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Magazin für Prävention, Rehabilitation und Entschädigung 1.2016 Elektro Feinmechanik 16 Seminare für Journalisten Anleitung zum Überleben in Krisengebieten 20 Praxis Arbeitssicherheit Erfolg mit „Goldenen Regeln“ für Manager und Beschäſtigte 32 Grenzenlose Sicherheit So funktioniert die gesetzliche Unfallversicherung im Ausland Arbeiten an elektrischen Anlagen Sicherer Durchblick

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Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung 12016

Elektro Feinmechanik

16 Seminare fuumlr Journalisten Anleitung zum Uumlberleben in Krisengebieten

20 Praxis Arbeitssicherheit Erfolg mit bdquoGoldenen Regelnldquo fuumlr Manager und Beschaumlftigte

32 Grenzenlose Sicherheit So funktioniert die gesetzliche Unfallversicherung im Ausland

Arbeiten an elektrischen Anlagen

Sicherer Durchblick

Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung

Arbeitsschutz ohne Grenzen Ein Hemd fuumlr weniger als 10 Euro eine Jeans fuumlr 1995 Was fuumlr uns ein Schnaumlppchen ist kann fuumlr andere ein persoumlnliches Risiko darstellen Arbeiterinnen und Arbeiter in den Textilfabriken in Pakistan Bangladesch und anderswo zahlen mit oft katastrophalen Arbeits- bedingungen den Preis fuumlr unsere billige Warenwelt

Das haben Praumlventionsfachleute der BG ETEM in Pakis-tan persoumlnlich erfahren Dort gehoumlren Maschinen ohne Schutzeinrichtungen ungeschuumltzter Umgang mit Chemi-kalien oder mangelhafte elektrische Installationen zum Alltag Und doch gibt es auch Anlass zur Hoffnung Denn die deutschen Experten haben mit ihren pakistanischen Kollegen erste Loumlsungen erarbeitet

Die internationale Zusammenarbeit nutzt nicht nur den Menschen in Bangladesch oder Pakistan sondern auch Ihnen und mir Wenn global aumlhnlich hohe Standards fuumlr den Arbeitsschutz und fuumlr die soziale Sicherheit gelten schafft das faire Wettbewerbsbedingungen fuumlr die Un-ternehmen in Deutschland Mehr noch Sicherheit und Wohlstand entziehen weltweit den Naumlhrboden fuumlr Extre-misten und Fanatiker Und nichts braucht eine Export- nation wie Deutschland so sehr wie Frieden und Stabili-taumlt im eigenen Land und in allen Teilen der Welt

Ich wuumlnschen Ihnen einen guten und erfolgreichen Start in das Jahr 2016

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kompakt 4 Zahlen Fakten Angebote

Meldungen und Meinungen

mensch amp arbeit 8 Arbeiten an elektrischen Anlagen

Sicherheit einschalten

11 Checklisten zu Sicherheitsregeln Haken dran

12 Serie Chefsache Aus Fehlern lernen

15 Seminar fuumlr Fuumlhrungskraumlfte Schluumlssel zum Erfolg

16 Seminar fuumlr Journalisten Anleitung zum Uumlberleben

19 Notfall-Hotline der BG ETEM Anruf genuumlgt

betrieb amp praxis 20 Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

22 Neue VDE 0105 Tradition und Innovation

25 Aus Unfaumlllen lernen Fataler Irrtum

26 Epoxidharze Vielseitig aber riskant

gesundheit 28 Schlaftypen und Schichtarbeit

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

service 31 Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken

32 Unfallversicherung im Ausland Grenzenlose Sicherheit

34 Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe In einer anderen Welt

35 Impressum

8Titelthema Bei Arbeiten an elektrischen Anlagen muumlssen Beschaumlftigte und Verantwortliche vor Arbeitsbeginn Fragen der Sicherheit klaumlren Die BG ETEM unterstuumltzt sie dabei

20 Arbeitssicherheit Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

32 Schutz im Ausland Vor dem Start zum Auslandseinsatz gibt es oft Unklarheiten zum Versicherungs-schutz vor Ort Ein Uumlberblick zu interna- tionalen Regeln zum sozialen Schutz

inhalt

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Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis Bundesarbeitsministerin Andrea Nah-les hat die Suumlwag Energie AG fuumlr die Idee der Safety-Teams mit dem Deut-schen Arbeitsschutzpreis 2015 ausge-zeichnet Arbeitet die Suumlwag erstmals mit einem Partnerunternehmen zusam-men oder soll die bestehende Zusam-menarbeit weiter vertieft werden wird ein Safety-Team gebildet Dieses setzt sich aus je einem Verantwortlichen und einer Sicherheitsfachkraft der Suumlwag sowie des Partnerunternehmens zusammen Die Safety Teams zei-gen Wirkung Die Unfallquote der Partnerfirmen sank bereits im ersten Projektjahr 2013 um 50 Prozent Ein weiteres Jahr spaumlter re-duzierte sich diese nochmals um ein Drittel und lag zuletzt bei vier Arbeitsunfaumlllen pro eine Million Arbeitsstunden Inzwischen kommt das Konzept auch bei Schwesterunternehmen der Suumlwag zum Einsatz

rarr info wwwdeutscher-arbeitsschutzpreisde

Am 7 und 8 Juni 2016 ist es wieder so weit Die BG ETEM laumldt zum 18 Mal zur Vortragsveranstaltung ELEKTROTECHNIK im Kongress Palais in Kassel ein Erfahren Sie mehr uumlber die aktu-ellen Entwicklungen in unterschiedlichen elektrotechnischen Themenfeldern und treffen Sie Fachleute fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz aus elektrotechnischen Betrieben und der Berufsgenossenschaft zum konstruktiv-kritischen Dialog Die hohe Beteiligung der letzten Jahre ndash rund 600 Teilnehmen-de ndash spricht fuumlr sich Zum Themenspektrum gehoumlren unter an-derem folgende Themen

Neue Gesetze und Vorschriften Aktivitaumlten in der Praumlventionsarbeit Neuerungen aus der Reihe VDE 0100 sowie die neue DIN VDE 0105-100

Funktionale Sicherheit Industrie 40 Personen-Erfassung Arbeitsschutz bei kollaborierenden Robotern

Hochspannungsuumlbertragungsanlagen

Neue Komponente psychische Belastung (Gefaumlhrdungs- beurteilung)

In der Gebuumlhr von 300 Euro sind die Kosten fuumlr Teilnahme die Tagungsunterlagen und das Abendprogramm enthalten In der Naumlhe des Kongress Palais stehen Hotelkontingente bereit

rarr info und anmeldung wwwbgetemde Webcode 14196882 Kontakt Tagungsbuumlro Tel 0221 3778-6190 E-Mail elektrotechnikbgetemde

Vortragsveranstaltung ELEKTROTECHNIK

Treffen der Fachleute

Neue Kampagne Ab 2017 werden Berufsgenossen-schaften und Unfallkassen fuumlr eine bessere Kultur der Praumlvention in Betrieben Schulen und oumlffentli-chen Einrichtungen werben Ziel der auf zehn Jahre angelegten Kam-pagne soll sein Sicherheit und Gesundheit zum festen Bestandteil aller Entscheidungen und Ablaumlufe zu machen Laut einer aktuellen Befragung der DGUV geben nur vier von zehn Betrieben an dass das Thema in den Fuumlhrungsleitlinien vorkommt Das soll sich mit der neuen Kampagne aumlndern Ziel ist es mit einer bdquoPraumlventionskulturldquo Chancen fuumlr weitere Verbesserun-gen von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in der Bildung und im Ehrenamt zu nutzen

rarr info wwwdguvde Webcode d1070162 Download des Fachkonzepts zur neuen Kampagne

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4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen Die Berufsgenossenschaftliche Bildungsstaumltte Linow-see eV veranstaltet gemeinsam mit der BG ETEM und der BG Verkehr am 15 und 16 Maumlrz 2016 die 4 Fachtagung bdquoArbeitssicherheit in Windenergie-anla-genldquo Vortragsthemen werden unter anderem sein

Unfallgeschehen an Windenergieanlagen (WEA) ndash Beispiele und Analysen

Die neue Betriebssicherheitsverordnung ndash Bedeu-tung fuumlr die Windenergie

Inhalte von Arbeitsschutzunterweisungen und Schulungen in der Windenergie ndash Uumlberarbeitete Module des VDSI

Qualifizierung fuumlr Arbeiten inan WEA ndash Konzepte von Ausbildungstraumlgern

Eignung ndash Problemstellungen und Ansaumltze fuumlr Untersuchungen

Ziel Offshore-Bauwerk ndash Personaltransfer und Uumlberstieg

Erste Hilfe in Offshore-Windparks ndash Stand der Dinge

Forschungsprojekt Rettungskette Offshore Wind ndash Erkenntnisse und Entwicklungen bei der prakti-schen Umsetzung

Elektrische Ausruumlstung in WEA ndash Sicherheitstechni-sche Anforderungen

Umspannplattformen ndash Elektromagnetische Felder

rarr info wwwbgetemde Webcode 15261228 Informationen zum Veranstaltungsort zur Hotel- reservierung zur Teilnahmegebuumlhr und zur Online-Anmeldung

Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen Der Fahrer war nur kurz abgelenkt Dann quietschen Bremsen Das Auto kommt zwar noch zum Stehen Doch ein Rollerfahrer muss ausweichen und prallt frontal auf einen Radfahrer Zum Gluumlck passiert das nur im Film Die BG ETEM hat ihn in Auftrag gegeben um fuumlr mehr Aufmerksamkeit im Straszligenverkehr und bei der Arbeit zu sensibilisieren Denn rund ein Drittel aller Verkehrsunfaumllle werden durch Ablenkung verursacht bdquoAuch bei der Arbeit spielt das eine immer groumlszligere Rolleldquo sagt Ge-schaumlftsfuumlhrer Olaf Petermann Vor allem E-Mails und Smart- phones sorgten fuumlr Ablenkungen Der Videoclip zeigt die Folgen erhebt aber nicht den Zeigefinger bdquoWir moumlchten dass der Zu-schauer selbst eine Entscheidung trifftldquo sagt Holger Zingsheim Leiter Kommunikation bei der BG ETEM Das Video setzt die Kampagne bdquoEin Unfall aumlndert alles ndash Du bestimmst das Risikoldquo fort Es ist auf der Webseite der Kampagne und in sozialen Netz-werken zu sehen Innerhalb kurzer Zeit wurde das Video 12 Mil-lionen Mal aufgerufen 5800 Userinnen und User entschieden bdquoGefaumlllt mirldquo und 185 kommentierten das Gesehene

rarr info wwwein-unfall-aumlndert-allesde

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Workshop Ruumlcken Freie Termine zur Weiterbildung in Sachen bdquoRuumlckenldquo in Augsburg Dabei wird das Aktionsmobil Gesunder Ruumlcken und dessen Einsatz in den Mitgliedsbetrieben vorgestellt Das Seminar wendet sich an Beschaumlftigte Fuumlhrungskraumlfte und Mitglieder des Arbeitsschutzaus-schusses Tagungsort ist das Exerzitienhaus Leitershofen Es bietet die Moumlglichkeit Abstand vom Alltag zu gewinnen und sich ganz auf das Seminar zu konzentrieren Freie Termine in Juni und Juli gibt es unter der Veranstaltungsnummer 249 oder dem Stichwort bdquoRuumlckenldquo in der Seminardatenbank der BG ETEM

rarr info wwwbgetemde Seminardatenbank Mail Bildung-Koelnbgetemde

Aus der Selbstverwaltung Hans-Peter Kern Vorstandsvor-sitzender der BG ETEM ist zum Vorsitzenden der Gesellschaf-terversammlung des Klinikver-bunds der Gesetzlichen Unfall-versicherung gewaumlhlt worden Die gemeinnuumltzige GmbH ist ein Zusammenschluss aus neun berufsgenossenschaftli-chen Akutkliniken zwei Klini-ken fuumlr Berufskrankheiten und zwei Unfallbehandlungsstellen Zu ihren Kernkompe-tenzen gehoumlren unter anderem die Polytrauma- und Schaumldel-Hirn-Trauma-Versorgung nach schweren Unfaumlllen sowie die Behandlung von Patienten mit Brand- Ruumlckenmarks- und Handverletzungen

rarr info wwwbg-klinikende

Deutscher Jugend-Arbeitsschutz-Preis 2016

Innovative Idee 6000 Euro betraumlgt das Gesamtpreisgeld fuumlr die ersten drei Plaumltze beim Deutschen Jugend-Arbeitsschutz-Preis 2016 Die Fachvereinigung Arbeits- sicherheit eV (FASI) verleiht den Preis alle zwei Jahre bei der bdquoArbeits-schutz Aktuellldquo Junge Erwachsene bis 24 Jahren koumlnnen bis 30 Juni 2016 teilnehmen Ausgezeichnet werden kreative und innovative Ideen fuumlr mehr Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz die bereits erfolgreich in der Praxis umgesetzt wurden Die Projekte muumlssen zwischen 2014 und 2016 begonnen und bis 30 Juni 2016 abgeschlossen worden sein Die Gewinner-innen und Gewinner werden bei der Eroumlffnung der bdquoArbeitsschutz Aktuellldquo am 11 Oktober 2016 in Hamburg ausgezeichnet

rarr info wwwjugend-arbeitsschutz-preisde

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darr Termine 12-13032016 Wallau bei Wiesbaden

Inter-Schuh-Service 13-18032016 FrankfurtMain

Light + Building Messe fuumlr Licht und Gebaumludetechnik 05-06042016 Dresden

Maschinensicherheits-Tagung 06042016 Bremen

Regionale Betriebsaumlrzteversammlung 3105-10062016 Duumlsseldorf

drupa Internationale Fachmesse der Printmedien

rarr Weitere Termine wwwbgetemde Webcode 12568821

Die neuen Plakate der BG ETEM zur Betonung des Arbeitsschutzes gibt es unter Telefon 0221 3778-1020 oder im Netz unter wwwbgetemde Webcode 14822765

Plakatkampagne 2016

Richtig sicher

Bestell-Nr P0012016

Bestell-Nr P0052016

Bestell-Nr P0092016

Bestell-Nr P0022016

Bestell-Nr P0062016

Bestell-Nr P0102016

Bestell-Nr P0032016

Bestell-Nr P0072016

Bestell-Nr P0112016

Bestell-Nr P0042016

Bestell-Nr P0082016

Bestell-Nr P0122016

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Der Anteil der Stromunfaumllle an der Ge-samtzahl der meldepflichtigen Unfaumllle

scheint auf den ersten Blick gering Die Auswirkungen dieser Unfallart sind aber schwerwiegender als der Durchschnitt al-ler Unfaumllle Stromunfaumllle haben zum Bei-spiel bei den toumldlichen Arbeitsunfaumlllen ei-nen vergleichsweise hohen Anteil Selbst wenn die Stromunfallopfer nur einen so-genannten Wischer erleiden kann es trotzdem zu Spaumltfolgen kommen Diese koumlnnen noch Stunden nach der Durchstrouml-mung auftreten Spaumltfolgen koumlnnen u a gefaumlhrliche Herzrhythmusstoumlrungen sein Aus diesen Gruumlnden ist es wichtig Strom- unfaumlllen gezielt vorzubeugen

Arbeiten an elektrischen Anlagen ohne Gefahren ausfuumlhren Wenn geplante Arbeiten gut vorbereitet sind und waumlhrend der Arbeiten keine un-erwarteten Ereignisse eintreten denken die beteiligten Beschaumlftigten und Verant-wortlichen in der Regel an alle notwendi-gen Schutzmaszlignahmen Treten bei der Arbeit jedoch Stoumlrungen auf die unter Zeitdruck behoben werden muumlssen uumlber-sehen die Beschaumlftigten haumlufig grundle-gende Dinge oder vergessen sie Deshalb ist es wichtig auch moumlgliche Stoumlrungen vorherzusehen und die Stoumlrungsbeseiti-gung zu planen

Die DGUV Vorschrift 1 verlangt dass Ar-beiten nur an Personen uumlbertragen wer-den duumlrfen die dazu befaumlhigt sind Bei

Bei Arbeiten an elektrischen Anlagen ist immer mit Gefahren durch elektrischen Strom zu rechnen Deshalb muumlssen sich Beschaumlftigte und Verantwort- liche vor Beginn der geplanten Arbeiten intensiv damit befassen

Arbeiten an elektrischen Anlagen gibt es deshalb eine Reihe von verantwortlichen Personen die sich miteinander abspre-chen muumlssen Diese werden in der DIN VDE 0105-100 benannt

Verantwortliche Personen Verantwortlich bei Arbeiten an elektri-schen Anlagen ist in erster Linie der Anla-genverantwortliche Er kann die Auswir-kungen abschaumltzen wenn die vorgesehe-nen Arbeiten an der elektrischen Anlage durchgefuumlhrt werden Deshalb muss er den Arbeitsverantwortlichen uumlber die Auswirkungen informieren Der Arbeits-verantwortliche ist der Garant dafuumlr dass diejenigen die die Arbeiten ausfuumlhren sicher arbeiten koumlnnen und dabei gesund bleiben

Zur Arbeit befaumlhigte Personen Arbeiten an elektrischen Anlagen duumlrfen nur von Elektrofachkraumlften durchgefuumlhrt werden Als Elektrofachkraft zaumlhlt wer die uumlbertragenen Arbeiten beurteilen und die damit verbundenen Gefahren erkennen kann Eine Elektrofachkraft muss auch uumlber ausreichende Kenntnis und Erfah-rung der uumlbertragenen Arbeiten verfuumlgen Weiter sind Kenntnisse der anerkannten Regeln der Technik noumltig Das dazu benouml-tigte Wissen wird in der Regel durch eine elektrotechnische Ausbildung erlangt

Bei Arbeiten an elektrischen Anlagen sind manchmal unterstuumltzende Taumltigkei-

Arbeiten an elektrischen Anlagen

Strom an Sicherheit aus

ten noumltig Fuumlr diese Taumltigkeiten sind nicht unbedingt Elektrofachkraumlfte erforderlich Die DGUV Vorschrift 3 laumlsst dafuumlr auch elektrotechnisch unterwiesene Personen (EuP) unter Leitung und Aufsicht durch ei-ne Elektrofachkraft zu

Die EuP wird durch die Elektrofachkraft und hier im Besonderen durch den Ar-beitsverantwortlichen elektrotechnisch unterwiesen Dadurch ist auch die EuP in der Lage die unterwiesenen Arbeiten si-cher durchzufuumlhren Voraussetzung ist je-doch dass die Elektrofachkraft die Lei-tung und Aufsicht fuumlr die EuP uumlbernimmt Das heiszligt sie ist weisungsbefugt und verantwortlich fuumlr die Sicherheit und Gesundheit der elektrotechnisch unter-wiesenen Person

In der Praxis bedeuten Leitung und Auf-sicht dass sich Elektrofachkraft und EuP in raumlumlicher und zeitlicher Naumlhe zueinander befinden damit die Elektro-fachkraft jederzeit erreichbar ist und kont-

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Richtigkeit uumlberpruumlfen und eventuell durch eine ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeur-teilung vervollstaumlndigen In der Ergaumlnzung wird nur vervollstaumlndigt oder abgewan-delt was vom Uumlblichen abweicht In der Praxis sind das Besonderheiten die bei der Arbeitsvergabe besprochen werden

Fehlt eine Gefaumlhrdungsbeurteilung fuumlr eine Taumltigkeit komplett muss sie in jedem Fall vor Arbeitsbeginn erstellt werden Wenn spezielle Hilfsmaterialien oder Ar-beitsmittel benoumltigt werden muss sich der Arbeitsverantwortliche davon uumlber-zeugen dass die beauftragten Beschaumlf-tigten wissen wie diese sicher benutzt werden Unter Umstaumlnden muss der Ar-beitsverantwortliche noch Ein- und Unter-weisungen vornehmen

Arbeiten im spannungsfreien Zustand Das Arbeitsschutzgesetz verlangt eine Ver-meidung von Gefahren Die DGUV Vor-

rollieren kann ob die Arbeiten sicher und richtig ausgefuumlhrt werden

Zusammenarbeit von Arbeits- und Anlagenverantwortlichen Bei Arbeiten an groszligen elektrischen Anla-gen oder in Netzen koordiniert der Anlagenverantwortliche die Schutzmaszlig-nahmen und spricht diese mit dem Arbeitsverantwortlichen durch Der Ar-beitsverantwortliche muss die Personen auswaumlhlen die die Arbeiten durchfuumlhren sollen und vor Arbeitsbeginn uumlber die kon-kreten Schutzmaszlignahmen informieren Der Arbeitsverantwortliche wird haumlufig erst vor Ort kurz vor Arbeitsbeginn be-nannt Trotzdem muss ihm bewusst sein dass er fuumlr die Sicherheit und den Gesund-heitsschutz der beteiligten Mitarbeiter verantwortlich ist

Fuumlhren Elektrofachkraumlfte die Arbeiten durch ist aufgrund ihrer Qualifikation in der Regel eine relativ hohe Sicherheit ge-

geben Kritischer ist die Situation wenn elektrotechnische Laien erst noch elektro-technisch unterwiesen werden muumlssen Hier uumlbernimmt die unterweisende Elek- trofachkraft die Fachverantwortung fuumlr diese Personen

Im Elektrohandwerk ist der Arbeitsver-antwortliche in der Regel auch der Anlagenverantwortliche Hier wird vom Ar-beitsverantwortlichen eine besondere Verantwortung verlangt da er in der Doppelfunktion des Arbeits- und Anlagen-verantwortlichen ist Bekommt er erst vor Ort oder kurz vor Arbeitsbeginn Einblick in die Unterlagen wird diese Aufgabe zu-saumltzlich erschwert

Gefaumlhrdungen beurteilen Zur Planung gehoumlrt eine Gefaumlhrdungsbe-urteilung vor Arbeitsbeginn Im Regelfall existiert die Gefaumlhrdungsbeurteilung be-reits fuumlr eine Vielzahl der Arbeiten Der Ar-beitsverantwortliche muss vor Ort deren

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schrift 3 verlangt deshalb im Allgemeinen Arbeiten im spannungsfreien Zustand Um den spannungsfreien Zustand herzustel-len sind die bdquo5 Sicherheitsregelnldquo anzu-wenden (lesen Sie dazu bitte S 11)

Arbeiten in der Naumlhe unter Spannung stehender Teile Haumlufig liegt ein falsches Verstaumlndnis fuumlr das Arbeiten in der Naumlhe unter Spannung stehender Teile (AiN) vor Die DGUV Vor-schrift 3 versteht darunter das Eindringen in die Annaumlherungszone ohne die Gefah-renzone erreichen zu koumlnnen In der Pra-xis houmlrt man deshalb oft die Aussage bdquoIch passrsquo schon aufldquo ndash und meint bdquoIch kom-me nicht an spannungsfuumlhrende Teileldquo

Die BG ETEM hat speziell fuumlr diese Aus-sagen auf Messen einen Versuchsstand aufgebaut an dem die Besucher zeigen koumlnnen ob und wie sie aufpassen Dazu soll eine Oumlse um einen Draht herum von einer Seite zur anderen gefuumlhrt werden ohne den Draht zu beruumlhren Jedes Beruumlh-ren ist einer Koumlrperdurchstroumlmung gleich-zusetzen Die Erfahrung zeigt dass ndash selbst wenn die Strecke ein- oder zweimal ohne Beruumlhren erfolgreich absolviert wur-de ndash Zeitdruck Hektik oder Ablenkung zu Beruumlhrungen des Drahtes fuumlhren Deshalb lautet die klare Forderung bdquo die Gefah-renzone darf nicht erreicht werden koumln-nenldquo Das ist in der Praxis allerdings nur durch einen mindestens teilweisen Beruumlh-rungsschutz moumlglich (5 Sicherheitsregel)

Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen (AuS) heiszligt sinngemaumlszlig dass span-nungsfuumlhrende Teile bewusst mit dem Koumlr-per oder mit Gegenstaumlnden beruumlhrt wer-den Wenn also die arbeitende Person mit Werkzeugen spannungsfuumlhrende Teile be-ruumlhrt ist das AuS Auch das unbewusste oder unbeabsichtigte Beruumlhren z B beim Abrutschen wird dem AuS gleichgesetzt

Nach der DGUV Vorschrift 3 sect6 ist AuS grundsaumltzlich nicht zulaumlssig Der sect8 zeigt jedoch Moumlglichkeiten auf unter denen AuS moumlglich sind Finden AuS statt muumls-sen ndash unabhaumlngig von der Spannungshouml-he und der Spannungsart ndash eine gefaumlhrli-che Koumlrperdurchstroumlmung und die Gefahr eines Lichtbogens immer ausgeschlossen sein Dies ist allerdings nur in seltenen Faumlllen durch die Art der Anlage gegeben In der DGUV Regel 103-011 bdquoArbeiten unter Spannung an elektrischen Anlagen und

Betriebsmittelnldquo werden Verfahren zum Durchfuumlhren von AuS beschrieben Dabei ist zunaumlchst eine Gefaumlhrdungsbeurteilung noumltig Auf deren Grundlage entscheidet der Unternehmer uumlber die Anwendung der AuS-Arbeitsmethode

AuS duumlrfen nur durchgefuumlhrt werden wenn die Sicherheit und der Gesundheits-schutz aller an den Arbeiten beteiligten Personen sichergestellt werden kann In der Regel wird dies nur durch geeignete Arbeitsverfahren sowie mit gut ausgebil-detem und ausgeruumlstetem Personal er-reicht Die Tabelle 5 zum sect8 der DGUV Vorschrift 3 gibt eine Uumlbersicht zu den Randbedingungen fuumlr die Auswahl des

das Heranfuumlhren von Spannungspruumlfern zum Durchfuumlhren der 3 Sicherheitsregel

das Abklopfen von Raureif mit isolieren-den Stangen oder

das Heranfuumlhren von geeigneten Hilfs-mitteln zum Reinigen

Bei allen Beispielen legt der Arbeitsver-antwortliche die technischen organisato-rischen und persoumlnlichen Sicherheits-maszlignahmen fest Er ist fuumlr die Umsetzung der Schutzmaszlignahmen durch die Be-schaumlftigten verantwortlich

Durchfuumlhrung der Arbeiten Jeder der an elektrischen Anlagen arbei-tet muss den Zustand der Anlage kennen Besonders wichtig ist

Wurden die 5 Sicherheitsregeln ange-wendet

Stehen noch Teile unter Spannung Welche Fehler bestehen an der Anlage

Der Arbeitsverantwortliche muss deshalb die sichere Durchfuumlhrung der Arbeiten kontrollieren und bei Abweichungen so-fort korrigieren Uumlber Veraumlnderungen des Schaltzustandes oder das Aufheben einer der 5 Sicherheitsregeln muss er die Arbei-tenden informieren

Fazit Um an elektrischen Anlagen sicher arbei-ten zu koumlnnen muumlssen die Arbeiten ge-plant werden Dabei ist zu beachten

Die Gefaumlhrdungsbeurteilung zeigt die noumltigen Schutzmaszlignahmen auf

Der Anlagenverantwortliche muss den Arbeitsverantwortlichen uumlber die Schutzmaszlignahmen an der Anlage ein-weisen

Der Arbeitsverantwortliche setzt die Schutzmaszlignahmen vor Ort um indem er alle Beschaumlftigte an der Anlage infor-miert einweist notfalls unterweist und kontrolliert

Allen Personen die an der elektrischen Anlage arbeiten muumlssen die Schutz-maszlignahmen bekannt sein Peter Westphal

rarr Info Fachgebiet Elektrische Gefaumlhrdung Tel 0221 3778-6178

Referat Elektrohandwerke im Fachgebiet Elektrohandwerke Unternehmermodell Tel 0221 3778-2414

Ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeurteilung Papierversion GB 002-B App fuumlr Smart-phone oder Tablet wwwbgetemde Webcode 13542847

Personals bei bestimmten Taumltigkeiten Deshalb ist es u a bei folgenden Arbei-ten zwingend notwendig eine schriftliche Anweisung der notwendigen Schutzmaszlig-nahmen mit Erlaumluterungen zu geben

Sicherungsleisten montieren und de-montieren

Abzweigmuffen von Hausanschlusskaumls-ten montieren

Montagearbeiten in Hilfsstromkreisen zur Fehlereingrenzung durchfuumlhren oder

Teilstromkreise uumlberbruumlcken Diese Taumltigkeiten duumlrfen nur Elektrofach-kraumlfte mit besonderer Ausbildung und schriftlicher Beauftragung durchfuumlhren

Bei Spannungen die unter 50 V AC bzw 120 V DC liegen duumlrfen auch Laien die Ar-beiten durchfuumlhren ndash sofern die Gefaumlhr-dung durch Lichtboumlgen ausgeschlossen ist Beispiel das Auswechseln von Batteri-en mit geringer Energie

Folgende Arbeiten koumlnnen in der Regel auch EuP unter Leitung und Aufsicht einer Elektrofachkraft durchfuumlhren

Sicherheit hat Vorrang Arbeiten sollten gene-rell im spannungsfreien Zustand stattfinden

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Das Unfallgeschehen bei der BG ETEM ist erfreulicherweise seit Jahren ruumlck-

laumlufig Unerfreulich ist hingegen die Entwicklung bei den Unfaumlllen durch elektrischen Strom (siehe Abbildung bdquoGemeldete und meldepflichtige Strom- unfaumllleldquo) Die steigende Zahl der elektri-schen Unfaumllle wirft bei der BG ETEM die Frage auf welche Maszlignahmen sinnvoll sind um diesen Negativtrend zu stoppen und umzukehren

Etwa 90 Prozent der elektrischen Unfaumllle sind im Bereich der Niederspannung (bis 1000 V Wechselspannung) zu verzeich-nen Betroffen ist uumlberwiegend Fachperso-nal die Elektrofachkraumlfte Unfallursache ist in den meisten Faumlllen dass die 5 Si-cherheitsregeln nicht oder nur unvollstaumln-dig angewendet wurden

Daher hat die BG ETEM beschlossen den Unternehmen und ihren Verantwortli-

Immer wieder kommt es zu elektrischen Unfaumlllen weil die 5 Sicherheitsregeln nicht beachtet werden Daher hat die BG ETEM nun Checklisten entwickelt mit deren Hilfe die richtige Anwendung dieser Regeln uumlberpruumlft werden kann

chen ein Hilfsmittel anzubieten mit dem sie vor Beginn elektrotechnischer Arbeiten innerhalb weniger Minuten uumlberpruumlfen koumlnnen ob die 5 Sicherheitsregeln richtig und vollstaumlndig angewendet wurden Da-

mit wird auch uumlberpruumlft ob die in der Gefaumlhrdungsbeurteilung festgelegten Maszlignahmen richtig umgesetzt wurden al-so eine ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeurtei-lung vor Ort gemacht wurde

Fuumlr die drei Bereiche Energieversor-gungsunternehmen (EVU) Industrie und Elektrohandwerk hat die BG bdquoChecklisten zur Arbeitsfreigabe nach den 5 Sicher-heitsregelnldquo erarbeitet Unterschieden nach jeweils mehreren typischen Taumltig-keitsfeldern die den groumlszligten Teil der elektrotechnischen Arbeiten in der Nieder-spannung abdecken stehen insgesamt elf Checklisten zur Arbeitsfreigabe zur Ver-fuumlgung Hartmut Oelmann

rarr info Die oben abgebildete und zehn weitere Checklisten koumlnnen unter wwwbgetemde Webcode 12201321 (Link anklicken Rubrik bdquoPraxishilfenGefaumlhrdungsbeurteilungldquo) als pdf- und als Word-Dateien herunterge-laden werden Die Word-Dateien koumlnnen in eigene Dokumente eingefuumlgt werden

Umsetzung der 5 Sicherheitsregeln in der Elektrotechnik

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2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

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Meldepflichtige Stromunfaumllle (ge3 Kalendertage Arbeitsunfaumlhigkeit)

Gemeldete Stromunfaumllle

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Gemeldete und meldepflichtige Stromunfaumllle (Quelle BG ETEM)

Die Checkliste bdquoEVUndashArbeiten an

Zaumlhleranlagenldquo ist eine der neuen

BG-Hilfen

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Was haben eine kerntechnische An- lage eine Intensivstation ein Flug-

zeugtraumlger und der internationale Bank-handel gemeinsam Ihre Organisation erfordert hohe Zuverlaumlssigkeit Ein Fehler kann katastrophale Ausmaszlige annehmen

Die Namen Tschernobyl Bhopal Har-risburg und Lehman Brothers haben sich in unser kollektives Gedaumlchtnis einge-brannt Sie stehen fuumlr die verheerenden Folgen die aus der Fehlfunktion eines komplexen technischen Systems erwach-sen koumlnnen Das Zusammenwirken uner-warteter Ereignisse mit zunaumlchst unbedeu-tend erscheinenden Fehlentscheidungen lieszligen die Systeme auszliger Kontrolle gera-ten Mit verheerenden Folgen fuumlr Men-schen Umwelt oder das weltweite Finanz-system

Eine ganze Forschungsrichtung hat sich seit den Neunzigerjahren des vergange-nen Jahrhunderts etabliert um dem Pro-blem zu begegnen Die High Reliability Theory (HRT) ndash zu Deutsch Theorie der hohen Zuverlaumlssigkeit

Ihre grundlegende Annahme ist es dass Fehlervermeidung allein nicht aus-reicht Auch nicht mit immer detaillierte-ren Anweisungen Vielmehr wird auf hin-tereinander gestaffelte Sicherungssyste-me gesetzt und vor allem auf eine beson-dere Achtsamkeit gegenuumlber Fehlern und Abweichungen Das Gespuumlr der Beschaumlf-tigten fuumlr problematische Situationen soll genutzt werden Dafuumlr muss im Unterneh-

Wie Organisationen Achtsamkeit erwerben und so die Arbeitssicherheit verbessern koumlnnen

men eine Kultur etabliert werden die die-se praumlventive Sorge aufmerksam aufgreift und in maszliggeschneiderte Rituale oder Prozesse bringt und diese staumlndig opti-miert

Viele Unternehmen verstehen sich mitt-lerweile als High-Reliability-Organisation (HRO) und zeichnen sich durch ihre beson-dere Achtsamkeit im Umgang mit komple-xen Technologien aus Obwohl manche technische Systeme in ihrer Dynamik prin-zipiell nicht vollstaumlndig beherrschbar sind

oder kleine Fehler uumlberpro-portional schwerwiegen-de Folgen haben koumlnnen haben sie die Faumlhigkeit entwickelt diese nahe-zu unfallfrei zu betrei-

ben Was liegt also naumlher als ihr Wissen zu nutzen um der Vision Zero naumlherzukommen einer Arbeitswelt ohne Arbeitsunfaumllle

Dr Just Mields Arbeitspsychologe bei der BG ETEM hat dazu die beiden Exper-ten Dr Annette Gebauer und Stefan Guumln-ther befragt

Wie gelingt es einer High-Reliability- Organisation dass letztlich erwartbare Fehler nicht zu einer Katastrophe fuumlh-ren Annette Gebauer Eine Organisation die sich High-Reliability-Organisation nennt hat ihren Titel eigentlich schon verspielt Wenn wir von HRO sprechen reden wir nicht von der festen Eigenschaft einer Or-ganisation auf der sie sich ausruhen kann Vielmehr meinen wir eine fortwaumlh-

Stichwort Zuverlaumlssigkeit

Aus Fehlern kollektiv lernen

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rende Aktivitaumlt des selbstkritischen Pruuml-fens Hinterfragens und Lernens in einem komplexen riskanten Umfeld

Was bedeutet das konkret Annette Gebauer Das ist vielleicht am besten mit dem fortwaumlhrenden Training einer Fuszligballmannschaft im Spitzenfeld zu vergleichen Jedes Spiel birgt neue Ri-siken auf die sich die Mannschaft vorbe-reiten muss ohne genau zu wissen ob die Taktik von gestern fuumlr morgen noch gilt Houmlrt man mit dem Training der Ana-lyse von besonderen Gegebenheiten oder des Fitnesszustands des Gegners und auch der eigenen Mannschaft auf ist der Abstieg sicher Deshalb sprechen wir auch lieber von High Reliability Organizing oder High Reli-ability Seeking Organizations Das Be-sondere dieser Form des Organisierens besteht darin sich nicht nur auf solide bdquostandard operating proceduresldquo zu ver-lassen sondern Teams fuumlr das Erkennen und den Umgang mit unerwarteten Plan-abweichungen und undurchsichtigen komplexen Situationen bewusst vorzube-reiten Gemeint ist eine kollektive Kompe-tenz der Organisation die mehr ist als die Faumlhigkeit der einzelnen Spieler

Was kennzeichnet den HRO-Ansatz und welche bdquoWerkzeugeldquo haben sich be-waumlhrt Annette Gebauer Es gibt zahlreiche Moumlg-lichkeiten mit High Reliability Organizing anzufangen Bewaumlhrt haben sich zum Bei-spiel kurze in den Alltag eingebaute kol-

Im Team lassen sich unerwartete und komplexe Situatio-nen leichter erkennen und durchschauen

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lektive Achtsamkeitsrituale in denen be-wusst nach Besonderheiten und Abwei-chungen gefragt wird Ein zentrales Ele-ment des Crew- oder Cockpit Ressource Managements ist das gezielte Uumlben von Widerspruch gegenuumlber dem Piloten oh-ne den Respekt voreinander zu verlieren

Wie kann man das im betrieblichen Alltag umsetzen Annette Gebauer Ich persoumlnlich halte gute strukturierte Briefing- und Debrie-fing-Gespraumlche fuumlr sehr wertvoll Im Brie-fing-Gespraumlch gewinnt jedes Teammit-glied ein besseres Verstaumlndnis von der geplanten Aufgabe sodass jeder mitden-ken kann Im Debriefing-Gespraumlch reflek-tiert das Team an welchen Stellen es zu Planabweichungen gekommen ist und wie es mit dem Unerwarteten umgegangen ist Die Faumlhigkeit des eher geistesgegen-waumlrtigen Handelns im Moment wird damit nicht einfach dem Zufall oder dem Einzel-nen uumlberlassen sondern sie wird zum Gegenstand des Lernens im Team Eine weiteres Achtsamkeitsritual sind Er-eignis- oder Musteranalysen von unerwar-teten Fehlern und Ereignissen die zum Organisationslernen genutzt werden Hie-rarchie- und fachuumlbergreifende Teams er-gruumlnden vor Ort die Bedingungen und Zu-sammenhaumlnge des Misslingens Sie nut-zen wie wir es nennen ein unerwartetes Ereignis als Fenster zum System Individu-elle Schuldzuweisungen sind hier tabu und damit erleben die Beteiligten etwas was sonst meist nur gefordert wird eine Kultur des offenen Umgangs mit Fehlern

Hat der HRO-Ansatz Einfluss auf die Rolle von Management und Fuumlhrung Stefan Guumlnther Fuumlhrung ist nicht alles aber ohne Fuumlhrung ist alles nichts In die-ser Kultur besteht ein Unterschied fuumlr Fuumlh-rungskraumlfte darin in bestimmten Phasen die hierarchischen Unterschiede auszu-blenden Expertise Wahrnehmungen und Annahmen anderer weder zu dominieren noch abzuwerten oder einzuschuumlchtern Wir sprechen auch von Wir-Kultur statt Ihr-Kultur die sich eher auf Kritik Appelle Vorgaben und Sanktionen reduziert Fuumlhrungskraumlfte akzeptieren dass sie oft Unwissende sind und sie das Wissen anderer zur differenzierten Bearbeitung bestehender Probleme und zukuumlnftiger Risiken zusammenbringen muumlssen Sie werden also zu Fragenden Ermoumlglichern Unterstuumltzern und Ermutigern

Das bedeutet auch Fuumlhrungskraumlfte muumlssen umdenken Stefan Guumlnther Ja die entscheidenden Veraumlnderungen der Fuumlhrungsrolle zeigen sich immer sowohl im System ndash zum Bei-spiel offenes Fragen nach Besonderhei-ten Szenarien zur Vorbereitung auf Uner-wartetes Reagieren auf Abweichungen von Standards ndash als auch in der Arbeit am System Zum Beispiel die Bedeutung von Sicherheitsverhalten in Beurteilung und Personalentwicklung Beruumlcksichti-gung von Sicherheitsexpertisen in der Planung Einfuumlhren und Sicherstellen neuer Prozesse Methoden Werkzeuge Weitere erfolgskritische Aspekte von Fuumlhrung sind die in der Belegschaft wahr-genommenen Entscheidungen der Fuumlh-rungskraumlfte wenn es um den Konflikt Sicherheit ndash ProfitabilitaumltZeit oder den Umgang mit dem Spannungsfeld Offen-heit ndash Umgang mit Sanktionen geht Oft haben Fuumlhrungskraumlfte die bestehende Kultur mit guten Absichten mitgepraumlgt zu deren Veraumlnderung sie jetzt aufrufen Kurzum Wenn Fuumlhrung nicht bereit ist sich selbst als Bestandteil des Problems und der Loumlsung zu sehen und zu reflek-tieren hat HRO keine echte Chance

Laumlsst sich der HRO-Ansatz auch auf kleine Unternehmen uumlbertragen und wel-che Tools wuumlrden Sie hier empfehlen Stefan Guumlnther Aber natuumlrlich denn hier kann Fuumlhrung viel schneller ein System in Bewegung bringen vorausgesetzt eine kritische Masse sieht darin einen Nutzen und gibt dieser Idee einen Sinn Ist die Notwendigkeit mal erkannt kann man die gesamte Fuumlhrungsmannschaft schneller an den Tisch bekommen und

mit weniger beteiligten Schnittstellen Gremien und einfacheren Entscheidungs-strukturen oft effektiver arbeiten Damit kommt man besser an die entscheiden-den Einflussfaktoren der Organisation Die Instrumente sind prinzipiell die glei-chen wie z B Ereignisanalysen Selbst-einschaumltzung der Sicherheitsarbeit Ritua-le fuumlr unsichere Zustaumlnde etc Manchmal muss man jedoch die Instrumente anpas-sen oder zuschneiden auf die konkreten Bedingungen und die Sprache der Ziel-gruppen

Woran erkenne ich High Reliability Organizing Stefan Guumlnther Wenn ich mich als Frem-der regelwidrig verhalte kommt schnell eine Person auf mich zu die mit mir die Regel aufgreift und mich respektvoll und bestimmt anleitet Oder ich werde erken-nen dass in der Analyse kleiner Abwei-chungen oder sogenannter Beinahe-Un-faumllle kein Schuldiger gesucht wird son-dern die Bedingungen erkundet und die Ursachenbehebung Zeit und Aufmerksam-keit bekommt

Wie groszlig ist der Aufwand um sich als Unternehmen in Richtung Achtsamkeit und Sicherheitskultur zu bewegen Annette Gebauer Die groumlszligte Herausfor-derung ist das Behalten eines langen Atems Meistens starten Unternehmen aus einer Krisensituation heraus und sind bereit in die Entwicklung ihrer Achtsam-keitskultur zu investieren HRO braucht aber ein kontinuierliches Investment in Kommunikation und Information Training und Pruumlf- und Lernschleifen

Zur Person

Stefan Guumlnther ist Geschaumlftsfuumlh-rer der WSM GmbH und Netz-werkpartner der ICL GmbH Als Experte fuumlr

Management- und Fuumlhrungskraumlf-teentwicklung Strategie und Change Coaching von Schluumlssel-personen Beraterqualifizierung ist er unter anderem fuumlr ABB EnBW BASF ThyssenKrupp oder Lufthansa taumltig

Zur Person

Dr Annette Gebauer ist Inhaberin der ICL GmbH und auf High Reliabili-ty Organizing sowie Kultur-

und Managemententwicklung spezialisiert Sie unterstuumltzt Unter-nehmen wie ThyssenKrupp BASF SAP RWE Coca-Cola Commerz-bank Sabic Boehringer-Ingelheim und andere

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Der Stellenwert der bdquoBetrieblichen Gesundheitsfoumlrderungldquo hat in den

letzten Jahren stetig zugenommen Viele Unternehmen haben erkannt dass es oumlkonomisch sinnvoller ist in Gesundheit Motivation und Leistungsfaumlhigkeit der Beschaumlftigten zu investieren als hohe Kosten fuumlr Krankheit Produktionsausfall Ersatz und Wiedereingliederung zu tragen

Wissenschaftliche Studien haben ermit-telt dass fuumlr jeden fuumlr betriebliche Ge-sundheitsfoumlrderung eingesetzten Euro im Durchschnitt 240 Euro zuruumlckflieszligen Die-ser Erfolg wird erbracht durch gesunde motivierte Mitarbeiter eine hohe Effizienz und geringere Ausfallzeiten So steigern Betriebe mittel- bis langfristig ihren Ge-winn Die gewinnsteigernden Effekte sind

Motivation der Beschaumlftigten Verbesserung des Gesundheitszustan-des aller Beschaumlftigten

Verbesserung der innerbetrieblichen Kommunikation

bessere Produktqualitaumlt houmlhere Attraktivitaumlt des Unternehmens bzw besseres Image

Zu vorausschauendem Management gehoumlrt es auch die Gesundheit und Motivation der Beschaumlftigten zu foumlrdern Ein neues Seminar zeigt Strategien die sich praktisch bewaumlhrt haben

Steigerung der Produktivitaumlt und Flexibi-litaumlt

langfristige Reduzierung der Fehlzeiten der Fluktuationsraten und der damit verbundenen Kosten

In dem vorliegenden Seminar wird ge-zeigt wie diese Ziele realisiert werden koumlnnen Im Einzelnen wird dabei den fol-genden Fragen nachgegangen

Wie muss unser Unternehmen organi-siert sein um eine erfolgreiche Gesund-heitsfoumlrderung und die Work-Life-Balan-ce der Beschaumlftigten zu verwirklichen

Wie erreichen wir dass die Mitarbeiter und Vorgesetzten sich wirklich immer richtig verhalten und das Thema Ge-sundheit verinnerlichen

Wie bekommen wir das Thema Gesund-heit in die Koumlpfe der Beschaumlftigten

Was koumlnnen wir noch machen als im-mer wieder auf das richtige Verhalten hinzuweisen

Wie koumlnnen gesunde Angewohnheiten entstehen

Wie koumlnnen wir die Gesundheit der Mit-arbeiter nachhaltig steuern

Um diese Fragen zu beantworten werden im Seminar pragmatische Loumlsungen entwickelt Damit profitierten die Unter-nehmen ebenso wie Fuumlhrungskraumlfte und Beschaumlftigte

rarr info Seminar Unternehmenserfolg durch gesunde und motivierte Mitarbeiter Termine 22072016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-041) 16122016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-042) wwwbgetemde Webcode 11326642

Seminar fuumlr Fuumlhrungskraumlfte

Ein Schluumlssel zum Erfolg

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wwwbgetemde Webcode 12484059

Aufblaumlttern Nachlesen Anwenden etem ndash das Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung

Als E-Paper und PDF im Netz jederzeit verfuumlgbar

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Tag 1 Ohne Deckung

Ich blicke in verschlafene Gesichter Nach dem Fruumlhstuumlck in der Truppen-

kuumlche beginnt der erste Lehrgangstag puumlnktlich um 7 Uhr zunaumlchst im Houmlr-

saal Oberstleutnant Volker Dewenter wird uns in den kommenden Tagen

als Houmlrsaalleiter auf allen theoretischen und praktischen Stationen der

Ausbildung begleiten

Ausfuumlhrlich erklaumlrt er verschiedene Typen von Minen und welchen Scha-

den sie anrichten koumlnnen Wir gehen Szenarien wie zum Beispiel das Ver-

halten an Checkpoints durch eroumlrtern die verschiedenen Situationen einer

moumlglichen Geiselnahme und besprechen Details wie die Vor- und Nachteile

des Tragens von Eheringen in unterschiedlichen Kulturraumlumen

Bei der Besichtigung eines beschossenen Autos wird mit Hollywood-

Mythen aufgeraumlumt Beim Anblick der total durchloumlcherten Fahrzeugtuumlr wird

schnell klar Bei Beschuss durch Pistole oder Maschinengewehr im Stile der

bdquoStirb langsamldquo-Filme sucht man besser woanders Schutz

Nachmittags steht Waffenkunde auf dem Lehrplan Wir werden zunaumlchst

mit den gebraumluchlichsten Waffen der Bundeswehr vertraut gemacht Nur

wenige meiner Kollegen nehmen das Angebot an eine Panzerfaust oder ein

Maschinengewehr in die Hand zu nehmen um ein Gefuumlhl dafuumlr zu bekom-

men Beeindruckend ist die Wirkung der Waffen Egal ob Glas Holz Be-

ton oder Metall Nahezu alle Materialien geben fruumlher

oder spaumlter nach

Als wir Attrappen von Sprengfallen und Blindgaumlngern in

einem unuumlbersichtlichen Feld finden sollen gibt es den

ersten fiktiven Zwischenfall Mehr als 30 Minen-Dummies

sind teils offensichtlich teils sorgfaumlltig versteckt Dass wir

in unserer Unbekuumlmmertheit auf den Druckzuumlnder einer

neben dem Weg platzierten Antipersonenmine treten ist

natuumlrlich von den Ausbildern beabsichtigt So lernen wir

welche Gefahren abseits der befestigten Straszligen lauern

koumlnnen Auch wenn es keine echte Explosion gibt und die

Mine nur ein Dummy war hat die Lektion gesessen

In Krisenregionen garantiert die Kennzeichnung bdquoPressldquo keinen Schutz vor unangenehmen Situationen

Diese fuumlnf Tage bereiten auf das Schlimmste vor Die Teil -

nehmerinnen und Teilnehmer werden beschossen aus ihrem Auto gezerrt oder sogar entfuumlhrt Das Ziel dieser realistischen Sze-narien auf dem Trainingsgelaumlnde der Bundeswehr im fraumlnkischen Hammelburg ist es Reporter auf den Einsatz in Kriegs- und Krisen-gebieten vorzubereiten Bundes-wehr-Redakteurin Ulrike Jenssen hat die Ausbildung mitgemacht Hier Teile ihres Tagebuchs

BG ETEM und Bundeswehr bieten spezielles Training fuumlr Journalisten in Krisengebieten

Seminare

Anleitung zum Uumlberleben

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Tag 2 Achtung Granate Viele von uns tragen an diesem Morgen das erste Mal ei-ne ballistische Schutzweste der sogenannten Schutzklas-se 4 wie sie auch die Bundeswehrsoldaten in den Ein-satzgebieten tragen Die Weste wiegt zwoumllf Kilogramm weil sie mit schweren Platten aus einem speziellen Verbund-werkstoff verstaumlrkt ist Auszligerdem bekommen wir einen Helm und lernen dass der lediglich vor Splittern aber nicht zwin-gend vor direktem Beschuss schuumltzt

Wir sollen den Buumlrgermeister eines kleinen Dorfes in einer Krisenregion interview-en Mit meiner kleinen Gruppe ndash dem Tonassistenten der Kamerafrau und der Produzentin ndash laufe ich durch das Dorf Ploumltzlich fallen Schuumlsse Granate Sie faumlllt vor meine Fuumlszlige Ich habe Panik und renne weg Das sagt mir mein Instinkt

Soldaten wissen natuumlrlich dass ich mich in den maximal drei Sekunden bis eine scharfe Handgranate in einem echten Szenario explodiert waumlre kaum haumltte um-drehen koumlnnen Und schon gar nicht haumltte ich es geschafft mich aus dem Gefahrenra-dius in Sicherheit zu bringen Ich haumltte mich einfach nur hinschmeiszligen sollen Liebes Ta-gebuch Schon am zweiten Tag des Lehr-gangs bin ich das erste Mal tot Nachmittags fahren wir auf die Schieszlig-bahn Mit Gefechtsmunition wird uumlber unsere Koumlpfe hinweggeschossen Wir sollen heraus-houmlren wo sich die Schuumltzen aufhalten und ob wir uns vor oder hinter der Schusslinie befin-den Das ungeuumlbte Gehoumlr hat zunaumlchst keine Chance aber wir werden immer besser

Tag 3 Carjacking

Mit den weiszligen Kleinbussen fahren wir morgens wieder in das bdquoKrisenge-

bietldquo Auf dem Fahrzeug ist gut sichtbar das Schild bdquoPressldquo angebracht

doch auch heute wird unsere journalistische Unabhaumlngigkeit mit Sicher-

heit nicht respektiert werden Wir haben vor Fahrtbeginn eine Karte zur

Orientierung bekommen Fuumlr einen perfekten Reportage-Tag in der Krisen-

region werden uns auszligerdem ein Sprachmittler und ein Fahrer zur Seite

gestellt

Mehrere Checkpoints muumlssen passiert werden Die Durchsuchungen

lassen wir mit professioneller Distanz uumlber uns ergehen auch wenn sie

unangenehm sein koumlnnen bloszlig keinen Anlass geben Immer wieder will

man wissen wer wir sind und wohin wir wollen Die Grenze zwischen Be-

fragung und Verhoumlr ist flieszligend

Als wir gerade auf dem Weg zu einem Pressetermin sind wird unser

Fahrzeug von bewaffneten Maumlnnern umzingelt Carjacking Die Autos sind

weg und wir muumlssen uns zu Fuszlig durch den Wald zur naumlchsten Stadt durch-

schlagen Im einzigen Gasthaus muumlssen wir Verhandlungsgeschick bewei-

sen Man spricht weder Deutsch noch Englisch will

aber Bares sehen Fuumlr viel Geld gibt es

wenig Luxus Der Betonboden ist kalt

und die Raumlumlichkeiten sind nur maumlszligig

beheizt Bevor wir uns auf den Feldbet-

ten niederlassen teilen wir Wachen ein

Sicher ist sicher

Autodiebe uumlberfallen den Presse-Konvoi

Arme schoumln hochhalten Die Rollenspieler sind nicht zimperlich

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Vermummte stuumlrmen in die Herberge der Journalisten

Tag 4 Stunden der Ungewissheit

Von der unruhigen Nacht gezeichnet freuen sich morgens

alle auf einen heiszligen Kaffee und das Fruumlhstuumlck in der Her -

berge obwohl klar ist dass die naumlchste Uumlberraschung nicht

lange auf sich warten lassen wird Kaum ist der Kaffee ge -

trunken houmlren wir drauszligen auch schon Gewehrfeuer Alle

springen vom Fruumlhstuumlckstisch auf und rennen in Richtung

des Bunkers Der wird jedoch nicht schnell genug erreicht

Ein Dutzend schwerbewaffnete Vermummte ist bereits im

Haus Mit dieser Erstuumlrmung beginnt die Geiselnahme

die Ungewissheit hellip

Als es vorbei ist steht die Sicherheit an erster Stelle Psy -

chologen Sanitaumlter und der Lehrgangsleiter stehen bereit

um das Erlebte mit uns auszuwerten und gemeinsam zu ver-

stehen Alle sind wohlauf fuumlhlen sich mental gefestigt und

sind auch physisch noch einigermaszligen fit Abends ist Zeit

die Eindruumlcke zu ordnen und sich aus-

zutauschen Das

Erlebte bleibt ndash

ebenfalls aus Sicher-

heitsgruumlnden ndash

zwischen den Teilneh-

mern und wird nicht

berichtet

Tag 5 Sensibilisiert Der letzte Tag im Houmlrsaal Ein Sanitaumltsfeldwebel gibt uns praktische Tipps zur Wundschnellversorgung und erklaumlrt worauf es ankommt wenn man Schuss- und Brandverletzungen versorgen muss Und wie lautet eigentlich die Notrufnummer in diesem oder jenem Land Wo ist das naumlchste Krankenhaus Es sind einfache Fragen die man bereits vor der Reise in das Krisengebiet beantworten koumlnnen sollte Zeit fuumlr ein Fazit Viele fuumlhlen sich nun fuumlr kuumlnftige Reisen in Krisengebiete besser vorbereitet Einige meiner Kollegen sagen dass sie die Gefahr zuvor un-terschaumltzt und jetzt einen geschulteren Blick fuumlr De-tails haumltten Es stimmt Sensibilisiert fahre ich nach Hause und aufmerksamer als sonst betrachte ich den Wegesrand

Journalisten in Krisenregionen

Die BG ETEM versichert auch viele Journalisten Daher bietet sie dieses Seminar zusammen mit dem Bundesverteidigungsministerium Es wendet sich ausschlieszliglich an Journalistinnen und Journalisten die aus beruflichen Gruumlnden in Krisen- und Kriegsgebieten taumltig sind oder sich auf Einsaumltze in diesen Regionen vorberei-ten Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten des Personenschutzes oder von gemeinnuumltzigen Organisationen sind nicht zugelassen Ziel des Seminars Die Veranstaltung vermittelt in fuumlnf Tagen grund-legende Kenntnisse zum Umgang mit potenziel -len Gefahren fuumlr die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten Konkrete Gefaumlhrdungen sollen bewusst gemacht und moumlgliche Vermeidungs-strategien aufgezeigt werden Daruumlber hinaus bietet der Lehrgang eine Erste-Hilfe-Ausbildung und Hilfen zur Stressverarbeitung

Inhalt des Seminars Wirkung von Waffen Munition Kampfmitteln und Schutzmaszlignahmen

Erkennen und Vermeidung von Gefahren durch Minen und Sprengfallen

Verhalten in komplexen Situationen ein-schlieszliglich Gefangennahme

Lebensrettende Erstversorgung Verwundeter Zusammenarbeit zwischen Streitkraumlften und Journalisten im Einsatzland

Begleitung der Truppe bei Patrouillen und Schutzaufgaben

Psychische Belastungen und Praumlvention von Traumatisierungen

Versicherungsschutz durch die BG im In- und Ausland

Anmeldung bildung-wiesbadenbgetemde

Veranstaltungstermine 2016 im April Juli November und Dezember Ort Ausbildungs-zentrum der Bundeswehr in Hammelburg

rarr Info wwwbgetemde Webcode 14363753 Seminardatenbank Veranstaltungsnummer 146

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Waumlhrend der Dienstreise im Ausland geschieht ein Unfall Erste Hilfe ist

gefragt gegebenenfalls muumlssen Ver- sicherte zudem aumlrztlich versorgt werden Doch wie kommt man auf kuumlrzestem Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus

Um auch im Ausland optimale medizi-nische Versorgung gewaumlhrleisten zu koumln-nen hat die BG ETEM fuumlr ihre Versicherten gemeinsam mit der DRK Assistance einen 24-Stunden-Notruf eingerichtet Ein Anruf genuumlgt um etwa die schnelle Verlegung in ein geeignetes Krankenhaus vor Ort oder einen Krankenruumlcktransport zu or- ganisieren Die DRK Assistance bietet ein weltweites Netzwerk von Aumlrzten und Dienstleistern und kann nach der Unfall-meldung sofort Kontakt mit dem be- handelnden Arzt vor Ort aufnehmen So lassen sich Fragen zur Diagnose Qualitaumlt der Behandlung oder Kostenuumlbernahme kurzfristig klaumlren

Welches geeignete Arzneimittel steht im Ausland zur Verfuumlgung und wo sind deutsch- oder englischsprachige Aumlrzte zu finden Auch dazu koumlnnen Versicherte uumlber die Notfall-Hotline qualifiziert bera-ten werden

Auch wer beruflich im Ausland unterwegs ist kann auf den Schutz durch die BG ETEM zaumlhlen Eine Notfall-Hotline sichert Erreichbarkeit rund um die Uhr

Damit die Notrufnummer immer griffbereit ist bietet die BG ETEM spezielle Visiten-karten an (Bezugsmoumlglichkeiten unter info) Betriebe koumlnnen diese an ihre Beschaumlftigten vor Auslandsaufenthalten verteilen

Dokumentation Grundsaumltzlich muss die Berufsgenossen-schaft uumlber meldepflichtige Unfaumllle sofort informiert werden ndash auch wenn sie im

Notfall-Hotline der BG ETEM

Anruf genuumlgt

Ausland passieren Das gilt ebenfalls bei begruumlndetem Verdacht auf eine Berufs-krankheit Arbeitgeber nutzen dazu die-selben Formulare wie im Inland Schwere oder gar toumldliche Unfaumllle sind telefonisch zu melden

Nach der Ruumlckkehr Wenn Beschaumlftigte nach ihrer Ruumlckkehr noch medizinische Behandlung brauchen oder sie weiterhin arbeitsunfaumlhig sind muumlssen sie direkt den Durchgangsarzt aufsuchen Dabei empfiehlt es sich diesem saumlmtliche aumlrztlichen Berichte aus dem Ausland (wie z B den Medical Report siehe Infokasten links) vorzulegen Nur so kann sich der Arzt ein Bild uumlber die bisherige Versorgung machen und die Folgebehandlung darauf abstimmen

Wichtiger Hinweis Einige Krankheiten machen sich moumlglicherweise erst nach der Dienstreise bemerkbar manchmal sogar erst Monate spaumlter Bei Sympto-men wie beispielsweise ungeklaumlrtem Fieber oder anhaltenden Durchfaumlllen Hautveraumlnderungen Gelenkschwellungen Kopfschmerzen starkem Gewichtsverlust oder Lymphknotenschwellungen die etwa nach einem Tropen-Aufenthalt auftreten heiszligt es sofort zum Arzt Nancy Schmidt

rarr info Visitenkarte mit Notruf-

nummer der BG ETEM (siehe oben) als Download unter wwwbgetemde Webcode 11234792 oder per E-Mail

unter rehabgetemde

Medical Report

Im Medical Report dokumentiert der behandelnde Arzt eine aumlrztliche Behandlung im Ausland Er dient auch als Beweismittel fuumlr spaumltere Anspruumlche gegenuumlber der Sozial-versicherung Es empfiehlt sich betroffenen Mitarbeitern die Formulare zur Verfuumlgung zu stellen Bezug Kepnerdruck GmbH wwwkepnerdeA_20_Medical_ Reportpdf

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Wir wollen unsere Unfallquote halbie-renldquo Stefan Schirm Abteilungslei-

ter Umweltschutz und Arbeitssicherheit bei der BSH Hausgeraumlte GmbH in Traun-reut hat ehrgeizige Ziele Und er ist damit nicht allein Werksleitung Fuumlhrungskraumlf-te Betriebsrat und Beschaumlftigte ziehen an einem Strang

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Produktion ohne Unfaumllle war die Kampagne bdquo10 Goldene Regeln der Ar-beitssicherheitldquo im Jahr 2013 Neben Werksleiter Guumlnter Striegel und dem Be-triebsratsvorsitzenden Walter Waltrich standen zehn Manager des Standorts Pate fuumlr jeweils eine der Regeln Und das gleich mehrfach

Ein Kalender zeigte die Fuumlhrungskraumlfte auf monatlichen Fotos in privaten Situa- tionen ndash beim Bogenschieszligen Hecke- schneiden Radfahren oder Bergsteigen Dabei machten sie klar dass es sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit auf verantwortliches Handeln ankommt bdquoWir

Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

wollten eine Bruumlcke zwischen Privat- und Arbeitsleben schlagenldquo erlaumlutert Stefan Schirm bdquodenn Sicherheit spielt uumlberall ei-ne Rolleldquo

Die Regeln wurden so formuliert dass das bdquoIchldquo also jeder Einzelne als verant-wortlich Handelnder im Mittelpunkt steht bdquoWir haben ganz bewusst nicht formuliert was man sollte muumlsste oder nicht darf Wir sagen den Leuten Schaut auf euch selbst und eure Sicherheit Dann koumlnnt ihr euch auch um andere kuumlmmernldquo

Infomarkt fuumlr alle Beschaumlftigten Um die Bedeutung der zehn Regeln zu un-terstreichen gab es einen Informations-markt fuumlr alle Beschaumlftigten des Stand-orts An insgesamt 15 Terminen konnten sich jeweils 170 Kolleginnen und Kollegen an den zehn Informationsstaumlnden uumlber die einzelnen Regeln informieren Die Fuumlhrungskraumlfte selbst praumlsentierten an den einzelnen Staumlnden bdquoihreldquo Regel und diskutierten mit den Beschaumlftigten Fuumlr

Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

Stefan Schirm wirkte dies besonders uumlberzeugend auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Denn die Manager stan-den persoumlnlich fuumlr das Thema Arbeits- sicherheit ein

bdquoWir haben versucht da so viel Leben wie moumlglich reinzubringenldquo erinnert er sich Die Beschaumlftigten hatten etwa die Moumlglichkeit persoumlnliche Schutzausruumls-tung gleich am Stand auszuprobieren Das habe zu recht lebhaften Gespraumlchen gefuumlhrt Und selbst kritische Geister die meinten schon alles zu wissen und zu kennen seien zu uumlberzeugen gewesen bdquoSpaumltestens bei der dritten Station haben auch die mitgemachtldquo

Im Rahmen der Kampagne im Fruumlhjahr 2013 wurden 750 Kalender und Plakate gedruckt sowie zehn Informationsstaumlnde gestaltet Ergaumlnzend dazu gab es Artikel in der Mitarbeiterzeitung des Standorts sowie im Intranet des Unternehmens

Langfristiges Konzept Erste Wirkung zeigte die Kampagne rund ein halbes Jahr nach den Informationsver-anstaltungen bdquoIm Herbst und Winter hat-ten wir eine Phase von vier Monaten ohne einen einzigen Arbeitsunfall mit Ausfall-zeitenldquo erinnert sich Stefan Schirm Sonst seien es bis zu zwei Unfaumllle monatlich

Klaus Rabenstein Leiter Industrial Engineering trat fuumlr gegenseitige Ruumlcksichtnahme ein

Beim Info-Markt stellten sich die Manager der Diskussion mit den Beschaumlftigten

betrieb amp praxis

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Der Mensch im Mittelpunkt

Die bdquo10 Goldenen Regeln der Ar-beitssicherheitldquo der BSH Hausgerauml-te GmbH in Traunreut stellen den einzelnen Beschaumlftigten in den Mit-telpunkt Jeder soll jederzeit in der Lage sein sich nach diesen Regeln zu verhalten 1 Ich achte stets auf meine eige-

ne Sicherheit und Gesundheit 2 Ich nehme Ruumlcksicht auf meine

Kollegen und mache sie auf ih-re Sicherheit aufmerksam

3 Ich informiere mich gut uumlber Arbeitssicherheit

4 Ich mache nur Arbeiten die ich sicher beherrsche

5 Ich verwende nur sichere Werk-zeuge und Maschinen die ich benutzen darf

6 Ich benutze immer die vorge-schriebene Schutzausruumlstung

7 Ich befolge alle Gebots- Ver-bots- und Warnzeichen

8 Ich achte besonders auf Stap-ler und andere Fahrzeuge

9 Ich beseitige Gefaumlhrdungen so-fort oder informiere umgehend meinen Vorgesetzten

10 Ich melde Unfaumllle sofort und lasse auch kleine Verletzungen behandeln

Entstanden ist die Kampagne letztlich aus einer Krise Als es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auch am Standort Traunreut Probleme gab wollten sich die Verantwortlichen nicht nur den uumlblichen Sparreflexen ergeben Sie entwi-ckelten das bdquoProgramm Traunreut 2020ldquo das neben vielen wirtschaftlichen Zielen auch Visionen fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement formulierte

bdquoDie lassen sich einfach zusammenfas-senldquo erklaumlrt Stefan Schirm bdquo100 Prozent gesunde Mitarbeiter und keine Unfaumllleldquo So soll zum Beispiel die Zahl der Arbeits-unfaumllle von sieben auf drei pro eine Milli-on Arbeitsstunden reduziert werden

Der Weg zu den zehn Regeln fuumlhrte auch uumlber ein Seminar der BG ETEM bei dem sich Fuumlhrungskraumlfte des Standorts mit dem verhaltensbedingten Arbeits-schutz auseinandersetzten Einen moumlgli-chen Ansatzpunkt zur weiteren Verbesse-rung des ohnehin schon guten Niveaus der Arbeitssicherheit identifizierten sie

darin klare Regeln zu formulieren und deren Einhaltung auch einzufordern Um dieses Ziel zu erreichen lassen Stefan Schirm und seine Kollegen auch nach der Kampagne von 2013 nicht locker

bdquoWir variieren die Themen immer wie-der derzeit unter dem Stichwort Arbeits-sicherheit 20lsquo machen Newsletter und Flyerldquo Die Fuumlhrungskraumlfte sprechen Ar-beitssicherheit und Gesundheitsschutz auch bei Betriebsversammlungen regel-maumlszligig an bdquoMan muss eben immer wieder neue Wege findenldquo

Weiter dran bleiben Am Standort Traunreut der BSH Hausgerauml-te GmbH entwickeln und produzieren uumlber 3000 Beschaumlftigte mehr als 22 Millionen Herde und Kochfelder pro Jahr Das Werks-gelaumlnde in der Naumlhe des Chiemsees ist so groszlig wie die Insel Mainau Die Fabrik um-fasst verschiedene Produktionsstufen von der Blechbearbeitung bis zur Endmontage der elektrischen Geraumlte und ist so Schirm

in der Produktionstiefe durchaus mit ei-nem Automobilwerk zu vergleichen Allein die Zunahme des Personalstands in den letzten Jahren macht deutlich dass Ar-beitssicherheit weiter ein zentrales Thema bleiben wird bdquoDie Kampagne war sicher mehr als ein Strohfeuerldquo ist sich Schirm sicher bdquodennoch muumlssen wir die Leute im-mer wieder wachruumlttelnldquo

rarr info wwwbsh-groupde Standort Traunreut

Der Leiter Produktmarketing auf der Leiter Lars Schubert praumlsentierte die vierte Regel bdquoIch mache nur Arbeiten die ich sicher beherrscheldquo

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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

betrieb amp praxis

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

betrieb amp praxis

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pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

27etem 012016

Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

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1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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wwwbgetemde twittercombg_etem

bg_etemyoutubecomdiebgetem xingtobgetem wwwbgetemde

Webcode 13671559

  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung

Arbeitsschutz ohne Grenzen Ein Hemd fuumlr weniger als 10 Euro eine Jeans fuumlr 1995 Was fuumlr uns ein Schnaumlppchen ist kann fuumlr andere ein persoumlnliches Risiko darstellen Arbeiterinnen und Arbeiter in den Textilfabriken in Pakistan Bangladesch und anderswo zahlen mit oft katastrophalen Arbeits- bedingungen den Preis fuumlr unsere billige Warenwelt

Das haben Praumlventionsfachleute der BG ETEM in Pakis-tan persoumlnlich erfahren Dort gehoumlren Maschinen ohne Schutzeinrichtungen ungeschuumltzter Umgang mit Chemi-kalien oder mangelhafte elektrische Installationen zum Alltag Und doch gibt es auch Anlass zur Hoffnung Denn die deutschen Experten haben mit ihren pakistanischen Kollegen erste Loumlsungen erarbeitet

Die internationale Zusammenarbeit nutzt nicht nur den Menschen in Bangladesch oder Pakistan sondern auch Ihnen und mir Wenn global aumlhnlich hohe Standards fuumlr den Arbeitsschutz und fuumlr die soziale Sicherheit gelten schafft das faire Wettbewerbsbedingungen fuumlr die Un-ternehmen in Deutschland Mehr noch Sicherheit und Wohlstand entziehen weltweit den Naumlhrboden fuumlr Extre-misten und Fanatiker Und nichts braucht eine Export- nation wie Deutschland so sehr wie Frieden und Stabili-taumlt im eigenen Land und in allen Teilen der Welt

Ich wuumlnschen Ihnen einen guten und erfolgreichen Start in das Jahr 2016

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kompakt 4 Zahlen Fakten Angebote

Meldungen und Meinungen

mensch amp arbeit 8 Arbeiten an elektrischen Anlagen

Sicherheit einschalten

11 Checklisten zu Sicherheitsregeln Haken dran

12 Serie Chefsache Aus Fehlern lernen

15 Seminar fuumlr Fuumlhrungskraumlfte Schluumlssel zum Erfolg

16 Seminar fuumlr Journalisten Anleitung zum Uumlberleben

19 Notfall-Hotline der BG ETEM Anruf genuumlgt

betrieb amp praxis 20 Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

22 Neue VDE 0105 Tradition und Innovation

25 Aus Unfaumlllen lernen Fataler Irrtum

26 Epoxidharze Vielseitig aber riskant

gesundheit 28 Schlaftypen und Schichtarbeit

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

service 31 Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken

32 Unfallversicherung im Ausland Grenzenlose Sicherheit

34 Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe In einer anderen Welt

35 Impressum

8Titelthema Bei Arbeiten an elektrischen Anlagen muumlssen Beschaumlftigte und Verantwortliche vor Arbeitsbeginn Fragen der Sicherheit klaumlren Die BG ETEM unterstuumltzt sie dabei

20 Arbeitssicherheit Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

32 Schutz im Ausland Vor dem Start zum Auslandseinsatz gibt es oft Unklarheiten zum Versicherungs-schutz vor Ort Ein Uumlberblick zu interna- tionalen Regeln zum sozialen Schutz

inhalt

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Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis Bundesarbeitsministerin Andrea Nah-les hat die Suumlwag Energie AG fuumlr die Idee der Safety-Teams mit dem Deut-schen Arbeitsschutzpreis 2015 ausge-zeichnet Arbeitet die Suumlwag erstmals mit einem Partnerunternehmen zusam-men oder soll die bestehende Zusam-menarbeit weiter vertieft werden wird ein Safety-Team gebildet Dieses setzt sich aus je einem Verantwortlichen und einer Sicherheitsfachkraft der Suumlwag sowie des Partnerunternehmens zusammen Die Safety Teams zei-gen Wirkung Die Unfallquote der Partnerfirmen sank bereits im ersten Projektjahr 2013 um 50 Prozent Ein weiteres Jahr spaumlter re-duzierte sich diese nochmals um ein Drittel und lag zuletzt bei vier Arbeitsunfaumlllen pro eine Million Arbeitsstunden Inzwischen kommt das Konzept auch bei Schwesterunternehmen der Suumlwag zum Einsatz

rarr info wwwdeutscher-arbeitsschutzpreisde

Am 7 und 8 Juni 2016 ist es wieder so weit Die BG ETEM laumldt zum 18 Mal zur Vortragsveranstaltung ELEKTROTECHNIK im Kongress Palais in Kassel ein Erfahren Sie mehr uumlber die aktu-ellen Entwicklungen in unterschiedlichen elektrotechnischen Themenfeldern und treffen Sie Fachleute fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz aus elektrotechnischen Betrieben und der Berufsgenossenschaft zum konstruktiv-kritischen Dialog Die hohe Beteiligung der letzten Jahre ndash rund 600 Teilnehmen-de ndash spricht fuumlr sich Zum Themenspektrum gehoumlren unter an-derem folgende Themen

Neue Gesetze und Vorschriften Aktivitaumlten in der Praumlventionsarbeit Neuerungen aus der Reihe VDE 0100 sowie die neue DIN VDE 0105-100

Funktionale Sicherheit Industrie 40 Personen-Erfassung Arbeitsschutz bei kollaborierenden Robotern

Hochspannungsuumlbertragungsanlagen

Neue Komponente psychische Belastung (Gefaumlhrdungs- beurteilung)

In der Gebuumlhr von 300 Euro sind die Kosten fuumlr Teilnahme die Tagungsunterlagen und das Abendprogramm enthalten In der Naumlhe des Kongress Palais stehen Hotelkontingente bereit

rarr info und anmeldung wwwbgetemde Webcode 14196882 Kontakt Tagungsbuumlro Tel 0221 3778-6190 E-Mail elektrotechnikbgetemde

Vortragsveranstaltung ELEKTROTECHNIK

Treffen der Fachleute

Neue Kampagne Ab 2017 werden Berufsgenossen-schaften und Unfallkassen fuumlr eine bessere Kultur der Praumlvention in Betrieben Schulen und oumlffentli-chen Einrichtungen werben Ziel der auf zehn Jahre angelegten Kam-pagne soll sein Sicherheit und Gesundheit zum festen Bestandteil aller Entscheidungen und Ablaumlufe zu machen Laut einer aktuellen Befragung der DGUV geben nur vier von zehn Betrieben an dass das Thema in den Fuumlhrungsleitlinien vorkommt Das soll sich mit der neuen Kampagne aumlndern Ziel ist es mit einer bdquoPraumlventionskulturldquo Chancen fuumlr weitere Verbesserun-gen von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in der Bildung und im Ehrenamt zu nutzen

rarr info wwwdguvde Webcode d1070162 Download des Fachkonzepts zur neuen Kampagne

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4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen Die Berufsgenossenschaftliche Bildungsstaumltte Linow-see eV veranstaltet gemeinsam mit der BG ETEM und der BG Verkehr am 15 und 16 Maumlrz 2016 die 4 Fachtagung bdquoArbeitssicherheit in Windenergie-anla-genldquo Vortragsthemen werden unter anderem sein

Unfallgeschehen an Windenergieanlagen (WEA) ndash Beispiele und Analysen

Die neue Betriebssicherheitsverordnung ndash Bedeu-tung fuumlr die Windenergie

Inhalte von Arbeitsschutzunterweisungen und Schulungen in der Windenergie ndash Uumlberarbeitete Module des VDSI

Qualifizierung fuumlr Arbeiten inan WEA ndash Konzepte von Ausbildungstraumlgern

Eignung ndash Problemstellungen und Ansaumltze fuumlr Untersuchungen

Ziel Offshore-Bauwerk ndash Personaltransfer und Uumlberstieg

Erste Hilfe in Offshore-Windparks ndash Stand der Dinge

Forschungsprojekt Rettungskette Offshore Wind ndash Erkenntnisse und Entwicklungen bei der prakti-schen Umsetzung

Elektrische Ausruumlstung in WEA ndash Sicherheitstechni-sche Anforderungen

Umspannplattformen ndash Elektromagnetische Felder

rarr info wwwbgetemde Webcode 15261228 Informationen zum Veranstaltungsort zur Hotel- reservierung zur Teilnahmegebuumlhr und zur Online-Anmeldung

Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen Der Fahrer war nur kurz abgelenkt Dann quietschen Bremsen Das Auto kommt zwar noch zum Stehen Doch ein Rollerfahrer muss ausweichen und prallt frontal auf einen Radfahrer Zum Gluumlck passiert das nur im Film Die BG ETEM hat ihn in Auftrag gegeben um fuumlr mehr Aufmerksamkeit im Straszligenverkehr und bei der Arbeit zu sensibilisieren Denn rund ein Drittel aller Verkehrsunfaumllle werden durch Ablenkung verursacht bdquoAuch bei der Arbeit spielt das eine immer groumlszligere Rolleldquo sagt Ge-schaumlftsfuumlhrer Olaf Petermann Vor allem E-Mails und Smart- phones sorgten fuumlr Ablenkungen Der Videoclip zeigt die Folgen erhebt aber nicht den Zeigefinger bdquoWir moumlchten dass der Zu-schauer selbst eine Entscheidung trifftldquo sagt Holger Zingsheim Leiter Kommunikation bei der BG ETEM Das Video setzt die Kampagne bdquoEin Unfall aumlndert alles ndash Du bestimmst das Risikoldquo fort Es ist auf der Webseite der Kampagne und in sozialen Netz-werken zu sehen Innerhalb kurzer Zeit wurde das Video 12 Mil-lionen Mal aufgerufen 5800 Userinnen und User entschieden bdquoGefaumlllt mirldquo und 185 kommentierten das Gesehene

rarr info wwwein-unfall-aumlndert-allesde

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Workshop Ruumlcken Freie Termine zur Weiterbildung in Sachen bdquoRuumlckenldquo in Augsburg Dabei wird das Aktionsmobil Gesunder Ruumlcken und dessen Einsatz in den Mitgliedsbetrieben vorgestellt Das Seminar wendet sich an Beschaumlftigte Fuumlhrungskraumlfte und Mitglieder des Arbeitsschutzaus-schusses Tagungsort ist das Exerzitienhaus Leitershofen Es bietet die Moumlglichkeit Abstand vom Alltag zu gewinnen und sich ganz auf das Seminar zu konzentrieren Freie Termine in Juni und Juli gibt es unter der Veranstaltungsnummer 249 oder dem Stichwort bdquoRuumlckenldquo in der Seminardatenbank der BG ETEM

rarr info wwwbgetemde Seminardatenbank Mail Bildung-Koelnbgetemde

Aus der Selbstverwaltung Hans-Peter Kern Vorstandsvor-sitzender der BG ETEM ist zum Vorsitzenden der Gesellschaf-terversammlung des Klinikver-bunds der Gesetzlichen Unfall-versicherung gewaumlhlt worden Die gemeinnuumltzige GmbH ist ein Zusammenschluss aus neun berufsgenossenschaftli-chen Akutkliniken zwei Klini-ken fuumlr Berufskrankheiten und zwei Unfallbehandlungsstellen Zu ihren Kernkompe-tenzen gehoumlren unter anderem die Polytrauma- und Schaumldel-Hirn-Trauma-Versorgung nach schweren Unfaumlllen sowie die Behandlung von Patienten mit Brand- Ruumlckenmarks- und Handverletzungen

rarr info wwwbg-klinikende

Deutscher Jugend-Arbeitsschutz-Preis 2016

Innovative Idee 6000 Euro betraumlgt das Gesamtpreisgeld fuumlr die ersten drei Plaumltze beim Deutschen Jugend-Arbeitsschutz-Preis 2016 Die Fachvereinigung Arbeits- sicherheit eV (FASI) verleiht den Preis alle zwei Jahre bei der bdquoArbeits-schutz Aktuellldquo Junge Erwachsene bis 24 Jahren koumlnnen bis 30 Juni 2016 teilnehmen Ausgezeichnet werden kreative und innovative Ideen fuumlr mehr Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz die bereits erfolgreich in der Praxis umgesetzt wurden Die Projekte muumlssen zwischen 2014 und 2016 begonnen und bis 30 Juni 2016 abgeschlossen worden sein Die Gewinner-innen und Gewinner werden bei der Eroumlffnung der bdquoArbeitsschutz Aktuellldquo am 11 Oktober 2016 in Hamburg ausgezeichnet

rarr info wwwjugend-arbeitsschutz-preisde

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darr Termine 12-13032016 Wallau bei Wiesbaden

Inter-Schuh-Service 13-18032016 FrankfurtMain

Light + Building Messe fuumlr Licht und Gebaumludetechnik 05-06042016 Dresden

Maschinensicherheits-Tagung 06042016 Bremen

Regionale Betriebsaumlrzteversammlung 3105-10062016 Duumlsseldorf

drupa Internationale Fachmesse der Printmedien

rarr Weitere Termine wwwbgetemde Webcode 12568821

Die neuen Plakate der BG ETEM zur Betonung des Arbeitsschutzes gibt es unter Telefon 0221 3778-1020 oder im Netz unter wwwbgetemde Webcode 14822765

Plakatkampagne 2016

Richtig sicher

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kompakt

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Der Anteil der Stromunfaumllle an der Ge-samtzahl der meldepflichtigen Unfaumllle

scheint auf den ersten Blick gering Die Auswirkungen dieser Unfallart sind aber schwerwiegender als der Durchschnitt al-ler Unfaumllle Stromunfaumllle haben zum Bei-spiel bei den toumldlichen Arbeitsunfaumlllen ei-nen vergleichsweise hohen Anteil Selbst wenn die Stromunfallopfer nur einen so-genannten Wischer erleiden kann es trotzdem zu Spaumltfolgen kommen Diese koumlnnen noch Stunden nach der Durchstrouml-mung auftreten Spaumltfolgen koumlnnen u a gefaumlhrliche Herzrhythmusstoumlrungen sein Aus diesen Gruumlnden ist es wichtig Strom- unfaumlllen gezielt vorzubeugen

Arbeiten an elektrischen Anlagen ohne Gefahren ausfuumlhren Wenn geplante Arbeiten gut vorbereitet sind und waumlhrend der Arbeiten keine un-erwarteten Ereignisse eintreten denken die beteiligten Beschaumlftigten und Verant-wortlichen in der Regel an alle notwendi-gen Schutzmaszlignahmen Treten bei der Arbeit jedoch Stoumlrungen auf die unter Zeitdruck behoben werden muumlssen uumlber-sehen die Beschaumlftigten haumlufig grundle-gende Dinge oder vergessen sie Deshalb ist es wichtig auch moumlgliche Stoumlrungen vorherzusehen und die Stoumlrungsbeseiti-gung zu planen

Die DGUV Vorschrift 1 verlangt dass Ar-beiten nur an Personen uumlbertragen wer-den duumlrfen die dazu befaumlhigt sind Bei

Bei Arbeiten an elektrischen Anlagen ist immer mit Gefahren durch elektrischen Strom zu rechnen Deshalb muumlssen sich Beschaumlftigte und Verantwort- liche vor Beginn der geplanten Arbeiten intensiv damit befassen

Arbeiten an elektrischen Anlagen gibt es deshalb eine Reihe von verantwortlichen Personen die sich miteinander abspre-chen muumlssen Diese werden in der DIN VDE 0105-100 benannt

Verantwortliche Personen Verantwortlich bei Arbeiten an elektri-schen Anlagen ist in erster Linie der Anla-genverantwortliche Er kann die Auswir-kungen abschaumltzen wenn die vorgesehe-nen Arbeiten an der elektrischen Anlage durchgefuumlhrt werden Deshalb muss er den Arbeitsverantwortlichen uumlber die Auswirkungen informieren Der Arbeits-verantwortliche ist der Garant dafuumlr dass diejenigen die die Arbeiten ausfuumlhren sicher arbeiten koumlnnen und dabei gesund bleiben

Zur Arbeit befaumlhigte Personen Arbeiten an elektrischen Anlagen duumlrfen nur von Elektrofachkraumlften durchgefuumlhrt werden Als Elektrofachkraft zaumlhlt wer die uumlbertragenen Arbeiten beurteilen und die damit verbundenen Gefahren erkennen kann Eine Elektrofachkraft muss auch uumlber ausreichende Kenntnis und Erfah-rung der uumlbertragenen Arbeiten verfuumlgen Weiter sind Kenntnisse der anerkannten Regeln der Technik noumltig Das dazu benouml-tigte Wissen wird in der Regel durch eine elektrotechnische Ausbildung erlangt

Bei Arbeiten an elektrischen Anlagen sind manchmal unterstuumltzende Taumltigkei-

Arbeiten an elektrischen Anlagen

Strom an Sicherheit aus

ten noumltig Fuumlr diese Taumltigkeiten sind nicht unbedingt Elektrofachkraumlfte erforderlich Die DGUV Vorschrift 3 laumlsst dafuumlr auch elektrotechnisch unterwiesene Personen (EuP) unter Leitung und Aufsicht durch ei-ne Elektrofachkraft zu

Die EuP wird durch die Elektrofachkraft und hier im Besonderen durch den Ar-beitsverantwortlichen elektrotechnisch unterwiesen Dadurch ist auch die EuP in der Lage die unterwiesenen Arbeiten si-cher durchzufuumlhren Voraussetzung ist je-doch dass die Elektrofachkraft die Lei-tung und Aufsicht fuumlr die EuP uumlbernimmt Das heiszligt sie ist weisungsbefugt und verantwortlich fuumlr die Sicherheit und Gesundheit der elektrotechnisch unter-wiesenen Person

In der Praxis bedeuten Leitung und Auf-sicht dass sich Elektrofachkraft und EuP in raumlumlicher und zeitlicher Naumlhe zueinander befinden damit die Elektro-fachkraft jederzeit erreichbar ist und kont-

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Richtigkeit uumlberpruumlfen und eventuell durch eine ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeur-teilung vervollstaumlndigen In der Ergaumlnzung wird nur vervollstaumlndigt oder abgewan-delt was vom Uumlblichen abweicht In der Praxis sind das Besonderheiten die bei der Arbeitsvergabe besprochen werden

Fehlt eine Gefaumlhrdungsbeurteilung fuumlr eine Taumltigkeit komplett muss sie in jedem Fall vor Arbeitsbeginn erstellt werden Wenn spezielle Hilfsmaterialien oder Ar-beitsmittel benoumltigt werden muss sich der Arbeitsverantwortliche davon uumlber-zeugen dass die beauftragten Beschaumlf-tigten wissen wie diese sicher benutzt werden Unter Umstaumlnden muss der Ar-beitsverantwortliche noch Ein- und Unter-weisungen vornehmen

Arbeiten im spannungsfreien Zustand Das Arbeitsschutzgesetz verlangt eine Ver-meidung von Gefahren Die DGUV Vor-

rollieren kann ob die Arbeiten sicher und richtig ausgefuumlhrt werden

Zusammenarbeit von Arbeits- und Anlagenverantwortlichen Bei Arbeiten an groszligen elektrischen Anla-gen oder in Netzen koordiniert der Anlagenverantwortliche die Schutzmaszlig-nahmen und spricht diese mit dem Arbeitsverantwortlichen durch Der Ar-beitsverantwortliche muss die Personen auswaumlhlen die die Arbeiten durchfuumlhren sollen und vor Arbeitsbeginn uumlber die kon-kreten Schutzmaszlignahmen informieren Der Arbeitsverantwortliche wird haumlufig erst vor Ort kurz vor Arbeitsbeginn be-nannt Trotzdem muss ihm bewusst sein dass er fuumlr die Sicherheit und den Gesund-heitsschutz der beteiligten Mitarbeiter verantwortlich ist

Fuumlhren Elektrofachkraumlfte die Arbeiten durch ist aufgrund ihrer Qualifikation in der Regel eine relativ hohe Sicherheit ge-

geben Kritischer ist die Situation wenn elektrotechnische Laien erst noch elektro-technisch unterwiesen werden muumlssen Hier uumlbernimmt die unterweisende Elek- trofachkraft die Fachverantwortung fuumlr diese Personen

Im Elektrohandwerk ist der Arbeitsver-antwortliche in der Regel auch der Anlagenverantwortliche Hier wird vom Ar-beitsverantwortlichen eine besondere Verantwortung verlangt da er in der Doppelfunktion des Arbeits- und Anlagen-verantwortlichen ist Bekommt er erst vor Ort oder kurz vor Arbeitsbeginn Einblick in die Unterlagen wird diese Aufgabe zu-saumltzlich erschwert

Gefaumlhrdungen beurteilen Zur Planung gehoumlrt eine Gefaumlhrdungsbe-urteilung vor Arbeitsbeginn Im Regelfall existiert die Gefaumlhrdungsbeurteilung be-reits fuumlr eine Vielzahl der Arbeiten Der Ar-beitsverantwortliche muss vor Ort deren

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schrift 3 verlangt deshalb im Allgemeinen Arbeiten im spannungsfreien Zustand Um den spannungsfreien Zustand herzustel-len sind die bdquo5 Sicherheitsregelnldquo anzu-wenden (lesen Sie dazu bitte S 11)

Arbeiten in der Naumlhe unter Spannung stehender Teile Haumlufig liegt ein falsches Verstaumlndnis fuumlr das Arbeiten in der Naumlhe unter Spannung stehender Teile (AiN) vor Die DGUV Vor-schrift 3 versteht darunter das Eindringen in die Annaumlherungszone ohne die Gefah-renzone erreichen zu koumlnnen In der Pra-xis houmlrt man deshalb oft die Aussage bdquoIch passrsquo schon aufldquo ndash und meint bdquoIch kom-me nicht an spannungsfuumlhrende Teileldquo

Die BG ETEM hat speziell fuumlr diese Aus-sagen auf Messen einen Versuchsstand aufgebaut an dem die Besucher zeigen koumlnnen ob und wie sie aufpassen Dazu soll eine Oumlse um einen Draht herum von einer Seite zur anderen gefuumlhrt werden ohne den Draht zu beruumlhren Jedes Beruumlh-ren ist einer Koumlrperdurchstroumlmung gleich-zusetzen Die Erfahrung zeigt dass ndash selbst wenn die Strecke ein- oder zweimal ohne Beruumlhren erfolgreich absolviert wur-de ndash Zeitdruck Hektik oder Ablenkung zu Beruumlhrungen des Drahtes fuumlhren Deshalb lautet die klare Forderung bdquo die Gefah-renzone darf nicht erreicht werden koumln-nenldquo Das ist in der Praxis allerdings nur durch einen mindestens teilweisen Beruumlh-rungsschutz moumlglich (5 Sicherheitsregel)

Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen (AuS) heiszligt sinngemaumlszlig dass span-nungsfuumlhrende Teile bewusst mit dem Koumlr-per oder mit Gegenstaumlnden beruumlhrt wer-den Wenn also die arbeitende Person mit Werkzeugen spannungsfuumlhrende Teile be-ruumlhrt ist das AuS Auch das unbewusste oder unbeabsichtigte Beruumlhren z B beim Abrutschen wird dem AuS gleichgesetzt

Nach der DGUV Vorschrift 3 sect6 ist AuS grundsaumltzlich nicht zulaumlssig Der sect8 zeigt jedoch Moumlglichkeiten auf unter denen AuS moumlglich sind Finden AuS statt muumls-sen ndash unabhaumlngig von der Spannungshouml-he und der Spannungsart ndash eine gefaumlhrli-che Koumlrperdurchstroumlmung und die Gefahr eines Lichtbogens immer ausgeschlossen sein Dies ist allerdings nur in seltenen Faumlllen durch die Art der Anlage gegeben In der DGUV Regel 103-011 bdquoArbeiten unter Spannung an elektrischen Anlagen und

Betriebsmittelnldquo werden Verfahren zum Durchfuumlhren von AuS beschrieben Dabei ist zunaumlchst eine Gefaumlhrdungsbeurteilung noumltig Auf deren Grundlage entscheidet der Unternehmer uumlber die Anwendung der AuS-Arbeitsmethode

AuS duumlrfen nur durchgefuumlhrt werden wenn die Sicherheit und der Gesundheits-schutz aller an den Arbeiten beteiligten Personen sichergestellt werden kann In der Regel wird dies nur durch geeignete Arbeitsverfahren sowie mit gut ausgebil-detem und ausgeruumlstetem Personal er-reicht Die Tabelle 5 zum sect8 der DGUV Vorschrift 3 gibt eine Uumlbersicht zu den Randbedingungen fuumlr die Auswahl des

das Heranfuumlhren von Spannungspruumlfern zum Durchfuumlhren der 3 Sicherheitsregel

das Abklopfen von Raureif mit isolieren-den Stangen oder

das Heranfuumlhren von geeigneten Hilfs-mitteln zum Reinigen

Bei allen Beispielen legt der Arbeitsver-antwortliche die technischen organisato-rischen und persoumlnlichen Sicherheits-maszlignahmen fest Er ist fuumlr die Umsetzung der Schutzmaszlignahmen durch die Be-schaumlftigten verantwortlich

Durchfuumlhrung der Arbeiten Jeder der an elektrischen Anlagen arbei-tet muss den Zustand der Anlage kennen Besonders wichtig ist

Wurden die 5 Sicherheitsregeln ange-wendet

Stehen noch Teile unter Spannung Welche Fehler bestehen an der Anlage

Der Arbeitsverantwortliche muss deshalb die sichere Durchfuumlhrung der Arbeiten kontrollieren und bei Abweichungen so-fort korrigieren Uumlber Veraumlnderungen des Schaltzustandes oder das Aufheben einer der 5 Sicherheitsregeln muss er die Arbei-tenden informieren

Fazit Um an elektrischen Anlagen sicher arbei-ten zu koumlnnen muumlssen die Arbeiten ge-plant werden Dabei ist zu beachten

Die Gefaumlhrdungsbeurteilung zeigt die noumltigen Schutzmaszlignahmen auf

Der Anlagenverantwortliche muss den Arbeitsverantwortlichen uumlber die Schutzmaszlignahmen an der Anlage ein-weisen

Der Arbeitsverantwortliche setzt die Schutzmaszlignahmen vor Ort um indem er alle Beschaumlftigte an der Anlage infor-miert einweist notfalls unterweist und kontrolliert

Allen Personen die an der elektrischen Anlage arbeiten muumlssen die Schutz-maszlignahmen bekannt sein Peter Westphal

rarr Info Fachgebiet Elektrische Gefaumlhrdung Tel 0221 3778-6178

Referat Elektrohandwerke im Fachgebiet Elektrohandwerke Unternehmermodell Tel 0221 3778-2414

Ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeurteilung Papierversion GB 002-B App fuumlr Smart-phone oder Tablet wwwbgetemde Webcode 13542847

Personals bei bestimmten Taumltigkeiten Deshalb ist es u a bei folgenden Arbei-ten zwingend notwendig eine schriftliche Anweisung der notwendigen Schutzmaszlig-nahmen mit Erlaumluterungen zu geben

Sicherungsleisten montieren und de-montieren

Abzweigmuffen von Hausanschlusskaumls-ten montieren

Montagearbeiten in Hilfsstromkreisen zur Fehlereingrenzung durchfuumlhren oder

Teilstromkreise uumlberbruumlcken Diese Taumltigkeiten duumlrfen nur Elektrofach-kraumlfte mit besonderer Ausbildung und schriftlicher Beauftragung durchfuumlhren

Bei Spannungen die unter 50 V AC bzw 120 V DC liegen duumlrfen auch Laien die Ar-beiten durchfuumlhren ndash sofern die Gefaumlhr-dung durch Lichtboumlgen ausgeschlossen ist Beispiel das Auswechseln von Batteri-en mit geringer Energie

Folgende Arbeiten koumlnnen in der Regel auch EuP unter Leitung und Aufsicht einer Elektrofachkraft durchfuumlhren

Sicherheit hat Vorrang Arbeiten sollten gene-rell im spannungsfreien Zustand stattfinden

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Das Unfallgeschehen bei der BG ETEM ist erfreulicherweise seit Jahren ruumlck-

laumlufig Unerfreulich ist hingegen die Entwicklung bei den Unfaumlllen durch elektrischen Strom (siehe Abbildung bdquoGemeldete und meldepflichtige Strom- unfaumllleldquo) Die steigende Zahl der elektri-schen Unfaumllle wirft bei der BG ETEM die Frage auf welche Maszlignahmen sinnvoll sind um diesen Negativtrend zu stoppen und umzukehren

Etwa 90 Prozent der elektrischen Unfaumllle sind im Bereich der Niederspannung (bis 1000 V Wechselspannung) zu verzeich-nen Betroffen ist uumlberwiegend Fachperso-nal die Elektrofachkraumlfte Unfallursache ist in den meisten Faumlllen dass die 5 Si-cherheitsregeln nicht oder nur unvollstaumln-dig angewendet wurden

