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»Sich dem Einfluß · 2015. 6. 28. · Magische Bewegungen, die Taisha Abelar gehören 80 Eine magische Bewegung, die Florinda Donner-Grau gehört 83 Magische Bewegungen, die Carol

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»Sich dem Einflußder Sternenenergie öffnen ...«

Carlos Castaneda hat auf der Basis der Magischen Bewegungen, wie sie ihm durch seinenLehrer Don Juan Matus über viele Generationen weiser Männer von den altmexikanischenSchamanen übermittelt wurden, eine Bewegungslehre ausgearbeitet, die er Tensegrity nennt.

Die Zauberer des alten Mexiko entdeckten diese Bewegungen während ihrer Trancezustände,und sie nannten sie magische wegen der nachhaltigen Wirkung, die sie auf das Bewußtsein unddie Wahrnehmung ausübten. Diese zwischen verhaltenen und explosiven Bewegungen wech-selnde »Gymnastik«, die bei großer Konzentration und Stille ausgeführt wird, zielt darauf ab,das Fließen von Energie innerhalb des Körpers, aber auch in seinem Umfeld spürbar werdenzu lassen und über die Wahrnehmung und Einfühlung dann auch das Fluten der Energieim Universum zu erfahren. Die Tensegrity-Bewegungen sind nicht primär als körperliche Er-tüchtigung zu verstehen, sondern als Versuch, ein optimales Harmoniegefühl zu erreichen, aufdem Weg, Alltagseinflüsse soweit wie möglich auszuschalten und innere Stille zu finden.

Über 400 Schwarzweißfotos, die jeweils den einzelnen Übungsbeschreibungen vorangestelltsind, machen Tensegrity leicht nachvollziehbar und praktizierbar auch ohne weitereAnleitung.

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Carlos CastanedaTensegrityDie magischenBewegungender Zauberer

S. Fischer

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Für alle, die Tensegrity ausüben, ihre Kräfte darauf richtenund mich so mit energetischen Formationen in Berührunggebracht haben, die weder Don Juan Matus noch denSchamanen seiner Tradition zugänglich waren.

Zur Beachtung: Um Verletzungsgefahr zu vermeiden, sollte vor Aufnahmedieses oder jedes anderen Übungsprogramms der Arzt konsultiert werden.Besondere Vorsicht ist schwangeren Frauen anzuraten, die ihren Arzt auf-suchen sollten, bevor sie mit diesem Bewegungstraining beginnen. Die hiervorgegebenen Übungsanweisungen können in keiner Weise den Rat desArztes ersetzen. Autor, Verlag und Copyright-Inhaber an dem vorliegendenWerk weisen jegliche Schadenshaftung im Zusammenhang mit den hiervorgestellten Bewegungsübungen ab.

Die beiden Tensegrity-Praktiker, die die magischen Bewegungen demon-strieren, sind Kylie Lundahl und Miles Reid.

Deutsche ErstausgabeVeröffentlicht im S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1998Die amerikanische Originalausgabe mit dem Titel Magical Passeserschien 1998 im Verlag Harper Collins Publishers, Inc., New York ©1997 by Laugan ProductionsPhotographs by Photo Vision and Graphics in Van Nuys, California.

Für die deutsche Ausgabe:© 1998 S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am MainDeutsche Übersetzung: S. Fischer VerlagUmschlagabbildung: Salvador Dali: L'harmonie des sphèresDemart pro arte B.V./VG Bild Kunst, Bonn 1997 Satz:Fotosatz Otto Gutfreund GmbH, DarmstadtDruck und Bindung: Clausen & Bosse, LeckPrinted in Germany 1998ISBN 3-10-010214-2

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Inhalt

Einleitung 7

Die magischen Bewegungen 17

Tensegrity 29

Sechs Tensegrity-Folgen 37

Die Folge zur Vorbereitung der Intention 45Energie für die In ten tion stampfen 48Energie für die Intention aufrühren 56Energie für die In ten tion sammeln 63Energie für die Intention atmen 71

Die Folge für die Gebärmutter 75Magische Bewegungen, die Taisha Abelargehören 80Eine magische Bewegung, die FlorindaDonner-Grau gehört 83Magische Bewegungen, die Carol Tiggsgehören 84Magische Bewegungen, die Blue Scoutgehören 87

Die Folge der fünf Anliegen –die Westwood-Folge 92Das Entscheidungszentrum 93Die Rekapitulation 104Das Träumen 117Die Innere Stille 128

Die Trennung von linkem und rechtemKörper – die Hitze-Folge 138Energie auf dem linken und auf dem rechtenKörper aufrühren 143Energie des linken und des rechten Körpersmischen 152

Erste Folge:Erste Gruppe:Zweite Gruppe:Dritte Gruppe:Vierte Gruppe:

Zweite Folge:Erste Gruppe:

Zweite Gruppe:

Dritte Gruppe:

Vierte Gruppe:

Dritte Folge:

Erste Gruppe:Zweite Gruppe:Dritte Gruppe:Vierte Gruppe:

Vierte Folge:

Erste Gruppe:

Zweite Gruppe:

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Dritte Gruppe:

Vierte Gruppe:

Fünfte Folge:Erste Gruppe:

Zweite Gruppe:

Dritte Gruppe:

Sechste Folge:

Energie des linken und des rechten Körpersmit dem Atem bewegen 161Die Vorliebe des linken und des rechtenKörpers 168

Die Männlichkeits-Folge 190Magische Bewegungen, bei denen die Händezugleich bewegt, aber getrennt gehaltenwerden 193Magische Bewegungen zum Konzentrierender Sehnen-Energie 199Magische Bewegungen zum Entwickeln vonAusdauer 205

Hilfsmittel, die in Verbindung mitbestimmten magischen Bewegungenbenutzt werden 211Die erste Kategorie 213Die zweite Kategorie 218

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Einleitung

Don Juan Matus, ein Meisterschamane, ein Nagual, wie Mei-sterschamanen genannt werden, die an der Spitze einer Gruppevon Zauberern stehen, hat mir den Zugang zu der kognitivenWelt der Schamanen geöffnet, die in alter Zeit in Mexikolebten. Don Juan Matus war ein Indianer, geboren in Yuma,Arizona. Sein Vater war ein Yaqui-Indianer aus Sonora, Mexiko,und seine Mutter vermutlich eine Yuma-Indianerin ausArizona. Don Juan lebte bis zu seinem zehnten Lebensjahr inArizona. Dann brachte ihn sein Vater nach Sonora in Mexiko,wo sie in die lokalen Kriege der Yaqui gegen die mexikanischeZentralregierung gerieten. Sein Vater kam ums Leben, und DonJuan landete als zehnjähriges Kind im Süden Mexikos, wo erbei Verwandten aufwuchs.Im Alter von zwanzig Jahren kam er mit einem Meisterscha-manen namens Julian Osorio in Berührung. Er führte Don Juanin das Wissen einer Schule von Zauberern ein, die der Überlie-ferung nach fünfundzwanzig Generationen umfaßte. Er selbstwar kein Indianer, sondern der Sohn europäischer Einwanderernach Mexiko. Don Juan erzählte mir, daß der Nagual Julian vonBeruf Schauspieler und eine faszinierende Persönlichkeit ge-wesen sei – ein gewandter Erzähler und Mime, von allen be-wundert, einflußreich und respektgebietend. Auf einer seinerTheater-Tourneen durch die Provinzen war der SchauspielerJulian Osorio unter den Einfluß eines anderen Nagual geraten,Elias Ulloa, der ihm das Wissen seiner Schule von Zauberernübermittelte.So stand Don Juan Matus in einer langen Tradition von Scha-manen, wenn er seine vier Schüler – Taisha Abelar, FlorindaDonner-Grau, Carol Tiggs und mich – in gewissen körper-lichen Bewegungsübungen unterwies, die er magische Bewe-gungen nannte. Er lehrte sie uns im selben Geist, wie sie seitGenerationen gelehrt worden waren, jedoch mit einer bedeut-samen Abweichung: Er befreite sie von jener übermäßigenRitualisierung, mit der die Praxis und Lehre dieser magischenBewegungen seit Generationen verbunden waren. Don Juan er-klärte, daß die Rituale ihre Kraft eingebüßt hätten, da den

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neuen Generationen mehr an Effizienz und Funktionalität ge-legen sei. Er empfahl mir aber, unter keinen Umständen mitseinen Schülern oder überhaupt mit anderen Menschen über diemagischen Bewegungen zu sprechen. Er begründete diesdamit, daß die magischen Bewegungen etwas völligPersönliches seien. Ihre Wirkung sei so durchschlagend, daß esbesser wäre, sie einfach zu üben, ohne sie mit anderen zudiskutieren.Don Juan Matus lehrte mich alles, was er über die Zauberer sei-ner Tradition wußte. Er formulierte, bekräftigte und erklärtemir sein Wissen in allen Facetten. Darum ist alles, was ich überdie magischen Bewegungen sage, das unmittelbare Ergebnisseiner Unterweisung. Die magischen Bewegungen wurdennicht erfunden. Sie wurden von den Schamanen seinerTradition, die in alter Zeit in Mexiko lebten, entdeckt,während sie sich in schamanistischen Zuständen gesteigertenBewußtseins befanden. Die Entdeckung der magischenBewegungen geschah eher zufällig. Am Anfang stand die sehreinfache Frage nach dem Wesen eines unglaublichenWohlgefühls, das diese Schamanen in den Zuständengesteigerten Bewußtseins erlebten, wenn sie bestimmteKörperhaltungen einnahmen oder ihre Glieder auf einebestimmte Art und Weise bewegten. Ihr Wohlgefühl war sointensiv, daß der Drang, diese Bewegungen in einem normalenBewußtseinszustand zu wiederholen, bald zum Mittelpunkt allihrer Bemühungen wurde.Offenbar gelang ihnen diese Aufgabe. Sie besaßen infolgedes-sen eine sehr komplexe Reihe von Bewegungen, die ihnen,wenn sie ausgeführt wurden, geradezu unglaubliche Resultatean geistiger und körperlicher Leistungsfähigkeit verschafften.Die Ergebnisse beim Üben dieser Bewegungen waren in derTat so dramatisch, daß die Zauberer sie magische Bewegungennannten. Generationen lang gaben sie die magischen Bewe-gungen nur an eingeweihte Schamanen weiter, in einem per-sönlichen Rahmen und unter Einhaltung umständlicher Ritualeund geheimer Zeremonien.Don Juan Matus löste sich bei der Weitergabe der magischenBewegungen radikal von der Tradition. Das Abweichen ver-langte von ihm, das praktische Ziel der magischenBewegungen neu zu formulieren. Dieses Ziel, so erklärte ermir, sei im Gegensatz zur Vergangenheit weniger dieSteigerung des geistigen und körperlichen Gleichgewichts,sondern die praktische Möglichkeit, Energie umzuverteilen.Der Bruch mit der Tradition gehe auf den Einfluß der beidenNaguals zurück, die seine Vorgänger waren.

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Menge, deren Vermehrung oder Verminderung nicht dem Ein-fluß äußerer Kräfte unterliegt. Sie glaubten, dieses Maß an Energiegenüge, um etwas zu erreichen, was sie für die Obsession einesjeden Menschen auf Erden hielten: die Parameter der normalenWahrnehmung zu durchbrechen. Don Juan Matus war davonüberzeugt, daß die Kultur und das soziale Milieu verantwortlichfür unsere Unfähigkeit seien, diese Parameter zu durchbrechen.Er behauptete, unsere Kultur und unser soziales Milieu setztenunsere angeborene Energie einzig und allein zu dem Zweck ein,etablierte Verhaltensmuster zu erfüllen, die es uns nichterlaubten, jene Parameter der normalen Wahrnehmung zudurchbrechen.»Aber warum, Don Juan, sollte ich oder sonst jemand diese Pa-rameter durchbrechen wollen?« fragte ich ihn einmal. »DasDurchbrechen dieser Parameter ist für die Menschheit un-vermeidlich«, erwiderte er. »Wer sie durchbricht, gelangt inunvorstellbare Welten, deren praktischer Wert sich in keinerWeise vom Wert unserer alltäglichen Welt unterscheidet. Unab-hängig davon, ob wir diese Prämisse akzeptieren oder nicht,sind wir stets von der Idee besessen, jene Parameter zu durch-brechen. Aber wir scheitern jämmerlich daran. Deshalb sindDrogen und Aufputschmittel, religiöse Riten und Zeremonienin der heutigen Menschheit so weit verbreitet.«»Wieso glaubst du, Don Juan, daß wir so jämmerlich schei-tern?« fragte ich.»Wir scheitern an der Erfüllung unseres unterschwelligen Wun-sches«, sagte er, »weil wir die Aufgabe Hals über Kopf lösenwollen. Unsere Werkzeuge sind zu primitiv. Es ist, als versuch-ten wir eine Mauer niederzureißen, indem wir mit dem Kopf da-gegen anrennen. Der Mensch erkennt nicht, daß dieser Durch-bruch eine Frage der Energie ist. Zauberer messen den Erfolg nurdaran, ob sich der Zugang zu Energie öffnet oder nicht.Da es unmöglich ist«, fuhr er fort, »unsere angeborene Energiezu vermehren, sahen die Zauberer im alten Mexiko keinen an-deren Weg, als diese Energie umzuverteilen. Der Prozeß derUmverteilung begann für sie mit den magischen Bewegungenund mit der Art und Weise, wie diese Übungen den physischenKörper beeinflußten.«In seinen Unterweisungen betonte Don Juan mit allem Nach-druck, daß die Schamanen seiner Tradition bis auf den heutigenTag größten Wert auf körperliche Tüchtigkeit und seelischesWohlbefinden legten. Seine Aussagen bestätigten sich für michjedesmal, wenn ich ihn und die fünfzehn Zauberer seinerGruppe beobachtete. Ihr ausgezeichnetes körperliches und gei-stiges Gleichgewicht fiel am meisten ins Auge.

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Don Juans Antwort, als ich ihn einmal direkt fragte, warum dieZauberer so viel Wert auf die physische Seite des Menschenlegten, war für mich eine große Überraschung. Ich hatte immergeglaubt, er sei ein spiritueller Mensch.»Die Zauberer sind nicht spirituell«, sagte er. »Sie sind sehrpraktisch. Es ist jedoch allgemein bekannt, daß man die Scha-manen für exzentrisch oder sogar für verrückt hält. Vielleichthältst du sie deshalb für spirituell. Sie scheinen verrückt, weilsie immer Dinge zu erklären versuchen, die sich nicht erklärenlassen. Im Verlauf der vergeblichen Versuche, umfassende Er-klärungen zu geben, die unter keinen Umständen umfassendsein können, verlieren sie die Klarheit und äußern Ungereimt-heiten.Man braucht einen geschmeidigen Körper, wenn man körper -lich leistungsfähig und bei klarem Verstand sein will«, fuhr erfort. »Das sind die zwei wichtigsten Dinge im Leben der Scha-manen, weil sie zu Nüchternheit und Pragmatismus führen –den einzigen unverzichtbaren Voraussetzungen, um in andereWelten der Wahrnehmung zu gelangen. Wer sich im Unbe-kannten wirklich zurechtfinden will, muß wagemutig sein, abernicht tollkühn. Ein Zauberer muß äußerst besonnen, vorsichtigund geschickt sein und darüber hinaus eine hervorragende kör-perliche Kondition haben, um das Gleichgewicht zwischenMut und Tollkühnheit zu finden.«»Aber warum eine hervorragende körperliche Kondition, DonJuan?« fragte ich. »Genügt nicht der Wunsch oder Wille, insUnbekannte vorzustoßen?«»Nicht in deinem erbärmlichen Leben«, antwortete er ziemlichbarsch. »Schon der Gedanke daran, dem Unbekannten ent-gegenzutreten, und erst recht, dorthin vorzustoßen, verlangteiserne Nerven und einen Körper, der solchen Nerven gewach-sen ist. Was nützen schon starke Nerven, wenn geistige Wach-heit, körperliche Leistungsfähigkeit und die entsprechendenMuskeln fehlen?«Die hervorragende physische Kondition, für die sich Don Juanseit dem ersten Tag unserer Beziehung immer eingesetzt hatte,das Ergebnis einer rigorosen Übung der magischen Bewegun-gen, war allem Anschein nach der erste Schritt zur Umvertei-lung unserer angeborenen Energie. Die Umverteilung vonEnergie war in Don Juans Augen sowohl im Leben der Scha-manen wie auch im Leben jedes einzelnen die entscheidendeAufgabe. Die Umverteilung von Energie ist ein Vorgang, derdarin besteht, die in uns vorhandene Energie von einer Stellezur anderen zu bringen. Die Energie wurde den Vitalzentrendes Körpers entzogen, die diese Energie jedoch brauchen, um

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ein Gleichgewicht zwischen geistiger Wachsamkeit und kör-perlicher Leistungsfähigkeit herzustellen.Die Schamanen in Don Juans Tradition konzentrierten sich aufdie Umverteilung ihrer angeborenen Energie. Das war keinintellektuelles Unterfangen, auch nicht das Ergebnis von In-duktion, Deduktion oder logischen Folgerungen. Es war dasResultat ihrer Fähigkeit, Energie wahrzunehmen, wie sie imUniversum fließt.»Die Zauberer bezeichneten die Fähigkeit, die im Universumfließende Energie wahrzunehmen, als Sehen«, erklärte mir DonJuan. »Sie beschrieben das Sehen als einen Zustand gesteiger-ten Bewußtseins. In diesem Zustand ist der menschliche Kör-per fähig, Energie als ein Fließen, ein Strömen, als eine demWind ähnliche Vibration wahrzunehmen. Wenn das für dieMenschen normale Interpretationssystem momentan außerKraft gesetzt wird, ist es möglich, Energie im Universumfließen zu sehen.«»Was für ein Interpretationssystem ist das, Don Juan?« fragteich.»Die Zauberer im alten Mexiko fanden heraus«, antwortete er,»daß jeder Teil des menschlichen Körpers auf die eine oderandere Weise daran beteiligt ist, das vibrierende Fließen, dieströmende Schwingung, in so etwas wie sensorische Informa-tion umzusetzen. Die Gesamtsumme dieser sensorischen Infor-mationen wird dann durch Gewohnheit in das Interpretations-System umgewandelt, das die Menschen befähigt, die Welt sowahrzunehmen, wie sie es tun.Es erforderte eine ungeheure Disziplin der Zauberer im altenMexiko«, fuhr er fort, »dieses Interpretationssystem außer Kraftzu setzen. Was dann geschah, nannten sie Sehen. Es wurde zumGrundstein ihres Wissens. Den Fluß der Energie im Universunizu sehen, war ein wichtiges Instrument, das sie einsetzten, umdie Maßstäbe ihrer Klassifikationen zu entwickeln. Aufgrunddieser Fähigkeit erkannten sie zum Beispiel das gesamte dermenschlichen Wahrnehmung zugängliche Universum als einGebilde, das ähnlich einer Zwiebel aus Tausenden von Schich-ten besteht. Die alltägliche Welt der Menschen, so glaubten sie,ist auch nur eine Schicht, und demzufolge sind andere Schich-ten nicht nur der menschlichen Wahrnehmung zugänglich, son-dern gehören auch zum natürlichen Erbe der Menschen.«Ein anderer überaus wertvoller Aspekt des Wissens dieser Zau-berer, der auch eine Konsequenz ihrer Fähigkeit war, denEnergiefluß im Universum zu sehen, war die Entdeckung dermenschlichen Energie-Konfiguration. Die menschliche Ener-gie-Konfiguration war für sie ein Konglomerat von Energiefel-

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dern, das von einer vibrierenden Kraft zusammengehaltenwurde, die diese Energiefelder zu einer leuchtenden Energie-kugel formte. Für die Zauberer aus Don Juans Schule hat derMensch eine längliche Gestalt, wie ein Ei, oder eine runde Ge-stalt, wie eine Kugel. Darum nannten sie die Menschen leuch-tende Eier oder leuchtende Kugeln. Diese leuchtenden Gebildehielten sie für unser wahres Selbst – wahr in dem Sinn, daß es inenergetischer Hinsicht irreduzibel ist. Die Gesamtheit dermenschlichen Ressourcen wird dafür aufgewandt, das wahreSelbst unmittelbar als Energie wahrzunehmen, und deshalb ist esirreduzibel.Die Schamanen entdeckten, daß es auf der Rückseite dieserleuchtenden Kugel einen Punkt von stärkerer Leuchtkraft gibt.Durch die Prozesse direkter Beobachtung von Energie fanden sieheraus, daß dieser Punkt der Schlüssel zum Vorgang derUmwandlung von Energie in Sinnesdaten und deren anschlie-ßender Interpretation ist. Aus diesem Grund nannten sie ihn denMontagepunkt und waren der Meinung, daß die Wahrnehmungdort zusammengesetzt, also montiert wird. Nach ihrer Be-schreibung befindet sich der Montagepunkt hinter den Schul-terblättern, etwa eine Armlänge davon entfernt. Sie stelltenauch fest, daß der Montagepunkt bei allen Menschen an dergleichen Stelle zu finden ist und so jedem Menschen eine ganzähnliche Sicht der Welt vermittelt.Eine Entdeckung von höchstem Wert für sie und für die Schama-nen nachfolgender Generationen war, daß Gewohnheit und So-zialisierung für die Position des Montagepunktes verantwortlichsind. Aus diesem Grund hielten sie diese Stelle für willkürlich,denn sie vermittelt lediglich die Illusion, endgültig und irredu-zibel zu sein. Eine Folge dieser Illusion ist die anscheinend un-erschütterliche Überzeugung der Menschen, daß die Welt, mitder sie es täglich zu tun haben, die einzig existierende Welt seiund daß es keinen Zweifel an ihrer Finalität geben könne.»Glaube mir«, sagte Don Juan einmal, »das Gefühl der Finalitätder Welt ist reine Illusion. Aufgrund der Tatsache, daß es nie inFrage gestellt wurde, erscheint es als die einzig mögliche Sicht.Das Sehen der Energie, wie sie im Universum fließt, ist das ge-eignete Mittel, um die scheinbare Finalität in Frage zu stellen.Mit Hilfe dieser Methode kamen die Zauberer meiner Traditionzu dem Schluß, daß es tatsächlich eine schwindelerregendeZahl von Welten gibt, die der Wahrnehmung des Menschen zu-gänglich sind. Sie beschrieben diese Welten als allumfassendeReiche – Reiche, in denen man handeln und kämpfen kann. Mitanderen Worten, es sind Welten, wo man leben und sterbenkann, genau wie in dieser Welt des alltäglichen Lebens.«

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In den dreizehn Jahren meiner Verbindung mit Don Juan lehrteer mich die grundlegenden Schritte, um das Kunststück desSehens zu vollbringen. Ich habe in all meinen früheren Schrif-ten darüber berichtet, aber den Schlüssel für diesen Prozeßnoch nie erwähnt – die magischen Bewegungen. Ich lernte vonihm eine große Zahl dieser Bewegungen. Außer diesem Wis-sensschatz vermittelte mir Don Juan auch die Gewißheit, daßich das letzte Glied in der Kette seiner Tradition sei. Ich ak-zeptierte das, doch damit stellte sich für mich ganz selbstver-ständlich die Aufgabe, neue Wege zur Verbreitung des Wissensdieser Tradition zu finden, da deren Fortführung nicht mehr zurDebatte stand.Ich muß in diesem Zusammenhang einen sehr wichtigen Punktklären. Don Juan Matus war niemals daran interessiert, seinWissen zu lehren. Es ging ihm um die Fortsetzung seiner Tra-dition. Seine drei anderen Schüler und ich seien die Mittler –vom Geist selbst erwählt, wie er sagte, denn er habe nicht ak-tiv an der Auswahl mitgewirkt –, die den Fortbestand der Tra-dition sichern würden. Darum unterzog er sich der gewaltigenAnstrengung, mich alles zu lehren, was er über Zauberei, Scha-manismus und die Entwicklung seiner Schule wußte.Im Verlauf meiner Ausbildung erkannte er, daß sich meineEnergie-Konfiguration, wie er sagte, so weit von der seinen un-terschied, daß dies nichts anderes bedeuten könne als das Endeseiner Tradition. Ich erklärte, daß mir seine Interpretation ir-gendwelcher unsichtbarer Unterschiede zwischen uns äußerstunangenehm sei. Ich wollte die Last nicht auf mich nehmen,der Letzte seiner Tradition zu sein, und ich verstand auch seineBegründung nicht.»Die Zauberer des alten Mexiko glaubten«, sagte er mir einesTages, »daß die Entscheidungsfreiheit, wie der Mensch sie ver-steht, zwar die Prämisse der kognitiven Welt der Menschen ist,daß sie aber nur eine wohlwollende Interpretation dessen ist,was wir entdecken, wenn sich das Bewußtsein über die gepol-sterte Sicherheit unserer Welt hinauswagt – eine wohlwollendeInterpretation des Sichabfindens. Die Menschen befinden sichim Bann von Mächten, die sie nach Belieben lenken. Die Kunstder Zauberer besteht darin, sich nicht wirklich für oder gegenetwas zu entscheiden, sondern sich klugerweise zu fügen.Obwohl die Zauberer scheinbar nichts anderes tun, als Ent-scheidungen zu treffen, treffen sie in Wirklichkeit überhauptkeine Entscheidungen«, fuhr er fort. »Ich habe mich nicht dafürentschieden, dich zu wählen, und ich habe nicht entschieden,daß du so sein solltest. wie du bist. Da ich nicht wählen konnte,wem ich mein Wissen überliefern würde, mußte ich denjenigen

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akzeptieren, den mir der Geist anbot. Der Betreffende warst du.Und du bist energetisch nur fähig zu beenden, nicht aber, etwasfortzusetzen.«Er behauptete, daß das Ende seiner Tradition nichts mit ihmselbst oder seinen Bemühungen zu tun habe oder mit seinemErfolg oder Scheitern als Zauberer auf der Suche nach absoluterFreiheit. Er sah darin eine Entscheidung, die jenseits dermenschlichen Ebene getroffen worden war, aber nicht von We-sen oder Entitäten, sondern von den unpersönlichen Kräftendes Universums.Schließlich mußte ich akzeptieren, was Don Juan mein Schick-sal nannte. Da ich mich fügte, stand ich vor einem weiterenProblem, das er mit den Worten bezeichnete: Die Tür hintersich schließen, wenn man geht. Das heißt, ich übernahm dieVerantwortung, darüber zu entscheiden, was genau mit demWissen geschehen sollte, das er mich gelehrt hatte. Und ichdurfte mir bei der Umsetzung dieser Entscheidung in die Tatkeine Fehler zuschulden kommen lassen. Vor allem stellte ichmir die entscheidende Frage, was ich mit den magischen Be-wegungen anfangen sollte – jenem Aspekt von Don Juans Wis-sen, der am stärksten von Pragmatismus und Funktionalitätdurchdrungen war. Ich beschloß, die magischen Bewegungenjedem zugänglich zu machen, der sie lernen wollte. Meine Ent-scheidung, mit der Geheimhaltung Schluß zu machen, die sieseit unvordenklichen Zeiten umgab, basierte natürlich auf mei-ner absoluten Überzeugung, daß ich tatsächlich der Letzte inDon Juans Tradition bin. Es schien mir unvorstellbar, Trägervon Geheimnissen zu sein, die nicht einmal meine eigenen wa-ren. Die magischen Bewegungen in Geheimnis zu hüllen, warnicht meine Entscheidung, aber es war meine Entscheidung,diesem Zustand ein Ende zu bereiten.Fortan bemühte ich mich, für jede der magischen Bewegungeneine allgemeinere, generische Form zu finden, eine Form, diefür jeden geeignet wäre. Dies führte zu einer Konfiguration vonleicht modifizierten Formen einer jeden magischen Bewegung.Ich habe diese neue Konfiguration von Bewegungen Tensegritygenannt, ein Begriff aus der Architektur, der bedeutet: »DasMerkmal von Skelettkonstruktionen, bei denen kontinuierlicheSpannungsglieder und diskontinuierliche Druckglieder so ein-gesetzt werden, daß jedes Glied mit maximaler Effizienz undÖkonomie seine Funktion erfüllt.«Um zu verdeutlichen, was die magischen Bewegungen dieserZauberer sind, die in alten Zeiten in Mexiko lebten, möchte ichetwas klarstellen. »Alte Zeiten« bedeutete für Don Juan einenZeitraum vor zehntausend Jahren und früher – eine Zahlen-

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angabe, die vorn Standpunkt der klassifikatorischen Schematamoderner Wissenschaftler unsinnig ist. Als ich Don Juan mitder Diskrepanz zwischen seiner Schätzung und dem, was ichfür realistischer hielt, konfrontierte, blieb er unbeirrt bei seinerÜberzeugung. Er hielt es für eine Tatsache, daß sich Menschen,die vor zehntausend Jahren in der Neuen Welt lebten, einge-hend mit Fragen des Universums und der Wahrnehmung be-schäftigten, Fragen, die der moderne Mensch noch nicht malangefangen hat zu ergründen.Ungeachtet unserer unterschiedlichen chronologischen Inter-pretationen ist die Wirksamkeit der magischen Bewegungenfür mich unbestreitbar, und ich fühle mich verpflichtet, alles,was zu diesem Thema gehört, genau in der Weise zu erläutern.wie es mir dargestellt wurde. Die Unmittelbarkeit der Wirkungdieser Übungen auf mich hatte großen Einfluß auf die Art, wieich sie behandle. Was ich in diesem Buch vorlege, spiegelt die-sen Einfluß getreu wider.

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Die magischen Bewegungen

Als Don Juan mit mir zum ersten Mal ausführlich über magi-sche Bewegungen sprach, geschah es im Zusammenhang miteiner abfälligen Bemerkung über mein Gewicht.»Du bist viel zu schwer«, sagte er, musterte mich von Kopf bisFuß und schüttelte mißbilligend den Kopf. »Es fehlt nicht viel,und du bist dick. Bei dir zeigt sich schon der Verschleiß. Wiealle Menschen deiner Rasse bekommst du einen Fettwulst imGenick, einen Stiernacken. Es wird Zeit, daß du dich ernsthaftmit einer der größten Entdeckungen der Zauberer beschäftigst,den magischen Bewegungen.«»Von welchen magischen Bewegungen sprichst du, Don Juan?«fragte ich. »Du hast dieses Thema noch nie erwähnt oder wenn,dann so beiläufig, daß ich mich nicht daran erinnern kann.«»Ich habe dir nicht nur viel über magische Bewegungen er-zählt«, antwortete er. »Du kennst auch schon eine ganze Reihedieser Bewegungen und lernst sie ständig von mir.«Meines Wissens hatte er mir nicht schon die ganze Zeit ma-gische Bewegungen beigebracht. Ich protestierte deshalb hef-tig.»Hör auf, dein wunderbares Ich so leidenschaftlich zu verteidi-gen«, scherzte er und runzelte die Augenbrauen in einer über-trieben rechtfertigenden Geste. »Ich wollte nur sagen, daß dumich dauernd und in allem nachahmst. Ich mache mir einfachdein Imitationstalent zunutze. Die ganze Zeit habe ich dir magi-sche Bewegungen gezeigt, und du hast immer geglaubt, ich hätteSpaß daran, meine Gelenke knacken zu lassen. Ich habe nichtsdagegen, wenn diese Bewegungen für dich bedeuten, die Ge-lenke knacken zu lassen! Bleiben wir auch in Zukunft dabei.Ich habe dir zehn verschiedene Arten gezeigt, die Gelenkeknacken zu lassen«, fuhr er fort. »Jede ist eine magische Be-wegung, die meinem und auch deinem Körper vollkommenentspricht. Man könnte sagen, daß diese zehn magischen Be-wegungen im Einklang mit dir und mit mir stehen. Sie gehörenzu uns persönlich und sind individuell, so wie sie auch anderenZauberern in den fünfundzwanzig vorausgegangenen Genera-tionen gehörten, die uns ähnlich waren.«

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Die magischen Bewegungen, von denen Don Juan sprach, hatteich in der Tat, wie er selbst sagte, für seine Art gehalten, mit denGelenken zu knacken. Er pflegte Arme und Beine, den Rumpfund die Hüften auf eine bestimmte Art zu bewegen. Ich glaubte,er wolle damit eine maximale Dehnung seiner Muskeln, Kno-chen und Sehnen erreichen. Das Resultat dieser Streckbewe-gungen war aus meiner Sicht eine Folge von knackendenGeräuschen, die er, wie ich stets glaubte, zu meiner Belusti-gung und Verblüffung hervorbrachte. Tatsächlich hatte er michimmer wieder aufgefordert, es ihm nachzumachen. Er hattemich sogar ständig aufgefordert, mir diese Bewegungen einzu-prägen und sie zu Hause zu üben, bis ich genau wie er mit denGelenken kacken könne.Es war mir nie gelungen, diese Geräusche hervorzubringen,aber eindeutig hatte ich, wenn auch unbewußt, alle Bewegungengelernt. Heute weiß ich, es war ein Segen, daß es mir nichtgelang, dieses Knacken zu erreichen, weil die Muskeln undSehnen nie bis zu diesem Punkt belastet werden sollten. DonJuan hatte die angeborene Fähigkeit, mit den Gelenken in seinenArmen und seinem Rücken zu knacken, ähnlich wie mancheMenschen in der Lage sind, die Fingerknöchel knacken zulassen.»Wie haben die alten Zauberer diese magischen Bewegungenerfunden, Don Juan?«»Niemand hat sie erfunden«, erwiderte er streng. »Der Gedanke,sie wären erfunden worden, unterstellt sofort eine Mitwirkungdes Verstandes. Das trifft bei den magischen Bewegungen nichtzu. Sie wurden von den alten Schamanen entdeckt. Man hat mirgesagt, daß alles mit dem außerordentlichen Gefühl des Wohl-befindens anfing, das die Schamanen erlebten, wenn sie sich inschamanistischen Zuständen gesteigerten Bewußtseins befan-den. Sie empfanden eine so unglaubliche und faszinierendeVitalität, daß sie sich darum bemühten, diesen Zustand auch inihren wachen Stunden zu erleben.«»Anfangs glaubten die Schamanen«, so erklärte mir Don Juaneinmal, »daß es ein Gefühl des Wohlbefindens sei, das sich imallgemeinen mit gesteigertem Bewußtsein einstellt. Bald aberfanden sie heraus, daß nicht alle schamanistischen Zuständegesteigerten Bewußtseins, in die sie sich begaben, bei ihnen dasgleiche Gefühl des Wohlbefindens hervorriefen. Eine genauereBeobachtung zeigte ihnen, daß dieses Wohlgefühl immer imZusammenhang mit bestimmten Arten von Körperbewegungenauftrat. Sie erkannten, daß sich ihr Körper immer dann, wennsie im Zustand gesteigerten Bewußtseins waren, unwillkürlichauf eine bestimmte Art bewegte und daß diese Bewegungen

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tatsächlich die Ursache jenes ungewöhnlichen Gefühls körper-licher und geistiger Vollkommenheit waren.«Don Juan sagte, es sei ihm immer vorgekommen, als wärenjene Bewegungen, die die Körper der Schamanen im Zustandgesteigerten Bewußtseins ohne ihr Zutun ausführten, so etwaswie ein verborgenes Erbe der Menschheit, das in der Tiefe ge-speichert darauf warte, von denen entdeckt zu werden, diedanach suchten. Er bezeichnete diese Zauberer als Tiefsee-taucher, die, ohne es zu wissen, den Schatz geborgen hätten.Und dann, sagte Don Juan, hätten die Zauberer angefangen,einige dieser Bewegungen, an die sie sich erinnerten, gewis-senhaft zu rekonstruieren. Ihre Bemühungen zahlten sich aus. Esgelang ihnen, Bewegungen zu entdecken, die ihnen als un-kontrollierbare Reaktionen des Körpers im Zustand gesteigertenBewußtseins erschienen waren. Ermutigt durch ihren Erfolgkonnten sie Hunderte solcher Bewegungen rekonstruieren, diesie ausführten, ohne jedoch den Versuch zu unternehmen, sie inein verständliches Schema zu bringen. Sie stellten sich vor, daßdiese Bewegungen im Zustand gesteigerten Bewußtseins spontanerfolgten und daß es eine Kraft gab, die die Wirkung der Be-wegungen ohne Beteiligung ihres Willens steuerte.Don Juan erklärte, er habe die Zauberer alter Zeiten wegen ihrerEntdeckungen stets für außerordentliche Menschen gehalten,denn die Bewegungen, die sie gefunden hatten, würden moder-nen Schamanen, die sich ebenfalls in Zustände gesteigerten Be-wußtseins begäben, niemals auf die gleiche Weise offenbart.Vielleicht liege es daran, sagte er, daß die modernen Schamanendiese Bewegungen bereits auf die eine oder andere Art von ihrenVorgängern gelernt hätten. Vielleicht hätten die Zauberer inalten Zeiten aber auch mehr energetische Masse besessen.»Was meinst du damit, Don Juan, sie hatten mehr energetischeMasse?« fragte ich. »Waren diese Menschen größer?«»Ich glaube nicht, daß sie physisch größer waren«, antwortete er,»aber energetisch sah sie ein Schamane als längliche Gestalt.Sie selbst nannten sich leuchtende Eier. Ich habe in meinemLeben noch nie ein leuchtendes Ei gesehen. Alles, was ichgesehen habe, sind leuchtende Kugeln. Es ist also anzunehmen,daß der Mensch im Lauf der Generationen an energetischerMasse verloren hat.«Don Juan erklärte mir, daß das Universum für einen Seher auseiner unendlichen Zahl von Energiefeldern zusammengesetztist. Sie erscheinen seinem Auge als leuchtende Fasern, die sichin alle Richtungen erstrecken. Diese Fasern, sagte Don Juan,ziehen sich kreuz und quer durch die leuchtenden Kugeln, diewir Menschen sind. Man könne vernünftigerweise annehmen,

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daß die Menschen, wenn sie einst eine längliche, eiförmigeGestalt hatten, viel größer waren als eine Kugel. Energiefelder,die früher die Spitze der leuchtenden Eiform berührten, habendaher jetzt, da die Menschen leuchtende Kugeln sind, keinenKontakt mehr mit ihnen. Für Don Juan bedeutete dies einenVerlust an energetischer Masse, die offenbar nötig gewesenwar, um den verborgenen Schatz, die magischen Bewegungen,zu heben.»Warum, Don Juan, nennt man diese Übungen der alten Scha-manen magische Bewegungen?« fragte ich ihn einmal.»Man nennt sie nicht nur magische Bewegungen, sie sind ma-gisch! Sie haben eine Wirkung, die mit dem Verstand nicht zuerklären ist. Die Bewegungen sind keine körperlichen Übun-gen oder Körperhaltungen. Es sind ernsthafte Versuche, einenoptimalen Daseinszustand zu erreichen.Die Magie der Bewegungen«, fuhr er fort, »liegt in einer subtilenVeränderung, die sich während der Übung einstellt. Daskörperliche und seelische Befinden wird durch die Bewegungum eine ephemere Eigenschaft, so etwas wie ein Glanz, einLeuchten in den Augen, bereichert. Die subtile Veränderung isteine Berührung mit dem Geist. Es ist, als ob die Übenden durchdie Bewegungen eine ungenutzte Verbindung mit der Kraft, diesie am Leben hält, wieder aktivieren.«Ein anderer Grund, in diesem Zusammenhang von magischenBewegungen zu sprechen, fuhr er mit seiner Erklärung fort, seidie Tatsache, daß die Schamanen während der Ausübung wahr-nehmungsmäßig in andere Seinszustände versetzt werden, indenen sie die Welt auf eine nicht beschreibbare Art und Weiseerleben.»Wegen dieser Eigenschaft, wegen dieser Magie«, sagte DonJuan zu mir, »dürfen die Bewegungen nicht als körperlicheÜbungen ausgeführt werden, sondern als eine Methode, dieKraft zu beschwören.«»Aber kann man sie als körperliche Übungen benutzen, auchwenn sie nie als solche benutzt wurden?« fragte ich.»Man kann sie üben, wie man will«, antwortete Don Juan. »Diemagischen Bewegungen steigern die Bewußtheit, ganz gleich,was man unter ihnen versteht. Es wäre vernünftig, sie als daszu nehmen, was sie sind, als magische Bewegungen, die denÜbenden bei der Anwendung zwingen, die Maske der Soziali-sation fallen zu lassen.«»Was ist die Maske der Sozialisation?« fragte ich.»Der äußere Firnis, den wir alle bis zum Tod verteidigen«, ant-wortete er. »Der Firnis, den wir uns in der Welt zulegen, der unsdaran hindert, alle unsere Möglichkeiten zu verwirklichen, und

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uns glauben macht, wir wären unsterblich. Die magischen Be-wegungen sind von der Intention vieler tausend Zaubererdurchdrungen. Wenn man sie ausführt. und sei es auch unzere-moniell, bringen sie das Denken zum Stillstand.«»Was meinst du damit, sie bringen das Denken zum Still -stand?« fragte ich.»Alles, was wir auf der Welt tun«, erwiderte er, »erkennen undidentifizieren wir, indem wir es in Ähnlichkeitsreihen überset-zen, in Reihen von Dingen, die durch Zwecke miteinander ver-knüpft sind. Wenn ich zum Beispiel Gabel sage, denkst du so-fort an Löffel, Messer, Tischtuch, Serviette, Teller, Tasse undUntertasse, Weinglas, Chili con carne, Festmahl, Geburtstag,Fiesta. Man könnte bis in alle Ewigkeit fortfahren, Dinge auf-zuzählen, die durch Zwecke miteinander verknüpft sind. Alles,was wir tun, ist auf diese Weise miteinander verbunden. Für dieZauberer ist daran nur merkwürdig, daß sie sehen, wie allediese Affinitätsketten, diese Reihen der durch Zwecke ver-knüpften Dinge, mit dem Glauben des Menschen zusammen-hängen, daß die Dinge so unwandelbar und ewig sind wie dasWort Gottes.«»Ich begreife nicht, Don Juan, warum du bei dieser Erklärungdas Wort Gottes ins Spiel bringst. Was hat das Wort Gottes mitdem Thema zu tun, das du erklären willst?«»Alles!« erwiderte er. »Für unser Denken, so scheint es, ist dasganze Universum wie das Wort Gottes absolut und unwandel-bar. So jedenfalls verhalten wir uns. In der Tiefe unseres Den-kens gibt es eine Kontrollinstanz, die uns nicht erlaubt, inne-zuhalten und festzustellen, daß das Wort Gottes, so wie wir eskennen und begreifen, auf eine tote Welt zutrifft. Eine leben-dige Welt hingegen ist dauernd im Fluß. Sie bewegt sich. Sieverändert sich. Sie ist im Wandel.Der abstrakteste Grund dafür, daß die magischen Bewegungender Zauberer meiner Tradition tatsächlich magisch sind«, fuhrer fort, »ist die Tatsache, daß der Körper während der Bewe-gung erkennt, daß die scheinbar ununterbrochene Kette vondurch Affinität verknüpften Objekten ein einziges Strömen undFließen ist. Und wenn alles im Universum strömt und fließt,kann dieser Fluß angehalten werden. Man kann einen Dammerrichten und auf diese Weise den Strom zum Stillstand brin-gen oder umleiten.«Don Juan erklärte mir einmal die grundsätzliche Wirkung dermagischen Bewegungen auf die Zauberer seiner Tradition undverglich sie dabei mit der möglichen Wirkung auf diejenigen,die sie in unserer Zeit ausüben.»Die Zauberer meiner Tradition«, sagte er, »waren zu Tode er-

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schrocken, als sie erkannten, daß das Ausüben der magischenBewegungen den sonst ununterbrochenen Fluß der Dinge zumStillstand brachte. Sie ersannen eine Reihe von Metaphern, umdas Anhalten zu beschreiben. Aber in dem Bemühen, es zu er-klären oder zu überprüfen, verpfuschten sie alles. Sie verlorensich in Ritualen und Zeremonien. Sie begannen. den Stillstandder im Fluß befindlichen Dinge zu inszenieren. Sie glaubten,wenn sie einen Aspekt der magischen Bewegungen mit gewissenZeremonien und Ritualen umgäben, dann würden die magischenBewegungen an sich ein bestimmtes Ergebnis hervorrufen. Baldaber wurde die Vielzahl und Kompliziertheit ihrer Rituale undZeremonien zu einer größeren Belastung als die Zahl dermagischen Bewegungen.Es ist sehr wichtig«, fuhr er fort, »die Aufmerksamkeit desÜbenden auf einen bestimmten Aspekt der magischen Be-wegungen zu lenken. Diese Konzentration sollte aber unbe-schwert, heiter und frei von Schwermut und Düsterkeit sein.Das Üben sollte Spaß machen, ohne daß man sich einen Nut-zen davon erwartet.«Er verwies auf das Beispiel eines seiner Gefährten, ein Zauberermit Namen Silvio Manuel, der mit Vorliebe die magischenBewegungen der Zauberer aus alter Zeit für seine modernenTanzdarbietungen adaptierte. Don Juan beschrieb Silvio Ma-nuel als hervorragenden Akrobaten und erstklassigen Tänzer, derdie magischen Bewegungen tatsächlich tanzte.»Der Nagual Elias Ulloa«, fuhr Don Juan fort, »war der be-kannteste Neuerer meiner Tradition. Er war es, der alle Ritualesozusagen über Bord warf und die magischen Bewegungenausschließlich zu dem Zweck benutzte, zu dem sie einst in fernerVergangenheit dienten, nämlich dem Zweck, die Energieumzuverteilen.

