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IBA Berlin 2020 Studie Serieller Wohnungsbau Standardisierung der Vielfalt

Serieller Wohnungsbau. Standardisierung der Vielfalt

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IBA Berlin 2020

StudieSerieller WohnungsbauStandardisierung der Vielfalt

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SERIELLER WOHNUNGSBAUSTANDARDISIERUNG DER VIELFALT

Dr. Andrea BenzeDr. Julia GillDr. Saskia Hebert subsolar* architektur & stadtforschung

Studie und Projektrecherche für die IBA Berlin 2020im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt

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SERIELLER WOHNUNGSBAUSTANDARDISIERUNG DER VIELFALT

IMPRESSUM

Serieller Wohnungsbau. Standardisierung der VielfaltStudie und Projektrecherche für die IBA Berlin 2020 im Auftrag der Senatsverwaltung für StadtentwicklungBerlin 2013

VerfasserinnenDr. Andrea BenzeDr. Julia GillDr. Saskia Hebertsubsolar* architektur und stadtforschungPfarrstr. 139 10317 Berlin

Ansprechpartnerin Dr. Julia [email protected]

MitarbeitDiana BicoMatthias Lohmann

LayoutAna Halina RinglebSusanne Stahl

Dr. Andrea Benzeist Architektin und Stadtforscherin. Gemeinsam mit Anuschka Kutz leitet sie offsea - office for socially engaged architecture, London/Berlin - eine Zusammenarbeit an der Schnittstelle zwischen Architektur, Gesellschaftskritik, Stadt und Forschung. Mit Urban Portraits untersuchen sie persönliche Alltagsorte und biografische Ortsbindungen bei älteren Menschen. (Pilotstudie im Rahmen des Stipendiums auf der Akademie Schloss Solitu-de 2012) Andrea Benze lehrt an der TU Berlin und zuvor an der University of Brighton und der Hochschule Johanneum, Graz.www.offseaworks.com

Dr. Julia Gill ist freiberufliche Architektin und Wissenschaftlerin in Berlin. Sie promovierte bei Karin Wilhelm und Thomas Sieverts über Individualisierung und Standard im kommerzeillen Eigen-heimbau und forscht überwiegend im Bereich randstädtischer Alltagsphänomene. Sie ist Mitglied im Netzwerk Architekturwis-senschaft und lehrt/lehrte Entwerfen und Architekturtheorie an verschiedenen deutschen Hochschulen, darunter an der TU Braunschweig und an der UdK Berlin.www.juliagill.de

Dr. Saskia Hebertist Architektin und gemeinsam mit Matthias Lohmann Ge-schäftsführerin von subsolar* architektur und stadtforschung in Berlin. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die ambivalente Relation zwischen gelebten und gebauten städtischen Räumen. Diese steht auch im Fokus des von ihr gegründeten lived/space/lab an der UdK Berlin, das derzeit im Auftrag des Bezirks Lichten-berg ein experimentelles Beteiligungsverfahren im Sanierungs-gebiet Frankfurter Allee Nord durchführt. www.subsolar.net & www.lived-space-lab.org

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INHALTSVERZEICHNIS

0 EINLEITUNG (5) Anlass Experimentierfeld IBA

1 SERIELLER WOHNUNGSBAU (8) 1.1 Geschichtlicher Überblick (8) 1.2 Aktuelle Strategien (9)

2 STANDARDISIERUNG (11) 2.1 Standardisierung der Planung (11) Grundlagenermittlung (LP 1 HOAI) Entwurfsplanung (LP 2 und 3 HOAI) Genehmigungsplanung (LP 4 HOAI) Ausführungsplanung (LP 5 HOAI) Ausschreibung und Vergabe (LP 6 und 7 HOAI) Bauleitung (LP 8 HOAI) Objektüberwachung und -dokumentation (LP 9 HOAI) 2.2 Standardisierung der Produktion (12)

3 FALLBEISPIELE (14) 3.1. Referenzprojekte und Untersuchungsmethode (15) 3.2. Aufbau der Steckbriefe (15) 3.3 Kriterien der Beurteilung (16) Zeitersparnis Kostenersparnis Energieeffizienz Flexibilität (Varianz / Aneignungspotenzial) Vorfertigung Innovationspotenzial und architektonische Qualität 3.4 Projektsteckbriefe (18) P01 Wohnsiedlung Amegerfaelledvej (19) P02 Case Study #1 (25) P03 System 3 (31) P04 Wohnsiedlung Triemli (37) P05 Top Wall (Wohn- und Geschäftshaus Badener Str.) (43) P06 Ultradünne Fassadenelemente (Prototyp) (49) P07 Flexible Strukturen (Forschungsprojekt) (55) P08 Housing Block 10 (61) P09 23 Dwellings (67) P10 Grundbau und Siedler (73) P11 Tila (79) P12 Pile Up® Stack Up® (85) Projektübersicht - Zusammenstellung Kriterien (91)

4 ERGEBNISSE, AUSBLICK UND FAZIT (93) 4.1 Die Fallbeispiele im Einzelnen (93) Zeitersparnis Kostenersparnis Energieeffizienz Flexibilität (Varianz / Aneignungspotenzial) Vorfertigung Innovationspotenzial 4.2 Empfehlungen an die IBA Berlin 2020 (95) 4.3 Fazit (97)

Anhang: Literatur- und Abbildungsverzeichnis (99)

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0 EINLEITUNG

AnlassDie vorliegende Studie wurde von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin als fachliche Vertiefung zur Profilschär-fung der Internationalen Bauausstellung Berlin 2020 (IBA Ber-lin 2020) im September 2012 beauftragt. Unter der Maßgabe, dass sich auch diese IBA, wie ihre Vorgängerin 1987, dem noch immer aktuellen Thema der sozial, kulturell, strukturell und funktional gemischten Stadt widmen will, kommt dem Wohnen als Funktion und Motor der Stadtentwicklung große Bedeutung zu. Die für die IBA formulierten Leitfragen fokus-sieren dabei einerseits auf den Erhalt und die infrastrukturelle, energetische und räumlich-gestalterische Aufwertung beste-hender Quartiere. Andererseits wird nach Lösungen gesucht, um unter den Bedingungen von Klimawandel, Energiewende und demografischer Entwicklung preiswerten Wohnraum neu zu schaffen.1 Denn die Einwohnerzahl Berlins steigt bis zum Jahr 2030 von derzeit 3,515 Mio2 auf 3,639 Mio Einwohner an – zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bertelsmann Stif-tung vom 26.10.2011 zur Bevölkerungsentwicklung in Deutsch-land.3 Die Zahl errechnet sich aus einer Wachstumsrate durch Zuwanderung (überwiegend Junge und Kreative) abzüglich der demografisch bedingten Schrumpfungsrate. Der stärkste Anstieg (auf 3.608 Mio) wird bis zum Jahr 2020 erwartet. Doch bereits jetzt spricht man in Berlin von Wohnungsmangel: der Leerstand bei marktfähigen Wohnungen beträgt nach Berech-nungen des Berliner Mietervereins nur 1,72 Prozent (vgl. Keil-lani 2011) und liegt damit bereits unter der Fluktuationsgrenze von 3 Prozent, die für Umzüge und zur Vermeidung von Miet-wucher als notwendig erachtet wird. (vgl. Paul 2009).

Vor diesem Hintergrund kommt der Forderung nach bezahlba-rem Wohnraum bereits in nächster Zeit erhöhte Bedeutung zu: Schließlich spiegeln die im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen günstigen Lebenshaltungskosten Berlins, maßgeb-lich bedingt durch niedrige Mieten und Immobilienpreise, nicht nur das niedrige Einkommensniveau der Haushalte wider. Sie sind auch ein wesentlicher Standortfaktor der Stadt, tragen sie doch maßgeblich zur Entwicklung des Innovations- und Kreativ-Potenzials bei, welches die Stadt so attraktiv macht. Dieses Potenzial ist ursächlich mit dem erwarteten Bevölke-rungswachstum verknüpft: Es gilt als Hauptmotor für die er-wartete Zuwanderung (vgl. Rada 2011). Angesichts des aktuell zu verzeichnenden Anstiegs der Mieten für Wohn- und Gewer-beimmobilien ist die Kreativbranche allerdings zunehmend von sozialer Verdrängung bedroht.

In der Koalitionsvereinbarung vom 23.11.2011 wurde der „Stadtentwicklungsplan Wohnen“ beschlossen, der den Neubau von 30.000 Wohnungen bis zum Jahr 2016 fest-legt (vgl. IBB 2011, S. 4). Mit Blick auf die beschriebenen Entwicklungen am Immobilienmarkt gilt es, diese möglichst preiswert zu errichten. Dies stellt unter Berücksichtigung der Anforderungen des energieeffizienten Bauens eine besondere Herausforderung dar – kommt doch der erhöhte Aufwand für Hochbaukonstruktionen und technische Gebäudeausrüstung

einer Umschichtung der Betriebskosten hin zu den Baukos-ten gleich. Die Investitionsbank Berlin ermittelt für einen nach gültiger EnEV errichteten Neubau mit Gesamtbaukosten von 1.500 €/qm brutto eine Gesamtmiete (Kostenmiete) von 11,50 €/qm und für einen höheren Energiestandard (Effizienzhaus 70) von 12,30 €/qm. (vgl. Blocksdorf et al. 2012, S. 5 f.) Für eine 70-qm-Wohnung ergibt sich hieraus eine Warmmiete von 805 € bzw. 861 €, das sind über 50 Prozent des durchschnittli-chen Haushalts-Nettoeinkommens in Höhe von 1.541 € (2009) (vgl. Kutch et al. 2011, S. 48).

Angesichts dieser Zahlen scheint es geboten, die Potenziale einer möglichen Senkung der Bauksten im Wohnungsbau durch Standardisierungsprozesse in Planung und Produktion zu prüfen. Der Serienbau gilt seit jeher als Möglichkeit der Kostenreduktion im Bauen, wird jedoch historisch bedingt gemeinhin häufig mit mangelnder Flexibilität und gestalteri-scher Monotonie konnotiert (vgl. Kap. 1.1). Inwieweit moderne Technologien heute – besonders vor dem Hintergrund von Klimawandel und Energiewende und dem sorgfältigen Umgang mit der Ressource Raum – in der Lage sind, dieses Image zu überwinden und welche Möglichkeiten serielle Bauweisen im Wohnungsbau für die Bereitstellung preisgünstigen Wohn-raums in der Stadt bergen, soll in dieser Studie diskutiert werden. Die dargestellten Referenzprojekte (vgl. Kap. 4) aus dem In- und Ausland eröffnen ein weites Spektrum an interes-santen Lösungsansätzen, die mit unterschiedlichen fachlichen Positionen einhergehen. Die Auswertung der Beispiele doku-mentiert den aktuellen Forschungsstand und verdeutlicht auch die Fragestellungen, die sich aus der praktischen Umsetzung der Ideen ergeben. Damit bietet vorliegende Studie eine Dis-kussions- und eine erste Entscheidungshilfe für die inhaltliche Ausgestaltung der IBA Berlin 2020.

Experimentierfeld IBAEine Internationale Bauausstellung behandelt lokale Pro-blemstellungen so, dass daraus Antworten oder auch neue Fragestellungen von internationaler Relevanz erwachsen. Wei-terhin sollten bauliche mit gesellschaftlichen Fragen verknüpft diskutiert werden. Für den Kontext dieser Studie bedeutet das, dass die mit dem seriellen Bauen verbundenen Zielsetzungen, nämlich primär Zeit- und Kostenersparnis, ergänzt werden müssen um Betrachtungen bezüglich zeitlicher und räumlicher Flexibilität, Nachhaltigkeit und energetischer Leistungsfähigkeit der Gebäude. Wesentlich erscheint auch die Frage nach den Entstehungsbedingungen der Bauten, die aus den verschie-denen Kombinationen von Aspekten der Standardisierung und der Individualisierung der Fallbeispiele resultieren – und eine Eignung für unterschiedliche Eigentums- oder Mietmodelle implizieren.

1 vgl. Angebotsaufforderung IBA_S12_08 vom 13.7.2012, S. 1.2 Zahl nach amtlicher Bevölkerungsfortschreibung vom 31.05.2012.3 http://www.wegweiser-kommune.de/datenprognosen/prognose/Prognose. action, 05.11.2012.

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Durch ihre Selbstverpflichtung zum Experiment und zu bauli-cher und prozessualer Qualität kann eine IBA darüber hinaus die Gültigkeit bestehender Standards, Regelwerke und Tradi-tionen (Material- und Energiesparverordnungen, Brandschutz-vorgaben etc.) überprüfen – und verfügt auch über das nötige Instrumentarium, diese temporär außer Kraft zu setzen. Damit bietet die IBA 2020 einen geeigneten Rahmen, exemplarische Lösungen für bauliche und städtebauliche Herausforderungen aufzuzeigen und modellhafte Antworten auf die gestellten Fragen zu liefern. Darüber hinaus sollten in einem offenen und dynamischen Lernprozess innovative Erkenntnisse und übertragbare Lösungen gefunden werden.

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1 SERIELLER WOHNUNGSBAU

Der Terminus Serieller Wohnungsbau kann auf unterschied-liche Weise interpretiert werden und bedarf begrifflicher Klärung. Er kann einerseits verweisen auf ein typologisches Programm, nach dem unabhängig von der Bauweise eine gro-ße Anzahl standardisierter Wohnungen erstellt werden. Ande-rerseits kann er eine Bauweise bezeichnen, in der mehr oder weniger standardisierte oder auch individuelle Wohnungen aus seriell oder industriell (vor-) gefertigten Teilen errichtet werden.

Standardisierung kann sich demnach auf unterschiedliche Aspekte des Bauens beziehen: den Planungsprozess, den Bauprozess oder das „Produkt“ Wohnung. Diese unterschied-lichen Ebenen der Standardisierung können einzeln oder in Kombination zum Einsatz kommen und dienen verschiedenen Zielsetzungen. Neben der mit Typung und Serienbau originär verknüpften Intention, qualitätvollen Wohnraum vor allem schnell und kostengünstig zu errichten, werden mit Standardi-sierung und Vorfertigung heute zum Teil auch andere Ziele ver-folgt. Häufig geht es beispielsweise um Ausführungsstandards, die in Bezug auf ihre baukonstruktive und energetische Leis-tungsfähigkeit und gestalterische Präzision mit konventionellen Bauweisen nicht in derselben Qualität zu erreichen sind. Oder aber Standardisierung bezieht sich nur auf bestimmte Bauteile (ein Fassadensystem, ein System für die Tragstruktur oder der Einsatz bereits auf dem Markt erhältlicher Industrie-Bauteile) oder Bauphasen (den Rohbau), während die jeweils anderen – mit Blick auf die Anpassungsfähigkeit des jeweiligen Systems an Ort oder Nutzung – einer zunehmenden Individualisierung unterliegen. Auf eine Betrachtung der hierin enthaltenen Poten-ziale verweist der Untertitel der Studie „Standardisierung der Vielfalt“, denn Wohnungs- und Gebäudevielfalt gelten heute gemeinhin als attraktiv, während gestalterische und funktionale Monotonie – meist als Hauptkritikpunkt der Standardisierung im Wohnungsbau angeführt – vermieden werden soll.

1.1 GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK

Die Anwendung serieller Bauweisen im verdichteten Woh-nungsbau wurde im Rahmen der Urbanisierungsprozesse zu Beginn des 20. Jahrhunderts erstmals in größerem Umfang realisiert: Im Serienbau sollten sich schnelle und preisgünstige Fertigung mit hohen gestalterischen Standards verbinden, um qualitätvollen Wohnraum jedermann zugänglich zu machen. Während dieser Zeit entstanden bis in die 1930er Jahre zu-nächst Flachbausiedlungen mit standardisierten Grundrissen unter Erprobung erster industrialisierter Bauweisen (Typung, Normung, Vorfertigung). Als Beispiele einer solchen durch Standardisierung optimierten Planung im Siedlungsbau der 1920er und 1930er Jahre wären beispielsweise zu nennen die Römerstadt (1926–1928, Ernst May und Andere) oder die Heimatsiedlung (1927–1934, Ernst May und Andere) in Frank-furt, die Siedlung Dessau-Törten (1926–1928, Walter Gropius) oder, für Berlin, z.B. die Siedlungen Onkel Toms Hütte (1926–

1932, Bruno Taut) oder Siemensstadt (1929–1931, Martin Wag-ner und Andere), um nur einige zu nennen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Westdeutschland serielle Bauweisen vor allem für den Bau von Großsiedlungen eingesetzt. Diese entstanden in den sechziger und siebziger Jahren unter dem Leitbild der funktionsentmischten Stadt vor dem Hintergrund von Bevölkerungswachstum und -wanderung insbesondere in den Agglomerationsräumen. Prominente Beispiele für Bauten dieser Zeit finden sich beispielsweise in den Berliner Groß-siedlungen Gropiusstadt (1962–1975) oder Märkisches Viertel (1963–1974), am Münchner Hasenbergl (1960–1971), in der Neuen Vahr Bremen (1957–1962) oder in Hamburg Steilshoop (1969–1975). Der Einsatz industrialisierter Bauweisen für die Realisierung der auf Standardgrundrissen entwickelten Woh-nungen reichte aufgrund des technischen Fortschritts sehr viel weiter als noch vor dem Krieg (Vorfertigung, Systembauwei-sen). Nicht zuletzt aus Brandschutzgründen kamen für den Geschosswohnungsbau in der Regel Verfahren der schweren Vorfertigung zum Einsatz (überwiegend Beton-Fertigteilbau), während der Leichtbau (überwiegend Holz-Fertigteilbau) eher im kleinmaßstäblicheren Eigenheimbau oder für provisorische Bauten Anwendung fand. Für die Innenausstattung experimen-tierte man vereinzelt auch mit neuen Materialien (Kunststoffen) für dreidimensional vorgefertigte Raummodule, beispielsweise für Nasszellen (Studentenwohnheim „Affenfelsen“, Braun-schweig 1976).

In Ostdeutschland wurden typisierte Wohnungszuschnitte, ab etwa 1960 kombiniert mit Serienbau und Vorfertigung (Großta-felbauweise P 2, WBS 70, etc.), bis in die 80er Jahre landes-weit noch mit weitaus größerer Konsequenz realisiert, um die Bevölkerung „besser, billiger und schneller“4 mit Wohnraum versorgen bzw. an Industriestandorte umsiedeln zu können. Die Großtafelbauweise aus Betonfertigteilen weist einen be-sonders hohen Standardisierungsgrad auf. Für ihre Errichtung wurden oftmals eigens industrielle Infrastrukturen vor Ort installiert (Betonwerk, Taktstraße). Plattenbauten finden sich in inner- wie in randstädtischen Lagen der Neuen Bundeslän-der, zu den größten und bekanntesten Beispielen gehören die Siedlungen Halle Neustadt (1964–1968, Erweiterungen bis 1989), Leipzig-Grünau (1976–1988) und in Berlin Hellersdorf Marzahn (1976–1978, Erweiterungen bis 1989) sowie mehrere Siedlungen im Bezirk Lichtenberg.

In den vergangenen 20 bis 30 Jahren spielten serielle Bau-weisen im Wohnungsbau eine untergeordnete Rolle, gerieten doch die Großsiedlungen in Ost und West spätestens seit Ende der 1970er Jahren in harsche (West) oder doch vorsich-tige (Ost) Kritik – und mit ihnen, für die meisten Bürgerinnen und Bürger und auch viele der an Planung und Bau Beteiligten unmittelbar damit verbunden, auch serielle Bauweisen. Diffus

4 „Besser, billiger und schneller bauen“ ist der deutsche Titel einer Rede Nikita Chruschtschows vom 07.12.1954 in Moskau über die Einführung industrieller Methoden, die Verbesserung der Qualität und die Senkung der Kosten im Bauwesen. Vgl. Chruschtschow 1954.

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verknüpft mit den Problemen der Siedlungen (soziale Segrega-tion, Leerstand, Verwahrlosung und Vandalismus) diente auch der Serienbau als „dankbare Kontrastfolie, auf der wir all jene Defizite an Wohn- und Lebensqualität infolge fehlgeleiteter Pla-nung vermeinten ablesen zu können“ (Kraft 2011, S. 48). Bis heute werden vielfach mangelnde Flexibilität und Monotonie mit seriellen Bauweisen assoziiert, oftmals auch technische und baukonstruktive Mängel, die altersbedingt durchaus beste-hen und aufgrund der großen Gebäudestrukturen in komple-xen Eigentumsverhältnissen zuweilen schwierig zu beheben bzw. aktuellen Anforderungen anzupassen sind (vgl. Harnapp 2012, S. 36-48).

1.2 AKTUELLE STRATEGIEN

Heute erlangt die Frage nach der Eignung serieller Bauweisen – auch Leichtbauweisen – für den verdichteten Wohnungsbau (nicht nur) vor dem Hintergrund der „Neuen Wohnungsnot“ und der damit verbundenen Forderung nach bezahlbarem Wohnraum neue Aktualität (vgl. Einführung). Das gilt ganz be-sonders auch für den spezifischen Kontext der IBA Berlin, die sich unter dem Leitbild „Draußenstadt wird Drinnenstadt“ die Entschleunigung von Gentrifizierungsprozessen als zentrales Ziel gesetzt hat.

Um den finanziellen Druck auf Berlins beliebte Gründerzeit-Quartiere zu reduzieren und die derzeitigen Bewohner vor Ver-drängung zu schützen, bedarf es der Schaffung von neuem, preiswertem und zugleich attraktivem Wohnraum in allen Teilen der Stadt in Verbindung mit differenzierten Steuerungsinstru-menten der Wohnungs- und Liegenschaftspolitik. Dies gilt nicht nur für die Erschließung von Neubaugebieten, sondern auch für die Aufwertung randstädtischer oder auch gefühlt periphe-rer, wenngleich geografisch innerstädtisch gelegener Gebiete.5 Vor dem Hintergrund dieser wirtschaftlichen Herausforderun-gen in Verbindung mit den hohen Anforderungen des energie-effizienten Bauens sind hierfür innovative Konzepte gefragt. Die in dieser Studie vorgestellten Ansätze unterschiedlicher Strategien der Standardisierung zur Etablierung neuer Stan-dards im Wohnunsbau bieten dafür mögliche Ansatzpunkte. Für eine nachhaltige Stadtentwicklung ist die Schaffung neuen Wohnraumes allerdings nicht losgelöst von Überlegungen zu attraktiven Wohnumfeldern und Wohnmodellen zu betrachten. Demzufolge lässt sich die Frage danach, ob und wie der Seri-elle Wohnungsbau eine Antwort auf die „Neue Wohnungsnot“ geben kann, nicht losgelöst von der Frage nach Gestaltungs-möglichkeiten und Identifikation der Bewohnerinnen und Be-wohner in Bezug auf Wohnung und Wohnumfeld, aber auch den Planungs- und Bauprozess diskutieren: Mitsprache und Selbstverwaltung können Zuständigkeiten, Verantwortungs-gefühl und Aneignungsspielräume schaffen (vgl. Benze, Gill, Hebert 2013).

Wenngleich Standardisierung im Wohnungsbau aufgrund der erwähnten Defizite also nach einer kritischen Revision verlangt, macht das Versprechen einer preiswerten Realisier-barkeit anspruchsvoller gestalterischer und energetischer Lö-sungen durch den intelligenten Einsatz von Standardisierung und neuer Fertigungstechniken Vorfertigung und Systembau heute wieder attraktiv. Die Vorteile in Bezug auf Kosten- und Zeitersparnis, Ausführungsqualität und Arbeitsbedingungen sowie die durch Fabrikfertigung erreichbaren energetischen und baukonstruktiven Standards sind dabei den Anforderungen an die funktionale und gestalterische Qualität und Flexibilität, die sich durch die Anpassung an den jeweiligen Ort und die Nutzerinnen und Nutzer ergeben, gegenüber zu stellen. Damit kann letztlich die Gültigkeit bestehender Vorannahmen (hohe Wirtschaftlichkeit und geringe Flexibilität) überprüft werden.

5 vgl. hierzu auch die Diskussion um „Drinnenstadt“ und „Draußenstadt“ im Rahmen der Vorbereitung der IBA Berlin 2020, vgl. auch Benze, Hebert, Gill 2013.

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2 STANDARDISIERUNG

2.1 STANDARDISIERUNG DER PLANUNG

Ein wichtiger Ansatzpunkt für Standardisierung im Wohnungsbau besteht in der Anwendung fordistischer Prinzipien in der Pla-nung. Ziel dabei ist eine Reduktion des Planungsaufwandes. Die üblichen Planungsaufgaben im Hochbau bestehen in der Grund-lagenermittlung, der eigentlichen Entwurfsplanung (d.h. der funk-tionalen Organisation des Gebäudes und der Wohneinheiten), der behördlichen Abstimmung, den Überlegungen zu Aufbau und Fügung der Bauelemente, der Ausschreibung und Vergabe der Bauleistungen, der Planung und Überwachung des Bauablaufs und der Objektbetreuung und -dokumentation.6 Grundsätzlich ist anzumerken, dass aus einer effizienten Organisation der Pla-

6 entspricht den Leistungsphasen der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI): 1 Grundlagenermittlung, 2 Vorplanung, 3 Entwurfsplanung, 4 Genehmigungsplanung, 5 Ausführungsplanung, 6 Vorbereitung der Vergabe, 7 Mitwirkung bei der Vergabe, 8 Objektüberwachung (Bauüberwachung oder Bauoberleitung), 9 Objektbetreuung und Dokumentation.

nung nicht unmittelbar auch eine Kostenersparnis resultiert, da Kosten für Planungsleistungen gemäß HOAI (Ho-norarordnung für Architekten und Ingenieure) auch nach der Novelle 2009 immer noch vor allem bezogen auf die Bausumme bemessen werden. Andererseits lässt sich eine Reduktion der Gesamtbaukosten nicht zuletzt durch eine effiziente Planung – z.B. auch durch Standardisierungsprozesse in der Planungspha-se selbst – erreichen, da hierdurch Potenziale für die Entwick-lung innovativer und damit Kosten sparender Ansätze freigesetzt werden. Mittelbar können also durch Aspekte der Standardisie-rung in der Planung sehr wohl Kostenvorteile entstehen (vgl. auch Kempe, Thill 2012, S. 365-368).

Grundlagenermittlung (LP 1 HOAI)Die Entwicklung eines prototypischen, im weitesten Sinne auf eine Serie übertragbaren Ansatzes stellt den wichtigsten Aspekt im standardisierten Bauen dar und ist mit einem vergleichsweise hohen Planungsaufwand verbunden. Hier birgt die enge Zusam-menarbeit mit der Bauindustrie großes Potenzial und ist für die Erarbeitung effizienter und innovativer Konzepte unerlässlich.

