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Liebe Mitglieder des Sennestadtvereins, wir haben Grund zur Freude, denn der Strothbachwald wird endlich und endgültig als Naturschutzgebiet aus- gewiesen! Jahrelang haben Mitglieder des Sennestadt- vereins darum gekämpft. Wir haben gemeinsam mit Naturschutzverbänden für den Erhalt des Strothbach- waldes demonstriert, haben die Öffentlichkeit informiert, Politik und Verwaltung mit Stellungnahmen und Anfra- gen »genervt«; wir sind aber auch auf die Firmenleitung von Wahl & Co zugegangen, um »die andere Seite« ken- nenzulernen und unser Bild abzurunden. Die Gespräche mit Herrn Wahl-Schwentker haben unsere Sicht der Dinge nicht erschüttern können. Für uns gilt unumstößlich: Der Strothbachwald ist eine der ökologisch wertvollsten Waldparzellen Bielefelds, die unmöglich durch Neuan- pflanzungen ersetzt werden kann. Dieser Wald mit altem Baumbestand beherbergt geschützte und gefährdete Höhlenbewohner, denen kein Umzug in benachbarte Wälder möglich ist und ver- dient deshalb Schutz vor wirtschaftlichen Interessen! Und er ist Teil des Evessel- bruchs, der ebenfalls in den Fokus der Firma Wahl & Co geraten ist. Wir werden wachsam bleiben müssen, denn auch das Evesselbruch ist unersetzlich. Ist es doch wichtiger Teil eines Biotop- verbundes, der als einer der letzten Freiraumkorridore das Weserbergland mit der Westfälischen Bucht ver- knüpft. Sie sehen, der Sennestadt- verein mischt sich ein! Er bezieht klar Position – auch bei Sachthemen mit politi- scher Relevanz. Dabei ver- hält er sich parteipolitisch immer neutral, nicht aber in der Sache. So war es beim Strothbachwald und bei der Stadtbahnlinie 5 und so wird es auch künftig sein. Dem Vorstand des Sennestadtver- eins ist klar, dass dies auch kritisch gesehen wird und hat sich trotzdem dafür ent- schieden, Flagge zu zeigen. Wir leben »Gott sei Dank« in einer Demokratie, und die lebt von Meinungsfrei- heit und Meinungsvielfalt! Bei alledem muss klar sein, dass die Möglichkeiten des Sennestadtvereins beschränkt sind. Wir können uns für die Sennestadt zu Wort melden, aber wir entscheiden nicht. Die Entscheidungsgewalt liegt bei den gewählten Poli- tikern, und das ist gut so! Leider scheinen einige Politi- ker zu vergessen, dass auch Der Mitteilungsblatt für Mitglieder des Sennestadtvereins e.V. 59. Ausgabe • 11. Juli 2015 Sennestadtverein 1 • Gesamtverein Verabschiedung von Dr. Wolf Berger als 1. Vorsitzender . . . . 3 Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Ulrich Schlawig in memoriam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Heinrich Koch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Osterfeuer vertreibt Väterchen Frost . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Sennestadtfest 2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Termine der Arbeitskreise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Unsere Veranstaltungen bis Ende 2015 . . . . . . . . . . . . . . . . 15 • Kulturkreis Urbanes Panorama: Kunst und Realität (Ausstellung Harald Schuppe) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Zentnerschwere Kunst (Ausstellung Wolfgang Köhn) . . . . . 9 Kolja, der beste und jüngste Slammer . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Dans le jardin… Liederabend am 25. Oktober . . . . . . . . . . 12 Straßentheater »Odyssee« am 30. August, 17 Uhr . . . . . . . . 14 • Heimatpflege, Heimatkunde, Heimatgeschichte Kindheit in der jungen Sennestadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Ehemalige Zwangsarbeiter in der Beckhofsiedlung. Der 8. Mai – Der Tag der Befreiung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Wo ist der Grenzstein geblieben? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Hallenbad: bbf wünscht sich mehr Gäste in Sennestadt . . . 18 Plattdeutsch: De Kaiser kümpt na Wilhelmsduarp . . . . . . . . 20 • Arbeitskreis Vielfalt in der Sennestadt Kanunkonzert im Sennestadtpavillon . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Weltreise durch Wohnzimmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Geplant: Griechischer Abend am 18. September . . . . . . . . . . 21 • Arbeitskreis Natur und Wandern Winterwanderung im nordlippischen Bergland . . . . . . . . . . 22 Radtour zum Umweltzentrum Heerser Mühle . . . . . . . . . . . 23 Detmold neu entdeckt (Wanderbericht) . . . . . . . . . . . . . . . 24 Regenerative Energieerzeugung auf Gut Wilhelmsdorf . . . . 25 Lasset die Kindlein zu mir kommen… (Wanderbericht) . . . 26 Gelungenes Sennestadtfest 2015! Viele Besucher, gute Stimmung, schönes Wetter, abwechslungsreiches Pro- gramm. Wir danken allen Mitwirkenden und Gästen. Weitere Bilder auf Seite 7. Foto: Hans Rohde

Sennestadtverein Der · ein klarer Standpunkt, den er stets und wahrhaftig ver-tritt. Er war und ist immer bereit, sich einer guten Sache wegen zu streiten. Beispiele: Sein deutliches

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Page 1: Sennestadtverein Der · ein klarer Standpunkt, den er stets und wahrhaftig ver-tritt. Er war und ist immer bereit, sich einer guten Sache wegen zu streiten. Beispiele: Sein deutliches

Liebe Mitglieder des Sennestadtvereins,

wir haben Grund zur Freude,denn der Strothbachwaldwird endlich und endgültigals Naturschutzgebiet aus-gewiesen! Jahrelang habenMitglieder des Sennestadt-vereins darum gekämpft.Wir haben gemeinsam mitNaturschutzverbänden fürden Erhalt des Strothbach-waldes demonstriert, habendie Öffentlichkeit informiert,Politik und Verwaltung mitStellungnahmen und Anfra-gen »genervt«; wir sind aberauch auf die Firmenleitungvon Wahl & Co zugegangen,um »die andere Seite« ken-nenzulernen und unser Bildabzurunden. Die Gesprächemit Herrn Wahl-Schwentkerhaben unsere Sicht der Dingenicht erschüttern können.Für uns gilt unumstößlich:Der Strothbachwald ist eineder ökologisch wertvollstenWaldparzellen Bielefelds, dieunmöglich durch Neuan-pflanzungen ersetzt werdenkann. Dieser Wald mit altemBaumbestand beherbergtgeschützte und gefährdeteHöhlenbewohner, denenkein Umzug in benachbarteWälder möglich ist und ver-dient deshalb Schutz vorwirtschaftlichen Interessen!Und er ist Teil des Evessel-bruchs, der ebenfalls in denFokus der Firma Wahl & Cogeraten ist. Wir werdenwachsam bleiben müssen,denn auch das Evesselbruchist unersetzlich. Ist es dochwichtiger Teil eines Biotop-verbundes, der als einer derletzten Freiraumkorridore

das Weserbergland mit derWestfälischen Bucht ver-knüpft.

Sie sehen, der Sennestadt-verein mischt sich ein! Erbezieht klar Position – auchbei Sachthemen mit politi-scher Relevanz. Dabei ver-hält er sich parteipolitischimmer neutral, nicht aber inder Sache. So war es beimStrothbachwald und bei derStadtbahnlinie 5 und so wirdes auch künftig sein. DemVorstand des Sennestadtver-eins ist klar, dass dies auchkritisch gesehen wird undhat sich trotzdem dafür ent-schieden, Flagge zu zeigen.Wir leben »Gott sei Dank«in einer Demokratie, unddie lebt von Meinungsfrei-heit und Meinungsvielfalt!

Bei alledem muss klar sein,dass die Möglichkeiten desSennestadtvereins beschränktsind. Wir können uns für dieSennestadt zu Wort melden,aber wir entscheiden nicht.Die Entscheidungsgewaltliegt bei den gewählten Poli-tikern, und das ist gut so!Leider scheinen einige Politi-ker zu vergessen, dass auch

Der

Mitteilungsblatt für Mitglieder des Sennestadtvereins e.V.

59. Ausgabe • 11. Juli 2015

Sennestadtverein

1

• GesamtvereinVerabschiedung von Dr. Wolf Berger als 1. Vorsitzender . . . . 3Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3Ulrich Schlawig in memoriam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4Heinrich Koch † . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5Osterfeuer vertreibt Väterchen Frost . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6Sennestadtfest 2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7Termine der Arbeitskreise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14Unsere Veranstaltungen bis Ende 2015 . . . . . . . . . . . . . . . . 15

• KulturkreisUrbanes Panorama: Kunst und Realität(Ausstellung Harald Schuppe) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8Zentnerschwere Kunst (Ausstellung Wolfgang Köhn) . . . . . 9Kolja, der beste und jüngste Slammer . . . . . . . . . . . . . . . . . 11Dans le jardin… Liederabend am 25. Oktober . . . . . . . . . . 12Straßentheater »Odyssee« am 30. August, 17 Uhr . . . . . . . . 14

• Heimatpflege, Heimatkunde, HeimatgeschichteKindheit in der jungen Sennestadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13Ehemalige Zwangsarbeiter in der Beckhofsiedlung.Der 8. Mai – Der Tag der Befreiung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16Wo ist der Grenzstein geblieben? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17Hallenbad: bbf wünscht sich mehr Gäste in Sennestadt . . . 18Plattdeutsch: De Kaiser kümpt na Wilhelmsduarp . . . . . . . . 20

• Arbeitskreis Vielfalt in der SennestadtKanunkonzert im Sennestadtpavillon . . . . . . . . . . . . . . . . . 21Weltreise durch Wohnzimmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21Geplant: Griechischer Abend am 18. September . . . . . . . . . . 21

• Arbeitskreis Natur und WandernWinterwanderung im nordlippischen Bergland . . . . . . . . . . 22Radtour zum Umweltzentrum Heerser Mühle . . . . . . . . . . . 23Detmold neu entdeckt (Wanderbericht) . . . . . . . . . . . . . . . 24Regenerative Energieerzeugung auf Gut Wilhelmsdorf . . . . 25Lasset die Kindlein zu mir kommen… (Wanderbericht) . . . 26

Gelungenes Sennestadtfest2015! Viele Besucher, guteStimmung, schönes Wetter,abwechslungsreiches Pro-gramm. Wir danken allenMitwirkenden und Gästen.Weitere Bilder auf Seite 7.

Foto: Hans Rohde

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Gestaltungswille und Mut zumpolitischen Geschäft gehörenund dass man es nicht allenRecht machen kann.

Es stimmt nachdenklich, dasswir es in Sennestadt nichtschaffen, an vier Tagen imJahr von 12 bis 22 Uhr fürjunge Leute auf »Ruhe« zuverzichten. So geschehen beiden Park-Klängen. Anstellevon vier gibt es künftig nurnoch zwei Veranstaltungen.Vereine und kommerzielleVeranstalter werden ent-mutigt, sich um Kinder undJugendliche zu kümmern,wenn ihre Bemühungen sokonterkariert werden wie imFall der Park-Klänge. Warumsoll der SennestadtvereinProgramme für junge Men-schen entwickeln oder unter-stützen, wenn schon wenige»betroffene« Bürger erfolg-reiche Jugendveranstaltungenmit politischer Unterstützung

torpedieren können? Fürden Vorstand des Sennestadt-vereins ist klar: Wir setzenuns weiter dafür ein, dassKindern und Jugendlichenöffentlicher Raum für Veran-staltungen zur Verfügunggestellt wird. Und wir werdennicht schweigen, wenn Fehl-entwicklungen oder Fehlent-scheidungen angesprochenwerden müssen. Übrigens:Die nächsten Park-Klängefinden am 19.07.2015 statt.

Damit pflegen wir eine guteTradition, denn schon immerhat sich der Sennestadt-verein zu Wort gemeldet –gefragt oder ungefragt. Diestrifft insbesondere auf denArbeitskreis Ortsbildpflegezu. In diesem Arbeitskreisengagier(t)en sich überJahrzehnte WegbegleiterReichows und SennestädterBürger, deren Meinung undExpertise Politik und Ver-

waltung großes Gewicht bei-messen. Nun lichten sich dieReihen des Arbeitskreiseszusehends: Ulf Eltze ist in2014 verstorben und anderegeschätzte Mitglieder, wiePeter Holst, Horst Thermann,Karl-Heinz Webel und KristianDüerkop, haben ein Altererreicht, das einen Rückzugaus dem Arbeitskreis ver-ständlich macht. Wir suchen»neue Leute« für denArbeitskreis Ortsbildpflege!Bitte melden Sie sich beieinem Vorstandsmitglied,wenn Sie sich für den Erhaltund die Fortentwicklungunseres Stadtteils engagierenmöchten.»Neue Leute« für Aufgabenim Sennestadtverein zugewinnen, ist ein zentralesThema des Vorstandes. DerGeschäftsführende Vorstandkennt zwar über hundertVereinsmitglieder, die bereit

sind, sich irgendwie für denVerein zu engagieren. Trotz-dem ist es nicht immer ein-fach, im Fall der Fälle helfen-de Hände zu finden. So zumBeispiel am 13.03.2015, alsPolizei und Feuerwehr nochin den Abendstunden ver-langten, dass ein »Enten«-Zelt des Berliner KünstlersMichael Beutler, das Unbe-kannte Tage zuvor in denBullerbachteich beförderthatten, sicherheitshalber zubergen sei. Da ist es gut, zuwissen, wen man anrufenkann! Wer sich gern helfendzur Verfügung stellen möch-te, melde sich bitte beimSchatzmeister Thomas Kiper.