Daher hat die BG ETEM beschlossen den Unternehmen und ihren Verantwortli-

Immer wieder kommt es zu elektrischen Unfaumlllen weil die 5 Sicherheitsregeln nicht beachtet werden Daher hat die BG ETEM nun Checklisten entwickelt mit deren Hilfe die richtige Anwendung dieser Regeln uumlberpruumlft werden kann

chen ein Hilfsmittel anzubieten mit dem sie vor Beginn elektrotechnischer Arbeiten innerhalb weniger Minuten uumlberpruumlfen koumlnnen ob die 5 Sicherheitsregeln richtig und vollstaumlndig angewendet wurden Da-

mit wird auch uumlberpruumlft ob die in der Gefaumlhrdungsbeurteilung festgelegten Maszlignahmen richtig umgesetzt wurden al-so eine ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeurtei-lung vor Ort gemacht wurde

Fuumlr die drei Bereiche Energieversor-gungsunternehmen (EVU) Industrie und Elektrohandwerk hat die BG bdquoChecklisten zur Arbeitsfreigabe nach den 5 Sicher-heitsregelnldquo erarbeitet Unterschieden nach jeweils mehreren typischen Taumltig-keitsfeldern die den groumlszligten Teil der elektrotechnischen Arbeiten in der Nieder-spannung abdecken stehen insgesamt elf Checklisten zur Arbeitsfreigabe zur Ver-fuumlgung Hartmut Oelmann

rarr info Die oben abgebildete und zehn weitere Checklisten koumlnnen unter wwwbgetemde Webcode 12201321 (Link anklicken Rubrik bdquoPraxishilfenGefaumlhrdungsbeurteilungldquo) als pdf- und als Word-Dateien herunterge-laden werden Die Word-Dateien koumlnnen in eigene Dokumente eingefuumlgt werden

Umsetzung der 5 Sicherheitsregeln in der Elektrotechnik

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Meldepflichtige Stromunfaumllle (ge3 Kalendertage Arbeitsunfaumlhigkeit)

Gemeldete Stromunfaumllle

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Gemeldete und meldepflichtige Stromunfaumllle (Quelle BG ETEM)

Die Checkliste bdquoEVUndashArbeiten an

Zaumlhleranlagenldquo ist eine der neuen

BG-Hilfen

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Was haben eine kerntechnische An- lage eine Intensivstation ein Flug-

zeugtraumlger und der internationale Bank-handel gemeinsam Ihre Organisation erfordert hohe Zuverlaumlssigkeit Ein Fehler kann katastrophale Ausmaszlige annehmen

Die Namen Tschernobyl Bhopal Har-risburg und Lehman Brothers haben sich in unser kollektives Gedaumlchtnis einge-brannt Sie stehen fuumlr die verheerenden Folgen die aus der Fehlfunktion eines komplexen technischen Systems erwach-sen koumlnnen Das Zusammenwirken uner-warteter Ereignisse mit zunaumlchst unbedeu-tend erscheinenden Fehlentscheidungen lieszligen die Systeme auszliger Kontrolle gera-ten Mit verheerenden Folgen fuumlr Men-schen Umwelt oder das weltweite Finanz-system

Eine ganze Forschungsrichtung hat sich seit den Neunzigerjahren des vergange-nen Jahrhunderts etabliert um dem Pro-blem zu begegnen Die High Reliability Theory (HRT) ndash zu Deutsch Theorie der hohen Zuverlaumlssigkeit

Ihre grundlegende Annahme ist es dass Fehlervermeidung allein nicht aus-reicht Auch nicht mit immer detaillierte-ren Anweisungen Vielmehr wird auf hin-tereinander gestaffelte Sicherungssyste-me gesetzt und vor allem auf eine beson-dere Achtsamkeit gegenuumlber Fehlern und Abweichungen Das Gespuumlr der Beschaumlf-tigten fuumlr problematische Situationen soll genutzt werden Dafuumlr muss im Unterneh-

Wie Organisationen Achtsamkeit erwerben und so die Arbeitssicherheit verbessern koumlnnen

men eine Kultur etabliert werden die die-se praumlventive Sorge aufmerksam aufgreift und in maszliggeschneiderte Rituale oder Prozesse bringt und diese staumlndig opti-miert

Viele Unternehmen verstehen sich mitt-lerweile als High-Reliability-Organisation (HRO) und zeichnen sich durch ihre beson-dere Achtsamkeit im Umgang mit komple-xen Technologien aus Obwohl manche technische Systeme in ihrer Dynamik prin-zipiell nicht vollstaumlndig beherrschbar sind

oder kleine Fehler uumlberpro-portional schwerwiegen-de Folgen haben koumlnnen haben sie die Faumlhigkeit entwickelt diese nahe-zu unfallfrei zu betrei-

ben Was liegt also naumlher als ihr Wissen zu nutzen um der Vision Zero naumlherzukommen einer Arbeitswelt ohne Arbeitsunfaumllle

Dr Just Mields Arbeitspsychologe bei der BG ETEM hat dazu die beiden Exper-ten Dr Annette Gebauer und Stefan Guumln-ther befragt

Wie gelingt es einer High-Reliability- Organisation dass letztlich erwartbare Fehler nicht zu einer Katastrophe fuumlh-ren Annette Gebauer Eine Organisation die sich High-Reliability-Organisation nennt hat ihren Titel eigentlich schon verspielt Wenn wir von HRO sprechen reden wir nicht von der festen Eigenschaft einer Or-ganisation auf der sie sich ausruhen kann Vielmehr meinen wir eine fortwaumlh-

Stichwort Zuverlaumlssigkeit

Aus Fehlern kollektiv lernen

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rende Aktivitaumlt des selbstkritischen Pruuml-fens Hinterfragens und Lernens in einem komplexen riskanten Umfeld

Was bedeutet das konkret Annette Gebauer Das ist vielleicht am besten mit dem fortwaumlhrenden Training einer Fuszligballmannschaft im Spitzenfeld zu vergleichen Jedes Spiel birgt neue Ri-siken auf die sich die Mannschaft vorbe-reiten muss ohne genau zu wissen ob die Taktik von gestern fuumlr morgen noch gilt Houmlrt man mit dem Training der Ana-lyse von besonderen Gegebenheiten oder des Fitnesszustands des Gegners und auch der eigenen Mannschaft auf ist der Abstieg sicher Deshalb sprechen wir auch lieber von High Reliability Organizing oder High Reli-ability Seeking Organizations Das Be-sondere dieser Form des Organisierens besteht darin sich nicht nur auf solide bdquostandard operating proceduresldquo zu ver-lassen sondern Teams fuumlr das Erkennen und den Umgang mit unerwarteten Plan-abweichungen und undurchsichtigen komplexen Situationen bewusst vorzube-reiten Gemeint ist eine kollektive Kompe-tenz der Organisation die mehr ist als die Faumlhigkeit der einzelnen Spieler

Was kennzeichnet den HRO-Ansatz und welche bdquoWerkzeugeldquo haben sich be-waumlhrt Annette Gebauer Es gibt zahlreiche Moumlg-lichkeiten mit High Reliability Organizing anzufangen Bewaumlhrt haben sich zum Bei-spiel kurze in den Alltag eingebaute kol-

Im Team lassen sich unerwartete und komplexe Situatio-nen leichter erkennen und durchschauen

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lektive Achtsamkeitsrituale in denen be-wusst nach Besonderheiten und Abwei-chungen gefragt wird Ein zentrales Ele-ment des Crew- oder Cockpit Ressource Managements ist das gezielte Uumlben von Widerspruch gegenuumlber dem Piloten oh-ne den Respekt voreinander zu verlieren

Wie kann man das im betrieblichen Alltag umsetzen Annette Gebauer Ich persoumlnlich halte gute strukturierte Briefing- und Debrie-fing-Gespraumlche fuumlr sehr wertvoll Im Brie-fing-Gespraumlch gewinnt jedes Teammit-glied ein besseres Verstaumlndnis von der geplanten Aufgabe sodass jeder mitden-ken kann Im Debriefing-Gespraumlch reflek-tiert das Team an welchen Stellen es zu Planabweichungen gekommen ist und wie es mit dem Unerwarteten umgegangen ist Die Faumlhigkeit des eher geistesgegen-waumlrtigen Handelns im Moment wird damit nicht einfach dem Zufall oder dem Einzel-nen uumlberlassen sondern sie wird zum Gegenstand des Lernens im Team Eine weiteres Achtsamkeitsritual sind Er-eignis- oder Musteranalysen von unerwar-teten Fehlern und Ereignissen die zum Organisationslernen genutzt werden Hie-rarchie- und fachuumlbergreifende Teams er-gruumlnden vor Ort die Bedingungen und Zu-sammenhaumlnge des Misslingens Sie nut-zen wie wir es nennen ein unerwartetes Ereignis als Fenster zum System Individu-elle Schuldzuweisungen sind hier tabu und damit erleben die Beteiligten etwas was sonst meist nur gefordert wird eine Kultur des offenen Umgangs mit Fehlern

Hat der HRO-Ansatz Einfluss auf die Rolle von Management und Fuumlhrung Stefan Guumlnther Fuumlhrung ist nicht alles aber ohne Fuumlhrung ist alles nichts In die-ser Kultur besteht ein Unterschied fuumlr Fuumlh-rungskraumlfte darin in bestimmten Phasen die hierarchischen Unterschiede auszu-blenden Expertise Wahrnehmungen und Annahmen anderer weder zu dominieren noch abzuwerten oder einzuschuumlchtern Wir sprechen auch von Wir-Kultur statt Ihr-Kultur die sich eher auf Kritik Appelle Vorgaben und Sanktionen reduziert Fuumlhrungskraumlfte akzeptieren dass sie oft Unwissende sind und sie das Wissen anderer zur differenzierten Bearbeitung bestehender Probleme und zukuumlnftiger Risiken zusammenbringen muumlssen Sie werden also zu Fragenden Ermoumlglichern Unterstuumltzern und Ermutigern

Das bedeutet auch Fuumlhrungskraumlfte muumlssen umdenken Stefan Guumlnther Ja die entscheidenden Veraumlnderungen der Fuumlhrungsrolle zeigen sich immer sowohl im System ndash zum Bei-spiel offenes Fragen nach Besonderhei-ten Szenarien zur Vorbereitung auf Uner-wartetes Reagieren auf Abweichungen von Standards ndash als auch in der Arbeit am System Zum Beispiel die Bedeutung von Sicherheitsverhalten in Beurteilung und Personalentwicklung Beruumlcksichti-gung von Sicherheitsexpertisen in der Planung Einfuumlhren und Sicherstellen neuer Prozesse Methoden Werkzeuge Weitere erfolgskritische Aspekte von Fuumlhrung sind die in der Belegschaft wahr-genommenen Entscheidungen der Fuumlh-rungskraumlfte wenn es um den Konflikt Sicherheit ndash ProfitabilitaumltZeit oder den Umgang mit dem Spannungsfeld Offen-heit ndash Umgang mit Sanktionen geht Oft haben Fuumlhrungskraumlfte die bestehende Kultur mit guten Absichten mitgepraumlgt zu deren Veraumlnderung sie jetzt aufrufen Kurzum Wenn Fuumlhrung nicht bereit ist sich selbst als Bestandteil des Problems und der Loumlsung zu sehen und zu reflek-tieren hat HRO keine echte Chance

Laumlsst sich der HRO-Ansatz auch auf kleine Unternehmen uumlbertragen und wel-che Tools wuumlrden Sie hier empfehlen Stefan Guumlnther Aber natuumlrlich denn hier kann Fuumlhrung viel schneller ein System in Bewegung bringen vorausgesetzt eine kritische Masse sieht darin einen Nutzen und gibt dieser Idee einen Sinn Ist die Notwendigkeit mal erkannt kann man die gesamte Fuumlhrungsmannschaft schneller an den Tisch bekommen und

mit weniger beteiligten Schnittstellen Gremien und einfacheren Entscheidungs-strukturen oft effektiver arbeiten Damit kommt man besser an die entscheiden-den Einflussfaktoren der Organisation Die Instrumente sind prinzipiell die glei-chen wie z B Ereignisanalysen Selbst-einschaumltzung der Sicherheitsarbeit Ritua-le fuumlr unsichere Zustaumlnde etc Manchmal muss man jedoch die Instrumente anpas-sen oder zuschneiden auf die konkreten Bedingungen und die Sprache der Ziel-gruppen

Woran erkenne ich High Reliability Organizing Stefan Guumlnther Wenn ich mich als Frem-der regelwidrig verhalte kommt schnell eine Person auf mich zu die mit mir die Regel aufgreift und mich respektvoll und bestimmt anleitet Oder ich werde erken-nen dass in der Analyse kleiner Abwei-chungen oder sogenannter Beinahe-Un-faumllle kein Schuldiger gesucht wird son-dern die Bedingungen erkundet und die Ursachenbehebung Zeit und Aufmerksam-keit bekommt

Wie groszlig ist der Aufwand um sich als Unternehmen in Richtung Achtsamkeit und Sicherheitskultur zu bewegen Annette Gebauer Die groumlszligte Herausfor-derung ist das Behalten eines langen Atems Meistens starten Unternehmen aus einer Krisensituation heraus und sind bereit in die Entwicklung ihrer Achtsam-keitskultur zu investieren HRO braucht aber ein kontinuierliches Investment in Kommunikation und Information Training und Pruumlf- und Lernschleifen

Zur Person

Stefan Guumlnther ist Geschaumlftsfuumlh-rer der WSM GmbH und Netz-werkpartner der ICL GmbH Als Experte fuumlr

Management- und Fuumlhrungskraumlf-teentwicklung Strategie und Change Coaching von Schluumlssel-personen Beraterqualifizierung ist er unter anderem fuumlr ABB EnBW BASF ThyssenKrupp oder Lufthansa taumltig

Zur Person

Dr Annette Gebauer ist Inhaberin der ICL GmbH und auf High Reliabili-ty Organizing sowie Kultur-

und Managemententwicklung spezialisiert Sie unterstuumltzt Unter-nehmen wie ThyssenKrupp BASF SAP RWE Coca-Cola Commerz-bank Sabic Boehringer-Ingelheim und andere

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Der Stellenwert der bdquoBetrieblichen Gesundheitsfoumlrderungldquo hat in den

letzten Jahren stetig zugenommen Viele Unternehmen haben erkannt dass es oumlkonomisch sinnvoller ist in Gesundheit Motivation und Leistungsfaumlhigkeit der Beschaumlftigten zu investieren als hohe Kosten fuumlr Krankheit Produktionsausfall Ersatz und Wiedereingliederung zu tragen

Wissenschaftliche Studien haben ermit-telt dass fuumlr jeden fuumlr betriebliche Ge-sundheitsfoumlrderung eingesetzten Euro im Durchschnitt 240 Euro zuruumlckflieszligen Die-ser Erfolg wird erbracht durch gesunde motivierte Mitarbeiter eine hohe Effizienz und geringere Ausfallzeiten So steigern Betriebe mittel- bis langfristig ihren Ge-winn Die gewinnsteigernden Effekte sind

Motivation der Beschaumlftigten Verbesserung des Gesundheitszustan-des aller Beschaumlftigten

Verbesserung der innerbetrieblichen Kommunikation

bessere Produktqualitaumlt houmlhere Attraktivitaumlt des Unternehmens bzw besseres Image

Zu vorausschauendem Management gehoumlrt es auch die Gesundheit und Motivation der Beschaumlftigten zu foumlrdern Ein neues Seminar zeigt Strategien die sich praktisch bewaumlhrt haben

Steigerung der Produktivitaumlt und Flexibi-litaumlt

langfristige Reduzierung der Fehlzeiten der Fluktuationsraten und der damit verbundenen Kosten

In dem vorliegenden Seminar wird ge-zeigt wie diese Ziele realisiert werden koumlnnen Im Einzelnen wird dabei den fol-genden Fragen nachgegangen

Wie muss unser Unternehmen organi-siert sein um eine erfolgreiche Gesund-heitsfoumlrderung und die Work-Life-Balan-ce der Beschaumlftigten zu verwirklichen

Wie erreichen wir dass die Mitarbeiter und Vorgesetzten sich wirklich immer richtig verhalten und das Thema Ge-sundheit verinnerlichen

Wie bekommen wir das Thema Gesund-heit in die Koumlpfe der Beschaumlftigten

Was koumlnnen wir noch machen als im-mer wieder auf das richtige Verhalten hinzuweisen

Wie koumlnnen gesunde Angewohnheiten entstehen

Wie koumlnnen wir die Gesundheit der Mit-arbeiter nachhaltig steuern

Um diese Fragen zu beantworten werden im Seminar pragmatische Loumlsungen entwickelt Damit profitierten die Unter-nehmen ebenso wie Fuumlhrungskraumlfte und Beschaumlftigte

rarr info Seminar Unternehmenserfolg durch gesunde und motivierte Mitarbeiter Termine 22072016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-041) 16122016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-042) wwwbgetemde Webcode 11326642

Seminar fuumlr Fuumlhrungskraumlfte

Ein Schluumlssel zum Erfolg

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wwwbgetemde Webcode 12484059

Aufblaumlttern Nachlesen Anwenden etem ndash das Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung

Als E-Paper und PDF im Netz jederzeit verfuumlgbar

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Tag 1 Ohne Deckung

Ich blicke in verschlafene Gesichter Nach dem Fruumlhstuumlck in der Truppen-

kuumlche beginnt der erste Lehrgangstag puumlnktlich um 7 Uhr zunaumlchst im Houmlr-

saal Oberstleutnant Volker Dewenter wird uns in den kommenden Tagen

als Houmlrsaalleiter auf allen theoretischen und praktischen Stationen der

Ausbildung begleiten

Ausfuumlhrlich erklaumlrt er verschiedene Typen von Minen und welchen Scha-

den sie anrichten koumlnnen Wir gehen Szenarien wie zum Beispiel das Ver-

halten an Checkpoints durch eroumlrtern die verschiedenen Situationen einer

moumlglichen Geiselnahme und besprechen Details wie die Vor- und Nachteile

des Tragens von Eheringen in unterschiedlichen Kulturraumlumen

Bei der Besichtigung eines beschossenen Autos wird mit Hollywood-

Mythen aufgeraumlumt Beim Anblick der total durchloumlcherten Fahrzeugtuumlr wird

schnell klar Bei Beschuss durch Pistole oder Maschinengewehr im Stile der

bdquoStirb langsamldquo-Filme sucht man besser woanders Schutz

Nachmittags steht Waffenkunde auf dem Lehrplan Wir werden zunaumlchst

mit den gebraumluchlichsten Waffen der Bundeswehr vertraut gemacht Nur

wenige meiner Kollegen nehmen das Angebot an eine Panzerfaust oder ein

Maschinengewehr in die Hand zu nehmen um ein Gefuumlhl dafuumlr zu bekom-

men Beeindruckend ist die Wirkung der Waffen Egal ob Glas Holz Be-

ton oder Metall Nahezu alle Materialien geben fruumlher

oder spaumlter nach

Als wir Attrappen von Sprengfallen und Blindgaumlngern in

einem unuumlbersichtlichen Feld finden sollen gibt es den

ersten fiktiven Zwischenfall Mehr als 30 Minen-Dummies

sind teils offensichtlich teils sorgfaumlltig versteckt Dass wir

in unserer Unbekuumlmmertheit auf den Druckzuumlnder einer

neben dem Weg platzierten Antipersonenmine treten ist

natuumlrlich von den Ausbildern beabsichtigt So lernen wir

welche Gefahren abseits der befestigten Straszligen lauern

koumlnnen Auch wenn es keine echte Explosion gibt und die

Mine nur ein Dummy war hat die Lektion gesessen

In Krisenregionen garantiert die Kennzeichnung bdquoPressldquo keinen Schutz vor unangenehmen Situationen

Diese fuumlnf Tage bereiten auf das Schlimmste vor Die Teil -

nehmerinnen und Teilnehmer werden beschossen aus ihrem Auto gezerrt oder sogar entfuumlhrt Das Ziel dieser realistischen Sze-narien auf dem Trainingsgelaumlnde der Bundeswehr im fraumlnkischen Hammelburg ist es Reporter auf den Einsatz in Kriegs- und Krisen-gebieten vorzubereiten Bundes-wehr-Redakteurin Ulrike Jenssen hat die Ausbildung mitgemacht Hier Teile ihres Tagebuchs

BG ETEM und Bundeswehr bieten spezielles Training fuumlr Journalisten in Krisengebieten

Seminare

Anleitung zum Uumlberleben

mensch amp arbeit

16 etem 012016

Tag 2 Achtung Granate Viele von uns tragen an diesem Morgen das erste Mal ei-ne ballistische Schutzweste der sogenannten Schutzklas-se 4 wie sie auch die Bundeswehrsoldaten in den Ein-satzgebieten tragen Die Weste wiegt zwoumllf Kilogramm weil sie mit schweren Platten aus einem speziellen Verbund-werkstoff verstaumlrkt ist Auszligerdem bekommen wir einen Helm und lernen dass der lediglich vor Splittern aber nicht zwin-gend vor direktem Beschuss schuumltzt

Wir sollen den Buumlrgermeister eines kleinen Dorfes in einer Krisenregion interview-en Mit meiner kleinen Gruppe ndash dem Tonassistenten der Kamerafrau und der Produzentin ndash laufe ich durch das Dorf Ploumltzlich fallen Schuumlsse Granate Sie faumlllt vor meine Fuumlszlige Ich habe Panik und renne weg Das sagt mir mein Instinkt

Soldaten wissen natuumlrlich dass ich mich in den maximal drei Sekunden bis eine scharfe Handgranate in einem echten Szenario explodiert waumlre kaum haumltte um-drehen koumlnnen Und schon gar nicht haumltte ich es geschafft mich aus dem Gefahrenra-dius in Sicherheit zu bringen Ich haumltte mich einfach nur hinschmeiszligen sollen Liebes Ta-gebuch Schon am zweiten Tag des Lehr-gangs bin ich das erste Mal tot Nachmittags fahren wir auf die Schieszlig-bahn Mit Gefechtsmunition wird uumlber unsere Koumlpfe hinweggeschossen Wir sollen heraus-houmlren wo sich die Schuumltzen aufhalten und ob wir uns vor oder hinter der Schusslinie befin-den Das ungeuumlbte Gehoumlr hat zunaumlchst keine Chance aber wir werden immer besser

Tag 3 Carjacking

Mit den weiszligen Kleinbussen fahren wir morgens wieder in das bdquoKrisenge-

bietldquo Auf dem Fahrzeug ist gut sichtbar das Schild bdquoPressldquo angebracht

doch auch heute wird unsere journalistische Unabhaumlngigkeit mit Sicher-

heit nicht respektiert werden Wir haben vor Fahrtbeginn eine Karte zur

Orientierung bekommen Fuumlr einen perfekten Reportage-Tag in der Krisen-

region werden uns auszligerdem ein Sprachmittler und ein Fahrer zur Seite

gestellt

Mehrere Checkpoints muumlssen passiert werden Die Durchsuchungen

lassen wir mit professioneller Distanz uumlber uns ergehen auch wenn sie

unangenehm sein koumlnnen bloszlig keinen Anlass geben Immer wieder will

man wissen wer wir sind und wohin wir wollen Die Grenze zwischen Be-

fragung und Verhoumlr ist flieszligend

Als wir gerade auf dem Weg zu einem Pressetermin sind wird unser

Fahrzeug von bewaffneten Maumlnnern umzingelt Carjacking Die Autos sind

weg und wir muumlssen uns zu Fuszlig durch den Wald zur naumlchsten Stadt durch-

schlagen Im einzigen Gasthaus muumlssen wir Verhandlungsgeschick bewei-

sen Man spricht weder Deutsch noch Englisch will

aber Bares sehen Fuumlr viel Geld gibt es

wenig Luxus Der Betonboden ist kalt

und die Raumlumlichkeiten sind nur maumlszligig

beheizt Bevor wir uns auf den Feldbet-

ten niederlassen teilen wir Wachen ein

Sicher ist sicher

Autodiebe uumlberfallen den Presse-Konvoi

Arme schoumln hochhalten Die Rollenspieler sind nicht zimperlich

mensch amp arbeit

17etem 012016

Vermummte stuumlrmen in die Herberge der Journalisten

Tag 4 Stunden der Ungewissheit

Von der unruhigen Nacht gezeichnet freuen sich morgens

alle auf einen heiszligen Kaffee und das Fruumlhstuumlck in der Her -

berge obwohl klar ist dass die naumlchste Uumlberraschung nicht

lange auf sich warten lassen wird Kaum ist der Kaffee ge -

trunken houmlren wir drauszligen auch schon Gewehrfeuer Alle

springen vom Fruumlhstuumlckstisch auf und rennen in Richtung

des Bunkers Der wird jedoch nicht schnell genug erreicht

Ein Dutzend schwerbewaffnete Vermummte ist bereits im

Haus Mit dieser Erstuumlrmung beginnt die Geiselnahme

die Ungewissheit hellip

Als es vorbei ist steht die Sicherheit an erster Stelle Psy -

chologen Sanitaumlter und der Lehrgangsleiter stehen bereit

um das Erlebte mit uns auszuwerten und gemeinsam zu ver-

stehen Alle sind wohlauf fuumlhlen sich mental gefestigt und

sind auch physisch noch einigermaszligen fit Abends ist Zeit

die Eindruumlcke zu ordnen und sich aus-

zutauschen Das

Erlebte bleibt ndash

ebenfalls aus Sicher-

heitsgruumlnden ndash

zwischen den Teilneh-

mern und wird nicht

berichtet

Tag 5 Sensibilisiert Der letzte Tag im Houmlrsaal Ein Sanitaumltsfeldwebel gibt uns praktische Tipps zur Wundschnellversorgung und erklaumlrt worauf es ankommt wenn man Schuss- und Brandverletzungen versorgen muss Und wie lautet eigentlich die Notrufnummer in diesem oder jenem Land Wo ist das naumlchste Krankenhaus Es sind einfache Fragen die man bereits vor der Reise in das Krisengebiet beantworten koumlnnen sollte Zeit fuumlr ein Fazit Viele fuumlhlen sich nun fuumlr kuumlnftige Reisen in Krisengebiete besser vorbereitet Einige meiner Kollegen sagen dass sie die Gefahr zuvor un-terschaumltzt und jetzt einen geschulteren Blick fuumlr De-tails haumltten Es stimmt Sensibilisiert fahre ich nach Hause und aufmerksamer als sonst betrachte ich den Wegesrand

Journalisten in Krisenregionen

Die BG ETEM versichert auch viele Journalisten Daher bietet sie dieses Seminar zusammen mit dem Bundesverteidigungsministerium Es wendet sich ausschlieszliglich an Journalistinnen und Journalisten die aus beruflichen Gruumlnden in Krisen- und Kriegsgebieten taumltig sind oder sich auf Einsaumltze in diesen Regionen vorberei-ten Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten des Personenschutzes oder von gemeinnuumltzigen Organisationen sind nicht zugelassen Ziel des Seminars Die Veranstaltung vermittelt in fuumlnf Tagen grund-legende Kenntnisse zum Umgang mit potenziel -len Gefahren fuumlr die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten Konkrete Gefaumlhrdungen sollen bewusst gemacht und moumlgliche Vermeidungs-strategien aufgezeigt werden Daruumlber hinaus bietet der Lehrgang eine Erste-Hilfe-Ausbildung und Hilfen zur Stressverarbeitung

Inhalt des Seminars Wirkung von Waffen Munition Kampfmitteln und Schutzmaszlignahmen

Erkennen und Vermeidung von Gefahren durch Minen und Sprengfallen

Verhalten in komplexen Situationen ein-schlieszliglich Gefangennahme

Lebensrettende Erstversorgung Verwundeter Zusammenarbeit zwischen Streitkraumlften und Journalisten im Einsatzland

Begleitung der Truppe bei Patrouillen und Schutzaufgaben

Psychische Belastungen und Praumlvention von Traumatisierungen

Versicherungsschutz durch die BG im In- und Ausland

Anmeldung bildung-wiesbadenbgetemde

Veranstaltungstermine 2016 im April Juli November und Dezember Ort Ausbildungs-zentrum der Bundeswehr in Hammelburg

rarr Info wwwbgetemde Webcode 14363753 Seminardatenbank Veranstaltungsnummer 146

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Waumlhrend der Dienstreise im Ausland geschieht ein Unfall Erste Hilfe ist

gefragt gegebenenfalls muumlssen Ver- sicherte zudem aumlrztlich versorgt werden Doch wie kommt man auf kuumlrzestem Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus

Um auch im Ausland optimale medizi-nische Versorgung gewaumlhrleisten zu koumln-nen hat die BG ETEM fuumlr ihre Versicherten gemeinsam mit der DRK Assistance einen 24-Stunden-Notruf eingerichtet Ein Anruf genuumlgt um etwa die schnelle Verlegung in ein geeignetes Krankenhaus vor Ort oder einen Krankenruumlcktransport zu or- ganisieren Die DRK Assistance bietet ein weltweites Netzwerk von Aumlrzten und Dienstleistern und kann nach der Unfall-meldung sofort Kontakt mit dem be- handelnden Arzt vor Ort aufnehmen So lassen sich Fragen zur Diagnose Qualitaumlt der Behandlung oder Kostenuumlbernahme kurzfristig klaumlren

Welches geeignete Arzneimittel steht im Ausland zur Verfuumlgung und wo sind deutsch- oder englischsprachige Aumlrzte zu finden Auch dazu koumlnnen Versicherte uumlber die Notfall-Hotline qualifiziert bera-ten werden

Auch wer beruflich im Ausland unterwegs ist kann auf den Schutz durch die BG ETEM zaumlhlen Eine Notfall-Hotline sichert Erreichbarkeit rund um die Uhr

Damit die Notrufnummer immer griffbereit ist bietet die BG ETEM spezielle Visiten-karten an (Bezugsmoumlglichkeiten unter info) Betriebe koumlnnen diese an ihre Beschaumlftigten vor Auslandsaufenthalten verteilen

Dokumentation Grundsaumltzlich muss die Berufsgenossen-schaft uumlber meldepflichtige Unfaumllle sofort informiert werden ndash auch wenn sie im

Notfall-Hotline der BG ETEM

Anruf genuumlgt

Ausland passieren Das gilt ebenfalls bei begruumlndetem Verdacht auf eine Berufs-krankheit Arbeitgeber nutzen dazu die-selben Formulare wie im Inland Schwere oder gar toumldliche Unfaumllle sind telefonisch zu melden

Nach der Ruumlckkehr Wenn Beschaumlftigte nach ihrer Ruumlckkehr noch medizinische Behandlung brauchen oder sie weiterhin arbeitsunfaumlhig sind muumlssen sie direkt den Durchgangsarzt aufsuchen Dabei empfiehlt es sich diesem saumlmtliche aumlrztlichen Berichte aus dem Ausland (wie z B den Medical Report siehe Infokasten links) vorzulegen Nur so kann sich der Arzt ein Bild uumlber die bisherige Versorgung machen und die Folgebehandlung darauf abstimmen

Wichtiger Hinweis Einige Krankheiten machen sich moumlglicherweise erst nach der Dienstreise bemerkbar manchmal sogar erst Monate spaumlter Bei Sympto-men wie beispielsweise ungeklaumlrtem Fieber oder anhaltenden Durchfaumlllen Hautveraumlnderungen Gelenkschwellungen Kopfschmerzen starkem Gewichtsverlust oder Lymphknotenschwellungen die etwa nach einem Tropen-Aufenthalt auftreten heiszligt es sofort zum Arzt Nancy Schmidt

rarr info Visitenkarte mit Notruf-

nummer der BG ETEM (siehe oben) als Download unter wwwbgetemde Webcode 11234792 oder per E-Mail

unter rehabgetemde

Medical Report

Im Medical Report dokumentiert der behandelnde Arzt eine aumlrztliche Behandlung im Ausland Er dient auch als Beweismittel fuumlr spaumltere Anspruumlche gegenuumlber der Sozial-versicherung Es empfiehlt sich betroffenen Mitarbeitern die Formulare zur Verfuumlgung zu stellen Bezug Kepnerdruck GmbH wwwkepnerdeA_20_Medical_ Reportpdf

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Wir wollen unsere Unfallquote halbie-renldquo Stefan Schirm Abteilungslei-

ter Umweltschutz und Arbeitssicherheit bei der BSH Hausgeraumlte GmbH in Traun-reut hat ehrgeizige Ziele Und er ist damit nicht allein Werksleitung Fuumlhrungskraumlf-te Betriebsrat und Beschaumlftigte ziehen an einem Strang

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Produktion ohne Unfaumllle war die Kampagne bdquo10 Goldene Regeln der Ar-beitssicherheitldquo im Jahr 2013 Neben Werksleiter Guumlnter Striegel und dem Be-triebsratsvorsitzenden Walter Waltrich standen zehn Manager des Standorts Pate fuumlr jeweils eine der Regeln Und das gleich mehrfach

Ein Kalender zeigte die Fuumlhrungskraumlfte auf monatlichen Fotos in privaten Situa- tionen ndash beim Bogenschieszligen Hecke- schneiden Radfahren oder Bergsteigen Dabei machten sie klar dass es sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit auf verantwortliches Handeln ankommt bdquoWir

Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

wollten eine Bruumlcke zwischen Privat- und Arbeitsleben schlagenldquo erlaumlutert Stefan Schirm bdquodenn Sicherheit spielt uumlberall ei-ne Rolleldquo

Die Regeln wurden so formuliert dass das bdquoIchldquo also jeder Einzelne als verant-wortlich Handelnder im Mittelpunkt steht bdquoWir haben ganz bewusst nicht formuliert was man sollte muumlsste oder nicht darf Wir sagen den Leuten Schaut auf euch selbst und eure Sicherheit Dann koumlnnt ihr euch auch um andere kuumlmmernldquo

Infomarkt fuumlr alle Beschaumlftigten Um die Bedeutung der zehn Regeln zu un-terstreichen gab es einen Informations-markt fuumlr alle Beschaumlftigten des Stand-orts An insgesamt 15 Terminen konnten sich jeweils 170 Kolleginnen und Kollegen an den zehn Informationsstaumlnden uumlber die einzelnen Regeln informieren Die Fuumlhrungskraumlfte selbst praumlsentierten an den einzelnen Staumlnden bdquoihreldquo Regel und diskutierten mit den Beschaumlftigten Fuumlr

Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

Stefan Schirm wirkte dies besonders uumlberzeugend auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Denn die Manager stan-den persoumlnlich fuumlr das Thema Arbeits- sicherheit ein

bdquoWir haben versucht da so viel Leben wie moumlglich reinzubringenldquo erinnert er sich Die Beschaumlftigten hatten etwa die Moumlglichkeit persoumlnliche Schutzausruumls-tung gleich am Stand auszuprobieren Das habe zu recht lebhaften Gespraumlchen gefuumlhrt Und selbst kritische Geister die meinten schon alles zu wissen und zu kennen seien zu uumlberzeugen gewesen bdquoSpaumltestens bei der dritten Station haben auch die mitgemachtldquo

Im Rahmen der Kampagne im Fruumlhjahr 2013 wurden 750 Kalender und Plakate gedruckt sowie zehn Informationsstaumlnde gestaltet Ergaumlnzend dazu gab es Artikel in der Mitarbeiterzeitung des Standorts sowie im Intranet des Unternehmens

Langfristiges Konzept Erste Wirkung zeigte die Kampagne rund ein halbes Jahr nach den Informationsver-anstaltungen bdquoIm Herbst und Winter hat-ten wir eine Phase von vier Monaten ohne einen einzigen Arbeitsunfall mit Ausfall-zeitenldquo erinnert sich Stefan Schirm Sonst seien es bis zu zwei Unfaumllle monatlich

Klaus Rabenstein Leiter Industrial Engineering trat fuumlr gegenseitige Ruumlcksichtnahme ein

Beim Info-Markt stellten sich die Manager der Diskussion mit den Beschaumlftigten

betrieb amp praxis

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Der Mensch im Mittelpunkt

Die bdquo10 Goldenen Regeln der Ar-beitssicherheitldquo der BSH Hausgerauml-te GmbH in Traunreut stellen den einzelnen Beschaumlftigten in den Mit-telpunkt Jeder soll jederzeit in der Lage sein sich nach diesen Regeln zu verhalten 1 Ich achte stets auf meine eige-

ne Sicherheit und Gesundheit 2 Ich nehme Ruumlcksicht auf meine

Kollegen und mache sie auf ih-re Sicherheit aufmerksam

3 Ich informiere mich gut uumlber Arbeitssicherheit

4 Ich mache nur Arbeiten die ich sicher beherrsche

5 Ich verwende nur sichere Werk-zeuge und Maschinen die ich benutzen darf

6 Ich benutze immer die vorge-schriebene Schutzausruumlstung

7 Ich befolge alle Gebots- Ver-bots- und Warnzeichen

8 Ich achte besonders auf Stap-ler und andere Fahrzeuge

9 Ich beseitige Gefaumlhrdungen so-fort oder informiere umgehend meinen Vorgesetzten

10 Ich melde Unfaumllle sofort und lasse auch kleine Verletzungen behandeln

Entstanden ist die Kampagne letztlich aus einer Krise Als es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auch am Standort Traunreut Probleme gab wollten sich die Verantwortlichen nicht nur den uumlblichen Sparreflexen ergeben Sie entwi-ckelten das bdquoProgramm Traunreut 2020ldquo das neben vielen wirtschaftlichen Zielen auch Visionen fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement formulierte

bdquoDie lassen sich einfach zusammenfas-senldquo erklaumlrt Stefan Schirm bdquo100 Prozent gesunde Mitarbeiter und keine Unfaumllleldquo So soll zum Beispiel die Zahl der Arbeits-unfaumllle von sieben auf drei pro eine Milli-on Arbeitsstunden reduziert werden

Der Weg zu den zehn Regeln fuumlhrte auch uumlber ein Seminar der BG ETEM bei dem sich Fuumlhrungskraumlfte des Standorts mit dem verhaltensbedingten Arbeits-schutz auseinandersetzten Einen moumlgli-chen Ansatzpunkt zur weiteren Verbesse-rung des ohnehin schon guten Niveaus der Arbeitssicherheit identifizierten sie

darin klare Regeln zu formulieren und deren Einhaltung auch einzufordern Um dieses Ziel zu erreichen lassen Stefan Schirm und seine Kollegen auch nach der Kampagne von 2013 nicht locker

bdquoWir variieren die Themen immer wie-der derzeit unter dem Stichwort Arbeits-sicherheit 20lsquo machen Newsletter und Flyerldquo Die Fuumlhrungskraumlfte sprechen Ar-beitssicherheit und Gesundheitsschutz auch bei Betriebsversammlungen regel-maumlszligig an bdquoMan muss eben immer wieder neue Wege findenldquo

Weiter dran bleiben Am Standort Traunreut der BSH Hausgerauml-te GmbH entwickeln und produzieren uumlber 3000 Beschaumlftigte mehr als 22 Millionen Herde und Kochfelder pro Jahr Das Werks-gelaumlnde in der Naumlhe des Chiemsees ist so groszlig wie die Insel Mainau Die Fabrik um-fasst verschiedene Produktionsstufen von der Blechbearbeitung bis zur Endmontage der elektrischen Geraumlte und ist so Schirm

in der Produktionstiefe durchaus mit ei-nem Automobilwerk zu vergleichen Allein die Zunahme des Personalstands in den letzten Jahren macht deutlich dass Ar-beitssicherheit weiter ein zentrales Thema bleiben wird bdquoDie Kampagne war sicher mehr als ein Strohfeuerldquo ist sich Schirm sicher bdquodennoch muumlssen wir die Leute im-mer wieder wachruumlttelnldquo

rarr info wwwbsh-groupde Standort Traunreut

Der Leiter Produktmarketing auf der Leiter Lars Schubert praumlsentierte die vierte Regel bdquoIch mache nur Arbeiten die ich sicher beherrscheldquo

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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

betrieb amp praxis

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

betrieb amp praxis

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

betrieb amp praxis

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pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

betrieb amp praxis

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

27etem 012016

Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

28 etem 012016

1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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etem 012016

wwwbgetemde twittercombg_etem

bg_etemyoutubecomdiebgetem xingtobgetem wwwbgetemde

Webcode 13671559

  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

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kompakt 4 Zahlen Fakten Angebote

Meldungen und Meinungen

mensch amp arbeit 8 Arbeiten an elektrischen Anlagen

Sicherheit einschalten

11 Checklisten zu Sicherheitsregeln Haken dran

12 Serie Chefsache Aus Fehlern lernen

15 Seminar fuumlr Fuumlhrungskraumlfte Schluumlssel zum Erfolg

16 Seminar fuumlr Journalisten Anleitung zum Uumlberleben

19 Notfall-Hotline der BG ETEM Anruf genuumlgt

betrieb amp praxis 20 Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

22 Neue VDE 0105 Tradition und Innovation

25 Aus Unfaumlllen lernen Fataler Irrtum

26 Epoxidharze Vielseitig aber riskant

gesundheit 28 Schlaftypen und Schichtarbeit

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

service 31 Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken

32 Unfallversicherung im Ausland Grenzenlose Sicherheit

34 Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe In einer anderen Welt

35 Impressum

8Titelthema Bei Arbeiten an elektrischen Anlagen muumlssen Beschaumlftigte und Verantwortliche vor Arbeitsbeginn Fragen der Sicherheit klaumlren Die BG ETEM unterstuumltzt sie dabei

20 Arbeitssicherheit Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

32 Schutz im Ausland Vor dem Start zum Auslandseinsatz gibt es oft Unklarheiten zum Versicherungs-schutz vor Ort Ein Uumlberblick zu interna- tionalen Regeln zum sozialen Schutz

inhalt

3etem 012016

Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis Bundesarbeitsministerin Andrea Nah-les hat die Suumlwag Energie AG fuumlr die Idee der Safety-Teams mit dem Deut-schen Arbeitsschutzpreis 2015 ausge-zeichnet Arbeitet die Suumlwag erstmals mit einem Partnerunternehmen zusam-men oder soll die bestehende Zusam-menarbeit weiter vertieft werden wird ein Safety-Team gebildet Dieses setzt sich aus je einem Verantwortlichen und einer Sicherheitsfachkraft der Suumlwag sowie des Partnerunternehmens zusammen Die Safety Teams zei-gen Wirkung Die Unfallquote der Partnerfirmen sank bereits im ersten Projektjahr 2013 um 50 Prozent Ein weiteres Jahr spaumlter re-duzierte sich diese nochmals um ein Drittel und lag zuletzt bei vier Arbeitsunfaumlllen pro eine Million Arbeitsstunden Inzwischen kommt das Konzept auch bei Schwesterunternehmen der Suumlwag zum Einsatz

rarr info wwwdeutscher-arbeitsschutzpreisde

Am 7 und 8 Juni 2016 ist es wieder so weit Die BG ETEM laumldt zum 18 Mal zur Vortragsveranstaltung ELEKTROTECHNIK im Kongress Palais in Kassel ein Erfahren Sie mehr uumlber die aktu-ellen Entwicklungen in unterschiedlichen elektrotechnischen Themenfeldern und treffen Sie Fachleute fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz aus elektrotechnischen Betrieben und der Berufsgenossenschaft zum konstruktiv-kritischen Dialog Die hohe Beteiligung der letzten Jahre ndash rund 600 Teilnehmen-de ndash spricht fuumlr sich Zum Themenspektrum gehoumlren unter an-derem folgende Themen

Neue Gesetze und Vorschriften Aktivitaumlten in der Praumlventionsarbeit Neuerungen aus der Reihe VDE 0100 sowie die neue DIN VDE 0105-100

Funktionale Sicherheit Industrie 40 Personen-Erfassung Arbeitsschutz bei kollaborierenden Robotern

Hochspannungsuumlbertragungsanlagen

Neue Komponente psychische Belastung (Gefaumlhrdungs- beurteilung)

In der Gebuumlhr von 300 Euro sind die Kosten fuumlr Teilnahme die Tagungsunterlagen und das Abendprogramm enthalten In der Naumlhe des Kongress Palais stehen Hotelkontingente bereit

rarr info und anmeldung wwwbgetemde Webcode 14196882 Kontakt Tagungsbuumlro Tel 0221 3778-6190 E-Mail elektrotechnikbgetemde

Vortragsveranstaltung ELEKTROTECHNIK

Treffen der Fachleute

Neue Kampagne Ab 2017 werden Berufsgenossen-schaften und Unfallkassen fuumlr eine bessere Kultur der Praumlvention in Betrieben Schulen und oumlffentli-chen Einrichtungen werben Ziel der auf zehn Jahre angelegten Kam-pagne soll sein Sicherheit und Gesundheit zum festen Bestandteil aller Entscheidungen und Ablaumlufe zu machen Laut einer aktuellen Befragung der DGUV geben nur vier von zehn Betrieben an dass das Thema in den Fuumlhrungsleitlinien vorkommt Das soll sich mit der neuen Kampagne aumlndern Ziel ist es mit einer bdquoPraumlventionskulturldquo Chancen fuumlr weitere Verbesserun-gen von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in der Bildung und im Ehrenamt zu nutzen

rarr info wwwdguvde Webcode d1070162 Download des Fachkonzepts zur neuen Kampagne

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4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen Die Berufsgenossenschaftliche Bildungsstaumltte Linow-see eV veranstaltet gemeinsam mit der BG ETEM und der BG Verkehr am 15 und 16 Maumlrz 2016 die 4 Fachtagung bdquoArbeitssicherheit in Windenergie-anla-genldquo Vortragsthemen werden unter anderem sein

Unfallgeschehen an Windenergieanlagen (WEA) ndash Beispiele und Analysen

Die neue Betriebssicherheitsverordnung ndash Bedeu-tung fuumlr die Windenergie

Inhalte von Arbeitsschutzunterweisungen und Schulungen in der Windenergie ndash Uumlberarbeitete Module des VDSI

Qualifizierung fuumlr Arbeiten inan WEA ndash Konzepte von Ausbildungstraumlgern

Eignung ndash Problemstellungen und Ansaumltze fuumlr Untersuchungen

Ziel Offshore-Bauwerk ndash Personaltransfer und Uumlberstieg

Erste Hilfe in Offshore-Windparks ndash Stand der Dinge

Forschungsprojekt Rettungskette Offshore Wind ndash Erkenntnisse und Entwicklungen bei der prakti-schen Umsetzung

Elektrische Ausruumlstung in WEA ndash Sicherheitstechni-sche Anforderungen

Umspannplattformen ndash Elektromagnetische Felder

rarr info wwwbgetemde Webcode 15261228 Informationen zum Veranstaltungsort zur Hotel- reservierung zur Teilnahmegebuumlhr und zur Online-Anmeldung

Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen Der Fahrer war nur kurz abgelenkt Dann quietschen Bremsen Das Auto kommt zwar noch zum Stehen Doch ein Rollerfahrer muss ausweichen und prallt frontal auf einen Radfahrer Zum Gluumlck passiert das nur im Film Die BG ETEM hat ihn in Auftrag gegeben um fuumlr mehr Aufmerksamkeit im Straszligenverkehr und bei der Arbeit zu sensibilisieren Denn rund ein Drittel aller Verkehrsunfaumllle werden durch Ablenkung verursacht bdquoAuch bei der Arbeit spielt das eine immer groumlszligere Rolleldquo sagt Ge-schaumlftsfuumlhrer Olaf Petermann Vor allem E-Mails und Smart- phones sorgten fuumlr Ablenkungen Der Videoclip zeigt die Folgen erhebt aber nicht den Zeigefinger bdquoWir moumlchten dass der Zu-schauer selbst eine Entscheidung trifftldquo sagt Holger Zingsheim Leiter Kommunikation bei der BG ETEM Das Video setzt die Kampagne bdquoEin Unfall aumlndert alles ndash Du bestimmst das Risikoldquo fort Es ist auf der Webseite der Kampagne und in sozialen Netz-werken zu sehen Innerhalb kurzer Zeit wurde das Video 12 Mil-lionen Mal aufgerufen 5800 Userinnen und User entschieden bdquoGefaumlllt mirldquo und 185 kommentierten das Gesehene

rarr info wwwein-unfall-aumlndert-allesde

kompakt

Workshop Ruumlcken Freie Termine zur Weiterbildung in Sachen bdquoRuumlckenldquo in Augsburg Dabei wird das Aktionsmobil Gesunder Ruumlcken und dessen Einsatz in den Mitgliedsbetrieben vorgestellt Das Seminar wendet sich an Beschaumlftigte Fuumlhrungskraumlfte und Mitglieder des Arbeitsschutzaus-schusses Tagungsort ist das Exerzitienhaus Leitershofen Es bietet die Moumlglichkeit Abstand vom Alltag zu gewinnen und sich ganz auf das Seminar zu konzentrieren Freie Termine in Juni und Juli gibt es unter der Veranstaltungsnummer 249 oder dem Stichwort bdquoRuumlckenldquo in der Seminardatenbank der BG ETEM

rarr info wwwbgetemde Seminardatenbank Mail Bildung-Koelnbgetemde

Aus der Selbstverwaltung Hans-Peter Kern Vorstandsvor-sitzender der BG ETEM ist zum Vorsitzenden der Gesellschaf-terversammlung des Klinikver-bunds der Gesetzlichen Unfall-versicherung gewaumlhlt worden Die gemeinnuumltzige GmbH ist ein Zusammenschluss aus neun berufsgenossenschaftli-chen Akutkliniken zwei Klini-ken fuumlr Berufskrankheiten und zwei Unfallbehandlungsstellen Zu ihren Kernkompe-tenzen gehoumlren unter anderem die Polytrauma- und Schaumldel-Hirn-Trauma-Versorgung nach schweren Unfaumlllen sowie die Behandlung von Patienten mit Brand- Ruumlckenmarks- und Handverletzungen

rarr info wwwbg-klinikende

Deutscher Jugend-Arbeitsschutz-Preis 2016

Innovative Idee 6000 Euro betraumlgt das Gesamtpreisgeld fuumlr die ersten drei Plaumltze beim Deutschen Jugend-Arbeitsschutz-Preis 2016 Die Fachvereinigung Arbeits- sicherheit eV (FASI) verleiht den Preis alle zwei Jahre bei der bdquoArbeits-schutz Aktuellldquo Junge Erwachsene bis 24 Jahren koumlnnen bis 30 Juni 2016 teilnehmen Ausgezeichnet werden kreative und innovative Ideen fuumlr mehr Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz die bereits erfolgreich in der Praxis umgesetzt wurden Die Projekte muumlssen zwischen 2014 und 2016 begonnen und bis 30 Juni 2016 abgeschlossen worden sein Die Gewinner-innen und Gewinner werden bei der Eroumlffnung der bdquoArbeitsschutz Aktuellldquo am 11 Oktober 2016 in Hamburg ausgezeichnet

rarr info wwwjugend-arbeitsschutz-preisde

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darr Termine 12-13032016 Wallau bei Wiesbaden

Inter-Schuh-Service 13-18032016 FrankfurtMain

Light + Building Messe fuumlr Licht und Gebaumludetechnik 05-06042016 Dresden

Maschinensicherheits-Tagung 06042016 Bremen

Regionale Betriebsaumlrzteversammlung 3105-10062016 Duumlsseldorf

drupa Internationale Fachmesse der Printmedien

rarr Weitere Termine wwwbgetemde Webcode 12568821

Die neuen Plakate der BG ETEM zur Betonung des Arbeitsschutzes gibt es unter Telefon 0221 3778-1020 oder im Netz unter wwwbgetemde Webcode 14822765

Plakatkampagne 2016

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Bestell-Nr P0082016

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Der Anteil der Stromunfaumllle an der Ge-samtzahl der meldepflichtigen Unfaumllle

scheint auf den ersten Blick gering Die Auswirkungen dieser Unfallart sind aber schwerwiegender als der Durchschnitt al-ler Unfaumllle Stromunfaumllle haben zum Bei-spiel bei den toumldlichen Arbeitsunfaumlllen ei-nen vergleichsweise hohen Anteil Selbst wenn die Stromunfallopfer nur einen so-genannten Wischer erleiden kann es trotzdem zu Spaumltfolgen kommen Diese koumlnnen noch Stunden nach der Durchstrouml-mung auftreten Spaumltfolgen koumlnnen u a gefaumlhrliche Herzrhythmusstoumlrungen sein Aus diesen Gruumlnden ist es wichtig Strom- unfaumlllen gezielt vorzubeugen

Arbeiten an elektrischen Anlagen ohne Gefahren ausfuumlhren Wenn geplante Arbeiten gut vorbereitet sind und waumlhrend der Arbeiten keine un-erwarteten Ereignisse eintreten denken die beteiligten Beschaumlftigten und Verant-wortlichen in der Regel an alle notwendi-gen Schutzmaszlignahmen Treten bei der Arbeit jedoch Stoumlrungen auf die unter Zeitdruck behoben werden muumlssen uumlber-sehen die Beschaumlftigten haumlufig grundle-gende Dinge oder vergessen sie Deshalb ist es wichtig auch moumlgliche Stoumlrungen vorherzusehen und die Stoumlrungsbeseiti-gung zu planen

Die DGUV Vorschrift 1 verlangt dass Ar-beiten nur an Personen uumlbertragen wer-den duumlrfen die dazu befaumlhigt sind Bei

Bei Arbeiten an elektrischen Anlagen ist immer mit Gefahren durch elektrischen Strom zu rechnen Deshalb muumlssen sich Beschaumlftigte und Verantwort- liche vor Beginn der geplanten Arbeiten intensiv damit befassen

Arbeiten an elektrischen Anlagen gibt es deshalb eine Reihe von verantwortlichen Personen die sich miteinander abspre-chen muumlssen Diese werden in der DIN VDE 0105-100 benannt

Verantwortliche Personen Verantwortlich bei Arbeiten an elektri-schen Anlagen ist in erster Linie der Anla-genverantwortliche Er kann die Auswir-kungen abschaumltzen wenn die vorgesehe-nen Arbeiten an der elektrischen Anlage durchgefuumlhrt werden Deshalb muss er den Arbeitsverantwortlichen uumlber die Auswirkungen informieren Der Arbeits-verantwortliche ist der Garant dafuumlr dass diejenigen die die Arbeiten ausfuumlhren sicher arbeiten koumlnnen und dabei gesund bleiben

Zur Arbeit befaumlhigte Personen Arbeiten an elektrischen Anlagen duumlrfen nur von Elektrofachkraumlften durchgefuumlhrt werden Als Elektrofachkraft zaumlhlt wer die uumlbertragenen Arbeiten beurteilen und die damit verbundenen Gefahren erkennen kann Eine Elektrofachkraft muss auch uumlber ausreichende Kenntnis und Erfah-rung der uumlbertragenen Arbeiten verfuumlgen Weiter sind Kenntnisse der anerkannten Regeln der Technik noumltig Das dazu benouml-tigte Wissen wird in der Regel durch eine elektrotechnische Ausbildung erlangt

Bei Arbeiten an elektrischen Anlagen sind manchmal unterstuumltzende Taumltigkei-

Arbeiten an elektrischen Anlagen

Strom an Sicherheit aus

ten noumltig Fuumlr diese Taumltigkeiten sind nicht unbedingt Elektrofachkraumlfte erforderlich Die DGUV Vorschrift 3 laumlsst dafuumlr auch elektrotechnisch unterwiesene Personen (EuP) unter Leitung und Aufsicht durch ei-ne Elektrofachkraft zu

Die EuP wird durch die Elektrofachkraft und hier im Besonderen durch den Ar-beitsverantwortlichen elektrotechnisch unterwiesen Dadurch ist auch die EuP in der Lage die unterwiesenen Arbeiten si-cher durchzufuumlhren Voraussetzung ist je-doch dass die Elektrofachkraft die Lei-tung und Aufsicht fuumlr die EuP uumlbernimmt Das heiszligt sie ist weisungsbefugt und verantwortlich fuumlr die Sicherheit und Gesundheit der elektrotechnisch unter-wiesenen Person

In der Praxis bedeuten Leitung und Auf-sicht dass sich Elektrofachkraft und EuP in raumlumlicher und zeitlicher Naumlhe zueinander befinden damit die Elektro-fachkraft jederzeit erreichbar ist und kont-

mensch amp arbeit

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Richtigkeit uumlberpruumlfen und eventuell durch eine ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeur-teilung vervollstaumlndigen In der Ergaumlnzung wird nur vervollstaumlndigt oder abgewan-delt was vom Uumlblichen abweicht In der Praxis sind das Besonderheiten die bei der Arbeitsvergabe besprochen werden

Fehlt eine Gefaumlhrdungsbeurteilung fuumlr eine Taumltigkeit komplett muss sie in jedem Fall vor Arbeitsbeginn erstellt werden Wenn spezielle Hilfsmaterialien oder Ar-beitsmittel benoumltigt werden muss sich der Arbeitsverantwortliche davon uumlber-zeugen dass die beauftragten Beschaumlf-tigten wissen wie diese sicher benutzt werden Unter Umstaumlnden muss der Ar-beitsverantwortliche noch Ein- und Unter-weisungen vornehmen

Arbeiten im spannungsfreien Zustand Das Arbeitsschutzgesetz verlangt eine Ver-meidung von Gefahren Die DGUV Vor-

rollieren kann ob die Arbeiten sicher und richtig ausgefuumlhrt werden

Zusammenarbeit von Arbeits- und Anlagenverantwortlichen Bei Arbeiten an groszligen elektrischen Anla-gen oder in Netzen koordiniert der Anlagenverantwortliche die Schutzmaszlig-nahmen und spricht diese mit dem Arbeitsverantwortlichen durch Der Ar-beitsverantwortliche muss die Personen auswaumlhlen die die Arbeiten durchfuumlhren sollen und vor Arbeitsbeginn uumlber die kon-kreten Schutzmaszlignahmen informieren Der Arbeitsverantwortliche wird haumlufig erst vor Ort kurz vor Arbeitsbeginn be-nannt Trotzdem muss ihm bewusst sein dass er fuumlr die Sicherheit und den Gesund-heitsschutz der beteiligten Mitarbeiter verantwortlich ist

Fuumlhren Elektrofachkraumlfte die Arbeiten durch ist aufgrund ihrer Qualifikation in der Regel eine relativ hohe Sicherheit ge-

geben Kritischer ist die Situation wenn elektrotechnische Laien erst noch elektro-technisch unterwiesen werden muumlssen Hier uumlbernimmt die unterweisende Elek- trofachkraft die Fachverantwortung fuumlr diese Personen

Im Elektrohandwerk ist der Arbeitsver-antwortliche in der Regel auch der Anlagenverantwortliche Hier wird vom Ar-beitsverantwortlichen eine besondere Verantwortung verlangt da er in der Doppelfunktion des Arbeits- und Anlagen-verantwortlichen ist Bekommt er erst vor Ort oder kurz vor Arbeitsbeginn Einblick in die Unterlagen wird diese Aufgabe zu-saumltzlich erschwert

Gefaumlhrdungen beurteilen Zur Planung gehoumlrt eine Gefaumlhrdungsbe-urteilung vor Arbeitsbeginn Im Regelfall existiert die Gefaumlhrdungsbeurteilung be-reits fuumlr eine Vielzahl der Arbeiten Der Ar-beitsverantwortliche muss vor Ort deren

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schrift 3 verlangt deshalb im Allgemeinen Arbeiten im spannungsfreien Zustand Um den spannungsfreien Zustand herzustel-len sind die bdquo5 Sicherheitsregelnldquo anzu-wenden (lesen Sie dazu bitte S 11)

Arbeiten in der Naumlhe unter Spannung stehender Teile Haumlufig liegt ein falsches Verstaumlndnis fuumlr das Arbeiten in der Naumlhe unter Spannung stehender Teile (AiN) vor Die DGUV Vor-schrift 3 versteht darunter das Eindringen in die Annaumlherungszone ohne die Gefah-renzone erreichen zu koumlnnen In der Pra-xis houmlrt man deshalb oft die Aussage bdquoIch passrsquo schon aufldquo ndash und meint bdquoIch kom-me nicht an spannungsfuumlhrende Teileldquo

Die BG ETEM hat speziell fuumlr diese Aus-sagen auf Messen einen Versuchsstand aufgebaut an dem die Besucher zeigen koumlnnen ob und wie sie aufpassen Dazu soll eine Oumlse um einen Draht herum von einer Seite zur anderen gefuumlhrt werden ohne den Draht zu beruumlhren Jedes Beruumlh-ren ist einer Koumlrperdurchstroumlmung gleich-zusetzen Die Erfahrung zeigt dass ndash selbst wenn die Strecke ein- oder zweimal ohne Beruumlhren erfolgreich absolviert wur-de ndash Zeitdruck Hektik oder Ablenkung zu Beruumlhrungen des Drahtes fuumlhren Deshalb lautet die klare Forderung bdquo die Gefah-renzone darf nicht erreicht werden koumln-nenldquo Das ist in der Praxis allerdings nur durch einen mindestens teilweisen Beruumlh-rungsschutz moumlglich (5 Sicherheitsregel)

Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen (AuS) heiszligt sinngemaumlszlig dass span-nungsfuumlhrende Teile bewusst mit dem Koumlr-per oder mit Gegenstaumlnden beruumlhrt wer-den Wenn also die arbeitende Person mit Werkzeugen spannungsfuumlhrende Teile be-ruumlhrt ist das AuS Auch das unbewusste oder unbeabsichtigte Beruumlhren z B beim Abrutschen wird dem AuS gleichgesetzt

Nach der DGUV Vorschrift 3 sect6 ist AuS grundsaumltzlich nicht zulaumlssig Der sect8 zeigt jedoch Moumlglichkeiten auf unter denen AuS moumlglich sind Finden AuS statt muumls-sen ndash unabhaumlngig von der Spannungshouml-he und der Spannungsart ndash eine gefaumlhrli-che Koumlrperdurchstroumlmung und die Gefahr eines Lichtbogens immer ausgeschlossen sein Dies ist allerdings nur in seltenen Faumlllen durch die Art der Anlage gegeben In der DGUV Regel 103-011 bdquoArbeiten unter Spannung an elektrischen Anlagen und

Betriebsmittelnldquo werden Verfahren zum Durchfuumlhren von AuS beschrieben Dabei ist zunaumlchst eine Gefaumlhrdungsbeurteilung noumltig Auf deren Grundlage entscheidet der Unternehmer uumlber die Anwendung der AuS-Arbeitsmethode

AuS duumlrfen nur durchgefuumlhrt werden wenn die Sicherheit und der Gesundheits-schutz aller an den Arbeiten beteiligten Personen sichergestellt werden kann In der Regel wird dies nur durch geeignete Arbeitsverfahren sowie mit gut ausgebil-detem und ausgeruumlstetem Personal er-reicht Die Tabelle 5 zum sect8 der DGUV Vorschrift 3 gibt eine Uumlbersicht zu den Randbedingungen fuumlr die Auswahl des

das Heranfuumlhren von Spannungspruumlfern zum Durchfuumlhren der 3 Sicherheitsregel

das Abklopfen von Raureif mit isolieren-den Stangen oder

das Heranfuumlhren von geeigneten Hilfs-mitteln zum Reinigen

Bei allen Beispielen legt der Arbeitsver-antwortliche die technischen organisato-rischen und persoumlnlichen Sicherheits-maszlignahmen fest Er ist fuumlr die Umsetzung der Schutzmaszlignahmen durch die Be-schaumlftigten verantwortlich

Durchfuumlhrung der Arbeiten Jeder der an elektrischen Anlagen arbei-tet muss den Zustand der Anlage kennen Besonders wichtig ist

Wurden die 5 Sicherheitsregeln ange-wendet

Stehen noch Teile unter Spannung Welche Fehler bestehen an der Anlage

Der Arbeitsverantwortliche muss deshalb die sichere Durchfuumlhrung der Arbeiten kontrollieren und bei Abweichungen so-fort korrigieren Uumlber Veraumlnderungen des Schaltzustandes oder das Aufheben einer der 5 Sicherheitsregeln muss er die Arbei-tenden informieren

Fazit Um an elektrischen Anlagen sicher arbei-ten zu koumlnnen muumlssen die Arbeiten ge-plant werden Dabei ist zu beachten

Die Gefaumlhrdungsbeurteilung zeigt die noumltigen Schutzmaszlignahmen auf

Der Anlagenverantwortliche muss den Arbeitsverantwortlichen uumlber die Schutzmaszlignahmen an der Anlage ein-weisen

Der Arbeitsverantwortliche setzt die Schutzmaszlignahmen vor Ort um indem er alle Beschaumlftigte an der Anlage infor-miert einweist notfalls unterweist und kontrolliert

Allen Personen die an der elektrischen Anlage arbeiten muumlssen die Schutz-maszlignahmen bekannt sein Peter Westphal

rarr Info Fachgebiet Elektrische Gefaumlhrdung Tel 0221 3778-6178

Referat Elektrohandwerke im Fachgebiet Elektrohandwerke Unternehmermodell Tel 0221 3778-2414

Ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeurteilung Papierversion GB 002-B App fuumlr Smart-phone oder Tablet wwwbgetemde Webcode 13542847

Personals bei bestimmten Taumltigkeiten Deshalb ist es u a bei folgenden Arbei-ten zwingend notwendig eine schriftliche Anweisung der notwendigen Schutzmaszlig-nahmen mit Erlaumluterungen zu geben

Sicherungsleisten montieren und de-montieren

Abzweigmuffen von Hausanschlusskaumls-ten montieren

Montagearbeiten in Hilfsstromkreisen zur Fehlereingrenzung durchfuumlhren oder

Teilstromkreise uumlberbruumlcken Diese Taumltigkeiten duumlrfen nur Elektrofach-kraumlfte mit besonderer Ausbildung und schriftlicher Beauftragung durchfuumlhren

Bei Spannungen die unter 50 V AC bzw 120 V DC liegen duumlrfen auch Laien die Ar-beiten durchfuumlhren ndash sofern die Gefaumlhr-dung durch Lichtboumlgen ausgeschlossen ist Beispiel das Auswechseln von Batteri-en mit geringer Energie

Folgende Arbeiten koumlnnen in der Regel auch EuP unter Leitung und Aufsicht einer Elektrofachkraft durchfuumlhren

Sicherheit hat Vorrang Arbeiten sollten gene-rell im spannungsfreien Zustand stattfinden

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Das Unfallgeschehen bei der BG ETEM ist erfreulicherweise seit Jahren ruumlck-

laumlufig Unerfreulich ist hingegen die Entwicklung bei den Unfaumlllen durch elektrischen Strom (siehe Abbildung bdquoGemeldete und meldepflichtige Strom- unfaumllleldquo) Die steigende Zahl der elektri-schen Unfaumllle wirft bei der BG ETEM die Frage auf welche Maszlignahmen sinnvoll sind um diesen Negativtrend zu stoppen und umzukehren

Etwa 90 Prozent der elektrischen Unfaumllle sind im Bereich der Niederspannung (bis 1000 V Wechselspannung) zu verzeich-nen Betroffen ist uumlberwiegend Fachperso-nal die Elektrofachkraumlfte Unfallursache ist in den meisten Faumlllen dass die 5 Si-cherheitsregeln nicht oder nur unvollstaumln-dig angewendet wurden

Daher hat die BG ETEM beschlossen den Unternehmen und ihren Verantwortli-

Immer wieder kommt es zu elektrischen Unfaumlllen weil die 5 Sicherheitsregeln nicht beachtet werden Daher hat die BG ETEM nun Checklisten entwickelt mit deren Hilfe die richtige Anwendung dieser Regeln uumlberpruumlft werden kann

chen ein Hilfsmittel anzubieten mit dem sie vor Beginn elektrotechnischer Arbeiten innerhalb weniger Minuten uumlberpruumlfen koumlnnen ob die 5 Sicherheitsregeln richtig und vollstaumlndig angewendet wurden Da-

mit wird auch uumlberpruumlft ob die in der Gefaumlhrdungsbeurteilung festgelegten Maszlignahmen richtig umgesetzt wurden al-so eine ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeurtei-lung vor Ort gemacht wurde

Fuumlr die drei Bereiche Energieversor-gungsunternehmen (EVU) Industrie und Elektrohandwerk hat die BG bdquoChecklisten zur Arbeitsfreigabe nach den 5 Sicher-heitsregelnldquo erarbeitet Unterschieden nach jeweils mehreren typischen Taumltig-keitsfeldern die den groumlszligten Teil der elektrotechnischen Arbeiten in der Nieder-spannung abdecken stehen insgesamt elf Checklisten zur Arbeitsfreigabe zur Ver-fuumlgung Hartmut Oelmann

rarr info Die oben abgebildete und zehn weitere Checklisten koumlnnen unter wwwbgetemde Webcode 12201321 (Link anklicken Rubrik bdquoPraxishilfenGefaumlhrdungsbeurteilungldquo) als pdf- und als Word-Dateien herunterge-laden werden Die Word-Dateien koumlnnen in eigene Dokumente eingefuumlgt werden

Umsetzung der 5 Sicherheitsregeln in der Elektrotechnik

Haken dran

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500

571

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

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1997

628

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652

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802

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773

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Meldepflichtige Stromunfaumllle (ge3 Kalendertage Arbeitsunfaumlhigkeit)

Gemeldete Stromunfaumllle

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Gemeldete und meldepflichtige Stromunfaumllle (Quelle BG ETEM)

Die Checkliste bdquoEVUndashArbeiten an

Zaumlhleranlagenldquo ist eine der neuen

BG-Hilfen

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Was haben eine kerntechnische An- lage eine Intensivstation ein Flug-

zeugtraumlger und der internationale Bank-handel gemeinsam Ihre Organisation erfordert hohe Zuverlaumlssigkeit Ein Fehler kann katastrophale Ausmaszlige annehmen

Die Namen Tschernobyl Bhopal Har-risburg und Lehman Brothers haben sich in unser kollektives Gedaumlchtnis einge-brannt Sie stehen fuumlr die verheerenden Folgen die aus der Fehlfunktion eines komplexen technischen Systems erwach-sen koumlnnen Das Zusammenwirken uner-warteter Ereignisse mit zunaumlchst unbedeu-tend erscheinenden Fehlentscheidungen lieszligen die Systeme auszliger Kontrolle gera-ten Mit verheerenden Folgen fuumlr Men-schen Umwelt oder das weltweite Finanz-system

Eine ganze Forschungsrichtung hat sich seit den Neunzigerjahren des vergange-nen Jahrhunderts etabliert um dem Pro-blem zu begegnen Die High Reliability Theory (HRT) ndash zu Deutsch Theorie der hohen Zuverlaumlssigkeit

Ihre grundlegende Annahme ist es dass Fehlervermeidung allein nicht aus-reicht Auch nicht mit immer detaillierte-ren Anweisungen Vielmehr wird auf hin-tereinander gestaffelte Sicherungssyste-me gesetzt und vor allem auf eine beson-dere Achtsamkeit gegenuumlber Fehlern und Abweichungen Das Gespuumlr der Beschaumlf-tigten fuumlr problematische Situationen soll genutzt werden Dafuumlr muss im Unterneh-

Wie Organisationen Achtsamkeit erwerben und so die Arbeitssicherheit verbessern koumlnnen

men eine Kultur etabliert werden die die-se praumlventive Sorge aufmerksam aufgreift und in maszliggeschneiderte Rituale oder Prozesse bringt und diese staumlndig opti-miert

Viele Unternehmen verstehen sich mitt-lerweile als High-Reliability-Organisation (HRO) und zeichnen sich durch ihre beson-dere Achtsamkeit im Umgang mit komple-xen Technologien aus Obwohl manche technische Systeme in ihrer Dynamik prin-zipiell nicht vollstaumlndig beherrschbar sind

oder kleine Fehler uumlberpro-portional schwerwiegen-de Folgen haben koumlnnen haben sie die Faumlhigkeit entwickelt diese nahe-zu unfallfrei zu betrei-

ben Was liegt also naumlher als ihr Wissen zu nutzen um der Vision Zero naumlherzukommen einer Arbeitswelt ohne Arbeitsunfaumllle

Dr Just Mields Arbeitspsychologe bei der BG ETEM hat dazu die beiden Exper-ten Dr Annette Gebauer und Stefan Guumln-ther befragt

Wie gelingt es einer High-Reliability- Organisation dass letztlich erwartbare Fehler nicht zu einer Katastrophe fuumlh-ren Annette Gebauer Eine Organisation die sich High-Reliability-Organisation nennt hat ihren Titel eigentlich schon verspielt Wenn wir von HRO sprechen reden wir nicht von der festen Eigenschaft einer Or-ganisation auf der sie sich ausruhen kann Vielmehr meinen wir eine fortwaumlh-

Stichwort Zuverlaumlssigkeit

Aus Fehlern kollektiv lernen

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rende Aktivitaumlt des selbstkritischen Pruuml-fens Hinterfragens und Lernens in einem komplexen riskanten Umfeld

Was bedeutet das konkret Annette Gebauer Das ist vielleicht am besten mit dem fortwaumlhrenden Training einer Fuszligballmannschaft im Spitzenfeld zu vergleichen Jedes Spiel birgt neue Ri-siken auf die sich die Mannschaft vorbe-reiten muss ohne genau zu wissen ob die Taktik von gestern fuumlr morgen noch gilt Houmlrt man mit dem Training der Ana-lyse von besonderen Gegebenheiten oder des Fitnesszustands des Gegners und auch der eigenen Mannschaft auf ist der Abstieg sicher Deshalb sprechen wir auch lieber von High Reliability Organizing oder High Reli-ability Seeking Organizations Das Be-sondere dieser Form des Organisierens besteht darin sich nicht nur auf solide bdquostandard operating proceduresldquo zu ver-lassen sondern Teams fuumlr das Erkennen und den Umgang mit unerwarteten Plan-abweichungen und undurchsichtigen komplexen Situationen bewusst vorzube-reiten Gemeint ist eine kollektive Kompe-tenz der Organisation die mehr ist als die Faumlhigkeit der einzelnen Spieler

Was kennzeichnet den HRO-Ansatz und welche bdquoWerkzeugeldquo haben sich be-waumlhrt Annette Gebauer Es gibt zahlreiche Moumlg-lichkeiten mit High Reliability Organizing anzufangen Bewaumlhrt haben sich zum Bei-spiel kurze in den Alltag eingebaute kol-

Im Team lassen sich unerwartete und komplexe Situatio-nen leichter erkennen und durchschauen

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lektive Achtsamkeitsrituale in denen be-wusst nach Besonderheiten und Abwei-chungen gefragt wird Ein zentrales Ele-ment des Crew- oder Cockpit Ressource Managements ist das gezielte Uumlben von Widerspruch gegenuumlber dem Piloten oh-ne den Respekt voreinander zu verlieren

Wie kann man das im betrieblichen Alltag umsetzen Annette Gebauer Ich persoumlnlich halte gute strukturierte Briefing- und Debrie-fing-Gespraumlche fuumlr sehr wertvoll Im Brie-fing-Gespraumlch gewinnt jedes Teammit-glied ein besseres Verstaumlndnis von der geplanten Aufgabe sodass jeder mitden-ken kann Im Debriefing-Gespraumlch reflek-tiert das Team an welchen Stellen es zu Planabweichungen gekommen ist und wie es mit dem Unerwarteten umgegangen ist Die Faumlhigkeit des eher geistesgegen-waumlrtigen Handelns im Moment wird damit nicht einfach dem Zufall oder dem Einzel-nen uumlberlassen sondern sie wird zum Gegenstand des Lernens im Team Eine weiteres Achtsamkeitsritual sind Er-eignis- oder Musteranalysen von unerwar-teten Fehlern und Ereignissen die zum Organisationslernen genutzt werden Hie-rarchie- und fachuumlbergreifende Teams er-gruumlnden vor Ort die Bedingungen und Zu-sammenhaumlnge des Misslingens Sie nut-zen wie wir es nennen ein unerwartetes Ereignis als Fenster zum System Individu-elle Schuldzuweisungen sind hier tabu und damit erleben die Beteiligten etwas was sonst meist nur gefordert wird eine Kultur des offenen Umgangs mit Fehlern

Hat der HRO-Ansatz Einfluss auf die Rolle von Management und Fuumlhrung Stefan Guumlnther Fuumlhrung ist nicht alles aber ohne Fuumlhrung ist alles nichts In die-ser Kultur besteht ein Unterschied fuumlr Fuumlh-rungskraumlfte darin in bestimmten Phasen die hierarchischen Unterschiede auszu-blenden Expertise Wahrnehmungen und Annahmen anderer weder zu dominieren noch abzuwerten oder einzuschuumlchtern Wir sprechen auch von Wir-Kultur statt Ihr-Kultur die sich eher auf Kritik Appelle Vorgaben und Sanktionen reduziert Fuumlhrungskraumlfte akzeptieren dass sie oft Unwissende sind und sie das Wissen anderer zur differenzierten Bearbeitung bestehender Probleme und zukuumlnftiger Risiken zusammenbringen muumlssen Sie werden also zu Fragenden Ermoumlglichern Unterstuumltzern und Ermutigern

Das bedeutet auch Fuumlhrungskraumlfte muumlssen umdenken Stefan Guumlnther Ja die entscheidenden Veraumlnderungen der Fuumlhrungsrolle zeigen sich immer sowohl im System ndash zum Bei-spiel offenes Fragen nach Besonderhei-ten Szenarien zur Vorbereitung auf Uner-wartetes Reagieren auf Abweichungen von Standards ndash als auch in der Arbeit am System Zum Beispiel die Bedeutung von Sicherheitsverhalten in Beurteilung und Personalentwicklung Beruumlcksichti-gung von Sicherheitsexpertisen in der Planung Einfuumlhren und Sicherstellen neuer Prozesse Methoden Werkzeuge Weitere erfolgskritische Aspekte von Fuumlhrung sind die in der Belegschaft wahr-genommenen Entscheidungen der Fuumlh-rungskraumlfte wenn es um den Konflikt Sicherheit ndash ProfitabilitaumltZeit oder den Umgang mit dem Spannungsfeld Offen-heit ndash Umgang mit Sanktionen geht Oft haben Fuumlhrungskraumlfte die bestehende Kultur mit guten Absichten mitgepraumlgt zu deren Veraumlnderung sie jetzt aufrufen Kurzum Wenn Fuumlhrung nicht bereit ist sich selbst als Bestandteil des Problems und der Loumlsung zu sehen und zu reflek-tieren hat HRO keine echte Chance

Laumlsst sich der HRO-Ansatz auch auf kleine Unternehmen uumlbertragen und wel-che Tools wuumlrden Sie hier empfehlen Stefan Guumlnther Aber natuumlrlich denn hier kann Fuumlhrung viel schneller ein System in Bewegung bringen vorausgesetzt eine kritische Masse sieht darin einen Nutzen und gibt dieser Idee einen Sinn Ist die Notwendigkeit mal erkannt kann man die gesamte Fuumlhrungsmannschaft schneller an den Tisch bekommen und

mit weniger beteiligten Schnittstellen Gremien und einfacheren Entscheidungs-strukturen oft effektiver arbeiten Damit kommt man besser an die entscheiden-den Einflussfaktoren der Organisation Die Instrumente sind prinzipiell die glei-chen wie z B Ereignisanalysen Selbst-einschaumltzung der Sicherheitsarbeit Ritua-le fuumlr unsichere Zustaumlnde etc Manchmal muss man jedoch die Instrumente anpas-sen oder zuschneiden auf die konkreten Bedingungen und die Sprache der Ziel-gruppen

Woran erkenne ich High Reliability Organizing Stefan Guumlnther Wenn ich mich als Frem-der regelwidrig verhalte kommt schnell eine Person auf mich zu die mit mir die Regel aufgreift und mich respektvoll und bestimmt anleitet Oder ich werde erken-nen dass in der Analyse kleiner Abwei-chungen oder sogenannter Beinahe-Un-faumllle kein Schuldiger gesucht wird son-dern die Bedingungen erkundet und die Ursachenbehebung Zeit und Aufmerksam-keit bekommt

Wie groszlig ist der Aufwand um sich als Unternehmen in Richtung Achtsamkeit und Sicherheitskultur zu bewegen Annette Gebauer Die groumlszligte Herausfor-derung ist das Behalten eines langen Atems Meistens starten Unternehmen aus einer Krisensituation heraus und sind bereit in die Entwicklung ihrer Achtsam-keitskultur zu investieren HRO braucht aber ein kontinuierliches Investment in Kommunikation und Information Training und Pruumlf- und Lernschleifen

Zur Person

Stefan Guumlnther ist Geschaumlftsfuumlh-rer der WSM GmbH und Netz-werkpartner der ICL GmbH Als Experte fuumlr

Management- und Fuumlhrungskraumlf-teentwicklung Strategie und Change Coaching von Schluumlssel-personen Beraterqualifizierung ist er unter anderem fuumlr ABB EnBW BASF ThyssenKrupp oder Lufthansa taumltig

Zur Person

Dr Annette Gebauer ist Inhaberin der ICL GmbH und auf High Reliabili-ty Organizing sowie Kultur-

und Managemententwicklung spezialisiert Sie unterstuumltzt Unter-nehmen wie ThyssenKrupp BASF SAP RWE Coca-Cola Commerz-bank Sabic Boehringer-Ingelheim und andere

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Der Stellenwert der bdquoBetrieblichen Gesundheitsfoumlrderungldquo hat in den

letzten Jahren stetig zugenommen Viele Unternehmen haben erkannt dass es oumlkonomisch sinnvoller ist in Gesundheit Motivation und Leistungsfaumlhigkeit der Beschaumlftigten zu investieren als hohe Kosten fuumlr Krankheit Produktionsausfall Ersatz und Wiedereingliederung zu tragen

Wissenschaftliche Studien haben ermit-telt dass fuumlr jeden fuumlr betriebliche Ge-sundheitsfoumlrderung eingesetzten Euro im Durchschnitt 240 Euro zuruumlckflieszligen Die-ser Erfolg wird erbracht durch gesunde motivierte Mitarbeiter eine hohe Effizienz und geringere Ausfallzeiten So steigern Betriebe mittel- bis langfristig ihren Ge-winn Die gewinnsteigernden Effekte sind

Motivation der Beschaumlftigten Verbesserung des Gesundheitszustan-des aller Beschaumlftigten

Verbesserung der innerbetrieblichen Kommunikation

bessere Produktqualitaumlt houmlhere Attraktivitaumlt des Unternehmens bzw besseres Image

Zu vorausschauendem Management gehoumlrt es auch die Gesundheit und Motivation der Beschaumlftigten zu foumlrdern Ein neues Seminar zeigt Strategien die sich praktisch bewaumlhrt haben

Steigerung der Produktivitaumlt und Flexibi-litaumlt

langfristige Reduzierung der Fehlzeiten der Fluktuationsraten und der damit verbundenen Kosten

In dem vorliegenden Seminar wird ge-zeigt wie diese Ziele realisiert werden koumlnnen Im Einzelnen wird dabei den fol-genden Fragen nachgegangen

Wie muss unser Unternehmen organi-siert sein um eine erfolgreiche Gesund-heitsfoumlrderung und die Work-Life-Balan-ce der Beschaumlftigten zu verwirklichen

Wie erreichen wir dass die Mitarbeiter und Vorgesetzten sich wirklich immer richtig verhalten und das Thema Ge-sundheit verinnerlichen

Wie bekommen wir das Thema Gesund-heit in die Koumlpfe der Beschaumlftigten

Was koumlnnen wir noch machen als im-mer wieder auf das richtige Verhalten hinzuweisen

Wie koumlnnen gesunde Angewohnheiten entstehen

Wie koumlnnen wir die Gesundheit der Mit-arbeiter nachhaltig steuern

Um diese Fragen zu beantworten werden im Seminar pragmatische Loumlsungen entwickelt Damit profitierten die Unter-nehmen ebenso wie Fuumlhrungskraumlfte und Beschaumlftigte

rarr info Seminar Unternehmenserfolg durch gesunde und motivierte Mitarbeiter Termine 22072016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-041) 16122016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-042) wwwbgetemde Webcode 11326642

Seminar fuumlr Fuumlhrungskraumlfte

Ein Schluumlssel zum Erfolg

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wwwbgetemde Webcode 12484059

Aufblaumlttern Nachlesen Anwenden etem ndash das Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung

Als E-Paper und PDF im Netz jederzeit verfuumlgbar

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Tag 1 Ohne Deckung

Ich blicke in verschlafene Gesichter Nach dem Fruumlhstuumlck in der Truppen-

kuumlche beginnt der erste Lehrgangstag puumlnktlich um 7 Uhr zunaumlchst im Houmlr-

saal Oberstleutnant Volker Dewenter wird uns in den kommenden Tagen

als Houmlrsaalleiter auf allen theoretischen und praktischen Stationen der

Ausbildung begleiten

Ausfuumlhrlich erklaumlrt er verschiedene Typen von Minen und welchen Scha-

den sie anrichten koumlnnen Wir gehen Szenarien wie zum Beispiel das Ver-

halten an Checkpoints durch eroumlrtern die verschiedenen Situationen einer

moumlglichen Geiselnahme und besprechen Details wie die Vor- und Nachteile

des Tragens von Eheringen in unterschiedlichen Kulturraumlumen

Bei der Besichtigung eines beschossenen Autos wird mit Hollywood-

Mythen aufgeraumlumt Beim Anblick der total durchloumlcherten Fahrzeugtuumlr wird

schnell klar Bei Beschuss durch Pistole oder Maschinengewehr im Stile der

bdquoStirb langsamldquo-Filme sucht man besser woanders Schutz

Nachmittags steht Waffenkunde auf dem Lehrplan Wir werden zunaumlchst

mit den gebraumluchlichsten Waffen der Bundeswehr vertraut gemacht Nur

wenige meiner Kollegen nehmen das Angebot an eine Panzerfaust oder ein

Maschinengewehr in die Hand zu nehmen um ein Gefuumlhl dafuumlr zu bekom-

men Beeindruckend ist die Wirkung der Waffen Egal ob Glas Holz Be-

ton oder Metall Nahezu alle Materialien geben fruumlher

oder spaumlter nach

Als wir Attrappen von Sprengfallen und Blindgaumlngern in

einem unuumlbersichtlichen Feld finden sollen gibt es den

ersten fiktiven Zwischenfall Mehr als 30 Minen-Dummies

sind teils offensichtlich teils sorgfaumlltig versteckt Dass wir

in unserer Unbekuumlmmertheit auf den Druckzuumlnder einer

neben dem Weg platzierten Antipersonenmine treten ist

natuumlrlich von den Ausbildern beabsichtigt So lernen wir

welche Gefahren abseits der befestigten Straszligen lauern

koumlnnen Auch wenn es keine echte Explosion gibt und die

Mine nur ein Dummy war hat die Lektion gesessen

In Krisenregionen garantiert die Kennzeichnung bdquoPressldquo keinen Schutz vor unangenehmen Situationen

Diese fuumlnf Tage bereiten auf das Schlimmste vor Die Teil -

nehmerinnen und Teilnehmer werden beschossen aus ihrem Auto gezerrt oder sogar entfuumlhrt Das Ziel dieser realistischen Sze-narien auf dem Trainingsgelaumlnde der Bundeswehr im fraumlnkischen Hammelburg ist es Reporter auf den Einsatz in Kriegs- und Krisen-gebieten vorzubereiten Bundes-wehr-Redakteurin Ulrike Jenssen hat die Ausbildung mitgemacht Hier Teile ihres Tagebuchs

BG ETEM und Bundeswehr bieten spezielles Training fuumlr Journalisten in Krisengebieten

Seminare

Anleitung zum Uumlberleben

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Tag 2 Achtung Granate Viele von uns tragen an diesem Morgen das erste Mal ei-ne ballistische Schutzweste der sogenannten Schutzklas-se 4 wie sie auch die Bundeswehrsoldaten in den Ein-satzgebieten tragen Die Weste wiegt zwoumllf Kilogramm weil sie mit schweren Platten aus einem speziellen Verbund-werkstoff verstaumlrkt ist Auszligerdem bekommen wir einen Helm und lernen dass der lediglich vor Splittern aber nicht zwin-gend vor direktem Beschuss schuumltzt

Wir sollen den Buumlrgermeister eines kleinen Dorfes in einer Krisenregion interview-en Mit meiner kleinen Gruppe ndash dem Tonassistenten der Kamerafrau und der Produzentin ndash laufe ich durch das Dorf Ploumltzlich fallen Schuumlsse Granate Sie faumlllt vor meine Fuumlszlige Ich habe Panik und renne weg Das sagt mir mein Instinkt

Soldaten wissen natuumlrlich dass ich mich in den maximal drei Sekunden bis eine scharfe Handgranate in einem echten Szenario explodiert waumlre kaum haumltte um-drehen koumlnnen Und schon gar nicht haumltte ich es geschafft mich aus dem Gefahrenra-dius in Sicherheit zu bringen Ich haumltte mich einfach nur hinschmeiszligen sollen Liebes Ta-gebuch Schon am zweiten Tag des Lehr-gangs bin ich das erste Mal tot Nachmittags fahren wir auf die Schieszlig-bahn Mit Gefechtsmunition wird uumlber unsere Koumlpfe hinweggeschossen Wir sollen heraus-houmlren wo sich die Schuumltzen aufhalten und ob wir uns vor oder hinter der Schusslinie befin-den Das ungeuumlbte Gehoumlr hat zunaumlchst keine Chance aber wir werden immer besser

Tag 3 Carjacking

Mit den weiszligen Kleinbussen fahren wir morgens wieder in das bdquoKrisenge-

bietldquo Auf dem Fahrzeug ist gut sichtbar das Schild bdquoPressldquo angebracht

doch auch heute wird unsere journalistische Unabhaumlngigkeit mit Sicher-

heit nicht respektiert werden Wir haben vor Fahrtbeginn eine Karte zur

Orientierung bekommen Fuumlr einen perfekten Reportage-Tag in der Krisen-

region werden uns auszligerdem ein Sprachmittler und ein Fahrer zur Seite

gestellt

Mehrere Checkpoints muumlssen passiert werden Die Durchsuchungen

lassen wir mit professioneller Distanz uumlber uns ergehen auch wenn sie

unangenehm sein koumlnnen bloszlig keinen Anlass geben Immer wieder will

man wissen wer wir sind und wohin wir wollen Die Grenze zwischen Be-

fragung und Verhoumlr ist flieszligend

Als wir gerade auf dem Weg zu einem Pressetermin sind wird unser

Fahrzeug von bewaffneten Maumlnnern umzingelt Carjacking Die Autos sind

weg und wir muumlssen uns zu Fuszlig durch den Wald zur naumlchsten Stadt durch-

schlagen Im einzigen Gasthaus muumlssen wir Verhandlungsgeschick bewei-

sen Man spricht weder Deutsch noch Englisch will

aber Bares sehen Fuumlr viel Geld gibt es

wenig Luxus Der Betonboden ist kalt

und die Raumlumlichkeiten sind nur maumlszligig

beheizt Bevor wir uns auf den Feldbet-

ten niederlassen teilen wir Wachen ein

Sicher ist sicher

Autodiebe uumlberfallen den Presse-Konvoi

Arme schoumln hochhalten Die Rollenspieler sind nicht zimperlich

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Vermummte stuumlrmen in die Herberge der Journalisten

Tag 4 Stunden der Ungewissheit

Von der unruhigen Nacht gezeichnet freuen sich morgens

alle auf einen heiszligen Kaffee und das Fruumlhstuumlck in der Her -

berge obwohl klar ist dass die naumlchste Uumlberraschung nicht

lange auf sich warten lassen wird Kaum ist der Kaffee ge -

trunken houmlren wir drauszligen auch schon Gewehrfeuer Alle

springen vom Fruumlhstuumlckstisch auf und rennen in Richtung

des Bunkers Der wird jedoch nicht schnell genug erreicht

Ein Dutzend schwerbewaffnete Vermummte ist bereits im

Haus Mit dieser Erstuumlrmung beginnt die Geiselnahme

die Ungewissheit hellip

Als es vorbei ist steht die Sicherheit an erster Stelle Psy -

chologen Sanitaumlter und der Lehrgangsleiter stehen bereit

um das Erlebte mit uns auszuwerten und gemeinsam zu ver-

stehen Alle sind wohlauf fuumlhlen sich mental gefestigt und

sind auch physisch noch einigermaszligen fit Abends ist Zeit

die Eindruumlcke zu ordnen und sich aus-

zutauschen Das

Erlebte bleibt ndash

ebenfalls aus Sicher-

heitsgruumlnden ndash

zwischen den Teilneh-

mern und wird nicht

berichtet

Tag 5 Sensibilisiert Der letzte Tag im Houmlrsaal Ein Sanitaumltsfeldwebel gibt uns praktische Tipps zur Wundschnellversorgung und erklaumlrt worauf es ankommt wenn man Schuss- und Brandverletzungen versorgen muss Und wie lautet eigentlich die Notrufnummer in diesem oder jenem Land Wo ist das naumlchste Krankenhaus Es sind einfache Fragen die man bereits vor der Reise in das Krisengebiet beantworten koumlnnen sollte Zeit fuumlr ein Fazit Viele fuumlhlen sich nun fuumlr kuumlnftige Reisen in Krisengebiete besser vorbereitet Einige meiner Kollegen sagen dass sie die Gefahr zuvor un-terschaumltzt und jetzt einen geschulteren Blick fuumlr De-tails haumltten Es stimmt Sensibilisiert fahre ich nach Hause und aufmerksamer als sonst betrachte ich den Wegesrand

Journalisten in Krisenregionen

Die BG ETEM versichert auch viele Journalisten Daher bietet sie dieses Seminar zusammen mit dem Bundesverteidigungsministerium Es wendet sich ausschlieszliglich an Journalistinnen und Journalisten die aus beruflichen Gruumlnden in Krisen- und Kriegsgebieten taumltig sind oder sich auf Einsaumltze in diesen Regionen vorberei-ten Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten des Personenschutzes oder von gemeinnuumltzigen Organisationen sind nicht zugelassen Ziel des Seminars Die Veranstaltung vermittelt in fuumlnf Tagen grund-legende Kenntnisse zum Umgang mit potenziel -len Gefahren fuumlr die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten Konkrete Gefaumlhrdungen sollen bewusst gemacht und moumlgliche Vermeidungs-strategien aufgezeigt werden Daruumlber hinaus bietet der Lehrgang eine Erste-Hilfe-Ausbildung und Hilfen zur Stressverarbeitung

Inhalt des Seminars Wirkung von Waffen Munition Kampfmitteln und Schutzmaszlignahmen

Erkennen und Vermeidung von Gefahren durch Minen und Sprengfallen

Verhalten in komplexen Situationen ein-schlieszliglich Gefangennahme

Lebensrettende Erstversorgung Verwundeter Zusammenarbeit zwischen Streitkraumlften und Journalisten im Einsatzland

Begleitung der Truppe bei Patrouillen und Schutzaufgaben

Psychische Belastungen und Praumlvention von Traumatisierungen

Versicherungsschutz durch die BG im In- und Ausland

Anmeldung bildung-wiesbadenbgetemde

Veranstaltungstermine 2016 im April Juli November und Dezember Ort Ausbildungs-zentrum der Bundeswehr in Hammelburg

rarr Info wwwbgetemde Webcode 14363753 Seminardatenbank Veranstaltungsnummer 146

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Waumlhrend der Dienstreise im Ausland geschieht ein Unfall Erste Hilfe ist

gefragt gegebenenfalls muumlssen Ver- sicherte zudem aumlrztlich versorgt werden Doch wie kommt man auf kuumlrzestem Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus

Um auch im Ausland optimale medizi-nische Versorgung gewaumlhrleisten zu koumln-nen hat die BG ETEM fuumlr ihre Versicherten gemeinsam mit der DRK Assistance einen 24-Stunden-Notruf eingerichtet Ein Anruf genuumlgt um etwa die schnelle Verlegung in ein geeignetes Krankenhaus vor Ort oder einen Krankenruumlcktransport zu or- ganisieren Die DRK Assistance bietet ein weltweites Netzwerk von Aumlrzten und Dienstleistern und kann nach der Unfall-meldung sofort Kontakt mit dem be- handelnden Arzt vor Ort aufnehmen So lassen sich Fragen zur Diagnose Qualitaumlt der Behandlung oder Kostenuumlbernahme kurzfristig klaumlren

Welches geeignete Arzneimittel steht im Ausland zur Verfuumlgung und wo sind deutsch- oder englischsprachige Aumlrzte zu finden Auch dazu koumlnnen Versicherte uumlber die Notfall-Hotline qualifiziert bera-ten werden

Auch wer beruflich im Ausland unterwegs ist kann auf den Schutz durch die BG ETEM zaumlhlen Eine Notfall-Hotline sichert Erreichbarkeit rund um die Uhr

Damit die Notrufnummer immer griffbereit ist bietet die BG ETEM spezielle Visiten-karten an (Bezugsmoumlglichkeiten unter info) Betriebe koumlnnen diese an ihre Beschaumlftigten vor Auslandsaufenthalten verteilen

Dokumentation Grundsaumltzlich muss die Berufsgenossen-schaft uumlber meldepflichtige Unfaumllle sofort informiert werden ndash auch wenn sie im

Notfall-Hotline der BG ETEM

Anruf genuumlgt

Ausland passieren Das gilt ebenfalls bei begruumlndetem Verdacht auf eine Berufs-krankheit Arbeitgeber nutzen dazu die-selben Formulare wie im Inland Schwere oder gar toumldliche Unfaumllle sind telefonisch zu melden

Nach der Ruumlckkehr Wenn Beschaumlftigte nach ihrer Ruumlckkehr noch medizinische Behandlung brauchen oder sie weiterhin arbeitsunfaumlhig sind muumlssen sie direkt den Durchgangsarzt aufsuchen Dabei empfiehlt es sich diesem saumlmtliche aumlrztlichen Berichte aus dem Ausland (wie z B den Medical Report siehe Infokasten links) vorzulegen Nur so kann sich der Arzt ein Bild uumlber die bisherige Versorgung machen und die Folgebehandlung darauf abstimmen

