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SERIE – TEIL 9 Wolfgangsee zieht Liebhaber von Feriendomizilen an WOLFGANGSEE. In absolu- ten Zahlen gehört dem weit- aus größeren Wörthersee mit 17.471 Zweitwohnsitzen der Spitzenplatz; was den Anteil an den Gemeldeten insgesamt betrifft, liegt aber der Wolf- gangsee unangefochten voran: 25 Prozent aller Wohnsitze sind Nebenwohnsitze. Abso- lut zählen die Gemeinden St. Wolfgang, St. Gilgen und Strobl somit 3381 Ferien- domizile. Zu diesem Ergebnis kommt die dem WirtschaftsBlatt exklusiv vorliegende Studie „Wirtschaftsfaktor See“, in der das Consulting-Unternehmen Hoeffinger Solutions zehn österreichische Seen nach verschiedenen Kriterien un- tersuchte (siehe Kasten). Was darüber hinaus bemerkens- wert ist: 41 Prozent der Ne- benwohnsitze sind an auslän- dische Personen verkauft oder vermietet. Am Wörthersee liegt dieser Wert nur bei 18 Prozent. Ausweg Wohnungen Für Helmut Peter, seines Zei- chens „Altwirt“ des an Toch- ter Gudrun Trutmann-Peter übergebenen „Weißen Rössls“ in St. Wolfgang, ist der hohe Anteil an Ferienimmobilien, häufig von Deutschen be- wohnt, aber nicht unbedingt Zeichen eines funktionieren- den Tourismus: „Hotels in Wohnungen umzufunktionie- ren ist oft ein Ausweg, wenn die Auslastung der Häuser nicht mehr stimmt.“ Laut Peter liegt die Zahl der Nächtigungen am Wolfgang- see nur noch bei 800.000 bis 900.000 pro Jahr – vor 20 Jah- ren waren es noch 1,2 bis 1,3 Millionen. Im Seenvergleich schneidet der Wolfgangsee touristisch dennoch ganz gut ab – auch weil die Belebung der soge- nannten toten Saisonen im- mer besser gelingt: „Der Wolf- gangseer Advent zum Beispiel ist eine echte Erfolgsstory“, sagt Studienautor Stefan Höf- finger. Dazu sei der Anteil von Beschäftigten im Tourismus, der am Wolfgangsee bei 13 Prozent liegt, ein „durchaus herzeigbarer Wert“. Allerdings gibt es hier eine Kehrseite der Medaille: Der Wolfgangsee ist neben dem Weißensee der einzige unter den untersuchten Seen, an dem die touristische Wert- schöpfung die industrielle übertrifft. Höffinger zufolge fehlen Leitbetriebe aus ande- ren Branchen völlig. „Dabei hätte zum Beispiel ein Fi- nanzdienstleister ähnlich Pri- vate Banking Attersee sehr gut Platz.“ Dem pflichtet Alt- Rösslwirt Peter bei: „Mono- kulturen sind nie gut. Emissi- onsarme Betriebe anzusiedeln wäre sicher sinnvoll.“ Ein Viertel aller Wohn- sitze am Wolfgangsee sind Nebenwohnsitze, nur 59 Prozent davon gehören Inländern – Werte, die nur zum Teil von funktionierendem Tourismus zeugen. Ferienwohnungen am Wolfgangsee sind vor allem bei den deutschen Nachbarn begehrt DANIELA FRIEDINGER [email protected] Gemeinden: St. Wolfgang, St. Gilgen, Strobl Wirtschaftsstandort Immobilienmanagement Tourismusmanagement Infrastrukturmanagement Umweltmanagement Erwerbstätige 4652 Grundstückspreis/m 2 219€ Seegrund/m 2 k.A. Nächtigungen Sommerhalbjahr 671.865 Winterhalbjahr 159.784 Quellen: Hoeffinger Solutions, Statistik Austria WOLFGANGSEE Wolfgangsee S WIRTSCHAFTSFAKTOR SEE Tourismus. „Destination Selling allein ist zu wenig“ Im Tourismus, dem Hauptgeschäftszweig am Wolfgangsee, geht es laut Alt-Rösslwirt Helmut Pe- ter vor allem um eines: „Wir müssen aus der Fal- le des Ein-Saison-Betriebs herauskommen.“ Dabei sei Destination Selling al- lein zu wenig: „Das geht vielleicht im Winter in Lech oder in Ischgl, aber sicher nicht im Sommer.“ Auch in den Nebensai- sonen die Betten zu füllen, gelingt ihm zufolge mit der Spezialisierung auf eine Nische. „Sei es Yoga, Paragleiten oder etwas an- deres: Man muss eine Ge- schäftsidee haben. Ohne eine solche in ein Hotel zu investieren, ist Geldver- nichtung“, sagt Peter. Das Weiße Rössl selbst hat üb- rigens seit 30 Jahren auch im Winter geöffnet. WTG

