binclung => QR cles Objekts LF: PRES, [,,will X1 [a [fish [WI-I2 0, 1; is alive]]] L3 [, t i [,t John buy t3]]]

ZLI dieser Ableitung sincl die folgenden Kommentare angebraclit: 1. Das Finiturn ,,will1' subkategorisiert ein semanlisclies Priisens, hat also das

Mcrkmal [TRESi]. Es ist aber nicht dieses Merkmal, das unter Bindung vcrcrbt wird. ,,will1' hat niimlicli z~~salzlich noch das Merkmal [pres], das voii der Priisensend~~ng getragen wird (vgl. dazu die A ~ t s f ~ l i r ~ ~ n g e n in Ab- scluii tt 3).

2. Wir habcn liicr zuerst ,,willi' QR-t. Die Spur ist vom Typ i ~u id deswegen ist das A-Abstrakt vom Typ it. Das erste QR hat eine I<oiistit~~ente vom Typ 1 gescliaffen, an die wir das Objekt QR-en koruien.

3. Man kaiui nun naclirecluien, dass diese LF genau die korrekte Proposition ausdruckt, iiEimlicli ILw.3t3[t3 > tc & 3x[x ist ein Fisch in w, der in w zu ti lebt & John kauft x in w ~ L I ti]]. Dabei ist das scmantische Perfektiv nicht berUcksic1itig t.

Relativsii tze konnen also ein anaplioriscl~cs Tempus entlialteii, welches d~ircli ein Futur odes durc11 ein anderes Tempus gebunden sein kann. Relativsiitze konnen natUrlic11 aucli imiiier c i ~ i deiktisclies Tempus entlialten.

8.1 Kovertes FLI~LIS unter Modalen?

Die Gr~uididee dieses Abscluutts bestelit clarin, dass Modale die Eval~~ations- zeit weitergeben, also in gcwisser Weise die Zeit kontrollieren. Wemi unter ein Modal ein Accomplisliment odes eiii Achievement eingebettet ist, bcobachtet man aber immer die NZ-Lesart. Dies erklare icli durch die Annalime, dass man unter einem Modal stets cin kovertes semantisclics Futur eiiibetten darf, und zwar sowold in1 De~~tschcn als such im Englischen. Dabel 1st vorausge- setzt, dass wir im De~~tsclien ~u id i111 Eiiglisclien nus ein Priisens haben, niim- licli das punkt~~elle PRESc.

Indikativisclie Modale wollen wir iiacli der Tlieorie von Kratzer (1977) deuten, wonac11 ,,miissen" bedeutet, dass das Komplement des Modals aus der Modalbasis MB folgt, und ,,konneii" besagt, dnss clas Komplenient mit MB vcrlriiglicli ist. Gleiclizeitig bauen wir temporale Koiib'olle in den lexikali- scllen Eintrag.

(8-1) Moclale kamiMi, ~ l n d mussMij 11abcn den Typ (s(it))(il). a. [[mussMij]] = ?.W.?~.P~(~,)./U.VW'[W' e MB(t,w) -> P(w')(t)] b. [[IcaniiMB]l = ?i.~.?i.P~(~~)..?~t.3w'[w' e MB(l,w) & P(w')(t)]

Eine Modalbasis kann man sic11 als eine Variable vorstellcn, welclie mit einer Funktion belegt wird, die eincm Wclt-Zeit-Paar cine Proposition, also eine Menge von Weltcn z~tordnct. MB kann episteiniscl~ (,,Was wir wis- sen"), cleontiscli (,,was unsere Pflicht ist"), volitiv (,,was wir wollcn"), cir- c~~mstaiitiell (,,was die rclevanteii Fakten sind") usw. sein. Die Welten in MB(t,w) sind inetnpliysisclie Altenintiven von w zur Zeit t. Damit is1 gemeint, dass sie eine gei-neinsame Vergangenheit mit der aktuellen Welt w llaben. Ab t kann die Zukunft einer Alternativwelt eine andere sein als die der wirkliclien Welt. Eine epistemisclie Modalbasis kann man sic11 folgeiider- maBen vors tellen:

(8-2) MB(w,t) = Xw'.Vt'ft' < t & VPs(il)[P(w')(t') <-> P(w)(t')] &In w' sind ZLI t alle Propo- sitionen wahr, die wir w zu t wissen]

Der Begriff ,,i~ietapliysisclie Altcrnativc" geht auf Thoniason (1984) zurUck. Condoravdi wcist in verscliiedenen Papieren zur temporalcii Modaliliit dar- auf 11ii1, dass es iin Z~~sammenhaiig mit Modalitat immer urn mctapl~ysiscl~e Alternativcn gelit; sielie z. B. Condoravdi (2002).

ALE dieser Semantik ergibt sic11 sofort, dass ~111lcr Modale kein Temporal- adverb cingebcllet werden kann, das eine vergangene Zeil denotiert:

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Ariiini VOn STECHOW

(8-3) a. Caroline kann in Berlin sein b. "Caroline kann gestern in Berlin sein. c. ol<~aroline kann gestern in Berlin gewesen sein.