Wichtiger Hinweis Einige Krankheiten machen sich moumlglicherweise erst nach der Dienstreise bemerkbar manchmal sogar erst Monate spaumlter Bei Sympto-men wie beispielsweise ungeklaumlrtem Fieber oder anhaltenden Durchfaumlllen Hautveraumlnderungen Gelenkschwellungen Kopfschmerzen starkem Gewichtsverlust oder Lymphknotenschwellungen die etwa nach einem Tropen-Aufenthalt auftreten heiszligt es sofort zum Arzt Nancy Schmidt

rarr info Visitenkarte mit Notruf-

nummer der BG ETEM (siehe oben) als Download unter wwwbgetemde Webcode 11234792 oder per E-Mail

unter rehabgetemde

Medical Report

Im Medical Report dokumentiert der behandelnde Arzt eine aumlrztliche Behandlung im Ausland Er dient auch als Beweismittel fuumlr spaumltere Anspruumlche gegenuumlber der Sozial-versicherung Es empfiehlt sich betroffenen Mitarbeitern die Formulare zur Verfuumlgung zu stellen Bezug Kepnerdruck GmbH wwwkepnerdeA_20_Medical_ Reportpdf

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Wir wollen unsere Unfallquote halbie-renldquo Stefan Schirm Abteilungslei-

ter Umweltschutz und Arbeitssicherheit bei der BSH Hausgeraumlte GmbH in Traun-reut hat ehrgeizige Ziele Und er ist damit nicht allein Werksleitung Fuumlhrungskraumlf-te Betriebsrat und Beschaumlftigte ziehen an einem Strang

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Produktion ohne Unfaumllle war die Kampagne bdquo10 Goldene Regeln der Ar-beitssicherheitldquo im Jahr 2013 Neben Werksleiter Guumlnter Striegel und dem Be-triebsratsvorsitzenden Walter Waltrich standen zehn Manager des Standorts Pate fuumlr jeweils eine der Regeln Und das gleich mehrfach

Ein Kalender zeigte die Fuumlhrungskraumlfte auf monatlichen Fotos in privaten Situa- tionen ndash beim Bogenschieszligen Hecke- schneiden Radfahren oder Bergsteigen Dabei machten sie klar dass es sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit auf verantwortliches Handeln ankommt bdquoWir

Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

wollten eine Bruumlcke zwischen Privat- und Arbeitsleben schlagenldquo erlaumlutert Stefan Schirm bdquodenn Sicherheit spielt uumlberall ei-ne Rolleldquo

Die Regeln wurden so formuliert dass das bdquoIchldquo also jeder Einzelne als verant-wortlich Handelnder im Mittelpunkt steht bdquoWir haben ganz bewusst nicht formuliert was man sollte muumlsste oder nicht darf Wir sagen den Leuten Schaut auf euch selbst und eure Sicherheit Dann koumlnnt ihr euch auch um andere kuumlmmernldquo

Infomarkt fuumlr alle Beschaumlftigten Um die Bedeutung der zehn Regeln zu un-terstreichen gab es einen Informations-markt fuumlr alle Beschaumlftigten des Stand-orts An insgesamt 15 Terminen konnten sich jeweils 170 Kolleginnen und Kollegen an den zehn Informationsstaumlnden uumlber die einzelnen Regeln informieren Die Fuumlhrungskraumlfte selbst praumlsentierten an den einzelnen Staumlnden bdquoihreldquo Regel und diskutierten mit den Beschaumlftigten Fuumlr

Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

Stefan Schirm wirkte dies besonders uumlberzeugend auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Denn die Manager stan-den persoumlnlich fuumlr das Thema Arbeits- sicherheit ein

bdquoWir haben versucht da so viel Leben wie moumlglich reinzubringenldquo erinnert er sich Die Beschaumlftigten hatten etwa die Moumlglichkeit persoumlnliche Schutzausruumls-tung gleich am Stand auszuprobieren Das habe zu recht lebhaften Gespraumlchen gefuumlhrt Und selbst kritische Geister die meinten schon alles zu wissen und zu kennen seien zu uumlberzeugen gewesen bdquoSpaumltestens bei der dritten Station haben auch die mitgemachtldquo

Im Rahmen der Kampagne im Fruumlhjahr 2013 wurden 750 Kalender und Plakate gedruckt sowie zehn Informationsstaumlnde gestaltet Ergaumlnzend dazu gab es Artikel in der Mitarbeiterzeitung des Standorts sowie im Intranet des Unternehmens

Langfristiges Konzept Erste Wirkung zeigte die Kampagne rund ein halbes Jahr nach den Informationsver-anstaltungen bdquoIm Herbst und Winter hat-ten wir eine Phase von vier Monaten ohne einen einzigen Arbeitsunfall mit Ausfall-zeitenldquo erinnert sich Stefan Schirm Sonst seien es bis zu zwei Unfaumllle monatlich

Klaus Rabenstein Leiter Industrial Engineering trat fuumlr gegenseitige Ruumlcksichtnahme ein

Beim Info-Markt stellten sich die Manager der Diskussion mit den Beschaumlftigten

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Der Mensch im Mittelpunkt

Die bdquo10 Goldenen Regeln der Ar-beitssicherheitldquo der BSH Hausgerauml-te GmbH in Traunreut stellen den einzelnen Beschaumlftigten in den Mit-telpunkt Jeder soll jederzeit in der Lage sein sich nach diesen Regeln zu verhalten 1 Ich achte stets auf meine eige-

ne Sicherheit und Gesundheit 2 Ich nehme Ruumlcksicht auf meine

Kollegen und mache sie auf ih-re Sicherheit aufmerksam

3 Ich informiere mich gut uumlber Arbeitssicherheit

4 Ich mache nur Arbeiten die ich sicher beherrsche

5 Ich verwende nur sichere Werk-zeuge und Maschinen die ich benutzen darf

6 Ich benutze immer die vorge-schriebene Schutzausruumlstung

7 Ich befolge alle Gebots- Ver-bots- und Warnzeichen

8 Ich achte besonders auf Stap-ler und andere Fahrzeuge

9 Ich beseitige Gefaumlhrdungen so-fort oder informiere umgehend meinen Vorgesetzten

10 Ich melde Unfaumllle sofort und lasse auch kleine Verletzungen behandeln

Entstanden ist die Kampagne letztlich aus einer Krise Als es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auch am Standort Traunreut Probleme gab wollten sich die Verantwortlichen nicht nur den uumlblichen Sparreflexen ergeben Sie entwi-ckelten das bdquoProgramm Traunreut 2020ldquo das neben vielen wirtschaftlichen Zielen auch Visionen fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement formulierte

bdquoDie lassen sich einfach zusammenfas-senldquo erklaumlrt Stefan Schirm bdquo100 Prozent gesunde Mitarbeiter und keine Unfaumllleldquo So soll zum Beispiel die Zahl der Arbeits-unfaumllle von sieben auf drei pro eine Milli-on Arbeitsstunden reduziert werden

Der Weg zu den zehn Regeln fuumlhrte auch uumlber ein Seminar der BG ETEM bei dem sich Fuumlhrungskraumlfte des Standorts mit dem verhaltensbedingten Arbeits-schutz auseinandersetzten Einen moumlgli-chen Ansatzpunkt zur weiteren Verbesse-rung des ohnehin schon guten Niveaus der Arbeitssicherheit identifizierten sie

darin klare Regeln zu formulieren und deren Einhaltung auch einzufordern Um dieses Ziel zu erreichen lassen Stefan Schirm und seine Kollegen auch nach der Kampagne von 2013 nicht locker

bdquoWir variieren die Themen immer wie-der derzeit unter dem Stichwort Arbeits-sicherheit 20lsquo machen Newsletter und Flyerldquo Die Fuumlhrungskraumlfte sprechen Ar-beitssicherheit und Gesundheitsschutz auch bei Betriebsversammlungen regel-maumlszligig an bdquoMan muss eben immer wieder neue Wege findenldquo

Weiter dran bleiben Am Standort Traunreut der BSH Hausgerauml-te GmbH entwickeln und produzieren uumlber 3000 Beschaumlftigte mehr als 22 Millionen Herde und Kochfelder pro Jahr Das Werks-gelaumlnde in der Naumlhe des Chiemsees ist so groszlig wie die Insel Mainau Die Fabrik um-fasst verschiedene Produktionsstufen von der Blechbearbeitung bis zur Endmontage der elektrischen Geraumlte und ist so Schirm

in der Produktionstiefe durchaus mit ei-nem Automobilwerk zu vergleichen Allein die Zunahme des Personalstands in den letzten Jahren macht deutlich dass Ar-beitssicherheit weiter ein zentrales Thema bleiben wird bdquoDie Kampagne war sicher mehr als ein Strohfeuerldquo ist sich Schirm sicher bdquodennoch muumlssen wir die Leute im-mer wieder wachruumlttelnldquo

rarr info wwwbsh-groupde Standort Traunreut

Der Leiter Produktmarketing auf der Leiter Lars Schubert praumlsentierte die vierte Regel bdquoIch mache nur Arbeiten die ich sicher beherrscheldquo

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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

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pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

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Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

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1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Schlafzeiten an freien Tagen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis Bundesarbeitsministerin Andrea Nah-les hat die Suumlwag Energie AG fuumlr die Idee der Safety-Teams mit dem Deut-schen Arbeitsschutzpreis 2015 ausge-zeichnet Arbeitet die Suumlwag erstmals mit einem Partnerunternehmen zusam-men oder soll die bestehende Zusam-menarbeit weiter vertieft werden wird ein Safety-Team gebildet Dieses setzt sich aus je einem Verantwortlichen und einer Sicherheitsfachkraft der Suumlwag sowie des Partnerunternehmens zusammen Die Safety Teams zei-gen Wirkung Die Unfallquote der Partnerfirmen sank bereits im ersten Projektjahr 2013 um 50 Prozent Ein weiteres Jahr spaumlter re-duzierte sich diese nochmals um ein Drittel und lag zuletzt bei vier Arbeitsunfaumlllen pro eine Million Arbeitsstunden Inzwischen kommt das Konzept auch bei Schwesterunternehmen der Suumlwag zum Einsatz

rarr info wwwdeutscher-arbeitsschutzpreisde

Am 7 und 8 Juni 2016 ist es wieder so weit Die BG ETEM laumldt zum 18 Mal zur Vortragsveranstaltung ELEKTROTECHNIK im Kongress Palais in Kassel ein Erfahren Sie mehr uumlber die aktu-ellen Entwicklungen in unterschiedlichen elektrotechnischen Themenfeldern und treffen Sie Fachleute fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz aus elektrotechnischen Betrieben und der Berufsgenossenschaft zum konstruktiv-kritischen Dialog Die hohe Beteiligung der letzten Jahre ndash rund 600 Teilnehmen-de ndash spricht fuumlr sich Zum Themenspektrum gehoumlren unter an-derem folgende Themen

Neue Gesetze und Vorschriften Aktivitaumlten in der Praumlventionsarbeit Neuerungen aus der Reihe VDE 0100 sowie die neue DIN VDE 0105-100

Funktionale Sicherheit Industrie 40 Personen-Erfassung Arbeitsschutz bei kollaborierenden Robotern

Hochspannungsuumlbertragungsanlagen

Neue Komponente psychische Belastung (Gefaumlhrdungs- beurteilung)

In der Gebuumlhr von 300 Euro sind die Kosten fuumlr Teilnahme die Tagungsunterlagen und das Abendprogramm enthalten In der Naumlhe des Kongress Palais stehen Hotelkontingente bereit

rarr info und anmeldung wwwbgetemde Webcode 14196882 Kontakt Tagungsbuumlro Tel 0221 3778-6190 E-Mail elektrotechnikbgetemde

Vortragsveranstaltung ELEKTROTECHNIK

Treffen der Fachleute

Neue Kampagne Ab 2017 werden Berufsgenossen-schaften und Unfallkassen fuumlr eine bessere Kultur der Praumlvention in Betrieben Schulen und oumlffentli-chen Einrichtungen werben Ziel der auf zehn Jahre angelegten Kam-pagne soll sein Sicherheit und Gesundheit zum festen Bestandteil aller Entscheidungen und Ablaumlufe zu machen Laut einer aktuellen Befragung der DGUV geben nur vier von zehn Betrieben an dass das Thema in den Fuumlhrungsleitlinien vorkommt Das soll sich mit der neuen Kampagne aumlndern Ziel ist es mit einer bdquoPraumlventionskulturldquo Chancen fuumlr weitere Verbesserun-gen von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in der Bildung und im Ehrenamt zu nutzen

rarr info wwwdguvde Webcode d1070162 Download des Fachkonzepts zur neuen Kampagne

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4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen Die Berufsgenossenschaftliche Bildungsstaumltte Linow-see eV veranstaltet gemeinsam mit der BG ETEM und der BG Verkehr am 15 und 16 Maumlrz 2016 die 4 Fachtagung bdquoArbeitssicherheit in Windenergie-anla-genldquo Vortragsthemen werden unter anderem sein

Unfallgeschehen an Windenergieanlagen (WEA) ndash Beispiele und Analysen

Die neue Betriebssicherheitsverordnung ndash Bedeu-tung fuumlr die Windenergie

Inhalte von Arbeitsschutzunterweisungen und Schulungen in der Windenergie ndash Uumlberarbeitete Module des VDSI

Qualifizierung fuumlr Arbeiten inan WEA ndash Konzepte von Ausbildungstraumlgern

Eignung ndash Problemstellungen und Ansaumltze fuumlr Untersuchungen

Ziel Offshore-Bauwerk ndash Personaltransfer und Uumlberstieg

Erste Hilfe in Offshore-Windparks ndash Stand der Dinge

Forschungsprojekt Rettungskette Offshore Wind ndash Erkenntnisse und Entwicklungen bei der prakti-schen Umsetzung

Elektrische Ausruumlstung in WEA ndash Sicherheitstechni-sche Anforderungen

Umspannplattformen ndash Elektromagnetische Felder

rarr info wwwbgetemde Webcode 15261228 Informationen zum Veranstaltungsort zur Hotel- reservierung zur Teilnahmegebuumlhr und zur Online-Anmeldung

Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen Der Fahrer war nur kurz abgelenkt Dann quietschen Bremsen Das Auto kommt zwar noch zum Stehen Doch ein Rollerfahrer muss ausweichen und prallt frontal auf einen Radfahrer Zum Gluumlck passiert das nur im Film Die BG ETEM hat ihn in Auftrag gegeben um fuumlr mehr Aufmerksamkeit im Straszligenverkehr und bei der Arbeit zu sensibilisieren Denn rund ein Drittel aller Verkehrsunfaumllle werden durch Ablenkung verursacht bdquoAuch bei der Arbeit spielt das eine immer groumlszligere Rolleldquo sagt Ge-schaumlftsfuumlhrer Olaf Petermann Vor allem E-Mails und Smart- phones sorgten fuumlr Ablenkungen Der Videoclip zeigt die Folgen erhebt aber nicht den Zeigefinger bdquoWir moumlchten dass der Zu-schauer selbst eine Entscheidung trifftldquo sagt Holger Zingsheim Leiter Kommunikation bei der BG ETEM Das Video setzt die Kampagne bdquoEin Unfall aumlndert alles ndash Du bestimmst das Risikoldquo fort Es ist auf der Webseite der Kampagne und in sozialen Netz-werken zu sehen Innerhalb kurzer Zeit wurde das Video 12 Mil-lionen Mal aufgerufen 5800 Userinnen und User entschieden bdquoGefaumlllt mirldquo und 185 kommentierten das Gesehene

rarr info wwwein-unfall-aumlndert-allesde

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Workshop Ruumlcken Freie Termine zur Weiterbildung in Sachen bdquoRuumlckenldquo in Augsburg Dabei wird das Aktionsmobil Gesunder Ruumlcken und dessen Einsatz in den Mitgliedsbetrieben vorgestellt Das Seminar wendet sich an Beschaumlftigte Fuumlhrungskraumlfte und Mitglieder des Arbeitsschutzaus-schusses Tagungsort ist das Exerzitienhaus Leitershofen Es bietet die Moumlglichkeit Abstand vom Alltag zu gewinnen und sich ganz auf das Seminar zu konzentrieren Freie Termine in Juni und Juli gibt es unter der Veranstaltungsnummer 249 oder dem Stichwort bdquoRuumlckenldquo in der Seminardatenbank der BG ETEM

rarr info wwwbgetemde Seminardatenbank Mail Bildung-Koelnbgetemde

Aus der Selbstverwaltung Hans-Peter Kern Vorstandsvor-sitzender der BG ETEM ist zum Vorsitzenden der Gesellschaf-terversammlung des Klinikver-bunds der Gesetzlichen Unfall-versicherung gewaumlhlt worden Die gemeinnuumltzige GmbH ist ein Zusammenschluss aus neun berufsgenossenschaftli-chen Akutkliniken zwei Klini-ken fuumlr Berufskrankheiten und zwei Unfallbehandlungsstellen Zu ihren Kernkompe-tenzen gehoumlren unter anderem die Polytrauma- und Schaumldel-Hirn-Trauma-Versorgung nach schweren Unfaumlllen sowie die Behandlung von Patienten mit Brand- Ruumlckenmarks- und Handverletzungen

rarr info wwwbg-klinikende

Deutscher Jugend-Arbeitsschutz-Preis 2016

Innovative Idee 6000 Euro betraumlgt das Gesamtpreisgeld fuumlr die ersten drei Plaumltze beim Deutschen Jugend-Arbeitsschutz-Preis 2016 Die Fachvereinigung Arbeits- sicherheit eV (FASI) verleiht den Preis alle zwei Jahre bei der bdquoArbeits-schutz Aktuellldquo Junge Erwachsene bis 24 Jahren koumlnnen bis 30 Juni 2016 teilnehmen Ausgezeichnet werden kreative und innovative Ideen fuumlr mehr Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz die bereits erfolgreich in der Praxis umgesetzt wurden Die Projekte muumlssen zwischen 2014 und 2016 begonnen und bis 30 Juni 2016 abgeschlossen worden sein Die Gewinner-innen und Gewinner werden bei der Eroumlffnung der bdquoArbeitsschutz Aktuellldquo am 11 Oktober 2016 in Hamburg ausgezeichnet

rarr info wwwjugend-arbeitsschutz-preisde

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darr Termine 12-13032016 Wallau bei Wiesbaden

Inter-Schuh-Service 13-18032016 FrankfurtMain

Light + Building Messe fuumlr Licht und Gebaumludetechnik 05-06042016 Dresden

Maschinensicherheits-Tagung 06042016 Bremen

Regionale Betriebsaumlrzteversammlung 3105-10062016 Duumlsseldorf

drupa Internationale Fachmesse der Printmedien

rarr Weitere Termine wwwbgetemde Webcode 12568821

Die neuen Plakate der BG ETEM zur Betonung des Arbeitsschutzes gibt es unter Telefon 0221 3778-1020 oder im Netz unter wwwbgetemde Webcode 14822765

Plakatkampagne 2016

Richtig sicher

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Der Anteil der Stromunfaumllle an der Ge-samtzahl der meldepflichtigen Unfaumllle

scheint auf den ersten Blick gering Die Auswirkungen dieser Unfallart sind aber schwerwiegender als der Durchschnitt al-ler Unfaumllle Stromunfaumllle haben zum Bei-spiel bei den toumldlichen Arbeitsunfaumlllen ei-nen vergleichsweise hohen Anteil Selbst wenn die Stromunfallopfer nur einen so-genannten Wischer erleiden kann es trotzdem zu Spaumltfolgen kommen Diese koumlnnen noch Stunden nach der Durchstrouml-mung auftreten Spaumltfolgen koumlnnen u a gefaumlhrliche Herzrhythmusstoumlrungen sein Aus diesen Gruumlnden ist es wichtig Strom- unfaumlllen gezielt vorzubeugen

Arbeiten an elektrischen Anlagen ohne Gefahren ausfuumlhren Wenn geplante Arbeiten gut vorbereitet sind und waumlhrend der Arbeiten keine un-erwarteten Ereignisse eintreten denken die beteiligten Beschaumlftigten und Verant-wortlichen in der Regel an alle notwendi-gen Schutzmaszlignahmen Treten bei der Arbeit jedoch Stoumlrungen auf die unter Zeitdruck behoben werden muumlssen uumlber-sehen die Beschaumlftigten haumlufig grundle-gende Dinge oder vergessen sie Deshalb ist es wichtig auch moumlgliche Stoumlrungen vorherzusehen und die Stoumlrungsbeseiti-gung zu planen

Die DGUV Vorschrift 1 verlangt dass Ar-beiten nur an Personen uumlbertragen wer-den duumlrfen die dazu befaumlhigt sind Bei

Bei Arbeiten an elektrischen Anlagen ist immer mit Gefahren durch elektrischen Strom zu rechnen Deshalb muumlssen sich Beschaumlftigte und Verantwort- liche vor Beginn der geplanten Arbeiten intensiv damit befassen

Arbeiten an elektrischen Anlagen gibt es deshalb eine Reihe von verantwortlichen Personen die sich miteinander abspre-chen muumlssen Diese werden in der DIN VDE 0105-100 benannt

Verantwortliche Personen Verantwortlich bei Arbeiten an elektri-schen Anlagen ist in erster Linie der Anla-genverantwortliche Er kann die Auswir-kungen abschaumltzen wenn die vorgesehe-nen Arbeiten an der elektrischen Anlage durchgefuumlhrt werden Deshalb muss er den Arbeitsverantwortlichen uumlber die Auswirkungen informieren Der Arbeits-verantwortliche ist der Garant dafuumlr dass diejenigen die die Arbeiten ausfuumlhren sicher arbeiten koumlnnen und dabei gesund bleiben

Zur Arbeit befaumlhigte Personen Arbeiten an elektrischen Anlagen duumlrfen nur von Elektrofachkraumlften durchgefuumlhrt werden Als Elektrofachkraft zaumlhlt wer die uumlbertragenen Arbeiten beurteilen und die damit verbundenen Gefahren erkennen kann Eine Elektrofachkraft muss auch uumlber ausreichende Kenntnis und Erfah-rung der uumlbertragenen Arbeiten verfuumlgen Weiter sind Kenntnisse der anerkannten Regeln der Technik noumltig Das dazu benouml-tigte Wissen wird in der Regel durch eine elektrotechnische Ausbildung erlangt

Bei Arbeiten an elektrischen Anlagen sind manchmal unterstuumltzende Taumltigkei-

Arbeiten an elektrischen Anlagen

Strom an Sicherheit aus

ten noumltig Fuumlr diese Taumltigkeiten sind nicht unbedingt Elektrofachkraumlfte erforderlich Die DGUV Vorschrift 3 laumlsst dafuumlr auch elektrotechnisch unterwiesene Personen (EuP) unter Leitung und Aufsicht durch ei-ne Elektrofachkraft zu

Die EuP wird durch die Elektrofachkraft und hier im Besonderen durch den Ar-beitsverantwortlichen elektrotechnisch unterwiesen Dadurch ist auch die EuP in der Lage die unterwiesenen Arbeiten si-cher durchzufuumlhren Voraussetzung ist je-doch dass die Elektrofachkraft die Lei-tung und Aufsicht fuumlr die EuP uumlbernimmt Das heiszligt sie ist weisungsbefugt und verantwortlich fuumlr die Sicherheit und Gesundheit der elektrotechnisch unter-wiesenen Person

In der Praxis bedeuten Leitung und Auf-sicht dass sich Elektrofachkraft und EuP in raumlumlicher und zeitlicher Naumlhe zueinander befinden damit die Elektro-fachkraft jederzeit erreichbar ist und kont-

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Richtigkeit uumlberpruumlfen und eventuell durch eine ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeur-teilung vervollstaumlndigen In der Ergaumlnzung wird nur vervollstaumlndigt oder abgewan-delt was vom Uumlblichen abweicht In der Praxis sind das Besonderheiten die bei der Arbeitsvergabe besprochen werden

Fehlt eine Gefaumlhrdungsbeurteilung fuumlr eine Taumltigkeit komplett muss sie in jedem Fall vor Arbeitsbeginn erstellt werden Wenn spezielle Hilfsmaterialien oder Ar-beitsmittel benoumltigt werden muss sich der Arbeitsverantwortliche davon uumlber-zeugen dass die beauftragten Beschaumlf-tigten wissen wie diese sicher benutzt werden Unter Umstaumlnden muss der Ar-beitsverantwortliche noch Ein- und Unter-weisungen vornehmen

Arbeiten im spannungsfreien Zustand Das Arbeitsschutzgesetz verlangt eine Ver-meidung von Gefahren Die DGUV Vor-

rollieren kann ob die Arbeiten sicher und richtig ausgefuumlhrt werden

Zusammenarbeit von Arbeits- und Anlagenverantwortlichen Bei Arbeiten an groszligen elektrischen Anla-gen oder in Netzen koordiniert der Anlagenverantwortliche die Schutzmaszlig-nahmen und spricht diese mit dem Arbeitsverantwortlichen durch Der Ar-beitsverantwortliche muss die Personen auswaumlhlen die die Arbeiten durchfuumlhren sollen und vor Arbeitsbeginn uumlber die kon-kreten Schutzmaszlignahmen informieren Der Arbeitsverantwortliche wird haumlufig erst vor Ort kurz vor Arbeitsbeginn be-nannt Trotzdem muss ihm bewusst sein dass er fuumlr die Sicherheit und den Gesund-heitsschutz der beteiligten Mitarbeiter verantwortlich ist

Fuumlhren Elektrofachkraumlfte die Arbeiten durch ist aufgrund ihrer Qualifikation in der Regel eine relativ hohe Sicherheit ge-

geben Kritischer ist die Situation wenn elektrotechnische Laien erst noch elektro-technisch unterwiesen werden muumlssen Hier uumlbernimmt die unterweisende Elek- trofachkraft die Fachverantwortung fuumlr diese Personen

Im Elektrohandwerk ist der Arbeitsver-antwortliche in der Regel auch der Anlagenverantwortliche Hier wird vom Ar-beitsverantwortlichen eine besondere Verantwortung verlangt da er in der Doppelfunktion des Arbeits- und Anlagen-verantwortlichen ist Bekommt er erst vor Ort oder kurz vor Arbeitsbeginn Einblick in die Unterlagen wird diese Aufgabe zu-saumltzlich erschwert

Gefaumlhrdungen beurteilen Zur Planung gehoumlrt eine Gefaumlhrdungsbe-urteilung vor Arbeitsbeginn Im Regelfall existiert die Gefaumlhrdungsbeurteilung be-reits fuumlr eine Vielzahl der Arbeiten Der Ar-beitsverantwortliche muss vor Ort deren

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schrift 3 verlangt deshalb im Allgemeinen Arbeiten im spannungsfreien Zustand Um den spannungsfreien Zustand herzustel-len sind die bdquo5 Sicherheitsregelnldquo anzu-wenden (lesen Sie dazu bitte S 11)

Arbeiten in der Naumlhe unter Spannung stehender Teile Haumlufig liegt ein falsches Verstaumlndnis fuumlr das Arbeiten in der Naumlhe unter Spannung stehender Teile (AiN) vor Die DGUV Vor-schrift 3 versteht darunter das Eindringen in die Annaumlherungszone ohne die Gefah-renzone erreichen zu koumlnnen In der Pra-xis houmlrt man deshalb oft die Aussage bdquoIch passrsquo schon aufldquo ndash und meint bdquoIch kom-me nicht an spannungsfuumlhrende Teileldquo

Die BG ETEM hat speziell fuumlr diese Aus-sagen auf Messen einen Versuchsstand aufgebaut an dem die Besucher zeigen koumlnnen ob und wie sie aufpassen Dazu soll eine Oumlse um einen Draht herum von einer Seite zur anderen gefuumlhrt werden ohne den Draht zu beruumlhren Jedes Beruumlh-ren ist einer Koumlrperdurchstroumlmung gleich-zusetzen Die Erfahrung zeigt dass ndash selbst wenn die Strecke ein- oder zweimal ohne Beruumlhren erfolgreich absolviert wur-de ndash Zeitdruck Hektik oder Ablenkung zu Beruumlhrungen des Drahtes fuumlhren Deshalb lautet die klare Forderung bdquo die Gefah-renzone darf nicht erreicht werden koumln-nenldquo Das ist in der Praxis allerdings nur durch einen mindestens teilweisen Beruumlh-rungsschutz moumlglich (5 Sicherheitsregel)

Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen (AuS) heiszligt sinngemaumlszlig dass span-nungsfuumlhrende Teile bewusst mit dem Koumlr-per oder mit Gegenstaumlnden beruumlhrt wer-den Wenn also die arbeitende Person mit Werkzeugen spannungsfuumlhrende Teile be-ruumlhrt ist das AuS Auch das unbewusste oder unbeabsichtigte Beruumlhren z B beim Abrutschen wird dem AuS gleichgesetzt

Nach der DGUV Vorschrift 3 sect6 ist AuS grundsaumltzlich nicht zulaumlssig Der sect8 zeigt jedoch Moumlglichkeiten auf unter denen AuS moumlglich sind Finden AuS statt muumls-sen ndash unabhaumlngig von der Spannungshouml-he und der Spannungsart ndash eine gefaumlhrli-che Koumlrperdurchstroumlmung und die Gefahr eines Lichtbogens immer ausgeschlossen sein Dies ist allerdings nur in seltenen Faumlllen durch die Art der Anlage gegeben In der DGUV Regel 103-011 bdquoArbeiten unter Spannung an elektrischen Anlagen und

Betriebsmittelnldquo werden Verfahren zum Durchfuumlhren von AuS beschrieben Dabei ist zunaumlchst eine Gefaumlhrdungsbeurteilung noumltig Auf deren Grundlage entscheidet der Unternehmer uumlber die Anwendung der AuS-Arbeitsmethode

AuS duumlrfen nur durchgefuumlhrt werden wenn die Sicherheit und der Gesundheits-schutz aller an den Arbeiten beteiligten Personen sichergestellt werden kann In der Regel wird dies nur durch geeignete Arbeitsverfahren sowie mit gut ausgebil-detem und ausgeruumlstetem Personal er-reicht Die Tabelle 5 zum sect8 der DGUV Vorschrift 3 gibt eine Uumlbersicht zu den Randbedingungen fuumlr die Auswahl des

das Heranfuumlhren von Spannungspruumlfern zum Durchfuumlhren der 3 Sicherheitsregel

das Abklopfen von Raureif mit isolieren-den Stangen oder

das Heranfuumlhren von geeigneten Hilfs-mitteln zum Reinigen

Bei allen Beispielen legt der Arbeitsver-antwortliche die technischen organisato-rischen und persoumlnlichen Sicherheits-maszlignahmen fest Er ist fuumlr die Umsetzung der Schutzmaszlignahmen durch die Be-schaumlftigten verantwortlich

Durchfuumlhrung der Arbeiten Jeder der an elektrischen Anlagen arbei-tet muss den Zustand der Anlage kennen Besonders wichtig ist

Wurden die 5 Sicherheitsregeln ange-wendet

Stehen noch Teile unter Spannung Welche Fehler bestehen an der Anlage

Der Arbeitsverantwortliche muss deshalb die sichere Durchfuumlhrung der Arbeiten kontrollieren und bei Abweichungen so-fort korrigieren Uumlber Veraumlnderungen des Schaltzustandes oder das Aufheben einer der 5 Sicherheitsregeln muss er die Arbei-tenden informieren

Fazit Um an elektrischen Anlagen sicher arbei-ten zu koumlnnen muumlssen die Arbeiten ge-plant werden Dabei ist zu beachten

Die Gefaumlhrdungsbeurteilung zeigt die noumltigen Schutzmaszlignahmen auf

Der Anlagenverantwortliche muss den Arbeitsverantwortlichen uumlber die Schutzmaszlignahmen an der Anlage ein-weisen

Der Arbeitsverantwortliche setzt die Schutzmaszlignahmen vor Ort um indem er alle Beschaumlftigte an der Anlage infor-miert einweist notfalls unterweist und kontrolliert

Allen Personen die an der elektrischen Anlage arbeiten muumlssen die Schutz-maszlignahmen bekannt sein Peter Westphal

rarr Info Fachgebiet Elektrische Gefaumlhrdung Tel 0221 3778-6178

Referat Elektrohandwerke im Fachgebiet Elektrohandwerke Unternehmermodell Tel 0221 3778-2414

Ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeurteilung Papierversion GB 002-B App fuumlr Smart-phone oder Tablet wwwbgetemde Webcode 13542847

Personals bei bestimmten Taumltigkeiten Deshalb ist es u a bei folgenden Arbei-ten zwingend notwendig eine schriftliche Anweisung der notwendigen Schutzmaszlig-nahmen mit Erlaumluterungen zu geben

Sicherungsleisten montieren und de-montieren

Abzweigmuffen von Hausanschlusskaumls-ten montieren

Montagearbeiten in Hilfsstromkreisen zur Fehlereingrenzung durchfuumlhren oder

Teilstromkreise uumlberbruumlcken Diese Taumltigkeiten duumlrfen nur Elektrofach-kraumlfte mit besonderer Ausbildung und schriftlicher Beauftragung durchfuumlhren

Bei Spannungen die unter 50 V AC bzw 120 V DC liegen duumlrfen auch Laien die Ar-beiten durchfuumlhren ndash sofern die Gefaumlhr-dung durch Lichtboumlgen ausgeschlossen ist Beispiel das Auswechseln von Batteri-en mit geringer Energie

Folgende Arbeiten koumlnnen in der Regel auch EuP unter Leitung und Aufsicht einer Elektrofachkraft durchfuumlhren

Sicherheit hat Vorrang Arbeiten sollten gene-rell im spannungsfreien Zustand stattfinden

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Das Unfallgeschehen bei der BG ETEM ist erfreulicherweise seit Jahren ruumlck-

laumlufig Unerfreulich ist hingegen die Entwicklung bei den Unfaumlllen durch elektrischen Strom (siehe Abbildung bdquoGemeldete und meldepflichtige Strom- unfaumllleldquo) Die steigende Zahl der elektri-schen Unfaumllle wirft bei der BG ETEM die Frage auf welche Maszlignahmen sinnvoll sind um diesen Negativtrend zu stoppen und umzukehren

Etwa 90 Prozent der elektrischen Unfaumllle sind im Bereich der Niederspannung (bis 1000 V Wechselspannung) zu verzeich-nen Betroffen ist uumlberwiegend Fachperso-nal die Elektrofachkraumlfte Unfallursache ist in den meisten Faumlllen dass die 5 Si-cherheitsregeln nicht oder nur unvollstaumln-dig angewendet wurden

Daher hat die BG ETEM beschlossen den Unternehmen und ihren Verantwortli-

Immer wieder kommt es zu elektrischen Unfaumlllen weil die 5 Sicherheitsregeln nicht beachtet werden Daher hat die BG ETEM nun Checklisten entwickelt mit deren Hilfe die richtige Anwendung dieser Regeln uumlberpruumlft werden kann

chen ein Hilfsmittel anzubieten mit dem sie vor Beginn elektrotechnischer Arbeiten innerhalb weniger Minuten uumlberpruumlfen koumlnnen ob die 5 Sicherheitsregeln richtig und vollstaumlndig angewendet wurden Da-

mit wird auch uumlberpruumlft ob die in der Gefaumlhrdungsbeurteilung festgelegten Maszlignahmen richtig umgesetzt wurden al-so eine ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeurtei-lung vor Ort gemacht wurde

Fuumlr die drei Bereiche Energieversor-gungsunternehmen (EVU) Industrie und Elektrohandwerk hat die BG bdquoChecklisten zur Arbeitsfreigabe nach den 5 Sicher-heitsregelnldquo erarbeitet Unterschieden nach jeweils mehreren typischen Taumltig-keitsfeldern die den groumlszligten Teil der elektrotechnischen Arbeiten in der Nieder-spannung abdecken stehen insgesamt elf Checklisten zur Arbeitsfreigabe zur Ver-fuumlgung Hartmut Oelmann

rarr info Die oben abgebildete und zehn weitere Checklisten koumlnnen unter wwwbgetemde Webcode 12201321 (Link anklicken Rubrik bdquoPraxishilfenGefaumlhrdungsbeurteilungldquo) als pdf- und als Word-Dateien herunterge-laden werden Die Word-Dateien koumlnnen in eigene Dokumente eingefuumlgt werden

Umsetzung der 5 Sicherheitsregeln in der Elektrotechnik

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Meldepflichtige Stromunfaumllle (ge3 Kalendertage Arbeitsunfaumlhigkeit)

Gemeldete Stromunfaumllle

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Gemeldete und meldepflichtige Stromunfaumllle (Quelle BG ETEM)

Die Checkliste bdquoEVUndashArbeiten an

Zaumlhleranlagenldquo ist eine der neuen

BG-Hilfen

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Was haben eine kerntechnische An- lage eine Intensivstation ein Flug-

zeugtraumlger und der internationale Bank-handel gemeinsam Ihre Organisation erfordert hohe Zuverlaumlssigkeit Ein Fehler kann katastrophale Ausmaszlige annehmen

Die Namen Tschernobyl Bhopal Har-risburg und Lehman Brothers haben sich in unser kollektives Gedaumlchtnis einge-brannt Sie stehen fuumlr die verheerenden Folgen die aus der Fehlfunktion eines komplexen technischen Systems erwach-sen koumlnnen Das Zusammenwirken uner-warteter Ereignisse mit zunaumlchst unbedeu-tend erscheinenden Fehlentscheidungen lieszligen die Systeme auszliger Kontrolle gera-ten Mit verheerenden Folgen fuumlr Men-schen Umwelt oder das weltweite Finanz-system

Eine ganze Forschungsrichtung hat sich seit den Neunzigerjahren des vergange-nen Jahrhunderts etabliert um dem Pro-blem zu begegnen Die High Reliability Theory (HRT) ndash zu Deutsch Theorie der hohen Zuverlaumlssigkeit

Ihre grundlegende Annahme ist es dass Fehlervermeidung allein nicht aus-reicht Auch nicht mit immer detaillierte-ren Anweisungen Vielmehr wird auf hin-tereinander gestaffelte Sicherungssyste-me gesetzt und vor allem auf eine beson-dere Achtsamkeit gegenuumlber Fehlern und Abweichungen Das Gespuumlr der Beschaumlf-tigten fuumlr problematische Situationen soll genutzt werden Dafuumlr muss im Unterneh-

Wie Organisationen Achtsamkeit erwerben und so die Arbeitssicherheit verbessern koumlnnen

men eine Kultur etabliert werden die die-se praumlventive Sorge aufmerksam aufgreift und in maszliggeschneiderte Rituale oder Prozesse bringt und diese staumlndig opti-miert

Viele Unternehmen verstehen sich mitt-lerweile als High-Reliability-Organisation (HRO) und zeichnen sich durch ihre beson-dere Achtsamkeit im Umgang mit komple-xen Technologien aus Obwohl manche technische Systeme in ihrer Dynamik prin-zipiell nicht vollstaumlndig beherrschbar sind

oder kleine Fehler uumlberpro-portional schwerwiegen-de Folgen haben koumlnnen haben sie die Faumlhigkeit entwickelt diese nahe-zu unfallfrei zu betrei-

ben Was liegt also naumlher als ihr Wissen zu nutzen um der Vision Zero naumlherzukommen einer Arbeitswelt ohne Arbeitsunfaumllle

Dr Just Mields Arbeitspsychologe bei der BG ETEM hat dazu die beiden Exper-ten Dr Annette Gebauer und Stefan Guumln-ther befragt

Wie gelingt es einer High-Reliability- Organisation dass letztlich erwartbare Fehler nicht zu einer Katastrophe fuumlh-ren Annette Gebauer Eine Organisation die sich High-Reliability-Organisation nennt hat ihren Titel eigentlich schon verspielt Wenn wir von HRO sprechen reden wir nicht von der festen Eigenschaft einer Or-ganisation auf der sie sich ausruhen kann Vielmehr meinen wir eine fortwaumlh-

Stichwort Zuverlaumlssigkeit

Aus Fehlern kollektiv lernen

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rende Aktivitaumlt des selbstkritischen Pruuml-fens Hinterfragens und Lernens in einem komplexen riskanten Umfeld

Was bedeutet das konkret Annette Gebauer Das ist vielleicht am besten mit dem fortwaumlhrenden Training einer Fuszligballmannschaft im Spitzenfeld zu vergleichen Jedes Spiel birgt neue Ri-siken auf die sich die Mannschaft vorbe-reiten muss ohne genau zu wissen ob die Taktik von gestern fuumlr morgen noch gilt Houmlrt man mit dem Training der Ana-lyse von besonderen Gegebenheiten oder des Fitnesszustands des Gegners und auch der eigenen Mannschaft auf ist der Abstieg sicher Deshalb sprechen wir auch lieber von High Reliability Organizing oder High Reli-ability Seeking Organizations Das Be-sondere dieser Form des Organisierens besteht darin sich nicht nur auf solide bdquostandard operating proceduresldquo zu ver-lassen sondern Teams fuumlr das Erkennen und den Umgang mit unerwarteten Plan-abweichungen und undurchsichtigen komplexen Situationen bewusst vorzube-reiten Gemeint ist eine kollektive Kompe-tenz der Organisation die mehr ist als die Faumlhigkeit der einzelnen Spieler

Was kennzeichnet den HRO-Ansatz und welche bdquoWerkzeugeldquo haben sich be-waumlhrt Annette Gebauer Es gibt zahlreiche Moumlg-lichkeiten mit High Reliability Organizing anzufangen Bewaumlhrt haben sich zum Bei-spiel kurze in den Alltag eingebaute kol-

Im Team lassen sich unerwartete und komplexe Situatio-nen leichter erkennen und durchschauen

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lektive Achtsamkeitsrituale in denen be-wusst nach Besonderheiten und Abwei-chungen gefragt wird Ein zentrales Ele-ment des Crew- oder Cockpit Ressource Managements ist das gezielte Uumlben von Widerspruch gegenuumlber dem Piloten oh-ne den Respekt voreinander zu verlieren

Wie kann man das im betrieblichen Alltag umsetzen Annette Gebauer Ich persoumlnlich halte gute strukturierte Briefing- und Debrie-fing-Gespraumlche fuumlr sehr wertvoll Im Brie-fing-Gespraumlch gewinnt jedes Teammit-glied ein besseres Verstaumlndnis von der geplanten Aufgabe sodass jeder mitden-ken kann Im Debriefing-Gespraumlch reflek-tiert das Team an welchen Stellen es zu Planabweichungen gekommen ist und wie es mit dem Unerwarteten umgegangen ist Die Faumlhigkeit des eher geistesgegen-waumlrtigen Handelns im Moment wird damit nicht einfach dem Zufall oder dem Einzel-nen uumlberlassen sondern sie wird zum Gegenstand des Lernens im Team Eine weiteres Achtsamkeitsritual sind Er-eignis- oder Musteranalysen von unerwar-teten Fehlern und Ereignissen die zum Organisationslernen genutzt werden Hie-rarchie- und fachuumlbergreifende Teams er-gruumlnden vor Ort die Bedingungen und Zu-sammenhaumlnge des Misslingens Sie nut-zen wie wir es nennen ein unerwartetes Ereignis als Fenster zum System Individu-elle Schuldzuweisungen sind hier tabu und damit erleben die Beteiligten etwas was sonst meist nur gefordert wird eine Kultur des offenen Umgangs mit Fehlern

Hat der HRO-Ansatz Einfluss auf die Rolle von Management und Fuumlhrung Stefan Guumlnther Fuumlhrung ist nicht alles aber ohne Fuumlhrung ist alles nichts In die-ser Kultur besteht ein Unterschied fuumlr Fuumlh-rungskraumlfte darin in bestimmten Phasen die hierarchischen Unterschiede auszu-blenden Expertise Wahrnehmungen und Annahmen anderer weder zu dominieren noch abzuwerten oder einzuschuumlchtern Wir sprechen auch von Wir-Kultur statt Ihr-Kultur die sich eher auf Kritik Appelle Vorgaben und Sanktionen reduziert Fuumlhrungskraumlfte akzeptieren dass sie oft Unwissende sind und sie das Wissen anderer zur differenzierten Bearbeitung bestehender Probleme und zukuumlnftiger Risiken zusammenbringen muumlssen Sie werden also zu Fragenden Ermoumlglichern Unterstuumltzern und Ermutigern

Das bedeutet auch Fuumlhrungskraumlfte muumlssen umdenken Stefan Guumlnther Ja die entscheidenden Veraumlnderungen der Fuumlhrungsrolle zeigen sich immer sowohl im System ndash zum Bei-spiel offenes Fragen nach Besonderhei-ten Szenarien zur Vorbereitung auf Uner-wartetes Reagieren auf Abweichungen von Standards ndash als auch in der Arbeit am System Zum Beispiel die Bedeutung von Sicherheitsverhalten in Beurteilung und Personalentwicklung Beruumlcksichti-gung von Sicherheitsexpertisen in der Planung Einfuumlhren und Sicherstellen neuer Prozesse Methoden Werkzeuge Weitere erfolgskritische Aspekte von Fuumlhrung sind die in der Belegschaft wahr-genommenen Entscheidungen der Fuumlh-rungskraumlfte wenn es um den Konflikt Sicherheit ndash ProfitabilitaumltZeit oder den Umgang mit dem Spannungsfeld Offen-heit ndash Umgang mit Sanktionen geht Oft haben Fuumlhrungskraumlfte die bestehende Kultur mit guten Absichten mitgepraumlgt zu deren Veraumlnderung sie jetzt aufrufen Kurzum Wenn Fuumlhrung nicht bereit ist sich selbst als Bestandteil des Problems und der Loumlsung zu sehen und zu reflek-tieren hat HRO keine echte Chance

Laumlsst sich der HRO-Ansatz auch auf kleine Unternehmen uumlbertragen und wel-che Tools wuumlrden Sie hier empfehlen Stefan Guumlnther Aber natuumlrlich denn hier kann Fuumlhrung viel schneller ein System in Bewegung bringen vorausgesetzt eine kritische Masse sieht darin einen Nutzen und gibt dieser Idee einen Sinn Ist die Notwendigkeit mal erkannt kann man die gesamte Fuumlhrungsmannschaft schneller an den Tisch bekommen und

mit weniger beteiligten Schnittstellen Gremien und einfacheren Entscheidungs-strukturen oft effektiver arbeiten Damit kommt man besser an die entscheiden-den Einflussfaktoren der Organisation Die Instrumente sind prinzipiell die glei-chen wie z B Ereignisanalysen Selbst-einschaumltzung der Sicherheitsarbeit Ritua-le fuumlr unsichere Zustaumlnde etc Manchmal muss man jedoch die Instrumente anpas-sen oder zuschneiden auf die konkreten Bedingungen und die Sprache der Ziel-gruppen

Woran erkenne ich High Reliability Organizing Stefan Guumlnther Wenn ich mich als Frem-der regelwidrig verhalte kommt schnell eine Person auf mich zu die mit mir die Regel aufgreift und mich respektvoll und bestimmt anleitet Oder ich werde erken-nen dass in der Analyse kleiner Abwei-chungen oder sogenannter Beinahe-Un-faumllle kein Schuldiger gesucht wird son-dern die Bedingungen erkundet und die Ursachenbehebung Zeit und Aufmerksam-keit bekommt

Wie groszlig ist der Aufwand um sich als Unternehmen in Richtung Achtsamkeit und Sicherheitskultur zu bewegen Annette Gebauer Die groumlszligte Herausfor-derung ist das Behalten eines langen Atems Meistens starten Unternehmen aus einer Krisensituation heraus und sind bereit in die Entwicklung ihrer Achtsam-keitskultur zu investieren HRO braucht aber ein kontinuierliches Investment in Kommunikation und Information Training und Pruumlf- und Lernschleifen

Zur Person

Stefan Guumlnther ist Geschaumlftsfuumlh-rer der WSM GmbH und Netz-werkpartner der ICL GmbH Als Experte fuumlr

Management- und Fuumlhrungskraumlf-teentwicklung Strategie und Change Coaching von Schluumlssel-personen Beraterqualifizierung ist er unter anderem fuumlr ABB EnBW BASF ThyssenKrupp oder Lufthansa taumltig

Zur Person

Dr Annette Gebauer ist Inhaberin der ICL GmbH und auf High Reliabili-ty Organizing sowie Kultur-

und Managemententwicklung spezialisiert Sie unterstuumltzt Unter-nehmen wie ThyssenKrupp BASF SAP RWE Coca-Cola Commerz-bank Sabic Boehringer-Ingelheim und andere

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Der Stellenwert der bdquoBetrieblichen Gesundheitsfoumlrderungldquo hat in den

letzten Jahren stetig zugenommen Viele Unternehmen haben erkannt dass es oumlkonomisch sinnvoller ist in Gesundheit Motivation und Leistungsfaumlhigkeit der Beschaumlftigten zu investieren als hohe Kosten fuumlr Krankheit Produktionsausfall Ersatz und Wiedereingliederung zu tragen

Wissenschaftliche Studien haben ermit-telt dass fuumlr jeden fuumlr betriebliche Ge-sundheitsfoumlrderung eingesetzten Euro im Durchschnitt 240 Euro zuruumlckflieszligen Die-ser Erfolg wird erbracht durch gesunde motivierte Mitarbeiter eine hohe Effizienz und geringere Ausfallzeiten So steigern Betriebe mittel- bis langfristig ihren Ge-winn Die gewinnsteigernden Effekte sind

Motivation der Beschaumlftigten Verbesserung des Gesundheitszustan-des aller Beschaumlftigten

Verbesserung der innerbetrieblichen Kommunikation

bessere Produktqualitaumlt houmlhere Attraktivitaumlt des Unternehmens bzw besseres Image

Zu vorausschauendem Management gehoumlrt es auch die Gesundheit und Motivation der Beschaumlftigten zu foumlrdern Ein neues Seminar zeigt Strategien die sich praktisch bewaumlhrt haben

Steigerung der Produktivitaumlt und Flexibi-litaumlt

langfristige Reduzierung der Fehlzeiten der Fluktuationsraten und der damit verbundenen Kosten

In dem vorliegenden Seminar wird ge-zeigt wie diese Ziele realisiert werden koumlnnen Im Einzelnen wird dabei den fol-genden Fragen nachgegangen

Wie muss unser Unternehmen organi-siert sein um eine erfolgreiche Gesund-heitsfoumlrderung und die Work-Life-Balan-ce der Beschaumlftigten zu verwirklichen

Wie erreichen wir dass die Mitarbeiter und Vorgesetzten sich wirklich immer richtig verhalten und das Thema Ge-sundheit verinnerlichen

Wie bekommen wir das Thema Gesund-heit in die Koumlpfe der Beschaumlftigten

Was koumlnnen wir noch machen als im-mer wieder auf das richtige Verhalten hinzuweisen

Wie koumlnnen gesunde Angewohnheiten entstehen

Wie koumlnnen wir die Gesundheit der Mit-arbeiter nachhaltig steuern

Um diese Fragen zu beantworten werden im Seminar pragmatische Loumlsungen entwickelt Damit profitierten die Unter-nehmen ebenso wie Fuumlhrungskraumlfte und Beschaumlftigte

rarr info Seminar Unternehmenserfolg durch gesunde und motivierte Mitarbeiter Termine 22072016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-041) 16122016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-042) wwwbgetemde Webcode 11326642

Seminar fuumlr Fuumlhrungskraumlfte

Ein Schluumlssel zum Erfolg

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wwwbgetemde Webcode 12484059

Aufblaumlttern Nachlesen Anwenden etem ndash das Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung

Als E-Paper und PDF im Netz jederzeit verfuumlgbar

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Tag 1 Ohne Deckung

Ich blicke in verschlafene Gesichter Nach dem Fruumlhstuumlck in der Truppen-

kuumlche beginnt der erste Lehrgangstag puumlnktlich um 7 Uhr zunaumlchst im Houmlr-

saal Oberstleutnant Volker Dewenter wird uns in den kommenden Tagen

als Houmlrsaalleiter auf allen theoretischen und praktischen Stationen der

Ausbildung begleiten

Ausfuumlhrlich erklaumlrt er verschiedene Typen von Minen und welchen Scha-

den sie anrichten koumlnnen Wir gehen Szenarien wie zum Beispiel das Ver-

halten an Checkpoints durch eroumlrtern die verschiedenen Situationen einer

moumlglichen Geiselnahme und besprechen Details wie die Vor- und Nachteile

des Tragens von Eheringen in unterschiedlichen Kulturraumlumen

Bei der Besichtigung eines beschossenen Autos wird mit Hollywood-

Mythen aufgeraumlumt Beim Anblick der total durchloumlcherten Fahrzeugtuumlr wird

schnell klar Bei Beschuss durch Pistole oder Maschinengewehr im Stile der

bdquoStirb langsamldquo-Filme sucht man besser woanders Schutz

Nachmittags steht Waffenkunde auf dem Lehrplan Wir werden zunaumlchst

mit den gebraumluchlichsten Waffen der Bundeswehr vertraut gemacht Nur

wenige meiner Kollegen nehmen das Angebot an eine Panzerfaust oder ein

Maschinengewehr in die Hand zu nehmen um ein Gefuumlhl dafuumlr zu bekom-

men Beeindruckend ist die Wirkung der Waffen Egal ob Glas Holz Be-

ton oder Metall Nahezu alle Materialien geben fruumlher

oder spaumlter nach

Als wir Attrappen von Sprengfallen und Blindgaumlngern in

einem unuumlbersichtlichen Feld finden sollen gibt es den

ersten fiktiven Zwischenfall Mehr als 30 Minen-Dummies

sind teils offensichtlich teils sorgfaumlltig versteckt Dass wir

in unserer Unbekuumlmmertheit auf den Druckzuumlnder einer

neben dem Weg platzierten Antipersonenmine treten ist

natuumlrlich von den Ausbildern beabsichtigt So lernen wir

welche Gefahren abseits der befestigten Straszligen lauern

koumlnnen Auch wenn es keine echte Explosion gibt und die

Mine nur ein Dummy war hat die Lektion gesessen

In Krisenregionen garantiert die Kennzeichnung bdquoPressldquo keinen Schutz vor unangenehmen Situationen

Diese fuumlnf Tage bereiten auf das Schlimmste vor Die Teil -

nehmerinnen und Teilnehmer werden beschossen aus ihrem Auto gezerrt oder sogar entfuumlhrt Das Ziel dieser realistischen Sze-narien auf dem Trainingsgelaumlnde der Bundeswehr im fraumlnkischen Hammelburg ist es Reporter auf den Einsatz in Kriegs- und Krisen-gebieten vorzubereiten Bundes-wehr-Redakteurin Ulrike Jenssen hat die Ausbildung mitgemacht Hier Teile ihres Tagebuchs

BG ETEM und Bundeswehr bieten spezielles Training fuumlr Journalisten in Krisengebieten

Seminare

Anleitung zum Uumlberleben

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Tag 2 Achtung Granate Viele von uns tragen an diesem Morgen das erste Mal ei-ne ballistische Schutzweste der sogenannten Schutzklas-se 4 wie sie auch die Bundeswehrsoldaten in den Ein-satzgebieten tragen Die Weste wiegt zwoumllf Kilogramm weil sie mit schweren Platten aus einem speziellen Verbund-werkstoff verstaumlrkt ist Auszligerdem bekommen wir einen Helm und lernen dass der lediglich vor Splittern aber nicht zwin-gend vor direktem Beschuss schuumltzt

Wir sollen den Buumlrgermeister eines kleinen Dorfes in einer Krisenregion interview-en Mit meiner kleinen Gruppe ndash dem Tonassistenten der Kamerafrau und der Produzentin ndash laufe ich durch das Dorf Ploumltzlich fallen Schuumlsse Granate Sie faumlllt vor meine Fuumlszlige Ich habe Panik und renne weg Das sagt mir mein Instinkt

Soldaten wissen natuumlrlich dass ich mich in den maximal drei Sekunden bis eine scharfe Handgranate in einem echten Szenario explodiert waumlre kaum haumltte um-drehen koumlnnen Und schon gar nicht haumltte ich es geschafft mich aus dem Gefahrenra-dius in Sicherheit zu bringen Ich haumltte mich einfach nur hinschmeiszligen sollen Liebes Ta-gebuch Schon am zweiten Tag des Lehr-gangs bin ich das erste Mal tot Nachmittags fahren wir auf die Schieszlig-bahn Mit Gefechtsmunition wird uumlber unsere Koumlpfe hinweggeschossen Wir sollen heraus-houmlren wo sich die Schuumltzen aufhalten und ob wir uns vor oder hinter der Schusslinie befin-den Das ungeuumlbte Gehoumlr hat zunaumlchst keine Chance aber wir werden immer besser

Tag 3 Carjacking

Mit den weiszligen Kleinbussen fahren wir morgens wieder in das bdquoKrisenge-

bietldquo Auf dem Fahrzeug ist gut sichtbar das Schild bdquoPressldquo angebracht

doch auch heute wird unsere journalistische Unabhaumlngigkeit mit Sicher-

heit nicht respektiert werden Wir haben vor Fahrtbeginn eine Karte zur

Orientierung bekommen Fuumlr einen perfekten Reportage-Tag in der Krisen-

region werden uns auszligerdem ein Sprachmittler und ein Fahrer zur Seite

gestellt

Mehrere Checkpoints muumlssen passiert werden Die Durchsuchungen

lassen wir mit professioneller Distanz uumlber uns ergehen auch wenn sie

unangenehm sein koumlnnen bloszlig keinen Anlass geben Immer wieder will

man wissen wer wir sind und wohin wir wollen Die Grenze zwischen Be-

fragung und Verhoumlr ist flieszligend

Als wir gerade auf dem Weg zu einem Pressetermin sind wird unser

Fahrzeug von bewaffneten Maumlnnern umzingelt Carjacking Die Autos sind

weg und wir muumlssen uns zu Fuszlig durch den Wald zur naumlchsten Stadt durch-

schlagen Im einzigen Gasthaus muumlssen wir Verhandlungsgeschick bewei-

sen Man spricht weder Deutsch noch Englisch will

aber Bares sehen Fuumlr viel Geld gibt es

wenig Luxus Der Betonboden ist kalt

und die Raumlumlichkeiten sind nur maumlszligig

beheizt Bevor wir uns auf den Feldbet-

ten niederlassen teilen wir Wachen ein

Sicher ist sicher

Autodiebe uumlberfallen den Presse-Konvoi

Arme schoumln hochhalten Die Rollenspieler sind nicht zimperlich

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Vermummte stuumlrmen in die Herberge der Journalisten

Tag 4 Stunden der Ungewissheit

Von der unruhigen Nacht gezeichnet freuen sich morgens

alle auf einen heiszligen Kaffee und das Fruumlhstuumlck in der Her -

berge obwohl klar ist dass die naumlchste Uumlberraschung nicht

lange auf sich warten lassen wird Kaum ist der Kaffee ge -

trunken houmlren wir drauszligen auch schon Gewehrfeuer Alle

springen vom Fruumlhstuumlckstisch auf und rennen in Richtung

des Bunkers Der wird jedoch nicht schnell genug erreicht

Ein Dutzend schwerbewaffnete Vermummte ist bereits im

Haus Mit dieser Erstuumlrmung beginnt die Geiselnahme

die Ungewissheit hellip

Als es vorbei ist steht die Sicherheit an erster Stelle Psy -

chologen Sanitaumlter und der Lehrgangsleiter stehen bereit

um das Erlebte mit uns auszuwerten und gemeinsam zu ver-

stehen Alle sind wohlauf fuumlhlen sich mental gefestigt und

sind auch physisch noch einigermaszligen fit Abends ist Zeit

die Eindruumlcke zu ordnen und sich aus-

zutauschen Das

Erlebte bleibt ndash

ebenfalls aus Sicher-

heitsgruumlnden ndash

zwischen den Teilneh-

mern und wird nicht

berichtet

Tag 5 Sensibilisiert Der letzte Tag im Houmlrsaal Ein Sanitaumltsfeldwebel gibt uns praktische Tipps zur Wundschnellversorgung und erklaumlrt worauf es ankommt wenn man Schuss- und Brandverletzungen versorgen muss Und wie lautet eigentlich die Notrufnummer in diesem oder jenem Land Wo ist das naumlchste Krankenhaus Es sind einfache Fragen die man bereits vor der Reise in das Krisengebiet beantworten koumlnnen sollte Zeit fuumlr ein Fazit Viele fuumlhlen sich nun fuumlr kuumlnftige Reisen in Krisengebiete besser vorbereitet Einige meiner Kollegen sagen dass sie die Gefahr zuvor un-terschaumltzt und jetzt einen geschulteren Blick fuumlr De-tails haumltten Es stimmt Sensibilisiert fahre ich nach Hause und aufmerksamer als sonst betrachte ich den Wegesrand

Journalisten in Krisenregionen

Die BG ETEM versichert auch viele Journalisten Daher bietet sie dieses Seminar zusammen mit dem Bundesverteidigungsministerium Es wendet sich ausschlieszliglich an Journalistinnen und Journalisten die aus beruflichen Gruumlnden in Krisen- und Kriegsgebieten taumltig sind oder sich auf Einsaumltze in diesen Regionen vorberei-ten Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten des Personenschutzes oder von gemeinnuumltzigen Organisationen sind nicht zugelassen Ziel des Seminars Die Veranstaltung vermittelt in fuumlnf Tagen grund-legende Kenntnisse zum Umgang mit potenziel -len Gefahren fuumlr die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten Konkrete Gefaumlhrdungen sollen bewusst gemacht und moumlgliche Vermeidungs-strategien aufgezeigt werden Daruumlber hinaus bietet der Lehrgang eine Erste-Hilfe-Ausbildung und Hilfen zur Stressverarbeitung

Inhalt des Seminars Wirkung von Waffen Munition Kampfmitteln und Schutzmaszlignahmen

Erkennen und Vermeidung von Gefahren durch Minen und Sprengfallen

Verhalten in komplexen Situationen ein-schlieszliglich Gefangennahme

Lebensrettende Erstversorgung Verwundeter Zusammenarbeit zwischen Streitkraumlften und Journalisten im Einsatzland

Begleitung der Truppe bei Patrouillen und Schutzaufgaben

Psychische Belastungen und Praumlvention von Traumatisierungen

Versicherungsschutz durch die BG im In- und Ausland

Anmeldung bildung-wiesbadenbgetemde

Veranstaltungstermine 2016 im April Juli November und Dezember Ort Ausbildungs-zentrum der Bundeswehr in Hammelburg

rarr Info wwwbgetemde Webcode 14363753 Seminardatenbank Veranstaltungsnummer 146

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Waumlhrend der Dienstreise im Ausland geschieht ein Unfall Erste Hilfe ist

gefragt gegebenenfalls muumlssen Ver- sicherte zudem aumlrztlich versorgt werden Doch wie kommt man auf kuumlrzestem Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus

Um auch im Ausland optimale medizi-nische Versorgung gewaumlhrleisten zu koumln-nen hat die BG ETEM fuumlr ihre Versicherten gemeinsam mit der DRK Assistance einen 24-Stunden-Notruf eingerichtet Ein Anruf genuumlgt um etwa die schnelle Verlegung in ein geeignetes Krankenhaus vor Ort oder einen Krankenruumlcktransport zu or- ganisieren Die DRK Assistance bietet ein weltweites Netzwerk von Aumlrzten und Dienstleistern und kann nach der Unfall-meldung sofort Kontakt mit dem be- handelnden Arzt vor Ort aufnehmen So lassen sich Fragen zur Diagnose Qualitaumlt der Behandlung oder Kostenuumlbernahme kurzfristig klaumlren

Welches geeignete Arzneimittel steht im Ausland zur Verfuumlgung und wo sind deutsch- oder englischsprachige Aumlrzte zu finden Auch dazu koumlnnen Versicherte uumlber die Notfall-Hotline qualifiziert bera-ten werden

Auch wer beruflich im Ausland unterwegs ist kann auf den Schutz durch die BG ETEM zaumlhlen Eine Notfall-Hotline sichert Erreichbarkeit rund um die Uhr

Damit die Notrufnummer immer griffbereit ist bietet die BG ETEM spezielle Visiten-karten an (Bezugsmoumlglichkeiten unter info) Betriebe koumlnnen diese an ihre Beschaumlftigten vor Auslandsaufenthalten verteilen

Dokumentation Grundsaumltzlich muss die Berufsgenossen-schaft uumlber meldepflichtige Unfaumllle sofort informiert werden ndash auch wenn sie im

Notfall-Hotline der BG ETEM

Anruf genuumlgt

Ausland passieren Das gilt ebenfalls bei begruumlndetem Verdacht auf eine Berufs-krankheit Arbeitgeber nutzen dazu die-selben Formulare wie im Inland Schwere oder gar toumldliche Unfaumllle sind telefonisch zu melden

Nach der Ruumlckkehr Wenn Beschaumlftigte nach ihrer Ruumlckkehr noch medizinische Behandlung brauchen oder sie weiterhin arbeitsunfaumlhig sind muumlssen sie direkt den Durchgangsarzt aufsuchen Dabei empfiehlt es sich diesem saumlmtliche aumlrztlichen Berichte aus dem Ausland (wie z B den Medical Report siehe Infokasten links) vorzulegen Nur so kann sich der Arzt ein Bild uumlber die bisherige Versorgung machen und die Folgebehandlung darauf abstimmen

Wichtiger Hinweis Einige Krankheiten machen sich moumlglicherweise erst nach der Dienstreise bemerkbar manchmal sogar erst Monate spaumlter Bei Sympto-men wie beispielsweise ungeklaumlrtem Fieber oder anhaltenden Durchfaumlllen Hautveraumlnderungen Gelenkschwellungen Kopfschmerzen starkem Gewichtsverlust oder Lymphknotenschwellungen die etwa nach einem Tropen-Aufenthalt auftreten heiszligt es sofort zum Arzt Nancy Schmidt

rarr info Visitenkarte mit Notruf-

nummer der BG ETEM (siehe oben) als Download unter wwwbgetemde Webcode 11234792 oder per E-Mail

unter rehabgetemde

Medical Report

Im Medical Report dokumentiert der behandelnde Arzt eine aumlrztliche Behandlung im Ausland Er dient auch als Beweismittel fuumlr spaumltere Anspruumlche gegenuumlber der Sozial-versicherung Es empfiehlt sich betroffenen Mitarbeitern die Formulare zur Verfuumlgung zu stellen Bezug Kepnerdruck GmbH wwwkepnerdeA_20_Medical_ Reportpdf

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Wir wollen unsere Unfallquote halbie-renldquo Stefan Schirm Abteilungslei-

ter Umweltschutz und Arbeitssicherheit bei der BSH Hausgeraumlte GmbH in Traun-reut hat ehrgeizige Ziele Und er ist damit nicht allein Werksleitung Fuumlhrungskraumlf-te Betriebsrat und Beschaumlftigte ziehen an einem Strang

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Produktion ohne Unfaumllle war die Kampagne bdquo10 Goldene Regeln der Ar-beitssicherheitldquo im Jahr 2013 Neben Werksleiter Guumlnter Striegel und dem Be-triebsratsvorsitzenden Walter Waltrich standen zehn Manager des Standorts Pate fuumlr jeweils eine der Regeln Und das gleich mehrfach

Ein Kalender zeigte die Fuumlhrungskraumlfte auf monatlichen Fotos in privaten Situa- tionen ndash beim Bogenschieszligen Hecke- schneiden Radfahren oder Bergsteigen Dabei machten sie klar dass es sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit auf verantwortliches Handeln ankommt bdquoWir

Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

wollten eine Bruumlcke zwischen Privat- und Arbeitsleben schlagenldquo erlaumlutert Stefan Schirm bdquodenn Sicherheit spielt uumlberall ei-ne Rolleldquo

Die Regeln wurden so formuliert dass das bdquoIchldquo also jeder Einzelne als verant-wortlich Handelnder im Mittelpunkt steht bdquoWir haben ganz bewusst nicht formuliert was man sollte muumlsste oder nicht darf Wir sagen den Leuten Schaut auf euch selbst und eure Sicherheit Dann koumlnnt ihr euch auch um andere kuumlmmernldquo

Infomarkt fuumlr alle Beschaumlftigten Um die Bedeutung der zehn Regeln zu un-terstreichen gab es einen Informations-markt fuumlr alle Beschaumlftigten des Stand-orts An insgesamt 15 Terminen konnten sich jeweils 170 Kolleginnen und Kollegen an den zehn Informationsstaumlnden uumlber die einzelnen Regeln informieren Die Fuumlhrungskraumlfte selbst praumlsentierten an den einzelnen Staumlnden bdquoihreldquo Regel und diskutierten mit den Beschaumlftigten Fuumlr

Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

Stefan Schirm wirkte dies besonders uumlberzeugend auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Denn die Manager stan-den persoumlnlich fuumlr das Thema Arbeits- sicherheit ein

bdquoWir haben versucht da so viel Leben wie moumlglich reinzubringenldquo erinnert er sich Die Beschaumlftigten hatten etwa die Moumlglichkeit persoumlnliche Schutzausruumls-tung gleich am Stand auszuprobieren Das habe zu recht lebhaften Gespraumlchen gefuumlhrt Und selbst kritische Geister die meinten schon alles zu wissen und zu kennen seien zu uumlberzeugen gewesen bdquoSpaumltestens bei der dritten Station haben auch die mitgemachtldquo

Im Rahmen der Kampagne im Fruumlhjahr 2013 wurden 750 Kalender und Plakate gedruckt sowie zehn Informationsstaumlnde gestaltet Ergaumlnzend dazu gab es Artikel in der Mitarbeiterzeitung des Standorts sowie im Intranet des Unternehmens

Langfristiges Konzept Erste Wirkung zeigte die Kampagne rund ein halbes Jahr nach den Informationsver-anstaltungen bdquoIm Herbst und Winter hat-ten wir eine Phase von vier Monaten ohne einen einzigen Arbeitsunfall mit Ausfall-zeitenldquo erinnert sich Stefan Schirm Sonst seien es bis zu zwei Unfaumllle monatlich

Klaus Rabenstein Leiter Industrial Engineering trat fuumlr gegenseitige Ruumlcksichtnahme ein

Beim Info-Markt stellten sich die Manager der Diskussion mit den Beschaumlftigten

betrieb amp praxis

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Der Mensch im Mittelpunkt

Die bdquo10 Goldenen Regeln der Ar-beitssicherheitldquo der BSH Hausgerauml-te GmbH in Traunreut stellen den einzelnen Beschaumlftigten in den Mit-telpunkt Jeder soll jederzeit in der Lage sein sich nach diesen Regeln zu verhalten 1 Ich achte stets auf meine eige-

ne Sicherheit und Gesundheit 2 Ich nehme Ruumlcksicht auf meine

Kollegen und mache sie auf ih-re Sicherheit aufmerksam

3 Ich informiere mich gut uumlber Arbeitssicherheit

4 Ich mache nur Arbeiten die ich sicher beherrsche

5 Ich verwende nur sichere Werk-zeuge und Maschinen die ich benutzen darf

6 Ich benutze immer die vorge-schriebene Schutzausruumlstung

7 Ich befolge alle Gebots- Ver-bots- und Warnzeichen

8 Ich achte besonders auf Stap-ler und andere Fahrzeuge

9 Ich beseitige Gefaumlhrdungen so-fort oder informiere umgehend meinen Vorgesetzten

10 Ich melde Unfaumllle sofort und lasse auch kleine Verletzungen behandeln

Entstanden ist die Kampagne letztlich aus einer Krise Als es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auch am Standort Traunreut Probleme gab wollten sich die Verantwortlichen nicht nur den uumlblichen Sparreflexen ergeben Sie entwi-ckelten das bdquoProgramm Traunreut 2020ldquo das neben vielen wirtschaftlichen Zielen auch Visionen fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement formulierte

bdquoDie lassen sich einfach zusammenfas-senldquo erklaumlrt Stefan Schirm bdquo100 Prozent gesunde Mitarbeiter und keine Unfaumllleldquo So soll zum Beispiel die Zahl der Arbeits-unfaumllle von sieben auf drei pro eine Milli-on Arbeitsstunden reduziert werden

Der Weg zu den zehn Regeln fuumlhrte auch uumlber ein Seminar der BG ETEM bei dem sich Fuumlhrungskraumlfte des Standorts mit dem verhaltensbedingten Arbeits-schutz auseinandersetzten Einen moumlgli-chen Ansatzpunkt zur weiteren Verbesse-rung des ohnehin schon guten Niveaus der Arbeitssicherheit identifizierten sie

darin klare Regeln zu formulieren und deren Einhaltung auch einzufordern Um dieses Ziel zu erreichen lassen Stefan Schirm und seine Kollegen auch nach der Kampagne von 2013 nicht locker

bdquoWir variieren die Themen immer wie-der derzeit unter dem Stichwort Arbeits-sicherheit 20lsquo machen Newsletter und Flyerldquo Die Fuumlhrungskraumlfte sprechen Ar-beitssicherheit und Gesundheitsschutz auch bei Betriebsversammlungen regel-maumlszligig an bdquoMan muss eben immer wieder neue Wege findenldquo

Weiter dran bleiben Am Standort Traunreut der BSH Hausgerauml-te GmbH entwickeln und produzieren uumlber 3000 Beschaumlftigte mehr als 22 Millionen Herde und Kochfelder pro Jahr Das Werks-gelaumlnde in der Naumlhe des Chiemsees ist so groszlig wie die Insel Mainau Die Fabrik um-fasst verschiedene Produktionsstufen von der Blechbearbeitung bis zur Endmontage der elektrischen Geraumlte und ist so Schirm

in der Produktionstiefe durchaus mit ei-nem Automobilwerk zu vergleichen Allein die Zunahme des Personalstands in den letzten Jahren macht deutlich dass Ar-beitssicherheit weiter ein zentrales Thema bleiben wird bdquoDie Kampagne war sicher mehr als ein Strohfeuerldquo ist sich Schirm sicher bdquodennoch muumlssen wir die Leute im-mer wieder wachruumlttelnldquo

rarr info wwwbsh-groupde Standort Traunreut

Der Leiter Produktmarketing auf der Leiter Lars Schubert praumlsentierte die vierte Regel bdquoIch mache nur Arbeiten die ich sicher beherrscheldquo

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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

betrieb amp praxis

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

betrieb amp praxis

24 etem 012016

pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Mbetrieb amp praxis

25etem 012016

Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

betrieb amp praxis

26 etem 012016

0

10

1

6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

27etem 012016

Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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G 4

Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

28 etem 012016

1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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30 etem 012016

Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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etem 012016

wwwbgetemde twittercombg_etem

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Webcode 13671559

  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen Die Berufsgenossenschaftliche Bildungsstaumltte Linow-see eV veranstaltet gemeinsam mit der BG ETEM und der BG Verkehr am 15 und 16 Maumlrz 2016 die 4 Fachtagung bdquoArbeitssicherheit in Windenergie-anla-genldquo Vortragsthemen werden unter anderem sein

Unfallgeschehen an Windenergieanlagen (WEA) ndash Beispiele und Analysen

Die neue Betriebssicherheitsverordnung ndash Bedeu-tung fuumlr die Windenergie

Inhalte von Arbeitsschutzunterweisungen und Schulungen in der Windenergie ndash Uumlberarbeitete Module des VDSI

Qualifizierung fuumlr Arbeiten inan WEA ndash Konzepte von Ausbildungstraumlgern

Eignung ndash Problemstellungen und Ansaumltze fuumlr Untersuchungen

Ziel Offshore-Bauwerk ndash Personaltransfer und Uumlberstieg

Erste Hilfe in Offshore-Windparks ndash Stand der Dinge

Forschungsprojekt Rettungskette Offshore Wind ndash Erkenntnisse und Entwicklungen bei der prakti-schen Umsetzung

Elektrische Ausruumlstung in WEA ndash Sicherheitstechni-sche Anforderungen

Umspannplattformen ndash Elektromagnetische Felder

rarr info wwwbgetemde Webcode 15261228 Informationen zum Veranstaltungsort zur Hotel- reservierung zur Teilnahmegebuumlhr und zur Online-Anmeldung

Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen Der Fahrer war nur kurz abgelenkt Dann quietschen Bremsen Das Auto kommt zwar noch zum Stehen Doch ein Rollerfahrer muss ausweichen und prallt frontal auf einen Radfahrer Zum Gluumlck passiert das nur im Film Die BG ETEM hat ihn in Auftrag gegeben um fuumlr mehr Aufmerksamkeit im Straszligenverkehr und bei der Arbeit zu sensibilisieren Denn rund ein Drittel aller Verkehrsunfaumllle werden durch Ablenkung verursacht bdquoAuch bei der Arbeit spielt das eine immer groumlszligere Rolleldquo sagt Ge-schaumlftsfuumlhrer Olaf Petermann Vor allem E-Mails und Smart- phones sorgten fuumlr Ablenkungen Der Videoclip zeigt die Folgen erhebt aber nicht den Zeigefinger bdquoWir moumlchten dass der Zu-schauer selbst eine Entscheidung trifftldquo sagt Holger Zingsheim Leiter Kommunikation bei der BG ETEM Das Video setzt die Kampagne bdquoEin Unfall aumlndert alles ndash Du bestimmst das Risikoldquo fort Es ist auf der Webseite der Kampagne und in sozialen Netz-werken zu sehen Innerhalb kurzer Zeit wurde das Video 12 Mil-lionen Mal aufgerufen 5800 Userinnen und User entschieden bdquoGefaumlllt mirldquo und 185 kommentierten das Gesehene

rarr info wwwein-unfall-aumlndert-allesde

kompakt

Workshop Ruumlcken Freie Termine zur Weiterbildung in Sachen bdquoRuumlckenldquo in Augsburg Dabei wird das Aktionsmobil Gesunder Ruumlcken und dessen Einsatz in den Mitgliedsbetrieben vorgestellt Das Seminar wendet sich an Beschaumlftigte Fuumlhrungskraumlfte und Mitglieder des Arbeitsschutzaus-schusses Tagungsort ist das Exerzitienhaus Leitershofen Es bietet die Moumlglichkeit Abstand vom Alltag zu gewinnen und sich ganz auf das Seminar zu konzentrieren Freie Termine in Juni und Juli gibt es unter der Veranstaltungsnummer 249 oder dem Stichwort bdquoRuumlckenldquo in der Seminardatenbank der BG ETEM

rarr info wwwbgetemde Seminardatenbank Mail Bildung-Koelnbgetemde

Aus der Selbstverwaltung Hans-Peter Kern Vorstandsvor-sitzender der BG ETEM ist zum Vorsitzenden der Gesellschaf-terversammlung des Klinikver-bunds der Gesetzlichen Unfall-versicherung gewaumlhlt worden Die gemeinnuumltzige GmbH ist ein Zusammenschluss aus neun berufsgenossenschaftli-chen Akutkliniken zwei Klini-ken fuumlr Berufskrankheiten und zwei Unfallbehandlungsstellen Zu ihren Kernkompe-tenzen gehoumlren unter anderem die Polytrauma- und Schaumldel-Hirn-Trauma-Versorgung nach schweren Unfaumlllen sowie die Behandlung von Patienten mit Brand- Ruumlckenmarks- und Handverletzungen

rarr info wwwbg-klinikende

Deutscher Jugend-Arbeitsschutz-Preis 2016

Innovative Idee 6000 Euro betraumlgt das Gesamtpreisgeld fuumlr die ersten drei Plaumltze beim Deutschen Jugend-Arbeitsschutz-Preis 2016 Die Fachvereinigung Arbeits- sicherheit eV (FASI) verleiht den Preis alle zwei Jahre bei der bdquoArbeits-schutz Aktuellldquo Junge Erwachsene bis 24 Jahren koumlnnen bis 30 Juni 2016 teilnehmen Ausgezeichnet werden kreative und innovative Ideen fuumlr mehr Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz die bereits erfolgreich in der Praxis umgesetzt wurden Die Projekte muumlssen zwischen 2014 und 2016 begonnen und bis 30 Juni 2016 abgeschlossen worden sein Die Gewinner-innen und Gewinner werden bei der Eroumlffnung der bdquoArbeitsschutz Aktuellldquo am 11 Oktober 2016 in Hamburg ausgezeichnet

rarr info wwwjugend-arbeitsschutz-preisde

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darr Termine 12-13032016 Wallau bei Wiesbaden

Inter-Schuh-Service 13-18032016 FrankfurtMain

Light + Building Messe fuumlr Licht und Gebaumludetechnik 05-06042016 Dresden

Maschinensicherheits-Tagung 06042016 Bremen

Regionale Betriebsaumlrzteversammlung 3105-10062016 Duumlsseldorf

drupa Internationale Fachmesse der Printmedien

rarr Weitere Termine wwwbgetemde Webcode 12568821

Die neuen Plakate der BG ETEM zur Betonung des Arbeitsschutzes gibt es unter Telefon 0221 3778-1020 oder im Netz unter wwwbgetemde Webcode 14822765

Plakatkampagne 2016

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Der Anteil der Stromunfaumllle an der Ge-samtzahl der meldepflichtigen Unfaumllle

scheint auf den ersten Blick gering Die Auswirkungen dieser Unfallart sind aber schwerwiegender als der Durchschnitt al-ler Unfaumllle Stromunfaumllle haben zum Bei-spiel bei den toumldlichen Arbeitsunfaumlllen ei-nen vergleichsweise hohen Anteil Selbst wenn die Stromunfallopfer nur einen so-genannten Wischer erleiden kann es trotzdem zu Spaumltfolgen kommen Diese koumlnnen noch Stunden nach der Durchstrouml-mung auftreten Spaumltfolgen koumlnnen u a gefaumlhrliche Herzrhythmusstoumlrungen sein Aus diesen Gruumlnden ist es wichtig Strom- unfaumlllen gezielt vorzubeugen

Arbeiten an elektrischen Anlagen ohne Gefahren ausfuumlhren Wenn geplante Arbeiten gut vorbereitet sind und waumlhrend der Arbeiten keine un-erwarteten Ereignisse eintreten denken die beteiligten Beschaumlftigten und Verant-wortlichen in der Regel an alle notwendi-gen Schutzmaszlignahmen Treten bei der Arbeit jedoch Stoumlrungen auf die unter Zeitdruck behoben werden muumlssen uumlber-sehen die Beschaumlftigten haumlufig grundle-gende Dinge oder vergessen sie Deshalb ist es wichtig auch moumlgliche Stoumlrungen vorherzusehen und die Stoumlrungsbeseiti-gung zu planen

Die DGUV Vorschrift 1 verlangt dass Ar-beiten nur an Personen uumlbertragen wer-den duumlrfen die dazu befaumlhigt sind Bei

Bei Arbeiten an elektrischen Anlagen ist immer mit Gefahren durch elektrischen Strom zu rechnen Deshalb muumlssen sich Beschaumlftigte und Verantwort- liche vor Beginn der geplanten Arbeiten intensiv damit befassen

Arbeiten an elektrischen Anlagen gibt es deshalb eine Reihe von verantwortlichen Personen die sich miteinander abspre-chen muumlssen Diese werden in der DIN VDE 0105-100 benannt

Verantwortliche Personen Verantwortlich bei Arbeiten an elektri-schen Anlagen ist in erster Linie der Anla-genverantwortliche Er kann die Auswir-kungen abschaumltzen wenn die vorgesehe-nen Arbeiten an der elektrischen Anlage durchgefuumlhrt werden Deshalb muss er den Arbeitsverantwortlichen uumlber die Auswirkungen informieren Der Arbeits-verantwortliche ist der Garant dafuumlr dass diejenigen die die Arbeiten ausfuumlhren sicher arbeiten koumlnnen und dabei gesund bleiben

Zur Arbeit befaumlhigte Personen Arbeiten an elektrischen Anlagen duumlrfen nur von Elektrofachkraumlften durchgefuumlhrt werden Als Elektrofachkraft zaumlhlt wer die uumlbertragenen Arbeiten beurteilen und die damit verbundenen Gefahren erkennen kann Eine Elektrofachkraft muss auch uumlber ausreichende Kenntnis und Erfah-rung der uumlbertragenen Arbeiten verfuumlgen Weiter sind Kenntnisse der anerkannten Regeln der Technik noumltig Das dazu benouml-tigte Wissen wird in der Regel durch eine elektrotechnische Ausbildung erlangt

Bei Arbeiten an elektrischen Anlagen sind manchmal unterstuumltzende Taumltigkei-

Arbeiten an elektrischen Anlagen

Strom an Sicherheit aus

ten noumltig Fuumlr diese Taumltigkeiten sind nicht unbedingt Elektrofachkraumlfte erforderlich Die DGUV Vorschrift 3 laumlsst dafuumlr auch elektrotechnisch unterwiesene Personen (EuP) unter Leitung und Aufsicht durch ei-ne Elektrofachkraft zu

Die EuP wird durch die Elektrofachkraft und hier im Besonderen durch den Ar-beitsverantwortlichen elektrotechnisch unterwiesen Dadurch ist auch die EuP in der Lage die unterwiesenen Arbeiten si-cher durchzufuumlhren Voraussetzung ist je-doch dass die Elektrofachkraft die Lei-tung und Aufsicht fuumlr die EuP uumlbernimmt Das heiszligt sie ist weisungsbefugt und verantwortlich fuumlr die Sicherheit und Gesundheit der elektrotechnisch unter-wiesenen Person

In der Praxis bedeuten Leitung und Auf-sicht dass sich Elektrofachkraft und EuP in raumlumlicher und zeitlicher Naumlhe zueinander befinden damit die Elektro-fachkraft jederzeit erreichbar ist und kont-

mensch amp arbeit

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Richtigkeit uumlberpruumlfen und eventuell durch eine ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeur-teilung vervollstaumlndigen In der Ergaumlnzung wird nur vervollstaumlndigt oder abgewan-delt was vom Uumlblichen abweicht In der Praxis sind das Besonderheiten die bei der Arbeitsvergabe besprochen werden

Fehlt eine Gefaumlhrdungsbeurteilung fuumlr eine Taumltigkeit komplett muss sie in jedem Fall vor Arbeitsbeginn erstellt werden Wenn spezielle Hilfsmaterialien oder Ar-beitsmittel benoumltigt werden muss sich der Arbeitsverantwortliche davon uumlber-zeugen dass die beauftragten Beschaumlf-tigten wissen wie diese sicher benutzt werden Unter Umstaumlnden muss der Ar-beitsverantwortliche noch Ein- und Unter-weisungen vornehmen

Arbeiten im spannungsfreien Zustand Das Arbeitsschutzgesetz verlangt eine Ver-meidung von Gefahren Die DGUV Vor-

rollieren kann ob die Arbeiten sicher und richtig ausgefuumlhrt werden

Zusammenarbeit von Arbeits- und Anlagenverantwortlichen Bei Arbeiten an groszligen elektrischen Anla-gen oder in Netzen koordiniert der Anlagenverantwortliche die Schutzmaszlig-nahmen und spricht diese mit dem Arbeitsverantwortlichen durch Der Ar-beitsverantwortliche muss die Personen auswaumlhlen die die Arbeiten durchfuumlhren sollen und vor Arbeitsbeginn uumlber die kon-kreten Schutzmaszlignahmen informieren Der Arbeitsverantwortliche wird haumlufig erst vor Ort kurz vor Arbeitsbeginn be-nannt Trotzdem muss ihm bewusst sein dass er fuumlr die Sicherheit und den Gesund-heitsschutz der beteiligten Mitarbeiter verantwortlich ist

Fuumlhren Elektrofachkraumlfte die Arbeiten durch ist aufgrund ihrer Qualifikation in der Regel eine relativ hohe Sicherheit ge-

geben Kritischer ist die Situation wenn elektrotechnische Laien erst noch elektro-technisch unterwiesen werden muumlssen Hier uumlbernimmt die unterweisende Elek- trofachkraft die Fachverantwortung fuumlr diese Personen

Im Elektrohandwerk ist der Arbeitsver-antwortliche in der Regel auch der Anlagenverantwortliche Hier wird vom Ar-beitsverantwortlichen eine besondere Verantwortung verlangt da er in der Doppelfunktion des Arbeits- und Anlagen-verantwortlichen ist Bekommt er erst vor Ort oder kurz vor Arbeitsbeginn Einblick in die Unterlagen wird diese Aufgabe zu-saumltzlich erschwert

Gefaumlhrdungen beurteilen Zur Planung gehoumlrt eine Gefaumlhrdungsbe-urteilung vor Arbeitsbeginn Im Regelfall existiert die Gefaumlhrdungsbeurteilung be-reits fuumlr eine Vielzahl der Arbeiten Der Ar-beitsverantwortliche muss vor Ort deren

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mensch amp arbeit

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schrift 3 verlangt deshalb im Allgemeinen Arbeiten im spannungsfreien Zustand Um den spannungsfreien Zustand herzustel-len sind die bdquo5 Sicherheitsregelnldquo anzu-wenden (lesen Sie dazu bitte S 11)

Arbeiten in der Naumlhe unter Spannung stehender Teile Haumlufig liegt ein falsches Verstaumlndnis fuumlr das Arbeiten in der Naumlhe unter Spannung stehender Teile (AiN) vor Die DGUV Vor-schrift 3 versteht darunter das Eindringen in die Annaumlherungszone ohne die Gefah-renzone erreichen zu koumlnnen In der Pra-xis houmlrt man deshalb oft die Aussage bdquoIch passrsquo schon aufldquo ndash und meint bdquoIch kom-me nicht an spannungsfuumlhrende Teileldquo

Die BG ETEM hat speziell fuumlr diese Aus-sagen auf Messen einen Versuchsstand aufgebaut an dem die Besucher zeigen koumlnnen ob und wie sie aufpassen Dazu soll eine Oumlse um einen Draht herum von einer Seite zur anderen gefuumlhrt werden ohne den Draht zu beruumlhren Jedes Beruumlh-ren ist einer Koumlrperdurchstroumlmung gleich-zusetzen Die Erfahrung zeigt dass ndash selbst wenn die Strecke ein- oder zweimal ohne Beruumlhren erfolgreich absolviert wur-de ndash Zeitdruck Hektik oder Ablenkung zu Beruumlhrungen des Drahtes fuumlhren Deshalb lautet die klare Forderung bdquo die Gefah-renzone darf nicht erreicht werden koumln-nenldquo Das ist in der Praxis allerdings nur durch einen mindestens teilweisen Beruumlh-rungsschutz moumlglich (5 Sicherheitsregel)

Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen (AuS) heiszligt sinngemaumlszlig dass span-nungsfuumlhrende Teile bewusst mit dem Koumlr-per oder mit Gegenstaumlnden beruumlhrt wer-den Wenn also die arbeitende Person mit Werkzeugen spannungsfuumlhrende Teile be-ruumlhrt ist das AuS Auch das unbewusste oder unbeabsichtigte Beruumlhren z B beim Abrutschen wird dem AuS gleichgesetzt

Nach der DGUV Vorschrift 3 sect6 ist AuS grundsaumltzlich nicht zulaumlssig Der sect8 zeigt jedoch Moumlglichkeiten auf unter denen AuS moumlglich sind Finden AuS statt muumls-sen ndash unabhaumlngig von der Spannungshouml-he und der Spannungsart ndash eine gefaumlhrli-che Koumlrperdurchstroumlmung und die Gefahr eines Lichtbogens immer ausgeschlossen sein Dies ist allerdings nur in seltenen Faumlllen durch die Art der Anlage gegeben In der DGUV Regel 103-011 bdquoArbeiten unter Spannung an elektrischen Anlagen und

Betriebsmittelnldquo werden Verfahren zum Durchfuumlhren von AuS beschrieben Dabei ist zunaumlchst eine Gefaumlhrdungsbeurteilung noumltig Auf deren Grundlage entscheidet der Unternehmer uumlber die Anwendung der AuS-Arbeitsmethode

AuS duumlrfen nur durchgefuumlhrt werden wenn die Sicherheit und der Gesundheits-schutz aller an den Arbeiten beteiligten Personen sichergestellt werden kann In der Regel wird dies nur durch geeignete Arbeitsverfahren sowie mit gut ausgebil-detem und ausgeruumlstetem Personal er-reicht Die Tabelle 5 zum sect8 der DGUV Vorschrift 3 gibt eine Uumlbersicht zu den Randbedingungen fuumlr die Auswahl des

das Heranfuumlhren von Spannungspruumlfern zum Durchfuumlhren der 3 Sicherheitsregel

das Abklopfen von Raureif mit isolieren-den Stangen oder

das Heranfuumlhren von geeigneten Hilfs-mitteln zum Reinigen

Bei allen Beispielen legt der Arbeitsver-antwortliche die technischen organisato-rischen und persoumlnlichen Sicherheits-maszlignahmen fest Er ist fuumlr die Umsetzung der Schutzmaszlignahmen durch die Be-schaumlftigten verantwortlich

Durchfuumlhrung der Arbeiten Jeder der an elektrischen Anlagen arbei-tet muss den Zustand der Anlage kennen Besonders wichtig ist

Wurden die 5 Sicherheitsregeln ange-wendet

Stehen noch Teile unter Spannung Welche Fehler bestehen an der Anlage

Der Arbeitsverantwortliche muss deshalb die sichere Durchfuumlhrung der Arbeiten kontrollieren und bei Abweichungen so-fort korrigieren Uumlber Veraumlnderungen des Schaltzustandes oder das Aufheben einer der 5 Sicherheitsregeln muss er die Arbei-tenden informieren

Fazit Um an elektrischen Anlagen sicher arbei-ten zu koumlnnen muumlssen die Arbeiten ge-plant werden Dabei ist zu beachten

Die Gefaumlhrdungsbeurteilung zeigt die noumltigen Schutzmaszlignahmen auf

Der Anlagenverantwortliche muss den Arbeitsverantwortlichen uumlber die Schutzmaszlignahmen an der Anlage ein-weisen

Der Arbeitsverantwortliche setzt die Schutzmaszlignahmen vor Ort um indem er alle Beschaumlftigte an der Anlage infor-miert einweist notfalls unterweist und kontrolliert

Allen Personen die an der elektrischen Anlage arbeiten muumlssen die Schutz-maszlignahmen bekannt sein Peter Westphal

rarr Info Fachgebiet Elektrische Gefaumlhrdung Tel 0221 3778-6178

Referat Elektrohandwerke im Fachgebiet Elektrohandwerke Unternehmermodell Tel 0221 3778-2414

Ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeurteilung Papierversion GB 002-B App fuumlr Smart-phone oder Tablet wwwbgetemde Webcode 13542847

Personals bei bestimmten Taumltigkeiten Deshalb ist es u a bei folgenden Arbei-ten zwingend notwendig eine schriftliche Anweisung der notwendigen Schutzmaszlig-nahmen mit Erlaumluterungen zu geben

Sicherungsleisten montieren und de-montieren

Abzweigmuffen von Hausanschlusskaumls-ten montieren

Montagearbeiten in Hilfsstromkreisen zur Fehlereingrenzung durchfuumlhren oder

Teilstromkreise uumlberbruumlcken Diese Taumltigkeiten duumlrfen nur Elektrofach-kraumlfte mit besonderer Ausbildung und schriftlicher Beauftragung durchfuumlhren

Bei Spannungen die unter 50 V AC bzw 120 V DC liegen duumlrfen auch Laien die Ar-beiten durchfuumlhren ndash sofern die Gefaumlhr-dung durch Lichtboumlgen ausgeschlossen ist Beispiel das Auswechseln von Batteri-en mit geringer Energie

Folgende Arbeiten koumlnnen in der Regel auch EuP unter Leitung und Aufsicht einer Elektrofachkraft durchfuumlhren

Sicherheit hat Vorrang Arbeiten sollten gene-rell im spannungsfreien Zustand stattfinden

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Das Unfallgeschehen bei der BG ETEM ist erfreulicherweise seit Jahren ruumlck-

laumlufig Unerfreulich ist hingegen die Entwicklung bei den Unfaumlllen durch elektrischen Strom (siehe Abbildung bdquoGemeldete und meldepflichtige Strom- unfaumllleldquo) Die steigende Zahl der elektri-schen Unfaumllle wirft bei der BG ETEM die Frage auf welche Maszlignahmen sinnvoll sind um diesen Negativtrend zu stoppen und umzukehren

Etwa 90 Prozent der elektrischen Unfaumllle sind im Bereich der Niederspannung (bis 1000 V Wechselspannung) zu verzeich-nen Betroffen ist uumlberwiegend Fachperso-nal die Elektrofachkraumlfte Unfallursache ist in den meisten Faumlllen dass die 5 Si-cherheitsregeln nicht oder nur unvollstaumln-dig angewendet wurden

Daher hat die BG ETEM beschlossen den Unternehmen und ihren Verantwortli-

Immer wieder kommt es zu elektrischen Unfaumlllen weil die 5 Sicherheitsregeln nicht beachtet werden Daher hat die BG ETEM nun Checklisten entwickelt mit deren Hilfe die richtige Anwendung dieser Regeln uumlberpruumlft werden kann

chen ein Hilfsmittel anzubieten mit dem sie vor Beginn elektrotechnischer Arbeiten innerhalb weniger Minuten uumlberpruumlfen koumlnnen ob die 5 Sicherheitsregeln richtig und vollstaumlndig angewendet wurden Da-

mit wird auch uumlberpruumlft ob die in der Gefaumlhrdungsbeurteilung festgelegten Maszlignahmen richtig umgesetzt wurden al-so eine ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeurtei-lung vor Ort gemacht wurde

Fuumlr die drei Bereiche Energieversor-gungsunternehmen (EVU) Industrie und Elektrohandwerk hat die BG bdquoChecklisten zur Arbeitsfreigabe nach den 5 Sicher-heitsregelnldquo erarbeitet Unterschieden nach jeweils mehreren typischen Taumltig-keitsfeldern die den groumlszligten Teil der elektrotechnischen Arbeiten in der Nieder-spannung abdecken stehen insgesamt elf Checklisten zur Arbeitsfreigabe zur Ver-fuumlgung Hartmut Oelmann

rarr info Die oben abgebildete und zehn weitere Checklisten koumlnnen unter wwwbgetemde Webcode 12201321 (Link anklicken Rubrik bdquoPraxishilfenGefaumlhrdungsbeurteilungldquo) als pdf- und als Word-Dateien herunterge-laden werden Die Word-Dateien koumlnnen in eigene Dokumente eingefuumlgt werden

Umsetzung der 5 Sicherheitsregeln in der Elektrotechnik

Haken dran

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2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

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Meldepflichtige Stromunfaumllle (ge3 Kalendertage Arbeitsunfaumlhigkeit)