SERIE – TEIL 9 E urasiens entsteht in Ankara Wolfgangsee

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6 UNTERNEHMEN & MÄRKTE wirtschaftsblatt.atDIENSTAG, 27. AUGUST 2013

IN KÜRZE

Café Drechslerbleibt nachts zu

WIEN. Das Café Drechsleram Wiener Naschmarkt,Treff der Nachtschwärmer,sperrt statt um 3:00 künftigum 8:00 Uhr auf. Grund istdas Tabakgesetz: Da derWeg zur Toilette nicht durchden Raucherbereich führendarf, wird Drechsler Nicht-raucherlokal. Da die spätenGäste großteils Raucher sei-en, rentiere sich das nächtli-che Aufsperren nicht. (apa)

Wirbel um langesArbeiten im Ländle

BREGENZ. Der Geschäfts-führer der VorarlbergerKrankenhausbetriebs-GmbH, Gerald Fleisch, solllaut einem Bescheid der Be-zirkshauptmannschaft Feld-kirch wegen wiederholterArbeitszeitüberschreitungender Spitalsärzte eine Strafevon 24.000 € zahlen müs-sen, berichten die „Vorarl-berger Nachrichten“. Fleischging in Berufung. (apa)

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STERZING. Die SüdtirolerGruppe Leitner Ropewaysbaut in Ankara die größte ur-bane Seilbahn Eurasiens. Dieneue kuppelbare Kabinen-bahn wird ab 2014 über ins-gesamt vier Stationen denStadtteil Sentepe mit der Me-trostation Yenimahalle undsomit mit der Hauptver-kehrsader im Zentrum dertürkischen Hauptstadt ver-binden. Die Kabinenbahnwird auf 3204 Metern Längein beide Richtungen eineTransportkapazität von 2400Personen pro Stunde schaf-fen. „Durch diese Art der An-bindung des Stadtteils an denöffentlichen Personennah-

verkehr wird der Straßenver-kehr entlastet. Zudem wirddie Umwelt geschont und dieaußergewöhnliche Architek-tur macht die Stationen zu ei-nem optischen Highlight“, be-tonte ein Firmensprecher.

25-Millionen-AuftragDie mit Sitzheizung ausge-statteten Kabinen schwebenin durchschnittlich 60 MeternHöhe über dem Boden undbieten eine eindrucksvolleAussicht auf die Stadt. Wegender langen Betriebszeit von5:00 bis 23:00 Uhr sind sieabends mittels spezieller LED-Systeme beleuchtet. Für Leit-ner ist die Stadtseilbahn in

Ankara aber weit mehr als einPrestigeprojekt. „Wir spre-chen von einem Auftragswertvon rund 25 Millionen €“, soVertriebsleiter Martin Leitner.

Das Sterzinger Unterneh-men hat seit zwei Jahren eineTochterfirma am Bosporus.„2013 wird die Firma Leitnerinsgesamt zehn Anlagen inder Türkei bauen, im städti-schen Bereich wie auch in Ski-gebieten. Damit kommen wirallein dort auf einen Jahres-umsatz von mehr als 60 Mil-lionen €“, sagt Leitner.

Die Leitner-Gruppe be-schäftigt rund 3330 Personenund erwirtschaftet 715 Mil-lionen € Gesamtumsatz. (mt)

STADTVERKEHR

Leitner baut Seilbahn für Ankara

SERIE – TEIL 9

Wolfgangsee zieht Liebhabervon Feriendomizilen an

WOLFGANGSEE. In absolu-ten Zahlen gehört dem weit-aus größeren Wörthersee mit17.471 Zweitwohnsitzen derSpitzenplatz; was den Anteilan den Gemeldeten insgesamtbetrifft, liegt aber der Wolf-gangsee unangefochten voran:25 Prozent aller Wohnsitzesind Nebenwohnsitze. Abso-lut zählen die Gemeinden St. Wolfgang, St. Gilgen undStrobl somit 3381 Ferien -domizile.