Die Analyse fur den ersten Satz ist ganz klar:

(8-4) I'RES,. [kanriMn [Caroline in Berlin sein]] = \w.(3w' e MB(t,.,w)) Caroline ist in w' ZLI t,. in Berlin

Die LF druckt die Proposition aus, class es mit dem, was wir zur Sprechzeit wissen, vertriiglicli ist, dass Caroline zur Spreclizeit in Berlin ist. Fur die lnter- pretation von (8-6b) ergibt sic11 aber sofort eiii semant'ischer Widerspr~icli:

(8-5) PRES,. [kannhIB fgeslern [Caroline in Berlin sein]]] = kw.(3w3 e MB(tpw)) &£_G, & Caroline ist in w' ZLI t,. in Berlin

Gc ist der Tag vor dem Tag, der tc enthiilt. Also kann dieser Tag niclit die Sprechzeit enthalteii. Wir erhalteii aber leicler aucli einen Wiclerspr~~cli fur den Fall, dass wir ein Temporaladverb einbetken, clas eine kih-iftige Zeit bezeich- net.

(8-6) a. Caroline kann morgen in Berlin sein. b, PRES,. [l<a~in[.,,~ [morgen [Caroline in Berlin sein]] j

= kw. (~w ' e &IB(k,.,w)) Led,. & Caroline is1 in ~ 4 7 ' ZLI tc in Berlin

Da Mc der Tag nach dem Tag ist, der die Sprechzeit entliiilt, ist die Iiiterpreta- tion ~insinnig. Weil aiidererseits Satz (8-4b) vollig nornial ist, mussen wir hier etwas uiiterne1iiiiei-i. Icli sclilage Folgendes vor:

(8-7) Koveries Futur 2 (De~~lsch, Englisch, . . . .) Unler einem Modal clarf man ein kovertes FUT einsetzen.

Das Prinzip ist vielleiclit dadurcli motiviert, class Modale einen Infinitiv sub- kategorisieren (in der Regel der O-Infinitiv), es aber im Deutschen und vieleii andern verwandten Sprachen keinen Iiifini tiv Futur gibt. Eine widerspruchs- freie LF fiir (8-4b) ist also:

(8-8) PRESc [ l < a ~ i n ~ , ~ ~ [FUT [morgen [Caroline in Berlin sein]]]] = Lw.(3wf e MB(tc,w))(3t > 6) t M,. & Caroline ist in w' ZLI t in Berlin

Die Information (31- > k) ... ist der semantische Beitrag des koverten FUT. Dan-lit ist der Widersprnch beseitigt. Der entsprecliencle Satz des Englisclien ist auch grammatiscli:

(8-9) Caroline may be in Berlin tomorrow.

Er wircl genau so analysiert wie sein deutsclies Pendant. Fur die Merkmals- vererb~~iig gibt es in dieser Konstr~~l<tion kein Problem: das voii ,,l<aiin" sub- kategorisierte Merkmal [INF] wird an das koverte FUT zugewiesen und von dort an die eingebettete VP weitergeleitet nacli MTR2.

Die Analyse sagt voraus, dass priisentiscl-ie Modale im. Skopus ekes ko- verten Futurs stelien koiuien:

(8-10) a. In einem Jahr kamist d ~ l das verstelien. b. In einen Jahr wirst du das verstelien l<omien.

Beide Siitze 1iabei-i die Fiiliigkeitslesart, die sic11 paraplirasieren liisst als: ,,In eineni Jalir wirst du die Feiliigkeit liaben, das zu verstehen." Dicsen Siiui kaiui man niclit gut ausdrLicken als: ,,DLI hast die Fiiliigkeit, das in ekem Jahr zu verstehen." Der Status von ,,konnen" in (b) zeigt an, dass ,,l<o~uien" im Skopus von ,,wirstl' ist. Unsere Tlieorie erlaubt die i"olgcnc1e LF fur (a):

(8-11) PRES,, [& ti [FUT [in ei~iem Jahr(ti) [kannst [ ~ L I das verstelien]]]]] = \w.3t,[tl = t & 3t2[t2 > t, & h ist ein Jahr spiiter als ti & ~ L I kannst das in w ZLI

t7 verstehen]]

Wir liaben hies PRESc QR-t, urn den temporalen Parameter dcs Dislanzad- verbs ,,in eincm Jahr" zu b i i ~ d e n . ~ ~ Im Englisclien kann man diese Lcsarl niclit liabcn. Man benotigt die komplizierle Paraphrase:

(8-12) In a year, you will be able to understand this.

Wir sind liier von dcr A~inaliiiie ausgegangen, dass das deutschc Priisens die p~~i ik t~ie l lc Bedeutimg PRESc hat. Fur clas Deutsclic konnen wir nun die Regel fur das relative FUT eliminiereii, indcm wir als Pri iscnsbcde~~l~i~ig PRESn wiililen. Die betracliteten I~onstrul~tionen lasseii sic11 daiui wie folgt aiialysic-

(8-13) a. 'TRESn [l<annhiii [gestern [Caroline in Berlin sein]]] b. o K ~ ~ ~ ~ n [kannhin [morgen [Caroline in Berlin sein]]]

(b) bedeutet nun, dass cs einc niclit vcrpngene Zeit in Morgen gibt, zu der Caroline in Berlin sein kann. Wir brauclien also kein kovertes Futur. Fur das Englisclie f~~nktioniert das niclit, weil diese Spraclie iiur das p~~iiktuelle Prii- sens kennt. Man konunt mit den Fakten des Englisclien aber zureclit, wenn man die Semantik der Modale so formuliert, dass diese ein relatives Priisens von dcr Art des deutsclien PRESD einfuliren. Genau dieses niacht Con- doravdi.