Mindestens so wichtig ist es,Mitglieder zu finden, diedauerhaft und verlässlichAufgaben für den Vereinübernehmen. Sehr erfreulichist, dass ab dieser AusgabeEric Dölwes bei der Gestal-tung unseres Mitteilungsblat-tes mitwirkt. Das vorliegendeHeft enthält einige schöneArtikel, die aus seiner Federstammen. Schon letztes Jahrhatten wir das Glück, DirkUkena für die Ausrichtungvon Mehrtagesfahrten gewin-nen zu können. Er hat wieversprochen für Septembereine viertägige Reise nachPotsdam/Berlin organisiert.Melden Sie sich bald an, wennSie mitfahren wollen, denndie Gruppenstärke ist auf 25 Teilnehmer beschränkt!Diesem Mitteilungsblatt liegtein Flyer bei, der ausführlichüber die Reise informiert.Und noch etwas Besonderes

erhalten Sie mit diesem Mit-teilungsblatt: Eine umfang-reiche Dokumentation überdas Kunstprojekt VOR ORT!Es handelt sich um ein auf-wändig gestaltetes Werk, dasdie bundesweit hochgelobteAusstellung noch einmal inBild und Wort in Szene setzt.Diese Dokumentation, diejedes Vereinsmitglied erhält,wird von Jahr zu Jahr wert-voller, ist sie doch greifbareErinnerung an eine Kunst-ausstellung, deren Werke vonvornherein nicht auf Dauersondern flüchtig angelegtwaren.

Ihr

Spenden für die Vor-Ort-Dokumentation erbeten

Alle Mitglieder erhalten die Dokumentation kostenloszusammen mit dieser Ausgabe der »Mitteilungen«. Doch ist der Sennestadtverein dankbar, wenn Sie für dieFinanzierung der Dokumentation etwas spenden wollen:Bitte überweisen an: Sennestadtverein e.V.IBAN DE23 4805 0161 0026 1920 05, Stichwort: Spende Vor-Ort-DokumentationSpender erhalten eine Spendenbestätigung. Die Spende istvon der Steuer absetzbar.

&FOTO

POSTPassbilder · Fotokopien (Farbe + s/w) · digitale Fotos

Sofort zum MitnehmenVennhofallee 63 · 33689 Bielefeld · 05205-729166

Mo–Fr 9.00–13.00/15–18.30 · Sa 9.00–13.00

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Fast 40 Ehrengäste trafen sicham Nachmittag des 14. Febru-ar 2015 mit Dr. Wolf Bergerund seiner Frau Ulli beiKaffee und Kuchen im Res-taurant Eickelmann, um dieVerdienste des langjährigen1. Vereinsvorsitzenden zuwürdigen. Darunter auchder Aktions- und Performance-Künstler Paul Grohs, der alsgelernter Lied- und Oratorien-sänger mit musikalischenBeiträgen der Feierstundeeinen besonderen Glanz ver-lieh. Er trug drei Lieder vonKurt Tucholsky vor, wobei erinsbesondere mit der Hymne»In mein’ Verein bin ichhineingetreten« den Nervder Zuhörer traf und fürheitere Stimmung sorgte.

De facto ein HalbtagsjobIn seiner Laudatio stellteReinhard Brosig dar, wasWolf Berger als 1. Vereins-vorsitzender in fünf Jahrenleistete: Wolf Berger hat für den Sennestadtverein defacto einen Halbtagsjob ge-macht. Er hat mehr als 200Vorstandssitzungen vorberei-tet und geleitet, in diversenArbeitskreisen mitgewirkt,Pressearbeit gemacht und istRepräsentationspflichtennachkommen. Wolf Bergerhat bei Broschüren und Fly-ern mitgearbeitet, Sponsorengesucht, Spenden gesammelt

und aktiv Mitglieder gewor-ben. Er hat die Leitartikelfür das Mitteilungsblattgeschrieben, war für fünfJahreshauptversammlungenverantwortlich, hat im Steue-rungskreis mitgewirkt, dasOsterfeuer organisiert, hatsich um die Generalprobender Jungen Sinfonikergekümmert und ist in dieBresche gesprungen, wennes nötig war (z.B. bei derOstfrieslandfahrt im Jahr2014). Daneben hat WolfBerger bis jetzt 26 Kunstaus-stellungen und den Kunst-kalender realisiert.

KunstbegeistertDie bildende Kunst ist undbleibt seine Leidenschaft. Er

hat sich ihr schon lange vorseinem Eintritt in den Senne-stadtverein 2004 verschrie-ben. Seit 2007 ist Wolf Ber-ger Leiter des Kulturkreises.Mit seinen Ausstellungen willer möglichst viele Bürgererreichen und auch jungeMenschen für die bildendeKunst interessieren. Immusischen Bereich gehörenjunge Leute ebenfalls zu sei-ner Zielgruppe (Stichwort:»Reichow’s Music«). Künstleranderer Kulturen mitwirkenzu lassen, liegt ihm ebensoam Herzen. In 2016 wirdein türkischer Künstler eine

uns ungewohnte Kulturszenedarstellen. Und dies beleuch-tet ein anderes Thema, dasihn umtreibt: Der Sennestadt-verein soll auch für Migran-ten da sein.

Klarer StandpunktIntegration und Zusammen-arbeit sind Wolf Bergerwichtig; dabei scheut er aberauch nicht den Konflikt, wennes sein muss. Dazu gehörtein klarer Standpunkt, dener stets und wahrhaftig ver-tritt. Er war und ist immerbereit, sich einer gutenSache wegen zu streiten.Beispiele: Sein deutliches Jazur Linie 5 und das klareNein zur Bebauung desStrothbachwaldes. Und wennes wichtig ist, holt er sichVerstärkung, mobilisiertLeute. Leidenschaftlich hater sich für den Erhalt derStadtbezirke und für denErhalt unseres Bezirksamteseingesetzt.

Dank und Anerkennung!Mit seinem Engagement hatWolf Berger die zukunfts-gerichtete und erfolgreicheArbeit seiner Vorgänger fort-geführt. Dies stellte HorstThermann, Initiator unddamit Urgestein des Senne-stadtvereins, in seinemRedebeitrag heraus, der denBogen von den Anfängen desVereins bis in die Amtszeitvon Wolf Berger spannte.

Dr. Wolf Berger hat sich als1. Vereinsvorsitzender umden Sennestadtverein ver-dient gemacht und das Bilddes Vereins entscheidendmitgeprägt. Dafür gebührtihm Dank und Anerken-nung!

Reinhard Brosig

Dr. Wolf Berger im angeregtenGespräch bei seiner Verab-schiedung am 14. Februar2015. Der Sennestadtvereindankte ihm für seine erfolg-reiche Arbeit als 1. Vorsitzen-der. Als Kulturkreisvorsitzen-der engagiert er sich auch inder Zukunft weiter aktiv.

Foto (Ausschnitt): Peter Volkmer

Dr. Wolf Berger leitete den Sennestadtverein fünf Jahre langFeierstunde bei Kaffee und Kuchen

Kurt Tucholsky: In mein’ Verein bin ich hineingetreten

Ironie und Selbstironie der zahlreichen »Würdenträger«des Sennestadtvereins waren gefragt, als Paul Grohs dasberühmte Gedicht von Kurt Tucholsky (von 1926) inForm einer langen Hymne vortrug. Darin heißt es zumBeispiel in der vierten Strophe:

Da draußen bin ich nur ein armes Luder.Hier bin ich ich – und Mann und Bundesbruder

in vollen Reihn.Hoch über uns, da schweben die Statuten.Die Abendstunden schwinden wie Minuten

in mein’ Verein.

Herausgeber: Sennestadtverein e.V. V.i.S.d.P.: Reinhard BrosigRedaktion und Layout: Thomas Kiper · Druck: Werbedruck Zünkler»Der Sennestadtverein. Mitteilungsblatt für Mitglieder des Sennestadtvereinse.V.« erscheint zweimal im Jahr – zum Weihnachtsmarkt und zur Jahresmitte.

Mitarbeit an dieser Ausgabe: Wolf Berger, Reinhard Brosig, Eric Dölwes, Brigitte Honerlage, Thomas Kiper,Ulrich Klemens, Christine Kuhlmann, Otmar Lüke, Werner Nicolmann, Hans Rohde, Hannelore Stukenbröker, Horst Thermann.

Impressum

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Geboren in Duisburg, kam erals Folge des Krieges nachBad Salzuflen, wo er aufwuchsund auch seine spätere Fraukennenlernte. Nach seinemStudium an der Pädagogi-schen Akademie Bielefeldwar er als Volksschullehrerzunächst in Düsseldorf,danach an einer Dorfschuleim Bergischen Land tätig. Er legte die Realschullehrer-prüfung ab und bewarb sichauf Anregung seines inzwi-schen zum Sonderschul-rektor an der SennestädterComeniusschule berufenenFreundes Bruno Reitzig 1965um eine Stelle an der neuenSennestädter Realschule. Hierunterrichtete er bis zu seinerBerufung zum Direktor derBosse-Realschule in Bielefeld.1994 trat er in den Ruhestand.

Der PädagogeSicherlich stand die Erzie-hungsarbeit an jungen Men-

schen im Mittelpunkt seinesWirkens. Sie war das wich-tigste Anliegen eines Mannes,der mit 15 Jahren in denletzten Monaten des Kriegeszum Schanzdienst geschicktworden war, um Schützen-gräben auszuheben, und deranschließend sogar noch alsVolkssturm-»Mann« zumDienst mit der Waffe einge-zogen wurde. Ulrich Schlawigäußerte einmal: »Ich mussmanchmal daran denken,wenn ich 15-jährige Schüleranschaue, dass gleichaltrigeKameraden von mir damalsnoch gefallen sind…«

VolkshochschularbeitAn der Theodor-Heuss-Schulegewann sein Kollege undehrenamtlicher Leiter derVHS Dieter Pfannenschmidtihn zur Mitarbeit an derVolkshochschule, wo er alsleidenschaftlicher Foto-amateur vor allem Fotokurse

anbot. Als Dieter Pfannen-schmidt nach der kommu-nalen Neuordnung aus Senne-stadt wegzog, übernahmUlrich Schlawig die Leitungunserer VHS. Unter ihmwuchs sie zur größtenNebenstelle der BielefelderWeiterbildungseinrichtungan. Dieser Erfolg war vorallem seiner für neue Ideenaufgeschlossenen Arbeit zuverdanken – von der politi-schen über die kulturelle biszu Eltern-Bildung, speziellerSeniorenarbeit und Frauen-gesprächskreisen. Film-Forum und Konzertpodium,Studienreisen und Exkursio-nen, kunsthistorische Semi-nare und Ausstellungen gin-gen auf seine Anregungenzurück.Nach Abgabe der VHS-Leitung1982 konnte ich ihn 1983für die Mitgründung desSennestadtvereins gewinnen.Er übernahm erfreulicher-weise auch das Amt desstellvertretenden Vorsitzen-den und bildete mit HansVogt als Vorsitzendem eintatkräftiges Leitungsteam.Von den eingestellten Aktivi-täten der immer stärker vonder Bielefelder Zentralereduzierten VHS-Nebenstelleführten sie einige im Senne-stadtverein weiter, so z.B.Städtereisen, Exkursionen

und den Plattdeutsch-Kursus,den sie zum Arbeitskreis»Plattdeutsch und Brauchtum«mit beachtlicher Öffentlich-keitswirkung ausweiteten.

Der SozialdemokratDie nachwirkenden Erlebnisseder Nazi- und Kriegszeithatten ihn schon früh zurMitgliedschaft in der Sozial-demokratischen Partei be-wogen. Und so stellte er sich1984 auf Bitten des SPD-Sennestädter Ortsvereins bis1994 für ein Mandat in derBezirksvertretung zur Verfü-gung. Schwerpunkt seinerMitwirkung war hier diekommunale Kulturpolitik.Sie wurde nach einem durchdie Eingemeindung nachBielefeld bewirkten Stillstandin dieser Zeit ja neu belebt.Skulpturenausstellungen,Sennestädter Konzertabend,Sennestädter Spieltage undnicht zuletzt der Sennestadt-verein führten zu einerneuen Identifikation desnunmehrigen Stadtbezirks.

Im Sennestadtverein hatteUlrich Schlawig sofort denstellvertretenden Vorsitzübernommen und zusam-men mit unserem ehemaligenBürgermeister Hans Vogt alsVorsitzendem, dem erfahre-nen CDU-KommunalpolitikerPeter van Hekeren als Kas-sierer und BezirksamtsleiterGünther Tiemann als Schrift-führer ein tatkräftiges Teamgebildet.*

Erster Vorsitzender alsNachfolger von Hans VogtNach dem wunschgemäßenAusscheiden Hans Vogts

Ulrich Schlawig in memoriamZum Tode des langjährigen Vorsitzenden des Sennestadtvereins

Ende März verstarb im Alter von 85 Jahren UlrichSchlawig in Dessau bei der Familie des ältestenseiner beiden Söhne. Er folgte damit nur wenigeMonate seiner Frau Erika.

Ulrich Schlawig war 1983 Mitbegründer desSennestadtvereins, stellvertretender Vorsitzenderbis 1992 und als Nachfolger von Hans Vogt bisAnfang 2000 Vorsitzender unseres Vereins. Als Anerkennung seiner Verdienste wählte dieJahreshauptversammlung ihn einstimmig zumEhrenvorsitzenden.

*) Über die Entstehung des Senne-stadtvereins und die vielfältigen Aktivi-täten der ersten Jahre wird HorstThermann in einem Beitrag für dasnächste Heft berichten.

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übernahm 1992 UlrichSchlawig den Vorsitz. An sei-ne Stelle als Stellvertretertrat auf seinen WunschBernd Güse, als Alt-Sennerund Amtsleiter der Bezirks-verwaltung mit Senne II undSennestadt von Anbeginnbestens vertraut und heimat-lich verbunden.