Der Nagual Julian Osorio, der ihm nachfolgte, hat den Ritualenendgültig den Todesstoß versetzt. Da er von Beruf Schauspielerwar und seinen Lebensunterhalt zeitweilig am Theater verdiente,hatte das von den Zauberern so genannte schamanistischeTheater für ihn eine große Bedeutung. Er selbst nannte es dasTheater der Unendlichkeit und integrierte bei den Auf-führungen alle magischen Bewegungen, die er beherrschte.Jede Bewegung seiner Bühnenfiguren war vom Geist der ma-gischen Bewegungen durchdrungen. Aber nicht nur das, er be-nutzte das Theater, um sie zu lehren. Der Nagual Julian, einSchauspieler der Unendlichkeit, und Silvio Manuel, ein Tänzerder Unendlichkeit, waren sich in der Sache einig. Eine neueEpoche zog am Horizont herauf! Die Epoche der reinen Ener-gieunzverteilung!«

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Den Begriff Umverteilung erklärte mir Don Juan in der Weise,daß die Menschen, wenn sie als Energiefelder wahrgenommenwerden, in sich geschlossene energetische Einheiten mit klarumrissenen Grenzen sind, die keine Energie eindringen oderausfließen lassen. Die innerhalb dieses Konglomerats vonEnergiefeldern existierende Energie ist und bleibt daher alles,worauf jeder einzelne zurückgreifen kann.»Die Menschen haben von Natur aus die Tendenz«, sagte er,»Energie aus den Vitalzentren zu verdrängen. Diese Zentren be-finden sich auf der rechten Körperseite gleich unter dem Brust-korb, im Bereich von Leber und Gallenblase, und auf der linkenKörperseite ebenfalls unter dem Brustkorb, im Bereich vonBauchspeicheldrüse und Milz, außerdem am Rücken direkt hinterden beiden genannten Zentren, um die Nieren und darüber in derGegend der Nebennieren, an der Halswurzel in der V-förmigenVertiefung, die Brustbein und Schlüsselbeine bilden, und beiFrauen im Bereich von Gebärmutter und Eierstöcken.«»Wie verdrängen die Menschen die Energie, Don Juan?« fragteich.»Indem sie sich Sorgen machen«, antwortete er. »Indem siedem Streß des Alltags erliegen. Die Zwänge der alltäglichenAktivitäten fordern vom Körper ihren Tribut.«»Und was geschieht mit dieser Energie, Don Juan?« fragte ich.»Sie sammelt sich am Rand der leuchtenden Kugel«, antworteteer. »Manchmal bildet sie eine dicke, rindenähnliche Ablagerung.Die magischen Bewegungen sprechen den ganzen Menschen an,sowohl als physischen Körper wie auch als Konglomerat vonEnergiefeldern. Die magischen Bewegungen aktivieren die inder leuchtenden Kugel angesammelte Energie und führen siedem physischen Körper wieder zu. An den magischenBewegungen ist sowohl der physische Körper als physischeEntität beteiligt, die durch das Verstreuen der Energie leidet, alsauch der Körper als energetische Entität, die die verstreuteEnergie wieder umverteilen kann.Energie am Rande der leuchtenden Kugel«, fuhr er fort, »alsostagnierende Energie, ist so nutzlos, als hätte man überhauptkeine Energie. Es ist eine wirklich bedrohliche Situation, Über-schuß an Energie zu haben, die praktisch nicht verfügbar ist. Esist so, als würde man in der Wüste verdursten, an Dehydrationsterben, während man einen Behälter voll Wasser mit sich her-umschleppt, den man nicht öffnen kann, weil man kein Werk-zeug hat. In dieser Wüste findet man nicht einmal einen Stein,um den Behälter aufzuschlagen.«Die wahre Magie der magischen Bewegungen beruht darauf, daßsie die verkrustete Energie in die Vitalzentren des Körpers

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zurückfließen lassen. Daher entsteht das Gefühl des Wohlbe-findens und der körperlichen Tüchtigkeit, das der erlebt, der sieausführt. Die Zauberer aus Don Juans Tradition hatten, bevorsie mit der übermäßigen Ritualisierung und ihrem Zeremoniellbegannen, die Grundlagen der Energieumverteilung formuliert.Sie sprachen von Sättigung und meinten damit, daß sie demKörper eine Fülle von magischen Bewegungen boten, damitdie Kraft, die uns zusammenhält, die magischen Bewegungen sosteuern konnte, daß eine optimale Umverteilung von Energieerreicht wurde.»Don Juan, willst du behaupten, daß wir jedesmal, wenn dudeine Gelenke knacken läßt oder ich versuche, dich zu imitieren,in Wahrheit Energie umverteilen?« fragte ich ihn eines Tages,ohne ironisch sein zu wollen.»Jedesmal, wenn wir eine magische Bewegung ausführen«,antwortete er, »ändern wir in der Tat die Grundstruktur unseresSeins. Verkrustete Energie wird freigesetzt und beginnt, in dievitalen Energiewirbel des Körpers einzudringen. Nur mit Hilfedieser wieder verfügbar gewordenen Energie können wir einenDamm, eine Barriere errichten, um eine sonst unbeherrschbareund auf jeden Fall schädliche Flut aufzufangen.«Ich bat Don Juan um ein Beispiel, wie man einen Damm gegeneine von ihm als schädlich bezeichnete Flut errichten kann. Ichwollte es mir bildhaft vorstellen.»Ich werde dir ein Beispiel geben«, sagte er. »In meinem Altermüßte ich an hohem Blutdruck leiden. Falls ich zum Arztginge, würde er mich ansehen und vermuten, ich sei ein altervon Unsicherheiten, Enttäuschungen und mangelhafter Ernäh-rung geplagter Indianer. Das alles führt üblicherweise und ganznatürlich zu dem vorhersehbaren hohen Blutdruck – eine nor-male Begleiterscheinung meines Alters.Ich habe keine Probleme mit erhöhtem Blutdruck«, fuhr er fort.»Aber nicht, weil ich kräftiger bin als normale Menschen, oderdank meiner genetischen Struktur, sondern weil die magischenBewegungen meinem Körper erlauben, jene Verhaltensmuster zudurchbrechen, die zu erhöhtem Blutdruck führen. Ich kannaufrichtig sagen, immer wenn ich bei einer magischen Bewegungmeine Gelenke knacken lasse, wehre ich die Flut von Er-wartungen und Verhaltensweisen ab, die in meinem Alter nor-malerweise zu hohem Blutdruck führen.Noch ein Beispiel, das ich dir geben kann«, sagte er, »ist dieBeweglichkeit meiner Knie. Hast du noch nicht gemerkt, daßich sehr viel gelenkiger bin als du? Wenn es darum geht, meineKnie zu bewegen, bin ich jung! Mit meinen magischen Bewe-gungen errichte ich einen Damm gegen den Ansturm von Ver-

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haltensweisen und körperlichen Gewohnheiten, die im Alterdie Knie von Männern und Frauen steif werden lassen.« Esärgerte mich maßlos, daß Don Juan Matus, obwohl er meinGroßvater hätte sein können, unendlich viel »jünger« war alsich. Im Vergleich zu ihm war ich steif, halsstarrig und wieder-holte mich ständig. Ich war senil. Er dagegen war tempera-mentvoll, kreativ, gelenkig, einfallsreich. Er besaß etwas, dasich, obwohl ich noch jung war, nicht hatte: Jugend. Vergnügtsagte er mir immer wieder, daß jung sein nichts mit Jugend zutun habe. Jungsein bewahre niemanden vor Senilität. Würdeich meine Mitmenschen aufmerksam und unvoreingenommenbeobachten, so könnte ich feststellen, daß sie schon mit zwanzigJahren senil und voll langweiliger Routine sind.»Wie ist es möglich, Don Juan«, fragte ich, »daß du jugend-licher sein kannst als ich?«»Ich habe meinen Verstand überwunden«, antwortete er und rißin gespielter Verblüffung die Augen weit auf. »Mein Verstandkann mir nicht vorschreiben, daß es an der Zeit ist, alt zu wer-den. Ich halte mich nicht an Verträge, an denen ich nicht mit-gewirkt habe. Denk immer daran, es ist nicht nur eine Redensart,wenn die Zauberer sagen, daß sie sich an keine Verträge halten,an denen sie nicht mitgewirkt haben. Unter dem Alter zuleiden, ist solch ein Vertrag.«Wir schwiegen lange. Ich hatte den Eindruck, Don Juan schienabzuwarten, welche Wirkung seine Worte auf mich haben wür-den. Meine psychologische Ganzheit oder das, was ich mir dar-unter vorstellte, wurde durch eine zwiespältige Reaktion mei-nerseits noch mehr erschüttert. Auf einer Ebene wies ichentschieden den Unsinn zurück, den Don Juan verbalisierte.Auf einer anderen Ebene aber konnte mir nicht verborgen blei-ben, wie zutreffend seine Bemerkungen waren. Don Juan waralt, und doch war er überhaupt nicht alt. Er war unendlich vieljünger als ich. Ihn hemmten keine Gedanken und Gewohnheiten.Er bewegte sich in unglaublichen Welten. Er war frei, währendich ein Gefangener von schwerfälligen Denkmustern undGewohnheiten war, von kleinlichen und vergeblichen Rück-sichten auf mich selbst, die, wie mir bei dieser Gelegenheit zumersten Mal bewußt wurde, nicht einmal meine eigenen waren.Bei anderer Gelegenheit stellte ich Don Juan eine Frage, diemich seit langem beunruhigte. Er hatte behauptet, daß die Zau-berer des alten Mexiko die magischen Bewegungen wie einenverborgenen Schatz entdeckt hätten, der nur darauf warte, vonden Menschen gefunden zu werden. Ich wollte wissen, wereinen solchen Schatz für die Menschen vergraben hatte. Daseinzige, was mir einfiel, war eine aus dem Katholizismus über-

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nommene Vorstellung. Ich dachte, daß Gott, ein Schutzengeloder der Heilige Geist so etwas tun würde.»Es ist nicht der Heilige Geist«, erklärte er, »der dir nur heiligist, weil du insgeheim Katholik bist. Und ganz gewiß ist esnicht Gott, der gütige Vater, wie du dir Gott vorstellst. Es istauch keine Göttin, eine nährende Mutter, die über die Taten derMenschen wacht, wie manche glauben. Es ist eine unpersön-liche Kraft, die unendlich viel für jene bereithält, die den Muthaben, danach zu suchen. Es ist eine Kraft im Universum, wiedas Licht oder die Schwerkraft. Es ist ein Katalysator, einevibrierende Kraft, die das Konglomerat der Energiefelder, ausdenen der Mensch besteht, zu einer klar umrissenen, kohären-ten Einheit zusammenfügt. Die vibrierende Kraft ist der Fak-tor, der keine Energie in die leuchtende Kugel eindringen oderaus ihr austreten läßt.Die Zauberer im alten Mexiko waren davon überzeugt«, fuhr erfort, »daß die Übung ihrer magischen Bewegungen das einzigesei, was den Körper vorbereiten und zu einer transzendentalenBestätigung für die Existenz dieser verbindenden Kraft hinführenkönne.«Aus Don Juans Erklärungen zog ich den Schluß, daß die vibrie-rende Kraft, von der er sprach und die unsere Energiefeldermiteinander verschmilzt, anscheinend etwas Ähnliches ist wiedas, was moderne Astronomen im Inneren aller im Kosmos exi-stierenden Galaxien vermuten. Sie glauben, daß es dort im In-neren eine unermeßlich starke Kraft gibt, welche die Sterne derGalaxien an Ort und Stelle hält. Diese Kraft, das sogenannte»schwarze Loch«, ist ein theoretisches Konstrukt, das aber dievernünftigste aller möglichen Erklärungen dafür zu bietenscheint, daß die Sterne nicht getrieben vom Schwung ihrereigenen Rotation davonfliegen.Die alten Zauberer hatten gewußt, daß die Menschen, wennman sie als Konglomerate von Energiefeldern sieht, nichtdurch energetische Hüllen oder energetische Bänder zusam-mengehalten werden, sondern durch eine Art von Vibration, diealles lebendig macht und zugleich an seinem Platz hält. Don Juanerklärte, daß jene Zauberer durch ihre Übungen und ihreDisziplin die Fähigkeit erworben hätten, die vibrierende Kraft zusteuern, nachdem sie sich ihrer ganz bewußt geworden waren.Ihre Geschicklichkeit im Umgang mit ihr war so außerordentlich,daß ihre Taten Legende wurden, zu mythologischen Ereignissenverklärt nur als Märchen überlebten. Don Juan erzählte mir zumBeispiel, daß die alten Zauberer ihren Körper einfach dadurchauflösen konnten, daß sie ihr ganzes Bewußtsein und ihreIntention auf diese Kraft richteten.

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Don Juan sagte, daß die Zauberer, obwohl sie tatsächlich durchein Nadelöhr gehen konnten, falls sie das für nötig hielten, den-noch mit dem Ergebnis des Vorgangs der Auflösung ihres Kör-pers niemals ganz zufrieden waren. Der Grund ihrer Unzufrie-denheit war, daß sie die Fähigkeit zu handeln verloren, sobaldsie ihre Masse aufgelöst hatten. Ihnen blieb nichts anderesübrig, als die Vorgänge zu beobachten, an denen sie nicht teil-nehmen konnten. Die aus der Unfähigkeit zu handeln entste-hende Frustration führte, laut Don Juan, zu ihrem verhängnis-vollen Fehler. Sie bemühten sich obsessiv darum, das Wesendieser vibrierenden Kraft zu ergründen. Die Motivation fürdiese Obsession beruhte auf ihrer Konkretheit, die ihnen denWunsch eingab, diese Kraft festzuhalten und zu kontrollieren.Sie wünschten sich nichts sehnlicher, als in dem geisterhaftenZustand der Masselosigkeit in das Geschehen einzugreifen –etwas, das, wie Don Juan erklärte, niemals gelingen konnte.

Nachdem die kulturellen Erben der Zauberer aus alter Zeit –also jene, die die magischen Bewegungen in unserer Zeit üben –herausgefunden hatten, daß es unmöglich ist, die vibrierendeKraft konkret und nutzbringend einzusetzen, entschieden siesich für die einzig vernünftige Alternative. Sie machten sichdiese Kraft bewußt, ohne damit ein anderes Ziel zu verfolgenals jene Anmut und Vollkommenheit, die das Wissen verleiht.»Nur einmal im Leben ist es modernen Zauberern erlaubt«,sagte mir Don Juan, »die Macht dieser vibrierenden Kraft zunutzen. Das ist der Augenblick, wenn sie von innen brennen,wenn die Zeit für sie gekommen ist, diese Welt zu verlassen. Fürdie Zauberer ist es einfach, ihr absolutes und totales Bewußtsein,mit der Intention zu brennen, auf die bindende Kraft zu richten.Und schon sind sie weg wie ein Lufthauch.«

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Tensegrity

Tensegrity ist die moderne Version der magischen Bewegungender Schamanen des alten Mexiko. Das Wort Tensegrity ist einesehr zutreffende Bezeichnung, denn es ist eine Mischung auszwei Begriffen, Tension und Integrität, welche die beiden trei-benden Kräfte der magischen Bewegungen bezeichnen. Diedurch Anspannung und Entspannung der Sehnen und Muskelndes Körpers erzeugte Aktivität ist Tension, also Spannung. Inte-grität ist die Auffassung vom Körper als einer gesunden, voll-ständigen und vollkommenen Einheit.Tensegrity wird als ein System von Bewegungen gelehrt, dennes ist die einzig mögliche Art, sich dem geheimnisvollen undunermeßlichen Thema der magischen Bewegungen unter mo-dernen Lebensbedingungen zu nähern. Menschen, die heuteTensegrity lernen, sind keine Schamanen auf der Suche nachschamanistischen Alternativen, die eine rigorose Disziplin, An-strengung und Askese voraussetzen würde. Bei den magischenBewegungen liegt der Schwerpunkt daher auf ihrem Wert alsBewegungen und auf den Resultaten, die diese Bewegungenhervorbringen können.Don Juan Matus hatte erklärt, daß es den Zauberern seiner Tra-dition, die in alter Zeit in Mexiko lebten, bei den magischenBewegungen vor allem darauf ankam, sich mit Bewegung aus-zulasten, zu sättigen. Sie faßten alle Körperhaltungen, alle Be-wegungen, an die sie sich erinnern konnten, in Gruppen zu-sammen. Sie glaubten, daß die Vielfältigkeit dieser Gruppen inRelation zur erzielten Sättigung steht. Und desto mehr mußtendie Übenden ihr Gedächtnis bemühen, um sich an die Bewe-gungsgruppen zu erinnern.Nachdem die Zauberer die magischen Bewegungen in großenGruppen zusammengefaßt und als Sequenzen eingeübt hatten,fanden sie, daß jenes Kriterium der Sättigung seinen Zweck er-füllt habe, und sie ließen es fallen. Danach wurde das Gegen-teil angestrebt – die Unterteilung der großen Gruppen in Ab-schnitte, die als unabhängige, einzelne Einheiten ausgeübtwurden. Die Art, wie Don Juan Matus die magischen Bewe-gungen seinen vier Schülern – Taisha Abelar, Florinda Donner-

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Grau, Carol Tiggs und mir – vermittelte, war das Ergebnis die-ses Strebens nach Unterteilung.Don Juan war der Meinung, daß der Nutzen beim Einüben lan-ger Bewegungsabläufe offenkundig sei. Diese Art der Übungzwinge die Schamanen-Schüler, ihr kinästhetisches Gedächtniszu gebrauchen. Die Aktivierung des kinästhetischen Gedächt-nisses hielt er für den wahren Gewinn, der den Schamanen so-zusagen in den Schoß gefallen war. Sie bewirkt, daß der Lärmdes Verstandes, der innere Dialog, verstummt.Don Juan hatte mir erklärt, daß solche Selbstgespräche für unsein Mittel sind, um unsere Wahrnehmung der Welt zu verstär-ken und sie auf ein gewisses Maß an Effizienz und Funktiona-lität zu fixieren.»Die ganze menschliche Rasse«, sagte er einmal, »bewahrt sichmit Hilfe des inneren Dialogs ein bestimmtes Maß an Effizienzund Funktionalität. Der innere Dialog ist entscheidend für dieFixierung des Montagepunkts an der Stelle, die allen Menschengemeinsam ist – in Höhe der Schulterblätter, eine Armlängevon diesen entfernt. Indem die Übenden das Gegenteil errei-chen, nämlich die innere Stille, können sie die Fixierung ihresMontagepunkts auflösen und so eine außerordentliche Flexibi-lität ihrer Wahrnehmungen gewinnen.«Tensegrity bezieht sich auf die Ausführung jener umfangrei-chen Bewegungsgruppen, die Folgen genannt werden, um dieImplikationen einer generischen Bezeichnung wie Gruppen zuvermeiden, die Don Juan gebrauchte. Um diesen Aufbau zuverwirklichen, war es notwendig, das Kriterium der Sättigungwieder einzubeziehen, das einst zum Entstehen der großenGruppen geführt hatte. Es erforderte Jahre gewissenhafter undkonzentrierter Arbeit, um eine Vielzahl zergliederter Bewe-gungsabläufe wieder zusammenzufügen.Die Wiedereinführung des Kriteriums der Sättigung durch dasAusführen langer Bewegungsfolgen führte zu einem Resultat,das schon Dort Juan als modernes Ziel der magischen Bewe-gungen definiert hatte: die Umverteilung von Energie. DonJuan war überzeugt, dies sei immer, auch schon zu Zeiten deralten Zauberer, das unausgesprochene Ziel der magischen Be-wegungen gewesen. Die alten Zauberer hätten dies offenbarnicht gewußt. Aber selbst wenn sie es wußten, hätten sie es niein solche Begriffe gefaßt. Was die alten Zauberer allem An-schein nach so eifrig anstrebten und als Gefühl des Wohlbefin-dens und der Vollkommenheit erlebten, wenn sie die magischenBewegungen ausführten, war im Grunde die Wirkung einersonst ungenutzten Energie, die für die Vitalzentren des Körperswiedergewonnen wurde.

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In Tensegrity wurden die großen Gruppen wieder zusammen-gefügt. Eine Vielzahl von Fragmenten wurde als eigenständigefunktionale Einheiten bewahrt. Die Einheiten wurden mit einerbestimmten Absicht gebildet, zum Beispiel der Absicht des In-tendierens, der Rekapitulation, der inneren Stille und so weiter.Auf diese Weise sind die Tensegrity-Folgen entstanden.Es wurde ein System geschaffen, bei dem die bestenResultate durch das Üben in langen Bewegungssequenzenerzielt werden, die eindeutig hohe Anforderungen an daskinästhetische Gedächtnis des Ausübenden stellen.In jeder anderen Hinsicht wird Tensegrity genau in der Weisegelehrt, wie Don Juan die magischen Bewegungenseinen Schülern vermittelte. Er mutete ihnen eine Füllevon Einzelheiten zu und verwirrte ihr Denken durch die Zahlund Vielfalt magischer Bewegungen sowie durch dieImplikation, daß bereits jede einzelne dieser Bewegungenein Weg zum Unendlichen sei.Jahrelang lebten seine Schüler im Gefühl der Überforderung,der Verwirrtheit und Mutlosigkeit, weil sie eine solcheÜberlastung als einen unfairen Angriff auf sich empfanden.»Wenn ich dich die magischen Bewegungen lehre«, erklärte ermir einmal, als ich ihn zu diesem Thema befragte, »befolge ich

die traditionelle Methode der Zauberer und verneble deinenlinearen Blick. Indem ich dein kinästhetisches Gedächtnissättige, bahne ich dir einen Weg zur inneren Stille. Da wir allerandvoll sind vom Hin und Her unserer Alltagswelt, bleibtuns nur wenig Raum für das kinästhetische Gedächtnis.Vielleicht ist dir aufgefallen, daß du überhaupt keines hast.Wenn du meine Bewegungen imitierst, darfst du mir nichtgegenüberstehen. Du mußt dich neben mich stellen, um dir indeinem Körper darüber Klarheit zu verschaffen, was rechtsund was links ist. Würde man dir jetzt eine langeBewegungsfolge vorführen, so würdest du wochenlangeWiederholungen brauchen, um dich an alle Abläufe zu erinnern.Während du dir die Bewegungen einzuprägen versuchst, mußtdu ihnen in deinem Gedächtnis Platz schaffen. indem duandere Dinge beiseite schiebst. Genau diese Wirkung wolltendie alten Zauberer erreichen.«Don Juan war davon überzeugt, daß seine Schüler, wenn sie diemagischen Bewegungen hartnäckig und trotz ihrer Verwirrtheitübten, eine Schwelle erreichen würden, wo ihre umverteilteEnergie den Ausschlag geben und ihnen die Fähigkeitverleihen würde, die magischen Bewegungen mit völligerKlarheit anzuwenden.Als Don Juan das behauptete, konnte ich es kaum glauben.Aber irgendwann kam, wie er vorhergesagt hatte, der Augen-

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blick, als ich aufhörte, verwirrt und mutlos zu sein. Auf höchstgeheimnisvolle Weise ordneten sich die magischen Bewegun-gen zu außerordentlichen Sequenzen, die mir Klarheit ver-schafften. Don Juan versicherte mir, daß diese Klarheit, die icherlebte, das Resultat der Umverteilung meiner Energie sei.Die Schwierigkeiten, mit denen sich die Übenden von Tense-grity heute auseinandersetzen müssen, entsprechen genau denSchwierigkeiten, die ich und Don Juans andere Schüler hatten,als wir anfingen, die magischen Bewegungen zu üben. DieVielzahl der Bewegungen verwirrt alle. Ich schärfe jedem ein,was Don Juan immer wieder betonte. Es ist von größter Be-deutung, die Tensegrity-Sequenz zu üben, an die man sich er-innert. Die dadurch erreichte Sättigung wird schließlich dieResultate herbeiführen, die schon die Schamanen des alten Me-xiko anstrebten: die Umverteilung von Energie. Damit verbun-den ist das Abschalten des inneren Dialogs. Erst dann entstehtdie Möglichkeit der inneren Stille, und man erzielt die Beweg-lichkeit des Montagepunkts.Aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen, daß Don Juan,indem er mich mit magischen Bewegungen sättigte, zweigroßartige Dinge bewirkte. Zum einen brachte er eine Mengeverborgener Talente zum Vorschein, die ich hatte, ohne vonihrer Existenz zu wissen, etwa die Fähigkeit, mich zu konzen-trieren, sowie die Fähigkeit, mich an Einzelheiten zu erinnern.Zum anderen löste er behutsam mein zwanghaftes Festhaltenan linearen Interpretationen.Als ich Don Juan zu meinen Erfahrungen in diesem Zusam-menhang befragte, erklärte er mir: »Du fühlst das Nahen derinneren Stille, nachdem dein innerer Dialog in einer etwas an-deren Bahn verläuft. Eine Flut neuer Dinge strömt jetzt in deinWahrnehmungsfeld ein. Diese Dinge befanden sich schon im-mer am Rande deines allgemeinen Bewußtseins, aber du hat-test nie genug Energie, um sie dir wirklich bewußtzumachen.Wenn du deinen inneren Dialog beiseite schiebst, treten sozu-sagen andere Bewußtseinsinhalte an die leere Stelle.Der neue Energiefluß«, sagte er, »den die magischen Bewe-gungen deinen Vitalzentren zuführen, macht deinen Montage-punkt beweglicher. Er ist nicht mehr so hermetisch verbarrika-diert. Du bist nicht mehr von den tiefverwurzelten Ängstengetrieben, die uns unfähig machen, eine neue Richtung einzu-schlagen. Die Zauberer sagen, daß uns Energie befreit. Das isthundertprozentig die Wahrheit.«Die ideale Haltung von Tensegrity-Schülern zu den Tensegrity-Übungen gleicht der idealen Einstellung, mit der Schamanenihre magischen Bewegungen ausführen. Sie lassen sich durch

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die Bewegungen zu einem ungeahnten Höhepunkt führen. Da-von ausgehend wird jemand, der Tensegrity ausübt, in der Lagesein, allein und ohne Anleitung und zu jedem ihm angemessenerscheinenden Zweck, jede Bewegung aus einer Vielzahl vonBewegungen auszuführen, mit denen er gesättigt ist. Er wirdfähig sein, sie richtig und schnell auszuführen, beim Gehen,beim Essen, beim Ausruhen oder irgendwelchen anderen Tätig-keiten, weil er die dazu notwendige Energie hat.Das Üben der magischen Bewegungen, wie sie in Tensegritygelehrt werden, ist nicht unbedingt auf bestimmte räumlicheGegebenheiten oder feste Zeiten angewiesen. Die Bewegungensollten jedoch nicht bei starken Luftströmungen geübt werden.Don Juan hielt die Wirkung von Luftströmungen auf den tran-spirierenden Körper für gefährlich. Er war der festen Überzeu-gung, daß nicht alle Luftströmungen durch steigende oder fal-lende Temperaturen in der Atmosphäre bedingt seien, sonderndaß manche Luftströmungen durch Konglomerate verdichteterEnergiefelder verursacht werden, die sich zielgerichtet durch denRaum bewegen.Don Juan vertrat die Ansicht, daß solche Konglomerate von Ener-giefeldern eine gewisse Form von Bewußtsein besitzen, das fürMenschen, die sie normalerweise nicht erkennen können undihnen blindlings ausgeliefert sind, besonders schädlich sein kann.Die schädliche Wirkung solcher Konglomerate von Energiefel-dern ist vor allem in Großstädten verbreitet, wo sie zum Beispielals der Impuls getarnt sein können, den schnell vorbeifahrendeAutos hervorrufen.Noch etwas ist bei den Tensegrity-Übungen zu beachten. Weildas Ziel der magischen Bewegungen für den westlich erzogenenMenschen etwas Fremdes ist, sollte man sich bemühen, sie vonden Problemen unserer Alltagswelt fernzuhalten. Tensegritysollte nicht mit etwas vermischt werden, was uns bereits vertrautist, wie etwa Unterhaltung, Musik oder den Nachrichten imRadio oder im Fernsehen, mögen solche Geräusche auch noch sogedämpft sein.Das moderne Großstadtleben fördert die Bildung von Gruppen.Unter diesen Bedingungen bietet die Gruppe die einzige Mög-lichkeit, Tensegrity in Seminaren und Workshops zu lehren undzu üben. Das Üben in Gruppen ist in mancher Hinsicht vorteil-haft, in anderer schädlich. Der Vorteil liegt im Entstehen einesBewegungs-Konsensus und in der Möglichkeit zum Lernendurch Leistungskontrolle und Vergleich. Der Nachteil bestehtdarin, daß es die Abhängigkeit von anderen fördert. Es kommtauch zu syntaktischen Kommandos und Aufforderungen, dieetwas mit Hierarchie zu tun haben.

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Don Juan glaubte, daß die Menschen, weil menschliches Ver-halten generell durch Sprache beherrscht wird, gelernt haben,auf syntaktische Kommandos, wie er es nannte, zu reagieren –auf lobende oder tadelnde Formeln, die in die Sprache einge-gangen sind. Als Beispiel erwähnte er die Reaktionen auf Rede-wendungen wie etwa: Kein Problem! Nicht mein Bier! Ichmach mir solche Sorgen! Das kannst du besser! Das schaff ichnicht! Mich zieht das runter! Ich bin der Beste! Ich bin derAllerletzte! Damit kann ich leben! Ich komm schon klar! Daswird schon noch werden, etc. Don Juan behauptete, daß sichZauberer stets an die Faustregel hielten, vor Aktivitäten zu flie-hen, die sich aus syntaktischen Kommandos herleiten.Nach seinen Worten wurden die magischen Bewegungen ur-sprünglich von den Zauberern des alten Mexiko einzeln und inEinsamkeit gelehrt und geübt, aus dem Impuls des Augen-blicks, oder wie die Notwendigkeit sich ergab. Genauso unter-richtete er seine Schüler. Den Schamanen, sagte Don Juan, seies beim Üben der magischen Bewegungen immer darauf ange-kommen, sie perfekt auszuführen und dabei nur das abstrakteBild der perfekten Ausführung vor Augen zu haben. Auf glei-

che Weise sollte im Idealfall Tensegrity geübt und gelehrt wer-den. Doch die modernen Lebensbedingungen und die Tatsache,daß die magischen Bewegungen mit dem Ziel erarbeitet wur-den, von einer großen Zahl von Menschen angewendet zu wer-den, verlangen, neue Wege zu beschreiten. Tensegrity sollte soausgeübt werden, wie es am leichtesten fällt – in Gruppen,allein oder beides abwechselnd.

In meinem Fall hat sich das Üben der Tensegrity-Bewegungen insehr großen Gruppen als ideal erwiesen, denn es gab mir dieeinzigartige Gelegenheit, etwas mitzuerleben, das Don Juanund die Zauberer seiner Tradition niemals erlebten: die Wir-kung der Menschen in Masse. Don Juan und alle Schamanenseiner, wie er glaubte, siebenundzwanzig Generationen umfas-senden Tradition sind nie in die Lage gekommen, die Wirkun-gen der Menschen in Masse zu erleben. Sie übten die magi-schen Bewegungen allein oder in Gruppen von höchstens fünfTeilnehmern. Für sie waren die magischen Bewegungen etwasIndividuelles.Wenn die Zahl der Tensegrity-Übenden in die Hunderte geht,entsteht beinahe augenblicklich eine energetische Strömungzwischen ihnen. Diese Energieströmung, die ein Schamanemühelos sehen könnte, bewirkt bei den Teilnehmern ein Ge-fühl, gefordert zu sein. Es ist wie ein vibrierender Wind, derdurch sie hindurchweht und ihnen eine erste Ausrichtung bie-

tet. Ich hatte das Glück, etwas zu sehen, das für mich ein erhe-

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bender Anblick war: das Erwachen von Zielstrebigkeit, dieenergetische Basis des Menschen. Don Juan nannte es die un-beugsame Intention. Von ihm lernte ich, daß die unbeugsameIntention das unverzichtbare Werkzeug all jener ist, die ins Un-bekannte aufbrechen.Sehr wichtig ist es, bei den Tensegrity-Übungen darauf zu ach-ten, daß die Bewegungen mit der Vorstellung ausgeführtwerden, daß sich der Nutzen der magischen Bewegungenvon selbst einstellt. An dieser Vorstellung muß um jeden Preisfestgehalten werden. Am Anfang fällt es oft schwer zubegreifen, daß Tensegrity keines der üblichenBewegungssysteme zur Entwicklung des Körpers ist. Wohlwird der Körper dabei entwickelt, doch nur alsNebenprodukt eines eher transzendentalen Effekts. Indemdie magischen Bewegungen ungenutzte Energie umverteilen,können sie die Übenden auf eine Bewußtseinsstufe führen, aufder die Parameter der normalen, traditionellen Wahrnehmungaußer Kraft gesetzt sind, weil sie erweitert werden. DenÜbenden bietet sich so die Möglichkeit, in unvorstellbareWelten vorzustoßen.»Warum sollte ich aber den Wunsch haben, in solche Weltenvorzustoßen?« fragte ich Don Juan, als er mir diesenNacheffekt der magischen Bewegungen schilderte.»Weil du ein Geschöpf der Bewußtheit bist, ein Wahrnehmen-der, wie wir alle«, antwortete er. »Die Menschen befinden sichauf einer Reise des Bewußtseins, die vorübergehend durchäußere Kräfte unterbrochen worden ist. Glaube mir, wir sindmagische Geschöpfe der Bewußtheit. Ohne diese Überzeugungbleibt uns nichts.«Und er erklärte, daß die Menschen, seit ihre Bewußtseinsreiseunterbrochen wurde, gewissermaßen in einem Strudelgefangen sind, wo sie umherwirbeln und den Eindruckhaben, mit der Strömung zu schwimmen, während sie inWirklichkeit nicht von der Stelle kommen.»Du kannst es mir glauben«, fuhr Don Juan fort, »denn meineWorte sind keine willkürlichen Behauptungen. Ich habe durcheigene Erfahrung die Bestätigung dafür, was die Zauberer imalten Mexiko herausgefunden haben: Wir Menschen sind ma-gische Wesen.«Ich brauchte dreißig Jahre harter Disziplin, um eine kognitiveEbene zu erreichen, auf der Don Juans Behauptungen für michnachvollziehbar sind und sich ihre Gültigkeit jenseits allerZweifel bestätigt. Ich weiß jetzt, daß die Menschen Geschöpfeder Bewußtheit sind. Sie befinden sich als Wesen mit unglaub-lichen, nie genutzten Kräften, die sie selbst nicht kennen, aufeiner evolutionären Reise des Bewußtseins.

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Sechs Tensegrity-Folgen

Es werden sechs Folgen vorgestellt:

1. Die Folge zur Vorbereitung der Intention

2. Die Folge für die Gebärmutter3. Die Folge der fünf Anliegen – die Westwood-Folge4. Die Trennung von rechtem und linkem Körper – die Hitze-

Folge5. Die Männlichkeits-Folge6. Die Folge der Hilfsmittel, die in Verbindung mit bestimmten

magischen Bewegungen benutzt werden

Die einzelnen magischen Tensegrity-Bewegungen, aus denensich jede der sechs Folgen zusammensetzt, entsprechen demKriterium größtmöglicher Wirksamkeit. Mit anderen Worten,jede magische Bewegung ist präziser Bestandteil einer Formel.Das entspricht genau der Methode, nach der die langen Folgenmagischer Bewegungen ursprünglich angewandt wurden. JedeFolge genügte an sich, um ein Maximum an umverteilbarerEnergie freizusetzen.Beim Üben der magischen Bewegungen sind einige Dinge zubeachten, damit man mit den Bewegungen die größtmöglicheWirkung erreicht.

1.Alle magischen Bewegungen der sechs Folgen können,wenn nicht anders angegeben, beliebig oft wiederholt werden.Übt man zuerst mit der linken Körperseite, so muß die gleicheAnzahl von Bewegungen mit der rechten Seite wiederholt wer-den. In der Regel beginnt jede magische Bewegung der sechsFolgen mit der linken Seite.

2.Die Füße stehen etwa um Schulterbreite entfernt. Auf dieseWeise wird das Körpergewicht gleichmäßig verteilt. Sind dieBeine zu breit gespreizt, wird das Gleichgewicht des Körpersbeeinträchtigt. Das gilt auch, wenn die Beine zu eng zusam-menstehen. Am besten erreicht man den richtigen Abstand,wenn die Füße in der Ausgangsstellung geschlossen nebenein-

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ander stehen (Abb. 1). Man dreht die Füße auf den Fersen nachaußen und öffnet sie V-förmig. (Abb. 2). Danach verlagert mandas Gewicht auf die Fußspitzen und dreht die Fersen ebenfallsnach außen (Abb. 3). Die Fußspitzen werden parallel ausge-richtet. Damit stehen die Füße etwa in schulterbreitem Abstandvoneinander. Es können jedoch weitere Korrekturen nötig sein,um den gewünschten Abstand und das optimale Gleichgewichtdes Körpers zu erreichen.

3. Bei der Ausführung aller magischen Bewegungen bleibendie Knie leicht gebeugt, so daß sie die Fußspitzen verdecken,wenn man nach unten blickt (Abb. 4, 5). Nur bei bestimm-ten magischen Bewegungen müssen die Knie durchgedrücktsein. Darauf wird jedoch bei der Erklärung dieser Bewegungenhingewiesen. Durchgedrückte Knie bedeuten nicht, daß dieKniesehnen auf gesundheitsschädliche Weise angespannt wer-

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den, sondern ohne unnötigen Kraftaufwand behutsam gestecktsind.Die Position mit leicht gebeugten Knien ist ein modernesElement bei der Übung der magischen Bewegungen und gehtauf Einflüsse in neuerer Zeit zurück. Eine herausragende Per-sönlichkeit in Don Juans Tradition war der Nagual Lujan, einSeemann aus China, der ursprünglich Lo-Ban oder ähnlichhieß. Er kam um die Wende zum 19. Jahrhundert nach Me-xiko und blieb für den Rest seines Lebens dort. Eine Zaube-rin aus Don Juans eigener Gruppe ging nach Asien und stu-dierte dort die Kampfkünste des Ostens. Don Juan Matus hatseinen Schülern immer wieder empfohlen, durch die Ausbil-dung in einer der Kampfkunstarten zu lernen, sich diszipliniertzu bewegen.Bei der Haltung mit leicht gebeugten Knien ist außerdem zu be-achten, daß die Knie, wenn die Beine mit einer Trittbewegungnach vorn stoßen, nie ruckhaft hochschnellen. Vielmehr solltedas ganze Bein durch Anspannung der Oberschenkelmuskelnbewegt werden. Das verhindert Verletzungen der Kniesehnen.

4.Die hinteren Beinmuskeln müssen angespannt sein (Abb. 6).Das ist sehr schwer zu bewerkstelligen. Die meisten Menschenlernen ohne große Schwierigkeiten, die vorderen Muskeln derBeine anzuspannen, aber die hinteren Beinmuskeln bleiben da-bei schlaff. Don Juan sagte, die persönliche Geschichte einesMenschen werde immer in den hinteren Muskeln der Ober-schenkel gespeichert. Ihm zufolge ziehen Gefühle dorthin, diedann stagnieren. Er behauptete, die Schwierigkeit, Verhaltens-muster zu verändern, lasse sich der Schlaffheit der hinterenOberschenkelmuskeln zuschreiben.

5.Beim Ausführen aller magischen Bewegungen bleiben dieArme, wenn sie zum Stoß bewegt werden, an den Ellbogenstets leicht angewinkelt und werden niemals ganz durchge-streckt, um eine Reizung der Sehnen im Ellbogen zu vermei-den (Abb. 7).

6.Der Daumen muß immer angelegt sein, das heißt, er drücktsich gegen die Handkante. Er darf niemals abstehen (Abb. 8).Die Zauberer in Don Juans Schule sahen im Daumen ein wich-tiges Element im Hinblick auf Energie und Funktion. Sieglaubten, daß es an der Daumenwurzel gewisse Punkte gibt, wodie Energie stagnieren kann, und Punkte, die den Energieflußim Körper regulieren. Um eine unnötige Belastung des Dau-mens oder Verletzungen durch kraftvolle Stöße mit der Hand

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zu vermeiden, gingen sie dazu über, den Daumen an die Hand-kante zu drücken.

7.Wenn die Hand zur Faust geballt wird, hebt man den kleinenFinger etwas, um eine Faust (Abb. 9) zu vermeiden, bei derMittel-, Ring- und kleiner Finger abfallen. Es geht darum, denRingfinger und den kleinen Finger beim Ballen der Faust etwasanzuheben (Abb. 10), um dadurch eine spezifische Spannung inder Achselhöhle zu erzeugen. die dem allgemeinen Wohlbefin-den sehr zuträglich ist.

7.Die Hände werden, wenn sie geöffnet sind, flach gestreckt.Die Sehnen im Handrücken sind angespannt und lassendie Handfläche als gleichmäßig ebene Fläche erscheinen(Abb. 11). Don Juan bevorzugte eine flache Hand als Gegenge-

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wicht zu der (wie er meinte, sozialisationsbedingten) Tendenz,eine nach innen gewölbte Hand auszustrecken (Abb. 12). Ersagte, eine hohle Hand sei die Hand eines Bettlers, und wer diemagischen Bewegungen ausübe, sei ein Krieger und keines-wegs ein Bettler.

9. Wenn die Finger im zweiten Fingerglied abgebogen und festüber die Handfläche gekrümmt werden müssen, sind die Sehnenim Handrücken maximal angespannt, besonders die Sehnendes Daumens (Abb. 13). Diese Anspannung der Sehnen erzeugtDruck auf die Handgelenke und Unterarme – Zonen, denen dieZauberer des alten Mexiko eine Schlüsselrolle für die Förde-rung von Gesundheit und Wohlbefinden zuschrieben.

10.Bei vielen Tensegrity-Bewegungen müssen die Handgelenkefast im rechten Winkel zum Unterarm nach vorne oder nachhinten gebogen werden (Abb. 14). Dieses Abbiegen solllangsam geschehen, weil das Handgelenk meist unbeweglichist und es darauf ankommt, die nötige Flexibilität des Handge-lenks zu erreichen, um den Handrücken in einem maximalenWinkel zum Unterarm abbiegen zu können.

11.Ein weiterer wichtiger Punkt beim Üben der Tensegrity-Bewegungen ist ein Vorgang, der mit dem Begriff Wecken desKörpers bezeichnet wird. Bei diesem ganz besonderen Vorgangwerden alle Muskeln des Körpers, vor allem das Zwerchfell,gleichzeitig und blitzschnell angespannt. Die Muskeln amBauch und Unterleib sowie die Muskeln an Schultern undSchulterblättern sollen sich ruckartig zusammenziehen. DieArme und Beine werden unisono und mit gleicher Kraft ange-

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spannt, aber nur für einen Moment (Abb. 15, 16). Mit zuneh-mender Übung kann man lernen, die Spannung etwas länger zuhalten.Das Wecken des Körpers hat nichts mit dem Zustand dauernderkörperlicher Spannung zu tun, die ein Zeichen unserer Zeit zusein scheint. Wenn der Körper durch starke Beanspruchungoder Überarbeitung angespannt ist und die Nackenmuskelnschmerzhaft hart sind, ist der Körper keineswegs wach. DasEntspannen der Muskeln oder das Einnehmen einer Ruhelage

bedeutet kein Abschalten des Körpers. Nach derVorstellung der Zauberer im alten Mexiko wurde der Körperdurch ihre magischen Bewegungen in einen Zustand derWachsamkeit versetzt und war zum Handeln bereit. DiesenZustand nannte Don Juan Matus das Wecken des Körpers.Wenn die Muskelspannung beim Wecken des Körpersnachläßt, wird der Körper, wie er sagte, von selbst

12. Atmung und Atem waren nach Aussage von Don Juan für dieZauberer des alten Mexiko von größter Bedeutung. Sie unter-schieden zwischen dem Atmen mit den Spitzen der Lungenflü-gel, dem Atmen mit der mittleren Lunge und der Bauchatmung(Abb. 17, 18, 19). Das Atmen durch Dehnung des Zwerchfells,die Bauchatmung, nannten sie den Tier-Atem. DieBauchatmung praktizierten sie mit großer Ausdauer, weil sie,wie Don Juan sagte, Gesundheit und Lebensdauer günstigbeeinflußt.Don Juan Matus war der Überzeugung, daß viele gesundheit-lichen Probleme des modernen Menschen leicht durch tiefesAtmen behoben werden könnten. Er behauptete, heute neigten

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alten Mexiko war es, den Körper durch die magischen Bewe-gungen zu einem tieferen Ein- und Ausatmen zu erziehen.Deshalb empfiehlt es sich sehr, bei den Tensegrity-Bewegungen,die ein tiefes Ein- oder Ausatmen verlangen, auf langsamesEin- und Ausströmen der Atemluft zu achten, damit dasEinatmen und Ausatmen länger und tiefer wird.Während der Tensegrity-Übungen ist außerdem darauf zu achten,daß normal geatmet wird, sofern in der Beschreibung einer be-stimmten magischen Bewegung nichts anderes angegeben ist.

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13. Von großer Bedeutung für die Übungen ist auch die Er-kenntnis der Ausführenden, daß Tensegrity im wesentlichen einZusammenspiel zwischen Anspannung und Entspannung derMuskeln in ausgewählten Körperregionen ist. Damit wird einekörperliche Explosion erreicht. Die Zauberer des alten Mexikonannten das die Sehnen-Energie. Es handelt sich dabei buch-stäblich um eine Explosion in den Nerven und Sehnen unter-halb oder im Inneren der Muskeln.Geht man davon aus, daß es sich bei Tensegrity um ein An-spannen und Entspannen der Muskeln handelt, ist die Intensitätder Muskelspannung sowie die Zeitdauer, die die Muskeln beieiner bestimmten magischen Bewegung in diesem Zustand ge-halten werden, abhängig von der Stärke des Ausübenden. Es istratsam, am Beginn der Übungen die Anspannung minimal unddie Zeitdauer möglichst kurz zu halten. Hat sich der Körper er-wärmt. kann die Spannung gesteigert und die Zeitdauer aus-gedehnt werden, dies aber stets in vernünftigen Maßen.

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Erste Folge

Die Folgezur Vorbereitungder Intention

Don Juan Matus stellte fest, daß die Menschen als Lebewesenein erstaunliches Wahrnehmungsmanöver vollbringen, das lei-der zu einem Mißverständnis führt und einen falschen Ein-druck schafft. Die Menschen benutzen den Zustrom reinerEnergie im Universum dazu, ihn in sensorische Daten zu ver-wandeln, die sie nach einem starren Interpretationssystem deu-ten. Die Zauberer nannten dieses System die menschlicheForm. Dieser magische Akt der Interpretation reiner Energieführt zu dem Mißverständnis und der sonderbaren Überzeu-gung der Menschen, ihr Interpretationssystem sei das einzige,das es gibt.Don Juan erläuterte dieses Phänomen anhand eines Beispiels.Der Begriff Baum, sagte er, also das, was wir Menschen unterBaum verstehen, sei eher eine Interpretation als eine Wahrneh-mung. Um das Vorhandensein von Baum festzustellen, sagte er,genüge den Menschen ein kurzer Blick, der ihnen kaum etwasverrät. Alles übrige sei ein Phänomen, das Don Juan als Auf-rufen der Intention bezeichnete, nämlich der Intention vomBaum. Das heißt, es handelt sich um eine Interpretation vonSinnesdaten, die das bestimmte Phänomen betreffen, das dieMenschen Baum nennen. Wie in diesem Beispiel, fuhr er fort,besteht die ganze Welt des Menschen aus einem unendlichenRepertoire von Interpretationen, bei denen die menschlichenSinne nur eine geringe Rolle spielen. Mit anderen Worten, nurder Gesichtssinn nimmt den Zustrom von Energie aus dem Uni-versum wahr, und das nur oberflächlich.Don Juan behauptete, daß die Wahrnehmungsaktivitäten derMenschen überwiegend aus Interpretation bestehen und daßdie Menschen zu jener Art von Lebewesen gehören, die nur einMindestmaß an reiner Wahrnehmung brauchen, um ihre Welt zuerschaffen. Sie nehmen gerade genug wahr, um ihr Inter-pretationssystem in Gang zu setzen. Don Juans bevorzugtesBeispiel in diesem Zusammenhang war, daß wir, wie er sagte,durch Intention etwas so Großartiges und Wichtiges wie dasWeiße Haus in Washington konstruieren. Er bezeichnete dasWeiße Haus als den Sitz der Macht in der heutigen Welt, als das

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Zentrum aller Bestrebungen, Hoffnungen und Ängste etc., diewir als globales Konglomerat von Menschen hegen. Das WeißeHaus sei praktisch die Hauptstadt der zivilisierten Welt. Alldies, sagte er, gehöre nicht ins Reich des Abstrakten, auch nichtins Reich unserer Gedanken, sondern ins Reich des Intendie-rens, denn unter dem Gesichtspunkt sensorischer Informatio-nen sei das Weiße Haus ein Gebäude, das in keiner Hinsicht dieFülle, Breite und Tiefe des Begriffs das Weiße Haus aufweise.Er fügte hinzu, unter dem Gesichtspunkt der aufgenommenenSinnesdaten werde das Weiße Haus wie auch alles andere in un-serer Welt nur oberflächlich mit unserem Gesichtssinn wahrge-nommen. Unser Tast- und Geruchssinn, Gehör und Geschmackseien daran in keiner Weise beteiligt. Interpretationen, die dieseSinnesorgane aufgrund von Sinnesdaten in Hinblick auf dasGebäude, wo sich das Weiße Haus befindet, liefern könnten,hätten keinerlei Bedeutung.Als Zauberer stellte Don Juan die Frage: Wo befindet sich dasWeiße Haus? Er beantwortete diese Frage selbst und sagte, esbefinde sich mit Sicherheit nicht in unserer Wahrnehmung,nicht einmal in unseren Gedanken, sondern in einem besonde-ren Bereich des Intendierens, wo es mit allem ausgestattetwerde, was sich mit dem Weißen Haus verbindet. Unsere Magiebestehe darin, erklärte Don Juan, auf diese Weise ein ganzesUniversum des Intendierens zu erschaffen.Das Thema der ersten Tensegrity-Folge ist die Vorbereitung aufdas Intendieren. Deshalb ist es wichtig, sich noch einmal vorAugen zu führen, wie die Zauberer es definieren. Für Don Juanwar es das stillschweigende Auffüllen der von der unmittel-baren Sinneswahrnehmung offengelassenen Leerräume oderder Vorgang der Ergänzung wahrnehmbarer Phänomene durchdas Intendieren einer Vollständigkeit, die unter dem Gesichts-punkt reiner Wahrnehmung nicht vorhanden ist.Den Vorgang des Intendierens einer solchen Vollständigkeit be-zeichnete Don Juan als das Aufrufen der Intention. Alles, waser über die Intention ausführte, wies darauf hin, daß der Vor-gang des Intendierens nicht in den Bereich des Physischengehört. Mit anderen Worten, er ist nicht Teil der physischen Be-schaffenheit unseres Gehirns oder anderer Organe. Intention warfür Don Juan etwas, das die Grenzen der Welt, wie wir siekennen, überschreitet. Intention ist so etwas wie eine energeti-sche Welle, ein Energiestrahl, der sich uns anheftet.Weil Intention seinem Wesen nach etwas außerhalb unsererselbst Liegendes ist, traf Don Juan eine Unterscheidung zwi-schen dem Körper als Teil der kognitiven Prozesse des All-tagslebens und dem Körper als energetischer Einheit, die an

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dieser kognitiven Welt keinen Anteil hat. Zu der energetischenEinheit gehören auch unsichtbare Körperteile, wie etwa die in-neren Organe und die durch sie hindurchfließende Energie. Mitdiesem Teil unserer Physis, behauptete Don Juan, könne Ener-gie unmittelbar wahrgenommen werden.Da der Gesichtssinn bei unserer gewohnten Art, die Welt wahr-zunehmen, dominiert, bezeichneten die Schamanen im altenMexiko, wie Don Juan erklärte, das direkte Wahrnehmen vonEnergie als Sehen. Wenn sie die im Universum fließende Ener-gie wahrnahmen, so bedeutete das für sie, daß diese Energie be-stimmte über-individuelle, gleichbleibend sich wiederholendeKonfigurationen annahm und daß diese Konfigurationen vonjedem, der fähig war zu sehen, auf gleiche Weise wahrgenom-men werden konnten.Don Juans anschaulichstes Beispiel für diese Eigenschaft derEnergie, bestimmte gleichbleibende Konfigurationen anzuneh-men, war die Wahrnehmung des menschlichen Körpers, wenn erals Energie gesehen wird. Wie schon erwähnt, nehmenSchamanen wie Don Juan einen Menschen als Konglomeratvon Energiefeldern wahr, die den Gesamteindruck einer deutlichumrissenen leuchtenden Kugel vermitteln. In diesem Sinnbeschreiben Schamanen Energie als eine Schwingung, die zukohärenten Einheiten verschmilzt. Für die Schamanen setztsich das ganze Universum aus Energie-Konfigurationen zu-sammen, die dem Auge eines Sehers als leuchtende Fäden oderFasern erscheinen und sich in alle Richtungen erstrecken, ohnesich jemals zu verwirren. Für das lineare Denken ist das unbe-greiflich, denn dieser Vorstellung liegt ein unlösbarer Wider-spruch zugrunde. Wie können sich diese Fasern in alle Rich-tungen erstrecken, ohne sich jemals zu verwirren?Don Juan betonte, daß Schamanen nur die Vorgänge als solchebeschreiben konnten. Wenn ihre Beschreibungen unzulänglichoder widersprüchlich erschienen, so liege das an den syntakti-schen Grenzen der Sprache. Gleichwohl seien ihre Beschrei-bungen so genau wie nur irgend möglich.Die Schamanen des alten Mexiko beschrieben die Intention alsewige Kraft, die das ganze Universum durchdringt – eine Kraft,die sich ihrer selbst soweit bewußt ist, daß sie auf Beschwö-rungen und Befehle der Schamanen reagiert. Durch die Inten-tion waren diese Schamanen in der Lage, nicht nur alle Mög -lichkeiten menschlicher Wahrnehmung, sondern auch alleMöglichkeiten menschlichen Handelns freizusetzen. Durch dieIntention erkannten sie die außergewöhnlichsten energetischenFormationen.Don Juan lehrte mich, daß die Grenze der menschlichen Wahr-

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nehmungsfähigkeit das Band des Menschen genannt wird. Dasbedeutet, den Fähigkeiten des Menschen, wie der menschlicheOrganismus sie festlegt, ist eine Grenze gesetzt. Solche Gren-zen sind nicht einfach die traditionellen Grenzen des logischenDenkens, sondern die Grenzen aller im menschlichen Organis-mus eingeschlossenen Ressourcen. Don Juan glaubte, daßdiese Ressourcen nie genutzt werden, sondern aufgrund vorge-faßter Vorstellungen von der Begrenztheit des Menschen unge-nutzt bleiben – eine Begrenztheit, die nichts mit den tatsäch-lichen Möglichkeiten des Menschen zu tun hat.