Entwurfsplanung (LP 2 und 3 HOAI)In Bezug auf die Entwurfsplanung liegt das größte Einspar-potenzial im Prinzip der Wiederholung, also einer Typung der Wohneinheiten in Bezug auf Funktionalität und Gestaltung. Typen- oder Standardwohnungen werden heute unter dem Primat spezifischer Nutzungsansprüche unserer ausdifferen-zierten Gesellschaft zunehmend und zum Teil undifferenziert kritisiert – schließlich zeichnet das Prinzip einer geschossweisen Wiederholung von Grundrissen (und sogar ihrer typologischen Wiederholung über ganze Stadtquartiere) im innerstädtischen Wohnungsbau auch die beliebten Berliner Gründerzeit-Alt-bauten aus. Wirklich problematisch dagegen erscheinen sich wiederholende Wohnungszuschnitte mit geringer typologischer Vielfalt ab einer gewissen Projektgröße und in Übertragung auf beliebige Standorte, wie beispielsweise in den Plattenbausied-lungen der ehemaligen DDR. Heutige Strategien zielen dagegen eher darauf, Gebäude als Unikate im jeweiligen städtebaulichen Kontext zu begreifen und durch ein Angebot unterschiedlich großer (durchaus typisierter) Wohnungen innerhalb der Projekte ein gewisses Maß an Vielfalt zu erzeugen. Nutzungsneutrale Wohnungsgrundrisse ermöglichen zusätzlich räumliche und zeitliche Veränderungen. Weitere Anpassungsspielräume unter Beibehaltung serieller Produktion bieten computergestützte Ver-fahren zur Individualisierung der Wohnungen. Diese Verfahren bedeuten jedoch bei aller Effizienz einen gewissen planerischen Mehraufwand.

Die Frage, wie sich Standardisierungsprozesse im Planungs- und Bauprozess kostensenkend auswirken können, ohne zu monotonen und wenig flexiblen Ergebnissen zu führen, erfor-dert eine differenzierte Betrachtung möglicher Strategien der Standardisierung im Wohnungsbau, wie im folgenden Kapitel dargelegt wird. Inwieweit die unterschiedlichen Ansätze geeig-net sind, neue, bessere Wohn-Standards für heutige und künf-tige Bedürfnisse zu etablieren, ließe sich im Experiment ihrer Realisierung nachweisen – für das die IBA Berlin 2020 einen geeigneten Rahmen darstellen kann.

Beschäftigt man sich Standardisierung im Wohnungsbau, muss bei genauerer Betrachtung zwischen vielfältigen Möglichkeiten, bezogen auf die verschiedenen Aspekte des Bauens, unterschie-den werden. So beinhaltet beispielsweise eine Standardisierung in der Planung durch Typung des Produktes „Wohnung“ nicht immer eine Standardisierung der Produktion (z.B. durch Vorferti-gung). Es kann unter Umständen sinnvoll sein, für die Errichtung auf konventionelle Bauweisen zurückzugreifen. Umgekehrt füh-ren serielle Bauweisen dank moderner und computergestützter Verfahren nicht mehr zwangsläufig zu immer gleichen Ergebnis-sen: Die Anwendung von Systembauweisen lässt heute oftmals eine große Bandbreite an Lösungen zu. Vor diesem Hintergrund wird im Folgenden zwischen Standardisierung der Planung, meist einhergehend mit einer Standardisierung des „Produktes“ Wohnung, und serieller Produktion unterschieden.

Für die in dieser Studie vorgestellten Projekte spielt Standardi-sierung in der Planung eine unterschiedlich große Rolle. Das Spektrum reicht vom völligen Wegfall von Planungsleistungen für die Serienproduktion (mit Ausnahme der Genehmigungsplanung und eventueller individueller Anpassungen) bis hin zu einem gegenüber dem konventionellen Bauen vergleichbaren oder gar erhöhten Aufwand, der für die Errichtung singulärer Bauten mit seriellen Bauweisen nicht nur für den Prototypen erforderlich bleibt. Ziel der Bemühungen um eine Standardisierung in der Planung ist dabei nicht immer die Reduktion der Baukosten. Oftmals wird das eingesparte Budget für erhöhte Entwicklungs-kosten im Dienste innovativer konstruktiver, energetischer oder gestalterischer Lösungen reinvestiert.

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Eine weitere Möglichkeit zur Reduktion des Planungsaufwandes liegt in der Übergabe der Wohnungen als (veredelte) Rohbau-ten. Dieser Ansatz erfordert großes Eigenengagement nicht nur der Nutzerinnen und Nutzer, sondern auch auf Seiten der Projektentwicklung. Er birgt jedoch auch großes Einsparpoten-zial: Der Rohbau kann weitestgehend standardisiert werden und in Kombination mit den individuellen Ausbauten dennoch eine große Vielfalt unterschiedlich zugeschnittener Wohnungen erzeugen. Durch Reduktion der für die Planungsleistungen anrechenbaren Bausumme (nur Rohbau) und die Übertragung von Planungsleistungen in den Verantwortungsbereich der Nut-zerinnen und Nutzer können durch Eigenleistung für die (in der Regel selbst nutzenden) Bauherrinnen und Bauherren spürbare Kostenvorteile entstehen.

Genehmigungsplanung (LP 4 HOAI)Der Aufwand für die behördliche Abstimmung kann durch Seria-lisierung ebenfalls optimiert werden, allerdings erst für die Seri-enproduktion. Aufgrund des meist hohen Innovationspotenzials fällt für Prototypen durch Prüfzeugnisse für Produkte und / oder Zulassungen im Einzelfall in der Regel ein Mehraufwand an.

Ausführungsplanung (LP 5 HOAI)In der Ausführungsplanung und der konstruktiven Durchbil-dung bietet das Prinzip der Wiederholung (Wiederkehrende Ausführungsdetails, Verwendung von seriell gefertigten Indus-trieprodukten) großes Einsparpotenzial. Zusätzlich kann der Planungsaufwand durch die Verwendung möglichst großer Bauteile – und damit einer Reduktion der Anzahl der zu detail-lierenden Anschlusspunkte – optimiert werden (vgl. auch Kem-pe, Thill 2012, S. 365-368).

Ausschreibung und Vergabe (LP 6 und 7 HOAI)Insbesondere für diesen Teil der Planungsleistung können sich durch frühzeitige Einbindung der Bauindustrie in die Ent-wicklung und vor allem durch Wiederholung spürbare Vorteile ergeben.

Bauleitung (LP 8 HOAI)Im konventionellen Bauen bringt die Koordination und Über-wachung der Einzelgewerke auf der Baustelle einen hohen Or-ganisations- und Planungsaufwand mit sich. Die Verlagerung eines großen Teils der Bauarbeiten in die Fabrik birgt also nicht nur in Bezug auf die Fertigung selbst, sondern auch in Bezug auf die Koordination der Bauabläufe großes Einsparpotenzial.

Objektüberwachung und -dokumentation (LP 9 HOAI)Der Erkenntnisgewinn aus dieser Leistungsphase kann für die Weiterentwicklung der Konzepte genutzt werden.

2.2 STANDARDISIERUNG DER PRODUKTION

Eine Standardisierung der Produktion geht mit der Verwen-dung von Industrieprodukten einher und beinhaltet in der Regel

Methoden der Vorfertigung. Bereits seit dem 19. Jahrhundert kommen auch im konventionellen Bauen überwiegend indus-trialisierte, vorgefertigte Produkte zum Einsatz. Ziegelsteine, Fenster- und Türprofile oder -beschläge ebenso wie Stuckele-mente wurden schon vor über 100 Jahren in der Fabrik vorge-fertigt, um dann auf die Baustelle geliefert und dort verarbeitet zu werden. Heute haben sich die Produkte und ihre Einsatz-möglichkeiten vervielfacht. Die Grenze zwischen konventionel-lem und seriellem Bauen mit Elementen ist immer schwieriger zu ziehen.

Ziel der Standardisierung der Produktion ist in der Regel, die Fertigung möglichst großer Bauteile – oftmals in Kombination mit einem möglichst hohen Fertigstellungsgrad – in die Fabrik zu verlagern. Dies kann geschehen, um durch Serienfertigung einerseits Produktionskosten einzusparen und andererseits den Montageaufwand vor Ort und damit die Bauzeit zu ver-kürzen, also mittelbar auch Finanzierungskosten zu sparen. Vorfertigung ermöglicht aber auch, durch wetterunabhängige Produktionsbedingungen (Lufttemperatur und -feuchtigkeit) Ef-fizienz und Präzision in der Ausführung zu erhöhen. Weiterhin können bestimmte Produktionstechniken, wie beispielsweise computergestützte Verfahren (CAD/CNC/Plot) oder der Einsatz bestimmter Materialien (VIP, Kunststoffbewehrung) überhaupt nur durch entsprechendes technisches Gerät in der Fabrik erfolgen. Schließlich werden häufig auch die Arbeitsbedingun-gen (Sicherheit, Temperatur) als Argument für Fabrikfertigung angeführt.

Grundsätzlich ist zwischen element- und modulbasierter Vor-fertigung zu unterscheiden. Erstere sieht die Fabrikfertigung meist zweidimensionaler Bauteile vor, letztere die von dreidi-mensionalen Raumeinheiten. In beiden Fällen kann der Grad der Vorfertigung differieren. Er reicht von der Vorfertigung einzelner Elemente (Fenster, Türen, Teile eines Baukasten-systems) über Halbzeuge (Stützen, Träger, Decken, Wände im Rohbau) bis hin zu Wänden oder Modulen mit Innen- und Außenverkleidung, eingebauten Fenstern und vorbereiteter In-stallationsführung. Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit ergeben sich vor allem durch die Rahmenbedingungen von Transport und Montage, die abhängig von Transportweg und -art Gren-zen bezüglich Gewicht, Abmessungen und Robustheit der vor-gefertigten Bauteile setzen.

Verfahren der Vorfertigung sind heute auch in Bezug auf ihre Gestaltung sehr flexibel einsetzbar, führen dann jedoch nicht immer zu kostengünstigen Lösungen. Denn wie in der Planung basiert Standardisierung in der Produktion auf dem Prinzip der Wiederholung und lässt sich am effizientesten im Kontext von Typung und Normung anwenden. Dies wiederum steht, wie oben erläutert, dem Wunsch nach Flexibilität der Systeme und nach Individualität der Wohnungen entgegen. Ein Versuch zur Individualisierung im Serienbau liegt in der Anwendung von Prinzipien der Mass Customization. Die hierin enthaltene Ver-bindung der Begriffe „Mass Production“ und „Customization“

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ließe sich in etwa mit „kundenindividueller Serienproduktion“ übersetzen. Das Prinzip basiert auf einer computergestützten Fertigungstechnik. Es entstammt der Automobil-, Möbel- und Bekleidungsindustrie und dient dem Ziel, unter Beibehaltung serieller Produktion ein individualisiertes Produkt ähnlich schnell und preiswert herzustellen wie ein standardisiertes.7 Doch auch wenn Vorfertigung im Bau durch digitalisierte Pro-duktionstechniken heute bereits für Kleinserien und Unikate wirtschaftlich sein kann (vgl. Blocksdorf et al. 2012, S. 7), birgt ein höherer Wiederholungsfaktor ein vergleichsweise höheres Einsparpotenzial – wenn nicht primär für die Fertigung, so doch für Planung und Montage.

7 zum Diskurs über Mass Customization im Wohnungs- und Eigenheimbau vgl. Gill 2012, Gill 2010, Kuhnert, Schindler, 2001, Beck 2001, Lootsma 2001, Koolhaas 1995, S. XIX.

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3 FALLBEISPIELE

3.1. REFERENZPROJEKTE UND UNTERSUCHUNGSMETHODE

Die Auswahl der Referenzprojekte erfolgte auf der Grundlage einer differenzierten Betrachtung von Möglichkeiten der Stan-dardisierung in Planung und Produktion. Alle vorgestellten Bei-träge eröffnen interessante Perspektiven auf unterschiedliche Ansätze der Standardisierung im Wohnungsbau. Die Beispiele wurden so gewählt, dass eine möglichst große Bandbreite von Ansätzen deutlich wird. Jedes der beschriebenen Projekte basiert auf unterschiedlichen Methoden der Standardisierung in Planung und Produktion, die jeweils anderen Zielsetzungen dienen. Auch der Grad der (element- oder modulbasierten) Vorfertigung variiert. Bei der Projektauswahl wurde zudem da-rauf geachtet, gleichermaßen Leicht- und Massivbauweisen zu berücksichtigen. Bei den gezeigten Beispielen handelt es sich zum größten Teil um realisierte Bauten, die ihre Eignung entwe-der durch eine bereits etablierte Serienfertigung oder doch zu-mindest durch die Realisierung eines Prototypen unter Beweis gestellt haben. Vereinzelt werden zudem Forschungsprojekte betrachtet, um auf noch in der Entwicklung befindliche innovati-ve Ansätze aufmerksam zu machen.

Für die Studie standen wunschgemäß aktuelle Beispiele mit hohem Innovationspotenzial im Fokus der Betrachtung. Daher wurde die Suche auf internationale Beiträge ab dem Jahr 2000 eingegrenzt. Mit Blick auf eine mögliche Übertragbarkeit für die IBA liegt der Schwerpunkt dabei auf Beiträgen aus Ländern mit einem ähnlichen Klima und vergleichbaren Wohnstandards.8

Für die Recherche wurden Publikationen zu Element- und Sys-tembauweisen, Vorfertigung und Digitalisierung (nicht nur) im Wohnungsbau sowie aktuelle bzw. aktualisierte Standardwerke zum Wohnungsbau9 berücksichtigt. Interessante Hinweise lieferten zudem die Ausstellungen „Home Delivery. Fabricating the Modern Dwelling“10 des MoMA, „Wendepunkt(e) im Bauen. Von der seriellen zur digitalen Architektur“11 des Architekturmu-seums der TU München sowie die kurz vor der Fertigstellung stehende IBA Hamburg12. Schließlich boten Vortragsreihen der TU Berlin13 und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zu den Schwerpunktthemen der geplanten IBA Berlin 202014 einen guten Überblick über den aktuellen Stand der Diskussion.

Nach Sichtung des Materials wurde in Absprache mit der Auf-traggeberin eine Vorauswahl getroffen und zu den ausgewähl-ten Projekten Interviews mit den verantwortlichen Planerinnen und Planern und ggf. weiteren Projektbeteiligten geführt. In den Gesprächen konnten gezielte Fragen bezogen auf den Kontext dieser Studie formuliert werden. Neben detaillierten Nachfragen zur Bedeutung von Standardisierung und Serienfertigung stan-den vor allem die Erfahrungen und die Einschätzung der Poten-ziale zu den unterschiedlichen Herangehensweisen im Fokus der Betrachtung. Oftmals ergaben sich durch die Interviews neue Sichtweisen auf einzelne Aspekte des diskutierten Projek-tes, aber auch auf Inhalte der gesamten Untersuchung.

3.2. AUFBAU DER STECKBRIEFE

Es wurden 12 Projekte ausgewählt, die in den Steckbriefen (Kap. 3.4) vorgestellt werden. Betrachtet man die Auswahl nach dem Grad der Vorfertigung, lassen sich vier Kategorien unterscheiden, die sich in der farblichen Gestaltung der Steck-briefe abbilden. Drei Bauten basieren auf Methoden weitest-gehender, zumindest teilweise modulbasierter Vorfertigung. (WOHNSIEDLUNG AMAGERFAELLEDVEJ, CASE STUDY # 1, SYSTEM 3). Vier Projekte nutzen sehr flexible Systeme aus vorgefertigten Halbzeugen unterschiedlicher Größe (TRIEM-LI, FLEXIBLE STRUKTUREN, TOP WALL, ULTRADÜNNE FASSADENELEMENTE). Zwei Ansätze verwenden große vor-gefertigte Bauteile aus preiswerten Industriematerialien, zum Teil aus anderen Bau-Kontexten, wie dem Industrie-, Land-wirtschafts- und Gewächshausbau (HOUSING BLOCK 10, 23 DWELLINGS). Für drei Projekte spielt Vorfertigung keine Rolle: Zwei davon kombinieren einen standardisierten Rohbau mit ei-nem nutzerindividuellen Ausbau, ein letztes benutzt standardi-sierte Parameter in der Planung (GRUNDBAU UND SIEDLER, TILA, PILE UP® STACK UP ®).

Die Steckbriefe dienen der sachlichen Erläuterung der Fall-beispiele. Sie stellen die jeweils unterschiedlichen Formen von Standardisierung heraus, die für Planung oder Bau der vorgestellten Projekte relevant sind. Auf der Titelseite jedes Steckbriefes sind die in Planung oder Produktion standardisier-ten Aspekte grafisch hervorgehoben. Titel und ein Kurztext er-läutern Intention und Konzeption unter den unten angeführten Kriterien (vgl. Kap. 3.3). Fünf wiederkehrende Piktogramme indizieren zudem, ob für das beschriebene Projekt primär Kos-tenersparnis, Zeitersparnis, Energieperformance, Flexibilität oder Vorfertigung wichtig sind (vgl. ebenfalls 3.3).

Die zweite Seite enthält die wichtigsten Kenndaten des Pro-jektes zu Standort und Realisierungszeitraum, Projektgröße, Bauweise und Baukosten15. Auch wenn die Kosten für fast alle Projekte ermittelt werden konnten, ist eine Vergleichbarkeit nur bedingt gegeben: Zum einen differieren die Erstellungskosten

8 zu Beiträgen für wärmere Klimazonen vgl. z.B. diverse Beiträge in HoCo 2009. Innovative Ideen für ebenfalls überwiegend wärmere Gegenden finden sich außerdem in der Dokumentation des «housing contest», einem in Mailand von Architektenverbänden und Bauindustrie ausgeschriebenen Ideenwettbewerb zu kostensparendem und energieeffizientem Bauen (www.housingcontest.com).9 vgl. Ebner et al. 2009: typologie+. Innovativer Wohnungsbau; Neufert, Kister et al. 2012: Bauentwurfslehre. 40. Auflage.10 Katalog zur Ausstellung vgl. Bergdoll 2008.11 Katalog zur Ausstellung vgl. Nerdinger 2010.12 vgl. verschiedene Publikationen der IBA Hamburg GmbH (Hrsg.) 2012.13 Forum Architektur: READY. Veranstalter: TU Berlin (A13) und Wüstenrot Stiftung 201214 Die gemischte Stadt gestalten: Wohnen ökonomisch bauen, IBA-Symposium in Berlin am 23.04.2012.15 In der Regel Kostengruppen 300 und 400 (Deutschland) oder analog (z.B. Schweiz: BKP2, etc.). Erläuterung: Kostengruppen nach DIN 276: 200 Herrichten und Erschließen, 300 Bauwerk - Baukonstruktionen, 400 Bauwerk - Technische Anlagen, 500 Außenanlagen, 600 Ausstattung und Kunstwerke, 700 Baunebenkosten.

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abhängig von Materialpreisen und Lohnniveau des jeweiligen Herstellungslandes, zum anderen sind die Berechnungsgrund-lagen international verschieden. Außerdem sagen die Realisie-rungskosten der zum Teil prototypischen Gebäude wenig über die Produktionskosten für eine mögliche, größere Serienpro-duktion aus.

Auf den jeweils vier darauf folgenden Seiten wird das Projekt beschrieben. Der Text fokussiert auf die jeweiligen Aspekte der Standardisierung und gliedert sich in die Abschnitte Planung, Prinzip, Produktion, Performance und Potenzial. Fotografien und Grundriss-, Schnitt-, Detail- oder Konzeptzeichnungen illustrieren den jeweiligen Ansatz. Eine weitere Grafik (jeweils Seite 3) fasst die wesentlichen Aspekte des Textes zusammen und erläutert, ob große, geringe oder keine Kosten- und Zeiter-sparnis in Planung und Produktion zu erwarten sind – und wie dies jeweils erreicht wird.16

3.3 KRITERIEN DER BEURTEILUNG

Da mit den unterschiedlichen vorgestellten Ansätzen ganz verschiedene Zielsetzungen verfolgt werden, ist die Einführung differenzierter Beurteilungskriterien notwendig, die im Folgen-den vorgestellt werden. Diese Kriterien dienen eher einer Be-schreibung als einer Bewertung der Projekte. ZeiteffizienzZeitersparnis in Planung und Bau ist eine der Hauptintentionen in der Entwicklung des industriellen Bauens und damit sicher-lich ein wichtiges Kriterium. Allerdings lassen sich für die oft-mals erst prototypischen Realisierungen hier nur Vermutungen über die Leistungsfähigkeit einer potenziellen Serienfertigung anstellen. Die diesbezüglichen Grafiken in den Steckbriefen bilden ab, in welchen Bereichen von Planung und Bau Ein-sparungen erreicht werden können und stellen vor allem das intendierte Einsparpotenzial dar. Grundsätzlich steigt die Zeit-ersparnis proportional zum Grad der Vorfertigung. Interessante Ansätze hierzu finden sich vor allem in den Fallbeispielen WOHNSIEDLUNG AMAGERFAELLEDVEJ, CASE STUDY #1, SYSTEM 3, HOUSING BLOCK 10 und 23 DWELLINGS.

KosteneffizienzDas Gleiche gilt für die Kostenersparnis, die unmittelbar über die industrielle Produktion und mittelbar über die Zeitersparnis (Finanzierungskosten) erreicht werden kann. Auch hier kann aufgrund des überwiegend prototypischen Charakters oftmals nur auf Potenziale für die Serienproduktion hingewiesen wer-den. Einige Projekte erzielen jedoch bereits Einsparungen, die als repräsentativ gelten können (WOHNSIEDLUNG AMAGER-FAELLEDVEJ, HOUSING BLOCK 10, 23 DWELLINGS). Mögli-che Einsparungen im Bereich der Planungskosten können sich durch die übliche Kopplung der Honorarordnung (HOAI) an die Bausumme statt an den Planungsaufwand nur bedingt auf die Gesamtbaukosten auswirken (vgl. auch Kap. 2.1). Die entspre-

chende Grafik in den Steckbriefen beziffert hier also ein eher theoretisches Einsparpotenzial.

EnergieeffizienzEine mindestens ebenso wichtige Rolle für die Leistungsfä-higkeit der Konzepte spielt heute ihre Energieeffizienz. Für die Bewertung sind nicht nur die Kennwerte bezüglich der Betriebs- und Instandhaltungskosten maßgeblich, sondern auch der Gesamtenergiebedarf zur Erstellung des Gebäu-des – die so genannte „Graue Energie“17. Hier weisen die Gebäude in Holzbauweise eine positive Energiebilanz auf (WOHNSIEDLUNG AMAGERFAELLEDVEJ, SYSTEM 3, TOP WALL). Einen besonders interessanten Ansatz stellt in diesem Kontext das System TOP WALL dar, das nach den Maßga-ben der 2000-Watt-Gesellschaft entwickelt wurde. Der Begriff beschreibt ein energiepolitisches Modell, das im Rahmen des Programms „Novatlantis“ an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ) entwickelt wurde. Es propagiert das Ziel einer gerechten Verteilung von Energie und damit einen ausgeglichenen Energieverbrauch für alle Menschen. Dieser dürfte im Sinne eines verantwortlichen Umgangs mit Ressourcen eine durchschnittliche Dauerleistung von 2000 Watt pro Person nicht übersteigen. Der derzeitige durchschnitt-liche Energieverbrauch in Westeuropa beträgt ca. 6000 Watt pro Person, ca. 50% davon werden für Bauen und Wohnen (einschließlich Mobilität am Wohnort18) verbraucht. Um dem Anspruch einer 2000-Watt-Gesellschaft gerecht zu werden, gilt es, neben einer optimalen Energie-Performance in Bezug auf die Nutzung des Gebäudes auch einen möglichst geringen An-teil an Grauer Energie für die Erstellung zu beanspruchen.

Flexibilität (Varianz / Aneignungspotenzial)Auch der Begriff der Flexibilität verlangt nach weiterer Differen-zierung. Er kann sich zum einen auf die Anpassungsfähigkeit eines Systems an unterschiedliche Orte beziehen, um ein Gebäude trotz Serienfertigung in Bezug auf Form und ggf. Materialität als „Unikat“ im jeweils spezifischen städtebau-lichen Kontext gestalten bzw. eine typologische Vielfalt von Wohnungen anbieten zu können. Eine solche Varianz bieten vor allem die Projekte TRIEMLI, TOP WALL, ULTRADÜNNE FASSADENELEMENTE, FLEXIBLE STRUKTUREN und PILE UP® STACK UP®. Flexibilität im Sinne einer Adaptionsfähigkeit in der Benutzung dagegen bezieht sich auf das jeweilige räum-liche und zeitliche Aneignungspotenzial für verschiedene, sich evtl. ändernde Wohnbedürfnisse. Hierzu leisten die Projekte 23 DWELLINGS, GRUNDBAU UND SIEDLER sowie TILA inte-ressante Beiträge.

16 Zur Kostenersparnis in der Planung vgl. Kap. 2.1 und 3.317 Als graue Energie wird die Energiemenge bezeichnet, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Produktes benötigt wird, inklusive aller Vorprodukte bis zur Rohstoffgewinnung und des Energieeinsatzes aller angewandten Produktionsprozesse.18 In die Energiebilanz ist auch der Aufwand für die Mobilität der Beohnerinnen und Bewohner mit einzukalkulieren. Aus diesem Grund wirkt sich innerstädtisches Wohnen bereits an sich positiv auf die Gesamt-Energiebilanz aus.

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VorfertigungsgradDer Grad der Vorfertigung wurde nicht als Kriterium der Be-urteilung angesetzt, da er – für sich genommen – noch keine Qualität darstellt. Art und Grad der Präfabrikation stellen jedoch im Kontext dieser Studie eine wichtige Information dar und sind einer Klassifizierung und Kategorisierung der Projekte dienlich. Daher findet sich auch hierzu eine Angabe auf den Titelseiten.

Innovationspotenzial und architektonische QualitätAlle Projekte verfügen über einen sehr hohen Innovationsgrad. Zur Vermeidung von Redundanzen wurde daher Innovation nicht als Index auf den Titelseiten angeführt. Zu unterscheiden allerdings sind technische und konzeptuelle Innovation – hier-zu finden sich Erläuterungen in den Projektbeschreibungen. Auffällig ist, das lässt sich bereits an dieser Stelle bilanzie-ren, dass Projekte mit hohem technischem Anspruch oftmals konventionelle Wohnkonzepte bedienen, während innovative Wohn- und Aneignungskonzepte vielfach eine einfache Bau-technik zugrunde legen. Ebenso wenig wie Innovation wurde architektonische oder räumliche Qualität als Bewertungskrite-rium herangezogen. Sie war vielmehr Grundvoraussetzung für die Auswahl der Projekte.