8.2 Condoravdi (2002)

Condoravdi hat ein System fur das Englisclie entwickelt, welclies ohne kover- tes Putur uiiter Modalen auskoinmt. Die Grundidec bestelit darin, dass Mo- dale nicht einfacli die Evakialionszcil ,,l<oiitrolliere~i", sondern die Evaluati-

"I Stechow [[in einem (2003). Jahr]] = X.w.kl.kllit.XI'.l' is1 ein Jalir spiiter als I & P(18). ZLI dieser Analyse, vgl.

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onszeit in die Zuk~mft verliingern L U I ~ von diesem Interval1 dm11 die modali- sierte Proposition aussagen. Die korrekte temporale Orientiemng ergibt sic11 aus einem in das Modal eingeba~~teii AT-Operator, der in gewisser Weise die ,,location time" von Kamp & Reyle (1993) naclispielt. Die Te~~~poralsema~~til< ist in diesem System ganz anders aufgezogen, eher im Stil von Kratzer (1978), Fabricius-Harisen (1986). Abusc11 (1998'). wobei Condoravdi nus die letzte Ar- beit kennt. Ic11 stelle hier das System kurz vor.

Die lexikalisc11e11 Eintrage fur States und Eventive ~~nterscheiden sic11 for- mal nicht. Man i i ~ ~ i s s Stative von Eventiven wold durch die Homogenit~ts- eigenschaft ~~nterscl~eiden. Hier sind zwei Eintriige:

(8-14) a. Ede sick: XwXe [EDE_SICK(w)(e)] Stale b. Ede win: :Uvk [EDE_GO_HOME(w)(e)] Accomplishment

Die logische Spraclic is1 extensional, und Siitze werden als Mengen von Wel- ten interpretiert. Das Typensystem ka1111 man sic11 ansonstei-i genau wie unse- res oben vorstellcn. Eine wesentlicl~e Zutat des Systems ist dcr AT-Operator:

3c[P(w) (c.) & ~ ( e , w) C t\ if P is cvriit,ivc: [J9] AT(t, 711. I)) = 3c[P(w)(c) & 7(c, w)ot] i f P is stiit,ivc

P(w) ( t ) i f P is t e m p o r a l

Der erste Pall ist genau das, was wir als semantiscl~es Perfeldiv bezeichnet haben. Die beiden andere11 Falle liaben wir nicht ~~i~terscliieden. Das l'r$sens besagt, dass e h e teil~porale Eigenscllaft von der Sprecllzeit ,,now'' ausgesagt wird, die ein sehr lc~~rzes Interval1 ist.

2 PRES: \P\w [AT(iiou), 111, P)]

Das System liefert sofort eiiien erwtinschten Kontrast fur das Engliscl~e:

(8-15) Ede is sick: PRES (EDE-SICK) = ?bw3e[EDE_SICl<(w)(e) & r(e,w) ' now]

(8-16) ?Ede goes home: PKES (EDE-GO-HOME) = Xw.3e[EDE_GO_HOME(w)(e) & r(e,w) c now]

Unter der Aiu1alu11e, dass Eventive keine punktfori11ige1-1 Ereignisse sii~d, kann man den zweiten Satz nic11t sagen.

Modale s h d mm nach dem folgenden Schema gebaut:

[t,_) stel11 hier fur ein hitervall, das links gescl~lossen ist - t gehort also dazu - recllts aber offen ist, d. 11. das sic11 in die gesamte Zukunft erstreckt. In a11derei1 Asbeiten fiu-idet sic11 dafur die Notation [I., a). Wenn wir die Proposition EDEGOHOME modalisieren, erhalten wir:

(8-17) Ede may go home: PRES(MAY(EDE_GO_I-IOME)) = \w3w' e MB(w,now) & AT([now,_),w',EDE_GO_I-IOME) = A.w.3~' e MB(w,now) & 3e[EDE_GO_HOME(e)(w') & i:(e,w') c [now,_)]

Das Ereignis ka1u1 ill eiiier zu@nglichen Welt mit der Sprecllzeit beginnen, was wohl nicht richiig ist, aber wir wollen nicht ZLI kleinlich sein. Das Modal stellt sicher, dass der Vorgang in der Zukunft stattfii-idel. Temporale Rahinen- adverbien werden als Name11 fur Zeiten aufgefasst, die mit der lokalen Eva- luationszeit gesclinittcn werdenl':

TOMORROW wird vollig analog definiert. Aus der Semantik ergibt sicll, dass das Adverb direkt Gber der VP eingesetzt werdeii muss:

(8-18) Ecle may go home tomorrow: PRES(MAY(TOMORROW(EDE_GO_HOME))) = k w . 3 ~ ' e MB(w,now) & 3e[EDE_GO_HOME(e)(w') & r(e,w') c: [now,-) n to- morrow]

Um das System, ZLI vervolls tandigen, fiige ich noch Condoravdis Bel~andlung cles Perfekts L U I ~ des Past hinzu. Sie bezeichnet mit E,,,,̂ die Menge der Ereig- nisse, die in w vorl<o~lullen L U I ~ deren Laufzeit in t enthalten ist. Es gibt da~ui noch den folgenden Hilfsbegriff der Instanzier~ing einer Eigenschaft.