Gemeldete Stromunfaumllle

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Gemeldete und meldepflichtige Stromunfaumllle (Quelle BG ETEM)

Die Checkliste bdquoEVUndashArbeiten an

Zaumlhleranlagenldquo ist eine der neuen

BG-Hilfen

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Was haben eine kerntechnische An- lage eine Intensivstation ein Flug-

zeugtraumlger und der internationale Bank-handel gemeinsam Ihre Organisation erfordert hohe Zuverlaumlssigkeit Ein Fehler kann katastrophale Ausmaszlige annehmen

Die Namen Tschernobyl Bhopal Har-risburg und Lehman Brothers haben sich in unser kollektives Gedaumlchtnis einge-brannt Sie stehen fuumlr die verheerenden Folgen die aus der Fehlfunktion eines komplexen technischen Systems erwach-sen koumlnnen Das Zusammenwirken uner-warteter Ereignisse mit zunaumlchst unbedeu-tend erscheinenden Fehlentscheidungen lieszligen die Systeme auszliger Kontrolle gera-ten Mit verheerenden Folgen fuumlr Men-schen Umwelt oder das weltweite Finanz-system

Eine ganze Forschungsrichtung hat sich seit den Neunzigerjahren des vergange-nen Jahrhunderts etabliert um dem Pro-blem zu begegnen Die High Reliability Theory (HRT) ndash zu Deutsch Theorie der hohen Zuverlaumlssigkeit

Ihre grundlegende Annahme ist es dass Fehlervermeidung allein nicht aus-reicht Auch nicht mit immer detaillierte-ren Anweisungen Vielmehr wird auf hin-tereinander gestaffelte Sicherungssyste-me gesetzt und vor allem auf eine beson-dere Achtsamkeit gegenuumlber Fehlern und Abweichungen Das Gespuumlr der Beschaumlf-tigten fuumlr problematische Situationen soll genutzt werden Dafuumlr muss im Unterneh-

Wie Organisationen Achtsamkeit erwerben und so die Arbeitssicherheit verbessern koumlnnen

men eine Kultur etabliert werden die die-se praumlventive Sorge aufmerksam aufgreift und in maszliggeschneiderte Rituale oder Prozesse bringt und diese staumlndig opti-miert

Viele Unternehmen verstehen sich mitt-lerweile als High-Reliability-Organisation (HRO) und zeichnen sich durch ihre beson-dere Achtsamkeit im Umgang mit komple-xen Technologien aus Obwohl manche technische Systeme in ihrer Dynamik prin-zipiell nicht vollstaumlndig beherrschbar sind

oder kleine Fehler uumlberpro-portional schwerwiegen-de Folgen haben koumlnnen haben sie die Faumlhigkeit entwickelt diese nahe-zu unfallfrei zu betrei-

ben Was liegt also naumlher als ihr Wissen zu nutzen um der Vision Zero naumlherzukommen einer Arbeitswelt ohne Arbeitsunfaumllle

Dr Just Mields Arbeitspsychologe bei der BG ETEM hat dazu die beiden Exper-ten Dr Annette Gebauer und Stefan Guumln-ther befragt

Wie gelingt es einer High-Reliability- Organisation dass letztlich erwartbare Fehler nicht zu einer Katastrophe fuumlh-ren Annette Gebauer Eine Organisation die sich High-Reliability-Organisation nennt hat ihren Titel eigentlich schon verspielt Wenn wir von HRO sprechen reden wir nicht von der festen Eigenschaft einer Or-ganisation auf der sie sich ausruhen kann Vielmehr meinen wir eine fortwaumlh-

Stichwort Zuverlaumlssigkeit

Aus Fehlern kollektiv lernen

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rende Aktivitaumlt des selbstkritischen Pruuml-fens Hinterfragens und Lernens in einem komplexen riskanten Umfeld

Was bedeutet das konkret Annette Gebauer Das ist vielleicht am besten mit dem fortwaumlhrenden Training einer Fuszligballmannschaft im Spitzenfeld zu vergleichen Jedes Spiel birgt neue Ri-siken auf die sich die Mannschaft vorbe-reiten muss ohne genau zu wissen ob die Taktik von gestern fuumlr morgen noch gilt Houmlrt man mit dem Training der Ana-lyse von besonderen Gegebenheiten oder des Fitnesszustands des Gegners und auch der eigenen Mannschaft auf ist der Abstieg sicher Deshalb sprechen wir auch lieber von High Reliability Organizing oder High Reli-ability Seeking Organizations Das Be-sondere dieser Form des Organisierens besteht darin sich nicht nur auf solide bdquostandard operating proceduresldquo zu ver-lassen sondern Teams fuumlr das Erkennen und den Umgang mit unerwarteten Plan-abweichungen und undurchsichtigen komplexen Situationen bewusst vorzube-reiten Gemeint ist eine kollektive Kompe-tenz der Organisation die mehr ist als die Faumlhigkeit der einzelnen Spieler

Was kennzeichnet den HRO-Ansatz und welche bdquoWerkzeugeldquo haben sich be-waumlhrt Annette Gebauer Es gibt zahlreiche Moumlg-lichkeiten mit High Reliability Organizing anzufangen Bewaumlhrt haben sich zum Bei-spiel kurze in den Alltag eingebaute kol-

Im Team lassen sich unerwartete und komplexe Situatio-nen leichter erkennen und durchschauen

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lektive Achtsamkeitsrituale in denen be-wusst nach Besonderheiten und Abwei-chungen gefragt wird Ein zentrales Ele-ment des Crew- oder Cockpit Ressource Managements ist das gezielte Uumlben von Widerspruch gegenuumlber dem Piloten oh-ne den Respekt voreinander zu verlieren

Wie kann man das im betrieblichen Alltag umsetzen Annette Gebauer Ich persoumlnlich halte gute strukturierte Briefing- und Debrie-fing-Gespraumlche fuumlr sehr wertvoll Im Brie-fing-Gespraumlch gewinnt jedes Teammit-glied ein besseres Verstaumlndnis von der geplanten Aufgabe sodass jeder mitden-ken kann Im Debriefing-Gespraumlch reflek-tiert das Team an welchen Stellen es zu Planabweichungen gekommen ist und wie es mit dem Unerwarteten umgegangen ist Die Faumlhigkeit des eher geistesgegen-waumlrtigen Handelns im Moment wird damit nicht einfach dem Zufall oder dem Einzel-nen uumlberlassen sondern sie wird zum Gegenstand des Lernens im Team Eine weiteres Achtsamkeitsritual sind Er-eignis- oder Musteranalysen von unerwar-teten Fehlern und Ereignissen die zum Organisationslernen genutzt werden Hie-rarchie- und fachuumlbergreifende Teams er-gruumlnden vor Ort die Bedingungen und Zu-sammenhaumlnge des Misslingens Sie nut-zen wie wir es nennen ein unerwartetes Ereignis als Fenster zum System Individu-elle Schuldzuweisungen sind hier tabu und damit erleben die Beteiligten etwas was sonst meist nur gefordert wird eine Kultur des offenen Umgangs mit Fehlern

Hat der HRO-Ansatz Einfluss auf die Rolle von Management und Fuumlhrung Stefan Guumlnther Fuumlhrung ist nicht alles aber ohne Fuumlhrung ist alles nichts In die-ser Kultur besteht ein Unterschied fuumlr Fuumlh-rungskraumlfte darin in bestimmten Phasen die hierarchischen Unterschiede auszu-blenden Expertise Wahrnehmungen und Annahmen anderer weder zu dominieren noch abzuwerten oder einzuschuumlchtern Wir sprechen auch von Wir-Kultur statt Ihr-Kultur die sich eher auf Kritik Appelle Vorgaben und Sanktionen reduziert Fuumlhrungskraumlfte akzeptieren dass sie oft Unwissende sind und sie das Wissen anderer zur differenzierten Bearbeitung bestehender Probleme und zukuumlnftiger Risiken zusammenbringen muumlssen Sie werden also zu Fragenden Ermoumlglichern Unterstuumltzern und Ermutigern

Das bedeutet auch Fuumlhrungskraumlfte muumlssen umdenken Stefan Guumlnther Ja die entscheidenden Veraumlnderungen der Fuumlhrungsrolle zeigen sich immer sowohl im System ndash zum Bei-spiel offenes Fragen nach Besonderhei-ten Szenarien zur Vorbereitung auf Uner-wartetes Reagieren auf Abweichungen von Standards ndash als auch in der Arbeit am System Zum Beispiel die Bedeutung von Sicherheitsverhalten in Beurteilung und Personalentwicklung Beruumlcksichti-gung von Sicherheitsexpertisen in der Planung Einfuumlhren und Sicherstellen neuer Prozesse Methoden Werkzeuge Weitere erfolgskritische Aspekte von Fuumlhrung sind die in der Belegschaft wahr-genommenen Entscheidungen der Fuumlh-rungskraumlfte wenn es um den Konflikt Sicherheit ndash ProfitabilitaumltZeit oder den Umgang mit dem Spannungsfeld Offen-heit ndash Umgang mit Sanktionen geht Oft haben Fuumlhrungskraumlfte die bestehende Kultur mit guten Absichten mitgepraumlgt zu deren Veraumlnderung sie jetzt aufrufen Kurzum Wenn Fuumlhrung nicht bereit ist sich selbst als Bestandteil des Problems und der Loumlsung zu sehen und zu reflek-tieren hat HRO keine echte Chance

Laumlsst sich der HRO-Ansatz auch auf kleine Unternehmen uumlbertragen und wel-che Tools wuumlrden Sie hier empfehlen Stefan Guumlnther Aber natuumlrlich denn hier kann Fuumlhrung viel schneller ein System in Bewegung bringen vorausgesetzt eine kritische Masse sieht darin einen Nutzen und gibt dieser Idee einen Sinn Ist die Notwendigkeit mal erkannt kann man die gesamte Fuumlhrungsmannschaft schneller an den Tisch bekommen und

mit weniger beteiligten Schnittstellen Gremien und einfacheren Entscheidungs-strukturen oft effektiver arbeiten Damit kommt man besser an die entscheiden-den Einflussfaktoren der Organisation Die Instrumente sind prinzipiell die glei-chen wie z B Ereignisanalysen Selbst-einschaumltzung der Sicherheitsarbeit Ritua-le fuumlr unsichere Zustaumlnde etc Manchmal muss man jedoch die Instrumente anpas-sen oder zuschneiden auf die konkreten Bedingungen und die Sprache der Ziel-gruppen

Woran erkenne ich High Reliability Organizing Stefan Guumlnther Wenn ich mich als Frem-der regelwidrig verhalte kommt schnell eine Person auf mich zu die mit mir die Regel aufgreift und mich respektvoll und bestimmt anleitet Oder ich werde erken-nen dass in der Analyse kleiner Abwei-chungen oder sogenannter Beinahe-Un-faumllle kein Schuldiger gesucht wird son-dern die Bedingungen erkundet und die Ursachenbehebung Zeit und Aufmerksam-keit bekommt

Wie groszlig ist der Aufwand um sich als Unternehmen in Richtung Achtsamkeit und Sicherheitskultur zu bewegen Annette Gebauer Die groumlszligte Herausfor-derung ist das Behalten eines langen Atems Meistens starten Unternehmen aus einer Krisensituation heraus und sind bereit in die Entwicklung ihrer Achtsam-keitskultur zu investieren HRO braucht aber ein kontinuierliches Investment in Kommunikation und Information Training und Pruumlf- und Lernschleifen

Zur Person

Stefan Guumlnther ist Geschaumlftsfuumlh-rer der WSM GmbH und Netz-werkpartner der ICL GmbH Als Experte fuumlr

Management- und Fuumlhrungskraumlf-teentwicklung Strategie und Change Coaching von Schluumlssel-personen Beraterqualifizierung ist er unter anderem fuumlr ABB EnBW BASF ThyssenKrupp oder Lufthansa taumltig

Zur Person

Dr Annette Gebauer ist Inhaberin der ICL GmbH und auf High Reliabili-ty Organizing sowie Kultur-

und Managemententwicklung spezialisiert Sie unterstuumltzt Unter-nehmen wie ThyssenKrupp BASF SAP RWE Coca-Cola Commerz-bank Sabic Boehringer-Ingelheim und andere

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Der Stellenwert der bdquoBetrieblichen Gesundheitsfoumlrderungldquo hat in den

letzten Jahren stetig zugenommen Viele Unternehmen haben erkannt dass es oumlkonomisch sinnvoller ist in Gesundheit Motivation und Leistungsfaumlhigkeit der Beschaumlftigten zu investieren als hohe Kosten fuumlr Krankheit Produktionsausfall Ersatz und Wiedereingliederung zu tragen

Wissenschaftliche Studien haben ermit-telt dass fuumlr jeden fuumlr betriebliche Ge-sundheitsfoumlrderung eingesetzten Euro im Durchschnitt 240 Euro zuruumlckflieszligen Die-ser Erfolg wird erbracht durch gesunde motivierte Mitarbeiter eine hohe Effizienz und geringere Ausfallzeiten So steigern Betriebe mittel- bis langfristig ihren Ge-winn Die gewinnsteigernden Effekte sind

Motivation der Beschaumlftigten Verbesserung des Gesundheitszustan-des aller Beschaumlftigten

Verbesserung der innerbetrieblichen Kommunikation

bessere Produktqualitaumlt houmlhere Attraktivitaumlt des Unternehmens bzw besseres Image

Zu vorausschauendem Management gehoumlrt es auch die Gesundheit und Motivation der Beschaumlftigten zu foumlrdern Ein neues Seminar zeigt Strategien die sich praktisch bewaumlhrt haben

Steigerung der Produktivitaumlt und Flexibi-litaumlt

langfristige Reduzierung der Fehlzeiten der Fluktuationsraten und der damit verbundenen Kosten

In dem vorliegenden Seminar wird ge-zeigt wie diese Ziele realisiert werden koumlnnen Im Einzelnen wird dabei den fol-genden Fragen nachgegangen

Wie muss unser Unternehmen organi-siert sein um eine erfolgreiche Gesund-heitsfoumlrderung und die Work-Life-Balan-ce der Beschaumlftigten zu verwirklichen

Wie erreichen wir dass die Mitarbeiter und Vorgesetzten sich wirklich immer richtig verhalten und das Thema Ge-sundheit verinnerlichen

Wie bekommen wir das Thema Gesund-heit in die Koumlpfe der Beschaumlftigten

Was koumlnnen wir noch machen als im-mer wieder auf das richtige Verhalten hinzuweisen

Wie koumlnnen gesunde Angewohnheiten entstehen

Wie koumlnnen wir die Gesundheit der Mit-arbeiter nachhaltig steuern

Um diese Fragen zu beantworten werden im Seminar pragmatische Loumlsungen entwickelt Damit profitierten die Unter-nehmen ebenso wie Fuumlhrungskraumlfte und Beschaumlftigte

rarr info Seminar Unternehmenserfolg durch gesunde und motivierte Mitarbeiter Termine 22072016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-041) 16122016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-042) wwwbgetemde Webcode 11326642

Seminar fuumlr Fuumlhrungskraumlfte

Ein Schluumlssel zum Erfolg

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wwwbgetemde Webcode 12484059

Aufblaumlttern Nachlesen Anwenden etem ndash das Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung

Als E-Paper und PDF im Netz jederzeit verfuumlgbar

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Tag 1 Ohne Deckung

Ich blicke in verschlafene Gesichter Nach dem Fruumlhstuumlck in der Truppen-

kuumlche beginnt der erste Lehrgangstag puumlnktlich um 7 Uhr zunaumlchst im Houmlr-

saal Oberstleutnant Volker Dewenter wird uns in den kommenden Tagen

als Houmlrsaalleiter auf allen theoretischen und praktischen Stationen der

Ausbildung begleiten

Ausfuumlhrlich erklaumlrt er verschiedene Typen von Minen und welchen Scha-

den sie anrichten koumlnnen Wir gehen Szenarien wie zum Beispiel das Ver-

halten an Checkpoints durch eroumlrtern die verschiedenen Situationen einer

moumlglichen Geiselnahme und besprechen Details wie die Vor- und Nachteile

des Tragens von Eheringen in unterschiedlichen Kulturraumlumen

Bei der Besichtigung eines beschossenen Autos wird mit Hollywood-

Mythen aufgeraumlumt Beim Anblick der total durchloumlcherten Fahrzeugtuumlr wird

schnell klar Bei Beschuss durch Pistole oder Maschinengewehr im Stile der

bdquoStirb langsamldquo-Filme sucht man besser woanders Schutz

Nachmittags steht Waffenkunde auf dem Lehrplan Wir werden zunaumlchst

mit den gebraumluchlichsten Waffen der Bundeswehr vertraut gemacht Nur

wenige meiner Kollegen nehmen das Angebot an eine Panzerfaust oder ein

Maschinengewehr in die Hand zu nehmen um ein Gefuumlhl dafuumlr zu bekom-

men Beeindruckend ist die Wirkung der Waffen Egal ob Glas Holz Be-

ton oder Metall Nahezu alle Materialien geben fruumlher

oder spaumlter nach

Als wir Attrappen von Sprengfallen und Blindgaumlngern in

einem unuumlbersichtlichen Feld finden sollen gibt es den

ersten fiktiven Zwischenfall Mehr als 30 Minen-Dummies

sind teils offensichtlich teils sorgfaumlltig versteckt Dass wir

in unserer Unbekuumlmmertheit auf den Druckzuumlnder einer

neben dem Weg platzierten Antipersonenmine treten ist

natuumlrlich von den Ausbildern beabsichtigt So lernen wir

welche Gefahren abseits der befestigten Straszligen lauern

koumlnnen Auch wenn es keine echte Explosion gibt und die

Mine nur ein Dummy war hat die Lektion gesessen

In Krisenregionen garantiert die Kennzeichnung bdquoPressldquo keinen Schutz vor unangenehmen Situationen

Diese fuumlnf Tage bereiten auf das Schlimmste vor Die Teil -

nehmerinnen und Teilnehmer werden beschossen aus ihrem Auto gezerrt oder sogar entfuumlhrt Das Ziel dieser realistischen Sze-narien auf dem Trainingsgelaumlnde der Bundeswehr im fraumlnkischen Hammelburg ist es Reporter auf den Einsatz in Kriegs- und Krisen-gebieten vorzubereiten Bundes-wehr-Redakteurin Ulrike Jenssen hat die Ausbildung mitgemacht Hier Teile ihres Tagebuchs

BG ETEM und Bundeswehr bieten spezielles Training fuumlr Journalisten in Krisengebieten

Seminare

Anleitung zum Uumlberleben

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Tag 2 Achtung Granate Viele von uns tragen an diesem Morgen das erste Mal ei-ne ballistische Schutzweste der sogenannten Schutzklas-se 4 wie sie auch die Bundeswehrsoldaten in den Ein-satzgebieten tragen Die Weste wiegt zwoumllf Kilogramm weil sie mit schweren Platten aus einem speziellen Verbund-werkstoff verstaumlrkt ist Auszligerdem bekommen wir einen Helm und lernen dass der lediglich vor Splittern aber nicht zwin-gend vor direktem Beschuss schuumltzt

Wir sollen den Buumlrgermeister eines kleinen Dorfes in einer Krisenregion interview-en Mit meiner kleinen Gruppe ndash dem Tonassistenten der Kamerafrau und der Produzentin ndash laufe ich durch das Dorf Ploumltzlich fallen Schuumlsse Granate Sie faumlllt vor meine Fuumlszlige Ich habe Panik und renne weg Das sagt mir mein Instinkt

Soldaten wissen natuumlrlich dass ich mich in den maximal drei Sekunden bis eine scharfe Handgranate in einem echten Szenario explodiert waumlre kaum haumltte um-drehen koumlnnen Und schon gar nicht haumltte ich es geschafft mich aus dem Gefahrenra-dius in Sicherheit zu bringen Ich haumltte mich einfach nur hinschmeiszligen sollen Liebes Ta-gebuch Schon am zweiten Tag des Lehr-gangs bin ich das erste Mal tot Nachmittags fahren wir auf die Schieszlig-bahn Mit Gefechtsmunition wird uumlber unsere Koumlpfe hinweggeschossen Wir sollen heraus-houmlren wo sich die Schuumltzen aufhalten und ob wir uns vor oder hinter der Schusslinie befin-den Das ungeuumlbte Gehoumlr hat zunaumlchst keine Chance aber wir werden immer besser

Tag 3 Carjacking

Mit den weiszligen Kleinbussen fahren wir morgens wieder in das bdquoKrisenge-

bietldquo Auf dem Fahrzeug ist gut sichtbar das Schild bdquoPressldquo angebracht

doch auch heute wird unsere journalistische Unabhaumlngigkeit mit Sicher-

heit nicht respektiert werden Wir haben vor Fahrtbeginn eine Karte zur

Orientierung bekommen Fuumlr einen perfekten Reportage-Tag in der Krisen-

region werden uns auszligerdem ein Sprachmittler und ein Fahrer zur Seite

gestellt

Mehrere Checkpoints muumlssen passiert werden Die Durchsuchungen

lassen wir mit professioneller Distanz uumlber uns ergehen auch wenn sie

unangenehm sein koumlnnen bloszlig keinen Anlass geben Immer wieder will

man wissen wer wir sind und wohin wir wollen Die Grenze zwischen Be-

fragung und Verhoumlr ist flieszligend

Als wir gerade auf dem Weg zu einem Pressetermin sind wird unser

Fahrzeug von bewaffneten Maumlnnern umzingelt Carjacking Die Autos sind

weg und wir muumlssen uns zu Fuszlig durch den Wald zur naumlchsten Stadt durch-

schlagen Im einzigen Gasthaus muumlssen wir Verhandlungsgeschick bewei-

sen Man spricht weder Deutsch noch Englisch will

aber Bares sehen Fuumlr viel Geld gibt es

wenig Luxus Der Betonboden ist kalt

und die Raumlumlichkeiten sind nur maumlszligig

beheizt Bevor wir uns auf den Feldbet-

ten niederlassen teilen wir Wachen ein

Sicher ist sicher

Autodiebe uumlberfallen den Presse-Konvoi

Arme schoumln hochhalten Die Rollenspieler sind nicht zimperlich

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Vermummte stuumlrmen in die Herberge der Journalisten

Tag 4 Stunden der Ungewissheit

Von der unruhigen Nacht gezeichnet freuen sich morgens

alle auf einen heiszligen Kaffee und das Fruumlhstuumlck in der Her -

berge obwohl klar ist dass die naumlchste Uumlberraschung nicht

lange auf sich warten lassen wird Kaum ist der Kaffee ge -

trunken houmlren wir drauszligen auch schon Gewehrfeuer Alle

springen vom Fruumlhstuumlckstisch auf und rennen in Richtung

des Bunkers Der wird jedoch nicht schnell genug erreicht

Ein Dutzend schwerbewaffnete Vermummte ist bereits im

Haus Mit dieser Erstuumlrmung beginnt die Geiselnahme

die Ungewissheit hellip

Als es vorbei ist steht die Sicherheit an erster Stelle Psy -

chologen Sanitaumlter und der Lehrgangsleiter stehen bereit

um das Erlebte mit uns auszuwerten und gemeinsam zu ver-

stehen Alle sind wohlauf fuumlhlen sich mental gefestigt und

sind auch physisch noch einigermaszligen fit Abends ist Zeit

die Eindruumlcke zu ordnen und sich aus-

zutauschen Das

Erlebte bleibt ndash

ebenfalls aus Sicher-

heitsgruumlnden ndash

zwischen den Teilneh-

mern und wird nicht

berichtet

Tag 5 Sensibilisiert Der letzte Tag im Houmlrsaal Ein Sanitaumltsfeldwebel gibt uns praktische Tipps zur Wundschnellversorgung und erklaumlrt worauf es ankommt wenn man Schuss- und Brandverletzungen versorgen muss Und wie lautet eigentlich die Notrufnummer in diesem oder jenem Land Wo ist das naumlchste Krankenhaus Es sind einfache Fragen die man bereits vor der Reise in das Krisengebiet beantworten koumlnnen sollte Zeit fuumlr ein Fazit Viele fuumlhlen sich nun fuumlr kuumlnftige Reisen in Krisengebiete besser vorbereitet Einige meiner Kollegen sagen dass sie die Gefahr zuvor un-terschaumltzt und jetzt einen geschulteren Blick fuumlr De-tails haumltten Es stimmt Sensibilisiert fahre ich nach Hause und aufmerksamer als sonst betrachte ich den Wegesrand

Journalisten in Krisenregionen

Die BG ETEM versichert auch viele Journalisten Daher bietet sie dieses Seminar zusammen mit dem Bundesverteidigungsministerium Es wendet sich ausschlieszliglich an Journalistinnen und Journalisten die aus beruflichen Gruumlnden in Krisen- und Kriegsgebieten taumltig sind oder sich auf Einsaumltze in diesen Regionen vorberei-ten Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten des Personenschutzes oder von gemeinnuumltzigen Organisationen sind nicht zugelassen Ziel des Seminars Die Veranstaltung vermittelt in fuumlnf Tagen grund-legende Kenntnisse zum Umgang mit potenziel -len Gefahren fuumlr die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten Konkrete Gefaumlhrdungen sollen bewusst gemacht und moumlgliche Vermeidungs-strategien aufgezeigt werden Daruumlber hinaus bietet der Lehrgang eine Erste-Hilfe-Ausbildung und Hilfen zur Stressverarbeitung

Inhalt des Seminars Wirkung von Waffen Munition Kampfmitteln und Schutzmaszlignahmen

Erkennen und Vermeidung von Gefahren durch Minen und Sprengfallen

Verhalten in komplexen Situationen ein-schlieszliglich Gefangennahme

Lebensrettende Erstversorgung Verwundeter Zusammenarbeit zwischen Streitkraumlften und Journalisten im Einsatzland

Begleitung der Truppe bei Patrouillen und Schutzaufgaben

Psychische Belastungen und Praumlvention von Traumatisierungen

Versicherungsschutz durch die BG im In- und Ausland

Anmeldung bildung-wiesbadenbgetemde

Veranstaltungstermine 2016 im April Juli November und Dezember Ort Ausbildungs-zentrum der Bundeswehr in Hammelburg

rarr Info wwwbgetemde Webcode 14363753 Seminardatenbank Veranstaltungsnummer 146

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Waumlhrend der Dienstreise im Ausland geschieht ein Unfall Erste Hilfe ist

gefragt gegebenenfalls muumlssen Ver- sicherte zudem aumlrztlich versorgt werden Doch wie kommt man auf kuumlrzestem Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus

Um auch im Ausland optimale medizi-nische Versorgung gewaumlhrleisten zu koumln-nen hat die BG ETEM fuumlr ihre Versicherten gemeinsam mit der DRK Assistance einen 24-Stunden-Notruf eingerichtet Ein Anruf genuumlgt um etwa die schnelle Verlegung in ein geeignetes Krankenhaus vor Ort oder einen Krankenruumlcktransport zu or- ganisieren Die DRK Assistance bietet ein weltweites Netzwerk von Aumlrzten und Dienstleistern und kann nach der Unfall-meldung sofort Kontakt mit dem be- handelnden Arzt vor Ort aufnehmen So lassen sich Fragen zur Diagnose Qualitaumlt der Behandlung oder Kostenuumlbernahme kurzfristig klaumlren

Welches geeignete Arzneimittel steht im Ausland zur Verfuumlgung und wo sind deutsch- oder englischsprachige Aumlrzte zu finden Auch dazu koumlnnen Versicherte uumlber die Notfall-Hotline qualifiziert bera-ten werden

Auch wer beruflich im Ausland unterwegs ist kann auf den Schutz durch die BG ETEM zaumlhlen Eine Notfall-Hotline sichert Erreichbarkeit rund um die Uhr

Damit die Notrufnummer immer griffbereit ist bietet die BG ETEM spezielle Visiten-karten an (Bezugsmoumlglichkeiten unter info) Betriebe koumlnnen diese an ihre Beschaumlftigten vor Auslandsaufenthalten verteilen

Dokumentation Grundsaumltzlich muss die Berufsgenossen-schaft uumlber meldepflichtige Unfaumllle sofort informiert werden ndash auch wenn sie im

Notfall-Hotline der BG ETEM

Anruf genuumlgt

Ausland passieren Das gilt ebenfalls bei begruumlndetem Verdacht auf eine Berufs-krankheit Arbeitgeber nutzen dazu die-selben Formulare wie im Inland Schwere oder gar toumldliche Unfaumllle sind telefonisch zu melden

Nach der Ruumlckkehr Wenn Beschaumlftigte nach ihrer Ruumlckkehr noch medizinische Behandlung brauchen oder sie weiterhin arbeitsunfaumlhig sind muumlssen sie direkt den Durchgangsarzt aufsuchen Dabei empfiehlt es sich diesem saumlmtliche aumlrztlichen Berichte aus dem Ausland (wie z B den Medical Report siehe Infokasten links) vorzulegen Nur so kann sich der Arzt ein Bild uumlber die bisherige Versorgung machen und die Folgebehandlung darauf abstimmen

Wichtiger Hinweis Einige Krankheiten machen sich moumlglicherweise erst nach der Dienstreise bemerkbar manchmal sogar erst Monate spaumlter Bei Sympto-men wie beispielsweise ungeklaumlrtem Fieber oder anhaltenden Durchfaumlllen Hautveraumlnderungen Gelenkschwellungen Kopfschmerzen starkem Gewichtsverlust oder Lymphknotenschwellungen die etwa nach einem Tropen-Aufenthalt auftreten heiszligt es sofort zum Arzt Nancy Schmidt

rarr info Visitenkarte mit Notruf-

nummer der BG ETEM (siehe oben) als Download unter wwwbgetemde Webcode 11234792 oder per E-Mail

unter rehabgetemde

Medical Report

Im Medical Report dokumentiert der behandelnde Arzt eine aumlrztliche Behandlung im Ausland Er dient auch als Beweismittel fuumlr spaumltere Anspruumlche gegenuumlber der Sozial-versicherung Es empfiehlt sich betroffenen Mitarbeitern die Formulare zur Verfuumlgung zu stellen Bezug Kepnerdruck GmbH wwwkepnerdeA_20_Medical_ Reportpdf

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Wir wollen unsere Unfallquote halbie-renldquo Stefan Schirm Abteilungslei-

ter Umweltschutz und Arbeitssicherheit bei der BSH Hausgeraumlte GmbH in Traun-reut hat ehrgeizige Ziele Und er ist damit nicht allein Werksleitung Fuumlhrungskraumlf-te Betriebsrat und Beschaumlftigte ziehen an einem Strang

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Produktion ohne Unfaumllle war die Kampagne bdquo10 Goldene Regeln der Ar-beitssicherheitldquo im Jahr 2013 Neben Werksleiter Guumlnter Striegel und dem Be-triebsratsvorsitzenden Walter Waltrich standen zehn Manager des Standorts Pate fuumlr jeweils eine der Regeln Und das gleich mehrfach

Ein Kalender zeigte die Fuumlhrungskraumlfte auf monatlichen Fotos in privaten Situa- tionen ndash beim Bogenschieszligen Hecke- schneiden Radfahren oder Bergsteigen Dabei machten sie klar dass es sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit auf verantwortliches Handeln ankommt bdquoWir

Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

wollten eine Bruumlcke zwischen Privat- und Arbeitsleben schlagenldquo erlaumlutert Stefan Schirm bdquodenn Sicherheit spielt uumlberall ei-ne Rolleldquo

Die Regeln wurden so formuliert dass das bdquoIchldquo also jeder Einzelne als verant-wortlich Handelnder im Mittelpunkt steht bdquoWir haben ganz bewusst nicht formuliert was man sollte muumlsste oder nicht darf Wir sagen den Leuten Schaut auf euch selbst und eure Sicherheit Dann koumlnnt ihr euch auch um andere kuumlmmernldquo

Infomarkt fuumlr alle Beschaumlftigten Um die Bedeutung der zehn Regeln zu un-terstreichen gab es einen Informations-markt fuumlr alle Beschaumlftigten des Stand-orts An insgesamt 15 Terminen konnten sich jeweils 170 Kolleginnen und Kollegen an den zehn Informationsstaumlnden uumlber die einzelnen Regeln informieren Die Fuumlhrungskraumlfte selbst praumlsentierten an den einzelnen Staumlnden bdquoihreldquo Regel und diskutierten mit den Beschaumlftigten Fuumlr

Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

Stefan Schirm wirkte dies besonders uumlberzeugend auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Denn die Manager stan-den persoumlnlich fuumlr das Thema Arbeits- sicherheit ein

bdquoWir haben versucht da so viel Leben wie moumlglich reinzubringenldquo erinnert er sich Die Beschaumlftigten hatten etwa die Moumlglichkeit persoumlnliche Schutzausruumls-tung gleich am Stand auszuprobieren Das habe zu recht lebhaften Gespraumlchen gefuumlhrt Und selbst kritische Geister die meinten schon alles zu wissen und zu kennen seien zu uumlberzeugen gewesen bdquoSpaumltestens bei der dritten Station haben auch die mitgemachtldquo

Im Rahmen der Kampagne im Fruumlhjahr 2013 wurden 750 Kalender und Plakate gedruckt sowie zehn Informationsstaumlnde gestaltet Ergaumlnzend dazu gab es Artikel in der Mitarbeiterzeitung des Standorts sowie im Intranet des Unternehmens

Langfristiges Konzept Erste Wirkung zeigte die Kampagne rund ein halbes Jahr nach den Informationsver-anstaltungen bdquoIm Herbst und Winter hat-ten wir eine Phase von vier Monaten ohne einen einzigen Arbeitsunfall mit Ausfall-zeitenldquo erinnert sich Stefan Schirm Sonst seien es bis zu zwei Unfaumllle monatlich

Klaus Rabenstein Leiter Industrial Engineering trat fuumlr gegenseitige Ruumlcksichtnahme ein

Beim Info-Markt stellten sich die Manager der Diskussion mit den Beschaumlftigten

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Der Mensch im Mittelpunkt

Die bdquo10 Goldenen Regeln der Ar-beitssicherheitldquo der BSH Hausgerauml-te GmbH in Traunreut stellen den einzelnen Beschaumlftigten in den Mit-telpunkt Jeder soll jederzeit in der Lage sein sich nach diesen Regeln zu verhalten 1 Ich achte stets auf meine eige-

ne Sicherheit und Gesundheit 2 Ich nehme Ruumlcksicht auf meine

Kollegen und mache sie auf ih-re Sicherheit aufmerksam

3 Ich informiere mich gut uumlber Arbeitssicherheit

4 Ich mache nur Arbeiten die ich sicher beherrsche

5 Ich verwende nur sichere Werk-zeuge und Maschinen die ich benutzen darf

6 Ich benutze immer die vorge-schriebene Schutzausruumlstung

7 Ich befolge alle Gebots- Ver-bots- und Warnzeichen

8 Ich achte besonders auf Stap-ler und andere Fahrzeuge

9 Ich beseitige Gefaumlhrdungen so-fort oder informiere umgehend meinen Vorgesetzten

10 Ich melde Unfaumllle sofort und lasse auch kleine Verletzungen behandeln

Entstanden ist die Kampagne letztlich aus einer Krise Als es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auch am Standort Traunreut Probleme gab wollten sich die Verantwortlichen nicht nur den uumlblichen Sparreflexen ergeben Sie entwi-ckelten das bdquoProgramm Traunreut 2020ldquo das neben vielen wirtschaftlichen Zielen auch Visionen fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement formulierte

bdquoDie lassen sich einfach zusammenfas-senldquo erklaumlrt Stefan Schirm bdquo100 Prozent gesunde Mitarbeiter und keine Unfaumllleldquo So soll zum Beispiel die Zahl der Arbeits-unfaumllle von sieben auf drei pro eine Milli-on Arbeitsstunden reduziert werden

Der Weg zu den zehn Regeln fuumlhrte auch uumlber ein Seminar der BG ETEM bei dem sich Fuumlhrungskraumlfte des Standorts mit dem verhaltensbedingten Arbeits-schutz auseinandersetzten Einen moumlgli-chen Ansatzpunkt zur weiteren Verbesse-rung des ohnehin schon guten Niveaus der Arbeitssicherheit identifizierten sie

darin klare Regeln zu formulieren und deren Einhaltung auch einzufordern Um dieses Ziel zu erreichen lassen Stefan Schirm und seine Kollegen auch nach der Kampagne von 2013 nicht locker

bdquoWir variieren die Themen immer wie-der derzeit unter dem Stichwort Arbeits-sicherheit 20lsquo machen Newsletter und Flyerldquo Die Fuumlhrungskraumlfte sprechen Ar-beitssicherheit und Gesundheitsschutz auch bei Betriebsversammlungen regel-maumlszligig an bdquoMan muss eben immer wieder neue Wege findenldquo

Weiter dran bleiben Am Standort Traunreut der BSH Hausgerauml-te GmbH entwickeln und produzieren uumlber 3000 Beschaumlftigte mehr als 22 Millionen Herde und Kochfelder pro Jahr Das Werks-gelaumlnde in der Naumlhe des Chiemsees ist so groszlig wie die Insel Mainau Die Fabrik um-fasst verschiedene Produktionsstufen von der Blechbearbeitung bis zur Endmontage der elektrischen Geraumlte und ist so Schirm

in der Produktionstiefe durchaus mit ei-nem Automobilwerk zu vergleichen Allein die Zunahme des Personalstands in den letzten Jahren macht deutlich dass Ar-beitssicherheit weiter ein zentrales Thema bleiben wird bdquoDie Kampagne war sicher mehr als ein Strohfeuerldquo ist sich Schirm sicher bdquodennoch muumlssen wir die Leute im-mer wieder wachruumlttelnldquo

rarr info wwwbsh-groupde Standort Traunreut

Der Leiter Produktmarketing auf der Leiter Lars Schubert praumlsentierte die vierte Regel bdquoIch mache nur Arbeiten die ich sicher beherrscheldquo

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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

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pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

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Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

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1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Schlafzeiten an freien Tagen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

Workshop Ruumlcken Freie Termine zur Weiterbildung in Sachen bdquoRuumlckenldquo in Augsburg Dabei wird das Aktionsmobil Gesunder Ruumlcken und dessen Einsatz in den Mitgliedsbetrieben vorgestellt Das Seminar wendet sich an Beschaumlftigte Fuumlhrungskraumlfte und Mitglieder des Arbeitsschutzaus-schusses Tagungsort ist das Exerzitienhaus Leitershofen Es bietet die Moumlglichkeit Abstand vom Alltag zu gewinnen und sich ganz auf das Seminar zu konzentrieren Freie Termine in Juni und Juli gibt es unter der Veranstaltungsnummer 249 oder dem Stichwort bdquoRuumlckenldquo in der Seminardatenbank der BG ETEM

rarr info wwwbgetemde Seminardatenbank Mail Bildung-Koelnbgetemde

Aus der Selbstverwaltung Hans-Peter Kern Vorstandsvor-sitzender der BG ETEM ist zum Vorsitzenden der Gesellschaf-terversammlung des Klinikver-bunds der Gesetzlichen Unfall-versicherung gewaumlhlt worden Die gemeinnuumltzige GmbH ist ein Zusammenschluss aus neun berufsgenossenschaftli-chen Akutkliniken zwei Klini-ken fuumlr Berufskrankheiten und zwei Unfallbehandlungsstellen Zu ihren Kernkompe-tenzen gehoumlren unter anderem die Polytrauma- und Schaumldel-Hirn-Trauma-Versorgung nach schweren Unfaumlllen sowie die Behandlung von Patienten mit Brand- Ruumlckenmarks- und Handverletzungen

rarr info wwwbg-klinikende

Deutscher Jugend-Arbeitsschutz-Preis 2016

Innovative Idee 6000 Euro betraumlgt das Gesamtpreisgeld fuumlr die ersten drei Plaumltze beim Deutschen Jugend-Arbeitsschutz-Preis 2016 Die Fachvereinigung Arbeits- sicherheit eV (FASI) verleiht den Preis alle zwei Jahre bei der bdquoArbeits-schutz Aktuellldquo Junge Erwachsene bis 24 Jahren koumlnnen bis 30 Juni 2016 teilnehmen Ausgezeichnet werden kreative und innovative Ideen fuumlr mehr Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz die bereits erfolgreich in der Praxis umgesetzt wurden Die Projekte muumlssen zwischen 2014 und 2016 begonnen und bis 30 Juni 2016 abgeschlossen worden sein Die Gewinner-innen und Gewinner werden bei der Eroumlffnung der bdquoArbeitsschutz Aktuellldquo am 11 Oktober 2016 in Hamburg ausgezeichnet

rarr info wwwjugend-arbeitsschutz-preisde

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darr Termine 12-13032016 Wallau bei Wiesbaden

Inter-Schuh-Service 13-18032016 FrankfurtMain

Light + Building Messe fuumlr Licht und Gebaumludetechnik 05-06042016 Dresden

Maschinensicherheits-Tagung 06042016 Bremen

Regionale Betriebsaumlrzteversammlung 3105-10062016 Duumlsseldorf

drupa Internationale Fachmesse der Printmedien

rarr Weitere Termine wwwbgetemde Webcode 12568821

Die neuen Plakate der BG ETEM zur Betonung des Arbeitsschutzes gibt es unter Telefon 0221 3778-1020 oder im Netz unter wwwbgetemde Webcode 14822765

Plakatkampagne 2016

Richtig sicher

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kompakt

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Der Anteil der Stromunfaumllle an der Ge-samtzahl der meldepflichtigen Unfaumllle

scheint auf den ersten Blick gering Die Auswirkungen dieser Unfallart sind aber schwerwiegender als der Durchschnitt al-ler Unfaumllle Stromunfaumllle haben zum Bei-spiel bei den toumldlichen Arbeitsunfaumlllen ei-nen vergleichsweise hohen Anteil Selbst wenn die Stromunfallopfer nur einen so-genannten Wischer erleiden kann es trotzdem zu Spaumltfolgen kommen Diese koumlnnen noch Stunden nach der Durchstrouml-mung auftreten Spaumltfolgen koumlnnen u a gefaumlhrliche Herzrhythmusstoumlrungen sein Aus diesen Gruumlnden ist es wichtig Strom- unfaumlllen gezielt vorzubeugen

Arbeiten an elektrischen Anlagen ohne Gefahren ausfuumlhren Wenn geplante Arbeiten gut vorbereitet sind und waumlhrend der Arbeiten keine un-erwarteten Ereignisse eintreten denken die beteiligten Beschaumlftigten und Verant-wortlichen in der Regel an alle notwendi-gen Schutzmaszlignahmen Treten bei der Arbeit jedoch Stoumlrungen auf die unter Zeitdruck behoben werden muumlssen uumlber-sehen die Beschaumlftigten haumlufig grundle-gende Dinge oder vergessen sie Deshalb ist es wichtig auch moumlgliche Stoumlrungen vorherzusehen und die Stoumlrungsbeseiti-gung zu planen

Die DGUV Vorschrift 1 verlangt dass Ar-beiten nur an Personen uumlbertragen wer-den duumlrfen die dazu befaumlhigt sind Bei

Bei Arbeiten an elektrischen Anlagen ist immer mit Gefahren durch elektrischen Strom zu rechnen Deshalb muumlssen sich Beschaumlftigte und Verantwort- liche vor Beginn der geplanten Arbeiten intensiv damit befassen

Arbeiten an elektrischen Anlagen gibt es deshalb eine Reihe von verantwortlichen Personen die sich miteinander abspre-chen muumlssen Diese werden in der DIN VDE 0105-100 benannt

Verantwortliche Personen Verantwortlich bei Arbeiten an elektri-schen Anlagen ist in erster Linie der Anla-genverantwortliche Er kann die Auswir-kungen abschaumltzen wenn die vorgesehe-nen Arbeiten an der elektrischen Anlage durchgefuumlhrt werden Deshalb muss er den Arbeitsverantwortlichen uumlber die Auswirkungen informieren Der Arbeits-verantwortliche ist der Garant dafuumlr dass diejenigen die die Arbeiten ausfuumlhren sicher arbeiten koumlnnen und dabei gesund bleiben

Zur Arbeit befaumlhigte Personen Arbeiten an elektrischen Anlagen duumlrfen nur von Elektrofachkraumlften durchgefuumlhrt werden Als Elektrofachkraft zaumlhlt wer die uumlbertragenen Arbeiten beurteilen und die damit verbundenen Gefahren erkennen kann Eine Elektrofachkraft muss auch uumlber ausreichende Kenntnis und Erfah-rung der uumlbertragenen Arbeiten verfuumlgen Weiter sind Kenntnisse der anerkannten Regeln der Technik noumltig Das dazu benouml-tigte Wissen wird in der Regel durch eine elektrotechnische Ausbildung erlangt

Bei Arbeiten an elektrischen Anlagen sind manchmal unterstuumltzende Taumltigkei-

Arbeiten an elektrischen Anlagen

Strom an Sicherheit aus

ten noumltig Fuumlr diese Taumltigkeiten sind nicht unbedingt Elektrofachkraumlfte erforderlich Die DGUV Vorschrift 3 laumlsst dafuumlr auch elektrotechnisch unterwiesene Personen (EuP) unter Leitung und Aufsicht durch ei-ne Elektrofachkraft zu

Die EuP wird durch die Elektrofachkraft und hier im Besonderen durch den Ar-beitsverantwortlichen elektrotechnisch unterwiesen Dadurch ist auch die EuP in der Lage die unterwiesenen Arbeiten si-cher durchzufuumlhren Voraussetzung ist je-doch dass die Elektrofachkraft die Lei-tung und Aufsicht fuumlr die EuP uumlbernimmt Das heiszligt sie ist weisungsbefugt und verantwortlich fuumlr die Sicherheit und Gesundheit der elektrotechnisch unter-wiesenen Person

In der Praxis bedeuten Leitung und Auf-sicht dass sich Elektrofachkraft und EuP in raumlumlicher und zeitlicher Naumlhe zueinander befinden damit die Elektro-fachkraft jederzeit erreichbar ist und kont-

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Richtigkeit uumlberpruumlfen und eventuell durch eine ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeur-teilung vervollstaumlndigen In der Ergaumlnzung wird nur vervollstaumlndigt oder abgewan-delt was vom Uumlblichen abweicht In der Praxis sind das Besonderheiten die bei der Arbeitsvergabe besprochen werden

Fehlt eine Gefaumlhrdungsbeurteilung fuumlr eine Taumltigkeit komplett muss sie in jedem Fall vor Arbeitsbeginn erstellt werden Wenn spezielle Hilfsmaterialien oder Ar-beitsmittel benoumltigt werden muss sich der Arbeitsverantwortliche davon uumlber-zeugen dass die beauftragten Beschaumlf-tigten wissen wie diese sicher benutzt werden Unter Umstaumlnden muss der Ar-beitsverantwortliche noch Ein- und Unter-weisungen vornehmen

Arbeiten im spannungsfreien Zustand Das Arbeitsschutzgesetz verlangt eine Ver-meidung von Gefahren Die DGUV Vor-

rollieren kann ob die Arbeiten sicher und richtig ausgefuumlhrt werden

Zusammenarbeit von Arbeits- und Anlagenverantwortlichen Bei Arbeiten an groszligen elektrischen Anla-gen oder in Netzen koordiniert der Anlagenverantwortliche die Schutzmaszlig-nahmen und spricht diese mit dem Arbeitsverantwortlichen durch Der Ar-beitsverantwortliche muss die Personen auswaumlhlen die die Arbeiten durchfuumlhren sollen und vor Arbeitsbeginn uumlber die kon-kreten Schutzmaszlignahmen informieren Der Arbeitsverantwortliche wird haumlufig erst vor Ort kurz vor Arbeitsbeginn be-nannt Trotzdem muss ihm bewusst sein dass er fuumlr die Sicherheit und den Gesund-heitsschutz der beteiligten Mitarbeiter verantwortlich ist

Fuumlhren Elektrofachkraumlfte die Arbeiten durch ist aufgrund ihrer Qualifikation in der Regel eine relativ hohe Sicherheit ge-

geben Kritischer ist die Situation wenn elektrotechnische Laien erst noch elektro-technisch unterwiesen werden muumlssen Hier uumlbernimmt die unterweisende Elek- trofachkraft die Fachverantwortung fuumlr diese Personen

Im Elektrohandwerk ist der Arbeitsver-antwortliche in der Regel auch der Anlagenverantwortliche Hier wird vom Ar-beitsverantwortlichen eine besondere Verantwortung verlangt da er in der Doppelfunktion des Arbeits- und Anlagen-verantwortlichen ist Bekommt er erst vor Ort oder kurz vor Arbeitsbeginn Einblick in die Unterlagen wird diese Aufgabe zu-saumltzlich erschwert

Gefaumlhrdungen beurteilen Zur Planung gehoumlrt eine Gefaumlhrdungsbe-urteilung vor Arbeitsbeginn Im Regelfall existiert die Gefaumlhrdungsbeurteilung be-reits fuumlr eine Vielzahl der Arbeiten Der Ar-beitsverantwortliche muss vor Ort deren

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schrift 3 verlangt deshalb im Allgemeinen Arbeiten im spannungsfreien Zustand Um den spannungsfreien Zustand herzustel-len sind die bdquo5 Sicherheitsregelnldquo anzu-wenden (lesen Sie dazu bitte S 11)

Arbeiten in der Naumlhe unter Spannung stehender Teile Haumlufig liegt ein falsches Verstaumlndnis fuumlr das Arbeiten in der Naumlhe unter Spannung stehender Teile (AiN) vor Die DGUV Vor-schrift 3 versteht darunter das Eindringen in die Annaumlherungszone ohne die Gefah-renzone erreichen zu koumlnnen In der Pra-xis houmlrt man deshalb oft die Aussage bdquoIch passrsquo schon aufldquo ndash und meint bdquoIch kom-me nicht an spannungsfuumlhrende Teileldquo

Die BG ETEM hat speziell fuumlr diese Aus-sagen auf Messen einen Versuchsstand aufgebaut an dem die Besucher zeigen koumlnnen ob und wie sie aufpassen Dazu soll eine Oumlse um einen Draht herum von einer Seite zur anderen gefuumlhrt werden ohne den Draht zu beruumlhren Jedes Beruumlh-ren ist einer Koumlrperdurchstroumlmung gleich-zusetzen Die Erfahrung zeigt dass ndash selbst wenn die Strecke ein- oder zweimal ohne Beruumlhren erfolgreich absolviert wur-de ndash Zeitdruck Hektik oder Ablenkung zu Beruumlhrungen des Drahtes fuumlhren Deshalb lautet die klare Forderung bdquo die Gefah-renzone darf nicht erreicht werden koumln-nenldquo Das ist in der Praxis allerdings nur durch einen mindestens teilweisen Beruumlh-rungsschutz moumlglich (5 Sicherheitsregel)

Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen (AuS) heiszligt sinngemaumlszlig dass span-nungsfuumlhrende Teile bewusst mit dem Koumlr-per oder mit Gegenstaumlnden beruumlhrt wer-den Wenn also die arbeitende Person mit Werkzeugen spannungsfuumlhrende Teile be-ruumlhrt ist das AuS Auch das unbewusste oder unbeabsichtigte Beruumlhren z B beim Abrutschen wird dem AuS gleichgesetzt

Nach der DGUV Vorschrift 3 sect6 ist AuS grundsaumltzlich nicht zulaumlssig Der sect8 zeigt jedoch Moumlglichkeiten auf unter denen AuS moumlglich sind Finden AuS statt muumls-sen ndash unabhaumlngig von der Spannungshouml-he und der Spannungsart ndash eine gefaumlhrli-che Koumlrperdurchstroumlmung und die Gefahr eines Lichtbogens immer ausgeschlossen sein Dies ist allerdings nur in seltenen Faumlllen durch die Art der Anlage gegeben In der DGUV Regel 103-011 bdquoArbeiten unter Spannung an elektrischen Anlagen und

Betriebsmittelnldquo werden Verfahren zum Durchfuumlhren von AuS beschrieben Dabei ist zunaumlchst eine Gefaumlhrdungsbeurteilung noumltig Auf deren Grundlage entscheidet der Unternehmer uumlber die Anwendung der AuS-Arbeitsmethode

AuS duumlrfen nur durchgefuumlhrt werden wenn die Sicherheit und der Gesundheits-schutz aller an den Arbeiten beteiligten Personen sichergestellt werden kann In der Regel wird dies nur durch geeignete Arbeitsverfahren sowie mit gut ausgebil-detem und ausgeruumlstetem Personal er-reicht Die Tabelle 5 zum sect8 der DGUV Vorschrift 3 gibt eine Uumlbersicht zu den Randbedingungen fuumlr die Auswahl des

das Heranfuumlhren von Spannungspruumlfern zum Durchfuumlhren der 3 Sicherheitsregel

das Abklopfen von Raureif mit isolieren-den Stangen oder

das Heranfuumlhren von geeigneten Hilfs-mitteln zum Reinigen

Bei allen Beispielen legt der Arbeitsver-antwortliche die technischen organisato-rischen und persoumlnlichen Sicherheits-maszlignahmen fest Er ist fuumlr die Umsetzung der Schutzmaszlignahmen durch die Be-schaumlftigten verantwortlich

Durchfuumlhrung der Arbeiten Jeder der an elektrischen Anlagen arbei-tet muss den Zustand der Anlage kennen Besonders wichtig ist

Wurden die 5 Sicherheitsregeln ange-wendet

Stehen noch Teile unter Spannung Welche Fehler bestehen an der Anlage

Der Arbeitsverantwortliche muss deshalb die sichere Durchfuumlhrung der Arbeiten kontrollieren und bei Abweichungen so-fort korrigieren Uumlber Veraumlnderungen des Schaltzustandes oder das Aufheben einer der 5 Sicherheitsregeln muss er die Arbei-tenden informieren

Fazit Um an elektrischen Anlagen sicher arbei-ten zu koumlnnen muumlssen die Arbeiten ge-plant werden Dabei ist zu beachten

Die Gefaumlhrdungsbeurteilung zeigt die noumltigen Schutzmaszlignahmen auf

Der Anlagenverantwortliche muss den Arbeitsverantwortlichen uumlber die Schutzmaszlignahmen an der Anlage ein-weisen

Der Arbeitsverantwortliche setzt die Schutzmaszlignahmen vor Ort um indem er alle Beschaumlftigte an der Anlage infor-miert einweist notfalls unterweist und kontrolliert

Allen Personen die an der elektrischen Anlage arbeiten muumlssen die Schutz-maszlignahmen bekannt sein Peter Westphal

rarr Info Fachgebiet Elektrische Gefaumlhrdung Tel 0221 3778-6178

Referat Elektrohandwerke im Fachgebiet Elektrohandwerke Unternehmermodell Tel 0221 3778-2414

Ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeurteilung Papierversion GB 002-B App fuumlr Smart-phone oder Tablet wwwbgetemde Webcode 13542847

Personals bei bestimmten Taumltigkeiten Deshalb ist es u a bei folgenden Arbei-ten zwingend notwendig eine schriftliche Anweisung der notwendigen Schutzmaszlig-nahmen mit Erlaumluterungen zu geben

Sicherungsleisten montieren und de-montieren

Abzweigmuffen von Hausanschlusskaumls-ten montieren

Montagearbeiten in Hilfsstromkreisen zur Fehlereingrenzung durchfuumlhren oder

Teilstromkreise uumlberbruumlcken Diese Taumltigkeiten duumlrfen nur Elektrofach-kraumlfte mit besonderer Ausbildung und schriftlicher Beauftragung durchfuumlhren

Bei Spannungen die unter 50 V AC bzw 120 V DC liegen duumlrfen auch Laien die Ar-beiten durchfuumlhren ndash sofern die Gefaumlhr-dung durch Lichtboumlgen ausgeschlossen ist Beispiel das Auswechseln von Batteri-en mit geringer Energie

Folgende Arbeiten koumlnnen in der Regel auch EuP unter Leitung und Aufsicht einer Elektrofachkraft durchfuumlhren

Sicherheit hat Vorrang Arbeiten sollten gene-rell im spannungsfreien Zustand stattfinden

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Das Unfallgeschehen bei der BG ETEM ist erfreulicherweise seit Jahren ruumlck-

laumlufig Unerfreulich ist hingegen die Entwicklung bei den Unfaumlllen durch elektrischen Strom (siehe Abbildung bdquoGemeldete und meldepflichtige Strom- unfaumllleldquo) Die steigende Zahl der elektri-schen Unfaumllle wirft bei der BG ETEM die Frage auf welche Maszlignahmen sinnvoll sind um diesen Negativtrend zu stoppen und umzukehren

Etwa 90 Prozent der elektrischen Unfaumllle sind im Bereich der Niederspannung (bis 1000 V Wechselspannung) zu verzeich-nen Betroffen ist uumlberwiegend Fachperso-nal die Elektrofachkraumlfte Unfallursache ist in den meisten Faumlllen dass die 5 Si-cherheitsregeln nicht oder nur unvollstaumln-dig angewendet wurden

Daher hat die BG ETEM beschlossen den Unternehmen und ihren Verantwortli-

Immer wieder kommt es zu elektrischen Unfaumlllen weil die 5 Sicherheitsregeln nicht beachtet werden Daher hat die BG ETEM nun Checklisten entwickelt mit deren Hilfe die richtige Anwendung dieser Regeln uumlberpruumlft werden kann

chen ein Hilfsmittel anzubieten mit dem sie vor Beginn elektrotechnischer Arbeiten innerhalb weniger Minuten uumlberpruumlfen koumlnnen ob die 5 Sicherheitsregeln richtig und vollstaumlndig angewendet wurden Da-

mit wird auch uumlberpruumlft ob die in der Gefaumlhrdungsbeurteilung festgelegten Maszlignahmen richtig umgesetzt wurden al-so eine ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeurtei-lung vor Ort gemacht wurde

Fuumlr die drei Bereiche Energieversor-gungsunternehmen (EVU) Industrie und Elektrohandwerk hat die BG bdquoChecklisten zur Arbeitsfreigabe nach den 5 Sicher-heitsregelnldquo erarbeitet Unterschieden nach jeweils mehreren typischen Taumltig-keitsfeldern die den groumlszligten Teil der elektrotechnischen Arbeiten in der Nieder-spannung abdecken stehen insgesamt elf Checklisten zur Arbeitsfreigabe zur Ver-fuumlgung Hartmut Oelmann

rarr info Die oben abgebildete und zehn weitere Checklisten koumlnnen unter wwwbgetemde Webcode 12201321 (Link anklicken Rubrik bdquoPraxishilfenGefaumlhrdungsbeurteilungldquo) als pdf- und als Word-Dateien herunterge-laden werden Die Word-Dateien koumlnnen in eigene Dokumente eingefuumlgt werden

Umsetzung der 5 Sicherheitsregeln in der Elektrotechnik

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Meldepflichtige Stromunfaumllle (ge3 Kalendertage Arbeitsunfaumlhigkeit)

Gemeldete Stromunfaumllle

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Gemeldete und meldepflichtige Stromunfaumllle (Quelle BG ETEM)

Die Checkliste bdquoEVUndashArbeiten an

Zaumlhleranlagenldquo ist eine der neuen

BG-Hilfen

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Was haben eine kerntechnische An- lage eine Intensivstation ein Flug-

zeugtraumlger und der internationale Bank-handel gemeinsam Ihre Organisation erfordert hohe Zuverlaumlssigkeit Ein Fehler kann katastrophale Ausmaszlige annehmen

Die Namen Tschernobyl Bhopal Har-risburg und Lehman Brothers haben sich in unser kollektives Gedaumlchtnis einge-brannt Sie stehen fuumlr die verheerenden Folgen die aus der Fehlfunktion eines komplexen technischen Systems erwach-sen koumlnnen Das Zusammenwirken uner-warteter Ereignisse mit zunaumlchst unbedeu-tend erscheinenden Fehlentscheidungen lieszligen die Systeme auszliger Kontrolle gera-ten Mit verheerenden Folgen fuumlr Men-schen Umwelt oder das weltweite Finanz-system

Eine ganze Forschungsrichtung hat sich seit den Neunzigerjahren des vergange-nen Jahrhunderts etabliert um dem Pro-blem zu begegnen Die High Reliability Theory (HRT) ndash zu Deutsch Theorie der hohen Zuverlaumlssigkeit

Ihre grundlegende Annahme ist es dass Fehlervermeidung allein nicht aus-reicht Auch nicht mit immer detaillierte-ren Anweisungen Vielmehr wird auf hin-tereinander gestaffelte Sicherungssyste-me gesetzt und vor allem auf eine beson-dere Achtsamkeit gegenuumlber Fehlern und Abweichungen Das Gespuumlr der Beschaumlf-tigten fuumlr problematische Situationen soll genutzt werden Dafuumlr muss im Unterneh-

Wie Organisationen Achtsamkeit erwerben und so die Arbeitssicherheit verbessern koumlnnen

men eine Kultur etabliert werden die die-se praumlventive Sorge aufmerksam aufgreift und in maszliggeschneiderte Rituale oder Prozesse bringt und diese staumlndig opti-miert

Viele Unternehmen verstehen sich mitt-lerweile als High-Reliability-Organisation (HRO) und zeichnen sich durch ihre beson-dere Achtsamkeit im Umgang mit komple-xen Technologien aus Obwohl manche technische Systeme in ihrer Dynamik prin-zipiell nicht vollstaumlndig beherrschbar sind

oder kleine Fehler uumlberpro-portional schwerwiegen-de Folgen haben koumlnnen haben sie die Faumlhigkeit entwickelt diese nahe-zu unfallfrei zu betrei-

ben Was liegt also naumlher als ihr Wissen zu nutzen um der Vision Zero naumlherzukommen einer Arbeitswelt ohne Arbeitsunfaumllle

Dr Just Mields Arbeitspsychologe bei der BG ETEM hat dazu die beiden Exper-ten Dr Annette Gebauer und Stefan Guumln-ther befragt

Wie gelingt es einer High-Reliability- Organisation dass letztlich erwartbare Fehler nicht zu einer Katastrophe fuumlh-ren Annette Gebauer Eine Organisation die sich High-Reliability-Organisation nennt hat ihren Titel eigentlich schon verspielt Wenn wir von HRO sprechen reden wir nicht von der festen Eigenschaft einer Or-ganisation auf der sie sich ausruhen kann Vielmehr meinen wir eine fortwaumlh-

Stichwort Zuverlaumlssigkeit

Aus Fehlern kollektiv lernen

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rende Aktivitaumlt des selbstkritischen Pruuml-fens Hinterfragens und Lernens in einem komplexen riskanten Umfeld

Was bedeutet das konkret Annette Gebauer Das ist vielleicht am besten mit dem fortwaumlhrenden Training einer Fuszligballmannschaft im Spitzenfeld zu vergleichen Jedes Spiel birgt neue Ri-siken auf die sich die Mannschaft vorbe-reiten muss ohne genau zu wissen ob die Taktik von gestern fuumlr morgen noch gilt Houmlrt man mit dem Training der Ana-lyse von besonderen Gegebenheiten oder des Fitnesszustands des Gegners und auch der eigenen Mannschaft auf ist der Abstieg sicher Deshalb sprechen wir auch lieber von High Reliability Organizing oder High Reli-ability Seeking Organizations Das Be-sondere dieser Form des Organisierens besteht darin sich nicht nur auf solide bdquostandard operating proceduresldquo zu ver-lassen sondern Teams fuumlr das Erkennen und den Umgang mit unerwarteten Plan-abweichungen und undurchsichtigen komplexen Situationen bewusst vorzube-reiten Gemeint ist eine kollektive Kompe-tenz der Organisation die mehr ist als die Faumlhigkeit der einzelnen Spieler

Was kennzeichnet den HRO-Ansatz und welche bdquoWerkzeugeldquo haben sich be-waumlhrt Annette Gebauer Es gibt zahlreiche Moumlg-lichkeiten mit High Reliability Organizing anzufangen Bewaumlhrt haben sich zum Bei-spiel kurze in den Alltag eingebaute kol-

Im Team lassen sich unerwartete und komplexe Situatio-nen leichter erkennen und durchschauen

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lektive Achtsamkeitsrituale in denen be-wusst nach Besonderheiten und Abwei-chungen gefragt wird Ein zentrales Ele-ment des Crew- oder Cockpit Ressource Managements ist das gezielte Uumlben von Widerspruch gegenuumlber dem Piloten oh-ne den Respekt voreinander zu verlieren

Wie kann man das im betrieblichen Alltag umsetzen Annette Gebauer Ich persoumlnlich halte gute strukturierte Briefing- und Debrie-fing-Gespraumlche fuumlr sehr wertvoll Im Brie-fing-Gespraumlch gewinnt jedes Teammit-glied ein besseres Verstaumlndnis von der geplanten Aufgabe sodass jeder mitden-ken kann Im Debriefing-Gespraumlch reflek-tiert das Team an welchen Stellen es zu Planabweichungen gekommen ist und wie es mit dem Unerwarteten umgegangen ist Die Faumlhigkeit des eher geistesgegen-waumlrtigen Handelns im Moment wird damit nicht einfach dem Zufall oder dem Einzel-nen uumlberlassen sondern sie wird zum Gegenstand des Lernens im Team Eine weiteres Achtsamkeitsritual sind Er-eignis- oder Musteranalysen von unerwar-teten Fehlern und Ereignissen die zum Organisationslernen genutzt werden Hie-rarchie- und fachuumlbergreifende Teams er-gruumlnden vor Ort die Bedingungen und Zu-sammenhaumlnge des Misslingens Sie nut-zen wie wir es nennen ein unerwartetes Ereignis als Fenster zum System Individu-elle Schuldzuweisungen sind hier tabu und damit erleben die Beteiligten etwas was sonst meist nur gefordert wird eine Kultur des offenen Umgangs mit Fehlern

Hat der HRO-Ansatz Einfluss auf die Rolle von Management und Fuumlhrung Stefan Guumlnther Fuumlhrung ist nicht alles aber ohne Fuumlhrung ist alles nichts In die-ser Kultur besteht ein Unterschied fuumlr Fuumlh-rungskraumlfte darin in bestimmten Phasen die hierarchischen Unterschiede auszu-blenden Expertise Wahrnehmungen und Annahmen anderer weder zu dominieren noch abzuwerten oder einzuschuumlchtern Wir sprechen auch von Wir-Kultur statt Ihr-Kultur die sich eher auf Kritik Appelle Vorgaben und Sanktionen reduziert Fuumlhrungskraumlfte akzeptieren dass sie oft Unwissende sind und sie das Wissen anderer zur differenzierten Bearbeitung bestehender Probleme und zukuumlnftiger Risiken zusammenbringen muumlssen Sie werden also zu Fragenden Ermoumlglichern Unterstuumltzern und Ermutigern

Das bedeutet auch Fuumlhrungskraumlfte muumlssen umdenken Stefan Guumlnther Ja die entscheidenden Veraumlnderungen der Fuumlhrungsrolle zeigen sich immer sowohl im System ndash zum Bei-spiel offenes Fragen nach Besonderhei-ten Szenarien zur Vorbereitung auf Uner-wartetes Reagieren auf Abweichungen von Standards ndash als auch in der Arbeit am System Zum Beispiel die Bedeutung von Sicherheitsverhalten in Beurteilung und Personalentwicklung Beruumlcksichti-gung von Sicherheitsexpertisen in der Planung Einfuumlhren und Sicherstellen neuer Prozesse Methoden Werkzeuge Weitere erfolgskritische Aspekte von Fuumlhrung sind die in der Belegschaft wahr-genommenen Entscheidungen der Fuumlh-rungskraumlfte wenn es um den Konflikt Sicherheit ndash ProfitabilitaumltZeit oder den Umgang mit dem Spannungsfeld Offen-heit ndash Umgang mit Sanktionen geht Oft haben Fuumlhrungskraumlfte die bestehende Kultur mit guten Absichten mitgepraumlgt zu deren Veraumlnderung sie jetzt aufrufen Kurzum Wenn Fuumlhrung nicht bereit ist sich selbst als Bestandteil des Problems und der Loumlsung zu sehen und zu reflek-tieren hat HRO keine echte Chance

Laumlsst sich der HRO-Ansatz auch auf kleine Unternehmen uumlbertragen und wel-che Tools wuumlrden Sie hier empfehlen Stefan Guumlnther Aber natuumlrlich denn hier kann Fuumlhrung viel schneller ein System in Bewegung bringen vorausgesetzt eine kritische Masse sieht darin einen Nutzen und gibt dieser Idee einen Sinn Ist die Notwendigkeit mal erkannt kann man die gesamte Fuumlhrungsmannschaft schneller an den Tisch bekommen und

mit weniger beteiligten Schnittstellen Gremien und einfacheren Entscheidungs-strukturen oft effektiver arbeiten Damit kommt man besser an die entscheiden-den Einflussfaktoren der Organisation Die Instrumente sind prinzipiell die glei-chen wie z B Ereignisanalysen Selbst-einschaumltzung der Sicherheitsarbeit Ritua-le fuumlr unsichere Zustaumlnde etc Manchmal muss man jedoch die Instrumente anpas-sen oder zuschneiden auf die konkreten Bedingungen und die Sprache der Ziel-gruppen

Woran erkenne ich High Reliability Organizing Stefan Guumlnther Wenn ich mich als Frem-der regelwidrig verhalte kommt schnell eine Person auf mich zu die mit mir die Regel aufgreift und mich respektvoll und bestimmt anleitet Oder ich werde erken-nen dass in der Analyse kleiner Abwei-chungen oder sogenannter Beinahe-Un-faumllle kein Schuldiger gesucht wird son-dern die Bedingungen erkundet und die Ursachenbehebung Zeit und Aufmerksam-keit bekommt

Wie groszlig ist der Aufwand um sich als Unternehmen in Richtung Achtsamkeit und Sicherheitskultur zu bewegen Annette Gebauer Die groumlszligte Herausfor-derung ist das Behalten eines langen Atems Meistens starten Unternehmen aus einer Krisensituation heraus und sind bereit in die Entwicklung ihrer Achtsam-keitskultur zu investieren HRO braucht aber ein kontinuierliches Investment in Kommunikation und Information Training und Pruumlf- und Lernschleifen

Zur Person

Stefan Guumlnther ist Geschaumlftsfuumlh-rer der WSM GmbH und Netz-werkpartner der ICL GmbH Als Experte fuumlr

Management- und Fuumlhrungskraumlf-teentwicklung Strategie und Change Coaching von Schluumlssel-personen Beraterqualifizierung ist er unter anderem fuumlr ABB EnBW BASF ThyssenKrupp oder Lufthansa taumltig

Zur Person

Dr Annette Gebauer ist Inhaberin der ICL GmbH und auf High Reliabili-ty Organizing sowie Kultur-

und Managemententwicklung spezialisiert Sie unterstuumltzt Unter-nehmen wie ThyssenKrupp BASF SAP RWE Coca-Cola Commerz-bank Sabic Boehringer-Ingelheim und andere

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Der Stellenwert der bdquoBetrieblichen Gesundheitsfoumlrderungldquo hat in den

letzten Jahren stetig zugenommen Viele Unternehmen haben erkannt dass es oumlkonomisch sinnvoller ist in Gesundheit Motivation und Leistungsfaumlhigkeit der Beschaumlftigten zu investieren als hohe Kosten fuumlr Krankheit Produktionsausfall Ersatz und Wiedereingliederung zu tragen

Wissenschaftliche Studien haben ermit-telt dass fuumlr jeden fuumlr betriebliche Ge-sundheitsfoumlrderung eingesetzten Euro im Durchschnitt 240 Euro zuruumlckflieszligen Die-ser Erfolg wird erbracht durch gesunde motivierte Mitarbeiter eine hohe Effizienz und geringere Ausfallzeiten So steigern Betriebe mittel- bis langfristig ihren Ge-winn Die gewinnsteigernden Effekte sind

Motivation der Beschaumlftigten Verbesserung des Gesundheitszustan-des aller Beschaumlftigten

Verbesserung der innerbetrieblichen Kommunikation

bessere Produktqualitaumlt houmlhere Attraktivitaumlt des Unternehmens bzw besseres Image

Zu vorausschauendem Management gehoumlrt es auch die Gesundheit und Motivation der Beschaumlftigten zu foumlrdern Ein neues Seminar zeigt Strategien die sich praktisch bewaumlhrt haben

Steigerung der Produktivitaumlt und Flexibi-litaumlt

langfristige Reduzierung der Fehlzeiten der Fluktuationsraten und der damit verbundenen Kosten

In dem vorliegenden Seminar wird ge-zeigt wie diese Ziele realisiert werden koumlnnen Im Einzelnen wird dabei den fol-genden Fragen nachgegangen

Wie muss unser Unternehmen organi-siert sein um eine erfolgreiche Gesund-heitsfoumlrderung und die Work-Life-Balan-ce der Beschaumlftigten zu verwirklichen

Wie erreichen wir dass die Mitarbeiter und Vorgesetzten sich wirklich immer richtig verhalten und das Thema Ge-sundheit verinnerlichen

Wie bekommen wir das Thema Gesund-heit in die Koumlpfe der Beschaumlftigten

Was koumlnnen wir noch machen als im-mer wieder auf das richtige Verhalten hinzuweisen

Wie koumlnnen gesunde Angewohnheiten entstehen

Wie koumlnnen wir die Gesundheit der Mit-arbeiter nachhaltig steuern

Um diese Fragen zu beantworten werden im Seminar pragmatische Loumlsungen entwickelt Damit profitierten die Unter-nehmen ebenso wie Fuumlhrungskraumlfte und Beschaumlftigte

rarr info Seminar Unternehmenserfolg durch gesunde und motivierte Mitarbeiter Termine 22072016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-041) 16122016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-042) wwwbgetemde Webcode 11326642

Seminar fuumlr Fuumlhrungskraumlfte

Ein Schluumlssel zum Erfolg

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wwwbgetemde Webcode 12484059

Aufblaumlttern Nachlesen Anwenden etem ndash das Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung

Als E-Paper und PDF im Netz jederzeit verfuumlgbar

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Tag 1 Ohne Deckung

Ich blicke in verschlafene Gesichter Nach dem Fruumlhstuumlck in der Truppen-

kuumlche beginnt der erste Lehrgangstag puumlnktlich um 7 Uhr zunaumlchst im Houmlr-

saal Oberstleutnant Volker Dewenter wird uns in den kommenden Tagen

als Houmlrsaalleiter auf allen theoretischen und praktischen Stationen der

Ausbildung begleiten

Ausfuumlhrlich erklaumlrt er verschiedene Typen von Minen und welchen Scha-

den sie anrichten koumlnnen Wir gehen Szenarien wie zum Beispiel das Ver-

halten an Checkpoints durch eroumlrtern die verschiedenen Situationen einer

moumlglichen Geiselnahme und besprechen Details wie die Vor- und Nachteile

des Tragens von Eheringen in unterschiedlichen Kulturraumlumen

Bei der Besichtigung eines beschossenen Autos wird mit Hollywood-

Mythen aufgeraumlumt Beim Anblick der total durchloumlcherten Fahrzeugtuumlr wird

schnell klar Bei Beschuss durch Pistole oder Maschinengewehr im Stile der

bdquoStirb langsamldquo-Filme sucht man besser woanders Schutz

Nachmittags steht Waffenkunde auf dem Lehrplan Wir werden zunaumlchst

mit den gebraumluchlichsten Waffen der Bundeswehr vertraut gemacht Nur

wenige meiner Kollegen nehmen das Angebot an eine Panzerfaust oder ein

Maschinengewehr in die Hand zu nehmen um ein Gefuumlhl dafuumlr zu bekom-

men Beeindruckend ist die Wirkung der Waffen Egal ob Glas Holz Be-

ton oder Metall Nahezu alle Materialien geben fruumlher

oder spaumlter nach

Als wir Attrappen von Sprengfallen und Blindgaumlngern in

einem unuumlbersichtlichen Feld finden sollen gibt es den

ersten fiktiven Zwischenfall Mehr als 30 Minen-Dummies

sind teils offensichtlich teils sorgfaumlltig versteckt Dass wir

in unserer Unbekuumlmmertheit auf den Druckzuumlnder einer

neben dem Weg platzierten Antipersonenmine treten ist

natuumlrlich von den Ausbildern beabsichtigt So lernen wir

welche Gefahren abseits der befestigten Straszligen lauern

koumlnnen Auch wenn es keine echte Explosion gibt und die

Mine nur ein Dummy war hat die Lektion gesessen

In Krisenregionen garantiert die Kennzeichnung bdquoPressldquo keinen Schutz vor unangenehmen Situationen

Diese fuumlnf Tage bereiten auf das Schlimmste vor Die Teil -

nehmerinnen und Teilnehmer werden beschossen aus ihrem Auto gezerrt oder sogar entfuumlhrt Das Ziel dieser realistischen Sze-narien auf dem Trainingsgelaumlnde der Bundeswehr im fraumlnkischen Hammelburg ist es Reporter auf den Einsatz in Kriegs- und Krisen-gebieten vorzubereiten Bundes-wehr-Redakteurin Ulrike Jenssen hat die Ausbildung mitgemacht Hier Teile ihres Tagebuchs

BG ETEM und Bundeswehr bieten spezielles Training fuumlr Journalisten in Krisengebieten

Seminare

Anleitung zum Uumlberleben

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Tag 2 Achtung Granate Viele von uns tragen an diesem Morgen das erste Mal ei-ne ballistische Schutzweste der sogenannten Schutzklas-se 4 wie sie auch die Bundeswehrsoldaten in den Ein-satzgebieten tragen Die Weste wiegt zwoumllf Kilogramm weil sie mit schweren Platten aus einem speziellen Verbund-werkstoff verstaumlrkt ist Auszligerdem bekommen wir einen Helm und lernen dass der lediglich vor Splittern aber nicht zwin-gend vor direktem Beschuss schuumltzt

Wir sollen den Buumlrgermeister eines kleinen Dorfes in einer Krisenregion interview-en Mit meiner kleinen Gruppe ndash dem Tonassistenten der Kamerafrau und der Produzentin ndash laufe ich durch das Dorf Ploumltzlich fallen Schuumlsse Granate Sie faumlllt vor meine Fuumlszlige Ich habe Panik und renne weg Das sagt mir mein Instinkt

Soldaten wissen natuumlrlich dass ich mich in den maximal drei Sekunden bis eine scharfe Handgranate in einem echten Szenario explodiert waumlre kaum haumltte um-drehen koumlnnen Und schon gar nicht haumltte ich es geschafft mich aus dem Gefahrenra-dius in Sicherheit zu bringen Ich haumltte mich einfach nur hinschmeiszligen sollen Liebes Ta-gebuch Schon am zweiten Tag des Lehr-gangs bin ich das erste Mal tot Nachmittags fahren wir auf die Schieszlig-bahn Mit Gefechtsmunition wird uumlber unsere Koumlpfe hinweggeschossen Wir sollen heraus-houmlren wo sich die Schuumltzen aufhalten und ob wir uns vor oder hinter der Schusslinie befin-den Das ungeuumlbte Gehoumlr hat zunaumlchst keine Chance aber wir werden immer besser

Tag 3 Carjacking

Mit den weiszligen Kleinbussen fahren wir morgens wieder in das bdquoKrisenge-

bietldquo Auf dem Fahrzeug ist gut sichtbar das Schild bdquoPressldquo angebracht

doch auch heute wird unsere journalistische Unabhaumlngigkeit mit Sicher-

heit nicht respektiert werden Wir haben vor Fahrtbeginn eine Karte zur

Orientierung bekommen Fuumlr einen perfekten Reportage-Tag in der Krisen-

region werden uns auszligerdem ein Sprachmittler und ein Fahrer zur Seite

gestellt

Mehrere Checkpoints muumlssen passiert werden Die Durchsuchungen

lassen wir mit professioneller Distanz uumlber uns ergehen auch wenn sie

unangenehm sein koumlnnen bloszlig keinen Anlass geben Immer wieder will

man wissen wer wir sind und wohin wir wollen Die Grenze zwischen Be-

fragung und Verhoumlr ist flieszligend

Als wir gerade auf dem Weg zu einem Pressetermin sind wird unser

Fahrzeug von bewaffneten Maumlnnern umzingelt Carjacking Die Autos sind

weg und wir muumlssen uns zu Fuszlig durch den Wald zur naumlchsten Stadt durch-

schlagen Im einzigen Gasthaus muumlssen wir Verhandlungsgeschick bewei-

sen Man spricht weder Deutsch noch Englisch will

aber Bares sehen Fuumlr viel Geld gibt es

wenig Luxus Der Betonboden ist kalt

und die Raumlumlichkeiten sind nur maumlszligig

beheizt Bevor wir uns auf den Feldbet-

ten niederlassen teilen wir Wachen ein

Sicher ist sicher

Autodiebe uumlberfallen den Presse-Konvoi

Arme schoumln hochhalten Die Rollenspieler sind nicht zimperlich

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Vermummte stuumlrmen in die Herberge der Journalisten

Tag 4 Stunden der Ungewissheit

Von der unruhigen Nacht gezeichnet freuen sich morgens

alle auf einen heiszligen Kaffee und das Fruumlhstuumlck in der Her -

berge obwohl klar ist dass die naumlchste Uumlberraschung nicht

lange auf sich warten lassen wird Kaum ist der Kaffee ge -

trunken houmlren wir drauszligen auch schon Gewehrfeuer Alle

springen vom Fruumlhstuumlckstisch auf und rennen in Richtung

des Bunkers Der wird jedoch nicht schnell genug erreicht

Ein Dutzend schwerbewaffnete Vermummte ist bereits im

Haus Mit dieser Erstuumlrmung beginnt die Geiselnahme

die Ungewissheit hellip

Als es vorbei ist steht die Sicherheit an erster Stelle Psy -

chologen Sanitaumlter und der Lehrgangsleiter stehen bereit

um das Erlebte mit uns auszuwerten und gemeinsam zu ver-

stehen Alle sind wohlauf fuumlhlen sich mental gefestigt und

sind auch physisch noch einigermaszligen fit Abends ist Zeit

die Eindruumlcke zu ordnen und sich aus-

zutauschen Das

Erlebte bleibt ndash

ebenfalls aus Sicher-

heitsgruumlnden ndash

zwischen den Teilneh-

mern und wird nicht

berichtet

Tag 5 Sensibilisiert Der letzte Tag im Houmlrsaal Ein Sanitaumltsfeldwebel gibt uns praktische Tipps zur Wundschnellversorgung und erklaumlrt worauf es ankommt wenn man Schuss- und Brandverletzungen versorgen muss Und wie lautet eigentlich die Notrufnummer in diesem oder jenem Land Wo ist das naumlchste Krankenhaus Es sind einfache Fragen die man bereits vor der Reise in das Krisengebiet beantworten koumlnnen sollte Zeit fuumlr ein Fazit Viele fuumlhlen sich nun fuumlr kuumlnftige Reisen in Krisengebiete besser vorbereitet Einige meiner Kollegen sagen dass sie die Gefahr zuvor un-terschaumltzt und jetzt einen geschulteren Blick fuumlr De-tails haumltten Es stimmt Sensibilisiert fahre ich nach Hause und aufmerksamer als sonst betrachte ich den Wegesrand

Journalisten in Krisenregionen

Die BG ETEM versichert auch viele Journalisten Daher bietet sie dieses Seminar zusammen mit dem Bundesverteidigungsministerium Es wendet sich ausschlieszliglich an Journalistinnen und Journalisten die aus beruflichen Gruumlnden in Krisen- und Kriegsgebieten taumltig sind oder sich auf Einsaumltze in diesen Regionen vorberei-ten Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten des Personenschutzes oder von gemeinnuumltzigen Organisationen sind nicht zugelassen Ziel des Seminars Die Veranstaltung vermittelt in fuumlnf Tagen grund-legende Kenntnisse zum Umgang mit potenziel -len Gefahren fuumlr die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten Konkrete Gefaumlhrdungen sollen bewusst gemacht und moumlgliche Vermeidungs-strategien aufgezeigt werden Daruumlber hinaus bietet der Lehrgang eine Erste-Hilfe-Ausbildung und Hilfen zur Stressverarbeitung

Inhalt des Seminars Wirkung von Waffen Munition Kampfmitteln und Schutzmaszlignahmen

Erkennen und Vermeidung von Gefahren durch Minen und Sprengfallen

Verhalten in komplexen Situationen ein-schlieszliglich Gefangennahme

Lebensrettende Erstversorgung Verwundeter Zusammenarbeit zwischen Streitkraumlften und Journalisten im Einsatzland

Begleitung der Truppe bei Patrouillen und Schutzaufgaben

Psychische Belastungen und Praumlvention von Traumatisierungen

Versicherungsschutz durch die BG im In- und Ausland

Anmeldung bildung-wiesbadenbgetemde

Veranstaltungstermine 2016 im April Juli November und Dezember Ort Ausbildungs-zentrum der Bundeswehr in Hammelburg

rarr Info wwwbgetemde Webcode 14363753 Seminardatenbank Veranstaltungsnummer 146

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Waumlhrend der Dienstreise im Ausland geschieht ein Unfall Erste Hilfe ist

gefragt gegebenenfalls muumlssen Ver- sicherte zudem aumlrztlich versorgt werden Doch wie kommt man auf kuumlrzestem Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus

Um auch im Ausland optimale medizi-nische Versorgung gewaumlhrleisten zu koumln-nen hat die BG ETEM fuumlr ihre Versicherten gemeinsam mit der DRK Assistance einen 24-Stunden-Notruf eingerichtet Ein Anruf genuumlgt um etwa die schnelle Verlegung in ein geeignetes Krankenhaus vor Ort oder einen Krankenruumlcktransport zu or- ganisieren Die DRK Assistance bietet ein weltweites Netzwerk von Aumlrzten und Dienstleistern und kann nach der Unfall-meldung sofort Kontakt mit dem be- handelnden Arzt vor Ort aufnehmen So lassen sich Fragen zur Diagnose Qualitaumlt der Behandlung oder Kostenuumlbernahme kurzfristig klaumlren

Welches geeignete Arzneimittel steht im Ausland zur Verfuumlgung und wo sind deutsch- oder englischsprachige Aumlrzte zu finden Auch dazu koumlnnen Versicherte uumlber die Notfall-Hotline qualifiziert bera-ten werden

Auch wer beruflich im Ausland unterwegs ist kann auf den Schutz durch die BG ETEM zaumlhlen Eine Notfall-Hotline sichert Erreichbarkeit rund um die Uhr

Damit die Notrufnummer immer griffbereit ist bietet die BG ETEM spezielle Visiten-karten an (Bezugsmoumlglichkeiten unter info) Betriebe koumlnnen diese an ihre Beschaumlftigten vor Auslandsaufenthalten verteilen

Dokumentation Grundsaumltzlich muss die Berufsgenossen-schaft uumlber meldepflichtige Unfaumllle sofort informiert werden ndash auch wenn sie im

Notfall-Hotline der BG ETEM

Anruf genuumlgt

Ausland passieren Das gilt ebenfalls bei begruumlndetem Verdacht auf eine Berufs-krankheit Arbeitgeber nutzen dazu die-selben Formulare wie im Inland Schwere oder gar toumldliche Unfaumllle sind telefonisch zu melden

Nach der Ruumlckkehr Wenn Beschaumlftigte nach ihrer Ruumlckkehr noch medizinische Behandlung brauchen oder sie weiterhin arbeitsunfaumlhig sind muumlssen sie direkt den Durchgangsarzt aufsuchen Dabei empfiehlt es sich diesem saumlmtliche aumlrztlichen Berichte aus dem Ausland (wie z B den Medical Report siehe Infokasten links) vorzulegen Nur so kann sich der Arzt ein Bild uumlber die bisherige Versorgung machen und die Folgebehandlung darauf abstimmen

Wichtiger Hinweis Einige Krankheiten machen sich moumlglicherweise erst nach der Dienstreise bemerkbar manchmal sogar erst Monate spaumlter Bei Sympto-men wie beispielsweise ungeklaumlrtem Fieber oder anhaltenden Durchfaumlllen Hautveraumlnderungen Gelenkschwellungen Kopfschmerzen starkem Gewichtsverlust oder Lymphknotenschwellungen die etwa nach einem Tropen-Aufenthalt auftreten heiszligt es sofort zum Arzt Nancy Schmidt

rarr info Visitenkarte mit Notruf-

nummer der BG ETEM (siehe oben) als Download unter wwwbgetemde Webcode 11234792 oder per E-Mail

unter rehabgetemde

Medical Report

Im Medical Report dokumentiert der behandelnde Arzt eine aumlrztliche Behandlung im Ausland Er dient auch als Beweismittel fuumlr spaumltere Anspruumlche gegenuumlber der Sozial-versicherung Es empfiehlt sich betroffenen Mitarbeitern die Formulare zur Verfuumlgung zu stellen Bezug Kepnerdruck GmbH wwwkepnerdeA_20_Medical_ Reportpdf

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Wir wollen unsere Unfallquote halbie-renldquo Stefan Schirm Abteilungslei-

ter Umweltschutz und Arbeitssicherheit bei der BSH Hausgeraumlte GmbH in Traun-reut hat ehrgeizige Ziele Und er ist damit nicht allein Werksleitung Fuumlhrungskraumlf-te Betriebsrat und Beschaumlftigte ziehen an einem Strang

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Produktion ohne Unfaumllle war die Kampagne bdquo10 Goldene Regeln der Ar-beitssicherheitldquo im Jahr 2013 Neben Werksleiter Guumlnter Striegel und dem Be-triebsratsvorsitzenden Walter Waltrich standen zehn Manager des Standorts Pate fuumlr jeweils eine der Regeln Und das gleich mehrfach

Ein Kalender zeigte die Fuumlhrungskraumlfte auf monatlichen Fotos in privaten Situa- tionen ndash beim Bogenschieszligen Hecke- schneiden Radfahren oder Bergsteigen Dabei machten sie klar dass es sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit auf verantwortliches Handeln ankommt bdquoWir

Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

wollten eine Bruumlcke zwischen Privat- und Arbeitsleben schlagenldquo erlaumlutert Stefan Schirm bdquodenn Sicherheit spielt uumlberall ei-ne Rolleldquo

Die Regeln wurden so formuliert dass das bdquoIchldquo also jeder Einzelne als verant-wortlich Handelnder im Mittelpunkt steht bdquoWir haben ganz bewusst nicht formuliert was man sollte muumlsste oder nicht darf Wir sagen den Leuten Schaut auf euch selbst und eure Sicherheit Dann koumlnnt ihr euch auch um andere kuumlmmernldquo

Infomarkt fuumlr alle Beschaumlftigten Um die Bedeutung der zehn Regeln zu un-terstreichen gab es einen Informations-markt fuumlr alle Beschaumlftigten des Stand-orts An insgesamt 15 Terminen konnten sich jeweils 170 Kolleginnen und Kollegen an den zehn Informationsstaumlnden uumlber die einzelnen Regeln informieren Die Fuumlhrungskraumlfte selbst praumlsentierten an den einzelnen Staumlnden bdquoihreldquo Regel und diskutierten mit den Beschaumlftigten Fuumlr

Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

Stefan Schirm wirkte dies besonders uumlberzeugend auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Denn die Manager stan-den persoumlnlich fuumlr das Thema Arbeits- sicherheit ein

bdquoWir haben versucht da so viel Leben wie moumlglich reinzubringenldquo erinnert er sich Die Beschaumlftigten hatten etwa die Moumlglichkeit persoumlnliche Schutzausruumls-tung gleich am Stand auszuprobieren Das habe zu recht lebhaften Gespraumlchen gefuumlhrt Und selbst kritische Geister die meinten schon alles zu wissen und zu kennen seien zu uumlberzeugen gewesen bdquoSpaumltestens bei der dritten Station haben auch die mitgemachtldquo

Im Rahmen der Kampagne im Fruumlhjahr 2013 wurden 750 Kalender und Plakate gedruckt sowie zehn Informationsstaumlnde gestaltet Ergaumlnzend dazu gab es Artikel in der Mitarbeiterzeitung des Standorts sowie im Intranet des Unternehmens

Langfristiges Konzept Erste Wirkung zeigte die Kampagne rund ein halbes Jahr nach den Informationsver-anstaltungen bdquoIm Herbst und Winter hat-ten wir eine Phase von vier Monaten ohne einen einzigen Arbeitsunfall mit Ausfall-zeitenldquo erinnert sich Stefan Schirm Sonst seien es bis zu zwei Unfaumllle monatlich

Klaus Rabenstein Leiter Industrial Engineering trat fuumlr gegenseitige Ruumlcksichtnahme ein

Beim Info-Markt stellten sich die Manager der Diskussion mit den Beschaumlftigten

betrieb amp praxis

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Der Mensch im Mittelpunkt

Die bdquo10 Goldenen Regeln der Ar-beitssicherheitldquo der BSH Hausgerauml-te GmbH in Traunreut stellen den einzelnen Beschaumlftigten in den Mit-telpunkt Jeder soll jederzeit in der Lage sein sich nach diesen Regeln zu verhalten 1 Ich achte stets auf meine eige-

ne Sicherheit und Gesundheit 2 Ich nehme Ruumlcksicht auf meine

Kollegen und mache sie auf ih-re Sicherheit aufmerksam

3 Ich informiere mich gut uumlber Arbeitssicherheit

4 Ich mache nur Arbeiten die ich sicher beherrsche

5 Ich verwende nur sichere Werk-zeuge und Maschinen die ich benutzen darf

6 Ich benutze immer die vorge-schriebene Schutzausruumlstung

7 Ich befolge alle Gebots- Ver-bots- und Warnzeichen

8 Ich achte besonders auf Stap-ler und andere Fahrzeuge

9 Ich beseitige Gefaumlhrdungen so-fort oder informiere umgehend meinen Vorgesetzten

10 Ich melde Unfaumllle sofort und lasse auch kleine Verletzungen behandeln

Entstanden ist die Kampagne letztlich aus einer Krise Als es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auch am Standort Traunreut Probleme gab wollten sich die Verantwortlichen nicht nur den uumlblichen Sparreflexen ergeben Sie entwi-ckelten das bdquoProgramm Traunreut 2020ldquo das neben vielen wirtschaftlichen Zielen auch Visionen fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement formulierte

bdquoDie lassen sich einfach zusammenfas-senldquo erklaumlrt Stefan Schirm bdquo100 Prozent gesunde Mitarbeiter und keine Unfaumllleldquo So soll zum Beispiel die Zahl der Arbeits-unfaumllle von sieben auf drei pro eine Milli-on Arbeitsstunden reduziert werden

Der Weg zu den zehn Regeln fuumlhrte auch uumlber ein Seminar der BG ETEM bei dem sich Fuumlhrungskraumlfte des Standorts mit dem verhaltensbedingten Arbeits-schutz auseinandersetzten Einen moumlgli-chen Ansatzpunkt zur weiteren Verbesse-rung des ohnehin schon guten Niveaus der Arbeitssicherheit identifizierten sie

darin klare Regeln zu formulieren und deren Einhaltung auch einzufordern Um dieses Ziel zu erreichen lassen Stefan Schirm und seine Kollegen auch nach der Kampagne von 2013 nicht locker

bdquoWir variieren die Themen immer wie-der derzeit unter dem Stichwort Arbeits-sicherheit 20lsquo machen Newsletter und Flyerldquo Die Fuumlhrungskraumlfte sprechen Ar-beitssicherheit und Gesundheitsschutz auch bei Betriebsversammlungen regel-maumlszligig an bdquoMan muss eben immer wieder neue Wege findenldquo

Weiter dran bleiben Am Standort Traunreut der BSH Hausgerauml-te GmbH entwickeln und produzieren uumlber 3000 Beschaumlftigte mehr als 22 Millionen Herde und Kochfelder pro Jahr Das Werks-gelaumlnde in der Naumlhe des Chiemsees ist so groszlig wie die Insel Mainau Die Fabrik um-fasst verschiedene Produktionsstufen von der Blechbearbeitung bis zur Endmontage der elektrischen Geraumlte und ist so Schirm

in der Produktionstiefe durchaus mit ei-nem Automobilwerk zu vergleichen Allein die Zunahme des Personalstands in den letzten Jahren macht deutlich dass Ar-beitssicherheit weiter ein zentrales Thema bleiben wird bdquoDie Kampagne war sicher mehr als ein Strohfeuerldquo ist sich Schirm sicher bdquodennoch muumlssen wir die Leute im-mer wieder wachruumlttelnldquo

rarr info wwwbsh-groupde Standort Traunreut

Der Leiter Produktmarketing auf der Leiter Lars Schubert praumlsentierte die vierte Regel bdquoIch mache nur Arbeiten die ich sicher beherrscheldquo

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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

betrieb amp praxis

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

betrieb amp praxis

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pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

betrieb amp praxis

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

27etem 012016

Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

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1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

service

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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service

etem 012016

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  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

Die neuen Plakate der BG ETEM zur Betonung des Arbeitsschutzes gibt es unter Telefon 0221 3778-1020 oder im Netz unter wwwbgetemde Webcode 14822765

Plakatkampagne 2016

Richtig sicher

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kompakt

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Der Anteil der Stromunfaumllle an der Ge-samtzahl der meldepflichtigen Unfaumllle

scheint auf den ersten Blick gering Die Auswirkungen dieser Unfallart sind aber schwerwiegender als der Durchschnitt al-ler Unfaumllle Stromunfaumllle haben zum Bei-spiel bei den toumldlichen Arbeitsunfaumlllen ei-nen vergleichsweise hohen Anteil Selbst wenn die Stromunfallopfer nur einen so-genannten Wischer erleiden kann es trotzdem zu Spaumltfolgen kommen Diese koumlnnen noch Stunden nach der Durchstrouml-mung auftreten Spaumltfolgen koumlnnen u a gefaumlhrliche Herzrhythmusstoumlrungen sein Aus diesen Gruumlnden ist es wichtig Strom- unfaumlllen gezielt vorzubeugen

Arbeiten an elektrischen Anlagen ohne Gefahren ausfuumlhren Wenn geplante Arbeiten gut vorbereitet sind und waumlhrend der Arbeiten keine un-erwarteten Ereignisse eintreten denken die beteiligten Beschaumlftigten und Verant-wortlichen in der Regel an alle notwendi-gen Schutzmaszlignahmen Treten bei der Arbeit jedoch Stoumlrungen auf die unter Zeitdruck behoben werden muumlssen uumlber-sehen die Beschaumlftigten haumlufig grundle-gende Dinge oder vergessen sie Deshalb ist es wichtig auch moumlgliche Stoumlrungen vorherzusehen und die Stoumlrungsbeseiti-gung zu planen