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PROJEKTSTECKBRIEFE

KRITERIEN

Zeiteffizienz

Kosteneffizienz

Energieeffizienz

Flexibilität

Vorfertigungsgrad

ERSPARNISWeißStandardisierung für Ersparnis wesentlich

TransparentStandardisierung für Ersparnis nicht wesentlich

Keine Ersparnis

Geringe Ersparnis

Große Ersparnis

STANDARDISIERUNGWeiß Standardisierung in Planung oder Produktion wesentlich

TransparentStandardisierung in Planung oder Produktion nicht wesentlich

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01 WOHNSIEDLUNG AMAGERVAELLEDVEJGESTAPELTE REIHENHÄUSER

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Kurzbeschreibung Sehr hoher Vorfertigungsgrad zur radikalen Reduktion der Fertigungs- und Montagezeiten sowie zur Sicherung der Ausführungsqualität. (Holzständerbauweise)

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Projektdaten Wohnsiedlung Amagervalledvej

Standort / JahrKopenhagen (DK) / 2012

Architekt / ArchitektinONV architects

Partner / Partnerin in der Bauindustrie–

Bauherr / BauherrinJönsson

Eigentümer / EigentümerinHousing Authority 3B

BGF8.400 qm

Wohnfläche5.100 qm

Anzahl Wohneinheiten53

Größe Wohneinheiten90 qm — 130 qm

Anzahl Geschosse3 — 4 (bis zu 6 Geschosse möglich)

BauweiseFassade:Holzständerbauweise vorgefertigt Rohbau:Holzständerbauweise vorgefertigtAusbau:Leitungsführung, Wand- und Bodenbeläge weitestgehend vorgefertigt

Bauzeit2010 — 2012 (18 Monate für mehrere Bauabschnitte)

Baukosten KG 300/4001.100 € pro qm BGF

EnergiestandardDänischer Standard

1

1 Gartenansicht

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Zeitersparnis in der Planung

Der Planungsaufwand liegt durch die je-weils projektspezifische Anpassung (Topo-grafie, Fassade, Geschosszahl, etc.) insge-samt nur geringfügig unter dem einer konventionellen Gebäudeplanung. Eine Reduktion erfolgt durch Rückgriff auf wiederkehrende Wohnungstypen und die Standardisierung gewisser Planungs- parameter: die Außenabmessungen der Module, die Bäder und Küchen sowie die Konstruktionsweise und ein Teil der An-schlussdetails.

Kostenersparnis in der Planung

Durch die beschriebene Reduktion desPlanungsaufwandes kann eine gewisse Reduktion der Planungskosten erreicht werden.

Zeitersparnis in der Produktion

Eine deutliche Reduktion der Bauzeitenwird durch die weitestgehende Standar-disierung der Produktionsabläufe und die Verlagerung fast der gesamten Fertigung in die Fabrik erreicht (80– 90%).Der Montageaufwand auf der Baustellebeschränkt sich auf die horizontale bzw. vertikale Anordnung der Module und ihrer Verbindung. Es verbleiben zudem gering-fügige Ausbau- und Fassadenarbeiten (Fu-genabdichtung, etc.).

Kostenersparnis in der Produktion

Durch eine teilweise Standardisierung der Produktionsabläufe und die Verlagerung der Fertigung zu 80–90% in die Fabrik ist eine geringfügige Reduktion der Produk- tionskosten möglich. Weitere Kostenerspar-nis ergibt sich durch die kurze Montagezeit und eine dadurch mögliche Reduktion der Finanzierungskosten. Dem entgegen stehen die Kosten für Transport- und Montage.

PlanungDas System baut auf einem hohen Grad an Vorfertigung auf. Ausgehend von möglichen Transportmaßen (LKW) wurden dreidimensionale, vorgefertigte Raummodule mit maximalen Außenmaßen von 4,20m*11,00m entwickelt und mitsamt Installation, Wand- und Bodenbelägen in der Fabrik vorgefer-tigt. Die Raummodule mit einer Wohnfläche von jeweils max. 35 qm sind stapelbar konzipiert. Sie können einzeln als kleine Apartments dienen oder – zu zwei bis drei Modulen nebenein-ander oder übereinander angeordnet – zu größeren Wohnun-gen zusammengefügt werden. Diese werden dann wiederum in Wohngebäuden zusammengefasst, in der Regel zu zweifach oder dreifach gestapelten Reihenhäusern (4– 6 Etagen) mit Laubengang-Erschließung. Zusätzlich sind Küchen, Bäder und Heizungsinstallation als besonders kostenintensive Bereiche des Wohnungsbaus in Planung und Ausführung weitestge-hend standardisiert, um Kosten zu sparen und durch hohe Stückzahlen günstige Einkaufspreise zu erzielen. Ansonsten sind die Grundrisse innerhalb der maximalen Au-ßenmaße flexibel gestaltbar. Auch die Durchbildung der Fas-saden lässt unterschiedliche Ausführungen in Materialität und Gliederung zu. Der Vorfertigungsgrad der Gebäude beträgt durchschnittlich 80– 90%. Alle bisher realisierten Projekte wur-den im suburbanen Kontext „auf der Grünen Wiese“ realisiert.

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PrinzipGrundsätzlich erlaubt das System innerhalb der Vorgaben (Außenmaße, Küchen, Bäder) eine große Bandbreite an Lösungen. Innerhalb eines Projektes können mehrere Woh-nungstypen kombiniert werden. Auf diese Weise werden inner-halb der einzelnen Projekte unterschiedlich große Wohnungen verschiedener Standards (Größe, Zuschnitt, Kosten, Barrie-refreiheit, etc.) für verschiedene Zielgruppen kombiniert. Das Referenzprojekt beispielsweise verfügt über 43 Wohnungen in 4 verschiedenen Wohnungstypen. Das System ist nach Ein-schätzung der Architekten grundsätzlich etwa ab einer Stück-zahl von ca. 50 Wohneinheiten rentabel. Die Transportkosten innerhalb Dänemarks liegen nach Aussage von ONV architects bei etwa 800 € pro Modul, für einen Transport nach Deutsch-land schätzungsweise bei 2.500 €, ggf. wäre projektabhängig eine Zusammenarbeit mit Unternehmen vor Ort zu erwägen.

2 / 3 Gesamtanlage4 / 5 Wohnungsanordnung6 / 7 Systemschnitt gestapelte Reihenhäuser

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8 / 9 / 10 / 11 Außenaufnahmen

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12 / 13 / 14 / 15 Produktion, Transport und Montage

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ProduktionDie dreidimensionalen Volumen-Raummodule werden zu 80 – 90% in der Fabrik vorgefertigt. In der Regel besteht eine Wohnung aus zwei oder drei dieser Module, die wiederum in 4 – 6-geschossigen Gebäuden zusammengefasst sind. Die einzelnen Module sind in Holz-Ständerbauwiese vorgefertigt. Die ca. 40 cm dicken Außenwände enthalten bereits Fenster und Türen sowie Elektro- und Heizungsinstallation. Objekte für Küche und Badezimmer sind vollständig eingebaut oder weitestgehend vorbereitet. Die einzelnen Module werden per Schiff oder mit dem LKW zur Baustelle gebracht und dort mit Hilfe eines Krans auf bauseits erstellten Bodenplatten oder Kellern montiert. Vor Ort müssen die Module dann nur noch verfugt und einzelne Ausbau- und Fassadenarbeiten vorge-nommen werden.

PerformanceDas Modell eignet sich gleichermaßen für Miet- wie für Eigen- tumsmodelle. Die meisten der bereits ausgeführten Projekte

bieten eine gewisse Bandbreite an Wohnungstypen. Reihen-häuser bzw. gestapelte Reihenhäuser sind auch für private Einzeleigentümerinnen und -eigentümer sehr attraktiv. In der Regel erfolgt die Entwicklung und Realisierung der Gesamt-projekte jedoch über Inverstorinnen oder Investoren, die die Vorfertigung und Montage der großen Zahl an Wohnungen vorfinanzieren. Sehr kurze Bauzeiten vor Ort ermöglichen rele-vante Einsparungen bezüglich der Ffinanzierung, der Aufwand für Transport und Montage jedoch ist vergleichsweise hoch. Der energetische Standard für die Unterhaltung der Gebäu-de entspricht im Fallbeispiel den dänischen Richtlinien.In der Gesamtenergiebilanz sind die Vorteile der Verwendung nachwachsender Baustoffe (Holz) und der (Fabrik-)Fertigung (Optimierung der Arbeits- und Produktionsbedingungen) dem logistischen Aufwand für den Transport der Module gegenüber-zustellen.

PotenzialDas Büro ONV konnte bereits 9 Bauvorhaben mit einfachen Reihenhäusern und 3 Bauvorhaben mit gestapelten Reihen-häusern realisieren, ein weiteres ist in Planung. Daher sind Kosten und Praktikabilität zumindest für den skandinavischen Kontext als realistisch einzuschätzen. Der Erfolg der Bauweise basiert eher auf technischer und we-niger auf konzeptueller Innovation. Bezogen auf Gestaltung und Vermarktung wird im Gegenteil auf bewährte Typologien und Strategien zurückgegriffen. Die Realisierung mit Methoden der Vorfertigung dient vor allem der Verkürzung der Bauzeit vor Ort, der Qualitätssicherung der Produkte und der effizienten Gestaltung der Bauabläufe. In Deutschland wären aufgrund der Holzbauweise im mehrgeschossigen Wohnungsbau indivi-duelle Brandschutz-Gutachten erforderlich.

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02 CASE STUDY #1VERDICHTETER FERTIG-WOHNUNGSBAU

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Kurzbeschreibung Im innerstädtischen Kontext flexibel kombinierbare Wohn-einheiten aus weitestgehend vorgefertigten Wänden, Decken und Raummodulen, Vorfertigungsgrad 80 – 100%. (Hybride Bauweise, IBA Hamburg Kategorie Smart Price House)

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ProjektdatenCase Study #1

Standort / JahrHamburg Wilhelmsburg (D) / 2012

Architekt / ArchitektinFusi & Ammann, Hamburg (D)

Partner / Partnerin in der BauindustrieSchwörer GruppeKastell: DeckenelementeSchwörer Bausysteme:Beton-Fertigteile als Hohl- und Vollbetonwände für die Tragkonstruktion des GebäudesSchwörerHaus:vorgehängte wärmegedämmte HolzfassadenelementeSchwörer Bauindustrie: Fertigbad-Module mit vorgefertigten InstallationssystemenSchwörer Komplettbau: Projektbetreuung, „alles aus einer Hand“

Bauherr / BauherrinSchwörerHaus

Eigentümer / EIgentümerinEinzeleigentümer und -eigentümerinnen

BGF1.176 qm

Wohnfläche550 qm

Anzahl Wohneinheiten6

Größe Wohneinheiten45 qm — 140 qm

Anzahl Geschosse4

BauweiseFassade:Beton-Fertigteile mit vorgehängten, wärmegedämmten HolzelementenRohbau:vorgefertigte Hohl- bzw. Vollbetonwände und Spannbeton-Decken mit integrierter FußbodenheizungAusbau:konventionelle Bauweise, Fertigbad-Module

Bauzeit12/2011 — 08/2012 (6 Wochen Rohbau + 6 Wochen Ausbau angestrebt)

Baukosten KG 300/4001.411.200 (600 € Rohbau + 600 € Ausbau pro qm BGF angestrebt)

Energetischer StandardKfW-Effizienzhaus 55 (EnEV 2009)

1

1 Gartenansicht

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Die Reduktion des bautechnischen Pla-nungsaufwandes erfolgt durch Rückgriff auf im Einfamilienhausbau bewährte Produkte und Fertigungsmethoden. In Bezug auf die Grundrisse erleichtert die Anwendung eines modularen Systems die Planung.

Zeitersparnis in der Planung Kostenersparnis in der Planung

Durch den Einsatz von bewährten Pro-dukten und Fertigungsprozessen aus dem Eigenheimbau sind Vorteile im Planungs-prozess zu erwarten. Damit verbundene EInsparungen können jedoch durch die hohen Overhead-Kosten des kommerziellen Anbieters nur zum Teil an die Kundinnen und Kunden weitergegeben werden.

Durch umfangreiche element- und modul-basierte Vorfertigung können Bauzeiten deutlich verküzt werden.

Zeitersparnis in der Produktion Kostenersparnis in der Produktion

Durch den Einsatz von im Einfamilienhaus bewährten Produkten und Fertigungsme-thoden sind hier Preisvorteile zu erwarten. Durch die kurzen Bauzeiten können zudem mittelbar Finanzierungskosten gespart werden.

PlanungDas System basiert auf horizontal und vertikal kombinierbaren Wohnmodulen mit einer Grundfläche von jeweils ca. 45 qm, die wie im Einfamilien-Fertighausbau aus großen, vorgefertigten Wänden und zum Teil sogar dreidimensional vorgefertigten Raumeinheiten errichtet werden. Durch Zusammenschalten der Wohnmodule entstehen unterschiedliche, auch geschoss-übergreifende Wohnungszuschnitte, die zu verschiedenen innerstädtischen Wohnhaustypologien (Blockrandbebauung, verdichtete Stadtgewebe, Reihenhausbebauung, freistehendes Mehrfamilienhaus) zusammengefügt werden können.

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 28 Benze, Gill, Hebert 2013

6

7

2 / 3 / 4 / 5 Komponenten (vorgefertigte Treppenkerne und Wohnmodule) und Kompositionsmöglichkeiten

Grundrisse Typologische Struktur

67

Montage

Typologisches Konzept

Vorfabrizierte Betonelement

Vorfabrizierte Holzelement

eil eines

eilen und das kollektive

Ausstattung garantieren

orfabrizierung mit massivenerbundsystemen umgesetzt

Erschliesung - Haustechnick

Wohnen - Arbeiten - Schlafen

Grundelemente Kompositionsmöglichkeiten

Typologische Struktur

Stadthaus in Blockstruktur Stadthaus als Solitär

4

3

2

Montage

Typologisches Konzept

Vorfabrizierte Betonelement

Vorfabrizierte Holzelement

eil eines

eilen und das kollektive

Ausstattung garantieren

orfabrizierung mit massivenerbundsystemen umgesetzt

Erschliesung - Haustechnick

Wohnen - Arbeiten - Schlafen

Grundelemente Kompositionsmöglichkeiten

Typologische Struktur

Stadthaus in Blockstruktur Stadthaus als Solitär

5

Montage

Typologisches Konzept

Vorfabrizierte Betonelement

Vorfabrizierte Holzelement

eil eines

eilen und das kollektive

Ausstattung garantieren

orfabrizierung mit massivenerbundsystemen umgesetzt

Erschliesung - Haustechnick

Wohnen - Arbeiten - Schlafen

Grundelemente Kompositionsmöglichkeiten

Typologische Struktur

Stadthaus in Blockstruktur Stadthaus als Solitär

Montage

Typologisches Konzept

Vorfabrizierte Betonelement

Vorfabrizierte Holzelement

eil eines

eilen und das kollektive

Ausstattung garantieren

orfabrizierung mit massivenerbundsystemen umgesetzt

Erschliesung - Haustechnick

Wohnen - Arbeiten - Schlafen

Grundelemente Kompositionsmöglichkeiten

Typologische Struktur

Stadthaus in Blockstruktur Stadthaus als Solitär

Montage

Typologisches Konzept

Vorfabrizierte Betonelement

Vorfabrizierte Holzelement

eil eines

eilen und das kollektive

Ausstattung garantieren

orfabrizierung mit massivenerbundsystemen umgesetzt

Erschliesung - Haustechnick

Wohnen - Arbeiten - Schlafen

Grundelemente Kompositionsmöglichkeiten

Typologische Struktur

Stadthaus in Blockstruktur Stadthaus als Solitär

PrinzipDie als „Mikro-“, „Meso-“ und „Makrolofts“ bezeichneten Woh-nungen sind aus 1– 4 Wohnmodulen horizontal und / oder ver-tikal zusammengesetzt. Sie sind klar strukturiert, minimal ge-staltet und können flexibel genutzt werden. Mit Ausnahme der als Raumeinheit bereits dreidimensional vorgefertigten Bade-zimmer gibt es zunächst keine abgeteilten Innenräume. Diese können aber auf Wunsch eingebaut werden. Ansonsten dienen allein Möbel und/oder Schiebeelemente zur Definition unter-schiedlicher Raumbereiche. Auch der Trockenbau-Schacht, der alle haustechnischen Installationen bündelt, gliedert die Wohnfläche räumlich. Die als FlyingSpaces bezeichneten Mini-Apartments auf dem Dach des Gebäudes sind zu 100% vorgefertigt.

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8 Straßenansicht

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 30 Benze, Gill, Hebert 2013

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9 / 10 FlyingSpaces Grundrissvarianten und Lieferung

ProduktionDas System überträgt Technologien, die heute im Einfamilien-Fertighausbau Standard sind, auf ein mehrgeschossiges inner-städtisches Wohngebäude. Für die Wände, Decken und Fas-saden kommen vorgefertigte Elemente mit Abmessungen von 12,5 m Länge und ca. 3 m Höhe (je Element) zum Einsatz. Die Wände sind je nach statischer oder konstruktiver Erfordernis als Hohl- und Vollbetonwände ausgeführt. Fenster und Türen ebenso wie Wasser- und Elektroinstallationen werden weitest-gehend im Werk eingebaut. Die Deckenkonstruktion besteht aus Spannbeton-Fertigdecken. Die Fassade aus Betonelemen-ten mit vorgehängter wärmegedämmter Holzkonstruktionentspricht den deutschen Brandschutztanforderungen. Die Badezimmer und die FlyingSpaces (max. 4,35 m x 12,50 m x 4,00 m) auf dem Dach werden als 3D-Raummodule komplett vorgefertigt auf die Baustelle geliefert. Alle Fertigteile sind von Unternehmen der Schwörer Gruppe entwickelt und gefertigt. Auf der Baustelle fallen nach Montage der Elemente noch we-nige Ausbauarbeiten an (Verfugen der Fassade, Verlegen der Fußbodenbeläge, Malern der Wände und Decken).

Im vorgeschalteten Wettbewerbsverfahren gingen die Pro-jektverantwortlichen von Bauzeiten von jeweils 6 Wochen und

Baukosten von jeweils 600 Euro / qm BGF für Rohbau und Ausbau aus (gesamt 1.200 Euro / qm BGF). Eine Bilanz der tatsächlich angefallenen Baukosten und -zeiten lässt sich erst nach Fertigstellung ziehen.

PerformanceSowohl aus dem Konzept der kombinierbaren Raummodule (Standardisierung in der Planung) als auch aus der sehr weit gehenden Vorfertigung auf der Grundlage bewährter Produk-tionsmethoden aus dem Eigenheimbau ergeben sich vielfältige Lösungsansätze, um Vorfertigung zeit- und kostensparend auch im verdichteten innerstädtischen Wohnungsbau anwen-den zu können.

PotenzialDaten über den tatsächlichen Zeit- und Kostenrahmen liegen noch nicht vor, da sich das Gebäude noch im Bau befindet. Doch selbst wenn die angestrebten Größen für den Prototypen nicht eingehalten werden können, sieht die Firma Schwörer-Haus großes Potenzial für die Serienfertigung und möchte auf der Grundlage dieses Ansatzes weitere Projekte realisieren.

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03 SYSTEM 3STAPELBARES WOHNMODUL

Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 31 Benze, Gill, Hebert 2013

Kurzbeschreibung Kombination eines komplett vorgefertigten, dreidimensoío-nalen Moduls mit einem elementbasierten System aus großen, vorgefertigten Wand- und Deckenscheiben, ver-schiffbar in Industriecontainern.(Holzmassivbauweise)

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 32 Benze, Gill, Hebert 2013

ProjektdatenSystem 3 (Prototyp MoMA)

Standort / JahrNY (NY) / 2008 (Prototyp)

Architekt / ArchitektinOskar Leo Kaufmann Albert Rüf Ziviltechniker GmbH Dornbirn (A)

Partner / Partnerin in der BauindustrieKaufmann Zimmerei Tischlerei, Reuthe (A)

Bauherr / BauherrinMoMA (NY)

Eigentümer / EigentümerinZT GmbH (A)

BGFca 60 qm für 2 Module

Wohnfläche48 qm für 2 Module

Anzahl Wohneinheiten1

Größe Wohneinheitenmöglich:48 qm84 qm120 qm156 qm

Anzahl Geschosse1 pro Modul (stapelbar)

BauweiseFassade:Holz-MassivbauRohbau:Holz-MassivbauAusbau:Holz-Massivbau

BauzeitMontage der Einheit auf die vorbe-reiteten Auflager: 4,5 Stunden

Baukosten KG 300/400270.000 € (netto)

Energetischer Standardfür den Prototypen keine WärmedämmungGrundsätzlich ist die Anpassung an ortsübliche Standards möglich

1

1 Prototyp Ausstellung „Home Delivery“ (MoMA 2008)

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 33 Benze, Gill, Hebert 2013

Zeitersparnis in der Planung

Die Entwicklung des Prototypen für die Ausstellung „Home Delivery“ MoMA NY erfordert einen hohen Planungsaufwand. Dafür entfällt für die Serienfertigung des Moduls die Planungsphase komplett – mit Ausnahme der Arbeit für die behördlichen Genehmigungen und, wenn gewünscht, einer spezifischen Anpassung der Fassa-dengestaltung, Oberflächen und Einbauele-mente.

Kostenersparnis in der Planung

Die Planungskosten für die Serienfertigung beschränken sich auf behördliche Abstim-mungen und, wenn gewünscht, eine spezi-fische Anpassung der Fassadengestaltung, Oberflächen und Einbauelemente.

Zeitersparnis in der Produktion

Durch weitestgehende Standardisierung der Produktionsabläufe und Verlagerung der gesamten Fertigung in die Fabrik kann der Produktionsaufwand stark reduziert werden. Ein minimaler Montageaufwand auf der Baustelle verbleibt durch die Kombina-tion modularer und elementbasierter Vorfer-tigung. Diese wurde zugunsten einer Opti-mierung des Transportaufwandes gewählt.

Kostenersparnis in der Produktion

Durch den hohen Ausstattungsstandard ist für die Produktion selbst lediglich eine geringe Ersparnis zu erwarten. Großes Ein-sparpotenzial liegt jedoch in der radikalen Reduktion der Bauzeit und eine dadurch mögliche Reduktion der Finanzierungskos-ten.

PlanungSystem 3 ist einer von fünf Beiträgen, die im Jahr 2008 im Rahmen der Ausstellung „Home Delivery“ im Hof des Museum of Modern Art in New York als Prototypen realisiert wurden. Die Planung sieht eine sehr weitgehende Vorfertigung horizontal wie vertikal kombinierbarer Raummodule vor, deren Außenma-ße so berechnet sind, dass sie in Industriecontainern verschifft und auf diese Weise sehr einfach und kostengünstig transpor-tiert werden können.

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 34 Benze, Gill, Hebert 2013

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PrinzipDer Prototyp besteht jeweils aus einer komplett vorgefertigten „service unit“ und einer ebenso großen „naked space unit“, die – in wenige große Wandteile zerlegt – in demselben Con-tainer mit verschifft wird. Die „service unit“ enthält alle Leitun-gen und Installationen für Küche und Bad sowie Einbaumöbel, die Anschlüsse an eine mögliche Vertikalerschließung sind vorbereitet. Die zweite Einheit besteht aus drei Seitenwänden mit bereits eingebauten Fenster- und Türelementen, Decke und Fußboden und umschreibt einen nicht weiter unterglieder-ten Wohnraum. Die zwei Einheiten werden horizontal zu einer Wohnung mit 48 qm verbunden, durch die Addition weiterer „naked space unitsˮ ergäben sich auch größere Wohnungen mit 84 qm, 120 qm und 156 qm. Die Module sind stapelbar konzipiert. Die Statik des Prototypen ist auf drei Geschosse ausgelegt, es sind jedoch theoretisch auch größere Geschosszahlen möglich. Bis zu sieben Ge-schosse hält das Planerteam für realistisch.Aufgrund der sehr geringen Breite der Service-Einheit ist die Anordnung der Funktionsbereiche und Einbaumöbel dort be-reits optimiert und festgelegt. Alle übrigen Räume sind frei und offen angelegt. Während die einzelnen Module in ihrer Kubatur nicht veränderbar sind, lässt die Stapelung unterschiedlich kombinierter Einheiten durchaus vielfältige Möglichkeiten zu.

2 Baukasten bestehend aus 3D-Modul und 2D-ElementenWohnmodul fertig montiertAnordnung horizontal und vertikal

3 4 / 5

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 35 Benze, Gill, Hebert 2013

6 / 7 Montage8 / 9 Innenraum

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 36 Benze, Gill, Hebert 2013

10 Lieferung

ProduktionDer Prototyp besteht aus Massivholzelementen für Wände und Decken mit maximalen Abmessungen von 2,88 m auf 11,64 m. Auf diese Weise kann jedes Element in einem Stück gefertigt werden. Mit CNC Technik wurden für den Prototypen regel-mäßige runde Öffnungen gefräst und Glaszylinder eingesetzt. Es sind jedoch auch rechteckige oder frei wählbare Öffnungs-formen möglich, in die entsprechend gefertigte Fenster- und Türelemente bereits im Werk eingebaut werden. Einbaumöbel (im Prototyp aus Edelstahl), Leitungen, Elektroinstallation und Leuchten der „service-unit“ sind ebenfalls Bestandteil der Vor-fertigung.Das verwendete Holz sollte mit dem Ziel kleiner Produktions-kreisläufe aus örtlichen Beständen stammen. Fassade und Dach sind durch einen speziell geschichteten Anstrich witte-rungsbeständig behandelt, Farben sind frei wählbar. Wärme-dämmung wird abhängig von den thermischen Erfordernissen dimensioniert ebenfalls im Werk eingebracht.Alle Bauteile passen in einen Industriecontainer, der Aufbau der Einheiten vor Ort auf die vorbereiteten Auflager dauerte im Fall des Prototypen 4,5 Stunden.

PerformanceDie voll ausgestattete Wohneinheit kann sofort nach dem Auf-bau bezogen werden. Sie ist innerhalb des Systems erweiter-bar und damit in den erwähnten Abstufungen auch auf zeitliche Sicht flexibel. Damit eignet sich das Modell sowohl für kurzfris-tige als auch für langfristige Miet- oder Eigentumsverhältnisse. Die kurze Montagezeit erlaubt eine Errichtung auch auf schwer zugänglichen oder innerstädtischen Grundstücken, hier stößt das System jedoch durch seine starre Geometrie an Grenzen.

PotenzialDie Kombination einer komplett vorgefertigten Box („ser-vice unit“) und weiteren vorgefertigten Elementen („naked elements“) verbindet die Vorteile der von modul-basierter Vorfertigung (komplette Vorfertigung, kurze Aufbauzeiten vor Ort) mit der Flexibilität und den Transport-Vorteilen von element-basierten Systemen. Der Prototyp besitzt als Exponat der Ausstellung „Home Delivery“ einen sehr hohen Ausfüh-rungsstandard, woraus die vergleichsweise hohen Baukosten resultieren. Grundsätzlich sind jedoch auch einfachere Aus-führungen denkbar. Bisher fand sich kein Investor, um das das System in einem größeren Kontext mit gestapelten Einheiten zu erproben.