Mit aller Bestimmtheit erklärte Don Juan, daß die Seher, weildas Wahrnehmen der im Universum fließenden Energie keinewillkürliche oder persönliche Angelegenheit ist, Energie-Kon-figurationen erkennen, die von selbst entstehen und nicht durchmenschliches Eingreifen geprägt sind. Das Wahrnehmen dieserFormationen an sich ist also der Schlüssel zur Freisetzung deseingeschlossenen menschlichen Potentials, das normalerweisenicht zum Tragen kommt. Um zur Wahrnehmung solcher ener-getischen Formationen zu gelangen, muß die Gesamtheit allermenschlichen Wahrnehmungsmöglichkeiten aktiviert werden.Die Folge zur Vorbereitung der Intention ist in vier Gruppen

unterteilt. Die erste ist: Energie für die Intention stampfen. Diezweite ist: Energie für die Intention aufrühren. Die dritte

Gruppe ist: Energie für die Intention sammeln, und die vierteist: Energie für die Intention atmen.

Erste GruppeEnergie für die

Intention stampfen

Die Erklärungen, die mir Don Juan gab, gelten für alle Varian-ten einer jeden Gruppe magischer Bewegungen, die den Kernder langen Tensegrity-Folgen bilden.

»Die Energie, die für den Umgang mit der Intention unent-behrlich ist«, sagte er einmal, als er mir die energetische Be-deutung dieser Gruppe erklärte, »wird ständig aus den Vital-zentren, die im Bereich von Leber, Bauchspeicheldrüse undNieren lokalisiert sind, verdrängt und sammelt sich am Bodender leuchtenden Kugel, die wir sind. Diese Energie muß dau-ernd aufgewirbelt und wieder in Umlauf gebracht werden. DieZauberer meiner Tradition empfahlen sehr nachdrücklich einsystematisches und kontrolliertes Aufrühren der Energie mitden Beinen und Füßen. Ihre langen Wanderungen, die zwangs-läufig zu ihrem Leben gehörten, führten ihrer Meinung nach zueinem übermäßigen Bewegen von Energie, die keinen Zweckerfüllte. Aus diesem Grund waren lange Wanderungen für sieverhängnisvoll. Die Zufuhr überschüssiger Energie mußte

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durch bestimmte magische Bewegungen, die sie auf ihren Wan-derungen ausführten, ausgeglichen werden.«Don Juan Matus sagte mir, daß diese Gruppe von fünfzehn ma-gischen Bewegungen, die dem Zweck dienen, Energie mit denBeinen und Füßen aufzurühren, bei den Schamanen seinerSchule als wirksamstes Mittel galt, um etwas zu bewirken, dassie Energie stampfen nannten. Jede dieser magischen Bewe-gungen hat, wie er sagte, einen immanenten Kontrollmecha-nismus für das Stampfen von Energie. Diese magischen Bewe-gungen können, wenn gewünscht, hundertfach wiederholtwerden, ohne daß ein übermäßiges Aufwirbeln der Energie zubefürchten ist. Exzessiv aufgewirbelte Energie für das Intendie-ren, erläuterte Don Juan, entleert die Vitalzentren noch mehr.

1. Energie mit den Füllen mahlenDer Körper dreht sich einen Moment auf beiden Fußballengleichzeitig von links nach rechts und wieder von rechts nachlinks, um das Gleichgewicht zu finden. Danach wird das Kör-pergewicht auf die Fersen verlagert, und man dreht sich weiterhin und her, wobei die Zehen leicht angehoben werden und erstdann wieder den Boden berühren, wenn die Füße die größt-mögliche Schrägstellung erreicht haben.Die Arme sind am Ellbogen leicht angewinkelt, die Hände zei-gen nach vorne, die Handflächen sind zueinander gekehrt. DieBewegung der Arme, geht von Schultern und Schulterblätternaus. Die Arme bewegen sich wie beim Gehen gleichzeitig mitden Beinen (d. h., der rechte Arm bewegt sich, wenn sich daslinke Bein bewegt. und umgekehrt). Das bewirkt eine umfas-sende Inanspruchnahme der Gliedmaßen und der inneren Or-gane (Abb. 20, 21).

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Eine spürbare Nebenwirkung dieser Übung ist eine stärkereDurchblutung von Füßen, Waden und Schenkeln bis hinauf zurLeistenregion. Jahrhundertelang haben Schamanen dasMahlen der Energie auch eingesetzt, um die Beweglichkeit ihrerim Alltag strapazierten Gliedmaßen wiederherzustellen.

2.Energie mit drei Gleitschritten der Füße mahlen DieFüße werden wie bei der vorausgegangenen magischen Be-wegung dreimal auf den Fersen gedreht. Es folgt eine kurzePause, dann wieder dreimal auf den Fersen drehen. Bei den er-sten drei magischen Bewegungen dieser Folge ist zu beachten,daß die Arme mitmachen und energisch vor und zurückschwingen. Wird das Mahlen von Energie mit kurzen Unter-brechungen geübt, steigert das die Wirkung. Diese magischeBewegung bewirkt als wahrnehmbaren Nebeneffekt eineschnelle Energiesteigerung, zum Beispiel beim Laufen, beimFliehen vor Gefahr, oder wenn ein rasches Eingreifennötig ist.

3.Energie durch Seitwärtsgleiten der Füße mahlenBeide Füße drehen sich auf den Fersen nach links; dann folgteine weitere Linksdrehung auf den Fußballen. Noch ein drittesMal nach links drehen, aber wieder auf den Fersen (Abb.22, 23, 24). In umgekehrter Reihenfolge die Füße auf denFersen nach rechts drehen, dann auf den Ballen nach rechtsund dann wieder auf den Fersen nach rechts drehen.Eine spürbare Wirkung dieser drei magischen Bewegungen isteine Anregung der Blutzirkulation im ganzen Körper.

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4.Energie durch Auftreten mit den Fersen mischen Diesemagische Bewegung gleicht dem Gehen auf der Stelle. DasKnie energisch anheben, während die Fußspitze am Bodenbleibt. Das Körpergewicht wird dabei also jeweils auf dasStandbein verlagert, während das andere Bein die Bewegungausführt. Die Arme schwingen wie bei den vorigen magischenBewegungen (Abb. 25).Diese und die folgende magische Bewegung haben eine ähn-liche körperliche Wirkung wie die drei vorhergehenden. Nachder Übung breitet sich ein angenehmes Gefühl im Becken aus.

5.Energie durch dreimaliges Auftreten mit den FersenmischenDiese magische Bewegung gleicht der vorherigen, allerdingsgehen die Bewegungen der Füße und Knie nicht ineinanderüber. Sie werden jeweils kurz unterbrochen, nachdem die Fersendreimal abwechselnd den Boden berührt haben. Die Reihenfolgeist links, rechts, links – Pause – rechts, links, rechts, etc.Die ersten fünf magischen Bewegungen dieser Gruppe verhel-fen zu einer schnellen Energiesteigerung, wenn Energie in derKörpermitte oder Leistenregion gebraucht wird, oder auch fürlange Fußwanderungen oder für das rasche Erklettern von Fel-sen und Bäumen.

6.Energie mit den Fußsohlen sammeln und an denInnenseiten der Beine nach oben bringenAbwechselnd mit der Sohle des linken und rechten Fußes ander Innenseite des anderen Beins nach oben gleiten, aber ohnees zu berühren. Wichtig ist dabei, mit angebeugten Knien zustehen und die Beine leicht zu krümmen (Abb. 26).Die Energie für das Intendieren wird durch diese magische Be-wegung an der Innenseite der Beine heraufgebracht, wo nachAuffassung der Schamanen das kinästhetische Gedächtnis ge-speichert ist. Diese magische Bewegung dient dazu, die Erin-nerung an Bewegungen freizusetzen oder neue Bewegungenim Gedächtnis zu verankern.

7.Energie mit den Knien aufrührenDas linke Knie anwinkeln und, so weit es geht, nach rechtsschwingen, als wolle man mit dem Knie einen Stoß zur Seiteführen, dabei den Oberkörper und die Arme in fließender Be-wegung möglichst weit in die entgegengesetzte Richtung drehen(Abb. 27). Jetzt das linke Bein auf den Boden stellen. Diegleiche Bewegung mit dem rechten Knie ausführen, dann ab-wechselnd mit dem einen und dem anderen.

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8. Müden Knien aufgerührte Energie in den Oberkörper stoßenDiese magische Bewegung ist die energetische Fortsetzung dervorigen. Das linke Knie so weit wie möglich anwinkeln und miteinem Ruck so hoch wie möglich vor den Körper heben. DerOberkörper ist dabei leicht vorgebeugt. Die Fußspitze weist,während das Knie hochgezogen wird, nach unten (Abb. 28).Die gleiche Bewegung mit dem rechten Bein ausführen, dannabwechselnd mit beiden Beinen.Die nach unten gestreckte Fußspitze bewirkt, daß die Sehnendes Fußgelenks angespannt sind, um Druck auf winzige Punktedort auszuüben, in denen sich Energie angesammelt hat. DieseZentren sind nach Auffassung der Schamanen womöglich diewichtigsten in den unteren Gliedmaßen – so wichtig, daß siebeim Ausführen dieser magischen Bewegungen auch die übri-gen winzigen Energiezentren im Körper wecken können. Dieseund die vorige magische Bewegung werden gemeinsam ausge-führt, um die mit den Knien gesammelte Energie für das Inten-dieren in die beiden Vitalzentren in der Gegend von Leber undBauchspeicheldrüse zu bringen.

9. Energie vor und hinter dem Körper tretenMit dem linken Bein nach vorne treten, danach mit dem ange-winkelten rechten Bein nach hinten treten (Abb. 29, 30). Dannin umgekehrter Reihenfolge mit dem rechten Bein nach vornund daran anschließend mit dem angewinkelten linken Beinnach hinten treten.Die Arme werden seitlich am Körper gehalten, weil diese ma-gische Bewegung nur die unteren Gliedmaßen beansprucht, umsie beweglich zu machen. Sowohl das nach vorne als auch dasnach hinten tretende Bein möglichst hoch heben. Beim Treten

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nach hinten sollte der Oberkörper leicht vorgebeugt sein, umden Bewegungsablauf zu erleichtern. Die Neigung des Ober-körpers nach vorne ist eine natürliche Methode, die mit denBeinen in Bewegung gesetzte Energie zu absorbieren. Diesemagische Bewegung hilft dem Körper bei Verdauungsproble-men, die nach einer Umstellung der Ernährung oder bei Fern-reisen auftreten.

10. Energie von den Fußsohlen nach oben bringenDas linke Knie spitz anwinkeln und möglichst hoch an denOberkörper heben. Den Oberkörper etwas vorbeugen, so daß erbeinahe das Knie berührt. Die Arme nach unten strecken, sodaß sie eine Zange bilden, die nach der Fußsohle greift(Abb. 31). Am besten die Fußsohle leicht umklammern undgleich wieder loslassen. Den Fuß auf den Boden stellen und da-bei Arme und Hände mit einem kräftigen Ruck, der auch dieMuskeln in Schultern und Brustkorb anspannt, an den Beinenentlang bis zur Bauchspeicheldrüsen- und Milzregion hochzie-hen (Abb. 32). Dann werden die gleichen Bewegungen mit dem

rechten Fuß und mit den Armen ausgeführt, dabei die Händevom Fuß bis zur Leber- und Gallenblasenregion heben. DieseBewegungen abwechselnd mit beiden Beinen ausführen.Wie bei der vorigen magischen Bewegung ermöglicht der vor-gebeugte Oberkörper, die Energie von den Fußsohlen zu denbeiden Vitalzentren in den Bereichen von Leber und Bauspei-cheldrüse zu bringen. Diese magische Bewegung hilft beiVerdauungsproblemen infolge eines Diätwechsels oder aufReisen.

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11. Eine Energie-Mauer umstoßenDen linken Fuß mit spitz angewinkeltem Knie bis in Höhe derHüfte heben. Dann mit nach oben weisender Fußspitze nachvorne stoßen, als wolle man einen schweren Gegenstand weg-schieben (Abb. 33). Wenn der Fuß wieder am Boden steht, aufgleiche Weise den rechten Fuß heben, das Stoßen wiederholenund danach die Bewegung mit beiden Füßen abwechselnd wie-derholen.

12.Eine Energie-Schranke übersteigenDas linke Bein rasch hochschwingen, als versuche man, es übereine schräg vor dem Körper aufgebaute Hürde hinwegzuheben.Das Bein bewegt sich im Bogen von links nach rechts(Abb. 34). Sobald der Fuß wieder am Boden aufsetzt, hebt sichdas andere Bein und führt die gleiche Bewegung aus.

13.Ein Tor von der Seite aufstoßenDies ist ein >Kick<-Stoß mit der Fußsohle. Das linke Bein bis zuhalber Wadenhöhe heben und mit dem Fuß nach rechtsstoßen, als wolle man gegen einen festen Gegenstand treten,wobei die ganze Fußsohle als Trittfläche dient (Abb. 35). DenFuß wieder nach links holen und die gleiche Bewegung mitdem rechten Fuß und Bein ausführen.

14.Einen Energie-Klumpen aufbrechenDen linken Fuß anheben und die Fußspitze nach untenstrecken. Das spitz angewinkelte Knie weist nach vorn. Miteiner kontrollierten Bewegung den Fuß in Richtung auf denBoden stoßen, ohne ihn jedoch zu berühren, als wolle maneinen Klumpen aufbrechen (Abb. 36). Danach den Fuß wieder

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in die Ausgangsstellung holen und die gleiche Bewegung mitdem anderen Bein und Fuß ausführen.

15. Energie-Schlamm abkratzenDen linken Fuß ein paar Zentimeter über den Boden heben, dasBein vorstrecken und dann mit einem Ruck nach hintenschwingen, wobei der Fuß leicht den Boden streift, als versu-che man, etwas von der Fußsohle abzukratzen (Abb. 37). Das

Körpergewicht ruht auf dem anderen Bein, der Oberkörper istleicht vorgeneigt, damit auch die Bauchmuskeln bei dieser ma-gischen Bewegung beansprucht werden. Ist der linke Fuß in dieNormalstellung zurückgekehrt, wird die gleiche Bewegung mitdem rechten Fuß und Bein wiederholt.Die letzten fünf magischen Bewegungen dieser Gruppe nennendie Schamanen Schritte in der Natur. Sie können beim Gehen,bei der Arbeit oder bei anderen Tätigkeiten geübt werden, sogarwenn man sitzt und sich unterhält. Die Bewegungen dienen dazu,Energie mit den Füßen zu sammeln und sie mit den Beinen inSituationen einzusetzen, die Konzentration oder schnellesErinnerungsvermögen verlangen.

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Zweite GruppeEnergie für die

Intentionaufrühren

Die zehn magischen Bewegungen der zweiten Gruppe habendie Funktion, Energie für das Intendieren an Punkten direkt un-terhalb der Knie, über dem Kopf, um Nieren, Leber und Bauch-speicheldrüse, am Solarplexus und am Hals zu wecken. Jededieser magischen Bewegungen ist ein Mittel, um nur die für dasIntendieren erforderliche Energie in Bewegung zu setzen, diesich an diesen Punkten ansammelt. Schamanen glauben, daßdiese magischen Bewegungen im Alltag wichtig sind, weil dasLeben für sie von der Intention beherrscht wird. Diese Gruppeist für die Schamanen ungefähr das, was eine Tasse Kaffee fürden modernen Menschen ist. Die Redensart: »Ich bin nochnicht ganz da, bevor ich nicht meinen Cappuccino getrunkenhabe«, oder der Seufzer einer früheren Generation: »Ich binerst wach, wenn ich meine Tasse Kaffee gehabt habe«, könntebei den Schamanen lauten: »Ich unternehme nichts, bevor ichnicht diese magischen Bewegungen gemacht habe.«Die zweite Gruppe dieser Folge beginnt mit einem Vorgang,der als Wecken des Körpers bezeichnet wird.

16. Energie mit Füßen und Armen aufrührenDer Körper ist geweckt und wird leicht vorgeneigt (Abb. 38).Das Gewicht ruht auf dem rechten Bein, während das linkeBein einen Kreis beschreibt. Dabei streifen die Zehenspitzenden Boden. Der Fuß wird schließlich vor dem Körper mit demBallen aufgesetzt. Gleichzeitig macht man mit dem linken Armeine kreisende Bewegung, deren Scheitelpunkt etwas über demKopf liegt. Die Bewegung von Bein und Arm kurz anhalten(Abb. 39). Darauf folgen zwei weitere Kreisbewegungen, ins-gesamt also drei (Abb. 40). Der Rhythmus dieser magischenBewegung ist vorgegeben. Man zählt: eins – kurze Pause, eins –

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eins, sehr kurze Pause, zwei – kurze Pause, zwei – zwei, sehrkurze Pause, usw. Danach die gleiche Bewegung mit dem rech-ten Bein und dem rechten Arm ausführen.Diese magische Bewegung setzt die Energie am Boden derleuchtenden Kugel mit den Füßen in Bewegung und leitet siemit den Armen in den Bereich dicht über dem Kopf.

17. Energie über den Nebennieren rollenDie Unterarme werden hinter dem Körper über dem Bereichvon Nieren und Nebennieren gehalten. Die Ellbogen sind um90 Grad angewinkelt, die zu Fäusten geballten Hände werdenein paar Zentimeter vom Körper entfernt gehalten, ohne ihnjedoch zu berühren. Die Fäuste werden eine über der anderenmit einer kreisenden Bewegung nach unten gedreht, die linkeFaust zuerst, anschließend die rechte, während die linke wiedernach oben kreist. Den Oberkörper dabei leicht nach vorne nei-gen (Abb. 41). Dann kreisen die Fäuste in umgekehrter Rei-henfolge, während man den Oberkörper leicht nach hintenneigt (Abb. 42). Die Bewegung des Oberkörpers nach vornbzw. hinten beansprucht die Muskeln der Oberarme und Schul-tern.Diese magische Bewegung dient dazu, die Nebennieren undNieren mit Energie des Intendierens zu versorgen.

18. Energie für die Nebennieren aufrührenDen Oberkörper nach vorne neigen, die Knie ragen über dieZehenspitzen hinaus. Die Hände liegen oberhalb der Knie-scheiben, die von den Fingern umfaßt werden. Die linke Handüber der Kniescheibe nach rechts drehen und dabei den Ell-bogen möglichst weit nach vorne schieben, so daß er mit dem

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linken Knie eine Linie bildet (Abb. 43). Gleichzeitig legt sichder rechte Unterarm in ganzer Länge auf den rechten Ober-schenkel, ohne daß die Position der Hand verändert wird. Dasrechte Knie soll dabei mit angespannter Kniesehne durchge-drückt werden. Nur die Knie sollen sich bewegen, das Gesäßdarf nicht hin und her schwingen.Die gleichen Bewegungen mit dem rechten Arm und dem rech-ten Bein ausführen (Abb. 44).

Diese magische Bewegung dient dazu, die Energie des Inten-dierens um die Nieren und Nebennieren in Bewegung zu set-zen. Sie stärkt die Ausdauer und verschafft ein Gefühl von Mutund Selbstvertrauen.

19. Die linke und die rechte Energie verschmelzenTief einatmen. Beim sehr langsamen Ausatmen wird der linkeUnterarm um 90 Grad angewinkelt und vor die Schulter geho-ben. Das Handgelenk mit gestreckten Fingern möglichst weitzurückbiegen, die Handfläche weist nach innen (Abb. 45).Während der Arm in dieser Position verharrt, den Oberkörperweit nach vorne beugen, bis sich der angewinkelte linke Armin Höhe der Knie befindet. Der linke Ellbogen darf dabei nichtnach unten durchhängen und soll möglichst weit von den Knienentfernt bleiben. Immer noch langsam ausatmen und dabei mitdem rechten Arm einen großen Kreis beschreiben, bis sichdie rechte Hand ein paar Zentimeter von den Fingern der lin-ken Hand befindet. Die Handfläche weist zum Körper, dieFinger deuten zu Boden. Der Kopf ist nach unten gerichtet,der Hals wird gerade gehalten. Damit endet das Ausatmen. Indieser Stellung tief und langsam einatmen. Dabei werden

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alle Muskeln von Rücken, Armen und Beinen angespannt(Abb. 46).Beim Aufrichten ausatmen und diese ganze magische Bewe-gung mit dem rechten Arm beginnend wiederholen.Die größtmögliche Streckung der Arme nach vorne ermöglichteine Öffnung im Energiewirbel des Zentrums von Nieren undNebennieren. So eine Öffnung erlaubt die optimale Nutzungder umverteilten Energie. Diese magische Bewegung ist wich-tig für das Verschieben der Energie zu diesem Zentrum, dasganz allgemein für Vitalität und Jugendlichkeit des Körpersverantwortlich ist.

20. Den Körper mit einem Energie-Strahl durchbohrenDen linken Arm in Höhe des Nabels an den Körper legen, denrechten Arm dicht am Rücken auf gleicher Höhe halten. BeideHandgelenke mit gestreckten Fingern nach unten drehen. Dielinke Handfläche weist nach rechts, die rechte nach links(Abb. 47). Die Finger beider Hände werden rasch angehoben,so daß sie in gerader Linie nach vorne und nach hinten deuten.Den ganzen Körper anspannen und die Knie leicht beugen,wenn die Finger nach vorne beziehungsweise nach hinten zei-gen (Abb. 48). Die Hände verharren einen Moment in dieserStellung. Dann die Muskeln entspannen, die Beine streckenund die Position der Arme wechseln, so daß der rechte Armvorne und der linke Arm hinten ist. Wie am Anfang dieser ma-gischen Bewegung deuten die Fingerspitzen nach unten undwerden ruckartig angehoben, so daß sie in gerader Linie nachvorn und nach hinten weisen, wobei man wieder kurz ausatmet:

die Knie sind gebeugt.Mit dieser magischen Bewegung wird eine Linie durch die 48

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Körpermitte gezogen, die die linke Energie von der rechtentrennt.

21.Energie über zwei Vitalzentren drehenEs empfiehlt sich, anfangs die Hände aneinanderzulegen, umsie auf gleiche Höhe auszurichten. Die Finger sind gespreiztund leicht gekrümmt, als würde man den handtellergroßenDeckel eines Marmeladenglases umfassen. Nun wird die rechteHand mit der Handfläche zum Körper über den Bereich vonBauchspeicheldrüse und Milz geführt. Die linke Hand, derenHandfläche ebenfalls dem Körper zugewandt ist, wird nachrückwärts bewegt und über dem Bereich der linken Niere undNebenniere gehalten. Beide Handgelenke zurückbiegen unddabei den Oberkörper möglichst weit nach links drehen, wobeidie Knie in ihrer Stellung bleiben. Dann werden beide Händegleichzeitig gedreht, als wolle man die Deckel zweier Marme-ladengläser aufschrauben – das eine vor Bauchspeicheldrüseund Milz, das andere über der linken Niere (Abb. 49).Diese Bewegung in umgekehrter Reihenfolge ausführen,wobei die linke Hand vorn in Höhe der Gallenblase, die rechtehinten in Höhe der rechten Niere gehalten wird.Mit Hilfe dieser magischen Bewegung wird die Energie überden drei Hauptzentren der Vitalkraft aufgerührt: Leber undGallenblase, Bauchspeicheldrüse und Milz sowie Nieren undNebennieren. Diese magische Bewegung ist besonders für jeneunentbehrlich, die nach etwas Ausschau halten müssen. Sie för-dert Wachsamkeit nach allen Seiten und steigert die Sensibilitätfür die Umgebung.

22.Der Energie-HalbkreisDie linke Hand vor das Gesicht halten und im Halbkreis nachrechts bewegen, bis sie sich in Höhe der rechten Schulter be-findet (Abb. 50). Von dort die Hand in einem Halbkreis dicht ander linken Körperseite vorbei nach unten ziehen (Abb. 51).Hinter dem Rücken die Hand wieder in einem nach außen ge-richteten Halbkreis heben (Abb. 52), um an den Ausgangspunktzurückzukehren (Abb. 53). Der komplette Halbkreis verläuftalso von vorne, von einem Punkt in Augenhöhe schräg abwärtsnach hinten zu einem Punkt unterhalb des Gesäßes. Wichtig ist,die Bewegung der Hand mit den Augen zu verfolgen.Ist der Halbkreis mit dem linken Arm gezogen, wird auch mitdem rechten Arm ein Halbkreis beschrieben, so daß der Körpervon zwei Halbkreisen umschlossen ist. Die beiden Halbkreis-bewegungen setzen Energie in Gang. Sie sinkt von dem Be-reich über dem Kopf hinunter zu den Nebennieren. Mit dieser

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magischen Bewegung erreicht man einen Zustand intensiverund anhaltender Nüchternheit.

23. Energie um den Hals aufrührenMan hält die linke Hand mit der Handfläche nach oben und dierechte Hand mit der Handfläche nach unten in Höhe des Solar-plexus vor den Körper. Die rechte Hand befindet sich über-derlinken, die sie beinahe berührt. Die Ellbogen sind angewinkelt.Tief einatmen; die Arme leicht heben und dabei den Rumpfmöglichst weit nach links drehen, ohne die Beine zu bewegen,vor allem nicht die Knie, die leicht gebeugt sind, um eineunnötige Belastung der Sehnen zu vermeiden. Der Kopf bildeteine gerade Linie mit Rumpf und Schultern. Mit dem Ausatmenbeginnen und dabei die Ellbogen behutsam so weit wie mög-lich auseinanderziehen, wobei die Handgelenke gestreckt blei-ben (Abb. 54). Jetzt wieder einatmen. Das Ausatmen beginnt,während der Kopf behutsam nach hinten zum linken Ellbogengedreht wird und dann nach vorne, um den Blick auf den rech-ten Ellbogen zu richten. Die Kopfdrehung nach hinten und nachvorne wird zweimal wiederholt. Damit endet das Ausatmen.Den Oberkörper nach vorne drehen und die Position der Händewechseln. Die rechte Handfläche ist nach oben gekehrt, die linkeHandfläche nach unten, wobei man die linke Hand über derrechten hält. Wieder einatmen. Dann den Oberkörper nach rechtsdrehen und die gleichen Bewegungen rechts wiederholen.Nach Überzeugung der Schamanen befindet sich in der V-för-migen Vertiefung am Halsansatz das Zentrum für Entscheidun-gen. Von dort strahlt eine besondere Art von Energie des Inten-dierens aus. Die magische Bewegung dient ausschließlichdazu. diese Energie zu sammeln.

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24. Energie mit einem Stoß der Schulterblätter knetenBeide Arme in Augenhöhe vor das Gesicht halten. Die Ell-bogen werden so angewinkelt, daß die Arme einen Bogen bilden(Abb. 55). Den Oberkörper leicht vorbeugen, damit sich dieSchulterblätter seitlich dehnen können. Die Bewegung beginntdamit, daß der angewinkelte und angespannte linke Arm nachvorne stößt (Abb. 56). Der rechte Arm folgt. Danach werden dieArme abwechselnd bewegt. Man soll darauf achten, daß dieArme so intensiv wie möglich angespannt bleiben. DieHandflächen weisen nach vorne, die Fingerspitzen sind zu-einander gerichtet. Die Stoßkraft entsteht durch eine intensiveBewegung der Schulterblätter und die Anspannung der Bauch-muskeln.

Die Schamanen glauben, daß die Energie in den Nervenknotenum die Schulterblätter allzu leicht stocken kann und stagniert,wodurch das Zentrum für Entscheidungen geschwächt wird.Die magische Bewegung dient dazu, diese Energie in Gang zusetzen.

25. Energie über dein Kopf aufrühren und aufbrechenDer linke Arm zieht locker zweieinhalb Kreise über und umden Kopf (Abb. 57). Diese Kreise werden dann mit der Außen-kante von Unterarm und Hand, die sich kraftvoll, aber sehrlangsam nach unten bewegen, aufgebrochen (Abb. 58). DieWucht der Bewegung wird von den Bauchmuskeln aufgefan-gen, die in diesem Moment angespannt werden. Die Armmuskelnbleiben gespannt, um Sehnenverletzungen zu vermeiden, die beischlaffen Armmuskeln auftreten könnten, oder wenn der Armpeitschenartig herunterschlagen würde. Kurz ausatmen,

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während sich der Arm nach unten bewegt. Die gleiche Bewe-gung mit der rechten Hand wiederholen.Die auf diese Weise bewegte und aufgebrochene Energie kannüber den ganzen Körper nach unten fließen. Diese magischeBewegung vertreibt das Schlafbedürfnis und führt zu vorüber-gehender Wachheit, wenn man es sich trotz Übermüdung nichtleisten kann zu schlafen.

Die neun magischen Bewegungen der dritten Gruppe dienendazu, die drei Vitalzentren um Leber, Bauchspeicheldrüse undNieren mit jener besonderen Energie zu versorgen, die durchdie magischen Bewegungen der vorigen Gruppe in Gang ge-setzt wurde. Die magischen Bewegungen dieser Gruppe sindlangsam und äußerst konzentriert auszuführen. Die Schamanenempfehlen bei diesen Bewegungen innere Stille sowie die un-erschütterliche Intention, die für das Intendieren notwendigeEnergie zu sammeln.Alle magischen Bewegungen der dritten Gruppe beginnen miteinem schnellen Schütteln der Hände, während die Armelocker zu beiden Seiten des Körpers herabhängen. Die Händebeginnen zu zittern, wobei die Finger wie bei einem Bebenzucken und dabei nach unten weisen. Dieses Zittern hatte beiden Schamanen den Zweck, die Energie um die Hüften in Gangzu setzen und die kleinen Energiezentren auf dem Handrückenund in den Handgelenken zu stimulieren, damit die Energiedort nicht stagniert.Der Gesamteffekt der drei ersten magischen Bewegungen dieserGruppe ist eine allgemeine Steigerung der Vitalität und des

Dritte GruppeEnergie für dieIntention sammeln

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Wohlbefindens, da den drei wichtigsten Vitalzentren im unte-ren Teil des Körpers Energie zugeführt wird.

26. Unter den Knien aufgerührte Energie ergreifenMit dem linken Bein einen kleinen Sprung nach vorn machen.Das rechte Bein dient als Sprungbein. Dabei den Oberkörperweit nach vorne beugen und den linken Arm ausstrecken, alsversuche man, dicht über dem Boden etwas zu ergreifen(Abb. 59). Das linke Bein in Standposition zurückholen undgleich anschließend mit der flachen linken Hand über dasVital-zentrum der rechten Seite im Bereich von Leber und Gallen-blase reiben.Die gleiche Bewegung mit dem rechten Bein und dem rechtenArm wiederholen und mit der Handfläche über das Vitalzen-trum der linken Seite im Bereich von Bauchspeicheldrüse undMilz reiben.

27. Energie von vorne zu den Nebennieren bringenTief einatmen und dabei die Hände schütteln. Der linke Armschnellt in Schulterhöhe nach vorne, die Handfläche weistdabei nach links, und man atmet gleichzeitig stoßhaft aus(Abb. 60). Danach ganz langsam einatmen und dabei das Hand-gelenk in einer vollen Kreisbewegung von links nach rechtsdrehen, als wolle man eine Kugel formen und halten (Abb. 61).Weiter einatmen und das Handgelenk wieder in die Ausgangs-position drehen, die Handfläche weist nach links. Dann be-schreibt der linke Arm, als trage er diese Kugel, in Schulter-höhe einen Halbkreis nach hinten. Die Bewegung endet damit,daß das angewinkelte Handgelenk über die linke Niere gelegtwird. Es ist darauf zu achten, daß während der Armbewegung

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von vorne nach hinten das Einatmen nicht unterbrochen wird.Während dieser nach hinten schwingenden Bewegung des lin-ken Armes kreist der rechte Arm im Bogen vor den Körper.Man legt die Außenseite des angewinkelten Handgelenks di-rekt über das Schambein. Damit endet die Bewegung. DerKopf wird nach links gedreht, und man blickt nach hinten(Abb. 62). Dann wird die linke Hand mit der Kugel zum Kör-per gedreht und die Kugel auf die linke Niere und Nebennieregeschmettert. Danach reibt man mit flacher Hand sanft über dieStelle und atmet gleichzeitig aus.Die gleiche Bewegung mit dem anderen Arm wiederholen undden Kopf nach rechts drehen.

28. Energie von der linken und von der rechten SeiteschöpfenDie Arme liegen seitlich am Körper an. Mit den Händen, dieFinger gekrümmt, über die Rippen bis unter die Achselhöhlenstreichen und dabei tief einatmen (Abb. 63). Die Arme seitlichausstrecken, die Handflächen weisen nach unten, und kräftigausatmen. Tief einatmen, dabei die Hände wölben und in denHandgelenken drehen, bis die Handflächen nach oben gekehrtsind, als wolle man etwas Festes schöpfen (Abb. 64). Dann dieHände durch spitzes Anwinkeln der Ellbogen auf Schulterhöhebringen und dabei weiter einatmen (Abb. 65). Diese Bewegungbeansprucht die Schulterblätter und Halsmuskeln. Die Armebleiben einen Moment in dieser Position, dann werden sieunter schnellem Ausatmen wieder seitlich ausgestreckt. DieHandflächen sind nach vorne gekehrt. Die Hände werden ge-wölbt und nach hinten gedreht, als wolle man etwas Festesschöpfen. Die leicht gewölbten Hände wieder wie zuvor an die

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Schultern führen. Diese Bewegungen werden insgesamt drei-mal wiederholt. Dann mit den Handflächen sanft über die zweiVitalzentren uni Leber und Bauchspeicheldrüse reiben und da-bei ausatmen.

29. Den Energie-Kreis aufbrechenDen linken Arm mit einer Kreisbewegung zur rechten Schulterführen (Abb. 66), dann eng am Körper vorbei nach hinten(Abb. 67) und wieder im weiten Bogen nach vorne vor das Ge-sicht (Abb. 68). Diese Bewegung des linken Armes wird mit dergleichen Bewegung des rechten Armes koordiniert. Beide Armeabwechselnd bewegen, so daß ein schräger Kreis um den Kör-per gezogen wird. Dann tritt der rechte Fuß nach links zurück,

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gefolgt von einem Schritt des linken Fußes nach rechts, so daßman sich umdreht und in die entgegengesetzte Richtung blickt.Der linke Arm wird um die linke Seite des Kreisbogensgewölbt, als sei dieser Kreis ein fester Gegenstand, den derlinke Arm gegen Brustkorb und Achselhöhle drückt. Der rechteArm führt die gleiche Bewegung auf der rechten Seite aus, soals sei der Kreis ein fester Gegenstand (Abb. 69). Tiefeinatmen und den Kreis von beiden Seiten aufbrechen, indemder ganze Körper angespannt wird, besonders die Arme, dievor der Brust zusammengeführt werden. Mit den Handflächensanft über die Vitalzentren an der Vorderseite des Körpersreiben und dabei ausatmen.Diese Bewegung dient einem esoterischen Zweck, denn sie för-dert die Klarheit der Intention, die man braucht, um Entschei-dungen zu treffen. Durch diese magische Bewegung wirddie um den Hals gesammelte Entscheidungs-Energie

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30. Energie von der Vorderseite des Körpers direkt überdem Kopf sammelnTief einatmen und dabei die Hände schütteln. Dann beideArme, der linke innen, der rechte außen, mit geballten Fäustenvor das Gesicht heben und X-förmig kreuzen. Die Innenseitender geballten Fäuste weisen zum Gesicht. Dann werden dieArme ein paar Zentimeter nach vorne gestreckt und die Händein den Handgelenken gedreht, bis die Innenseiten der geballtenFäuste nach unten weisen (Abb. 70). In dieser Haltung die linkeSchulter und das Schulterblatt nach vorne schieben und mitdem Ausatmen beginnen. Die linke Schulter zurückziehen undzugleich die rechte vorschieben. Dann die gekreuzten Armeüber den Kopf heben. Damit endet das Ausatmen.

Langsam und tief einatmen, während die gekreuzten Armeeinen kompletten Kreis ziehen, indem man sie vor dem Körpernach rechts bewegt, beinah bis zu den Knien hinab, dann nachlinks und wieder hinauf in die Ausgangsposition direkt überdem Kopf (Abb. 71). Dort trennt man die Arme kraftvoll. Da-mit beginnt ein langes Ausatmen (Abb. 72). Nun die Armemöglichst weit nach hinten strecken, dabei weiter ausatmenund einen Kreis ziehen, der abgeschlossen ist, wenn sich dieFäuste wieder vor dem Körper in Augenhöhe befinden. Die In-nenseiten der Fäuste weisen zum Gesicht (Abb. 73). Dann wie-der die Arme kreuzen. Die Handgelenke umkreisen einander,die Hände werden geöffnet und an den Körper gelegt – dierechte Hand auf den Bereich von Bauchspeicheldrüse undMilz, die linke Hand auf den Bereich von Leber und Gallen-blase. Den Körper in der Taille um 90 Grad nach vorne beugen.Damit endet das Ausatmen (Abb. 74).

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Diese magische Bewegung dient einem zweifachen Zweck. Er-stens setzt sie Energie um die Schulterblätter in Gang und bringtsie zu einer Stelle über dem Kopf. Von dort läßt sie die Energiein einem weiten Kreis zirkulieren, der die Ränder der leuchten-den Kugel berührt. Zweitens mischt sie die Energie der linkenund der rechten Seite, indem sie diese zu den zwei Vitalzentrenum Bauchspeicheldrüse und Leber bringt. Dabei legt man je-weils die Hand auf das gegenüberliegende Zentrum.Ein solches Mischen von Energie versetzt den jeweiligen Vi-talzentren einen kräftigen Impuls. Der Impuls wird um so stär-ker, je mehr Erfahrung man in dieser Übung gewinnt. Er be-kommt schließlich die Eigenschaft eines Energiefilters. Dasist eine unbegreifliche Aussage, solange man diese Bewegungnicht selbst geübt hat. Sie erzeugt ein Gefühl, als atme manmenthol versetzte Luft.

31. Energie unter den Knien und über dem Kopf aufrührenund ergreifenEinatmen und dabei die Hände schütteln. Beide Hände seitlichauf Höhe der Taille bringen und entspannt halten. Die Knie sindgebeugt, während die linke Hand mit der Handfläche nachaußen hinunter stößt, als greife man in einen Eimer mit einerFlüssigkeit. Gleichzeitig stößt die rechte Hand mit gleicherKraft über den Kopf hinauf. Die rechte Handfläche weist eben-falls nach außen (Abb. 75). Langsam ausatmen, sobald beideArme gestreckt sind. Die Handgelenke kraftvoll in ihre nor-male Position drehen und zugleich die Hände zu Fäusten bal-len, als wolle man etwas Festes packen. Die Fäuste geballthalten und weiter ausatmen, während der rechte Arm herunter-genommen und der linke Arm in Höhe der Taille heraufgeholt

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wird. Das soll sehr langsam und sehr kraftvoll geschehen, alsbewege man sich durch eine dicke Flüssigkeit (Abb. 76). Dannreiben die Handflächen sanft über die Bereiche von Leber undGallenblase bzw. Bauchspeicheldrüse und Milz. Die Kniestrecken. Damit endet das Ausatmen (Abb. 77).Die gleiche Bewegung mit vertauschten Armen ausführen. Derrechte Arm stößt nach unten, der linke nach oben.

Die Energie für das Intendieren. die mit dieser magischen Be-wegung unter den Knien und über dem Kopf gewonnen wird.kann auch über der linken und rechten Niere verrieben werden.

32. Energie der linken und der rechten Seite mischenEinatmen und dabei die Hände schütteln. Der linke Arm greiftdiagonal über den Kopf weit nach rechts bis auf gleiche Liniemit der rechten Schulter, während das Ausatmen beginnt(Abb. 78). Die Hand packt zu, als wolle man etwas Festes grei-fen, reißt es los und bringt es über den Kopf bis auf gleiche Li-nie mit der linken Schulter. Damit endet das Ausatmen. Mitnoch immer geschlossener Hand schnell einatmen und den lin-ken Arm mit einer vollen Kreisbewegung rückwärts bewegen(Abb. 79). Der Kreis schließt sich in Augenhöhe. Ausatmenund die Faust langsam, aber mit großer Kraft zum Vitalzentrumder Bauchspeicheldrüse holen und mit der Handfläche sanftüber diese Stelle reiben (Abb. 80).Die gleiche Bewegung mit dem rechten Arm wiederholen, aberden Arm nicht rückwärts, sondern vorwärts kreisen lassen. NachAuffassung der Schamanen ist die Energie der beidenKörperseiten unterschiedlich. Die Energie der linken Seitewird als wellenförmig beschrieben, die Energie der rechten alskreisförmig. Die magische Bewegung dient dazu, kreisförmige

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Energie auf die linke Seite und wellenförmige Energie auf dierechte Seite zu bringen, um die Vitalzentren von Leber undBauchspeicheldrüse durch Zufuhr einer anders beschaffenenEnergie zu stärken.

33. Über dem Kopf Energie für die zwei Vitalzentren ergreifenDen linken Arm in Höhe der Ohren zweimal nach vorne krei-sen lassen (Abb. 81). Die Hand über den Kopf strecken, wie umetwas zu packen (Abb. 82). Bei dieser Bewegung tief einatmen.Das Luftholen endet, wenn die Hand nach oben greift, wie umetwas über dem Kopf zu packen. Don Juan empfahl, mit denAugen, die rasch nach oben blicken, das zu wählen, was dieHände ergreifen sollen. Was auf diese Weise gewählt und er-griffen wurde, zieht man dann kraftvoll nach unten und bringtes auf das Vitalzentrum um Bauchspeicheldrüse und Milz. Da-

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bei wird ausgeatmet. Die gleiche Bewegung mit dem rechtenArm ausführen und die Energie auf das Zentrum um Leber undGallenblase aufbringen.Die Schamanen glauben, daß die Energie der Intention derSchwerkraft folgend nach unten sinkt. Eine subtilere Variantedieser Energie verbleibt in dem Bereich über dem Kopf. DieseEnergie wird mit der magischen Bewegung gesammelt.

34. Nach der Energie über dem Kopf greifenDen linken Arm möglichst weit nach oben strecken. Manöffnet die Hand, als wolle man etwas ergreifen. Gleichzeitigmit dem rechten Bein den Körper hochschnellen. Wenn derSprung den höchsten Punkt erreicht, biegt man die Hand imHandgelenk nach innen, so daß sie mit dem Unterarm einenHaken bildet (Abb. 83), der dann langsam und kraftvollschöpfend nach unten schwingt. Anschließend streicht die linkeHand über das Vitalzentrum von Bauchspeicheldrüse und Milz.Diese Bewegung wird auf gleiche Weise auch mit dem rechtenArm ausgeführt. Anschließend streicht die rechte Handüber das Vitalzentrum von Leber und Gallenblase.Nach Auffassung der Schamanen kann die Energie, die amRande der leuchtenden Kugel des Menschen gelagert ist, durchein kräftiges Hochspringen aufgerührt und gesammelt werden.Diese magische Bewegung dient zur Lösung von Schwierig-keiten, die durch anhaltende Konzentration auf eine bestimmteAufgabe entstanden sind.

Vierte GruppeEnergie für dieIntention atmen

Die drei magischen Bewegungen dieser Gruppe dienendazu, die Energie für die Intention aus drei Zentren – um dieFüße, die Fußknöchel und knapp unter den Kniescheiben– aufzurühren, zu sammeln und den Vitalzentren um Nieren,Leber, Bauchspeicheldrüse, Gebärmutter und Genitalienzuzuführen. Da diese magischen Bewegungen vonAtemzügen begleitet sind, empfiehlt es sich, beim Üben stetsmit langsamen und tiefen Zügen ein- und auszuatmen. Mansollte von der klaren Intention erfüllt sein, daß die Nebennierenwährend der tiefen Atemzüge sofort eine Energiesteigerung

35. Energie von den Kniescheiben an den Vorderseiten derOberschenkel hinaufziehenTief einatmen, während die Arme seitlich herabhängen. DieHände anhaltend schütteln, wie um eine gasförmige Substanzaufzurühren. Langsam und tief ausatmen, während die Hände

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zur Taille gehoben und dann mit den Handflächen nach untengleichzeitig zu beiden Seiten des Körpers kraftvoll nach untengestoßen werden (Abb. 84). Die Arme werden dann leicht an-gewinkelt, so daß man die rechtwinklig gebogenen Hände innur geringem Abstand zueinander ein paar Zentimeter unterdem Bauch halten kann. Die Finger weisen nach vorne. Lang-sam und ohne sich dabei zu berühren ziehen die Hände einenKreis einwärts zum Körper, wobei die Arm-, Bauch- und Bein-muskeln so fest wie möglich angespannt werden (Abb. 85). Aufgleiche Weise noch einen Kreis ziehen, dabei den Atem durchdie zusammengebissenen Zähne ausstoßen.Wieder tief einatmen, dann langsam ausatmen und nochmalsdrei Kreise einwärts zum Körper ziehen. Danach nimmt mandie Hände bis vor die Hüften zurück und streicht mit leicht an-gehobenen Fingern mit den Handwurzeln an den Oberschen-keln bis zu den Kniescheiben. Tief ausatmen. Ein drittes Maltief einatmen und die Fingerspitzen auf den unteren Rand derKniescheiben drücken. Der Kopf ist geneigt und bildet mit demRückgrat eine gerade Linie (Abb. 86). Die bislang gebeugtenKnie werden nun gestreckt und die Hände mit gekrümmtenFingern über die Schenkel zu den Hüften hinaufgezogen. Da-bei langsam ausatmen. Mit dem Restatem streichen die Händeüber die Vitalzentren um Bauchspeicheldrüse und Leber.

36. Energie von den Außenseiten der Beine hochziehenTief einatmen. Die Hände neben dem Körper halten und schüt-teln. Dann stößt man die Hände wie bei der letzten magischenBewegung nach unten. Jetzt beginnt das Ausatmen, währenddie Hände zwei auswärts gerichtete Kreise neben dem Körperziehen. Die Muskeln in Armen, Bauch und Beinen werden da-

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bei so fest wie möglich gespannt. Die leicht angewinkelten Ell-bogen nah am Körper halten (Abb. 87).Nachdem die zwei Kreise gezogen sind, hat man ausgeatmet.Es folgt ein tiefes Einatmen. Danach wieder drei Kreise nachaußen ziehen und dabei langsam ausatmen. Die Hände seitlichan die Hüften legen. Die Finger leicht anheben, während dieHandwurzeln außen an den Beinen nach unten gleiten, bis dieFinger die äußeren Knöchel des Fußgelenks erreichen. DerKopf ist geneigt und bildet mit dem Körper eine gerade Linie(Abb. 88). Das Ausatmen endet. Es folgt ein tiefes Einatmen,während Mittel- und Zeigefinger von unten gegen den Knöcheldrücken (Abb. 89). Langsam ausatmen und dabei die Händemit gekrümmten Fingern langsam an den Beinen zu den Hüf-ten hinaufziehen. Das Ausatmen endet, während die Händeüber die beiden Vitalzentren reiben.

37. Energie von der Vorderseite der Beine hochziehen Wiedertief einatmen. Dabei die Hände neben dem Körper halten undschütteln. Mit beiden Armen neben dem Körper einen Kreisziehen, erst nach hinten, dann über den Kopf (Abb. 90), umkräftig nach vorne zu stoßen. Die Handflächen weisen nachunten. Die Finger sind nach vorne gerichtet. Dann langsam aus-atmen, während die Hände, die linke zuerst, dreimal abwech-selnd vor und zurück gleiten, als streiche man über eine glatteFläche. Das Ausatmen endet, wenn beide Handwurzeln denBrustkorb berühren (Abb. 91). Jetzt tief einatmen. Die linkeHand gleitet nach links, dann gleitet die rechte Hand nachrechts. Diesen Bewegungsabschnitt insgesamt dreimal wieder-holen. Am Ende liegen die Handwurzeln an den Rippen an, dieDaumen berühren sich beinahe (Abb. 92). Dann gleiten beide

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Hände vorne an den Beinen hinab, bis sie die vorderen Sehnendes Fußgelenks erreichen (Abb. 93). Damit endet das Ausat-men. Wieder tief einatmen und die Sehnen durch Heben dergroßen Zehen anspannen, bis sie spürbar vortreten. Mit Zeige-und Mittelfinger die Sehnen in Vibration versetzen (Abb. 94).Dann die Hände mit gekrümmten Fingern an der Vorderseiteder Beine zu den Hüften hochziehen und dabei langsam ausat-men. Die Handflächen reiben sanft über die Vitalzentren. Da-mit endet das Ausatmen.