Die DGUV Vorschrift 1 verlangt dass Ar-beiten nur an Personen uumlbertragen wer-den duumlrfen die dazu befaumlhigt sind Bei

Bei Arbeiten an elektrischen Anlagen ist immer mit Gefahren durch elektrischen Strom zu rechnen Deshalb muumlssen sich Beschaumlftigte und Verantwort- liche vor Beginn der geplanten Arbeiten intensiv damit befassen

Arbeiten an elektrischen Anlagen gibt es deshalb eine Reihe von verantwortlichen Personen die sich miteinander abspre-chen muumlssen Diese werden in der DIN VDE 0105-100 benannt

Verantwortliche Personen Verantwortlich bei Arbeiten an elektri-schen Anlagen ist in erster Linie der Anla-genverantwortliche Er kann die Auswir-kungen abschaumltzen wenn die vorgesehe-nen Arbeiten an der elektrischen Anlage durchgefuumlhrt werden Deshalb muss er den Arbeitsverantwortlichen uumlber die Auswirkungen informieren Der Arbeits-verantwortliche ist der Garant dafuumlr dass diejenigen die die Arbeiten ausfuumlhren sicher arbeiten koumlnnen und dabei gesund bleiben

Zur Arbeit befaumlhigte Personen Arbeiten an elektrischen Anlagen duumlrfen nur von Elektrofachkraumlften durchgefuumlhrt werden Als Elektrofachkraft zaumlhlt wer die uumlbertragenen Arbeiten beurteilen und die damit verbundenen Gefahren erkennen kann Eine Elektrofachkraft muss auch uumlber ausreichende Kenntnis und Erfah-rung der uumlbertragenen Arbeiten verfuumlgen Weiter sind Kenntnisse der anerkannten Regeln der Technik noumltig Das dazu benouml-tigte Wissen wird in der Regel durch eine elektrotechnische Ausbildung erlangt

Bei Arbeiten an elektrischen Anlagen sind manchmal unterstuumltzende Taumltigkei-

Arbeiten an elektrischen Anlagen

Strom an Sicherheit aus

ten noumltig Fuumlr diese Taumltigkeiten sind nicht unbedingt Elektrofachkraumlfte erforderlich Die DGUV Vorschrift 3 laumlsst dafuumlr auch elektrotechnisch unterwiesene Personen (EuP) unter Leitung und Aufsicht durch ei-ne Elektrofachkraft zu

Die EuP wird durch die Elektrofachkraft und hier im Besonderen durch den Ar-beitsverantwortlichen elektrotechnisch unterwiesen Dadurch ist auch die EuP in der Lage die unterwiesenen Arbeiten si-cher durchzufuumlhren Voraussetzung ist je-doch dass die Elektrofachkraft die Lei-tung und Aufsicht fuumlr die EuP uumlbernimmt Das heiszligt sie ist weisungsbefugt und verantwortlich fuumlr die Sicherheit und Gesundheit der elektrotechnisch unter-wiesenen Person

In der Praxis bedeuten Leitung und Auf-sicht dass sich Elektrofachkraft und EuP in raumlumlicher und zeitlicher Naumlhe zueinander befinden damit die Elektro-fachkraft jederzeit erreichbar ist und kont-

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Richtigkeit uumlberpruumlfen und eventuell durch eine ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeur-teilung vervollstaumlndigen In der Ergaumlnzung wird nur vervollstaumlndigt oder abgewan-delt was vom Uumlblichen abweicht In der Praxis sind das Besonderheiten die bei der Arbeitsvergabe besprochen werden

Fehlt eine Gefaumlhrdungsbeurteilung fuumlr eine Taumltigkeit komplett muss sie in jedem Fall vor Arbeitsbeginn erstellt werden Wenn spezielle Hilfsmaterialien oder Ar-beitsmittel benoumltigt werden muss sich der Arbeitsverantwortliche davon uumlber-zeugen dass die beauftragten Beschaumlf-tigten wissen wie diese sicher benutzt werden Unter Umstaumlnden muss der Ar-beitsverantwortliche noch Ein- und Unter-weisungen vornehmen

Arbeiten im spannungsfreien Zustand Das Arbeitsschutzgesetz verlangt eine Ver-meidung von Gefahren Die DGUV Vor-

rollieren kann ob die Arbeiten sicher und richtig ausgefuumlhrt werden

Zusammenarbeit von Arbeits- und Anlagenverantwortlichen Bei Arbeiten an groszligen elektrischen Anla-gen oder in Netzen koordiniert der Anlagenverantwortliche die Schutzmaszlig-nahmen und spricht diese mit dem Arbeitsverantwortlichen durch Der Ar-beitsverantwortliche muss die Personen auswaumlhlen die die Arbeiten durchfuumlhren sollen und vor Arbeitsbeginn uumlber die kon-kreten Schutzmaszlignahmen informieren Der Arbeitsverantwortliche wird haumlufig erst vor Ort kurz vor Arbeitsbeginn be-nannt Trotzdem muss ihm bewusst sein dass er fuumlr die Sicherheit und den Gesund-heitsschutz der beteiligten Mitarbeiter verantwortlich ist

Fuumlhren Elektrofachkraumlfte die Arbeiten durch ist aufgrund ihrer Qualifikation in der Regel eine relativ hohe Sicherheit ge-

geben Kritischer ist die Situation wenn elektrotechnische Laien erst noch elektro-technisch unterwiesen werden muumlssen Hier uumlbernimmt die unterweisende Elek- trofachkraft die Fachverantwortung fuumlr diese Personen

Im Elektrohandwerk ist der Arbeitsver-antwortliche in der Regel auch der Anlagenverantwortliche Hier wird vom Ar-beitsverantwortlichen eine besondere Verantwortung verlangt da er in der Doppelfunktion des Arbeits- und Anlagen-verantwortlichen ist Bekommt er erst vor Ort oder kurz vor Arbeitsbeginn Einblick in die Unterlagen wird diese Aufgabe zu-saumltzlich erschwert

Gefaumlhrdungen beurteilen Zur Planung gehoumlrt eine Gefaumlhrdungsbe-urteilung vor Arbeitsbeginn Im Regelfall existiert die Gefaumlhrdungsbeurteilung be-reits fuumlr eine Vielzahl der Arbeiten Der Ar-beitsverantwortliche muss vor Ort deren

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schrift 3 verlangt deshalb im Allgemeinen Arbeiten im spannungsfreien Zustand Um den spannungsfreien Zustand herzustel-len sind die bdquo5 Sicherheitsregelnldquo anzu-wenden (lesen Sie dazu bitte S 11)

Arbeiten in der Naumlhe unter Spannung stehender Teile Haumlufig liegt ein falsches Verstaumlndnis fuumlr das Arbeiten in der Naumlhe unter Spannung stehender Teile (AiN) vor Die DGUV Vor-schrift 3 versteht darunter das Eindringen in die Annaumlherungszone ohne die Gefah-renzone erreichen zu koumlnnen In der Pra-xis houmlrt man deshalb oft die Aussage bdquoIch passrsquo schon aufldquo ndash und meint bdquoIch kom-me nicht an spannungsfuumlhrende Teileldquo

Die BG ETEM hat speziell fuumlr diese Aus-sagen auf Messen einen Versuchsstand aufgebaut an dem die Besucher zeigen koumlnnen ob und wie sie aufpassen Dazu soll eine Oumlse um einen Draht herum von einer Seite zur anderen gefuumlhrt werden ohne den Draht zu beruumlhren Jedes Beruumlh-ren ist einer Koumlrperdurchstroumlmung gleich-zusetzen Die Erfahrung zeigt dass ndash selbst wenn die Strecke ein- oder zweimal ohne Beruumlhren erfolgreich absolviert wur-de ndash Zeitdruck Hektik oder Ablenkung zu Beruumlhrungen des Drahtes fuumlhren Deshalb lautet die klare Forderung bdquo die Gefah-renzone darf nicht erreicht werden koumln-nenldquo Das ist in der Praxis allerdings nur durch einen mindestens teilweisen Beruumlh-rungsschutz moumlglich (5 Sicherheitsregel)

Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen (AuS) heiszligt sinngemaumlszlig dass span-nungsfuumlhrende Teile bewusst mit dem Koumlr-per oder mit Gegenstaumlnden beruumlhrt wer-den Wenn also die arbeitende Person mit Werkzeugen spannungsfuumlhrende Teile be-ruumlhrt ist das AuS Auch das unbewusste oder unbeabsichtigte Beruumlhren z B beim Abrutschen wird dem AuS gleichgesetzt

Nach der DGUV Vorschrift 3 sect6 ist AuS grundsaumltzlich nicht zulaumlssig Der sect8 zeigt jedoch Moumlglichkeiten auf unter denen AuS moumlglich sind Finden AuS statt muumls-sen ndash unabhaumlngig von der Spannungshouml-he und der Spannungsart ndash eine gefaumlhrli-che Koumlrperdurchstroumlmung und die Gefahr eines Lichtbogens immer ausgeschlossen sein Dies ist allerdings nur in seltenen Faumlllen durch die Art der Anlage gegeben In der DGUV Regel 103-011 bdquoArbeiten unter Spannung an elektrischen Anlagen und

Betriebsmittelnldquo werden Verfahren zum Durchfuumlhren von AuS beschrieben Dabei ist zunaumlchst eine Gefaumlhrdungsbeurteilung noumltig Auf deren Grundlage entscheidet der Unternehmer uumlber die Anwendung der AuS-Arbeitsmethode

AuS duumlrfen nur durchgefuumlhrt werden wenn die Sicherheit und der Gesundheits-schutz aller an den Arbeiten beteiligten Personen sichergestellt werden kann In der Regel wird dies nur durch geeignete Arbeitsverfahren sowie mit gut ausgebil-detem und ausgeruumlstetem Personal er-reicht Die Tabelle 5 zum sect8 der DGUV Vorschrift 3 gibt eine Uumlbersicht zu den Randbedingungen fuumlr die Auswahl des

das Heranfuumlhren von Spannungspruumlfern zum Durchfuumlhren der 3 Sicherheitsregel

das Abklopfen von Raureif mit isolieren-den Stangen oder

das Heranfuumlhren von geeigneten Hilfs-mitteln zum Reinigen

Bei allen Beispielen legt der Arbeitsver-antwortliche die technischen organisato-rischen und persoumlnlichen Sicherheits-maszlignahmen fest Er ist fuumlr die Umsetzung der Schutzmaszlignahmen durch die Be-schaumlftigten verantwortlich

Durchfuumlhrung der Arbeiten Jeder der an elektrischen Anlagen arbei-tet muss den Zustand der Anlage kennen Besonders wichtig ist

Wurden die 5 Sicherheitsregeln ange-wendet

Stehen noch Teile unter Spannung Welche Fehler bestehen an der Anlage

Der Arbeitsverantwortliche muss deshalb die sichere Durchfuumlhrung der Arbeiten kontrollieren und bei Abweichungen so-fort korrigieren Uumlber Veraumlnderungen des Schaltzustandes oder das Aufheben einer der 5 Sicherheitsregeln muss er die Arbei-tenden informieren

Fazit Um an elektrischen Anlagen sicher arbei-ten zu koumlnnen muumlssen die Arbeiten ge-plant werden Dabei ist zu beachten

Die Gefaumlhrdungsbeurteilung zeigt die noumltigen Schutzmaszlignahmen auf

Der Anlagenverantwortliche muss den Arbeitsverantwortlichen uumlber die Schutzmaszlignahmen an der Anlage ein-weisen

Der Arbeitsverantwortliche setzt die Schutzmaszlignahmen vor Ort um indem er alle Beschaumlftigte an der Anlage infor-miert einweist notfalls unterweist und kontrolliert

Allen Personen die an der elektrischen Anlage arbeiten muumlssen die Schutz-maszlignahmen bekannt sein Peter Westphal

rarr Info Fachgebiet Elektrische Gefaumlhrdung Tel 0221 3778-6178

Referat Elektrohandwerke im Fachgebiet Elektrohandwerke Unternehmermodell Tel 0221 3778-2414

Ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeurteilung Papierversion GB 002-B App fuumlr Smart-phone oder Tablet wwwbgetemde Webcode 13542847

Personals bei bestimmten Taumltigkeiten Deshalb ist es u a bei folgenden Arbei-ten zwingend notwendig eine schriftliche Anweisung der notwendigen Schutzmaszlig-nahmen mit Erlaumluterungen zu geben

Sicherungsleisten montieren und de-montieren

Abzweigmuffen von Hausanschlusskaumls-ten montieren

Montagearbeiten in Hilfsstromkreisen zur Fehlereingrenzung durchfuumlhren oder

Teilstromkreise uumlberbruumlcken Diese Taumltigkeiten duumlrfen nur Elektrofach-kraumlfte mit besonderer Ausbildung und schriftlicher Beauftragung durchfuumlhren

Bei Spannungen die unter 50 V AC bzw 120 V DC liegen duumlrfen auch Laien die Ar-beiten durchfuumlhren ndash sofern die Gefaumlhr-dung durch Lichtboumlgen ausgeschlossen ist Beispiel das Auswechseln von Batteri-en mit geringer Energie

Folgende Arbeiten koumlnnen in der Regel auch EuP unter Leitung und Aufsicht einer Elektrofachkraft durchfuumlhren

Sicherheit hat Vorrang Arbeiten sollten gene-rell im spannungsfreien Zustand stattfinden

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Das Unfallgeschehen bei der BG ETEM ist erfreulicherweise seit Jahren ruumlck-

laumlufig Unerfreulich ist hingegen die Entwicklung bei den Unfaumlllen durch elektrischen Strom (siehe Abbildung bdquoGemeldete und meldepflichtige Strom- unfaumllleldquo) Die steigende Zahl der elektri-schen Unfaumllle wirft bei der BG ETEM die Frage auf welche Maszlignahmen sinnvoll sind um diesen Negativtrend zu stoppen und umzukehren

Etwa 90 Prozent der elektrischen Unfaumllle sind im Bereich der Niederspannung (bis 1000 V Wechselspannung) zu verzeich-nen Betroffen ist uumlberwiegend Fachperso-nal die Elektrofachkraumlfte Unfallursache ist in den meisten Faumlllen dass die 5 Si-cherheitsregeln nicht oder nur unvollstaumln-dig angewendet wurden

Daher hat die BG ETEM beschlossen den Unternehmen und ihren Verantwortli-

Immer wieder kommt es zu elektrischen Unfaumlllen weil die 5 Sicherheitsregeln nicht beachtet werden Daher hat die BG ETEM nun Checklisten entwickelt mit deren Hilfe die richtige Anwendung dieser Regeln uumlberpruumlft werden kann

chen ein Hilfsmittel anzubieten mit dem sie vor Beginn elektrotechnischer Arbeiten innerhalb weniger Minuten uumlberpruumlfen koumlnnen ob die 5 Sicherheitsregeln richtig und vollstaumlndig angewendet wurden Da-

mit wird auch uumlberpruumlft ob die in der Gefaumlhrdungsbeurteilung festgelegten Maszlignahmen richtig umgesetzt wurden al-so eine ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeurtei-lung vor Ort gemacht wurde

Fuumlr die drei Bereiche Energieversor-gungsunternehmen (EVU) Industrie und Elektrohandwerk hat die BG bdquoChecklisten zur Arbeitsfreigabe nach den 5 Sicher-heitsregelnldquo erarbeitet Unterschieden nach jeweils mehreren typischen Taumltig-keitsfeldern die den groumlszligten Teil der elektrotechnischen Arbeiten in der Nieder-spannung abdecken stehen insgesamt elf Checklisten zur Arbeitsfreigabe zur Ver-fuumlgung Hartmut Oelmann

rarr info Die oben abgebildete und zehn weitere Checklisten koumlnnen unter wwwbgetemde Webcode 12201321 (Link anklicken Rubrik bdquoPraxishilfenGefaumlhrdungsbeurteilungldquo) als pdf- und als Word-Dateien herunterge-laden werden Die Word-Dateien koumlnnen in eigene Dokumente eingefuumlgt werden

Umsetzung der 5 Sicherheitsregeln in der Elektrotechnik

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2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

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Meldepflichtige Stromunfaumllle (ge3 Kalendertage Arbeitsunfaumlhigkeit)

Gemeldete Stromunfaumllle

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Gemeldete und meldepflichtige Stromunfaumllle (Quelle BG ETEM)

Die Checkliste bdquoEVUndashArbeiten an

Zaumlhleranlagenldquo ist eine der neuen

BG-Hilfen

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Was haben eine kerntechnische An- lage eine Intensivstation ein Flug-

zeugtraumlger und der internationale Bank-handel gemeinsam Ihre Organisation erfordert hohe Zuverlaumlssigkeit Ein Fehler kann katastrophale Ausmaszlige annehmen

Die Namen Tschernobyl Bhopal Har-risburg und Lehman Brothers haben sich in unser kollektives Gedaumlchtnis einge-brannt Sie stehen fuumlr die verheerenden Folgen die aus der Fehlfunktion eines komplexen technischen Systems erwach-sen koumlnnen Das Zusammenwirken uner-warteter Ereignisse mit zunaumlchst unbedeu-tend erscheinenden Fehlentscheidungen lieszligen die Systeme auszliger Kontrolle gera-ten Mit verheerenden Folgen fuumlr Men-schen Umwelt oder das weltweite Finanz-system

Eine ganze Forschungsrichtung hat sich seit den Neunzigerjahren des vergange-nen Jahrhunderts etabliert um dem Pro-blem zu begegnen Die High Reliability Theory (HRT) ndash zu Deutsch Theorie der hohen Zuverlaumlssigkeit

Ihre grundlegende Annahme ist es dass Fehlervermeidung allein nicht aus-reicht Auch nicht mit immer detaillierte-ren Anweisungen Vielmehr wird auf hin-tereinander gestaffelte Sicherungssyste-me gesetzt und vor allem auf eine beson-dere Achtsamkeit gegenuumlber Fehlern und Abweichungen Das Gespuumlr der Beschaumlf-tigten fuumlr problematische Situationen soll genutzt werden Dafuumlr muss im Unterneh-

Wie Organisationen Achtsamkeit erwerben und so die Arbeitssicherheit verbessern koumlnnen

men eine Kultur etabliert werden die die-se praumlventive Sorge aufmerksam aufgreift und in maszliggeschneiderte Rituale oder Prozesse bringt und diese staumlndig opti-miert

Viele Unternehmen verstehen sich mitt-lerweile als High-Reliability-Organisation (HRO) und zeichnen sich durch ihre beson-dere Achtsamkeit im Umgang mit komple-xen Technologien aus Obwohl manche technische Systeme in ihrer Dynamik prin-zipiell nicht vollstaumlndig beherrschbar sind

oder kleine Fehler uumlberpro-portional schwerwiegen-de Folgen haben koumlnnen haben sie die Faumlhigkeit entwickelt diese nahe-zu unfallfrei zu betrei-

ben Was liegt also naumlher als ihr Wissen zu nutzen um der Vision Zero naumlherzukommen einer Arbeitswelt ohne Arbeitsunfaumllle

Dr Just Mields Arbeitspsychologe bei der BG ETEM hat dazu die beiden Exper-ten Dr Annette Gebauer und Stefan Guumln-ther befragt

Wie gelingt es einer High-Reliability- Organisation dass letztlich erwartbare Fehler nicht zu einer Katastrophe fuumlh-ren Annette Gebauer Eine Organisation die sich High-Reliability-Organisation nennt hat ihren Titel eigentlich schon verspielt Wenn wir von HRO sprechen reden wir nicht von der festen Eigenschaft einer Or-ganisation auf der sie sich ausruhen kann Vielmehr meinen wir eine fortwaumlh-

Stichwort Zuverlaumlssigkeit

Aus Fehlern kollektiv lernen

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rende Aktivitaumlt des selbstkritischen Pruuml-fens Hinterfragens und Lernens in einem komplexen riskanten Umfeld

Was bedeutet das konkret Annette Gebauer Das ist vielleicht am besten mit dem fortwaumlhrenden Training einer Fuszligballmannschaft im Spitzenfeld zu vergleichen Jedes Spiel birgt neue Ri-siken auf die sich die Mannschaft vorbe-reiten muss ohne genau zu wissen ob die Taktik von gestern fuumlr morgen noch gilt Houmlrt man mit dem Training der Ana-lyse von besonderen Gegebenheiten oder des Fitnesszustands des Gegners und auch der eigenen Mannschaft auf ist der Abstieg sicher Deshalb sprechen wir auch lieber von High Reliability Organizing oder High Reli-ability Seeking Organizations Das Be-sondere dieser Form des Organisierens besteht darin sich nicht nur auf solide bdquostandard operating proceduresldquo zu ver-lassen sondern Teams fuumlr das Erkennen und den Umgang mit unerwarteten Plan-abweichungen und undurchsichtigen komplexen Situationen bewusst vorzube-reiten Gemeint ist eine kollektive Kompe-tenz der Organisation die mehr ist als die Faumlhigkeit der einzelnen Spieler

Was kennzeichnet den HRO-Ansatz und welche bdquoWerkzeugeldquo haben sich be-waumlhrt Annette Gebauer Es gibt zahlreiche Moumlg-lichkeiten mit High Reliability Organizing anzufangen Bewaumlhrt haben sich zum Bei-spiel kurze in den Alltag eingebaute kol-

Im Team lassen sich unerwartete und komplexe Situatio-nen leichter erkennen und durchschauen

mensch amp arbeit

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lektive Achtsamkeitsrituale in denen be-wusst nach Besonderheiten und Abwei-chungen gefragt wird Ein zentrales Ele-ment des Crew- oder Cockpit Ressource Managements ist das gezielte Uumlben von Widerspruch gegenuumlber dem Piloten oh-ne den Respekt voreinander zu verlieren

Wie kann man das im betrieblichen Alltag umsetzen Annette Gebauer Ich persoumlnlich halte gute strukturierte Briefing- und Debrie-fing-Gespraumlche fuumlr sehr wertvoll Im Brie-fing-Gespraumlch gewinnt jedes Teammit-glied ein besseres Verstaumlndnis von der geplanten Aufgabe sodass jeder mitden-ken kann Im Debriefing-Gespraumlch reflek-tiert das Team an welchen Stellen es zu Planabweichungen gekommen ist und wie es mit dem Unerwarteten umgegangen ist Die Faumlhigkeit des eher geistesgegen-waumlrtigen Handelns im Moment wird damit nicht einfach dem Zufall oder dem Einzel-nen uumlberlassen sondern sie wird zum Gegenstand des Lernens im Team Eine weiteres Achtsamkeitsritual sind Er-eignis- oder Musteranalysen von unerwar-teten Fehlern und Ereignissen die zum Organisationslernen genutzt werden Hie-rarchie- und fachuumlbergreifende Teams er-gruumlnden vor Ort die Bedingungen und Zu-sammenhaumlnge des Misslingens Sie nut-zen wie wir es nennen ein unerwartetes Ereignis als Fenster zum System Individu-elle Schuldzuweisungen sind hier tabu und damit erleben die Beteiligten etwas was sonst meist nur gefordert wird eine Kultur des offenen Umgangs mit Fehlern

Hat der HRO-Ansatz Einfluss auf die Rolle von Management und Fuumlhrung Stefan Guumlnther Fuumlhrung ist nicht alles aber ohne Fuumlhrung ist alles nichts In die-ser Kultur besteht ein Unterschied fuumlr Fuumlh-rungskraumlfte darin in bestimmten Phasen die hierarchischen Unterschiede auszu-blenden Expertise Wahrnehmungen und Annahmen anderer weder zu dominieren noch abzuwerten oder einzuschuumlchtern Wir sprechen auch von Wir-Kultur statt Ihr-Kultur die sich eher auf Kritik Appelle Vorgaben und Sanktionen reduziert Fuumlhrungskraumlfte akzeptieren dass sie oft Unwissende sind und sie das Wissen anderer zur differenzierten Bearbeitung bestehender Probleme und zukuumlnftiger Risiken zusammenbringen muumlssen Sie werden also zu Fragenden Ermoumlglichern Unterstuumltzern und Ermutigern

Das bedeutet auch Fuumlhrungskraumlfte muumlssen umdenken Stefan Guumlnther Ja die entscheidenden Veraumlnderungen der Fuumlhrungsrolle zeigen sich immer sowohl im System ndash zum Bei-spiel offenes Fragen nach Besonderhei-ten Szenarien zur Vorbereitung auf Uner-wartetes Reagieren auf Abweichungen von Standards ndash als auch in der Arbeit am System Zum Beispiel die Bedeutung von Sicherheitsverhalten in Beurteilung und Personalentwicklung Beruumlcksichti-gung von Sicherheitsexpertisen in der Planung Einfuumlhren und Sicherstellen neuer Prozesse Methoden Werkzeuge Weitere erfolgskritische Aspekte von Fuumlhrung sind die in der Belegschaft wahr-genommenen Entscheidungen der Fuumlh-rungskraumlfte wenn es um den Konflikt Sicherheit ndash ProfitabilitaumltZeit oder den Umgang mit dem Spannungsfeld Offen-heit ndash Umgang mit Sanktionen geht Oft haben Fuumlhrungskraumlfte die bestehende Kultur mit guten Absichten mitgepraumlgt zu deren Veraumlnderung sie jetzt aufrufen Kurzum Wenn Fuumlhrung nicht bereit ist sich selbst als Bestandteil des Problems und der Loumlsung zu sehen und zu reflek-tieren hat HRO keine echte Chance

Laumlsst sich der HRO-Ansatz auch auf kleine Unternehmen uumlbertragen und wel-che Tools wuumlrden Sie hier empfehlen Stefan Guumlnther Aber natuumlrlich denn hier kann Fuumlhrung viel schneller ein System in Bewegung bringen vorausgesetzt eine kritische Masse sieht darin einen Nutzen und gibt dieser Idee einen Sinn Ist die Notwendigkeit mal erkannt kann man die gesamte Fuumlhrungsmannschaft schneller an den Tisch bekommen und

mit weniger beteiligten Schnittstellen Gremien und einfacheren Entscheidungs-strukturen oft effektiver arbeiten Damit kommt man besser an die entscheiden-den Einflussfaktoren der Organisation Die Instrumente sind prinzipiell die glei-chen wie z B Ereignisanalysen Selbst-einschaumltzung der Sicherheitsarbeit Ritua-le fuumlr unsichere Zustaumlnde etc Manchmal muss man jedoch die Instrumente anpas-sen oder zuschneiden auf die konkreten Bedingungen und die Sprache der Ziel-gruppen

Woran erkenne ich High Reliability Organizing Stefan Guumlnther Wenn ich mich als Frem-der regelwidrig verhalte kommt schnell eine Person auf mich zu die mit mir die Regel aufgreift und mich respektvoll und bestimmt anleitet Oder ich werde erken-nen dass in der Analyse kleiner Abwei-chungen oder sogenannter Beinahe-Un-faumllle kein Schuldiger gesucht wird son-dern die Bedingungen erkundet und die Ursachenbehebung Zeit und Aufmerksam-keit bekommt

Wie groszlig ist der Aufwand um sich als Unternehmen in Richtung Achtsamkeit und Sicherheitskultur zu bewegen Annette Gebauer Die groumlszligte Herausfor-derung ist das Behalten eines langen Atems Meistens starten Unternehmen aus einer Krisensituation heraus und sind bereit in die Entwicklung ihrer Achtsam-keitskultur zu investieren HRO braucht aber ein kontinuierliches Investment in Kommunikation und Information Training und Pruumlf- und Lernschleifen

Zur Person

Stefan Guumlnther ist Geschaumlftsfuumlh-rer der WSM GmbH und Netz-werkpartner der ICL GmbH Als Experte fuumlr

Management- und Fuumlhrungskraumlf-teentwicklung Strategie und Change Coaching von Schluumlssel-personen Beraterqualifizierung ist er unter anderem fuumlr ABB EnBW BASF ThyssenKrupp oder Lufthansa taumltig

Zur Person

Dr Annette Gebauer ist Inhaberin der ICL GmbH und auf High Reliabili-ty Organizing sowie Kultur-

und Managemententwicklung spezialisiert Sie unterstuumltzt Unter-nehmen wie ThyssenKrupp BASF SAP RWE Coca-Cola Commerz-bank Sabic Boehringer-Ingelheim und andere

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Der Stellenwert der bdquoBetrieblichen Gesundheitsfoumlrderungldquo hat in den

letzten Jahren stetig zugenommen Viele Unternehmen haben erkannt dass es oumlkonomisch sinnvoller ist in Gesundheit Motivation und Leistungsfaumlhigkeit der Beschaumlftigten zu investieren als hohe Kosten fuumlr Krankheit Produktionsausfall Ersatz und Wiedereingliederung zu tragen

Wissenschaftliche Studien haben ermit-telt dass fuumlr jeden fuumlr betriebliche Ge-sundheitsfoumlrderung eingesetzten Euro im Durchschnitt 240 Euro zuruumlckflieszligen Die-ser Erfolg wird erbracht durch gesunde motivierte Mitarbeiter eine hohe Effizienz und geringere Ausfallzeiten So steigern Betriebe mittel- bis langfristig ihren Ge-winn Die gewinnsteigernden Effekte sind

Motivation der Beschaumlftigten Verbesserung des Gesundheitszustan-des aller Beschaumlftigten

Verbesserung der innerbetrieblichen Kommunikation

bessere Produktqualitaumlt houmlhere Attraktivitaumlt des Unternehmens bzw besseres Image

Zu vorausschauendem Management gehoumlrt es auch die Gesundheit und Motivation der Beschaumlftigten zu foumlrdern Ein neues Seminar zeigt Strategien die sich praktisch bewaumlhrt haben

Steigerung der Produktivitaumlt und Flexibi-litaumlt

langfristige Reduzierung der Fehlzeiten der Fluktuationsraten und der damit verbundenen Kosten

In dem vorliegenden Seminar wird ge-zeigt wie diese Ziele realisiert werden koumlnnen Im Einzelnen wird dabei den fol-genden Fragen nachgegangen

Wie muss unser Unternehmen organi-siert sein um eine erfolgreiche Gesund-heitsfoumlrderung und die Work-Life-Balan-ce der Beschaumlftigten zu verwirklichen

Wie erreichen wir dass die Mitarbeiter und Vorgesetzten sich wirklich immer richtig verhalten und das Thema Ge-sundheit verinnerlichen

Wie bekommen wir das Thema Gesund-heit in die Koumlpfe der Beschaumlftigten

Was koumlnnen wir noch machen als im-mer wieder auf das richtige Verhalten hinzuweisen

Wie koumlnnen gesunde Angewohnheiten entstehen

Wie koumlnnen wir die Gesundheit der Mit-arbeiter nachhaltig steuern

Um diese Fragen zu beantworten werden im Seminar pragmatische Loumlsungen entwickelt Damit profitierten die Unter-nehmen ebenso wie Fuumlhrungskraumlfte und Beschaumlftigte

rarr info Seminar Unternehmenserfolg durch gesunde und motivierte Mitarbeiter Termine 22072016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-041) 16122016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-042) wwwbgetemde Webcode 11326642

Seminar fuumlr Fuumlhrungskraumlfte

Ein Schluumlssel zum Erfolg

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wwwbgetemde Webcode 12484059

Aufblaumlttern Nachlesen Anwenden etem ndash das Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung

Als E-Paper und PDF im Netz jederzeit verfuumlgbar

etem 012016

Tag 1 Ohne Deckung

Ich blicke in verschlafene Gesichter Nach dem Fruumlhstuumlck in der Truppen-

kuumlche beginnt der erste Lehrgangstag puumlnktlich um 7 Uhr zunaumlchst im Houmlr-

saal Oberstleutnant Volker Dewenter wird uns in den kommenden Tagen

als Houmlrsaalleiter auf allen theoretischen und praktischen Stationen der

Ausbildung begleiten

Ausfuumlhrlich erklaumlrt er verschiedene Typen von Minen und welchen Scha-

den sie anrichten koumlnnen Wir gehen Szenarien wie zum Beispiel das Ver-

halten an Checkpoints durch eroumlrtern die verschiedenen Situationen einer

moumlglichen Geiselnahme und besprechen Details wie die Vor- und Nachteile

des Tragens von Eheringen in unterschiedlichen Kulturraumlumen

Bei der Besichtigung eines beschossenen Autos wird mit Hollywood-

Mythen aufgeraumlumt Beim Anblick der total durchloumlcherten Fahrzeugtuumlr wird

schnell klar Bei Beschuss durch Pistole oder Maschinengewehr im Stile der

bdquoStirb langsamldquo-Filme sucht man besser woanders Schutz

Nachmittags steht Waffenkunde auf dem Lehrplan Wir werden zunaumlchst

mit den gebraumluchlichsten Waffen der Bundeswehr vertraut gemacht Nur

wenige meiner Kollegen nehmen das Angebot an eine Panzerfaust oder ein

Maschinengewehr in die Hand zu nehmen um ein Gefuumlhl dafuumlr zu bekom-

men Beeindruckend ist die Wirkung der Waffen Egal ob Glas Holz Be-

ton oder Metall Nahezu alle Materialien geben fruumlher

oder spaumlter nach

Als wir Attrappen von Sprengfallen und Blindgaumlngern in

einem unuumlbersichtlichen Feld finden sollen gibt es den

ersten fiktiven Zwischenfall Mehr als 30 Minen-Dummies

sind teils offensichtlich teils sorgfaumlltig versteckt Dass wir

in unserer Unbekuumlmmertheit auf den Druckzuumlnder einer

neben dem Weg platzierten Antipersonenmine treten ist

natuumlrlich von den Ausbildern beabsichtigt So lernen wir

welche Gefahren abseits der befestigten Straszligen lauern

koumlnnen Auch wenn es keine echte Explosion gibt und die

Mine nur ein Dummy war hat die Lektion gesessen

In Krisenregionen garantiert die Kennzeichnung bdquoPressldquo keinen Schutz vor unangenehmen Situationen

Diese fuumlnf Tage bereiten auf das Schlimmste vor Die Teil -

nehmerinnen und Teilnehmer werden beschossen aus ihrem Auto gezerrt oder sogar entfuumlhrt Das Ziel dieser realistischen Sze-narien auf dem Trainingsgelaumlnde der Bundeswehr im fraumlnkischen Hammelburg ist es Reporter auf den Einsatz in Kriegs- und Krisen-gebieten vorzubereiten Bundes-wehr-Redakteurin Ulrike Jenssen hat die Ausbildung mitgemacht Hier Teile ihres Tagebuchs

BG ETEM und Bundeswehr bieten spezielles Training fuumlr Journalisten in Krisengebieten

Seminare

Anleitung zum Uumlberleben

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Tag 2 Achtung Granate Viele von uns tragen an diesem Morgen das erste Mal ei-ne ballistische Schutzweste der sogenannten Schutzklas-se 4 wie sie auch die Bundeswehrsoldaten in den Ein-satzgebieten tragen Die Weste wiegt zwoumllf Kilogramm weil sie mit schweren Platten aus einem speziellen Verbund-werkstoff verstaumlrkt ist Auszligerdem bekommen wir einen Helm und lernen dass der lediglich vor Splittern aber nicht zwin-gend vor direktem Beschuss schuumltzt

Wir sollen den Buumlrgermeister eines kleinen Dorfes in einer Krisenregion interview-en Mit meiner kleinen Gruppe ndash dem Tonassistenten der Kamerafrau und der Produzentin ndash laufe ich durch das Dorf Ploumltzlich fallen Schuumlsse Granate Sie faumlllt vor meine Fuumlszlige Ich habe Panik und renne weg Das sagt mir mein Instinkt

Soldaten wissen natuumlrlich dass ich mich in den maximal drei Sekunden bis eine scharfe Handgranate in einem echten Szenario explodiert waumlre kaum haumltte um-drehen koumlnnen Und schon gar nicht haumltte ich es geschafft mich aus dem Gefahrenra-dius in Sicherheit zu bringen Ich haumltte mich einfach nur hinschmeiszligen sollen Liebes Ta-gebuch Schon am zweiten Tag des Lehr-gangs bin ich das erste Mal tot Nachmittags fahren wir auf die Schieszlig-bahn Mit Gefechtsmunition wird uumlber unsere Koumlpfe hinweggeschossen Wir sollen heraus-houmlren wo sich die Schuumltzen aufhalten und ob wir uns vor oder hinter der Schusslinie befin-den Das ungeuumlbte Gehoumlr hat zunaumlchst keine Chance aber wir werden immer besser

Tag 3 Carjacking

Mit den weiszligen Kleinbussen fahren wir morgens wieder in das bdquoKrisenge-

bietldquo Auf dem Fahrzeug ist gut sichtbar das Schild bdquoPressldquo angebracht

doch auch heute wird unsere journalistische Unabhaumlngigkeit mit Sicher-

heit nicht respektiert werden Wir haben vor Fahrtbeginn eine Karte zur

Orientierung bekommen Fuumlr einen perfekten Reportage-Tag in der Krisen-

region werden uns auszligerdem ein Sprachmittler und ein Fahrer zur Seite

gestellt

Mehrere Checkpoints muumlssen passiert werden Die Durchsuchungen

lassen wir mit professioneller Distanz uumlber uns ergehen auch wenn sie

unangenehm sein koumlnnen bloszlig keinen Anlass geben Immer wieder will

man wissen wer wir sind und wohin wir wollen Die Grenze zwischen Be-

fragung und Verhoumlr ist flieszligend

Als wir gerade auf dem Weg zu einem Pressetermin sind wird unser

Fahrzeug von bewaffneten Maumlnnern umzingelt Carjacking Die Autos sind

weg und wir muumlssen uns zu Fuszlig durch den Wald zur naumlchsten Stadt durch-

schlagen Im einzigen Gasthaus muumlssen wir Verhandlungsgeschick bewei-

sen Man spricht weder Deutsch noch Englisch will

aber Bares sehen Fuumlr viel Geld gibt es

wenig Luxus Der Betonboden ist kalt

und die Raumlumlichkeiten sind nur maumlszligig

beheizt Bevor wir uns auf den Feldbet-

ten niederlassen teilen wir Wachen ein

Sicher ist sicher

Autodiebe uumlberfallen den Presse-Konvoi

Arme schoumln hochhalten Die Rollenspieler sind nicht zimperlich

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Vermummte stuumlrmen in die Herberge der Journalisten

Tag 4 Stunden der Ungewissheit

Von der unruhigen Nacht gezeichnet freuen sich morgens

alle auf einen heiszligen Kaffee und das Fruumlhstuumlck in der Her -

berge obwohl klar ist dass die naumlchste Uumlberraschung nicht

lange auf sich warten lassen wird Kaum ist der Kaffee ge -

trunken houmlren wir drauszligen auch schon Gewehrfeuer Alle

springen vom Fruumlhstuumlckstisch auf und rennen in Richtung

des Bunkers Der wird jedoch nicht schnell genug erreicht

Ein Dutzend schwerbewaffnete Vermummte ist bereits im

Haus Mit dieser Erstuumlrmung beginnt die Geiselnahme

die Ungewissheit hellip

Als es vorbei ist steht die Sicherheit an erster Stelle Psy -

chologen Sanitaumlter und der Lehrgangsleiter stehen bereit

um das Erlebte mit uns auszuwerten und gemeinsam zu ver-

stehen Alle sind wohlauf fuumlhlen sich mental gefestigt und

sind auch physisch noch einigermaszligen fit Abends ist Zeit

die Eindruumlcke zu ordnen und sich aus-

zutauschen Das

Erlebte bleibt ndash

ebenfalls aus Sicher-

heitsgruumlnden ndash

zwischen den Teilneh-

mern und wird nicht

berichtet

Tag 5 Sensibilisiert Der letzte Tag im Houmlrsaal Ein Sanitaumltsfeldwebel gibt uns praktische Tipps zur Wundschnellversorgung und erklaumlrt worauf es ankommt wenn man Schuss- und Brandverletzungen versorgen muss Und wie lautet eigentlich die Notrufnummer in diesem oder jenem Land Wo ist das naumlchste Krankenhaus Es sind einfache Fragen die man bereits vor der Reise in das Krisengebiet beantworten koumlnnen sollte Zeit fuumlr ein Fazit Viele fuumlhlen sich nun fuumlr kuumlnftige Reisen in Krisengebiete besser vorbereitet Einige meiner Kollegen sagen dass sie die Gefahr zuvor un-terschaumltzt und jetzt einen geschulteren Blick fuumlr De-tails haumltten Es stimmt Sensibilisiert fahre ich nach Hause und aufmerksamer als sonst betrachte ich den Wegesrand

Journalisten in Krisenregionen

Die BG ETEM versichert auch viele Journalisten Daher bietet sie dieses Seminar zusammen mit dem Bundesverteidigungsministerium Es wendet sich ausschlieszliglich an Journalistinnen und Journalisten die aus beruflichen Gruumlnden in Krisen- und Kriegsgebieten taumltig sind oder sich auf Einsaumltze in diesen Regionen vorberei-ten Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten des Personenschutzes oder von gemeinnuumltzigen Organisationen sind nicht zugelassen Ziel des Seminars Die Veranstaltung vermittelt in fuumlnf Tagen grund-legende Kenntnisse zum Umgang mit potenziel -len Gefahren fuumlr die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten Konkrete Gefaumlhrdungen sollen bewusst gemacht und moumlgliche Vermeidungs-strategien aufgezeigt werden Daruumlber hinaus bietet der Lehrgang eine Erste-Hilfe-Ausbildung und Hilfen zur Stressverarbeitung

Inhalt des Seminars Wirkung von Waffen Munition Kampfmitteln und Schutzmaszlignahmen

Erkennen und Vermeidung von Gefahren durch Minen und Sprengfallen

Verhalten in komplexen Situationen ein-schlieszliglich Gefangennahme

Lebensrettende Erstversorgung Verwundeter Zusammenarbeit zwischen Streitkraumlften und Journalisten im Einsatzland

Begleitung der Truppe bei Patrouillen und Schutzaufgaben

Psychische Belastungen und Praumlvention von Traumatisierungen

Versicherungsschutz durch die BG im In- und Ausland

Anmeldung bildung-wiesbadenbgetemde

Veranstaltungstermine 2016 im April Juli November und Dezember Ort Ausbildungs-zentrum der Bundeswehr in Hammelburg

rarr Info wwwbgetemde Webcode 14363753 Seminardatenbank Veranstaltungsnummer 146

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Waumlhrend der Dienstreise im Ausland geschieht ein Unfall Erste Hilfe ist

gefragt gegebenenfalls muumlssen Ver- sicherte zudem aumlrztlich versorgt werden Doch wie kommt man auf kuumlrzestem Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus

Um auch im Ausland optimale medizi-nische Versorgung gewaumlhrleisten zu koumln-nen hat die BG ETEM fuumlr ihre Versicherten gemeinsam mit der DRK Assistance einen 24-Stunden-Notruf eingerichtet Ein Anruf genuumlgt um etwa die schnelle Verlegung in ein geeignetes Krankenhaus vor Ort oder einen Krankenruumlcktransport zu or- ganisieren Die DRK Assistance bietet ein weltweites Netzwerk von Aumlrzten und Dienstleistern und kann nach der Unfall-meldung sofort Kontakt mit dem be- handelnden Arzt vor Ort aufnehmen So lassen sich Fragen zur Diagnose Qualitaumlt der Behandlung oder Kostenuumlbernahme kurzfristig klaumlren

Welches geeignete Arzneimittel steht im Ausland zur Verfuumlgung und wo sind deutsch- oder englischsprachige Aumlrzte zu finden Auch dazu koumlnnen Versicherte uumlber die Notfall-Hotline qualifiziert bera-ten werden

Auch wer beruflich im Ausland unterwegs ist kann auf den Schutz durch die BG ETEM zaumlhlen Eine Notfall-Hotline sichert Erreichbarkeit rund um die Uhr

Damit die Notrufnummer immer griffbereit ist bietet die BG ETEM spezielle Visiten-karten an (Bezugsmoumlglichkeiten unter info) Betriebe koumlnnen diese an ihre Beschaumlftigten vor Auslandsaufenthalten verteilen

Dokumentation Grundsaumltzlich muss die Berufsgenossen-schaft uumlber meldepflichtige Unfaumllle sofort informiert werden ndash auch wenn sie im

Notfall-Hotline der BG ETEM

Anruf genuumlgt

Ausland passieren Das gilt ebenfalls bei begruumlndetem Verdacht auf eine Berufs-krankheit Arbeitgeber nutzen dazu die-selben Formulare wie im Inland Schwere oder gar toumldliche Unfaumllle sind telefonisch zu melden

Nach der Ruumlckkehr Wenn Beschaumlftigte nach ihrer Ruumlckkehr noch medizinische Behandlung brauchen oder sie weiterhin arbeitsunfaumlhig sind muumlssen sie direkt den Durchgangsarzt aufsuchen Dabei empfiehlt es sich diesem saumlmtliche aumlrztlichen Berichte aus dem Ausland (wie z B den Medical Report siehe Infokasten links) vorzulegen Nur so kann sich der Arzt ein Bild uumlber die bisherige Versorgung machen und die Folgebehandlung darauf abstimmen

Wichtiger Hinweis Einige Krankheiten machen sich moumlglicherweise erst nach der Dienstreise bemerkbar manchmal sogar erst Monate spaumlter Bei Sympto-men wie beispielsweise ungeklaumlrtem Fieber oder anhaltenden Durchfaumlllen Hautveraumlnderungen Gelenkschwellungen Kopfschmerzen starkem Gewichtsverlust oder Lymphknotenschwellungen die etwa nach einem Tropen-Aufenthalt auftreten heiszligt es sofort zum Arzt Nancy Schmidt

rarr info Visitenkarte mit Notruf-

nummer der BG ETEM (siehe oben) als Download unter wwwbgetemde Webcode 11234792 oder per E-Mail

unter rehabgetemde

Medical Report

Im Medical Report dokumentiert der behandelnde Arzt eine aumlrztliche Behandlung im Ausland Er dient auch als Beweismittel fuumlr spaumltere Anspruumlche gegenuumlber der Sozial-versicherung Es empfiehlt sich betroffenen Mitarbeitern die Formulare zur Verfuumlgung zu stellen Bezug Kepnerdruck GmbH wwwkepnerdeA_20_Medical_ Reportpdf

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Wir wollen unsere Unfallquote halbie-renldquo Stefan Schirm Abteilungslei-

ter Umweltschutz und Arbeitssicherheit bei der BSH Hausgeraumlte GmbH in Traun-reut hat ehrgeizige Ziele Und er ist damit nicht allein Werksleitung Fuumlhrungskraumlf-te Betriebsrat und Beschaumlftigte ziehen an einem Strang

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Produktion ohne Unfaumllle war die Kampagne bdquo10 Goldene Regeln der Ar-beitssicherheitldquo im Jahr 2013 Neben Werksleiter Guumlnter Striegel und dem Be-triebsratsvorsitzenden Walter Waltrich standen zehn Manager des Standorts Pate fuumlr jeweils eine der Regeln Und das gleich mehrfach

Ein Kalender zeigte die Fuumlhrungskraumlfte auf monatlichen Fotos in privaten Situa- tionen ndash beim Bogenschieszligen Hecke- schneiden Radfahren oder Bergsteigen Dabei machten sie klar dass es sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit auf verantwortliches Handeln ankommt bdquoWir

Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

wollten eine Bruumlcke zwischen Privat- und Arbeitsleben schlagenldquo erlaumlutert Stefan Schirm bdquodenn Sicherheit spielt uumlberall ei-ne Rolleldquo

Die Regeln wurden so formuliert dass das bdquoIchldquo also jeder Einzelne als verant-wortlich Handelnder im Mittelpunkt steht bdquoWir haben ganz bewusst nicht formuliert was man sollte muumlsste oder nicht darf Wir sagen den Leuten Schaut auf euch selbst und eure Sicherheit Dann koumlnnt ihr euch auch um andere kuumlmmernldquo

Infomarkt fuumlr alle Beschaumlftigten Um die Bedeutung der zehn Regeln zu un-terstreichen gab es einen Informations-markt fuumlr alle Beschaumlftigten des Stand-orts An insgesamt 15 Terminen konnten sich jeweils 170 Kolleginnen und Kollegen an den zehn Informationsstaumlnden uumlber die einzelnen Regeln informieren Die Fuumlhrungskraumlfte selbst praumlsentierten an den einzelnen Staumlnden bdquoihreldquo Regel und diskutierten mit den Beschaumlftigten Fuumlr

Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

Stefan Schirm wirkte dies besonders uumlberzeugend auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Denn die Manager stan-den persoumlnlich fuumlr das Thema Arbeits- sicherheit ein

bdquoWir haben versucht da so viel Leben wie moumlglich reinzubringenldquo erinnert er sich Die Beschaumlftigten hatten etwa die Moumlglichkeit persoumlnliche Schutzausruumls-tung gleich am Stand auszuprobieren Das habe zu recht lebhaften Gespraumlchen gefuumlhrt Und selbst kritische Geister die meinten schon alles zu wissen und zu kennen seien zu uumlberzeugen gewesen bdquoSpaumltestens bei der dritten Station haben auch die mitgemachtldquo

Im Rahmen der Kampagne im Fruumlhjahr 2013 wurden 750 Kalender und Plakate gedruckt sowie zehn Informationsstaumlnde gestaltet Ergaumlnzend dazu gab es Artikel in der Mitarbeiterzeitung des Standorts sowie im Intranet des Unternehmens

Langfristiges Konzept Erste Wirkung zeigte die Kampagne rund ein halbes Jahr nach den Informationsver-anstaltungen bdquoIm Herbst und Winter hat-ten wir eine Phase von vier Monaten ohne einen einzigen Arbeitsunfall mit Ausfall-zeitenldquo erinnert sich Stefan Schirm Sonst seien es bis zu zwei Unfaumllle monatlich

Klaus Rabenstein Leiter Industrial Engineering trat fuumlr gegenseitige Ruumlcksichtnahme ein

Beim Info-Markt stellten sich die Manager der Diskussion mit den Beschaumlftigten

betrieb amp praxis

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Der Mensch im Mittelpunkt

Die bdquo10 Goldenen Regeln der Ar-beitssicherheitldquo der BSH Hausgerauml-te GmbH in Traunreut stellen den einzelnen Beschaumlftigten in den Mit-telpunkt Jeder soll jederzeit in der Lage sein sich nach diesen Regeln zu verhalten 1 Ich achte stets auf meine eige-

ne Sicherheit und Gesundheit 2 Ich nehme Ruumlcksicht auf meine

Kollegen und mache sie auf ih-re Sicherheit aufmerksam

3 Ich informiere mich gut uumlber Arbeitssicherheit

4 Ich mache nur Arbeiten die ich sicher beherrsche

5 Ich verwende nur sichere Werk-zeuge und Maschinen die ich benutzen darf

6 Ich benutze immer die vorge-schriebene Schutzausruumlstung

7 Ich befolge alle Gebots- Ver-bots- und Warnzeichen

8 Ich achte besonders auf Stap-ler und andere Fahrzeuge

9 Ich beseitige Gefaumlhrdungen so-fort oder informiere umgehend meinen Vorgesetzten

10 Ich melde Unfaumllle sofort und lasse auch kleine Verletzungen behandeln

Entstanden ist die Kampagne letztlich aus einer Krise Als es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auch am Standort Traunreut Probleme gab wollten sich die Verantwortlichen nicht nur den uumlblichen Sparreflexen ergeben Sie entwi-ckelten das bdquoProgramm Traunreut 2020ldquo das neben vielen wirtschaftlichen Zielen auch Visionen fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement formulierte

bdquoDie lassen sich einfach zusammenfas-senldquo erklaumlrt Stefan Schirm bdquo100 Prozent gesunde Mitarbeiter und keine Unfaumllleldquo So soll zum Beispiel die Zahl der Arbeits-unfaumllle von sieben auf drei pro eine Milli-on Arbeitsstunden reduziert werden

Der Weg zu den zehn Regeln fuumlhrte auch uumlber ein Seminar der BG ETEM bei dem sich Fuumlhrungskraumlfte des Standorts mit dem verhaltensbedingten Arbeits-schutz auseinandersetzten Einen moumlgli-chen Ansatzpunkt zur weiteren Verbesse-rung des ohnehin schon guten Niveaus der Arbeitssicherheit identifizierten sie

darin klare Regeln zu formulieren und deren Einhaltung auch einzufordern Um dieses Ziel zu erreichen lassen Stefan Schirm und seine Kollegen auch nach der Kampagne von 2013 nicht locker

bdquoWir variieren die Themen immer wie-der derzeit unter dem Stichwort Arbeits-sicherheit 20lsquo machen Newsletter und Flyerldquo Die Fuumlhrungskraumlfte sprechen Ar-beitssicherheit und Gesundheitsschutz auch bei Betriebsversammlungen regel-maumlszligig an bdquoMan muss eben immer wieder neue Wege findenldquo

Weiter dran bleiben Am Standort Traunreut der BSH Hausgerauml-te GmbH entwickeln und produzieren uumlber 3000 Beschaumlftigte mehr als 22 Millionen Herde und Kochfelder pro Jahr Das Werks-gelaumlnde in der Naumlhe des Chiemsees ist so groszlig wie die Insel Mainau Die Fabrik um-fasst verschiedene Produktionsstufen von der Blechbearbeitung bis zur Endmontage der elektrischen Geraumlte und ist so Schirm

in der Produktionstiefe durchaus mit ei-nem Automobilwerk zu vergleichen Allein die Zunahme des Personalstands in den letzten Jahren macht deutlich dass Ar-beitssicherheit weiter ein zentrales Thema bleiben wird bdquoDie Kampagne war sicher mehr als ein Strohfeuerldquo ist sich Schirm sicher bdquodennoch muumlssen wir die Leute im-mer wieder wachruumlttelnldquo

rarr info wwwbsh-groupde Standort Traunreut

Der Leiter Produktmarketing auf der Leiter Lars Schubert praumlsentierte die vierte Regel bdquoIch mache nur Arbeiten die ich sicher beherrscheldquo

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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

betrieb amp praxis

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

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pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

27etem 012016

Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

28 etem 012016

1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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wwwbgetemde twittercombg_etem

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  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

Der Anteil der Stromunfaumllle an der Ge-samtzahl der meldepflichtigen Unfaumllle

scheint auf den ersten Blick gering Die Auswirkungen dieser Unfallart sind aber schwerwiegender als der Durchschnitt al-ler Unfaumllle Stromunfaumllle haben zum Bei-spiel bei den toumldlichen Arbeitsunfaumlllen ei-nen vergleichsweise hohen Anteil Selbst wenn die Stromunfallopfer nur einen so-genannten Wischer erleiden kann es trotzdem zu Spaumltfolgen kommen Diese koumlnnen noch Stunden nach der Durchstrouml-mung auftreten Spaumltfolgen koumlnnen u a gefaumlhrliche Herzrhythmusstoumlrungen sein Aus diesen Gruumlnden ist es wichtig Strom- unfaumlllen gezielt vorzubeugen

Arbeiten an elektrischen Anlagen ohne Gefahren ausfuumlhren Wenn geplante Arbeiten gut vorbereitet sind und waumlhrend der Arbeiten keine un-erwarteten Ereignisse eintreten denken die beteiligten Beschaumlftigten und Verant-wortlichen in der Regel an alle notwendi-gen Schutzmaszlignahmen Treten bei der Arbeit jedoch Stoumlrungen auf die unter Zeitdruck behoben werden muumlssen uumlber-sehen die Beschaumlftigten haumlufig grundle-gende Dinge oder vergessen sie Deshalb ist es wichtig auch moumlgliche Stoumlrungen vorherzusehen und die Stoumlrungsbeseiti-gung zu planen

Die DGUV Vorschrift 1 verlangt dass Ar-beiten nur an Personen uumlbertragen wer-den duumlrfen die dazu befaumlhigt sind Bei

Bei Arbeiten an elektrischen Anlagen ist immer mit Gefahren durch elektrischen Strom zu rechnen Deshalb muumlssen sich Beschaumlftigte und Verantwort- liche vor Beginn der geplanten Arbeiten intensiv damit befassen

Arbeiten an elektrischen Anlagen gibt es deshalb eine Reihe von verantwortlichen Personen die sich miteinander abspre-chen muumlssen Diese werden in der DIN VDE 0105-100 benannt

Verantwortliche Personen Verantwortlich bei Arbeiten an elektri-schen Anlagen ist in erster Linie der Anla-genverantwortliche Er kann die Auswir-kungen abschaumltzen wenn die vorgesehe-nen Arbeiten an der elektrischen Anlage durchgefuumlhrt werden Deshalb muss er den Arbeitsverantwortlichen uumlber die Auswirkungen informieren Der Arbeits-verantwortliche ist der Garant dafuumlr dass diejenigen die die Arbeiten ausfuumlhren sicher arbeiten koumlnnen und dabei gesund bleiben

Zur Arbeit befaumlhigte Personen Arbeiten an elektrischen Anlagen duumlrfen nur von Elektrofachkraumlften durchgefuumlhrt werden Als Elektrofachkraft zaumlhlt wer die uumlbertragenen Arbeiten beurteilen und die damit verbundenen Gefahren erkennen kann Eine Elektrofachkraft muss auch uumlber ausreichende Kenntnis und Erfah-rung der uumlbertragenen Arbeiten verfuumlgen Weiter sind Kenntnisse der anerkannten Regeln der Technik noumltig Das dazu benouml-tigte Wissen wird in der Regel durch eine elektrotechnische Ausbildung erlangt

Bei Arbeiten an elektrischen Anlagen sind manchmal unterstuumltzende Taumltigkei-

Arbeiten an elektrischen Anlagen

Strom an Sicherheit aus

ten noumltig Fuumlr diese Taumltigkeiten sind nicht unbedingt Elektrofachkraumlfte erforderlich Die DGUV Vorschrift 3 laumlsst dafuumlr auch elektrotechnisch unterwiesene Personen (EuP) unter Leitung und Aufsicht durch ei-ne Elektrofachkraft zu

Die EuP wird durch die Elektrofachkraft und hier im Besonderen durch den Ar-beitsverantwortlichen elektrotechnisch unterwiesen Dadurch ist auch die EuP in der Lage die unterwiesenen Arbeiten si-cher durchzufuumlhren Voraussetzung ist je-doch dass die Elektrofachkraft die Lei-tung und Aufsicht fuumlr die EuP uumlbernimmt Das heiszligt sie ist weisungsbefugt und verantwortlich fuumlr die Sicherheit und Gesundheit der elektrotechnisch unter-wiesenen Person

In der Praxis bedeuten Leitung und Auf-sicht dass sich Elektrofachkraft und EuP in raumlumlicher und zeitlicher Naumlhe zueinander befinden damit die Elektro-fachkraft jederzeit erreichbar ist und kont-

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Richtigkeit uumlberpruumlfen und eventuell durch eine ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeur-teilung vervollstaumlndigen In der Ergaumlnzung wird nur vervollstaumlndigt oder abgewan-delt was vom Uumlblichen abweicht In der Praxis sind das Besonderheiten die bei der Arbeitsvergabe besprochen werden

Fehlt eine Gefaumlhrdungsbeurteilung fuumlr eine Taumltigkeit komplett muss sie in jedem Fall vor Arbeitsbeginn erstellt werden Wenn spezielle Hilfsmaterialien oder Ar-beitsmittel benoumltigt werden muss sich der Arbeitsverantwortliche davon uumlber-zeugen dass die beauftragten Beschaumlf-tigten wissen wie diese sicher benutzt werden Unter Umstaumlnden muss der Ar-beitsverantwortliche noch Ein- und Unter-weisungen vornehmen

Arbeiten im spannungsfreien Zustand Das Arbeitsschutzgesetz verlangt eine Ver-meidung von Gefahren Die DGUV Vor-

rollieren kann ob die Arbeiten sicher und richtig ausgefuumlhrt werden

Zusammenarbeit von Arbeits- und Anlagenverantwortlichen Bei Arbeiten an groszligen elektrischen Anla-gen oder in Netzen koordiniert der Anlagenverantwortliche die Schutzmaszlig-nahmen und spricht diese mit dem Arbeitsverantwortlichen durch Der Ar-beitsverantwortliche muss die Personen auswaumlhlen die die Arbeiten durchfuumlhren sollen und vor Arbeitsbeginn uumlber die kon-kreten Schutzmaszlignahmen informieren Der Arbeitsverantwortliche wird haumlufig erst vor Ort kurz vor Arbeitsbeginn be-nannt Trotzdem muss ihm bewusst sein dass er fuumlr die Sicherheit und den Gesund-heitsschutz der beteiligten Mitarbeiter verantwortlich ist

Fuumlhren Elektrofachkraumlfte die Arbeiten durch ist aufgrund ihrer Qualifikation in der Regel eine relativ hohe Sicherheit ge-

geben Kritischer ist die Situation wenn elektrotechnische Laien erst noch elektro-technisch unterwiesen werden muumlssen Hier uumlbernimmt die unterweisende Elek- trofachkraft die Fachverantwortung fuumlr diese Personen

Im Elektrohandwerk ist der Arbeitsver-antwortliche in der Regel auch der Anlagenverantwortliche Hier wird vom Ar-beitsverantwortlichen eine besondere Verantwortung verlangt da er in der Doppelfunktion des Arbeits- und Anlagen-verantwortlichen ist Bekommt er erst vor Ort oder kurz vor Arbeitsbeginn Einblick in die Unterlagen wird diese Aufgabe zu-saumltzlich erschwert

Gefaumlhrdungen beurteilen Zur Planung gehoumlrt eine Gefaumlhrdungsbe-urteilung vor Arbeitsbeginn Im Regelfall existiert die Gefaumlhrdungsbeurteilung be-reits fuumlr eine Vielzahl der Arbeiten Der Ar-beitsverantwortliche muss vor Ort deren

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schrift 3 verlangt deshalb im Allgemeinen Arbeiten im spannungsfreien Zustand Um den spannungsfreien Zustand herzustel-len sind die bdquo5 Sicherheitsregelnldquo anzu-wenden (lesen Sie dazu bitte S 11)

Arbeiten in der Naumlhe unter Spannung stehender Teile Haumlufig liegt ein falsches Verstaumlndnis fuumlr das Arbeiten in der Naumlhe unter Spannung stehender Teile (AiN) vor Die DGUV Vor-schrift 3 versteht darunter das Eindringen in die Annaumlherungszone ohne die Gefah-renzone erreichen zu koumlnnen In der Pra-xis houmlrt man deshalb oft die Aussage bdquoIch passrsquo schon aufldquo ndash und meint bdquoIch kom-me nicht an spannungsfuumlhrende Teileldquo

Die BG ETEM hat speziell fuumlr diese Aus-sagen auf Messen einen Versuchsstand aufgebaut an dem die Besucher zeigen koumlnnen ob und wie sie aufpassen Dazu soll eine Oumlse um einen Draht herum von einer Seite zur anderen gefuumlhrt werden ohne den Draht zu beruumlhren Jedes Beruumlh-ren ist einer Koumlrperdurchstroumlmung gleich-zusetzen Die Erfahrung zeigt dass ndash selbst wenn die Strecke ein- oder zweimal ohne Beruumlhren erfolgreich absolviert wur-de ndash Zeitdruck Hektik oder Ablenkung zu Beruumlhrungen des Drahtes fuumlhren Deshalb lautet die klare Forderung bdquo die Gefah-renzone darf nicht erreicht werden koumln-nenldquo Das ist in der Praxis allerdings nur durch einen mindestens teilweisen Beruumlh-rungsschutz moumlglich (5 Sicherheitsregel)

Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen (AuS) heiszligt sinngemaumlszlig dass span-nungsfuumlhrende Teile bewusst mit dem Koumlr-per oder mit Gegenstaumlnden beruumlhrt wer-den Wenn also die arbeitende Person mit Werkzeugen spannungsfuumlhrende Teile be-ruumlhrt ist das AuS Auch das unbewusste oder unbeabsichtigte Beruumlhren z B beim Abrutschen wird dem AuS gleichgesetzt

Nach der DGUV Vorschrift 3 sect6 ist AuS grundsaumltzlich nicht zulaumlssig Der sect8 zeigt jedoch Moumlglichkeiten auf unter denen AuS moumlglich sind Finden AuS statt muumls-sen ndash unabhaumlngig von der Spannungshouml-he und der Spannungsart ndash eine gefaumlhrli-che Koumlrperdurchstroumlmung und die Gefahr eines Lichtbogens immer ausgeschlossen sein Dies ist allerdings nur in seltenen Faumlllen durch die Art der Anlage gegeben In der DGUV Regel 103-011 bdquoArbeiten unter Spannung an elektrischen Anlagen und

Betriebsmittelnldquo werden Verfahren zum Durchfuumlhren von AuS beschrieben Dabei ist zunaumlchst eine Gefaumlhrdungsbeurteilung noumltig Auf deren Grundlage entscheidet der Unternehmer uumlber die Anwendung der AuS-Arbeitsmethode

AuS duumlrfen nur durchgefuumlhrt werden wenn die Sicherheit und der Gesundheits-schutz aller an den Arbeiten beteiligten Personen sichergestellt werden kann In der Regel wird dies nur durch geeignete Arbeitsverfahren sowie mit gut ausgebil-detem und ausgeruumlstetem Personal er-reicht Die Tabelle 5 zum sect8 der DGUV Vorschrift 3 gibt eine Uumlbersicht zu den Randbedingungen fuumlr die Auswahl des

das Heranfuumlhren von Spannungspruumlfern zum Durchfuumlhren der 3 Sicherheitsregel

das Abklopfen von Raureif mit isolieren-den Stangen oder

das Heranfuumlhren von geeigneten Hilfs-mitteln zum Reinigen

Bei allen Beispielen legt der Arbeitsver-antwortliche die technischen organisato-rischen und persoumlnlichen Sicherheits-maszlignahmen fest Er ist fuumlr die Umsetzung der Schutzmaszlignahmen durch die Be-schaumlftigten verantwortlich

Durchfuumlhrung der Arbeiten Jeder der an elektrischen Anlagen arbei-tet muss den Zustand der Anlage kennen Besonders wichtig ist

Wurden die 5 Sicherheitsregeln ange-wendet

Stehen noch Teile unter Spannung Welche Fehler bestehen an der Anlage

Der Arbeitsverantwortliche muss deshalb die sichere Durchfuumlhrung der Arbeiten kontrollieren und bei Abweichungen so-fort korrigieren Uumlber Veraumlnderungen des Schaltzustandes oder das Aufheben einer der 5 Sicherheitsregeln muss er die Arbei-tenden informieren

Fazit Um an elektrischen Anlagen sicher arbei-ten zu koumlnnen muumlssen die Arbeiten ge-plant werden Dabei ist zu beachten

Die Gefaumlhrdungsbeurteilung zeigt die noumltigen Schutzmaszlignahmen auf

Der Anlagenverantwortliche muss den Arbeitsverantwortlichen uumlber die Schutzmaszlignahmen an der Anlage ein-weisen

Der Arbeitsverantwortliche setzt die Schutzmaszlignahmen vor Ort um indem er alle Beschaumlftigte an der Anlage infor-miert einweist notfalls unterweist und kontrolliert

Allen Personen die an der elektrischen Anlage arbeiten muumlssen die Schutz-maszlignahmen bekannt sein Peter Westphal

rarr Info Fachgebiet Elektrische Gefaumlhrdung Tel 0221 3778-6178

Referat Elektrohandwerke im Fachgebiet Elektrohandwerke Unternehmermodell Tel 0221 3778-2414

Ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeurteilung Papierversion GB 002-B App fuumlr Smart-phone oder Tablet wwwbgetemde Webcode 13542847

Personals bei bestimmten Taumltigkeiten Deshalb ist es u a bei folgenden Arbei-ten zwingend notwendig eine schriftliche Anweisung der notwendigen Schutzmaszlig-nahmen mit Erlaumluterungen zu geben

Sicherungsleisten montieren und de-montieren

Abzweigmuffen von Hausanschlusskaumls-ten montieren

Montagearbeiten in Hilfsstromkreisen zur Fehlereingrenzung durchfuumlhren oder

Teilstromkreise uumlberbruumlcken Diese Taumltigkeiten duumlrfen nur Elektrofach-kraumlfte mit besonderer Ausbildung und schriftlicher Beauftragung durchfuumlhren

Bei Spannungen die unter 50 V AC bzw 120 V DC liegen duumlrfen auch Laien die Ar-beiten durchfuumlhren ndash sofern die Gefaumlhr-dung durch Lichtboumlgen ausgeschlossen ist Beispiel das Auswechseln von Batteri-en mit geringer Energie

Folgende Arbeiten koumlnnen in der Regel auch EuP unter Leitung und Aufsicht einer Elektrofachkraft durchfuumlhren

Sicherheit hat Vorrang Arbeiten sollten gene-rell im spannungsfreien Zustand stattfinden

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Das Unfallgeschehen bei der BG ETEM ist erfreulicherweise seit Jahren ruumlck-

laumlufig Unerfreulich ist hingegen die Entwicklung bei den Unfaumlllen durch elektrischen Strom (siehe Abbildung bdquoGemeldete und meldepflichtige Strom- unfaumllleldquo) Die steigende Zahl der elektri-schen Unfaumllle wirft bei der BG ETEM die Frage auf welche Maszlignahmen sinnvoll sind um diesen Negativtrend zu stoppen und umzukehren

Etwa 90 Prozent der elektrischen Unfaumllle sind im Bereich der Niederspannung (bis 1000 V Wechselspannung) zu verzeich-nen Betroffen ist uumlberwiegend Fachperso-nal die Elektrofachkraumlfte Unfallursache ist in den meisten Faumlllen dass die 5 Si-cherheitsregeln nicht oder nur unvollstaumln-dig angewendet wurden

Daher hat die BG ETEM beschlossen den Unternehmen und ihren Verantwortli-

Immer wieder kommt es zu elektrischen Unfaumlllen weil die 5 Sicherheitsregeln nicht beachtet werden Daher hat die BG ETEM nun Checklisten entwickelt mit deren Hilfe die richtige Anwendung dieser Regeln uumlberpruumlft werden kann

chen ein Hilfsmittel anzubieten mit dem sie vor Beginn elektrotechnischer Arbeiten innerhalb weniger Minuten uumlberpruumlfen koumlnnen ob die 5 Sicherheitsregeln richtig und vollstaumlndig angewendet wurden Da-

mit wird auch uumlberpruumlft ob die in der Gefaumlhrdungsbeurteilung festgelegten Maszlignahmen richtig umgesetzt wurden al-so eine ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeurtei-lung vor Ort gemacht wurde

Fuumlr die drei Bereiche Energieversor-gungsunternehmen (EVU) Industrie und Elektrohandwerk hat die BG bdquoChecklisten zur Arbeitsfreigabe nach den 5 Sicher-heitsregelnldquo erarbeitet Unterschieden nach jeweils mehreren typischen Taumltig-keitsfeldern die den groumlszligten Teil der elektrotechnischen Arbeiten in der Nieder-spannung abdecken stehen insgesamt elf Checklisten zur Arbeitsfreigabe zur Ver-fuumlgung Hartmut Oelmann

rarr info Die oben abgebildete und zehn weitere Checklisten koumlnnen unter wwwbgetemde Webcode 12201321 (Link anklicken Rubrik bdquoPraxishilfenGefaumlhrdungsbeurteilungldquo) als pdf- und als Word-Dateien herunterge-laden werden Die Word-Dateien koumlnnen in eigene Dokumente eingefuumlgt werden

Umsetzung der 5 Sicherheitsregeln in der Elektrotechnik

Haken dran

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500

571

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

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472

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628

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652

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802

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773

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Meldepflichtige Stromunfaumllle (ge3 Kalendertage Arbeitsunfaumlhigkeit)

Gemeldete Stromunfaumllle

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Gemeldete und meldepflichtige Stromunfaumllle (Quelle BG ETEM)

Die Checkliste bdquoEVUndashArbeiten an

Zaumlhleranlagenldquo ist eine der neuen

BG-Hilfen

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Was haben eine kerntechnische An- lage eine Intensivstation ein Flug-

zeugtraumlger und der internationale Bank-handel gemeinsam Ihre Organisation erfordert hohe Zuverlaumlssigkeit Ein Fehler kann katastrophale Ausmaszlige annehmen

Die Namen Tschernobyl Bhopal Har-risburg und Lehman Brothers haben sich in unser kollektives Gedaumlchtnis einge-brannt Sie stehen fuumlr die verheerenden Folgen die aus der Fehlfunktion eines komplexen technischen Systems erwach-sen koumlnnen Das Zusammenwirken uner-warteter Ereignisse mit zunaumlchst unbedeu-tend erscheinenden Fehlentscheidungen lieszligen die Systeme auszliger Kontrolle gera-ten Mit verheerenden Folgen fuumlr Men-schen Umwelt oder das weltweite Finanz-system

Eine ganze Forschungsrichtung hat sich seit den Neunzigerjahren des vergange-nen Jahrhunderts etabliert um dem Pro-blem zu begegnen Die High Reliability Theory (HRT) ndash zu Deutsch Theorie der hohen Zuverlaumlssigkeit

Ihre grundlegende Annahme ist es dass Fehlervermeidung allein nicht aus-reicht Auch nicht mit immer detaillierte-ren Anweisungen Vielmehr wird auf hin-tereinander gestaffelte Sicherungssyste-me gesetzt und vor allem auf eine beson-dere Achtsamkeit gegenuumlber Fehlern und Abweichungen Das Gespuumlr der Beschaumlf-tigten fuumlr problematische Situationen soll genutzt werden Dafuumlr muss im Unterneh-

Wie Organisationen Achtsamkeit erwerben und so die Arbeitssicherheit verbessern koumlnnen

men eine Kultur etabliert werden die die-se praumlventive Sorge aufmerksam aufgreift und in maszliggeschneiderte Rituale oder Prozesse bringt und diese staumlndig opti-miert

Viele Unternehmen verstehen sich mitt-lerweile als High-Reliability-Organisation (HRO) und zeichnen sich durch ihre beson-dere Achtsamkeit im Umgang mit komple-xen Technologien aus Obwohl manche technische Systeme in ihrer Dynamik prin-zipiell nicht vollstaumlndig beherrschbar sind

oder kleine Fehler uumlberpro-portional schwerwiegen-de Folgen haben koumlnnen haben sie die Faumlhigkeit entwickelt diese nahe-zu unfallfrei zu betrei-

ben Was liegt also naumlher als ihr Wissen zu nutzen um der Vision Zero naumlherzukommen einer Arbeitswelt ohne Arbeitsunfaumllle

Dr Just Mields Arbeitspsychologe bei der BG ETEM hat dazu die beiden Exper-ten Dr Annette Gebauer und Stefan Guumln-ther befragt

Wie gelingt es einer High-Reliability- Organisation dass letztlich erwartbare Fehler nicht zu einer Katastrophe fuumlh-ren Annette Gebauer Eine Organisation die sich High-Reliability-Organisation nennt hat ihren Titel eigentlich schon verspielt Wenn wir von HRO sprechen reden wir nicht von der festen Eigenschaft einer Or-ganisation auf der sie sich ausruhen kann Vielmehr meinen wir eine fortwaumlh-

Stichwort Zuverlaumlssigkeit

Aus Fehlern kollektiv lernen

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rende Aktivitaumlt des selbstkritischen Pruuml-fens Hinterfragens und Lernens in einem komplexen riskanten Umfeld

Was bedeutet das konkret Annette Gebauer Das ist vielleicht am besten mit dem fortwaumlhrenden Training einer Fuszligballmannschaft im Spitzenfeld zu vergleichen Jedes Spiel birgt neue Ri-siken auf die sich die Mannschaft vorbe-reiten muss ohne genau zu wissen ob die Taktik von gestern fuumlr morgen noch gilt Houmlrt man mit dem Training der Ana-lyse von besonderen Gegebenheiten oder des Fitnesszustands des Gegners und auch der eigenen Mannschaft auf ist der Abstieg sicher Deshalb sprechen wir auch lieber von High Reliability Organizing oder High Reli-ability Seeking Organizations Das Be-sondere dieser Form des Organisierens besteht darin sich nicht nur auf solide bdquostandard operating proceduresldquo zu ver-lassen sondern Teams fuumlr das Erkennen und den Umgang mit unerwarteten Plan-abweichungen und undurchsichtigen komplexen Situationen bewusst vorzube-reiten Gemeint ist eine kollektive Kompe-tenz der Organisation die mehr ist als die Faumlhigkeit der einzelnen Spieler

Was kennzeichnet den HRO-Ansatz und welche bdquoWerkzeugeldquo haben sich be-waumlhrt Annette Gebauer Es gibt zahlreiche Moumlg-lichkeiten mit High Reliability Organizing anzufangen Bewaumlhrt haben sich zum Bei-spiel kurze in den Alltag eingebaute kol-

Im Team lassen sich unerwartete und komplexe Situatio-nen leichter erkennen und durchschauen

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lektive Achtsamkeitsrituale in denen be-wusst nach Besonderheiten und Abwei-chungen gefragt wird Ein zentrales Ele-ment des Crew- oder Cockpit Ressource Managements ist das gezielte Uumlben von Widerspruch gegenuumlber dem Piloten oh-ne den Respekt voreinander zu verlieren

Wie kann man das im betrieblichen Alltag umsetzen Annette Gebauer Ich persoumlnlich halte gute strukturierte Briefing- und Debrie-fing-Gespraumlche fuumlr sehr wertvoll Im Brie-fing-Gespraumlch gewinnt jedes Teammit-glied ein besseres Verstaumlndnis von der geplanten Aufgabe sodass jeder mitden-ken kann Im Debriefing-Gespraumlch reflek-tiert das Team an welchen Stellen es zu Planabweichungen gekommen ist und wie es mit dem Unerwarteten umgegangen ist Die Faumlhigkeit des eher geistesgegen-waumlrtigen Handelns im Moment wird damit nicht einfach dem Zufall oder dem Einzel-nen uumlberlassen sondern sie wird zum Gegenstand des Lernens im Team Eine weiteres Achtsamkeitsritual sind Er-eignis- oder Musteranalysen von unerwar-teten Fehlern und Ereignissen die zum Organisationslernen genutzt werden Hie-rarchie- und fachuumlbergreifende Teams er-gruumlnden vor Ort die Bedingungen und Zu-sammenhaumlnge des Misslingens Sie nut-zen wie wir es nennen ein unerwartetes Ereignis als Fenster zum System Individu-elle Schuldzuweisungen sind hier tabu und damit erleben die Beteiligten etwas was sonst meist nur gefordert wird eine Kultur des offenen Umgangs mit Fehlern

Hat der HRO-Ansatz Einfluss auf die Rolle von Management und Fuumlhrung Stefan Guumlnther Fuumlhrung ist nicht alles aber ohne Fuumlhrung ist alles nichts In die-ser Kultur besteht ein Unterschied fuumlr Fuumlh-rungskraumlfte darin in bestimmten Phasen die hierarchischen Unterschiede auszu-blenden Expertise Wahrnehmungen und Annahmen anderer weder zu dominieren noch abzuwerten oder einzuschuumlchtern Wir sprechen auch von Wir-Kultur statt Ihr-Kultur die sich eher auf Kritik Appelle Vorgaben und Sanktionen reduziert Fuumlhrungskraumlfte akzeptieren dass sie oft Unwissende sind und sie das Wissen anderer zur differenzierten Bearbeitung bestehender Probleme und zukuumlnftiger Risiken zusammenbringen muumlssen Sie werden also zu Fragenden Ermoumlglichern Unterstuumltzern und Ermutigern

Das bedeutet auch Fuumlhrungskraumlfte muumlssen umdenken Stefan Guumlnther Ja die entscheidenden Veraumlnderungen der Fuumlhrungsrolle zeigen sich immer sowohl im System ndash zum Bei-spiel offenes Fragen nach Besonderhei-ten Szenarien zur Vorbereitung auf Uner-wartetes Reagieren auf Abweichungen von Standards ndash als auch in der Arbeit am System Zum Beispiel die Bedeutung von Sicherheitsverhalten in Beurteilung und Personalentwicklung Beruumlcksichti-gung von Sicherheitsexpertisen in der Planung Einfuumlhren und Sicherstellen neuer Prozesse Methoden Werkzeuge Weitere erfolgskritische Aspekte von Fuumlhrung sind die in der Belegschaft wahr-genommenen Entscheidungen der Fuumlh-rungskraumlfte wenn es um den Konflikt Sicherheit ndash ProfitabilitaumltZeit oder den Umgang mit dem Spannungsfeld Offen-heit ndash Umgang mit Sanktionen geht Oft haben Fuumlhrungskraumlfte die bestehende Kultur mit guten Absichten mitgepraumlgt zu deren Veraumlnderung sie jetzt aufrufen Kurzum Wenn Fuumlhrung nicht bereit ist sich selbst als Bestandteil des Problems und der Loumlsung zu sehen und zu reflek-tieren hat HRO keine echte Chance

Laumlsst sich der HRO-Ansatz auch auf kleine Unternehmen uumlbertragen und wel-che Tools wuumlrden Sie hier empfehlen Stefan Guumlnther Aber natuumlrlich denn hier kann Fuumlhrung viel schneller ein System in Bewegung bringen vorausgesetzt eine kritische Masse sieht darin einen Nutzen und gibt dieser Idee einen Sinn Ist die Notwendigkeit mal erkannt kann man die gesamte Fuumlhrungsmannschaft schneller an den Tisch bekommen und

mit weniger beteiligten Schnittstellen Gremien und einfacheren Entscheidungs-strukturen oft effektiver arbeiten Damit kommt man besser an die entscheiden-den Einflussfaktoren der Organisation Die Instrumente sind prinzipiell die glei-chen wie z B Ereignisanalysen Selbst-einschaumltzung der Sicherheitsarbeit Ritua-le fuumlr unsichere Zustaumlnde etc Manchmal muss man jedoch die Instrumente anpas-sen oder zuschneiden auf die konkreten Bedingungen und die Sprache der Ziel-gruppen

Woran erkenne ich High Reliability Organizing Stefan Guumlnther Wenn ich mich als Frem-der regelwidrig verhalte kommt schnell eine Person auf mich zu die mit mir die Regel aufgreift und mich respektvoll und bestimmt anleitet Oder ich werde erken-nen dass in der Analyse kleiner Abwei-chungen oder sogenannter Beinahe-Un-faumllle kein Schuldiger gesucht wird son-dern die Bedingungen erkundet und die Ursachenbehebung Zeit und Aufmerksam-keit bekommt

Wie groszlig ist der Aufwand um sich als Unternehmen in Richtung Achtsamkeit und Sicherheitskultur zu bewegen Annette Gebauer Die groumlszligte Herausfor-derung ist das Behalten eines langen Atems Meistens starten Unternehmen aus einer Krisensituation heraus und sind bereit in die Entwicklung ihrer Achtsam-keitskultur zu investieren HRO braucht aber ein kontinuierliches Investment in Kommunikation und Information Training und Pruumlf- und Lernschleifen

Zur Person

Stefan Guumlnther ist Geschaumlftsfuumlh-rer der WSM GmbH und Netz-werkpartner der ICL GmbH Als Experte fuumlr

Management- und Fuumlhrungskraumlf-teentwicklung Strategie und Change Coaching von Schluumlssel-personen Beraterqualifizierung ist er unter anderem fuumlr ABB EnBW BASF ThyssenKrupp oder Lufthansa taumltig

Zur Person

Dr Annette Gebauer ist Inhaberin der ICL GmbH und auf High Reliabili-ty Organizing sowie Kultur-

und Managemententwicklung spezialisiert Sie unterstuumltzt Unter-nehmen wie ThyssenKrupp BASF SAP RWE Coca-Cola Commerz-bank Sabic Boehringer-Ingelheim und andere

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Der Stellenwert der bdquoBetrieblichen Gesundheitsfoumlrderungldquo hat in den

letzten Jahren stetig zugenommen Viele Unternehmen haben erkannt dass es oumlkonomisch sinnvoller ist in Gesundheit Motivation und Leistungsfaumlhigkeit der Beschaumlftigten zu investieren als hohe Kosten fuumlr Krankheit Produktionsausfall Ersatz und Wiedereingliederung zu tragen

Wissenschaftliche Studien haben ermit-telt dass fuumlr jeden fuumlr betriebliche Ge-sundheitsfoumlrderung eingesetzten Euro im Durchschnitt 240 Euro zuruumlckflieszligen Die-ser Erfolg wird erbracht durch gesunde motivierte Mitarbeiter eine hohe Effizienz und geringere Ausfallzeiten So steigern Betriebe mittel- bis langfristig ihren Ge-winn Die gewinnsteigernden Effekte sind

Motivation der Beschaumlftigten Verbesserung des Gesundheitszustan-des aller Beschaumlftigten

Verbesserung der innerbetrieblichen Kommunikation

bessere Produktqualitaumlt houmlhere Attraktivitaumlt des Unternehmens bzw besseres Image

Zu vorausschauendem Management gehoumlrt es auch die Gesundheit und Motivation der Beschaumlftigten zu foumlrdern Ein neues Seminar zeigt Strategien die sich praktisch bewaumlhrt haben

Steigerung der Produktivitaumlt und Flexibi-litaumlt

langfristige Reduzierung der Fehlzeiten der Fluktuationsraten und der damit verbundenen Kosten

In dem vorliegenden Seminar wird ge-zeigt wie diese Ziele realisiert werden koumlnnen Im Einzelnen wird dabei den fol-genden Fragen nachgegangen

Wie muss unser Unternehmen organi-siert sein um eine erfolgreiche Gesund-heitsfoumlrderung und die Work-Life-Balan-ce der Beschaumlftigten zu verwirklichen

Wie erreichen wir dass die Mitarbeiter und Vorgesetzten sich wirklich immer richtig verhalten und das Thema Ge-sundheit verinnerlichen

Wie bekommen wir das Thema Gesund-heit in die Koumlpfe der Beschaumlftigten

Was koumlnnen wir noch machen als im-mer wieder auf das richtige Verhalten hinzuweisen

Wie koumlnnen gesunde Angewohnheiten entstehen

Wie koumlnnen wir die Gesundheit der Mit-arbeiter nachhaltig steuern

Um diese Fragen zu beantworten werden im Seminar pragmatische Loumlsungen entwickelt Damit profitierten die Unter-nehmen ebenso wie Fuumlhrungskraumlfte und Beschaumlftigte

rarr info Seminar Unternehmenserfolg durch gesunde und motivierte Mitarbeiter Termine 22072016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-041) 16122016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-042) wwwbgetemde Webcode 11326642

Seminar fuumlr Fuumlhrungskraumlfte

Ein Schluumlssel zum Erfolg

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wwwbgetemde Webcode 12484059

Aufblaumlttern Nachlesen Anwenden etem ndash das Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung

Als E-Paper und PDF im Netz jederzeit verfuumlgbar

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Tag 1 Ohne Deckung

Ich blicke in verschlafene Gesichter Nach dem Fruumlhstuumlck in der Truppen-

kuumlche beginnt der erste Lehrgangstag puumlnktlich um 7 Uhr zunaumlchst im Houmlr-

saal Oberstleutnant Volker Dewenter wird uns in den kommenden Tagen

als Houmlrsaalleiter auf allen theoretischen und praktischen Stationen der

Ausbildung begleiten

Ausfuumlhrlich erklaumlrt er verschiedene Typen von Minen und welchen Scha-

den sie anrichten koumlnnen Wir gehen Szenarien wie zum Beispiel das Ver-

halten an Checkpoints durch eroumlrtern die verschiedenen Situationen einer

moumlglichen Geiselnahme und besprechen Details wie die Vor- und Nachteile

des Tragens von Eheringen in unterschiedlichen Kulturraumlumen

Bei der Besichtigung eines beschossenen Autos wird mit Hollywood-

Mythen aufgeraumlumt Beim Anblick der total durchloumlcherten Fahrzeugtuumlr wird

schnell klar Bei Beschuss durch Pistole oder Maschinengewehr im Stile der

bdquoStirb langsamldquo-Filme sucht man besser woanders Schutz

Nachmittags steht Waffenkunde auf dem Lehrplan Wir werden zunaumlchst

mit den gebraumluchlichsten Waffen der Bundeswehr vertraut gemacht Nur

wenige meiner Kollegen nehmen das Angebot an eine Panzerfaust oder ein

Maschinengewehr in die Hand zu nehmen um ein Gefuumlhl dafuumlr zu bekom-

men Beeindruckend ist die Wirkung der Waffen Egal ob Glas Holz Be-

ton oder Metall Nahezu alle Materialien geben fruumlher

oder spaumlter nach

Als wir Attrappen von Sprengfallen und Blindgaumlngern in

einem unuumlbersichtlichen Feld finden sollen gibt es den

ersten fiktiven Zwischenfall Mehr als 30 Minen-Dummies

sind teils offensichtlich teils sorgfaumlltig versteckt Dass wir

in unserer Unbekuumlmmertheit auf den Druckzuumlnder einer

neben dem Weg platzierten Antipersonenmine treten ist

natuumlrlich von den Ausbildern beabsichtigt So lernen wir

welche Gefahren abseits der befestigten Straszligen lauern

koumlnnen Auch wenn es keine echte Explosion gibt und die

Mine nur ein Dummy war hat die Lektion gesessen

In Krisenregionen garantiert die Kennzeichnung bdquoPressldquo keinen Schutz vor unangenehmen Situationen

Diese fuumlnf Tage bereiten auf das Schlimmste vor Die Teil -

nehmerinnen und Teilnehmer werden beschossen aus ihrem Auto gezerrt oder sogar entfuumlhrt Das Ziel dieser realistischen Sze-narien auf dem Trainingsgelaumlnde der Bundeswehr im fraumlnkischen Hammelburg ist es Reporter auf den Einsatz in Kriegs- und Krisen-gebieten vorzubereiten Bundes-wehr-Redakteurin Ulrike Jenssen hat die Ausbildung mitgemacht Hier Teile ihres Tagebuchs

BG ETEM und Bundeswehr bieten spezielles Training fuumlr Journalisten in Krisengebieten

Seminare

Anleitung zum Uumlberleben

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Tag 2 Achtung Granate Viele von uns tragen an diesem Morgen das erste Mal ei-ne ballistische Schutzweste der sogenannten Schutzklas-se 4 wie sie auch die Bundeswehrsoldaten in den Ein-satzgebieten tragen Die Weste wiegt zwoumllf Kilogramm weil sie mit schweren Platten aus einem speziellen Verbund-werkstoff verstaumlrkt ist Auszligerdem bekommen wir einen Helm und lernen dass der lediglich vor Splittern aber nicht zwin-gend vor direktem Beschuss schuumltzt

Wir sollen den Buumlrgermeister eines kleinen Dorfes in einer Krisenregion interview-en Mit meiner kleinen Gruppe ndash dem Tonassistenten der Kamerafrau und der Produzentin ndash laufe ich durch das Dorf Ploumltzlich fallen Schuumlsse Granate Sie faumlllt vor meine Fuumlszlige Ich habe Panik und renne weg Das sagt mir mein Instinkt

Soldaten wissen natuumlrlich dass ich mich in den maximal drei Sekunden bis eine scharfe Handgranate in einem echten Szenario explodiert waumlre kaum haumltte um-drehen koumlnnen Und schon gar nicht haumltte ich es geschafft mich aus dem Gefahrenra-dius in Sicherheit zu bringen Ich haumltte mich einfach nur hinschmeiszligen sollen Liebes Ta-gebuch Schon am zweiten Tag des Lehr-gangs bin ich das erste Mal tot Nachmittags fahren wir auf die Schieszlig-bahn Mit Gefechtsmunition wird uumlber unsere Koumlpfe hinweggeschossen Wir sollen heraus-houmlren wo sich die Schuumltzen aufhalten und ob wir uns vor oder hinter der Schusslinie befin-den Das ungeuumlbte Gehoumlr hat zunaumlchst keine Chance aber wir werden immer besser

Tag 3 Carjacking

Mit den weiszligen Kleinbussen fahren wir morgens wieder in das bdquoKrisenge-

bietldquo Auf dem Fahrzeug ist gut sichtbar das Schild bdquoPressldquo angebracht

doch auch heute wird unsere journalistische Unabhaumlngigkeit mit Sicher-

heit nicht respektiert werden Wir haben vor Fahrtbeginn eine Karte zur

Orientierung bekommen Fuumlr einen perfekten Reportage-Tag in der Krisen-

region werden uns auszligerdem ein Sprachmittler und ein Fahrer zur Seite

gestellt

Mehrere Checkpoints muumlssen passiert werden Die Durchsuchungen

lassen wir mit professioneller Distanz uumlber uns ergehen auch wenn sie

unangenehm sein koumlnnen bloszlig keinen Anlass geben Immer wieder will

man wissen wer wir sind und wohin wir wollen Die Grenze zwischen Be-

fragung und Verhoumlr ist flieszligend

Als wir gerade auf dem Weg zu einem Pressetermin sind wird unser

Fahrzeug von bewaffneten Maumlnnern umzingelt Carjacking Die Autos sind

weg und wir muumlssen uns zu Fuszlig durch den Wald zur naumlchsten Stadt durch-

schlagen Im einzigen Gasthaus muumlssen wir Verhandlungsgeschick bewei-

sen Man spricht weder Deutsch noch Englisch will

aber Bares sehen Fuumlr viel Geld gibt es

wenig Luxus Der Betonboden ist kalt

und die Raumlumlichkeiten sind nur maumlszligig

beheizt Bevor wir uns auf den Feldbet-

ten niederlassen teilen wir Wachen ein

Sicher ist sicher

Autodiebe uumlberfallen den Presse-Konvoi

Arme schoumln hochhalten Die Rollenspieler sind nicht zimperlich

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Vermummte stuumlrmen in die Herberge der Journalisten

Tag 4 Stunden der Ungewissheit

Von der unruhigen Nacht gezeichnet freuen sich morgens

alle auf einen heiszligen Kaffee und das Fruumlhstuumlck in der Her -

berge obwohl klar ist dass die naumlchste Uumlberraschung nicht

lange auf sich warten lassen wird Kaum ist der Kaffee ge -

trunken houmlren wir drauszligen auch schon Gewehrfeuer Alle

springen vom Fruumlhstuumlckstisch auf und rennen in Richtung

des Bunkers Der wird jedoch nicht schnell genug erreicht

Ein Dutzend schwerbewaffnete Vermummte ist bereits im

Haus Mit dieser Erstuumlrmung beginnt die Geiselnahme

die Ungewissheit hellip

Als es vorbei ist steht die Sicherheit an erster Stelle Psy -

chologen Sanitaumlter und der Lehrgangsleiter stehen bereit

um das Erlebte mit uns auszuwerten und gemeinsam zu ver-

stehen Alle sind wohlauf fuumlhlen sich mental gefestigt und

sind auch physisch noch einigermaszligen fit Abends ist Zeit

die Eindruumlcke zu ordnen und sich aus-

zutauschen Das

Erlebte bleibt ndash

ebenfalls aus Sicher-

heitsgruumlnden ndash

zwischen den Teilneh-

mern und wird nicht

berichtet

Tag 5 Sensibilisiert Der letzte Tag im Houmlrsaal Ein Sanitaumltsfeldwebel gibt uns praktische Tipps zur Wundschnellversorgung und erklaumlrt worauf es ankommt wenn man Schuss- und Brandverletzungen versorgen muss Und wie lautet eigentlich die Notrufnummer in diesem oder jenem Land Wo ist das naumlchste Krankenhaus Es sind einfache Fragen die man bereits vor der Reise in das Krisengebiet beantworten koumlnnen sollte Zeit fuumlr ein Fazit Viele fuumlhlen sich nun fuumlr kuumlnftige Reisen in Krisengebiete besser vorbereitet Einige meiner Kollegen sagen dass sie die Gefahr zuvor un-terschaumltzt und jetzt einen geschulteren Blick fuumlr De-tails haumltten Es stimmt Sensibilisiert fahre ich nach Hause und aufmerksamer als sonst betrachte ich den Wegesrand

Journalisten in Krisenregionen

Die BG ETEM versichert auch viele Journalisten Daher bietet sie dieses Seminar zusammen mit dem Bundesverteidigungsministerium Es wendet sich ausschlieszliglich an Journalistinnen und Journalisten die aus beruflichen Gruumlnden in Krisen- und Kriegsgebieten taumltig sind oder sich auf Einsaumltze in diesen Regionen vorberei-ten Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten des Personenschutzes oder von gemeinnuumltzigen Organisationen sind nicht zugelassen Ziel des Seminars Die Veranstaltung vermittelt in fuumlnf Tagen grund-legende Kenntnisse zum Umgang mit potenziel -len Gefahren fuumlr die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten Konkrete Gefaumlhrdungen sollen bewusst gemacht und moumlgliche Vermeidungs-strategien aufgezeigt werden Daruumlber hinaus bietet der Lehrgang eine Erste-Hilfe-Ausbildung und Hilfen zur Stressverarbeitung

Inhalt des Seminars Wirkung von Waffen Munition Kampfmitteln und Schutzmaszlignahmen

Erkennen und Vermeidung von Gefahren durch Minen und Sprengfallen

Verhalten in komplexen Situationen ein-schlieszliglich Gefangennahme

Lebensrettende Erstversorgung Verwundeter Zusammenarbeit zwischen Streitkraumlften und Journalisten im Einsatzland

Begleitung der Truppe bei Patrouillen und Schutzaufgaben

Psychische Belastungen und Praumlvention von Traumatisierungen

Versicherungsschutz durch die BG im In- und Ausland

Anmeldung bildung-wiesbadenbgetemde

Veranstaltungstermine 2016 im April Juli November und Dezember Ort Ausbildungs-zentrum der Bundeswehr in Hammelburg

rarr Info wwwbgetemde Webcode 14363753 Seminardatenbank Veranstaltungsnummer 146

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Waumlhrend der Dienstreise im Ausland geschieht ein Unfall Erste Hilfe ist

gefragt gegebenenfalls muumlssen Ver- sicherte zudem aumlrztlich versorgt werden Doch wie kommt man auf kuumlrzestem Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus