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04 WOHNSIEDLUNG TRIEMLIFASSASDENSYSTEM

Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 37 Benze, Gill, Hebert 2013

Kurzbeschreibung Gestalterisch anspruchsvolles und langlebiges, hoch differenziertes Fassadensystem aus tragenden und nicht tragenden Beton-Sandwich-Elementen, basierend auf computerbasierte Fertigung. (Beton-Vorhang- und Sandwich-Bauteile)

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 38 Benze, Gill, Hebert 2013

Projektdaten Wohnsiedlung Triemli

Standort / JahrZürich (CH) / 2011

Architekt / Architektinvon Ballmoos Krucker Architekten, Zürich (CH)

Partner / Partnerin in der BauindustrieFassade:Element AG , Veltheim

Bauherr / BauherrinBaugenossenschaft Sonnengarten, Zürich

Eigentümer / EigentümerinBaugenossenschaft Sonnengarten, Zürich

BGF35.800 qm

Wohnfläche19.500 qm (nach SIA)

Anzahl Wohneinheiten192

Größe Wohneinheiten1,5 Zi-Whg (8): 41 — 58 qm2,5 Zi-Whg (41): 65 — 76 qm3,5 Zi-Whg (42): 88 — 98 qm4,5 Zi-Whg (69): 104 — 116 qm5,5 Zi-Whg (32): 27 — 138 qmPfegewohnung mit 9 Plätzen, Gemeinschaftsräume

Anzahl Geschosse6 — 7

BauweiseTragstruktur:OrtbetonTreppen und Liftkerne:Beton-FertigteilbauFassade:Beton-Fertigteilbau

Bauzeit2008 — 2012 inkl. Abriss der bestehenden Siedlung11/2009 — 12/2010 Rohbau und Fassade (zeitgleich)

Baukosten KG 300/40058.825.000 € (CHF 70.870.000)

Energetischer StandardMinergiestandard

1 Gesamtanlage Innenansicht

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 39 Benze, Gill, Hebert 2013

PlanungDie unregelmäßige Baukörperform der 6 – 7-geschossigen, mehrfach geknickten Gebäudeschlangen ist städtebaulich mo-tiviert und ergibt sich aus den besonderen Anforderungen des abfallenden Grundstücks an einer stark befahrenen Straße. Will man für die Realisierung einer derart komplexen Gebäu-deform auf vorgefertigte Elemente zurückgreifen, erfordert dies die Entwicklung eines hoch differenzierten Systems. Die Entscheidung zugunsten der Verwendung einer energetisch leistungsfähigen Beton-Fertigteilfassade fiel aufgrund von Erwägungen bezüglich der Nachhaltigkeit des Gebäudes in Kombination mit einem hohen gestalterischen Anspruch: Die Planerinnen und Planer erhoffen sich eine gegenüber einer hochgedämmten Putzfassade langlebigere Lösung, die auf-grund ihrer Materialität und ihrer patinierten Oberfläche keinen weiteren Unterhaltungsaufwand in konstruktiver wie ästheti-scher Hinsicht erfordert.

Zeitersparnis in der Planung

Aus dem hohen gestalterischen Anspruch resultiert ein Planungsaufwand, der trotz der Anwendung digitaler Planungs- und Fertigungsmethoden etwa dem einer kon-ventionellen Gebäudeplanung entspricht. Das gilt aufgrund des hohen Individua-lisierungsgrades des Systems voraus-sichtlich auch für evtl. Folgeprojekte. Eine Optimierung der Planung erfolgt durch wiederkehrende Wohnungstypen und durch die Standardisierung der Anschlussdetails der Fassade. Hoher Aufwand entfiel auf die Entwicklung des Fassadensystems in enger Zusammenarbeit mit der Bauindustrie.

Kostenersparnis in der Planung

Der Planungsaufwand lässt durch den ho-hen gestalterischen Anspruch und den Indi-vidualisierungsgrad der „Serie“ keineKostenersparnis im Bereich der Planungerwarten.

Zeitersparnis in der Produktion

Eine Reduktion des Montageaufwandes wird durch den Einsatz großer vorgefertigter Elemente erreicht. Durch den zeitgleichen Einbau der Fertigteile mit dem konven-tionell erstellten Rohbau resultiert daraus jedoch nur eine geringe Zeitersparnis.

Kostenersparnis in der Produktion

Aufgrund des bautechnisch und gestalte-risch sehr hohen Ausführungsstandards sind in Herstellung und Montage keine Preisvorteile zu erwarten, wohl aber für Unterhalt und Pflege des Gebäudes (Nach-haltigkeit).

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 40 Benze, Gill, Hebert 2013

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PrinzipVorgefertigte Sandwichpaneele bilden die Hauptelemente der Fassade. Insgesamt kamen ca. 3.000 einzelne Elemente in 600 verschiedenen Typen zum Einsatz. Die große Anzahl un-terschiedlicher Bauteiltypen ergibt sich aus den Sonderforma-ten für die Gebäudeecken und für die an das stark modulierte Gelände anschließenden Sockelgeschosse. Letztere wurden baukonstruktiv bedingt zudem als vorgehängte Fassadenteile ausgeführt – im Gegensatz zu den tragenden Sandwich-Elementen in den Obergeschossen. Die Elemente fügen sich zu einem Fassadenrelief, das tragende und lastende Bauteile strukturell voneinander abhebt. Für die Oberfläche des Betons ergibt sich durch eine gerillte Struktur und wechselnde Farbtö-ne von rötlich-beige bis schwarz eine unregelmäßige Patina.Das Wohnungsangebot bedient ein großes Spektrum von klei-nen 41 qm großen 1,5-Zimmerwohnungen bis zu 138 qm gro-ßen 5,5-Zimmer-Wohnungen in unterschiedlichen Varianten. Als Zielgruppe nennt die Bauherrin vor allem Familien.

2 / 3 Luftbild / Lageplan4 / 5 Regelgrundriss / Fassadenabwicklung6 Bauteilfügung

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 41 Benze, Gill, Hebert 2013

7 / 8 Fassadenelemente9 / 10 Innenräume10

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 42 Benze, Gill, Hebert 2013

11 / 12 / 13 Fassadenelemente Montage

ProduktionDie vorgefertigten Fassadenelemente sind als Sandwichkons-truktion mit tragenden, wasserführenden und wärmedämmen-den Schichten ausgebildet. Nur im Sockelbereich griff man aus Gründen der Abdichtung auf vorgehängte Bauteile zurück. Die Fertigteile wurden von der Element AG mit Toleranzen von maximal 15 mm vorgefertigt. Sie wurden frühzeitig hergestellt und auf dem Werksgelände (Veltheim) bis zum Abruf durch den Bauleiter gelagert, um dann zeitgleich mit dem Rohbau versetzt zu werden. Der Anteil der Präfabrikation beschränkt sich auf die Fassade, Liftkerne und Treppenläufe. Fenster und Fugenabdichtung wurden nachträglich eingebracht. Auch der Innenausbau erfolgte in konventioneller Bauweise.

PerformanceDie hohe gestalterische Qualität zieht sich durch alle Maßstäbe der Bearbeitung von der städtebaulichen Disposition bis ins Detail der Bauteilfügung, die energetische Leistungsfähigkeit und die Präzision des Systems sind ausgeprochen hoch. Die-ser Anspruch führte allerdings zu relativ hohen Baukosten (2.900 € / 3.503 CHF Gesamtbaukosten pro qm Wohnfläche). Durch die zeitliche Kopplung an einen konventionellen Bau-prozess für den Rohbau und die anschließend anfallenden Ausbauarbeiten sind auch die Möglichkeiten der Zeitersparnis gering. Mit Mieten zwischen umgerechnet 1.077 € (1.300 CHF) für eine 2,5-Zimmer-Wohnung bis zu 2.117 € (2.550 CHF) für eine 5,5-Zimmer-Wohnung entsprechen die Mieten dem Durchschnitt für vermietete Neubauten in städtischen Gebieten der Schweiz (http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/05/06/blank/key/einfuehrung.html, 11.11.2012). Nach Aussage der Projektverantwortlichen entspricht die Be-legung mit Bewohnern aus dem Kreis des medizinischen und des Pflegepersonals der nahe gelegenen Klinik und überdurch-schnittlich vielen Akademiker(-familie)n – darunter auch einige Architektinnen und Architekten – einer für Genossenschaften eher untypischen Klientel. Durch die hochwertige Gestaltung der Gebäude konnten neue Interessentengruppen für das bewährte Wohn- und Eigentumsmodell der Genossenschaft gewonnen werden.

PotenzialDas System stellt eine Weiterentwicklung des Fassadensys-tems der Wohnbebaung Stöckenacker desselben Architektur-büros dar. Die dort noch flächenbündig gefügten Fassadenta-feln wurden nun in ein strukturell stärker gegliedertes System aus tragenden und lastenden Bauteilen übersetzt.Die Stärken des Fassadensystems liegen in seiner gestalteri-schen Durchbildung und in seiner Flexibilität sowohl in Bezug auf die Form als auf auch die Oberflächenbeschaffenheit der einzelnen Bauteile. Kosten- und Zeitersparnis lassen sich in der im Referenzprojekt angewandten Verbindung mit konven-tionellen Bauweisen für die Roh- und Ausbaugewerke nicht er-reichen, wohl aber eine hohe gestalterische und baukonstruk-tive Ausführungsqualität. Mögliches Einsparpotenzial könnte in einem weiter reichenden Einsatz vorgefertigter Bauteile über das Fassadensystem hinaus liegen.

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05 TOP WALLMASSIVHOLZ-SYSTEMBAUWEISE

Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 43 Benze, Gill, Hebert 2013

Kurzbeschreibung Nachhaltiges, ganzheitliches Energiekonzept nach den Richtlinien der 2000-Watt-Gesellschaft in Verbindung mit hohen gestalterischen und räumlichen Standards, modera-te Vorfertigung. (Holzmassivbauweise)

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 44 Benze, Gill, Hebert 2013

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Projektdaten Wohn- und Geschäftshaus Badener Str.

Standort / JahrZürich (CH) / 2010

Architekt / Architektinpool Architekten (Mathias Heinz)

Partner / Partnerin in der BauindustrieTop Wall (Urs Frei, Hermann Blumer), Waldstatt

Bauherr / BauherrinBaugenossenschaft Zurlinden

Eigentümer / EigentümerinBaugenossenschaft Zurlinden

BGF13.876 qm

Wohnfläche7.050 qm

Anzahl Wohneinheiten54

Größe Wohneinheiten2.5 Zi-Whg (24): 65 — 75 qm3.5 Zi-Whg (21): 85 — 88 qm4.5 Zi-Whg (6): 98 qm 5.5 Zi-Whg (3): 132 qm

Anzahl Geschosse2 (Sockel Massivbau/Ortbeton) + 6 (Top Wall)

BauweiseFassade:Tragstruktur: Holz-MassivbauVerkleidung: FaserzementRohbau:Sockelgeschoss/Tiefgarage: OrtbetonObergeschosse: Holz-MassivbauAusbau:Gipskarton/Putz

Bauzeitgesamt:2008 — 2010 (18 Monate)Obergeschosse: Montage Holzbau 9 Wochen, Fertigung Bohlen 8 — 9 Wochen

BaukostenGesamtbaukosten Wohnen 3.240 € (3.900 CHF) pro qm Wohnfläche (Gesamt-Investitionsvolumen Gebäude 27.800.000 € (33.500.000 CHF)

Energetischer Standardnach Vorgaben der 2000 Watt Gesellschaft

1 Straßenansicht

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 45 Benze, Gill, Hebert 2013

Zeitersparnis in der Planung

Der Planungsaufwand entspricht in etwa dem einer konventionellen Gebäudepla-nung. Das gilt aufgrund des hohen Indivi-dualisierungsgrades des Systems voraus-sichtlich auch für evtl. Folgeprojekte. Eine Optimierung des Aufwandes erfolgt durch wiederkehrende Wohnungstypen und durch die Standardisierung der Anschlussdetails.Die Entwicklung des sehr einfachen Sys-tems erfolgte mit relativ geringem Aufwand in Zusammmenarbeit mit örtlichen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU).

Kostenersparnis in der Planung

Da Vorfertigung nur für die tragenden Wandschichten eine Rolle spielt, bleiben Planungsaufwand und damit Planungskos-ten konventionellen Bauweisen vergleich-bar.

Zeitersparnis in der Produktion

Die kleinformatigen Holz-Fertigelemente für das Wandsystem sind einfach herzustellen und auch für den Einbau leicht zu handha-ben: Sie ermöglichen eine rasche Montage ohne aufwendige Baustellen-Infrastruktur. Dadurch lässt sich der Rohbau schnell, ein-fach und ohne Trocknungszeiten errichten. Es verbleibt jedoch ein vergleichsweise hoher Fertigungsaufwand für die Ausbau-gewerke auf der Baustelle.

Kostenersparnis in der Produktion

Durch die einfache Produktion und Monta-ge ergeben sich günstige Herstellungsprei-se. Für Produktion und Montage sind weder spezifisches Fachwissen nach besondere Werkbedingungen erforderlich, wodurch der Wettbewerb (in der Region ansässiger) KMU gefördert wird. Durch die anschließen-de Verkleidung der Fertigteile können auch minderwertige Hölzer verbaut werden.

PlanungZiel bei der Planung und Umsetzung dieses Projektes war es, im Sinne der 2000-Watt-Gesellschaft (vgl. hierzu Kap. 3.3) den Gesamt-Energieverbrauch für die Errichtung und das Bewoh-nen des Gebäudes zu reduzieren. Für diese Bilanz wird neben dem Energieverbauch für Heizung und Strom auch der Auf-wand für die Mobilität der Bewohnerinnen und Bewohner sowie für die Errichtung des Gebäudes berücksichtigt, also auch für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung der Baustoffe inklusive aller Vorprodukte und des Energieeinsatzes aller angewandten Produktionsprozesse.Das hier besprochene Referenzprojekt mit sechs Wohnge-schossen in Holzbauweise ist das erste Gebäude, das in Zü-rich nach den Richtlinien der 2000-Watt-Gesellschaft errichtet wurde. Es ist individuell im städtischen Kontext geplant. Als Konstruktionssystem kommt ein Massiv-Holzbausystem mit dem Namen „Top Wall“ zum Einsatz, das auf der Vorfertigung raumhoher Holzbohlen und hölzerner Schwellen und Stürze beruht, die auf der Baustelle gefügt werden. Das System ist ähnlich flexibel wie das Bauen mit Ziegelsteinen, weist aber eine deutlich bessere Energiebilanz auf: nicht nur in Bezug auf die Dämm-Eigenschaften, sondern auch auf die Herstellung (nachwachsender Rohstoff, CO2-Bilanz) und die Verarbeitung auf der Baustelle (Größe und Gewicht).

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 46 Benze, Gill, Hebert 2013

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PrinzipDer Wohnungsbau mit insgesamt 54 eher kleinen Wohneinhei-ten (2,5 und 3,5 Zimmer) ging aus einem Wettbewerb hervor. Es kommen überwiegend 2, insgesamt 4 verschiedene Woh-nungstypen zum Einsatz. Das System ist jedoch so flexibel angelegt, dass es sich grundsätzlich für viele Bauaufgaben im Wohnungsbau in innerstädtischen Lagen ebenso wie am Stadtrand eignet.

2 Regelgrundriss und Systemschnitt3 Lageplan4 Konstruktionssystem

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 47 Benze, Gill, Hebert 2013

5 / 6 / 7 Rückansicht / Fassadenelemente / Innenraum

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 48 Benze, Gill, Hebert 2013

8 Rohbau Holzmassivbau

Produktion„Top Wall“ ist ein Massivholz-Bausytem aus stockwerkshohen Holzbohlen mit einem Querschnitt von 10 auf 20 cm. Die 10 cm dünnen Massivholzwände werden konventionell gedämmt und verkleidet (Wandstärke insgesamt ca. 40 – 50 cm) und sind sehr tragfähig. Bis zu 20-geschossige Gebäude halten die Entwickler Urs Frei (auch Vorstand der Bauherrin Baugenos-Urs Frei (auch Vorstand der Bauherrin Baugenos-senschaft Zurlinden) und Hermann Blumer für möglich. So ergaben Versuche an der Berner Fachschule Architektur, Holz und Bau viermal höhere Stabilitätswerte als die einer konven-tionellen Wand aus Ziegelsteinen. (http://www.bgzurlinden.ch/html/fileadmin/user_upload/PDFs/Medien/Medienmitteilungen/Sihlbogen/Faktor__240kb_.pdf) Die Abmessungen der Bohlen resultieren aus den üblichen Stammdicken des Nutzholzanbaus: aus einem Fichtenstamm können jeweils zwei Bohlen gesägt werden. Da der Holzbau als solcher nicht in Erscheinung tritt, kann auch minderwertiges Holz mit Ästen und Rissen verwendet werden. Die Hölzer kom-men aus der Region, die Entfernung zum Fertigungsbetrieb bzw. zur Baustelle sollte unter 20 km liegen. Die Holzbohlen können ohne Kran von einer Person auf der Baustelle montiert werden. Im konkreten Fallbeispiel wurde täglich ein Geschoss durch drei Zimmerleute errichtet. .Da auch kleine Handwerksbetriebe (vor Ort) zur Fertigung in der Lage sind, erhöht das System die Möglichkeit zur Einbin-dung regionaler Betriebe und reduziert die Abhängigkeit von der Bauindustrie, wirkt also einer Monopolbildung mit entspre-chender Preisentwicklung entgegen. Im konkreten Fallbeispiel arbeitete man mit kleinen und mittleren Betrieben aus Zürich und Umgebung zusammen.

PerformanceDurch die wenigen Produktionsschritte, die kurzen Kreisläufe und den geringen Transportaufwand ist ein energetisch höchst nachhaltiges innerstädtisches Gebäude entstanden, das hohen gestalterischen Ansprüchen genügt. Energetische Nachteile entstehen durch die lange Fassaden-abwicklung, bedingt durch die Vor- und Rücksprünge der Ge-bäudekubatur. Diese waren nötig, um damit den extrem tiefen Zuschnitt der Parzelle zu bewältigen und private Ausblicke, Au-ßenbereiche und Durchwohnen zu ermöglichen. Die energeti-schen Nachteile wurden zugunsten der Wohnqualität bewusst in Kauf genommen.

PotenzialDer Ansatz basiert auf einem vielschichtigen und umfassenden Verständnis von Nachhaltigkeit, das sich durchaus auf den Berliner Kontext übertragen ließe. Das System ist nicht unbe-dingt kostensparend, ermöglicht aber kurze Montagezeiten und ist in vielerlei Hinsicht energieeffizient. Die Erfahrungen der Architektinnen und Architekten mit der Bauweise und die Einschätzung ihrer Zukunftsfähigkeit sind sehr positiv. Die Bau-herrin errichtet gerade ein Folgeprojekt in derselben Bauweise. In Deutschland wären für mehrgeschossige Wohngebäude in Holzbauweise individuelle Brandschutz-Gutachten erforderlich.

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06 ULTRADÜNNE BETONELEMENTE GROSSTAFELBAUWEISE

Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 49 Benze, Gill, Hebert 2013

Kurzbeschreibung Ultradünne, hochisolierte, tragende Beton-Sandwichele-mente zur Reduktion der Konstruktionsfläche und damit zur effizienteren Ausnutzung von Grundstücksflächen z.B. in teuren Innenstadtlagen.(Betonsandwichelemente, Forschungsprojekt)

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 50 Benze, Gill, Hebert 2013

06 ULTRADÜNNE BETONELEMENTE GROSSTAFELBAUWEISE

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Projektdaten Prototyp

Standort / JahrWerksgelände Prelco, Genf (CH) / 2012

Architekt / ArchitektinBassi Carella ArchitectesAndrea BassiRoberto CarellaStefano MarelloBruno DuarteThierry Voellinger

Partner / Partnerin in der BauindustrieWärmedämmung:SwissporBeton:PrelcoProduktion der Sandwichelemente:Prelco

Bauherr / BauherrinPrelcoEntwickler:Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL), Förderagentur des Bundes KTI (CH)

Eigentümer / Eigentümerinprivat

BGF557 qm (davon 178 qm UG)

Wohnfläche375 qm

Anzahl Geschosse2

Anzahl Wohneinheiten1

Größe Wohneinheiten375 qm

BauweiseRohbau:Beton-FertigteileAusbau:überwiegend Beton-FertigteileFassade:Beton-Sandwich-Elemente

BauzeitProduktion: 1 Element pro Tisch und Tag, entsprechend der Ausstattung des Werkes derzeit 35 Elemente pro Tag

Baukosten KG 300/4002.150.000 € (brutto)

EnergiestandardMinergie P

1 Außenansicht Prototyp

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 51 Benze, Gill, Hebert 2013

Zeitersparnis in der Planung

Hoher Aufwand entfällt auf die Entwicklung des Fassadensystems in Zusammenarbeit mit der Bauindustrie und universitären Forschungseinrichtungen. Aus dem hohen gestalterischen Anspruch und dem Indivi-dualisierungsgrad der „Serie“ resultiert ein Planungsaufwand, der trotz Anwendung di-gitaler Planungs- und Fertigungsmethoden etwa dem einer konventionellen Gebäude-planung entspricht. Das gilt aufgrund des hohen Individualisierungsgrades des Sys-tems voraussichtlich auch für evtl. Folge-projekte. Standardisierte Wohnungstypen und Anschlussdetails der Fassade können die Planung vereinfachen.

Kostenersparnis in der Planung

Aufgrund des hohen gestalterischen An-spruchs werden Einsparungen durch eine Reduktion der Fügungsdetails und deren standardisierte Durcharbeitung zum Teil wieder aufgehoben.

Zeitersparnis in der Produktion

Durch den Einsatz der Großtafelbauweise für Fassade und Gebäudestruktur reduziert sich der Fertigungs- und Montageaufwand beträchtlich. Allerdings handelt es sich bei den Fertigteilen um Halbzeuge, so dass für die Ausbaugewerke noch Montageaufwand auf der Baustelle verbleibt.

Kostenersparnis in der Produktion

Aufgrund des bautechnisch und gestalte-risch sehr hohen Ausführungsstandards und des durchgängigen Einsatzes sehr hochwertiger Materialien sind in Herstel-lung und Montage keine Preisvorteile zu erwarten. Diese können sich allerdings aus der optimierten Grundstücksausnutzung durch Verschlankung der Konstruktion und damit einem höheren Ertrag an Wohnfläche ergeben.

PlanungFlächensparendes Bauen spielt im Kontext der Verdichtung von Städten eine zunehmend große Rolle. Unter der Maßgabe energetischer Standards verlangen die neuen Energiespar-verordnungen immer höhere Dämmwerte, was zu einem An-wachsen der Wandstärken durch immer dickere Wärmedämm-Schichten geführt hat. Vor dem Hintergrund des sparsamen Umgangs mit den Ressourcen Boden und Raum wirkt sich der größere Flächenbedarf für die Konstruktion nicht nur in Regio-nen mit hohen Grundstückspreisen zunehmend negativ aus.Das hier beschriebene Forschungsprojekt zielt daher auf eine Minimierung von Wanddicken. Diese wird erreicht durch ultra-dünne Sandwich-Elemente aus hochwertigem Beton und einer hocheffizienten Kombination aus verschiedenen Dämm-Mate-rialien. Diese können aus technischen Gründen (Fertigungsbe-dingungen, Anschlussdetals, etc.) nur mit Methoden der Vorfer-tigung hergestellt werden. Die laborähnlichen Bedingungen im Werk sind Voraussetzung für eine fehlerfreie Verarbeitung der sensiblen Materialien.

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 52 Benze, Gill, Hebert 2013

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PrinzipDas vorgeschlagene System orientiert sich an der als „Platten-bau“ bekannten Großtafelbauweise, ist allerdings durch den Rückgriff auf digitale Planungs- und Fertigungsmethoden weit-aus flexibler. Es lassen sich auch nicht orthogonale und sogar gekrümmte Tafeln fertigen. Die großen Tafeln reduzieren den Produktions-, Transport- und Montageaufwand und die Anzahl der Anschlussdetails.Für den Prototyp kamen raumhohe Elemente mit einer Länge von bis zu 7,5 Metern zum Einsatz. Dieses Maß entspricht einer günstigen Bauteillänge für verschiedene Typologien des großmaßstäblichen Wohnungsbaus, technisch sind noch grö-ßere Abmessungen möglich. Durch verschiedene Zuschläge aus Granulaten, Sandsorten und Pigmenten lassen sich für den Blend-Beton vielfältige, feine Oberflächen erstellen.

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2 / 3 / 4 Referenzprojekt Uefa-Gebäude Nyon Bassi Carella Architectes (2010)

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 53 Benze, Gill, Hebert 2013

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5 / 6 / 7 Wohnungsbau Genf La Chapelle (im Bau)8 / 9/ 10 Bio-Technologiezentrum Genf (im Bau)

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 54 Benze, Gill, Hebert 2013

ProduktionDie Wandstärken der Elemente sind definiert, um den Pla-nungssaufwand zu minimieren – und um bereits in der Vorent-wurfsplanung weitgehend verbindliche Wirtschaftlichkeitsbe-rechungen anstellen zu können: Den kalkulierten Baukosten kann dadurch eine genau ermittelbare Wohnfläche gegenüber-gestellt werden. Zudem ermöglicht die Festlegung der Wand-stärken eine Standardisierung der Anschlussdetails und damit eine Vereinfachung der Fertigung. Schließlich reduziert die Reduktion der Wandstärken das Transportvolumen und verein-facht die Montage.Die Sandwich-Elemente des Prototypen haben eine Stärke von 32 cm. Sie setzen sich zusammen aus einer tragenden Be-tonscheibe (13 cm), einer Schicht aus einer Kombination ver-schiedener Isolationsstoffe (12 cm, klassische Dämmstoffe und Vacuum Insulated Pannels (VIP) mit einer gegenüber her-kömmlichen Produkten etwa 3.5 fach höheren Leistung) und einer Aussenverkleidung aus Beton (7 cm). Die nichttragende Aussenschicht erhält statt einer Eisenarmierung eine Beweh-rung aus Kunststoff, die Anschlüsse der Betonscheiben sind ebenfalls in Kunststoff ausgeführt. Eine günstige Zusammen-stellung der Dämmstoffe nach Aspekten von Leistungsfähig-keit, Nachhaltigkeit und Preis ist Teil des Forschungsprojektes.

PerformanceIn der Entwicklung des Systems geht es um die Vereinbarkeit von ökologischen und thermischen Anforderungen, wirtschaft-licher Bauweise und architektonischer Gestalt. Die gestalteri-sche Freiheit bezüglich Form und Oberfläche wird durch den Einsatz digitaler Vorfertigungsmethoden und der innovativen Verwendung hochentwickelter Materialien erreicht. Diese Fle-xibilität ist nötig, um das System auch auf Grundstücken in Innenstadtlagen anwenden zu können, für die sich der Einsatz der dünnen Wandelemente besonders eignet.

PotenzialHochisolierende Dämmstoffe sind noch wenig erprobt. Der Prototyp soll zeigen, ob sich die in den Labortests gemachten Erfahrungen in der Praxis bewähren. Die Planer sind über-zeugt, dass sich die Risiken in der Produktion zunehmend kon-trollieren und minimieren lassen. Die Bauweise ist schnell, jedoch noch nicht preisgünstig. In Bezug auf die Kosten wirkt sich nicht zuletzt die Monopolstel-lung der VIP-Anbieter negativ auf die Kostenbilanz aus (die Entwickler hoffen diesbezüglich mittelfristig auf eine Entspan-nung der künstlich hochgehaltenen Marktpreise). Doch bereits jetzt lassen sich durch Zeitersparnis und die flächensparende Konstruktion die derzeit noch materialbedingten Mehrkosten voraussichtlich mindestens neutralisieren. Der Ansatz wurde für den Bau großer Wohnsiedlungen entwi-ckelt, denn die Effizienz der Großtafelbauweise und auch die mögliche Flächenersparnis steigt mit zunehmender Stückzahl. Aktuell realisieren Bassi Carella Archiectes einen Wohnungs-bau aus 4 Wohngebäuden mit 6 – 8 Etagen (ca. 184 Wohnun-gen) in Genf. Wie auch in den in diesem Steckbrief abgebil-deten weiteren Referenzprojekten desselben Architekturbüros kommt hier eine noch nicht ganz so schlanke Konstruktion zum Einsatz. Die Bauteildicke für diesen Wohnungsbau beträgt 44 cm (8 cm + 22 cm + 14 cm). Nach Angaben des Büros beläuft sich die Bauzeit für die 4 Wohngebäude nach Fertigstellung des Untergeschosses auf 7 Monate (= 140 Arbeitstage). Pro Tag werden rund 8 der vorfabrizierten Beton-Fassadenelemen-te mit einer Höhe von 2,85 m und einer Länge von bis zu 8,50 m hergestellt und auf der Baustelle mithilfe eines Krans auf Schienen von rund 20 – 30 Arbeitskräften gesetzt und montiert. Die Errichtung der ebenfalls vorgefertigten Innenwände und Stützen kann parallel dazu erfolgen.