(8-19) INST(P,w,t) gdw. (3e e P(w)(e), falls 1' eine Eigenschaft von Event~~alitiiten ist, und P(w)(t), falls P eine temporale Eigenschaft isl.

Die Regeln fur Perfekl imd Past sind nun die folgenden:

[dl] PERF: ,\PAiu,\t3l1 [t' -< 1 $2 AT(?', 111. P)]

Die Semaiitik fur das Perfekt ist fur das Englischc zu stark, wen11 man die Relation ,,<" als zeitliche PrZzedenz intcrpreliert. Man mochte fur den Satz

(8-20) John has lived in Boston for 10 years.16

die ,,Extended Now1'-Lesart haben, in der das Perfekt die Sprechzeit ein- schliefit. Dies kann man erreichen, indem man die scl~wiichere Perfektrelation * wiihlt, die wir oben eingefuhrt haben. PERF ist jedenfalls ein Relativtemp~~s. Past ist dagegen ein absolutes Tempus, welches eine Eventualitiit in der echten

l 5 So eine Regel findet sic11 bereits in Kratzes (1978). Concloravdi hat sie von Abuscli (1998) Libemommen.

l 6 In Condoravdis System k6nnen wir ,,tor 10 years" analysieren als WA~\~U.VI ' [~ ' t -> INST(P,w,t3)]. Das ist die Scmanlik von Dowly (1979).

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Vergangenheit lokalisiert. Es ist klar, dass man PERF unter Modale einbetten kann, z. B. in deni folgenden Satz:

(8-2'1) Bill must have been drunk yesterday. PRES (MUST(PERF(YESTERDAY(BILL_BE_DRUNI<)))) = M t [ t < now & Vw'[wn e MB(w,now) -> 3c[BILL_BE_DRUNK(w')(e) & ~(e,w')

[t n yesterday]]]]

Das funktionierl alles sehr gul, und es sielit so aus, als seien wir das lcoverte Futur i n diesem System losgeworden.

Fiir das Deutsche kommeii wir unter der Aiu~alime, dass wir ein PRESD zur Verfiigung liabeii, mil der striklcn GZ-Orientierung v o n Moclalen aus.

8.3.1 Inclikativisclie Kondiiionale

Z u m Abschluss rede icli iiber die T e m p ~ ~ s i n terpretation in Kondi tionalen. Wir beginnen mil indikativischeii Kondilionalen. Es gibt einc Tradition, dicse als modalisiert anzusel~en, auch wenn kcin Modal siclitbar ist. Kralzer (1978: 414) nimmt fiir solclie Falle ein kovertes MUSS an. Die Temp~~svertei lung dcs Eng- lisclien sprichi fiir Modalisierung.

(8-22) a. If it rains tomorrow, we will stay at home. b. Wcnn es morgen regnet, bleiben wir zu Hause.

Wir miissen den englisclien Salz mil ,,will1' i m Hauplsatz iiberselzeii, koiuien i m Nebensalz aber ein Prasens liaben. Wenn wir ,,will1' als Moclalverb auffas- sen, lcoi~~ieii wir das PrSsens i m Nebensatz als semantiscli leer auffassen. Die Analyse des englisclien Saizes ware also elwas wie das Folgende:

(8-23) PRES, willfu-prcs] [if 0 it rains[u-pres] tomorrow] we stay at home

0 ist l-iier ein N~~ l l t empus , wclclic das Tci~ipusiiierkmal v o n PRES erbt. In Coiidoravdis Tlieorie konnlcn wir ,,willr' als zweistelliges Modal auffassen, das den if-Satz als erstes Argument nimmt:

Der Satz wiirde daiui analysiert als:

(8-25) PRES ((WOLLi,,ip(TOMORROW(l<AIN))(WE_AT_HOME))

Das lJr5sens i m Antezedens des Konditionals wird also niclit interpretiert. Man beachte, dass wir die Temporaladverbien in I-Iaupt- und Nebensatz be- liebig variiereii kon11e11, Haup tsache, beide Adverbien bezeiclinen eiiie k k f - tige Zeit:

(8-26) a. If it rains tomorrow, we will go out today. b. If it rains today, we will go out tomorrow.

Diese Metliode maclit weseiitlicli von der interselctiven Seniantik fiir Teinpo- raladverbien Gebraucli. Icli eriniiere clasan, dass bei Abuscli und Condoravdi TOMORROW(P) auf eiii Iiitervall t zutrifft , weiin P auf tomorrow n t zutrifft . Deswegen kaiui fur das voii WOLLMg eh-igefulirte Interval1 [t,r) gelten, dass die clurcli den Hauptsatz ausgedriickte Eigenschaft Q auf tomorrow n [t,r) zutrifft und die durcli den Nebensatz ausgedriickte Eigenschaft P auf today n [t,r). Mit meiner Adverbialsei~iantilc wiirde die Modalisier~~iig iuclits iiiitzen, deim bei mir trifft TOMORROW(IJ) auf ein Intervall t zu, wenn t tomorrow ist. Aber ein durcli W O L L eingefulirtes tntervall kann niclit sowolil in lieute als aucli i n morgen sein, selbst wenn das Interval1 klein ist uncl niclit so eui langes Intervall, wie bei Ab~~scli/Coiidoravdi. Wenn die eben formulierte Se- maiitilc fiir WOLLMg also funletioniert, so hat das iuclits mit cler Modalisie- rung zu tun, sondern mit der Analyse der Temporaladverbieii.