Um auch im Ausland optimale medizi-nische Versorgung gewaumlhrleisten zu koumln-nen hat die BG ETEM fuumlr ihre Versicherten gemeinsam mit der DRK Assistance einen 24-Stunden-Notruf eingerichtet Ein Anruf genuumlgt um etwa die schnelle Verlegung in ein geeignetes Krankenhaus vor Ort oder einen Krankenruumlcktransport zu or- ganisieren Die DRK Assistance bietet ein weltweites Netzwerk von Aumlrzten und Dienstleistern und kann nach der Unfall-meldung sofort Kontakt mit dem be- handelnden Arzt vor Ort aufnehmen So lassen sich Fragen zur Diagnose Qualitaumlt der Behandlung oder Kostenuumlbernahme kurzfristig klaumlren

Welches geeignete Arzneimittel steht im Ausland zur Verfuumlgung und wo sind deutsch- oder englischsprachige Aumlrzte zu finden Auch dazu koumlnnen Versicherte uumlber die Notfall-Hotline qualifiziert bera-ten werden

Auch wer beruflich im Ausland unterwegs ist kann auf den Schutz durch die BG ETEM zaumlhlen Eine Notfall-Hotline sichert Erreichbarkeit rund um die Uhr

Damit die Notrufnummer immer griffbereit ist bietet die BG ETEM spezielle Visiten-karten an (Bezugsmoumlglichkeiten unter info) Betriebe koumlnnen diese an ihre Beschaumlftigten vor Auslandsaufenthalten verteilen

Dokumentation Grundsaumltzlich muss die Berufsgenossen-schaft uumlber meldepflichtige Unfaumllle sofort informiert werden ndash auch wenn sie im

Notfall-Hotline der BG ETEM

Anruf genuumlgt

Ausland passieren Das gilt ebenfalls bei begruumlndetem Verdacht auf eine Berufs-krankheit Arbeitgeber nutzen dazu die-selben Formulare wie im Inland Schwere oder gar toumldliche Unfaumllle sind telefonisch zu melden

Nach der Ruumlckkehr Wenn Beschaumlftigte nach ihrer Ruumlckkehr noch medizinische Behandlung brauchen oder sie weiterhin arbeitsunfaumlhig sind muumlssen sie direkt den Durchgangsarzt aufsuchen Dabei empfiehlt es sich diesem saumlmtliche aumlrztlichen Berichte aus dem Ausland (wie z B den Medical Report siehe Infokasten links) vorzulegen Nur so kann sich der Arzt ein Bild uumlber die bisherige Versorgung machen und die Folgebehandlung darauf abstimmen

Wichtiger Hinweis Einige Krankheiten machen sich moumlglicherweise erst nach der Dienstreise bemerkbar manchmal sogar erst Monate spaumlter Bei Sympto-men wie beispielsweise ungeklaumlrtem Fieber oder anhaltenden Durchfaumlllen Hautveraumlnderungen Gelenkschwellungen Kopfschmerzen starkem Gewichtsverlust oder Lymphknotenschwellungen die etwa nach einem Tropen-Aufenthalt auftreten heiszligt es sofort zum Arzt Nancy Schmidt

rarr info Visitenkarte mit Notruf-

nummer der BG ETEM (siehe oben) als Download unter wwwbgetemde Webcode 11234792 oder per E-Mail

unter rehabgetemde

Medical Report

Im Medical Report dokumentiert der behandelnde Arzt eine aumlrztliche Behandlung im Ausland Er dient auch als Beweismittel fuumlr spaumltere Anspruumlche gegenuumlber der Sozial-versicherung Es empfiehlt sich betroffenen Mitarbeitern die Formulare zur Verfuumlgung zu stellen Bezug Kepnerdruck GmbH wwwkepnerdeA_20_Medical_ Reportpdf

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Wir wollen unsere Unfallquote halbie-renldquo Stefan Schirm Abteilungslei-

ter Umweltschutz und Arbeitssicherheit bei der BSH Hausgeraumlte GmbH in Traun-reut hat ehrgeizige Ziele Und er ist damit nicht allein Werksleitung Fuumlhrungskraumlf-te Betriebsrat und Beschaumlftigte ziehen an einem Strang

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Produktion ohne Unfaumllle war die Kampagne bdquo10 Goldene Regeln der Ar-beitssicherheitldquo im Jahr 2013 Neben Werksleiter Guumlnter Striegel und dem Be-triebsratsvorsitzenden Walter Waltrich standen zehn Manager des Standorts Pate fuumlr jeweils eine der Regeln Und das gleich mehrfach

Ein Kalender zeigte die Fuumlhrungskraumlfte auf monatlichen Fotos in privaten Situa- tionen ndash beim Bogenschieszligen Hecke- schneiden Radfahren oder Bergsteigen Dabei machten sie klar dass es sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit auf verantwortliches Handeln ankommt bdquoWir

Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

wollten eine Bruumlcke zwischen Privat- und Arbeitsleben schlagenldquo erlaumlutert Stefan Schirm bdquodenn Sicherheit spielt uumlberall ei-ne Rolleldquo

Die Regeln wurden so formuliert dass das bdquoIchldquo also jeder Einzelne als verant-wortlich Handelnder im Mittelpunkt steht bdquoWir haben ganz bewusst nicht formuliert was man sollte muumlsste oder nicht darf Wir sagen den Leuten Schaut auf euch selbst und eure Sicherheit Dann koumlnnt ihr euch auch um andere kuumlmmernldquo

Infomarkt fuumlr alle Beschaumlftigten Um die Bedeutung der zehn Regeln zu un-terstreichen gab es einen Informations-markt fuumlr alle Beschaumlftigten des Stand-orts An insgesamt 15 Terminen konnten sich jeweils 170 Kolleginnen und Kollegen an den zehn Informationsstaumlnden uumlber die einzelnen Regeln informieren Die Fuumlhrungskraumlfte selbst praumlsentierten an den einzelnen Staumlnden bdquoihreldquo Regel und diskutierten mit den Beschaumlftigten Fuumlr

Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

Stefan Schirm wirkte dies besonders uumlberzeugend auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Denn die Manager stan-den persoumlnlich fuumlr das Thema Arbeits- sicherheit ein

bdquoWir haben versucht da so viel Leben wie moumlglich reinzubringenldquo erinnert er sich Die Beschaumlftigten hatten etwa die Moumlglichkeit persoumlnliche Schutzausruumls-tung gleich am Stand auszuprobieren Das habe zu recht lebhaften Gespraumlchen gefuumlhrt Und selbst kritische Geister die meinten schon alles zu wissen und zu kennen seien zu uumlberzeugen gewesen bdquoSpaumltestens bei der dritten Station haben auch die mitgemachtldquo

Im Rahmen der Kampagne im Fruumlhjahr 2013 wurden 750 Kalender und Plakate gedruckt sowie zehn Informationsstaumlnde gestaltet Ergaumlnzend dazu gab es Artikel in der Mitarbeiterzeitung des Standorts sowie im Intranet des Unternehmens

Langfristiges Konzept Erste Wirkung zeigte die Kampagne rund ein halbes Jahr nach den Informationsver-anstaltungen bdquoIm Herbst und Winter hat-ten wir eine Phase von vier Monaten ohne einen einzigen Arbeitsunfall mit Ausfall-zeitenldquo erinnert sich Stefan Schirm Sonst seien es bis zu zwei Unfaumllle monatlich

Klaus Rabenstein Leiter Industrial Engineering trat fuumlr gegenseitige Ruumlcksichtnahme ein

Beim Info-Markt stellten sich die Manager der Diskussion mit den Beschaumlftigten

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Der Mensch im Mittelpunkt

Die bdquo10 Goldenen Regeln der Ar-beitssicherheitldquo der BSH Hausgerauml-te GmbH in Traunreut stellen den einzelnen Beschaumlftigten in den Mit-telpunkt Jeder soll jederzeit in der Lage sein sich nach diesen Regeln zu verhalten 1 Ich achte stets auf meine eige-

ne Sicherheit und Gesundheit 2 Ich nehme Ruumlcksicht auf meine

Kollegen und mache sie auf ih-re Sicherheit aufmerksam

3 Ich informiere mich gut uumlber Arbeitssicherheit

4 Ich mache nur Arbeiten die ich sicher beherrsche

5 Ich verwende nur sichere Werk-zeuge und Maschinen die ich benutzen darf

6 Ich benutze immer die vorge-schriebene Schutzausruumlstung

7 Ich befolge alle Gebots- Ver-bots- und Warnzeichen

8 Ich achte besonders auf Stap-ler und andere Fahrzeuge

9 Ich beseitige Gefaumlhrdungen so-fort oder informiere umgehend meinen Vorgesetzten

10 Ich melde Unfaumllle sofort und lasse auch kleine Verletzungen behandeln

Entstanden ist die Kampagne letztlich aus einer Krise Als es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auch am Standort Traunreut Probleme gab wollten sich die Verantwortlichen nicht nur den uumlblichen Sparreflexen ergeben Sie entwi-ckelten das bdquoProgramm Traunreut 2020ldquo das neben vielen wirtschaftlichen Zielen auch Visionen fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement formulierte

bdquoDie lassen sich einfach zusammenfas-senldquo erklaumlrt Stefan Schirm bdquo100 Prozent gesunde Mitarbeiter und keine Unfaumllleldquo So soll zum Beispiel die Zahl der Arbeits-unfaumllle von sieben auf drei pro eine Milli-on Arbeitsstunden reduziert werden

Der Weg zu den zehn Regeln fuumlhrte auch uumlber ein Seminar der BG ETEM bei dem sich Fuumlhrungskraumlfte des Standorts mit dem verhaltensbedingten Arbeits-schutz auseinandersetzten Einen moumlgli-chen Ansatzpunkt zur weiteren Verbesse-rung des ohnehin schon guten Niveaus der Arbeitssicherheit identifizierten sie

darin klare Regeln zu formulieren und deren Einhaltung auch einzufordern Um dieses Ziel zu erreichen lassen Stefan Schirm und seine Kollegen auch nach der Kampagne von 2013 nicht locker

bdquoWir variieren die Themen immer wie-der derzeit unter dem Stichwort Arbeits-sicherheit 20lsquo machen Newsletter und Flyerldquo Die Fuumlhrungskraumlfte sprechen Ar-beitssicherheit und Gesundheitsschutz auch bei Betriebsversammlungen regel-maumlszligig an bdquoMan muss eben immer wieder neue Wege findenldquo

Weiter dran bleiben Am Standort Traunreut der BSH Hausgerauml-te GmbH entwickeln und produzieren uumlber 3000 Beschaumlftigte mehr als 22 Millionen Herde und Kochfelder pro Jahr Das Werks-gelaumlnde in der Naumlhe des Chiemsees ist so groszlig wie die Insel Mainau Die Fabrik um-fasst verschiedene Produktionsstufen von der Blechbearbeitung bis zur Endmontage der elektrischen Geraumlte und ist so Schirm

in der Produktionstiefe durchaus mit ei-nem Automobilwerk zu vergleichen Allein die Zunahme des Personalstands in den letzten Jahren macht deutlich dass Ar-beitssicherheit weiter ein zentrales Thema bleiben wird bdquoDie Kampagne war sicher mehr als ein Strohfeuerldquo ist sich Schirm sicher bdquodennoch muumlssen wir die Leute im-mer wieder wachruumlttelnldquo

rarr info wwwbsh-groupde Standort Traunreut

Der Leiter Produktmarketing auf der Leiter Lars Schubert praumlsentierte die vierte Regel bdquoIch mache nur Arbeiten die ich sicher beherrscheldquo

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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

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pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

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Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

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1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Schlafzeiten an freien Tagen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

Richtigkeit uumlberpruumlfen und eventuell durch eine ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeur-teilung vervollstaumlndigen In der Ergaumlnzung wird nur vervollstaumlndigt oder abgewan-delt was vom Uumlblichen abweicht In der Praxis sind das Besonderheiten die bei der Arbeitsvergabe besprochen werden

Fehlt eine Gefaumlhrdungsbeurteilung fuumlr eine Taumltigkeit komplett muss sie in jedem Fall vor Arbeitsbeginn erstellt werden Wenn spezielle Hilfsmaterialien oder Ar-beitsmittel benoumltigt werden muss sich der Arbeitsverantwortliche davon uumlber-zeugen dass die beauftragten Beschaumlf-tigten wissen wie diese sicher benutzt werden Unter Umstaumlnden muss der Ar-beitsverantwortliche noch Ein- und Unter-weisungen vornehmen

Arbeiten im spannungsfreien Zustand Das Arbeitsschutzgesetz verlangt eine Ver-meidung von Gefahren Die DGUV Vor-

rollieren kann ob die Arbeiten sicher und richtig ausgefuumlhrt werden

Zusammenarbeit von Arbeits- und Anlagenverantwortlichen Bei Arbeiten an groszligen elektrischen Anla-gen oder in Netzen koordiniert der Anlagenverantwortliche die Schutzmaszlig-nahmen und spricht diese mit dem Arbeitsverantwortlichen durch Der Ar-beitsverantwortliche muss die Personen auswaumlhlen die die Arbeiten durchfuumlhren sollen und vor Arbeitsbeginn uumlber die kon-kreten Schutzmaszlignahmen informieren Der Arbeitsverantwortliche wird haumlufig erst vor Ort kurz vor Arbeitsbeginn be-nannt Trotzdem muss ihm bewusst sein dass er fuumlr die Sicherheit und den Gesund-heitsschutz der beteiligten Mitarbeiter verantwortlich ist

Fuumlhren Elektrofachkraumlfte die Arbeiten durch ist aufgrund ihrer Qualifikation in der Regel eine relativ hohe Sicherheit ge-

geben Kritischer ist die Situation wenn elektrotechnische Laien erst noch elektro-technisch unterwiesen werden muumlssen Hier uumlbernimmt die unterweisende Elek- trofachkraft die Fachverantwortung fuumlr diese Personen

Im Elektrohandwerk ist der Arbeitsver-antwortliche in der Regel auch der Anlagenverantwortliche Hier wird vom Ar-beitsverantwortlichen eine besondere Verantwortung verlangt da er in der Doppelfunktion des Arbeits- und Anlagen-verantwortlichen ist Bekommt er erst vor Ort oder kurz vor Arbeitsbeginn Einblick in die Unterlagen wird diese Aufgabe zu-saumltzlich erschwert

Gefaumlhrdungen beurteilen Zur Planung gehoumlrt eine Gefaumlhrdungsbe-urteilung vor Arbeitsbeginn Im Regelfall existiert die Gefaumlhrdungsbeurteilung be-reits fuumlr eine Vielzahl der Arbeiten Der Ar-beitsverantwortliche muss vor Ort deren

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schrift 3 verlangt deshalb im Allgemeinen Arbeiten im spannungsfreien Zustand Um den spannungsfreien Zustand herzustel-len sind die bdquo5 Sicherheitsregelnldquo anzu-wenden (lesen Sie dazu bitte S 11)

Arbeiten in der Naumlhe unter Spannung stehender Teile Haumlufig liegt ein falsches Verstaumlndnis fuumlr das Arbeiten in der Naumlhe unter Spannung stehender Teile (AiN) vor Die DGUV Vor-schrift 3 versteht darunter das Eindringen in die Annaumlherungszone ohne die Gefah-renzone erreichen zu koumlnnen In der Pra-xis houmlrt man deshalb oft die Aussage bdquoIch passrsquo schon aufldquo ndash und meint bdquoIch kom-me nicht an spannungsfuumlhrende Teileldquo

Die BG ETEM hat speziell fuumlr diese Aus-sagen auf Messen einen Versuchsstand aufgebaut an dem die Besucher zeigen koumlnnen ob und wie sie aufpassen Dazu soll eine Oumlse um einen Draht herum von einer Seite zur anderen gefuumlhrt werden ohne den Draht zu beruumlhren Jedes Beruumlh-ren ist einer Koumlrperdurchstroumlmung gleich-zusetzen Die Erfahrung zeigt dass ndash selbst wenn die Strecke ein- oder zweimal ohne Beruumlhren erfolgreich absolviert wur-de ndash Zeitdruck Hektik oder Ablenkung zu Beruumlhrungen des Drahtes fuumlhren Deshalb lautet die klare Forderung bdquo die Gefah-renzone darf nicht erreicht werden koumln-nenldquo Das ist in der Praxis allerdings nur durch einen mindestens teilweisen Beruumlh-rungsschutz moumlglich (5 Sicherheitsregel)

Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen (AuS) heiszligt sinngemaumlszlig dass span-nungsfuumlhrende Teile bewusst mit dem Koumlr-per oder mit Gegenstaumlnden beruumlhrt wer-den Wenn also die arbeitende Person mit Werkzeugen spannungsfuumlhrende Teile be-ruumlhrt ist das AuS Auch das unbewusste oder unbeabsichtigte Beruumlhren z B beim Abrutschen wird dem AuS gleichgesetzt

Nach der DGUV Vorschrift 3 sect6 ist AuS grundsaumltzlich nicht zulaumlssig Der sect8 zeigt jedoch Moumlglichkeiten auf unter denen AuS moumlglich sind Finden AuS statt muumls-sen ndash unabhaumlngig von der Spannungshouml-he und der Spannungsart ndash eine gefaumlhrli-che Koumlrperdurchstroumlmung und die Gefahr eines Lichtbogens immer ausgeschlossen sein Dies ist allerdings nur in seltenen Faumlllen durch die Art der Anlage gegeben In der DGUV Regel 103-011 bdquoArbeiten unter Spannung an elektrischen Anlagen und

Betriebsmittelnldquo werden Verfahren zum Durchfuumlhren von AuS beschrieben Dabei ist zunaumlchst eine Gefaumlhrdungsbeurteilung noumltig Auf deren Grundlage entscheidet der Unternehmer uumlber die Anwendung der AuS-Arbeitsmethode

AuS duumlrfen nur durchgefuumlhrt werden wenn die Sicherheit und der Gesundheits-schutz aller an den Arbeiten beteiligten Personen sichergestellt werden kann In der Regel wird dies nur durch geeignete Arbeitsverfahren sowie mit gut ausgebil-detem und ausgeruumlstetem Personal er-reicht Die Tabelle 5 zum sect8 der DGUV Vorschrift 3 gibt eine Uumlbersicht zu den Randbedingungen fuumlr die Auswahl des

das Heranfuumlhren von Spannungspruumlfern zum Durchfuumlhren der 3 Sicherheitsregel

das Abklopfen von Raureif mit isolieren-den Stangen oder

das Heranfuumlhren von geeigneten Hilfs-mitteln zum Reinigen

Bei allen Beispielen legt der Arbeitsver-antwortliche die technischen organisato-rischen und persoumlnlichen Sicherheits-maszlignahmen fest Er ist fuumlr die Umsetzung der Schutzmaszlignahmen durch die Be-schaumlftigten verantwortlich

Durchfuumlhrung der Arbeiten Jeder der an elektrischen Anlagen arbei-tet muss den Zustand der Anlage kennen Besonders wichtig ist

Wurden die 5 Sicherheitsregeln ange-wendet

Stehen noch Teile unter Spannung Welche Fehler bestehen an der Anlage

Der Arbeitsverantwortliche muss deshalb die sichere Durchfuumlhrung der Arbeiten kontrollieren und bei Abweichungen so-fort korrigieren Uumlber Veraumlnderungen des Schaltzustandes oder das Aufheben einer der 5 Sicherheitsregeln muss er die Arbei-tenden informieren

Fazit Um an elektrischen Anlagen sicher arbei-ten zu koumlnnen muumlssen die Arbeiten ge-plant werden Dabei ist zu beachten

Die Gefaumlhrdungsbeurteilung zeigt die noumltigen Schutzmaszlignahmen auf

Der Anlagenverantwortliche muss den Arbeitsverantwortlichen uumlber die Schutzmaszlignahmen an der Anlage ein-weisen

Der Arbeitsverantwortliche setzt die Schutzmaszlignahmen vor Ort um indem er alle Beschaumlftigte an der Anlage infor-miert einweist notfalls unterweist und kontrolliert

Allen Personen die an der elektrischen Anlage arbeiten muumlssen die Schutz-maszlignahmen bekannt sein Peter Westphal

rarr Info Fachgebiet Elektrische Gefaumlhrdung Tel 0221 3778-6178

Referat Elektrohandwerke im Fachgebiet Elektrohandwerke Unternehmermodell Tel 0221 3778-2414

Ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeurteilung Papierversion GB 002-B App fuumlr Smart-phone oder Tablet wwwbgetemde Webcode 13542847

Personals bei bestimmten Taumltigkeiten Deshalb ist es u a bei folgenden Arbei-ten zwingend notwendig eine schriftliche Anweisung der notwendigen Schutzmaszlig-nahmen mit Erlaumluterungen zu geben

Sicherungsleisten montieren und de-montieren

Abzweigmuffen von Hausanschlusskaumls-ten montieren

Montagearbeiten in Hilfsstromkreisen zur Fehlereingrenzung durchfuumlhren oder

Teilstromkreise uumlberbruumlcken Diese Taumltigkeiten duumlrfen nur Elektrofach-kraumlfte mit besonderer Ausbildung und schriftlicher Beauftragung durchfuumlhren

Bei Spannungen die unter 50 V AC bzw 120 V DC liegen duumlrfen auch Laien die Ar-beiten durchfuumlhren ndash sofern die Gefaumlhr-dung durch Lichtboumlgen ausgeschlossen ist Beispiel das Auswechseln von Batteri-en mit geringer Energie

Folgende Arbeiten koumlnnen in der Regel auch EuP unter Leitung und Aufsicht einer Elektrofachkraft durchfuumlhren

Sicherheit hat Vorrang Arbeiten sollten gene-rell im spannungsfreien Zustand stattfinden

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Das Unfallgeschehen bei der BG ETEM ist erfreulicherweise seit Jahren ruumlck-

laumlufig Unerfreulich ist hingegen die Entwicklung bei den Unfaumlllen durch elektrischen Strom (siehe Abbildung bdquoGemeldete und meldepflichtige Strom- unfaumllleldquo) Die steigende Zahl der elektri-schen Unfaumllle wirft bei der BG ETEM die Frage auf welche Maszlignahmen sinnvoll sind um diesen Negativtrend zu stoppen und umzukehren

Etwa 90 Prozent der elektrischen Unfaumllle sind im Bereich der Niederspannung (bis 1000 V Wechselspannung) zu verzeich-nen Betroffen ist uumlberwiegend Fachperso-nal die Elektrofachkraumlfte Unfallursache ist in den meisten Faumlllen dass die 5 Si-cherheitsregeln nicht oder nur unvollstaumln-dig angewendet wurden

Daher hat die BG ETEM beschlossen den Unternehmen und ihren Verantwortli-

Immer wieder kommt es zu elektrischen Unfaumlllen weil die 5 Sicherheitsregeln nicht beachtet werden Daher hat die BG ETEM nun Checklisten entwickelt mit deren Hilfe die richtige Anwendung dieser Regeln uumlberpruumlft werden kann

chen ein Hilfsmittel anzubieten mit dem sie vor Beginn elektrotechnischer Arbeiten innerhalb weniger Minuten uumlberpruumlfen koumlnnen ob die 5 Sicherheitsregeln richtig und vollstaumlndig angewendet wurden Da-

mit wird auch uumlberpruumlft ob die in der Gefaumlhrdungsbeurteilung festgelegten Maszlignahmen richtig umgesetzt wurden al-so eine ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeurtei-lung vor Ort gemacht wurde

Fuumlr die drei Bereiche Energieversor-gungsunternehmen (EVU) Industrie und Elektrohandwerk hat die BG bdquoChecklisten zur Arbeitsfreigabe nach den 5 Sicher-heitsregelnldquo erarbeitet Unterschieden nach jeweils mehreren typischen Taumltig-keitsfeldern die den groumlszligten Teil der elektrotechnischen Arbeiten in der Nieder-spannung abdecken stehen insgesamt elf Checklisten zur Arbeitsfreigabe zur Ver-fuumlgung Hartmut Oelmann

rarr info Die oben abgebildete und zehn weitere Checklisten koumlnnen unter wwwbgetemde Webcode 12201321 (Link anklicken Rubrik bdquoPraxishilfenGefaumlhrdungsbeurteilungldquo) als pdf- und als Word-Dateien herunterge-laden werden Die Word-Dateien koumlnnen in eigene Dokumente eingefuumlgt werden

Umsetzung der 5 Sicherheitsregeln in der Elektrotechnik

Haken dran

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500

571

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

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Meldepflichtige Stromunfaumllle (ge3 Kalendertage Arbeitsunfaumlhigkeit)

Gemeldete Stromunfaumllle

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Gemeldete und meldepflichtige Stromunfaumllle (Quelle BG ETEM)

Die Checkliste bdquoEVUndashArbeiten an

Zaumlhleranlagenldquo ist eine der neuen

BG-Hilfen

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Was haben eine kerntechnische An- lage eine Intensivstation ein Flug-

zeugtraumlger und der internationale Bank-handel gemeinsam Ihre Organisation erfordert hohe Zuverlaumlssigkeit Ein Fehler kann katastrophale Ausmaszlige annehmen

Die Namen Tschernobyl Bhopal Har-risburg und Lehman Brothers haben sich in unser kollektives Gedaumlchtnis einge-brannt Sie stehen fuumlr die verheerenden Folgen die aus der Fehlfunktion eines komplexen technischen Systems erwach-sen koumlnnen Das Zusammenwirken uner-warteter Ereignisse mit zunaumlchst unbedeu-tend erscheinenden Fehlentscheidungen lieszligen die Systeme auszliger Kontrolle gera-ten Mit verheerenden Folgen fuumlr Men-schen Umwelt oder das weltweite Finanz-system

Eine ganze Forschungsrichtung hat sich seit den Neunzigerjahren des vergange-nen Jahrhunderts etabliert um dem Pro-blem zu begegnen Die High Reliability Theory (HRT) ndash zu Deutsch Theorie der hohen Zuverlaumlssigkeit

Ihre grundlegende Annahme ist es dass Fehlervermeidung allein nicht aus-reicht Auch nicht mit immer detaillierte-ren Anweisungen Vielmehr wird auf hin-tereinander gestaffelte Sicherungssyste-me gesetzt und vor allem auf eine beson-dere Achtsamkeit gegenuumlber Fehlern und Abweichungen Das Gespuumlr der Beschaumlf-tigten fuumlr problematische Situationen soll genutzt werden Dafuumlr muss im Unterneh-

Wie Organisationen Achtsamkeit erwerben und so die Arbeitssicherheit verbessern koumlnnen

men eine Kultur etabliert werden die die-se praumlventive Sorge aufmerksam aufgreift und in maszliggeschneiderte Rituale oder Prozesse bringt und diese staumlndig opti-miert

Viele Unternehmen verstehen sich mitt-lerweile als High-Reliability-Organisation (HRO) und zeichnen sich durch ihre beson-dere Achtsamkeit im Umgang mit komple-xen Technologien aus Obwohl manche technische Systeme in ihrer Dynamik prin-zipiell nicht vollstaumlndig beherrschbar sind

oder kleine Fehler uumlberpro-portional schwerwiegen-de Folgen haben koumlnnen haben sie die Faumlhigkeit entwickelt diese nahe-zu unfallfrei zu betrei-

ben Was liegt also naumlher als ihr Wissen zu nutzen um der Vision Zero naumlherzukommen einer Arbeitswelt ohne Arbeitsunfaumllle

Dr Just Mields Arbeitspsychologe bei der BG ETEM hat dazu die beiden Exper-ten Dr Annette Gebauer und Stefan Guumln-ther befragt

Wie gelingt es einer High-Reliability- Organisation dass letztlich erwartbare Fehler nicht zu einer Katastrophe fuumlh-ren Annette Gebauer Eine Organisation die sich High-Reliability-Organisation nennt hat ihren Titel eigentlich schon verspielt Wenn wir von HRO sprechen reden wir nicht von der festen Eigenschaft einer Or-ganisation auf der sie sich ausruhen kann Vielmehr meinen wir eine fortwaumlh-

Stichwort Zuverlaumlssigkeit

Aus Fehlern kollektiv lernen

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rende Aktivitaumlt des selbstkritischen Pruuml-fens Hinterfragens und Lernens in einem komplexen riskanten Umfeld

Was bedeutet das konkret Annette Gebauer Das ist vielleicht am besten mit dem fortwaumlhrenden Training einer Fuszligballmannschaft im Spitzenfeld zu vergleichen Jedes Spiel birgt neue Ri-siken auf die sich die Mannschaft vorbe-reiten muss ohne genau zu wissen ob die Taktik von gestern fuumlr morgen noch gilt Houmlrt man mit dem Training der Ana-lyse von besonderen Gegebenheiten oder des Fitnesszustands des Gegners und auch der eigenen Mannschaft auf ist der Abstieg sicher Deshalb sprechen wir auch lieber von High Reliability Organizing oder High Reli-ability Seeking Organizations Das Be-sondere dieser Form des Organisierens besteht darin sich nicht nur auf solide bdquostandard operating proceduresldquo zu ver-lassen sondern Teams fuumlr das Erkennen und den Umgang mit unerwarteten Plan-abweichungen und undurchsichtigen komplexen Situationen bewusst vorzube-reiten Gemeint ist eine kollektive Kompe-tenz der Organisation die mehr ist als die Faumlhigkeit der einzelnen Spieler

Was kennzeichnet den HRO-Ansatz und welche bdquoWerkzeugeldquo haben sich be-waumlhrt Annette Gebauer Es gibt zahlreiche Moumlg-lichkeiten mit High Reliability Organizing anzufangen Bewaumlhrt haben sich zum Bei-spiel kurze in den Alltag eingebaute kol-

Im Team lassen sich unerwartete und komplexe Situatio-nen leichter erkennen und durchschauen

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lektive Achtsamkeitsrituale in denen be-wusst nach Besonderheiten und Abwei-chungen gefragt wird Ein zentrales Ele-ment des Crew- oder Cockpit Ressource Managements ist das gezielte Uumlben von Widerspruch gegenuumlber dem Piloten oh-ne den Respekt voreinander zu verlieren

Wie kann man das im betrieblichen Alltag umsetzen Annette Gebauer Ich persoumlnlich halte gute strukturierte Briefing- und Debrie-fing-Gespraumlche fuumlr sehr wertvoll Im Brie-fing-Gespraumlch gewinnt jedes Teammit-glied ein besseres Verstaumlndnis von der geplanten Aufgabe sodass jeder mitden-ken kann Im Debriefing-Gespraumlch reflek-tiert das Team an welchen Stellen es zu Planabweichungen gekommen ist und wie es mit dem Unerwarteten umgegangen ist Die Faumlhigkeit des eher geistesgegen-waumlrtigen Handelns im Moment wird damit nicht einfach dem Zufall oder dem Einzel-nen uumlberlassen sondern sie wird zum Gegenstand des Lernens im Team Eine weiteres Achtsamkeitsritual sind Er-eignis- oder Musteranalysen von unerwar-teten Fehlern und Ereignissen die zum Organisationslernen genutzt werden Hie-rarchie- und fachuumlbergreifende Teams er-gruumlnden vor Ort die Bedingungen und Zu-sammenhaumlnge des Misslingens Sie nut-zen wie wir es nennen ein unerwartetes Ereignis als Fenster zum System Individu-elle Schuldzuweisungen sind hier tabu und damit erleben die Beteiligten etwas was sonst meist nur gefordert wird eine Kultur des offenen Umgangs mit Fehlern

Hat der HRO-Ansatz Einfluss auf die Rolle von Management und Fuumlhrung Stefan Guumlnther Fuumlhrung ist nicht alles aber ohne Fuumlhrung ist alles nichts In die-ser Kultur besteht ein Unterschied fuumlr Fuumlh-rungskraumlfte darin in bestimmten Phasen die hierarchischen Unterschiede auszu-blenden Expertise Wahrnehmungen und Annahmen anderer weder zu dominieren noch abzuwerten oder einzuschuumlchtern Wir sprechen auch von Wir-Kultur statt Ihr-Kultur die sich eher auf Kritik Appelle Vorgaben und Sanktionen reduziert Fuumlhrungskraumlfte akzeptieren dass sie oft Unwissende sind und sie das Wissen anderer zur differenzierten Bearbeitung bestehender Probleme und zukuumlnftiger Risiken zusammenbringen muumlssen Sie werden also zu Fragenden Ermoumlglichern Unterstuumltzern und Ermutigern

Das bedeutet auch Fuumlhrungskraumlfte muumlssen umdenken Stefan Guumlnther Ja die entscheidenden Veraumlnderungen der Fuumlhrungsrolle zeigen sich immer sowohl im System ndash zum Bei-spiel offenes Fragen nach Besonderhei-ten Szenarien zur Vorbereitung auf Uner-wartetes Reagieren auf Abweichungen von Standards ndash als auch in der Arbeit am System Zum Beispiel die Bedeutung von Sicherheitsverhalten in Beurteilung und Personalentwicklung Beruumlcksichti-gung von Sicherheitsexpertisen in der Planung Einfuumlhren und Sicherstellen neuer Prozesse Methoden Werkzeuge Weitere erfolgskritische Aspekte von Fuumlhrung sind die in der Belegschaft wahr-genommenen Entscheidungen der Fuumlh-rungskraumlfte wenn es um den Konflikt Sicherheit ndash ProfitabilitaumltZeit oder den Umgang mit dem Spannungsfeld Offen-heit ndash Umgang mit Sanktionen geht Oft haben Fuumlhrungskraumlfte die bestehende Kultur mit guten Absichten mitgepraumlgt zu deren Veraumlnderung sie jetzt aufrufen Kurzum Wenn Fuumlhrung nicht bereit ist sich selbst als Bestandteil des Problems und der Loumlsung zu sehen und zu reflek-tieren hat HRO keine echte Chance

Laumlsst sich der HRO-Ansatz auch auf kleine Unternehmen uumlbertragen und wel-che Tools wuumlrden Sie hier empfehlen Stefan Guumlnther Aber natuumlrlich denn hier kann Fuumlhrung viel schneller ein System in Bewegung bringen vorausgesetzt eine kritische Masse sieht darin einen Nutzen und gibt dieser Idee einen Sinn Ist die Notwendigkeit mal erkannt kann man die gesamte Fuumlhrungsmannschaft schneller an den Tisch bekommen und

mit weniger beteiligten Schnittstellen Gremien und einfacheren Entscheidungs-strukturen oft effektiver arbeiten Damit kommt man besser an die entscheiden-den Einflussfaktoren der Organisation Die Instrumente sind prinzipiell die glei-chen wie z B Ereignisanalysen Selbst-einschaumltzung der Sicherheitsarbeit Ritua-le fuumlr unsichere Zustaumlnde etc Manchmal muss man jedoch die Instrumente anpas-sen oder zuschneiden auf die konkreten Bedingungen und die Sprache der Ziel-gruppen

Woran erkenne ich High Reliability Organizing Stefan Guumlnther Wenn ich mich als Frem-der regelwidrig verhalte kommt schnell eine Person auf mich zu die mit mir die Regel aufgreift und mich respektvoll und bestimmt anleitet Oder ich werde erken-nen dass in der Analyse kleiner Abwei-chungen oder sogenannter Beinahe-Un-faumllle kein Schuldiger gesucht wird son-dern die Bedingungen erkundet und die Ursachenbehebung Zeit und Aufmerksam-keit bekommt

Wie groszlig ist der Aufwand um sich als Unternehmen in Richtung Achtsamkeit und Sicherheitskultur zu bewegen Annette Gebauer Die groumlszligte Herausfor-derung ist das Behalten eines langen Atems Meistens starten Unternehmen aus einer Krisensituation heraus und sind bereit in die Entwicklung ihrer Achtsam-keitskultur zu investieren HRO braucht aber ein kontinuierliches Investment in Kommunikation und Information Training und Pruumlf- und Lernschleifen

Zur Person

Stefan Guumlnther ist Geschaumlftsfuumlh-rer der WSM GmbH und Netz-werkpartner der ICL GmbH Als Experte fuumlr

Management- und Fuumlhrungskraumlf-teentwicklung Strategie und Change Coaching von Schluumlssel-personen Beraterqualifizierung ist er unter anderem fuumlr ABB EnBW BASF ThyssenKrupp oder Lufthansa taumltig

Zur Person

Dr Annette Gebauer ist Inhaberin der ICL GmbH und auf High Reliabili-ty Organizing sowie Kultur-

und Managemententwicklung spezialisiert Sie unterstuumltzt Unter-nehmen wie ThyssenKrupp BASF SAP RWE Coca-Cola Commerz-bank Sabic Boehringer-Ingelheim und andere

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Der Stellenwert der bdquoBetrieblichen Gesundheitsfoumlrderungldquo hat in den

letzten Jahren stetig zugenommen Viele Unternehmen haben erkannt dass es oumlkonomisch sinnvoller ist in Gesundheit Motivation und Leistungsfaumlhigkeit der Beschaumlftigten zu investieren als hohe Kosten fuumlr Krankheit Produktionsausfall Ersatz und Wiedereingliederung zu tragen

Wissenschaftliche Studien haben ermit-telt dass fuumlr jeden fuumlr betriebliche Ge-sundheitsfoumlrderung eingesetzten Euro im Durchschnitt 240 Euro zuruumlckflieszligen Die-ser Erfolg wird erbracht durch gesunde motivierte Mitarbeiter eine hohe Effizienz und geringere Ausfallzeiten So steigern Betriebe mittel- bis langfristig ihren Ge-winn Die gewinnsteigernden Effekte sind

Motivation der Beschaumlftigten Verbesserung des Gesundheitszustan-des aller Beschaumlftigten

Verbesserung der innerbetrieblichen Kommunikation

bessere Produktqualitaumlt houmlhere Attraktivitaumlt des Unternehmens bzw besseres Image

Zu vorausschauendem Management gehoumlrt es auch die Gesundheit und Motivation der Beschaumlftigten zu foumlrdern Ein neues Seminar zeigt Strategien die sich praktisch bewaumlhrt haben

Steigerung der Produktivitaumlt und Flexibi-litaumlt

langfristige Reduzierung der Fehlzeiten der Fluktuationsraten und der damit verbundenen Kosten

In dem vorliegenden Seminar wird ge-zeigt wie diese Ziele realisiert werden koumlnnen Im Einzelnen wird dabei den fol-genden Fragen nachgegangen

Wie muss unser Unternehmen organi-siert sein um eine erfolgreiche Gesund-heitsfoumlrderung und die Work-Life-Balan-ce der Beschaumlftigten zu verwirklichen

Wie erreichen wir dass die Mitarbeiter und Vorgesetzten sich wirklich immer richtig verhalten und das Thema Ge-sundheit verinnerlichen

Wie bekommen wir das Thema Gesund-heit in die Koumlpfe der Beschaumlftigten

Was koumlnnen wir noch machen als im-mer wieder auf das richtige Verhalten hinzuweisen

Wie koumlnnen gesunde Angewohnheiten entstehen

Wie koumlnnen wir die Gesundheit der Mit-arbeiter nachhaltig steuern

Um diese Fragen zu beantworten werden im Seminar pragmatische Loumlsungen entwickelt Damit profitierten die Unter-nehmen ebenso wie Fuumlhrungskraumlfte und Beschaumlftigte

rarr info Seminar Unternehmenserfolg durch gesunde und motivierte Mitarbeiter Termine 22072016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-041) 16122016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-042) wwwbgetemde Webcode 11326642

Seminar fuumlr Fuumlhrungskraumlfte

Ein Schluumlssel zum Erfolg

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wwwbgetemde Webcode 12484059

Aufblaumlttern Nachlesen Anwenden etem ndash das Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung

Als E-Paper und PDF im Netz jederzeit verfuumlgbar

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Tag 1 Ohne Deckung

Ich blicke in verschlafene Gesichter Nach dem Fruumlhstuumlck in der Truppen-

kuumlche beginnt der erste Lehrgangstag puumlnktlich um 7 Uhr zunaumlchst im Houmlr-

saal Oberstleutnant Volker Dewenter wird uns in den kommenden Tagen

als Houmlrsaalleiter auf allen theoretischen und praktischen Stationen der

Ausbildung begleiten

Ausfuumlhrlich erklaumlrt er verschiedene Typen von Minen und welchen Scha-

den sie anrichten koumlnnen Wir gehen Szenarien wie zum Beispiel das Ver-

halten an Checkpoints durch eroumlrtern die verschiedenen Situationen einer

moumlglichen Geiselnahme und besprechen Details wie die Vor- und Nachteile

des Tragens von Eheringen in unterschiedlichen Kulturraumlumen

Bei der Besichtigung eines beschossenen Autos wird mit Hollywood-

Mythen aufgeraumlumt Beim Anblick der total durchloumlcherten Fahrzeugtuumlr wird

schnell klar Bei Beschuss durch Pistole oder Maschinengewehr im Stile der

bdquoStirb langsamldquo-Filme sucht man besser woanders Schutz

Nachmittags steht Waffenkunde auf dem Lehrplan Wir werden zunaumlchst

mit den gebraumluchlichsten Waffen der Bundeswehr vertraut gemacht Nur

wenige meiner Kollegen nehmen das Angebot an eine Panzerfaust oder ein

Maschinengewehr in die Hand zu nehmen um ein Gefuumlhl dafuumlr zu bekom-

men Beeindruckend ist die Wirkung der Waffen Egal ob Glas Holz Be-

ton oder Metall Nahezu alle Materialien geben fruumlher

oder spaumlter nach

Als wir Attrappen von Sprengfallen und Blindgaumlngern in

einem unuumlbersichtlichen Feld finden sollen gibt es den

ersten fiktiven Zwischenfall Mehr als 30 Minen-Dummies

sind teils offensichtlich teils sorgfaumlltig versteckt Dass wir

in unserer Unbekuumlmmertheit auf den Druckzuumlnder einer

neben dem Weg platzierten Antipersonenmine treten ist

natuumlrlich von den Ausbildern beabsichtigt So lernen wir

welche Gefahren abseits der befestigten Straszligen lauern

koumlnnen Auch wenn es keine echte Explosion gibt und die

Mine nur ein Dummy war hat die Lektion gesessen

In Krisenregionen garantiert die Kennzeichnung bdquoPressldquo keinen Schutz vor unangenehmen Situationen

Diese fuumlnf Tage bereiten auf das Schlimmste vor Die Teil -

nehmerinnen und Teilnehmer werden beschossen aus ihrem Auto gezerrt oder sogar entfuumlhrt Das Ziel dieser realistischen Sze-narien auf dem Trainingsgelaumlnde der Bundeswehr im fraumlnkischen Hammelburg ist es Reporter auf den Einsatz in Kriegs- und Krisen-gebieten vorzubereiten Bundes-wehr-Redakteurin Ulrike Jenssen hat die Ausbildung mitgemacht Hier Teile ihres Tagebuchs

BG ETEM und Bundeswehr bieten spezielles Training fuumlr Journalisten in Krisengebieten

Seminare

Anleitung zum Uumlberleben

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Tag 2 Achtung Granate Viele von uns tragen an diesem Morgen das erste Mal ei-ne ballistische Schutzweste der sogenannten Schutzklas-se 4 wie sie auch die Bundeswehrsoldaten in den Ein-satzgebieten tragen Die Weste wiegt zwoumllf Kilogramm weil sie mit schweren Platten aus einem speziellen Verbund-werkstoff verstaumlrkt ist Auszligerdem bekommen wir einen Helm und lernen dass der lediglich vor Splittern aber nicht zwin-gend vor direktem Beschuss schuumltzt

Wir sollen den Buumlrgermeister eines kleinen Dorfes in einer Krisenregion interview-en Mit meiner kleinen Gruppe ndash dem Tonassistenten der Kamerafrau und der Produzentin ndash laufe ich durch das Dorf Ploumltzlich fallen Schuumlsse Granate Sie faumlllt vor meine Fuumlszlige Ich habe Panik und renne weg Das sagt mir mein Instinkt

Soldaten wissen natuumlrlich dass ich mich in den maximal drei Sekunden bis eine scharfe Handgranate in einem echten Szenario explodiert waumlre kaum haumltte um-drehen koumlnnen Und schon gar nicht haumltte ich es geschafft mich aus dem Gefahrenra-dius in Sicherheit zu bringen Ich haumltte mich einfach nur hinschmeiszligen sollen Liebes Ta-gebuch Schon am zweiten Tag des Lehr-gangs bin ich das erste Mal tot Nachmittags fahren wir auf die Schieszlig-bahn Mit Gefechtsmunition wird uumlber unsere Koumlpfe hinweggeschossen Wir sollen heraus-houmlren wo sich die Schuumltzen aufhalten und ob wir uns vor oder hinter der Schusslinie befin-den Das ungeuumlbte Gehoumlr hat zunaumlchst keine Chance aber wir werden immer besser

Tag 3 Carjacking

Mit den weiszligen Kleinbussen fahren wir morgens wieder in das bdquoKrisenge-

bietldquo Auf dem Fahrzeug ist gut sichtbar das Schild bdquoPressldquo angebracht

doch auch heute wird unsere journalistische Unabhaumlngigkeit mit Sicher-

heit nicht respektiert werden Wir haben vor Fahrtbeginn eine Karte zur

Orientierung bekommen Fuumlr einen perfekten Reportage-Tag in der Krisen-

region werden uns auszligerdem ein Sprachmittler und ein Fahrer zur Seite

gestellt

Mehrere Checkpoints muumlssen passiert werden Die Durchsuchungen

lassen wir mit professioneller Distanz uumlber uns ergehen auch wenn sie

unangenehm sein koumlnnen bloszlig keinen Anlass geben Immer wieder will

man wissen wer wir sind und wohin wir wollen Die Grenze zwischen Be-

fragung und Verhoumlr ist flieszligend

Als wir gerade auf dem Weg zu einem Pressetermin sind wird unser

Fahrzeug von bewaffneten Maumlnnern umzingelt Carjacking Die Autos sind

weg und wir muumlssen uns zu Fuszlig durch den Wald zur naumlchsten Stadt durch-

schlagen Im einzigen Gasthaus muumlssen wir Verhandlungsgeschick bewei-

sen Man spricht weder Deutsch noch Englisch will

aber Bares sehen Fuumlr viel Geld gibt es

wenig Luxus Der Betonboden ist kalt

und die Raumlumlichkeiten sind nur maumlszligig

beheizt Bevor wir uns auf den Feldbet-

ten niederlassen teilen wir Wachen ein

Sicher ist sicher

Autodiebe uumlberfallen den Presse-Konvoi

Arme schoumln hochhalten Die Rollenspieler sind nicht zimperlich

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Vermummte stuumlrmen in die Herberge der Journalisten

Tag 4 Stunden der Ungewissheit

Von der unruhigen Nacht gezeichnet freuen sich morgens

alle auf einen heiszligen Kaffee und das Fruumlhstuumlck in der Her -

berge obwohl klar ist dass die naumlchste Uumlberraschung nicht

lange auf sich warten lassen wird Kaum ist der Kaffee ge -

trunken houmlren wir drauszligen auch schon Gewehrfeuer Alle

springen vom Fruumlhstuumlckstisch auf und rennen in Richtung

des Bunkers Der wird jedoch nicht schnell genug erreicht

Ein Dutzend schwerbewaffnete Vermummte ist bereits im

Haus Mit dieser Erstuumlrmung beginnt die Geiselnahme

die Ungewissheit hellip

Als es vorbei ist steht die Sicherheit an erster Stelle Psy -

chologen Sanitaumlter und der Lehrgangsleiter stehen bereit

um das Erlebte mit uns auszuwerten und gemeinsam zu ver-

stehen Alle sind wohlauf fuumlhlen sich mental gefestigt und

sind auch physisch noch einigermaszligen fit Abends ist Zeit

die Eindruumlcke zu ordnen und sich aus-

zutauschen Das

Erlebte bleibt ndash

ebenfalls aus Sicher-

heitsgruumlnden ndash

zwischen den Teilneh-

mern und wird nicht

berichtet

Tag 5 Sensibilisiert Der letzte Tag im Houmlrsaal Ein Sanitaumltsfeldwebel gibt uns praktische Tipps zur Wundschnellversorgung und erklaumlrt worauf es ankommt wenn man Schuss- und Brandverletzungen versorgen muss Und wie lautet eigentlich die Notrufnummer in diesem oder jenem Land Wo ist das naumlchste Krankenhaus Es sind einfache Fragen die man bereits vor der Reise in das Krisengebiet beantworten koumlnnen sollte Zeit fuumlr ein Fazit Viele fuumlhlen sich nun fuumlr kuumlnftige Reisen in Krisengebiete besser vorbereitet Einige meiner Kollegen sagen dass sie die Gefahr zuvor un-terschaumltzt und jetzt einen geschulteren Blick fuumlr De-tails haumltten Es stimmt Sensibilisiert fahre ich nach Hause und aufmerksamer als sonst betrachte ich den Wegesrand

Journalisten in Krisenregionen

Die BG ETEM versichert auch viele Journalisten Daher bietet sie dieses Seminar zusammen mit dem Bundesverteidigungsministerium Es wendet sich ausschlieszliglich an Journalistinnen und Journalisten die aus beruflichen Gruumlnden in Krisen- und Kriegsgebieten taumltig sind oder sich auf Einsaumltze in diesen Regionen vorberei-ten Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten des Personenschutzes oder von gemeinnuumltzigen Organisationen sind nicht zugelassen Ziel des Seminars Die Veranstaltung vermittelt in fuumlnf Tagen grund-legende Kenntnisse zum Umgang mit potenziel -len Gefahren fuumlr die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten Konkrete Gefaumlhrdungen sollen bewusst gemacht und moumlgliche Vermeidungs-strategien aufgezeigt werden Daruumlber hinaus bietet der Lehrgang eine Erste-Hilfe-Ausbildung und Hilfen zur Stressverarbeitung

Inhalt des Seminars Wirkung von Waffen Munition Kampfmitteln und Schutzmaszlignahmen

Erkennen und Vermeidung von Gefahren durch Minen und Sprengfallen

Verhalten in komplexen Situationen ein-schlieszliglich Gefangennahme

Lebensrettende Erstversorgung Verwundeter Zusammenarbeit zwischen Streitkraumlften und Journalisten im Einsatzland

Begleitung der Truppe bei Patrouillen und Schutzaufgaben

Psychische Belastungen und Praumlvention von Traumatisierungen

Versicherungsschutz durch die BG im In- und Ausland

Anmeldung bildung-wiesbadenbgetemde

Veranstaltungstermine 2016 im April Juli November und Dezember Ort Ausbildungs-zentrum der Bundeswehr in Hammelburg

rarr Info wwwbgetemde Webcode 14363753 Seminardatenbank Veranstaltungsnummer 146

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Waumlhrend der Dienstreise im Ausland geschieht ein Unfall Erste Hilfe ist

gefragt gegebenenfalls muumlssen Ver- sicherte zudem aumlrztlich versorgt werden Doch wie kommt man auf kuumlrzestem Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus

Um auch im Ausland optimale medizi-nische Versorgung gewaumlhrleisten zu koumln-nen hat die BG ETEM fuumlr ihre Versicherten gemeinsam mit der DRK Assistance einen 24-Stunden-Notruf eingerichtet Ein Anruf genuumlgt um etwa die schnelle Verlegung in ein geeignetes Krankenhaus vor Ort oder einen Krankenruumlcktransport zu or- ganisieren Die DRK Assistance bietet ein weltweites Netzwerk von Aumlrzten und Dienstleistern und kann nach der Unfall-meldung sofort Kontakt mit dem be- handelnden Arzt vor Ort aufnehmen So lassen sich Fragen zur Diagnose Qualitaumlt der Behandlung oder Kostenuumlbernahme kurzfristig klaumlren

Welches geeignete Arzneimittel steht im Ausland zur Verfuumlgung und wo sind deutsch- oder englischsprachige Aumlrzte zu finden Auch dazu koumlnnen Versicherte uumlber die Notfall-Hotline qualifiziert bera-ten werden

Auch wer beruflich im Ausland unterwegs ist kann auf den Schutz durch die BG ETEM zaumlhlen Eine Notfall-Hotline sichert Erreichbarkeit rund um die Uhr

Damit die Notrufnummer immer griffbereit ist bietet die BG ETEM spezielle Visiten-karten an (Bezugsmoumlglichkeiten unter info) Betriebe koumlnnen diese an ihre Beschaumlftigten vor Auslandsaufenthalten verteilen

Dokumentation Grundsaumltzlich muss die Berufsgenossen-schaft uumlber meldepflichtige Unfaumllle sofort informiert werden ndash auch wenn sie im

Notfall-Hotline der BG ETEM

Anruf genuumlgt

Ausland passieren Das gilt ebenfalls bei begruumlndetem Verdacht auf eine Berufs-krankheit Arbeitgeber nutzen dazu die-selben Formulare wie im Inland Schwere oder gar toumldliche Unfaumllle sind telefonisch zu melden

Nach der Ruumlckkehr Wenn Beschaumlftigte nach ihrer Ruumlckkehr noch medizinische Behandlung brauchen oder sie weiterhin arbeitsunfaumlhig sind muumlssen sie direkt den Durchgangsarzt aufsuchen Dabei empfiehlt es sich diesem saumlmtliche aumlrztlichen Berichte aus dem Ausland (wie z B den Medical Report siehe Infokasten links) vorzulegen Nur so kann sich der Arzt ein Bild uumlber die bisherige Versorgung machen und die Folgebehandlung darauf abstimmen

Wichtiger Hinweis Einige Krankheiten machen sich moumlglicherweise erst nach der Dienstreise bemerkbar manchmal sogar erst Monate spaumlter Bei Sympto-men wie beispielsweise ungeklaumlrtem Fieber oder anhaltenden Durchfaumlllen Hautveraumlnderungen Gelenkschwellungen Kopfschmerzen starkem Gewichtsverlust oder Lymphknotenschwellungen die etwa nach einem Tropen-Aufenthalt auftreten heiszligt es sofort zum Arzt Nancy Schmidt

rarr info Visitenkarte mit Notruf-

nummer der BG ETEM (siehe oben) als Download unter wwwbgetemde Webcode 11234792 oder per E-Mail

unter rehabgetemde

Medical Report

Im Medical Report dokumentiert der behandelnde Arzt eine aumlrztliche Behandlung im Ausland Er dient auch als Beweismittel fuumlr spaumltere Anspruumlche gegenuumlber der Sozial-versicherung Es empfiehlt sich betroffenen Mitarbeitern die Formulare zur Verfuumlgung zu stellen Bezug Kepnerdruck GmbH wwwkepnerdeA_20_Medical_ Reportpdf

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Wir wollen unsere Unfallquote halbie-renldquo Stefan Schirm Abteilungslei-

ter Umweltschutz und Arbeitssicherheit bei der BSH Hausgeraumlte GmbH in Traun-reut hat ehrgeizige Ziele Und er ist damit nicht allein Werksleitung Fuumlhrungskraumlf-te Betriebsrat und Beschaumlftigte ziehen an einem Strang

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Produktion ohne Unfaumllle war die Kampagne bdquo10 Goldene Regeln der Ar-beitssicherheitldquo im Jahr 2013 Neben Werksleiter Guumlnter Striegel und dem Be-triebsratsvorsitzenden Walter Waltrich standen zehn Manager des Standorts Pate fuumlr jeweils eine der Regeln Und das gleich mehrfach

Ein Kalender zeigte die Fuumlhrungskraumlfte auf monatlichen Fotos in privaten Situa- tionen ndash beim Bogenschieszligen Hecke- schneiden Radfahren oder Bergsteigen Dabei machten sie klar dass es sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit auf verantwortliches Handeln ankommt bdquoWir

Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

wollten eine Bruumlcke zwischen Privat- und Arbeitsleben schlagenldquo erlaumlutert Stefan Schirm bdquodenn Sicherheit spielt uumlberall ei-ne Rolleldquo

Die Regeln wurden so formuliert dass das bdquoIchldquo also jeder Einzelne als verant-wortlich Handelnder im Mittelpunkt steht bdquoWir haben ganz bewusst nicht formuliert was man sollte muumlsste oder nicht darf Wir sagen den Leuten Schaut auf euch selbst und eure Sicherheit Dann koumlnnt ihr euch auch um andere kuumlmmernldquo

Infomarkt fuumlr alle Beschaumlftigten Um die Bedeutung der zehn Regeln zu un-terstreichen gab es einen Informations-markt fuumlr alle Beschaumlftigten des Stand-orts An insgesamt 15 Terminen konnten sich jeweils 170 Kolleginnen und Kollegen an den zehn Informationsstaumlnden uumlber die einzelnen Regeln informieren Die Fuumlhrungskraumlfte selbst praumlsentierten an den einzelnen Staumlnden bdquoihreldquo Regel und diskutierten mit den Beschaumlftigten Fuumlr

Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

Stefan Schirm wirkte dies besonders uumlberzeugend auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Denn die Manager stan-den persoumlnlich fuumlr das Thema Arbeits- sicherheit ein

bdquoWir haben versucht da so viel Leben wie moumlglich reinzubringenldquo erinnert er sich Die Beschaumlftigten hatten etwa die Moumlglichkeit persoumlnliche Schutzausruumls-tung gleich am Stand auszuprobieren Das habe zu recht lebhaften Gespraumlchen gefuumlhrt Und selbst kritische Geister die meinten schon alles zu wissen und zu kennen seien zu uumlberzeugen gewesen bdquoSpaumltestens bei der dritten Station haben auch die mitgemachtldquo

Im Rahmen der Kampagne im Fruumlhjahr 2013 wurden 750 Kalender und Plakate gedruckt sowie zehn Informationsstaumlnde gestaltet Ergaumlnzend dazu gab es Artikel in der Mitarbeiterzeitung des Standorts sowie im Intranet des Unternehmens

Langfristiges Konzept Erste Wirkung zeigte die Kampagne rund ein halbes Jahr nach den Informationsver-anstaltungen bdquoIm Herbst und Winter hat-ten wir eine Phase von vier Monaten ohne einen einzigen Arbeitsunfall mit Ausfall-zeitenldquo erinnert sich Stefan Schirm Sonst seien es bis zu zwei Unfaumllle monatlich

Klaus Rabenstein Leiter Industrial Engineering trat fuumlr gegenseitige Ruumlcksichtnahme ein

Beim Info-Markt stellten sich die Manager der Diskussion mit den Beschaumlftigten

betrieb amp praxis

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Der Mensch im Mittelpunkt

Die bdquo10 Goldenen Regeln der Ar-beitssicherheitldquo der BSH Hausgerauml-te GmbH in Traunreut stellen den einzelnen Beschaumlftigten in den Mit-telpunkt Jeder soll jederzeit in der Lage sein sich nach diesen Regeln zu verhalten 1 Ich achte stets auf meine eige-

ne Sicherheit und Gesundheit 2 Ich nehme Ruumlcksicht auf meine

Kollegen und mache sie auf ih-re Sicherheit aufmerksam

3 Ich informiere mich gut uumlber Arbeitssicherheit

4 Ich mache nur Arbeiten die ich sicher beherrsche

5 Ich verwende nur sichere Werk-zeuge und Maschinen die ich benutzen darf

6 Ich benutze immer die vorge-schriebene Schutzausruumlstung

7 Ich befolge alle Gebots- Ver-bots- und Warnzeichen

8 Ich achte besonders auf Stap-ler und andere Fahrzeuge

9 Ich beseitige Gefaumlhrdungen so-fort oder informiere umgehend meinen Vorgesetzten

10 Ich melde Unfaumllle sofort und lasse auch kleine Verletzungen behandeln

Entstanden ist die Kampagne letztlich aus einer Krise Als es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auch am Standort Traunreut Probleme gab wollten sich die Verantwortlichen nicht nur den uumlblichen Sparreflexen ergeben Sie entwi-ckelten das bdquoProgramm Traunreut 2020ldquo das neben vielen wirtschaftlichen Zielen auch Visionen fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement formulierte

bdquoDie lassen sich einfach zusammenfas-senldquo erklaumlrt Stefan Schirm bdquo100 Prozent gesunde Mitarbeiter und keine Unfaumllleldquo So soll zum Beispiel die Zahl der Arbeits-unfaumllle von sieben auf drei pro eine Milli-on Arbeitsstunden reduziert werden

Der Weg zu den zehn Regeln fuumlhrte auch uumlber ein Seminar der BG ETEM bei dem sich Fuumlhrungskraumlfte des Standorts mit dem verhaltensbedingten Arbeits-schutz auseinandersetzten Einen moumlgli-chen Ansatzpunkt zur weiteren Verbesse-rung des ohnehin schon guten Niveaus der Arbeitssicherheit identifizierten sie

darin klare Regeln zu formulieren und deren Einhaltung auch einzufordern Um dieses Ziel zu erreichen lassen Stefan Schirm und seine Kollegen auch nach der Kampagne von 2013 nicht locker

bdquoWir variieren die Themen immer wie-der derzeit unter dem Stichwort Arbeits-sicherheit 20lsquo machen Newsletter und Flyerldquo Die Fuumlhrungskraumlfte sprechen Ar-beitssicherheit und Gesundheitsschutz auch bei Betriebsversammlungen regel-maumlszligig an bdquoMan muss eben immer wieder neue Wege findenldquo

Weiter dran bleiben Am Standort Traunreut der BSH Hausgerauml-te GmbH entwickeln und produzieren uumlber 3000 Beschaumlftigte mehr als 22 Millionen Herde und Kochfelder pro Jahr Das Werks-gelaumlnde in der Naumlhe des Chiemsees ist so groszlig wie die Insel Mainau Die Fabrik um-fasst verschiedene Produktionsstufen von der Blechbearbeitung bis zur Endmontage der elektrischen Geraumlte und ist so Schirm

in der Produktionstiefe durchaus mit ei-nem Automobilwerk zu vergleichen Allein die Zunahme des Personalstands in den letzten Jahren macht deutlich dass Ar-beitssicherheit weiter ein zentrales Thema bleiben wird bdquoDie Kampagne war sicher mehr als ein Strohfeuerldquo ist sich Schirm sicher bdquodennoch muumlssen wir die Leute im-mer wieder wachruumlttelnldquo

rarr info wwwbsh-groupde Standort Traunreut

Der Leiter Produktmarketing auf der Leiter Lars Schubert praumlsentierte die vierte Regel bdquoIch mache nur Arbeiten die ich sicher beherrscheldquo

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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

betrieb amp praxis

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

betrieb amp praxis

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pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

27etem 012016

Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

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1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

service

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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service

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      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
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      • Aus der Selbstverwaltung
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          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

schrift 3 verlangt deshalb im Allgemeinen Arbeiten im spannungsfreien Zustand Um den spannungsfreien Zustand herzustel-len sind die bdquo5 Sicherheitsregelnldquo anzu-wenden (lesen Sie dazu bitte S 11)

Arbeiten in der Naumlhe unter Spannung stehender Teile Haumlufig liegt ein falsches Verstaumlndnis fuumlr das Arbeiten in der Naumlhe unter Spannung stehender Teile (AiN) vor Die DGUV Vor-schrift 3 versteht darunter das Eindringen in die Annaumlherungszone ohne die Gefah-renzone erreichen zu koumlnnen In der Pra-xis houmlrt man deshalb oft die Aussage bdquoIch passrsquo schon aufldquo ndash und meint bdquoIch kom-me nicht an spannungsfuumlhrende Teileldquo

Die BG ETEM hat speziell fuumlr diese Aus-sagen auf Messen einen Versuchsstand aufgebaut an dem die Besucher zeigen koumlnnen ob und wie sie aufpassen Dazu soll eine Oumlse um einen Draht herum von einer Seite zur anderen gefuumlhrt werden ohne den Draht zu beruumlhren Jedes Beruumlh-ren ist einer Koumlrperdurchstroumlmung gleich-zusetzen Die Erfahrung zeigt dass ndash selbst wenn die Strecke ein- oder zweimal ohne Beruumlhren erfolgreich absolviert wur-de ndash Zeitdruck Hektik oder Ablenkung zu Beruumlhrungen des Drahtes fuumlhren Deshalb lautet die klare Forderung bdquo die Gefah-renzone darf nicht erreicht werden koumln-nenldquo Das ist in der Praxis allerdings nur durch einen mindestens teilweisen Beruumlh-rungsschutz moumlglich (5 Sicherheitsregel)

Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen (AuS) heiszligt sinngemaumlszlig dass span-nungsfuumlhrende Teile bewusst mit dem Koumlr-per oder mit Gegenstaumlnden beruumlhrt wer-den Wenn also die arbeitende Person mit Werkzeugen spannungsfuumlhrende Teile be-ruumlhrt ist das AuS Auch das unbewusste oder unbeabsichtigte Beruumlhren z B beim Abrutschen wird dem AuS gleichgesetzt

Nach der DGUV Vorschrift 3 sect6 ist AuS grundsaumltzlich nicht zulaumlssig Der sect8 zeigt jedoch Moumlglichkeiten auf unter denen AuS moumlglich sind Finden AuS statt muumls-sen ndash unabhaumlngig von der Spannungshouml-he und der Spannungsart ndash eine gefaumlhrli-che Koumlrperdurchstroumlmung und die Gefahr eines Lichtbogens immer ausgeschlossen sein Dies ist allerdings nur in seltenen Faumlllen durch die Art der Anlage gegeben In der DGUV Regel 103-011 bdquoArbeiten unter Spannung an elektrischen Anlagen und

Betriebsmittelnldquo werden Verfahren zum Durchfuumlhren von AuS beschrieben Dabei ist zunaumlchst eine Gefaumlhrdungsbeurteilung noumltig Auf deren Grundlage entscheidet der Unternehmer uumlber die Anwendung der AuS-Arbeitsmethode

AuS duumlrfen nur durchgefuumlhrt werden wenn die Sicherheit und der Gesundheits-schutz aller an den Arbeiten beteiligten Personen sichergestellt werden kann In der Regel wird dies nur durch geeignete Arbeitsverfahren sowie mit gut ausgebil-detem und ausgeruumlstetem Personal er-reicht Die Tabelle 5 zum sect8 der DGUV Vorschrift 3 gibt eine Uumlbersicht zu den Randbedingungen fuumlr die Auswahl des

das Heranfuumlhren von Spannungspruumlfern zum Durchfuumlhren der 3 Sicherheitsregel

das Abklopfen von Raureif mit isolieren-den Stangen oder

das Heranfuumlhren von geeigneten Hilfs-mitteln zum Reinigen

Bei allen Beispielen legt der Arbeitsver-antwortliche die technischen organisato-rischen und persoumlnlichen Sicherheits-maszlignahmen fest Er ist fuumlr die Umsetzung der Schutzmaszlignahmen durch die Be-schaumlftigten verantwortlich

Durchfuumlhrung der Arbeiten Jeder der an elektrischen Anlagen arbei-tet muss den Zustand der Anlage kennen Besonders wichtig ist

Wurden die 5 Sicherheitsregeln ange-wendet

Stehen noch Teile unter Spannung Welche Fehler bestehen an der Anlage

Der Arbeitsverantwortliche muss deshalb die sichere Durchfuumlhrung der Arbeiten kontrollieren und bei Abweichungen so-fort korrigieren Uumlber Veraumlnderungen des Schaltzustandes oder das Aufheben einer der 5 Sicherheitsregeln muss er die Arbei-tenden informieren

Fazit Um an elektrischen Anlagen sicher arbei-ten zu koumlnnen muumlssen die Arbeiten ge-plant werden Dabei ist zu beachten

Die Gefaumlhrdungsbeurteilung zeigt die noumltigen Schutzmaszlignahmen auf

Der Anlagenverantwortliche muss den Arbeitsverantwortlichen uumlber die Schutzmaszlignahmen an der Anlage ein-weisen

Der Arbeitsverantwortliche setzt die Schutzmaszlignahmen vor Ort um indem er alle Beschaumlftigte an der Anlage infor-miert einweist notfalls unterweist und kontrolliert

Allen Personen die an der elektrischen Anlage arbeiten muumlssen die Schutz-maszlignahmen bekannt sein Peter Westphal

rarr Info Fachgebiet Elektrische Gefaumlhrdung Tel 0221 3778-6178

Referat Elektrohandwerke im Fachgebiet Elektrohandwerke Unternehmermodell Tel 0221 3778-2414

Ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeurteilung Papierversion GB 002-B App fuumlr Smart-phone oder Tablet wwwbgetemde Webcode 13542847

Personals bei bestimmten Taumltigkeiten Deshalb ist es u a bei folgenden Arbei-ten zwingend notwendig eine schriftliche Anweisung der notwendigen Schutzmaszlig-nahmen mit Erlaumluterungen zu geben

Sicherungsleisten montieren und de-montieren

Abzweigmuffen von Hausanschlusskaumls-ten montieren

Montagearbeiten in Hilfsstromkreisen zur Fehlereingrenzung durchfuumlhren oder

Teilstromkreise uumlberbruumlcken Diese Taumltigkeiten duumlrfen nur Elektrofach-kraumlfte mit besonderer Ausbildung und schriftlicher Beauftragung durchfuumlhren

Bei Spannungen die unter 50 V AC bzw 120 V DC liegen duumlrfen auch Laien die Ar-beiten durchfuumlhren ndash sofern die Gefaumlhr-dung durch Lichtboumlgen ausgeschlossen ist Beispiel das Auswechseln von Batteri-en mit geringer Energie

Folgende Arbeiten koumlnnen in der Regel auch EuP unter Leitung und Aufsicht einer Elektrofachkraft durchfuumlhren

Sicherheit hat Vorrang Arbeiten sollten gene-rell im spannungsfreien Zustand stattfinden

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Das Unfallgeschehen bei der BG ETEM ist erfreulicherweise seit Jahren ruumlck-

laumlufig Unerfreulich ist hingegen die Entwicklung bei den Unfaumlllen durch elektrischen Strom (siehe Abbildung bdquoGemeldete und meldepflichtige Strom- unfaumllleldquo) Die steigende Zahl der elektri-schen Unfaumllle wirft bei der BG ETEM die Frage auf welche Maszlignahmen sinnvoll sind um diesen Negativtrend zu stoppen und umzukehren

Etwa 90 Prozent der elektrischen Unfaumllle sind im Bereich der Niederspannung (bis 1000 V Wechselspannung) zu verzeich-nen Betroffen ist uumlberwiegend Fachperso-nal die Elektrofachkraumlfte Unfallursache ist in den meisten Faumlllen dass die 5 Si-cherheitsregeln nicht oder nur unvollstaumln-dig angewendet wurden

Daher hat die BG ETEM beschlossen den Unternehmen und ihren Verantwortli-

Immer wieder kommt es zu elektrischen Unfaumlllen weil die 5 Sicherheitsregeln nicht beachtet werden Daher hat die BG ETEM nun Checklisten entwickelt mit deren Hilfe die richtige Anwendung dieser Regeln uumlberpruumlft werden kann

chen ein Hilfsmittel anzubieten mit dem sie vor Beginn elektrotechnischer Arbeiten innerhalb weniger Minuten uumlberpruumlfen koumlnnen ob die 5 Sicherheitsregeln richtig und vollstaumlndig angewendet wurden Da-

mit wird auch uumlberpruumlft ob die in der Gefaumlhrdungsbeurteilung festgelegten Maszlignahmen richtig umgesetzt wurden al-so eine ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeurtei-lung vor Ort gemacht wurde

Fuumlr die drei Bereiche Energieversor-gungsunternehmen (EVU) Industrie und Elektrohandwerk hat die BG bdquoChecklisten zur Arbeitsfreigabe nach den 5 Sicher-heitsregelnldquo erarbeitet Unterschieden nach jeweils mehreren typischen Taumltig-keitsfeldern die den groumlszligten Teil der elektrotechnischen Arbeiten in der Nieder-spannung abdecken stehen insgesamt elf Checklisten zur Arbeitsfreigabe zur Ver-fuumlgung Hartmut Oelmann

rarr info Die oben abgebildete und zehn weitere Checklisten koumlnnen unter wwwbgetemde Webcode 12201321 (Link anklicken Rubrik bdquoPraxishilfenGefaumlhrdungsbeurteilungldquo) als pdf- und als Word-Dateien herunterge-laden werden Die Word-Dateien koumlnnen in eigene Dokumente eingefuumlgt werden

Umsetzung der 5 Sicherheitsregeln in der Elektrotechnik

Haken dran

0

500

571

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

2105

543

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1997

628

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Meldepflichtige Stromunfaumllle (ge3 Kalendertage Arbeitsunfaumlhigkeit)

Gemeldete Stromunfaumllle

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Gemeldete und meldepflichtige Stromunfaumllle (Quelle BG ETEM)

Die Checkliste bdquoEVUndashArbeiten an

Zaumlhleranlagenldquo ist eine der neuen

BG-Hilfen

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Was haben eine kerntechnische An- lage eine Intensivstation ein Flug-

zeugtraumlger und der internationale Bank-handel gemeinsam Ihre Organisation erfordert hohe Zuverlaumlssigkeit Ein Fehler kann katastrophale Ausmaszlige annehmen

Die Namen Tschernobyl Bhopal Har-risburg und Lehman Brothers haben sich in unser kollektives Gedaumlchtnis einge-brannt Sie stehen fuumlr die verheerenden Folgen die aus der Fehlfunktion eines komplexen technischen Systems erwach-sen koumlnnen Das Zusammenwirken uner-warteter Ereignisse mit zunaumlchst unbedeu-tend erscheinenden Fehlentscheidungen lieszligen die Systeme auszliger Kontrolle gera-ten Mit verheerenden Folgen fuumlr Men-schen Umwelt oder das weltweite Finanz-system

Eine ganze Forschungsrichtung hat sich seit den Neunzigerjahren des vergange-nen Jahrhunderts etabliert um dem Pro-blem zu begegnen Die High Reliability Theory (HRT) ndash zu Deutsch Theorie der hohen Zuverlaumlssigkeit

Ihre grundlegende Annahme ist es dass Fehlervermeidung allein nicht aus-reicht Auch nicht mit immer detaillierte-ren Anweisungen Vielmehr wird auf hin-tereinander gestaffelte Sicherungssyste-me gesetzt und vor allem auf eine beson-dere Achtsamkeit gegenuumlber Fehlern und Abweichungen Das Gespuumlr der Beschaumlf-tigten fuumlr problematische Situationen soll genutzt werden Dafuumlr muss im Unterneh-

Wie Organisationen Achtsamkeit erwerben und so die Arbeitssicherheit verbessern koumlnnen

men eine Kultur etabliert werden die die-se praumlventive Sorge aufmerksam aufgreift und in maszliggeschneiderte Rituale oder Prozesse bringt und diese staumlndig opti-miert

Viele Unternehmen verstehen sich mitt-lerweile als High-Reliability-Organisation (HRO) und zeichnen sich durch ihre beson-dere Achtsamkeit im Umgang mit komple-xen Technologien aus Obwohl manche technische Systeme in ihrer Dynamik prin-zipiell nicht vollstaumlndig beherrschbar sind

oder kleine Fehler uumlberpro-portional schwerwiegen-de Folgen haben koumlnnen haben sie die Faumlhigkeit entwickelt diese nahe-zu unfallfrei zu betrei-

ben Was liegt also naumlher als ihr Wissen zu nutzen um der Vision Zero naumlherzukommen einer Arbeitswelt ohne Arbeitsunfaumllle

Dr Just Mields Arbeitspsychologe bei der BG ETEM hat dazu die beiden Exper-ten Dr Annette Gebauer und Stefan Guumln-ther befragt

Wie gelingt es einer High-Reliability- Organisation dass letztlich erwartbare Fehler nicht zu einer Katastrophe fuumlh-ren Annette Gebauer Eine Organisation die sich High-Reliability-Organisation nennt hat ihren Titel eigentlich schon verspielt Wenn wir von HRO sprechen reden wir nicht von der festen Eigenschaft einer Or-ganisation auf der sie sich ausruhen kann Vielmehr meinen wir eine fortwaumlh-

Stichwort Zuverlaumlssigkeit

Aus Fehlern kollektiv lernen

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rende Aktivitaumlt des selbstkritischen Pruuml-fens Hinterfragens und Lernens in einem komplexen riskanten Umfeld

Was bedeutet das konkret Annette Gebauer Das ist vielleicht am besten mit dem fortwaumlhrenden Training einer Fuszligballmannschaft im Spitzenfeld zu vergleichen Jedes Spiel birgt neue Ri-siken auf die sich die Mannschaft vorbe-reiten muss ohne genau zu wissen ob die Taktik von gestern fuumlr morgen noch gilt Houmlrt man mit dem Training der Ana-lyse von besonderen Gegebenheiten oder des Fitnesszustands des Gegners und auch der eigenen Mannschaft auf ist der Abstieg sicher Deshalb sprechen wir auch lieber von High Reliability Organizing oder High Reli-ability Seeking Organizations Das Be-sondere dieser Form des Organisierens besteht darin sich nicht nur auf solide bdquostandard operating proceduresldquo zu ver-lassen sondern Teams fuumlr das Erkennen und den Umgang mit unerwarteten Plan-abweichungen und undurchsichtigen komplexen Situationen bewusst vorzube-reiten Gemeint ist eine kollektive Kompe-tenz der Organisation die mehr ist als die Faumlhigkeit der einzelnen Spieler

Was kennzeichnet den HRO-Ansatz und welche bdquoWerkzeugeldquo haben sich be-waumlhrt Annette Gebauer Es gibt zahlreiche Moumlg-lichkeiten mit High Reliability Organizing anzufangen Bewaumlhrt haben sich zum Bei-spiel kurze in den Alltag eingebaute kol-

Im Team lassen sich unerwartete und komplexe Situatio-nen leichter erkennen und durchschauen

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lektive Achtsamkeitsrituale in denen be-wusst nach Besonderheiten und Abwei-chungen gefragt wird Ein zentrales Ele-ment des Crew- oder Cockpit Ressource Managements ist das gezielte Uumlben von Widerspruch gegenuumlber dem Piloten oh-ne den Respekt voreinander zu verlieren

Wie kann man das im betrieblichen Alltag umsetzen Annette Gebauer Ich persoumlnlich halte gute strukturierte Briefing- und Debrie-fing-Gespraumlche fuumlr sehr wertvoll Im Brie-fing-Gespraumlch gewinnt jedes Teammit-glied ein besseres Verstaumlndnis von der geplanten Aufgabe sodass jeder mitden-ken kann Im Debriefing-Gespraumlch reflek-tiert das Team an welchen Stellen es zu Planabweichungen gekommen ist und wie es mit dem Unerwarteten umgegangen ist Die Faumlhigkeit des eher geistesgegen-waumlrtigen Handelns im Moment wird damit nicht einfach dem Zufall oder dem Einzel-nen uumlberlassen sondern sie wird zum Gegenstand des Lernens im Team Eine weiteres Achtsamkeitsritual sind Er-eignis- oder Musteranalysen von unerwar-teten Fehlern und Ereignissen die zum Organisationslernen genutzt werden Hie-rarchie- und fachuumlbergreifende Teams er-gruumlnden vor Ort die Bedingungen und Zu-sammenhaumlnge des Misslingens Sie nut-zen wie wir es nennen ein unerwartetes Ereignis als Fenster zum System Individu-elle Schuldzuweisungen sind hier tabu und damit erleben die Beteiligten etwas was sonst meist nur gefordert wird eine Kultur des offenen Umgangs mit Fehlern

Hat der HRO-Ansatz Einfluss auf die Rolle von Management und Fuumlhrung Stefan Guumlnther Fuumlhrung ist nicht alles aber ohne Fuumlhrung ist alles nichts In die-ser Kultur besteht ein Unterschied fuumlr Fuumlh-rungskraumlfte darin in bestimmten Phasen die hierarchischen Unterschiede auszu-blenden Expertise Wahrnehmungen und Annahmen anderer weder zu dominieren noch abzuwerten oder einzuschuumlchtern Wir sprechen auch von Wir-Kultur statt Ihr-Kultur die sich eher auf Kritik Appelle Vorgaben und Sanktionen reduziert Fuumlhrungskraumlfte akzeptieren dass sie oft Unwissende sind und sie das Wissen anderer zur differenzierten Bearbeitung bestehender Probleme und zukuumlnftiger Risiken zusammenbringen muumlssen Sie werden also zu Fragenden Ermoumlglichern Unterstuumltzern und Ermutigern

Das bedeutet auch Fuumlhrungskraumlfte muumlssen umdenken Stefan Guumlnther Ja die entscheidenden Veraumlnderungen der Fuumlhrungsrolle zeigen sich immer sowohl im System ndash zum Bei-spiel offenes Fragen nach Besonderhei-ten Szenarien zur Vorbereitung auf Uner-wartetes Reagieren auf Abweichungen von Standards ndash als auch in der Arbeit am System Zum Beispiel die Bedeutung von Sicherheitsverhalten in Beurteilung und Personalentwicklung Beruumlcksichti-gung von Sicherheitsexpertisen in der Planung Einfuumlhren und Sicherstellen neuer Prozesse Methoden Werkzeuge Weitere erfolgskritische Aspekte von Fuumlhrung sind die in der Belegschaft wahr-genommenen Entscheidungen der Fuumlh-rungskraumlfte wenn es um den Konflikt Sicherheit ndash ProfitabilitaumltZeit oder den Umgang mit dem Spannungsfeld Offen-heit ndash Umgang mit Sanktionen geht Oft haben Fuumlhrungskraumlfte die bestehende Kultur mit guten Absichten mitgepraumlgt zu deren Veraumlnderung sie jetzt aufrufen Kurzum Wenn Fuumlhrung nicht bereit ist sich selbst als Bestandteil des Problems und der Loumlsung zu sehen und zu reflek-tieren hat HRO keine echte Chance

Laumlsst sich der HRO-Ansatz auch auf kleine Unternehmen uumlbertragen und wel-che Tools wuumlrden Sie hier empfehlen Stefan Guumlnther Aber natuumlrlich denn hier kann Fuumlhrung viel schneller ein System in Bewegung bringen vorausgesetzt eine kritische Masse sieht darin einen Nutzen und gibt dieser Idee einen Sinn Ist die Notwendigkeit mal erkannt kann man die gesamte Fuumlhrungsmannschaft schneller an den Tisch bekommen und

mit weniger beteiligten Schnittstellen Gremien und einfacheren Entscheidungs-strukturen oft effektiver arbeiten Damit kommt man besser an die entscheiden-den Einflussfaktoren der Organisation Die Instrumente sind prinzipiell die glei-chen wie z B Ereignisanalysen Selbst-einschaumltzung der Sicherheitsarbeit Ritua-le fuumlr unsichere Zustaumlnde etc Manchmal muss man jedoch die Instrumente anpas-sen oder zuschneiden auf die konkreten Bedingungen und die Sprache der Ziel-gruppen

Woran erkenne ich High Reliability Organizing Stefan Guumlnther Wenn ich mich als Frem-der regelwidrig verhalte kommt schnell eine Person auf mich zu die mit mir die Regel aufgreift und mich respektvoll und bestimmt anleitet Oder ich werde erken-nen dass in der Analyse kleiner Abwei-chungen oder sogenannter Beinahe-Un-faumllle kein Schuldiger gesucht wird son-dern die Bedingungen erkundet und die Ursachenbehebung Zeit und Aufmerksam-keit bekommt

Wie groszlig ist der Aufwand um sich als Unternehmen in Richtung Achtsamkeit und Sicherheitskultur zu bewegen Annette Gebauer Die groumlszligte Herausfor-derung ist das Behalten eines langen Atems Meistens starten Unternehmen aus einer Krisensituation heraus und sind bereit in die Entwicklung ihrer Achtsam-keitskultur zu investieren HRO braucht aber ein kontinuierliches Investment in Kommunikation und Information Training und Pruumlf- und Lernschleifen

Zur Person

Stefan Guumlnther ist Geschaumlftsfuumlh-rer der WSM GmbH und Netz-werkpartner der ICL GmbH Als Experte fuumlr

Management- und Fuumlhrungskraumlf-teentwicklung Strategie und Change Coaching von Schluumlssel-personen Beraterqualifizierung ist er unter anderem fuumlr ABB EnBW BASF ThyssenKrupp oder Lufthansa taumltig

Zur Person

Dr Annette Gebauer ist Inhaberin der ICL GmbH und auf High Reliabili-ty Organizing sowie Kultur-

und Managemententwicklung spezialisiert Sie unterstuumltzt Unter-nehmen wie ThyssenKrupp BASF SAP RWE Coca-Cola Commerz-bank Sabic Boehringer-Ingelheim und andere

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Der Stellenwert der bdquoBetrieblichen Gesundheitsfoumlrderungldquo hat in den

letzten Jahren stetig zugenommen Viele Unternehmen haben erkannt dass es oumlkonomisch sinnvoller ist in Gesundheit Motivation und Leistungsfaumlhigkeit der Beschaumlftigten zu investieren als hohe Kosten fuumlr Krankheit Produktionsausfall Ersatz und Wiedereingliederung zu tragen

Wissenschaftliche Studien haben ermit-telt dass fuumlr jeden fuumlr betriebliche Ge-sundheitsfoumlrderung eingesetzten Euro im Durchschnitt 240 Euro zuruumlckflieszligen Die-ser Erfolg wird erbracht durch gesunde motivierte Mitarbeiter eine hohe Effizienz und geringere Ausfallzeiten So steigern Betriebe mittel- bis langfristig ihren Ge-winn Die gewinnsteigernden Effekte sind

Motivation der Beschaumlftigten Verbesserung des Gesundheitszustan-des aller Beschaumlftigten

Verbesserung der innerbetrieblichen Kommunikation

bessere Produktqualitaumlt houmlhere Attraktivitaumlt des Unternehmens bzw besseres Image

Zu vorausschauendem Management gehoumlrt es auch die Gesundheit und Motivation der Beschaumlftigten zu foumlrdern Ein neues Seminar zeigt Strategien die sich praktisch bewaumlhrt haben

Steigerung der Produktivitaumlt und Flexibi-litaumlt

langfristige Reduzierung der Fehlzeiten der Fluktuationsraten und der damit verbundenen Kosten

In dem vorliegenden Seminar wird ge-zeigt wie diese Ziele realisiert werden koumlnnen Im Einzelnen wird dabei den fol-genden Fragen nachgegangen

Wie muss unser Unternehmen organi-siert sein um eine erfolgreiche Gesund-heitsfoumlrderung und die Work-Life-Balan-ce der Beschaumlftigten zu verwirklichen

Wie erreichen wir dass die Mitarbeiter und Vorgesetzten sich wirklich immer richtig verhalten und das Thema Ge-sundheit verinnerlichen

Wie bekommen wir das Thema Gesund-heit in die Koumlpfe der Beschaumlftigten

Was koumlnnen wir noch machen als im-mer wieder auf das richtige Verhalten hinzuweisen

Wie koumlnnen gesunde Angewohnheiten entstehen

Wie koumlnnen wir die Gesundheit der Mit-arbeiter nachhaltig steuern

Um diese Fragen zu beantworten werden im Seminar pragmatische Loumlsungen entwickelt Damit profitierten die Unter-nehmen ebenso wie Fuumlhrungskraumlfte und Beschaumlftigte

rarr info Seminar Unternehmenserfolg durch gesunde und motivierte Mitarbeiter Termine 22072016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-041) 16122016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-042) wwwbgetemde Webcode 11326642

Seminar fuumlr Fuumlhrungskraumlfte

Ein Schluumlssel zum Erfolg

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wwwbgetemde Webcode 12484059

Aufblaumlttern Nachlesen Anwenden etem ndash das Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung

Als E-Paper und PDF im Netz jederzeit verfuumlgbar

etem 012016

Tag 1 Ohne Deckung

Ich blicke in verschlafene Gesichter Nach dem Fruumlhstuumlck in der Truppen-

kuumlche beginnt der erste Lehrgangstag puumlnktlich um 7 Uhr zunaumlchst im Houmlr-

saal Oberstleutnant Volker Dewenter wird uns in den kommenden Tagen

als Houmlrsaalleiter auf allen theoretischen und praktischen Stationen der

Ausbildung begleiten

Ausfuumlhrlich erklaumlrt er verschiedene Typen von Minen und welchen Scha-

den sie anrichten koumlnnen Wir gehen Szenarien wie zum Beispiel das Ver-

halten an Checkpoints durch eroumlrtern die verschiedenen Situationen einer

moumlglichen Geiselnahme und besprechen Details wie die Vor- und Nachteile

des Tragens von Eheringen in unterschiedlichen Kulturraumlumen

Bei der Besichtigung eines beschossenen Autos wird mit Hollywood-

Mythen aufgeraumlumt Beim Anblick der total durchloumlcherten Fahrzeugtuumlr wird

schnell klar Bei Beschuss durch Pistole oder Maschinengewehr im Stile der

bdquoStirb langsamldquo-Filme sucht man besser woanders Schutz

Nachmittags steht Waffenkunde auf dem Lehrplan Wir werden zunaumlchst

mit den gebraumluchlichsten Waffen der Bundeswehr vertraut gemacht Nur

wenige meiner Kollegen nehmen das Angebot an eine Panzerfaust oder ein

Maschinengewehr in die Hand zu nehmen um ein Gefuumlhl dafuumlr zu bekom-

men Beeindruckend ist die Wirkung der Waffen Egal ob Glas Holz Be-

ton oder Metall Nahezu alle Materialien geben fruumlher

oder spaumlter nach

Als wir Attrappen von Sprengfallen und Blindgaumlngern in

einem unuumlbersichtlichen Feld finden sollen gibt es den

ersten fiktiven Zwischenfall Mehr als 30 Minen-Dummies

sind teils offensichtlich teils sorgfaumlltig versteckt Dass wir

in unserer Unbekuumlmmertheit auf den Druckzuumlnder einer

neben dem Weg platzierten Antipersonenmine treten ist

natuumlrlich von den Ausbildern beabsichtigt So lernen wir

welche Gefahren abseits der befestigten Straszligen lauern

koumlnnen Auch wenn es keine echte Explosion gibt und die

Mine nur ein Dummy war hat die Lektion gesessen

In Krisenregionen garantiert die Kennzeichnung bdquoPressldquo keinen Schutz vor unangenehmen Situationen

Diese fuumlnf Tage bereiten auf das Schlimmste vor Die Teil -

nehmerinnen und Teilnehmer werden beschossen aus ihrem Auto gezerrt oder sogar entfuumlhrt Das Ziel dieser realistischen Sze-narien auf dem Trainingsgelaumlnde der Bundeswehr im fraumlnkischen Hammelburg ist es Reporter auf den Einsatz in Kriegs- und Krisen-gebieten vorzubereiten Bundes-wehr-Redakteurin Ulrike Jenssen hat die Ausbildung mitgemacht Hier Teile ihres Tagebuchs

BG ETEM und Bundeswehr bieten spezielles Training fuumlr Journalisten in Krisengebieten

Seminare

Anleitung zum Uumlberleben

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Tag 2 Achtung Granate Viele von uns tragen an diesem Morgen das erste Mal ei-ne ballistische Schutzweste der sogenannten Schutzklas-se 4 wie sie auch die Bundeswehrsoldaten in den Ein-satzgebieten tragen Die Weste wiegt zwoumllf Kilogramm weil sie mit schweren Platten aus einem speziellen Verbund-werkstoff verstaumlrkt ist Auszligerdem bekommen wir einen Helm und lernen dass der lediglich vor Splittern aber nicht zwin-gend vor direktem Beschuss schuumltzt

Wir sollen den Buumlrgermeister eines kleinen Dorfes in einer Krisenregion interview-en Mit meiner kleinen Gruppe ndash dem Tonassistenten der Kamerafrau und der Produzentin ndash laufe ich durch das Dorf Ploumltzlich fallen Schuumlsse Granate Sie faumlllt vor meine Fuumlszlige Ich habe Panik und renne weg Das sagt mir mein Instinkt

Soldaten wissen natuumlrlich dass ich mich in den maximal drei Sekunden bis eine scharfe Handgranate in einem echten Szenario explodiert waumlre kaum haumltte um-drehen koumlnnen Und schon gar nicht haumltte ich es geschafft mich aus dem Gefahrenra-dius in Sicherheit zu bringen Ich haumltte mich einfach nur hinschmeiszligen sollen Liebes Ta-gebuch Schon am zweiten Tag des Lehr-gangs bin ich das erste Mal tot Nachmittags fahren wir auf die Schieszlig-bahn Mit Gefechtsmunition wird uumlber unsere Koumlpfe hinweggeschossen Wir sollen heraus-houmlren wo sich die Schuumltzen aufhalten und ob wir uns vor oder hinter der Schusslinie befin-den Das ungeuumlbte Gehoumlr hat zunaumlchst keine Chance aber wir werden immer besser

Tag 3 Carjacking

Mit den weiszligen Kleinbussen fahren wir morgens wieder in das bdquoKrisenge-

bietldquo Auf dem Fahrzeug ist gut sichtbar das Schild bdquoPressldquo angebracht

doch auch heute wird unsere journalistische Unabhaumlngigkeit mit Sicher-

heit nicht respektiert werden Wir haben vor Fahrtbeginn eine Karte zur

Orientierung bekommen Fuumlr einen perfekten Reportage-Tag in der Krisen-

region werden uns auszligerdem ein Sprachmittler und ein Fahrer zur Seite

gestellt

Mehrere Checkpoints muumlssen passiert werden Die Durchsuchungen

lassen wir mit professioneller Distanz uumlber uns ergehen auch wenn sie

unangenehm sein koumlnnen bloszlig keinen Anlass geben Immer wieder will

man wissen wer wir sind und wohin wir wollen Die Grenze zwischen Be-

fragung und Verhoumlr ist flieszligend

Als wir gerade auf dem Weg zu einem Pressetermin sind wird unser

Fahrzeug von bewaffneten Maumlnnern umzingelt Carjacking Die Autos sind

weg und wir muumlssen uns zu Fuszlig durch den Wald zur naumlchsten Stadt durch-

schlagen Im einzigen Gasthaus muumlssen wir Verhandlungsgeschick bewei-

sen Man spricht weder Deutsch noch Englisch will

aber Bares sehen Fuumlr viel Geld gibt es

wenig Luxus Der Betonboden ist kalt

und die Raumlumlichkeiten sind nur maumlszligig

beheizt Bevor wir uns auf den Feldbet-

ten niederlassen teilen wir Wachen ein

Sicher ist sicher

Autodiebe uumlberfallen den Presse-Konvoi

Arme schoumln hochhalten Die Rollenspieler sind nicht zimperlich

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Vermummte stuumlrmen in die Herberge der Journalisten

Tag 4 Stunden der Ungewissheit

Von der unruhigen Nacht gezeichnet freuen sich morgens

alle auf einen heiszligen Kaffee und das Fruumlhstuumlck in der Her -

berge obwohl klar ist dass die naumlchste Uumlberraschung nicht

lange auf sich warten lassen wird Kaum ist der Kaffee ge -

trunken houmlren wir drauszligen auch schon Gewehrfeuer Alle

springen vom Fruumlhstuumlckstisch auf und rennen in Richtung

des Bunkers Der wird jedoch nicht schnell genug erreicht

Ein Dutzend schwerbewaffnete Vermummte ist bereits im

Haus Mit dieser Erstuumlrmung beginnt die Geiselnahme

die Ungewissheit hellip

Als es vorbei ist steht die Sicherheit an erster Stelle Psy -

chologen Sanitaumlter und der Lehrgangsleiter stehen bereit

um das Erlebte mit uns auszuwerten und gemeinsam zu ver-

stehen Alle sind wohlauf fuumlhlen sich mental gefestigt und

sind auch physisch noch einigermaszligen fit Abends ist Zeit

die Eindruumlcke zu ordnen und sich aus-

zutauschen Das

Erlebte bleibt ndash

ebenfalls aus Sicher-

heitsgruumlnden ndash

zwischen den Teilneh-

mern und wird nicht

berichtet

Tag 5 Sensibilisiert Der letzte Tag im Houmlrsaal Ein Sanitaumltsfeldwebel gibt uns praktische Tipps zur Wundschnellversorgung und erklaumlrt worauf es ankommt wenn man Schuss- und Brandverletzungen versorgen muss Und wie lautet eigentlich die Notrufnummer in diesem oder jenem Land Wo ist das naumlchste Krankenhaus Es sind einfache Fragen die man bereits vor der Reise in das Krisengebiet beantworten koumlnnen sollte Zeit fuumlr ein Fazit Viele fuumlhlen sich nun fuumlr kuumlnftige Reisen in Krisengebiete besser vorbereitet Einige meiner Kollegen sagen dass sie die Gefahr zuvor un-terschaumltzt und jetzt einen geschulteren Blick fuumlr De-tails haumltten Es stimmt Sensibilisiert fahre ich nach Hause und aufmerksamer als sonst betrachte ich den Wegesrand

Journalisten in Krisenregionen

Die BG ETEM versichert auch viele Journalisten Daher bietet sie dieses Seminar zusammen mit dem Bundesverteidigungsministerium Es wendet sich ausschlieszliglich an Journalistinnen und Journalisten die aus beruflichen Gruumlnden in Krisen- und Kriegsgebieten taumltig sind oder sich auf Einsaumltze in diesen Regionen vorberei-ten Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten des Personenschutzes oder von gemeinnuumltzigen Organisationen sind nicht zugelassen Ziel des Seminars Die Veranstaltung vermittelt in fuumlnf Tagen grund-legende Kenntnisse zum Umgang mit potenziel -len Gefahren fuumlr die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten Konkrete Gefaumlhrdungen sollen bewusst gemacht und moumlgliche Vermeidungs-strategien aufgezeigt werden Daruumlber hinaus bietet der Lehrgang eine Erste-Hilfe-Ausbildung und Hilfen zur Stressverarbeitung

Inhalt des Seminars Wirkung von Waffen Munition Kampfmitteln und Schutzmaszlignahmen

Erkennen und Vermeidung von Gefahren durch Minen und Sprengfallen

Verhalten in komplexen Situationen ein-schlieszliglich Gefangennahme

Lebensrettende Erstversorgung Verwundeter Zusammenarbeit zwischen Streitkraumlften und Journalisten im Einsatzland