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11 / 12 / 13 / 14 Fertigteile Produktion, Transport und Montage

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07 FLEXIBLE STRUKTURENHYBRIDES FERTIGTEILSYSTEM

Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 55 Benze, Gill, Hebert 2013

Kurzbeschreibung Gestalterisch anspruchsvolles, flexibles System aus Be-tonfertigteilen mit bis zu 9,50 m Spannweite und integrier-ten technischen Infrastrukturen sowie hybriden Systemen für Solarfassaden(Hybride Bauweise, Forschungsprojekt)

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 56 Benze, Gill, Hebert 2013

07 FLEXIBLE STRUKTURENHYBRIDES FERTIGTEILSYSTEM

Projektdaten Forschungsprojekt

Standort / JahrBerlin (D) / 2013

Architekt / ArchitektinForschungsprojekt der TU Berlin (A13, Prof. Ute Frank) und ZukunftBau (Forschungsantrag in Vorbereitung), Bearbeitung: Anca Timofticiuc, Helga Blocksdorf, Marius Mensing

Partner / Partnerin in der BauindustrieN.N.

Bauherr / BauherrinN.N.

Eigentümer / EigentümerinN.N.

BGF–

Wohnfläche1.000 qm für Versuchsbau intendiert

Anzahl Wohneinheiten–

Größe Wohneinheiten–

Anzahl Geschosse–

BauweiseTragstruktur: BetonfertigteileFassade:Solar-Fassade, verschiedene Ausführungen

Bauzeit–

Baukosten KG 200 – 700 (vgl. Kap. 3.3)1.200 € pro qm BGF intendiert

Energetischer StandardPlusenergie-Haus, Heizung bzw. Kühlung über Bauteilaktivierung, Solarenergiegewinn aus der Fassade

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1 Betonfertigteile im Hochhaus Fakultät Architektur, TU Berlin

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 57 Benze, Gill, Hebert 2013

Zeitersparnis in der Planung

Durch die hohe Flexibilität in Struktur, Gestalt und Materialität, die zur Erzeugung von Gebäude-Unikaten benötigt wird, ent-spricht der Planungsaufwand in etwa dem einer konventionellen Gebäudeplanung.

Kostenersparnis in der Planung

Durch die individuelle Ausgestaltung der Entwürfe sind nur geringe Kostenvorteile in der Planung zu erwarten.

Zeitersparnis in der Produktion

Die Fertigung basiert auf digitalen Tech-nologien unter Anwendung heute im Industriebau bereits üblicher Verfahren. Trotz der Beschränkung der Vorfertigung auf Kleinserien und Unikate ist mit den heutigen Produktionsverfahren eine Zeiter-sparnis zu erwarten. Sollte die Entwicklung eines integralen Systems gelingen, das gleichermaßen alle Bauteile und Bauphasen einbezieht, ist weitere Zeitersparnis in der Montagephase möglich.

Kostenersparnis in der Produktion

Mit erwarteten Baukosten von 1.200 € brut-to für die Kostengruppen 200 – 700 (vgl. Kap. 3.3) werden große Einsparungen in der Produktion erwartet. Ein entsprechender Nachweis ist noch zu erbringen.

PlanungDas Forschungsprojekt zielt auf ein neuartiges Konzept zur Präfabrikation im Geschosswohnungsbau. Entwickelt wird einSystem, welches die Verwendung großer vorgefertigter Bautei-le für die Gebäudestruktur vorsieht. Als Forschungsziel ist die Realisierung eines innerstädtischen Geschosswohnungsbaus zu einem Baupreis von 1.200 EUR brutto Gesamtbaukosten (KG 200 – 700) benannt. Dies soll durch die Reduktion der Bauzeiten und die Ausnutzung kostengünstiger Produktions-techniken (Beton-Fertigteilbauweise für die Gebäudestruktur und entwurfsabhängig Beton- oder Holzfertigteile für die Fassade) erreicht werden. Die Projektverantwortlichen gehen davon aus, dass dieses Ziel schon bei einem prototypischen Versuchsbau umsetzbar ist, dessen Realisierung für 2013 geplant ist. Große Spannweiten von bis zu 9,50m erlauben flexible Raumstrukturen, die geeignet sind, neue, nachhaltige technische Infrastrukturen aufzunehmen. Kombiniert mit Indi-vidualisierungsmöglichkeiten im Ausbau soll auf diese Weise gestalterisch hochwertiger Geschosswohnungsbau für heutige und zukünftige Nutzerinnen und Nutzer entstehen. Die erste Realisierungsphase des Projektes sieht die Entwick-lung prototypischer Knotenpunkte und Muster im Maßstab 1:1 vor. In der zweiten Phase werden die hieraus gewonnenen Erkenntnisse in einen innerstädtischen Versuchsbau (ca. 1.000 qm Wohnfläche) übertragen.

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 58 Benze, Gill, Hebert 2013

PrinzipFür den Rohbau werden industriell vorgefertigte Bauteile (Stüt-zen, Träger, Decken, Wände etc.) verwendet. Diese Rohbau-Elemente nehmen bereits technische Installationen auf, strom-führende Leitungen sind im Fertigteil integriert. Die Fertigteile enthalten zudem Verrohrungen zur Bauteilaktivierung: Um die massiven Bauteile besser zur Regulierung des Raumklimas einsetzen zu können, werden in den Bauteilen wasserführende Kapillarmatten oder Kunststoffrohre verlegt. Das Wasser kann anschließend als Heiz- oder Kühlmedium verwendet werden. Das Material für die Fertigteilfassade ist nicht festgelgt und kann nach städtebaulicher Erfordernis unterschiedlich sein, sollte jedoch solare Gewinne erwirtschaften. Intendiert ist ein Plusenergiehaus-Standard.Die in diesem Projektsteckbrief zusammengestellten Studien-arbeiten wurden von Studierenden der TU Berlin im Rahmen eines Entwurfsseminars angefertigt, um die Varianz des Sys-tems zu erproben.

2 Städtebauliche Einbindung studentischer Entwürfe

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 59 Benze, Gill, Hebert 2013

Bodenaufbau: 55mm Estrich gestrichen 35mm Trittschalldämmung300mm Spannbeton Hohlplatte

GitterrostAufgeständertet Estrichplatten 30mm

Handlauf aus RundstahlDurchmesser 50mm

DELTA-Beam

Isokorb 160mm

Bodenaufbau:DachbegrünungVegetationstrennschichtzweilagige Dachabdichtung (Bitumenschweißbahn)250mm Dämmung Dampfsperre300mm Spannbeton Hohlplatte

GitterrostAufgeständertet Estrichplatten 30mm

Brüstungs-fassadenanker

Brüstungsabdeckungaus Stahlblech 4mm

Bodenaufbau: 55mm Estrich gestrichen 35mm Trittschalldämmung300mm Spannbeton Hohlplatte

DELTA-Beam

Isokorb 160mm

Bodenaufbau:DachbegrünungVegetationstrennschichtzweilagige Dachabdichtung (Bitumenschweißbahn)250mm Dämmung Dampfsperre300mm Spannbeton Hohlplatte

Brüstungs-fassadenanker

Brüstungsabdeckungaus Stahlblech 4mm

Handlauf aus RundstahlDurchmesser 50mm

DELTA-Beam

Isokorb 160mm

Bodenaufbau:DachbegrünungVegetationstrennschichtzweilagige Dachabdichtung (Bitumenschweißbahn)250mm Dämmung Dampfsperre300mm Spannbeton Hohlplatte

Brüstungs-fassadenanker

Brüstungsabdeckungaus Stahlblech 4mm

Bodenaufbau: 55mm Estrich gestrichen 35mm Trittschalldämmung300mm Spannbeton Hohlplatte

Handlauf aus RundstahlDurchmesser 50mm

GitterrostAufgeständertet Estrichplatten 30mm

3 / 4 / 5 Studienarbeit Goldstein, Goldschmidt, Papadis6 / 7 / 8 Studienarbeit Hahn, Mehlich, Staib

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 60 Benze, Gill, Hebert 2013

9 / 10 / 11 Studienarbeit Frommel, Turowski, Falk, Brillowski

ProduktionDie auf digitalen Technologien basierende industrielle Herstel-lung und die Bedingungen der Transportlogistik werden von Beginn an als Entwurfsparameter in das Forschungsvorhaben integriert. Das zu entwickelnde System zielt auf die Kombina-tion unterschiedlicher Fertigteil-Systeme, um unabhängig von Hersteller-und Materialvorgaben kostengünstigste, nachhaltige, energieeffiziente Lösungen realisieren zu können.Dafür wind zum einen auf nachwachsende Rohstoffe (Holzrah-menbau), als auch auf mineralische, eventuell wiederverwert-bare Bauteile (Betonfertigteile) zurückgegriffen. Die großen Spannweiten von bis zu 9,50 m und geometrisch anpassungs-fähige Herstellungsverfahren ermöglichen flexible Raumstrukturen.

PerformanceDem System werden Bauweisen zugrunde gelegt, die den höchsten Anforderungen der Energieeinsparverordnung ge-recht werden. Durch die Verlagerung der Produktion von der Baustelle in die technologisch hoch ausgerüstete Werkhalle sollen effiziente, preiswerte und überdurchschnittlich präzise Bauteile mit Toleranzen von +/-3mm gleichermaßen für Fassa-de, Tragstruktur und räumlich-technischen Ausbau produziert werden. Kosteneinsparungen versprechen sich die Entwicklerinnen und Entwickler von der Verkürzung der Bauzeiten (Finanzierungs-kosten belaufen sich in der Regel auf ca. 5% der Baukosten) und den Entfall von Margen des Zwischenhandels beim Ver-trieb von Rohstoffen, Halbwaren und Halbfertigteilen an die Kleinunternehmer der Einzelgewerke.

PotenzialDie Übertragung von Konstuktionstechniken und -maßen ausdem roboterisierten Industriebau soll die Erstellung preiswerten Wohnraums unter der Maßgabe großer gestalterischer Frei-heit ermöglichen. Die Projektinitiatorinnenen und -initiatoren planen, den eng an die Realisierung eines Versuchsbaus ge-knüpften Forschungsantrag im März 2013 einzureichen. Hier-für wird derzeit mit möglichen Partnerinnen und Partnern in der Industrie verhandelt. Der Prototyp soll die Machbarkeit und die Leistungsfähigkeit des Systems nachweisen.

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08 HOUSING BLOCK 10FASSADENELEMENTE

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Kurzbeschreibung Hohe gestalterische Standards in sehr engem Kostenrah-men (Sozialer Wohnungsbau) durch Standardisierungs-prozesse in Planung und Produktion: hohe Stückzahl gleicher Wohnungen und Verwendung großer (Fassaden-)Elemente mit wenigen Anschlussdetails.(Hybride Bauweise)

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 62 Benze, Gill, Hebert 2013

Projektdaten Housing Block 10 (Apartmentgebäude)

Standort / JahrDen Haag (NL) / 2012

Architekt / ArchitektinAtelier Kempe Thill

Partner / Partnerin in der BauindustrieFassade:Schüco und De Groot + De Visser

Bauherr / BauherrinVestia Wohnungsbaugesellschaft

Eigentümer / EigentümerinVestia Wohnungsbaugesellschaft

BGF–

Wohnfläche9.132 qm

Anzahl Wohneinheiten88 Sozialwohnungen

Größe Wohneinheiten2,5 Zi-Whg: 85 qm 3,5 Zi-Maisonettewhg: 118 qm

Anzahl Geschosse6

BauweiseFassade:große vorgefertigte Sandwich- Fassadenelemente (Metall) und großflächige Sonnenschutzverglasung (raumhoch und achsbreit)Rohbau:vorgefertigte, wiederverwendbare SchalungAusbau:reduzierter Standard

Bauzeit09/2010 — 01/2012

Baukosten KG 300/400:9.478.500 € (netto)

Energetischer Standardhochgedämmte Fassade, Passive Solarnutzung, Erdwärme

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1 Straßenansicht

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 63 Benze, Gill, Hebert 2013

Zeitersparnis in der Planung

Eine Reduktion des Aufwandes ergibt sich durch die Minimierung der Anzahl an Konstruktionsdetails, die wiederum durch die Verwendung weniger, großer Bauteile erreicht wird. Weiterhin wird der Planungs-aufwand durch die hohe Anzahl gleicher Wohnungen optimiert. Ein hoher Planungs-aufwand resultiert aus der Entwicklung der innovativen Fassadendetails in enger Zu-sammenarbeit mit der Bauindustrie.

Kostenersparnis in der Planung

Der Mehraufwand für die Entwicklung der innovativen und gestalterisch anspruchs-vollen Fassade wird durch die Reduktion der Anzahl der Detaillierungspunkte ausge-glichen.

Zeitersparnis in der Produktion

Auch hier ergibt sich eine Reduktion des Aufwandes durch die hohe Anzahl gleicher Wohnungen und durch die Verwendung weniger, großer Bauteile. Dies ermöglicht eine schnelle und einfache Fertigung und Montage. Für den Rohbau konnte massive Zeitersparnis durch eine wiederverwendba-re, vorgefertigte Umsetz-Schalung erreicht werden, für die Fassade durch große, vor-gefertigte Fassadenelemente und für den Ausbau durch sehr einfache Ausführungs-standards.

Kostenersparnis in der Produktion

Eine Reduktion der Kosten wird vor allem durch Verwendung von Industriematerialien „von der Stange“ erreicht, die häufig aus Produktionsbereichen außerhalb des nor-malen Wohnungsbaus stammen, z.B. aus dem Industrie-, Gewerbe- oder Landwirt-schaftsbau.

PlanungDie Architekten André Kempe und Oliver Thill vertreten die Auffassung, dass qualitätvoller und dabei kostengünstiger Wohnungsbau nur durch eine konsequent fordistische Ent-wurfs- und Produktionsweise zu erreichen ist. Sie sehen daher Standardisierung als Wesenszug des modernen Wohnungs-baus, um bspw. auch unter den begrenzten finanziellen und planerischen Rahmenbedingungen des niederländischen So-zialen Wohnungsbaus (hier sind bestimmte Raumgrößen und eine Raumhöhe von max. 2,60m gesetzlich festgelegt) idealty-pische Wohnungen zu entwickeln: „gute“ Massenprodukte mit „objektiven“ Wohn-Qualitäten. Als neuen gesellschaftlichen Standard definieren sie auf der Grundlage ihrer langjährigen Erfahrung im Wohnungsbau das nutzungsneutral angelegte „Non-Loft“ mit einem großen Wohn-bereich, der über 50% der Wohnfläche ausmacht, und abge-trennten Schlafzimmern. Zweigeschossige Bereiche und fließende Raumübergänge ermöglichen eine gute Belichtung der Wohnungen und erzeugen – in Kombination mit einem starken Außenraumbe-

zug durch flächige Panorama-Vergasungen – ein großzügiges Raumgefühl auch in kleinen Wohnungen. Ein hoher gestalteri-scher Standard mündet in einer nicht-spezifischen Architektur, die durch die Reduktion des Ausbauaufwandes (keine Boden-beläge, Wandoberflächen, etc.) die Basis für die räumliche Inszenierung der Bewohner bietet. Erreicht wird die kostengünstige Realisierung der gestalterisch innovativen und anspruchsvollen Gebäude durch eine Reduk-tion des Planungsaufwandes: Standardisierung des Produktes „Wohnung“ (88 Wohnungen, 2 Wohnungstypen) und Einsatz möglichst großer Bauteile (Plattengröße bei Festverglasungen bis zu 6,00 m auf 3,00 m, Aluminiumverblechungen bis zu 7,00 m Länge). Dies ermöglicht eine Konzentration auf wenige De-tails. Die Bauteile werden vorgefertigt und auf der Baustelle in kurzer Zeit montiert. Es kommen überwiegend günstige Indus-triematerialien zum Einsatz – teilweise aus anderen Einsatzbe-reichen wie dem Landwirtschafts- oder dem Industriebau. Dies erfordert technische Neuerungen und Entwicklungen in enger Zusammenarbeit mit der Industrie. Weitere Kostenersparnis wird durch die überwiegende Verwendung standardisierter Ein-bauelemente für den Ausbau erreicht. Durch schmale Achsmaße, große Gebäudetiefen und die Ver-meidung von Vor- und Rücksprüngen entsehen zudem sehr kompakte Baukörper, deren günstiges Verhältnis von Nutzflä-che zu Fassadenfläche (die Kosten für die Fassade belaufen sich im Durchschnitt auf 33% der Gebäudekosten) sich eben-falls positiv auf die Kostenbilanz auswirken – und zusätzlich auch auf die Energieperformance der Gebäude.

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PrinzipMit diesen Planungsgrundsätzen hat das Büro Atelier Kempe Thill verschiedene Projekte im Wohnungsbau realisiert. In diesem Fallbeispiel handelt es sich um einen aus einem Wett-bewerb hervorgegangenen Wohnungsbau mit insgesamt 88 jeweils gleich geschnittenen 2,5- und 3,5-Zimmer-Apartments und 27 ebenfalls identischen Reihenhäusern (im Bau, nicht Gegenstand dieses Steckbriefes). Zielgruppe für die Sozial-wohnungen waren junge Familien und die Generation 55+. Grundsätzlich sind die Wohnungen jedoch nutzungsneutral gestaltet, so dass auch andere Zielgruppen in Frage kommen. Auf der Grundlage der genannten Planungsmaximen lassen sich für Wohnungsbauten in innerstädtischen wie in Rand-Lagen architektonisch anspruchsvolle Lösungen erarbeiten.

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2 / 3 Lageplan / Systemschnitt4 Fassadenschnitt5 Fassadendetail

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6 Rückansicht7 / 8 / 9 Fassadenelemente

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 66 Benze, Gill, Hebert 2013

ProduktionDie Fassadenpaneele wurden als große raumhohe Sandwich-Elemente mit einer Oberfläche aus feingerippten Wellblechplat-ten vorgefertigt. Fertigung und Montage der Fassade erfolgten jeweils in einem Zeitraumvon 4 Monaten (die Entwicklung der Fassade dauerte etwa 1 Jahr inkl. Mock-up und diverser Tests). Der Rohbau konnte durch vorgefertigte, wiederver-wendbare Umsetz-Schalungen ebenfalls innerhalb von 4 Monaten realisiert werden. Für den Ausbau kommen standardi-sierte Einbauelemente zum Einsatz.

PerformanceDurch die kompakte Baukörperform verfügt das Gebäude bereits über günstige Bedingungen für eine positive Energie-Performance. Zusätzlich sieht das Energiekonzept eine hochgedämmte Fassade und eine optimale Ausnutzung des Sonneneinfalls durch sonnenschutzbeschichtetes Glas vor, weiterhin Wärmerückgewinnung und mechanische Lüftung. Dadurch kann die gesamte benötigte Heizenergie über eine geothermische Anlage gewonnen werden (Erdwärme).Die projektspezifischen Zielgruppen wurden hier durch die Bauherrin und die Auflagen des Sozialen Wohnungsbaus de-finiert. Die Attraktivität und die Belegungsmischung anderer Projekte des Büros belegen jedoch, dass die nach diesen Maßgaben geplanten Wohnungen für unterschiedlichste sozi-ale Zielgruppen und für Miet- wie für Eigentumsmodelle glei-chermaßen attraktiv sind. Aufgrund der konzeptuell bedingten Realisierung einer großen Zahl von Wohnungen eignet sich der Ansatz besonders für Investorinnen und Investoren sowie für Wohnungsbaugesellschaften und -Genossenschaften.

PotenzialAtelier Kempe Thill konnte bereits verschiedene Projekte unter den beschriebenen Planungsmaximen sowohl im Sozialen als auch im frei finanzierten Wohnungsbau realisieren. Aufgrund ihrer hohen räumlichen und gestalterischen Qualitäten zu nied-rigen Preisen (ca. 1.000 € / qm BGF) und insbesondere unter den restriktiven Bedingungen des niederländischen Sozialen Wohnungsbaus ließen sich die Wohnungen bislang sehr gut vermarkten.

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10 / 11 Laubengangerschließung / Inertigung Fassadenelemente

nenraum12 F

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09 23 WOHNEINHEITENPREFAB SPACE

Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 67 Benze, Gill, Hebert 2013

Kurzbeschreibung Pragmatische Verwendung großformatiger, industriell gefertigter Bauelemente aus anderen Bau-Kontexten (Gewächshausbau, Industriebau) zur preiswerten Erstel-lung von großzügigem Wohnraum. (Hybride Bauweise, Sozialer Wohnungsbau)

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 68 Benze, Gill, Hebert 2013

Projektdaten 23 Wohneinheiten Trignac

Standort / JahrSaint Nazaire (F) / 2010

Architekt / ArchitektinLacaton Vassal Architectes, Paris (F)

Partner / Partnerin in der BauindustrieGewächshäuser:Gilloots, EgrevilleWärmeschutzvorhänge:Renovinyl, Locariaquer

Bauherr / BauherrinSilene Habitat, HLM de St Nazaire

Eigentümer / EigentümerinSilene Habitat, HLM de St Nazaire

BGF–

Wohnfläche2.862 qm inkl. Wintergärten und Garagen

Anzahl Wohneinheiten23

Größe Wohneinheiten2-Zimmer: 70 qm3-Zimmer: 100 qm4-Zimmer: 140 qm5-Zimmer: 170 qm

Anzahl Geschosse2 — 3

BauweiseObergeschosse:Gewächshauselemente, Polycarbonatplatten, AluminiumpaneeleSockelgeschosse:Beton-Fertigteilbau (Stahlbetonskelett), raumhohe Fenster- und TürelementeAusbau:Rohbau-Standard

Bauzeit09/2009 — 11/2010

Baukosten KG 300/4002.300.000 € (netto)

Energetischer Standardungeheizte Gebäudebereiche als Klimapuffer (mediterranes Klima)

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1 Gebäudeensemble

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 69 Benze, Gill, Hebert 2013

Zeitersparnis in der Planung

Eine Reduktion des Aufwandes ergibt sich durch die Verwendung großer Bauteile, die nicht eigens für das Projekt entwickelt, son-dern aus der Industrie eingekauft werden. Der Planungsaufwand der Sockelgeschosse wurde durch einen sehr einfachen Rohbau (regelmäßiges Stahlbeton-Skelett), eine radikale Reduktion des Ausbaustandards (Rohbaustandard) und ein beschränktes Angebot an Wohnungstypen, die jedoch durch ihre Größe vielfältige Aneignungs-spielräume bieten, minimiert. Durch die Verwendung bereits erprobter Elemente entfällt die bautechnische Entwicklung ei-nes Prototypen.

Kostenersparnis in der Planung

Durch die Verwendung bereits erprobter Bauelemente und die Reduktion der Aus-baustandards können Planungskosten gespart werden.

Zeitersparnis in der Produktion

Auch hier ergibt sich eine Reduktion des Aufwandes durch die Verwendung von Bau-teilen aus der Industrie. Es handelt sich um wenige, großformatige Bauteile aus dem Gewächshausbau. Für die Sockelgeschos-se konnte durch Rückriff auf ein Skelett aus Beton-Fertigteilen und sehr einfache Aus-führungsstandards ebenfalls Zeit gespart werden.

Kostenersparnis in der Produktion

Die Reduktion der Kosten wird vor allem durch Verwendung großformatiger Bauteile „von der Stange“ und die Reduktion der Ausbaustandards erreicht und in eine spürbare Vergrößerung der Wohnfläche reinvestiert.

PlanungZiel der Architektinnen und Architekten war es, durch eine spürbare Reduktion der Baukosten innerhalb der engen finan-ziellen Rahmenbedingungen des Sozialen Wohnungsbaus ein Plus an Wohnfläche zu generieren, um den Bewohnerinnen und Bewohnern mehr Raum zur individuellen räumlichen und funktionalen Aneignung zur Verfügung zu stellen (vgl. Lacaton Vassal 2004). Die Kostenreduktion wird erreicht durch eine sehr einfache Konstruktion. Die Sockelgeschosse bestehen aus einem 3 m (eingeschossiges Gebäude) bzw. 6 m (zweige-schossiges Gebäude) hohen Stahlbeton-Skelett, ausgefacht mit raumhohen Fenster-Elementen aus Glas oder einfachen Industrie-Metallgittern im Bereich der Garagen. Das darüber liegende Geschoss wurde mit großformatigen Bauteilen aus dem Gewächshausbau errichtet. Durch geschosshohe Polycar-bonat-Platten und textile Elemente räumlich untergliedert befin-den sich hier die ungeheizten Wintergärten und – durch eben-falls konstruktionshohe Aluminiumpaneele thermisch getrennt – weitere Wohnräume. Sehr einfache Ausführungsstandards in allen Teilen des Gebäudes (keine Wand- oder Boden-Beläge, dafür Sichbetondecken, Bodenbelag aus geöltem Beton) er-laubten eine zusätzliche Reduktion der Baukosten.

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 70 Benze, Gill, Hebert 2013

PrinzipAlle Wohnungen werden erdgeschossig direkt von außen er-schlossen. Sie sind als zwei- oder dreigeschossige Maisonet-te-Wohnungen konzipiert. Die zweigeschossigen Wohnungen machen die gesamte, außerordentlich große Gebäudetiefe von 19,80 m erfahrbar, die dreigeschossigen Maisonettes sind über die Ecken des ebenfalls 19,80 m tiefen, quadratischen Baukör-pers organisiert.Die Wohnungen verfügen außer für die Nasszellen (Bäder, WCs) über keinerlei innere Trennwände. Je nach Wunsch des Nutzers können Leichtbauwände bspw. aus Gipskarton un-abhängig von der Tragstruktur eingezogen werden – oder der großzügige Loft-Charakter beibehalten werden. Eine möglichst freie Raumeinteilung wird durch ein Überangebot von Wasser- und Elektroanschlüssen erleichtert.Die leichte und offene Konstruktion der Gewächshaus-Ele-mente bringt eine geringe klimatische, akustische und visuelle Abschottung nach außen und zu den Nachbarn mit sich. Die ungeheizten Wintergärten dienen als Klimapuffer im Sommer und im Winter. In Kombination mit den thermisch umhüllten Bereichen entstehen auf diese Wiese verschiede Klimazonen innerhalb der Wohnung.Die angebotenen Wohnungen liegen mit Quadratmeterzahlen von 70 qm für 2 Zimmer, 100 qm für 3 Zimmer, 140 qm für 4 Zimmer und 170 qm für 5 Zimmer flächenmäßig weit oberhalb üblicher Neubau-Standards – und erst recht oberhalb derer des Sozialen Wohnungsbaus. Die Mieten betragen abhängig von der Wohnungsgröße zwischen 300 € und 550 € im Monat.