Fur das Deutsche koiinen wir e h lcovertes MUSS annelu~ien, welches GZ- orientiert ist.

(8-27) Kovertes zweistelliges MUSS (Typ (sit)((sit)(it))) [[MUSS,i,in]] = \w\P\QU.(Vw' E MB) 13(w')(t) -> Q(w')(t)

Overtes zweistelliges ,,ii-i~~ss'' hat dieselbe Semantilc, und ,,leami" ist natiirlicli eui Existenzquantor. Satz (8-22a) liatte daiui die folgende LF:

(8-28) PRES,, MUSS(wenn 0 es morgen regnet)(wir zu I-Iause bleiben) = M t [ t D tc & (Vw' E MB,,,?)[es regnete in w' zu tnmorgen + wir bleiben in w' zu t daheim]]

Hier ist niclit gesagt, ob wir morgen odes lieute zu Hause bleibeii, soiidern iiiir, dass wir nacli der Spreclizeit zu Hause bleiben. Das scheiiit inir richtig.

Die Behandlung vo11 inodalisierten iiidikativen I<onditionalen funlctio- niert nacli dieser Metliode reclit gut und erlclart, wieso wir das Tempus in der Restriktion ignorieren koiu~eii. Koiuien-Konditionale fuiiktioiiieren ebenso.

(8-29) a. Wenn Ede heutc krank ist, kaiu~ er aucl~ morgen krank sein. b. If Ede is sick today, he might be sick tomorrow as well.

PRESn [[kann[prcs] wcnn 0 Ede heute krank ist] Ecle morgen krank sei111

I-Iier ist die przzise LF dazu:

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3t t D tc & 3w'[w1 e MB(t)(w) & Ede ist krank w' ZLI t n lieule & Ede ist krank in w' t n morgen]

Da die GZ-Orientierung der Modale beibeliallen ist, sind die folgenden Satze sclilecli t:

(8-30) a. "Wen11 Ede hcule krank ist, kami er aucli gestern krank sein. b. "If Ede is sick today, lie might be sick yesterday as well.

Wenn wir ein of fenes Perfekt i m Hauptsatz liaben, ist wiecler alles in Ord- 11Luig:

(8-31) a. O1'wenri Ede lieute krank ist, kann er aucli gestern krank gewesen sein. b. O1'lf Ede is sick today, he might have been sick yesterday as well.

8.3.2 Kontrafaktische Konditionale

Die temporale Orientierung von kontrafaktisclien Konclitionalen ~lnterscliei- det sic11 niclit von der Orientier~~ng indikativisclier Konditionale, aber die Morphologie ist und ~~rclisiclitig, und die Literatur ist dementsprecliend kon- trovers.

In den meisten e~~roptiisclien Spraclien finden wir i m Nebensatz eiii Pra- teritum und i m Hauptsatz l<onj~~iil<tivisclies Modal , , l<o~~~i te" / , ,w~rde" . Es liandelt sich uili den I<onj~~nktiv des Praterihims. Von dieser Beobaclit~uig ausgeliend hat Jatridou (2000) die These aufgestellt, dass das Priiteriturn fiir die Kontrafaktizitat verantwortlicli sei. hgendwie soil uns dieses Tempus i n andere Welten bringen. Ippolito (2003) kniipft an latridou an, meint aber, das Past in einem Co~~nterfactual s t k d e fur ein semantisclies Perfekt. Ich kann wecler den einen noch den anderen Vorscl~lag naclivollzielien und gehe des- lialb liier niclit weiter d a r d ein. Condoravdi hat mh' iliren Vorsclilag i n Con-

doravdi (2003) dahingelieiid erleiutert, dass ko~itrafaktisclies ,,would" etwas bedeutet wie ,,es war so, dass es jetzt seiii wird". Die Idee ist, dass man in. die Vergangenheit z~~riickgelit und dort ein zweistelliges WOLLMg auswertet. Iii einein solchen Vorschlag sollte daiui der folgende Satz etwa die folgende LF liabeii:

(8-32) If Ede drank today, he would be sick tomorrow. PAST WOLLkIn [if Ede drank[past] today] [he be sick tomorrow]

Das Tenipus i m Nebeiisatz kann niclit interpreiiert sein. Die LF wiirde dami ~u ige fa l~r bedeuten: ,,Es gibt e k e Zeit in der Vergangenheit, so dass es in allen metapliysisclien Alternativen ~ L I dieser Zeit, die einc plausible Z L I ~ L I I I ~ ~ liaben und i n denen Ecle lieute trinkt, so ist, dass er morgen krank ist." Soweit icli es bcurteilen kann, is1 dieser Vorsclilag bislier niclit i m Detail ausgearbeiiet wor- den. Eiii Problem, das es ZLI losen gill, bestelit darin, dass in keineni der beiden Argumente v o n W O L L M p ein Te~nporaladverb gewalill werdeii darf, das cine Zeit bezeicluiet, die vor der Spreclizeit liegt, d e i u ~ Seitze wie die folgenden sind uiigrammatiscl~.

(8-33) a. *If Ede drank yesterday, he would be sick today. b. ^If Ede drank yesterday, he would be sick yesterday.

