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Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin * Fachbereich Ingenieurwissenschaften II * Labor Messtechnik * Dipl.-Ing. H. Meinke Fachbereich Ingenieurwissenschaften II Labor Messtechnik Anleitung zur Laborübung Sensor-Messtechnik Inhalt: 1 Ziel der Laborübung 2 Aufgaben zur Vorbereitung der Laborübung 3 Allgemeines 4 Parameter der Sensoren 4.1 Nennschaltabstand 4.2 Reduktionsfaktor 4.3 Schalthysterese 4.4 Ansprechkurve 5 Sensoren 5.1 Induktive Sensoren 5.2 Kapazitive Sensoren 5.3 Magnetfeldsensoren 5.3.1 Allgemeines 5.3.2 Hallsensoren 5.3.3 Magnetoresistive Sensoren 5.3.4 Sättigungskernsonden 6 Messablauf und Auswertung Stand: Oktober 2012

Sensor-Messtechnik - Maschinenbau · Permeabilität (Durchlässigkeit) aufweisen. Dieser Effekt kann ausgenutzt werden, indem die Feldlinien durch ferromagnetische Materialien (z.B

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Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin * Fachbereich Ingenieurwissenschaften II * Labor Messtechnik * Dipl.-Ing. H. Meinke

Fachbereich Ingenieurwissenschaften II

Labor Messtechnik

Anleitung zur Laborübung

Sensor-Messtechnik

Inhalt:

1 Ziel der Laborübung

2 Aufgaben zur Vorbereitung der Laborübung

3 Allgemeines

4 Parameter der Sensoren

4.1 Nennschaltabstand

4.2 Reduktionsfaktor

4.3 Schalthysterese

4.4 Ansprechkurve

5 Sensoren

5.1 Induktive Sensoren

5.2 Kapazitive Sensoren

5.3 Magnetfeldsensoren

5.3.1 Allgemeines

5.3.2 Hallsensoren

5.3.3 Magnetoresistive Sensoren

5.3.4 Sättigungskernsonden

6 Messablauf und Auswertung

Stand: Oktober 2012

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1 Ziel der Laborübung

- Kennenlernen des Aufbaus und der Wirkungsweise von induktiven Sensoren,

kapazitiven Sensoren und Magnetfeldsensoren

- Beschaltung der Sensoren

- Experimentelle Aufnahme einer Strom-Weg-Kennlinie, Bestimmung von Schaltabstand

und Schalthysterese

2 Aufgaben zur Vorbereitung der Laborübung

- Einarbeiten in die Laborübung nach dieser Anleitung

- Herausarbeitung von Funktion und Wirkungsweise induktiver und kapazitiver Sensoren,

und Magnetfeldsensoren

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3 Allgemeines

Sensoren sind Signalglieder, die meist als berührungslose Taster, Messfühler oder

Messwertgeber arbeiten und physikalische Größen der Umwelt erfassen, wie z.B. Druck,

Temperatur, Kraft.

Sensoren bilden technisch die menschlichen Sinne nach.

Die Umwandlung der physikalischen Größen in ein meist elektrisches Ausgangssignal erfolgt

im Sensor. Die analogen oder digitalen Ausgangssignale werden von Mikroprozessoren und

EDV-Anlagen weiter verarbeitet oder können über Verstärker direkt Steuer- oder Stellglieder

betätigen.

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4 Parameter der Sensoren

4.1 Nennschaltabstand sn

Der Nennschaltabstand beschreibt den maximalen Abstand, den eine Normmessplatte

haben darf, um einen Schaltvorgang auszulösen.

Es handelt sich dabei um einen reinen Kennwert, bei dem Fertigungstoleranzen,

Temperatur- oder Spannungsschwankungen nicht berücksichtigt werden.

Beispiel: Bei dem in der Übung zum Einsatz kommenden induktiven Sensor muss die

Normmessplatte eine Fläche von

18 mm x 18 mm und eine Dicke

von 1 mm besitzen, um den

Nennschaltabstand bestimmen zu

können.

4.2 Reduktionsfaktor R

Der Reduktionsfaktor ist eine materialabhängige Größe. Er beschreibt, um welchen Faktor

sich der Schaltabstand s aufgrund unterschiedlicher Materialien gegenüber Stahl S235 (alt:

St37) reduziert, bezogen auf den Nennschaltabstand sn.

1. Beispiel : induktiver Sensor

2. Beispiel : kapazitiver Sensor

Der Reduktionsfaktor erlaubt die Abschätzung des

Schaltabstandes s, wenn ein anderes Material als

Stahl S235 erfasst werden soll.