1996 löste sich mangelsNachfolgebereitschaft fürden Vorstand der Sennestäd-ter Kulturring auf. Sein inder »Pionierzeit« so aktivesund für das Zusammen-wachsen der Neubürger sowichtiges Wirken hatte sichim Laufe der Zeit zu einseitigund damit immer wenigerattraktiv entwickelt. Auf mei-ne Anregung hin gründeteder Sennestadtverein darauf-hin den Arbeitskreis Kultur,der mit neuen Ideen undImpulsen und erweiterterAufgabenstellung die Arbeitweiterführen sollte. UlrichSchlawig übernahm zusätz-lich zum Gesamtvorsitz dieLeitung dieses Kreises undgab ihm damit besonderesGewicht.

Leiter des KulturkreisesDurch Beschluss der Be-zirksvertretung wurde demSennestadtverein e.V. 1997die bisher von Bezirksvertre-tung und Bezirksamt durch-geführte Stadtteil-Kulturarbeit

mit den dafür leider immergeringer gewordenen finan-ziellen Mitteln übertragen.Das führte zu weiterererfreulicher Ausweitung undermöglichte neue Wirkungs-bereiche des ArbeitskreisesKultur, für die sich jeweilsfachlich versierte Mitgliederzur Verfügung stellten.

Als Ulrich Schlawig um Ent-bindung von der immerumfangreicher gewordenenLeitungsarbeit bat, konnte erden Sennestadtverein bei derJahreshauptversammlung imJanuar 2000 in die Händedes als Schulleiter pensio-nierten und für neue Aufga-ben bereiten Ulrich Klemensübergeben. Die Versamm-lung folgte mit großer Dank-barkeit und Anerkennungfür seinen unermüdlichenund so erfolgreichen Einsatzmeinem Antrag, UlrichSchlawig zum Ehrenvorsit-zenden zu wählen.

Nicht nur der Sennestadtver-ein, sondern die Bürger-schaft Sennestadt insgesamt,haben Ulrich Schlawig vielzu verdanken. Und für vieleSennestädterinnen und Sen-nestädter wird er wie fürmich unvergessen bleiben.

Horst Thermann

Heinrich Koch† Im Alter von 91Jahren starb Heinrich Koch, Rektor i.R. Heinrich Kochwar Gründungsmitglied des Sennestadtvereins. Derbeliebte Lehrer engagierte sich vielfältig und schriebheimatkundliche Beiträge, darunter das Buch »DasDreieck in der Senne«.

Die Trauerfeier fand am 7. Mai 2015 in seiner PfarrkircheSt. Heinrich in Sende unter großer Anteilnahme nichtnur aus Familie und Nachbarschaft statt, sondern auchaus Lehrerkollegien und dem Sennestadtverein.

Ein ausführliches Porträt Heinrich Kochs haben wir inNr. 57 (Seite 19) dieser Zeitung anlässlich seines 90.Geburtstags veröffentlicht.

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Den Winter gebührend ver-abschieden – das war auchdieses Jahr wieder am Oster-samstag in Sennestadt ange-sagt. Über 500 Gäste kamenan den Ramsbrockring undgenossen die entspannteAtmosphäre und natürlichdas Licht und die Wärmedes Feuers.Dalbker Schützen, FreiwilligeFeuerwehr, Rotes Kreuz,Werbegemeinschaft undSennestadtverein organisier-ten in bewährter Zusammen-arbeit ein gelungenes Fest.

Eric DölwesUnter der Obhut der Freiwil-ligen Feuerwehr Sennestadtbrennt nun das Osterfeuer. –Lea (10) aus Hillegossen undEranda (6) aus Sennestadtnutzen das Schminkangebotder DRK-Aktiven. – Auch einOsterhase – Marion Winklervon der Werbegemeinschaft –traute sich ans Feuer undverteilte farbenfrohe Eier.

Fotos: Peter Volkmer und Eric Dölwes

Osterfeuer vertreibt Väterchen FrostMiteinander vor Ort

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Sennestadtfest 2015Großer Besucherandrang, fröhliche, teilweise sogar ausgelassene Stimmung, überraschend gutes Wetter – mit diesem Senne-stadtfest waren die Besucher und die Veranstalter sehr zufrieden. Wir danken allen mitwirkenden Vereinen und Helfern, demLUNA-Team, dem Bezirksamt, DJ Andy und den te Kaat brothers, den Tänzern und Tänzerinnen, Musikern und Straßenkünst-lern, den Sportlern, den Speisenzubereitern und -verkäufern, dem Pastorenehepaar, den Organisatoren des Preisausschreibens,den Sponsoren und Inserenten, dem Fotografen Hans Rohde, dem Hobbyfilmer Wolfgang Nürck, der ein 20-minütiges Videodes Festes auf unserer Website zeigt. Von oben: Aufmerksam und dicht gedrängt vor der Bühne · Feuerwerk auf der Maiwiese · Der 1. Vorsitzende des Sennestadt-vereins Reinhard Brosig im Gespräch mit David Clarke und seinen Celtic Highlanders · Band Shortcut · Oriental Dreams · Bei der Vorführung des Karate Clubs Sennestadt. Alle Fotos: Hans Rohde

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und gigantische Geschäfts-und Wohntürme, die an denbiblischen Turmbau vonBabel erinnern. Die Metro-pole als Krönung der Stadt-entwicklung wird nicht seltenzum Moloch und zur Kata-strophe, der ständig derInfarkt droht. Demgegen-über steht die immer stärkerwerdende Forderung nachErhaltung von Natur undUmwelt als der Existenz-grundlage des Menschen.Wie kann noch eine lebens-werte Umwelt entstehen,wenn Zusammenballungenvon Menschen stattfindenund gleichzeitig die natür-lichen Lebensgrundlagen be-rücksichtigt werden sollen?Gerade die Planung und derBau der Sennestadt 1953unter dem Motto »Lebenund Arbeiten im Grünen«nach dem Konzept der»organischen Stadtland-schaft« kann in direktemZusammenhang mit dieserAusstellung und der Diskus-sion gesehen werden. Eshandelt sich, wie der Künst-

ler betont, um freie Fantasie-produkte, »die nicht den An-spruch haben, soziologischeoder philosophische Frage-stellungen zu beantworten.«Die Kunstpädagogin SabineEhlers, eine Kennerin derWerke von Harald Schuppe,nennt den Künstler einenBaumeister, den Architekteneines urbanen Panoramas.Die Bauten erscheinen wiefantastische Planungen einesgenialen Architekten, dersich eine neue Welt ausge-dacht und vermutlich auchrealisiert habe. SabineEhlers merkt aber kritischan, dass diese Architekturam Menschen vorbei geplantsei, der Mensch komme indieser Welt nicht vor. Damitzeigt sie deutlich die Tren-nung von Kunst und realerStadtplanung und fordert diezahlreichen BesucherInnenauf, darüber nachzudenken,wie sie sich eine menschlicheStadt vorstellen, ja, in wel-cher Stadt sie selbst lebenmöchten.

Dr. Wolf Berger

Stadtgestaltung und -entwick-lung zeigte der BielefelderKünstler aus seiner Sicht,während der TeamleiterStadtentwicklung im Bauamtder Stadt Bielefeld bei derEröffnung der Ausstellungam 15.02.2015 die realitäts-bezogene Planung bei derUmgestaltung der Sennestadtvorstellte. So hatte es sichauch der Vorsitzende imKulturkreis des Sennestadt-vereins, Dr. Wolf Berger,gewünscht: »Kunst beein-flusst die Stadtentwicklung,die reale Stadtplanung

beeinflusst die Kunst!«Inzwischen lebt über dieHälfte der Weltbevölkerungin Städten, ganze Landstrichesind auch in Deutschlandmehr oder weniger entvöl-kert. Durch diese explosions-artige Verstädterung hat eineVeränderung der Lebens-bedingungen stattgefunden,die Einfluss auf eine humaneKulturentwicklung bereitsjetzt und in Zukunft hat bzw.haben wird.Der Mensch in seiner Hybrisbaut sich Städte mit einem ge-waltigen Flächenverbrauch

Stadtentwicklung aus der Sicht eines Künstlers

Urbanes Panorama: Kunst und Realität

Harald Schuppe »Die blauen Türme«, 2010, Acryl auf Hartfaster, 140 x 70 cm

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Na gut, ich weiß das Gewichtder 14 schweren Mosaikbil-der von Wolfgang Köhn in derAusstellung »Auf der Suchenach Sicherheit oder Gewiss-heit« nicht genau, angefühlthat es sich auf jeden Fallzentnerschwer. Bestätigenkönnen das der HausmeisterHarald Köhler, die Mitgliederdes Sennestadtvereins Heinz Kreutner, Fritz Menke,Werner Nicolmann, Wolf-gang Nürck, Dieter Stier undauch der Sohn des KünstlersWolfgang Köhn, die zu-sammen mit mir die Kunst-werke aus dem Haus desKünstlers in das Sennestadt-haus geschleppt und im Vor-tragssaal auf Metallstativenaufgehängt haben. Ihnenallen sage ich noch einmalDank, wie schon bei derVernissage am 26. April.

Der Künstler Wolfgang Köhn,Jahrgang 1924,hat keinleichtes Leben gehabt. Als18-Jähriger wurde er zumKriegsdienst eingezogen,nach Kriegsende lernte erfrüh als Terrazzo-Facharbei-ter im elterlichen Betrieb in Gelsenkirchen-Buer, denUmgang mit Natursteinenwie Marmor, Travertin, Granit,Schiefer, Kiesel oder auch mitZiegeln. Als es möglich war,studierte er Pädagogik, Theo-logie und Kunst in Bielefeldund in Münster. Das Kunst-studium schloss er an derStaatlichen KunstakademieDüsseldorf ab. Älteren Senne-städtern ist er noch alsstrenger Lehrer sowohl ander Realschule als auch ander Hans-Ehrenberg-Schulein Erinnerung, getreu seinemLeitspruch, den anderen als

Vorbild in seinem Tun undHandeln zu dienen. Und sei-ne Anforderungen an sichsind bis heute hoch gesteckt. Die Kultur- und Medien-wissenschaftlerin TabeaMernberger erklärt, wozu

Wolfgang Köhn und Dr. WolfBerger haben sich für dieFotografin vor einem dergroßen, schwergewichtigenMosaike aufgestellt.

Foto: Judith Gladow, NW

Zentnerschwere Kunst im SennestadthausWolfgang Köhns Mosaike und Spachtelbilder

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Wofgang Köhn den Betrach-ter mit seinen Werken anre-gen möchte: »Zur Reflexionseines Lebens, zum Nach-denken über die eigeneSuche nach Sicherheit oderGewissheit.« Aus Angst undMisstrauen sucht derMensch vor den Gefahrendes Lebens wie Krieg, Ter-ror, Katastrophen, Krankheitoder Tod nach Schutz; dieheutigen Ereignisse weltweitaber auch im heimischenUmfeld beweisen es.

Gleichzeitig sucht der Menschnach einer höheren Macht,der er Vertrauen schenkenkann, und findet die Gewiss-heit (certitudo) im Gottver-trauen, das allen Menschenoffen steht. Typisch für dieLeitmotive Sicherheit (secu-ritas) und Gewissheit (certi-tudo) mag sein Triptychon

»Leben« stehen, ausgehendvon der am Beginn des Le-bens existierenden Geborgen-heit in sich sanft entwickeln-den Wellen. Im Mittelteilgeraten die Wellen durchvon außen eindringendeSchwingungen in Aufruhr,aber das Werk gerät trotzder Bedrohungen nicht zuzerbrechen, »sondern wirdals Sinnbild des Lebens vonder certitudo, dem Gottver-trauen, getragen.« Die kreis-runde Form im dritten Teillöst durch die Farbe derSteine und ihrer Gestaltungdas Versprechen ein, dasdurch die certitudo währenddes Prozesses des Lebensgegeben wird: »Das Gottver-trauen hat sich bewahrheitetund als der rechte Weg er-wiesen, so dass der Tod amEnde nicht als düstererMoment, sondern als Ver-

vollkommnung erscheint«(Mernberger).

Dieses Werk als Beispielspiegelt auch in gewissemUmfang das Leben des Künst-lers Wolfgang Köhn wider:Trotz eines harten Schick-sals, unter anderem durchden Tod seiner beidenEhefrauen – beide sind anKrebs gestorben – ist erseiner tiefreligiösen Über-zeugung und seinem Lebens-weg, der certitudo, treugeblieben.

In der Ausgabe der NeuenWestfälischen vom 20. April2015 habe ich ein Wort desKölner Kardinals RainerMaria Woelki zur Eröffnungder Kunstmesse »Art Cologne«gefunden, mit dem er dieKraft der Kunst gewürdigthat. Sie führe dem Men-

schen »das Leben und dieWahrheit, die Liebe immerwieder neu vor Augen. Kunstwerke seien uns sowertvoll, weil sie uns helfen,Freude und Hoffnung, Trau-er und Angst – ja unser gan-zes Leben auf dieser Weltbesser zu verstehen.«Dem kann man und will ichnichts hinzufügen.

Dr. Wolf Berger

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Eigentlich war Kolja Fach(17) in der Vorrunde desdritten Poetry Slams schonausgeschieden, doch Mode-rator Sven Stickling nahmihn neben den in der erstenRunde siegreichen Slamme-rinnen Berit Kruse aus Lageund Sira Busch aus Münster– beide ebenfalls jung – mitins Finale. Dort legte Koljarichtig los: Er witzelte überseinen sächsischen PersonalTrainer Rüdügür, selbstsächselnd – zur Freude derrund 50 BesucherInnen imSennestadt-Pavillon. Mit demstärksten Beifall (Westfalen-blatt: »ekstatisch«) der alsJury fungierenden Zuschau-erInnen siegte er im Finalevor Berit Kruse, die sich fürmehr Sachinhalte als Trivia-les in den Medien einsetzte,und vor Sira Busch, die sichan der mathematischenHypotenuse rieb und sich inder Finalrunde auf die Suchenach positiver Kommunika-tion machte. Dass sich nichtnur junge Leute auf die Bühnewagten, bewies der 75-jährigeEberhard Kleinschmidt mitseinem Ärger über Facebookund der Abhängigkeit schonder Kids vom Smartphone.Der Bielefelder Michael Pau-wels aus Dornberg erinnertesich mit Wehmut an die80er-Jahre, als die Jungssich noch ihr Mofa frisiertenund nicht die Haare.