Begleitung der Truppe bei Patrouillen und Schutzaufgaben

Psychische Belastungen und Praumlvention von Traumatisierungen

Versicherungsschutz durch die BG im In- und Ausland

Anmeldung bildung-wiesbadenbgetemde

Veranstaltungstermine 2016 im April Juli November und Dezember Ort Ausbildungs-zentrum der Bundeswehr in Hammelburg

rarr Info wwwbgetemde Webcode 14363753 Seminardatenbank Veranstaltungsnummer 146

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Waumlhrend der Dienstreise im Ausland geschieht ein Unfall Erste Hilfe ist

gefragt gegebenenfalls muumlssen Ver- sicherte zudem aumlrztlich versorgt werden Doch wie kommt man auf kuumlrzestem Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus

Um auch im Ausland optimale medizi-nische Versorgung gewaumlhrleisten zu koumln-nen hat die BG ETEM fuumlr ihre Versicherten gemeinsam mit der DRK Assistance einen 24-Stunden-Notruf eingerichtet Ein Anruf genuumlgt um etwa die schnelle Verlegung in ein geeignetes Krankenhaus vor Ort oder einen Krankenruumlcktransport zu or- ganisieren Die DRK Assistance bietet ein weltweites Netzwerk von Aumlrzten und Dienstleistern und kann nach der Unfall-meldung sofort Kontakt mit dem be- handelnden Arzt vor Ort aufnehmen So lassen sich Fragen zur Diagnose Qualitaumlt der Behandlung oder Kostenuumlbernahme kurzfristig klaumlren

Welches geeignete Arzneimittel steht im Ausland zur Verfuumlgung und wo sind deutsch- oder englischsprachige Aumlrzte zu finden Auch dazu koumlnnen Versicherte uumlber die Notfall-Hotline qualifiziert bera-ten werden

Auch wer beruflich im Ausland unterwegs ist kann auf den Schutz durch die BG ETEM zaumlhlen Eine Notfall-Hotline sichert Erreichbarkeit rund um die Uhr

Damit die Notrufnummer immer griffbereit ist bietet die BG ETEM spezielle Visiten-karten an (Bezugsmoumlglichkeiten unter info) Betriebe koumlnnen diese an ihre Beschaumlftigten vor Auslandsaufenthalten verteilen

Dokumentation Grundsaumltzlich muss die Berufsgenossen-schaft uumlber meldepflichtige Unfaumllle sofort informiert werden ndash auch wenn sie im

Notfall-Hotline der BG ETEM

Anruf genuumlgt

Ausland passieren Das gilt ebenfalls bei begruumlndetem Verdacht auf eine Berufs-krankheit Arbeitgeber nutzen dazu die-selben Formulare wie im Inland Schwere oder gar toumldliche Unfaumllle sind telefonisch zu melden

Nach der Ruumlckkehr Wenn Beschaumlftigte nach ihrer Ruumlckkehr noch medizinische Behandlung brauchen oder sie weiterhin arbeitsunfaumlhig sind muumlssen sie direkt den Durchgangsarzt aufsuchen Dabei empfiehlt es sich diesem saumlmtliche aumlrztlichen Berichte aus dem Ausland (wie z B den Medical Report siehe Infokasten links) vorzulegen Nur so kann sich der Arzt ein Bild uumlber die bisherige Versorgung machen und die Folgebehandlung darauf abstimmen

Wichtiger Hinweis Einige Krankheiten machen sich moumlglicherweise erst nach der Dienstreise bemerkbar manchmal sogar erst Monate spaumlter Bei Sympto-men wie beispielsweise ungeklaumlrtem Fieber oder anhaltenden Durchfaumlllen Hautveraumlnderungen Gelenkschwellungen Kopfschmerzen starkem Gewichtsverlust oder Lymphknotenschwellungen die etwa nach einem Tropen-Aufenthalt auftreten heiszligt es sofort zum Arzt Nancy Schmidt

rarr info Visitenkarte mit Notruf-

nummer der BG ETEM (siehe oben) als Download unter wwwbgetemde Webcode 11234792 oder per E-Mail

unter rehabgetemde

Medical Report

Im Medical Report dokumentiert der behandelnde Arzt eine aumlrztliche Behandlung im Ausland Er dient auch als Beweismittel fuumlr spaumltere Anspruumlche gegenuumlber der Sozial-versicherung Es empfiehlt sich betroffenen Mitarbeitern die Formulare zur Verfuumlgung zu stellen Bezug Kepnerdruck GmbH wwwkepnerdeA_20_Medical_ Reportpdf

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Wir wollen unsere Unfallquote halbie-renldquo Stefan Schirm Abteilungslei-

ter Umweltschutz und Arbeitssicherheit bei der BSH Hausgeraumlte GmbH in Traun-reut hat ehrgeizige Ziele Und er ist damit nicht allein Werksleitung Fuumlhrungskraumlf-te Betriebsrat und Beschaumlftigte ziehen an einem Strang

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Produktion ohne Unfaumllle war die Kampagne bdquo10 Goldene Regeln der Ar-beitssicherheitldquo im Jahr 2013 Neben Werksleiter Guumlnter Striegel und dem Be-triebsratsvorsitzenden Walter Waltrich standen zehn Manager des Standorts Pate fuumlr jeweils eine der Regeln Und das gleich mehrfach

Ein Kalender zeigte die Fuumlhrungskraumlfte auf monatlichen Fotos in privaten Situa- tionen ndash beim Bogenschieszligen Hecke- schneiden Radfahren oder Bergsteigen Dabei machten sie klar dass es sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit auf verantwortliches Handeln ankommt bdquoWir

Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

wollten eine Bruumlcke zwischen Privat- und Arbeitsleben schlagenldquo erlaumlutert Stefan Schirm bdquodenn Sicherheit spielt uumlberall ei-ne Rolleldquo

Die Regeln wurden so formuliert dass das bdquoIchldquo also jeder Einzelne als verant-wortlich Handelnder im Mittelpunkt steht bdquoWir haben ganz bewusst nicht formuliert was man sollte muumlsste oder nicht darf Wir sagen den Leuten Schaut auf euch selbst und eure Sicherheit Dann koumlnnt ihr euch auch um andere kuumlmmernldquo

Infomarkt fuumlr alle Beschaumlftigten Um die Bedeutung der zehn Regeln zu un-terstreichen gab es einen Informations-markt fuumlr alle Beschaumlftigten des Stand-orts An insgesamt 15 Terminen konnten sich jeweils 170 Kolleginnen und Kollegen an den zehn Informationsstaumlnden uumlber die einzelnen Regeln informieren Die Fuumlhrungskraumlfte selbst praumlsentierten an den einzelnen Staumlnden bdquoihreldquo Regel und diskutierten mit den Beschaumlftigten Fuumlr

Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

Stefan Schirm wirkte dies besonders uumlberzeugend auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Denn die Manager stan-den persoumlnlich fuumlr das Thema Arbeits- sicherheit ein

bdquoWir haben versucht da so viel Leben wie moumlglich reinzubringenldquo erinnert er sich Die Beschaumlftigten hatten etwa die Moumlglichkeit persoumlnliche Schutzausruumls-tung gleich am Stand auszuprobieren Das habe zu recht lebhaften Gespraumlchen gefuumlhrt Und selbst kritische Geister die meinten schon alles zu wissen und zu kennen seien zu uumlberzeugen gewesen bdquoSpaumltestens bei der dritten Station haben auch die mitgemachtldquo

Im Rahmen der Kampagne im Fruumlhjahr 2013 wurden 750 Kalender und Plakate gedruckt sowie zehn Informationsstaumlnde gestaltet Ergaumlnzend dazu gab es Artikel in der Mitarbeiterzeitung des Standorts sowie im Intranet des Unternehmens

Langfristiges Konzept Erste Wirkung zeigte die Kampagne rund ein halbes Jahr nach den Informationsver-anstaltungen bdquoIm Herbst und Winter hat-ten wir eine Phase von vier Monaten ohne einen einzigen Arbeitsunfall mit Ausfall-zeitenldquo erinnert sich Stefan Schirm Sonst seien es bis zu zwei Unfaumllle monatlich

Klaus Rabenstein Leiter Industrial Engineering trat fuumlr gegenseitige Ruumlcksichtnahme ein

Beim Info-Markt stellten sich die Manager der Diskussion mit den Beschaumlftigten

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Der Mensch im Mittelpunkt

Die bdquo10 Goldenen Regeln der Ar-beitssicherheitldquo der BSH Hausgerauml-te GmbH in Traunreut stellen den einzelnen Beschaumlftigten in den Mit-telpunkt Jeder soll jederzeit in der Lage sein sich nach diesen Regeln zu verhalten 1 Ich achte stets auf meine eige-

ne Sicherheit und Gesundheit 2 Ich nehme Ruumlcksicht auf meine

Kollegen und mache sie auf ih-re Sicherheit aufmerksam

3 Ich informiere mich gut uumlber Arbeitssicherheit

4 Ich mache nur Arbeiten die ich sicher beherrsche

5 Ich verwende nur sichere Werk-zeuge und Maschinen die ich benutzen darf

6 Ich benutze immer die vorge-schriebene Schutzausruumlstung

7 Ich befolge alle Gebots- Ver-bots- und Warnzeichen

8 Ich achte besonders auf Stap-ler und andere Fahrzeuge

9 Ich beseitige Gefaumlhrdungen so-fort oder informiere umgehend meinen Vorgesetzten

10 Ich melde Unfaumllle sofort und lasse auch kleine Verletzungen behandeln

Entstanden ist die Kampagne letztlich aus einer Krise Als es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auch am Standort Traunreut Probleme gab wollten sich die Verantwortlichen nicht nur den uumlblichen Sparreflexen ergeben Sie entwi-ckelten das bdquoProgramm Traunreut 2020ldquo das neben vielen wirtschaftlichen Zielen auch Visionen fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement formulierte

bdquoDie lassen sich einfach zusammenfas-senldquo erklaumlrt Stefan Schirm bdquo100 Prozent gesunde Mitarbeiter und keine Unfaumllleldquo So soll zum Beispiel die Zahl der Arbeits-unfaumllle von sieben auf drei pro eine Milli-on Arbeitsstunden reduziert werden

Der Weg zu den zehn Regeln fuumlhrte auch uumlber ein Seminar der BG ETEM bei dem sich Fuumlhrungskraumlfte des Standorts mit dem verhaltensbedingten Arbeits-schutz auseinandersetzten Einen moumlgli-chen Ansatzpunkt zur weiteren Verbesse-rung des ohnehin schon guten Niveaus der Arbeitssicherheit identifizierten sie

darin klare Regeln zu formulieren und deren Einhaltung auch einzufordern Um dieses Ziel zu erreichen lassen Stefan Schirm und seine Kollegen auch nach der Kampagne von 2013 nicht locker

bdquoWir variieren die Themen immer wie-der derzeit unter dem Stichwort Arbeits-sicherheit 20lsquo machen Newsletter und Flyerldquo Die Fuumlhrungskraumlfte sprechen Ar-beitssicherheit und Gesundheitsschutz auch bei Betriebsversammlungen regel-maumlszligig an bdquoMan muss eben immer wieder neue Wege findenldquo

Weiter dran bleiben Am Standort Traunreut der BSH Hausgerauml-te GmbH entwickeln und produzieren uumlber 3000 Beschaumlftigte mehr als 22 Millionen Herde und Kochfelder pro Jahr Das Werks-gelaumlnde in der Naumlhe des Chiemsees ist so groszlig wie die Insel Mainau Die Fabrik um-fasst verschiedene Produktionsstufen von der Blechbearbeitung bis zur Endmontage der elektrischen Geraumlte und ist so Schirm

in der Produktionstiefe durchaus mit ei-nem Automobilwerk zu vergleichen Allein die Zunahme des Personalstands in den letzten Jahren macht deutlich dass Ar-beitssicherheit weiter ein zentrales Thema bleiben wird bdquoDie Kampagne war sicher mehr als ein Strohfeuerldquo ist sich Schirm sicher bdquodennoch muumlssen wir die Leute im-mer wieder wachruumlttelnldquo

rarr info wwwbsh-groupde Standort Traunreut

Der Leiter Produktmarketing auf der Leiter Lars Schubert praumlsentierte die vierte Regel bdquoIch mache nur Arbeiten die ich sicher beherrscheldquo

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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

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pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

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Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

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1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

service

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

35

service

etem 012016

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  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

Das Unfallgeschehen bei der BG ETEM ist erfreulicherweise seit Jahren ruumlck-

laumlufig Unerfreulich ist hingegen die Entwicklung bei den Unfaumlllen durch elektrischen Strom (siehe Abbildung bdquoGemeldete und meldepflichtige Strom- unfaumllleldquo) Die steigende Zahl der elektri-schen Unfaumllle wirft bei der BG ETEM die Frage auf welche Maszlignahmen sinnvoll sind um diesen Negativtrend zu stoppen und umzukehren

Etwa 90 Prozent der elektrischen Unfaumllle sind im Bereich der Niederspannung (bis 1000 V Wechselspannung) zu verzeich-nen Betroffen ist uumlberwiegend Fachperso-nal die Elektrofachkraumlfte Unfallursache ist in den meisten Faumlllen dass die 5 Si-cherheitsregeln nicht oder nur unvollstaumln-dig angewendet wurden

Daher hat die BG ETEM beschlossen den Unternehmen und ihren Verantwortli-

Immer wieder kommt es zu elektrischen Unfaumlllen weil die 5 Sicherheitsregeln nicht beachtet werden Daher hat die BG ETEM nun Checklisten entwickelt mit deren Hilfe die richtige Anwendung dieser Regeln uumlberpruumlft werden kann

chen ein Hilfsmittel anzubieten mit dem sie vor Beginn elektrotechnischer Arbeiten innerhalb weniger Minuten uumlberpruumlfen koumlnnen ob die 5 Sicherheitsregeln richtig und vollstaumlndig angewendet wurden Da-

mit wird auch uumlberpruumlft ob die in der Gefaumlhrdungsbeurteilung festgelegten Maszlignahmen richtig umgesetzt wurden al-so eine ergaumlnzende Gefaumlhrdungsbeurtei-lung vor Ort gemacht wurde

Fuumlr die drei Bereiche Energieversor-gungsunternehmen (EVU) Industrie und Elektrohandwerk hat die BG bdquoChecklisten zur Arbeitsfreigabe nach den 5 Sicher-heitsregelnldquo erarbeitet Unterschieden nach jeweils mehreren typischen Taumltig-keitsfeldern die den groumlszligten Teil der elektrotechnischen Arbeiten in der Nieder-spannung abdecken stehen insgesamt elf Checklisten zur Arbeitsfreigabe zur Ver-fuumlgung Hartmut Oelmann

rarr info Die oben abgebildete und zehn weitere Checklisten koumlnnen unter wwwbgetemde Webcode 12201321 (Link anklicken Rubrik bdquoPraxishilfenGefaumlhrdungsbeurteilungldquo) als pdf- und als Word-Dateien herunterge-laden werden Die Word-Dateien koumlnnen in eigene Dokumente eingefuumlgt werden

Umsetzung der 5 Sicherheitsregeln in der Elektrotechnik

Haken dran

0

500

571

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

2105

543

1966

491

1828

522

1922

472

1816

479

1997

628

2271

568

2266

599

2354

652

2577

708

3069

802

3334

773

3776

1000

1500

2000

2500

3000

3500

Meldepflichtige Stromunfaumllle (ge3 Kalendertage Arbeitsunfaumlhigkeit)

Gemeldete Stromunfaumllle

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Gemeldete und meldepflichtige Stromunfaumllle (Quelle BG ETEM)

Die Checkliste bdquoEVUndashArbeiten an

Zaumlhleranlagenldquo ist eine der neuen

BG-Hilfen

mensch amp arbeit

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Was haben eine kerntechnische An- lage eine Intensivstation ein Flug-

zeugtraumlger und der internationale Bank-handel gemeinsam Ihre Organisation erfordert hohe Zuverlaumlssigkeit Ein Fehler kann katastrophale Ausmaszlige annehmen

Die Namen Tschernobyl Bhopal Har-risburg und Lehman Brothers haben sich in unser kollektives Gedaumlchtnis einge-brannt Sie stehen fuumlr die verheerenden Folgen die aus der Fehlfunktion eines komplexen technischen Systems erwach-sen koumlnnen Das Zusammenwirken uner-warteter Ereignisse mit zunaumlchst unbedeu-tend erscheinenden Fehlentscheidungen lieszligen die Systeme auszliger Kontrolle gera-ten Mit verheerenden Folgen fuumlr Men-schen Umwelt oder das weltweite Finanz-system

Eine ganze Forschungsrichtung hat sich seit den Neunzigerjahren des vergange-nen Jahrhunderts etabliert um dem Pro-blem zu begegnen Die High Reliability Theory (HRT) ndash zu Deutsch Theorie der hohen Zuverlaumlssigkeit

Ihre grundlegende Annahme ist es dass Fehlervermeidung allein nicht aus-reicht Auch nicht mit immer detaillierte-ren Anweisungen Vielmehr wird auf hin-tereinander gestaffelte Sicherungssyste-me gesetzt und vor allem auf eine beson-dere Achtsamkeit gegenuumlber Fehlern und Abweichungen Das Gespuumlr der Beschaumlf-tigten fuumlr problematische Situationen soll genutzt werden Dafuumlr muss im Unterneh-

Wie Organisationen Achtsamkeit erwerben und so die Arbeitssicherheit verbessern koumlnnen

men eine Kultur etabliert werden die die-se praumlventive Sorge aufmerksam aufgreift und in maszliggeschneiderte Rituale oder Prozesse bringt und diese staumlndig opti-miert

Viele Unternehmen verstehen sich mitt-lerweile als High-Reliability-Organisation (HRO) und zeichnen sich durch ihre beson-dere Achtsamkeit im Umgang mit komple-xen Technologien aus Obwohl manche technische Systeme in ihrer Dynamik prin-zipiell nicht vollstaumlndig beherrschbar sind

oder kleine Fehler uumlberpro-portional schwerwiegen-de Folgen haben koumlnnen haben sie die Faumlhigkeit entwickelt diese nahe-zu unfallfrei zu betrei-

ben Was liegt also naumlher als ihr Wissen zu nutzen um der Vision Zero naumlherzukommen einer Arbeitswelt ohne Arbeitsunfaumllle

Dr Just Mields Arbeitspsychologe bei der BG ETEM hat dazu die beiden Exper-ten Dr Annette Gebauer und Stefan Guumln-ther befragt

Wie gelingt es einer High-Reliability- Organisation dass letztlich erwartbare Fehler nicht zu einer Katastrophe fuumlh-ren Annette Gebauer Eine Organisation die sich High-Reliability-Organisation nennt hat ihren Titel eigentlich schon verspielt Wenn wir von HRO sprechen reden wir nicht von der festen Eigenschaft einer Or-ganisation auf der sie sich ausruhen kann Vielmehr meinen wir eine fortwaumlh-

Stichwort Zuverlaumlssigkeit

Aus Fehlern kollektiv lernen

mensch amp arbeit

12 etem 012016

rende Aktivitaumlt des selbstkritischen Pruuml-fens Hinterfragens und Lernens in einem komplexen riskanten Umfeld

Was bedeutet das konkret Annette Gebauer Das ist vielleicht am besten mit dem fortwaumlhrenden Training einer Fuszligballmannschaft im Spitzenfeld zu vergleichen Jedes Spiel birgt neue Ri-siken auf die sich die Mannschaft vorbe-reiten muss ohne genau zu wissen ob die Taktik von gestern fuumlr morgen noch gilt Houmlrt man mit dem Training der Ana-lyse von besonderen Gegebenheiten oder des Fitnesszustands des Gegners und auch der eigenen Mannschaft auf ist der Abstieg sicher Deshalb sprechen wir auch lieber von High Reliability Organizing oder High Reli-ability Seeking Organizations Das Be-sondere dieser Form des Organisierens besteht darin sich nicht nur auf solide bdquostandard operating proceduresldquo zu ver-lassen sondern Teams fuumlr das Erkennen und den Umgang mit unerwarteten Plan-abweichungen und undurchsichtigen komplexen Situationen bewusst vorzube-reiten Gemeint ist eine kollektive Kompe-tenz der Organisation die mehr ist als die Faumlhigkeit der einzelnen Spieler

Was kennzeichnet den HRO-Ansatz und welche bdquoWerkzeugeldquo haben sich be-waumlhrt Annette Gebauer Es gibt zahlreiche Moumlg-lichkeiten mit High Reliability Organizing anzufangen Bewaumlhrt haben sich zum Bei-spiel kurze in den Alltag eingebaute kol-

Im Team lassen sich unerwartete und komplexe Situatio-nen leichter erkennen und durchschauen

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lektive Achtsamkeitsrituale in denen be-wusst nach Besonderheiten und Abwei-chungen gefragt wird Ein zentrales Ele-ment des Crew- oder Cockpit Ressource Managements ist das gezielte Uumlben von Widerspruch gegenuumlber dem Piloten oh-ne den Respekt voreinander zu verlieren

Wie kann man das im betrieblichen Alltag umsetzen Annette Gebauer Ich persoumlnlich halte gute strukturierte Briefing- und Debrie-fing-Gespraumlche fuumlr sehr wertvoll Im Brie-fing-Gespraumlch gewinnt jedes Teammit-glied ein besseres Verstaumlndnis von der geplanten Aufgabe sodass jeder mitden-ken kann Im Debriefing-Gespraumlch reflek-tiert das Team an welchen Stellen es zu Planabweichungen gekommen ist und wie es mit dem Unerwarteten umgegangen ist Die Faumlhigkeit des eher geistesgegen-waumlrtigen Handelns im Moment wird damit nicht einfach dem Zufall oder dem Einzel-nen uumlberlassen sondern sie wird zum Gegenstand des Lernens im Team Eine weiteres Achtsamkeitsritual sind Er-eignis- oder Musteranalysen von unerwar-teten Fehlern und Ereignissen die zum Organisationslernen genutzt werden Hie-rarchie- und fachuumlbergreifende Teams er-gruumlnden vor Ort die Bedingungen und Zu-sammenhaumlnge des Misslingens Sie nut-zen wie wir es nennen ein unerwartetes Ereignis als Fenster zum System Individu-elle Schuldzuweisungen sind hier tabu und damit erleben die Beteiligten etwas was sonst meist nur gefordert wird eine Kultur des offenen Umgangs mit Fehlern

Hat der HRO-Ansatz Einfluss auf die Rolle von Management und Fuumlhrung Stefan Guumlnther Fuumlhrung ist nicht alles aber ohne Fuumlhrung ist alles nichts In die-ser Kultur besteht ein Unterschied fuumlr Fuumlh-rungskraumlfte darin in bestimmten Phasen die hierarchischen Unterschiede auszu-blenden Expertise Wahrnehmungen und Annahmen anderer weder zu dominieren noch abzuwerten oder einzuschuumlchtern Wir sprechen auch von Wir-Kultur statt Ihr-Kultur die sich eher auf Kritik Appelle Vorgaben und Sanktionen reduziert Fuumlhrungskraumlfte akzeptieren dass sie oft Unwissende sind und sie das Wissen anderer zur differenzierten Bearbeitung bestehender Probleme und zukuumlnftiger Risiken zusammenbringen muumlssen Sie werden also zu Fragenden Ermoumlglichern Unterstuumltzern und Ermutigern

Das bedeutet auch Fuumlhrungskraumlfte muumlssen umdenken Stefan Guumlnther Ja die entscheidenden Veraumlnderungen der Fuumlhrungsrolle zeigen sich immer sowohl im System ndash zum Bei-spiel offenes Fragen nach Besonderhei-ten Szenarien zur Vorbereitung auf Uner-wartetes Reagieren auf Abweichungen von Standards ndash als auch in der Arbeit am System Zum Beispiel die Bedeutung von Sicherheitsverhalten in Beurteilung und Personalentwicklung Beruumlcksichti-gung von Sicherheitsexpertisen in der Planung Einfuumlhren und Sicherstellen neuer Prozesse Methoden Werkzeuge Weitere erfolgskritische Aspekte von Fuumlhrung sind die in der Belegschaft wahr-genommenen Entscheidungen der Fuumlh-rungskraumlfte wenn es um den Konflikt Sicherheit ndash ProfitabilitaumltZeit oder den Umgang mit dem Spannungsfeld Offen-heit ndash Umgang mit Sanktionen geht Oft haben Fuumlhrungskraumlfte die bestehende Kultur mit guten Absichten mitgepraumlgt zu deren Veraumlnderung sie jetzt aufrufen Kurzum Wenn Fuumlhrung nicht bereit ist sich selbst als Bestandteil des Problems und der Loumlsung zu sehen und zu reflek-tieren hat HRO keine echte Chance

Laumlsst sich der HRO-Ansatz auch auf kleine Unternehmen uumlbertragen und wel-che Tools wuumlrden Sie hier empfehlen Stefan Guumlnther Aber natuumlrlich denn hier kann Fuumlhrung viel schneller ein System in Bewegung bringen vorausgesetzt eine kritische Masse sieht darin einen Nutzen und gibt dieser Idee einen Sinn Ist die Notwendigkeit mal erkannt kann man die gesamte Fuumlhrungsmannschaft schneller an den Tisch bekommen und

mit weniger beteiligten Schnittstellen Gremien und einfacheren Entscheidungs-strukturen oft effektiver arbeiten Damit kommt man besser an die entscheiden-den Einflussfaktoren der Organisation Die Instrumente sind prinzipiell die glei-chen wie z B Ereignisanalysen Selbst-einschaumltzung der Sicherheitsarbeit Ritua-le fuumlr unsichere Zustaumlnde etc Manchmal muss man jedoch die Instrumente anpas-sen oder zuschneiden auf die konkreten Bedingungen und die Sprache der Ziel-gruppen

Woran erkenne ich High Reliability Organizing Stefan Guumlnther Wenn ich mich als Frem-der regelwidrig verhalte kommt schnell eine Person auf mich zu die mit mir die Regel aufgreift und mich respektvoll und bestimmt anleitet Oder ich werde erken-nen dass in der Analyse kleiner Abwei-chungen oder sogenannter Beinahe-Un-faumllle kein Schuldiger gesucht wird son-dern die Bedingungen erkundet und die Ursachenbehebung Zeit und Aufmerksam-keit bekommt

Wie groszlig ist der Aufwand um sich als Unternehmen in Richtung Achtsamkeit und Sicherheitskultur zu bewegen Annette Gebauer Die groumlszligte Herausfor-derung ist das Behalten eines langen Atems Meistens starten Unternehmen aus einer Krisensituation heraus und sind bereit in die Entwicklung ihrer Achtsam-keitskultur zu investieren HRO braucht aber ein kontinuierliches Investment in Kommunikation und Information Training und Pruumlf- und Lernschleifen

Zur Person

Stefan Guumlnther ist Geschaumlftsfuumlh-rer der WSM GmbH und Netz-werkpartner der ICL GmbH Als Experte fuumlr

Management- und Fuumlhrungskraumlf-teentwicklung Strategie und Change Coaching von Schluumlssel-personen Beraterqualifizierung ist er unter anderem fuumlr ABB EnBW BASF ThyssenKrupp oder Lufthansa taumltig

Zur Person

Dr Annette Gebauer ist Inhaberin der ICL GmbH und auf High Reliabili-ty Organizing sowie Kultur-

und Managemententwicklung spezialisiert Sie unterstuumltzt Unter-nehmen wie ThyssenKrupp BASF SAP RWE Coca-Cola Commerz-bank Sabic Boehringer-Ingelheim und andere

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Der Stellenwert der bdquoBetrieblichen Gesundheitsfoumlrderungldquo hat in den

letzten Jahren stetig zugenommen Viele Unternehmen haben erkannt dass es oumlkonomisch sinnvoller ist in Gesundheit Motivation und Leistungsfaumlhigkeit der Beschaumlftigten zu investieren als hohe Kosten fuumlr Krankheit Produktionsausfall Ersatz und Wiedereingliederung zu tragen

Wissenschaftliche Studien haben ermit-telt dass fuumlr jeden fuumlr betriebliche Ge-sundheitsfoumlrderung eingesetzten Euro im Durchschnitt 240 Euro zuruumlckflieszligen Die-ser Erfolg wird erbracht durch gesunde motivierte Mitarbeiter eine hohe Effizienz und geringere Ausfallzeiten So steigern Betriebe mittel- bis langfristig ihren Ge-winn Die gewinnsteigernden Effekte sind

Motivation der Beschaumlftigten Verbesserung des Gesundheitszustan-des aller Beschaumlftigten

Verbesserung der innerbetrieblichen Kommunikation

bessere Produktqualitaumlt houmlhere Attraktivitaumlt des Unternehmens bzw besseres Image

Zu vorausschauendem Management gehoumlrt es auch die Gesundheit und Motivation der Beschaumlftigten zu foumlrdern Ein neues Seminar zeigt Strategien die sich praktisch bewaumlhrt haben

Steigerung der Produktivitaumlt und Flexibi-litaumlt

langfristige Reduzierung der Fehlzeiten der Fluktuationsraten und der damit verbundenen Kosten

In dem vorliegenden Seminar wird ge-zeigt wie diese Ziele realisiert werden koumlnnen Im Einzelnen wird dabei den fol-genden Fragen nachgegangen

Wie muss unser Unternehmen organi-siert sein um eine erfolgreiche Gesund-heitsfoumlrderung und die Work-Life-Balan-ce der Beschaumlftigten zu verwirklichen

Wie erreichen wir dass die Mitarbeiter und Vorgesetzten sich wirklich immer richtig verhalten und das Thema Ge-sundheit verinnerlichen

Wie bekommen wir das Thema Gesund-heit in die Koumlpfe der Beschaumlftigten

Was koumlnnen wir noch machen als im-mer wieder auf das richtige Verhalten hinzuweisen

Wie koumlnnen gesunde Angewohnheiten entstehen

Wie koumlnnen wir die Gesundheit der Mit-arbeiter nachhaltig steuern

Um diese Fragen zu beantworten werden im Seminar pragmatische Loumlsungen entwickelt Damit profitierten die Unter-nehmen ebenso wie Fuumlhrungskraumlfte und Beschaumlftigte

rarr info Seminar Unternehmenserfolg durch gesunde und motivierte Mitarbeiter Termine 22072016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-041) 16122016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-042) wwwbgetemde Webcode 11326642

Seminar fuumlr Fuumlhrungskraumlfte

Ein Schluumlssel zum Erfolg

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wwwbgetemde Webcode 12484059

Aufblaumlttern Nachlesen Anwenden etem ndash das Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung

Als E-Paper und PDF im Netz jederzeit verfuumlgbar

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Tag 1 Ohne Deckung

Ich blicke in verschlafene Gesichter Nach dem Fruumlhstuumlck in der Truppen-

kuumlche beginnt der erste Lehrgangstag puumlnktlich um 7 Uhr zunaumlchst im Houmlr-

saal Oberstleutnant Volker Dewenter wird uns in den kommenden Tagen

als Houmlrsaalleiter auf allen theoretischen und praktischen Stationen der

Ausbildung begleiten

Ausfuumlhrlich erklaumlrt er verschiedene Typen von Minen und welchen Scha-

den sie anrichten koumlnnen Wir gehen Szenarien wie zum Beispiel das Ver-

halten an Checkpoints durch eroumlrtern die verschiedenen Situationen einer

moumlglichen Geiselnahme und besprechen Details wie die Vor- und Nachteile

des Tragens von Eheringen in unterschiedlichen Kulturraumlumen

Bei der Besichtigung eines beschossenen Autos wird mit Hollywood-

Mythen aufgeraumlumt Beim Anblick der total durchloumlcherten Fahrzeugtuumlr wird

schnell klar Bei Beschuss durch Pistole oder Maschinengewehr im Stile der

bdquoStirb langsamldquo-Filme sucht man besser woanders Schutz

Nachmittags steht Waffenkunde auf dem Lehrplan Wir werden zunaumlchst

mit den gebraumluchlichsten Waffen der Bundeswehr vertraut gemacht Nur

wenige meiner Kollegen nehmen das Angebot an eine Panzerfaust oder ein

Maschinengewehr in die Hand zu nehmen um ein Gefuumlhl dafuumlr zu bekom-

men Beeindruckend ist die Wirkung der Waffen Egal ob Glas Holz Be-

ton oder Metall Nahezu alle Materialien geben fruumlher

oder spaumlter nach

Als wir Attrappen von Sprengfallen und Blindgaumlngern in

einem unuumlbersichtlichen Feld finden sollen gibt es den

ersten fiktiven Zwischenfall Mehr als 30 Minen-Dummies

sind teils offensichtlich teils sorgfaumlltig versteckt Dass wir

in unserer Unbekuumlmmertheit auf den Druckzuumlnder einer

neben dem Weg platzierten Antipersonenmine treten ist

natuumlrlich von den Ausbildern beabsichtigt So lernen wir

welche Gefahren abseits der befestigten Straszligen lauern

koumlnnen Auch wenn es keine echte Explosion gibt und die

Mine nur ein Dummy war hat die Lektion gesessen

In Krisenregionen garantiert die Kennzeichnung bdquoPressldquo keinen Schutz vor unangenehmen Situationen

Diese fuumlnf Tage bereiten auf das Schlimmste vor Die Teil -

nehmerinnen und Teilnehmer werden beschossen aus ihrem Auto gezerrt oder sogar entfuumlhrt Das Ziel dieser realistischen Sze-narien auf dem Trainingsgelaumlnde der Bundeswehr im fraumlnkischen Hammelburg ist es Reporter auf den Einsatz in Kriegs- und Krisen-gebieten vorzubereiten Bundes-wehr-Redakteurin Ulrike Jenssen hat die Ausbildung mitgemacht Hier Teile ihres Tagebuchs

BG ETEM und Bundeswehr bieten spezielles Training fuumlr Journalisten in Krisengebieten

Seminare

Anleitung zum Uumlberleben

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Tag 2 Achtung Granate Viele von uns tragen an diesem Morgen das erste Mal ei-ne ballistische Schutzweste der sogenannten Schutzklas-se 4 wie sie auch die Bundeswehrsoldaten in den Ein-satzgebieten tragen Die Weste wiegt zwoumllf Kilogramm weil sie mit schweren Platten aus einem speziellen Verbund-werkstoff verstaumlrkt ist Auszligerdem bekommen wir einen Helm und lernen dass der lediglich vor Splittern aber nicht zwin-gend vor direktem Beschuss schuumltzt

Wir sollen den Buumlrgermeister eines kleinen Dorfes in einer Krisenregion interview-en Mit meiner kleinen Gruppe ndash dem Tonassistenten der Kamerafrau und der Produzentin ndash laufe ich durch das Dorf Ploumltzlich fallen Schuumlsse Granate Sie faumlllt vor meine Fuumlszlige Ich habe Panik und renne weg Das sagt mir mein Instinkt

Soldaten wissen natuumlrlich dass ich mich in den maximal drei Sekunden bis eine scharfe Handgranate in einem echten Szenario explodiert waumlre kaum haumltte um-drehen koumlnnen Und schon gar nicht haumltte ich es geschafft mich aus dem Gefahrenra-dius in Sicherheit zu bringen Ich haumltte mich einfach nur hinschmeiszligen sollen Liebes Ta-gebuch Schon am zweiten Tag des Lehr-gangs bin ich das erste Mal tot Nachmittags fahren wir auf die Schieszlig-bahn Mit Gefechtsmunition wird uumlber unsere Koumlpfe hinweggeschossen Wir sollen heraus-houmlren wo sich die Schuumltzen aufhalten und ob wir uns vor oder hinter der Schusslinie befin-den Das ungeuumlbte Gehoumlr hat zunaumlchst keine Chance aber wir werden immer besser

Tag 3 Carjacking

Mit den weiszligen Kleinbussen fahren wir morgens wieder in das bdquoKrisenge-

bietldquo Auf dem Fahrzeug ist gut sichtbar das Schild bdquoPressldquo angebracht

doch auch heute wird unsere journalistische Unabhaumlngigkeit mit Sicher-

heit nicht respektiert werden Wir haben vor Fahrtbeginn eine Karte zur

Orientierung bekommen Fuumlr einen perfekten Reportage-Tag in der Krisen-

region werden uns auszligerdem ein Sprachmittler und ein Fahrer zur Seite

gestellt

Mehrere Checkpoints muumlssen passiert werden Die Durchsuchungen

lassen wir mit professioneller Distanz uumlber uns ergehen auch wenn sie

unangenehm sein koumlnnen bloszlig keinen Anlass geben Immer wieder will

man wissen wer wir sind und wohin wir wollen Die Grenze zwischen Be-

fragung und Verhoumlr ist flieszligend

Als wir gerade auf dem Weg zu einem Pressetermin sind wird unser

Fahrzeug von bewaffneten Maumlnnern umzingelt Carjacking Die Autos sind

weg und wir muumlssen uns zu Fuszlig durch den Wald zur naumlchsten Stadt durch-

schlagen Im einzigen Gasthaus muumlssen wir Verhandlungsgeschick bewei-

sen Man spricht weder Deutsch noch Englisch will

aber Bares sehen Fuumlr viel Geld gibt es

wenig Luxus Der Betonboden ist kalt

und die Raumlumlichkeiten sind nur maumlszligig

beheizt Bevor wir uns auf den Feldbet-

ten niederlassen teilen wir Wachen ein

Sicher ist sicher

Autodiebe uumlberfallen den Presse-Konvoi

Arme schoumln hochhalten Die Rollenspieler sind nicht zimperlich

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Vermummte stuumlrmen in die Herberge der Journalisten

Tag 4 Stunden der Ungewissheit

Von der unruhigen Nacht gezeichnet freuen sich morgens

alle auf einen heiszligen Kaffee und das Fruumlhstuumlck in der Her -

berge obwohl klar ist dass die naumlchste Uumlberraschung nicht

lange auf sich warten lassen wird Kaum ist der Kaffee ge -

trunken houmlren wir drauszligen auch schon Gewehrfeuer Alle

springen vom Fruumlhstuumlckstisch auf und rennen in Richtung

des Bunkers Der wird jedoch nicht schnell genug erreicht

Ein Dutzend schwerbewaffnete Vermummte ist bereits im

Haus Mit dieser Erstuumlrmung beginnt die Geiselnahme

die Ungewissheit hellip

Als es vorbei ist steht die Sicherheit an erster Stelle Psy -

chologen Sanitaumlter und der Lehrgangsleiter stehen bereit

um das Erlebte mit uns auszuwerten und gemeinsam zu ver-

stehen Alle sind wohlauf fuumlhlen sich mental gefestigt und

sind auch physisch noch einigermaszligen fit Abends ist Zeit

die Eindruumlcke zu ordnen und sich aus-

zutauschen Das

Erlebte bleibt ndash

ebenfalls aus Sicher-

heitsgruumlnden ndash

zwischen den Teilneh-

mern und wird nicht

berichtet

Tag 5 Sensibilisiert Der letzte Tag im Houmlrsaal Ein Sanitaumltsfeldwebel gibt uns praktische Tipps zur Wundschnellversorgung und erklaumlrt worauf es ankommt wenn man Schuss- und Brandverletzungen versorgen muss Und wie lautet eigentlich die Notrufnummer in diesem oder jenem Land Wo ist das naumlchste Krankenhaus Es sind einfache Fragen die man bereits vor der Reise in das Krisengebiet beantworten koumlnnen sollte Zeit fuumlr ein Fazit Viele fuumlhlen sich nun fuumlr kuumlnftige Reisen in Krisengebiete besser vorbereitet Einige meiner Kollegen sagen dass sie die Gefahr zuvor un-terschaumltzt und jetzt einen geschulteren Blick fuumlr De-tails haumltten Es stimmt Sensibilisiert fahre ich nach Hause und aufmerksamer als sonst betrachte ich den Wegesrand

Journalisten in Krisenregionen

Die BG ETEM versichert auch viele Journalisten Daher bietet sie dieses Seminar zusammen mit dem Bundesverteidigungsministerium Es wendet sich ausschlieszliglich an Journalistinnen und Journalisten die aus beruflichen Gruumlnden in Krisen- und Kriegsgebieten taumltig sind oder sich auf Einsaumltze in diesen Regionen vorberei-ten Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten des Personenschutzes oder von gemeinnuumltzigen Organisationen sind nicht zugelassen Ziel des Seminars Die Veranstaltung vermittelt in fuumlnf Tagen grund-legende Kenntnisse zum Umgang mit potenziel -len Gefahren fuumlr die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten Konkrete Gefaumlhrdungen sollen bewusst gemacht und moumlgliche Vermeidungs-strategien aufgezeigt werden Daruumlber hinaus bietet der Lehrgang eine Erste-Hilfe-Ausbildung und Hilfen zur Stressverarbeitung

Inhalt des Seminars Wirkung von Waffen Munition Kampfmitteln und Schutzmaszlignahmen

Erkennen und Vermeidung von Gefahren durch Minen und Sprengfallen

Verhalten in komplexen Situationen ein-schlieszliglich Gefangennahme

Lebensrettende Erstversorgung Verwundeter Zusammenarbeit zwischen Streitkraumlften und Journalisten im Einsatzland

Begleitung der Truppe bei Patrouillen und Schutzaufgaben

Psychische Belastungen und Praumlvention von Traumatisierungen

Versicherungsschutz durch die BG im In- und Ausland

Anmeldung bildung-wiesbadenbgetemde

Veranstaltungstermine 2016 im April Juli November und Dezember Ort Ausbildungs-zentrum der Bundeswehr in Hammelburg

rarr Info wwwbgetemde Webcode 14363753 Seminardatenbank Veranstaltungsnummer 146

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Waumlhrend der Dienstreise im Ausland geschieht ein Unfall Erste Hilfe ist

gefragt gegebenenfalls muumlssen Ver- sicherte zudem aumlrztlich versorgt werden Doch wie kommt man auf kuumlrzestem Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus

Um auch im Ausland optimale medizi-nische Versorgung gewaumlhrleisten zu koumln-nen hat die BG ETEM fuumlr ihre Versicherten gemeinsam mit der DRK Assistance einen 24-Stunden-Notruf eingerichtet Ein Anruf genuumlgt um etwa die schnelle Verlegung in ein geeignetes Krankenhaus vor Ort oder einen Krankenruumlcktransport zu or- ganisieren Die DRK Assistance bietet ein weltweites Netzwerk von Aumlrzten und Dienstleistern und kann nach der Unfall-meldung sofort Kontakt mit dem be- handelnden Arzt vor Ort aufnehmen So lassen sich Fragen zur Diagnose Qualitaumlt der Behandlung oder Kostenuumlbernahme kurzfristig klaumlren

Welches geeignete Arzneimittel steht im Ausland zur Verfuumlgung und wo sind deutsch- oder englischsprachige Aumlrzte zu finden Auch dazu koumlnnen Versicherte uumlber die Notfall-Hotline qualifiziert bera-ten werden

Auch wer beruflich im Ausland unterwegs ist kann auf den Schutz durch die BG ETEM zaumlhlen Eine Notfall-Hotline sichert Erreichbarkeit rund um die Uhr

Damit die Notrufnummer immer griffbereit ist bietet die BG ETEM spezielle Visiten-karten an (Bezugsmoumlglichkeiten unter info) Betriebe koumlnnen diese an ihre Beschaumlftigten vor Auslandsaufenthalten verteilen

Dokumentation Grundsaumltzlich muss die Berufsgenossen-schaft uumlber meldepflichtige Unfaumllle sofort informiert werden ndash auch wenn sie im

Notfall-Hotline der BG ETEM

Anruf genuumlgt

Ausland passieren Das gilt ebenfalls bei begruumlndetem Verdacht auf eine Berufs-krankheit Arbeitgeber nutzen dazu die-selben Formulare wie im Inland Schwere oder gar toumldliche Unfaumllle sind telefonisch zu melden

Nach der Ruumlckkehr Wenn Beschaumlftigte nach ihrer Ruumlckkehr noch medizinische Behandlung brauchen oder sie weiterhin arbeitsunfaumlhig sind muumlssen sie direkt den Durchgangsarzt aufsuchen Dabei empfiehlt es sich diesem saumlmtliche aumlrztlichen Berichte aus dem Ausland (wie z B den Medical Report siehe Infokasten links) vorzulegen Nur so kann sich der Arzt ein Bild uumlber die bisherige Versorgung machen und die Folgebehandlung darauf abstimmen

Wichtiger Hinweis Einige Krankheiten machen sich moumlglicherweise erst nach der Dienstreise bemerkbar manchmal sogar erst Monate spaumlter Bei Sympto-men wie beispielsweise ungeklaumlrtem Fieber oder anhaltenden Durchfaumlllen Hautveraumlnderungen Gelenkschwellungen Kopfschmerzen starkem Gewichtsverlust oder Lymphknotenschwellungen die etwa nach einem Tropen-Aufenthalt auftreten heiszligt es sofort zum Arzt Nancy Schmidt

rarr info Visitenkarte mit Notruf-

nummer der BG ETEM (siehe oben) als Download unter wwwbgetemde Webcode 11234792 oder per E-Mail

unter rehabgetemde

Medical Report

Im Medical Report dokumentiert der behandelnde Arzt eine aumlrztliche Behandlung im Ausland Er dient auch als Beweismittel fuumlr spaumltere Anspruumlche gegenuumlber der Sozial-versicherung Es empfiehlt sich betroffenen Mitarbeitern die Formulare zur Verfuumlgung zu stellen Bezug Kepnerdruck GmbH wwwkepnerdeA_20_Medical_ Reportpdf

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Wir wollen unsere Unfallquote halbie-renldquo Stefan Schirm Abteilungslei-

ter Umweltschutz und Arbeitssicherheit bei der BSH Hausgeraumlte GmbH in Traun-reut hat ehrgeizige Ziele Und er ist damit nicht allein Werksleitung Fuumlhrungskraumlf-te Betriebsrat und Beschaumlftigte ziehen an einem Strang

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Produktion ohne Unfaumllle war die Kampagne bdquo10 Goldene Regeln der Ar-beitssicherheitldquo im Jahr 2013 Neben Werksleiter Guumlnter Striegel und dem Be-triebsratsvorsitzenden Walter Waltrich standen zehn Manager des Standorts Pate fuumlr jeweils eine der Regeln Und das gleich mehrfach

Ein Kalender zeigte die Fuumlhrungskraumlfte auf monatlichen Fotos in privaten Situa- tionen ndash beim Bogenschieszligen Hecke- schneiden Radfahren oder Bergsteigen Dabei machten sie klar dass es sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit auf verantwortliches Handeln ankommt bdquoWir

Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

wollten eine Bruumlcke zwischen Privat- und Arbeitsleben schlagenldquo erlaumlutert Stefan Schirm bdquodenn Sicherheit spielt uumlberall ei-ne Rolleldquo

Die Regeln wurden so formuliert dass das bdquoIchldquo also jeder Einzelne als verant-wortlich Handelnder im Mittelpunkt steht bdquoWir haben ganz bewusst nicht formuliert was man sollte muumlsste oder nicht darf Wir sagen den Leuten Schaut auf euch selbst und eure Sicherheit Dann koumlnnt ihr euch auch um andere kuumlmmernldquo

Infomarkt fuumlr alle Beschaumlftigten Um die Bedeutung der zehn Regeln zu un-terstreichen gab es einen Informations-markt fuumlr alle Beschaumlftigten des Stand-orts An insgesamt 15 Terminen konnten sich jeweils 170 Kolleginnen und Kollegen an den zehn Informationsstaumlnden uumlber die einzelnen Regeln informieren Die Fuumlhrungskraumlfte selbst praumlsentierten an den einzelnen Staumlnden bdquoihreldquo Regel und diskutierten mit den Beschaumlftigten Fuumlr

Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

Stefan Schirm wirkte dies besonders uumlberzeugend auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Denn die Manager stan-den persoumlnlich fuumlr das Thema Arbeits- sicherheit ein

bdquoWir haben versucht da so viel Leben wie moumlglich reinzubringenldquo erinnert er sich Die Beschaumlftigten hatten etwa die Moumlglichkeit persoumlnliche Schutzausruumls-tung gleich am Stand auszuprobieren Das habe zu recht lebhaften Gespraumlchen gefuumlhrt Und selbst kritische Geister die meinten schon alles zu wissen und zu kennen seien zu uumlberzeugen gewesen bdquoSpaumltestens bei der dritten Station haben auch die mitgemachtldquo

Im Rahmen der Kampagne im Fruumlhjahr 2013 wurden 750 Kalender und Plakate gedruckt sowie zehn Informationsstaumlnde gestaltet Ergaumlnzend dazu gab es Artikel in der Mitarbeiterzeitung des Standorts sowie im Intranet des Unternehmens

Langfristiges Konzept Erste Wirkung zeigte die Kampagne rund ein halbes Jahr nach den Informationsver-anstaltungen bdquoIm Herbst und Winter hat-ten wir eine Phase von vier Monaten ohne einen einzigen Arbeitsunfall mit Ausfall-zeitenldquo erinnert sich Stefan Schirm Sonst seien es bis zu zwei Unfaumllle monatlich

Klaus Rabenstein Leiter Industrial Engineering trat fuumlr gegenseitige Ruumlcksichtnahme ein

Beim Info-Markt stellten sich die Manager der Diskussion mit den Beschaumlftigten

betrieb amp praxis

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Der Mensch im Mittelpunkt

Die bdquo10 Goldenen Regeln der Ar-beitssicherheitldquo der BSH Hausgerauml-te GmbH in Traunreut stellen den einzelnen Beschaumlftigten in den Mit-telpunkt Jeder soll jederzeit in der Lage sein sich nach diesen Regeln zu verhalten 1 Ich achte stets auf meine eige-

ne Sicherheit und Gesundheit 2 Ich nehme Ruumlcksicht auf meine

Kollegen und mache sie auf ih-re Sicherheit aufmerksam

3 Ich informiere mich gut uumlber Arbeitssicherheit

4 Ich mache nur Arbeiten die ich sicher beherrsche

5 Ich verwende nur sichere Werk-zeuge und Maschinen die ich benutzen darf

6 Ich benutze immer die vorge-schriebene Schutzausruumlstung

7 Ich befolge alle Gebots- Ver-bots- und Warnzeichen

8 Ich achte besonders auf Stap-ler und andere Fahrzeuge

9 Ich beseitige Gefaumlhrdungen so-fort oder informiere umgehend meinen Vorgesetzten

10 Ich melde Unfaumllle sofort und lasse auch kleine Verletzungen behandeln

Entstanden ist die Kampagne letztlich aus einer Krise Als es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auch am Standort Traunreut Probleme gab wollten sich die Verantwortlichen nicht nur den uumlblichen Sparreflexen ergeben Sie entwi-ckelten das bdquoProgramm Traunreut 2020ldquo das neben vielen wirtschaftlichen Zielen auch Visionen fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement formulierte

bdquoDie lassen sich einfach zusammenfas-senldquo erklaumlrt Stefan Schirm bdquo100 Prozent gesunde Mitarbeiter und keine Unfaumllleldquo So soll zum Beispiel die Zahl der Arbeits-unfaumllle von sieben auf drei pro eine Milli-on Arbeitsstunden reduziert werden

Der Weg zu den zehn Regeln fuumlhrte auch uumlber ein Seminar der BG ETEM bei dem sich Fuumlhrungskraumlfte des Standorts mit dem verhaltensbedingten Arbeits-schutz auseinandersetzten Einen moumlgli-chen Ansatzpunkt zur weiteren Verbesse-rung des ohnehin schon guten Niveaus der Arbeitssicherheit identifizierten sie

darin klare Regeln zu formulieren und deren Einhaltung auch einzufordern Um dieses Ziel zu erreichen lassen Stefan Schirm und seine Kollegen auch nach der Kampagne von 2013 nicht locker

bdquoWir variieren die Themen immer wie-der derzeit unter dem Stichwort Arbeits-sicherheit 20lsquo machen Newsletter und Flyerldquo Die Fuumlhrungskraumlfte sprechen Ar-beitssicherheit und Gesundheitsschutz auch bei Betriebsversammlungen regel-maumlszligig an bdquoMan muss eben immer wieder neue Wege findenldquo

Weiter dran bleiben Am Standort Traunreut der BSH Hausgerauml-te GmbH entwickeln und produzieren uumlber 3000 Beschaumlftigte mehr als 22 Millionen Herde und Kochfelder pro Jahr Das Werks-gelaumlnde in der Naumlhe des Chiemsees ist so groszlig wie die Insel Mainau Die Fabrik um-fasst verschiedene Produktionsstufen von der Blechbearbeitung bis zur Endmontage der elektrischen Geraumlte und ist so Schirm

in der Produktionstiefe durchaus mit ei-nem Automobilwerk zu vergleichen Allein die Zunahme des Personalstands in den letzten Jahren macht deutlich dass Ar-beitssicherheit weiter ein zentrales Thema bleiben wird bdquoDie Kampagne war sicher mehr als ein Strohfeuerldquo ist sich Schirm sicher bdquodennoch muumlssen wir die Leute im-mer wieder wachruumlttelnldquo

rarr info wwwbsh-groupde Standort Traunreut

Der Leiter Produktmarketing auf der Leiter Lars Schubert praumlsentierte die vierte Regel bdquoIch mache nur Arbeiten die ich sicher beherrscheldquo

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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

betrieb amp praxis

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

betrieb amp praxis

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pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

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Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

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1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
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          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

Was haben eine kerntechnische An- lage eine Intensivstation ein Flug-

zeugtraumlger und der internationale Bank-handel gemeinsam Ihre Organisation erfordert hohe Zuverlaumlssigkeit Ein Fehler kann katastrophale Ausmaszlige annehmen

Die Namen Tschernobyl Bhopal Har-risburg und Lehman Brothers haben sich in unser kollektives Gedaumlchtnis einge-brannt Sie stehen fuumlr die verheerenden Folgen die aus der Fehlfunktion eines komplexen technischen Systems erwach-sen koumlnnen Das Zusammenwirken uner-warteter Ereignisse mit zunaumlchst unbedeu-tend erscheinenden Fehlentscheidungen lieszligen die Systeme auszliger Kontrolle gera-ten Mit verheerenden Folgen fuumlr Men-schen Umwelt oder das weltweite Finanz-system

Eine ganze Forschungsrichtung hat sich seit den Neunzigerjahren des vergange-nen Jahrhunderts etabliert um dem Pro-blem zu begegnen Die High Reliability Theory (HRT) ndash zu Deutsch Theorie der hohen Zuverlaumlssigkeit

Ihre grundlegende Annahme ist es dass Fehlervermeidung allein nicht aus-reicht Auch nicht mit immer detaillierte-ren Anweisungen Vielmehr wird auf hin-tereinander gestaffelte Sicherungssyste-me gesetzt und vor allem auf eine beson-dere Achtsamkeit gegenuumlber Fehlern und Abweichungen Das Gespuumlr der Beschaumlf-tigten fuumlr problematische Situationen soll genutzt werden Dafuumlr muss im Unterneh-

Wie Organisationen Achtsamkeit erwerben und so die Arbeitssicherheit verbessern koumlnnen

men eine Kultur etabliert werden die die-se praumlventive Sorge aufmerksam aufgreift und in maszliggeschneiderte Rituale oder Prozesse bringt und diese staumlndig opti-miert

Viele Unternehmen verstehen sich mitt-lerweile als High-Reliability-Organisation (HRO) und zeichnen sich durch ihre beson-dere Achtsamkeit im Umgang mit komple-xen Technologien aus Obwohl manche technische Systeme in ihrer Dynamik prin-zipiell nicht vollstaumlndig beherrschbar sind

oder kleine Fehler uumlberpro-portional schwerwiegen-de Folgen haben koumlnnen haben sie die Faumlhigkeit entwickelt diese nahe-zu unfallfrei zu betrei-

ben Was liegt also naumlher als ihr Wissen zu nutzen um der Vision Zero naumlherzukommen einer Arbeitswelt ohne Arbeitsunfaumllle

Dr Just Mields Arbeitspsychologe bei der BG ETEM hat dazu die beiden Exper-ten Dr Annette Gebauer und Stefan Guumln-ther befragt

Wie gelingt es einer High-Reliability- Organisation dass letztlich erwartbare Fehler nicht zu einer Katastrophe fuumlh-ren Annette Gebauer Eine Organisation die sich High-Reliability-Organisation nennt hat ihren Titel eigentlich schon verspielt Wenn wir von HRO sprechen reden wir nicht von der festen Eigenschaft einer Or-ganisation auf der sie sich ausruhen kann Vielmehr meinen wir eine fortwaumlh-

Stichwort Zuverlaumlssigkeit

Aus Fehlern kollektiv lernen

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rende Aktivitaumlt des selbstkritischen Pruuml-fens Hinterfragens und Lernens in einem komplexen riskanten Umfeld

Was bedeutet das konkret Annette Gebauer Das ist vielleicht am besten mit dem fortwaumlhrenden Training einer Fuszligballmannschaft im Spitzenfeld zu vergleichen Jedes Spiel birgt neue Ri-siken auf die sich die Mannschaft vorbe-reiten muss ohne genau zu wissen ob die Taktik von gestern fuumlr morgen noch gilt Houmlrt man mit dem Training der Ana-lyse von besonderen Gegebenheiten oder des Fitnesszustands des Gegners und auch der eigenen Mannschaft auf ist der Abstieg sicher Deshalb sprechen wir auch lieber von High Reliability Organizing oder High Reli-ability Seeking Organizations Das Be-sondere dieser Form des Organisierens besteht darin sich nicht nur auf solide bdquostandard operating proceduresldquo zu ver-lassen sondern Teams fuumlr das Erkennen und den Umgang mit unerwarteten Plan-abweichungen und undurchsichtigen komplexen Situationen bewusst vorzube-reiten Gemeint ist eine kollektive Kompe-tenz der Organisation die mehr ist als die Faumlhigkeit der einzelnen Spieler

Was kennzeichnet den HRO-Ansatz und welche bdquoWerkzeugeldquo haben sich be-waumlhrt Annette Gebauer Es gibt zahlreiche Moumlg-lichkeiten mit High Reliability Organizing anzufangen Bewaumlhrt haben sich zum Bei-spiel kurze in den Alltag eingebaute kol-

Im Team lassen sich unerwartete und komplexe Situatio-nen leichter erkennen und durchschauen

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lektive Achtsamkeitsrituale in denen be-wusst nach Besonderheiten und Abwei-chungen gefragt wird Ein zentrales Ele-ment des Crew- oder Cockpit Ressource Managements ist das gezielte Uumlben von Widerspruch gegenuumlber dem Piloten oh-ne den Respekt voreinander zu verlieren

Wie kann man das im betrieblichen Alltag umsetzen Annette Gebauer Ich persoumlnlich halte gute strukturierte Briefing- und Debrie-fing-Gespraumlche fuumlr sehr wertvoll Im Brie-fing-Gespraumlch gewinnt jedes Teammit-glied ein besseres Verstaumlndnis von der geplanten Aufgabe sodass jeder mitden-ken kann Im Debriefing-Gespraumlch reflek-tiert das Team an welchen Stellen es zu Planabweichungen gekommen ist und wie es mit dem Unerwarteten umgegangen ist Die Faumlhigkeit des eher geistesgegen-waumlrtigen Handelns im Moment wird damit nicht einfach dem Zufall oder dem Einzel-nen uumlberlassen sondern sie wird zum Gegenstand des Lernens im Team Eine weiteres Achtsamkeitsritual sind Er-eignis- oder Musteranalysen von unerwar-teten Fehlern und Ereignissen die zum Organisationslernen genutzt werden Hie-rarchie- und fachuumlbergreifende Teams er-gruumlnden vor Ort die Bedingungen und Zu-sammenhaumlnge des Misslingens Sie nut-zen wie wir es nennen ein unerwartetes Ereignis als Fenster zum System Individu-elle Schuldzuweisungen sind hier tabu und damit erleben die Beteiligten etwas was sonst meist nur gefordert wird eine Kultur des offenen Umgangs mit Fehlern

Hat der HRO-Ansatz Einfluss auf die Rolle von Management und Fuumlhrung Stefan Guumlnther Fuumlhrung ist nicht alles aber ohne Fuumlhrung ist alles nichts In die-ser Kultur besteht ein Unterschied fuumlr Fuumlh-rungskraumlfte darin in bestimmten Phasen die hierarchischen Unterschiede auszu-blenden Expertise Wahrnehmungen und Annahmen anderer weder zu dominieren noch abzuwerten oder einzuschuumlchtern Wir sprechen auch von Wir-Kultur statt Ihr-Kultur die sich eher auf Kritik Appelle Vorgaben und Sanktionen reduziert Fuumlhrungskraumlfte akzeptieren dass sie oft Unwissende sind und sie das Wissen anderer zur differenzierten Bearbeitung bestehender Probleme und zukuumlnftiger Risiken zusammenbringen muumlssen Sie werden also zu Fragenden Ermoumlglichern Unterstuumltzern und Ermutigern

Das bedeutet auch Fuumlhrungskraumlfte muumlssen umdenken Stefan Guumlnther Ja die entscheidenden Veraumlnderungen der Fuumlhrungsrolle zeigen sich immer sowohl im System ndash zum Bei-spiel offenes Fragen nach Besonderhei-ten Szenarien zur Vorbereitung auf Uner-wartetes Reagieren auf Abweichungen von Standards ndash als auch in der Arbeit am System Zum Beispiel die Bedeutung von Sicherheitsverhalten in Beurteilung und Personalentwicklung Beruumlcksichti-gung von Sicherheitsexpertisen in der Planung Einfuumlhren und Sicherstellen neuer Prozesse Methoden Werkzeuge Weitere erfolgskritische Aspekte von Fuumlhrung sind die in der Belegschaft wahr-genommenen Entscheidungen der Fuumlh-rungskraumlfte wenn es um den Konflikt Sicherheit ndash ProfitabilitaumltZeit oder den Umgang mit dem Spannungsfeld Offen-heit ndash Umgang mit Sanktionen geht Oft haben Fuumlhrungskraumlfte die bestehende Kultur mit guten Absichten mitgepraumlgt zu deren Veraumlnderung sie jetzt aufrufen Kurzum Wenn Fuumlhrung nicht bereit ist sich selbst als Bestandteil des Problems und der Loumlsung zu sehen und zu reflek-tieren hat HRO keine echte Chance

Laumlsst sich der HRO-Ansatz auch auf kleine Unternehmen uumlbertragen und wel-che Tools wuumlrden Sie hier empfehlen Stefan Guumlnther Aber natuumlrlich denn hier kann Fuumlhrung viel schneller ein System in Bewegung bringen vorausgesetzt eine kritische Masse sieht darin einen Nutzen und gibt dieser Idee einen Sinn Ist die Notwendigkeit mal erkannt kann man die gesamte Fuumlhrungsmannschaft schneller an den Tisch bekommen und

mit weniger beteiligten Schnittstellen Gremien und einfacheren Entscheidungs-strukturen oft effektiver arbeiten Damit kommt man besser an die entscheiden-den Einflussfaktoren der Organisation Die Instrumente sind prinzipiell die glei-chen wie z B Ereignisanalysen Selbst-einschaumltzung der Sicherheitsarbeit Ritua-le fuumlr unsichere Zustaumlnde etc Manchmal muss man jedoch die Instrumente anpas-sen oder zuschneiden auf die konkreten Bedingungen und die Sprache der Ziel-gruppen

Woran erkenne ich High Reliability Organizing Stefan Guumlnther Wenn ich mich als Frem-der regelwidrig verhalte kommt schnell eine Person auf mich zu die mit mir die Regel aufgreift und mich respektvoll und bestimmt anleitet Oder ich werde erken-nen dass in der Analyse kleiner Abwei-chungen oder sogenannter Beinahe-Un-faumllle kein Schuldiger gesucht wird son-dern die Bedingungen erkundet und die Ursachenbehebung Zeit und Aufmerksam-keit bekommt

Wie groszlig ist der Aufwand um sich als Unternehmen in Richtung Achtsamkeit und Sicherheitskultur zu bewegen Annette Gebauer Die groumlszligte Herausfor-derung ist das Behalten eines langen Atems Meistens starten Unternehmen aus einer Krisensituation heraus und sind bereit in die Entwicklung ihrer Achtsam-keitskultur zu investieren HRO braucht aber ein kontinuierliches Investment in Kommunikation und Information Training und Pruumlf- und Lernschleifen

Zur Person

Stefan Guumlnther ist Geschaumlftsfuumlh-rer der WSM GmbH und Netz-werkpartner der ICL GmbH Als Experte fuumlr

Management- und Fuumlhrungskraumlf-teentwicklung Strategie und Change Coaching von Schluumlssel-personen Beraterqualifizierung ist er unter anderem fuumlr ABB EnBW BASF ThyssenKrupp oder Lufthansa taumltig

Zur Person

Dr Annette Gebauer ist Inhaberin der ICL GmbH und auf High Reliabili-ty Organizing sowie Kultur-

und Managemententwicklung spezialisiert Sie unterstuumltzt Unter-nehmen wie ThyssenKrupp BASF SAP RWE Coca-Cola Commerz-bank Sabic Boehringer-Ingelheim und andere

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Der Stellenwert der bdquoBetrieblichen Gesundheitsfoumlrderungldquo hat in den

letzten Jahren stetig zugenommen Viele Unternehmen haben erkannt dass es oumlkonomisch sinnvoller ist in Gesundheit Motivation und Leistungsfaumlhigkeit der Beschaumlftigten zu investieren als hohe Kosten fuumlr Krankheit Produktionsausfall Ersatz und Wiedereingliederung zu tragen

Wissenschaftliche Studien haben ermit-telt dass fuumlr jeden fuumlr betriebliche Ge-sundheitsfoumlrderung eingesetzten Euro im Durchschnitt 240 Euro zuruumlckflieszligen Die-ser Erfolg wird erbracht durch gesunde motivierte Mitarbeiter eine hohe Effizienz und geringere Ausfallzeiten So steigern Betriebe mittel- bis langfristig ihren Ge-winn Die gewinnsteigernden Effekte sind

Motivation der Beschaumlftigten Verbesserung des Gesundheitszustan-des aller Beschaumlftigten

Verbesserung der innerbetrieblichen Kommunikation

bessere Produktqualitaumlt houmlhere Attraktivitaumlt des Unternehmens bzw besseres Image

Zu vorausschauendem Management gehoumlrt es auch die Gesundheit und Motivation der Beschaumlftigten zu foumlrdern Ein neues Seminar zeigt Strategien die sich praktisch bewaumlhrt haben

Steigerung der Produktivitaumlt und Flexibi-litaumlt

langfristige Reduzierung der Fehlzeiten der Fluktuationsraten und der damit verbundenen Kosten

In dem vorliegenden Seminar wird ge-zeigt wie diese Ziele realisiert werden koumlnnen Im Einzelnen wird dabei den fol-genden Fragen nachgegangen

Wie muss unser Unternehmen organi-siert sein um eine erfolgreiche Gesund-heitsfoumlrderung und die Work-Life-Balan-ce der Beschaumlftigten zu verwirklichen

Wie erreichen wir dass die Mitarbeiter und Vorgesetzten sich wirklich immer richtig verhalten und das Thema Ge-sundheit verinnerlichen

Wie bekommen wir das Thema Gesund-heit in die Koumlpfe der Beschaumlftigten

Was koumlnnen wir noch machen als im-mer wieder auf das richtige Verhalten hinzuweisen

Wie koumlnnen gesunde Angewohnheiten entstehen

Wie koumlnnen wir die Gesundheit der Mit-arbeiter nachhaltig steuern

Um diese Fragen zu beantworten werden im Seminar pragmatische Loumlsungen entwickelt Damit profitierten die Unter-nehmen ebenso wie Fuumlhrungskraumlfte und Beschaumlftigte

rarr info Seminar Unternehmenserfolg durch gesunde und motivierte Mitarbeiter Termine 22072016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-041) 16122016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-042) wwwbgetemde Webcode 11326642

Seminar fuumlr Fuumlhrungskraumlfte

Ein Schluumlssel zum Erfolg

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wwwbgetemde Webcode 12484059

Aufblaumlttern Nachlesen Anwenden etem ndash das Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung

Als E-Paper und PDF im Netz jederzeit verfuumlgbar

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Tag 1 Ohne Deckung

Ich blicke in verschlafene Gesichter Nach dem Fruumlhstuumlck in der Truppen-

kuumlche beginnt der erste Lehrgangstag puumlnktlich um 7 Uhr zunaumlchst im Houmlr-

saal Oberstleutnant Volker Dewenter wird uns in den kommenden Tagen

als Houmlrsaalleiter auf allen theoretischen und praktischen Stationen der

Ausbildung begleiten

Ausfuumlhrlich erklaumlrt er verschiedene Typen von Minen und welchen Scha-

den sie anrichten koumlnnen Wir gehen Szenarien wie zum Beispiel das Ver-

halten an Checkpoints durch eroumlrtern die verschiedenen Situationen einer

moumlglichen Geiselnahme und besprechen Details wie die Vor- und Nachteile

des Tragens von Eheringen in unterschiedlichen Kulturraumlumen

Bei der Besichtigung eines beschossenen Autos wird mit Hollywood-

Mythen aufgeraumlumt Beim Anblick der total durchloumlcherten Fahrzeugtuumlr wird

schnell klar Bei Beschuss durch Pistole oder Maschinengewehr im Stile der

bdquoStirb langsamldquo-Filme sucht man besser woanders Schutz

Nachmittags steht Waffenkunde auf dem Lehrplan Wir werden zunaumlchst

mit den gebraumluchlichsten Waffen der Bundeswehr vertraut gemacht Nur

wenige meiner Kollegen nehmen das Angebot an eine Panzerfaust oder ein

Maschinengewehr in die Hand zu nehmen um ein Gefuumlhl dafuumlr zu bekom-

men Beeindruckend ist die Wirkung der Waffen Egal ob Glas Holz Be-

ton oder Metall Nahezu alle Materialien geben fruumlher

oder spaumlter nach

Als wir Attrappen von Sprengfallen und Blindgaumlngern in

einem unuumlbersichtlichen Feld finden sollen gibt es den

ersten fiktiven Zwischenfall Mehr als 30 Minen-Dummies

sind teils offensichtlich teils sorgfaumlltig versteckt Dass wir

in unserer Unbekuumlmmertheit auf den Druckzuumlnder einer

neben dem Weg platzierten Antipersonenmine treten ist

natuumlrlich von den Ausbildern beabsichtigt So lernen wir

welche Gefahren abseits der befestigten Straszligen lauern

koumlnnen Auch wenn es keine echte Explosion gibt und die

Mine nur ein Dummy war hat die Lektion gesessen

In Krisenregionen garantiert die Kennzeichnung bdquoPressldquo keinen Schutz vor unangenehmen Situationen

Diese fuumlnf Tage bereiten auf das Schlimmste vor Die Teil -

nehmerinnen und Teilnehmer werden beschossen aus ihrem Auto gezerrt oder sogar entfuumlhrt Das Ziel dieser realistischen Sze-narien auf dem Trainingsgelaumlnde der Bundeswehr im fraumlnkischen Hammelburg ist es Reporter auf den Einsatz in Kriegs- und Krisen-gebieten vorzubereiten Bundes-wehr-Redakteurin Ulrike Jenssen hat die Ausbildung mitgemacht Hier Teile ihres Tagebuchs

BG ETEM und Bundeswehr bieten spezielles Training fuumlr Journalisten in Krisengebieten

Seminare

Anleitung zum Uumlberleben

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Tag 2 Achtung Granate Viele von uns tragen an diesem Morgen das erste Mal ei-ne ballistische Schutzweste der sogenannten Schutzklas-se 4 wie sie auch die Bundeswehrsoldaten in den Ein-satzgebieten tragen Die Weste wiegt zwoumllf Kilogramm weil sie mit schweren Platten aus einem speziellen Verbund-werkstoff verstaumlrkt ist Auszligerdem bekommen wir einen Helm und lernen dass der lediglich vor Splittern aber nicht zwin-gend vor direktem Beschuss schuumltzt

Wir sollen den Buumlrgermeister eines kleinen Dorfes in einer Krisenregion interview-en Mit meiner kleinen Gruppe ndash dem Tonassistenten der Kamerafrau und der Produzentin ndash laufe ich durch das Dorf Ploumltzlich fallen Schuumlsse Granate Sie faumlllt vor meine Fuumlszlige Ich habe Panik und renne weg Das sagt mir mein Instinkt

Soldaten wissen natuumlrlich dass ich mich in den maximal drei Sekunden bis eine scharfe Handgranate in einem echten Szenario explodiert waumlre kaum haumltte um-drehen koumlnnen Und schon gar nicht haumltte ich es geschafft mich aus dem Gefahrenra-dius in Sicherheit zu bringen Ich haumltte mich einfach nur hinschmeiszligen sollen Liebes Ta-gebuch Schon am zweiten Tag des Lehr-gangs bin ich das erste Mal tot Nachmittags fahren wir auf die Schieszlig-bahn Mit Gefechtsmunition wird uumlber unsere Koumlpfe hinweggeschossen Wir sollen heraus-houmlren wo sich die Schuumltzen aufhalten und ob wir uns vor oder hinter der Schusslinie befin-den Das ungeuumlbte Gehoumlr hat zunaumlchst keine Chance aber wir werden immer besser

Tag 3 Carjacking

Mit den weiszligen Kleinbussen fahren wir morgens wieder in das bdquoKrisenge-

bietldquo Auf dem Fahrzeug ist gut sichtbar das Schild bdquoPressldquo angebracht

doch auch heute wird unsere journalistische Unabhaumlngigkeit mit Sicher-

heit nicht respektiert werden Wir haben vor Fahrtbeginn eine Karte zur

Orientierung bekommen Fuumlr einen perfekten Reportage-Tag in der Krisen-

region werden uns auszligerdem ein Sprachmittler und ein Fahrer zur Seite

gestellt

Mehrere Checkpoints muumlssen passiert werden Die Durchsuchungen

lassen wir mit professioneller Distanz uumlber uns ergehen auch wenn sie

unangenehm sein koumlnnen bloszlig keinen Anlass geben Immer wieder will

man wissen wer wir sind und wohin wir wollen Die Grenze zwischen Be-

fragung und Verhoumlr ist flieszligend

Als wir gerade auf dem Weg zu einem Pressetermin sind wird unser

Fahrzeug von bewaffneten Maumlnnern umzingelt Carjacking Die Autos sind

weg und wir muumlssen uns zu Fuszlig durch den Wald zur naumlchsten Stadt durch-

schlagen Im einzigen Gasthaus muumlssen wir Verhandlungsgeschick bewei-

sen Man spricht weder Deutsch noch Englisch will

aber Bares sehen Fuumlr viel Geld gibt es

wenig Luxus Der Betonboden ist kalt

und die Raumlumlichkeiten sind nur maumlszligig

beheizt Bevor wir uns auf den Feldbet-

ten niederlassen teilen wir Wachen ein

Sicher ist sicher

Autodiebe uumlberfallen den Presse-Konvoi

Arme schoumln hochhalten Die Rollenspieler sind nicht zimperlich

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Vermummte stuumlrmen in die Herberge der Journalisten

Tag 4 Stunden der Ungewissheit

Von der unruhigen Nacht gezeichnet freuen sich morgens

alle auf einen heiszligen Kaffee und das Fruumlhstuumlck in der Her -

berge obwohl klar ist dass die naumlchste Uumlberraschung nicht

lange auf sich warten lassen wird Kaum ist der Kaffee ge -

trunken houmlren wir drauszligen auch schon Gewehrfeuer Alle

springen vom Fruumlhstuumlckstisch auf und rennen in Richtung

des Bunkers Der wird jedoch nicht schnell genug erreicht

Ein Dutzend schwerbewaffnete Vermummte ist bereits im

Haus Mit dieser Erstuumlrmung beginnt die Geiselnahme

die Ungewissheit hellip

Als es vorbei ist steht die Sicherheit an erster Stelle Psy -

chologen Sanitaumlter und der Lehrgangsleiter stehen bereit

um das Erlebte mit uns auszuwerten und gemeinsam zu ver-

stehen Alle sind wohlauf fuumlhlen sich mental gefestigt und

sind auch physisch noch einigermaszligen fit Abends ist Zeit

die Eindruumlcke zu ordnen und sich aus-

zutauschen Das

Erlebte bleibt ndash

ebenfalls aus Sicher-

heitsgruumlnden ndash

zwischen den Teilneh-

mern und wird nicht

berichtet

Tag 5 Sensibilisiert Der letzte Tag im Houmlrsaal Ein Sanitaumltsfeldwebel gibt uns praktische Tipps zur Wundschnellversorgung und erklaumlrt worauf es ankommt wenn man Schuss- und Brandverletzungen versorgen muss Und wie lautet eigentlich die Notrufnummer in diesem oder jenem Land Wo ist das naumlchste Krankenhaus Es sind einfache Fragen die man bereits vor der Reise in das Krisengebiet beantworten koumlnnen sollte Zeit fuumlr ein Fazit Viele fuumlhlen sich nun fuumlr kuumlnftige Reisen in Krisengebiete besser vorbereitet Einige meiner Kollegen sagen dass sie die Gefahr zuvor un-terschaumltzt und jetzt einen geschulteren Blick fuumlr De-tails haumltten Es stimmt Sensibilisiert fahre ich nach Hause und aufmerksamer als sonst betrachte ich den Wegesrand

Journalisten in Krisenregionen

Die BG ETEM versichert auch viele Journalisten Daher bietet sie dieses Seminar zusammen mit dem Bundesverteidigungsministerium Es wendet sich ausschlieszliglich an Journalistinnen und Journalisten die aus beruflichen Gruumlnden in Krisen- und Kriegsgebieten taumltig sind oder sich auf Einsaumltze in diesen Regionen vorberei-ten Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten des Personenschutzes oder von gemeinnuumltzigen Organisationen sind nicht zugelassen Ziel des Seminars Die Veranstaltung vermittelt in fuumlnf Tagen grund-legende Kenntnisse zum Umgang mit potenziel -len Gefahren fuumlr die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten Konkrete Gefaumlhrdungen sollen bewusst gemacht und moumlgliche Vermeidungs-strategien aufgezeigt werden Daruumlber hinaus bietet der Lehrgang eine Erste-Hilfe-Ausbildung und Hilfen zur Stressverarbeitung

Inhalt des Seminars Wirkung von Waffen Munition Kampfmitteln und Schutzmaszlignahmen

Erkennen und Vermeidung von Gefahren durch Minen und Sprengfallen

Verhalten in komplexen Situationen ein-schlieszliglich Gefangennahme

Lebensrettende Erstversorgung Verwundeter Zusammenarbeit zwischen Streitkraumlften und Journalisten im Einsatzland

Begleitung der Truppe bei Patrouillen und Schutzaufgaben

Psychische Belastungen und Praumlvention von Traumatisierungen

Versicherungsschutz durch die BG im In- und Ausland

Anmeldung bildung-wiesbadenbgetemde

Veranstaltungstermine 2016 im April Juli November und Dezember Ort Ausbildungs-zentrum der Bundeswehr in Hammelburg

rarr Info wwwbgetemde Webcode 14363753 Seminardatenbank Veranstaltungsnummer 146

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Waumlhrend der Dienstreise im Ausland geschieht ein Unfall Erste Hilfe ist

gefragt gegebenenfalls muumlssen Ver- sicherte zudem aumlrztlich versorgt werden Doch wie kommt man auf kuumlrzestem Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus

Um auch im Ausland optimale medizi-nische Versorgung gewaumlhrleisten zu koumln-nen hat die BG ETEM fuumlr ihre Versicherten gemeinsam mit der DRK Assistance einen 24-Stunden-Notruf eingerichtet Ein Anruf genuumlgt um etwa die schnelle Verlegung in ein geeignetes Krankenhaus vor Ort oder einen Krankenruumlcktransport zu or- ganisieren Die DRK Assistance bietet ein weltweites Netzwerk von Aumlrzten und Dienstleistern und kann nach der Unfall-meldung sofort Kontakt mit dem be- handelnden Arzt vor Ort aufnehmen So lassen sich Fragen zur Diagnose Qualitaumlt der Behandlung oder Kostenuumlbernahme kurzfristig klaumlren

Welches geeignete Arzneimittel steht im Ausland zur Verfuumlgung und wo sind deutsch- oder englischsprachige Aumlrzte zu finden Auch dazu koumlnnen Versicherte uumlber die Notfall-Hotline qualifiziert bera-ten werden

Auch wer beruflich im Ausland unterwegs ist kann auf den Schutz durch die BG ETEM zaumlhlen Eine Notfall-Hotline sichert Erreichbarkeit rund um die Uhr

Damit die Notrufnummer immer griffbereit ist bietet die BG ETEM spezielle Visiten-karten an (Bezugsmoumlglichkeiten unter info) Betriebe koumlnnen diese an ihre Beschaumlftigten vor Auslandsaufenthalten verteilen

Dokumentation Grundsaumltzlich muss die Berufsgenossen-schaft uumlber meldepflichtige Unfaumllle sofort informiert werden ndash auch wenn sie im

Notfall-Hotline der BG ETEM

Anruf genuumlgt

Ausland passieren Das gilt ebenfalls bei begruumlndetem Verdacht auf eine Berufs-krankheit Arbeitgeber nutzen dazu die-selben Formulare wie im Inland Schwere oder gar toumldliche Unfaumllle sind telefonisch zu melden

Nach der Ruumlckkehr Wenn Beschaumlftigte nach ihrer Ruumlckkehr noch medizinische Behandlung brauchen oder sie weiterhin arbeitsunfaumlhig sind muumlssen sie direkt den Durchgangsarzt aufsuchen Dabei empfiehlt es sich diesem saumlmtliche aumlrztlichen Berichte aus dem Ausland (wie z B den Medical Report siehe Infokasten links) vorzulegen Nur so kann sich der Arzt ein Bild uumlber die bisherige Versorgung machen und die Folgebehandlung darauf abstimmen

Wichtiger Hinweis Einige Krankheiten machen sich moumlglicherweise erst nach der Dienstreise bemerkbar manchmal sogar erst Monate spaumlter Bei Sympto-men wie beispielsweise ungeklaumlrtem Fieber oder anhaltenden Durchfaumlllen Hautveraumlnderungen Gelenkschwellungen Kopfschmerzen starkem Gewichtsverlust oder Lymphknotenschwellungen die etwa nach einem Tropen-Aufenthalt auftreten heiszligt es sofort zum Arzt Nancy Schmidt

rarr info Visitenkarte mit Notruf-

nummer der BG ETEM (siehe oben) als Download unter wwwbgetemde Webcode 11234792 oder per E-Mail

unter rehabgetemde

Medical Report

Im Medical Report dokumentiert der behandelnde Arzt eine aumlrztliche Behandlung im Ausland Er dient auch als Beweismittel fuumlr spaumltere Anspruumlche gegenuumlber der Sozial-versicherung Es empfiehlt sich betroffenen Mitarbeitern die Formulare zur Verfuumlgung zu stellen Bezug Kepnerdruck GmbH wwwkepnerdeA_20_Medical_ Reportpdf

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Wir wollen unsere Unfallquote halbie-renldquo Stefan Schirm Abteilungslei-

ter Umweltschutz und Arbeitssicherheit bei der BSH Hausgeraumlte GmbH in Traun-reut hat ehrgeizige Ziele Und er ist damit nicht allein Werksleitung Fuumlhrungskraumlf-te Betriebsrat und Beschaumlftigte ziehen an einem Strang

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Produktion ohne Unfaumllle war die Kampagne bdquo10 Goldene Regeln der Ar-beitssicherheitldquo im Jahr 2013 Neben Werksleiter Guumlnter Striegel und dem Be-triebsratsvorsitzenden Walter Waltrich standen zehn Manager des Standorts Pate fuumlr jeweils eine der Regeln Und das gleich mehrfach

Ein Kalender zeigte die Fuumlhrungskraumlfte auf monatlichen Fotos in privaten Situa- tionen ndash beim Bogenschieszligen Hecke- schneiden Radfahren oder Bergsteigen Dabei machten sie klar dass es sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit auf verantwortliches Handeln ankommt bdquoWir

Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

wollten eine Bruumlcke zwischen Privat- und Arbeitsleben schlagenldquo erlaumlutert Stefan Schirm bdquodenn Sicherheit spielt uumlberall ei-ne Rolleldquo

Die Regeln wurden so formuliert dass das bdquoIchldquo also jeder Einzelne als verant-wortlich Handelnder im Mittelpunkt steht bdquoWir haben ganz bewusst nicht formuliert was man sollte muumlsste oder nicht darf Wir sagen den Leuten Schaut auf euch selbst und eure Sicherheit Dann koumlnnt ihr euch auch um andere kuumlmmernldquo

Infomarkt fuumlr alle Beschaumlftigten Um die Bedeutung der zehn Regeln zu un-terstreichen gab es einen Informations-markt fuumlr alle Beschaumlftigten des Stand-orts An insgesamt 15 Terminen konnten sich jeweils 170 Kolleginnen und Kollegen an den zehn Informationsstaumlnden uumlber die einzelnen Regeln informieren Die Fuumlhrungskraumlfte selbst praumlsentierten an den einzelnen Staumlnden bdquoihreldquo Regel und diskutierten mit den Beschaumlftigten Fuumlr

Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

Stefan Schirm wirkte dies besonders uumlberzeugend auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Denn die Manager stan-den persoumlnlich fuumlr das Thema Arbeits- sicherheit ein

bdquoWir haben versucht da so viel Leben wie moumlglich reinzubringenldquo erinnert er sich Die Beschaumlftigten hatten etwa die Moumlglichkeit persoumlnliche Schutzausruumls-tung gleich am Stand auszuprobieren Das habe zu recht lebhaften Gespraumlchen gefuumlhrt Und selbst kritische Geister die meinten schon alles zu wissen und zu kennen seien zu uumlberzeugen gewesen bdquoSpaumltestens bei der dritten Station haben auch die mitgemachtldquo

Im Rahmen der Kampagne im Fruumlhjahr 2013 wurden 750 Kalender und Plakate gedruckt sowie zehn Informationsstaumlnde gestaltet Ergaumlnzend dazu gab es Artikel in der Mitarbeiterzeitung des Standorts sowie im Intranet des Unternehmens

Langfristiges Konzept Erste Wirkung zeigte die Kampagne rund ein halbes Jahr nach den Informationsver-anstaltungen bdquoIm Herbst und Winter hat-ten wir eine Phase von vier Monaten ohne einen einzigen Arbeitsunfall mit Ausfall-zeitenldquo erinnert sich Stefan Schirm Sonst seien es bis zu zwei Unfaumllle monatlich

Klaus Rabenstein Leiter Industrial Engineering trat fuumlr gegenseitige Ruumlcksichtnahme ein

Beim Info-Markt stellten sich die Manager der Diskussion mit den Beschaumlftigten

betrieb amp praxis

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Der Mensch im Mittelpunkt

Die bdquo10 Goldenen Regeln der Ar-beitssicherheitldquo der BSH Hausgerauml-te GmbH in Traunreut stellen den einzelnen Beschaumlftigten in den Mit-telpunkt Jeder soll jederzeit in der Lage sein sich nach diesen Regeln zu verhalten 1 Ich achte stets auf meine eige-

ne Sicherheit und Gesundheit 2 Ich nehme Ruumlcksicht auf meine

Kollegen und mache sie auf ih-re Sicherheit aufmerksam

3 Ich informiere mich gut uumlber Arbeitssicherheit

4 Ich mache nur Arbeiten die ich sicher beherrsche

5 Ich verwende nur sichere Werk-zeuge und Maschinen die ich benutzen darf

6 Ich benutze immer die vorge-schriebene Schutzausruumlstung

7 Ich befolge alle Gebots- Ver-bots- und Warnzeichen

8 Ich achte besonders auf Stap-ler und andere Fahrzeuge

9 Ich beseitige Gefaumlhrdungen so-fort oder informiere umgehend meinen Vorgesetzten

10 Ich melde Unfaumllle sofort und lasse auch kleine Verletzungen behandeln

Entstanden ist die Kampagne letztlich aus einer Krise Als es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auch am Standort Traunreut Probleme gab wollten sich die Verantwortlichen nicht nur den uumlblichen Sparreflexen ergeben Sie entwi-ckelten das bdquoProgramm Traunreut 2020ldquo das neben vielen wirtschaftlichen Zielen auch Visionen fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement formulierte

bdquoDie lassen sich einfach zusammenfas-senldquo erklaumlrt Stefan Schirm bdquo100 Prozent gesunde Mitarbeiter und keine Unfaumllleldquo So soll zum Beispiel die Zahl der Arbeits-unfaumllle von sieben auf drei pro eine Milli-on Arbeitsstunden reduziert werden

Der Weg zu den zehn Regeln fuumlhrte auch uumlber ein Seminar der BG ETEM bei dem sich Fuumlhrungskraumlfte des Standorts mit dem verhaltensbedingten Arbeits-schutz auseinandersetzten Einen moumlgli-chen Ansatzpunkt zur weiteren Verbesse-rung des ohnehin schon guten Niveaus der Arbeitssicherheit identifizierten sie

darin klare Regeln zu formulieren und deren Einhaltung auch einzufordern Um dieses Ziel zu erreichen lassen Stefan Schirm und seine Kollegen auch nach der Kampagne von 2013 nicht locker

bdquoWir variieren die Themen immer wie-der derzeit unter dem Stichwort Arbeits-sicherheit 20lsquo machen Newsletter und Flyerldquo Die Fuumlhrungskraumlfte sprechen Ar-beitssicherheit und Gesundheitsschutz auch bei Betriebsversammlungen regel-maumlszligig an bdquoMan muss eben immer wieder neue Wege findenldquo

Weiter dran bleiben Am Standort Traunreut der BSH Hausgerauml-te GmbH entwickeln und produzieren uumlber 3000 Beschaumlftigte mehr als 22 Millionen Herde und Kochfelder pro Jahr Das Werks-gelaumlnde in der Naumlhe des Chiemsees ist so groszlig wie die Insel Mainau Die Fabrik um-fasst verschiedene Produktionsstufen von der Blechbearbeitung bis zur Endmontage der elektrischen Geraumlte und ist so Schirm

in der Produktionstiefe durchaus mit ei-nem Automobilwerk zu vergleichen Allein die Zunahme des Personalstands in den letzten Jahren macht deutlich dass Ar-beitssicherheit weiter ein zentrales Thema bleiben wird bdquoDie Kampagne war sicher mehr als ein Strohfeuerldquo ist sich Schirm sicher bdquodennoch muumlssen wir die Leute im-mer wieder wachruumlttelnldquo

rarr info wwwbsh-groupde Standort Traunreut

Der Leiter Produktmarketing auf der Leiter Lars Schubert praumlsentierte die vierte Regel bdquoIch mache nur Arbeiten die ich sicher beherrscheldquo

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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

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pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

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Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

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1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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wwwbgetemde twittercombg_etem

bg_etemyoutubecomdiebgetem xingtobgetem wwwbgetemde

Webcode 13671559

  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

rende Aktivitaumlt des selbstkritischen Pruuml-fens Hinterfragens und Lernens in einem komplexen riskanten Umfeld

Was bedeutet das konkret Annette Gebauer Das ist vielleicht am besten mit dem fortwaumlhrenden Training einer Fuszligballmannschaft im Spitzenfeld zu vergleichen Jedes Spiel birgt neue Ri-siken auf die sich die Mannschaft vorbe-reiten muss ohne genau zu wissen ob die Taktik von gestern fuumlr morgen noch gilt Houmlrt man mit dem Training der Ana-lyse von besonderen Gegebenheiten oder des Fitnesszustands des Gegners und auch der eigenen Mannschaft auf ist der Abstieg sicher Deshalb sprechen wir auch lieber von High Reliability Organizing oder High Reli-ability Seeking Organizations Das Be-sondere dieser Form des Organisierens besteht darin sich nicht nur auf solide bdquostandard operating proceduresldquo zu ver-lassen sondern Teams fuumlr das Erkennen und den Umgang mit unerwarteten Plan-abweichungen und undurchsichtigen komplexen Situationen bewusst vorzube-reiten Gemeint ist eine kollektive Kompe-tenz der Organisation die mehr ist als die Faumlhigkeit der einzelnen Spieler

Was kennzeichnet den HRO-Ansatz und welche bdquoWerkzeugeldquo haben sich be-waumlhrt Annette Gebauer Es gibt zahlreiche Moumlg-lichkeiten mit High Reliability Organizing anzufangen Bewaumlhrt haben sich zum Bei-spiel kurze in den Alltag eingebaute kol-

Im Team lassen sich unerwartete und komplexe Situatio-nen leichter erkennen und durchschauen

mensch amp arbeit

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lektive Achtsamkeitsrituale in denen be-wusst nach Besonderheiten und Abwei-chungen gefragt wird Ein zentrales Ele-ment des Crew- oder Cockpit Ressource Managements ist das gezielte Uumlben von Widerspruch gegenuumlber dem Piloten oh-ne den Respekt voreinander zu verlieren

Wie kann man das im betrieblichen Alltag umsetzen Annette Gebauer Ich persoumlnlich halte gute strukturierte Briefing- und Debrie-fing-Gespraumlche fuumlr sehr wertvoll Im Brie-fing-Gespraumlch gewinnt jedes Teammit-glied ein besseres Verstaumlndnis von der geplanten Aufgabe sodass jeder mitden-ken kann Im Debriefing-Gespraumlch reflek-tiert das Team an welchen Stellen es zu Planabweichungen gekommen ist und wie es mit dem Unerwarteten umgegangen ist Die Faumlhigkeit des eher geistesgegen-waumlrtigen Handelns im Moment wird damit nicht einfach dem Zufall oder dem Einzel-nen uumlberlassen sondern sie wird zum Gegenstand des Lernens im Team Eine weiteres Achtsamkeitsritual sind Er-eignis- oder Musteranalysen von unerwar-teten Fehlern und Ereignissen die zum Organisationslernen genutzt werden Hie-rarchie- und fachuumlbergreifende Teams er-gruumlnden vor Ort die Bedingungen und Zu-sammenhaumlnge des Misslingens Sie nut-zen wie wir es nennen ein unerwartetes Ereignis als Fenster zum System Individu-elle Schuldzuweisungen sind hier tabu und damit erleben die Beteiligten etwas was sonst meist nur gefordert wird eine Kultur des offenen Umgangs mit Fehlern

Hat der HRO-Ansatz Einfluss auf die Rolle von Management und Fuumlhrung Stefan Guumlnther Fuumlhrung ist nicht alles aber ohne Fuumlhrung ist alles nichts In die-ser Kultur besteht ein Unterschied fuumlr Fuumlh-rungskraumlfte darin in bestimmten Phasen die hierarchischen Unterschiede auszu-blenden Expertise Wahrnehmungen und Annahmen anderer weder zu dominieren noch abzuwerten oder einzuschuumlchtern Wir sprechen auch von Wir-Kultur statt Ihr-Kultur die sich eher auf Kritik Appelle Vorgaben und Sanktionen reduziert Fuumlhrungskraumlfte akzeptieren dass sie oft Unwissende sind und sie das Wissen anderer zur differenzierten Bearbeitung bestehender Probleme und zukuumlnftiger Risiken zusammenbringen muumlssen Sie werden also zu Fragenden Ermoumlglichern Unterstuumltzern und Ermutigern

Das bedeutet auch Fuumlhrungskraumlfte muumlssen umdenken Stefan Guumlnther Ja die entscheidenden Veraumlnderungen der Fuumlhrungsrolle zeigen sich immer sowohl im System ndash zum Bei-spiel offenes Fragen nach Besonderhei-ten Szenarien zur Vorbereitung auf Uner-wartetes Reagieren auf Abweichungen von Standards ndash als auch in der Arbeit am System Zum Beispiel die Bedeutung von Sicherheitsverhalten in Beurteilung und Personalentwicklung Beruumlcksichti-gung von Sicherheitsexpertisen in der Planung Einfuumlhren und Sicherstellen neuer Prozesse Methoden Werkzeuge Weitere erfolgskritische Aspekte von Fuumlhrung sind die in der Belegschaft wahr-genommenen Entscheidungen der Fuumlh-rungskraumlfte wenn es um den Konflikt Sicherheit ndash ProfitabilitaumltZeit oder den Umgang mit dem Spannungsfeld Offen-heit ndash Umgang mit Sanktionen geht Oft haben Fuumlhrungskraumlfte die bestehende Kultur mit guten Absichten mitgepraumlgt zu deren Veraumlnderung sie jetzt aufrufen Kurzum Wenn Fuumlhrung nicht bereit ist sich selbst als Bestandteil des Problems und der Loumlsung zu sehen und zu reflek-tieren hat HRO keine echte Chance

Laumlsst sich der HRO-Ansatz auch auf kleine Unternehmen uumlbertragen und wel-che Tools wuumlrden Sie hier empfehlen Stefan Guumlnther Aber natuumlrlich denn hier kann Fuumlhrung viel schneller ein System in Bewegung bringen vorausgesetzt eine kritische Masse sieht darin einen Nutzen und gibt dieser Idee einen Sinn Ist die Notwendigkeit mal erkannt kann man die gesamte Fuumlhrungsmannschaft schneller an den Tisch bekommen und

mit weniger beteiligten Schnittstellen Gremien und einfacheren Entscheidungs-strukturen oft effektiver arbeiten Damit kommt man besser an die entscheiden-den Einflussfaktoren der Organisation Die Instrumente sind prinzipiell die glei-chen wie z B Ereignisanalysen Selbst-einschaumltzung der Sicherheitsarbeit Ritua-le fuumlr unsichere Zustaumlnde etc Manchmal muss man jedoch die Instrumente anpas-sen oder zuschneiden auf die konkreten Bedingungen und die Sprache der Ziel-gruppen

Woran erkenne ich High Reliability Organizing Stefan Guumlnther Wenn ich mich als Frem-der regelwidrig verhalte kommt schnell eine Person auf mich zu die mit mir die Regel aufgreift und mich respektvoll und bestimmt anleitet Oder ich werde erken-nen dass in der Analyse kleiner Abwei-chungen oder sogenannter Beinahe-Un-faumllle kein Schuldiger gesucht wird son-dern die Bedingungen erkundet und die Ursachenbehebung Zeit und Aufmerksam-keit bekommt

Wie groszlig ist der Aufwand um sich als Unternehmen in Richtung Achtsamkeit und Sicherheitskultur zu bewegen Annette Gebauer Die groumlszligte Herausfor-derung ist das Behalten eines langen Atems Meistens starten Unternehmen aus einer Krisensituation heraus und sind bereit in die Entwicklung ihrer Achtsam-keitskultur zu investieren HRO braucht aber ein kontinuierliches Investment in Kommunikation und Information Training und Pruumlf- und Lernschleifen