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Zweite Folge

Die Folge fürdie Gebärmutter

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Don Juan Matus erklärte, die Schamanen im alten Mexiko hät-ten sich ganz besonders um etwas bemüht, was sie dieBefreiung der Gebärmutter nannten. Da die primäre Funktionder Gebärmutter unter normalen Umständen die Fortpflanzungsei, hätten sich die Zauberer ausschließlich für die Erweckungihrer sekundären Funktion, für die Evolution, interessiert,die erst durch die Befreiung der Gebärmutter möglich sei.Evolution war für sie bezogen auf die Gebärmutter dasErwecken und die volle Nutzung der Fähigkeit derGebärmutter, Wissen direkt zu verarbeiten – das heißt dieMöglichkeit, Sinnesdaten aufzunehmen und sie direkt, ohneMitwirkung der uns vertrauten Interpretationsprozesse, zudeuten.Für die Schamanen ist der Moment, wenn sich jemandaus einem sozialisationsbedingt fortpflanzungswilligenGeschöpf in ein evolutionsfähiges Wesen verwandelt, zugleichder Moment, da er sich bewußt wird, daß er Energie imUniversum fließen sieht. Nach Auffassung der Schamanen sindFrauen infolge ihrer Gebärmutter leichter in der Lage, Energiedirekt zu sehen. Andererseits sind die Schamanen auch derMeinung, daß es ungeachtet dieser weiblichen Fähigkeit unternormalen Umständen Männern wie Frauen nahezu unmöglichist, sich bewußtzumachen, daß sie Energie direkt sehenkönnen. Den Grund für diese Unfähigkeit halten dieSchamanen für eine Absurdität. Es ist niemand da, der denMenschen zeigen könnte, daß es für sie ganz natürlich ist,Energie direkt zu sehen.Die Schamanen behaupten, daß Frauen dank ihrerGebärmutter so vielseitig und individuell in ihrer Fähigkeitsind, Energie direkt zu sehen, daß diese Errungenschaft, die einTriumph des menschlichen Geistes sein sollte, fürselbstverständlich gehalten wird. Frauen werden sich dieserFähigkeit nie bewußt. In dieser Hinsicht sind die Männerklüger. Da es ihnen schwerer fällt, Energie direkt zu sehen,ist es für sie nicht selbstverständlich, wenn ihnen dasKunststück gelingt. Darum waren es Männer unter den

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»Die Grundprämisse der Zauberei«, sagte Don Juan eines Tageszu mir, »die von den Schamanen in alten Zeiten in Mexikoentdeckt wurde, besagt, daß wir wahrnehmende Wesen sind.Der menschliche Körper ist insgesamt ein Instrument derWahrnehmung. Aber die Vorherrschaft des Visuellen in unsprägt die Wahrnehmung entsprechend der allgemeinen Seh-weise der Augen. Diese Sehweise ist, wie die alten Zauberersagten, lediglich das Erbe eines rein raubtierhaften Zustands.Das bis heute anhaltende Streben der alten Zauberer«, fuhr DonJuan fort, »zielte darauf ab, über die Stufe des Raubtierblickshinauszugelangen. Den Raubtierblick hielten sie für das visu-elle Prinzip par excellence. Der Bereich jenseits des Raub-tierblicks war für sie die Ebene der reinen, nicht mehr visuellorientierten Wahrnehmung.«Bei einer anderen Gelegenheit sagte er, es sei für die Zaubererdes alten Mexiko schon immer ein Ärgernis gewesen, daßFrauen, obwohl sie die organische Voraussetzung – die Gebär-mutter – haben, um in die Ebene der reinen Wahrnehmung vor-zustoßen, kein Interesse daran hätten, sie zu nutzen. Für dieSchamanen war es ein Paradox der Frau, daß sie über unend-liche Kräfte verfügt und doch kein Interesse hat, sich Zugangzu diesen zu verschaffen. Don Juan zweifelte nicht daran, daßdiese Gleichgültigkeit nicht natürlich, sondern etwas Erlerntessei.Ziel der magischen Bewegungen für die Gebärmutter ist es, denFrauen, die Tensegrity lernen, eine über den intellektuellenReiz hinausgehende Ahnung von der Möglichkeit zu vermit-teln, die Wirkung dieser schädlichen Sozialisation auszulö-schen, die für die Gleichgültigkeit der Frauen verantwortlichist. Dennoch ist eine Warnung angebracht. Don Juan empfahlseinen Schülerinnen, große Vorsicht walten zu lassen, wenn siediese magischen Bewegungen üben. Die magischen Bewegungenfür die Gebärmutter fördern das Erwecken der sekundärenFunktionen von Gebärmutter und Eierstöcken. Die sekundärenFunktionen sind das Aufnehmen sensorischer Informationenund ihre Interpretation.Don Juan nannte die Gebärmutter ein Wahrnehmungs-Gefäß.Wie die anderen Zauberer seiner Tradition war er davon über-zeugt, daß die Gebärmutter und die Eierstöcke, einmal aus demKreislauf der Fortpflanzung herausgelöst, zu Instrumenten derWahrnehmung, sogar zum Mittelpunkt der Evolution werdenkönnten. Der erste Schritt zur Evolution, meinte er, sei das Ak-zeptieren der Prämisse, daß die Menschen wahrnehmende Wesensind. Wenn er immer wieder darauf beharrte, dies sei der ersteSchritt, der getan werden müsse, geschah es wohlüberlegt.

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»Wir wissen doch, daß wir wahrnehmende Wesen sind. Wassollten wir sonst sein?« protestierte ich immer dann, wenn erdiese Forderung wiederholte.»Denk darüber nach«, erwiderte er jedesmal. »Die Wahrneh-mung spielt nur eine winzige Rolle in unserem Leben. Unddoch läßt sich mit Sicherheit nur sagen, daß wir wahrnehmendeWesen sind. Die Menschen nehmen Energie auf und verwandelnsie in Sinnesdaten. Dann deuten sie diese Sinnesdaten undmachen daraus die Welt ihres Alltags. Diese Interpretation nen-nen wir Wahrnehmung.Wie du weißt«, fuhr Don Juan fort, »waren die Zauberer desalten Mexiko überzeugt, daß diese Interpretation an einemPunkt von strahlender Leuchtkraft stattfindet, dem Montage-punkt, den sie entdeckten, wenn sie den menschlichen Körperals Konglomerat von Energiefeldern, das einer leuchtendenKugel glich, sahen. Der Vorteil der Frauen liegt in ihrer Fähig-keit, die interpretierende Funktion des Montagepunkts auf dieGebärmutter zu übertragen. Über das Resultat eines solchenTransfers kann man nicht reden – nicht weil es verboten wäre,sondern weil es etwas Unbeschreibliches ist.Die Gebärmutter«, fuhr Don Juan fort, »ist wegen dieser ver-borgenen Fähigkeit, die vom Augenblick der Geburt bis zumTode latent existiert, aber nie genutzt wird, buchstäblich in Ver-wirrung und Aufruhr. Die interpretierende Funktion hört nieauf, aktiv zu sein, wird aber niemals auf die Ebene des Be-wußtseins gehoben.«Don Juan war der Überzeugung, daß die Schamanen des altenMexiko bei den Frauen in ihren Reihen die Interpretations-fähigkeit der Gebärmutter mit Hilfe der magischen Bewegungenzu voller Bewußtheit gebracht und damit einen evolutionärenWandel bei ihnen eingeleitet hätten. Mit anderen Worten, siehatten die Gebärmutter aus einem Fortpflanzungsorgan in einWerkzeug der Evolution verwandelt.Evolution wird in der Welt des modernen Menschen als dieFähigkeit der verschiedenen Arten definiert, sich durch natür-liche Selektionsprozesse oder durch Weitergabe erworbenerMerkmale zu verändern, bis es ihnen gelingt, die bei ihnenselbst eingetretenen Veränderungen in ihren Nachkommen zureproduzieren.Die Evolutionstheorie, die sich seit der Zeit, als sie vor hundertJahren formuliert wurde, bis in unsere Tage gehalten hat, be-sagt, daß Ursprung und Fortbestand einer neuen Tier- oderPflanzengattung auf dem natürlichen Selektionsprozeß beruht,der das Überleben solcher Individuen begünstigt, deren Merk-male ihnen die bestmögliche Anpassung an ihre Umwelt er-

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laubt, und daß Evolution durch das Zusammenwirken dreierPrinzipien zustande kommt. Erstens Heredität, die bewahrendeKraft, die ähnliche organische Formen von einer Generationauf die andere überträgt. Zweitens Variation, die bei allenLebensformen existierenden Unterschiede. Drittens der Über-lebenskampf, der entscheidet, welche Variationen in einer be-stimmten Umwelt von Vorteil sind. Dieses letzte Prinzip ließdie noch heute geläufige Redewendung vom »Überleben derTüchtigsten« aufkommen.Als Theorie hat die Evolutionstheorie gewaltige Lücken. Siebietet Zweifeln weiten Raum. Bestenfalls ist Evolution ein Pro-zeß mit offenem Ausgang, für den die Wissenschaftler klassifi-katorische Schemata erfunden und nach Herzenslust Taxono-mien aufgestellt haben. Tatsache bleibt aber, daß es eineTheorie voller Lücken ist. Das, was wir über die Evolution wis-sen, sagt uns nicht, was Evolution ist.Don Juan Matus glaubte, daß Evolution das Produkt eines In-tendierens auf sehr profunder Ebene sei. Gekennzeichnet seidiese profunde Ebene im Fall der Zauberer durch etwas, wassie die innere Stille nannten.»Zum Beispiel«, sagte er, als er dieses Phänomen erläuterte,»sind sich die Zauberer sicher, daß die Dinosaurier flogen, weilsie zu fliegen intendierten. Man kann aber nur schwer verste-hen und noch schwerer akzeptieren, daß Flügel die einzige Lö-sung für das Fliegen sind, in diesem Fall die Lösung der Dino-saurier. Dennoch ist diese Lösung nicht die einzig mögliche.Sie ist die einzige, die uns durch Nachahmung verfügbar ist.Unsere Flugzeuge fliegen mit Flügeln, die eine Imitation derSaurierflügel sind, vielleicht weil das Fliegen seit den Zeitender Dinosaurier nie wieder intendiert wurde. Vielleicht habensich Flügel durchgesetzt, weil sie die einfachste Lösungwaren.«

Don Juan war der Meinung, daß man nicht wissen kann, wel-che anderen Möglichkeiten des Fliegens, abgesehen von Flü-geln, verfügbar wären, wenn wir es heute intendieren würden.Weil die Intention unbegrenzt ist, so behauptete er, ist es demDenken logisch unmöglich, aufgrund von Deduktions- oder In-duktionsprozessen zu berechnen oder zu bestimmen, wie dieseMöglichkeiten des Fliegens aussehen könnten.Die magischen Bewegungen der Tensegrity-Folge für die Ge-bärmutter sind von allergrößter Wirkung und sollten maßvollgeübt werden. In alten Zeiten waren den Männern diese Übun-gen nicht erlaubt. In neuerer Zeit neigen die Zauberer dazu,diese magischen Bewegungen eher allgemeingültig aufzufas-sen. Damit ergab sich die Möglichkeit, sie auch für Männer

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nutzbar zu machen. Man sollte jedoch mit Vorsicht an diesemagischen Bewegungen herangehen und sie nur mit großerSorgfalt, Konzentration und Entschlossenheit ausführen.Die Männer, die diese magischen Bewegungen lehren, habensich wegen der starken Wirkung entschlossen, die von ihnenerzeugte Energie nur ganz leicht auf der Genitalregion zuverteilen. Diese Vorsichtsmaßnahme hat sich als ausreichenderwiesen, um einen wohltuenden Energieschub ohne tiefereoder schädliche Folgen zu erreichen.Don Juan erklärte, daß die Zauberer seiner Tradition zu einembestimmten Zeitpunkt auch Männern erlaubt hätten, diese ma-gischen Bewegungen wegen der Möglichkeit auszuführen, daßdie durch sie erzeugte Energie die sekundäre Funktion dermännlichen Geschlechtsorgane wecken würde. Er sagte, daßdiese Zauberer der Auffassung waren, die sekundäre Funktionder männlichen Geschlechtsorgane sei ganz anders geartet alsjene der Gebärmutter. Da die männlichen Organe außerhalb derLeibeshöhle hängen, könne keine Interpretation von Sinnesda-ten stattfinden. Wegen der anderen Bedingungen kamen sie zudem Schluß, daß die sekundäre Funktion der männlichenOrgane in etwas bestünde, das sie als evolutionäre Stütze be-zeichneten – eine Art Sprungbrett, das Männer zu außerordent-lichen Leistungen im Bereich der unbeugsamen Intention, wiedie Zauberer des alten Mexiko es nannten, oder der klarsichti-gen Zielstrebigkeit und Konzentration befähigte.Die Folge für die Gebärmutter ist in vier Gruppen unterteilt, diein direktem Zusammenhang mit den drei Schülerinnen vonDon Juan Matus stehen: Taisha Abelar, Florinda Donner-Grauund Carol Tiggs, sowie Blue Scout, einer Frau, die in DonJuans Welt hineingeboren wurde. Die erste Gruppe bilden dreimagische Bewegungen, die Taisha Abelar gehören. Die zweiteGruppe besteht aus einer magischen Bewegung, die FlorindaDonner-Grau gehört. Die dritte Gruppe bilden drei magischeBewegungen, die Carol Tiggs gehören, und die vierte Gruppebesteht aus fünf magischen Bewegungen, die Blue Scoutgehören. Die magischen Bewegungen dieser Gruppe sindjeweils einem spezifischen Persönlichkeitstypzugeordnet. Durch Tensegrity sind sie für jedermannzugänglich geworden, spiegeln aber in gewisser Weise immernoch die verschiedenen Arten von Persönlichkeit wider, die

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Erste GruppeMagische

Bewegungen, dieTaisha Abelar

gehören

Die drei magischen Bewegungen dieser Gruppe sind dazu be-stimmt, Energie für die Gebärmutter aus sechs spezifischenBereichen zu sammeln: von der linken und rechtenVorderseite des Körpers, von der linken und rechten Seite desKörpers, in Höhe der Hüften, hinter den Schulterblätternund über dem Kopf. Die Schamanen des alten Mexikoerklärten dazu, daß die an diesen Stellen angesammelte Energiebesonders für die Gebärmutter von Nutzen ist und daß dieÜbungen dieser magischen Bewegungen die geeignetenAntennen sind, um ausschließlich diese Energie zu sammeln.

I. Mit Mittel- und Zeigefinger Energie aus der Vorderseitedes Körpers herausziehenDie erste Empfindung, die beim Ausführen dieser magischenBewegung angestrebt wird, ist ein Druck auf die Sehnen imHandrücken – ein Gefühl, das sich einstellt, wenn man die ge-streckten Zeige- und Mittelfinger so weit wie möglich spreizt.Die beiden anderen Finger werden über die Handfläche gebo-gen und mit dem Daumen festgehalten (Abb. 95).Die magische Bewegung beginnt damit, daß der linke Fuß per-pendikulär zum rechten vor den Körper gesetzt wird und ein>T< bildet. Der linke Arm und das linke Bein machen synchronvorwärts gerichtete Kreisbewegungen: Das linke Bein wird zu-erst am Fußballen, dann mit dem ganzen Fuß angehoben. Esfolgt eine kreisende Bewegung nach vorn, die auf der Ferse mithochgezogenen Zehen endet, während sich der Körper nachvorne neigt, wodurch Druck auf einen Muskel an der Vorder-seite des linken Unterschenkels erzeugt wird (Abb. 96).Synchron zu dieser Bewegung rotiert der linke Arm über denKopf nach vorne und beschreibt ebenfalls einen kompletten

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Kreis. Zeige- und Mittelfinger sind gestreckt, die Handflächeweist nach rechts. Der Druck auf die Sehnen im Handrücken istwährend der ganzen Bewegung mit maximaler Belastungdurchzuhalten (Abb. 96). Am Ende der dritten Kreisbewegungvon Arm und Bein wird der ganze Fuß mit kräftigem Auf-stampfen auf den Boden gestellt und das Körpergewicht nachvorne verlagert. Gleichzeitig schnellt der Arm in einer Stoß-bewegung nach vorne. Zeige- und Mittelfinger sind gestreckt,die Handfläche weist nach rechts, und alle Muskeln der linkenKörperseite sind straff und angespannt (Abb. 97).Die Hand vollführt eine wellenartige Bewegung, als zeichneman mit den beiden ausgestreckten Fingern ein auf der Seiteliegendes großes >S<. Dabei wird das Handgelenk angewinkelt,so daß die Finger jetzt nach oben zeigen. (Abb. 98) Das Hand-gelenk wieder beugen, die Finger weisen nach vorn, und das>S< mit einer von rechts nach links geführten horizontalen Be-wegung der beiden Finger durchschneiden. Das Handgelenknochmals abbiegen, so daß die zwei Finger wieder nach obendeuten, und den Arm von links nach rechts schwingen, wobeidie Handfläche zum Gesicht gekehrt ist. Danach wird dieHandfläche nach außen gekehrt, während der Arm von rechtsnach links schwingt. Der linke Arm wird an den Brustkorb her-angeholt und führt mit ganz ausgestreckten Fingern zweistoßende Bewegungen aus, wobei die Handfläche nach untenweist. Die Handfläche wieder zum Gesicht kehren. Die Handschwingt genau wie zuvor von I i nks nach rechts und von rechtsnach links.Den Körper leicht zurücklehnen und das Gewicht auf das hin-tere Bein verlagern. Dann greift die Hand mit den zwei kral-lenartig gekrümmten Fingern in Hüfthöhe nach vorne, alswolle man etwas packen. Die Muskeln und Sehnen inUnterarm und Hand anspannen, als versuche man kraftvoll,eine schwere Masse heranzuziehen (Abb. 99). Die krallenartiggekrümmte Hand wieder seitlich an den Körper heranholen.Alle Finger der Hand werden gestreckt, der Daumen istangelegt, die Finger zwischen Mittel- und Ringfinger sindgespreizt und bilden ein >V<, das dann über die Gebärmutteroder im Fall der Männer über die Geschlechtsorgane streicht(Abb. 100).Mit raschem Sprung die Position der Beine wechseln, so daßder rechte Fuß vor dem linken steht und wieder ein >T.< bildet.Die gleichen Bewegungen mit dem rechten Arm und Bein wie-derholen.

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2.Mit einem Sprung Energie für die Gebärmutteraufrühren und mit der Hand packenDiese magische Bewegung beginnt damit, daß der rechte Fußperpendikulär zum linken in eine T-Stellung gebracht wird.Mit der rechten Ferse einmal aufstoßen. Das Aufstoßen bildetden Auftakt zu einem kleinen Sprung des rechten Fußes, derdamit endet, daß die rechte Fußspitze nach vorne zeigt. Esfolgt sofort ein Seitwärtssprung des linken Fußes, der damitendet, daß die linke Ferse perpendikulär zum rechten Fuß amBoden aufgesetzt wird. Dann berührt der Rest des linkenFußes den Boden, das Körpergewicht wird aufs linke Beinverlagert. Man bringt den linken Arm vor den Körper, um mitkrallenartig gekrümmter Hand etwas zu ergreifen (Abb. 101).Dann reibt die Hand sanft über die Region des linkenEierstocks.Ein Aufstoßen mit der linken Ferse dient als Auftakt zu einerFolge von Bewegungen, die ein Spiegelbild der vorigen sind.Energie, die bei dieser magischen Bewegung durch die Bewe-gung der Füße in Gang gesetzt wird, springt nach oben, wirdabwechselnd mit beiden Händen aufgefangen und auf die Ge-

2.Energie auf die Eierstöcke schlagenDie dritte magische Bewegung beginnt damit, daß der linkeArm einen Kreis über den Kopf, zum Rücken, einwärts zu denSchulterblättern und wieder nach vorn zieht, bis er sich inHöhe des Kinns schließt. Die Handfläche weist nach oben. DieHand zieht noch einen Kreis nach oben und rechts, weiter nachrechts unten bis in Höhe der Taille und dann schwungvollwieder hinauf über den Kopf, so daß eine >8< entsteht. DieHandfläche dreht sich nach vorne (Abb. 102). Dann schlägt die

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voll nach unten bis über den linken Eierstock (Abb. 103). DieHand reibt sanft über diese Stelle.Die gleiche Bewegungsfolge wird mit dem rechten Arm aus-geführt.

In dieser Gruppe gibt es nur eine einzige magische Bewegung.Ihre Wirkung stimmt völlig mit dem Charakter von FlorindaDonner-Grau überein. Don Juan Matus fand, daß sie sehrfreimütig sei – so geradeheraus, daß ihre Direktheit manchmalunerträglich wurde. Als Folge dieser Direktheit richteten sichihre Aktivitäten in der Welt der Zauberer immer auf das Ziel derEvolution, auf die Transformation der Gebärmutter von einemGefäß und Instrument der Fruchtbarkeit zu einem Organ derBewußtheit, das Gedanken verarbeiten kann, die nicht Teil un-serer normalen Wahrnehmungsprozesse sind.

4. Die Tatzen der Sphinx

Diese magische Bewegung beginnt mit einem raschen, tiefenEinatmen. Den Atem heftig ausstoßen, während man mitden Handgelenken kraftvoll nach vorne schlägt. Das geschieht,indem die Hände im rechten Winkel zu den Unterarmen nachunten gebogen werden. Die Finger weisen zu Boden. AlsSchlagflächen dienen die Handrücken am Handgelenk.Die Hände werden bis in Höhe der Schultern gehoben. DieHandflächen weisen nach vorne und bilden mit den Unter-armen eine gerade Linie. Tief einatmen. Die Hände bleiben indieser Position. während man den Oberkörper nach links dreht.Mit zu Boden weisenden Handflächen schlagen die Händedann nach unten bis zur Höhe der Taille (Abb. 104). Heftig denAtem ausstoßen. Die Hände wieder über die Schultern heben,während man den Oberkörper nach vorne dreht und dabei tiefeinatmet. Mit den Händen noch über den Schultern dreht manden Oberkörper nach rechts. Dann die Handflächen nach untendrehen, mit beiden Händen einen Schlag nach unten bis inHöhe der Taille führen und dabei ausatmen.Beide Hände bewegen sich nach rechts. Die Handflächen wer-den leicht gewölbt und weisen nach links, als wolle man eineFlüssigkeit schöpfen. Beide Arme bewegen sich von rechtsnach links und wieder nach rechts. Sie zeichnen die Figur einerliegenden >8< vor dem Körper. Das geschieht, indem die Armezuerst im Anschluß an eine Drehung aus der Taille weit nachlinks gestreckt werden und dann im Anschluß an eine entge-gengesetzte Drehung der Taille nach rechts zurückkehren. Die

Zweite GruppeEine magischeBewegung, dieFlorinda Donner-Grau gehört

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leichtgewölbten Hände weisen nach rechts, als wolle man fort-fahren, eine Flüssigkeit, diesmal in entgegengesetzterRichtung, zu schöpfen (Abb. 105).Wenn die >8< fertig ist, wird die linke Hand an die Hüfte gelegt,während sich der rechte Arm weiter nach rechts bewegt.Man hebt den Arm über den Kopf und beschreibt eine weiteSchleife nach hinten, die damit endet, daß die Hand in Höhedes Kinns wieder nach vorne kommt. Die Handfläche weistnach oben. Die Hand beschreibt am Gesicht vorbei bisüber die linke Schulter eine Schleife nach links. Dann bewegtman sie in gerader Linie in Höhe der Hüften vor dem Körpervorbei und durchschneidet die >8< (Abb. 106). Von dortwird die flache Hand an den Körper gezogen und gleitet überden rechten Eierstock, als sei die Hand ein Messer, das inseine Scheide geschoben wird.Genau die gleichen Bewegungen wiederholen, aber zuerstnach der rechten Seite, damit der linke Arm die letzteBewegung ausführen kann.

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Bei den drei magischen Bewegungen der dritten Gruppe gehtes um Energie, die sich direkt in der Region der Gebärmutterbefindet. Die Konzentration auf diese Körperregion machtdie drei magischen Bewegungen außerordentlich wirkungsvoll.Mäßigung ist hier sehr zu empfehlen, um die Gefühle beim Er-wachen der Gebärmutter unter Kontrolle zu behalten. So lassensich lineare Interpretationen dieser Gefühle als prämenstruelleBeschwerden oder Schweregefühl auf den Eierstöcken vermei-den.

Dritte GruppeMagische

Bewegungen,die Carol

Tiggsgehören

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Don Juan Matus sagte seinen drei Schülerinnen, daß diesekundären Funktionen der Gebärmutter, wenn sie durch diegeeigneten magischen Bewegungen geweckt werden, die sen-sorische Information von Unbehagen vermitteln, daß aber inWirklichkeit auf energetischer Ebene der Energiestrudel derGebärmutter eine Zufuhr von Energie erhält. Energie, die bisdahin ungenutzt geblieben war und an der Peripherie der leuch-tenden Kugel lagerte, wird plötzlich in diesen Strudelgeworfen.

5. Energie auf die Gebärmutter packenDie erste magische Bewegung beginnt damit, daß beide Händein Höhe der Gebärmutter geführt werden. DieHandgelenke sind so weit wie möglich abgebogen, die Händesind gewölbt, die Finger deuten auf die Gebärmutter.Beide Hände so ausstrecken, daß die Finger zueinander deuten.Dann ziehen sie einen weiten Kreis, zuerst nach oben undvorne, dann nach unten. Die Hände bleiben beisammen,und die Bewegung endet direkt über der Gebärmutter (Abb.107). Danach trennen sich die Hände auf Körperbreite(Abb. 108) und werden kraftvoll bis zur Mitte derGebärmutter geschoben, als drücke man eine große Kugelzusammen. Die gleiche Be- wegung wiederholen, aber dieHände näher zusammenführen, als würde man die Kugelnoch mehr zusammendrücken. Da- nach wird sie mit Gewaltvon den zupackenden und zerrenden Händenauseinandergerissen (Abb. 109). Mit den Händen über

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6. Energie aufrühren und direkt in die Gebärmutter leitenDiese magische Bewegung beginnt mit einem Ausatmen. Diegestreckten Arme vor den Körper halten. Die Handrückenberühren sich. Tief einatmen, während die Arme seitlich aus-gestreckt werden und Halbkreise ziehen, die damit enden,daß sich die Unterarme in Höhe des Brustkorbs vor dem Körperberühren. Die Handflächen weisen nach oben. Den Oberkörperleicht vorbeugen und dabei die Unterarme anziehen, so daß dieEllbogen am Solarplexus anliegen. Die Unterarme berührensich noch immer auf ganzer Länge (Abb. 110). Bei den folgen-den Bewegungen langsam ausatmen. Die Außenseite des linkenHandgelenks wird über die Innenseite des rechten Handgelenksgelegt, so daß die Arme ein >X< bilden. Die Handgelenke dre-hen, so daß die Handflächen dem Körper zugekehrt und dannwieder nach vorn gekehrt sind, ohne die X-Form der Hand-gelenke zu lösen. Die linke Hand liegt schließlich über der rech-ten (Abb. 111). Die Hände zu Fäusten ballen und kraftvoll tren-nen (Abb. 112). Dann werden sie in Höhe des linken und rechtenEierstocks geführt. Erst jetzt endet das Ausatmen.

7. Schädliche Energie aus den Eierstöcken pressenDie linke Hand wird mit nach oben gedrehter Handfläche vorden Körper gehalten. Der rechtwinklig gebeugte Ellbogen wirdan den Brustkorb gedrückt. Zeige- und Mittelfinger der linkenHand ausstrecken, während der Daumen die anderen beidenFinger gegen die Handfläche drückt. Die zwei ausgestrecktenFinger der linken Hand werden von unten mit der rechten Handgefaßt und gepreßt, als wolle man etwas aus den Wurzeln derbeiden ausgestreckten Finger der linken Hand herauspressenund zu den Fingerspitzen schieben (Abb. 113). Mit einem kräf-

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tigen Rückhandschlag nach unten und zur rechten Seite desKörpers schüttelt die rechte Hand kraftvoll ab, was sie aus denbeiden Fingern herausgezogen hat. Der linke Daumen läßt dieanderen zwei Finger los, und die Hand bildet ein >V<, wobeijeweils Zeige- und Mittelfinger bzw. Ringfinger und kleinerFinger aneinandergelegt sind. Mit der flachen Hand leicht überden Bereich des linken Eierstocks streichen. Die gleichen Be-wegungen werden mit der rechten Hand wiederholt.Im zweiten Teil dieser magischen Bewegung wird der Ober-körper weit nach vorne gebeugt. Der linke Arm hängt zwischenden Beinen, der Ellbogen ist gegen die Nabelregion gedrückt.Es folgen die gleichen Bewegungen wie im ersten Teil, nur daßdiesmal die zwei ausgestreckten Finger der linken Hand vonoben mit der rechten Hand erfaßt werden (Abbildungen 114,115). Die gleichen Bewegungen auf der rechten Seite wieder-holen.

Die magischen Bewegungen dieser Gruppe sind der natürlicheAbschluß der ganzen Folge. Eine unpersönliche Stimmung istdie treibende Kraft dieser Gruppe von Bewegungen. Das Ein-atmen und das Ausatmen geschieht schnell, aber nicht tief. DieBewegungen werden vom Zischen des ausgestoßenen Atemsbegleitet.Der Wert der magischen Bewegungen von Blue Scout liegtdarin, das jede einzelne in der Lage ist, der Gebärmutter dieHärte zu verleihen, die sie braucht, um ihre sekundären Funk-tionen zu erfüllen. Im Fall von Blue Scout kann man sie leichtals die Fähigkeit zu ununterbrochener Wachsamkeit definieren.

Vierte GruppeMagischeBewegungen,die Blue Scout gehören

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Die Zauberer kritisieren an unserem Normalzustand, daß wirdauernd auf Autopilot geschaltet zu sein scheinen: Wir sagenDinge, die wir nicht meinen, wir ignorieren Dinge, die wir nichtignorieren sollten. Mit anderen Worten, wir sind uns dessen,was uns umgibt, nur in sehr kurzen Phasen bewußt. Die meisteZeit funktionieren wir nur aus der Macht der Gewohnheit, unddiese Gewohnheit ist es im wesentlichen, die Dinge nicht wahr-zunehmen. Die Zauberer im alten Mexiko hatten die Vorstel-lung, daß bei Frauen die Gebärmutter das Organ ist, das ausdieser Sackgasse herausführen kann. Aber dafür muß sie dienötige Härte entwickeln.

8. Energie mit Insektenfühlern von vorne abziehenBeide Hände mit V-förmig gespreiztem Zeige- und Mittelfin-ger vor den Körper halten. Die Daumen drücken die anderenFinger gegen die Handflächen. Die Handflächen weisen nachoben (Abb. 116). Nun die Handflächen nach unten drehen undmit den zwei V-förmig gespreizten Fingern beider Hände nachvorne stoßen und dabei heftig ausatmen, so daß die Luft miteinem zischenden, pfeifenden Ton durch die zusammengebis-senen Zähne entweicht (Abb. 117). Tief einatmen, während dieHände mit nach oben gekehrten Handflächen seitlich an denBrustkorb zurückgeholt werden. Die gleiche Bewegung nocheinmal wiederholen, dann streichen die Handflächen über dieRegion der Eierstöcke, wobei die Finger zwischen dem Mittel-und Ringfinger gespreizt sind.

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9. Energie im spitzen Winkel von den Seiten heranziehenDiese magische Bewegung beginnt mit einer Drehung auf demrechten Fuß, während der linke Fuß nach vorne gestellt wird.Der rechte Fuß bildet den horizontalen Strich eines >T<, derlinke Fuß den vertikalen. Der Körper wiegt sich vor undzurück. Dann wird der linke Ellbogen gebeugt und die Handmit nach oben gekehrter Handfläche in Höhe des Brustkorbsgeführt. Zeige- und Mittelfinger V-förmig spreizen. Der Dau-men drückt die anderen beiden Finger gegen die Handfläche(Abb. 118). Der Arm stößt nach vorne, der Körper wird starkvorgebeugt. Während die Finger zustoßen, wird die Handflächenach unten gekehrt. Zischend ausatmen (Abb. 119). Einatmen,während die Hand mit nach oben weisender Handfläche an denBrustkorb zurückkehrt. Dann streicht die flache Hand sanftüber den linken Eierstock. Die Finger sind zwischen dem Mit-tel- und Ringfinger gespreizt.Mit einem Sprung die Stellung und Richtung der Füße wech-seln. Die gleichen Bewegungen mit dem rechten Arm wieder-holen.

10. Energie mit Insektenscheren von der Seite heranziehenDie Hände seitlich an den Brustkorb halten, Mittel- und Zeige-finger beider Hände sind V-förmig gespreizt, während dieDaumen die übrigen Finger an die Handflächen drücken. DieHandflächen weisen nach oben. Die Hände in Brusthöhe soim Handgelenk drehen, daß sie sich gegenüberstehen. Dannzischend ausatmen, während beide Arme seitlich ausgestrecktwerden. Die Handflächen weisen nach vorne. Zeige- undMittelfinger machen Schneidbewegungen, als seien sie

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Scheren. Das Ausatmen endet mit einem pfeifenden Ton(Abb. 120).Einatmen, während die Arme zurückgeholt werden. Die Ellbo-gen weisen nach unten, die Oberarme liegen am Körper an, dieHände deuten seitlich nach außen (Abb. 121). Nun die Händeim Handgelenk anwinkeln, so daß Zeige- und Mittelfinger nachvorne deuten. Die Finger zwischen Mittel- und Ringfingerspreizen und zischend ausatmen, während die Handflächenüber die Eierstöcke streichen.

11. Energie zwischen den Füßen mit der linken und derrechten Hand aufbohrenTief einatmen. Dann folgt ein langes zischendes Ausatmen,während sich die linke Hand mit einer Drehbewegung imHandgelenk nach unten bewegt, so daß die Hand einem Bohrer

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gleicht, der eine Substanz vor dem Körper zwischen den Bei-nen zu durchlöchern scheint. Dann mit Zeige- und Mittelfingereine gegabelte Kralle bilden. Damit die Substanz zwischen denFüßen packen (Abb. 122) und unter tiefem Einatmen bis inHöhe der Hüften hinaufziehen. Der Arm kreist über den Kopfzum Rücken. Man legt die Handfläche auf die linke Niere undNebenniere (Abb. 123).Die linke Hand verharrt dort, während die rechte Hand die glei-chen Bewegungen ausführt. Sobald die rechte Hand auf derrechten Niere und Nebenniere liegt, wird eingeatmet. Die linkeHand wird über den Kopf nach vorne geführt und streicht mitgespreiztem Mittel- und Ringfinger über den linken Eierstock.Diese Armbewegung von hinten nach vorne ist vom Pfeifeneines starken Ausatmens begleitet. Wieder tief einatmen. Dierechte Hand in gleicher Weise zum rechten Eierstock führen.

12. Energie zwischen den Füßen mit beiden Händengleichzeitig aufbohrenDiese magische Bewegung gleicht der vorigen, nur daß dieHände die Bohrbewegungen nicht nacheinander, sonderngleichzeitig ausführen. Mit Zeige- und Mittelfinger beiderHände gegabelte Krallen bilden und damit gleichzeitig etwaszwischen den Füßen packen. Die Substanz bis zu den Hüftenheben und im Bogen um den Körper nach hinten zu Nieren undNebennieren bringen. Tief einatmen, während die Hände überdiese Regionen reiben (Abb. 124). Ausatmen, während dieHände wieder im Bogen um den Körper nach vorne kommen.um mit zwischen Zeige- und Ringfinger gespreizten Fingernüber die Bereiche des linken und rechten Eierstocks zu strei-chen. Diese Bewegung der Arme von hinten nach vorne wirdwieder von einem pfeifenden Ausatmen begleitet.

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Dritte Folge

Die Folge der fünfAnliegen – die

Westwood-Folge

Eine der wichtigsten Tensegrity-Folgen ist die Folge der fünfAnliegen. Sie trägt auch den Namen Westwood-Folge, weil sieerstmals im Pauley Pavillon der University of California in LosAngeles gelehrt wurde, der sich im Stadtteil Westwood befin -det. Diese Folge war als Versuch gedacht, das zu integrieren,was Don Juan Matus die fünf Anliegen der Schamanen desalten Mexiko nannte. Alles, was diese Zauberer taten, drehtesich um fünf Anliegen: erstens die magischen Bewegungen;zweitens das Entscheidungszentrum, ein Energiezentrum immenschlichen Körper; drittens die Rekapitulation als Mittel,um das menschliche Bewußtsein zu erweitern; viertens dasTräumen als wahre Kunst, die Parameter der normalen Wahr-nehmung zu durchbrechen; fünftens die innere Stille als Zu-stand menschlicher Wahrnehmung, aus dem diese Zaubereralle ihre Vorstöße in neue Dimensionen der Wahrnehmung un-ternahmen. Die Zusammenstellung der Sequenz der fünf An-liegen war durch das Verständnis geprägt, das die Zauberer vonder sie umgebenden Welt hatten.Einer der erstaunlichsten Erkenntnisse dieser Schamanen war,Don Juans Lehren zufolge, daß im Universum eine agglutinie-rende Kraft existiert, die Energiefelder zu konkreten, funk-tionalen Einheiten verbindet. Die Zauberer, die diese Kraftentdeckten, beschrieben sie als eine Vibration, als einenSchwingungszustand, der Gruppen von Energiefeldern durch-dringt und sie zusammenbindet.Wenn man sich die Zusammenstellung der fünf Anliegen der*Zauberer im alten Mexiko vor Augen führt, erfüllen die magi-schen Bewegungen die Funktion des Schwingungszustandes,von dem diese Schamanen sprachen. Bei der Anordnung derschamanistischen Sequenz der fünf Anliegen hielten sich dieseZauberer genau an die Energiestruktur, die sich ihnen offen-barte, als sie die Fähigkeit erlangten, Energie im Universumfließen zu sehen. Die verbindende Kraft waren die magischenBewegungen. Sie waren die Einheit, welche die vier anderenEinheiten durchdrang und sie zu einem funktionalen Ganzenzusammenfügte.

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In Anlehnung an die Strukturierung der Zauberer im alten Me-xiko ist die Westwood-Folge in vier Gruppen unterteilt, undzwar in der Reihenfolge ihrer Bedeutung, die die Zauberer, diesie zuerst formulierten, ihnen zuerkannten: erstens das Ent-scheidungszentrum; zweitens die Rekapitulation; drittens dasTräumen; viertens die innere Stille.

Erste GruppeDasEntscheidungs-zentrum

Das wichtigste Thema für die Schamanen im alten Mexiko, so-wie für alle Schamanen in Don Juans Tradition, war das Ent-scheidungszentrum. Die Schamanen sind durch die praktischenResultate ihrer Bemühungen davon überzeugt, daß es ammenschlichen Körper eine Stelle gibt, die für das Treffen vonEntscheidungen verantwortlich ist – der V-Punkt, jene Stelleüber dem Brustbein am Halsansatz, wo die Schlüsselbeine zu-sammentreffen und ein >V< bilden. Es ist ein Zentrum, wo Ener-gie in einem hohen Maß verfeinert wird. Dort wird eine spezi-fische Art von Energie gespeichert, die die Schamanen nichtdefinieren können. Sie zweifeln jedoch nicht daran, daß sie dasVorhandensein dieser Energie sowie ihre Wirkung spüren. Siesind davon überzeugt, daß diese besondere Energie immer sehrfrüh im Leben der Menschen aus diesem Zentrum verdrängtwird und nicht mehr dorthin zurückkehrt. Dadurch verlierendie Menschen etwas, das möglicherweise wichtiger wäre alsdie Energie aller anderen Zentren zusammen – die Fähigkeit,Entscheidungen zu treffen.In Hinblick auf das Treffen von Entscheidungen vertrat DonJuan den klaren Standpunkt der Zauberer seiner Schule. IhreBeobachtungen im Lauf der Jahrhunderte hatten sie zu demSchluß geführt, daß die Menschen unfähig sind, Entscheidun-gen zu treffen, und daß sie aus diesem Grund die Sozialordnunggeschaffen haben – gigantische Institutionen übernehmen dieVerantwortung für das Treffen von Entscheidungen. Man läßtdiese Institutionen für sich entscheiden und führt lediglich be-reits getroffene Entscheidungen aus.Der V-Punkt am Halsansatz hatte für diese Schamanen eine sogroße Bedeutung, daß sie diesen Punkt kaum je mit den Hän -den berührten. Wenn es geschah, war es eine rituelle Berührungund wurde stets von einem anderen mit Hilfe eines Objekts aus-geführt. Sie benutzten glattpolierte Stücke Hartholz oderpolierte Knochen von Tieren. Die runde Knochenkapsel hatteeine ideale Form und die Größe der Vertiefung am Hals. Sielegten diese Knochen oder Holzstücke auf diesen Punkt, umDruck auf die Ränder der Vertiefung auszuüben. Außerdem

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wurden diese Objekte, wenn auch seltener, zur Selbstmassageverwendet oder für das, was wir heute unter Akupressur ver-stehen.»Wie haben sie herausgefunden, daß diese Vertiefung das Ent-scheidungszentrum ist?« fragte ich Don Juan einmal.»Jedes Energiezentrum im Körper«, antwortete er, »weist eineKonzentration an Energie auf. Es ist eine Art Energiestrudel,ein Trichter. Aus der Perspektive des Sehers, der in den Strudelblickt, scheint die Energie entgegen dem Uhrzeigersinn zukreisen. Die Stärke eines bestimmten Zentrums hängt von derKraft dieser Bewegung ab. Wenn sich der Strudel kaum be-wegt, ist das Zentrum erschöpft, seine Energie verausgabt.Wenn die Zauberer alter Zeiten«, fuhr Don Juan fort, »den Kör-per mit ihrem sehenden Auge abtasteten, bemerkten sie das Vor-handensein dieser Wirbel. Diese Energiezentren weckten ihreNeugier, und die Zauberer hielten sie auf einer Karte fest.«»Gibt es viele solcher Zentren im Körper, Don Juan?« fragteich.»Es gibt Hunderte von ihnen«, erwiderte er, »wenn nicht Tau-sende! Man kann sagen, daß der Mensch nichts anderes ist alsein Konglomerat von Tausenden rotierender Strudel. Manchesind so klein, daß sie, sagen wir, nicht viel größer sind als einNadelöhr. Trotzdem sind es sehr wichtige Nadelöhren. Diemeisten Wirbel sind Energiestrudel. Energie fließt entwederungehindert durch sie hindurch, oder sie stockt darin. Es gibtjedoch sechs Zentren, die so groß sind, daß sie besondere Auf-merksamkeit verdienen. Es sind die Zentren des Lebens undder Vitalität. Dort stockt die Energie nie, aber manchmal ist derVorrat an Energie so knapp, daß das Zentrum kaum noch ro-tiert.«Don Juan erklärte, daß diese großen Vitalzentren an sechs Stel-len des Körpers lokalisiert seien. Er zählte sie in der Reihen-folge der Bedeutung auf, die die Schamanen ihnen beimaßen.Das erste befindet sich im Bereich von Leber und Gallenblase,das zweite im Bereich von Bauchspeicheldrüse und Milz, dasdritte in der Region von Nieren und Nebennieren und das viertein der Vertiefung am Halsansatz, an der Vorderseite des Kör-pers. Das fünfte befindet sich im Bereich der Gebärmutter unddas sechste über dem Kopf.Das fünfte, nur Frauen betreffende Zentrum, hat nach DonJuans Worten eine besondere Art von Energie, die auf die Zau-berer den Eindruck einer Flüssigkeit machte – ein Merkmal,das jedoch nur bei einigen Frauen zu finden ist. Diese Energiescheint als ein natürlicher Filter zu dienen, der das Eindringenunnötiger Einflüsse verhindert.

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Das sechste Zentrum, das sich über dem Kopf befindet, warnach Don Juans Worten eine Anomalie, und er lehnte es ent-schieden ab, sich damit zu beschäftigen. Er erklärte, es besitzekeinen kreisenden Energiewirbel wie die anderen, sondern be-wege sich wie ein Pendel vor und zurück – eine Bewegung, dieirgendwie an den Schlag eines Herzens erinnert.»Warum ist die Energie dieses Zentrums so anders geartet, DonJuan?« fragte ich ihn.»Das sechste Energiezentrum«, erwiderte er, »ist nicht völligim Besitz der Menschen. Verstehst du, die Menschen befindensich gewissermaßen in einem Belagerungszustand. DiesesZentrum ist von einem Angreifer besetzt, einem unbemerktenRäuber. Man kann diesen Räuber nur durch die Stärkung all deranderen Zentren überwinden.«»Ist es nicht paranoid zu glauben, daß wir uns in einem Bela-gerungszustand befinden, Don Juan?« fragte ich.»Für dich vielleicht, aber gewiß nicht für mich«, antwortete er.»Ich sehe Energie, und ich sehe, daß die Energie im Zentrumüber dem Kopf nicht so fluktuiert wie die Energie der anderenZentren. Sie bewegt sich vor und zurück. Das ist widerwärtigund ganz fremd. Ich sehe auch, daß bei einem Zauberer, derfähig war, seinen Verstand, den die Schamanen eine fremde In-stallation nennen, zu überwinden, die Energie in diesem Zen-trum genauso fluktuiert wie in allen anderen.«Don Juan weigerte sich in all den Jahren meiner Lehrzeitgrundsätzlich, über dieses sechste Zentrum zu sprechen. Als ermir bei dieser Gelegenheit von den Vitalitätszentren erzählte,setzte er sich ziemlich barsch über meine eindringlichen Fra-gen hinweg und begann, über das vierte Zentrum zu sprechen,über das Entscheidungszentrum.»Das vierte Zentrum«, sagte er, »hat eine besondere Art vonEnergie. Für das Auge des Sehers ist sie von einer einzigartigenTransparenz, bei der man an Wasser denken könnte. DieseEnergie ist so beweglich, daß sie flüssig zu sein scheint. Dasflüssige Aussehen dieser besonderen Energie ist das Kennzei-chen der filterartigen Eigenschaft des Entscheidungszentrums,das alle ihm zufließende Energie abtastet und daraus nur denflüssigkeitsähnlichen Teil übernimmt. Die flüssige Beschaffen-heit ist ein gleichbleibendes und unveränderliches Merkmaldieses Zentrums. Zauberer nennen es auch das wässrige Zen-trum.Die Energie kreist im Entscheidungszentrum schwächer als inallen anderen«, fuhr er fort. »Das ist der Grund dafür, daß derMensch kaum etwas entscheiden kann. Die Zauberer sehen,daß dieses Zentrum nach gewissen magischen Bewegungen

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aktiviert ist. Dann können sie in aller Freiheit Entscheidungentreffen, während sie vorher nicht mal einen ersten Schritt inRichtung einer Entscheidung tun konnten.«Don Juan betonte mit Nachdruck, daß die Schamanen des altenMexiko eine an Phobie grenzende Aversion gehabt hatten, dieVertiefung am eigenen Halsansatz zu berühren. Nur mit ihrenmagischen Bewegungen wirkten sie auf dieses Zentrum ein,die es stärkten, indem sie ihm verdrängte Energie zuführtenund so alles Zögern bei Entscheidungen beseitigten – ein Zau-dern, das entsteht, weil durch den Verschleiß im Alltag Energiezwangsläufig verdrängt wird.»Der Mensch«, sagte Don Juan, »als Konglomerat von Ener-giefeldern wahrgenommen, ist eine konkrete und abgeschlos-sene Einheit, in die keine Energie eingeführt werden und ausder keine Energie entweichen kann. Das Gefühl, Energie zuverlieren, das wir alle ab und zu erleben, entsteht durch zer -streute Energie, die aus den fünf großen natürlichen Lebens-und Vitalzentren verdrängt wurde. Jedes Gefühl, Energie zu ge-winnen, geht auf die Umverteilung der aus diesen Zentren ver -drängten Energie zurück. Das heißt, die Energie wird jenenfünf Zentren der Lebenskraft und der Vitalität wieder zuge-führt.«

Die magischen Bewegungen für dasEntscheidungszentrum

1. Energie durch Vor- und Zurückbewegen von Händenund Armen mit nach unten weisenden Handflächen zumEntscheidungszentrum bringenDie Arme rasch im 45-Grad-Winkel nach vorne stoßen und da-bei ausatmen. Die Handflächen weisen nach unten (Abb.125).Dann werden sie beim Einatmen seitlich unter die Achselnzurückgeholt. Die Schultern sind angehoben, um den Nei-gungswinkel beizubehalten (Abb. 126). Im zweiten Abschnittdieser Bewegung werden die Arme beim Einatmen schräg nachunten gestreckt und beim Ausatmen zurückgezogen.

2. Energie durch Vor- und Zurückbewegen von Händenund Armen mit nach oben gekehrten Handflächen zumEntscheidungszentrum bringenDiese magische Bewegung gleicht der vorigen und wird ge-nauso ausgeführt, nur daß die Handflächen dabei nach oben

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weisen (Abb. 127). Auch das Ein- und Ausatmen geschieht wiebei der vorigen Bewegung. Also ausatmen, während Händeund Arme in einem Winkel von 45 Grad nach vorne stoßen, undeinatmen, während sie zurückgenommen werden. Anschlie-ßend einatmen, während Hände und Arme nach unten stoßen,und ausatmen, während Hände und Arme zurückgenommenwerden.

3.Energie durch eine Kreisbewegung von Händen undArmen bei nach unten weisenden Handflächen zumEntscheidungszentrum bringenDiese magische Bewegung beginnt genau wie die erste dieserGruppe. Wenn die Hände ganz ausgestreckt sind, werden dies-mal jedoch mit Händen und Armen zwei vollständige Kreisenach außen gezogen, bis ein Punkt etwa 15 cm neben demBrustkorb erreicht ist. Nach der Kreisbewegung der Hände(Abb. 128) werden die Arme unter die Achseln zurückgeholt.Diese magische Bewegung hat zwei Phasen. In der ersten wirdausgeatmet, während die Kreise gezogen werden, und eingeat-met, während die Arme zurückgeholt werden. In der zweitenwird eingeatmet, während die Hände und Arme kreisen, undausgeatmet, während die Arme zurückgeholt werden.

4.Energie durch eine Kreisbewegung von Händen undArmen bei nach oben weisenden Handflächen zumEntscheidungszentrum bringenDiese magische Bewegung ist genau wie die vorige und hat diegleichen zwei Phasen beim Ein- und Ausatmen, doch die zweiKreise werden mit Händen und Armen bei nach oben weisendenHandflächen gezogen (Abb. 129).

5.Energie von der Körpermitte zum EntscheidungszentrumbringenDie Ellbogen anwinkeln und die Arme schulterhoch heben. DieFinger sind locker und deuten zum V-Punkt, ohne ihn zuberühren (Abb. 130). Die Arme werden mit wippender Bewe-gung von rechts nach links und von links nach rechts geführt.Diese Bewegung geschieht nicht durch Drehen der Hüfte oderder Schultern, sondern durch ein Anspannen der Bauchmus-keln, das die Körpermitte nach rechts, nach links, wieder nachrechts etc. bringt.

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6.Energie von den Schulterblättern zum

Entscheidungszentrum bringenDie Arme wie bei der vorigen Bewegung anwinkeln, aber mitgerundeten Schultern, so daß die Ellbogen weit nach vorne ge-schoben werden. Die linke Hand über die rechte legen. Die Fin-ger sind locker und deuten zum V-Punkt, ohne ihn zu berühren.Das vorgestreckte Kinn ruht auf der Vertiefung zwischen Dau-men und Zeigefinger der linken Hand (Abb. 131). Die ange-winkelten Ellbogen stoßen nach vorn und dehnen die Schulter-blätter, erst das eine und dann das andere, so weit wie möglich.

7.Mit abgebogenem Handgelenk die Energie umdas Entscheidungszentrum aufwühlen

Beide Hände zum V-Punkt am Halsansatz führen, ohne diesenzu berühren. Die Hände sind leicht gewölbt, die Finger deuten

auf das Entscheidungszentrum. Dann fangen die Hände an, sichzu bewegen, zuerst die linke, gefolgt von der rechten, als wolleman dort eine Flüssigkeit bewegen oder mit einer Reihe sanf-ter Bewegungen der Hände dem V-Punkt Luft zufächeln. DieseBewegungen geschehen durch Seitwärtsstrecken des ganzenArmes, der dann zum V-Punkt zurückgeholt wird (Abb. 132).Dann mit dem linken Arm vor dem V-Punkt nach vorne schla-gen, wobei die Hand nach innen abgeknickt wird. Handrückenund Handgelenk dienen als Schlagfläche (Abb. 133). Mit demrechten Arm die gleiche Bewegung ausführen. Auf diese Weisewird eine Reihe kräftiger Schläge gegen den Bereich vor dem V-Punkt geführt.