Den BesucherInnen gefiel derwieder vom Sennestadtvereinund vom Bezirksamt ver-anstaltete Poetry Slam, wasnicht zuletzt auch an demmusikalischen Duo TabeaHiller und Thomas Niewöhnerlag, die Lieder von EdSheeran, Glen Hansard undNorah Jones spielten undsangen.

Der Verfasser dieses Be-richts, der in den Vorrundenmit anderen Besuchern alsJury mitwirkte, saß nebender achtjährigen Tochtereines Ehepaares, das erst-mals einen Poetry Slam be-suchte. Er fragte das Mäd-chen bei seiner jeweiligenWertung vorher um ihre

Meinung, die sie zunächstgar nicht äußern wollteund sich schüchtern zuihren Eltern umdrehte. Alsdiese sie ermunterten, dochruhig etwas zu sagen, konn-ten wir gemeinsam dieWertung zu den einzelnenBeiträgen abstimmen. »HatSpaß gemacht«, sagte sie

mir hinterher. Auch eineMöglichkeit, junge Leute fürdie Kultur und den Senne-stadtverein zu gewinnen,dachte ich mir so.

Dr. Wolf BergerVorsitzender im Kultur-

kreis des Sennestadtvereins

Vorne von links: die Finalisten Berit Krause, der Sieger Kolja Fach und Sira Busch.Hinten von rechts: Moderator Sven Stickling und die Vorrundenteilnehmer Heinz Valthauer,Niko Sioulis, Alexa Förster, Michael Pauwels, Jonas Halle und Eberhard Kleinschmidt.

Foto: Kerstin Panhorst, Westfalen-Blatt

Kolja, der jüngste und beste SlammerDritter Sennestädter Poetry Slam am 27. April 2015

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mermusikalische Projekte,mit denen sie im Mendels-sohn-Saal des Gewandhauseszu Leipzig, beim MozartfestWürzburg in der Residenzund im PrinzregententheaterMünchen zu Gast war.www.meikeleluschko.com,

Jenny Ruppik stammt ausHövelhof im Kreis Paderbornin Ostwestfalen. Nach demkünstlerischen Diplom ander Musikhochschule Frank-furt bei Professorin FrançoiseFriedrich absolvierte sie denMaster of Music Solist ander Musikhochschule Detmoldbei Professorin GodelieveSchrama und schloss ihr Stu-dium dann mit dem Konzert-examen ab.Sie ist Preisträgerin des Con-cours Européen de musiqueen Picardie, des WettbewerbsLe Parnasse-Salvi, des Wett-bewerbs der Vereinigung derHarfenisten in Deutschlande.V., des Deutschen Hoch-schulwettbewerbs und desInterpretationswettbewerbsfür zeitgenössische Musikder Musikhochschule Det-mold.

Die Volksbank Paderbornverlieh ihr den Förderpreis

Junge Kunst und sie war fünfJahre Stipendiatin der YehudiMenuhin Foundation LiveMusic Now.Die Harfenistin konzertiertsolistisch und kammermusi-kalisch und trat zum Beispielbeim Festival Mitte Europain Tschechien, beim pol-nisch-deutschen Harfen-symposium in Krakau, beimMozartfest Würzburg, beiKonzerten im großen Saal derAlten Oper Frankfurt und imHessischen Rundfunk auf.www.jennyruppik.de

Werner Nicolmann

»Veilchen, Rosmarin, Mimo-sen...« Mit diesen Worten be-ginnt ein Gedicht des Schrift-stellers Heinrich Hoffmannvon Fallersleben (1798–1874),bekannt durch den Text sei-nes Deutschlandliedes, denwir gegenwärtig zur National-hymne singen.»Veilchen, Rosmarin, Mimo-sen...« ist auch der Untertitelzu einem Duoabend: »Dansle jardin« mit der Sopranis-tin Meike Leluschko und derHarfenistin Jenny Ruppik. Eserklingen Lieder von Mozart,Schumann, Britten, Tournier,Debussy, Puccini und weite-ren Komponisten. Außerdemist die Harfe mit zwei Solo-werken zu hören.Die aparte Kombination derSopranstimme mit demKlang der Harfe versprichteinen besonderen Konzert-genuss.

Die deutsch-koreanischeSopranistin Meike Leluschkostudierte an der Musikhoch-schule Detmold und arbeitet

mittlerweile seit dem Kon-zertexamen mit ProfessorinCaroline Stein zusammen.Mit ihrer Vielseitigkeit konnteMeike Leluschko beispiels-weise auf Bühnen wie demFestspielhaus Salzburg, inParis, im Radialsystem Ber-lin mit der Akademie für Alte Musik, im MarkgräflichenOpernhaus Bayreuth alsMorgana in Händels Alcina,am Staatstheater Schwerin,in der Kölner Philharmonieund bei zahlreichen interna-tionalen Festivals gastieren.Solokonzerte gab sie u.a. mitdem Stuttgarter Kammer-orchester unter der Leitungvon Michael Hofstetter imKonzerthaus Dortmund,Stuttgart, in Rom und wäh-rend des Augsburger Mozart-festes. Das breit gefächerteRepertoire der Sängerinreicht vom Barock bis in dieGegenwart. Rundfunk- undCD-Aufnahmen dokumentie-ren ihre künstlerische Tätig-keit. Eine Vorliebe hat siefür das Kunstlied und kam-

Sonntag, 25. Oktober 2015, 18 Uhr, Liederabend

Dans le jardin... (Im Garten). »Veilchen, Rosmarin, Mimosen...«

Mit Meike Leluschko trat eine junge Sängerin auf, diedie Kraft und die Emotionen, die Fröhlichkeit und dieSchlichtheit textnah mit ihrer fein timbrierten Stimmeausdrücken konnte. [...] Mit Jenny Ruppik hat sie eineHarfenistin gefunden, die sie wunderbar ergänzte. [...]NW vom 21.02.2015)

Schon jetzt wird zu diesembesonderen Abend herz-lich eingeladen. Der Vor-verkauf bei den Sennestäd-ter BuchhandlungenKutzner und Mindt beginntdrei Wochen vor dem Kon-zerttermin. SchülerInnenhaben wie immer freienEintritt.

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Wie weit reichen meineErinnerungen zurück? Viel-leicht bis zu dem blassgelbenKornfeld, wo heute dieDonauallee ist und wo mirmein Großvater im Sommerblaue Korn- und rote Mohn-blumen zeigte?

Nahe am Feld floss derBullerbach. Da gab es eineseichte Bucht zum Planschenfür uns Kinder und Bäumezum Klettern. Hinter demBach war die Wiese mit demalten Schuppen. Es wurdegemunkelt, dort lebe einEinsiedler; vor dem hattenalle ein bisschen Angst.Dann kam wieder ein Bach,danach ein dunkelbraunerErdhang, hinter dem langsamdie Südstadt entstand. Da warauch schon der brauneBronze-Bär mit dem blauenWasserbecken. Beim Bäckeram Kaufweg spendierte mirmein Opa immer gern eine»Eiswaffel« mit rosa-weißerCreme-Füllung.

Rosa-weiß blühten im Früh-jahr auch die Apfelbäumeauf dem Rasen vor unseremHaus, gelb der giftige Gold-regen und weiß die dickenSchneeballen, von denen ich

einmal einen ganzen Straußmit auf den Schulweg bekam.Im hinteren Teil des Gartenszog mein Vater bei angenehmmildem Klima Gemüse. Dortgibt es bis heute noch dasgut erhaltene Gartenhaus.Darin bastelte mir meinGroßvater einmal einenDrachen aus dunkelblauemPapier. Die Schleppe war mitvielen bunten Kreppfetzengeschmückt. Auf dem abge-mähten Feld des BauernWesterwinter ließen wir dasPrachtstück an einem eben-so prächtigen Oktobertagsteigen, so hoch, dass wirschon fürchteten, es könnteeinem Flieger, der unterdem blauen Himmel seineBahn zog, in die Querekommen. Das schaffte derDrachen glücklicherweisenicht; dazu flog er wohldoch zu niedrig.

Etwas anderes war es mitunserer kleinen Dackeldame»Antje«. Sie hatte das Herzeiner Löwin und machte,wenn es um ein Leckerliging, selbst vor Pferdennicht halt. An einem nichtweniger strahlenden Herbst-tag tollte die dunkelbrauneHündin mit dem großen

graugelben Schäferhund»Astor« auf dem Stoppelfeldum die Wette. Ihr kurzesintensives Leben verbrachtesie aber am liebsten in demMischwald aus Kiefern undLaubbüschen hinter unseremHaus. Dort blieb sie auchschon einmal in einemKaninchenbau stecken undkam nur mit Mühe wiederzum Vorschein.

In diesem Wald, der bis zurVerler Straße reichte unddurch eine sandige Anhöhemit den Grundstücken aufunserer Seite verbundenwar, hatte sich zuvor schonunser bunter Zwerghahn mitNachbars großem grauenGockel angelegt. Die übrigeHühnerschar scharrte dannfriedlich und ungerührt imwarmen trockenen Senne-sand.

Doch besonders wir Kinderhatten hier unseren Spaß.An diesen Ort verirrten sichkaum jemals andere Leuteund es lag – heute kaummehr vorstellbar – so gutwie kein Abfall herum. Unse-ren natürlichen Kinder»gar-ten« behandelten wir imWortsinn auch so: Kam zu-

fällig doch einmal ein Frem-der durch »unseren« Wald,dürfte er sich gewundert ha-ben über all die fein gehark-ten Stellen mit Rändern ausFichtennadeln. Dies warenGrundrisse von Häusern,Wohnungen und (nicht zuvergessen!) Pferdeställen; inder kindlichen Fantasie un-terschied sich die Bebauungdes »Verler Dreiecks« dochsehr von der tatsächlichen,die uns Anlieger der Altmühl-straße recht kalt erwischteund vor vollendete Tatsachenstellte.

Christine Kuhlmann

Kindheit in der jungen SennestadtEiswaffeln, Bronze-Bär und Pferdeställe:

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Alle Sennnestädter, groß undklein, dürfen sich auf einaußergewöhnliches Kultur-spektakel freuen, das am 30.August ab 17.00 Uhr auf undum den Reichowplatz statt-finden wird. Der Sennestadt-verein hat das TheaterlaborBielefeld e.V. engagiert, seineVersion des antiken Stücksvon Homer »Odyssee«,inszeniert in einer aktuellenStraßentheater-Version, inder Sennestadt aufzuführen.In verschiedenen Städten inOstwestfalen wurde es bereitssehr erfolgreich gezeigt. DasStraßentheaterstück erzähltdie Geschichten einer zehnJahre andauernden Irrfahrtdes Odysseus und seiner an-schließenden Heimkehr.Dabei sollen Assoziationenzur aktuellen Heimatsucheund Heimkehr und auch denFlüchtlingsdramen hergestelltwerden und so dem altenStoff neue Aktualität geben.

Auf dem Reichowplatz werdenan verschiedenen Stellen dieSzenen der »Odyssee« um-gesetzt und das Publikumwird von Szene zu Szene

herumgeführt. Neben denDarstellern und Musikernsind viele Akteure für dieaufwändigen Bühnenbilder,die Technik, die Kostüme,die musikalische Leitung,die Choreographie und dieRegie zuständig. Am Endeder Odyssee bereitet dasVolk der Phaiaken zu Ehrenvon Odysseus ein großesFest mit Musik und Tanz,Wettkämpfen und erlesenenSpeisen.

Verschiedene SennestädterVereine und Musikgruppensind aufgerufen, sich unterdie Darsteller zu mischenund mitzuwirken. Hier kön-nen Musikbeiträge, Tänze,akrobatische und sportlicheVorführungen eingebautwerden. Die Beteiligten sinddann Teil der Inszenierungund transportieren mit ihrerBeteiligung einen Teil derGeschichte der »Odyssee«. Seien wir gespannt und freu-en wir uns auf ein außer-gewöhnliches Kulturereignisfür die ganze Familie!

Brigitte Honerlage

Straßentheater »Odyssee« am 30. August 2015 um 17 UhrTheaterlabor Bielefeld e.V. in der Sennestadt

Mit dieser Postkarte wirbt das Theaterlabor für »Odyssee«. In Sennestadt ist die Truppe am 30. August zu Gast.Sennestädter Gruppen werden an der Aufführung mitwirken.. Design: Jewro

Wochentag Arbeitskreis Treffpunkt

montags, alle zwei Monate Treffen des Arbeitskreises »Ortsbildpflege« Vereinszimmer, Sennestadthaus18.30 bis ca. 20 Uhr Leitung: N.N.