Diese Beispielc zeigen, dass kontrafaktisclies , ,wo~~ld" genau wie die andereii Modale eine GZ- ocler eine NZ-Orientier~~ng hat. Mit aiideren Worten, das Modal muss belianclelt werden, als ware es i m Skopus eines se~~iaiitisclien Prasens. Und so belianclelt es Condoravdi aucli de facto. In ilu'em Papier ist , ,wo~~ld" ein Modal mit den Merkmalen [present] und [subjunctive]. Das erste Merkmal ist unser [LI-PRESJ iuid das zweite Merkmal besagt, dass das Modal eiiie met'apliysisclie Z~~@nglichkeitsrelation hat. Strukturell laufi mein fol- gender Vorsclilag auf dasselbe l i i~ia~is .

1111 De~~tscl ien ist die Zeitenfolge fur ,,wurdel'-I<oiiditionale noch un- d~~rclisiclitiger als i m Englisclien. Wir konnen vier verscliiedene Kombina tio- nen v o n ,,ware" und ,,wiirde1' liaben, die alle dasselbe bedeuten:

(8-34) a. Wenn Ede lieute tranke, ware er morgen krank. Konj. II/Konj. I1 b. Wenn Ede lieute trinken wtirde, ware er morgen krank. wtirde/Konj. I1 c. Wenn Ede heute tranke, wiirde er morgen krank sein. Konj. II/wiirde d. Wenn Ede lieute trinken wiirde, wiirde er morgen krank sein. wurde/wiirde

Genau wie im Englischen kann man weder in Haupt- iiocli in Nebensatz ein Temporaladverbial l~aben, das eiiw vergangene Zeit bezeiclinet. Wahrend Ja- tridou meiiit, dass der Konjunktiv luer iiiclits bedeutet und die Kontrafaktizi- tat v o m Priiteritum her kommt, verfolge icli liier die Lirde, dass das Priiterit~uii hier nichts bedeutet, der l<onj~~nktiv a m Modal aber Kontrafaktizitat, also Le- wis' ~li~iliclikeitsrelation signalisiert. Da die I<onj~~nl<tiv 11-Form iin Neben-

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satz mit ,,wiirde1' ausgetauscht werden kann und nichts bedeutet, bedeutet ,,wiirdel' im Nebensatz auc11 nicl~ts. Diese Analyse wird such durcll Neben- siitze von ,,l<onnte"-I<onditionalen gesttitzt, bei denen man im Nebensatz ebenfalls ,,wiirdel' neben der Konjunktiv 11-Form findet.

Hier ist eine LF fur einen l<ontrafal<tiscl~en Satz der ,,wiirde/wiirder'-Vari- ante.

,,wiirdel' selegiert drei Argumciite, wie man dcr Merkrnalsstrul<t~~r ablesell kcinn: ICON] gel11 an den ,,WCIUI"-Satz, INF gel11 zum Hauptsatz und PRES wird dem semantischen Prasens zugewiesen. Der ,,wennl'-Satz hat wieder eui 0-Tempus, wclches das Mcrkmal [pres] vom Matrixtempus erbt.

Diese LF bedeutei ungefil~r Folgendes: ,,In den niicl~sten Welten, die cine gemeinsame Vergangeiiheit mit unserer l~aben und in denen Ede 11eu te trinkt, ist er morgen krank."

Die Bedeutung der kontrafaktiscl~en Modale analysiere ich nac11 Stalna- k e r / ~ c w i s ' ~ wie folgt:

Dabei ist SIMI,,,l folgendermafien definiert.

l7 Cf. Lewis (1973).

(8-37) SIM is of type s(i((s(it))(st))). SIM\,,t(P) =(w': w' - , w & P(w')(t) & ~ v , ~ " [ T \ T " - w & P(w")(t) & w <ã ~ , 7 ' ] ] . ~ ~

<Ã ist Lewis' Relation der komparativen Ahnlicl~keit zwischen Welten L U I ~ w' - , w besagi, dass w' und w bis zur Zeit t e k e gemeinsame Gescluchte haben, also metapl~ysiscl~e Alternative11 im Sin11 von Condoravdi bzw. Tl~omason (1984) sind. SIMwt ist also Condoravdis MBw ergiinzt durc11 Ahnlicld<eit. Ich dcnke tibrigens, dass diese Analyse genau die Intentioneii v o i ~ Lewis (1986) wiedergibt.

Kol-itrafaktiscl~e Kondiiionale ohnc offenes ,,wiirde" werden genau so a~~alysiert. Man 11inu11t ein lcovertes WURDE m. Hies ist die LF fur die 1Conj. II/I<onj. 11-Variante.

Die kompositionale Semantik funkiioniert jeclenfalls einwandfrei. Kontrafaktische Konditionale, die liber die Vergangenllcit reden, erhiilt

man, indem man ,,wiirde"/,,konnte" unter ein Perfekt einbettet. I-Iier entsteht fur das Deutsche sofort eine weitcrc Undurcl~sichtigkeit durcll den Urnstand, dass ein Modal unter ,.haben1' nicht als Partizip realisiert wird, sondern als Ersatzinfinitiv.

(8-39) a. Wenn Ede gestern getr~~nken hatte, hatte er heute krank sein konnen. b. Wenn Ede geslern ~jetrnnken haben wiirde, liiitte er lieutc krank sein kosuien.