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8. Energie aus den beiden Vitalzentren auf derVorderseite des Körpers zum EntscheidungszentrumtransferierenBeide Hände ein paar Zentimeter vor dem Körper zum Bereichvon Bauchspeicheldrüse und Milz bringen. Die linke Handwird mit nach oben weisender Handfläche etwa zehn bis fünf-zehn Zentimeter über der rechten gehalten, deren Handflächenach unten weist. Der linke Unterarm wird im rechten Winkelwaagrecht nach vorne gehalten. Auch der rechte Unterarm wirdum 90 Grad gebeugt, doch näher am Körper gehalten, so daßdie Fingerspitzen nach links deuten (Abb. 134). Die linke Handzieht zwei einwärts gerichtete Kreise mit einem Durchmesservon etwa dreißig Zentimetern um die Region von Bauchspei-cheldrüse und Milz. Wenn der zweite Kreis gezogen ist, stößtdie rechte Hand vor und schlägt mit der Handkante gegen einenPunkt, der sich eine Armlänge vor Leber und Gallenblase be-findet (Abb. 135).

Genau die gleichen Bewegungen auf der anderen Körperseiteausführen, doch die Position der Hände wechseln, die zur Re-gion von Leber und Gallenblase geführt werden, wobei dierechte Hand Kreise zieht und die linke Hand nach vorne stößt,um gegen einen Punkt zu schlagen, der sich eine Armlänge vorBauchspeicheldrüse und Milz befindet.

9. Energie von den Knien zum EntscheidungszentrumbringenDie linke Hand vor dem V-Punkt, etwas nach links versetzt,zieht zwei horizontale Kreise von etwa dreißig ZentimeterDurchmesser (Abb. 136). Die Handfläche zeigt nach unten. Ist

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der zweite Kreis gezogen, hebt man den Unterarm in Schulter-höhe. Die Hand schlägt mit einem Schlenker aus dem Hand-gelenk – so als halte man eine Peitsche – in Höhe des V-Punktsdiagonal nach rechts außen, weg vom Gesicht (Abb. 137). Diegleichen Bewegungen mit der rechten Hand ausführen.Dann tief einatmen. Ausatmen, während Arme und Hände mitnach oben weisenden Handflächen auf die Knie sinken. Jetztwieder tief einatmen und die Arme, den linken zuerst, anheben.Der rechte Arm legt sich über den linken, während die Händeüber den Kopf geführt werden, bis die Finger am Nacken auf-liegen. Die Luft anhalten, während abwechselnd linke undrechte Schulter nach unten wippen (Abb. 138). BeimAusatmen Arme und Hände mit nach oben weisendenHandflächen wieder auf die Knie sinken lassen.Tief einatmen; wieder ausatmen, während die Hände von denKnien in Höhe des V-Punkts gehoben werden, auf den dieFinger deuten, ohne ihn zu berühren (Abb. 139). Noch einmaldie Hände zu den Knien führen und dabei ausatmen. Einletztes Mal tief einatmen und die Hände in Augenhöheheben, bevor sie beim Ausatmen neben den Körper sinken.

Die nächsten drei magischen Bewegungen dienen lautDon Juan Matus dazu, Energie, die nur in dasEntscheidungszentrum gehört, vom vorderen Rand derleuchtenden Kugel, wo sie sich im Lauf der Jahreangesammelt hat, nach hinten zu bringen und dann von derRückseite der leuchtenden Kugel nach vorne. Er sagte,dieser Energietransfer rückwärts und vorwärts führt durch denV-Punkt, der als Filter wirkt und nur die ihm gemäße Energieaufnimmt und den Rest abweist. Er betonte, es sei wegendes selektiven Vorgangs im V-Punkt wich-

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tig, diese drei magischen Bewegungen so oft wie möglich aus-zuführen.

10. Energie mit zwei Hieben von vorne nach hintenund von hinten nach vorne durch dasEntscheidungszentrum fließen lassen

Tief einatmen. Dann langsam ausatmen, während der linkeArm, die Handfläche weist nach oben, in Höhe des Solarplexusnach vorne stößt. Die Hand ist flach gestreckt, die Fingerberühren sich. Dann eine Faust ballen. Den Arm zurückholenund in Hüfthöhe einen Rückhandschlag ausführen (Abb. 140).Das Ausatmen endet, während sich die Hand öffnet.Wieder tief einatmen. Langsam ausatmen, während die offeneHand, immer noch hinter dem Körper, zehnmal klopft, alsschlage man leicht auf einen festen runden Gegenstand. Danneine Faust ballen, bevor der Arm mit Schwung gegen einenPunkt schlägt, der sich in Armeslänge vor dem V-Punkt befin-det (Abb. 141). Die Hand öffnen, wie um etwas Festgehaltenesloszulassen. Der Arm sinkt, kreist rückwärts über den Kopf undschlägt mit nach unten weisender Handfläche auf eine Stellevor dem V-Punkt, als wolle man zerbrechen, was vorher losge-lassen wurde. Das Ausatmen endet (Abb. 142).

Die gleiche Bewegungssequenz mit dem rechten Arm wieder-holen.

11. Energie mit angewinkeltem Arm von vorn nachhinten und von hinten nach vorn bringenTief einatmen. Dann wird langsam ausgeatmet, während derlinke Arm mit nach oben weisender Handfläche vor den Kör-per gestreckt wird. Rasch eine Faust ballen. Die zur Faust ge-

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ballte Hand dreht sich, so daß der Handrücken oben ist, undschlägt über die Schulter nach hinten. Die Hand öffnen und dre-hen, damit die Handfläche nach unten zeigt. Damit endet dasAusatmen.Wieder tief einatmen. Dann beginnt ein langsames Ausatmen,während die nach unten weisende Hand einen Haken bildet unddrei Schöpfbewegungen macht, wie um eine feste Masse zueiner Kugel zu rollen (Abb. 143). Die Kugel wird mit einemSchlenker von Hand und Unterarm nach oben in Höhe desKopfes geworfen (Abb. 144) und rasch wieder mit der zum Ha-ken gekrümmten Hand gepackt (Abb. 145). Den Arm vor denKörper und in Höhe der rechten Schulter bringen. Man schlägtmit Handgelenk und Handrücken gegen eine Stelle in Arm-länge vor dem V-Punkt (Abb. 146). Die Hand öffnen, wie um

das loszulassen, was festgehalten wurde. Dann sinkt der Arm,kreist nach hinten und über den Kopf, um kraftvoll mit derHandfläche auf dieses Etwas zu schlagen. Das Ausatmen endet,während der ganze Körper von der Kraft des Hiebes bebt.Die gleichen Bewegungen mit dem anderen Arm wiederholen.

12. Energie mit drei Hieben von vorn nach hintenund von hinten nach vorne bringenTief einatmen. Langsam ausatmen, während die linke Hand,die Handfläche weist nach oben, nach vorne schlägt. Rascheine Faust ballen und den Arm anwinkeln, als wolle man mitdem Ellbogen nach hinten stoßen. Mit der linken Faust vor demKörper nach rechts stoßen, als wolle man einen Boxhieb zurSeite führen, wobei der Unterarm den Körper streift (Abb. 147).Wieder den Arm anwinkeln, als wolle man mit dem Ellbogen

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nach hinten stoßen. Den Arm strecken und nach links hintenschwingen, um mit dem Handrücken der geballten Faust einenvierten Hieb hinter den Körper zu führen. Die Hand öffnen.Damit endet das Ausatmen (Abb. 148).Wieder tief einatmen. Langsam ausatmen, während die zumHaken gebogene, nach unten weisende Hand drei Schöpfbe-wegungen macht. Dann mit der Hand zupacken, wie um etwasFestes zu ergreifen (Abb. 149). Mit dem Arm nach vornin Höhe des Entscheidungszentrums schwingen. DieBewegung setzt sich fort bis zur rechten Schulter. Dort mit demUnterarm eine Schleife nach oben ziehen und mit demRücken der geballten Faust gegen eine Stelle schlagen,die sich eine Armlänge vor dem V-Punkt befindet (Abb.150). Die Hand öffnen, wie um das loszulassen, was sieumklammert hat. Dann sinkt die Hand, kreist hinter denKörper über den Kopf und schlägt, die Handfläche weistnach unten, mit einem kraftvollen Hieb das, was sielosgelassen hat. Das langsame Ausatmen endet(Abb. 151).Die gleichen Bewegungen mit dem rechten Arm wiederholen.

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Zweite GruppeDie Rekapitulation

Die Rekapitulation war, wie Don Juan seine Schüler lehrte,eine von den Zauberern des alten Mexiko entdeckte Technikund wurde seitdem von den Schamanen eingesetzt, um alle Er-fahrungen ihres Lebens zu überprüfen und wiederzuerleben.Damit wollten sie zwei transzendentale Ziele erreichen. Er-stens, das abstrakte Ziel. ein universelles Gesetz zu erfüllen,das verlangt, im Augenblick des Todes das Bewußtsein aufzu-geben, und zweitens, das höchst pragmatische Ziel, Beweg-lichkeit der Wahrnehmung zu erwerben.Er sagte, das erste Ziel sei das Resultat von Beobachtungen ge-wesen, die diese Zauberer mit Hilfe ihrer Fähigkeit machten,Energie unmittelbar zu sehen, wie sie im Universum fließt. Siehatten gesehen, daß es im Universum eine unermeßliche Kraftgibt, ein gewaltiges Konglomerat von Energiefeldern, das sieden Adler nannten oder das dunkle Meer des Bewußtseins. Siebeobachteten, daß das dunkle Meer des Bewußtseins jene Kraftist, die allen Lebewesen, vom Virus bis zum Menschen, Be-wußtsein verleiht. Sie glaubten, daß diese Kraft dem neugebo-renen Lebewesen Bewußtsein verleiht und daß jedes Lebewesendas Bewußtsein durch seine Lebenserfahrungen erweitert –bis zudem Augenblick, da die Kraft es zurückfordert.Nach Auffassung der Zauberer sterben die Lebewesen, weil siedas ihnen geliehene Bewußtsein zurückgeben müssen. DieZauberer wußten zu allen Zeiten, daß es für das lineare Den-ken, wie der moderne Mensch es nennt, völlig unmöglich ist,ein solches Phänomen zu erklären, da es sich dem Schema vonUrsache und Wirkung entzieht und der Frage keinen Raumläßt: Warum und wieso wird Bewußtsein zuerst verliehen unddann zurückgefordert? Für die Zauberer im alten Mexiko wares eine energetische Gegebenheit des Universums, eine Gege-benheit, die sich nach den Kriterien von Ursache und Wirkungoder eines a priori bestimmbaren Zwecks nicht erklären läßt.Für die Zauberer aus Don Juans Tradition bedeutete Rekapitu-lation, dem dunklen Meer der Bewußtheit zu geben, was es for-dert: ihre Lebenserfahrungen. Sie glaubten aber, mit Hilfe derRekapitulation so viel Kontrolle gewinnen zu können, daß esihnen möglich war, ihre Lebenserfahrungen von ihrer Lebens-kraft zu trennen. Für sie waren diese beiden Dinge nicht un-auflöslich verknüpft, sondern nur durch die Umstände mitein-ander verbunden.Diese Zauberer behaupteten, das dunkle Meer des Bewußtseinsfordere nicht das Leben der Menschen, sondern nur ihre Le-benserfahrungen. Mangelnde Disziplin hindert die Menschendaran, jene zwei Kräfte zu trennen. Schließlich verlieren sie ihrLeben, obwohl es nur darum geht, die Kraft ihrer Lebenserfah-

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rungen zu verlieren. Für die Zauberer war die Rekapitulation eineMethode, durch die es gelang, dem dunklen Meer des Bewußtseinseinen Ersatz für ihr Leben zu bieten. Sie gaben ihreLebenserfahrungen auf, indem sie sie innerlich nacherzählten, dochsie behielten ihre Lebenskraft.Die Behauptungen der Zauberer ergeben unter den Gesichtspunktender linearen Konzepte unserer westlichen Welt keinen Sinn. Diewestliche Zivilisation steht seit fünfhundert Jahren in Kontakt mit denSchamanen der Neuen Welt. Aber es hat nie einen sachgemäßenVersuch der Wissenschaft gegeben, einen ernstzunehmendenphilosophischen Diskurs auf Grundlage der von diesen Schamanengetroffenen Aussagen zu führen. Die Rekapitulation zum Beispielkönnte im Westen mit der Psychoanalyse verglichen werden, etwa alsein psychologisches Verfahren, eine Art Selbsthilfetechnik. Nichtskönnte jedoch von der Wahrheit weiter entfernt sein.Der Mensch ist, wie Don Juan Matus sagte, immer durch eigenesVersagen der Verlierer. Er glaubte, daß der westliche Mensch inHinblick auf die Prämissen der Zauberei eine ungeheure Chance zurErweiterung seines Bewußtseins versäume, und erklärte, dieEinstellung des westlichen Menschen zum Universum, zum Lebenund zum Bewußtsein sei nur eine aus einer Vielzahl von Optionen.

Rekapitulieren bedeutet für die Schamanen, einer unbegreiflichenKraft – dem dunklen Meer des Bewußtseins – genau das zu geben,was sie anscheinend fordert: ihre Lebenserfahrungen, das heißt, dasBewußtsein, welches sie durch diese Lebenserfahrungen erweiterthaben. Da mir Don Juan diese Phänomene nicht im Sinn der üblichenLogik erklären konnte, meinte er, die Zauberer könnten sich nur umdas Kunststück bemühen, ihre Lebenskraft zu behalten, ohne zuwissen, wie das geschieht. Er sagte auch, daß es Tausende vonZauberern gebe, denen dies gelungen sei. Sie hätten ihre Lebenskraftbehalten, nachdem sie dem dunklen Meer des Bewußtseins die Kraftihrer Lebenserfahrungen dargebracht hatten. Das bedeutete für DonJuan, daß diese Zauberer nicht auf die übliche Weise, so wie wir denTod verstehen, gestorben sind. Sie haben ihn transzendiert, indem sieihre Lebenskraft behielten und vom Antlitz der Erde verschwanden,indem sie sich auf eine Reise der Wahrnehmung ohne Wiederkehrbegaben.Die Schamanen aus Don Juans Tradition glaubten, wenn der Tod aufdiese Weise eintritt, verwandelt sich all unser Sein in Energie, in einespezielle Art von Energie, die das Merkmal unserer Individualitätbehält. Don Juan versuchte, mir dies mit einer Metapher zu erklären,und sagte, daß wir aus einer Reihe

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einzelner Reiche bestehen – das Reich der Lunge, das Reich desHerzens, das Reich des Magens, das Reich der Nieren etc. JedesReich handelt manchmal unabhängig, aber im Augenblick desTodes werden sie alle zu einer einzigen Entität vereinigt. DiesenZustand bezeichnen die Zauberer aus Don Juans Schule als dieabsolute Freiheit. Für sie ist der Tod eine einigende Kraft,keine vernichtende wie für den normalen Menschen.»Ist dieser Zustand die Unsterblichkeit, Don Juan?« fragte ich.»Er ist keineswegs die Unsterblichkeit«, antwortete er. »Es istlediglich der Beginn eines evolutionären Prozesses mit Hilfedes einzigen Mittels zur Evolution, das der Mensch besitzt: desBewußtseins. Die Zauberer meiner Tradition waren davon über-zeugt, daß sich der Mensch biologisch nicht weiterentwickelnkann. Daher hielten sie das Bewußtsein des Menschen für daseinzige Mittel zur Evolution. Im Augenblick des Sterbens wer-den die Zauberer nicht vom Tod ausgelöscht, sondern in anor-ganische Wesen verwandelt – Wesen, die Bewußtsein haben,aber keinen Organismus. Die Verwandlung in ein anorga-nisches Wesen bedeutete für sie Evolution. Das hieß, es wurdeihnen eine neue, unbeschreibliche Form von Bewußtsein verlie-hen, ein Bewußtsein, das zwar Millionen von Jahren Bestandhaben würde, aber irgendwann ebenfalls an den Geber, an dasdunkle Meer des Bewußseins, zurückerstattet werden muß.«Eine der wichtigsten Entdeckungen der Schamanen aus DonJuans Tradition war, daß unsere Welt, wie alles andere im Uni-versum, eine Kombination zweier entgegengesetzter und zu-gleich komplementärer Kräfte ist. Eine dieser Kräfte ist dieWelt, wie wir sie kennen, die von den Zauberern als Welt derorganischen Wesen bezeichnet wurde. Die andere Kraft ist et-was, das sie die Welt der anorganischen Wesen nannten.»Die Welt der anorganischen Wesen«, sagte Don Juan, »ist vonWesen bevölkert, die Bewußtsein, aber keinen Organismushaben. Es sind wie wir Konglomerate von Energiefeldern. Fürdas Auge des Sehers sind sie keine leuchtenden Wesen wie wirMenschen, sondern eher dunkel. Es sind keine runden, sondernlängliche, kerzenähnliche Energie-Konfigurationen. Im we-sentlichen sind diese Wesen Konglomerate von Energiefeldern,die genau wie wir Zusammenhalt und Grenzen haben. Sie wer-den von derselben agglutinierenden Kraft zusammengehalten,die unsere Energiefelder zusammenhält.«»Wo ist diese anorganische Welt, Don Juan?« fragte ich.»Sie ist unsere Zwillingswelt«, antwortete er. »Sie existiert imselben Raum und in derselben Zeit wie unsere Welt, aber dieArt des Bewußtseins unserer Welt ist so verschieden von derArt des Bewußtseins der anorganischen Welt, daß wir die Prä-

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senz der anorganischen Wesen niemals registrieren, obwohl sieuns sehr wohl bemerken.«»Sind diese anorganischen Wesen weiterentwickelte Men-schen?« fragte ich.»Keineswegs!« rief er. »Die anorganischen Wesen unsererZwillingswelt sind von Anfang an ihrem Wesen nach anorga-nisch, so wie wir ebenfalls von Anfang an schon immer unseremWesen nach organische Wesen sind. Es sind Wesen, derenBewußtsein sich genau wie unseres entwickeln kann. Das ge-schieht zweifellos, aber ich habe keine unmittelbare Kenntnis,auf welche Weise. Ich weiß allerdings, daß ein Mensch miteinem entwickelten Bewußtsein ein hell leuchtendes, rundesanorganisches Wesen von besonderer Art ist.«Don Juan gab mir eine Reihe von Beschreibungen des Evolu-tionsprozesses, die ich stets für poetische Metaphern hielt. Ichsuchte mir eine aus, die mir besonders gefiel: die absolute Frei-heit. Ich stellte mir vor, daß ein Mensch, der die absolute Frei-heit erreicht, das mutigste und phantasievollste Wesen seinmüsse. Don Juan sagte, dies sei in der Tat der Fall. Ein Mensch,der die absolute Freiheit erreichen will, braucht dazu die sublimeSeite seines Wesens. Alle Menschen haben sie, aber es kommtihnen nie in den Sinn, sich ihrer zu bedienen.Das zweite, das pragmatische Ziel der Rekapitulation war fürDon Juan das Erlangen von Flexibilität. Die Zauberer begrün-deten diese Zielsetzung mit einem der unbegreiflichsten Er-kenntnisse der Zauberei: dem Montagepunkt. Es ist eine Stellevon intensiver Leuchtkraft und der Größe eines Tennisballs. Erist für die Zauberer wahrnehmbar, wenn sie einen Menschen alsKonglomerat von Energiefeldern sehen.Zauberer wie Don Juan sehen, daß Billionen von Energiefel-dern in Form von Lichtfasern aus dem ganzen Universum imMontagepunkt zusammenlaufen und durch ihn hindurchgehen.Dieser Zusammenfluß leuchtender Fasern gibt dem Montage-punkt seine Brillanz. Der Montagepunkt ermöglicht es demMenschen, jene Billionen von Energiefasern wahrzunehmen,indem er sie in sensorische Daten verwandelt. Danach deutetder Montagepunkt diese Daten als die alltägliche Welt, dasheißt, er deutet sie im Sinn der menschlichen Sozialisation undder menschlichen Möglichkeiten.Rekapitulieren heißt, jede oder beinah jede Erfahrung, die wirhatten, wiederzuerleben und dadurch den Montagepunkt einkleines oder auch ein größeres Stück zu verschieben und ihndurch die Kraft der Erinnerung anzutreiben, jene Position ein-zunehmen, die er innehatte, als das rekapitulierte Ereignis statt-fand. Das Hin- und Herwechseln zwischen früheren Positionen

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und der gegenwärtigen verleiht den Schamanen die notwendigeBeweglichkeit, um große Schwierigkeiten auf ihrer Reise insUnendliche zu bestehen. Jemandem, der Tensegrity ausübt,verschafft die Rekapitulation die notwendige Flexibilität, umWidrigkeiten zu bestehen, die außerhalb der gewohnheits-mäßigen Wahrnehmung liegen.Die Rekapitulation als formales Verfahren verlangte in altenZeiten, daß man sich an alle Personen erinnerte, denen man be-gegnet war, und an alle Erfahrungen, die man gemacht hatte. Inmeinem Fall, dem typischen Fall des modernen Menschen,empfahl Don Juan, als Gedächtnishilfe ein schriftliches Ver-zeichnis aller Personen anzulegen, die ich in meinem Lebenkennengelernt hatte. Nachdem ich diese Liste erstellt hatte,sagte er mir, wie ich sie benutzen sollte. Ich mußte mit der er-sten Person auf der Liste, die von der Gegenwart bis in die Zeitmeiner allerersten Lebenserfahrungen zurückreichte, anfangenund in meiner Erinnerung die letzte Interaktion mit dieser Per-son wiedererleben. Dies nennt man das Arrangieren des zurekapitulierenden Ereignisses.Eine genaue Erinnerung an die kleinsten Einzelheiten ist dasnotwendige und geeignete Mittel, um die Erinnerungsfähigkeitzu schärfen. Das verlangt, daß alle physischen Details erfaßtwerden, wie etwa die Umgebung, in der das erinnerte Ereignisstattfand. Sobald das Ereignis arrangiert ist, sollte man sich inGedanken an die betreffende Lokalität begeben, aber so, als obman tatsächlich dorthin ginge, und dabei besonders auf rele-vante physische Merkmale achten. Wenn die Interaktion zumBeispiel in einem Büro stattfand, sollte man sich an den Fuß-boden, die Türen, die Wände, die Bilder an den Wänden, dieFenster, die Schreibtische, die Gegenstände auf den Schreib-tischen erinnern, an alles, was man mit einem flüchtigen Blickwahrgenommen und dann vergessen haben könnte.Die Rekapitulation als formales Verfahren muß mit der Erin-nerung an Ereignisse beginnen, die eben erst stattgefunden ha-ben. Auf diese Weise haben die primären Erfahrungen Vorrang.Was eben erst passiert ist, daran kann man sich mit größererGenauigkeit erinnern. Die Zauberer verlassen sich stets auf dieTatsache, daß der Mensch detaillierte Informationen speichernkann, deren er sich nicht bewußt ist, und sind der Überzeugung,daß es das dunkle Meer des Bewußseins genau auf diese Ein-zelheiten abgesehen hat.

Die tatsächliche Rekapitulation des Ereignisses verlangt, daßman tief durchatmet und den Kopf sozusagen wie einen Fächerganz langsam und behutsam hin und her bewegt. Dabei ist esgleichgültig, ob man von links oder von rechts beginnt. Das

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Fächeln mit dem Kopf soll so oft wie nötig geschehen, währendman sich an alle verfügbaren Einzelheiten erinnert. Die Zaube-rer, sagte Don Juan, sprachen in diesem Zusammenhang vomEinatmen aller eigenen, im Verlauf des erinnerten Ereignisseseingebrachten Gefühle und vom Ausatmen aller unerwünsch-ten Stimmungen und fremden Gefühle, die in uns zurückge-blieben sind.

Die Zauberer glauben, daß das Geheimnis der Rekapitulation indieser Art des Ein- und Ausatmens liegt. Da der Atem einelebenserhaltende Funktion ist, sind die Zauberer überzeugt, daßman mit seiner Hilfe auch dem dunklen Meer des Bewußtseinsein Faksimile der eigenen Lebenserfahrungen liefern kann. Alsich Don Juan um eine rationale Erklärung dieses Gedankensbat, stellte er sich auf den Standpunkt, daß Dinge wie die Re-kapitulation nicht erklärt, sondern nur erfahren werden könnten.Nur im Tun, sagte er, könne man Befreiung finden. Das Tun zuerklären, bedeute, Energie in fruchtlosen Anstrengungen zuverzetteln. Seine Aufforderung entsprach in jeder Hinsicht sei-nem Wissen als Zauberer. Es war die Aufforderung, selbst zuhandeln.Das Namenverzeichnis wird bei der Rekapitulation als Ge-dächtnishilfe benutzt, mit der man die Erinnerung auf eine un-vorstellbare Reise schickt. Die Zauberer stehen in dieser Hin-sicht auf dem Standpunkt, daß die Erinnerung an Ereignisse,die eben erst stattgefunden haben, den Boden für zeitlich wei -ter zurückliegende Ereignisse bereitet, die mit gleicher Klarheitund Unmittelbarkeit erinnert werden. Sich auf diese Weise anErfahrungen zu erinnern, bedeutet, sie wiederzuerleben undaus der Erinnerung einen außerordentlichen Impuls zu bezie-hen, der imstande ist, die aus unseren Vitalzentren verdrängteEnergie zu bewegen und sie ihnen wieder zuzuführen. Die Zau-berer bezeichnen die durch Rekapitulation bewirkte Umvertei-lung von Energie als Erwerb von Beweglichkeit, nachdem mandem dunklen Meer des Bewußseins gegeben hat, was es ver-langt.Auf einer etwas irdischeren Ebene verleiht die Rekapitulationdie Fähigkeit, die endlosen Wiederholungen des Lebens zuüberprüfen. Das Rekapitulieren kann zu der zweifelsfreienÜberzeugung führen, daß wir alle auf Gedeih und Verderb vonKräften abhängig sind, die letztlich keinen Sinn ergeben, ob-wohl sie auf den ersten Blick völlig vernünftig zu sein schei-nen, zum Beispiel die Abhängigkeit von Flirten und Partner-suche. Wie es scheint, ist Flirten und Partnersuche für mancheMenschen das Ziel ihres Lebens. Ich habe von Leuten im fort-geschrittenen Alter gehört, daß es ihr einziges Ideal sei, den

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idealen Lebensgefährten zu finden, und daß es ihr ganzes Stre-ben sei, vielleicht ein Jahr Glück in der Liebe zu haben.Don Juan Matus pflegte trotz meiner heftigen Proteste immerwieder zu sagen, das Problem sei, daß niemand eigentlich einenanderen lieben will, daß aber jeder geliebt werden wolle. Ersagte, daß dieses zwanghafte Verlangen nach Liebe und Part-nerschaft für uns die natürlichste Sache der Welt sei. Wenn manhört, daß fünfundsiebzigjährige Männer oder Frauen sagen, sieseien noch immer auf der Suche nach dem idealenGefährten, so ist es nur eine Bestätigung für etwasIdealistisches, Romantisches, Schönes. Überprüft man dieseObsession aber im Kontext der endlosen Wiederholungeneines Lebens, so erscheint sie als das, was sie wirklich ist –etwas Groteskes.Wenn wir überhaupt eine Verhaltensänderung erreichenwollen, so muß dies, wie Don Juan mir versicherte, durchRekapitulation geschehen, denn sie ist das einzige Vehikel, dasunser Bewußtsein erweitern kann, indem es uns von denstillschweigenden Forderungen der Sozialisation befreit, dieso automatisch, so selbstverständlich sind, daß sie unternormalen Umständen nicht einmal bemerkt, geschweigedenn überprüft werden.Der eigentliche Vorgang des Rekapitulierens ist ein lebenslan-ges Unterfangen. Es dauert Jahre, das Verzeichnis der Leutedurchzugehen, besonders wenn man mit Tausenden von Perso-nen Bekanntschaft geschlossen und mit ihnen Beziehungengehabt hat. Das Verzeichnis wird durch Erinnerungen an un-persönliche Ereignisse noch erweitert, an denen keinePersonen beteiligt sind, die aber überprüft werden müssen,weil sie irgendwie mit der zu rekapitulierenden Personzusammenhängen.Don Juan beteuerte, daß sich die Zauberer im alten Mexikobeim Rekapitulieren deshalb mit solcher Hingabe auf die Erin-nerung an alle Arten von Beziehungen konzentriert hätten, weilin ihnen die tiefgreifenden Folgen der Sozialisation wirken, diedie Zauberer mit allen Mitteln zu überwinden trachteten.

Die magischen Bewegungen für dieRekapitulation

Die Rekapitulation steht in Zusammenhang mit dem Ener-giekörper. Die Bezeichnung Energiekörper stammt von DonJuan, der darunter ein Konglomerat von Energiefeldern ver-

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stand, die Spiegelbilder der Energiefelder sind, aus denen dermenschliche Körper besteht, wenn man den Körper unmittel-bar als Energie sieht. Er erklärte, daß physischer Körper undEnergiekörper für die Zauberer eine Einheit sei. Die magischenBewegungen für die Rekapitulation bringen den Energiekörperzu dem physischen Körper. Das ist eine wesentliche Vorausset-zung für die Reise in das Unbekannte.

13.Den Rumpf des Energiekörpers formenDon Juan sagte, daß der Rumpf des Energiekörpers durch dreimit der flachen Hand zu führende Schläge geformt wird. DieHände werden in Höhe der Ohren gehalten, und die Hand-flächen weisen nach vorne. Aus dieser Position schwingen dieHände in Schulterhöhe nach vorne, als wolle man einem gutproportionierten Körper auf beide Schultern schlagen. Dannkehren die Hände in die Ausgangsstellung in Nähe der Ohrenzurück. Mit den Handflächen nach vorne schlägt man in Höhedes Brustkorbs gegen den Oberkörper des imaginären Gegen-übers. Der Abstand der Hände bei diesem zweiten Schlag istnicht so groß wie beim ersten. Beim dritten ist er noch enger,weil man die Taille eines triangulär geformten Körpers trifft(Abb. 152).

14.Den Energiekörper schlagenDie linke Hand und die rechte Hand schlagen von einem Punktüber dem Kopf nach unten. Die flachen Hände erzeugen dabeieinen Energiestrom, der beide Arme, Unterarme und Hände desEnergiekörpers festlegt. Die linke Hand schlägt vor dem Körpernach rechts und trifft die linke Hand des Energiekörpers (Abb.153). Die Bewegung wird mit der rechten Hand wiederholt.Man schlägt vor dem Körper nach links und trifft die rechteHand des Energiekörpers.Diese magische Bewegung definiert Arme, Unterarme und be-sonders die Hände des Energiekörpers.

15.Den Energiekörper seitlich ausbreitenDie Unterarme werden X-förmig vor dem Körper gekreuzt, densie beinahe berühren. Die Handgelenke werden auf Höhe desSolarplexus im 90-Grad-Winkel zum Unterarm nach oben ge-bogen. Das linke Handgelenk liegt über dem rechten (Abb. 154).Dann beide Hände gleichzeitig zur Seite ausbreiten. Das ge-schieht in Zeitlupe, als müßten sie einen starken Widerstand

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überwinden (Abb. 155). Wenn die Arme so weit wie möglichausgebreitet sind, werden sie zur Mitte zurückgeholt, die Hand-flächen im 90-Grad-Winkel zu den Unterarmen gebogen, wo-durch das Gefühl entsteht, eine feste Masse von beiden Seitenzur Körpermitte zu schieben. Die linke Hand liegt kreuzweiseüber der rechten. Jetzt sind die Hände für ein erneutes Aus-breiten bereit.Während der physische Körper als Konglomerat von Energie-feldern klar definierte Grenzen hat, fehlt dieses Kennzeichendem Energiekörper. Das seitliche Ausbreiten von Energie gibtdem Energiekörper die definierten Grenzen, die ihm fehlen.

16.Den Kern des Energiekörpers bestimmenDie aufgerichteten Unterarme werden neben den Brustkorb ge-halten, die Ellbogen etwas an den Körper ziehen. Die Hand-gelenke sanft nach hinten schnellen lassen, dann kraftvoll nachvorne, ohne die Unterarme zu bewegen (Abb. 156).Der menschliche Körper als Konglomerat von Energiefeldernhat nicht nur klar definierte Grenzen, sondern auch einen Kernvon kompakter Leuchtkraft, den die Schamanen als das Banddes Menschen bezeichnen oder die Energiefelder, die den Men-schen am vertrautesten sind. Innerhalb dieser leuchtendenKugel, die auch die Gesamtheit der energetischen Möglichkei-ten des Menschen enthält, gibt es Energiebereiche, deren dieMenschen sich nicht bewußt sind. Es handelt sich um jeneEnergiefelder, die am weitesten vom Band des Menschen ent-fernt sind. Den Kern des Energiekörpers bestimmen, heißt, denEnergiekörper stärken, damit er in diese Bereiche unbekannterEnergie vorstoßen kann.

17.Die Fersen und Unterschenkel des EnergiekörpersformenDen linken Fuß vor den Körper heben, die Ferse befindet sichin halber Wadenhöhe. Die Ferse wird nach außen gedreht, inperpendikulärer Stellung zum anderen Bein. Dann stößt dielinke Ferse in einem Fersen->Kick< nach rechts und trifft eineStelle etwa fünfzehn bis zwanzig Zentimeter vom Schienbeindes rechten Beins entfernt (Abb. 157, 158).Die gleiche Bewegung mit dem anderen Bein ausführen.

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18. Die Knie des Energiekörpers formenDiese magische Bewegung hat zwei Abschnitte. Im ersten wirddas linke Knie angewinkelt und bis in Höhe der Hüfte gehoben,möglichst noch höher. Das ganze Körpergewicht ruht auf demrechten Bein, dessen Knie leicht gebeugt ist. Mit dem linkenKnie drei Kreise ziehen, wobei es sich einwärts zur Leisten-region bewegt (Abb. 159). Die gleiche Bewegung mit demrechten Bein wiederholen.Im zweiten Abschnitt dieser magischen Bewegung werden dieBewegungen wiederholt, diesmal aber ziehen die Knie einenauswärts gerichteten Kreis (Abb. 160).

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19.Die Oberschenkel des Energiekörpers formenZu Beginn ausatmen und den Körper mit gebeugten Knienleicht nach vorne neigen, während die Hände an den Ober-schenkeln nach unten gleiten. Die Hände verharren auf denKniescheiben und werden dann über die Oberschenkel bis zuden Hüften hinaufgezogen, als würden sie eine feste Substanzziehen. Dabei einatmen. Beide Hände sind krallenartig leichtgebogen. Bei diesem Teil der Bewegung den Körper aufrichten(Abb. 161).Mit umgekehrter Atemfolge wird die Bewegung wiederholt,also einatmen, wenn die Knie gebeugt sind, und die Hände zuden Kniescheiben bringen, und ausatmen, wenn sie zurückge-holt werden.

20.Bewegung in die erstarrte persönliche GeschichtebringenDiese magische Bewegung streckt und entspannt die Knie-sehne, indem die Beine abwechselnd mit gebeugtem Knieeinen leichten Fersen->Kick< gegen die Hinterbackenausführen (Abb. 162). Die linke Ferse kickt gegen die linkeHinterbacke, die rechte Ferse kickt gegen die rechte.Die Schamanen messen dem Anspannen der hinteren Muskelnin den Oberschenkeln größte Bedeutung bei. Je fester dieseMuskeln sind, so glauben sie, desto größer ist die Fähigkeit,überflüssige Verhaltensmuster zu entdecken und abzulegen.

21.Die erstarrte persönliche Geschichte durch wieder-holtes Aufklopfen der Ferse auf den Boden in BewegungbringenDas rechte Bein steht im rechten Winkel zum linken. Der linkeFuß wird möglichst weit nach vorne gestellt, so daß der Körperbeinahe auf dem rechten Bein in die Hocke geht. Die Muskelnim rechten Bein werden so fest wie möglich gespannt und zu-sammengezogen, die hinteren Muskeln im linken Bein sind soweit wie möglich gestreckt. Mit der linken Ferse mehrmals aufden Boden klopfen (Abb. 163).Die gleichen Bewegungen mit dem anderen Bein ausführen.

22.Die erstarrte persönliche Geschichte mit der Ferse amBoden in Bewegung setzenBei dieser magischen Bewegung werden die gleichen Bewe-gungsabläufe ausgeführt wie bei der vorigen, d. h. wieder zu-erst mit dem einen, dann mit dem anderen Bein, aber statt mitder Ferse aufzuklopfen, bleibt der Körper unter Beibehaltungder Streckung des Beines gleichmäßig angespannt (Abb. 164).

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Die folgenden vier magischen Bewegungen müssen, da sie mittiefem Ein- und Ausatmen verbunden sind, maßvoll ausgeführtwerden.

23. Die Flügel der RekapitulationTief einatmen und beide Unterarme in Schulterhöhe heben, dieHände befinden sich in Höhe der Ohren, die Handflächen wei-sen nach vorne. Die Unterarme werden senkrecht und parallelgehalten. Ausatmen und die Unterarme so weit wie möglichund immer noch parallel zurück bringen (Abb. 165). Wiedertief einatmen. Unter langsamem Ausatmen ziehen beide Armenacheinander flügelartig einen Halbkreis, dabei den linken Armzuerst möglichst weit nach vorne und dann zur Seite strecken.Einen Halbkreis möglichst weit nach hinten ziehen. Am Endedieser Streckung nach hinten macht der Arm einen Bogen undkehrt nach vorne (Abb. 166) in die Ausgangsposition nebendem Körper zurück (Abb. 167). Die gleiche Bewegungsfolgemit dem rechten Arm ausführen. Dabei immer noch ausatmen.Wenn diese Bewegungen abgeschlossen sind, tief in den Bauchhinunter einatmen.

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24. Das Fenster der RekapitulationDer erste Teil dieser magischen Bewegung gleicht der vorigen,d. h. tief einatmen und die Hände in Höhe der Ohren heben, dieHandflächen weisen nach vorne. Die Unterarme senkrecht hal-ten. Lange und langsam ausatmen, während die Arme zurück-gezogen werden. Tief einatmen, während die Ellbogen inSchulterhöhe zur Seite gestreckt werden. Die Hände sind imrechten Winkel zu den Unterarmen abgeknickt, die Finger deu-ten nach oben. Die Hände langsam zur Körpermitte schieben,

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bis die Unterarme gekreuzt sind. Der linke Arm befindet sichnäher am Körper, der rechte Arm ist vor dem linken. Auf dieseWeise schaffen die Hände, wie Don Juan sagte, das Fenster derRekapitulation – eine Öffnung vor den Augen, die wie ein klei-nes Fenster aussieht, durch das man, wie Don Juan sagte, in dieUnendlichkeit spähen kann (Abb. 168). Tief ausatmen und denKörper aufrichten. Die Ellbogen waagrecht heben, die Händeausstrecken und auf gleicher Höhe mit den Ellbogen halten(Abb. 169).

25. Die fünf tiefen AtemzügeDer Anfang dieser magischen Bewegung gleicht den beidenletzten. Beim zweiten Einatmen die Arme nach unten bringenund in Höhe der Knie kreuzen, während man halb in die Hockegeht. Die Hände hinter die Knie bringen. Die rechte Hand um-faßt die Sehnen der linken Kniekehle, und die linke Hand um-faßt – während der linke Unterarm über dem rechten liegt – dieSehnen der rechten Kniekehle. Zeige- und Mittelfinger ergrei-fen die äußeren Sehnen dort, der Daumen legt sich in die Knie-kehle. Das Ausatmen endet. Jetzt tief einatmen, während dieSehnen gedrückt werden (Abb. 170). Auf diese Weise fünfAtemzüge tun.Diese magische Bewegung bewirkt eine gerade Haltung desRückens und daß der Kopf eine Linie mit der Wirbelsäule bil-det. Mit den tiefen Atemzügen wird sowohl der obere als auchder untere Teil der Lunge gefüllt, indem man das Zwerchfellnach unten drückt.

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26. Energie von den Füßen abziehenDer erste Teil dieser magischen Bewegung gleicht genau demAnfang der anderen drei dieser Folge. Beim zweiten Einatmengeht man in die Hocke und schlingt die Unterarme von innennach außen um die Fußknöchel. Die Handrücken legt man aufdie Zehen. In dieser Stellung dreimal tief ein- und ausatmen(Abb. 171). Zum Abschluß dieser magischen Bewegung denKörper aufrichten und tief einatmen.Der einzige Schein des Bewußtseins, der den Menschen ge-blieben ist, befindet sich am Boden ihrer leuchtenden Kugel –ein kreisförmiger Saum, der bis zur Höhe der Zehen reicht.Durch diese magische Bewegung wird der Saum mit der Rück-seite der Finger angezapft und mit dem Atem in Bewegung ge-setzt.

Dritte GruppeDas Träumen

Don Juan Matus definierte das Träumen als einen Vorgang, beidem das menschliche Bewußtsein normale Träume nutzt, um inandere Wahrnehmungswelten zu gelangen. Er schloß daraus,daß gewöhnliche Träume als Schlupfloch dienen können, durchdas die Wahrnehmung in andere Energiebereiche gelangt –Bereiche, die sich sehr von der Energie unserer Alltagsweltunterscheiden, dieser im Grunde jedoch ganz ähnlich sind. DieZauberer sagten, das Schlupfloch sei der Zugang zur Wahrneh-mung wirklicher Welten, in denen sie leben oder sterben konn-ten – Welten, die von der unseren erstaunlich verschieden undihr doch ganz ähnlich waren.Als ich Don Juan Matus um eine logische Erklärung diesesWiderspruchs bat, wiederholte er den Grundsatz der Zauberer:Man findet die Antworten auf diese Fragen im Tun und nicht inder intellektuellen Erforschung. Um über solche Möglichkei-ten zu sprechen, meinte er, müßten wir uns der Syntax der Spra-che bedienen, gleich welche 'Sprache wir sprächen, und dieseSyntax schränke durch die Macht der Gewohnheit die Mög-lichkeiten des Ausdrucks ein. Die Syntax jeder Sprache beziehesich nur auf die Wahrnehmungsmöglichkeiten der Welt, in derwir leben.Don Juan machte im Spanischen einen bedeutsamen Unter-schied zwischen zwei Verben: zum einen sofiar, träumen undzum anderen ensoflur, das heißt träumen, wie die Zaubererträumen. Im Englischen und im Deutschen gibt es keine klareUnterscheidung zwischen diesen beiden Zuständen – dem nor-malen Träumen, sueiio, und dem komplexeren Zustand, den dieZauberer ensuefio nennen.

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Die Kunst des Träumens hatte ihren Ursprung, wie Don Juanlehrte, in einer zufälligen Beobachtung, die die Zauberer imalten Mexiko machten, wenn sie schlafende Menschen sahen.Sie bemerkten, daß sich der Montagepunkt im Schlaf ganzleicht und auf natürliche Weise aus seiner üblichen Positionverschiebt und daß er sich überall an der Peripherie der leuch-tenden Kugel oder an jeden Platz in ihrem Inneren begebenkann. Als die Zauberer ihr Sehen mit den Berichten der Men-schen verglichen, die sie im Schlaf beobachtet hatten,erkannten sie, daß die Berichte über im Traum erlebteEreignisse und Szenen um so erstaunlicher waren, je größer diebeobachtete Verschiebung des Montagepunkts gewesen war.Unter dem Eindruck dieser Beobachtung suchten diese Zaube-rer nach Gelegenheiten, ihren eigenen Montagepunkt zu ver-schieben. Sie nahmen sogar psychotrope Pflanzen, um dies zuerreichen. Bald aber erkannten sie, daß die durch solche Pflan-zen herbeigeführte Verschiebung erratisch, erzwungen und un-kontrollierbar war. Trotz ihres Scheiterns entdeckten sie etwassehr Wertvolles. Sie nannten es die Traum-Aufmerksamkeit.Zur Erklärung dieses Phänomens verwies Don Juan zunächstauf das alltägliche Bewußtsein der Menschen, die ihre Auf-merksamkeit auf die Elemente ihrer alltäglichen Welt richten.Jeder Mensch, so betonte er, werfe nur einen schnellen undgleichzeitig anhaltenden Blick auf die Dinge seinerUmgebung. Statt die Dinge zu untersuchen, würden dieMenschen lediglich das Vorhandensein dieser Elementeregistrieren, und das durch eine spezielle Art vonAufmerksamkeit, die ein bestimmter Aspekt ihres allgemeinenBewußtseins ist. Don Juan behauptete, daß dieselbe Art desschnellen und gleichzeitig anhaltenden »Blicks« auf Elementeeines gewöhnlichen Traums gerichtet werden können. Diesenanderen spezifischen Aspekt des allgemeinen Bewußtseinsnannte er die Traum-Aufmerksamkeit oder die erworbeneFähigkeit, das Bewußtsein fest auf Bestandteile der eigenenTräume gerichtet zu halten.Durch Schulung der Traum-Aufmerksamkeit fanden die Zaube-rer von Don Juans Tradition zu einer grundlegenden Klassifi-zierung der Träume. Sie stellten fest, daß ihre Träume über-wiegend Phantasien waren, Produkte der Wahrnehmung ihreralltäglichen Welt. Es gab aber einige, die nicht in dieses Schemapaßten. Solche Träume waren wahrhaft Zustände gesteigertenBewußtseins, wobei die Elemente des Traums nicht Phantasien,sondern energieerzeugende Sachverhalte waren. Träume, dieenergieerzeugende Elemente enthielten, waren für diese Scha-manen solche Träume, in denen sie fähig waren, Energie imUniversum fließen zu sehen.

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Die Schamanen konnten ihre Traum-Aufmerksamkeit auf jedesElement ihrer Träume richten und fanden auf diese Weise her-aus, daß es zwei Arten von Träumen gibt. Einmal die uns allenvertrauten Träume, bei denen phantasmagorische Elementemitspielen und die wir als Produkte unserer Mentalität, unsererPsyche klassifizieren könnten, vielleicht auch als etwas, dasmit unserer neurologischen Verfassung zu tun hat. Die andereArt von Träumen bezeichneten sie als energieerzeugendeTräume. Don Juan sagte, daß die Zauberer alter Zeiten Träumehatten, die keine Träume waren. Es handelte sich um in einemtraumähnlichen Zustand unternommene Besuche an wirklichenOrten einer anderen als dieser Welt. Diese Orte waren jedochgenauso real wie die Welt, in der wir leben. Dort erzeugten dieObjekte des Traumes Energie, so wie die Bäume, Tiere odersogar Steine unserer Alltagswelt für einen sehenden ZaubererEnergie erzeugen.Die Visionen solcher Orte waren für die Zauberer jedoch allzuflüchtig, allzu vergänglich, um irgendeinen Wert für sie zuhaben. Diesen unbefriedigenden Zustand führten sie daraufzurück, daß sich ihr Montagepunkt nicht für längere Zeit in derPosition fixieren ließ, zu der sie ihn verschoben hatten. IhreBemühung, dieser Situation abzuhelfen, führte zur anderenhohen Kunst der Zauberei – der Kunst des Pirschens.Don Juan gab mir eines Tages eine sehr klare Definition dieserbeiden Künste. Die Kunst des Träumens, sagte er, besteht imbewußten Verschieben des Montagepunkts aus seiner üblichenPosition. Die Kunst des Pirschens besteht darin, ihn willentlich inder neuen Position fixiert zu halten, in die er verschoben wordenist.Diese Fixierung gab den Zauberern im alten Mexiko die Gele-genheit, andere Welten uneingeschränkt zu erleben. Don Juansagte, manche dieser Zauberer seien niemals von ihrer Reisezurückgekehrt. Mit anderen Worten, sie entschieden sich, dort zubleiben, wo immer dieses »Dort« sein mochte.»Nachdem die alten Zauberer den Menschen als leuchtendeKugel kartographiert hatten«, sagte mir Don Juan eines Tages,»hatten sie in der gesamten leuchtenden Kugel nicht wenigerals sechshundert Punkte entdeckt, wo sich andere Welten be-fanden. Das heißt, wenn der Montagepunkt an einem dieserPunkte fixiert wurde, war dies für den Zauberer das Tor in einevöllig neue Welt.«»Wo aber sind diese sechshundert anderen Welten, Don Juan?«fragte ich.»Die einzige Antwort auf diese Frage ist unbegreiflich«, ant-wortete er lachend. »Es ist die Essenz der Zauberei, jedoch be-

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deutungslos für den normalen Verstand. Die sechshundert Wel-ten befinden sich an der jeweiligen Position desMontagepunkts. Unermeßliche Mengen von Energie sindnötig, um diese Antwort zu verstehen. Die Energie dazuhaben wir. Uns fehlt jedoch die Fähigkeit oder Bereitschaft, siezu nutzen.«Heute könnte ich dem hinzufügen, daß nichts wahrer ist als alldiese Aussagen, und doch erscheinen sie uns völlig sinnlos.Don Juan erläuterte mir die gewöhnliche Wahrnehmung,wie die Zauberer seiner Tradition sie verstanden: »DerMontagepunkt empfängt, wenn er in seiner üblichenPosition ist, eine Flut von Energiefeldern aus dem gesamtenUniversum in Form von leuchtenden Fasern, deren Zahl indie Billionen geht. Da seine Position stets dieselbe ist,konnten die Zauberer annehmen, daß es dieselbenEnergiefelder sind, die in Form leuchtender Fasern imMontagepunkt zusammenlaufen, was im Ergebnis stetszu einer Wahrnehmung der Welt, wie wir sie kennen, führt.Die Zauberer zogen daraus den einzig möglichen Schluß, daß,wenn der Montagepunkt in eine andere Position verschobenwürde, andere Energiefasern durch ihn hindurchgehen würden,was im Ergebnis zur Wahrnehmung einer Welt führen würde,die per definitionem nicht dieselbe wäre wie unsere alltäglicheWelt.«Don Juan erklärte, die Menschen verstünden für gewöhnlichunter Wahrnehmung etwas, das in Wirklichkeit eineInterpretation von Sinnesdaten sei. Vom Augenblick der Geburtan, sagte er, liefert uns unsere Umwelt eine Möglichkeit derInterpretation. Mit der Zeit entwickelt sich diese Möglichkeit zueinem umfassenden System, mit dessen Hilfe wir jedenWahrnehmungsakt in der Welt durchführen.Don Juan betonte, daß der Montagepunkt nicht nur dasZentrum ist, wo die Wahrnehmung montiert wird, sondern auchdas Zentrum, wo die Interpretation der Sinnesdatengeschieht. Wenn er also seine Position wechselt, so wird erdie neu einfließenden Energiefelder auf dieselbe Weiseinterpretieren wie die alltägliche Welt. Die Folge dieserneuen Interpretation ist die Wahrnehmung einer Welt, dieder unseren eigentümlich ähnlich und doch ihrem Wesennach verschieden ist. Energetisch könnten sich diese anderenWelten, wie Don Juan sagte, von der unseren nicht stärkerunterscheiden. Nur die Interpretation, die der Montagepunktliefert, ist für die scheinbaren Ähnlichkeiten verantwortlich.Don Juan forderte eine neue Syntax, die geeignet wäre, dieseerstaunlichen Eigenschaften des Montagepunktes und auch die

Träumen

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Syntax unserer Sprache vermutlich zwingen könnte, solcheDinge zu erfassen, falls diese Erfahrung allen zugänglich wäreund nicht nur initiierten Schamanen.Mich interessierte und verwirrte im Zusammenhang mit demTräumen besonders Don Juans Aussage, daß es tatsächlich keinernstzunehmendes Verfahren gibt, nach dem jemand lernenkönnte zu träumen. Das Träumen, sagte er, sei vor allem diemühsame Anstrengung, sich mit der unbeschreiblichen, allesdurchdringenden Kraft in Verbindung zu setzen, die die Zau-berer des alten Mexiko als Intention bezeichneten. Sobald dieseVerbindung hergestellt sei, würde sich auch das Träumen aufgeheimnisvolle Weise einstellen. Don Juan betonte, daß dieVerbindung hergestellt werden kann, wenn man ein Lebenführt, das Disziplin verlangt.Als ich ihn bat, mir eine kurze Erklärung des betreffenden Ver-fahrens zu geben, lachte er.»Es ist etwas anderes, sich in die Welt der Zauberer vorzuwa-gen«, erwiderte er, »als Autofahren zu lernen. Um Auto zu fah-ren, braucht man Lehrbücher und Fahrstunden. Um zu träu-men, muß man es intendieren.«»Aber wie kann ich es intendieren?« beharrte ich.»Die einzige Art, es zu intendieren, ist, es zu intendieren«, er-klärte er. »Der Mensch unserer Zeit kann nur sehr schwerakzeptieren, daß es für etwas kein Verfahren gibt. Der Menschunserer Zeit ist ein Sklave von Lehrbüchern, Leitfäden, Übun-gen und Verfahren. Unaufhörlich macht er Notizen und Dia-gramme und bemüht sich stets um das Know-how. Doch in derWelt der Zauberer sind Verfahren und Rituale lediglich Mittel,um die Aufmerksamkeit zu wecken und zu konzentrieren. Essind Hilfsmittel, die dazu dienen, die Konzentration von Inter-esse und Entschlossenheit zu erzwingen. Einen anderen Werthaben sie nicht.«Don Juan hielt für die wichtigste Voraussetzung zum Träumendie konsequente Ausführung der magischen Bewegungen,denn sie sind das einzige Hilfsmittel, das die Zauberer seinerTradition anwendeten, um die Verschiebung des Montage-punktes zu unterstützen. Das Ausführen der magischen Bewe-gungen gab diesen Zauberern die notwendige Stabilität undEnergie, um ihre Traum-Aufmerksamkeit zu wecken, ohne diees für sie keine Möglichkeit des Träumens gab. Würde dieTraum-Aufmerksamkeit ausbleiben, könnte man bestenfalls aufklare Träume von Phantasiewelten hoffen. Man hätte vielleichtEinblick in Welten, die Energie erzeugen, aber diese Weltenwürden unverständlich bleiben, solange ein umfassendes Prinzipfehlt, um sie richtig einzuordnen.

