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Sherman und Kübelwagen Eric Kauffmann pflegt eine Sammlung aus altem Kriegsgerät Straßburg (ths). Ein Chaffee M 24 und ein Sherman M4A3 und ein Jagdpanzer 38 Hetzer. Eine ganze Handvoll schweres Kriegsgerät, das sofort losfah- ren könnte, wenn es Eric Kauff- mann nur wollte. Das andere Dutzend wie der Maxson M45C, ein Kübelwagen oder ein Aufklärungspanzer aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs würde sich anschließen. »Was vier Räder hat, hat eine Zulas- sung.« Soll heißen, die Gefähr- te wären quasi Einsatzbereit. Der außergewöhnliche Fuhr- park gehört Eric Kauffmann. Der Enddreißiger hat das alles in drei Jahren zusammenge- sucht. Und es soll noch mehr werden – »für ein Museum oder so.« .......................................................... Die Geschichte jedes einzelnen Fahrzeugs interessiert Kauffmann ............................................................ »Was mich interessiert, ist das Gesamtbild, nicht der ein- zelne Panzer. Es geht mir um die Geschichte, den Lebens- lauf und das ganze drum und dran von so einem Ding«, sagt Kauffmann und kramt in Mu- nitionskisten, zieht Tarnnetze hervor, zeigt auf Proviantbo- xen, einen Helm, einen Ruck- sack und andere wichtige Klei- nigkeiten, die der Vergangen- heit ein Gesicht geben. Nur hinstellen und angucken sei ihm zu langweilig. Aber noch sind für ihn die Suche und vor allem das Finden das aufre- gendste. Und wie hat er angefangen? »Es kam wie aus heiterem Himmel. Klar hab’ ich als Jun- ge mit meinem Vater am alten Jeep gebastelt. Aber vor drei Jahren sah ich in Paris den Chaffee und hab' ihn gekauft. Damals hat es klick gemacht.« In Frankreich, Deutschland, England und Belgien war er seither unterwegs, hat Samm- ler und Privatmuseen abge- klappert. Was danach nach La Wantzenau in den Hangar kam, wurde zusammen mit Freunden wieder auf Vorder- mann gebracht. Damit Kauffmann die Gerät- schaften überhaupt besitzen darf, musste ein Verein her, denn in Frankreich darf eine Privatperson nichts sein Eigen nennen, was mal geschossen hat und eine Panzerung hat. »bei einem Panzer aus Eng- land machen wir schon ein Jahr mit den Papieren rum. Die Belgier und die Deutschen sind nicht so pingelig. Die ma- chen Löcher in die Panzerung, das war’s. Deswegen gibt es dort auch so viele Sammler. Ich, das heißt wir vom Verein, sind in Frankreich die einzigen mit einer solchen Sammlung.« Aber er und sein Verein zur Erhaltung des historischen mi- litärischen Erbes sind nicht al- lein mit dem Interesse an der Geschichte und der Faszinati- on für die damalige Technik. Nach einem Artikel in der Re- gionalzeitung kamen allein mehr als 600 E-Mails bei ihm an. Übrigens: Eric Kauffmann sucht noch einen T34. .................................................... WEITERE INFORMATIONEN: 3 Internet www.asphm.com Eric Kauffmann vor einem Panzer in sei- nem Hangar. Fotos: Schauer Noch ist das Kriegsgerät nicht in einem Museum zu sehen.

Sherman und Kübelwagen deckten Brücken«, Telefon · 2006. 5. 3. · Sherman und Kübelwagen Eric Kauffmann pflegt eine Sammlung aus altem Kriegsgerät Straßburg (ths). Ein Chaffee

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Page 1: Sherman und Kübelwagen deckten Brücken«, Telefon · 2006. 5. 3. · Sherman und Kübelwagen Eric Kauffmann pflegt eine Sammlung aus altem Kriegsgerät Straßburg (ths). Ein Chaffee

Nummer 250 Freitag, 28. Oktober 2005Aus dem Elsass

Geldwäsche und Finanzbetrug als StudienzielIn Europa gibt es das Fach nur an der Straßburger Universität / Studenten lernen das Geschäft der Betrüger von die Pike auf

Von Thierry Schauer.........................................................

Straßburg. An der Rechts-fakultät der Robert-Schu-man-Universität in Straß-burg machen sich seit Stu-dienbeginn Ende Septem-ber Studenten in SachenFinanzmanipulation fit.Das Diplom »Verhütung vonFinanzbetrug und Geldwä-sche« wurde 2004 von Dozen-tin Dr. Chantal Cutajar an derStraßburger Universität einge-führt. Der Studiengang ist inEuropa einzigartig.