Da bei Fe-Metallen Ummagnetisierungs- und Wirbel-

stromverluste auftreten, ist die Dämpfungswirkung

größer als bei NE-Metallen, bei denen nur

Wirbelstromverluste auftreten. Dies wirkt sich in

unterschiedlichen Schaltabständen aus.

r ist die Permittivitätszahl; (permittere [lat.] =

durchdringen).

Die Permittivitätszahl eines Isolierstoffes gibt an,

wievielmal größer die elektrische Flussdichte wird,

wenn statt Vakuum (Luft) der entsprechende

Isolierstoff als Dielektrikum verwendet wird.

Bei einer temperaturabhängigen Permittivitätszahl

muss mit einer Abweichung des Schaltabstandes

gerechnet werden.

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4.3 Schalthysterese H

Die Schalthysterese ist der Wegunterschied zwischen dem Einschaltpunkt pe (Annähern des

Sensors) und dem Ausschaltpunkt pa (Entfernen des Sensors) von der Materialprobe.

Sie wird in Prozent des Nennschaltabstandes angegeben.

4.4 Ansprechkurve

Die Ansprechkurve sagt aus, in welcher räumlichen Entfernung zur Messplatte die Grenzlinie

liegt, bei deren Überfahren der Sensor schaltet.

Die Anfahrrichtung einer Messplatte kann seitlich oder axial erfolgen. Bewegt man die

Messplatte seitlich in die aktive Zone hinein, so erhält man je nach axialem Abstand einen

anderen Schaltabstand s.

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5 Sensoren

5.1 Induktive Sensoren

Induktive Sensoren, auch als induktive Näherungsschalter oder Initiatoren bezeichnet, sind

in der Automatisierungs- und Verfahrenstechnik weit verbreitet. Sie sind durch ihre Bauform

geschützt gegen Umwelteinflüsse, zeichnen sich durch hohe Zuverlässigkeit aus und

arbeiten berührungslos, kontaktlos und rückwirkungsfrei.

Aufbau und Funktion

Das aktive Element eines induktiven Sensors besteht

aus einer Spule und einem Ferritkern.

Wird der LC-Schwingkreis von einem Oszillator

angeregt, erzeugt die Spule ein Magnetfeld, das nur an

einer Seite des Ferritkerns austreten kann.

Diese Seite des Ferritkernes wird als aktive Fläche des induktiven Sensors bezeichnet.

Das austretende Magnetfeld wirkt nur über einen

räumlich begrenzten Bereich (aktive Schaltzone). Wird

in diesem Bereich eine Metallplatte (z.B.

Bedämpfungsfahne aus Stahl) gebracht, so wird das

Magnetfeld deformiert oder bedämpft (Auslösen des

Schaltvorgangs). Durch die Veränderung des Magnet-

feldes erfährt die Spule eine Impedanzänderung. Ist

die Bedämpfung so groß, dass die Schwingungsamplitude einen gewissen Wert

unterschreitet, spricht ein Komparator an und gibt über die Endstufe ein Ausgangssignal aus.

Schaltabstand

Der Schaltabstand induktiver Sensoren ist abhängig:

- von der Metallart

- vom Spulendurchmesser

- von der Fläche des angenäherten Körpers

- von der Einbauart (bündig/nichtbündig)

Induktive Sensoren reagieren nur auf Metalle !

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5.2 Kapazitive Sensoren

Kapazitive Sensoren, auch als kapazitive Näherungsschalter bezeichnet, werden eingesetzt

um auch nichtleitende Materialien, wie Kunststoff, Holz, Glas usw. zu erfassen. Sie arbeiten

wie die induktiven Sensoren berührungslos, kontaktlos und rückwirkungsfrei.

Aufbau und Funktion

Das aktive Element eines kapazitiven Sensors

besteht aus einer Sensorelektrode und einer

Abschirmung. Diese beiden Elektroden bilden

zusammen einen Kondensator.

Durch Annähern einer Schaltfahne (metallischer oder

nichtmetallischer Gegenstand) erfolgt im elektrischen

Feld dieses Kondensators eine Kapazitätsänderung,

d.h. der Kondensator des RC-Schwingkreises ist so angeordnet, dass sich seine Kapazität

bei Annäherung eines Gegenstandes vergrößert (Kapazitätsänderung C).

Der Oszillator wird so abgestimmt, dass er erst durch

diese Kapazitätszunahme schwingfähig wird. Dieses

Anschwingen bei Annäherung eines Gegenstandes wird

von einem Komparator erkannt und über die Endstufe

ausgegeben.