Cf. Condoravdi (2002) und [ppolito (2003)

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Diese ICons~r~~l~i ion ist in mchr als einer Hinsiclit merkwiirdig. Der Konj~~i ik - tiv wird n u n niclit mehr v o m Modal selegieri, sondern v o m Perfekt Auxiliar. A~~fierclcili wird i m Nebeiisatz weder ,,liaben" noch ,,wiirde1' semantiscli iii- terpretiert. Die beiden Auxiliare kodieren in gewisser Weisc den Koiij~uil<tiv P l~~sq~~a i~ iper f e l< t . lch gebe gerne zu, dass icli liier viele Details niclit verstehe, aber z~~iliinclest ist die semantisclie Ko~lipositioii d~~rclisiclitig.

J11 diesem Aufsatz liabe icli vers~~cl i t , die temporale Orientierung v o n Einstel- l~~ngsverbeii und Modalen auf mogliclist eiiifaclie Weise ~ L I analysieren. Die angesproclieiieii Fragen sind real L L I I ~ elementar ~ u i d konnen sclioii beini er- sten Zugang zur Seinantik der natiirlichen Spraclie niclit vernaclilSssigt wer- den. Icli bin iiberall au f ~uigekliirte Probleme gestofien. Die verwirreiide For- scli~~sigssit~~atioii auf diesem Gebiet liegt meines Eraclitens daran, dass sicli Syiitaktiker fiberliaupt ~ucl i t inn die semantisclie Interpretation kiimmern uiid Semantil<erii der Z~~saniiiienhang ilirer Formeln mit der Syntax der nattirli- clien Spraclie gleicligiiltig ist. Syntax ~ u i d Semantik miissen aber tiber eiiie Schnittstelle (der Ubergaiig zur LF) z~~saiiiiiiengebracht werden, ~ u i d dam1 werdeii die konzept~~ellei i Probleiiie evident. Tcli liabe einiges an Litera tur von Forscherii zitiert, die sicli ernsthaft in diesem Sinn mit den aiigesproclienen Fragen bescliaftigt liaben. Vie1 an Literatux, das mir bekannt ist, ist niclit er- wSlint. Der gewiililte semantisclie Ansatz ist sells ehfacl i und konventionell.

Icli arbeite mit einer mogliclien Welteii-Semaiitik, uiid Verben liaben Welt- ~ u i d Zeitargumente, ~ u i d das Te i l i p~~s ist das letzte Argument des Verbs. Ich haste das ffir riclitig.

Es kami aber sein, dass die Interpretation voii Teiiipora komplizierter ist, als liier vorgescldagen. Z . B. koiuiteii das F L I ~ L I ~ ~11id such die Vergaiigenlieits- teiiipora grofie Iiitervalle bezeiclinen voii der Art, wie sie Abuscli und Coil- doravdi ben~~ t ze i i . Eiiistell~~iigsverbeii liabeii die Eigenschaft, dass sie fiber Zeiten q~~aiitifizieren, woraus sicli ergibt, dass die Perspektivzeit eiiies eiiige- betteteii Satzes menials an der Spreclizeit festgemaclit sein kann. W e n n das ICosiiplement ein sclieinbar deiktisclies T e m p ~ ~ s hat, muss dieses semantiscli leer sein. Ein Relat ivtemp~~s wie i m Japanisclien ist naturlicli i m Komplement moglich. In. SOT-Sprachen gibt es ffir die Wolilgeformtlieit eisien ICoiigr~~enz- meclianism~~s zwisclien Matrixteiiip~~s und eiligebettetem Tempus, den icli clargestellt liabe. Teilip~~sl<oiigr~~eiiz wurde mit Kratzer (1998) auf Kontrolle zurC~ckgefCdirt, also auf die Eigenscliafteii v o n eingebe ttetem Nulltempus 0 = PRO. Damit stellt sicli die scliwierige Frage, wie Einstell~~~igsverbeii mit ver- scliiedener temporaler Orieiitier~mg beliandelt wercleii solleii. Icli habe hies den syntaktisclien Ansatz von Abuscli gewiililt, cler voii der Aiiiialiiiie aus- gelit, dass eingebettete Infinitive ein kovertes F L I ~ L I ~ l ~aben koiuien, clas daiui sy~itaktiscli v o m Einstell~~ngsverb selegiert wird. Das ist keine selir elegaiite Metliode, aber vielleicht die riclitige.

Bei Modalen liegen die Verhiilhiisse anders. Die Modallogik analysiert Modalverben als Q~~an toren fiber Welten. Die Frage stellt sicli danii, wie der Zeitparameter eiiies eingebetteteii Infiiiitivsatzes iiiterpretiert wird. Icli liabe diese Komplemente praktiscli geiiau wie andere teiiip~~slose ErgSnz~~ngeii, z. B. Adjektive, a i - ~ a l ~ s i e r t . ~ ~ Die Zeit cles iibergeordneten Priidikats wird ein- facli iibernommen. Weiui man das so macht, muss man die mogliclie NZ-Ori- ent ier~~iig eiiies Modals durcli Einsetzung eiiies koverten F L I ~ L I ~ S erreiclieii. Deiiigegeniiber stelit der seniantisclie Orieiitier~uigsansatz von Condoravdi. Da man ein kovertes Futur oliiieliin fur das Deutsclie brauclit, scliien niir die- ser selir eiiifaclie Ansatz der @iiistigere ZLI seiii.