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Nachdem die Zauberer ihre Traum-Aufmerksamkeit entwickelthatten, wurde ihnen klar, daß sie an den Pforten der Unend-lichkeit standen. Es war ihnen gelungen, die Parameter ihrernormalen Wahrnehmung zu erweitern. Sie entdeckten, daß ihrnormaler Bewußtseinszustand unendlich vielgestaltiger wurde,als er es gewesen war, bevor ihre Traum-Aufmerksamkeit hin-zukam. Von nun an konnten sich die Zauberer wirklich ins Un-bekannte vorwagen.»Der Aphorismus, daß nur der Himmel die Grenze ist«, sagteDon Juan mir eines Tages, »war für die Zauberer alter ZeitenWirklichkeit. Sie übertrafen sich selbst.«»War für die Zauberer wirklich nur der Himmel die Grenze,Don Juan?« fragte ich.»Diese Frage kann jeder von uns nur selbst beantworten«, sagteer lächelnd. »Sie haben uns die Werkzeuge gegeben. Es kommtauf uns persönlich an, ob wir sie benutzen oder zurückweisen.Im Grunde stehen wir allein vor dem Unendlichen. Die Frage,ob wir fähig sind oder nicht. bis an unsere Grenzen zu gehen,muß jeder für sich allein beantworten.«

Die magischen Bewegungen fürdas Träumen

27.Den Montagepunkt lockernDer linke Arm greift mit nach oben weisender Handfläche nachhinten zur Region hinter den Schulterblättern, während derOberkörper etwas nach vorne geneigt wird. Dann schwingt derArm mit einer Kreisbewegung an der linken Körperseite vor-bei nach vorne und stößt weiter nach oben bis vor das Gesicht,wobei man die Handfläche der linken Hand nach links dreht.Die Finger sind geschlossen (Abb. 172, 173).Diese magische Bewegung mit beiden Armen nacheinanderausführen. Die gebeugten Knie geben Stabilität und Stoßkraft.

28.Den Montagepunkt nach unten zwingenDen Rücken möglichst gerade halten. Die Knie sind durchge-drückt. Den gestreckten linken Arm dicht hinter den Körperführen. Die Hand wird im rechten Winkel zum Unterarm abge-bogen; die Handfläche weist nach unten, die gestreckten Fingerzeigen nach hinten. Der gestreckte rechte Arm wird in gleicherPosition vor den Körper gehalten. Man biegt das Handgelenk

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im rechten Winkel, die Handfläche weist nach unten, dieFinger deuten nach vorne.Den Kopf nach hinten drehen und auf die Hand blicken undgleichzeitig die Sehnen in Beinen und Armen so fest wie mög-lich anspannen. Die Spannung der Sehnen einen Moment hal-ten (Abb. 174). Die gleiche Bewegung mit dein rechten Armhinten und dem linken Arm vorne wiederholen.

29. Den Montagepunkt veranlassen, nach unten zu sinken,indem Energie von den Nebennieren abgezogen und nachvorne transferiert wirdDen linken Arm in Höhe der Nieren hinter den Rücken haltenund mit krallenartig gekrümmter Hand nach rechts greifen, soweit es geht. Die gekrümmte Hand streicht von rechts nachlinks über die Nieren, als versuche man, eine feste Substanzwegzuziehen. Der rechte Arm bleibt in seiner normalen Posi-tion neben dem Oberschenkel.Die linke Hand jetzt nach vorne holen. Die flache Hand inHöhe von Leber und Gallenblase an die rechte Körperseitelegen. Die linke Hand streicht über die Vorderseite des Körpersnach links zu Bauchspeicheldrüse und Milz, als wolle man dieOberfläche einer festen Substanz glätten; gleichzeitig bewegtman die rechte Hand, die man krallenartig gekrümmt hinterdem Rücken hält, von links nach rechts über die Nieren, alswolle man eine feste Substanz wegziehen.Dann die rechte Hand vor den Körper legen. Die Handflächeauf Bauchspeicheldrüse und Milz legen. Man bewegt die Handüber die Vorderseite des Körpers zu Leber und Gallenblase, alswolle man eine rauhe Oberfläche glätten, während die krallen-artig gekrümmte linke Hand noch einmal von rechts nach links

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über die Nierenregion streicht, als wolle man eine feste Sub-stanz wegziehen (Abb. 175, 176). Die gebeugten Knie gebenStabilität und Kraft.

30. Energie vom Typ A und Typ B aktivierenDen rechten Unterarm senkrecht anwinkeln und vor die Kör-permitte halten. Der Ellbogen befindet sich beinahe in Schul-terhöhe, die Handfläche zeigt nach links. Der waagrecht ange-winkelte linke Unterarm wird mit dem Handrücken nach obenunter den rechten Ellbogen gebracht. Die Augen behalten beideUnterarme aus den Augenwinkeln im Blick. Nun den rechtenArm nach unten drücken, während man mit dem linken nachoben drückt. Beide Kräfte wirken gleichzeitig auf beide Armeein. Sie werden einen Moment in dieser Spannung gehalten(Abb. 177).Dann wird die gleiche Bewegung in umgekehrter Reihenfolgeund mit umgekehrter Position der Arme ausgeführt.Die Schamanen des alten Mexiko glaubten, daß alles imUniversum aus dualen Kräften besteht und daß die Men -schen in jedem Aspekt ihres Lebens dieser Dualität unterliegen.Auch in energetischer Hinsicht sahen sie zwei Kräfte wirken.Don Juan nannte sie die Kraft A und die Kraft B. Die Kraft Akommt normalerweise im täglichen Leben zur Anwendung undwird durch eine vertikale gerade Linie dargestellt. Die Kraft Bist eine liegende Kraft. Sie bleibt normalerweise im verbor-genen und tritt selten in Aktion. Dargestellt wird sie durcheine horizontale Linie, die man sich links unten von der verti-kalen gezogen denkt, so daß ein umgekehrtes großes >L< ent-steht.Die Schamanen – Männer und Frauen – waren nach Don Juans

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Aussage als einzige Menschen fähig, die Kraft B, die norma-lerweise ungenutzt und horizontal liegt, in eine aktive vertikaleLinie zu verwandeln. Deshalb gelang es ihnen auch, die KraftA zur Ruhe zu bringen. Dieser Vorgang wurde durch eine hori-zontale nach rechts verlaufende Linie an der Basis der vertika-len dargestellt, wodurch ein großes >L< entsteht. Diese magi-sche Bewegung, erklärte Don Juan, versinnbildliche am bestenjene Dualität sowie die Bemühungen der Zauberer, ihre Folgenaufzuheben.

31. Den Energiekörper nach vorne ziehenDie Arme mit angewinkelten Ellbogen in Schulterhöhe halten.Die Hände liegen übereinander, ohne sich zu berühren. DieHandflächen weisen nach unten. Die Hände umkreisen einan-der. Die Kreisbewegung ist nach innen gerichtet, zum Gesicht(Abb. 178). Die Hände umkreisen einander dreimal. Dann wirdder linke Arm mit geballter Faust nach vorne gestoßen, alswolle man ein unsichtbares Ziel etwa eine Armlänge entferntvor dem Körper treffen (Abb. 179). Mit beiden Händen nochdrei Kreise ziehen und mit dem rechten Arm nach vorne stoßen,auf gleiche Weise wie mit dem linken.

32. Den Montagepunkt wie ein Messer über die SchulterwerfenDie linke Hand greift über den Kopf zu einem Punkt hinter denSchulterblättern und packt zu, wie um einen Gegenstand fest-zuhalten. Dann schwingt sie mit einer Bewegung vor, als wolleman etwas nach vorne werfen. Die gebeugten Knie geben beimWerfen Stabilität. Die gleiche Bewegung mit dem rechten Armwiederholen (Abb. 180, 181).

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Mit dieser magischen Bewegung versucht man, den Montage-punkt zu werfen, um ihn aus seiner üblichen Position zu brin-gen. Man hält dabei den Montagepunkt wie ein Messer. Etwasin der Intention, den Montagepunkt zu werfen, hat im Hinblickauf seine tatsächliche Verschiebung eine sehr große Wirkung.

33. Den Montagepunkt wie ein Messer von hinten aus derHüfte werfenDie Knie sind gebeugt, der Körper ist nach vorne geneigt. Nungreift die linke Hand von der Seite hinter den Rücken, packtetwas, als wäre es ein fester Gegenstand, und wirft es mit einemSchlenker aus dem Handgelenk aus der Hüfte nach vorn, wieeine Scheibe oder ein Messer (Abb. 182, 183). Die gleichen Be-wegungen mit der rechten Hand wiederholen.

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34. Den Montagepunkt wie eine Scheibe aus der SchulterwerfenDen Oberkörper mit Schwung aus der Taille nach links drehen,so daß der rechte Arm zur linken Seite des linken Beines hin-überschwingt. Dann folgt die Drehung nach der anderen Seite,so daß der linke Arm zur rechten Seite des rechten Beinesschwingt. Eine dritte Taillendrehung läßt den rechten Arm wie-der zur linken Seite des linken Beines schwingen. Die linkeHand greift sofort in weitem Bogen nach hinten, um hinter denSchulterblättern etwas zu packen, als sei es ein fester Gegen-stand (Abb. 184). Die linke Hand holt den Gegenstand inschwungvollem Bogen vor den Körper, bis in Höhe der rech-ten Schulter. Die Handfläche der geschlossenen Hand weistnach oben. Mit einem Schlenker aus dem Handgelenk den Ge-genstand wie eine Scheibe werfen (Abb. 185).Die Beine im Knie leicht beugen und starken Druck auf die hin-teren Muskeln der Oberschenkel ausüben. Der rechte Arm wirdleicht abgewinkelt hinter den Körper gehalten, um der Wurfbe-wegung Stabilität zu geben. Einen Moment in dieser Haltung ver-harren, während der linke Arm nach dem Wurf gestreckt bleibt.Die gleichen Bewegungen mit dem anderen Arm wiederholen.

35. Den Montagepunkt wie einen Ball über den Kopf werfenDie linke Hand greift rasch nach einem Punkt hinter den Schul-terblättern und packt dort etwas wie einen Ball (Abb. 186). Nunkreist der Arm zweimal in weitem Bogen um den Kopf, wie umSchwung zu holen (Abb. 187), und macht eine Bewegung, alswolle man einen Ball nach vorne werfen (Abb. 188). Die Kniesind gebeugt. Die Bewegungen mit der rechten Hand wieder-holen.

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Vierte Gruppe Die Innere Stille

Don Juan sagte, die innere Stille sei ein Zustand, um den sichdie Schamanen des alten Mexiko mehr alles andere bemühten.Er definierte sie als natürlichen Zustand der menschlichenWahrnehmung, bei dem die Gedanken abgeschaltet sind undalle Fähigkeiten des Menschen auf einer Bewußtseinsebenefunktionieren, die nicht den Einsatz unseres alltäglichen ko-gnitiven Systems erfordert.Die innere Stille war für die Schamanen von Don Juans Tradi-tion stets mit Dunkelheit verbunden, vielleicht deshalb, weil diemenschliche Wahrnehmung ohne ihren üblichen Begleiter, deninneren Dialog, gleichsam in ein dunkles Loch stürzt. Der Kör-per, sagte er, funktioniere wie üblich, doch die Wahrnehmungsei geschärft. Entscheidungen würden sofort getroffen undschienen aus einer besonderen Art von Wissen zu kommen, dienicht auf die Verbalisierung von Gedanken angewiesen sei.Wenn die menschliche Wahrnehmung in einem Zustand derinneren Stille stattfindet, kann sie, wie Don Juan sagte, unbe-schreibliche Ebenen erreichen. Einige dieser Wahrnehmungs-ebenen sind Welten für sich, ganz andere als die Welten, diebeim Träumen erreicht werden können. Es sind unbeschreib-liche Zustände – unbeschreiblich im Sinne der linearen Para-digmata, mit denen die menschliche Wahrnehmung in ihremnormalen Zustand arbeitet, um das Universum zu erklären.Die innere Stille, wie Don Juan sie verstand, war die Matrixeines gewaltigen Schritts der Evolution – des Schritts zum stil-len Wissen oder auf die Stufe menschlichen Bewußtseins, wosich Wissen und Erkenntnis automatisch einstellen und unmit-telbar sind. Wissen auf dieser Ebene ist nicht das Produkt zere-braler Denkprozesse oder logischer Induktion und Deduktionoder von Verallgemeinerungen aufgrund von Ähnlichkeitenund Verschiedenheiten. Es gibt kein A priori auf der Ebene desstillen Wissens, nichts, was einen Wissensschatz bilden könnte,denn alles befindet sich im unmittelbaren Jetzt. Komplexe In-formationen können ohne kognitive Präliminarien aufgenom-men werden.Don Juan glaubte, daß schon den frühen Menschen eine Ah-nung von diesem stillen Wissen gegeben war, daß sie das stilleWissen aber nicht wirklich besaßen. Diese Art Ahnung war un-endlich viel stärker als das, was der moderne Mensch heute er-lebt, da der Großteil allen Wissens das Produkt mechanischenLernens ist. Es ist ein Axiom der Zauberer, daß der Weg zumstillen Wissen, obwohl wir diese Ahnung verloren haben, denMenschen immer offenstehen wird, und zwar mit Hilfe derinneren Stille.In dieser Hinsicht vertrat Don Juan Matus den harten Stand-

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punkt seiner Tradition: Die innere Stille muß durch den Druckdauernder Disziplin erworben werden. Sie muß Stück fürStück, Sekunde um Sekunde angesammelt oder gespeichertwerden. Mit anderen Worten, man muß sich zum Schweigenzwingen, und sei es nur für ein paar Sekunden. Laut Don Juanwar es bei den Zauberern allgemein bekannt, daß Beharrlich-keit, wenn man sich nur ausdauernd bemüht, die Gewohnheitüberwindet, wodurch es möglich ist, einen gewissen Schwel-lenwert von gesammelten Sekunden und Minuten zu erreichen,der von Mensch zu Mensch verschieden ist. Wenn die Schwelleder inneren Stille für ein bestimmtes Individuum zum Beispielbei zehn Minuten liegt, so stellt sich die innere Stille von selbstein, sozusagen aus eigenem Antrieb, sobald diese Schwelle er-reicht ist.Ich war also im voraus gewarnt, daß es unmöglich wäre her-auszufinden, wo meine individuelle Schwelle liegen könnte,und daß ich dies nur durch direkte Erfahrung feststellen würde.Genauso geschah es. Nach Don Juans Empfehlung hatte ichmich beharrlich gezwungen zu schweigen, und eines Tages,während ich über den Campus der UCLA ging, erreichte ichmeine mysteriöse Schwelle. Ich wußte, ich hatte sie erreicht,weil ich ganz plötzlich etwas erlebte, das Don Juan mir aus-führlich beschrieben hatte. Er nannte es das Anhalten der Welt.Von einem Moment auf den anderen hörte die Welt auf zu sein,was sie war, und zum ersten Mal im Leben wurde mir bewußt,daß ich Energie im Universum fließen sah. Ich mußte mich aufeine Steintreppe setzen. Ich wußte, ich saß auf einer Stein-treppe, aber ich wußte es nur intellektuell, mit meinem Ge-dächtnis. Empirisch saß ich auf Energie. Ich selbst war Energiewie alles um mich her. Ich hatte mein Interpretationssystemaußer Kraft gesetzt.Nachdem ich Energie unmittelbar gesehen hatte, wurde miretwas klar, das mir den Schreck meines Lebens einjagte – undwas mir niemand außer Don Juan befriedigend erklären konnte.Mir war bewußt geworden, daß ich, obwohl ich zum ersten Malim Leben gesehen hatte, bereits mein ganzes Leben lang Ener-gie im Universum hatte fließen sehen, aber ich war mir dessennicht bewußt gewesen. Energie im Universum fließen zu sehen,war mir nicht neu. Das Neue war eine Frage, die sich mir so un-gestüm stellte, daß ich gleich wieder zur Oberfläche der alltäg-lichen Welt auftauchte. Ich fragte mich, was mich daran gehin-dert habe zu erkennen, daß ich mein Leben lang Energie imUniversum hatte fließen sehen.»Hier geht es um zwei Probleme«, erklärte Don Juan, nachdemich ihm diesen Widerspruch, der mich rasend machte, ausein-

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andergesetzt hatte. »Das eine ist die allgemeine Bewußtheit.Das andere ist das besondere, vorsätzliche Bewußtsein. JederMensch auf Erden ist sich im allgemeinen bewußt, daß er Ener-gie im Universum fließen sieht. Aber nur die Zauberer machensich dies im besonderen und vorsätzlich bewußt. Sich etwas be-wußtzumachen, dessen man sich bereits allgemein bewußt ist,verlangt Energie, die zu erlangen eiserne Disziplin erfordert.Deine innere Stille, das Ergebnis von Energie und Disziplin,überbrückte die Kluft zwischen dem allgemeinen und beson-deren Bewußtsein.«Don Juan beharrte mit allem Nachdruck auf dem Wert einerpragmatischen Einstellung, die das Eintreten der inneren Stilleunterstützt. Eine pragmatische Einstellung definierte er alsFähigkeit, alle Eventualitäten aufzufangen, die sich auf demWeg einstellen könnten. Er selbst war für mich das lebendeBeispiel einer solchen Einstellung. Da gab es keine Unge-wißheit, keine Belastung, die seine bloße Präsenz nicht vertrie-ben hätte.Immer wieder betonte er, daß die Folgen der inneren Stille sehrbeunruhigend seien und daß das einzige Mittel, diesen Zustandzu verhindern, in einer pragmatischen Einstellung liege, die dasErgebnis eines überaus geschmeidigen, beweglichen und starkenKörpers sei. Er sagte, daß der physische Körper für dieZauberer die einzige Wesenheit sei, die ihnen sinnvoll er-scheine, und daß es so etwas wie eine Dualität zwischen Kör-per und Geist nicht gebe. Der physische Körper, stellte er fest,umfasse sowohl den Körper wie den Geist, wie wir sie beidekennen. Das Gegengewicht zum physischen Körper als einerholistischen Einheit sei für die Zauberer eine andere Energie-Konfiguration, die sich durch innere Stille erreichen lasse – derEnergiekörper. In dem Augenblick, als ich die Welt anhielt, er-klärte er, hätte ich die Wiederbelebung meines Energiekörperserlebt. Diese Energie-Konfiguration sei schon immer in derLage gewesen, Energie im Universum fließen zu sehen.

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Magische Bewegungen, die das Erreichender inneren Stille fördern

36.Mit beiden Füßen nacheinander zwei Halbkreise ziehenDas ganze Körpergewicht ruht auf dem rechten Bein. Den linken Fußeinen halben Schritt nach vorne stellen und über den Boden gleitendeinen Halbkreis nach links ziehen. Den Fußballen neben derrechten Ferse aufsetzen, die er beinahe berührt. Von dort mit demFuß noch einen Halbkreis nach hinten ziehen (Abb. 189). DieHalbkreise werden mit dem linken Fußballen gezogen. Die Fersebleibt angehoben, damit die Bewegung glatt und gleichmäßig ist.Die Bewegung in umgekehrter Richtung ausführen und aufgleiche Weise zwei Halbkreise ziehen, diesmal von hinten nach vorne.Die gleichen Bewegungen mit dem rechten Fuß ausführen, nachdemdas ganze Körpergewicht auf das linke Bein verlagert wurde. Dasgebeugte Knie des Standbeines gibt Kraft und Stabilität.

37.Mit beiden Füßen nacheinander einen HalbmondzeichnenDas Körpergewicht ruht auf dem rechten Bein. Den linken Fuß einenhalben Schritt vor den rechten stellen und auf dem Boden einen weitenHalbkreis um den Körper ziehen, von vorne zur Seite und nachhinten. Dieser Halbkreis wird mit dem Fußballen gezogen (Abb.190). Auf gleiche Weise einen Halbkreis von hinten nach vorneziehen. Die gleichen Bewegungen werden mit dem rechten Beinausgeführt, nachdem das Körpergewicht auf das linke Bein verlagertwurde.

38.Die Vogelscheuche im Wind – mit den Armen nach untenDie Arme in Schulterhöhe zur Seite strecken, die Ellbogen sindangewinkelt, und die Unterarme hängen genau im rechten Winkelnach unten. Die Unterarme schwingen locker hin und her, alswürden sie nur vom Wind bewegt. Unterarme und Handgelenkebilden eine gerade vertikale Linie. Die Knie sind gestreckt (Abb. 191).

39.Die Vogelscheuche im Wind – mit den Armen nach oben Genauwie hei der vorigen magischen Bewegung werden die Arme inSchulterhöhe zur Seite gestreckt, nur daß die Unterarme im rechtenWinkel nach oben gehalten werden. Unter-

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arme und Handgelenke bilden eine gerade vertikale Linie(Abb. 192). Dann schwingen sie locker nach unten (Abb. 193)und oben. Die Knie sind gestreckt.

40. Energie mit dein ganzen Arm nach hinten schiebenDie Unterarme waagrecht anwinkeln, die Hände zu Fäustenballen und dicht am Körper möglichst hoch halten (Abb. 194).Dann werden die Arme nach unten gestreckt und möglichsthoch nach hinten gehoben. Die Knie sind gestreckt, und derOberkörper beugt sich beim Ausatmen leicht nach vorne(Abb. 195). Beim Einatmen werden die Arme durch Anwinkelnder Ellbogen nach vorne in die Ausgangsposition geholt.In umgekehrter Reihenfolge atmen, während diese Bewegungwiederholt wird, d. h. statt auszuatmen, während die Arme nachhinten gebracht und gehoben werden, wird nun eingeatmet.

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Das Ausatmen folgt, wenn die Ellbogen angewinkelt und dieUnterarme wieder unter die Achseln gezogen werden.

41. Drehung aus dem UnterarmDie Arme vor den Körper halten, die Ellbogen anwinkeln, bisdie Unterarme senkrecht nach oben zeigen. Beide Hände wer-den etwa in Augenhöhe im Handgelenk abgeknickt und ähnelneinem Vogelkopf, wobei die Finger zum Gesicht zeigen(Abb. 196). Während die Unterarme senkrecht nach oben ge-richtet bleiben, dreht man die Hände aus dem Unterarm schnellvor und zurück, wobei die Finger abwechselnd zum Gesichtund nach vorne deuten (Abb. 197). Die leicht gebeugten Kniegeben Stabilität und Kraft.

42. Energie in Wellen bewegenDie Knie sind gestreckt, der Oberkörper ist nach vorne gebeugt.Beide Arme hängen an den Seiten herab. Den linken Arm mitdrei Wellenbewegungen der Hand nach vorne schwenken, alsfolge die Hand der Kontur einer Oberfläche mit drei halbkreis-förmigen Ausbuchtungen (Abb. 198). Nun bewegt man dieHand in einer geraden Linie vor dem Körper zuerst von linksnach rechts, dann von rechts nach links (Abb. 199) und mit dreiweiteren Wellenbewegungen wieder zurück zur Seite des Kör-pers, wodurch der breite Umriß eines umgedrehten >L< entsteht,das mindestens zwanzig Zentimeter breit sein soll.

Die gleichen Bewegungen mit dem rechten Arm wiederholen.

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43. Die T-Energie der HändeBeide Unterarme im rechten Winkel vor den Solarplexus hal-ten, so daß sie die Form eines >T< bilden. Die linke Hand ist der

horizontale Balken des >T<, die Handfläche weist nach oben.Die rechte Hand mit nach unten weisender Handfläche bildetden vertikalen Balken des >T< (Abb. 200). Nun beide Händegleichzeitig und mit großer Kraft vor- und zurückdrehen. Dielinke Handfläche weist nach unten, die rechte Handfläche nachoben, und beide Hände bleiben in Form eines >T< (Abb. 201).Die gleichen Bewegungen noch einmal ausführen, wobei dierechte Hand den horizontalen Balken des >T< bildet und dielinke Hand den vertikalen Balken.

44.Energie mit den Daumen drückenBeide Unterarme mit angewinkeltem Ellbogen genau waag-recht neben den Körper halten. Die Hände zu lockeren Fäustenballen, die Daumen sind gestreckt und liegen auf den ge-krümmten Zeigefingern (Abb. 202, 203). Rhythmisch mit denDaumen auf die Zeigefinger und mit den gekrümmten Fingernauf die Handteller drücken. Die Finger anspannen und ent-spannen, um den Impuls in die Arme weiterzuleiten. Die ge-beugten Knie geben Stabilität.

45.Mit den Armen einen spitzen Winkel zwischen denBeinen zeichnenDie Knie sind gestreckt, die Kniesehnen werden so stark wiemöglich gestrafft. Der Oberkörper ist nach vorne geneigt, derKopf befindet sich dann beinahe in Höhe der Knie. Die Armebaumeln vor dem Körper und zeichnen, indem sie mehrmals

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nach vorne und hinten schwingen, einen spitzen Winkel, dessenScheitelpunkt sich zwischen den Beinen befindet (Abb. 204,205).

46. Mit den Armen einen spitzen Winkel vor dem GesichtzeichnenDie Knie sind gestreckt, die Kniesehnen werden so stark wiemöglich gestrafft. Der Oberkörper ist nach vorne geneigt, derKopf befindet sich dann beinahe in Höhe der Knie. Die Armebaumeln vor dem Körper und zeichnen, indem sie mehrmalsvon hinten nach vorne schwingen, einen spitzen Winkel, des-sen Scheitelpunkt vor dem Gesicht ist (Abb. 206, 207).

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47. Einen Energiekreis zwischen den Beinen und vor demKörper ziehenDie Knie sind gestreckt, die Kniesehnen werden so stark wiemöglich gestrafft. Der Oberkörper ist nach vorne geneigt, derKopf befindet sich dann beinahe in Höhe der Knie. Die Armebaumeln vor dem Körper. Sie kreuzen sich an den Handgelen-ken, der linke Unterarm liegt über dem rechten. Die gekreuztenArme schwingen zwischen den Beinen nach hinten (Abb. 208).Von dort kreisen die gestreckten Arme nach außen bis vor dasGesicht. Am Ende der Kreisbewegung deuten die Arme nachvorne, das linke Handgelenk liegt über dem rechten (Abb. 209).

Nun ziehen die Arme zwei einwärts gerichtete Kreise, die zwi-schen den Beinen enden, die Handgelenke sind wieder wie inder Ausgangsposition gekreuzt.Das rechte Handgelenk über das linke legen und die gleichenBewegungen wiederholen.

48. Drei Finger um BodenDie Arme langsam über den Kopf heben und tief einatmen.Langsam ausatmen und die Hände nach unten bis zum Bodenstrecken. Die Knie sind durchgedrückt, und die Kniesehnenwerden so stark wie möglich gestrafft. Zeige- und Mittelfingerbeider Hände berühren den Boden, etwa dreißig Zentimeter vordem Körper. Dann wird auch der Daumen auf den Boden ge-legt (Abb. 210). Tief einatmen und diese Position halten. DenKörper aufrichten und die Arme über den Kopf heben. Aus-atmen, während die Arme zur Höhe der Taille sinken.

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49. Die Fingerknöchel auf den ZehenDie Arme über den Kopf heben und tief einatmen. Während desAusatmens werden die Hände nach unten bis zum Boden ge-streckt. Die Knie sind durchgedrückt und die Kniesehnen sostark wie möglich gespannt. Die Fingerknöchel auf die Zehenlegen, während das Ausatmen endet (Abb. 211). Tief einatmenund in dieser Position verharren. Den Körper aufrichten und dieArme über den Kopf heben. Das Ausatmen beginnt, währenddie Arme zur Höhe der Taille sinken.

50. Energie mit dem Atem vom Boden holenTief einatmen und die Arme über den Kopf heben. Die Kniesind gebeugt. Langsam ausatmen, während sich der Oberkör-per nach links dreht und sich möglichst weit nach unten beugt.Die rechte Hand wird mit der Handfläche nach unten vor demlinken Fuß und die linke Hand mit der Handfläche nach untenhinter dem linken Fuß so nahe wie möglich an den Boden ge-bracht. Sie bewegen sich fünfmal hin und her, während dasAusatmen endet (Abb. 212). Tief einatmen, den Körper auf-richten und die Arme über den Kopf heben. Den Oberkörpernach rechts drehen, ausatmen und dabei den Oberkörper mög-lichst weit nach unten beugen, Das Ausatmen endet, nachdemsich die Hände fünfmal vor und hinter dem rechten Fuß hin-und herbewegt haben. Wieder tief einatmen und den Körperaufrichten, die Arme über den Kopf heben und den Oberkörpernach vorne drehen. Ausatmen und dabei die Arme sinken las-sen.

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Vierte Folge

Die Trennungvon linkem und

rechtem Körper –die Hitze-Folge

Don Juan sagte seinen Schülern, das Konzept, daß der Menschaus zwei kompletten, funktionierenden Körpern bestehe – einerauf der linken und einer auf der rechten Seite –, sei für die Scha-manen im alten Mexiko bei ihren Bemühungen als Zauberervon fundamentaler Bedeutung. Dieses Ordnungsschema hattenichts mit intellektuellen Überlegungen auf seiten dieser Zau-berer zu tun oder mit logischen Schlußfolgerungen über Mög-lichkeiten der Masseverteilung im Körper.Als Don Juan mir diesen Sachverhalt erläuterte, entgegnete ich,daß die moderne Biologie das Konzept der bilateralen Symme-trie entwickelt habe, also »einen fundamentalen Bauplan desKörpers, bei dem die linke und die rechte Seite des Organismusannähernd spiegelbildlich entlang der Mittellinie aufgeteiltwerden kann«.»Die Klassifikationen der Schamanen im alten Mexiko«, erwi-derte Don Juan, »waren profunder als die Schlußfolgerungenmoderner Wissenschaftler, denn sie basierten auf der unmittel-baren Wahrnehmung der im Universum fließenden Energie.Wird der menschliche Körper als Energie wahrgenommen, soist ganz offenkundig, daß er nicht aus zwei Teilen, sondern auszwei verschiedenen Arten von Energie zusammengesetzt ist.Es handelt sich dabei um zwei verschiedene Energieströme,zwei gegensätzliche und zugleich komplementäre Kräfte, dienebeneinander existieren und so die duale Struktur aller Dingeim ganzen Universum spiegeln.«Die Schamanen des alten Mexiko erkannten jeder der beidenEnergiearten die Eigenschaften eines ganzen Körpers zu undsprachen ausschließlich vom linken Körper oder vom rechtenKörper. Den Schwerpunkt legten sie auf den linken Körper,weil sie ihm aufgrund der Art seiner Energie-Konfiguration diegrößte Effizienz im Sinne der höchsten Ziele der Zauberei zu-schrieben. Die Zauberer im alten Mexiko, die diese zwei Körperals Energieströme darstellten, schilderten den linken Strom alsturbulenter und aggressiver – als eine Bewegung gekräuselterWogen, die Energiewellen nach außen projiziert. Um zuverdeutlichen, wovon er sprach, forderte mich Don Juan auf,

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mir vorzustellen, daß der linke Körper die eine Hälfte derSonne sei, auf der alle solaren Eruptionen stattfinden. Die vomlinken Körper projizierten Energiewellen seien den Sonnen-Eruptionen zu vergleichen, das heißt, sie verlaufen immersenkrecht zu der runden Oberfläche, von der sie ausgingen.Er erklärte, der Energiestrom des rechten Körpers sei an derOberfläche nicht turbulent. Er bewege sich wie Wasser in einemleicht hin- und hergekippten Becken. Dabei würden keine Wel-len entstehen, sondern eine ständige Schaukelbewegung. In tie-feren Schichten rotiere die Energie in kreiselnden, spiralenför-migen Wirbeln. Don Juan forderte mich auf, mir einen sehrbreiten, friedlich erscheinenden Fluß in den Tropen vorzustel len,dessen Wasser sich an der Oberfläche kaum zu bewegenscheine, in dem es aber unter der Oberfläche zerstörerischeStrudel und Unterströmungen gibt. In der alltäglichen Welt sinddie zwei Strömungen zu einer Einheit verbunden, d. h. zu demmenschlichen Körper, wie wir ihn kennen.Für das Auge des Sehers ist aber die Energie des ganzen Körperszirkulär. Dies bedeutete für die Zauberer aus Don Juans Tradi-tion, daß der rechte Körper die vorherrschende Kraft ist.»Wie steht es aber im Fall von Linkshändern?« fragte ich ihneinmal. »Sind sie besser geeignet für das Bemühen der Zaube-rer?«»Wieso sollten sie das sein?« fragte er, offenbar erstaunt übermeine Frage.»Weil für sie anscheinend die linke Seite dominiert«, sagte ich.»Diese Vorherrschaft spielt für die Zauberer keine Rolle«, er-klärte er. »Gewiß, die linke Seite dominiert bei ihnen insofern,als sie mit der linken Hand sehr effektiv einen Hammer haltenkönnen. Sie schreiben mit der linken Hand. Sie können mit derlinken Hand ein Messer halten und geschickt damit schneiden.Wenn sie das Tanzbein schwingen, können sie das linke Knie imschönsten Rhythmus schwingen. Mit anderen Worten, sie habenRhythmus in ihrem linken Körper, doch bei der Zauberei gehtes nicht um eine solche Art von Dominanz. Auch sie werdenvom rechten Körper mit seiner zirkulären Bewegungbeherrscht.«»Hat Linkshändigkeit aber irgendwelche Vor- oder Nachteile fürdie Zauberer?« fragte ich. Ich dachte dabei an die in vielen indo-europäischen Sprachen verwurzelte Implikation einer un-heilvollen Eigenschaft der Linkshändigkeit.»Meines Wissens gibt es keine Vor- oder Nachteile«, antworteteer. »Die Trennung der Energie zwischen den beiden Körpern istnicht an der Rechts- oder Linkshändigkeit zu messen. DieDominanz des rechten Körpers ist eine energetische Vor-

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herrschaft, die die Schamanen jener alten Zeiten bereits vorge-funden haben. Sie versuchten weder zu erklären, wieso es dieseVorherrschaft überhaupt gibt, noch wollten sie deren philoso-phische Implikationen genauer untersuchen. Für sie war es eineTatsache, wenn auch mit einer Besonderheit, denn es war eineTatsache, die sich verändern ließ.«»Warum wollten sie diese Tatsache verändern, Don Juan?«fragte ich.»Weil die vorherrschende Kreisbewegung der Energie desrechten Körpers so langweilig ist!« rief er. »Diese Kreisbewe-gung kümmert sich um alle Dinge des täglichen Lebens, aberdas geschieht auf kreisförmige Art, falls du verstehst, was ichmeine.«»Ich weiß nicht, was du meinst, Don Juan«, sagte ich.»Jede Situation im Leben wird auf diese kreisförmige Art be-wältigt«, antwortete er und zog mit der Hand einen kleinenKreis. »Das geht immer weiter und weiter und weiter. Es isteine Kreisbewegung, die alle Energie stets nach innen zu zie-hen scheint und sie zentripetal herum- und herum- und herum-wirbelt. Unter diesen Umständen gibt es keine Expansion,keine Ausdehnung oder Erweiterung. Da gibt es nichts Neues.Es gibt nichts, was sich nicht von innen erklären ließe. Das istlangweilig!«»Und wie kann diese Situation geändert werden, Don Juan?«fragte ich.»Es ist zu spät, um wirklich etwas zu ändern«, antwortete er.»Der Schaden ist bereits geschehen. Das Spiralenartige ist daund wird bleiben. Aber es muß nicht ständig wirksam sein. Ja,wir gehen, wie wir gehen, das läßt sich nicht ändern, aber wirmöchten auch laufen oder rückwärts gehen oder eine Leiterhinaufsteigen. Immer nur gehen und gehen und gehen, das istsehr effektiv, aber sinnlos. Der Beitrag des linken Körpers kanndie Vitalitätszentren geschmeidiger machen. Wenn sie sichwellenförmig statt in Spiralen bewegen könnten, und sei es nurfür einen Moment, würde eine andere Energie mit verblüffen-den Resultaten in sie einfließen.«Ich verstand durchaus, wovon er sprach, aber auf einer Ebenejenseits des Denkens, weil ich es im Sinne linearer Logik un-möglich hätte verstehen können.»Das Gefühl der Menschen, daß sie sich zu Tode langweilen,beruht auf der Vorherrschaft des rechten Körpers. Das einzige,was den Menschen – ganz allgemein gesprochen – übrigbleibt,ist, Mittel und Wege zu suchen, die Langeweile loszuwerden.Und was sie schließlich finden, sind Mittel und Wege, die Zeittotzuschlagen. Die wiederum ist das einzige, von dem niemand

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genug hat. Aber noch schlimmer ist die Reaktion auf diese un-balancierte Energieverteilung. Die gewaltsamen Reaktionender Menschen beruhen auf dieser unausgewogenen Verteilung.Es scheint so zu sein, daß Hilflosigkeit von Zeit zu Zeit heftigeEnergieströme im Körper aufbaut, die in gewalttätigem Ver-halten explodieren. Gewalt scheint mir für den Menschen nurein Mittel zu sein, um Zeit totzuschlagen.«»Aber wie kommt es, Don Juan, daß die Zauberer des alten Me-xiko niemals wissen wollten, warum diese Situation eingetre-ten ist?« fragte ich bestürzt. Ich mußte jedoch gestehen, daß ichdie nach innen gerichtete Bewegung irgendwie faszinierendfand.»Sie haben nie versucht, es herauszufinden«, sagte er, »weil siein dem Moment, als sie die Frage formulierten, schon die Ant-wort wußten.«»Also wußten sie, warum?« fragte ich.»Nein, sie wußten nicht, warum, aber sie wußten, wie es ge-schah. Doch das ist eine andere Geschichte.«An diesem Punkt ließ er mich zappeln, aber im Verlauf unsererVerbindung hat er mir diesen scheinbaren Widerspruch immerwieder erklärt.»Bewußtsein ist der einzige Weg zur Evolution, den die Men-schen haben«, sagte er mir einmal, »und ein uns fremder Faktor,irgend etwas, das mit der räuberischen Grundbedingung desUniversums zu tun hat, stört unsere Evolutionsmöglichkeit,indem es von unserem Bewußtsein Besitz ergreift. Die Men-schen sind einer räuberischen Kraft zum Opfer gefallen. Sie hatihnen aus eigenem Nutzen die Passivität aufgedrängt, die fürdie Energie des rechten Körpers charakteristisch ist.«Don Juan beschrieb unsere Evolutionsmöglichkeit als eineReise, die unser Bewußtsein über das – wie die Schamanen desalten Mexiko es nannten – dunkle Meer des Bewußtseins un-ternimmt, das sie als Bestandteil des Universums ansahen, alsein unfaßbares Element, welches das Universum durchdringtwie Nebel aus Materie oder wie das Licht.Don Juan war überzeugt, daß die Vorherrschaft des rechtenKörpers bei dieser unausgewogenen Verschmelzung des rechtenund des linken Körpers ein Merkmal für die Unterbrechungunserer Bewußtseinsreise ist. Was uns als natürliche Vorherr-schaft der einen Seite über die andere erscheint, war für dieZauberer seiner Schule eine Anomalie, die sie zu korrigierentrachteten.Um eine harmonische Trennung des linken und des rechtenKörpers herzustellen, so glaubten die Schamanen, müßte mandas Bewußtsein steigern. Jede Steigerung menschlichen Be-

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wußtseins müsse aber durch die strengste Disziplin unterstütztwerden. Sonst würde diese schmerzhaft errungene Steigerungzur Obsession werden, die zu allem möglichen, von der psy-chologischen Verirrung bis zur energetischen Verletzung,führen könnte.Don Juan nannte die Sammlung von magischen Bewegungen,bei denen es ausschließlich um die Trennung des linken und desrechten Körpers geht, die Hitze-Gruppe. Sie war das wichtig-ste Element in der Ausbildung der Schamanen im alten Me-xiko. Die Hitze-Gruppe ist ein Spitzname, der dieser Samm-lung von magischen Bewegungen verliehen wurde, weil sie dieEnergie des rechten Körpers ein wenig in Aufruhr versetzt. DonJuan scherzte oft über dieses Phänomen und sagte, daß die Be-wegungen für den linken Körper einen gewaltigen Druck aufden rechten Körper ausüben, der von Geburt daran gewöhnt ist,ohne Widerspruch zu herrschen. In dem Moment, da er auf Wi-derspruch stößt, wird er heiß vor Wut. Don Juan verlangte vonseinen Schülern, die Hitze-Gruppe fleißig zu üben und ihreAggressivität zur Stärkung des schwachen linken Körpers zunutzen.

Um eine bessere Übereinstimmung mit den Zielen von Tensegrityzu erreichen, wird der Name Hitze-Folge gewählt. Diese Zielesind einerseits äußerst pragmatisch und andererseits sehrabstrakt, wie etwa die praktische Nutzung der Energie für daskörperliche Wohlbefinden, gepaart mit der abstrakten Vorstel-lung, wie diese Energie gewonnen wird. Bei allen magischenBewegungen dieser Folge empfiehlt es sich, das Konzept derTrennung des linken und des rechten Körpers zu übernehmen,statt von der linken und rechten Körperseite zu sprechen. ImEndeffekt führt diese Regelung zu der Feststellung, daß beimÜben der magischen Bewegungen der Körper, der die Bewe-gungen nicht ausführt, nicht bewegt wird. Dennoch sollten alleseine Muskeln eingesetzt sein, aber nicht in Aktivität, sondernim Prozeß des Bewußtseins. Die Unbewegtheit des Körpers,der die Bewegungen nicht ausführt, sollte auch den Kopf ein-beziehen, d. h. die jeweils entgegengesetzte Seite des Kopfes.Die Unbewegtheit einer Hälfte des Gesichts und des Kopfes istschwieriger zu erreichen, aber mit einiger Übung kann sie ge-lingen.Die Folge ist in vier Gruppen unterteilt.

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Erste GruppeEnergie auf demlinken und auf demrechten Körperaufrühren

Die erste Gruppe besteht aus sechzehn magischen Bewegun-gen, die die Energie des linken und des rechten Körpers unab-hängig voneinander in Gang setzen. Jede magische Bewegungwird entweder mit dem linken Arm oder dem rechten Arm undin manchen Fällen mit beiden zugleich ausgeführt. Die Armeüberschreiten aber niemals die vertikale Linie, die beide Kör-per trennt.

1. Energie von der Vorderseite des linken und des rechtenKörpers zu einer Kugel ballen und sie mit dein HandrückenzerschlagenMit dem linken Arm zweimal vor dem Körper von außen nachinnen kreisen (Abb. 213). Die Hand wird leicht gewölbt, dieHandfläche weist nach rechts. Dabei sind alle Muskeln im Armangespannt. Dann mit dem Handrücken kraftvoll nach linksoben schlagen, als wolle man die mit der Armbewegung ge-sammelte Kugel zerbrechen.Die Hand schlägt nach einem Punkt, der sich im 45-Grad-Win-kel über den Schultern in Armlänge vor dem Körper befindet(Abb. 214).

Bei diesem Schlag spannt man alle Muskeln, auch die Muskelnder Arme, an – eine Spannung, die es erlaubt, den Schlag kon-trolliert zu führen. Die Wirkung ist im Bereich von Bauchspei-cheldrüse und Milz sowie in der linken Niere und Nebennierespürbar.Die gleichen Bewegungen auf der rechten Seite wiederholen.Die Wirkung ist im Bereich der Leber und in der rechten Niereund Nebenniere spürbar.

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2. Energie des linken und des rechten Körpers in einemKreis sammeln, der mit den Fingerspitzen durchbohrtwird Den linken Arm im rechten Winkel vor den Körper halten.Die Handfläche weist nach rechts, die gestreckten Finger deutengerade nach vorne. Der Daumen liegt an der Handfläche an.Wie bei der vorigen magischen Bewegung kreist der Unterarmzweimal von links nach oben in Höhe der Schultern und dannzur Mitte des Körpers (Abb. 215). Den Ellbogen rasch zurück-ziehen und den mit dem Unterarm gezeichneten Kreis mit denvorwärts stoßenden Fingerspitzen durchbohren (Abb. 216).Den Ellbogen ganz zurücknehmen, um Stoßkraft zu sammeln,dann stößt die Hand noch einmal nach vorne.Die gleiche Bewegungssequenz mit dem rechten Arm wieder-holen.

3. Linke und rechte Energie hochziehenBeide Knie sind leicht gebeugt. Das linke Knie anwinkeln undin Höhe der Bauchspeicheldrüse heben, wobei man den Fußund die Zehenspitzen nach unten streckt. Gleichzeitig mit die-ser Bewegung schnellt der linke Unterarm nach oben, zu einemPunkt, der sich im 45-Grad-Winkel vor dem Körper befindet.Der Ellbogen liegt fest am Körper an. Bein und Arm bewegensich völlig synchron und versetzen der Körpermitte einen Stoß(Abb. 217).Die gleichen Bewegungen mit dem rechten Bein und dem rech-ten Arm wiederholen.Energie hat die Tendenz, nach unten zu sinken, darum ist essehr wichtig, sie nach oben zur Körpermitte zu bringen und zuverteilen. Die Schamanen glauben, daß der linke Körper vomBereich um Bauchspeicheldrüse und Milz, der rechte Körper

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vom Bereich um Leber und Gallenblase beherrscht wird. Fürdie Schamanen ist das Hochziehen von Energie eine Maß-nahme, die dazu dient, die beiden Zentren separat zu energeti-sieren.

4. Der Druck nach oben und nach untenDen linken Arm in Schulterhöhe vor den Körper heben, denEllbogen um 90 Grad anwinkeln. Die Hand zur Faust ballenund im Handgelenk so weit wie möglich nach rechts biegen(Abb. 218). Der Ellbogen bleibt in dieser Position und dient alsDrehpunkt für den Unterarm, der bis vor den Solarplexus nachunten sinkt (Abb. 219). Dann den Unterarm wieder in die Ver-tikale heben.Die gleiche Bewegung mit dem rechten Arm ausführen.

Diese magische Bewegung dient dazu, Energie bogenförmig inGang zu setzen, die sich dicht über dem Kopf, über der linkenSchulter und an einem Punkt direkt über dem Solarplexus be-findet.

5. Die Drehung einwärtsDer erste Teil dieser magischen Bewegung ist wie der erste Teilder vorigen, aber statt den Unterarm in einem Bogen nach un-ten zu führen, zieht man einen kompletten Kreis nach innen,wobei der im 45-Grad-Winkel zum Körper stehende Ellbogenals Drehpunkt dient. Den Scheitel des Kreises bildet ein Punktüber der linken Schulter, knapp über Höhe des Ohrs. Auch dasHandgelenk rotieren lassen, während der Kreis gezogen wird(Abb. 220).Die gleiche Bewegung mit der rechten Hand wiederholen.