27.7. / 28.9. / 30.11.2015

jeden Mittwoch Treffen des Arbeitskreises »Archivarbeit« Sennestadtarchiv, Elbeallee 7016.00 bis 18.00 Uhr Leitung: Horst Vogel, Tel. 0 52 05 - 70316 Archivkeller

Gäste melden sich bitte zwecks Terminabsprache bei Horst Vogel

SeniorenkreisTreffen bitte bei Dorothea Wolk erfragen, Tel. 05205-20250

1. Montag/Mittwoch Treffen des Arbeitskreises »Natur und Wandern« Vereinszimmer, Sennestadthausim Monat, 18.30 bis ca. 20.00 Uhr Leitung: Reinhard Brosig, Tel. 05205 - 71466

Mi 5.8. / Mo 7.9. / Mi 7.10. / Mo 2.11. / Mi 2.12.2015

Im Allgemeinen zweiter Mittwoch Treffen des Arbeitskreises »Vielfalt in der Sennestadt« Sennestadtpavillon, Sennestadtring 15aim Monat, 19.00 Uhr Leitung: Dirk Kleemann, Tel. 05205 - 9917 64Ausnahmen sind fett gedruckt! 19.08. / 9.09. / 21.10. / 11.11. / 9.12.2015

Kulturkreis im Sennestadtverein Sennestadthaus, Raum 105Leitung: Dr. Wolf Berger, Tel. 0 52 05 - 729705

Termine der Arbeitskreise

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Veranstaltungstag Veranstaltung Veranstaltungsort

August

Donnerstag, 06.08., 18.00 Uhr Feierabendwanderung zur Waldameise Start- und Endpunkt: Sennestadthausbis ca. 20.30 Uhr mit Konrad Hökenschnieder. Leitung: Reinhard Brosig

Donnerstag, 13.08., 18.00 Uhr »Pflegemaßnahmen und Pflegegrundsätze Start- und Endpunkt: Sennestadthausbis ca. 20.30 Uhr des Umweltbetriebs in Sennestadt. Feierabendwanderung.

Geeignet für Scooter. Leitung: Thomas Kiper

Donnerstag, 20.08., 18.00 Uhr Feierabendwanderung zum Hof Rasche-Schürmann Start- und Endpunkt: Sennestadthausbis ca. 20.30 Uhr Senner Geschichten von Ida Rasche-Schürmann.

Geeignet für Scooter. Leitung: Reinhard Brosig

Samstag, 29.08., 14.00 Kräutergarten Museumshof Senne. Start- und Endpunkt: Sennestadthausbis ca. 19.30 Uhr (mit Einkehr) Leitung: Erika Petring

Sonntag, 30.8., 17.00 Uhr Straßentheater »Odyssee« Reichowplatzmit dem Theaterlabor e.V. Bielefeldunter Beteiligung von Sennestädter Gruppen.Siehe Ankündigung auf Seite 14.

September

Samstag, 05.09., 9.00 Uhr Tagesfahrt nach? Ekkehard Strauß nimmt gerne Abfahrt: Sennestadtringbis ca. 19 Uhr Vorschläge entgegen, Tel. 05205-20726

Samstag, 05.09., 8.38 Uhr, bis Viertägige Studienfahrt nach Potsdam und Berlin Abfahrt und Rückkehr: Hbf BielefeldDienstag, 08.09. 21.26 Uhr Leitung und Reiseorganisation: Dirk Ukena gemeinsam mit Anmeldung und Informationen:

Quadriga Studienreisen. Dirk Ukena, Tel. 0521-152121 bzw.Nähere Informationen bitte dem Flyer entnehmen. 0152-56 34 04 86 oder [email protected]

Samstag, 12.09., 15.00 Uhr Spaziergang auf dem Skulpturenpfad Treffpunkt: JIBI-Parkplatz bis ca. 17 Uhr mit Jutta Kirchhoff am Sennestadtring

Sonntag, 13.09., 14.00 Uhr Der Siedlungsbau der Nachkriegszeit – Zwischen Treffpunkt: Sennestadthausbis ca. 17 Uhr Handwerk und industrieller Fertigung. Führung

zum Tag des offenen Denkmals (in Kooperation mit der VHS). Leitung: Marc Wübbenhorst

Freitag, 18.09., 20.00 Uhr Griechischer Abend mit griechischer Musikgruppe LUNAim Rahmen der Konzertreihe »Klänge der Welt«.Bouzouki-Musik, Tanz und Unterhaltung.

Samstag, 19.09., 14.00 Uhr Wanderung: Alte Mühlen am Furlbach Start- und Endpunkt: Sennestadthausbis ca. 18.30 Uhr (festes Schuhwerk, Rucksackverpflegung) Leitung: Otmar Lüke (Fahrgemeinschaften)

Samstag, 26.09., 14.00 Uhr Wanderung: Wilhelmsburg, Schloss Iggenhausen und Start- und Endpunkt: Sennestadthausbis ca. 19 Uhr Waddenhauser See in Lage (mit Einkehr) (Fahrgemeinschaften)

Leitung: Sascha Sackewitz

Oktober

Samstag, 17.10., 14.00 Uhr Herbstwanderung: Naturparktrail Bielefeld Nr. 4 Start- und Endpunkt: Sennestadthausbis ca. 17 Uhr Leitung: Thomas Kiper (Fahrgemeinschaften)

Samstag, 24.10., 14.00 Uhr Führung: Der Städtebau der Sennestadt Treffpunkt: Sennestadthausbis ca. 17 Uhr (in Kooperation mit der VHS). Leitung: Marc Wübbenhorst

Sonntag, 25.10., 18.00 Uhr Dans le jardin. Veilchen, Rosmarin, Mimosen. Lieder- Vortragssaal im Sennestadthausabend mit Meike Leluschko (Sopran) und Jenny Ruppik (Harfe)

November

Sonntag, 01.11., 11.15 Uhr Kunstausstellung »Der sprechende Augenblick«. Vortragssaal im Sennestadthaus(bis 12. 12.) Gemälde und Skizzen von Helmut Kölling

Samstag, 28.11., 14–20 Uhr Weihnachtsmarkt an der Jesus-Christus-Kirche

Dezember

Samstag, 5.12., 20.00 Uhr Kabarett: »So kann ich nicht arbeiten« LUNAmit Hans Gerzlich

Unsere Veranstaltungen bis Ende 2015Kunst # MusikGesamtverein Kulturfahrten Heimatpflege AK Vielfalt Natur/WandernTheater, Kabarett

Änderungen des Programms möglich! Bitte Mitteilungen in der Tagespresse und in der Sennerundschau beachten! Alle Termine und mehr auch auf: www.sennestadtverein.de

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Es dauerte vier Jahrzehnte,ehe die Mehrheit der Deut-schen Richard von Weizsäckerfolgte und die totale Nieder-lage am 8. Mai 1945 auchfür sich als Tag der Befrei-ung verstand (1985). Fürdie mehr als 10 MillionenZwangsarbeiter und Millio-nen vor allem russischerKriegsgefangener brachteder 8. Mai aber die langersehnte Befreiung aus bru-taler Sklaverei.

Zwangsarbeiter in Senne II70 Jahre trennen uns heutevon dieser schrecklichenZeit, in der kein Winkelunseres Vaterlandes undkaum ein Land in Europavon den schlimmen Auswir-kungen einer gnadenlosenDiktatur verschont blieben.Die gewaltige KriegsmaschineDeutschlands konnte nurdurch den Einsatz vonZwangsarbeitern und Kriegs-gefangenen in Gang gehaltenwerden. Auch in derGemeinde Senne II lebtenZwangsarbeiter und Zwangs-arbeiterinnen. Sie warenneben anderen Betriebenauch in der Papierfabrik inDalbke eingesetzt und wohn-ten in dem heute noch vor-handenen langen Haus ander Paderborner Straße Nr. 315 (Bild), das zum

Anwesen der Familie Freitaggehörte, die in dem Hausdaneben einen Konsum-Laden betrieb.Im Vergleich mit den Kriegs-gefangenen im Stalag 326 inStukenbrock ging es diesenaus dem Osten Verschlepp-ten zwar besser, aber auchihr Leben wurde von ständi-gem Hunger, schwerer Arbeitund Angst vor Bestrafung be-stimmt.

Es ist heute nur schwernachzuvollziehen, mit wel-cher rassistisch begründetenArroganz und Verachtungdiese Menschen behandeltwurden.So lesen wir in einem Be-richt des »Sicherheitsdiens-tes des Reichsführers SS«vom 9.8.1944, dass sich amSonntag, dem 6.8.1944, in

der Gaststätte Schopkebad»fünf Ostarbeiter und dreiOstarbeiterinnen« aufhielten.In dem Bericht heißt es wei-ter: »Sie wurden anstandslosmit Getränken bewirtet. Ausser den Ostarbeitern warder Garten von einer Reihevon deutschen Volksgenos-sen besetzt. Es wird gebetengegen den Besitzer der Gast-stätte wegen des Verstossesgegen die Ostarbeiterbestim-mungen vorzugehen und unsdas Veranlasste mitzuteilen...«Wer sich also gegenüber denZwangsarbeitern menschlichverhielt, hatte Strafverfolgungdurch die SS zu befürchten. Erkrankte einer der Zwangs-arbeiter, so durfte er aufdem Weg zum Arzt wederöffentliche Verkehrsmittelnoch ein Fahrrad benutzen.

Zeitzeugen aus Senne II be-richten, dass viele damalssehr wohl das Leid derZwangsarbeiter und Kriegs-gefangenen wahrnahmenund es trotz der Strafandro-hung zu lindern versuchten.So hat Ernst August Wellen-krüger einen russischenGefangenen, der bei seinenEltern arbeiten musste,heimlich mit Lebensmittelnversorgt. Daraus entstandeine Freundschaft, die auchnach der Rückkehr des

Gefangenen in seine Heimatfortbestand. Die Mehrheitder Bevölkerung jedoch ver-hielt sich unter der strengenKontrolle der örtlichen Par-teigenossen passiv.

»Displaced persons«In den ersten Monaten nachder Kapitulation konntenvon den über 10 Millionen»displaced persons«(Zwangsverschleppten) vorallem die Angehörigen west-licher Staaten wieder in ihreHeimat zurückkehren. Rundeine Million Menschenjedoch, deren Heimatländerunter die Herrschaft Sowjet-Russlands geraten waren,konnten oder wollten nichtmehr nach Hause. Die Jungenund Gesunden unter ihnendurften nach England, denU.S.A., Kanada oder Austra-lien auswandern. Zurückblieben die Alten, Krankenund viele alleinerziehendeMütter mit ihren Kindern. 2000 dieser unglücklichenMenschen lebten bis 1958 inder Kaserne in Augustdorf. Als die neue Bundeswehr dieGebäude benötigte, wurdeauch dieses Lager aufgelöst.250 Personen aus dieserGruppe fanden in der Beck-hofsiedlung eine neue Hei-mat.

Paderborner Straße 315 in Dalbke: Hier wohnten Zwangsarbeiter, die in der PapierfabrikDalbke eingesetzt waren. Foto: Ulrich Klemens

Der 8. Mai – Der Tag der BefreiungEhemalige Zwangsarbeiter (»displaced persons«) in der Beckhofsiedlung

Vormittags: Di. bis Sa. 9.00 –13.00 UhrNachmittags: Mo., Di., Do., Fr. 15.00 –18.00 Uhr

Uhren-ServiceVennhofallee 73 · 33689 Bielefeld

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Die Beckhofkirche mit ihrem freistehenden Glockenturmerinnert an die schweren Zeiten der »displaced persons«, diein der Beckhofsiedlung eine neue Heimat fanden.

Quelle: Postkarte, Sennestadtarchiv

Die BeckhofsiedlungDie v. BodelschwinghschenAnstalten hatten auf demGebiet des alten Beckhofsnach den Plänen von Prof.Reichow ein Altenheim, einWohnheim sowie neunMehrfamilienhäuser errich-tet. In einer Werkstatt fan-den rund 100 der Bewohnereine Arbeit. Vervollständigtwurde die Siedlung durchein Lebensmittelgeschäft undeine Arztpraxis. Später kamen weitere Ge-bäude hinzu, so auch 1962die Beckhofkirche mitgetrennten Kirchräumen fürdie serbisch-russisch-ortho-doxe, die ukrainisch-ortho-doxe, die römisch-katholischeund die baltisch-lutherischeGemeinde. Die gemeinsameleidvolle Geschichte hatteMenschen aus zehn Natio-nen zu einem lebendigenGemeinwesen zusammenge-führt, in dem es keine natio-nalen und religiösen Gegen-sätze mehr gab. Die Beck-hofsiedlung war damit ein

Wer kann sich an diesenGrenzstein erinnern? Wo ister geblieben? Johannes Glaw, Stadtarchäo-loge von Gütersloh, hat denSennestadtverein um Hilfebei der Suche gebeten. Bei Recherchen im Bielefel-

der Stadtarchiv hat er diesebeiden Fotos gefunden: Dieeine Seite des Grenzsteinszeigt das Hoheitszeichen derfrüheren Grafschaft Rietberg,einen Adler. Auf der ravens-bergischen, heute Senne-städter Seite sind die Spar-

ren zu sehen und der Ver-merk »renovatum 1692«,also: »1692 erneuert«.Damit könnte (oder sollte)in Heideblümchen an derAlten Paderborner Landstraße–nahe der Ecke zum Ginster-weg – einer der ältestenGrenzsteine stehen.

Leider steht er nichtmehr da!Ich habe mit Heinrich Kocheinige Wochen vor seinemTod darüber gesprochen,der ja nicht weit von dieserStelle wohnte. Er konnte sichan diesen Grenzstein gut er-innern. »Er stand vor demHaus der Familie Hempel inder Alten Paderborner Land-straße«, erzählte er mir. Inden 1980er-Jahren sei die

Straße erneuert worden.Vorübergehend fehlte derGrenzstein, sei dann aberwieder aufgestellt worden.Auch Beate Rasche-Schür-mann erinnert sich daran.Grenzsteine sind schützens-werte Denkmäler. Wir setzenuns dafür ein, dass sie anihrem historisch ange-stammten Platz verbleibenbzw. dorthin zurückgebrachtwerden?

Bitte nehmen Sie Kontaktmit mir Kontakt auf, wennSie etwas über diesen Grenz-stein wissen.

Thomas Kiper05205-237160

[email protected]

Wo ist der Grenzstein geblieben?Der Gütersloher Stadtarchäologe bittet uns um Hilfe bei der Suche

gelungenes Beispiel für Inte-gration und eine christlicheÖkumene.