Quer ~ L I diesel1 Betraclit~~iigen liegt die Frage, wie man das Auxiliar ,,werden" bzw. die englische Variante beliasideln soil. Man sollte die Frage

l9 Man betrachle eliva die folgenclen Siitze: Er linttc cine /1ii6sclie/l'riil1cr liii6sclie/sptiler sklier hilbsclie Tocliter Die einschl2gigen Bedeutungsregeln ohne Weltargument clafiir sincl: [[l~iibscl~e]] = ?ixXt.x ist hiibsch zu t; [[Tochter]] = M t . x ist cine Tochler 211 t; [[cine]] = XP;,(i,lXQc(i,,?.l.(3x)[P(x)(t) & Q(x)(t)j. Damit liaben die Siitze die folgenden Bedeutungen: (3t < LC) (3x)[Tochter(x)(t) & hiibsch(x)(t) & haben(x)(er)(t)]. Die Aclverbien k6nncn clan11 noch die gebi~ndene Zeil des Acljektivs verscSiieben, also: [[friihcr]] = ?J\;(itl^A131'[l' < I & P(x)(t)]. Die Variante mit ,,flu- her" bedeulet da1u-i: (I t < &) (3x)[Tochter(x)(l) & 31'[tt < t & lifibsch(x)(t')] & liabcn(x)(er)(l)1. Vgl. zu dieser Behandlung von Adjekliven l<i~sumolo (1999: Kapilel2).

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wohl in1 Z~~sainmenhang mit Konditionalen angehen. Es sieht so aus, cds konnte oder miisste das Tempus im weiu-i-Satz eines ,,werden" oder ,,wurde1'-Koi~ditionals semantisch leer sein. Wenn man ,,werdeni' als ein zweistelligcs Modalverb auffasst, ergibt sich dieses Faktum wold aus der Tat- sache, dass Moclale das Tempus in der Restriktion imnier ignorieren. Mit der Methode Condoravdi/Ab~~scl~ quantifiziert ein zweistellige Modalverb un- eigenlliche Zuki~nfte, also Intervalle der Form [t,r). Das temporale Verhiil hlis zwischen Haupt- und Ncbensatz wird durch Adverbiale in beiden Satzen geregelt. Es sollte in diescr Konstr~~l<lioi~ jedenfalls niir ein seniantiscl~es Tempus geben.

Die Analyse von l<oi~lrafal<tiscl~ei~ IConstruktionen is1 nach wie vor nicht bcsonders klar. Es gibt Vorschliige in der Literatus, den Konjunktiv PrSlerilum in ,,wLirde"/,,wo~~ld" mil einem Vcrga~~gciilieilslei~~p~~s in Vcrbindung zu bringen. Soweil ich es iiberblicke, bellandeli1 die funl<lionierendcii Vorschliige abcr ,,wiircle" als eiii Modal im Psiisens, welches das Tempus seiner Reslrik- lion nichi interpretiert. Tell enlwickle einc Analyse in diesem Sinne. Die Ana- lyse zeigt, wic uiicl~~rclisicl~tig die cleutscl~e Koiislr~~ktion is[. Ich kenne aber keinen Vorschlag, cler synlaktisch uncl semanttscli iilinlich detailliest ausgear- bcitel ist. A11 dieser Stelle und vielcn ancleren des Papiers kann nian also wei- terarbci ten.

Seinniitisclies mid niorpliologisclies Tempus

(10-1) Interpretationsprii~zipiei~ (mit Do~~~iinei~bescI~EU'Lk~~i~g) 1. Lexilcon. Welux a ein lexikalischer Baum ist, dam1 ist

[[u.]] g,c = [[a]] d. 11. die im Lexikon festgelegte Intension. 2. Variablenregel. Sei (p ein Baum der Form £,I wobei £ eine Varia-

ble ist. Dam1 ist [[(p]] g,c = ?Lw.g(£,) d. 11. eine konstante Intension. 3. Fui~ktioi~alapplilcatioi~ (= FA).

Wenn a ein verzweigender Baum ist, dessen Tochterbiiume aus ei- nem Funktor P vom Typ ab und einem Argument y vom Typ a be- stehen, dann ist

T.w: w 6 dol~l([[yll g,c) & [MI g,c (w) doll~([[Pll g,c ( ~ 1 ) . [[PI] g,c

w)([[ylI g,c(w)) 4. Intensionale FunlctionalappliScation (= IFA)

Wenn a ein verzweigender Baum kt, clessen Tocliterbiiume aus ei- nem Funktor vom Typ (sa)b und einem Argument y vom Typ a bestellen, dann ist

[[all ̂ = ^w: [MI g,c 6 do111[[PIl ( w ) . [[PI] g,c(w)([[yll g,c(w)) 5. Pradikatsinodifikation (PM). Sei (1) ein Baum vom Typ at, dessen

Tochter a und P such diesen Typ liaben. [[(I)]] g,c= h: W 6 d~lll([[~.]]] g,c) n d0111([[(3]]] g,c).[k~ E Dg: X 6

d o ~ ~ l ( [ [ ~ l l l ^ (w)) n dolll([[Pll g,c).l[~lll g,c (w)(x) & [[PI] g,c(w)(x)l 6. Abstral<tionsregel. Sei (11 ein Baum mit denTochtern und a, wobei

£ eine Variable vom Typ a und a ein Ausdruck vom Typ b ist. Dam1 ist

[[(I)]] g,c = ̂ -w Ds.^.x: x e Da & s 6 dotll([[u.ll g~5/xlrc). [[all g[;;/~~,c.

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