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6.Die Drehung auswärtsDiese magische Bewegung ist beinah identisch mit der vorigen,nur daß der linke Unterarm, statt einen Kreis nach rechts zu zie-hen, ihn nach links zieht (Abb. 221). Man formt damit einen,wie Don Juan sagte, auswärts gerichteten Kreis, im Gegensatzzum einwärts gerichteten Kreis der vorigen magischen Bewe-gung.Die gleiche Bewegung mit der rechten Hand ausführen.Bei dieser magischen Bewegung ist die in Gang gesetzte Ener-gie Bestandteil des Energiebogens, um den es bei den beidenvorhergehenden magischen Bewegungen ging. Die vierte,fünfte und sechste magische Bewegung dieser Gruppe werdenzusammen ausgeführt. Die Schamanen haben durch ihr Sehenherausgefunden, daß die Menschen riesige Vorräte an Energiehaben, die ungenutzt im Inneren ihrer leuchtenden Kugel liegt.Auf gleiche Weise haben die Schamanen auch herausgefunden,daß diese magischen Bewegungen dazu dienen, die aus denVitalzentren – dem Zentrum im Bereich der Leber und demZentrum im Bereich der Bauchspeicheldrüse – verdrängteEnergie wieder in Bewegung zu setzen, die dann eine Weile inder Schwebe bleibt, bevor sie erneut beginnt, zum Boden derleuchtenden Kugel zu sinken.

7.Ein hoch angesetzter FauststoßDie Arme in Schulterhöhe vor den Körper halten. Die Hände zuFäusten ballen, die Handflächen weisen nach unten. Mit derlinken Hand nach vorne boxen, ohne daß vorher der Ellbogenangewinkelt wurde, um Kraft zu sammeln. Die linke Hand indie Ausgangsposition zurückziehen; mit der rechten Faust bo-xen und sie in die Ausgangsposition zurückziehen (Abb. 222).Die Stöße beziehen ihre Wucht aus der Anspannung der Mus-keln in Armen, Schulterblättern und Bauch.

8.Ein tief angesetzter FauststoßDie Unterarme im rechten Winkel abbiegen und in Höhe derTaille halten. Die Ellbogen berühren den Körper nicht, sondernsind drei bis fünf Zentimeter von ihm entfernt. Die Hände wer-den zu Fäusten geballt, die Handflächen sind zueinanderge-kehrt. Der linke Unterarm boxt nach vorne. Der kurze, schnelleStoß kommt aus den Bauchmuskeln, die sich gleichzeitig mitden Muskeln im Arm und am Schulterblatt zusammenziehen(Abb. 223). Den Unterarm sofort zurückziehen, als sei dieFaust abgeprallt. Gleich anschließend den rechten Arm in glei-cher Weise bewegen. Genau wie bei der vorigen magischen Be-wegung werden die Ellbogen nicht zurückgezogen, um Kraft

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zu sammeln. Die Kraft kommt allein aus der Muskelspannungdes Bauches. der Arme und Schulterblätter.

9. Ein Rad mit im Mittelgelenk gekrümmten FingernDie angewinkelten Unterarme in Höhe der Taille vor den Bereichvon Bauspeicheldrüse und Milz, Leber und Gallenblase halten.Die Hande weisen gerade nach vorn, die Handflächen zueinan-derkehren und die Finger im zweiten Knöchel so weit wie mög-lich anwinkeln. Die gestreckten Daumen liegen an (Abb. 224).Die Ellbogen nach vorne schieben. Die linke Hand beschreibteinen Kreis nach unten, als reibe man mit den Knöcheln eineOberfläche vor dem Körper. Danach führt die rechte Hand diegleiche Bewegung aus. Beide Hände auf diese Weise abwech-selnd bewegen (Abb. 225). Die Bauchmuskeln werden mög-lichst straff gespannt, um der Bewegung Schwung zu geben.

10. Energie vor dem Körper glättenMan hält die linke Hand mit der Handfläche nach vorne etwasüber Kopfeshöhe vor den Körper. Die Hand gleitet in schrägerLinie abwärts, bis auf die Höhe von Bauchspeicheldrüse undMilz, als glätte man mit dem Handteller eine Fläche. Ohne dieBewegung zu unterbrechen, führt man die Hand zum Rücken.der Körper dreht sich nach links, damit der Arm über den Kopfnach vorne gebracht werden kann. Dann schlägt die Handkraftvoll bis vor den Bereich von Bauchspeicheldrüse und Milzmit der Handfläche nach unten, wie um dort eine gummiartigeMasse zu klopfen (Abb. 226).Genau die gleichen Bewegungen mit dem rechten Arm aus-führen, aber der Schlag zielt diesmal auf den Bereich vor Le-ber und Gallenblase.

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11. Energie vor dem Gesicht mit einem Aufwärtshaken derFaust treffenDen Oberkörper leicht nach links drehen, damit der linke Armzwei Kreise ziehen kann. Man beginnt die Bewegung in Höheder Schulter, zuerst nach vorne, dann über den Kopf undschließlich nach hinten, wo die Handfläche leicht einwärtsgebogen wird, als würde man etwas von hinten schöpfen(Abb. 227). Die Bewegung endet nach der zweiten Kreisbewe-gung mit einem Aufwärtshaken der Faust vor das Gesicht(Abb. 228).Diese magische Bewegung in genau der gleichen Reihenfolgemit dem rechten Arm wiederholen.

12. Energie vor dem linken und dem rechten KörperhämmernAnderthalb vorwärts gerichtete Kreise mit dem Arm ziehen,gefolgt von einem Schlag nach unten. Den Körper leicht dre-hen, damit der linke Arm eine volle Kreisbewegung machenkann – von seiner Ausgangsposition neben dem Oberschenkelnach hinten über den Kopf nach vorne und wieder neben denSchenkel. Während dieser Kreisbewegung wird die Handflächeim Handgelenk gedreht, als schöpfe die Hand eine zähe Masse(Abb. 229). Von der Ausgangsposition kreist der Arm wiedernach hinten und über den Kopf, wo die Hand zur Faust geballtwird, die mit großer Kraft nach unten auf einen Punkt vorBauchspeicheldrüse und Milz schlägt, wobei die weiche Hand-kante wie ein Hammer als Schlagfläche dient (Abb. 230).Die gleichen Bewegungen mit dem rechten Arm wiederholen.

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13. Zwei nach außen gerichtete Energiekreise ziehenund sie vor dem Nabel zerschmetternBeide Arme wie bei einem Schwimmstoß gleichzeitig vor demKörper zur Seite und weiter bewegen. Es entstehen zwei Kreiseim 45-Grad-Winkel, die wie Flügel aus dem Körper wachsen(Abb. 231). Dann werden die Kreise mit einem kräftigenSchlag beider Hände in Höhe des Nabels aufgebrochen. DieHände werden dabei im rechten Winkel zu den Unterarmen ab-gebogen, die Finger weisen nach vorne. Die Wucht des Schla-ges bringt die Hände vor der Körpermitte nahe zueinander(Abb. 232).

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14. Zwei Energiekreise seitlich mit gestrecktem Zeige-und Mittelfinger ziehenZeige- und Mittelfinger beider Hände sind ausgestreckt,während der Ring- und der kleine Finger vom Daumen gegenden Handteller gedrückt werden.Die Arme strecken und in Schulterhöhe heben, dann gleichzei-tig neben den Kopf nach hinten und dann seitwärts neben denKörper im 45-Grad-Winkel zum Rücken kreisen (Abb. 233).Wenn der Kreis beinahe gezogen ist, werden die Finger zurFaust geballt, wobei die zweiten Knöchel der mittleren Fingeretwas vorspringen. Die Bewegung endet damit, daß die Fäuste,die Handflächen zum Körper gekehrt, nach vorne und nachoben bis in Höhe des Kinns stoßen (Abb. 234).

15. Energie um die Schläfen aufrührenLangsam und lange einatmen. Das Ausatmen beginnt, währenddie Hände über Kopf gehoben und dort zu Fäusten geballt wer-den. Die Handflächen der geballten Fäuste sind zur Vorderseitedes Körpers gekehrt. Von dort schlagen sie mit dem Handrückennach unten zu einem Punkt über den Hüften (Abb. 235). Die ge-ballten Fäuste seitlich im Halbkreis nach oben führen, bis sie einpaar Zentimeter vor der Stirn und zehn bis fünfzehn Zentimetervoneinander entfernt sind. Die Handflächen der Fäuste werdennach außen gekehrt (236). Noch immer ausatmen, während dieFäuste einen Moment an die Schläfen gelegt werden. DenKörper mit leicht gebeugten Knien nach hinten neigen, umSchwung und Sprungkraft zu sammeln. Dann die Arme kräftignach unten reißen, ohne die Ellbogen zu strecken, um zu beidenSeiten des Körpers mit dem Handrücken der geballten Fäustenach hinten zu schlagen (Abb. 237). Damit endet das Ausatmen.

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16. Einen kleinen Energiekreis vor den Körper projizieren Derlinke Arm bewegt sich aus seiner normalen Position neben demSchenkel zur Seite. Die Handfläche weist nach innen. Die Handkreist nach hinten, dabei die Handfläche nach unten dre- hen.Der Kreis schließt sich vor dem Körper im Bereich vonBauchspeicheldrüse und Milz. Die Hand ohne Stocken in Höheder Taille nach links zurückziehen, bis der Ellbogen spitz her-vorragt (Abb. 238 a). Die Hand nach unten drehen und zur Faustballen. Nach vorne boxen, wie um den gezogenen Kreis zu durch-bohren (Abb. 238 b). Der Fluß der Bewegung wird nicht unter-brochen, wenn sich die Hand zur Faust ballt, sondern endet erst,nachdem der Faustschlag geführt ist. Der Schlag rüttelt dasVitalzentrum um Bauchspeicheldrüse und Milz auf. Die gleicheBewegung mit der rechten Hand ausführen, deren Schlag dasVitalzentrum von Leber und Gallenblase aufrüttelt.

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Zweite GruppeEnergie des linken

und des rechtenKörpers mischen

Die zweite Gruppe besteht aus vierzehn magischen Bewegun-gen, die dazu dienen, die Energie beider Körper in ihren jewei -ligen Vitalzentren zu mischen. Die Schamanen des alten Me-xiko glaubten, daß ein Mischen von Energie es ermögliche, dieEnergie der beiden Körper leichter zu trennen, indem ihnen un-gewohnte Energie zugeführt wird – ein Prozeß, den sie als Rei-zung der Vitalzentren bezeichneten.

17. Notwendige Energie bündeln und unnötige EnergiezerstreuenDiese magische Bewegung besteht aus Bewegungsabläufen,die man am besten so beschreiben könnte, als würde eine festeMasse mit der Handfläche vor dem Körper vorbeigeschobenund mit dem Handrücken wieder zurückgezogen.Anfangs den linken Arm neben der Taille nah am Körper hal-ten und den Unterarm im rechten Winkel anheben. Den Un-terarm näher an den Körper heranziehen, wenn die Bewegungbeginnt, und die Hand im Handgelenk nach hinten biegen. DieHandfläche der linken Hand weist nach rechts, der Daumenliegt an. Dann bewegt sich die Hand wie gegen den Wider-stand einer großen Kraft vor dem Körper weit nach rechts,ohne die waagrechte Haltung des Unterarms zu verändern(Abb. 239). Dann wird die Hand wieder wie gegen den Wi-derstand einer großen Kraft so weit nach links gezogen, wiees möglich ist, ohne die waagrechte Haltung des Unterarms zuverändern. Die Handfläche weist noch immer nach rechts(Abb. 240).Während dieser Bewegungssequenz sind die Muskeln des lin-ken Körpers so stark wie möglich angespannt, und der rechteArm liegt unbewegt am rechten Bein an.

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Die gleiche Bewegungssequenz mit dem rechten Arm und derrechten Hand wiederholen.

18.Energie auf den linken und den rechten Körper häufenDas Körpergewicht ruht auf dem rechten Bein. Das leicht ge-beugte Knie gibt Halt und Gleichgewicht. Das linke Bein undder linke Arm sind halb angespannt und schwingen gleichzei-tig in einem Bogen vor dem Körper von links nach rechts. Derlinke Fuß und die linke Hand befinden sich nun in einer Posi-tion rechts vom Körper. Der linke Fuß berührt mit der äußerenFußkante den Boden. Die Fingerspitzen der linken Hand deutenwährend der schwingenden Bewegung nach unten (Abb. 241).Dann kehren das linke Bein und der linke Arm in ihre Aus-gangsposition zurück.

Die gleiche Bewegungsfolge wiederholen und das rechte Beinund den rechten Arm nach links schwingen.

19.Energie mit einem Arm sammeln und mit dem anderenArm schlagenBei dieser magischen Bewegung, sagte Don Juan. würde mitder Bewegung des einen Armes Energie aufgerührt und gesam-melt und mit der Bewegung des anderen Armes geschlagen.Wenn die mit einer Hand gesammelte Energie mit der anderengeschlagen würde, so glaubte er, ermögliche dies das Eindrin-gen von Energie aus Bereichen des einen Körpers in den ande-ren Körper, was unter normalen Umständen nie geschähe.Den linken Arm in Höhe der Augen heben. Die Hand leichtnach hinten biegen. In dieser Position zeichnet die Hand vonlinks nach rechts und wieder zurück die Figur eines etwa fünf-zig Zentimeter breiten Ovals, das etwa so lang wie der Körperbreit ist (Abb. 242).

Dann die Hand mit der Handfläche nach unten in Augenhöhevon links nach rechts bewegen, als wolle sie mit den Finger-spitzen das gezeichnete Oval durchschneiden (Abb. 243).Sobald die linke Hand in Höhe der rechten Schulter angelangtist, schnellt die rechte Hand, die mit nach oben weisender, ge-wölbter Handfläche in Höhe der Taille gehalten wurde, vor undschlägt mit der Handwurzel auf den Punkt in der Mitte des vonder linken Hand gezeichneten Ovals, während die linke Handlangsam nach unten sinkt (Abb. 244). Die Handfläche der rech-ten Hand weist bei dem Schlag nach vorne, und die Finger sindleicht gekrümmt, was der Handfläche die nötige Kontur füreinen Schlag gegen eine runde Oberfläche gibt. Der Schlag en-det mit leicht gebeugtem Ellbogen, um eine Überdehnung derSehnen zu vermeiden.

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Noch einmal die gleichen Bewegungen, beginnend mit demrechten Arm, ausführen.

20. Energie mit den Armen und Beinen sammelnDer Körper dreht sich auf dem rechten Fußballen leicht nachrechts. Das linke Bein um 45 Grad beugen und das Knie an-winkeln, damit sich der Oberkörper nach vorne neigt. Der Kör-per wippt dreimal, wie um Schwung zu holen. Dann mit der lin-ken Hand nach unten greifen, wie um in Höhe des linken Kniesetwas zu packen (Abb. 245). Den Körper aufrichten. Mit demImpuls der Bewegung wird der linke Fuß herangeholt und zurLeiste hochgezogen, die er beinahe mit der Ferse berührt.Gleichzeitig streicht die linke Hand rasch über den Vitalbereichvon Leber und Gallenblase auf der rechten Seite (Abb. 246).Die gleiche Bewegungssequenz mit dem rechten Bein und demrechten Arm wiederholen. So bringt man die gesammelteEnergie zum Vitalzentrum auf der linken Seite im Bereich vonBauchspeicheldrüse und Milz.

21. Energie von der linken und von der rechten SchulterentfernenDer linke Arm hingt locker neben dem Körper. Man hebt ihnzur rechten Schulter, packt dort etwas mit der zur Faust geball-ten Hand. Die Bewegung erhält ihren Impuls durch eine kraft-volle Drehung des Oberkörpers in der Taille nach rechts. Dieleichtgebeugten Knie unterstützen diese Drehung. Den spitzangewinkelten Ellbogen nicht sinken lassen, sondern in Schul-terhöhe halten (Abb. 247). Die Taille wird gestreckt und gibtder Faust den Impuls zu einem Schlag mit dem Handrücken,der im Bogen von der rechten Schulter einen Punkt trifft, der

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sich dicht über dem Kopf in einer Linie der rechten Schulter be-findet (Abb. 248). Dort die Faust öffnen und das fallen lassen,was sie festgehalten hat.Die gleiche Bewegungssequenz mit dem rechten Arm wieder-holen.

22. Energie von einem Körper sammeln und sie auf deinanderen verteilenDer linke Arm hängt locker neben dem Körper. Er beschreibteinen Bogen von links am Schambein vorbei bis ganz nachrechts. Unterstützt wird diese Bewegung durch eine leichteDrehung des Oberkörpers in der Taille. Von dort schwingt derArm weiter im Bogen über den Kopf bis vor die linke Schulter.dann weiter vor die rechte Schulter. Dort die Hand zur Faustballen, wie um etwas zu packen. Die Handfläche weist nach un-ten (Abb. 249). Nun schlägt die Hand auf einen Punkt in Höhedes Kopfes, in Armlänge von ihm entfernt. Der Schlag wirdmit der weichen Handkante ausgeführt. Man benutzt die Handwie einen Hammer. Der gestreckte Arm ist leicht gerundet(Abb. 250).Die gleiche Bewegungssequenz mit dem rechten Arm wieder-holen.

23. Energie von der linken und rechten Schulter auf einenPunkt mitten vor dein Gesicht hämmernDen linken Arm über den Kopf heben. Den Ellbogen um 90Grad anwinkeln. Die Hand mit der Handfläche nach oben zurFaust ballen. Die Faust schlägt im Bogen von links mit der wei-chen Handkante vor dem Gesicht gegen die Trennlinie von lin-kem und rechtem Körper. Bei diesem Schlag den Körper leicht

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nach links neigen (Abb. 251). Die Faust weiterbewegen, bis siebeinahe die rechte Schulter berührt. Dort die Hand drehen, sodaß die Handfläche nach unten weist. Dann wird ein ähnlicherSchlag, diesmal von rechts, geführt. Den Körper nach rechtsneigen (Abb. 252).Die gleiche Bewegungssequenz mit dem rechten Arm wieder-holen.Durch diese magische Bewegung kann ein Vorrat an neutralerEnergie angelegt werden, das heißt Energie, die ohne weiteresvom linken Körper oder vom rechten Körper genutzt werdenkann.

24. Ein Schlag mit der am zweiten Fingergelenk geballtenFaustBeide Arme in Höhe des Halses heben, die Ellbogen werdenum 90 Grad angewinkelt. Die Finger im zweiten Gelenk ab-knicken und so fest wie möglich gegen den Handteller drücken(Abb. 253, 254). Aus dieser Position schlägt die linke Hand zu.Der Schlag ist ein kraftvoller Schwinger nach rechts, über dierechte Schulter hinaus, aber ohne den Arm dabei zu strecken.Der Schwung kommt von einer kraftvollen Drehung in derTaille nach rechts (Abb. 255).Den rechten Arm auf gleiche Weise über die linke Schulter hin-aus schwingen, diesmal mit einer gleichzeitigen Drehung in derTaille nach links.

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25. Energie von den Schultern ergreifen und auf dieVitalzentren schmetternDen linken Arm zur rechten Schulter führen, die Hand zurFaust hallen, wie um etwas zu ergreifen (Abb. 256). Der Ellbo-gen ist um 90 Grad angewinkelt. Die Faust kraftvoll nach linksneben die Taille zurückziehen (Abb. 257). Dort bleibt die Fausteinen Moment, um Kraft zu sammeln, stößt dann waagrechtvor dem Körper nach rechts und trifft einen Punkt vor der Le-ber- und Gallenblasenregion (Abb. 258).Die gleiche Bewegung mit dem rechten Arm wiederholen. DieFaust trifft einen Punkt vor dem Bereich von Bauchspeichel-drüse und Milz.

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26. Energie mit den Ellbogen zur Seite stoßenBeide angewinkelten Arme in Schulterhöhe heben. Die Hand-gelenke X-förmig kreuzen, den linken Unterarm über den rech-ten. Die zu Fäusten geballten Hände berühren die Brustmus-keln am Rand der Achselhöhlen. Die linke Faust berührt denRand der rechten Achselhöhle und die rechte Faust den Randder linken Achselhöhle (Abb. 259). Dann werden die Ellbogenangehoben und in Schulterhöhe kräftig nach beiden Seiten ge-drückt, als wolle man mit den Ellbogen einen Stoß zur Seiteführen (Abb. 260).Diese Bewegung wiederholen, wobei der rechte Arm über demlinken ist.

27. Zwei einwärts gerichtete Energiekreise vor dem Körperziehen und sie auf beiden Seiten zerschlagenTief einatmen, dann kreisen beide Arme von der Ausgangsstel-lung neben dem Körper zu der Trennlinie von linkem und rech-tem Körper. Diese Bewegung endet mit über der Brust ge-kreuzten Unterarmen. Die fest aneinander gedrückten Fingerdeuten nach oben, die Daumen sind angelegt. Die Handgelenkewerden im rechten Winkel abgebogen. Der linke Unterarm be-findet sich über dem rechten. Der angelegte Daumen der linkenHand berührt den Brustmuskel des rechten Körpers, und derangelegte Daumen der rechten Hand berührt den Brustmuskeldes linken Körpers (Abb. 261). Damit endet das Ausatmen.Rasch einatmen, und die Arme kraftvoll ausbreiten. Die zuFäusten geballten Hände schlagen auf beiden Seiten mit denHandrücken gegen einen Punkt in Höhe des Kopfes (Abb. 262).Die gleichen Bewegungen wiederholen, diesmal mit dem rech-ten Arm über dem linken.

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28. Energie vor dem Körper und auf der linken undrechten Seite mit beiden Fäusten schlagenDie zu Fäusten geballten Hände in Höhe der Taille heben. DieHandrücken weisen nach außen. Die Fäuste in Höhe der Augenheben und dann kraftvoll auf zwei Punkte vor der Leistenre-gion schlagen. Sie treffen das Ziel mit den weichen Handkan-ten (Abb. 263). Von dort schwingen die Arme gleichzeitig imBogen nach links oben, während sich der Oberkörper, dem Im-puls der Arme folgend, nach links neigt. Geschlagen wird mitden Fingerknöcheln der Fäuste (Abb. 264). Die Fäuste zurück-ziehen und noch einen Schlag auf dieselben zwei Punkte vorder Leistenregion führen. Von dort schwingen die Arme gleich-zeitig im Bogen nach rechts unten, während sich der Oberkör-per, dem Impuls der Arme folgend, nach rechts neigt. Geschla-gen wird mit den Fingerknöcheln der Fäuste. Die Fäuste wieder

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zurückziehen, um mit den weichen Handkanten einen Schlaggegen dieselben zwei Punkte vor der Leistenregion zu führen.

29. Energie mit beiden Fäusten vor dein Körper und dannauf der linken und der rechten Seite schlagenDiese magische Bewegung beginnt genau wie die vorige(Abb. 265). Sobald der Schlag geführt ist, werden beide Armewie Hämmer in Höhe des Kopfes gehoben. Der Oberkörperdreht sich so weit wie möglich nach links. Beide Hände schla-gen auf zwei Punkte vor der linken Hüfte (Abb. 266). Wiederdie Arme in Höhe des Kopfes heben, die Fäuste öffnen und mitflachen Händen auf dieselben zwei Punkte schlagen (Abb. 267).Dann werden die Arme wieder in Höhe des Kopfes gehoben.Die Hände zu Fäusten ballen, um noch einmal auf dieselbenPunkte zu schlagen. Die Unterarme in Höhe des Kopfes heben,den Körper nach vorne drehen, dann schlagen die Fäuste wieHämmer auf dieselben Punkte vor der Leistenregion.Die gleiche Bewegungssequenz wird mit weit nach rechts ge-drehtem Oberkörper wiederholt.

30. Energie mit den Handgelenken über dein Kopf undauf der linken und der rechten Seite aufbrechenBeide Hände über den Kopf heben, die Handgelenke berührensich und die Handflächen sind gewölbt, als hielten sie eineKugel (Abb. 268). Den Oberkörper nach links drehen, währendbeide Arme rasch links neben die Taille sinken, ohne daß sichdie Handgelenke voneinander lösen, die sich zur Anpassung andie neue Position der Hände umeinander drehen. Die Hand-fläche der linken Hand weist nach oben, die Handfläche derrechten Hand nach unten (Abb. 269). Beide Arme wieder zu

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dem Punkt über dem Kopf heben, immer noch ohne die Hand-gelenke voneinander zu lösen, die sich umeinander drehen, umwieder ihre Ausgangsposition einzunehmen.Die gleiche Bewegungssequenz noch einmal ausführen, wobeidie Hände rasch zu einem Punkt rechts neben der Taille sinken.Die Bewegung endet damit, daß die Hände wieder in ihre Aus-gangsposition über dem Kopf zurückkehren.

Die dritte Gruppe besteht aus neun magischen Bewegungen,die mit Hilfe des Ein- und Ausatmens als treibender Kraft diebeiden Körper noch weiter trennen oder vereinigen. Wenn etwasEnergie aus einem Körper in ein Vitalzentrum des anderen ge-bracht wird, so erzeugt dies nach Ansicht der Zauberer aus DonJuans Tradition, wie schon gesagt, eine zeitweilige, sehr er-wünschte Erregung in diesem Zentrum. Don Juans Lehren zu-folge hielten die Zauberer des alten Mexiko diese Vermischungfür äußerst hilfreich, weil sie die festgefahrene Routine derEnergiezufuhr zu diesen Zentren unterbricht. Die Zaubererglaubten, daß der Atem bei der Trennung des linken Körpersvom rechten eine Schlüsselrolle spielt.

31. Der Mein für den oberen Rand der LungeDie Hände werden zu Fäusten geballt und vor die Stirn geho-ben. Dabei tief einatmen. Man dreht die Innenseite der Fäustenach unten. Die Fäuste sollen sich etwa zehn Zentimeter von-einander entfernt direkt vor der Stirn befinden, wenn das Ein-atmen endet (Abb. 270). Ausatmen und die Arme kraftvoll aufSchulterhöhe nach den Seiten ausbreiten. Die Unterarme blei-

Dritte GruppeEnergie des linkenund des rechtenKörpers mit demAtem bewegen

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ben angewinkelt (Abb. 271). Die Fäuste entspannen und öff-nen. Die Handgelenke vor dem Kopf kreuzen und tief ein-atmen, während die gestreckten Arme zwei große Kreise überden Kopf nach außen ziehen. Das Ausatmen endet, wenn dieHände mit den Handflächen nach oben an der Taille anliegen(Abb. 272). Nun langsam ausatmen, während die Hände amBrustkorb entlang bis zu den Achselhöhlen hochgezogen wer-den. Das Ausatmen endet, während man die Schultern hebt, alswürde die Kraft der Hände sie nach oben schieben (Abb. 273).Diese Art der Atmung ist von großem Nutzen, weil sie die Mo-bilisierung des oberen Teils der Lunge ermöglicht, was unternormalen Bedingungen kaum je geschieht.

32. Den Atem anbietenMit dem linken Arm einen Kreis ziehen und dabei tief einat-men. Der Arm kreist von vorne über den Kopf nach hinten undwieder nach vorne. Während der Arm rotiert, den Oberkörpernach links drehen, damit der Arm einen ganzen Kreis beschrei-ben kann. Das Einatmen endet, wenn der Kreis geschlossen ist.Die Hand mit der Handfläche nach oben in Höhe des Kinns hal-ten. Das Handgelenk im rechten Winkel abbiegen, so, als wolleman etwas anbieten, das auf der Handfläche liegt. Der Ober-körper ist nach vorne geneigt (Abb. 274). Die Handfläche nachunten drehen und mit dem Ausatmen beginnen, während derArm langsam und mit Kraft nach unten neben den Oberschen-kel sinkt (Abb. 275). Die Handfläche weist immer noch nachunten. Den Handrücken im rechten Winkel zum Unterarm hal-ten.Die gleiche Bewegungssequenz mit dem rechten Arm aus-führen.

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33.Energie mit dem Atem vom Scheitel zu den VitalzentrenbringenBeide Handgelenke werden etwas abgebogen. Die Hände sindleicht gewölbt. In dieser Haltung streichen die Finger an derVorderseite des Körpers hinauf bis über den Kopf. Dabei tiefeinatmen (Abb. 276). Wenn die Arme über dem Kopf gestrecktsind, die Hände öffnen und in den Handgelenken im rechtenWinkel abbiegen. Das Einatmen endet. Während die Händenach unten sinken, den Atem anhalten und die Zeigefinger bei-der Hände heben. Die anderen Finger im zweiten Glied beugenund gegen die Handfläche drücken. Die Daumen sind angelegt.Beide Arme seitlich an den Brustkorb heranholen. Man drehtdie Handrücken in Höhe der Achselhöhlen zum Körper.Ein tiefes Ausatmen beginnt, während die Arme langsam waag-recht ausgestreckt werden, bis die Ellbogen entspannt gestrecktsind. Nun tief einatmen und dabei die Hände vor den Achselnzurückziehen, die Zeigefinger sind noch immer erhoben, dieHandgelenke nach hinten gebogen und die Handflächen nachvorne gekehrt. Langsam ausatmen, während die Hände zuerstnach oben über den Kopf und dann nach unten kreisen, ohnedie Haltung der Zeigefinger zu verändern. Wenn der Kreis ge-schlossen ist, liegen die Hände seitlich am Brustkorb an(Abb. 277). Das Ausatmen endet, und die Hände stoßen seitlichbis zu den Hüften nach unten.

34.Energie mit dem Atem aufbrechenTief einatmen, während die linke Hand in einem weiten seit-lichen Bogen von vorne über den Kopf nach hinten kreist. DenOberkörper nach links drehen, um die Kreisbewegung des Ar-mes zu unterstützen. Das Einatmen endet, wenn der Arm einen

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vollen Kreis gezogen hat und die Hand an einem Punkt seitlichüber dem Kopf verharrt. Die Handfläche weist nach vorne. DasHandgelenk wird leicht zurückgebogen (Abb. 278). Nun lang-sam ausatmen, während der Arm einen weiten seitlichen Bogenin entgegengesetzter Richtung zieht – von vorn, nach unten,nach hinten und über den Kopf wieder nach vorn. Wenn derKreis geschlossen ist, bringt man die Hand dicht vor die rechteSchulter, während man noch ausatmet. Die Handfläche weistzum Körper und berührt leicht die rechte Schulter (Abb. 279).Dann stößt man mit geballter Faust schräg nach oben undschlägt mit dem Handrücken gegen einen Punkt in Höhe desKopfes, eine Armlänge von der linken Schulter entfernt. Damitendet das Ausatmen (Abb. 280).Die gleiche Bewegungssequenz mit dem rechten Arm wieder-holen.

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35. Der Affen-AtemDie Knie etwas beugen. Die Arme langsam über den Kopf he-ben, während sich der obere Teil der Lunge mit Luft füllt. DieKnie strecken und den Körper nach oben recken. Das Luftholenkann entweder mit den Fersen am Boden oder auf den Zehen-spitzen erfolgen.Den Atem anhalten, während die Arme sinken und sich derKörper leicht nach vorne neigt, wodurch das Zwerchfell zu-sammengedrückt wird. Die Knie wieder beugen. DasAusatmen beginnt, wenn sich die Hände in Höhe der Taillebefinden. Gleichzeitig die Zeigefinger ausstrecken und auf denBoden deuten. Die anderen Finger werden über dieHandteller gekrümmt. Die Hände sinken weiter nachunten, während die Luft vollständig ausgestoßen wird (Abb.281). Beim Ausatmen

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das Zwerchfell anspannen, damit es nicht mit der Luft nach un-ten gedrückt wird.

36. Der Höhen-AtemDie Beine so gerade wie möglich halten. Das Einatmen be-ginnt, während die Schultern mit angewinkelten Armen vonvorne nach hinten kreisen. Wenn das Schulternkreisen und dasEinatmen enden, bleiben die Arme angewinkelt (Abb. 282).Nun ausatmen und dabei die Hände in Höhe der Schultern he-ben und die Arme, die Handflächen weisen nach unten, mög-lichst weit nach vorne strecken.Dann wieder einatmen, während sich die Handflächen nachoben drehen. Die Arme anwinkeln und weit zurückziehen, da-bei die Schultern heben. Das Einatmen endet mit so hoch wiemöglich gezogenen Schultern (Abb. 283).

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Ausatmen, während man die Handflächen nach unten drehtund Hände und Schultern nach unten stoßen. Die Händewerden im Handgelenk möglichst weit zurückgebogen. Diegestreckten Arme seitlich am Körper halten.

37. Der Seiten-AtemDie Arme hängen seitlich am Körper. Einatmen unddie Arme in einer Kreisbewegung zur Körpermitte führen unddort die Unterarme kreuzen. Die Handflächen weisen nachaußen. die Handgelenke werden so weit gebogen, daß dieFingerspitzen nach oben deuten (Abb. 284). Weitereinatmen, während die Arme nach beiden Seiten stoßen.Dabei die Handflächen nach vorne drehen. Wenn dieBewegung endet, weisen sie nach außen. Das Einatmen endet,wenn die Arme ganz

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gestreckt sind. Den Körper so aufrecht wie möglich halten(Abb. 285).Ausatmen und dabei die Arme anwinkeln. Die Hände mit denHandflächen nach innen, die Finger sind nach oben gestreckt,in Schulterhöhe zur Körpermitte führen, wo sich die Armekreuzen. Der linke Unterarm befindet sich über dem rechten.Am Ende der Bewegung sollen sich die Hände vor der jeweilsgegenüberliegenden Schulter befinden. Die Körpermitte ist an-gespannt, und die Knie sind gebeugt (Abb. 286).

38. Der Schmetterlings-AtemDie Arme anwinkeln und vor den Brustkorb halten. Der linkeUnterarm liegt über dem rechten, ohne ihn zu berühren. DieHände gerade halten und zu Fäusten ballen. Die Knie sind ge-beugt, der Körper ist nach vorne geneigt (Abb. 287). Während

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das Einatmen beginnt, trennen sich die Arme und werden überden Kopf nach links und nach rechts gestreckt. Weiter einat-men, während die Arme nach vorne um die Schultern kreisenund dann in die Ausgangsposition vor der Brust zurückkehren.Unter Beibehaltung dieser Haltung den Körper aufrichten, dieArme über den Kopf heben und den Atem anhalten (Abb. 288).Die Arme sinken bis in Höhe des Nabels, gleichzeitig denOberkörper nach vorne neigen und die Knie beugen.In dieser leicht gebückten Haltung ausatmen, während die glei-chen Armbewegungen wie beim Einatmen wiederholt werden.Beim Ausatmen das Zwerchfell anspannen.

39. Durch die Ellbogen ausatmenZu Beginn dieser Bewegung die Beine strecken. Während mantief einatmet, kreisen die Arme nach hinten über den Kopf und anden Seiten nach vorne. Das Einatmen endet mit waagrechtgehaltenen Unterarmen, die Ellbogen in Höhe der Taille an-winkeln. Die Handflächen sind einander gegenüber und ge-streckt, die Finger liegen zusammen.Das Ausatmen beginnen, die Knie beugen und den Körper nachvorne neigen. Die Hände weisen im 45-Grad-Winkel auf denBoden (Abb. 289). Weiter ausatmen, den Körper aufrichten undleicht nach hinten neigen. Dies geschieht durch Beugen derKnie, nicht durch Wölbung des Rückens. Die angewinkeltenArme über den Kopf führen. Das Ausatmen endet, dabei dieBauchmuskeln so stark wie möglich anspannen. Den Kopfleicht nach hinten neigen (Abb. 290).Diese Atemübung erzeugt ein Gefühl, als würde die Luft durchdie Ellbogen ausgestoßen.

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Vierte GruppeDie Vorliebe des

linken und desrechten Körpers

Diese Gruppe besteht aus fünf magischen Bewegungen für denlinken Körper, die nacheinander in einer Sequenz ausgeführtwerden, und drei magischen Bewegungen für den rechten Kör-per. Der linke Körper hat, wie Don Juan erklärte, eine Vorliebefür die Stille, der rechte Körper dagegen hat eine Vorliebe fürGeschwätz, Lärm und eine stereotype Ordnung. Er sagte, derrechte Körper zwingt uns zu marschieren, weil er Paraden liebt,und er ist von Choreographien, Sequenzen und Größenordnungs-Arrangements höchst entzückt.Don Juan empfahl, die einzelnen Abschnitte der magischen Be-wegungen für den rechten Körper häufig zu wiederholen unddabei mitzuzählen. Wichtig ist, im voraus festzulegen, wie ofteine bestimmte Bewegung wiederholt werden soll, weil Pro-gnosen die Stärke des rechten Körpers sind. Wenn man im vor-aus eine bestimmte Anzahl festlegt und das Ziel erreicht, ist dieFreude des rechten Körpers unbeschreiblich.Die Tensegrity-Bewegungen für den rechten ebenso wie fürden linken Körper werden jedoch in völligem Schweigen aus-geführt. Wenn die Stille des linken Körpers auf den rechtenKörper übergreift, so kann die dadurch erreichte Sättigung,wie Don Juan sagte, ein direkter Weg sein, den Zustand zuerreichen, den, wie Don Juan betonte, die Schamanen allerGenerationen mehr als alles andere anstrebten – die innereStille.

Die fünf magischen Bewegungenfür den linken Körper

Die magischen Bewegungen für den linken Körper haben keineindividuellen Namen. Don Juan sagte, daß die Schamanen desalten Mexiko sie einfach magische Bewegungen für den linkenKörper nannten.

Die erste magische Bewegung besteht aus fünfzehn sorgfältigauszuführenden kurzen Bewegungsschritten. Da die magi-schen Bewegungen für den linken Körper der Reihe nach geübtwerden, sind sie entsprechend numeriert.1. Der linke Arm bewegt sich aus seiner Ausgangsposition ne-

ben dem Oberschenkel etwa dreißig Zentimeter zur Seite(Abb. 291).

2. Die Handfläche wird rasch nach vorne gedreht, währendman den Ellbogen leicht anwinkelt (Abb. 292).

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3.Die Hand in Höhe des Nabels halten und sie schnell waag-recht nach rechts bewegen (Abb. 293).

4.Rasch die Hand drehen, so daß die Handfläche nach untenweist (Abb. 294).

5.Die Hand schnell von rechts nach links bewegen. DieHandfläche weist nach unten (Abb. 295).

6.Die Hand schnell anwinkeln, als wolle man etwas schöpfen.Die Bewegung des Handgelenks bringt die Hand mit einemRuck nach oben (Abb. 296).

3.Die Hand im Bogen bis in Augenhöhe vor die Trennlinieder zwei Körper heben. Man hält sie etwa dreißig Zenti-meter vom Körper entfernt. Die Handfläche weist nachlinks (Abb. 297).

7.Die Hand aus dem Gelenk drehen, so daß die Handflächenach vorne weist (Abb. 298).

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Die Hand bewegt sich über den Kopf zur Seite, zieht seit-wärts einen Kreis und kehrt in die Ausgangsposition vorden Augen zurück, wobei die Handfläche nach links weist(Abb. 299).Die Hand aus dem Gelenk wieder drehen, so daß die Hand-fläche nach vorne weist (Abb. 300).Die Hand im flachen Bogen etwas nach unten bis in Schul-terhöhe nach links bewegen. Die Handfläche weist nach un-ten (Abb. 301).Die Hand im Gelenk drehen, so daß die Handfläche nachoben weist (Abb. 302).Die Hand schnell nach rechts zu einem Punkt vor der rech-ten Schulter bringen (Abb. 303).Die Hand wieder im Gelenk drehen, so daß die Handflächenach unten weist (Abb. 304).

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15. Die Hand schlägt kraftvoll nach unten bis zu einem Punktetwa dreißig Zentimeter vor der linken Hüfte (Abb. 305).

Die zweite magische Bewegung besteht aus neun Bewegungs-schritten:16. Die Hand zurückholen, so daß sie das Becken berührt

(Abb. 306).16.Den Ellbogen zur Seite bewegen und die Hand aus dem Ge-

lenk mit einer knappen Abwärtsbewegung drehen, so daßdie Handfläche nach links weist. Die Hand wölben, die Fin-ger leicht spreizen (Abb. 307).

17. Der Arm zieht einen Kreis von vorn über den Kopf nachhinten. Die Hand kehrt mit nach oben weisender Hand-fläche zum Becken zurück (Abb. 308).

18. Den Ellbogen nach der Seite bewegen und mit einer

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raschen Drehung der Hand im Gelenk die Handfläche wie-der nach links drehen (Abb. 309).Die Hand seitlich waagrecht kreisen lassen, als wolle manetwas schöpfen. Am Ende der Bewegung kehrt die Handmit der Handfläche nach oben zum oberen Rand desBeckens zurück (Abb. 310).Den gebeugten Ellbogen weit nach links schieben, gleich-zeitig mit rascher Drehung die Hand aus dem Gelenk nachhinten biegen. Die Finger sind leicht gekrümmt und deutennach hinten (Abb. 311).Dann den Ellbogen nach hinten strecken, die gewölbteHandfläche weist noch immer nach oben (Abb. 312).Der Arm bleibt gestreckt, nun die Hand im Gelenk krei-sen lassen, bis die Handfläche wieder nach oben weist(Abb. 313).

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Diese Bewegung ähnelt dem Herausziehen des Armes auseinem Ärmel. Den Ellbogen voran kreist der Arm von hin-ten nach vorn. Die Bewegung endet mit nach oben weisen-der Handfläche in Höhe des unteren Rippenbogens. Der an-gewinkelte Ellbogen berührt den Brustkorb (Abb. 314).

Die dritte magische Bewegung besteht aus zwölf Bewegungs-schritten:

Die Hand bewegt sich im Bogen nach rechts, als wolle manmit den Fingerspitzen etwas durchschneiden, und verharrtetwa dreißig Zentimeter neben dem rechten unteren Rip-penbogen (Abb. 315).Die Handfläche wird nach unten gedreht (Abb. 316).Der Arm beschreibt einen Bogen nach links und weiter bisganz nach hinten (Abb. 317).

Die Handfläche ist gewölbt, der Arm gestreckt. Eine Dre-hung der Hand im Gelenk macht die Hand zur Schöpfkelle(Abb. 318).Die Hand in einem diagonalen Bogen von hinten über denKopf nach vorne heben. Die Bewegung endet in Höhe desKopfes über der rechten Schulter (Abb. 319).Dort die Hand ausstrecken und im rechten Winkel zum Un-terarm aufrichten. Danach sinkt die Hand zur rechten Seiteder Taille (Abb. 320).

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Die Handfläche rasch nach unten drehen (Abb. 321).Der Arm schwingt im Halbkreis nach links und hinter denKörper (Abb. 322).Die Handfläche nach oben drehen (Abb. 323).Der Arm schwingt nach vorne zu einem Punkt etwa dreißigZentimeter vom Brustkorb entfernt (Abb. 324).

35. Die Hand drehen, so daß die Handfläche wieder nach untenweist (Abb. 325).

36. Der Arm schwingt nach links und kehrt zum gleichenPunkt links hinter dem Rücken zurück (Abb. 326).

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Die vierte magische Bewegung besteht aus fünfzehn Bewe-gungsschritten:37.Der Arm schwingt in einem weiten, vertikalen Kreis nach

vorn über den Kopf nach hinten und verharrt an einemPunkt, der etwa dreißig Zentimeter vom linken Oberschenkelentfernt ist (Abb. 327).

38.Den Kopf nach links drehen. Der Ellbogen ist so weit wiemöglich angewinkelt, der Unterarm wird in Augenhöhe ge-hoben, die Handfläche weist nach außen, als wolle man dieAugen gegen grelles Licht abschirmen. Der Körper ist nachvorne geneigt (Abb. 328).

37. Kopf und Oberkörper weit nach rechts drehen, als wolleman mit abgeschirmten Augen in die Ferne blicken(Abb. 329).

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40.Kopf und Oberkörper wieder nach links drehen (Abb. 330).41.Die Handfläche rasch nach oben drehen, den Körper auf-

richten und nach vorne blicken (Abb. 331).40.Die Hand bewegt sich schnell waagrecht vor dem Körpervon links nach rechts (Abb. 332).

41.Die Handfläche wird nach unten gedreht (Abb. 333).42.Der Arm bewegt sich schnell nach links (Abb. 334).43.Die Hand im Gelenk drehen, so daß die Handfläche nachoben weist (Abb. 335).

46.Den Arm wieder schnell im Bogen vor dem Körper nachrechts bewegen (Abb. 336).

47.Die Haltung der Hand wieder wechseln. Die Handflächeweist jetzt wieder nach unten (Abb. 337).

46.Den Arm wieder nach links bewegen (Abb. 338).

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Die Handfläche nach oben drehen (Abb. 339).Der Arm zieht eine horizontale Linie vor dem Körper nachrechts (Abb. 340).Die Handfläche nach unten drehen (Abb. 341).

Die fünfte magische Bewegung besteht aus fünfundzwanzigBewegungsschritten:

Die Hand zieht einen weiten Kreis vor dem Körper, dieHandfläche weist dabei nach vorn. Die Bewegung endet aneinem Punkt vor der rechten Schulter, die Handfläche wirdnach oben gedreht (Abb. 342).Den Ellbogen nach oben drehen, Handgelenk und Handweisen nach unten. Die Handfläche ist leicht gewölbt(Abb. 343).

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Die Hand umfährt ein Oval von rechts nach links, wie umetwas Festes aufzunehmen. Wenn sie in die Ausgangs-position zurückkehrt, die Handfläche nach oben drehen(Abb. 344).Die Hand sinkt rechts vor die Leistenregion, die Fingerdeuten zu Boden (Abb. 345).Die Handfläche zum Körper drehen (Abb. 346).Dann bewegt man die Hand der Kontur des Körpers folgendmit nach unten deutenden Fingern zu einer Stelle etwa zehnZentimeter neben dem linken Oberschenkel (Abb. 347). Miteiner raschen Bewegung aus dem Handgelenk wird dieHand nach innen gedreht (Abb. 348).Den Kopf nach links drehen und die Hand in Augenhöheheben, als streiche man mit den Fingern über eine senk-rechte Fläche (Abb. 349).

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Von dort sinkt die Hand schräg zu einem Punkt etwas linksvor der Leiste. Der Kopf folgt der Bewegung der Hand(Abb. 350).Die Hand schräg nach oben in Höhe der Augen heben biszu einem Punkt auf der Trennlinie von linkem und rechtemKörper etwa fünfzig Zentimeter vor den Augen (Abb. 351).Die Hand sinkt wieder schräg zu einem Punkt etwas rechtsvor der Leistenregion (Abb. 352).Die Hand in schräger Linie nach oben neben den Kopf inHöhe der Augen über der rechten Schulter heben, währendder Kopf der Bewegung der Hand nach rechts folgt(Abb. 353).

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64. Die Hand sinkt in gerader Linie zu einem Punkt, der etwadreißig Zentimeter vom rechten Oberschenkel entfernt ist(Abb. 354).

Mit den letzten sieben Bewegungen wurden drei Gipfel ge-zeichnet, der erste auf der linken Seite, der zweite genau auf derTrennlinie und der dritte auf der rechten Seite.65. Die Haltung der Hand vor dem rechten Oberschenkel

wechseln. Die Handfläche nach links drehen (Abb. 355).66. Die Hand nach oben heben und dabei eine Kurve ziehen,

die genau zwischen den vorher gezeichneten rechten undmittleren Gipfel paßt (Abb. 356).

67. Dort die Handfläche nach rechts drehen (Abb. 357).68. Die Hand sinkt zur Leistenregion und verharrt auf der

Trennlinie von linkem und rechtem Körper (Abb. 358).

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Dort die Handfläche wieder nach links drehen (Abb. 359).Die Hand zu einem Punkt zwischen dem mittleren und demlinken Gipfel in Augenhöhe heben (Abb. 360).Die Handfläche nach rechts drehen (Abb. 361).Die Hand sinkt zu einem Punkt vor dem Oberschenkel, vonwo die Bewegung ausging (Abb. 362).

Die Gipfel, die mit den acht Bewegungen der zweiten Phase ge-zeichnet wurden, sind im Gegensatz zu den vorher gezeichne-ten spitzen Gipfeln leicht gerundet.

Wieder die Hand drehen, so daß die Handfläche nach vorneweist (Abb. 363).Den Arm über den Kopf heben, als wolle man eine Flüs-sigkeit auf das rechte Gesicht und den rechten Körpergießen (Abb. 364).

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Die Hand sinkt nach unten (Abb. 365). Der Ellbogen be-schreibt einen Halbkreis nach hinten (Abb. 366).Die Hand gleitet über das Vitalzentrum im Bereich vonBauchspeicheldrüse und Milz, als würde ein Messer in dieScheide gesteckt (Abb. 367).

Die drei magischen Bewegungen für denrechten Körper

Die erste magische Bewegung für den rechten Körper bestehtaus fünf Bewegungsschritten:

Die rechte Hand wird in Höhe der Taille etwa dreißig Zen-timeter vor dem Körper im rechten Winkel zum Unterarmabgebogen und zieht mit der Handfläche nach vorne verti-kal einen Kreis von links nach rechts, dessen Scheitelpunktsich in Höhe des rechten Ohrs befindet, und verharrt inder Ausgangsstellung, von der die Bewegung ausging(Abb. 368).Von dort den Arm durch Heben des angewinkelten Ellbo-gens in Höhe des Brustkorbs bringen. Die Handfläche weistnach unten. Die gestreckten Finger berühren sich, und derDaumen ist angelegt. Zeigefinger und Daumen berührenbeinahe den Brustkorb (Abb. 369).Den Arm in Höhe der rechten Schulter schnell nach außenbewegen, bis er einen 45-Grad-Winkel zum Oberkörperbildet (Abb. 370).

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4. Die Hand im Handgelenk drehen. Die Finger deuten einenMoment nach unten, dann schnellt die Hand wie ein Ta-schenmesser über den Kopf hinaus nach oben (Abb. 371).

5. Die Hand sinkt mit einer schnellen Bewegung, als wäre dieHandkante ein Schneidwerkzeug, bis zur Höhe des Nabels(Abb. 372).

Die zweite magische Bewegung für den rechten Körper bestehtaus den folgenden zwölf Bewegungsschritten:4. Von der Taille ausgehend, stößt die Hand nach vorne zu

einem Punkt in Armlänge vor dem Körper. Sobald derArm gestreckt ist, werden die Finger gespreizt (Abb. 373,374).

6. Den Arm in Höhe der Taille zurückholen. Der spitz ange-winkelte Ellbogen stößt dabei nach hinten (Abb. 375).

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Die Hand drehen, so daß die Handfläche nach oben weist(Abb. 376).Den Arm mit offener Hand vorstecken, die Handflächeweist nach oben (Abb. 377).Den Arm zur Taille zurückziehen. Die Handfläche weistnach oben (Abb. 378).Die Handfläche nach unten drehen (Abb. 379).Der Arm zieht von hinten über den Kopf nach vorne einenKreis bis vor den Nabel, wo man mit der flachen Hand nachunten auf einen imaginären festen Gegenstand schlägt(Abb. 380).Die Handfläche mit einer Bewegung zum Körper drehen,als wolle man etwas gegen den rechten Körper drücken(Abb. 381).