2 / 3 Lageplan / 3D-Systemzeichnung4 Dreigeschossiges Gebäude Grundrisse und Schnitt5 Zweigeschossiges Gebäude Grundrisse und Schnitt

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6 / 7 Zweigeschossiges Gebäude Fassaden und Innenräume8 / 9 Dreigeschossiges Gebäude Fassaden und Innenräume

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 72 Benze, Gill, Hebert 2013

10 / 11 Gewächshauselemente Montage

ProduktionDas Besondere dieses Ansatzes liegt im Rückgriff auf indus-triell gefertigte, große Bauelemente, die nicht eigens für das geplante Gebäude angefertigt, sondern aus einem anderen baulichen Kontext – z.B. dem Gewächshausbau – preisgünstig eingekauft wurden. Damit entfällt der Aufwand für Planung, Produktion und Vorfertigung dieser Bauteile. Die Abmessun-gen der Wohnungen, der Konstruktion der Sockelgeschosse aus Betonfertigteilen und weiteren Industriebau-Elementen für die Wandausfachungen richten sich nach dem System der eingekauften Gewächshaus-Elemente. Durch den innovativen Materialeinsatz konnten Baukosten von ca. 800 € / qm (inkl. Wintergarten und Garage) erzielt werden.

PerformanceDie durch den intelligenten und pragmatischen Einsatz von Materialien und Bauteilen eingesparten Kosten wurden in ein Plus an Wohnfläche reinvestiert. Die Verwendung von Bauele-menten aus dem Gewächshausbau in den dort verfügbaren Abmessungen führte zu für den Wohnungsbau unüblichen Ge-bäudetiefen – und damit zu ungewöhnlichen Raumzuschnitten, aber auch Raumqualitäten. Diese verlangen eine neuartigen Interpretation der (Wohn-)Räume und Wintergartenbereiche durch die Bewohnerinnen und Bewohner. Befragungen zufolge ist dies gelungen: Die Flexibilität, leichte Anpassbarkeit und vor allem das Überangebot an Fläche fördern die Auseinanderset-zung der Nutzerinnen und Nutzer mit dem Raum und führen zu einer sehr großen Wohnzufriedenheit (vgl. Dana 2012, S. 36 f.).Negativ zu bewerten wäre allein der durch die einfache Bau-weise erhöhte Bedarf an Heizenergie – im Fallbeispiel ca. um 10% gegenüber dem örtlichen Durchschnitt, (vgl. Dana 2012, S. 36 f.). Dieser nachteiligen Energieperformance in der Unter-haltung sollte jedoch – zusätzlich zu der hohen Wohnqualität – der sehr geringe (auch energetische) Aufwand für die Errich-tung gegenübergestellt werden.

PotenzialDie klimatischen Bedingungen in Deutschland ließen – ebenso wie die hier gültigen Wärmeschutzbestimmungen – eine analoge Übertragung des Modells nicht ohne weiters zu. Es wäre im Einzelfall zu prüfen, wie sich die zahlreichen interes-santen Aspekte dieses Ansatzes im Kontext der IBA – insbesondere vor dem Hintergrund der Schaffung bezahl- baren Wohnraumes – adaptieren ließen (vgl. Kap. 4.2).

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#10 GRUNDBAU UND SIEDLERROH-EBENEN UND SELBSTBAU

Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 73 Benze, Gill, Hebert 2013

Kurzbeschreibung Zeit- und Kostenreduktion und vielgestaltiges, selbstbe-stimmtes Wohnen durch Kombination eines standardisier-ten Grundbaus (Wärmegedämmter Rohbau aus Stützen und Decken mit Installation und Balkongeländern zur Absturzsicherung) mit individuellem Nutzerausbau (Hybride Bauweise ohne Vorfertigung, IBA Hamburg Kate-gorie Smart Price House)

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 74 Benze, Gill, Hebert 2013

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Projektdaten Grundbau und Siedler

Standort / JahrHamburg Wilhelmsburg (D) / 2013

Architekt / ArchitektinBeL Architekten

Partner / Partnerin in der BauindustrieYtong, Delmes Heitmann Baumarkt

Bauherr / BauherrinProjektgesellschaft Grundbau u. Siedler GmbH&Co KG

Eigentümer / EigentümerinEinzeleigentümer undProjektgesellschaft Grundbau u. Siedler GmbH&Co KG

BGF1.670 qm inkl. Parken

Wohnfläche872 realisiert, 915 möglich

Anzahl Geschosse5

Anzahl Wohneinheiten12

Größe Wohneinheiten32 — 230 qm möglich

BauweiseGrundbau:OrtbetonAusbau:individuell (Außenwand Ytong)Fassade:Großblocksteine

BauzeitGrundbau:01/2012 — 11/2012Ausbau:11/2012 — 03/2013 (und während der IBA)

Baukosten KG 300/400Grundbau (EG — 4OG):700.000 € inkl. PfahlgründungAusbau (1OG — 4OG):275.000 € Selbstbau613.000 € ohne Selbstbau

EnergiestandardEnEV 2009 minus 30% (entspricht KFW 55 Effizienzhaus)

1 Perspektive Grundbau

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 75 Benze, Gill, Hebert 2013

Zeitersparnis in der Planung

Für den Grundbau wird die radikale Re-duktion des Aufwandes durch das Angebot gleicher (standardisierter) Wohnebenen und durch einen Ausführungsstandard auf Rohbau-Niveau durch die Notwendigkeit einer thermischen Verkleidung für den sukzessiven Nutzerausbau teilweise wieder aufgehoben. Die Planung des Ausbaus ist Eigenleistung der Nutzer. Hoher Aufwand entfällt insbesondere für den Prototypen auf die Entwicklung des innovativen Ansat-zes, die behördliche Abstimmung und die Nutzerkoordination.

Kostenersparnis in der Planung

Für die Planungskosten ergeben sich bezo-gen auf den Grundbau Einsparmöglichkei-ten nicht nur durch die Vereinfachung der Planung, sondern vor allem durch die ge-ringeren anrechenbaren Kosten (nur Roh-bau). Durch die Notwendigkeit einer ther-mischen Verkleidung für den sukzessiven Ausbau erhöhen sich jedoch die Baukosten für den Grundbau und die Vorteile werden teilweise wieder aufgehoben. Für den Aus-bau kann auf Vorschläge im Handbuch zu-rückgegriffen werden, so dass hierfür keine weiteren Planungskosten anfallen müssen. Ggf. ist dafür mit Kosten für die Moderation Nutzerkoordination zu rechnen.

Zeitersparnis in der Produktion

Durch die Standardisierung der Wohnebe-nen und einen radikal einfachen Ausfüh-rungsstandard können die Bauzeiten für den Grundbau zunächst reduziert werden. Dieser Vorteil relativiert sich jedoch durch den thermischen Ausbau zur Gewährleis-tung eines sukzessiven Ausbaus. Weiteres Einsparpotenzial durch den Einsatz von Methoden der Vorfertigung für den Rohbau wäre für evtl. Folgeprojekte zu prüfen. Der zeitliche Aufwand für den Ausbau ist ab-hängig vom Umfang an Eigenleistung (evtl. verlängerte Bauzeit) bzw. der Koordination und Vergabe der Arbeiten an Fremdfirmen.

Kostenersparnis in der Produktion

Auch hier relativieren sich für den Grund-bau die möglichen Vorteile durch die thermischen Anforderungen. Zusätzliches Einsparpotenzial durch den Einsatz von Fertigteilen für den Grundbau wäre für evtl.Folgeprojekte zu prüfen. Für den Ausbau können abhängig vom Umfang der Eigen-leistung (Muskelhypothek) Kosten einge-spart werden (bis zu 55% der Ausbaukosten bzw. 15% der gesamten Baukosten).

PlanungDas Gebäude ist als solitäres Wohngebäude im IBA- Gebiet Hamburg Wilhelmsburg situiert. Der Entwurfsansatz sieht vor, Baukosten sowohl für Investorinnen oder Investoren als auch für die späteren Nutzerinnnen und Nutzer, hier „Siedler“ (BeL) genannt, durch einen hohen Selbstbau-Anteil zu reduzieren. Die Bauarbeiten wurden in zwei Abschnitte unterteilt, den Roh-bau (Grundbau) und den Ausbau (Selbstbau).In Rückriff auf Le Corbusiers Konzept des Domino-Hauses wird bauseits ein fünfgeschossiger Grundbau als tragendes Skelett mit Erschließung, Grundinstallation, Abstellräumen und Balkonbrüstungen, die gleichzeitig als Absturzsicherung für die Zeit des Ausbaus dienen, errichtet. Die künftigen Bewohnerin-nen und Bewohner leisten die Errichtung der Innen- und Außenwände sowie den Wohnungsausbau (Wand- und Bo-denbeläge, Küchen, Badezimmer). Die „Siedler“ können die Bauarbeiten entweder in Eigenregie beauftragen oder selbst ausführen und durch Eigenleistung Kosten einsparen (Muskel-hypothek).

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 76 Benze, Gill, Hebert 2013

PrinzipDie räumliche Ausgestaltung ist unabhängig von der Tragstruk-tur. Diese ist komplett wärmegedämmt, um in Verbindung mit einem Überangebot an haustechnischer Versorgung einen zeit-lich und räumlich unabhängigen und individuellen Ausbau der Wohnungen zu ermöglichen. Die Aufteilung der Geschosse in die einzelnen Wohnungen lässt unterschiedlichste Wohnungs-größen (von 32qm bis 230 qm) in zahlreichen Varianten zu. Die Unterteilung erfolgt in Absprache zwischen den „Siedlern“ und wird in der Teilungserklärung festgeschrieben. Innerhalb der so definierten „Baufelder“ können die Wohnungsgrundrisse frei gestaltet werden. Damit wird der stark standardisierte Grund-bau durch einen stark individualisierten Ausbau ergänzt. Zur einfacheren Umsetzung der Eigenleistungen wurden seitens der Architektinnen und Architekten Muster-Grundriss-vorschläge erarbeitet, die eine nutzungsneutrale Aufteilung der Räume vorsehen. In Zusammenarbeit mit einer Baumarkt-Kette wurden standardisierte Bausätze zur Herstellung einer typischen Wohnung zusammengestellt. In den Bausätzen ist neben dem gesamten Baumaterial auch ein detailliertes Hand-buch zur Ausführung der Arbeiten enthalten. Der Siedleraus-bau wird durch Moderation und technische bzw. planerische Unterstützung begleitet – ein Aufwand, der gegenüber den Einsparungen in der Ausbauplanung abzuwägen ist.

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2 Städtebauliches Konzept3 Mögliche Grundrisseinteilungen4 Handbuch zum Ausbau (Auszug)

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85 Konzeptidee zum Wettbewerb (BeL, Zeichnung: A.B Walker)6 / 7 Grundbau Mögliche Formen der Besiedlung8 Fassadengestaltung durch mögliche Besiedlung

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 78 Benze, Gill, Hebert 2013

9 / 10 Baustellenfotos

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ProduktionTrotz des hohen Grades an Standardisierung des Grundbaus erwies es sich für den Prototyp in Hamburg Wilhelmsburg als günstiger, diesen in Ortbeton zu errichten. Je nach Bauvolu-men können für den Grundbau auch Fertigteile rentabel sein. Für die ebenfalls im Selbstbau zu errichtenden Außenwände kamen für den Prototypen großformatige Porenbeton-Steine mit hochdämmenden Eigenschaften zum Einsatz, um die Ver-arbeitung auf der Baustelle zu erleichtern. Vorfertigung spielte demnach im Fallbeispiel eine untergeordnete Rolle: Standardi-sierung wurde für den Grundbau allein durch die weit gehende Reduktion des Ausbaustandards erreicht. Grundsätzlich lassen sich dadurch in der Projektentwicklung in hohem Maße Zeit und Kosten sparen. Der Wunsch nach der Möglichkiet einer sukzessiven Besiedlung und einer nicht vorbestimmten Lage der Außenwände jedoch erhöht die Baukosten für den Grund-bau gegenüber einem konventionllen Rohbau deutlich: Um Energieeffizienz in jedem Ausbaustadium zu gewährleisten, musste der Rohbau ist thermisch verkleidet werden.Für den Ausbau können die „Siedler“ auf standardisierte Bau-sätze zurückgreifen, es sind jedoch auch sehr individuelle und aufwendige Lösungen denkbar. Durch Eigenbeteiligung an den Bauarbeiten können im Vergleich zur konventionellen Herstel-lung durch Firmen 55% der Ausbaukosten bzw. 15% der nach örtlichen Durchschnittswerten für diesen Bau hypothetisch kalkulierten regulären Baukosten eingespart werden (im über-schlägigen Vergleich des Anteils der Lohnkosten an den Her-stellungskosten nach Aussage der Projektverantwortlichen).

PerformanceDas Modell eignet sich für besonders für selbst nutzende Wohneigentumsgemeinschaften (Baugruppen) sowie für Miet-modelle, die auf eine langfristige Bindung angelegt sind (z.B. Genossenschaften). Im Fallbeispiel befindet sich ein Teil der

Wohnungen im Besitz von privaten Einzeleigentümerinnen und Eigentümern, ein anderer wird durch die Projektgesellschaft Grundbau u. Siedler vermietet. Grundsätzlich funktioniert das Modell sehr gut auch ohne zwischengeschaltete Investorin-nen oder Investoren, da durch die vergleichsweise niedrigen Kosten für den Grundbau das obligatorische Investitionsvo-lumen für die Projektbeteiligten gering bleiben kann. Über Ausbaustandard der Wohnungen und den variablen Anteil an Fremd- bzw. Eigenleistungen kann das finanzielle und zeitli-che Budget dann optimal an die individuellen Möglichkeiten angepasst werden. Eine hohe Attraktivität liegt darüber hinaus in den sukzessiven Ausbaumöglichkeiten und dem großen An-eignungspotenzial. Es macht Wohneigentumsbildung auch bei geringeren Kapitalressourcen möglich, wie die Wohnungsbele-gung im Fallbeispiel (Krankenschwester, Studierenden-Wohn-gemeinschft, Geschäftsführerin) belegt. Der hier vorstädtisch konzipierte Prototyp ist grundsätzlich auch auf Innenstadtlagen anwendbar (bspw. um hohe Grundstückspreise auszuglei-chen). Der energetische Standard der Realisierung liegt bei EneV 2009 minus 30 %.

Erfahrungen/PotenzialeBeim Prototypen gab es seitens der „Siedler“ einige Vorbehalte und Ängste. Diese betrafen insbesondere den Selbstbau der Außenwände – aus dem auch die meisten Schwierigkeiten und Nachteile für das Projekt resultieren. Für eventuelle Folgepro-jekte wäre daher der Nutzen eines sukzessiven Ausbaus, der auch die Errichtung der Außenwände mit einschließt, gegen-über den Nachteilen für Baukosten, Bauzeiten und Bauabläufe zu überdenken. Abhängig von Zielgruppe und Trägerschaft schätzen die Projektverantwortlichen das Potenzial des Mo-dells insgesamt jedoch als sehr hoch ein.

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#11 TILAROH-RAUM UND SELBSTBAU

Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 79 Benze, Gill, Hebert 2013

Kurzbeschreibung Zeit- und Kostenreduktion und vielgestaltiges, selbstbe-stimmtes Wohnen durch Kombination eines standardisier-ten Grundbaus (wärmegedämmter Rohbau aus Stützen und Decken mit Installation und Balkongeländern zur Ab-sturzsicherung) mit individuellem Nutzerausbau.(Hybride Bauweise, zum Teil vorgefertigte Raummodule, Selbstbau)

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 80 Benze, Gill, Hebert 2013

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ProjektdatenTila

Standort / JahrHelsinki (SF) / 2011

Architekt / ArchitektinTalli Oy (Pia Ilonen)

Partner / Partnerin in der Bauindustrie–

Bauherr / BauherrinSATO-Rakennuttajat, Helsinki

Eigentümer / EigentümerinEinzeleigentümer

BGF4.360 qm (ohne Galerieebenen)

Wohnfläche3.050 qm (+ max. 1.780 auf den Galerieebenen)

Anzahl Geschosse5 (10 mit Galerieebenen)

Anzahl Wohneinheiten50

Größe Wohneinheiten50 — 200 qm möglich

BauweiseRohbau:konventionelle Bauweise (Ziegel, Beton-Fertigteile, Stahl)Ausbau:individuell Fassade:konventionelle Bauweise (Ziegel, Beton-Fertigteile, Stahl)Badezimmer:vorgefertigte 3D-Raummodule

BauzeitGrundbau:2007 — 2008 Nachbesserungen bis 2010Ausbau:2010 — 2011

Baukosten KG 300/400Rohbau (EG — 4OG):keine AngabeSelbstbau:nicht ermittelbar

Energiestandardhoch gedämmt entsprechend den finnischen Normen, mechanische Lüftung, Heizenergie aus örtlichem Wärmenetz

1 Außenansicht

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 81 Benze, Gill, Hebert 2013

Zeitersparnis in der Planung

Für den Rohbau wird die radikale Reduktion des Aufwandes durch das Angebot von drei verschiedenen Typen (standardisierter), 5 m hoher, leerer Raumeinheiten erreicht. Die Ausbau-Planung erfolgt in Eigenleistung der Nutzerinnen und Nutzer und wird durch die Bereitstellung dreidimensional vorgefertigter Badezimmer-Raummodule erleichtert. Hoher Planungsaufwand entfällt insbesondere für den Prototypen auf die Entwicklung des innovativen Ansatzes, vor allem auf die behördliche Abstimmung.

Kostenersparnis in der Planung

Abhängig von den geringen Baukosten und der Reduktion des Planungsaufwandes lassen sich bereits in der Planung spürbar Kosten sparen. Auch die Kosten für die Ausbauplanung können durch Eigenleis-tung der Endnutzerinnen und -nutzer deut-lich reduziert werden.

Zeitersparnis in der Produktion

Die Bauzeiten für den Rohbau können auf-grund der radikalen Reduktion der anfallen-den Bauarbeiten und der Koordinierung der Gewerke stark reduziert werden. Durch die Vorfertigung der Badezimmer-Raummodule wird eine zusätzliche Zeitersparnis erreicht. Weiteres Einsparpotenzial durch den Ein-satz von Methoden der Vorfertigung für den Rohbau wäre für evtl. Folgeprojekte zu prü-fen. Der zeitliche Aufwand für den Ausbau ist abhängig vom Umfang der Eigenleistung (dadurch evtl. sogar verlängerte Bauzeit) oder der weiteren Koordination und Verga-be der Ausbauarbeiten an Fremdfirmen.

Kostenersparnis in der Produktion

Auch die Kosten für die Errichtung des Rohbaus lassen sich aufgrund der radika-len einfachen Ausführung reduzieren. Wei-teres Einsparpotenzial gegenüber dem hier vorgestellten Prototypen durch den Einsatz von Methoden der Vorfertigung für den Rohbau wäre für evtl. Folgeprojekte zu prüfen. Durch den Nutzerausbau kann abhängig vom Umfang der Eigenleistung (Muskelhypothek) oder der weiteren Verga-be an Fremdfirmen ein beträchtlicher Teil der Ausbaukosten eingespart werden.

PlanungDas Gebäude ist Bestandteil einer Neubausiedlung am Stadt-rand von Helsinki. Wie bei dem zuvor besprochenen Fallbeis-pel „Grundbau und Siedler“ von BeL Architekten sieht auch die-ser Entwurfsansatz eine Reduktion der Baukosten sowohl für die Projektentwicklung als auch für die späteren Einzeleigentü-merinnen und -eigentümer durch einen hohen Selbstbau-Anteil vor. Die Bauarbeiten erfolgten auch hier in zwei Abschnitten, dem Rohbau und dem Ausbau.Der Rohbau besteht aus 5 Meter hohen, leeren „Roh-Räumen“ zur individuellen Ausgestaltung mit Grundflächen von 50 bzw. 102 qm, die sich über die gesamte Gebäudetiefe erstrecken. Mit Ausnahme eines bauseits erstellten Badezimmers pro „Roh-Raum“ gibt es keine weitere Raumaufteilung, lediglich die Installationsführung ist vorbereitet. Die künftigen Bewohnerin-nen oder Bewohner leisten den Wohnungsausbau (Konstruk-tion der Galerieebenen, Errichtung der Innenwände, Verlegen der Wand- und Bodenbeläge, Einbau der Küchen) entweder in Eigenleistung, um Kosten zu sparen (Muskelhypothek), oder sie beauftragen Fremdfirmen in eigener Verantwortung. Im konkreten Fallbeispiel fand die Realisierung überwiegend im Selbstbau statt. Gemeinsame Materialbeschaffung, gegensei-tige Hilfe und Erfahrungsaustausch wurden als Gemeinschaft stiftend erlebt und von den Beteiligten abschließend sehr posi-tiv bewertet (vgl. Mukala 2012, S. 47).

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 82 Benze, Gill, Hebert 2013

PrinzipDie standardisierten, 5 Meter hohen „Roh-Räume“ lassen durch unterschiedliche Gestaltung der Galerieebenen, der Raumaufteilung, der Wand- und Bodenbeläge, etc. einen räumlich individuell gestalteten Ausbau der Wohnungen zu. Wie beim zuvor besprochenen Projekt „Grundbau und Siedler“ kann der Beitrag als urbane Antwort auf den Wunsch nach ei-nem Eigenheim betrachtet werden, wobei insbesondere durch die Zweigeschossigkeit der angebotenen „Roh-Räume“ eine große räumliche Vielfalt und interessante Raumqualitäten er-reicht wurden. Der Ausbau wurde von der Architektin begleitet, die den späteren Bewohnerinen und Bewohnern in techni-schen und Genehmigungsfragen beratend zur Seite stand.

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2 Darstellung der Projektkonzeption3 Systemschnitt mit den realisierten Ausbauvarianten4 Regelgrundriss mit den realisierten Ausbauvarianten

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 83 Benze, Gill, Hebert 2013

5 / 6 / 7 Innenraumfotos selbst ausgebaute „Roh-Räume“

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 84 Benze, Gill, Hebert 2013

8 Badezimmer vorgefertigtes9 / 10 „Roh-Raum“ Ausbau

Raummodul

ProduktionTrotz des hohen Grades an Standardisierung wurde der Roh-bau überwiegend in konventioneller Bauweise errichtet. Für die Tragkonstruktion kamen nur zum Teil Beton-Fertigteile zum Einsatz. Die Badezimmer dagegen kamen als komplett vorge-fertigte, dreidimensionale Raummodule auf die Baustelle. Die Nutzerinnen und Nutzer konnten zwischen 9 verschiedenen Ausführungen wählen. Für eventuelle Folgeprojekte wäre die Rentabilität eines weiter gehenden Einsatzes industrieller Bau-weisen zu prüfen.

PerformanceDurch die Reduktion des Ausbaustandards können grundsätz-lich Baukosten in spürbarem Umfang gespart werden. Der Rohbau kann preiswert erstellt und verkauft werden, bezüglich des Ausbaus lassen sich über den jeweiligen Ausbaustandard und Grad an Eigenleistung die Gesamtkosten an individuelle Budgets anpassen. Die Bauzeiten verkürzen sich nur für die Bereitstellung des Rohbaus. Die Ausbauarbeiten dagegen beanspruchen voraussichtlich viel Zeit – besonders bei hohem Selbstbau-Anteil. In diesem Kontext erscheint die Vorfertigung standardisierter Raummodule für Funktionsbereiche, die im Selbsbau schwierig zu realisieren sind (wie die Badezimmer im Fallbeispiel), besonders sinnvoll.Wie beim Fallbeispiel zuvor eignet sich auch dieses Modell besonders für Eigentumsgemeinschaften (Baugruppen) und für auf eine langfristige Bindung angelegte Mietmodelle. Im konkreten Projekt sind alle Wohnungen im Besitz von Einzelei-gentümerinnen und -eigentümern. Der Rohbau wurde durch einen Bauträger errichtet. Da durch den begrenzten Umfang der Bauleistungen die Gewinnspannen für eine kommerzielle Projektentwicklung jedoch gering sind, eignet sich der Ansatz grundsätzlich besser für direkt finanzierende WEGs bzw. Bau-gruppen, nicht zuletzt um durch die eigene Entwicklung weitere Kosten zu sparen. Der energetische Standard des Gebäudes entspricht im Fall-beispiel den strengen finnischen Vorgaben.

PotenzialDas Projekt fand von Beginn an sehr viele interessierte Bau-willige (vgl. Mukala 2012, S. 49) und wird von den Bewohne-rinnen und Bewohnern abschließend sehr positv bewertet, wie Interviews der Finnischen Architekturzeitschrift Arkkitehti belegen (vgl. ARK 2011, S. 34). Raumaufteilung und Charak-ter der Wohnungen sind im Ergebnis sehr vielfältig, das Ziel einer individuellen Wohnraumgestaltung wurde erreicht. Beim Prototypen gab es aufgrund des hohen Innovationsgrades einige genehmigungsrechtliche Hürden, außerdem zunächst Schwierigkeiten bei der Investorensuche und schließlich auch Probleme bei der Realisierung des Rohbaus, die umfangrei-che Nachbesserungen erforderlich machten und zu erhöhten Baukosten und einer Verzögerung der Bauabläufe führten. Aus diesem Grunde waren die tatsächlichen Erstellungskosten für den Rohbau im Rahmen dieser Studie nicht recherchierbar. Die Zahlen wären jedoch auch nicht repräsentativ, da die Prob-leme in der Ausführung nicht ursächlich mit der Konzeption des Bauvorhabens verknüpft sind.

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#12 PILE UP® UND STACK UP® MARKENARCHITEKTUR

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 85 Benze, Gill, Hebert 2013

Kurzbeschreibung Etablierung hoher räumlicher und gestalterischer Standards über eine Marke als Vermarktungsinstrument, konventionelle Bauweise, moderate Standardisierungs- prozesse in der Planung(Hybride Bauweise ohne Vorfertigung)

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 86 Benze, Gill, Hebert 2013

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Projektdaten Pile Up® Stack Up® Am Quellengarten

Standort / JahrRheinfelden (CH) / 2008, 2012

Architekt / ArchitektinZapco Ltd AG, Basel mit Zwimpfer Partner AG, Basel, Zürich

Partner / Partnerin in der Bauindustriekeine

Bauherr / BauherrinZapco Ltd AG, Basel

Eigentümer / EigentümerinEinzeleigentümer

BGF11.100 qm

Wohnfläche8.000 qm inkl. Aussenräume (zweigeschossige Loggien 100% — eingeschossige Loggien 50%)

Anzahl WohneinheitenPile Up®:18 Whg. in 2 GebäudenStack Up®:42 Whg. in 2 Gebäuden

Größe WohneinheitenPile Up®:117 — 191 qm plus jeweils 20 qm Außenraum/LoggiaStack Up®:86 – 215 qm plus jeweils 16 qm Aussenraum/Loggia

Anzahl Geschosse3 — 6

Bauweisekonventionelle Bauweise in verschiedenen Ausführungen

BauzeitPile Up®:01/2007 — 07/2008Stack Up®:02/2010 — 04/2012

Baukosten KG 300/400Pile Up®:2.170 € (2.615 CHF) netto(Gesamtbaukosten 7.653.000 €)Stack Up®:2.010 € (2.422 CHF)(Gesamtbaukosten 12.785.000 €)

Energetischer StandardMinergie®

(durch unterschiedliche Ausführung anpassbar an örtliche Standards)

1 Pile Up® am Quellengarten

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 87 Benze, Gill, Hebert 2013

Zeitersparnis in der Planung

Der Aufwand reduziert sich für die Ent-wurfsplanung durch die definierten räumli-chen Parameter und in der Ausführungspla-nung durch den Rückgriff auf Erfahrungen mit bereits realisierten Projekten. Für beide Planungsphasen verbleibt Aufwand durch die individuelle Anpassung an Ort und Ziel-gruppe.