Zu diesem Ergebnis kommtdie dem WirtschaftsBlatt exklusiv vorliegende Studie„Wirtschaftsfaktor See“, in derdas Consulting-UnternehmenHoeffinger Solutions zehnösterreichische Seen nachverschiedenen Kriterien un-tersuchte (siehe Kasten). Wasdarüber hinaus bemerkens-wert ist: 41 Prozent der Ne-benwohnsitze sind an auslän-dische Personen verkauft odervermietet. Am Wörtherseeliegt dieser Wert nur bei 18Prozent.

Ausweg WohnungenFür Helmut Peter, seines Zei-chens „Altwirt“ des an Toch-ter Gudrun Trutmann-Peterübergebenen „Weißen Rössls“in St. Wolfgang, ist der hoheAnteil an Ferienimmobilien,häufig von Deutschen be-wohnt, aber nicht unbedingtZeichen eines funktionieren-den Tourismus: „Hotels inWohnungen umzufunktionie-ren ist oft ein Ausweg, wenndie Auslastung der Häusernicht mehr stimmt.“

Laut Peter liegt die Zahl derNächtigungen am Wolfgang -see nur noch bei 800.000 bis900.000 pro Jahr – vor 20 Jah-

ren waren es noch 1,2 bis 1,3Millionen.

Im Seenvergleich schneidetder Wolfgangsee touristischdennoch ganz gut ab – auchweil die Belebung der soge-nannten toten Saisonen im-mer besser gelingt: „Der Wolf-gangseer Advent zum Beispielist eine echte Erfolgsstory“,sagt Studienautor Stefan Höf-finger. Dazu sei der Anteil vonBeschäftigten im Tourismus,der am Wolfgangsee bei 13Prozent liegt, ein „durchausherzeigbarer Wert“.

Allerdings gibt es hier eineKehrseite der Medaille: DerWolfgangsee ist neben demWeißensee der einzige unterden untersuchten Seen, andem die touristische Wert-schöpfung die industrielleübertrifft. Höffinger zufolgefehlen Leitbetriebe aus ande-ren Branchen völlig. „Dabeihätte zum Beispiel ein Fi-nanzdienstleister ähnlich Pri-vate Banking Attersee sehr gutPlatz.“ Dem pflichtet Alt-Rösslwirt Peter bei: „Mono-kulturen sind nie gut. Emissi-onsarme Betriebe anzusiedelnwäre sicher sinnvoll.“

Ein Viertel aller Wohn-sitze am Wolfgangseesind Nebenwohnsitze,nur 59 Prozent davongehören Inländern –Werte, die nur zum Teilvon funktionierendemTourismus zeugen.

Ferienwohnungen am Wolfgangsee sind vor allem bei den deutschen Nachbarn begehrt

DANIELA [email protected]

Gemeinden: St. Wolfgang, St.Gilgen, Strobl

Wirtschaftsstandort

�����Immobilienmanagement

�����Tourismusmanagement

�����Infrastrukturmanagement

�����Umweltmanagement

�����Erwerbstätige 4652Grundstückspreis/m2 219€Seegrund/m2 k.A.Nächtigungen

Sommerhalbjahr 671.865Winterhalbjahr 159.784

Quellen: Hoeffinger Solutions, Statistik Austria

WOLFGANGSEE

Wolfgangsee

S WIRTSCHAFTSFAKTORSEE

Tourismus.„DestinationSelling alleinist zu wenig“Im Tourismus, demHaupt geschäftszweig amWolfgangsee, geht es lautAlt-Rösslwirt Helmut Pe-ter vor allem um eines:„Wir müssen aus der Fal-le des Ein-Saison-B etriebsherauskommen.“ Dabeisei Destination Selling al-lein zu wenig: „Das gehtvielleicht im Winter inLech oder in Ischgl, abersicher nicht im Sommer.“

Auch in den Nebensai-sonen die Betten zu füllen,gelingt ihm zufolge mitder Spezialisierung aufeine Nische. „Sei es Yoga,Paragleiten oder etwas an-deres: Man muss eine Ge-schäftsidee haben. Ohneeine solche in ein Hotel zuinvestieren, ist Geldver-nichtung“, sagt Peter. DasWeiße Rössl selbst hat üb-rigens seit 30 Jahren auchim Winter geöffnet.

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Montag Nö.und Bgld. Dienstag Stmk. und Ktn. Mittwoch Oö. und Szbg.Donnerstag T. und Vbg. Freitag W.

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