Allein die kleine Beckhofkir-che mit ihrem freistehendenGlockenturm (Bild) und dieWohnhäuser Am Beckhof Nr.26–42 künden noch heutevon den schweren Zeitennach 1945. Der Zweite Weltkrieg hattegewaltige Zerstörungen, denTod von 55 Millionen Men-schen und die Vertreibungvon mehr als 12 MillionenDeutschen aus ihrer Heimatzur Folge gehabt. Viele Ver-triebene und Flüchtlinge fan-den nach 1945 in Senne IIund ab 1958 in der im Baubefindlichen späteren Senne-stadt eine neue Heimat.Heute kommen andereFlüchtlinge zu uns und bittenum Aufnahme. Wir solltenihnen in Erinnerung anunsere eigene Geschichtefreundlich und hilfsbereitbegegnen.

Ulrich Klemens

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In der Travestraße – zwischenMinigolfanlage und Skater-bahn – steht uns seit sechsJahren in einem formschönenNeubau das Sennestadtbadzur Verfügung. Vom Gehwegaus ergibt sich durch dietransparente Fassade einBlick auf das großeSchwimmbecken. Dahinter,zum Ost-West-Grünzug hin,liegt das kleinere Bewegungs-becken. Beides erstrecktsich unter dem sehenswertenDach, das wie eine Meeres-woge daherkommt. Dasneue Sennestadtbad ist vorallem ein Sportbad undweniger ein Erlebnisbad.Wie wird es angenommenund welche Erfahrungenmacht der Betreiber, dieBielefelder Bäder und Frei-zeiteinrichtungen GmbH(bbf)? Dazu führten wir einGespräch mit Hans-WernerBruns, Geschäftsführer beider bbf, und Andreas Stelke,dem Betriebsleiter im Senne-stadtbad.

Herr Bruns, zur Eröffnungdes neuen Sennestadtbadsim Jahr 2009 sagten Sie:»Wir bieten hier keineDschungellandschaften oderGroßrutschen an, sonderneinfach die Möglichkeit zum

Schwimmen. Letztlich stimmendie Sennestädter mit denFüßen darüber ab, ob unserKonzept angenommen wird.«Wie haben sich denn dieBesucherzahlen entwickelt?

Bei der Nutzung durch Schu-len und Vereine entsprechendie Zahlen unseren Erwartun-gen. Vergangenes Jahr hattenwir rund 113 000 Gäste.Wenn wir nur den öffent-lichen Badebetrieb ansehen,also das Wochenende unddie Fitness- und Gesund-heitskurse, dann würden wiruns mehr Besucher wün-schen. Das sind ca. 20 000Gäste und das ist wenig fürein Bad dieser Größe. Da istnoch deutlich Luft nach obenoder – um beim Thema zubleiben – Platz im Becken.

Woran liegt das?

Wir beobachten in allenBädern seit Jahren einenRückgang der Besucherzah-len insbesondere am Sams-tag. Dieser Wochentag hatsich für viele Familien leiderzum Einkaufstag entwickelt.Vielleicht wird das Shoppenzu sehr zelebriert und fürsSchwimmen bleibt keine Zeitmehr.

Blicken wir doch malzurück. Wie ist es zur Ent-scheidung für den Bau einesneuen Hallenbades in Senne-stadt gekommen?

Das alte Hallenbad war inkeinem guten Zustand mehr.Es kamen immer wenigerGäste und ab 2001 ließenwir nur noch Schulen undVereine hinein. Das warwirtschaftlich nicht mehranders zu vertreten. 2006fiel dann der Beschluss füreinen Neubau, sehr umstrit-ten damals. Die bbf als Teilder Stadtwerke hängt finan-ziell letztlich von der StadtBielefeld ab und derenHaushaltslage war ja auchschon vor 10 Jahren reich-lich angespannt.

Sie meinen, da haben dieSennestädter mit der Ent-scheidung pro Neubau rich-tig Glück gehabt?

Der Beschluss fiel in einemZeitfenster, wo gesagt wurde,wir müssen etwas für dieAufwertung der Sennestadttun. Und ich glaube nicht,dass wir es wenige Jahre

später noch mal so hinbe-kommen hätten. Aber ichmeine auch, dass so ein Badzur Infrastruktur einer Stadtunbedingt dazu gehört.Schwimmen ist gesund unddas Erlernen ist für die Kin-der wichtig. Da ist jeder Centgut angelegt.

Gab es so etwas wie einenArchitektenwettbewerb?

Den gab es nicht. Aber wirhaben im Aufsichtsrat derbbf mehrere Entwürfe ver-glichen. Der vom Planteam-Ruhr hat dann das Rennengemacht, weil er die Vorga-ben überzeugend umgesetzthat.

Was gefiel daran beson-ders? Die Dachkonstruktionerinnert an eine Meeres-welle...

Man muss sich klarmachen,dass die Sennestadt nichtplanlos gewachsen ist. Anvielen Stellen sehen wirdeutlich die Absichten derdamaligen Stadtplaner. DerStandort Travestraße grenztan den Ost-West-Grünzug.

Eric Dölwes besuchte den Geschäftsführer der bbf im Ishara,Hans-Werner Bruns, links im Bild. Erfreulicherweise nahmauch Andreas Stelke, Betriebsleiter des Sennestädter Bades, andem Gespräch teil. Alle Fotos: Eric Dölwes.

Er war schon im alten Sennestadtbad der Chef: BademeisterAndreas Stelke.

bbf wünscht sich mehr Badegäste in SennestadtAusdehnung der Öffnungszeiten hat vorerst keine Chancen

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Da ist auch nicht alles flach,sondern es sind Wellen undWogen vorhanden. Dashaben die Architekten aufge-griffen. Insgesamt ist dieserBereich das sportliche Zen-trum der Sennestadt. Es gibthier viele Angebote, um sichzu bewegen und zu spielen.Unser Schwimmbad ver-steckt sich nicht, sonderndie großen Glaselementemachen transparent undsichtbar, dass hier ein weite-res sportliches Angebotbesteht.

Das Sennestadtbad wirktsehr funktional und gleich-zeitig freundlich.

Von Anfang an war klar, dasswir es in erster Linie für dieNutzung durch Schulen undVereine bauen. Funktionali-tät war daher angestrebt undso blieben natürlich auchdie Baukosten im Rahmen.

Die Bauzeit war ja ver-gleichsweise kurz.

Wir haben im November2007 begonnen und warenim Frühjahr 2009 fertig. Dasging unproblematisch voran,obwohl wenig Platz vor-handen war, denn zunächst

stand das alte Bad nochneben der Baustelle. Und dieKosten von 6,8 Mio. Eurohaben die Kalkulation nursehr geringfügig überschrit-ten.

Ist der Entwurf noch inweiteren Städten verwirklichtworden?

Schwimmbäder werden fastimmer individuell geplant,weil sie ganz bestimmte ört-liche Gegebenheiten undAnsprüche erfüllen sollen.Allerdings hat Ahlen ein sehrähnliches Bad bekommen.Die haben sich das Senne-stadtbad genau angesehenund waren begeistert.

Das Bad ist ohne Frageattraktiv, aber leider oftgeschlossen. In den Schul-ferien gibt es gar keinenöffentlichen Badebetrieb,auch nicht am Wochenende.Viele Schwimmer wünschensich da eine Ausweitung derÖffnungszeiten.

Verständlich, aber aus wirt-schaftlichen Gründen ist dasnicht zu machen. Wir habenbeim Sennestadtbad täglicheBetriebskosten von etwa1200 Euro. Eine weitere

Öffnung ist nur darstellbar,wenn deutlich mehr Gästekämen. Damit ist nicht zurechnen.

Auch für viele Sennestäd-ter Familien ist der finanzielleSpielraum eng. Da fällt beieinem Eintrittspreis von 4,50Euro die EntscheidungSchwimmen zu gehen nichtleicht.

Den Eintritt können unsereGäste mindern. Für Kinderist er ermäßigt und mit derGeldwertkarte gibt es ganzordentliche Rabatte. Werüber den Bielefeld-Pass ver-fügt, zahlt den ermäßigtenTarif.

Das sind immerhin noch3 Euro.

Richtig, aber wir bieten jaauch was fürs Geld. Der Gastkann bleiben, bis wir schlie-ßen, und tut etwas für seineGesundheit. Das darf auchetwas kosten.

Eric Dölwes

Öffnungszeiten und Angebote: Freitag 13.00 bis 18.00, Samstag und Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr.Kurse: Aquajogging Mittwoch 11.00 bis 11.45, Freitag 17.45 bis 18.30 Uhr.Wassergymnastik Donnerstag 9.45 bis 10.30 Uhr.Kursangebote (u.a. Anfangsunterricht für Kinder) und Trainingszeiten der Vereine unter sennestadt.dlrg.de, senne.dlrg.de, sfs-schwimmen.de und tus08-schwimmen.de

Individuelle Floristik zu allen Anlässen

Altmühlstr. 37–39 · 33689 BielefeldTelefon 05205/3087

Mo–Fr 8–13 und 15–18.30 Uhr, Sa 8–13, So 10–12 Uhr

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Wenn näichstes Jaohr Wil-helmsdourp en graut Jubilä-um féiert – et wärd nämlichhunnert Jaohr, dat et bestéit,un et sall fo Eckardtsheimen ganz grautes Fäst wärd’n– dann frög sick männig-éiner, wo dat sinnen Tauganghadde, dat Vatter Bodel-schwingh up éinmaol enpaar Bauernhöwe upkaupenkonn, ümme sinn’n Bräuernvan de Landstraote Taufluchtun Arbéit to gieb’n. Daomaolswör’n Grund un Boden billigto häm’m, un düsse Höwewör’n in kennen gauen Tau-stand mä. De Bouern had-den se in de schlechten Téienümme de Midde van lästenJaohrhunnert upgieb’n moßt.Danao kaimen se van éineHand inne annere undvokaimen immer mähr. Dotokamm, dat Vatter Bodel-schwingh met sinne Idee, dearmen, heimatlosen, kran-ken un süchtigen Menschento hölpen, oute ganze WeltUnnerstützung faund. Haugeund höchste Häarns kaimen,ümme sick dat Wiark tobekéiken.Aoll 1883 kamm de Kron-prinz Friedrich na Wilhelms-duarp. He häff als FriedrichIII män 99 Dage herrschet.De Löie möchen enne gern

léien; min Großvadder sägg,wenn he dorup to köiernkamm: »De gréise, de wéiseund de Reisekaiser.« Ockdaomaols wör aolles an deStraote laupen, ümme denKronprinzen to seihen, unmin Großvadder was stolt, datde hauge Häar em fröndlicktaunicket hadde. Ock Veréineun Schaulen hadden sick up-stellt, aower äs et dann 1896héite: »De Kaiser kümt naWilhelmsduarp«, dao wörenaolle Löie out’n Höüsken.Wenn üewer düssen Kaiser-beseuk köiert woard – etwas jä ock na nich so langhär – dann wöarn wi Kinnerganz röüig un lusterten, watsick de Ellern votellen. Fo uswas de Kaiser de Mann, dedat méiste to säggen ha, unKaisers Geburtstag was foaolle Löüe en haugen Féier-dag.De Straote van de Wilhelms-duarper Ecken bis na Win-delsbléike was wägen dedaiperlägenen Wéischen nonich ganz ferrig woard’n. Inde daiperlägenen Wéischenwas’t to natt, et moß éis enDamm uppschüddet wärd’n.Dobéi hätt de Wilhelmsdüär-pener, de se Colonisten hei-ten, önnik holpen. Just tonEmpfang vau’n Kaiser woard

Ne ganze Schwadron Saldao-ten up Pären riehen vo denkaiserlichen Wagen här. Undann söhen de Hurra raupen-den Unnertanen den Kaiser.He satt in’n grouten Landauer,de von säß Schiemeln taogenwoard. De Kaiserin was inBethel blieb’n. Aolle Löüehadden ähre besten Kleierantaogen. Bloß en aulenBouern stond in Arbéitsteuganne Straote. Up de Fraoge,worümme he sick nich féinmaket hädde, anfere he: »DeKaiser söll auk seihen, dathéier Arbéitslöüe wuhnt.«Et was en grauten Dag foWilhelmsduarp un’t Viärl-sche Land, un Vadder Bodel-schwingh konn den Kaiserwéisen, wi sinne »Bräuer vande Landstraote« döür ähreArbéit den lichten Sand-boden inne Siene vobiärtern.

Ida Rasche-Schürmann

Ida Rasche-Schürmanngeb. Brinkord (1899bis 1988) übernahm1939 ihr Elternhaus,die alte HofstelleBrinkord Sende Nr.100, heute Sennestadt-Eckardtsheim, Heide-grundweg 92. IhreHeimatgeschichtenveröffentlichte sie teil-weise, vor allem in der»Glocke«. Einige ihrerErzählungen auf Plattsind im Sammelbanddes Heimatvereins Verl»Viärlsch Platt« 1981erschienen, darunterdie nebenstehende.

Foto: Familienarchiv

De Kaiser kümpt na WilhelmsduarpOut aulen Dagen

de Straote ferrig. Ganz freuhmuarns an’n Kaiserdagwöarn anne Straote na jungeAiken planted. De méistenstoht vandage na. Et sindgraute Baime woard’n.Äs de Kaiser nu kamm, wasde ganze Ümmegiegenduppen Beinen. Genarms upPären surgen fo Ordnung.De Veréine met ähre Fahnenhadden sick upstellt. De Kin-ner brouken nich narreSchoule, se stönnen metBlaumen un Fähnkes anneStraoten. Auk de Schäulersvan’n Röwerschen Gymnasiumwöarn met ähr’n Magistersto Faute na Wilhelmsduarpkum’n. Min öllerster BrouerHeinrich Brinkord – he was14 Jaohre ault – was aukdobéi. He häff et sick wuahlnich draimen laoten, dat hetwintig Jaohre läter, döür den»Pour le mérite« un denHohenzollernorden auk fréi-en Taugang ton KaiserlichenHoff kriege.