An die 800 Milliarden US-Dollar werden jährlich welt-weit mit Finanzkriminalitätumgesetzt. Das sind 15 Pro-zent des Welthandels. »Straf-verfolgung ist gut, Strafverei-telung besser«, heißt es des-halb im Studienplan der UniStraßburg. Es müssen Leutemit Sachverstand quer durchalle Register her.

Ein Drittel des Studiums istfür Fallstudien reserviert. Alsowissen die Studenten späterganz genau, wie Geldwäsche(Vermögensabschöpfung) undFinanzbetrug funktionieren.Das lernen sie quasi von derPike auf. Das müssten sie, an-

dernfalls seien Betrügereienim globalen Finanzdschungelnicht zügig auszumachen, er-klärt Dozentin Cutajar. 2004haben 17 Studenten in demneuen Fach promoviert, diesesJahr sind zwölf zum Studiumeingeschrieben. ..........................................................

Selbst Anwälte undPolizisten sitzenmit im Hörsaal

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Wenn es ums Geld gehe,brauche es Spezialisten, dieTat und Täter schon im Ansatzerkennen, so Cutajar – egal obnun bei Banken, Finanzdienst-leistern, Versicherungen oderFinanzbehörden. Nicht um-sonst sind zwei Anwälte, einPolizeikommissar, ein techni-scher Berater aus dem Kredit-und Anlagewesen und solche,die ein frisches Jura- oderWirtschaftsdiplom haben, un-ter den Studenten. Erstmalskann auch per Internet – Stich-wort E-Learning – studiert wer-den. Im Februar soll es mit 15Studenten los gehen.

Cutajar ist nicht wichtig, wieviele Studenten eingeschrie-ben sind, sondern wie vielWissen die Studenten mitneh-men. Wichtig ist ihr außer-

dem, dass das Diplom als EU-Master anerkannt wird. »Esdauert halt, aber es läuft. Undich würde auch gern mit Uni-versitäten in Deutschland,

Großbritannien und Italien zu-sammenarbeiten. So, wie dieFinanzkriminalität Grenzenignoriert, müssen auch wir estun.« Europas Politiker habe

sie längst auf ihrer Seite, versi-chert sie.

Den 17 Absolventen des ver-gangenen Jahrgangs wird dasDiplom am 18. November fei-

erlich im Europarat überreicht..........................................................WEITERE INFORMATIONEN:3 Internet cutajar.chantal

@wanadoo.fr

Beim Studium Geldwäsche und Finanzbetrug setzt die Straßburger Universität auf Qualität bei der Wissensvermittlung, nicht aufQuantität im Hörsaal. Foto: Thierry Schauer

Feine Adresse für die »Schlupfkapp«Das »Maison Bossert« in Straßburg kleidet noch traditionell elsässisch ein

Straßburg (ths). »Bei uns wirdnicht folkloristisch kostü-miert, sondern elsässisch ein-gekleidet. Ob aus dem Kleider-schrank geliehen oder auf denLeib geschneidert.« Marie-Ro-se Allard vom Maison J. Bos-sert weiß, was in Sachen Tradi-tion Sache ist. Bei der traditio-nellen Mode geht es aberlängst nicht nur schwarz, weißund rot zu. Es finden sich auchblaue oder violette Tupfer, et-wa bei der »Schlupfkapp«, derSchlaufenkappe für den Kopfder Elsässerin. Und für denHerrn darf’s ein schwarzer Hutsein.

Auch bei der traditionellenelsässischen Mode gilt: »DerAnlass bestimmt das Kostüm,und es ist von Dorf zu Dorfverschieden. Und Katholikensehen nicht wie Protestanten

aus. Deren Röcke sind kürzer,die Farben leuchtender.« ImMaison J. Bossert kann mansich das alles seit 1947 leihen,schneidern lassen oder was eszum Selbernähen braucht ein-kaufen.

Marie-Rose hat seit 21 Jah-ren ein Auge darauf, dass amQuai Turckheim 11b Traditi-on bleibt, was Tradition warund ist. »Die Trachtengruppenvon Meistratzheim, Kochers-berg oder die anderen zwi-schen Sundgau und Weißen-burg, die bei uns leihen, dür-fen sich nicht in elsässischemFirlefanz sehen lassen.«

Ein Herr betritt den Laden.Er will wissen, ob seine Frauein Kostüm leihen könne, einsmit Blumenmotiven, wie beider »Heirat des Ami Fritz«beim Fest jedes Jahr in Marlen-

heim. Er beschreibt es. »Nein,es muss so aussehen«, korri-giert Marie-Rose und zeigt ihmein Beispiel.