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14.Den Arm über den Kopf heben, als sei die Hand einMesser, das geschwungen wird (Abb. 382).

15.Die Hand schneidet diagonal bis zur Körpermitte zu einemPunkt etwa fünfzig Zentimeter vor dem Körper. Die Hand-fläche weist nach links (Abb. 383).

16.Die Hand mit gestreckten Fingern in einer senkrechtenLinie bis in Höhe des Gesichts heben (Abb. 384).

14.Dann schneidet die Hand, die Handfläche leichtschräg nach unten gedreht, in diagonaler Linie zu einemPunkt neben der rechten Hüfte, etwa fünfzig Zentimeter vorden Körper (Abb. 385).

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Die dritte magische Bewegung für den rechten Körper bestehtaus zwölf Bewegungsschritten:18. Der rechte Arm mit spitz angewinkeltem Ellbogen und zum

Körper gedrehter Handfläche zieht einen Bogen von der rech-ten Seite zu einem Punkt vor dem Solarplexus (Abb. 386).

19. Mit einer Drehung aus dem Ellbogen macht der Unterarmeine Viertel-Kreisbewegung nach unten. Die Handflächeweist zur rechten Seite (Abb. 387).

20. Der Arm zieht einen kleinen, auswärts gerichteten Kreisvon links nach rechts, nach oben und wieder nach unten.Die Hand verharrt in Höhe der Taille, die Handfläche weistnach oben (Abb. 388a, 388b).

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21. Mit dem Arm noch einen Kreis von vorne nach hinten zie-hen. Die Bewegung endet am Ausgangspunkt, die Hand-fläche weist nach oben (Abb. 389).

22. Die Handfläche nach unten drehen (Abb. 390).23. Die Hand langsam nach vorne bewegen (Abb. 391).21. Das Handgelenk drehen, so daß die Handfläche nach links

weist. Die gestreckten Finger berühren sich, der Daumenist angelegt. Die Hand wird wie ein Messer hochgehoben(Abb. 392).

21. Dann zeichnet die Hand einen kleinen konvexen Bogennach links, so daß die Handfläche nach rechts weist, undschneidet links neben der vorher gezogenen Linie nach untenbis in Höhe des Nabels (Abb. 393).

24. Die Handfläche noch immer nach rechts gedreht halten. DieHand heben und so die vorher gezogene Linie nachzeich-nen (Abb. 394).

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27. Die Hand nach unten bewegen, wie um ein Drittel der läng-lichen Figur abzuschneiden, die mit den vorhergehendendrei Bewegungen gezeichnet wurde (Abb. 395).

28. Die Handfläche wieder nach rechts drehen (Abb. 396).29. Die Hand schöpft, was sie eben abgeschnitten und zu einer

Kugel geformt hat, und wirft es klatschend auf den rechtenKörper (Abb. 397, 398).

30. Die Hand sinkt bis in Höhe des Beckens (Abb. 399).31. Die Hand kreist, während der Arm einen Halbkreis von

vorne nach hinten zieht (Abb. 400), und verharrt hinter derrechten Schulter (Abb. 401).

32. Die Hand gleitet, als würde ein Messer in die Scheide ge-steckt, über das Energiezentrum im Bereich von Leber undGallenblase (Abb. 402, 403).

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Fünfte Folge

Die Männlichkeits-Folge

Eine bestimmte Gruppe magischer Bewegungen wurde Männ-lichkeit genannt. Der Name geht auf jene Schamanen zurück,die diese Bewegungen einst entdeckten und anwendeten. DonJuan meinte, es sei womöglich der älteste Name, der einerGruppe magischer Bewegungen verliehen worden sei. DieGruppe wurde ursprünglich über Generationen hinweg nur vonmännlichen Schamanen ausgeübt. Diese Eingrenzung geschaheinzig und allein aus rituellen Gründen, um den Drang nachmännlicher Überlegenheit zu befriedigen. Unter dem Einflußerweiterter Wahrnehmung veränderte sich diese Haltung je-doch bald.Die etablierte Tradition, daß diese Gruppe magischer Bewe-gungen nur von Männern auszuüben sei, blieb in pseudo-offi-zieller Form noch Generationen lang bestehen, während sieinsgeheim auch von Frauen geübt wurde. Als die alten Zau-berer schließlich auch Frauen die Erlaubnis für diese Gruppeder magischen Bewegungen gaben, geschah es mit der Be-gründung, daß die Frauen in den Zeiten von Kämpfen und so-zialen Unruhen zusätzliche Kraft und Vitalität brauchten, die,wie sie glaubten, nur bei denen zu finden wären, die diese ma-gischen Bewegungen praktizierten. Darum durften Frauen zumZeichen der Solidarität ebenfalls die Bewegungen dieserGruppe ausführen. Zu Don Juans Zeiten hatten sich die Trenn-linien zwischen Männern und Frauen noch weiter aufgelöst.Die Geheimhaltung und Abgeschlossenheit, mit der sich diealten Zauberer umgaben, bestand nicht mehr. Auch die alte Be-gründung, mit der den Frauen einst aus Solidarität gestattetwurde, diese besonderen magischen Bewegungen zu üben, warirrelevant geworden. Die Frauen übten diese magischen Bewe-gungen in aller Offenheit.Der Wert dieser ältesten mit einem Namen gekennzeichnetenGruppe beruht auf der kontinuierlichen Abfolge. Alle magi-schen Bewegungen dieser Gruppe waren von Anfang an ge-meinsamer Besitz. Dies war in Don Juans Tradition der einzigeFall, daß die Schamanen die Bewegungen gemeinsam übenkonnten. Die Anzahl der Zauberer einer Gruppe, die diese

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Bewegungen praktizierten, durfte jedoch Generationen langnie über sechzehn hinausgehen. Darum war keiner dieserZauberer jemals in die Lage, den verblüffenden energetischenBeitrag der Menschen als Masse zu erleben. Für sie gab esnur den speziellen Konsens einiger weniger Adepten, was zuidiosynkratischen Vorlieben und verstärktem Isolationismusführte.Tensegrity-Bewegungen können in Seminaren und Workshopsvon Hunderten Teilnehmern zugleich geübt werden. Daraus er-gibt sich, wie schon gesagt, die Möglichkeit, die energetischenWirkungen der Menschen als Masse zu erleben. Die Wirkunghat zwei Aspekte. Die Teilnehmer üben nicht nur eine Tätigkeitaus, die sie energetisch vereint, sie streben auch ein Ziel an, dasvon den Schamanen des alten Mexiko in Zuständengesteigerten Bewußtseins abgesteckt wurde: dieUmverteilung von Energie. Die Männlichkeits-Folgeunter den Bedingungen eines Tensegrity-Seminars ist eineeinzigartige Erfahrung. Sie ermöglicht den Teilnehmern,durch die magischen Bewegungen angeregt und mit denMenschen als Masse mitgerissen, zu energetischenSchlußfolgerungen zu gelangen, die in Don Juans Lehrennicht einmal angedeutet waren.Der Grund für den Namen Männlichkeit liegt in deraggressiven Qualität der Bewegungen dieser Gruppe. diesehr energisch und kraftvoll ausgeführt werden – Merkmale,die mit Männlichkeit gleichgesetzt werden. Ihre Ausübung,sagte Don Juan, fördere nicht nur das Gefühl körperlichenWohlbefindens, sondern eine besondere sensorische Qualität,die, wenn nicht genau überprüft, mit Kampf und Aggressionverwechselt werden könnte. Bei sorgfältiger Untersuchungwird aber ohne weiteres klar, daß es sich um ein einzigartigesGefühl der Bereitschaft handelt, das die Ausübenden auf eineEbene führt, von der sie ins Unbekannte aufbrechen können.Ein weiterer Grund für die Bezeichnung Männlichkeit lagdarin, daß Schamanen, die diese magischen Bewegungen aus-führten, eine besondere Art von Unabhängigkeit entwickelten.Diese Männer profitierten indirekt von allem, was sie taten. ImIdealfall fließt die durch diese magischen Bewegungenerzeugte Energie zu den Vitalzentren, als verlange jedes dieserZentren aus sich heraus nach Energie, die zuerst dem Zentrumzufließt, das sie am nötigsten braucht.Für die Schüler von Don Juan Matus wurde diese Gruppe vonmagischen Bewegungen der wichtigste Teil ihrer Ausbildung.Don Juan hatte sie ihnen als kleinsten gemeinsamen Nennervorgestellt, das heißt, er legte großen Nachdruck darauf, daß

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wollte sie darauf vorbereiten, die Härten einer Reise ins Unbe-kannte zu bestehen.In Tensegrity spricht man in Angleichung an die anderen Folgenvon der Männlichkeits-Folge. Die Männlichkeits-Folge ist in dreiGruppen von jeweils zehn magischen Bewegungen unterteilt.Das Ziel der ersten und zweiten Gruppe ist die Feinabstimmungder Sehnen-Energie. Jede der zwanzig Bewegungen ist kurz, aberäußerst konzentriert. Genau wie die Schamanen alter Zeitensollte jeder, der Tensegrity übt, sich darum bemühen, einen StoßSehnen-Energie freizusetzen, um die größtmögliche Wirkungdieser kurzen Bewegungen zu erzielen.»Aber glaubst du nicht, Don Juan, daß ich jedesmal, wenn ichdiesen Energiestoß freisetze, in Wirklichkeit meine Sehnen-Energie vergeude und sie abfließen lasse?« fragte ich ihn einmal.»Du kannst Energie nicht aus dir abfließen lassen«, erwiderteer. »Die Energie, die du scheinbar vergeudest, indem du einenEnergiestoß in die Luft schickst, ist in Wahrheit nicht vergeudet,weil sie niemals deine Grenzen verläßt, wo immer diese Grenzenauch sein mögen. Was du also tust, ist, unserer Kruste, wie dieZauberer des alten Mexiko es nannten, unserer Rinde einenEnergiestoß zu versetzen.« Die Zauberer sagten, daß der Mensch,energetisch betrachtet, einer leuchtenden Kugel vergleichbar ist,die rundherum wie eine Orange eine dicke Schale hat. MancheMenschen haben sogar noch etwas Härteres und Dickeres, wasman mit der Rinde eines alten Baumes vergleichen kann.Don Juan schränkte jedoch vorsichtig ein, daß dieser Vergleichdes Menschen mit einer Orange etwas irreführend sei, weil sichunsere Schale oder Rinde innerhalb unserer Grenzen befindet,etwa so, als hätte die Orange ihre Schale im Inneren. DieseRinde oder Schale, sagte er, sei die verkrustete Energie, diedurch den Verschleiß des Alltags aus unseren Vitalzentren ver-drängt werde.»Ist es gut, Don Juan, gegen diese Rinde zu stoßen?« fragte ich.»Sehr gut«, antwortete er. »Besonders dann, wenn man seineganze Intention darauf richtet, mit den Energiestößen dieseRinde zu erreichen. Wenn man mit Hilfe der magischen Bewe-gungen Teile der verkrusteten Energie aufbricht, so kann dieabgebrochene Energie von den Vitalzentren aufgenommenwerden.«Die magischen Bewegungen der dritten Gruppe der Männlich-keits-Folge sind länger und umfassender. Um die zehn magi-schen Bewegungen der dritten Gruppe auszuführen, brauchtman ruhige Hände, starke Beine und einen gut trainierten Kör-

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per. Das Ziel der dritten Folge lag für die Schamanen des altenMexiko darin, Ausdauer und Stabilität zu entwickeln. Einfester Stand beim Üben der langen Bewegungen verschafft einesolide Grundlage, auf die man sich verlassen kann. Nach An-sicht der alten Schamanen führt das zu Selbständigkeit.Tensegrity-Schüler haben festgestellt, daß die Männlichkeits-Folge nur maßvoll geübt werden darf, um eine Übermüdungder Sehnen in den Armen und der Rückenmuskulatur zu vermeiden.

Erste GruppeMagischeBewegungen, beidenen die Händezugleich bewegt,aber getrenntgehalten werden

1. Die Fäuste über den SchulternDie Hände zu beiden Seiten des Körpers zu Fäusten ballen, dieHandflächen weisen nach oben. Die Fäuste zu einem Punktüber und vor dem Kopf heben, wobei die Ellbogen im rechtenWinkel zu den Oberarmen gebeugt werden. Der Impuls der Be-wegung kommt zu gleichen Teilen aus den Muskeln der Armeund aus der Anspannung der Bauchmuskeln. Während die Fäu-ste gehoben und die Muskeln an der Vorderseite des Körpersangespannt werden, neigt man den Körper mit leicht gebeug-ten Knien nach hinten (Abb. 404). Die Hände zu Fäusten ge-ballt, sinken die Arme zu den Seiten der Oberschenkel, wobeidie Ellbogen leicht gestreckt werden. Während die Arme sin-ken, den Körper vorbeugen, wodurch Rückenmuskeln undZwerchfell angespannt werden (Abb. 405).

2. Ein Schneidewerkzeug in jeder HandDie Hände zu Fäusten ballen, die Handflächen in Höhe derTaille zueinander drehen (Abb. 406). Dort schlagen sie etwa

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fünfzig Zentimeter vor dem Körper nach unten bis in Höhe derLeisten. Bei dem Schlag die Fäuste parallel und in Breite desKörpers halten (Abb. 407). Nach dem Schlag werden die Fäustein die Ausgangsposition am unteren Rippenbogen zurückgeholt.

3. Einen hohen Tisch mit den Handflächen polierenDie Arme in Höhe der Achseln heben. Die Handflächen weisennach unten. Die spitz angewinkelten Ellbogen ragen nach hinten(Abb. 408). Beide Arme rasch so weit wie möglich nach vornestrecken, als polierten die Handflächen eine harte Oberfläche.Die Hände in Körperbreite halten (Abb. 409). Dann werden siemit gleicher Kraft in die Ausgangsposition zurückgezogen(Abb. 408).

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4. Mit beiden Händen an die Energie klopfenBeide Hände in Schulterhöhe heben. Die Hände werden so zuFäusten geballt, daß die Fingerknöchel eine stark abfallendeLinie bilden. Die Daumen liegen auf den Zeigefingern(Abb. 410). Die Innenseiten der Fäuste sind zueinander ge-kehrt. Mit einem kurzen schnellen Ruck bewegt man die Fäu-ste ein kleines Stück, aber sehr kraftvoll, nach unten. Die Un-terarme nicht bewegen. Mit anderen Worten, die Fäuste sollenim Handgelenk nach unten knicken. Bei der Gegenbewegungschnellen die Fäuste mit einem Ruck aus dem Handgelenknach oben, ohne daß die Unterarme ihre Position verändern(Abb. 411).

Wegen der Vielzahl von Energiepunkten im Bereich der Hand-gelenke – auf den Handrücken, in den Handflächen und an denFingern – ist diese magische Bewegung für die Schainaneneines der besten Mittel, um die Sehnen-Energie der Arme zuüben.

5. Energie aufrüttelnDiese magische Bewegung ist das Gegenstück zur vorigen. Siebeginnt damit, daß beide Hände in Schulterhöhe nach vorne ge-hoben werden. Die Hände werden wie bei der vorigen magi-schen Bewegung zu Fäusten geballt, nur daß die Innenseitender Fäuste diesmal nach unten weisen. Die Fäuste werden miteinem Ruck aus den Handgelenken zum Körper gebogen. Beider Gegenbewegung schnellen die Fäuste mit einem Ruck ausden Handgelenken nach außen, so daß die Daumen mit demübrigen Unterarm eine gerade Linie bilden (Abb. 412). Bei die-ser magischen Bewegung werden die Bauchmuskeln stark an-

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gespannt. Der Ruck aus den Handgelenken geht von denBauchmuskeln aus.

6. An einem Energie-Seil ziehenMit gestreckten Armen die Hände vor den Körper an der Trenn-linie zwischen dem linken und dem rechten Körper halten, alswürden sie ein dickes, von oben herabhängendes Seil umfas-sen. Die linke Hand befindet sich über der rechten (Abb. 413).Die magische Bewegung besteht aus einem Ruck beider Hand-gelenke, der die Hände mit einer kurzen, kraftvollen Bewegungnach unten schnellen läßt. Beim Ausführen dieser Bewegungziehen sich die Bauchmuskeln zusammen. Die Arme sinkendurch Abbeugen der Knie etwas nach unten (Abb. 414).Die Gegenbewegung ist ein Ruck aus den Handgelenken, derdie Hände nach oben schnellen läßt, während sich Knie undOberkörper ein wenig strecken (Abb. 413).

7. Einen Energie-Pflock nach unten stoßenDie Hände links vom Körper halten, die linke Hand über demKopf, fünfzehn bis zwanzig Zentimeter über der rechten Hand,die in Ohrhöhe gehalten wird. Die Hände umfassen einendicken Pflock. Die Handfläche der linken Hand weistnach rechts, die Handfläche der rechten Hand nach links. Dielinke Hand führt, weil sie die obere ist. Sie lenkt dieBewegung (Abb. 415). Die Rückenmuskeln im Bereich derNebennieren sowie die Bauchmuskeln werden angespannt.Beide Hände stoßen kraftvoll nach unten zum rechtenOberschenkel und zur Taille, als würden sie einen Pflock in dieErde stoßen (Abb. 416). Die Position der Hände wechseln. Dierechte Hand wird über den Kopf gehoben und wird zurführenden Hand, die linke

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Hand folgt bis in Ohrhöhe, als ob die Hände nun einen zweitenPflock ergreifen. Die gleichen Bewegungen wiederholen.

8. Energie mit jeweils einer Hand schneidenDie Fäuste seitlich hochziehen, bis sie den unteren Rippen-bogen berühren. Die Innenseite der Fäuste sind zueinander ge-kehrt (Abb. 417). Die linke Faust schneidet diagonal zu einemPunkt etwa sechzig Zentimeter vom Oberschenkel entfernt(Abb. 418). Dann wird sie zurückgeholt (Abb. 417). Anschlie-ßend führt die rechte Faust die gleichen Bewegungen aus.

9. Einen Energie-Hobel benutzenDie linke Hand in Höhe des Nabels heben und zur Faust ballen.Den Ellbogen um 90 Grad anwinkeln und an den unteren Randdes Brustkorbs heranholen (Abb. 419). Die ausgestreckte

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rechte Hand macht eine Bewegung, als wolle sie auf die linkeFaust schlagen, verharrt aber etwa drei Zentimeter darüber(Abb. 420). Dann schiebt man sie mit einer kraftvollen, schnel-len Bewegung, als wolle man mit der Handkante etwas hobeln,zehn bis fünfzehn Zentimeter vor die linke Faust (Abb. 421).Den linken Arm aus dem Ellbogen weit zurückziehen, währenddie rechte Faust, der linken im gleichbleibenden Abstand fol-gend, zurückgeholt wird (Abb. 422). Dann mit der linken undder rechten Faust in unverändertem Abstand kraftvoll undschnell zu einem Punkt etwa sechzig Zentimeter vor der Taillenach vorne hobeln.Die gleichen Bewegungen werden mit der rechten Faust wie-derholt.

10. Energie mit einem Energie-Dorn aufspießenDen linken Arm mit waagrecht angewinkeltem Ellbogen inSchulterhöhe heben. Die Hand umklammert den Griff einesDolches. Die Handfläche weist nach unten. Der Ellbogenschwingt waagrecht im Bogen zu einem Punkt im 45-Grad-Winkel hinter der linken Schulter (Abb. 423). Danach im glei-chen Bogen in die Ausgangsposition zurückschwingen.Die Bewegungen mit dem anderen Arm wiederholen.

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Zweite GruppeMagischeBewegungen zumKonzentrieren derSehnen-Energie

11.Die Hände drückenBeide Unterarme vor den Nabel halten. Die angewinkelten Ell-bogen berühren beinahe den Brustkorb. Die Hände ineinanderfalten, die linke befindet sich über der rechten. Die Finger um-klammern kraftvoll jeweils die andere Hand (Abb. 424). AlleMuskeln der Arme und des Rückens anspannen. Dann werdendie Muskeln entspannt. Die Hände wechseln ihre Position, sodaß sich die rechte Hand über der linken befindet, ohne sich da-bei loszulassen. Die harten Ballen des Handtellers an den Fin-gerwurzeln dienen als Drehfläche.Die gleichen Bewegungen werden wiederholt. Dabei befindetsich zuerst die rechte Hand oben.

12.Die Hände am linken und rechten Körper drückenDie Unterarme wieder in Höhe des Nabels vor den Körper brin-gen. Diesmal wird jedoch der rechte Unterarm horizontal vordie Hüfte gehalten. Er liegt seitlich am Brustkorb an. Die linkeHand umfaßt von oben die rechte. Dabei den linken Ellbogenausstellen. Durch Anspannen der Muskeln von Armen. Rückenund Bauch wird starker Druck auf die Handflächen und Fingerbeider Hände ausgeübt. Die Spannung lockern, und die Händewie vorher auf den Ballen drehen, während man sie vor demKörper von rechts nach links bringt. Dort umfassen sie sichwieder und drücken unter Einsatz derselben Muskeln kräftiggegeneinander. Diesmal befindet sich die rechte Hand oben(Abb. 425).Den Bewegungsablauf in dieser Haltung wiederholen.

13.Die scharfe Drehung der zwei KörperDie Hände rechts in Höhe der Taille falten. Die linke Hand liegtüber der rechten. Bei dieser magischen Bewegung ist der Druckder Hände nicht so stark wie bei den zwei vorigen. Diesmalgeht es um eine kraftvolle Drehung der zwei Körper.Die gefalteten Hände ziehen auf der rechten Seite von vornenach hinten einen kleinen Kreis, der sich am Ausgangspunkt derBewegung schließt. Die linke Hand liegt oben, sie ist also dieführende Hand. Deshalb geht der Anstoß der Bewegung vomlinken Arm aus. Er schiebt die Hände zuerst nach rechts unddann in einer Kreisbewegung zur rechten Körperseite (Abb.426).Dann führt man die gefalteten Hände vor dem Körper zur linkenSeite. Dort wieder aus dem Impuls der linken Hand einen Kreisziehen. Da sie oben ist, zieht sie die rechte Hand im Kreis zuerstnach hinten, dann nach links außen und zum Ausgangspunkt derBewegung zurück (Abb. 427).

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Die Bewegungssequenz wiederholen. Diesmal beginnt manlinks von der Taille, und die rechte Hand übernimmt dieFührung. Der Impuls der Bewegung geht vom rechten Arm aus.Die Hände ziehen einen Kreis, zuerst nach links und dann zuihrem Ausgangspunkt zurück (Abb. 428). Die ineinander ge-legten Hände werden vor dem Körper zur rechten Seite derTaille geführt. Dort kreisen sie, dem Impuls der führendenHand folgend, nach hinten, nach rechts außen und wieder zumAusgangspunkt der Bewegung zurück (Abb. 429). Wichtigist, daß der Oberkörper beim Ziehen der Kreise so weit wiemöglich eingedreht wird. Die Beine bleiben in ihrer Position,ohne die Rumpfdrehung durch ein Beugen der Knie auszuglei-chen.

14. Energie mit den Händen umklammern und mit demEllbogen und Unterarm schiebenDie ineinander gefalteten Hände werden auf der rechten Seitein Schulterhöhe gehoben. Den rechten Oberarm fest gegen denBrustkorb drücken, den Ellbogen so weit anwinkeln, daß derUnterarm in eine vertikale Position kommt. Die Handfläche derrechten Hand weist nach oben. Die Hand im rechten Winkelzum Unterarm abbiegen (Abb. 430).Den linken Arm im rechten Winkel vor die linke Schulter hal-ten. Die Hände umklammern sich kraftvoll (Abb. 431). Nunschiebt der rechte Arm durch leichtes Strecken des Ellbogensden linken langsam nach vorne. Zusammen mit den gefaltetenHänden werden auch die linke Schulter und das linke Schulter-blatt nach vorne geschoben, damit der rechte Winkel des linkenUnterarms erhalten bleibt (Abb. 432). Der rechte Arm holt dielinke Hand in die Ausgangsposition zurück.

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Die gefalteten Hände nach links bringen, dabei auf den Hand-ballen drehen und die gleichen Bewegungen wiederholen.

15. Der kurze Stoß mit gefalteten HändenDie Hände wie bei der vorigen magischen Bewegung auf derrechten Seite falten. Diesmal befinden sich die Hände in Höheder Taille. Der rechte Arm stößt den linken Arm langsam nachvorne, anstatt ihn zu schieben (Abb. 433). Es ist eine kraftvolleBewegung, die ein Anspannen der Arm- und Rückenmuskelnerfordert. Man drückt die gefalteten Hände mit Kraft nachlinks, wie um die Stoßkraft des linken Ellbogens zu steigern,der weit zurückgeschoben wird (Abb. 434). Die gefaltetenHände vor dem Körper nach rechts drücken, wie um die kraft-volle Bewegung des rechten Ellbogens zu unterstützen, derweit nach hinten geschoben wird.

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Die gleiche Bewegungsfolge noch einmal ausführen. Man be-ginnt auf der linken Seite, wobei die linke Hand die Führungübernimmt.Wenn die gefalteten Hände nach vorne stoßen, ist zu beachten,daß die untere Hand die Richtung angibt, die Kraft der Bewe-gung aber von der oberen, führenden Hand ausgeht.

16. Ein Energie-Stoß mit gefalteten HändenDie Hände auf der rechten Seite falten. Der rechte Ellbogen undder Oberarm liegen seitlich am Brustkorb an. Den rechten Ell-bogen um 90 Grad beugen, den rechten Unterarm nach vornestrecken. Auch den linken Ellbogen im rechten Winkel beugen,den linken Unterarm waagrecht vor den linken Brustmuskelhalten (Abb. 435). Der rechte Arm hebt den linken hoch, wobeisich der Beugewinkel der Ellbogen von 90 Grad auf 45 Grad

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verringert. Die gefalteten Hände bis in Höhe der rechten Schul-ter bringen (Abb. 436). Dann folgt eine kurze, ruckartige Be-wegung aus den Handgelenken. Die gefalteten Hände schlagennach unten. Dabei die Arme nicht bewegen (Abb. 437). Dannwerden die gefalteten Hände mit einer kraftvollen Bewegunglinks neben die Taille zurückgeholt. Dabei stößt der Ellbogennach hinten (Abb. 438). Die Handgelenke werden gedreht.Man verändert die Lage der Hände mit einer Drehung auf denHandballen. Die gleichen Bewegungen auf der linken Seitewiederholen.

17. Energie bei den Knien aufrüttelnDie Hände werden neben dem rechten Oberschenkel gefaltet.Man verändert ihre Position etwas, indem die stützende rechteHand, die sich unten befindet, mit einer Drehung des Hand-

gelenks, die durch den Druck der linken Hand kontrolliert wird,in eine etwas vertikalere Haltung gebracht wird (Abb. 439).Beide Hände schwingen den Umrissen der Knie folgend nachlinks und führen einen Schlag nach unten, dessen Kraft durchdie Handgelenke verstärkt wird (Abb. 440).Die Hände wechseln ihre Position, indem sich die Handflächenauf den Handballen gegeneinander drehen. Die gleichen Be-wegungen werden von links nach rechts wiederholt.

18. Einen Energie-Nagel nach unten schlagenDie Hände vertikal etwa dreißig Zentimeter vor dem Nabel aufder Trennlinie zwischen dem linken und dem rechten Körperfalten. Die linke Hand übernimmt die Führung. Man hebt beideHände durch Drehung der Handgelenke mit einem leichten

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Ruck ein paar Zentimeter hoch. Dabei versucht man, die Höhe,in der sie gehalten werden, nicht wesentlich zu verändern.Dann bewegt man sie mit der gleichen Drehung aus dem Hand-gelenk mit einem ähnlichen Ruck nach unten (Abb. 441).Diese magische Bewegung aktiviert die tieferen Bauchmus-keln. Die gleichen Bewegungen wiederholen, wobei die rechteHand die Führung übernimmt.

19. Die Hände wie ein Beil benutzenDie Hände sind auf der rechten Seite gefaltet. Beide Hände inSchulterhöhe heben (Abb. 442). Dann führen sie einen diago-nalen Hieb bis zur Höhe der linken Hüfte (Abb. 443). Diegleichen Bewegungen auf der linken Seite ausführen.

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20. Einen Energie-Nagel einschlagenDie Hände sind auf der rechten Seite gefaltet. Sie schwingen inSchulterhöhe hinauf. Der Oberkörper dreht sich dabei nachrechts. Die Hände schlagen in einem kleinen vertikalen Bogenvon der rechten Schulter entlang der Trennlinie zwischen denzwei Körpern bis in Hüfthöhe, als wollten sie dort einen Nageleinschlagen (Abb. 444).Die gleichen Bewegungen auf der linken Seite ausführen.

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Dritte GruppeMagischeBewegungen zumEntwickeln vonAusdauer

21.Energie in einem Bogen zerschneidenDie Hände sind auf der rechten Seite gefaltet und liegen amoberen Beckenrand an. Die linke Hand befindet sich über derrechten. Der rechte Ellbogen ragt nach hinten, der linke Unter-arm liegt am Bauch an. Mit einem mächtigen Schlag durch-schneiden die Hände in horizontalem Bogen den Bereich vordem Körper, als befinde sich dort eine feste Masse. Es ist, alsführten die Hände dabei ein Messer, ein Schwert oder einSchneidwerkzeug (Abb. 445). Alle Muskeln in Armen, Bauch,Brust und Rücken sind an der Bewegung beteiligt. Die ange-spannten Beinmuskeln geben dem Körper Stabilität. Auf derlinken Seite werden die Hände gedreht. Die rechte Handkommt nach oben und in Führung, und beide schneiden kraft-voll in die entgegengesetzte Richtung.

22.Energie mit einem Schwerthieb durchtrennenDie Hände, die linke Hand über der rechten, sind etwa dreißigZentimeter vor der rechten Schulter gefaltet (Abb. 446). Miteinem kraftvollen Ruck aus den Handgelenken führen dieHände einen machtvollen Schlag auf einen Punkt etwa dreißigZentimeter weiter vorne. Von dort schlagen sie zu einem Punktauf der linken Seite, etwa sechzig Zentimeter vor der linkenSchulter. Die Bewegung insgesamt sieht aus, als durchtrenneman eine schwere Masse mit einem Schwert. Die Hände wech-seln die Position, indem sie sich drehen, ohne sich voneinanderzu lösen. Die rechte Hand ist oben und übernimmt die Führung.Der Schlag richtet sich auf einen Punkt etwa sechzig Zentimetervor der rechten Schulter (Abb. 447).Die Bewegung beginnt danach auf der linken Seite. Die rechteHand befindet sich über der linken.

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23. Energie mit einem diagonalen Schnitt zerschneidenDie gefalteten Hände in Höhe des rechten Ohres heben undnach vorne stoßen, als wolle man in eine vor dem Körper be-findliche feste Masse stechen (Abb. 448). Von dort schneidendie Hände zu einem Punkt etwa dreißig Zentimeter neben derlinken Kniescheibe (Abb. 449). Dort drehen sich die Hände inden Handgelenken und wechseln die Position, so daß die rechteHand nach oben kommt und die Führung übernimmt. DasSchneidwerkzeug, das die Hände zu halten scheinen, wechseltdie Richtung, bevor es, den Umrissen der Knie folgend, vonlinks nach rechts schneidet (Abb. 450).Die Hände tauschen ihren Platz. und die ganze Bewegungsse-quenz wird noch einmal, von links beginnend, ausgeführt.

24. Energie von der rechten Schulter zum linken KniebringenDie Hände sind auf der rechten Seite in Höhe der Taille gefal-tet. Sie wechseln die Position, indem die stützende rechteHand, die unten ist, mit einer Drehung des Handgelenks, dieman durch den Druck der linken Hand kontrolliert, in eine et-was vertikalere Haltung gebracht wird. Die Hände rasch nachrechts oben zu einem Punkt neben und über dem Kopf heben(Abb. 451). Mit einem kräftigen Ruck bringt man sie mit denEllbogen voraus auf Schulterhöhe. Von dort schneiden sie dia-gonal zu einem Punkt etwa dreißig Zentimeter links von derKniescheibe. Der Hieb wird durch eine rasche Abwärtsdrehungder Handgelenke unterstützt (Abb. 452).Die Hände drehen sich. Die rechte Hand befindet sich oben.Die Bewegungssequenz wird noch einmal von links beginnendausgeführt.

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25. Energie vor den Knien zerschneidenDie Hände werden auf der rechten Seite neben der Taille ge-faltet (Abb. 453). Mit einem kraftvollen Hieb schlagen sie bisin Kniehöhe, wobei der Oberkörper leicht nach vorne geneigtwird. Dann schneiden sie im Bogen vor den Knien von rechtsnach links zu einem Punkt etwa zehn bis fünfzehn Zentimeterlinks von der rechten Kniescheibe (Abb. 454). Dann schwingendie gefalteten Hände kraftvoll zurück zu einem Punkt ein paarZentimeter rechts vom rechten Knie. Beide Schnittbewegun-gen werden durch einen kräftigen Ruck aus den Handgelenkenunterstützt.Die gleiche Bewegung noch einmal ausführen, diesmal linksvon der Taille beginnen. Um diese magische Bewegung korrektauszuführen, muß man statt der Arm- und Beinmuskeln dietiefe Bauchmuskulatur einsetzen.

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26.Der Energie-GrabstockDie gefalteten Hände vor den Bauch halten, die linke Hand istoben und übernimmt die Führung. Die Hände werden vor demBauch auf der Trennlinie zwischen den zwei Körpern in einevertikale Position gebracht. Mit einer raschen Bewegung hebtman sie entlang der Linie zu einem Punkt über dem Kopf. Vondort schlagen sie in gerader Linie hinunter zu dem Punkt, wodie magische Bewegung anfing (Abb. 455). Die Hände wech-seln ihre Position, so daß die rechte Hand in Führung geht. DieBewegung wird wiederholt. Don Juan nannte diese BewegungEnergie mit einem Grabstock auflockern.

27.Der große HiebDie gefalteten Hände beginnen ihre Bewegung rechts nebender Taille. Man hebt sie rasch nach oben zu einem Punkt überder rechten Schulter und etwas über dem Kopf (Abb. 456). Manbiegt die Handgelenke zurück, um Kraft zu sammeln. Dannwird ein mächtiger diagonaler Schlag geführt, der die Energievor dem Körper durchtrennt, als schneide man ein Lakendurch. Der Schlag endet an einem Punkt zehn bis fünfzehn Zen-timeter links vom linken Knie (Abb. 457).Die gleiche Bewegung wiederholen, diesmal beginnt manlinks.

28. Der VorschlaghammerMit der linken Hand in Führung faltet man die Hände vor demBauch genau auf der vertikalen Trennlinie zwischen dem rech-ten und dem linken Körper. Die Handflächen bleiben einenMoment in vertikaler Stellung. bevor die Hände auf der rech-ten Körperseite über die Schulter gehoben werden und dort

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ebenfalls einen Moment verharren, als hielten sie einen schwe-ren Vorschlaghammer. Zielgerichtet und kraftvoll schwingensie über den Kopf und schlagen zu dem Punkt hinunter, wo dieBewegung anfing, als seien die Hände ein schwerer Vorschlag-hammer (Abb. 459).Die Position der Hände wechseln und die gleiche Bewegungvon der linken Seite beginnen.

29. Einen Energiekreis ausschneidenZu Beginn dieser magischen Bewegung sind die Hände nebender rechten Schulter gefaltet (Abb. 460). Sie stoßen so weit wiemöglich noch vorne, ohne den Ellbogen ganz zu strecken. Dortziehen die Hände von rechts nach links einen Kreis in derBreite des Körpers. als ob sie ein Messer hielten. Um diese Be-wegung auszuführen, muß die linke, führende Hand, die oben

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ist, die Position wechseln, wenn sie den linken Wendepunkt desKreises erreicht. Die noch immer gefalteten Hände drehen sichmit einem Ruck, so daß die rechte Hand oben ist, die Führungübernimmt (Abb. 461) und den Kreis schließt.Die gleiche Bewegungssequenz von links beginnend und mitder rechten Hand in Führung noch einmal ausführen.

30. Der doppelte SchwerthiebDie Hände sind rechts gefaltet, die linke Hand ist in Führung.Mit einem kräftigen Hieb stoßen die Hände nach vorne zu ei-nem Punkt sechzig Zentimeter vom Brustkorb entfernt. Dannschneiden sie, als hielten sie ein Schwert, so weit wie möglichnach links, ohne daß die Arme ganz gestreckt werden(Abb. 462). Dort wechseln die Hände ihre Position. Die rechteHand übernimmt die Führung. Der Hieb in die Gegenrichtungbringt die gefalteten Hände ein paar Zentimeter rechts über denPunkt hinaus, wo diese magische Bewegung anfing (Abb. 463).Die gleiche Bewegungssequenz von links beginnend und mitder rechten Hand in Führung noch einmal ausführen.

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Sechste FolgeHilfsmittel, die inVerbindung mitbestimmtenmagischenBewegungenbenutzt werden

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Wie schon gesagt, legten die Schamanen des alten Mexiko be-sonderen Nachdruck auf eine Kraft, die sie die Sehnen-Energienannten. Sie behaupteten, wie Don Juan erläuterte, daß sichVitalenergie auf speziellen, von den Sehnen gebildeten Bahnendurch den Körper bewege.Ich fragte Don Juan, ob er mit Sehnen das Gewebe meine, dasdie Muskeln und Knochen verbindet.»Ich weiß nicht, wie ich Sehnen-Energie erklären soll«, erwi-derte er. »Ich folge einfach der Gewohnheit. Ich habe gelernt,daß es Sehnen-Energie heißt. Auch wenn ich es nicht genauererläutern kann, verstehst du doch, was Sehnen-Energie ist.«»Ich glaube, ja, Don Juan, so ungefähr«, sagte ich. »Mich ver -wirrt nur, daß du das Wort Sehnen dort gebrauchst, wo es keineKnochen gibt. etwa im Bauch.«»Die alten Zauberer«, sagte er, »bezeichneten mit dem NamenSehnen-Energie einen Energiestrom, der entlang der tieferlie-genden Muskeln vom Hals zum Brustkorb sowie zu den Armenund zur Wirbelsäule fließt. Er zieht durch den Bauch und denUnterleib, von den Rippenbögen zur Leiste und von dorthinunter zu den Zehen.«»Bezieht dieser Strom nicht auch den Kopf mit ein, Don Juan?«fragte ich erstaunt. Als westlich erzogener Mensch dachte ich,daß so etwas vom Gehirn ausgehen müsse.»Nein«, erklärte er mit Nachdruck. »Dieser Energiestrombezieht den Kopf nicht mit ein. Was vom Kopf ausgeht, isteine andere Art energetischer Strömung. Mehr möchte ichdarüber nicht sagen. Eine der erstaunlichen Errungenschaftender Zauberer besteht darin, daß sie alles, was sich an Energiein dem über der Schädeldecke lokalisierten Zentrumbefindet, am Ende ausstoßen und die Sehnen-Energie ihresübrigen Körpers dort verankern. Aber das ist eine ganzbesondere Leistung. Uns beschäftigt im Augenblick wie indeinem Fall die normale Situation, daß die Sehnen-Energievom Hals ausgeht, von der Stelle, wo er mit dem Kopfverbunden ist. In manchen Fällen fließt die Sehnen-Energie biszu einem Punkt unterhalb der Wangenknochen nach oben, aberniemals höher.Diese Energie«, fuhr er fort, »die ich in Ermangelung einesbesseren Namens als Sehnen-Energie bezeichne, ist eine unent-behrliche Notwendigkeit im Leben derer, die ins Unendlichereisen oder reisen wollen.«Angefangen hatte die Nutzung der Sehnen-Energie in DonJuans Tradition, wie er sagte, mit der Verwendung einiger ein-facher Hilfsmittel, die von den Schamanen des alten Mexikoauf zweierlei Weise eingesetzt wurden. Zum einen galt es, ge-

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zusetzen, und zum anderen, auf dieselben Zentren Druck aus-zuüben. Die Schamanen damals, erklärte er, sahen in dem Vi-brationseffekt das Mittel für eine Lockerung stagnierender En-ergie. Die zweite Wirkung, den Druck-Effekt, hielten sie fürdas Mittel für die Verteilung von Energie.Dem modernen Menschen mag es als kognitiver Widersprucherscheinen, daß Vibration etwas Stockendes auflockern unddaß Druck es verteilen kann. Doch genau das wurde von DonJuan immer wieder betont, der seine Schüler lehrte, daß Dinge,die uns im Sinne unserer kognitiven Rezeption der Welt ganznatürlich erscheinen, unter den Bedingungen fließender Ener-gie mitnichten natürlich sind. In der alltäglichen Welt, sagte er,würde man etwas mit einem Schlag aufbrechen oder dadurch,daß man Druck ausübt. und es verteilen, indem man es vibrie-ren läßt. In einem Sehnen-Zentrum stockende Energie müsseaber durch Vibration verflüssigt und dann unter Druck gesetztwerden, damit sie weiter fließe. Don Juan Matus fand esgrundsätzlich falsch, ohne vorbereitende Vibration, direktenDruck auf die Energiepunkte im Körper auszuüben. Er be-hauptete, daß stockende Energie noch mehr stagnieren würde,wenn man Druck auf sie ausübe.Don Juan gab seinen Schülern zwei einfache Hilfsmittel. Er er-klärte, daß die Schamanen alter Zeiten immer ein paar rundeKiesel oder trockene runde Samenkapseln suchten und benutz-ten, um Vibration auszulösen oder Druck auszuüben. So beein-flußten sie den Energiefluß im Körper, der, wie sie glaubten,von Zeit zu Zeit auf den Sehnenbahnen ins Stocken gerate.Aber die runden Kiesel, die diese Schamanen normalerweiseverwendeten, waren eindeutig zu hart, und die Samenkapselnwaren zu zerbrechlich. Diese Schamanen suchten außerdemflache Steine von der Größe eines Handtellers oder Stücke vonschwerem Hartholz, die sie sich an bestimmten Punkten der

Sehnen-Energie auf den Bauch legten, während sie flach aufdem Rücken ruhten. Der erste dieser Punkte befindet sich dichtunter dem Nabel. Ein anderer befindet sich über dem Nabel undein dritter im Bereich des Solarplexus. Die Schwierigkeit beider Verwendung von Steinen oder anderen Objekten ist, daß sieerwärmt oder gekühlt werden müssen, um etwa der Körper-temperatur zu entsprechen. Außerdem sind diese Dinge nor-malerweise zu starr und können leicht verrutschen.

Die Tensegrity-Gruppe hat viel bessere Hilfsmittel als dieSchamanen des alten Mexiko gefunden: zwei runde Kugelnund ein kleines flaches, kreisrundes Ledergewicht. Die Kugelnsind von gleicher Größe wie jene, die von den Schamanen be-nutzt wurden, aber sie sind unzerbrechlich. Sie bestehen aus

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einer Mischung von Teflon und einer verstärkenden Keramik-masse. Diese Mischung verleiht den Kugeln Gewicht, Härteund Glätte, wie sie dem Zweck der magischen Bewegungendurchaus entspricht.Das andere Hilfsmittel, das Ledergewicht, erweist sich als idea-les Mittel, um einen gleichmäßigen Druck auf Zentren derSehnen-Energie auszuüben. Im Gegensatz zu Steinen ist es ge-schmeidig genug, um sich den Konturen des Körpers anzupas-sen. Seine Lederhülle ermöglicht ein direktes Auflegen auf denKörper, ohne daß es erwärmt oder gekühlt werden müßte. Derentscheidende Vorzug ist aber sein Gewicht. Es ist leicht genug,um keine Beschwerden zu bereiten, und doch schwer genug,um bestimmte magische Bewegungen zu unterstützen, diedurch Druck auf Zentren im Bauch die innere Stille fördern.Don Juan Matus sagte, daß das Auflegen eines Gewichts aufeinen der drei oben genannten Punkte die Gesamtheit der Ener-giefelder im Körper mit einbezieht, was ein zeitweiliges Ver-stummen des inneren Dialogs herbeiführt – der erste Schritt zurinneren Stille.

Die modernen Hilfsmittel, die in Verbindung mit bestimmtenmagischen Bewegungen verwendet werden, sind ihrem Wesennach in zwei Kategorien zu unterteilen.

Die erste Kategorie

Diese erste Kategorie von magischen Bewegungen, bei denenein Hilfsmittel verwendet wird, besteht aus sechzehn magi-schen Bewegungen, die durch die Teflonkugeln unterstütztwerden. Acht dieser magischen Bewegungen werden am linkenArm und Handgelenk ausgeführt und acht an den energetischenPunkten von Leber und Gallenblase, Bauchspeicheldrüse undMilz, über dem Nasenrücken, an den Schläfen und oben amScheitel. In den ersten acht magischen Bewegungen sahen dieZauberer des alten Mexiko den ersten Schritt zur Befreiung deslinken Körpers von der übermäßigen Dominanz des rechtenKörpers.

1. Die erste Bewegung zielt auf die Außenseite der Haupt-sehne des Bizeps im linken Arm. Auf die Vertiefung dortwird eine Kugel gelegt und durch Hin- und Herschiebenmit leichtem Druck zum Vibrieren gebracht (Abb. 464,465).

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2. Bei der zweiten Bewegung wird eine Kugel in der gewölbtenrechten Hand gehalten. Der Daumen hält sie auf demHandteller fest (Abb. 466). Man übt gleichmäßigen, aberleichten Druck auf die Kugel aus und schiebt sie über dieInnenseite des linken Unterarms bis zu einem Punkt, dereine Handbreit vom Handgelenk entfernt ist (Abb. 467).Die Kugel wird in der Vertiefung zwischen den Sehnen desHandgelenks hin- und hergerieben (Abb. 468).

3. Die Kugel wird leicht auf einen Punkt am linken Unterarmgedrückt, eine Handbreit vom Handgelenk entfernt (Abb. 469,470).

3.Es wird mäßiger Druck auf das linke Handgelenk ausgeübt,der Zeigefinger der rechten Hand liegt auf einem Punkt ne-ben der Kapsel des Ellenknochens in der Handwurzel

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(Abb. 471). Der rechte Daumen stützt die Hand an der In-nenseite des Handgelenks (Abb. 472) und bewegt die Handhin und her (Abb. 473, 474).

5. Die Kugel an die Innenseite der Sehne des Bizeps im lin-ken Arm legen und mit leichtem Druck vibrieren lassen(Abb. 475, 476).

Die Kugel durch Vibration auf die Vertiefung hinten amEllbogen links vom eigentlichen Ellbogenknochen einwir-ken lassen. Die linke Hand wird nach außen gedreht, umeine maximale Weitung dieser Stelle zu ermöglichen(Abb. 477). Dort die Kugel hin- und herreiben.Es wird mäßiger Druck auf einen Punkt in halber Höhe desUnterarms ausgeübt, auf die Vertiefung, wo der Trizeps mit

dem Knochen verbunden ist (Abb. 478, 479).

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Den linken Ellbogen unter Beteiligung des linken Schulter-blatts spitz anwinkeln und nach vorne drehen, um Sehnen-Energie über den ganzen Körper zu verteilen (Abb. 480).

Die übrigen acht magischen Bewegungen dieser ersten Kate-gorie betreffen den Oberkörper sowie die drei EnergiezentrenGallenblase und Leber, Bauchspeicheldrüse und Milz und denKopf.

Die Kugeln mit beiden Händen halten und mit leichtemDruck unter dem Brustkorb im Bereich von Leber undBauchspeicheldrüse verschieben (Abb. 481). Auf diesenZentren läßt man sie stetig, aber leicht vibrieren.Die mit der rechten Hand gehaltene Kugel dann mit leich-tem Druck auf den Punkt über der Stirnhöhle zwischen denAugenbrauen legen und dort vibrieren lassen (Abb. 482).

1 I. Beide Kugeln an die Schläfen legen und leicht vibrierenlassen (Abb. 483).

12. Die mit der rechten Hand gehaltene Kugel auf die Schädel-decke legen und dort vibrieren lassen (Abb. 484).

13.-16. Die gleiche Sequenz noch einmal wiederholen, aberstatt die Kugeln vibrieren zu lassen, drückt man sie auf dieEnergiezentren. Bei dieser zweiten Bewegungssequenzwerden beide Kugeln seitlich im Bereich von Leber undBauchspeicheldrüse an den Leib gedrückt. Dann wird diemit der linken Hand gehaltene Kugel auf den Punkt zwi-schen den Augenbrauen gedrückt. Beide Kugeln werden andie Schläfen gedrückt, und dann wird die mit der linkenHand gehaltene Kugel auf die höchste Stelle der Schädel-decke gedrückt.

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Die zweite Kategorie

Bei der zweiten Kategorie verwendet man das Ledergewichtzur Erzeugung eines gleichmäßigen Drucks auf einen größerenBereich der Sehnen-Energie. Es gibt zwei magische Bewegun-gen in Verbindung mit dem Ledergewicht. Die Position derHände bei diesen beiden magischen Bewegungen werden instehender Haltung demonstriert. Diese magischen Bewegun-gen werden jedoch in flacher Rückenlage geübt, wobei das Le-dergewicht auf den Punkt direkt über dem Nabel oder auf einender beiden anderen ausgewählten Punkte des Leibes drückt –unter dem Nabel oder auf den Solarplexus, falls es angenehmerist, das Gewicht dort aufzulegen.

17.Die fünf Punkte der Stille auf der BrustDie kleinen Finger beider Hände liegen am unteren Rippen-bogen, etwa fünf Zentimeter von der Spitze des Brustbeins ent-fernt. Die Daumen werden so hoch wie möglich am Brustkorbhinaufgeschoben. Die übrigen drei Finger liegen locker ge-spreizt auf der Fläche zwischen Daumen und kleinen Fingern.Mit allen fünf Fingern beider Hände wird vibrierender Druckausgeübt (Abb. 485).

18.Druck auf die Körpermitte zwischen Brustkorb undBeckenknochen ausübenDie kleinen Finger und Ringfinger beider Hände liegen aufdem oberen Rand des Beckens, während die Daumen beidsei -tig am unteren Rippenbogen anliegen. Leichten Druck auf diesezwei Punkte ausüben. Die Zeige- und Mittelfinger drückenautomatisch auf Punkte zwischen dem Hüftknochen und demunteren Rippenbogen (Abb. 486).

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Zusätzliche Informationen zu Carlos Castanedas Tensegrity-Videos und Workshops sind erhältlich von:

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