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Das erste Konzert der Reihe»Klänge der Welt« fand MitteMärz im Sennestadtpavillonstatt. Dirk Kleemann vomArbeitskreis »Vielfalt in derSennestadt« des Sennestadt-vereins hatte MuharremKarakuzu gewinnen können,mit seinem Instrument einkleines Konzert zu geben. Erstellte sein Kanun, ein klassi-sches türkisches Musikinstru-ment, eine Kastenzither, deminteressierten Publikum vor.Das Kanun ist ein ziemlichgroßes Instrument, liegtdem sitzenden Spieler aufdem Schoß und wird mitsogenannten Plektrengezupft, die wie Fingerhüteauf die Zeigefinger gestecktwerden.

Muharrem Karakuzu erklärtekurz das Instrument, dieUnterschiede der östlichenund westlichen Tonleiternund Töne und gab dazu Bei-spiele, bevor er die längerenStücke vortrug. Er spieltdieses Instrument seit 1990;seine ihn begleitende Toch-ter Azize, 13 Jahre alt, spieltbereits seit drei Jahren. Dieerzeugten Töne des Kanunssind höher als zum Beispieldie der Harfe, aber bei den Liedern der türkischenVolksmusik mit den Titeln»Der Regen kommt«, »DieWellen« und »Wasserfall«konnten die Zuhörerinnenund Zuhörer fast die Tropfenspüren und den Wasserfallrauschen hören.

Auch die Tochter begeistertemit sehr schnell gespielten,harmonischen Stücken –fremdartig, orientalisch unddoch vertraut. Es gab vielApplaus für die sehr sympa-thischen Musiker, und nachden Zugabem konnten dieBesucher türkische Köstlich-keiten genießen, MuharremKarakuzu und seiner Tochterdanken, Fragen stellen undsich über das Gehörte aus-tauschen.

Brigitte Honerlage

Kanunkonzert im SennestadtpavillonFremd wirkend und vertraut zugleich

Muharrem Karakuzu spieltauf dem Kanun, einem klas-sischen türkischen Instru-ment. Azize, seine 13-jährigeTochter eifert ihm nach.

Fotos: Hannelore Junge

In Sennestadt ist seit einigerZeit eine frohgestimmteReisegruppe unterwegs, mitder war ich schon in Chile,dann in Italien – genauergesagt: auf Sardinien –, beider Türkeireise war ichleider verhindert, und inKürze geht es dann nachKirgisistan, weit im Osten.

Sie staunen? Das kann ichverstehen. Aber bitte schauenSie in meinen Reisepass! Dasind meine Reisen dokumen-tiert. Sie sehen: Ich flunkerenicht.

Trotz der vielen Länder, diewir besuchen, bleibt unserReisebudget klein, wir zahlengerade einmal 10 Euro proReise. Und wir belasten auchnicht das angegriffene Öko-system der Erde mit vielen

Flügen. Denn: Unsere Welt-reise führt durch Wohnzim-mer.

Freundschaft schließenDank unserer Gastgeberschließen wir kurz nachunserer Ankunft gute Freund-schaft mit Einheimischen.Sie zeigen uns ihr Familien-album, erzählen uns zumBeispiel von ihrem Großvater,der im Bergwerk arbeitete,oder von ihren Eltern undGeschwistern, von ihrer Hei-rat und ihren Kindern. Siestellen für uns Spezialitätenaus ihrem Herkunftsland aufden Tisch und erzählen unsvon den Bräuchen ihrerfrüheren Heimat. Wir stellenFragen, zum Beispiel: Wannund warum sind Sie nachSennestadt gekommen? Wasgefällt Ihnen in Deutschland

Chile, Sardinien, Türkei – bald folgt KirgisistanWeltreise durch Wohnzimmer

besser, was weniger? Dankunserer unmittelbaren Begeg-nung gedeihen Verständnisund Toleranz.

Doppelte HeimatUnsere Gastgeber haben einegemeinsame Besonderheit:Sie kennen und lieben zweiLänder, nämlich ihr Her-kunftsland und Deutschland.Nach Sennestadt hat es sieaus ganz unterschiedlichenGründen verschlagen: die Lie-be, oder die Not, oder weilsie hier arbeiten konntenoder wollten, und auch derZufall kann im Spiel sein.

Die Idee zur »Weltreisedurch Wohnzimmer« hatteCatrin Geldmacher aus Wie-denbrück. Eingeladen vomArbeitskreis Vielfalt in derSennestadt begeisterte sie

auch uns von dieser inzwi-schen deutschlandweitenAktion. Schnell fanden sichdie ersten Sennestädterinnen(bisher alles Frauen!), die zusich nach Hause einladen.

Und so funktioniert esAuf der Website »weltreise-durch.de« werden alleTermine veröffentlicht; überdie Sennestädter Weltreise-termine kann man sich auch

Der nächste Termin »Welt-reise durch Wohnzimmer«findet am Samstag, 19.09.2015, von 19–21 Uhr statt.Katharina Scharpenbergwird über Sitten, Gebräucheund das Leben in ihreralten Heimat Kirgisistanberichten. Einzelheiten aufwww.sennestadtverein.de

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beim Leiter des AK Vielfalt inSennestadt informieren:[email protected] Gastgeberin legt fest, wie viele Gäste sie in ihremWohnzimmer empfangenmöchte. Man meldet sich

Der Gastgeber bzw. die Gast-geberin stempelt im Reise-pass auf einer Landkarte dasbesuchte Land ab.

per E-Mail an und erhältdann einige Tage vor demTermin die Adresse. Zu denbisherigen Terminen in Sen-nestadt kamen viele Senne-städter, aber auch Reisendeaus anderen GegendenOWLs.

Reisen Sie mit ! Oder knüp-fen Sie Kontakt mit unseremArbeitskreis, wenn Sie selbstGastgeber/in sein wollenoder jemanden als Gast-geber vorschlagen wollen.

Thomas Kiper

Im März waren es orientali-sche Klänge (siehe Seite21), die im Sennestadt-pavillon zu hören waren, imSeptember werden griechischeBouzouki-Spieler die Zuhörererfreuen: Am 18. September

2015, 20.00 Uhr, findet imLUNA ein »griechischerAbend« mit einer griechischenMusikgruppe statt. Der Arbeitskreis Vielfalt inder Sennestadt veranstaltetin seiner Konzertreihe

»Klänge der Welt« diesenAbend mit Musik, Tanz undUnterhaltung. Näheres wirdzeitnah in der örtlichenPresse und auf unserer Web-site bekanntgegeben.

Kalt war die Nacht vom 7.auf den 8. Februar; aber amAbend vorher hatte es genie-selt. Was würde uns wohlauf unserer Wanderung überden »Rießen« und zum»Wichtel« bei Talle erwar-ten? Beträchtliche Höhenun-terschiede hatte der Wander-führer angekündigt, weiteBlicke über das ruhige nord-lippische Bergland, einenWechsel von bewaldeten undfreien Kuppen.

In Fahrgemeinschaften fuhrendie 23 Teilnehmer nachLemgo-Matorf. Zum Glückwar das Glatteis auf der

Winterwanderung mit GlätteAuf dem »Weg der Blicke« im nordlippischen Bergland

Schneezauber auf dem WichtelFoto: Reinhard Brosig

Papenhausener Straße schonvom Streufahrzeug bekämpft.Die ersten 500 Meter unse-rer Wanderung waren dannauf tückischem Glatteis zugehen. Beim Loswandern –wir starteten an einem Park-platz neben dem FlüsschenIlse – war um uns weitge-hend grüne oder brauneFeldflur. Doch bald stiegenwir an – mit wunderbaremBlick über kleine lippischeDörfer – und erreichten denersten Schnee. Oben aufdem »Rießen« hatten wir imBuchenwald schon einegeschlossene Schneedecke.Zum »Wichtel« hin, mit 324

m üNN die höchste Stelleunserer Wanderung, gingenwir bei gleißendem Sonnen-schein durch eine Schnee-Zauberlandschaft. Von hieroben genossen wir den Aus-blick bis hin zur Porta West-falica in 18 km Entfernung(nördlich) und zum Her-mannsdenkmal, ähnlich weitentfernt im Süden. Dazwi-schen die vielen kleinenbewaldeten Anhöhen undBerge, ein großartiges grün-weißes Muster.

Beim anschließenden Mittag-essen im Gasthaus Hartmannwar die Wandergruppe sich

einig, dass die 10 km langeRunde sich bewährt hatte.So manche/r hatte bisherdas nordlippische Berglandnoch gar nicht als Wander-gebiet wahrgenommen undmöchte es nun näher erkun-den.

Thomas Kiper

»Griechischer Abend« im LUNAArbeitskreis Vielfalt in der Sennestadt lädt ein:

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Um 13.00 Uhr begrüßteTourenführer Otmar Lükedie 14 mutigen RadfahrerIn-nen, die sich trotz drohenderRegenwolken am StartpunktSennestadthaus eingefundenhatten. Nach einigen leichtenKilometern zum Einrollen kamder erste Streckenhöhepunkt,die Überwindung des Teuto-burger Waldes, auf die Gruppezu. Mit vereinten Kräftenwurde der immer steilerwerdende Anstieg – Marken-grund – überwunden undnach Überquerung derLämershagener Straße ginges auf der GräfinghagenerStraße dann steil bergab, beistetig wachsender Geschwin-digkeit. Dank guter Bremsenkam die Gruppe dann direktvor dem Stoppschild an derDetmolder Straße zum Stehen.Jetzt war das Lipperland fasterreicht. Nach Überquerender Detmolder Straße, derB66 und der EisenbahnlinieBielefeld–Detmold passiertedie Gruppe ohne Formalitä-ten die alte Staatsgrenze zwi-schen Preußen und Lippe.Das lippische Flachhügel-land, so lautet der Fachbe-griff für den Nordwesten desKreises Lippe, große Acker-flächen, Wiesen und Weiden,die die Bachläufe säumen,begleiteten die Gruppe auf

dem Weg durch die Pans- undMilser Heide. Nach Überque-rung der Windwehe, einesBachs, der einen Teil derNordflanke des TeutoburgerWaldes entwässert und indie Lutter mündet, wurdedas Gut Milse erreicht. Dasalte Gut wurde 1194 erst-mals erwähnt und gehörte inder Grafschaft Ravensbergzur Vogtei Heepen. Jetztgehört es zum Kreis Lippeund liegt in der GemeindeLeopoldshöhe. Das Gut be-eindruckt durch die großzü-gige Anordnung der Gebäude,mächtige Kastanien und Lin-den, Magnolien, Buchen undUlmen schmücken die weit-läufige Rasenfläche des Hofes.

Nach der Durchquerung vonLeopoldshöhe gab es einenweiteren Halt: Das Gut Hove-dissen ist viel später entstan-den als das Gut Milse, seinHerrenhaus stammt wohlaus dem späten 18. oderfrühen 19. Jahrhundert, diein Fachwerk erstelltenNebengebäude wurden wohlim 18. Jahrhundert erbaut.Bekannt wurde dieses Gutdurch Wilhelm von Borries.Er gründete 1849 einenPflanzenzuchtbetrieb. InHovedissen findet sich dieperfekte Infrastruktur für

einen modernen Pflanzen-zuchtbetrieb mit direkterAnbindung an das Biotec-Labor der Saaten Union undden landwirtschaftlichenBetrieb.

Nun weiter Richtung BadSalzuflen: Nach Durchque-rung des Ortes Wülfer undÜberquerung der Ostwest-falenstraße erreichten diejetzt doch etwas müden Rad-fahrer das UmweltzentrumHeerser Mühle. Schnell wur-den die Fahrräder festge-macht und alle stürmten infreudiger Erwartung zumMühlencafé, manche zurToillette, manche direkt indie gute Stube. Um 16 Uhr begann eine Füh-rung durch das 37 Hektargroße Gelände der HeerserMühle, das an der Werreliegt. Die Heerser Mühlewurde 1358 erstmals ur-kundlich erwähnt. Ursprüng-lich gehörte die Mühle demGrafen bzw. Fürsten zu Lippe,doch 1919 ging sie in denBesitz des Freistaates Lippeüber. Mitte der 1980er-Jahregab es die ersten Überlegun-gen, aus dem Gelände eineUmwelteinrichtung zumachen. Nach dem erstenSpatenstich im Jahr 1989ging das Umweltzentrum

zum 1. Oktober 1990 in dieTrägerschaft des neu ge-gründeten Vereins »Umwelt-zentrum Heerser Mühle e.V.«über. Im Trägerverein sinddie Stadt Bad Salzuflen, ver-schiedene Natur- undUmweltschutzverbände, Insti-tutionen und Einzelpersonenvertreten.

Weitere Informationen gabes zu Nistkästen, zu Wildbie-nen und sogar ein brütendesWasseramselpaar bekamendie Teilnehmer zu sehen.Einen Kräutergarten undnoch viele andere Angebotewurden der Radgruppe ge-zeigt. Während der Führungtrotzte die Gruppe einemheftigen Regenschauer.

Um 17.30 Uhr begann dieRückfahrt – diesmal überOerlinghausen und zumGlück ohne weitere Regen-schauer.

Otmar Lüke

Jetzt beginnt die Führung über das Gelände der Heerser Mühle.

Halt auf Gut Hovedissen. Fotos: Wolfgang Nürck

Wasseramsel an/in der Werre.