Marie-Rose schneiderte beider Straßburger Oper, als beiMonsieur Joseph Stein, demFirmengründer, 1984 eineStelle frei wurde. »MonsieurStein war bei der elsässischenTradition schon pingelig. Sieging ihm über alles«, sagt Ma-rie-Rose heute. Er war es auch,der eine kleine Kollektion be-sonders schön bestickter Hau-ben zusammengetragen hat.Marie-Rose zeigt auf die Vitri-ne. »Wir haben sogar dem El-sässischen Museum was gelie-hen. Und wir haben fürs Muse-um restauriert.«

Marie-Rose ist eben mit ei-ner privaten Restaurierung fer-tig geworden. Sie musste eine

über 100 Jahre alte »Schlupf-kapp«, eine golden bestickteKappe, herrichten. »Die Fami-lie will das gute Stück der Ur-großmutter in eine Vitrine stel-len.« Sie sagt es und meintdann: »Na ja, vielleicht kom-men wir auch bald in eine Vit-rine. Immer weniger Trachten-gruppen und Trachten allge-mein. Immer mehr elsässischeDörfer wollen moderne Unter-haltung für Touristen. Und ir-gendwann verschwindet ebenauch die Elsässer Tracht in derVitrine.« Aber bis dahin ist dasMaison J. Bossert eine feineAdresse für die Tracht. ....................................................WEITERE INFORMATIONEN:3Maison J. Bossert am Qai de

Turckheim 11 b vor den »Ge-deckten Brücken«, Telefon0033/388/322847.

Im Maison J. Bossert wird nicht kostümiert, sondern elsässischeingekleidet. Foto: Thierry Schauer

Sherman und KübelwagenEric Kauffmann pflegt eine Sammlung aus altem Kriegsgerät

Straßburg (ths). Ein ChaffeeM24 und ein Sherman M4A3und ein Jagdpanzer 38 Hetzer.Eine ganze Handvoll schweresKriegsgerät, das sofort losfah-ren könnte, wenn es Eric Kauff-mann nur wollte. Das andereDutzend wie der MaxsonM45C, ein Kübelwagen oderein Aufklärungspanzer aus derZeit des Zweiten Weltkriegswürde sich anschließen. »Wasvier Räder hat, hat eine Zulas-sung.« Soll heißen, die Gefähr-te wären quasi Einsatzbereit.Der außergewöhnliche Fuhr-park gehört Eric Kauffmann.Der Enddreißiger hat das allesin drei Jahren zusammenge-sucht. Und es soll noch mehrwerden – »für ein Museumoder so.«..........................................................

Die Geschichte jedeseinzelnen Fahrzeugsinteressiert Kauffmann

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»Was mich interessiert, istdas Gesamtbild, nicht der ein-zelne Panzer. Es geht mir umdie Geschichte, den Lebens-lauf und das ganze drum unddran von so einem Ding«, sagtKauffmann und kramt in Mu-nitionskisten, zieht Tarnnetzehervor, zeigt auf Proviantbo-xen, einen Helm, einen Ruck-

sack und andere wichtige Klei-nigkeiten, die der Vergangen-heit ein Gesicht geben. Nurhinstellen und angucken seiihm zu langweilig. Aber nochsind für ihn die Suche und vorallem das Finden das aufre-gendste.

Und wie hat er angefangen?»Es kam wie aus heiteremHimmel. Klar hab’ ich als Jun-ge mit meinem Vater am altenJeep gebastelt. Aber vor dreiJahren sah ich in Paris denChaffee und hab' ihn gekauft.Damals hat es klick gemacht.«In Frankreich, Deutschland,England und Belgien war erseither unterwegs, hat Samm-

ler und Privatmuseen abge-klappert. Was danach nach LaWantzenau in den Hangarkam, wurde zusammen mitFreunden wieder auf Vorder-mann gebracht.

Damit Kauffmann die Gerät-schaften überhaupt besitzendarf, musste ein Verein her,denn in Frankreich darf einePrivatperson nichts sein Eigennennen, was mal geschossenhat und eine Panzerung hat.»bei einem Panzer aus Eng-land machen wir schon einJahr mit den Papieren rum.Die Belgier und die Deutschensind nicht so pingelig. Die ma-chen Löcher in die Panzerung,das war’s. Deswegen gibt esdort auch so viele Sammler.Ich, das heißt wir vom Verein,sind in Frankreich die einzigenmit einer solchen Sammlung.«

Aber er und sein Verein zurErhaltung des historischen mi-litärischen Erbes sind nicht al-lein mit dem Interesse an derGeschichte und der Faszinati-on für die damalige Technik.Nach einem Artikel in der Re-gionalzeitung kamen alleinmehr als 600 E-Mails bei ihman. Übrigens: Eric Kauffmannsucht noch einen T34.....................................................WEITERE INFORMATIONEN:3 Internet www.asphm.com

Eric Kauffmannvor einemPanzer in sei-nem Hangar.Fotos: Schauer

Noch ist das Kriegsgerät nicht ineinem Museum zu sehen.