Kostenersparnis in der Planung

Durch definierte Planungsparameter kann sich eine Kostenersparnis ergeben. Die Lizenzgebühren betragen 0,5 – 0,75% der Anlagekosten.

Zeitersparnis in der Produktion

Für die Produktion kommen im Fallbeispiel keine standardisierten Fertigungsmethoden zum Einsatz. Dies ist allerdings grundsätz-lich denkbar. Eine eventuelle Zeitersparnis durch Vorfertigung ist für den Einzelfall zu prüfen.

Kostenersparnis in der Produktion

Für die Produktion kommen im Fallbeispiel keine standardisierten Fertigungsmethoden zum Einsatz. Dies ist allerdings grundsätz-lich denkbar. Eine eventuelle Kostenerspar-nis durch Vorfertigung ist für den Einzelfall zu prüfen.

PlanungPile Up® und Stack Up® sind Markennamen für stapelbar konzipierte Geschosswohnungen mit hohen räumlichen und gestalterischen Standards. Diese bestehen im Wesentlichen darin, unterschiedliche Raumhöhen für die verschiedenen Nut-zungsbereiche der Wohnungen vorzusehen und großzügige Außenbereiche (Loggien) anzubieten. Die Wohnräume sind offen und mit fließenden Übergängen zueinander angeordnet, gut belichtet und besitzen eine modern-repräsentative Raum-wirkung. Die genaue Ausführung in Bezug auf die räumliche Anordnung und die Materialität der Gebäudestruktur und -fas-saden sowie der Oberflächen ist jedoch flexibel. Dadurch lässt sich das Modell auf verschiedene, auch innerstädtische Situati-onen anwenden und wird unterschiedlichen Nutzeransprüchen gerecht (Größe, Ausführungsqualität, Preis). Es geht also nicht um eine Standardisierung von Wohnungen oder Gebäuden, sondern von Eigenschaften, die sich mit den patentierten Mar-kennamen Pile Up® und Stack Up® verbinden. Damit zielt der Ansatz weniger auf Rationalisierung in der Fertigung, sondern eher in der Planung ab. Intendiert ist nicht primär Kostener-sparnis, sondern die Etablierung einheitlicher gestalterischer und räumlicher Standards für Wohnangebote. Diese Standards können auch andere Planer übernehmen und unter dem Na-men Pile Up® bzw. Stack Up® – am Schweizer Wohnungsmarkt nach Aussage der Projektverantwortlichen bereits etablierte und stark nachgefragte Namen – vermarkten. Zusatzkosten durch Lizenzgebühren entstehen in Höhe von 0,5 – 0,75% der Anlagekosten.

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 88 Benze, Gill, Hebert 2013

PrinzipDie Wohnungen können unterschiedliche Gestalt annehmen, weisen aber immer dieselben Charakteristika auf: verschiede-ne Geschosshöhen, eine großzügige, fließende Raumanord-nung mit Integration einer zweigeschossigen Loggia und eine modern-repräsentative Gestaltung.

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2 / 3 / 4 / 5 Pile Up®-Wohnungen ineinander verschachtelt6 Grundriss-Varianten Pile Up®

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7 / 8 Pile Up® am Rhein9 / 10 Pile Up® am Quellengarten11 / 12 Stack Up® am Quellengarten

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 90 Benze, Gill, Hebert 2013

ProduktionStandardisierung der Produktion ist ebensowenig wie Vorferti-gung integraler Bestandteil der Konzeptidee von Pile Up® und Stack Up®. Die bisher realisierten Gebäude wurden in kon-ventioneller Bauweise erstellt. Ob der Einsatz von Methoden des industriellen Bauens im Einzelfall lohnend ist, hängt ab von den spezifischen Rahmenbedingungen und der Größe der Projekte.

PerformanceDas Konzept zielt nicht primär auf Rationalisierung von Pla-nungs- oder Bauvorgängen ab, wohl aber auf eine Optimierung von Planungs- und Bauprozessen im Sinne einer Qualitätssi-cherung. Mehrkosten der räumlichen Qualitäten (unterschied-liche Raumhöhen), werden durch eine Systematisierung in Planung und Realisierung aufgewogen. Die Verkaufspreise von umgerechnet 3.500 € – 4.400 € pro qm Wohnfläche ent-sprechen den üblichen Größenordnungen für Neubauten in vergleichbarer Lage in der Schweiz.

PotenzialDer Ansatz zeigt eine Möglichkeit auf, wie durch standardisier-te Parameter in der Planung auf sehr flexible Weise qualitätvol-ler und attraktiver Wohnraum auch für innerstädtische Projekte erzeugt und vermarktet werden kann.

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13 / 14 / 15 Pile Up® Baarerstrasse Innenraum / Systemschnitt / Grundriss16 / 17 / 18 Stack Up® Quellengarten Innenraum / Systemschnitt / Grundriss

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 91 Benze, Gill, Hebert 2013Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 91 Benze, Gill, Hebert 2013

PROJEKTÜBERSICHTZUSAMMENSTELLUNG KRITERIEN

01 WOHNSIEDLUNG AMAGERVAELLEDVEJGESTAPELTE REIHENHÄUSER#02

02 CASE STUDY #1 VERDICHTETER FERTIG-WOHNUNGSBAU

03 SYSTEM 3 STAPELBARES WOHNMODUL

04 WOHNSIEDLUNG TRIEMLI FASSASDENSYSTEM

05 TOP WALL MASSIVHOLZ-SYSTEMBAUWEISE

06 ULTRADÜNNE BETONELEMENTE GROSSTAFELBAUWEISE

07 FLEXIBLE STRUKTUREN HYBRIDES FERTIGTEILSYSTEM

08 HOUSING BLOCK 10 FASSADENELEMENTE

09 23 WOHNEINHEITEN PREFAB SPACE

10 GRUNDBAU UND SIEDLER ROH-EBENEN UND SELBSTBAU

11 TILA ROH-RAUM UND SELBSTBAU

12 PILE UP® UND STACK UP® MARKENARCHITEKTUR

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 93 Benze, Gill, Hebert 2013

4 ERGEBNISSE, AUSBLICK UND FAZIT

Die eingangs gestellte Frage nach der Eignung serieller Bau-weisen im Wohnungsbau für die Bereitstellung preiswerten und zugleich qualitätvollen Wohnraums in der Stadt unter Be-rücksichtigung der Maßgaben des energieeffizienten Bauens kann grundsätzlich positiv beantwortet werden. Die gezeigten Projekte belegen, dass Standardisierung im Wohnungsbau heute keineswegs mehr mit Einschränkungen bezüglich Nut-zung oder Gestaltung verbunden sein muss. Im Gegenteil: In den Fallbeispielen führt der Einsatz serieller Bauweisen oder Planungsmethoden oft erst zu innovativen Lösungen. Denn durch die effiziente Organisation von Planung und Produktion eröffnen sich finanzielle und gedankliche Spielräume für die Umsetzung neuer Ideen. Aus der technischen Innovation resul-tiert oftmals auch eine konzeptuelle. So entstehen gestalterisch anspruchsvolle Gebäude mit attraktiven Wohnungen – auch auf innerstädtischen Grundstücken.19 Durch die technischen Möglichkeiten der Vorfabrikation lassen sich unter Verwendung neuer Materialien in Leicht- und Massivbauweisen20 zudem energetisch hoch leistungsfähige Konstruktionssysteme für Gebäudeinfrastruktur und Fassade entwickeln.

4.1 DIE FALLBEISPIELE IM EINZELNEN

Die Referenzprojekte zeichnen sich aus durch einen jeweils unterschiedlichen Umgang mit Möglichkeiten der Standardi-sierung in Planung oder Produktion, womit jeweils andere Ziel-setzungen verfolgt werden: Keines der Projekte fokussiert glei-chermaßen auf Zeit- und Kosteneffizienz, Adaptionsfähigkeit in Bezug auf Ort oder Nutzer, energetische Leistungsfähigkeit und architektonische Qualität. Die jeweiligen Schwerpunkte sind in der nebenstehenden Projektübersicht zusammen- und gegenübergestellt. Weiterhin ist zu konstatieren, dass sich der Grad an Standardisierung in Planung oder Produktion nicht proportional an Einschränkungen bezüglich der Varianz oder der Aneignungsspielräume eines Systems gebunden ist. Ge-nauso wenig bewirkt ein hoher Grad an Standardisierung auto-matisch Gewinne durch Kosten- und Zeitersparnis.

Spezifische Qualitäten machen die Modelle für unterschied-liche Gruppen von Nutzerinnen und Nutzern attraktiv. Unter-scheidet man nach Standardisierung in Planung und Produk-tion, so lässt sich bilanzieren, dass Projekte mit einem Fokus auf Standardisierung in der Produktion (Vorfertigung) vielfach konventionelle Wohnmodelle bedienen (WOHNSIEDLUNG AMAGERFAELLEDVEJ, CASE STUDY #1, TRIEMLI, TOP WALL, ULTRADÜNNE FASSADENELEMENTE, HOUSING BLOCK 10), während solche mit einem Schwerpunkt auf Stan-dardisierungsprozessen in der Planung (zum Teil sehr wohl un-ter Rückgriff auf industriell vorgefertigte Bauelemente) oft auch auf der Ebene innovativer Wohn- oder (Selbst-)Baumodelle agieren (23 DWELLINGS, GRUNDBAU UND SIEDLER, TILA). Dabei ist die Zuordnung innovativer Technik zu konventionellen Wohnmodellen und umgekehrt keineswegs zwingend, wie im Rahmen einer IBA nachgewiesen werden könnte.

Die zuerst genannten Projekte zielen eher auf den klassischen Wohnungsmarkt (Wohnungsbaugesellschaften, kommerzielle Investorinnen und Investoren), wobei Ansätze wie FLEXIBLE STUKTUREN und HOUSING BLOCK 10 durch die niedrigen Preise auch für den Sozialen Wohnungsbau und Genossen-schaften interessante Modelle darstellen. 23 DWELLINGS, GRUNDBAU UND SIEDLER und TILA dagegen eignen sich nur für sehr spezifische Nutzergruppen. Dies gilt insbesonde-re für die zwei letztgenannten, in denen Kostenersparnis vor allem durch einen hohen Selbstbau-Anteil zustande kommt. Beide Konzepte sind aufgrund des hohen Individualisierungs-grades der Wohnungen primär für Wohnmodelle in selbst ge-nutztem Wohneigentum (insbesondere Baugruppen) attraktiv.

Weiterhin scheint für die Zusammenfassung der Ergebnisse der Hinweis wichtig, dass für die hier unter dem Begriff „Se-rieller Wohnungsbau“ subsummierten Fallbeispiele eine Un-terscheidung in Prototyp und Serie nicht eindeutig zu treffen und heute wohl auch nicht mehr sinnvoll ist. Ein solches Ver-ständnis der Serienfertigung hatte in den 1960er und 1970er Jahren vielfach zur unterschiedslosen Verbreitung einheitlicher Wohngebäude aus vorgefertigten Teilen mit immer gleichen Wohnungszuschnitten geführt, deren monotone Gestalt und mangelnde Flexibilität und Adaptionsfähigkeit zurecht kritisiert wurde.

Doch Standardisierungsprozesse in Planung und Produktion bergen auch – und heute mehr denn je – großes Potenzial zur Sicherung architektonischer und konstruktiver Qualitäten bei gleichzeitig kosten- und zeiteffizienter Bauweise. Tatsächlich wurden die in dieser Studie erläuterten, verschiedenen Strate-gien der Standardisierung mit dem Ziel entwickelt, die Vorteile der Standardiserung mit dem Wunsch nach einer Vielfalt an Lösungen in Übereinstimmung zu bringen und Gebäude und Wohnungen für verschiedene Projektanforderungen und oft-mals einen jeweils spezifischen urbanen Kontext zu erzeugen. Die so entstandenen Bauten sind daher im Ergebnis Unikate, obwohl sie auf Prinzipien der Standardisierung in Planung und / oder Prodution rekurrieren. Die Vielfalt der Ansätze spiegelt dabei das Bemühen der Planenden wieder, den stetig steigen-den Anforderungen mit verscheidenen Strategien (nicht nur mit wachsenden technischen Möglichkeiten) zu begegnen.

Die Fallbeispiele WOHNSIEDLUNG AMEGERFAELLEDVEJ, TRIEMLI, ULTRADÜNNE FASSADENELEMENTE, TOP WALL, HOUSING BLOCK 10, 23 DWELLINGS und PILE UP® STACK UP® sind als Unikate im beschriebenen Sinne zu ver-stehen und stellen Stationen innerhalb einer jeweils bereits

19 In der Vergangenheit basierten serielle Bauweisen in der Regel auf einer ausschließlich orthogonal konzipierten Bauteilfügung. Damit waren sie für innerstädtische Grundstücke mit häufig nicht orthogonalem Zuschnitt ungeeignet. Vor allem durch computergestütze Verfahren ist heute eine sehr viel größere Formenvarianz im Serienbau möglich. 20 Beton mit spezifischen Zuschlägen, Holz-Massivbauweisen, Vacuum Insulates Pannels (VIP), Verbundsysteme.

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Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 94 Benze, Gill, Hebert 2013

mehrfach erfolgreich realisierten Reihe ähnlich konzipierter Projekte dar.

Bei den Fallbeispielen CASE STUDY #1, GRUNDBAU UND SIEDLER und TILA handelt es sich um Ansätze, die bislang zwar jeweils erst ein enziges Mal realisiert wurden, aber auf Wiederholung angelegt und daher prototypisch sind. Allerdings geht es dabei nicht um eine identische Reproduktion, sondern um die wiederholte Anwendung einer Strategie. Daher handelt es sich eher um Pilotprojekte als um Prototypen (dasselbe gilt auch für den sich noch in der Entwicklung befindenden Ansatz FLEXIBLE STRUKTUREN). Tatsächlich sind die Projektverant-wortlichen in allen drei Fällen überzeugt, dass es Folgeprojekte geben wird. Aus den Interviews ging hervor, dass vor allem für die beiden zuletzt genannten die Schwierigkeit für die Realisie-rung einer „Serie“ darin liegt, geeignete Projektpartner in der Entwicklung zu finden, da für kommerzielle Wohnungsbauun-ternehmen durch den Selbstbau zu geringe Gewinnspannen zu erwarten sind. Umso mehr Potenzial bergen die Ansätze z.B. für direkt beauftragende Baugruppen.

Einen Prototypen im klassischen Sinne ausgelgt stellt allein das Projekt SYSTEM 3 dar. Dass dieser bisher nicht in Serie ging, liegt wohl in der Tatsache begründet, dass es sich primär um einen singulären Beitrag zur Ausstellung Home Delivery im MoMA 2008 handelt, und eine große Serienproduktion nicht im Fokus der Entwickung stand – was nicht bedeutet, dass eine solche nicht erfolgreich sein könnte.

ZeiteffizienzAls besonders zeiteffizient erwiesen sich erwartungsgemäß Projekte mit hohem Vorfertigungsgrad. Das sind vor allem die Beispiele, die auf Methoden modulbasierter Präfabrikation – zum Teil kombiniert mit elementbasierten Systemen – unter Miteinbezug der Ausbaugewerke basieren (WOHNSIEDLUNG AMAGERFAELLEDVEJ, CASE STUDY #1 und SYSTEM 3). Der Vorfertigungsgrad für diese Fallbeispiele beträgt 80% bis 100%. Für CASE STUDY #1 erscheint zudem besonders die Kooperation von Architekturbüro und Fertighausbranche vielversprechend, da hier bewährte Methoden aus dem Eigen-heimbau auf das innerstädtische Wohnen übertragen werden. Im „Fertighaus auf der Etage“ sehen kommerzielle Haus-baufirmen der Eigenheimbranche durchaus einen wichtigen Markt der Zukunft. Entsprechende Modelle bergen daher in gestalterischer wie in konzeptioneller Hinsicht ein wesentliches Potenzial. SYSTEM 3 dagegen verbindet einen hohen Vor-fertigungsgrad mit einem intelligenten Transportkonzept. Die auf Industriecontainer abgestimmten Gebäudeabmessungen ermöglichen eine preiswerte und sichere Lieferung und einen globalen Einsatz. Doch auch andere Strategien erwiesen sich als zeitsparend, so z. B. die Vorfertigung großformatiger Fassadenelemente in Kombination mit einer intelligenten Logistik für einen Rohbau in Ortbeton (HOUSING BLOCK 10) oder die Verwendung von Bauelementen „von der Stange“, die nicht spezifisch für das

jeweilige Gebäude geplant und gefertigt, sondern (wie im Fall 23 DWELLINGS) aus einem anderen Baukontext übertragen wurden.Die wenigsten der besonders zeiteffizienten Ansätze wurden für innerstädtische Lagen konzipiert. Scheinbar wird das Po-tenzial minimierter Montagearbeit für Baustellen in der Stadt unterschätzt und weit reichende Präfabrikation – vielleicht aufgrund der besonderen Herausforderungen des Trans-portes – oftmals erst gar nicht erwogen: Durch einen hohen Vorfertigungsgrad lassen sich Belastungen für Nachbarn und Infrastruktur, in städtischen Lagen meist besonders relevant, minimieren. In der Verbindung weitreichender Vorfertigung mit Varianz in der Fertigung (auch das Forschungsprojekt FLEXIB-LE STRUKTUREN konzipiert keinen sehr hohen Vorfertigungs-grad) liegt noch Entwicklungspotenzial.

KosteneffizienzDie Frage, ab welcher Projektgröße oder Wohnungsanzahl Standardisierungsprozesse sinnvoll sind, hängt vom jeweiligen Ansatz ab und lässt sich nicht verallgemeinernd feststellen. Während einige der befragten Projektverantwortlichen eine kostenneutrale Fertigung von Kleinserien oder gar Unikaten für möglich halten, die durch computergestützte und roboterisierte Methoden möglich sei, gehen andere erst ab einem Wieder-holungsfaktor von 50 und mehr von einer wirtschaftlichen bzw. kostensparenden Produktion aus. Jedenfalls erwiesen sich die Projekte, die unmittelbar auf ferti-ge Produkte (großformatige, vorgefertigte Bauteile) oder doch auf Produktionsweisen aus dem Industrie-, Landwirtschafts- oder Gartenbau zurückgreifen (FLEXIBLE STRUKTUREN, HOUSING BLOCK 10, 23 DWELLINGS), als nicht nur zeit-, sondern auch als sehr kosteneffizient. Eine hohe Wohnqua-lität wird dabei durch die Definition gestalterisch-räumlicher Parameter garantiert (vgl. Kempe, Thill 2012). Letztere führen mitunter auch zu innovativen Wohnformen (23 DWELLINGS). Die genannten Projekte weisen zudem mittelbar Kostenvor-teile durch ihre schnelle Fertigung und die dadurch mögliche Reduktion der Finanzierungskosten auf. Dasselbe gilt auch für die anderen oben beschriebenen Beispiele mit hohem Vorferti-gungsgrad, die in der Produktion allein eher geringe Preisvor-teile erwirtschaften. Kostensparendes Bauen ermöglichen zudem Ansätze, die standardisierte Rohbauten mit individuellen Nutzerausbau-ten kombinieren. Wenngleich eine Ersparnis dadurch nicht automatisch gegeben ist (im Gegenteil entstehen durch die anteilige Übergabe der Planungs- und Bauleistungen in den Verantwortungsbereich von Laien mitunter auch Mehrkosten), so kann – durch unterschiedliche Ausbaustandards und das jeweilige Maß an Eigenbeteiligung – das Budget doch den individuellen finanziellen Möglichkeiten der Nutzer angepasst werden.

EnergieeffizienzDie Analyse der Fallbeispiele lässt schlussfolgern, dass ein hoher Grad an Vorfertigung aufgrund optimierter Herstellungs-

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bedingungen in der Fabrik einer leistungsfähigen Energiebilanz zuträglich ist. Fast alle gezeigten Beispiele erfüllen hohe ener-getische Standards. Dass dies nicht immer zu preisgünstigen Lösungen führt, ergibt sich zum Teil aus den hohen Kosten für die hochwertigen Materialien und differenzierten Fertigungs-verfahren (TRIEMLI, ULTRADÜNNE FASSADENELEMENTE). Oftmals war Kosteneffizienz in der Produktion daher nicht primäre Zielsetzung. Vielmehr ging es um eine nur durch Fab-rikfertigung zu erreichende Ausführungsqualität zugunsten ge-stalterischer und baukonstruktiv anspruchsvollen Lösungen für ein Fassadensystem mit wenig Wartungsaufwand. Hierdurch können nicht in der Produktion, wohl aber in der Unterhaltung Kosten gespart werden und nachhaltige Lösungen realisiert werden. Oder aber die Produktionskosten amortisieren sich (wie im Fall ULTRADÜNNE FASSADENELEMENTE) über eine Vergrößerung der Wohnfläche, ermöglicht durch eine Ver-schlankung der Bauteile als Ergebnis der Fabrikfertigung. Eine besondere Hervorhebung in Bezug auf einen nachhalti-gen Umgang mit Ressourcen verdient das Projekt TOP WALL durch sein umfassendes Energiekonzept (vgl. Kap. 3.3). Sein moderater Vorfertigungsgrad macht das System höchst flexi-bel – nicht nur in Hinblick auf das gebaute Ergebnis, sondern auch auf die Herstellung: Es zielt in der Fertigung auf eine Zu-sammenarbeit mit lokalen kleinen und mittleren Unternehmen, wodurch Wettbewerb gefördert und Abhängigkeiten von der Industrie vermieden werden. Eine alternative Interpretation innovativer Energiekonzepte im Wohnungsbau liefert das Projekt 23 DWELLINGS durch die Definition unterschiedlich temperierter „Klimazonen“ innerhalb der Wohnungen (vgl. Kap. 4.2).

Flexibilität (Varianz / Aneignungspotenzial)Naturgemäß sind Systeme ohne oder mit einem moderaten Grad an Vorfertigung sehr flexibel auf verschiedene Gebäude-konzeptionen anwendbar (TOP WALL, PILE UP® STACK UP®). Doch auch Methoden der Vorfertigung ermöglichen heute eine große Varianz der Systeme und sind damit geeignet, Gebäude als Unikate für ihren jeweiligen städtebaulichen Kontext zu entwerfen (TRIEMLI, TOP WALL, ULTRADÜNNE FASSA-DENELEMENTE, FLEXIBLE STRUKTUREN). Die industrielle Produktion von Kleinserien ist allerdings weniger wirtschaftlich als eine Fertigung hoher Stückzahlen für die Realisierung großer Bauvorhaben auf der (mehr oder weniger) „grünen Wie-se“ (WOHNSIEDLUNG AMAGERFAELLEDVEJ, HOUSING BLOCK 10, 23 DWELLINGS). In der Tat wurden Methoden der Vorfertigung z.B. für die Projekte TRIEMLI, TOP WALL, ULTRADÜNNE FASSADENELEMENTE weniger aus Kosten-gründen angewandt. Vielmehr ging es wie oben erläutert um eine hohe Ausführungsqualität in Bezug auf gestalterische und energetische Standards oder um zeitliche Vorteile. Eine Varianz der Wohnungen wird in den Projekten WOHN-SIEDLUNG AMAGERFAELLEDVEJ, CASE STUDY #1, SYSTEM 3, TRIEMLI, TOP WALL, ULTRADÜNNE FASSA-DENELEMENTE, HOUSING BLOCK 10 und PILE UP® STACK UP® durch eine mehr oder weniger große typologische Vielfalt

erreicht. GRUNDBAU UND SIEDLER, TILA und FLEXIBLE STRUKTUREN zielen dagegen auf Vielfalt durch individuelle Nutzerausbauten. In 23 DWELLINGS ist eine räumlich und zeitlich tatsächlich flexible Benutzung durch ein Überangebot von Wohnfläche mit differenzierten räumlichen Qualitäten in-tendiert.

InnovationspotenzialAlle ausgewählten Fallbeispiele sind auf ihre Weise innovativ. Technisch stellen dabei vor allem die Projekte TRIELMLI, TOP WALL, ULTRADÜNNE FASSADENELEMENTE und HOUSING BLOCK 10 vielversprechende Ansätze dar. In Bezug auf Trans-port und Montage erscheint SYSTEM 3 ein sinnvoller Ansatz. In Bezug auf die jeweilige Kooperationen mit Partnern in For-schung und Industrie bergen die Ansätze CASE STUDY #1, TOP WALL, ULTRADÜNNE FASSADENELEMENTE, FLEXIBLE STUKTUREN und HOUSING BLOCK 10 viel Potenzial. Innova-tiv in Bezug auf die Wohnformen dagegen erscheinen vor allem 23 DWELLINGS, GRUNDBAU UND SIEDLER sowie TILA. Das Modell PILE UP® STACK UP® leistet durch den Versuch der Eta-blierung von Wohnstandards durch eine Marke ebenfalls einen Beitrag zu Gestaltungs- und Vermarktungsfragen im Wohnungs-bau.

4.2. EMPFEHLUNGEN AN DIE IBA BERLIN 2020

Die dargestellten Projekte belegen, dass Standardisierung in Planung und Bau vielfältiges Potenzial für Zeit und Kosten spa-rendes und zugleich individuelles und qualitätvolles Bauen mit hohen energetischen Standards bergen. Damit stellt der Serielle Wohnungsbau einen relevanten Beitrag zur Entwicklung nach-haltiger Wohnkonzepte für heutige und künftige Standards dar. Das Negativ-Image, das der Bauweise zum Teil noch anhängt, verlangt angesichts der nachgewiesenen Flexibilität und der hohen architektonischen, räumlichen und baukonstruktiven Qua-lität dringend nach einer Revision. Die IBA Berlin 2020 könnte den geeigneten Rahmen bieten, um anhand entsprechender Programme und beispielhafter Projekte Übertragbarkeit und Ent-wicklungspotenzial der vorgestellten Lösungen auf den hiesigen Kontext zu überprüfen. Dass Berlin damit nicht nur international wegweisende Konzepte im Wohnungsbau aufzeigen, sondern auch langfristig davon profitieren könnte, zeigt der Erfolg der vo-rausgegangenen Berliner Bauausstellungen.Durch regional und international unterschiedliche Produktions-möglichkeiten – ebenso wie durch gesellschaftliche und juristi-

21 Für die IBA 84 wurden unter der Zielsetzung der „Behutsamen Stadterneuerung“ zwei Handlungsfelder definiert. Unter der Maßgabe der Erhaltung, Stabilisierung und Weiterentwicklung der vorhandenen sozialen und funktionalen Strukturen der Stadt wurden Neubauten in das vorhandene/historische Stadtgewebe integriert (IBA NEU) und Altbauten unter Förderung von Prozessen wie Selbsthilfe- und Mietermodernisierung saniert (IBA ALT). Dadurch konnte die illegale (Instand-) Besetzung zahlreicher leerstehender Wohnhäuser (vor allem in Kreuzberg) legalisiert werden.22 Es wurde in einer Region mit mediterranem Klima errichtet.