Zum Umweltzentrum Heerser MühleEine Radtour des Sennestadtvereins zu Beginn der Fahrradsaison (11. April 2015)

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Der Arbeitskreis Natur undWandern ging mit 22 Teil-nehmerinnen und Teilneh-mern bei strahlendem Wetteram 18. April von Hiddesennach Detmold.Zuerst wanderten wir zumGletscherschliff – eine ehe-malige Kiesgrube, die 1974unter Naturschutz gestelltwurde. Hier wird deutlich,wie weit der Vorstoß desnordischen Inlandeiseswährend der Eiszeit war. Andem 20 m tiefen Profil die-ses Naturdenkmals kann dieEntstehung der HiddeserNaturlandschaft abgelesenwerden.Danach ging es weiter berg-ab an schönen alten Villenvorbei nach Detmold. Beieinem Rundgang durch dieKulturstadt Detmold wurdeneinige der 625 Bauwerkevorgestellt, die bisher in dieDenkmalliste eingetragensind, und von denen 415innerhalb der historischenAltstadt stehen. Einige dieserDenkmäler wurden von unsvon außen besichtigt undderen Geschichte dazu vor-getragen, die da waren:

Brauerei Strate: 1863 vonAdolf Hüppe gegründet und

heute in der 5. Generationweitergeführt. Hüppe hatreich geheiratet und konnteso eine wunderschöneBrauerei im neugotischenStil bauen, frei nach demlippischen Motto: »Wernichts erheiratet und nichtsererbt, bleibt ein armerTeufel, bis dass er sterbt!«);

55er Straße: Diese Straßewurde dem Infanterieregi-ment Nr. 55 gewidmet;

Bahnhof (1880 erbaut);Gründungssitz der Firma

Sinalco: GetränkefachmannFranz Hartmann und Natur-

heilkundler Friedrich Bilzentwickelten 1902 ein natür-liches Fruchtsaftgetränk,1907 entstand der Namedurch ein Preisausschreiben»Sinalco« – lateinisch sinealcohole, ohne Alkohol);

Postamt (erbaut 1888 bis1890);

Kaiser-Wilhelm-Platz (mitder Christuskirche), erbaut1908, mit Familiengruft desLippischen Fürstenhauses,mit dem Ehrenmal für dieGefallenen der Kriege1870/71 und 1914/18 undmit dem Denkmal für dieGefallenen des in Detmoldstationierten 55. Infanterie-regimentes;

Gedenktafel in der Lort-zingstraße an die Pogrom-nacht: Hier stand die dama-lige Synagoge, die einemBrandanschlag 1938 zumOpfer fiel;

Landestheater mit dergrößten Reisebühne Europas;

Schlosspark; Fürstliches Residenzschloss

(noch heute bewohnt vonDr. Armin Prinz zur Lippeund Prinzessin Traute zurLippe – beide über 90);

Marktplatz mit demDonopbrunnen;

Rathaus; Marktkirche; Meierstraße mit vielen

kleinen rustikalen Restau-rants;

Adolfstraße: 8 Häuser alsZeile zusammengefügt, diein der 2. Hälfte des 17. Jahr-hunderts aus Platz- undGeldgründen an die Innen-seite der Stadtmauer ange-baut wurden;

Exterstraße mit der Fach-werksynagoge

und die Parklandland-schaft Friedrichstal.

Nach einer Einkehr im CaféGugelhupf, dem ältesten CaféDetmolds, begann der Rück-weg nach Hiddesen durchden Palaisgarten mit derMusikhochschule. GrafFriedrich Adolf zur Lippe ließhier bis 1717 ein Schlöss-chen errichten, das ab 1718Witwensitz für seine zweiteGemahlin, Gräfin Amalie vonSolms-Hohensolms, war.Fürst Leopold III. ließ 1847bis 1852 das Schloss zueiner Residenz im spätklas-sizistischen Stil, dem »NeuenPalais« umbauen. Heute isthier der Sitz der Musik-hochschule. Inspiriert durchVerbindungen zum BergparkWilhelmshöhe in Kassel undzum Dessau-Wörlitzer Gar-tenreich (heute UNESCO-Weltkulturerbe) wurde dieGartenanlage zu einem eng-lischen Landschaftsparkumgestaltet und seitdem»Palaisgarten« genannt.

Die Strecke war insgesamt10 km lang. Viele der Wan-derer und Wanderinnen, dieschon sehr oft Detmoldbesucht haben, waren über-rascht von der vielfältigenKultur, denn so hatten sieDetmold noch nie gesehen.

Hannelore Stukenbröker

Detmold neu entdeckt10-km-Wanderung von Hiddesen nach Detmold und wieder zurück nach Hiddesen

Die Wandergruppe am Platz der alten Synagoge in DetmoldFoto: Thomas Kiper

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Auf dem Gut Wilhelmsdorfsteht eine »Betonkuh«, dieWärme und Strom erzeugt –wirklich wahr! Glauben Sienicht? Stimmt aber – zumin-dest ein bisschen.

Am 09.05.2015 sind elfVereinsmitglieder zum GutWilhelmsdorf gewandert, um sich von BetriebsleiterDr. Ulrich Schumachererklären zu lassen, wie dortregenerative Energieerzeu-gung funktioniert. Schon seitdem Jahr 2000 wird auf GutWilhelmsdorf eine Biogas-anlage betrieben. Und dieseBiogasanlage wird täglichmit dem Mist und der Güllevon 300 Rindern »gefüttert«,zusätzlich angereichert mitetwas Silomais, Futterrestenund »Pferdeäppeln« vonbenachbarten Pferdebetrieben.Mikroorganismen sorgen bei39 Grad dafür, dass der»ganze Mist« vergoren wird.»Da laufen ähnliche Prozessewie im Kuhmagen ab!«, er-zählt Ulrich Schumacher.»Nur, dass dieser Mageneine Betonwand hat.« Aha,deshalb »Betonkuh«! Mit dem bei der Gärung ent-stehenden Methan – demBiogas – treibt ein Gasmotoreinen Stromgenerator an.Dieses 190 kW starke Block-heizkraftwerk erzeugt ca.

1 Mio. kWh Strom für dieStadtwerke Bielefeld. Unteroptimalen Bedingungen kanndie Biogasanlage ca. 250 4-Personen-Haushalte mitStrom versorgen. Außerdemwird bei der Umwandlungvon Gas in Strom Wärmefreigesetzt, die nicht unge-nutzt verpufft, weil eine Nah-wärmeleitung diese in dasangrenzende Altenheim Boy-senhaus und drei Privathäu-ser leitet. Und die vergoreneBiogasgülle dient als Dünger

für den Futteranbau. Hier-durch erreicht das Gut Wil-helmsdorf einen nahezu ge-schlossenen Nährstoffkreis-lauf und kann weitgehendauf eine Nährstoffzufuhr vonaußen verzichten. Die Bio-gasanlage hat also mehrereökologisch wertvolle Effekte:

Es wird Strom aus vor-handenen, regenerativenQuellen erzeugt.

Klimaschädliches Methan-gas, das bei der Gülle- undMistlagerung entsteht, ent-weicht nicht in die Luft, son-dern wird zum Antrieb desGenerators genutzt.

Vergorene Biogasgüllebringt weniger Geruchs-belästigung mit sich.

Biogasgülle kann besservon Pflanzen verwertet werden.

»Das sollte jeder Viehbauerhaben!«, denkt man. Aberso einfach ist es nicht, hören

wir. Der technische Aufwandist sehr groß, um eine Anlagewirtschaftlich betreiben zukönnen. Gut Wilhelmsdorfist bei der Biogasnutzungmit einer »Schwarzen Null«zufrieden. »Nachdem dieEinspeisevergütung für rege-nerativ erzeugten Strom imnovellierten Energieeinspeise-gesetz (EEG) 2014 von derBundesregierung für Neu-anlagen zurückgefahrenwurde, ist ein wirtschaftlicherBetrieb kaum noch möglich!Wir haben mit unserer Alt-anlage zwar Bestandsschutz,aber es ist sehr schade, dassnun auch die so wichtigetechnische Weiterentwicklung

ausgebremst ist«, kritisiertDr. Schumacher. Folgen: DerBau von Neuanlagen findetin Deutschland kaum nochstatt, eine im regenerativenEnergiemix wichtige Energie-quelle wird nicht weitergenutzt und weltweit führen-de deutsche Anlagenbauerkämpfen nun ums Überleben.

Neben der Biogasanlagenutzt Gut Wilhelmsdorf eineweitere Technik zur umwelt-freundlichen Energieerzeu-gung: Auf vielen Dächernwerden Photovoltaikanlagenbetrieben, die insgesamt 350Menschen mit Strom versor-gen können. Die Dachflächensind für 20 Jahre an einenAnlagenbetreiber vermietetworden. Den eingespeistenStrom nehmen die Stadt-werke Bielefeld ebenfallszum Festpreis ab. Strom ausPhotovoltaikanlagen hatallerdings den Nachteil, dasser oft gerade dann zur Ver-fügung steht, wenn er nichtnachgefragt wird: mittags beihohem Sonnenstand undeben nicht abends und mor-gens, wenn er besondersebraucht wird. Auch im Win-ter ist die Ausbeute gering.Bei dieser Art der Strom-erzeugung spielen die Spei-chertechnik und intelligenteSteuerungssysteme daherzukünftig eine große Rolle.

Und eine dritte Energiequelletut sich auf. Die Flächen desGutes, die der Stiftung Bethelgehören, kommen für denBau von Windkraftanlageninfrage. Die Bezirksvertretun-gen von Senne und Senne-stadt haben sich dafür aus-gesprochen. Wir dürfengespannt sein, wie es beidiesem Thema weitergeht!

Reinhard Brosig

Regenerative Energieerzeugung auf Gut WilhelmsdorfGülle und Mist, Sonne und Wind

Ulrich Schumacher gibt derWandergruppe des Senne-stadtvereins Einblick in dieWilhelmsdorfer Biogasanlage.

Foto: Marianne Ganslandt

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Einen Streifzug durch Senne Iunternahmen 21 Wandererim Juni, die von Birgit Bergerfachkundig durch ihre frü-here Heimat geführt wurden.Nach dem Start am Heimat-haus Senne geht es am Bau-denkmal Hermann-Windel-Halle vorbei, die heute nochals Gymnastikhalle genutztwird. Unser Weg führt anStauteichen entlang und gehtüber Sanddünen, die unsauch aus der SennestädterWaldlandschaft gut bekanntsind. Dann laufen wir durchden südlichen Bereich desSenner Waldfriedhofes. Aufseinen weitläufigen Flächenhaben Pflanzen und Tiereein erstaunliches Rückzugs-gebiet, auf das uns WolfgangStrototte vom Naturschutz-bund Bielefeld hinweist.Immer im Frühjahr bietet erhier eine vogelkundlicheFührung an, doch auch heutehören wir den sich über-schlagenden Gesang einesheimischen Vogels – eineMönchsgrasmücke.

Felder und alte FabrikenDann queren wir die Windels-bleicher Straße und errei-chen die Kammerichstraße,die ihren Namen durch die1912 gegründeten Kamme-richwerke erhielt. Nochheute werden an diesem OrtStahlrohre produziert, nun

aber als Teil des StahlriesenSalzgitter AG. Einige Wande-rer erzählen noch von weite-ren Senner Industriestand-orten, etwa der MetallwerkeWindelsbleiche, der Textil-fabrik Wigo-Schröder unddem lange Zeit größten Ar-beitgeber, der Firma Windel.Diese Namen sind inzwi-schen Geschichte und wirsind auf einem malerischenFeldweg unterwegs, demNordfeldweg. Hier liegtSteinkrögers Hof, auf dessenFeldern Spargel, Erdbeerenund Kartoffeln wachsen. Einkleines Stück geht es entlangder Friedrichsdorfer Straßeund wir erreichen:

die Osthusschule, an der wir von Hans Schu-macher empfangen werden. Er ist einer der beiden Grün-der des Museumsvereinsund zeigt uns zunächst dasAußengelände mit demsehenswerten Rosen- undKräutergarten.Dann geht es hinein in dieSchule – zunächst in dieehemalige Volksschule derBauernschaften Oldentrupund Hillegossen. Dortbestand sie seit 1832, späterwurde das Haus als Werks-wohnung der PapierfabrikFeldmühle genutzt. 1987musste es abgebrochen undeingelagert werden. Schließ-lich baute der FördervereinOsthusschule es 2002 inSenne nach den Original-plänen wieder auf. HansSchumacher macht uns klar,dass in diesem einen Klas-senzimmer vier Jahrgängemit bis zu 132 Kindernunterrichtet wurden. KleinsteVergehen und auch vermeint-

liche Dummheit wurdenvom Lehrer hart bestraft. So mancher Pädagoge magsich da vom Jesuswort, dasim Torbalken auf den Zweckdes Gebäudes hinweist, ent-fernt haben. »Lasset dieKindlein zu mir kommen,und wehret ihnen nicht«(denn solchen gehört dasReich Gottes).

Eric Dölwes

Oben: Gruppenbild mit Simba, dem Vierbeiner von Birgit Berger, die gemeinsam die Wander-gruppe anführten. Unten: Hans Schumacher stellt das Schulmuseums vor, das auch zugleichHeimatarchiv von Senne I ist. Fotos: Eric Dölwes

Lasset die Kindlein zu mir kommen…AK Natur und Wandern besucht Museum Osthusschule

Weitere Informationen zum Museum unter www.museum-osthusschule.de

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Bitte einsenden an: Sennestadtverein e.V. · Lindemann-Platz 3 · 33689 Bielefeld

Antrag auf Mitgliedschaft im Sennestadtverein e.V.Mit meiner Mitgliedschaft möchte ich/möchten wir die Arbeit des Sennestadtvereins unterstützen.Die Mitglieder erhalten zweimal im Jahr das Mitteilungsblatt des Sennestadtvereins. Bei vielenVeranstaltungen des Sennestadtvereins reduziert sich der Teilnehmerbeitrag für Mitglieder. Die Teilnahme an den Arbeitskreisen des Sennestadtvereins steht den Mitgliedern offen.

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*) Den Pflichtbeitrag halten wir absichtlich sehr niedrig, um niemanden aus finanziellen Gründen abzuschrecken.Alle, die es verkraften können, bitten wir herzlich um freiwillige Zusatzbeiträge zur Finanzierung unserer vielfälti-gen Aufgaben. Zusatzbeiträge können jederzeit widerrufen oder geändert werden.

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