Schaltabstand

Der Schaltabstand kapazitiver Sensoren ist abhängig:

- vom Sensordurchmesser

- vom Material des angenäherten Körpers

- von der Masse des angenäherten Körpers

- von der Einbauart (bündig/nichtbündig)

Kapazitive Sensoren reagieren auf Metalle und Nichtmetalle !

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5.3 Magnetfeldsensoren

5.3.1 Allgemeines

Magnetfeldsensoren reagieren auf magnetische Felder von Dauer- oder Elektromagneten.

Außerhalb eines Dauermagneten verlaufen die

Feldlinien vom Nord- zum Südpol. An der

Grenzfläche zweier aufeinander stoßender

Materialien werden die Feldlinien gebrochen,

wenn sie nicht senkrecht einfallen. Die beiden

Materialien müssen dabei eine unterschiedliche

Permeabilität (Durchlässigkeit) aufweisen.

Dieser Effekt kann ausgenutzt werden, indem die Feldlinien durch ferromagnetische

Materialien (z.B. S235) abgelenkt und geführt werden können.

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5.3.2 Hallsensoren

Bei Hallsensoren wird die seitliche Ablenkung eines Elektronenstroms durch ein Magnetfeld

(Hall-Effekt) als Hallspannung UH ausgewertet.

Die Lorentzkraft ist dafür ver-

antwortlich, das die Elektronen vom

Magnetfeld abgelenkt werden. Eine

Seite verarmt dann an Elektronen,

auf der anderen Seite reichern sich

Elektronen an. Dadurch entsteht die

Hallspannung.

5.3.3 Magnetoresistive Sensoren

Wie bei den Hallsensoren wird auch bei diesen Sensoren der Hall-Effekt ausgenutzt.

Magnetoresistive Sensoren beruhen

auf der Änderung des elektrischen

Widerstands weichmagnetischer

Legierungen unter der Einwirkung

eines längs- oder querverlaufenden

Magnetfeldes. Es handelt sich um

Halbleiterbauelemente, bei denen

feine, parallel ausgerichtete Nadeln

(z.B. aus Fe) eingelagert sind.

Magnetfeldabhängig wird der Weg durch das Sensorelement verlängert, wodurch es zu einer

Widerstandserhöhung kommt. Magnetoresistive Sensoren werden zunehmend zur Messung

magnetischer Gleich- und Wechselfelder eingesetzt.

Gegenüber Hallsensoren weisen sie eine höhere Empfindlichkeit auf und können in einem

größeren Temperaturbereich eingesetzt werden.

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5.3.4 Sättigungskernsonden

Sättigungskernsonden werden hauptsächlich zur Bestimmung kleiner Feldstärken

eingesetzt. Sie nutzen die Nichtlinearität von Magnetisierungskurven hochpermeabler

weichmagnetischer Werkstoffe aus.

Sättigungskernsonde mit einem Kern

Die Sonde besteht aus einem oder zwei

hochpermeablen Stabkernen oder einem

Ringkern. Das Material des Kerns wird

durch einen Wechselstrom in der

Magnetisierungswicklung periodisch in die

Sättigung gesteuert. In der Sondenwicklung

wird dadurch eine Spannung induziert.

Sättigungssonde mit Ferritkern und Joch

Ein weiteres Verfahren für Sättigungs-

kernsonden ist die Methode mit Ferritkern

und Joch. Bei dieser Sondenart wird eine

Schwingkreisschaltung verwendet. Wird

ein Magnetfeld angenähert, geht das Joch

schnell in die Sättigung und der

magnetische Widerstand steigt. Der

Oszillator ist nun schwingfähig und der

Sensorstrom I steigt ().

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6 Messablauf und Auswertung

Am Tag der Laborübung liegen zwei verschiedene Sensoren an jedem Messplatz aus. Der

Messablauf ist somit für den zweiten Sensor zu wiederholen.

Bauen Sie den Sensor in den Messaufbau ein.

Bestimmen Sie mit Hilfe der ausliegenden Materialproben den Sensortyp.

Bestimmen Sie für den Sensor die Ein- und Ausschaltposition (pe und pa siehe Punkt 4.3).

Wählen Sie dazu eine geeignete Materialprobe und nehmen Sie die Messwerte

entsprechend des ausliegenden Protokollvordruckes auf.

Berechnen Sie den Wegunterschied w und die Schalthysterese H.

Der Nennschaltabstand sn ist den ausliegenden Datenblättern zu entnehmen.

Stellen Sie anhand ihrer Messwerte die Schalthysterese grafisch dar!

(Strom-Weg-Kennlinie)

Es stehen zwei Messaufbauten zur Verfügung.