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sche Rahmenbedingungen – ist eine unmittelbare Übertragung der vorgestellten Modelle nicht immer vorbehaltlos möglich. So ist bspw. in Bezug auf die Produktion insbesondere für Projekte mit hohem Vorfertigungsgrad im Einzelfall zu überprüfen, inwie-weit die Konzepte auch für eine Realisierung durch ortsansäs-sige Firmen geeignet sind. Dies ist ohne weiteres denkbar für Ansätze wie z.B. WOHNSIEDLUNG AMAGERFAELLEDVEJ, CASE STUDY #1, SYSTEM 3, TOP WALL oder HOUSING BLOCK 10. Andere Modelle dagegen sind stark auf die Zusam-menarbeit mit im Ausland ansässigen Unternehmen angewiesen (TRIEMLI, ULTRADÜNNE FASSADENELEMENTE). Ihre Wirt-schaftlichkeit müsste, in Abwägung des Transportaufwandes, für den konkreten Fall zu geprüft werden. Oder aber es wäre nach Partnerinnen oder Partnern vor Ort zu suchen, um nicht zuletzt auch die örtliche Bauwirtschaft zu stärken. Hier könnten, wie bei der IBA Hamburg praktiziert, Kooperationen zwischen Architekturbüros und Bauindustrie gefördert und gefordert wer-den. Besonders vielversprechend für eine Zusammenarbeit mit Akteuren vor Ort erscheinen Systeme wie TOP WALL, die die Einbindung kleiner und mittlerer Unternehmen in die Rohstoff-gewinnung, Fertigung und Montage vorsehen – und zudem auf lokale, nachwachsende Baustoffe (Holz) zurückgreifen. Für eine Übertragung dieses Ansatzes auf den Berliner Kontext ist, wie bei alle Projekten mit tragender Holzkonstruktion (hier WOHNSIEDLUNG AMAGERFAELLEDVEJ , SYSTEM 3) nach örtlicher Bauordnung allerdings mit genehmigungsrechtlichen Hürden zu rechnen. Zwar wurden in Berlin in den vergangenen Jahren bereits einige mehrgeschossige Wohngebäude mit tra-gender Holzkonstruktion errichtet; baulicher Brandschutz war hier jedoch stets mit zeit- und kostenintensivem Planungsauf-wand verbunden. Aufgrund der lokal und international gemach-ten positiven Erfahrungen im Holzbau wäre hier angesichts des enormen Potenzials des nachwachsenden Baustoffs eine Revision der bestehenden Verordnungen wünschenswert – und im Rahmen einer IBA denkbar.

Auch für Projekte mit hohem Selbstbauanteil (GRUNDBAU UND SIEDLER, TILA) stellt die IBA Berlin 2020 eine geeignete Plattform dar. Während für die Referenzprojekte mangelnde Erfahrung der Behörden oder Entwickler zu Verzögerungen in den Abläufen führten, kann man in Berlin bezüglich Selbstorga-nisation und Eigenbeteiligung im Bau an eine etablierte Kultur anknüpfen, die sich nicht zuletzt durch die Strategien der IBA 84 (insbesondere IBA-ALT) entwickeln konnten.21 Seitdem gehören Selbstorganisation und Eigenbeteiligung im Bau zu den Stärken der Stadt und legen daher die Übertragung von Konzepten basierend auf baulicher Selbsthilfe nahe. Die Kom-bination standardisierter Rohbauten mit individuellem Ausbau durch die Nutzerinnen und Nutzer bietet demnach ein ideales Experimentierfeld für die IBA: Die Verbindung der wirtschaftli-chen Vorteile der Standardisierung im Rohbau mit denen einer selbstbestimmten Gestaltung des Ausbaus kann als urbane Antwort auf den Wusch nach dem Eigenheim verstanden wer-den. Die Optimierung der in den Fallbeispielen vorgestellten Modelle, bspw. durch eine weiter reichenden Einsatz von Me-

23 Zur Diskussion um die Vereinbarkeit von energieeffizientem und kostengünstigem Bauen vgl. u.a. http://bkult.de/de_DE/457.schliessen_ sich_energiewende_und_bezahlbares_wohnen_aus/472.arno_ brandlhuber.pro (06.11.2012)24 vgl. ebenfalls z.B. http://bkult.de/de_DE/457.schliessen_sich_ energiewende_und_bezahlbares_wohnen_aus/ (20.11.2012).

thoden der Vorfertigung (im Projekt TILA durch eine Ergänzung des Rohbaus durch modular vorgefertigte Badezimmer ange-dacht) scheint hier lohnend.

Ein weiteres Fallbeispiel verdient hier besondere Erwähnung, da es eine alternative Perspektive innerhalb der wichtigen Diskussion zum energetischen Bauen eröffnet. Es handelt sich um das Projekt 23 DWELLINGS. Obwohl (oder gerade weil) das Fallbeispiel in energetischer Hinsicht als einziges nicht den deutschen Richtlinien entspricht,22 liefert es einen übertragbaren Beitrag zu einer differenzierten Betrachtung von Energiesparmodellen. Im gezeigten Projekt in Trignac wird die Wohnfläche in Bereiche unterschiedlicher Temperie-rung unterteilt. Weniger temperaturdichte Bereiche dienen als Klimapuffer für höher isolierte. In dieser Zonierung liegt das Potenzial für eine mögliche Übertragung. Denn während die gültige EnEV maximale Transmissionswärmeverluste über die gesamte Außenhülle des Gebäudes zugrunde legt und damit eine rundum hoch wärmegedämmte Gebäudehülle vorschreibt (und dadurch die Erstellungskosten und auch den Energieaufwand für energieeffizientes Bauen enorm erhöht23), könnte eine nur anteilig gut isolierte Wohnfläche die Kosten für Errichtung und Unterhaltung deutlich senken. Zudem ist der Energieverbrauch nach EnEV auf die bewohnte Fläche bzw. das bewohnte Volumen bezogen, was bedeutet, dass für große Wohnungen ein größerer Energiebedarf angesetzt wird als für kleine. Dies ist angesichts einer stetig steigenden Pro-Kopf-Wohnfläche durchaus kritisch zu hinterfragen. Durch die Einführung verschieden dichter Klimazonen im Gebäude ließe sich der Energieverbrauch an vielleicht nachhaltigeren und „gerechteren“ Pro-Kopf-Modellen orientieren, wie z.B. dem der 2000-Watt-Gesellschaft (vgl. Kap. 3.3 und TOP WALL). In großen Wohnungen wäre dann nicht mehr die gesamte Fläche gleichermaßen zu isolieren – was schließlich auch der Gesamtenergiebilanz eines Gebäudes zugute kommt, in die auch der Energiebedarf für Produktion und Entsorgung der Baumaterialien (inklusive Dämmstoffe) einfließen sollte. Ver-kürzt gesagt impliziert eine mögliche Übertragung dieses Mo-dells die Forderung, der Mensch möge statt ganzer Gebäude einfach sich selbst wärmer anziehen. Auch zu dieser derzeit in verschiedenen Foren diskutierten Debatte könnte die IBA bei-spielhaft Lösungsansätze zu einer flexibleren Handhabung von Energiesparverordnungen aufzeigen.24

Solche und andere Innovationen verlangen nach planerischem Engagement. In der Tat zeigt die Analyse der Fallbeispiele, dass sich die Planungsleistung des Architekten durch Seriali-sierung nicht erübrigt – im Gegenteil: der intelligente Einsatz von Methoden der Präfabrikation erfordert mitunter sogar

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erhöhten Planungsaufwand, insbesondere für die Entwick-lungsarbeit für prototypische Projekte. Hier wäre anzuregen, im Rahmen der IBA ein besonderes Augenmerk auf die Leistungs-phase der Entwicklung, einer in der HOAI nicht vorgesehenen Phase 0, zu legen.

Doch auch außerhalb dieser Entwicklungsarbeit verbleibt Planungsaufwand, auch für die Serienfertigung, will man die Gebäude auf ihren städtebaulichen Kontext bezogen als Unikate entwerfen. Die kontextlose und nutzerunspezifische Übertragung eines Konzepts auf beliebige Standorte nämlich ist im bestehenden Stadtgefüge oftmals gar nicht möglich und erscheint – gemessen am artikulierten Wunsch nach einer so-zial, kulturell, strukturell und funktional gemischten Stadt25 – als nicht zielführend. Während Varianz in Bezug auf die städte-bauliche Einbindung von Gebäuden demnach wünschenswert ist, ist die Forderung nach größtmöglicher Individualität der Wohnungen mitunter kritisch zu hinterfragen. Allzu spezifische Lösungen im Sinne einer Mass Customized Architecture, heute oftmals als „Garant“ für eine gewünschte Wohnungsvielfalt verstanden (vgl. Kap. 3.1), sind nur auf die Erstbewohnerinnen und -bewohner abgestimmt und in der Regel mit finanziellem Mehraufwand verbunden. Über eine günstiger herzustellende typologische Vielfalt von gut geplanten, nutzungsneutral kon-zipierten und unterschiedlich großen Wohnungen kann eine differenzierte Nachfrage ebenso, vielleicht nachhaltiger abge-deckt werden.

Der Nachweis, dass typologische Vielfalt auch unter Bedin-gungen einer Standardisierung von Wohnungen zu erreichen ist, wäre in entsprechend ausgeschriebenen Wettbewerben zu erbringen. Vor dem Hintergrund der IBA als Ausstellung herausragender architektonischer Beispiele sollten hierzu ei-nerseits Beiträge von Architekturbüros willkommen sein, die bereits über Erfahrungen auf dem Gebiet verfügen. Angesichts der anhaltenden Diskussion um Vergabeverfahren in Deutsch-land wären jedoch unbedingt alternative Wettbewerbsformate zu empfehlen, die auch weniger bekannte und kleinere Pla-nungsteams berücksichtigen. Eine Zusammenarbeit mit der Bauindustrie scheint in jedem Fall unerlässlich.

4.3 FAZIT

Zusammenfassend lässt sich bilanzieren, dass sich Serielle Bauweisen als Experimentierfeld einer neuen IBA eignen. Sie bergen enormes Potenzial für die Erstellung preiswerten und zugleich qualitätvollen Wohnraums und zeigen innovative Ansätze zum energieeffizienten Bauen auf. Dabei besteht der Widerspruch zwischen einer intendierten architektonischen Leistungsschau (IBA als Bau-Ausstellung) und dem vermeint-lich anonymen Serienbau nur scheinbar, wie aus den in dieser Studie gezeigten Ansätzen hervorgeht. Eine IBA kann durch

innovative Ausschreibungs- und Vergabeverfahren, modifizier-te Zugangsbedingungen zu Wettbewerben und Verpflichtungen zur interdisziplinären Kooperation unter Miteinbezug von For-schungseinrichtungen experimentelle Freiräume für die Weiter-entwicklung dieser Ideen bieten. Doch in einer IBA geht es außer um die gebauten Ergebnisse immer auch um die begleitenden (Kommunikations-) Prozesse (IBA als Instrument einer nachhaltigen Stadtentwicklung26). Die breit angelegte Vermittlung der relevanten Fragestellungen und Inhalte der IBA in Verbindung mit einer prozessbegleitenden, wissenschaftlichen Analyse kann hier ein geeignetes Instru-ment zur Erzeugung von Identifikation und Teilhabe darstellen. In diesem Kontext sind schließlich auch das Land Berlin und seine Bezirke gefragt – nicht nur als Akteure, sondern auch als Eigentümer von Grund und Boden. Denn eine umsichtige Liegenschaftspolitik ist für die nachhaltige Entwicklung von Wohnraum unerlässlich. Im Rahmen der geplanten IBA könnte die bewusste Auswahl von Partnerinnen und Partnern auf Bau-herrenseite und die Förderung alternativer Eigentumsmodelle (Erbpachtverträge, Genossenschaften) dazu beitragen, den als bezahlbar erstellten Wohnraum langfristig als solchen zu sichern.

25 vgl. Angebotsaufforderung IBA_S12_08 vom 13.7.2012, S. 1.26 Stadtentwicklung wird hier nicht nur als ein baulicher, sondern auch als ein sozialer Prozess verstanden (vgl. auch Benze, Gill, Hebert 2013).

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Weiterführende Literatur Fallbeispiele

01 Wohnsiedlung Amaergendevej ONV ArchitectsRasmussen, Søren: Substainable Industrial Architecture, Vortrag im Rahmen des IBA-Symposiums Wohnen Ökonomisch Bauen am 23.04.2012 in Berlinhttp://onv-prefab.dk/

02 Case Study #1 SchwörerHausIBA Hamburg GmbH (Hrsg:) Smart Price House, Hamburg 2012http://www.iba-hamburg.de/themen-projekte/bauausstellung-in-der-bauausstellung/smart-price-houses/case-study-1/projekt/case-study-1.htmlhttp://www.schwoererhaus.de/de/aktuelles/fir-mennachrichtenhttp://www.schwoererhaus.de/de/aktuelles/iba-hamburg

03 System 3OLK ArchitektenBergdoll, Berry (Hrsg.): Home delivery - Fabri-cating the Modern Dwelling, Basel 2008Nerdinger, Winfried (Hrsg.): Wendepunkt(e) im Bauen. Von der seriellen zur digitalen Architek-tur, München 2010, S. 180-183

04 Siedlung Triemlivon Ballmoos Krucker ArchitektenHofer, Andreas: Dichte statt Zwang, in: TEC21 2007/46 SiedlungsplanungKossovskaja, Elena: Nachdem ich durch das Triemli gegangen bin. Von Ballmoos Krucker Architekten: Wohnsiedlung Triemli, Zürich in: Archithese 1/2012, S. 34-37Nerdinger, Winfried (Hrsg.): Wendepunkte im Bauen. Von der seriellen zur digitalen Architek-tur, S. 184-187Simon, Axel: Der Ersatzneubau, in: Bauwelt 45/2011, S. 26-33Simon, Axel; Weg und Neu. Zürich wird Er-satzneugebaut , in: Hochparterre 19/2011, S 18-28http://www.wbg-schweiz.chhttp://www.wbg-schweiz.ch/zeitschrift_wohnen/archiv/1167/mut_zur_maechtigkeit.htmlhttp://www.bg-sonnengarten.ch

05 Wohn- und Geschäftshaus Badener Str.pool Architekten (Mathias Heinz)Wieser, Christoph: Befreite Systembauweise in: werk, bauen+wohnen 1-2/2011, S.18-25

06 Ultradünne Fassadenelemente (Prototyp)Bassi Carella ArchitectesBassi, Andrea: Energieeffiziente Fassadenel-emente aus Beton, Vortrag 3. Schweizer Beton-forum, 27.04.2009, http://www.betonsuisse.ch/betonsuisse/angebot/schweizer_betonforum/referate/index.html?lang=deVoellinger, Thierry: Le mur à haute performance thermique. Evolution et perspectives de la fa-çade porteuse en béton préfabriqué à Genève dès 1973 (Diss.) 2012, http://library.epfl.ch/en//theses/?nr=5401Voellinger, Thierry: Schlank und effizient, in: werk, bauen + wohnen 1-2/2011

07 FLEXIBLE STRUKTUREN A13, TU BERLINA13, TU Berlin (Hrsg.): adreizehn 2008-2010, Technische Universität Berlin, o.J. [2011]A13, TU Berlin (Hrsg.) READY SUMMER 12, Technische Universität Berlin, o.J. [2012]Blocksdorf, Helga; Mensing, Marius; Timofticiuc, Anca: Flexible Strukturen 1 [Begleittext zum

geplanten gleichnamigen Forschungsantrag Zu-kunftBau], Berlin 2012 [1]Blocksdorf, Helga; Mensing, Marius; Timofticiuc, Anca: Flexible Strukturen 4, [Begleittext zum geplanten gleichnamigen Forschungsantrag Zu-kunftBau], Berlin 2012 [2]

08 Housing Block 10 Atelier Kempe ThillAtelier Kempe Thill (Hrsg.): Atelier Kempe Thill, Ostfildern 2012, S. 136-149, S. 326-347, S. 360-327Dana, Karine: Entdecke die Möglichkeiten. 23 Wohneinheiten in Trignac (F), in: Deutsche Bauzeitung 1/2012, S.32-37o.N.: Atelier Kempe Thill: 23 Stadthäuser in Amsterdam-Osdorp, in: Arch+ 203/2011http://www.atelierkempethill.com/0071.html (05.11.2012)http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Wohnungsbau_von_Kempe_Thill_in_Den_Haag_2925289.html (05.11.2012)http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Start_fuer_Wohnungsbau_von_Kempe_Thill_in_Den_Haag_1115283.html (05.11.2012)

09 23 Dwellings TrignacLacaton Vassal ArchitectesDana, Karine: Entdecke die Möglichkeiten. 23 Wohneinheiten in Trignac, in: Deutsche Bauzei-tung 01/2012, S. 32-37Durot, Fédéric; Lacaton, Anne; Vassal, Jean-Philippe: PLUS. Les grands ensembles de loge-ments - Territoires d’exception, Barcelona 2004Violeau, Jean-Louis: “Lacaton-Vassal à Saint-Nazaire. Des logements hors norme”, in: AMC 213/2012, S. 14-17 a+u 498/2012 Lacaton & Vassal 2G Books 60/2012 Lacaton & Vassal

10 Grundbau SiedlerBeL Architekteno.N.: BeL. Siedeln im Grundbau, in: Arch+ 198-199/2010, S. 68-71Elser, Oliver: In with the Old, out with the New, in: frieze 2/2011, http://frieze-magazin.de/archiv/kolumnen/aus-alt-mach-neu/?lang=enhttp://media.baunetz.de/dl/1273323/baunetz-woche_250_2011.pdfhttp://www.welt.de/print/wams/finanzen/ar-ticle106485650/Hochaktive-Wohnwuerfel.htmlhttp://www.iba-hamburg.de/themen-projekte/wilhelmsburg-mitte/bauausstellung-in-der-bau-ausstellung/smart-price-houses/grundbau-und-siedler/projekt/basic-building-and-do-it-yourself-builders-1.htmlhttp://www.iba-hamburg.de/themen-projekte/wilhelmsburg-mitte/bauausstellung-in-der-bau-ausstellung/smart-price-houses/grundbau-und-siedler/projekt/grundbau-und-siedler.html

11 TILA Pia Ilonen, Talli OYMukala, Jorma: Setzkasten im Praxistext, in: Deutsche Bauzeitung 1/2012, S. 45-51o.N: Housing Genres [Interview mit der Archi-tektin und BewohnerInnen] in: ARK Arkkithetti. Finnish Architectural Review 4/2011, S. 29-35

12 Pile Up® Stack Up®

Zapco Lt.o.N.: PileUp®: Wohnbaukasten, in: Arch+ 176-177/2006, S. 53, 62-65 Walser, Daniel: Das gestapelte Einfamilienhaus. Wohnungsbau “Quellengarten” in Rheinfelden (CH), in: Deutsche Bauzeitung 1/2012, S. 26-31

Literaturverzeichnis

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Arieff, Alison; Burkhart, Bryan: Prefab, 2002

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Page 102: Serieller Wohnungsbau. Standardisierung der Vielfalt

Serieller Wohnungsbau Studie zur IBA 2020 Berlin 101 Benze, Gill, Hebert 2013

Abbildungsverzeichnis

01 Wohnsiedlung Amaergendevej ONV Architects01.01 ONV Architects01.02 ONV Architects01.03 ONV Architects01.04 ONV Architects01.05 ONV Architects01.06 ONV Architects01.07 ONV Architects01.08 ONV Architects01.09 ONV Architects01.10 ONV Architects01.11 ONV Architects01.12 ONV Architects01.13 ONV Architects01.14 ONV Architects01.15 ONV Architects

02 Case Study #1 SchwörerHaus 02.01 SchwörerHaus KG Architektur & Marketing02.02 Fusi & Ammann Architekten02.03 Fusi & Ammann Architekten02.04 Fusi & Ammann Architekten02.05 Fusi & Ammann Architekten02.06 Fusi & Ammann Architekten02.07 Fusi & Ammann Architekten02.08 SchwörerHaus KG Architektur & Marketing02.09 SchwörerHaus KG Architektur & Marketing02.10 Fusi & Ammann Architekten

03 System 3OLK Architekten03.01 Oskar Leo Kaufmann | Albert Rüf03.02 Oskar Leo Kaufmann | Albert Rüf03.03 Oskar Leo Kaufmann | Albert Rüf03.04 Oskar Leo Kaufmann | Albert Rüf03.05 Oskar Leo Kaufmann | Albert Rüf03.06 Oskar Leo Kaufmann | Albert Rüf03.07 Oskar Leo Kaufmann | Albert Rüf03.08 Oskar Leo Kaufmann | Albert Rüf03.09 Oskar Leo Kaufmann | Albert Rüf03.10 Oskar Leo Kaufmann | Albert Rüf

04 Siedlung TriemliBallmoos Krucker Architekten04.01 © Georg Aerni04.02 von Ballmoos Krucker Architekten04.03 von Ballmoos Krucker Architekten04.04 von Ballmoos Krucker Architekten04.05 von Ballmoos Krucker Architekten04.06 von Ballmoos Krucker Architekten04.07 © Georg Aerni04.08 © Georg Aerni04.09 © Georg Aerni04.10 © Georg Aerni04.11 © Georg Aerni04.12 von Ballmoos Krucker Architekten04.13 von Ballmoos Krucker Architekten

05 Wohn- und Geschäftshaus Badener Str.pool Architekten (Mathias Heinz) 05.01 © Giuseppe Micciché 05.02 pool Architekten05.03 pool Architekten05.04 pool Architekten05.05 © Giuseppe Micciché 05.06 © Giuseppe Micciché 05.07 © Giuseppe Micciché 05.08 © Giuseppe Micciché 05.09 pool Architekten

06 Ultradünne Fassadenelemente (Prototyp)Bassi Carella Architectes 06.01 Bassi Carella Architects06.02 Bassi Carella Architects06.03 Bassi Carella Architects06.04 Bassi Carella Architects06.05 Bassi Carella Architects06.06 Bassi Carella Architects06.07 Bassi Carella Architects06.08 Bassi Carella Architects06.09 Bassi Carella Architects06.10 Bassi Carella Architects06.11 Bassi Carella Architects06.12 Bassi Carella Architects06.13 Bassi Carella Architects06.14 Bassi Carella Architects

07 FLexiBLe STrUKTUreN A13, TU BerLiN 07.01 Hochhaus der Fakultät Architektur, TU Berlin (Bernahrd Hermkes, Hans Scharoun), Baustellenfoto 1965, Foto: Werner Baues, © Architekturarchiv Hamburg07.02 Studienarbeiten, in: A13 2012, S. 5 07.03 Studienarbeit Pavel Goldstein, Tim Goldschmidt, Konstantinos Papadis, in: A13 2012, S. 1007.04 Studienarbeit Pavel Goldstein, Tim Goldschmidt, Konstantinos Papadis, in: A13 2012, S. 1107.05 Studienarbeit Pavel Goldstein, Tim Goldschmidt, Konstantinos Papadis, in: A13 2012, S. 1507.06 Studienarbeit Dorothee Hahn, Daniela Mehlich, Ellen Staib, in: A13 2012, S. 4107.07 Studienarbeit Dorothee Hahn, Daniela Mehlich, Ellen Staib, in: A13 2012 S. 4407.08 Studienarbeit Dorothee Hahn, Daniela Mehlich, Ellen Staib, in: A13 2012, S. 4607.09 Studienarbeit Sophia Frommel, Friedolin Turowski, Romina Falk, Josephine Brillowski, in: A13 2012, S. 4907.10 Studienarbeit Sophia Frommel, Friedolin Turowski, Romina Falk, Josephine Brillowski, in A13 2012, S. 50, 5307.11 Studienarbeit Sophia Frommel, Friedolin Turowski, Romina Falk, Josephine Brillowski, in: A13 2012, S. 54

08 Housing Block 10 Atelier Kempe Thill09.01 Atelier Kempe Thill, © Ulrich Schwarz 09.02 Atelier Kempe Thill09.03 Atelier Kempe Thill09.04 Atelier Kempe Thill09.05 Atelier Kempe Thill09.06 Atelier Kempe Thill09.07 Atelier Kempe Thill, © Ulrich Schwarz 09.08 Atelier Kempe Thill, © Ulrich Schwarz 09.09 Atelier Kempe Thill, © Ulrich Schwarz 09.10 Atelier Kempe Thill, © Ulrich Schwarz 09.11 Atelier Kempe Thill09.12 Atelier Kempe Thill, © Ulrich Schwarz

09 23 Dwellings TrignacLacaton Vassal Architectes08.01 Lacaton Vassal Architectes08.02 Lacaton Vassal Architectes08.03 Lacaton Vassal Architectes08.04 Lacaton Vassal Architectes08.05 Lacaton Vassal Architectes08.06 Lacaton Vassal Architectes08.07 Lacaton Vassal Architectes08.08 Lacaton Vassal Architectes08.09 Lacaton Vassal Architectes08.10 Lacaton Vassal Architectes08.11 Lacaton Vassal Architectes

10 Grundbau SiedlerBeL Architekten10.01 BeL Architekten10.02 BeL Architekten10.03 BeL Architekten10.04 BeL Architekten10.05 Walker, A.B.: Reproduction of the ground, in: BeL Architekten: Grundbau und Siedler [Präsentation zum Wettbewerb IBA Hamburg-Wilhelms burg], S. 3 (erstmals veröffentlicht in Life Magazine„RealEstateNumber“, NY 1909)10.06 BeL Architekten10.07 BeL Architekten10.08 BeL Architekten10.09 subsolar*10.10 subsolar*

11 TiLA Pia ilonen, Talli Oy 11.01 Pia Ilonen, © Kuvio11.02 Modellfoto, Le Corbusier: Unité d’Habitation Quelle: http://aiacc. org/2012/05/09/architecture-as-the- frame-not-the-picture-really/11.03 Pia Ilonen11.04 Pia Ilonen11.05 aus: Deutsche Bauzeitung 1/2012, S. 5111.06 aus: Deutsche Bauzeitung 1/2012, S. 4911.07 Pia Ilonen, © Stefan Bremer11.08 Pia Ilonen, © Stefan Bremer 11.09 Pia Ilonen, © Stefan Bremer11.10 Pia Ilonen, © Stefan Bremer

12 Pile Up® Stack Up®

Zapco Lt. 12.01 Zapco Ltd. AG, © Johannes Marburg12.02 Zapco Ltd. AG12.03 Zapco Ltd. AG12.04 Zapco Ltd. AG12.05 Zapco Ltd. AG12.06 Zapco Ltd. AG12.07 Zapco Ltd. AG, © Johannes Marburg12.08 Zapco Ltd. AG12.09 Zapco Ltd. AG, © Johannes Marburg12.10 Zapco Ltd. AG12.11 Zapco Ltd. AG, © Johannes Marburg12.12 Zapco Ltd. AG12.13 Zapco Ltd. AG, © Johannes Marburg12.14 Zapco Ltd. AG12.15 Zapco Ltd. AG12.16 Zapco Ltd. AG, © Johannes Marburg12.17 Zapco Ltd. AG12.18 Zapco Ltd. AG