Zur Person

Stefan Guumlnther ist Geschaumlftsfuumlh-rer der WSM GmbH und Netz-werkpartner der ICL GmbH Als Experte fuumlr

Management- und Fuumlhrungskraumlf-teentwicklung Strategie und Change Coaching von Schluumlssel-personen Beraterqualifizierung ist er unter anderem fuumlr ABB EnBW BASF ThyssenKrupp oder Lufthansa taumltig

Zur Person

Dr Annette Gebauer ist Inhaberin der ICL GmbH und auf High Reliabili-ty Organizing sowie Kultur-

und Managemententwicklung spezialisiert Sie unterstuumltzt Unter-nehmen wie ThyssenKrupp BASF SAP RWE Coca-Cola Commerz-bank Sabic Boehringer-Ingelheim und andere

mensch amp arbeit

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Der Stellenwert der bdquoBetrieblichen Gesundheitsfoumlrderungldquo hat in den

letzten Jahren stetig zugenommen Viele Unternehmen haben erkannt dass es oumlkonomisch sinnvoller ist in Gesundheit Motivation und Leistungsfaumlhigkeit der Beschaumlftigten zu investieren als hohe Kosten fuumlr Krankheit Produktionsausfall Ersatz und Wiedereingliederung zu tragen

Wissenschaftliche Studien haben ermit-telt dass fuumlr jeden fuumlr betriebliche Ge-sundheitsfoumlrderung eingesetzten Euro im Durchschnitt 240 Euro zuruumlckflieszligen Die-ser Erfolg wird erbracht durch gesunde motivierte Mitarbeiter eine hohe Effizienz und geringere Ausfallzeiten So steigern Betriebe mittel- bis langfristig ihren Ge-winn Die gewinnsteigernden Effekte sind

Motivation der Beschaumlftigten Verbesserung des Gesundheitszustan-des aller Beschaumlftigten

Verbesserung der innerbetrieblichen Kommunikation

bessere Produktqualitaumlt houmlhere Attraktivitaumlt des Unternehmens bzw besseres Image

Zu vorausschauendem Management gehoumlrt es auch die Gesundheit und Motivation der Beschaumlftigten zu foumlrdern Ein neues Seminar zeigt Strategien die sich praktisch bewaumlhrt haben

Steigerung der Produktivitaumlt und Flexibi-litaumlt

langfristige Reduzierung der Fehlzeiten der Fluktuationsraten und der damit verbundenen Kosten

In dem vorliegenden Seminar wird ge-zeigt wie diese Ziele realisiert werden koumlnnen Im Einzelnen wird dabei den fol-genden Fragen nachgegangen

Wie muss unser Unternehmen organi-siert sein um eine erfolgreiche Gesund-heitsfoumlrderung und die Work-Life-Balan-ce der Beschaumlftigten zu verwirklichen

Wie erreichen wir dass die Mitarbeiter und Vorgesetzten sich wirklich immer richtig verhalten und das Thema Ge-sundheit verinnerlichen

Wie bekommen wir das Thema Gesund-heit in die Koumlpfe der Beschaumlftigten

Was koumlnnen wir noch machen als im-mer wieder auf das richtige Verhalten hinzuweisen

Wie koumlnnen gesunde Angewohnheiten entstehen

Wie koumlnnen wir die Gesundheit der Mit-arbeiter nachhaltig steuern

Um diese Fragen zu beantworten werden im Seminar pragmatische Loumlsungen entwickelt Damit profitierten die Unter-nehmen ebenso wie Fuumlhrungskraumlfte und Beschaumlftigte

rarr info Seminar Unternehmenserfolg durch gesunde und motivierte Mitarbeiter Termine 22072016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-041) 16122016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-042) wwwbgetemde Webcode 11326642

Seminar fuumlr Fuumlhrungskraumlfte

Ein Schluumlssel zum Erfolg

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wwwbgetemde Webcode 12484059

Aufblaumlttern Nachlesen Anwenden etem ndash das Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung

Als E-Paper und PDF im Netz jederzeit verfuumlgbar

etem 012016

Tag 1 Ohne Deckung

Ich blicke in verschlafene Gesichter Nach dem Fruumlhstuumlck in der Truppen-

kuumlche beginnt der erste Lehrgangstag puumlnktlich um 7 Uhr zunaumlchst im Houmlr-

saal Oberstleutnant Volker Dewenter wird uns in den kommenden Tagen

als Houmlrsaalleiter auf allen theoretischen und praktischen Stationen der

Ausbildung begleiten

Ausfuumlhrlich erklaumlrt er verschiedene Typen von Minen und welchen Scha-

den sie anrichten koumlnnen Wir gehen Szenarien wie zum Beispiel das Ver-

halten an Checkpoints durch eroumlrtern die verschiedenen Situationen einer

moumlglichen Geiselnahme und besprechen Details wie die Vor- und Nachteile

des Tragens von Eheringen in unterschiedlichen Kulturraumlumen

Bei der Besichtigung eines beschossenen Autos wird mit Hollywood-

Mythen aufgeraumlumt Beim Anblick der total durchloumlcherten Fahrzeugtuumlr wird

schnell klar Bei Beschuss durch Pistole oder Maschinengewehr im Stile der

bdquoStirb langsamldquo-Filme sucht man besser woanders Schutz

Nachmittags steht Waffenkunde auf dem Lehrplan Wir werden zunaumlchst

mit den gebraumluchlichsten Waffen der Bundeswehr vertraut gemacht Nur

wenige meiner Kollegen nehmen das Angebot an eine Panzerfaust oder ein

Maschinengewehr in die Hand zu nehmen um ein Gefuumlhl dafuumlr zu bekom-

men Beeindruckend ist die Wirkung der Waffen Egal ob Glas Holz Be-

ton oder Metall Nahezu alle Materialien geben fruumlher

oder spaumlter nach

Als wir Attrappen von Sprengfallen und Blindgaumlngern in

einem unuumlbersichtlichen Feld finden sollen gibt es den

ersten fiktiven Zwischenfall Mehr als 30 Minen-Dummies

sind teils offensichtlich teils sorgfaumlltig versteckt Dass wir

in unserer Unbekuumlmmertheit auf den Druckzuumlnder einer

neben dem Weg platzierten Antipersonenmine treten ist

natuumlrlich von den Ausbildern beabsichtigt So lernen wir

welche Gefahren abseits der befestigten Straszligen lauern

koumlnnen Auch wenn es keine echte Explosion gibt und die

Mine nur ein Dummy war hat die Lektion gesessen

In Krisenregionen garantiert die Kennzeichnung bdquoPressldquo keinen Schutz vor unangenehmen Situationen

Diese fuumlnf Tage bereiten auf das Schlimmste vor Die Teil -

nehmerinnen und Teilnehmer werden beschossen aus ihrem Auto gezerrt oder sogar entfuumlhrt Das Ziel dieser realistischen Sze-narien auf dem Trainingsgelaumlnde der Bundeswehr im fraumlnkischen Hammelburg ist es Reporter auf den Einsatz in Kriegs- und Krisen-gebieten vorzubereiten Bundes-wehr-Redakteurin Ulrike Jenssen hat die Ausbildung mitgemacht Hier Teile ihres Tagebuchs

BG ETEM und Bundeswehr bieten spezielles Training fuumlr Journalisten in Krisengebieten

Seminare

Anleitung zum Uumlberleben

mensch amp arbeit

16 etem 012016

Tag 2 Achtung Granate Viele von uns tragen an diesem Morgen das erste Mal ei-ne ballistische Schutzweste der sogenannten Schutzklas-se 4 wie sie auch die Bundeswehrsoldaten in den Ein-satzgebieten tragen Die Weste wiegt zwoumllf Kilogramm weil sie mit schweren Platten aus einem speziellen Verbund-werkstoff verstaumlrkt ist Auszligerdem bekommen wir einen Helm und lernen dass der lediglich vor Splittern aber nicht zwin-gend vor direktem Beschuss schuumltzt

Wir sollen den Buumlrgermeister eines kleinen Dorfes in einer Krisenregion interview-en Mit meiner kleinen Gruppe ndash dem Tonassistenten der Kamerafrau und der Produzentin ndash laufe ich durch das Dorf Ploumltzlich fallen Schuumlsse Granate Sie faumlllt vor meine Fuumlszlige Ich habe Panik und renne weg Das sagt mir mein Instinkt

Soldaten wissen natuumlrlich dass ich mich in den maximal drei Sekunden bis eine scharfe Handgranate in einem echten Szenario explodiert waumlre kaum haumltte um-drehen koumlnnen Und schon gar nicht haumltte ich es geschafft mich aus dem Gefahrenra-dius in Sicherheit zu bringen Ich haumltte mich einfach nur hinschmeiszligen sollen Liebes Ta-gebuch Schon am zweiten Tag des Lehr-gangs bin ich das erste Mal tot Nachmittags fahren wir auf die Schieszlig-bahn Mit Gefechtsmunition wird uumlber unsere Koumlpfe hinweggeschossen Wir sollen heraus-houmlren wo sich die Schuumltzen aufhalten und ob wir uns vor oder hinter der Schusslinie befin-den Das ungeuumlbte Gehoumlr hat zunaumlchst keine Chance aber wir werden immer besser

Tag 3 Carjacking

Mit den weiszligen Kleinbussen fahren wir morgens wieder in das bdquoKrisenge-

bietldquo Auf dem Fahrzeug ist gut sichtbar das Schild bdquoPressldquo angebracht

doch auch heute wird unsere journalistische Unabhaumlngigkeit mit Sicher-

heit nicht respektiert werden Wir haben vor Fahrtbeginn eine Karte zur

Orientierung bekommen Fuumlr einen perfekten Reportage-Tag in der Krisen-

region werden uns auszligerdem ein Sprachmittler und ein Fahrer zur Seite

gestellt

Mehrere Checkpoints muumlssen passiert werden Die Durchsuchungen

lassen wir mit professioneller Distanz uumlber uns ergehen auch wenn sie

unangenehm sein koumlnnen bloszlig keinen Anlass geben Immer wieder will

man wissen wer wir sind und wohin wir wollen Die Grenze zwischen Be-

fragung und Verhoumlr ist flieszligend

Als wir gerade auf dem Weg zu einem Pressetermin sind wird unser

Fahrzeug von bewaffneten Maumlnnern umzingelt Carjacking Die Autos sind

weg und wir muumlssen uns zu Fuszlig durch den Wald zur naumlchsten Stadt durch-

schlagen Im einzigen Gasthaus muumlssen wir Verhandlungsgeschick bewei-

sen Man spricht weder Deutsch noch Englisch will

aber Bares sehen Fuumlr viel Geld gibt es

wenig Luxus Der Betonboden ist kalt

und die Raumlumlichkeiten sind nur maumlszligig

beheizt Bevor wir uns auf den Feldbet-

ten niederlassen teilen wir Wachen ein

Sicher ist sicher

Autodiebe uumlberfallen den Presse-Konvoi

Arme schoumln hochhalten Die Rollenspieler sind nicht zimperlich

mensch amp arbeit

17etem 012016

Vermummte stuumlrmen in die Herberge der Journalisten

Tag 4 Stunden der Ungewissheit

Von der unruhigen Nacht gezeichnet freuen sich morgens

alle auf einen heiszligen Kaffee und das Fruumlhstuumlck in der Her -

berge obwohl klar ist dass die naumlchste Uumlberraschung nicht

lange auf sich warten lassen wird Kaum ist der Kaffee ge -

trunken houmlren wir drauszligen auch schon Gewehrfeuer Alle

springen vom Fruumlhstuumlckstisch auf und rennen in Richtung

des Bunkers Der wird jedoch nicht schnell genug erreicht

Ein Dutzend schwerbewaffnete Vermummte ist bereits im

Haus Mit dieser Erstuumlrmung beginnt die Geiselnahme

die Ungewissheit hellip

Als es vorbei ist steht die Sicherheit an erster Stelle Psy -

chologen Sanitaumlter und der Lehrgangsleiter stehen bereit

um das Erlebte mit uns auszuwerten und gemeinsam zu ver-

stehen Alle sind wohlauf fuumlhlen sich mental gefestigt und

sind auch physisch noch einigermaszligen fit Abends ist Zeit

die Eindruumlcke zu ordnen und sich aus-

zutauschen Das

Erlebte bleibt ndash

ebenfalls aus Sicher-

heitsgruumlnden ndash

zwischen den Teilneh-

mern und wird nicht

berichtet

Tag 5 Sensibilisiert Der letzte Tag im Houmlrsaal Ein Sanitaumltsfeldwebel gibt uns praktische Tipps zur Wundschnellversorgung und erklaumlrt worauf es ankommt wenn man Schuss- und Brandverletzungen versorgen muss Und wie lautet eigentlich die Notrufnummer in diesem oder jenem Land Wo ist das naumlchste Krankenhaus Es sind einfache Fragen die man bereits vor der Reise in das Krisengebiet beantworten koumlnnen sollte Zeit fuumlr ein Fazit Viele fuumlhlen sich nun fuumlr kuumlnftige Reisen in Krisengebiete besser vorbereitet Einige meiner Kollegen sagen dass sie die Gefahr zuvor un-terschaumltzt und jetzt einen geschulteren Blick fuumlr De-tails haumltten Es stimmt Sensibilisiert fahre ich nach Hause und aufmerksamer als sonst betrachte ich den Wegesrand

Journalisten in Krisenregionen

Die BG ETEM versichert auch viele Journalisten Daher bietet sie dieses Seminar zusammen mit dem Bundesverteidigungsministerium Es wendet sich ausschlieszliglich an Journalistinnen und Journalisten die aus beruflichen Gruumlnden in Krisen- und Kriegsgebieten taumltig sind oder sich auf Einsaumltze in diesen Regionen vorberei-ten Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten des Personenschutzes oder von gemeinnuumltzigen Organisationen sind nicht zugelassen Ziel des Seminars Die Veranstaltung vermittelt in fuumlnf Tagen grund-legende Kenntnisse zum Umgang mit potenziel -len Gefahren fuumlr die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten Konkrete Gefaumlhrdungen sollen bewusst gemacht und moumlgliche Vermeidungs-strategien aufgezeigt werden Daruumlber hinaus bietet der Lehrgang eine Erste-Hilfe-Ausbildung und Hilfen zur Stressverarbeitung

Inhalt des Seminars Wirkung von Waffen Munition Kampfmitteln und Schutzmaszlignahmen

Erkennen und Vermeidung von Gefahren durch Minen und Sprengfallen

Verhalten in komplexen Situationen ein-schlieszliglich Gefangennahme

Lebensrettende Erstversorgung Verwundeter Zusammenarbeit zwischen Streitkraumlften und Journalisten im Einsatzland

Begleitung der Truppe bei Patrouillen und Schutzaufgaben

Psychische Belastungen und Praumlvention von Traumatisierungen

Versicherungsschutz durch die BG im In- und Ausland

Anmeldung bildung-wiesbadenbgetemde

Veranstaltungstermine 2016 im April Juli November und Dezember Ort Ausbildungs-zentrum der Bundeswehr in Hammelburg

rarr Info wwwbgetemde Webcode 14363753 Seminardatenbank Veranstaltungsnummer 146

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mensch amp arbeit

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Waumlhrend der Dienstreise im Ausland geschieht ein Unfall Erste Hilfe ist

gefragt gegebenenfalls muumlssen Ver- sicherte zudem aumlrztlich versorgt werden Doch wie kommt man auf kuumlrzestem Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus

Um auch im Ausland optimale medizi-nische Versorgung gewaumlhrleisten zu koumln-nen hat die BG ETEM fuumlr ihre Versicherten gemeinsam mit der DRK Assistance einen 24-Stunden-Notruf eingerichtet Ein Anruf genuumlgt um etwa die schnelle Verlegung in ein geeignetes Krankenhaus vor Ort oder einen Krankenruumlcktransport zu or- ganisieren Die DRK Assistance bietet ein weltweites Netzwerk von Aumlrzten und Dienstleistern und kann nach der Unfall-meldung sofort Kontakt mit dem be- handelnden Arzt vor Ort aufnehmen So lassen sich Fragen zur Diagnose Qualitaumlt der Behandlung oder Kostenuumlbernahme kurzfristig klaumlren

Welches geeignete Arzneimittel steht im Ausland zur Verfuumlgung und wo sind deutsch- oder englischsprachige Aumlrzte zu finden Auch dazu koumlnnen Versicherte uumlber die Notfall-Hotline qualifiziert bera-ten werden

Auch wer beruflich im Ausland unterwegs ist kann auf den Schutz durch die BG ETEM zaumlhlen Eine Notfall-Hotline sichert Erreichbarkeit rund um die Uhr

Damit die Notrufnummer immer griffbereit ist bietet die BG ETEM spezielle Visiten-karten an (Bezugsmoumlglichkeiten unter info) Betriebe koumlnnen diese an ihre Beschaumlftigten vor Auslandsaufenthalten verteilen

Dokumentation Grundsaumltzlich muss die Berufsgenossen-schaft uumlber meldepflichtige Unfaumllle sofort informiert werden ndash auch wenn sie im

Notfall-Hotline der BG ETEM

Anruf genuumlgt

Ausland passieren Das gilt ebenfalls bei begruumlndetem Verdacht auf eine Berufs-krankheit Arbeitgeber nutzen dazu die-selben Formulare wie im Inland Schwere oder gar toumldliche Unfaumllle sind telefonisch zu melden

Nach der Ruumlckkehr Wenn Beschaumlftigte nach ihrer Ruumlckkehr noch medizinische Behandlung brauchen oder sie weiterhin arbeitsunfaumlhig sind muumlssen sie direkt den Durchgangsarzt aufsuchen Dabei empfiehlt es sich diesem saumlmtliche aumlrztlichen Berichte aus dem Ausland (wie z B den Medical Report siehe Infokasten links) vorzulegen Nur so kann sich der Arzt ein Bild uumlber die bisherige Versorgung machen und die Folgebehandlung darauf abstimmen

Wichtiger Hinweis Einige Krankheiten machen sich moumlglicherweise erst nach der Dienstreise bemerkbar manchmal sogar erst Monate spaumlter Bei Sympto-men wie beispielsweise ungeklaumlrtem Fieber oder anhaltenden Durchfaumlllen Hautveraumlnderungen Gelenkschwellungen Kopfschmerzen starkem Gewichtsverlust oder Lymphknotenschwellungen die etwa nach einem Tropen-Aufenthalt auftreten heiszligt es sofort zum Arzt Nancy Schmidt

rarr info Visitenkarte mit Notruf-

nummer der BG ETEM (siehe oben) als Download unter wwwbgetemde Webcode 11234792 oder per E-Mail

unter rehabgetemde

Medical Report

Im Medical Report dokumentiert der behandelnde Arzt eine aumlrztliche Behandlung im Ausland Er dient auch als Beweismittel fuumlr spaumltere Anspruumlche gegenuumlber der Sozial-versicherung Es empfiehlt sich betroffenen Mitarbeitern die Formulare zur Verfuumlgung zu stellen Bezug Kepnerdruck GmbH wwwkepnerdeA_20_Medical_ Reportpdf

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Wir wollen unsere Unfallquote halbie-renldquo Stefan Schirm Abteilungslei-

ter Umweltschutz und Arbeitssicherheit bei der BSH Hausgeraumlte GmbH in Traun-reut hat ehrgeizige Ziele Und er ist damit nicht allein Werksleitung Fuumlhrungskraumlf-te Betriebsrat und Beschaumlftigte ziehen an einem Strang

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Produktion ohne Unfaumllle war die Kampagne bdquo10 Goldene Regeln der Ar-beitssicherheitldquo im Jahr 2013 Neben Werksleiter Guumlnter Striegel und dem Be-triebsratsvorsitzenden Walter Waltrich standen zehn Manager des Standorts Pate fuumlr jeweils eine der Regeln Und das gleich mehrfach

Ein Kalender zeigte die Fuumlhrungskraumlfte auf monatlichen Fotos in privaten Situa- tionen ndash beim Bogenschieszligen Hecke- schneiden Radfahren oder Bergsteigen Dabei machten sie klar dass es sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit auf verantwortliches Handeln ankommt bdquoWir

Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

wollten eine Bruumlcke zwischen Privat- und Arbeitsleben schlagenldquo erlaumlutert Stefan Schirm bdquodenn Sicherheit spielt uumlberall ei-ne Rolleldquo

Die Regeln wurden so formuliert dass das bdquoIchldquo also jeder Einzelne als verant-wortlich Handelnder im Mittelpunkt steht bdquoWir haben ganz bewusst nicht formuliert was man sollte muumlsste oder nicht darf Wir sagen den Leuten Schaut auf euch selbst und eure Sicherheit Dann koumlnnt ihr euch auch um andere kuumlmmernldquo

Infomarkt fuumlr alle Beschaumlftigten Um die Bedeutung der zehn Regeln zu un-terstreichen gab es einen Informations-markt fuumlr alle Beschaumlftigten des Stand-orts An insgesamt 15 Terminen konnten sich jeweils 170 Kolleginnen und Kollegen an den zehn Informationsstaumlnden uumlber die einzelnen Regeln informieren Die Fuumlhrungskraumlfte selbst praumlsentierten an den einzelnen Staumlnden bdquoihreldquo Regel und diskutierten mit den Beschaumlftigten Fuumlr

Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

Stefan Schirm wirkte dies besonders uumlberzeugend auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Denn die Manager stan-den persoumlnlich fuumlr das Thema Arbeits- sicherheit ein

bdquoWir haben versucht da so viel Leben wie moumlglich reinzubringenldquo erinnert er sich Die Beschaumlftigten hatten etwa die Moumlglichkeit persoumlnliche Schutzausruumls-tung gleich am Stand auszuprobieren Das habe zu recht lebhaften Gespraumlchen gefuumlhrt Und selbst kritische Geister die meinten schon alles zu wissen und zu kennen seien zu uumlberzeugen gewesen bdquoSpaumltestens bei der dritten Station haben auch die mitgemachtldquo

Im Rahmen der Kampagne im Fruumlhjahr 2013 wurden 750 Kalender und Plakate gedruckt sowie zehn Informationsstaumlnde gestaltet Ergaumlnzend dazu gab es Artikel in der Mitarbeiterzeitung des Standorts sowie im Intranet des Unternehmens

Langfristiges Konzept Erste Wirkung zeigte die Kampagne rund ein halbes Jahr nach den Informationsver-anstaltungen bdquoIm Herbst und Winter hat-ten wir eine Phase von vier Monaten ohne einen einzigen Arbeitsunfall mit Ausfall-zeitenldquo erinnert sich Stefan Schirm Sonst seien es bis zu zwei Unfaumllle monatlich

Klaus Rabenstein Leiter Industrial Engineering trat fuumlr gegenseitige Ruumlcksichtnahme ein

Beim Info-Markt stellten sich die Manager der Diskussion mit den Beschaumlftigten

betrieb amp praxis

20 etem 012016

Der Mensch im Mittelpunkt

Die bdquo10 Goldenen Regeln der Ar-beitssicherheitldquo der BSH Hausgerauml-te GmbH in Traunreut stellen den einzelnen Beschaumlftigten in den Mit-telpunkt Jeder soll jederzeit in der Lage sein sich nach diesen Regeln zu verhalten 1 Ich achte stets auf meine eige-

ne Sicherheit und Gesundheit 2 Ich nehme Ruumlcksicht auf meine

Kollegen und mache sie auf ih-re Sicherheit aufmerksam

3 Ich informiere mich gut uumlber Arbeitssicherheit

4 Ich mache nur Arbeiten die ich sicher beherrsche

5 Ich verwende nur sichere Werk-zeuge und Maschinen die ich benutzen darf

6 Ich benutze immer die vorge-schriebene Schutzausruumlstung

7 Ich befolge alle Gebots- Ver-bots- und Warnzeichen

8 Ich achte besonders auf Stap-ler und andere Fahrzeuge

9 Ich beseitige Gefaumlhrdungen so-fort oder informiere umgehend meinen Vorgesetzten

10 Ich melde Unfaumllle sofort und lasse auch kleine Verletzungen behandeln

Entstanden ist die Kampagne letztlich aus einer Krise Als es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auch am Standort Traunreut Probleme gab wollten sich die Verantwortlichen nicht nur den uumlblichen Sparreflexen ergeben Sie entwi-ckelten das bdquoProgramm Traunreut 2020ldquo das neben vielen wirtschaftlichen Zielen auch Visionen fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement formulierte

bdquoDie lassen sich einfach zusammenfas-senldquo erklaumlrt Stefan Schirm bdquo100 Prozent gesunde Mitarbeiter und keine Unfaumllleldquo So soll zum Beispiel die Zahl der Arbeits-unfaumllle von sieben auf drei pro eine Milli-on Arbeitsstunden reduziert werden

Der Weg zu den zehn Regeln fuumlhrte auch uumlber ein Seminar der BG ETEM bei dem sich Fuumlhrungskraumlfte des Standorts mit dem verhaltensbedingten Arbeits-schutz auseinandersetzten Einen moumlgli-chen Ansatzpunkt zur weiteren Verbesse-rung des ohnehin schon guten Niveaus der Arbeitssicherheit identifizierten sie

darin klare Regeln zu formulieren und deren Einhaltung auch einzufordern Um dieses Ziel zu erreichen lassen Stefan Schirm und seine Kollegen auch nach der Kampagne von 2013 nicht locker

bdquoWir variieren die Themen immer wie-der derzeit unter dem Stichwort Arbeits-sicherheit 20lsquo machen Newsletter und Flyerldquo Die Fuumlhrungskraumlfte sprechen Ar-beitssicherheit und Gesundheitsschutz auch bei Betriebsversammlungen regel-maumlszligig an bdquoMan muss eben immer wieder neue Wege findenldquo

Weiter dran bleiben Am Standort Traunreut der BSH Hausgerauml-te GmbH entwickeln und produzieren uumlber 3000 Beschaumlftigte mehr als 22 Millionen Herde und Kochfelder pro Jahr Das Werks-gelaumlnde in der Naumlhe des Chiemsees ist so groszlig wie die Insel Mainau Die Fabrik um-fasst verschiedene Produktionsstufen von der Blechbearbeitung bis zur Endmontage der elektrischen Geraumlte und ist so Schirm

in der Produktionstiefe durchaus mit ei-nem Automobilwerk zu vergleichen Allein die Zunahme des Personalstands in den letzten Jahren macht deutlich dass Ar-beitssicherheit weiter ein zentrales Thema bleiben wird bdquoDie Kampagne war sicher mehr als ein Strohfeuerldquo ist sich Schirm sicher bdquodennoch muumlssen wir die Leute im-mer wieder wachruumlttelnldquo

rarr info wwwbsh-groupde Standort Traunreut

Der Leiter Produktmarketing auf der Leiter Lars Schubert praumlsentierte die vierte Regel bdquoIch mache nur Arbeiten die ich sicher beherrscheldquo

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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

betrieb amp praxis

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

betrieb amp praxis

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

betrieb amp praxis

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pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

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0

10

1

6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

27etem 012016

Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

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1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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wwwbgetemde twittercombg_etem

bg_etemyoutubecomdiebgetem xingtobgetem wwwbgetemde

Webcode 13671559

  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

lektive Achtsamkeitsrituale in denen be-wusst nach Besonderheiten und Abwei-chungen gefragt wird Ein zentrales Ele-ment des Crew- oder Cockpit Ressource Managements ist das gezielte Uumlben von Widerspruch gegenuumlber dem Piloten oh-ne den Respekt voreinander zu verlieren

Wie kann man das im betrieblichen Alltag umsetzen Annette Gebauer Ich persoumlnlich halte gute strukturierte Briefing- und Debrie-fing-Gespraumlche fuumlr sehr wertvoll Im Brie-fing-Gespraumlch gewinnt jedes Teammit-glied ein besseres Verstaumlndnis von der geplanten Aufgabe sodass jeder mitden-ken kann Im Debriefing-Gespraumlch reflek-tiert das Team an welchen Stellen es zu Planabweichungen gekommen ist und wie es mit dem Unerwarteten umgegangen ist Die Faumlhigkeit des eher geistesgegen-waumlrtigen Handelns im Moment wird damit nicht einfach dem Zufall oder dem Einzel-nen uumlberlassen sondern sie wird zum Gegenstand des Lernens im Team Eine weiteres Achtsamkeitsritual sind Er-eignis- oder Musteranalysen von unerwar-teten Fehlern und Ereignissen die zum Organisationslernen genutzt werden Hie-rarchie- und fachuumlbergreifende Teams er-gruumlnden vor Ort die Bedingungen und Zu-sammenhaumlnge des Misslingens Sie nut-zen wie wir es nennen ein unerwartetes Ereignis als Fenster zum System Individu-elle Schuldzuweisungen sind hier tabu und damit erleben die Beteiligten etwas was sonst meist nur gefordert wird eine Kultur des offenen Umgangs mit Fehlern

Hat der HRO-Ansatz Einfluss auf die Rolle von Management und Fuumlhrung Stefan Guumlnther Fuumlhrung ist nicht alles aber ohne Fuumlhrung ist alles nichts In die-ser Kultur besteht ein Unterschied fuumlr Fuumlh-rungskraumlfte darin in bestimmten Phasen die hierarchischen Unterschiede auszu-blenden Expertise Wahrnehmungen und Annahmen anderer weder zu dominieren noch abzuwerten oder einzuschuumlchtern Wir sprechen auch von Wir-Kultur statt Ihr-Kultur die sich eher auf Kritik Appelle Vorgaben und Sanktionen reduziert Fuumlhrungskraumlfte akzeptieren dass sie oft Unwissende sind und sie das Wissen anderer zur differenzierten Bearbeitung bestehender Probleme und zukuumlnftiger Risiken zusammenbringen muumlssen Sie werden also zu Fragenden Ermoumlglichern Unterstuumltzern und Ermutigern

Das bedeutet auch Fuumlhrungskraumlfte muumlssen umdenken Stefan Guumlnther Ja die entscheidenden Veraumlnderungen der Fuumlhrungsrolle zeigen sich immer sowohl im System ndash zum Bei-spiel offenes Fragen nach Besonderhei-ten Szenarien zur Vorbereitung auf Uner-wartetes Reagieren auf Abweichungen von Standards ndash als auch in der Arbeit am System Zum Beispiel die Bedeutung von Sicherheitsverhalten in Beurteilung und Personalentwicklung Beruumlcksichti-gung von Sicherheitsexpertisen in der Planung Einfuumlhren und Sicherstellen neuer Prozesse Methoden Werkzeuge Weitere erfolgskritische Aspekte von Fuumlhrung sind die in der Belegschaft wahr-genommenen Entscheidungen der Fuumlh-rungskraumlfte wenn es um den Konflikt Sicherheit ndash ProfitabilitaumltZeit oder den Umgang mit dem Spannungsfeld Offen-heit ndash Umgang mit Sanktionen geht Oft haben Fuumlhrungskraumlfte die bestehende Kultur mit guten Absichten mitgepraumlgt zu deren Veraumlnderung sie jetzt aufrufen Kurzum Wenn Fuumlhrung nicht bereit ist sich selbst als Bestandteil des Problems und der Loumlsung zu sehen und zu reflek-tieren hat HRO keine echte Chance

Laumlsst sich der HRO-Ansatz auch auf kleine Unternehmen uumlbertragen und wel-che Tools wuumlrden Sie hier empfehlen Stefan Guumlnther Aber natuumlrlich denn hier kann Fuumlhrung viel schneller ein System in Bewegung bringen vorausgesetzt eine kritische Masse sieht darin einen Nutzen und gibt dieser Idee einen Sinn Ist die Notwendigkeit mal erkannt kann man die gesamte Fuumlhrungsmannschaft schneller an den Tisch bekommen und

mit weniger beteiligten Schnittstellen Gremien und einfacheren Entscheidungs-strukturen oft effektiver arbeiten Damit kommt man besser an die entscheiden-den Einflussfaktoren der Organisation Die Instrumente sind prinzipiell die glei-chen wie z B Ereignisanalysen Selbst-einschaumltzung der Sicherheitsarbeit Ritua-le fuumlr unsichere Zustaumlnde etc Manchmal muss man jedoch die Instrumente anpas-sen oder zuschneiden auf die konkreten Bedingungen und die Sprache der Ziel-gruppen

Woran erkenne ich High Reliability Organizing Stefan Guumlnther Wenn ich mich als Frem-der regelwidrig verhalte kommt schnell eine Person auf mich zu die mit mir die Regel aufgreift und mich respektvoll und bestimmt anleitet Oder ich werde erken-nen dass in der Analyse kleiner Abwei-chungen oder sogenannter Beinahe-Un-faumllle kein Schuldiger gesucht wird son-dern die Bedingungen erkundet und die Ursachenbehebung Zeit und Aufmerksam-keit bekommt

Wie groszlig ist der Aufwand um sich als Unternehmen in Richtung Achtsamkeit und Sicherheitskultur zu bewegen Annette Gebauer Die groumlszligte Herausfor-derung ist das Behalten eines langen Atems Meistens starten Unternehmen aus einer Krisensituation heraus und sind bereit in die Entwicklung ihrer Achtsam-keitskultur zu investieren HRO braucht aber ein kontinuierliches Investment in Kommunikation und Information Training und Pruumlf- und Lernschleifen

Zur Person

Stefan Guumlnther ist Geschaumlftsfuumlh-rer der WSM GmbH und Netz-werkpartner der ICL GmbH Als Experte fuumlr

Management- und Fuumlhrungskraumlf-teentwicklung Strategie und Change Coaching von Schluumlssel-personen Beraterqualifizierung ist er unter anderem fuumlr ABB EnBW BASF ThyssenKrupp oder Lufthansa taumltig

Zur Person

Dr Annette Gebauer ist Inhaberin der ICL GmbH und auf High Reliabili-ty Organizing sowie Kultur-

und Managemententwicklung spezialisiert Sie unterstuumltzt Unter-nehmen wie ThyssenKrupp BASF SAP RWE Coca-Cola Commerz-bank Sabic Boehringer-Ingelheim und andere

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Der Stellenwert der bdquoBetrieblichen Gesundheitsfoumlrderungldquo hat in den

letzten Jahren stetig zugenommen Viele Unternehmen haben erkannt dass es oumlkonomisch sinnvoller ist in Gesundheit Motivation und Leistungsfaumlhigkeit der Beschaumlftigten zu investieren als hohe Kosten fuumlr Krankheit Produktionsausfall Ersatz und Wiedereingliederung zu tragen

Wissenschaftliche Studien haben ermit-telt dass fuumlr jeden fuumlr betriebliche Ge-sundheitsfoumlrderung eingesetzten Euro im Durchschnitt 240 Euro zuruumlckflieszligen Die-ser Erfolg wird erbracht durch gesunde motivierte Mitarbeiter eine hohe Effizienz und geringere Ausfallzeiten So steigern Betriebe mittel- bis langfristig ihren Ge-winn Die gewinnsteigernden Effekte sind

Motivation der Beschaumlftigten Verbesserung des Gesundheitszustan-des aller Beschaumlftigten

Verbesserung der innerbetrieblichen Kommunikation

bessere Produktqualitaumlt houmlhere Attraktivitaumlt des Unternehmens bzw besseres Image

Zu vorausschauendem Management gehoumlrt es auch die Gesundheit und Motivation der Beschaumlftigten zu foumlrdern Ein neues Seminar zeigt Strategien die sich praktisch bewaumlhrt haben

Steigerung der Produktivitaumlt und Flexibi-litaumlt

langfristige Reduzierung der Fehlzeiten der Fluktuationsraten und der damit verbundenen Kosten

In dem vorliegenden Seminar wird ge-zeigt wie diese Ziele realisiert werden koumlnnen Im Einzelnen wird dabei den fol-genden Fragen nachgegangen

Wie muss unser Unternehmen organi-siert sein um eine erfolgreiche Gesund-heitsfoumlrderung und die Work-Life-Balan-ce der Beschaumlftigten zu verwirklichen

Wie erreichen wir dass die Mitarbeiter und Vorgesetzten sich wirklich immer richtig verhalten und das Thema Ge-sundheit verinnerlichen

Wie bekommen wir das Thema Gesund-heit in die Koumlpfe der Beschaumlftigten

Was koumlnnen wir noch machen als im-mer wieder auf das richtige Verhalten hinzuweisen

Wie koumlnnen gesunde Angewohnheiten entstehen

Wie koumlnnen wir die Gesundheit der Mit-arbeiter nachhaltig steuern

Um diese Fragen zu beantworten werden im Seminar pragmatische Loumlsungen entwickelt Damit profitierten die Unter-nehmen ebenso wie Fuumlhrungskraumlfte und Beschaumlftigte

rarr info Seminar Unternehmenserfolg durch gesunde und motivierte Mitarbeiter Termine 22072016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-041) 16122016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-042) wwwbgetemde Webcode 11326642

Seminar fuumlr Fuumlhrungskraumlfte

Ein Schluumlssel zum Erfolg

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wwwbgetemde Webcode 12484059

Aufblaumlttern Nachlesen Anwenden etem ndash das Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung

Als E-Paper und PDF im Netz jederzeit verfuumlgbar

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Tag 1 Ohne Deckung

Ich blicke in verschlafene Gesichter Nach dem Fruumlhstuumlck in der Truppen-

kuumlche beginnt der erste Lehrgangstag puumlnktlich um 7 Uhr zunaumlchst im Houmlr-

saal Oberstleutnant Volker Dewenter wird uns in den kommenden Tagen

als Houmlrsaalleiter auf allen theoretischen und praktischen Stationen der

Ausbildung begleiten

Ausfuumlhrlich erklaumlrt er verschiedene Typen von Minen und welchen Scha-

den sie anrichten koumlnnen Wir gehen Szenarien wie zum Beispiel das Ver-

halten an Checkpoints durch eroumlrtern die verschiedenen Situationen einer

moumlglichen Geiselnahme und besprechen Details wie die Vor- und Nachteile

des Tragens von Eheringen in unterschiedlichen Kulturraumlumen

Bei der Besichtigung eines beschossenen Autos wird mit Hollywood-

Mythen aufgeraumlumt Beim Anblick der total durchloumlcherten Fahrzeugtuumlr wird

schnell klar Bei Beschuss durch Pistole oder Maschinengewehr im Stile der

bdquoStirb langsamldquo-Filme sucht man besser woanders Schutz

Nachmittags steht Waffenkunde auf dem Lehrplan Wir werden zunaumlchst

mit den gebraumluchlichsten Waffen der Bundeswehr vertraut gemacht Nur

wenige meiner Kollegen nehmen das Angebot an eine Panzerfaust oder ein

Maschinengewehr in die Hand zu nehmen um ein Gefuumlhl dafuumlr zu bekom-

men Beeindruckend ist die Wirkung der Waffen Egal ob Glas Holz Be-

ton oder Metall Nahezu alle Materialien geben fruumlher

oder spaumlter nach

Als wir Attrappen von Sprengfallen und Blindgaumlngern in

einem unuumlbersichtlichen Feld finden sollen gibt es den

ersten fiktiven Zwischenfall Mehr als 30 Minen-Dummies

sind teils offensichtlich teils sorgfaumlltig versteckt Dass wir

in unserer Unbekuumlmmertheit auf den Druckzuumlnder einer

neben dem Weg platzierten Antipersonenmine treten ist

natuumlrlich von den Ausbildern beabsichtigt So lernen wir

welche Gefahren abseits der befestigten Straszligen lauern

koumlnnen Auch wenn es keine echte Explosion gibt und die

Mine nur ein Dummy war hat die Lektion gesessen

In Krisenregionen garantiert die Kennzeichnung bdquoPressldquo keinen Schutz vor unangenehmen Situationen

Diese fuumlnf Tage bereiten auf das Schlimmste vor Die Teil -

nehmerinnen und Teilnehmer werden beschossen aus ihrem Auto gezerrt oder sogar entfuumlhrt Das Ziel dieser realistischen Sze-narien auf dem Trainingsgelaumlnde der Bundeswehr im fraumlnkischen Hammelburg ist es Reporter auf den Einsatz in Kriegs- und Krisen-gebieten vorzubereiten Bundes-wehr-Redakteurin Ulrike Jenssen hat die Ausbildung mitgemacht Hier Teile ihres Tagebuchs

BG ETEM und Bundeswehr bieten spezielles Training fuumlr Journalisten in Krisengebieten

Seminare

Anleitung zum Uumlberleben

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Tag 2 Achtung Granate Viele von uns tragen an diesem Morgen das erste Mal ei-ne ballistische Schutzweste der sogenannten Schutzklas-se 4 wie sie auch die Bundeswehrsoldaten in den Ein-satzgebieten tragen Die Weste wiegt zwoumllf Kilogramm weil sie mit schweren Platten aus einem speziellen Verbund-werkstoff verstaumlrkt ist Auszligerdem bekommen wir einen Helm und lernen dass der lediglich vor Splittern aber nicht zwin-gend vor direktem Beschuss schuumltzt

Wir sollen den Buumlrgermeister eines kleinen Dorfes in einer Krisenregion interview-en Mit meiner kleinen Gruppe ndash dem Tonassistenten der Kamerafrau und der Produzentin ndash laufe ich durch das Dorf Ploumltzlich fallen Schuumlsse Granate Sie faumlllt vor meine Fuumlszlige Ich habe Panik und renne weg Das sagt mir mein Instinkt

Soldaten wissen natuumlrlich dass ich mich in den maximal drei Sekunden bis eine scharfe Handgranate in einem echten Szenario explodiert waumlre kaum haumltte um-drehen koumlnnen Und schon gar nicht haumltte ich es geschafft mich aus dem Gefahrenra-dius in Sicherheit zu bringen Ich haumltte mich einfach nur hinschmeiszligen sollen Liebes Ta-gebuch Schon am zweiten Tag des Lehr-gangs bin ich das erste Mal tot Nachmittags fahren wir auf die Schieszlig-bahn Mit Gefechtsmunition wird uumlber unsere Koumlpfe hinweggeschossen Wir sollen heraus-houmlren wo sich die Schuumltzen aufhalten und ob wir uns vor oder hinter der Schusslinie befin-den Das ungeuumlbte Gehoumlr hat zunaumlchst keine Chance aber wir werden immer besser

Tag 3 Carjacking

Mit den weiszligen Kleinbussen fahren wir morgens wieder in das bdquoKrisenge-

bietldquo Auf dem Fahrzeug ist gut sichtbar das Schild bdquoPressldquo angebracht

doch auch heute wird unsere journalistische Unabhaumlngigkeit mit Sicher-

heit nicht respektiert werden Wir haben vor Fahrtbeginn eine Karte zur

Orientierung bekommen Fuumlr einen perfekten Reportage-Tag in der Krisen-

region werden uns auszligerdem ein Sprachmittler und ein Fahrer zur Seite

gestellt

Mehrere Checkpoints muumlssen passiert werden Die Durchsuchungen

lassen wir mit professioneller Distanz uumlber uns ergehen auch wenn sie

unangenehm sein koumlnnen bloszlig keinen Anlass geben Immer wieder will

man wissen wer wir sind und wohin wir wollen Die Grenze zwischen Be-

fragung und Verhoumlr ist flieszligend

Als wir gerade auf dem Weg zu einem Pressetermin sind wird unser

Fahrzeug von bewaffneten Maumlnnern umzingelt Carjacking Die Autos sind

weg und wir muumlssen uns zu Fuszlig durch den Wald zur naumlchsten Stadt durch-

schlagen Im einzigen Gasthaus muumlssen wir Verhandlungsgeschick bewei-

sen Man spricht weder Deutsch noch Englisch will

aber Bares sehen Fuumlr viel Geld gibt es

wenig Luxus Der Betonboden ist kalt

und die Raumlumlichkeiten sind nur maumlszligig

beheizt Bevor wir uns auf den Feldbet-

ten niederlassen teilen wir Wachen ein

Sicher ist sicher

Autodiebe uumlberfallen den Presse-Konvoi

Arme schoumln hochhalten Die Rollenspieler sind nicht zimperlich

mensch amp arbeit

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Vermummte stuumlrmen in die Herberge der Journalisten

Tag 4 Stunden der Ungewissheit

Von der unruhigen Nacht gezeichnet freuen sich morgens

alle auf einen heiszligen Kaffee und das Fruumlhstuumlck in der Her -

berge obwohl klar ist dass die naumlchste Uumlberraschung nicht

lange auf sich warten lassen wird Kaum ist der Kaffee ge -

trunken houmlren wir drauszligen auch schon Gewehrfeuer Alle

springen vom Fruumlhstuumlckstisch auf und rennen in Richtung

des Bunkers Der wird jedoch nicht schnell genug erreicht

Ein Dutzend schwerbewaffnete Vermummte ist bereits im

Haus Mit dieser Erstuumlrmung beginnt die Geiselnahme

die Ungewissheit hellip

Als es vorbei ist steht die Sicherheit an erster Stelle Psy -

chologen Sanitaumlter und der Lehrgangsleiter stehen bereit

um das Erlebte mit uns auszuwerten und gemeinsam zu ver-

stehen Alle sind wohlauf fuumlhlen sich mental gefestigt und

sind auch physisch noch einigermaszligen fit Abends ist Zeit

die Eindruumlcke zu ordnen und sich aus-

zutauschen Das

Erlebte bleibt ndash

ebenfalls aus Sicher-

heitsgruumlnden ndash

zwischen den Teilneh-

mern und wird nicht

berichtet

Tag 5 Sensibilisiert Der letzte Tag im Houmlrsaal Ein Sanitaumltsfeldwebel gibt uns praktische Tipps zur Wundschnellversorgung und erklaumlrt worauf es ankommt wenn man Schuss- und Brandverletzungen versorgen muss Und wie lautet eigentlich die Notrufnummer in diesem oder jenem Land Wo ist das naumlchste Krankenhaus Es sind einfache Fragen die man bereits vor der Reise in das Krisengebiet beantworten koumlnnen sollte Zeit fuumlr ein Fazit Viele fuumlhlen sich nun fuumlr kuumlnftige Reisen in Krisengebiete besser vorbereitet Einige meiner Kollegen sagen dass sie die Gefahr zuvor un-terschaumltzt und jetzt einen geschulteren Blick fuumlr De-tails haumltten Es stimmt Sensibilisiert fahre ich nach Hause und aufmerksamer als sonst betrachte ich den Wegesrand

Journalisten in Krisenregionen

Die BG ETEM versichert auch viele Journalisten Daher bietet sie dieses Seminar zusammen mit dem Bundesverteidigungsministerium Es wendet sich ausschlieszliglich an Journalistinnen und Journalisten die aus beruflichen Gruumlnden in Krisen- und Kriegsgebieten taumltig sind oder sich auf Einsaumltze in diesen Regionen vorberei-ten Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten des Personenschutzes oder von gemeinnuumltzigen Organisationen sind nicht zugelassen Ziel des Seminars Die Veranstaltung vermittelt in fuumlnf Tagen grund-legende Kenntnisse zum Umgang mit potenziel -len Gefahren fuumlr die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten Konkrete Gefaumlhrdungen sollen bewusst gemacht und moumlgliche Vermeidungs-strategien aufgezeigt werden Daruumlber hinaus bietet der Lehrgang eine Erste-Hilfe-Ausbildung und Hilfen zur Stressverarbeitung

Inhalt des Seminars Wirkung von Waffen Munition Kampfmitteln und Schutzmaszlignahmen

Erkennen und Vermeidung von Gefahren durch Minen und Sprengfallen

Verhalten in komplexen Situationen ein-schlieszliglich Gefangennahme

Lebensrettende Erstversorgung Verwundeter Zusammenarbeit zwischen Streitkraumlften und Journalisten im Einsatzland

Begleitung der Truppe bei Patrouillen und Schutzaufgaben

Psychische Belastungen und Praumlvention von Traumatisierungen

Versicherungsschutz durch die BG im In- und Ausland

Anmeldung bildung-wiesbadenbgetemde

Veranstaltungstermine 2016 im April Juli November und Dezember Ort Ausbildungs-zentrum der Bundeswehr in Hammelburg

rarr Info wwwbgetemde Webcode 14363753 Seminardatenbank Veranstaltungsnummer 146

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Waumlhrend der Dienstreise im Ausland geschieht ein Unfall Erste Hilfe ist

gefragt gegebenenfalls muumlssen Ver- sicherte zudem aumlrztlich versorgt werden Doch wie kommt man auf kuumlrzestem Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus

Um auch im Ausland optimale medizi-nische Versorgung gewaumlhrleisten zu koumln-nen hat die BG ETEM fuumlr ihre Versicherten gemeinsam mit der DRK Assistance einen 24-Stunden-Notruf eingerichtet Ein Anruf genuumlgt um etwa die schnelle Verlegung in ein geeignetes Krankenhaus vor Ort oder einen Krankenruumlcktransport zu or- ganisieren Die DRK Assistance bietet ein weltweites Netzwerk von Aumlrzten und Dienstleistern und kann nach der Unfall-meldung sofort Kontakt mit dem be- handelnden Arzt vor Ort aufnehmen So lassen sich Fragen zur Diagnose Qualitaumlt der Behandlung oder Kostenuumlbernahme kurzfristig klaumlren

Welches geeignete Arzneimittel steht im Ausland zur Verfuumlgung und wo sind deutsch- oder englischsprachige Aumlrzte zu finden Auch dazu koumlnnen Versicherte uumlber die Notfall-Hotline qualifiziert bera-ten werden

Auch wer beruflich im Ausland unterwegs ist kann auf den Schutz durch die BG ETEM zaumlhlen Eine Notfall-Hotline sichert Erreichbarkeit rund um die Uhr

Damit die Notrufnummer immer griffbereit ist bietet die BG ETEM spezielle Visiten-karten an (Bezugsmoumlglichkeiten unter info) Betriebe koumlnnen diese an ihre Beschaumlftigten vor Auslandsaufenthalten verteilen

Dokumentation Grundsaumltzlich muss die Berufsgenossen-schaft uumlber meldepflichtige Unfaumllle sofort informiert werden ndash auch wenn sie im

Notfall-Hotline der BG ETEM

Anruf genuumlgt

Ausland passieren Das gilt ebenfalls bei begruumlndetem Verdacht auf eine Berufs-krankheit Arbeitgeber nutzen dazu die-selben Formulare wie im Inland Schwere oder gar toumldliche Unfaumllle sind telefonisch zu melden

Nach der Ruumlckkehr Wenn Beschaumlftigte nach ihrer Ruumlckkehr noch medizinische Behandlung brauchen oder sie weiterhin arbeitsunfaumlhig sind muumlssen sie direkt den Durchgangsarzt aufsuchen Dabei empfiehlt es sich diesem saumlmtliche aumlrztlichen Berichte aus dem Ausland (wie z B den Medical Report siehe Infokasten links) vorzulegen Nur so kann sich der Arzt ein Bild uumlber die bisherige Versorgung machen und die Folgebehandlung darauf abstimmen

Wichtiger Hinweis Einige Krankheiten machen sich moumlglicherweise erst nach der Dienstreise bemerkbar manchmal sogar erst Monate spaumlter Bei Sympto-men wie beispielsweise ungeklaumlrtem Fieber oder anhaltenden Durchfaumlllen Hautveraumlnderungen Gelenkschwellungen Kopfschmerzen starkem Gewichtsverlust oder Lymphknotenschwellungen die etwa nach einem Tropen-Aufenthalt auftreten heiszligt es sofort zum Arzt Nancy Schmidt

rarr info Visitenkarte mit Notruf-

nummer der BG ETEM (siehe oben) als Download unter wwwbgetemde Webcode 11234792 oder per E-Mail

unter rehabgetemde

Medical Report

Im Medical Report dokumentiert der behandelnde Arzt eine aumlrztliche Behandlung im Ausland Er dient auch als Beweismittel fuumlr spaumltere Anspruumlche gegenuumlber der Sozial-versicherung Es empfiehlt sich betroffenen Mitarbeitern die Formulare zur Verfuumlgung zu stellen Bezug Kepnerdruck GmbH wwwkepnerdeA_20_Medical_ Reportpdf

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Wir wollen unsere Unfallquote halbie-renldquo Stefan Schirm Abteilungslei-

ter Umweltschutz und Arbeitssicherheit bei der BSH Hausgeraumlte GmbH in Traun-reut hat ehrgeizige Ziele Und er ist damit nicht allein Werksleitung Fuumlhrungskraumlf-te Betriebsrat und Beschaumlftigte ziehen an einem Strang

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Produktion ohne Unfaumllle war die Kampagne bdquo10 Goldene Regeln der Ar-beitssicherheitldquo im Jahr 2013 Neben Werksleiter Guumlnter Striegel und dem Be-triebsratsvorsitzenden Walter Waltrich standen zehn Manager des Standorts Pate fuumlr jeweils eine der Regeln Und das gleich mehrfach

Ein Kalender zeigte die Fuumlhrungskraumlfte auf monatlichen Fotos in privaten Situa- tionen ndash beim Bogenschieszligen Hecke- schneiden Radfahren oder Bergsteigen Dabei machten sie klar dass es sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit auf verantwortliches Handeln ankommt bdquoWir

Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

wollten eine Bruumlcke zwischen Privat- und Arbeitsleben schlagenldquo erlaumlutert Stefan Schirm bdquodenn Sicherheit spielt uumlberall ei-ne Rolleldquo

Die Regeln wurden so formuliert dass das bdquoIchldquo also jeder Einzelne als verant-wortlich Handelnder im Mittelpunkt steht bdquoWir haben ganz bewusst nicht formuliert was man sollte muumlsste oder nicht darf Wir sagen den Leuten Schaut auf euch selbst und eure Sicherheit Dann koumlnnt ihr euch auch um andere kuumlmmernldquo

Infomarkt fuumlr alle Beschaumlftigten Um die Bedeutung der zehn Regeln zu un-terstreichen gab es einen Informations-markt fuumlr alle Beschaumlftigten des Stand-orts An insgesamt 15 Terminen konnten sich jeweils 170 Kolleginnen und Kollegen an den zehn Informationsstaumlnden uumlber die einzelnen Regeln informieren Die Fuumlhrungskraumlfte selbst praumlsentierten an den einzelnen Staumlnden bdquoihreldquo Regel und diskutierten mit den Beschaumlftigten Fuumlr

Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

Stefan Schirm wirkte dies besonders uumlberzeugend auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Denn die Manager stan-den persoumlnlich fuumlr das Thema Arbeits- sicherheit ein

bdquoWir haben versucht da so viel Leben wie moumlglich reinzubringenldquo erinnert er sich Die Beschaumlftigten hatten etwa die Moumlglichkeit persoumlnliche Schutzausruumls-tung gleich am Stand auszuprobieren Das habe zu recht lebhaften Gespraumlchen gefuumlhrt Und selbst kritische Geister die meinten schon alles zu wissen und zu kennen seien zu uumlberzeugen gewesen bdquoSpaumltestens bei der dritten Station haben auch die mitgemachtldquo

Im Rahmen der Kampagne im Fruumlhjahr 2013 wurden 750 Kalender und Plakate gedruckt sowie zehn Informationsstaumlnde gestaltet Ergaumlnzend dazu gab es Artikel in der Mitarbeiterzeitung des Standorts sowie im Intranet des Unternehmens

Langfristiges Konzept Erste Wirkung zeigte die Kampagne rund ein halbes Jahr nach den Informationsver-anstaltungen bdquoIm Herbst und Winter hat-ten wir eine Phase von vier Monaten ohne einen einzigen Arbeitsunfall mit Ausfall-zeitenldquo erinnert sich Stefan Schirm Sonst seien es bis zu zwei Unfaumllle monatlich

Klaus Rabenstein Leiter Industrial Engineering trat fuumlr gegenseitige Ruumlcksichtnahme ein

Beim Info-Markt stellten sich die Manager der Diskussion mit den Beschaumlftigten

betrieb amp praxis

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Der Mensch im Mittelpunkt

Die bdquo10 Goldenen Regeln der Ar-beitssicherheitldquo der BSH Hausgerauml-te GmbH in Traunreut stellen den einzelnen Beschaumlftigten in den Mit-telpunkt Jeder soll jederzeit in der Lage sein sich nach diesen Regeln zu verhalten 1 Ich achte stets auf meine eige-

ne Sicherheit und Gesundheit 2 Ich nehme Ruumlcksicht auf meine

Kollegen und mache sie auf ih-re Sicherheit aufmerksam

3 Ich informiere mich gut uumlber Arbeitssicherheit

4 Ich mache nur Arbeiten die ich sicher beherrsche

5 Ich verwende nur sichere Werk-zeuge und Maschinen die ich benutzen darf

6 Ich benutze immer die vorge-schriebene Schutzausruumlstung

7 Ich befolge alle Gebots- Ver-bots- und Warnzeichen

8 Ich achte besonders auf Stap-ler und andere Fahrzeuge

9 Ich beseitige Gefaumlhrdungen so-fort oder informiere umgehend meinen Vorgesetzten

10 Ich melde Unfaumllle sofort und lasse auch kleine Verletzungen behandeln

Entstanden ist die Kampagne letztlich aus einer Krise Als es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auch am Standort Traunreut Probleme gab wollten sich die Verantwortlichen nicht nur den uumlblichen Sparreflexen ergeben Sie entwi-ckelten das bdquoProgramm Traunreut 2020ldquo das neben vielen wirtschaftlichen Zielen auch Visionen fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement formulierte

bdquoDie lassen sich einfach zusammenfas-senldquo erklaumlrt Stefan Schirm bdquo100 Prozent gesunde Mitarbeiter und keine Unfaumllleldquo So soll zum Beispiel die Zahl der Arbeits-unfaumllle von sieben auf drei pro eine Milli-on Arbeitsstunden reduziert werden

Der Weg zu den zehn Regeln fuumlhrte auch uumlber ein Seminar der BG ETEM bei dem sich Fuumlhrungskraumlfte des Standorts mit dem verhaltensbedingten Arbeits-schutz auseinandersetzten Einen moumlgli-chen Ansatzpunkt zur weiteren Verbesse-rung des ohnehin schon guten Niveaus der Arbeitssicherheit identifizierten sie

darin klare Regeln zu formulieren und deren Einhaltung auch einzufordern Um dieses Ziel zu erreichen lassen Stefan Schirm und seine Kollegen auch nach der Kampagne von 2013 nicht locker

bdquoWir variieren die Themen immer wie-der derzeit unter dem Stichwort Arbeits-sicherheit 20lsquo machen Newsletter und Flyerldquo Die Fuumlhrungskraumlfte sprechen Ar-beitssicherheit und Gesundheitsschutz auch bei Betriebsversammlungen regel-maumlszligig an bdquoMan muss eben immer wieder neue Wege findenldquo

Weiter dran bleiben Am Standort Traunreut der BSH Hausgerauml-te GmbH entwickeln und produzieren uumlber 3000 Beschaumlftigte mehr als 22 Millionen Herde und Kochfelder pro Jahr Das Werks-gelaumlnde in der Naumlhe des Chiemsees ist so groszlig wie die Insel Mainau Die Fabrik um-fasst verschiedene Produktionsstufen von der Blechbearbeitung bis zur Endmontage der elektrischen Geraumlte und ist so Schirm

in der Produktionstiefe durchaus mit ei-nem Automobilwerk zu vergleichen Allein die Zunahme des Personalstands in den letzten Jahren macht deutlich dass Ar-beitssicherheit weiter ein zentrales Thema bleiben wird bdquoDie Kampagne war sicher mehr als ein Strohfeuerldquo ist sich Schirm sicher bdquodennoch muumlssen wir die Leute im-mer wieder wachruumlttelnldquo

rarr info wwwbsh-groupde Standort Traunreut

Der Leiter Produktmarketing auf der Leiter Lars Schubert praumlsentierte die vierte Regel bdquoIch mache nur Arbeiten die ich sicher beherrscheldquo

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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

betrieb amp praxis

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

betrieb amp praxis

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pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

betrieb amp praxis

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

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Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

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1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
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      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
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          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
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                        • Anzeige Pro|viel

Der Stellenwert der bdquoBetrieblichen Gesundheitsfoumlrderungldquo hat in den

letzten Jahren stetig zugenommen Viele Unternehmen haben erkannt dass es oumlkonomisch sinnvoller ist in Gesundheit Motivation und Leistungsfaumlhigkeit der Beschaumlftigten zu investieren als hohe Kosten fuumlr Krankheit Produktionsausfall Ersatz und Wiedereingliederung zu tragen

Wissenschaftliche Studien haben ermit-telt dass fuumlr jeden fuumlr betriebliche Ge-sundheitsfoumlrderung eingesetzten Euro im Durchschnitt 240 Euro zuruumlckflieszligen Die-ser Erfolg wird erbracht durch gesunde motivierte Mitarbeiter eine hohe Effizienz und geringere Ausfallzeiten So steigern Betriebe mittel- bis langfristig ihren Ge-winn Die gewinnsteigernden Effekte sind

Motivation der Beschaumlftigten Verbesserung des Gesundheitszustan-des aller Beschaumlftigten

Verbesserung der innerbetrieblichen Kommunikation

bessere Produktqualitaumlt houmlhere Attraktivitaumlt des Unternehmens bzw besseres Image

Zu vorausschauendem Management gehoumlrt es auch die Gesundheit und Motivation der Beschaumlftigten zu foumlrdern Ein neues Seminar zeigt Strategien die sich praktisch bewaumlhrt haben

Steigerung der Produktivitaumlt und Flexibi-litaumlt

langfristige Reduzierung der Fehlzeiten der Fluktuationsraten und der damit verbundenen Kosten

In dem vorliegenden Seminar wird ge-zeigt wie diese Ziele realisiert werden koumlnnen Im Einzelnen wird dabei den fol-genden Fragen nachgegangen

Wie muss unser Unternehmen organi-siert sein um eine erfolgreiche Gesund-heitsfoumlrderung und die Work-Life-Balan-ce der Beschaumlftigten zu verwirklichen

Wie erreichen wir dass die Mitarbeiter und Vorgesetzten sich wirklich immer richtig verhalten und das Thema Ge-sundheit verinnerlichen

Wie bekommen wir das Thema Gesund-heit in die Koumlpfe der Beschaumlftigten

Was koumlnnen wir noch machen als im-mer wieder auf das richtige Verhalten hinzuweisen

Wie koumlnnen gesunde Angewohnheiten entstehen

Wie koumlnnen wir die Gesundheit der Mit-arbeiter nachhaltig steuern

Um diese Fragen zu beantworten werden im Seminar pragmatische Loumlsungen entwickelt Damit profitierten die Unter-nehmen ebenso wie Fuumlhrungskraumlfte und Beschaumlftigte

rarr info Seminar Unternehmenserfolg durch gesunde und motivierte Mitarbeiter Termine 22072016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-041) 16122016 1000-1700 Bildungsstaumltte Duumlsseldorf (999-16-042) wwwbgetemde Webcode 11326642

Seminar fuumlr Fuumlhrungskraumlfte

Ein Schluumlssel zum Erfolg

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wwwbgetemde Webcode 12484059

Aufblaumlttern Nachlesen Anwenden etem ndash das Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung

Als E-Paper und PDF im Netz jederzeit verfuumlgbar

etem 012016

Tag 1 Ohne Deckung

Ich blicke in verschlafene Gesichter Nach dem Fruumlhstuumlck in der Truppen-

kuumlche beginnt der erste Lehrgangstag puumlnktlich um 7 Uhr zunaumlchst im Houmlr-

saal Oberstleutnant Volker Dewenter wird uns in den kommenden Tagen

als Houmlrsaalleiter auf allen theoretischen und praktischen Stationen der

Ausbildung begleiten

Ausfuumlhrlich erklaumlrt er verschiedene Typen von Minen und welchen Scha-

den sie anrichten koumlnnen Wir gehen Szenarien wie zum Beispiel das Ver-

halten an Checkpoints durch eroumlrtern die verschiedenen Situationen einer

moumlglichen Geiselnahme und besprechen Details wie die Vor- und Nachteile

des Tragens von Eheringen in unterschiedlichen Kulturraumlumen

Bei der Besichtigung eines beschossenen Autos wird mit Hollywood-

Mythen aufgeraumlumt Beim Anblick der total durchloumlcherten Fahrzeugtuumlr wird

schnell klar Bei Beschuss durch Pistole oder Maschinengewehr im Stile der

bdquoStirb langsamldquo-Filme sucht man besser woanders Schutz

Nachmittags steht Waffenkunde auf dem Lehrplan Wir werden zunaumlchst

mit den gebraumluchlichsten Waffen der Bundeswehr vertraut gemacht Nur

wenige meiner Kollegen nehmen das Angebot an eine Panzerfaust oder ein

Maschinengewehr in die Hand zu nehmen um ein Gefuumlhl dafuumlr zu bekom-

men Beeindruckend ist die Wirkung der Waffen Egal ob Glas Holz Be-

ton oder Metall Nahezu alle Materialien geben fruumlher

oder spaumlter nach

Als wir Attrappen von Sprengfallen und Blindgaumlngern in

einem unuumlbersichtlichen Feld finden sollen gibt es den

ersten fiktiven Zwischenfall Mehr als 30 Minen-Dummies

sind teils offensichtlich teils sorgfaumlltig versteckt Dass wir

in unserer Unbekuumlmmertheit auf den Druckzuumlnder einer

neben dem Weg platzierten Antipersonenmine treten ist

natuumlrlich von den Ausbildern beabsichtigt So lernen wir

welche Gefahren abseits der befestigten Straszligen lauern

koumlnnen Auch wenn es keine echte Explosion gibt und die

Mine nur ein Dummy war hat die Lektion gesessen

In Krisenregionen garantiert die Kennzeichnung bdquoPressldquo keinen Schutz vor unangenehmen Situationen

Diese fuumlnf Tage bereiten auf das Schlimmste vor Die Teil -

nehmerinnen und Teilnehmer werden beschossen aus ihrem Auto gezerrt oder sogar entfuumlhrt Das Ziel dieser realistischen Sze-narien auf dem Trainingsgelaumlnde der Bundeswehr im fraumlnkischen Hammelburg ist es Reporter auf den Einsatz in Kriegs- und Krisen-gebieten vorzubereiten Bundes-wehr-Redakteurin Ulrike Jenssen hat die Ausbildung mitgemacht Hier Teile ihres Tagebuchs

BG ETEM und Bundeswehr bieten spezielles Training fuumlr Journalisten in Krisengebieten

Seminare

Anleitung zum Uumlberleben

mensch amp arbeit

16 etem 012016

Tag 2 Achtung Granate Viele von uns tragen an diesem Morgen das erste Mal ei-ne ballistische Schutzweste der sogenannten Schutzklas-se 4 wie sie auch die Bundeswehrsoldaten in den Ein-satzgebieten tragen Die Weste wiegt zwoumllf Kilogramm weil sie mit schweren Platten aus einem speziellen Verbund-werkstoff verstaumlrkt ist Auszligerdem bekommen wir einen Helm und lernen dass der lediglich vor Splittern aber nicht zwin-gend vor direktem Beschuss schuumltzt

Wir sollen den Buumlrgermeister eines kleinen Dorfes in einer Krisenregion interview-en Mit meiner kleinen Gruppe ndash dem Tonassistenten der Kamerafrau und der Produzentin ndash laufe ich durch das Dorf Ploumltzlich fallen Schuumlsse Granate Sie faumlllt vor meine Fuumlszlige Ich habe Panik und renne weg Das sagt mir mein Instinkt

Soldaten wissen natuumlrlich dass ich mich in den maximal drei Sekunden bis eine scharfe Handgranate in einem echten Szenario explodiert waumlre kaum haumltte um-drehen koumlnnen Und schon gar nicht haumltte ich es geschafft mich aus dem Gefahrenra-dius in Sicherheit zu bringen Ich haumltte mich einfach nur hinschmeiszligen sollen Liebes Ta-gebuch Schon am zweiten Tag des Lehr-gangs bin ich das erste Mal tot Nachmittags fahren wir auf die Schieszlig-bahn Mit Gefechtsmunition wird uumlber unsere Koumlpfe hinweggeschossen Wir sollen heraus-houmlren wo sich die Schuumltzen aufhalten und ob wir uns vor oder hinter der Schusslinie befin-den Das ungeuumlbte Gehoumlr hat zunaumlchst keine Chance aber wir werden immer besser

Tag 3 Carjacking

Mit den weiszligen Kleinbussen fahren wir morgens wieder in das bdquoKrisenge-

bietldquo Auf dem Fahrzeug ist gut sichtbar das Schild bdquoPressldquo angebracht

doch auch heute wird unsere journalistische Unabhaumlngigkeit mit Sicher-

heit nicht respektiert werden Wir haben vor Fahrtbeginn eine Karte zur

Orientierung bekommen Fuumlr einen perfekten Reportage-Tag in der Krisen-

region werden uns auszligerdem ein Sprachmittler und ein Fahrer zur Seite

gestellt

Mehrere Checkpoints muumlssen passiert werden Die Durchsuchungen

lassen wir mit professioneller Distanz uumlber uns ergehen auch wenn sie

unangenehm sein koumlnnen bloszlig keinen Anlass geben Immer wieder will

man wissen wer wir sind und wohin wir wollen Die Grenze zwischen Be-

fragung und Verhoumlr ist flieszligend

Als wir gerade auf dem Weg zu einem Pressetermin sind wird unser

Fahrzeug von bewaffneten Maumlnnern umzingelt Carjacking Die Autos sind

weg und wir muumlssen uns zu Fuszlig durch den Wald zur naumlchsten Stadt durch-

schlagen Im einzigen Gasthaus muumlssen wir Verhandlungsgeschick bewei-

sen Man spricht weder Deutsch noch Englisch will

aber Bares sehen Fuumlr viel Geld gibt es

wenig Luxus Der Betonboden ist kalt

und die Raumlumlichkeiten sind nur maumlszligig

beheizt Bevor wir uns auf den Feldbet-

ten niederlassen teilen wir Wachen ein

Sicher ist sicher

Autodiebe uumlberfallen den Presse-Konvoi

Arme schoumln hochhalten Die Rollenspieler sind nicht zimperlich

mensch amp arbeit

17etem 012016

Vermummte stuumlrmen in die Herberge der Journalisten

Tag 4 Stunden der Ungewissheit

Von der unruhigen Nacht gezeichnet freuen sich morgens

alle auf einen heiszligen Kaffee und das Fruumlhstuumlck in der Her -

berge obwohl klar ist dass die naumlchste Uumlberraschung nicht

lange auf sich warten lassen wird Kaum ist der Kaffee ge -

trunken houmlren wir drauszligen auch schon Gewehrfeuer Alle

springen vom Fruumlhstuumlckstisch auf und rennen in Richtung

des Bunkers Der wird jedoch nicht schnell genug erreicht

Ein Dutzend schwerbewaffnete Vermummte ist bereits im

Haus Mit dieser Erstuumlrmung beginnt die Geiselnahme

die Ungewissheit hellip

Als es vorbei ist steht die Sicherheit an erster Stelle Psy -

chologen Sanitaumlter und der Lehrgangsleiter stehen bereit

um das Erlebte mit uns auszuwerten und gemeinsam zu ver-

stehen Alle sind wohlauf fuumlhlen sich mental gefestigt und

sind auch physisch noch einigermaszligen fit Abends ist Zeit

die Eindruumlcke zu ordnen und sich aus-

zutauschen Das

Erlebte bleibt ndash

ebenfalls aus Sicher-

heitsgruumlnden ndash

zwischen den Teilneh-

mern und wird nicht

berichtet

Tag 5 Sensibilisiert Der letzte Tag im Houmlrsaal Ein Sanitaumltsfeldwebel gibt uns praktische Tipps zur Wundschnellversorgung und erklaumlrt worauf es ankommt wenn man Schuss- und Brandverletzungen versorgen muss Und wie lautet eigentlich die Notrufnummer in diesem oder jenem Land Wo ist das naumlchste Krankenhaus Es sind einfache Fragen die man bereits vor der Reise in das Krisengebiet beantworten koumlnnen sollte Zeit fuumlr ein Fazit Viele fuumlhlen sich nun fuumlr kuumlnftige Reisen in Krisengebiete besser vorbereitet Einige meiner Kollegen sagen dass sie die Gefahr zuvor un-terschaumltzt und jetzt einen geschulteren Blick fuumlr De-tails haumltten Es stimmt Sensibilisiert fahre ich nach Hause und aufmerksamer als sonst betrachte ich den Wegesrand

Journalisten in Krisenregionen

Die BG ETEM versichert auch viele Journalisten Daher bietet sie dieses Seminar zusammen mit dem Bundesverteidigungsministerium Es wendet sich ausschlieszliglich an Journalistinnen und Journalisten die aus beruflichen Gruumlnden in Krisen- und Kriegsgebieten taumltig sind oder sich auf Einsaumltze in diesen Regionen vorberei-ten Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten des Personenschutzes oder von gemeinnuumltzigen Organisationen sind nicht zugelassen Ziel des Seminars Die Veranstaltung vermittelt in fuumlnf Tagen grund-legende Kenntnisse zum Umgang mit potenziel -len Gefahren fuumlr die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten Konkrete Gefaumlhrdungen sollen bewusst gemacht und moumlgliche Vermeidungs-strategien aufgezeigt werden Daruumlber hinaus bietet der Lehrgang eine Erste-Hilfe-Ausbildung und Hilfen zur Stressverarbeitung

Inhalt des Seminars Wirkung von Waffen Munition Kampfmitteln und Schutzmaszlignahmen

Erkennen und Vermeidung von Gefahren durch Minen und Sprengfallen

Verhalten in komplexen Situationen ein-schlieszliglich Gefangennahme

Lebensrettende Erstversorgung Verwundeter Zusammenarbeit zwischen Streitkraumlften und Journalisten im Einsatzland

Begleitung der Truppe bei Patrouillen und Schutzaufgaben

Psychische Belastungen und Praumlvention von Traumatisierungen

Versicherungsschutz durch die BG im In- und Ausland

Anmeldung bildung-wiesbadenbgetemde

Veranstaltungstermine 2016 im April Juli November und Dezember Ort Ausbildungs-zentrum der Bundeswehr in Hammelburg

rarr Info wwwbgetemde Webcode 14363753 Seminardatenbank Veranstaltungsnummer 146

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Waumlhrend der Dienstreise im Ausland geschieht ein Unfall Erste Hilfe ist

gefragt gegebenenfalls muumlssen Ver- sicherte zudem aumlrztlich versorgt werden Doch wie kommt man auf kuumlrzestem Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus

Um auch im Ausland optimale medizi-nische Versorgung gewaumlhrleisten zu koumln-nen hat die BG ETEM fuumlr ihre Versicherten gemeinsam mit der DRK Assistance einen 24-Stunden-Notruf eingerichtet Ein Anruf genuumlgt um etwa die schnelle Verlegung in ein geeignetes Krankenhaus vor Ort oder einen Krankenruumlcktransport zu or- ganisieren Die DRK Assistance bietet ein weltweites Netzwerk von Aumlrzten und Dienstleistern und kann nach der Unfall-meldung sofort Kontakt mit dem be- handelnden Arzt vor Ort aufnehmen So lassen sich Fragen zur Diagnose Qualitaumlt der Behandlung oder Kostenuumlbernahme kurzfristig klaumlren

Welches geeignete Arzneimittel steht im Ausland zur Verfuumlgung und wo sind deutsch- oder englischsprachige Aumlrzte zu finden Auch dazu koumlnnen Versicherte uumlber die Notfall-Hotline qualifiziert bera-ten werden

Auch wer beruflich im Ausland unterwegs ist kann auf den Schutz durch die BG ETEM zaumlhlen Eine Notfall-Hotline sichert Erreichbarkeit rund um die Uhr

Damit die Notrufnummer immer griffbereit ist bietet die BG ETEM spezielle Visiten-karten an (Bezugsmoumlglichkeiten unter info) Betriebe koumlnnen diese an ihre Beschaumlftigten vor Auslandsaufenthalten verteilen

Dokumentation Grundsaumltzlich muss die Berufsgenossen-schaft uumlber meldepflichtige Unfaumllle sofort informiert werden ndash auch wenn sie im

Notfall-Hotline der BG ETEM

Anruf genuumlgt

Ausland passieren Das gilt ebenfalls bei begruumlndetem Verdacht auf eine Berufs-krankheit Arbeitgeber nutzen dazu die-selben Formulare wie im Inland Schwere oder gar toumldliche Unfaumllle sind telefonisch zu melden

Nach der Ruumlckkehr Wenn Beschaumlftigte nach ihrer Ruumlckkehr noch medizinische Behandlung brauchen oder sie weiterhin arbeitsunfaumlhig sind muumlssen sie direkt den Durchgangsarzt aufsuchen Dabei empfiehlt es sich diesem saumlmtliche aumlrztlichen Berichte aus dem Ausland (wie z B den Medical Report siehe Infokasten links) vorzulegen Nur so kann sich der Arzt ein Bild uumlber die bisherige Versorgung machen und die Folgebehandlung darauf abstimmen

Wichtiger Hinweis Einige Krankheiten machen sich moumlglicherweise erst nach der Dienstreise bemerkbar manchmal sogar erst Monate spaumlter Bei Sympto-men wie beispielsweise ungeklaumlrtem Fieber oder anhaltenden Durchfaumlllen Hautveraumlnderungen Gelenkschwellungen Kopfschmerzen starkem Gewichtsverlust oder Lymphknotenschwellungen die etwa nach einem Tropen-Aufenthalt auftreten heiszligt es sofort zum Arzt Nancy Schmidt

rarr info Visitenkarte mit Notruf-

nummer der BG ETEM (siehe oben) als Download unter wwwbgetemde Webcode 11234792 oder per E-Mail

unter rehabgetemde

Medical Report

Im Medical Report dokumentiert der behandelnde Arzt eine aumlrztliche Behandlung im Ausland Er dient auch als Beweismittel fuumlr spaumltere Anspruumlche gegenuumlber der Sozial-versicherung Es empfiehlt sich betroffenen Mitarbeitern die Formulare zur Verfuumlgung zu stellen Bezug Kepnerdruck GmbH wwwkepnerdeA_20_Medical_ Reportpdf

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Wir wollen unsere Unfallquote halbie-renldquo Stefan Schirm Abteilungslei-

ter Umweltschutz und Arbeitssicherheit bei der BSH Hausgeraumlte GmbH in Traun-reut hat ehrgeizige Ziele Und er ist damit nicht allein Werksleitung Fuumlhrungskraumlf-te Betriebsrat und Beschaumlftigte ziehen an einem Strang

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Produktion ohne Unfaumllle war die Kampagne bdquo10 Goldene Regeln der Ar-beitssicherheitldquo im Jahr 2013 Neben Werksleiter Guumlnter Striegel und dem Be-triebsratsvorsitzenden Walter Waltrich standen zehn Manager des Standorts Pate fuumlr jeweils eine der Regeln Und das gleich mehrfach

Ein Kalender zeigte die Fuumlhrungskraumlfte auf monatlichen Fotos in privaten Situa- tionen ndash beim Bogenschieszligen Hecke- schneiden Radfahren oder Bergsteigen Dabei machten sie klar dass es sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit auf verantwortliches Handeln ankommt bdquoWir

Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

wollten eine Bruumlcke zwischen Privat- und Arbeitsleben schlagenldquo erlaumlutert Stefan Schirm bdquodenn Sicherheit spielt uumlberall ei-ne Rolleldquo

Die Regeln wurden so formuliert dass das bdquoIchldquo also jeder Einzelne als verant-wortlich Handelnder im Mittelpunkt steht bdquoWir haben ganz bewusst nicht formuliert was man sollte muumlsste oder nicht darf Wir sagen den Leuten Schaut auf euch selbst und eure Sicherheit Dann koumlnnt ihr euch auch um andere kuumlmmernldquo

Infomarkt fuumlr alle Beschaumlftigten Um die Bedeutung der zehn Regeln zu un-terstreichen gab es einen Informations-markt fuumlr alle Beschaumlftigten des Stand-orts An insgesamt 15 Terminen konnten sich jeweils 170 Kolleginnen und Kollegen an den zehn Informationsstaumlnden uumlber die einzelnen Regeln informieren Die Fuumlhrungskraumlfte selbst praumlsentierten an den einzelnen Staumlnden bdquoihreldquo Regel und diskutierten mit den Beschaumlftigten Fuumlr

Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

Stefan Schirm wirkte dies besonders uumlberzeugend auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Denn die Manager stan-den persoumlnlich fuumlr das Thema Arbeits- sicherheit ein

bdquoWir haben versucht da so viel Leben wie moumlglich reinzubringenldquo erinnert er sich Die Beschaumlftigten hatten etwa die Moumlglichkeit persoumlnliche Schutzausruumls-tung gleich am Stand auszuprobieren Das habe zu recht lebhaften Gespraumlchen gefuumlhrt Und selbst kritische Geister die meinten schon alles zu wissen und zu kennen seien zu uumlberzeugen gewesen bdquoSpaumltestens bei der dritten Station haben auch die mitgemachtldquo

Im Rahmen der Kampagne im Fruumlhjahr 2013 wurden 750 Kalender und Plakate gedruckt sowie zehn Informationsstaumlnde gestaltet Ergaumlnzend dazu gab es Artikel in der Mitarbeiterzeitung des Standorts sowie im Intranet des Unternehmens

Langfristiges Konzept Erste Wirkung zeigte die Kampagne rund ein halbes Jahr nach den Informationsver-anstaltungen bdquoIm Herbst und Winter hat-ten wir eine Phase von vier Monaten ohne einen einzigen Arbeitsunfall mit Ausfall-zeitenldquo erinnert sich Stefan Schirm Sonst seien es bis zu zwei Unfaumllle monatlich

Klaus Rabenstein Leiter Industrial Engineering trat fuumlr gegenseitige Ruumlcksichtnahme ein

Beim Info-Markt stellten sich die Manager der Diskussion mit den Beschaumlftigten

betrieb amp praxis

20 etem 012016

Der Mensch im Mittelpunkt

Die bdquo10 Goldenen Regeln der Ar-beitssicherheitldquo der BSH Hausgerauml-te GmbH in Traunreut stellen den einzelnen Beschaumlftigten in den Mit-telpunkt Jeder soll jederzeit in der Lage sein sich nach diesen Regeln zu verhalten 1 Ich achte stets auf meine eige-

ne Sicherheit und Gesundheit 2 Ich nehme Ruumlcksicht auf meine

Kollegen und mache sie auf ih-re Sicherheit aufmerksam

3 Ich informiere mich gut uumlber Arbeitssicherheit

4 Ich mache nur Arbeiten die ich sicher beherrsche

5 Ich verwende nur sichere Werk-zeuge und Maschinen die ich benutzen darf

6 Ich benutze immer die vorge-schriebene Schutzausruumlstung

7 Ich befolge alle Gebots- Ver-bots- und Warnzeichen

8 Ich achte besonders auf Stap-ler und andere Fahrzeuge

9 Ich beseitige Gefaumlhrdungen so-fort oder informiere umgehend meinen Vorgesetzten

10 Ich melde Unfaumllle sofort und lasse auch kleine Verletzungen behandeln

Entstanden ist die Kampagne letztlich aus einer Krise Als es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auch am Standort Traunreut Probleme gab wollten sich die Verantwortlichen nicht nur den uumlblichen Sparreflexen ergeben Sie entwi-ckelten das bdquoProgramm Traunreut 2020ldquo das neben vielen wirtschaftlichen Zielen auch Visionen fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement formulierte

bdquoDie lassen sich einfach zusammenfas-senldquo erklaumlrt Stefan Schirm bdquo100 Prozent gesunde Mitarbeiter und keine Unfaumllleldquo So soll zum Beispiel die Zahl der Arbeits-unfaumllle von sieben auf drei pro eine Milli-on Arbeitsstunden reduziert werden

Der Weg zu den zehn Regeln fuumlhrte auch uumlber ein Seminar der BG ETEM bei dem sich Fuumlhrungskraumlfte des Standorts mit dem verhaltensbedingten Arbeits-schutz auseinandersetzten Einen moumlgli-chen Ansatzpunkt zur weiteren Verbesse-rung des ohnehin schon guten Niveaus der Arbeitssicherheit identifizierten sie

darin klare Regeln zu formulieren und deren Einhaltung auch einzufordern Um dieses Ziel zu erreichen lassen Stefan Schirm und seine Kollegen auch nach der Kampagne von 2013 nicht locker

bdquoWir variieren die Themen immer wie-der derzeit unter dem Stichwort Arbeits-sicherheit 20lsquo machen Newsletter und Flyerldquo Die Fuumlhrungskraumlfte sprechen Ar-beitssicherheit und Gesundheitsschutz auch bei Betriebsversammlungen regel-maumlszligig an bdquoMan muss eben immer wieder neue Wege findenldquo

Weiter dran bleiben Am Standort Traunreut der BSH Hausgerauml-te GmbH entwickeln und produzieren uumlber 3000 Beschaumlftigte mehr als 22 Millionen Herde und Kochfelder pro Jahr Das Werks-gelaumlnde in der Naumlhe des Chiemsees ist so groszlig wie die Insel Mainau Die Fabrik um-fasst verschiedene Produktionsstufen von der Blechbearbeitung bis zur Endmontage der elektrischen Geraumlte und ist so Schirm

in der Produktionstiefe durchaus mit ei-nem Automobilwerk zu vergleichen Allein die Zunahme des Personalstands in den letzten Jahren macht deutlich dass Ar-beitssicherheit weiter ein zentrales Thema bleiben wird bdquoDie Kampagne war sicher mehr als ein Strohfeuerldquo ist sich Schirm sicher bdquodennoch muumlssen wir die Leute im-mer wieder wachruumlttelnldquo

rarr info wwwbsh-groupde Standort Traunreut

Der Leiter Produktmarketing auf der Leiter Lars Schubert praumlsentierte die vierte Regel bdquoIch mache nur Arbeiten die ich sicher beherrscheldquo

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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

betrieb amp praxis

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

betrieb amp praxis

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

betrieb amp praxis

24 etem 012016

pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Mbetrieb amp praxis

25etem 012016

Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

betrieb amp praxis

26 etem 012016

0

10

1

6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

27etem 012016

Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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G 4

Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

28 etem 012016

1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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30 etem 012016

Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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32 etem 012016

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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33etem 012016

Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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etem 012016

wwwbgetemde twittercombg_etem

bg_etemyoutubecomdiebgetem xingtobgetem wwwbgetemde

Webcode 13671559

  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

Tag 1 Ohne Deckung

Ich blicke in verschlafene Gesichter Nach dem Fruumlhstuumlck in der Truppen-

kuumlche beginnt der erste Lehrgangstag puumlnktlich um 7 Uhr zunaumlchst im Houmlr-

saal Oberstleutnant Volker Dewenter wird uns in den kommenden Tagen

als Houmlrsaalleiter auf allen theoretischen und praktischen Stationen der

Ausbildung begleiten

Ausfuumlhrlich erklaumlrt er verschiedene Typen von Minen und welchen Scha-

den sie anrichten koumlnnen Wir gehen Szenarien wie zum Beispiel das Ver-

halten an Checkpoints durch eroumlrtern die verschiedenen Situationen einer

moumlglichen Geiselnahme und besprechen Details wie die Vor- und Nachteile

des Tragens von Eheringen in unterschiedlichen Kulturraumlumen

Bei der Besichtigung eines beschossenen Autos wird mit Hollywood-

Mythen aufgeraumlumt Beim Anblick der total durchloumlcherten Fahrzeugtuumlr wird

schnell klar Bei Beschuss durch Pistole oder Maschinengewehr im Stile der

bdquoStirb langsamldquo-Filme sucht man besser woanders Schutz

Nachmittags steht Waffenkunde auf dem Lehrplan Wir werden zunaumlchst

mit den gebraumluchlichsten Waffen der Bundeswehr vertraut gemacht Nur

wenige meiner Kollegen nehmen das Angebot an eine Panzerfaust oder ein

Maschinengewehr in die Hand zu nehmen um ein Gefuumlhl dafuumlr zu bekom-

men Beeindruckend ist die Wirkung der Waffen Egal ob Glas Holz Be-

ton oder Metall Nahezu alle Materialien geben fruumlher

oder spaumlter nach

Als wir Attrappen von Sprengfallen und Blindgaumlngern in

einem unuumlbersichtlichen Feld finden sollen gibt es den

ersten fiktiven Zwischenfall Mehr als 30 Minen-Dummies

sind teils offensichtlich teils sorgfaumlltig versteckt Dass wir

in unserer Unbekuumlmmertheit auf den Druckzuumlnder einer

neben dem Weg platzierten Antipersonenmine treten ist

natuumlrlich von den Ausbildern beabsichtigt So lernen wir

welche Gefahren abseits der befestigten Straszligen lauern

koumlnnen Auch wenn es keine echte Explosion gibt und die

Mine nur ein Dummy war hat die Lektion gesessen

In Krisenregionen garantiert die Kennzeichnung bdquoPressldquo keinen Schutz vor unangenehmen Situationen

Diese fuumlnf Tage bereiten auf das Schlimmste vor Die Teil -

nehmerinnen und Teilnehmer werden beschossen aus ihrem Auto gezerrt oder sogar entfuumlhrt Das Ziel dieser realistischen Sze-narien auf dem Trainingsgelaumlnde der Bundeswehr im fraumlnkischen Hammelburg ist es Reporter auf den Einsatz in Kriegs- und Krisen-gebieten vorzubereiten Bundes-wehr-Redakteurin Ulrike Jenssen hat die Ausbildung mitgemacht Hier Teile ihres Tagebuchs

BG ETEM und Bundeswehr bieten spezielles Training fuumlr Journalisten in Krisengebieten

Seminare

Anleitung zum Uumlberleben

mensch amp arbeit

16 etem 012016

Tag 2 Achtung Granate Viele von uns tragen an diesem Morgen das erste Mal ei-ne ballistische Schutzweste der sogenannten Schutzklas-se 4 wie sie auch die Bundeswehrsoldaten in den Ein-satzgebieten tragen Die Weste wiegt zwoumllf Kilogramm weil sie mit schweren Platten aus einem speziellen Verbund-werkstoff verstaumlrkt ist Auszligerdem bekommen wir einen Helm und lernen dass der lediglich vor Splittern aber nicht zwin-gend vor direktem Beschuss schuumltzt

Wir sollen den Buumlrgermeister eines kleinen Dorfes in einer Krisenregion interview-en Mit meiner kleinen Gruppe ndash dem Tonassistenten der Kamerafrau und der Produzentin ndash laufe ich durch das Dorf Ploumltzlich fallen Schuumlsse Granate Sie faumlllt vor meine Fuumlszlige Ich habe Panik und renne weg Das sagt mir mein Instinkt

Soldaten wissen natuumlrlich dass ich mich in den maximal drei Sekunden bis eine scharfe Handgranate in einem echten Szenario explodiert waumlre kaum haumltte um-drehen koumlnnen Und schon gar nicht haumltte ich es geschafft mich aus dem Gefahrenra-dius in Sicherheit zu bringen Ich haumltte mich einfach nur hinschmeiszligen sollen Liebes Ta-gebuch Schon am zweiten Tag des Lehr-gangs bin ich das erste Mal tot Nachmittags fahren wir auf die Schieszlig-bahn Mit Gefechtsmunition wird uumlber unsere Koumlpfe hinweggeschossen Wir sollen heraus-houmlren wo sich die Schuumltzen aufhalten und ob wir uns vor oder hinter der Schusslinie befin-den Das ungeuumlbte Gehoumlr hat zunaumlchst keine Chance aber wir werden immer besser

Tag 3 Carjacking

Mit den weiszligen Kleinbussen fahren wir morgens wieder in das bdquoKrisenge-

bietldquo Auf dem Fahrzeug ist gut sichtbar das Schild bdquoPressldquo angebracht

doch auch heute wird unsere journalistische Unabhaumlngigkeit mit Sicher-

heit nicht respektiert werden Wir haben vor Fahrtbeginn eine Karte zur

Orientierung bekommen Fuumlr einen perfekten Reportage-Tag in der Krisen-

region werden uns auszligerdem ein Sprachmittler und ein Fahrer zur Seite

gestellt

Mehrere Checkpoints muumlssen passiert werden Die Durchsuchungen

lassen wir mit professioneller Distanz uumlber uns ergehen auch wenn sie

unangenehm sein koumlnnen bloszlig keinen Anlass geben Immer wieder will

man wissen wer wir sind und wohin wir wollen Die Grenze zwischen Be-

fragung und Verhoumlr ist flieszligend

Als wir gerade auf dem Weg zu einem Pressetermin sind wird unser

Fahrzeug von bewaffneten Maumlnnern umzingelt Carjacking Die Autos sind

weg und wir muumlssen uns zu Fuszlig durch den Wald zur naumlchsten Stadt durch-

schlagen Im einzigen Gasthaus muumlssen wir Verhandlungsgeschick bewei-

sen Man spricht weder Deutsch noch Englisch will

aber Bares sehen Fuumlr viel Geld gibt es

wenig Luxus Der Betonboden ist kalt

und die Raumlumlichkeiten sind nur maumlszligig

beheizt Bevor wir uns auf den Feldbet-

ten niederlassen teilen wir Wachen ein

Sicher ist sicher

Autodiebe uumlberfallen den Presse-Konvoi

Arme schoumln hochhalten Die Rollenspieler sind nicht zimperlich

mensch amp arbeit

17etem 012016

Vermummte stuumlrmen in die Herberge der Journalisten

Tag 4 Stunden der Ungewissheit

Von der unruhigen Nacht gezeichnet freuen sich morgens

alle auf einen heiszligen Kaffee und das Fruumlhstuumlck in der Her -

berge obwohl klar ist dass die naumlchste Uumlberraschung nicht

lange auf sich warten lassen wird Kaum ist der Kaffee ge -

trunken houmlren wir drauszligen auch schon Gewehrfeuer Alle

springen vom Fruumlhstuumlckstisch auf und rennen in Richtung

des Bunkers Der wird jedoch nicht schnell genug erreicht

Ein Dutzend schwerbewaffnete Vermummte ist bereits im

Haus Mit dieser Erstuumlrmung beginnt die Geiselnahme

die Ungewissheit hellip

Als es vorbei ist steht die Sicherheit an erster Stelle Psy -

chologen Sanitaumlter und der Lehrgangsleiter stehen bereit

um das Erlebte mit uns auszuwerten und gemeinsam zu ver-

stehen Alle sind wohlauf fuumlhlen sich mental gefestigt und

sind auch physisch noch einigermaszligen fit Abends ist Zeit

die Eindruumlcke zu ordnen und sich aus-

zutauschen Das

Erlebte bleibt ndash

ebenfalls aus Sicher-

heitsgruumlnden ndash

zwischen den Teilneh-

mern und wird nicht

berichtet

Tag 5 Sensibilisiert Der letzte Tag im Houmlrsaal Ein Sanitaumltsfeldwebel gibt uns praktische Tipps zur Wundschnellversorgung und erklaumlrt worauf es ankommt wenn man Schuss- und Brandverletzungen versorgen muss Und wie lautet eigentlich die Notrufnummer in diesem oder jenem Land Wo ist das naumlchste Krankenhaus Es sind einfache Fragen die man bereits vor der Reise in das Krisengebiet beantworten koumlnnen sollte Zeit fuumlr ein Fazit Viele fuumlhlen sich nun fuumlr kuumlnftige Reisen in Krisengebiete besser vorbereitet Einige meiner Kollegen sagen dass sie die Gefahr zuvor un-terschaumltzt und jetzt einen geschulteren Blick fuumlr De-tails haumltten Es stimmt Sensibilisiert fahre ich nach Hause und aufmerksamer als sonst betrachte ich den Wegesrand

Journalisten in Krisenregionen

Die BG ETEM versichert auch viele Journalisten Daher bietet sie dieses Seminar zusammen mit dem Bundesverteidigungsministerium Es wendet sich ausschlieszliglich an Journalistinnen und Journalisten die aus beruflichen Gruumlnden in Krisen- und Kriegsgebieten taumltig sind oder sich auf Einsaumltze in diesen Regionen vorberei-ten Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten des Personenschutzes oder von gemeinnuumltzigen Organisationen sind nicht zugelassen Ziel des Seminars Die Veranstaltung vermittelt in fuumlnf Tagen grund-legende Kenntnisse zum Umgang mit potenziel -len Gefahren fuumlr die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten Konkrete Gefaumlhrdungen sollen bewusst gemacht und moumlgliche Vermeidungs-strategien aufgezeigt werden Daruumlber hinaus bietet der Lehrgang eine Erste-Hilfe-Ausbildung und Hilfen zur Stressverarbeitung

Inhalt des Seminars Wirkung von Waffen Munition Kampfmitteln und Schutzmaszlignahmen

Erkennen und Vermeidung von Gefahren durch Minen und Sprengfallen

Verhalten in komplexen Situationen ein-schlieszliglich Gefangennahme

Lebensrettende Erstversorgung Verwundeter Zusammenarbeit zwischen Streitkraumlften und Journalisten im Einsatzland

Begleitung der Truppe bei Patrouillen und Schutzaufgaben

Psychische Belastungen und Praumlvention von Traumatisierungen

Versicherungsschutz durch die BG im In- und Ausland

Anmeldung bildung-wiesbadenbgetemde

Veranstaltungstermine 2016 im April Juli November und Dezember Ort Ausbildungs-zentrum der Bundeswehr in Hammelburg

rarr Info wwwbgetemde Webcode 14363753 Seminardatenbank Veranstaltungsnummer 146

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Waumlhrend der Dienstreise im Ausland geschieht ein Unfall Erste Hilfe ist

gefragt gegebenenfalls muumlssen Ver- sicherte zudem aumlrztlich versorgt werden Doch wie kommt man auf kuumlrzestem Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus

Um auch im Ausland optimale medizi-nische Versorgung gewaumlhrleisten zu koumln-nen hat die BG ETEM fuumlr ihre Versicherten gemeinsam mit der DRK Assistance einen 24-Stunden-Notruf eingerichtet Ein Anruf genuumlgt um etwa die schnelle Verlegung in ein geeignetes Krankenhaus vor Ort oder einen Krankenruumlcktransport zu or- ganisieren Die DRK Assistance bietet ein weltweites Netzwerk von Aumlrzten und Dienstleistern und kann nach der Unfall-meldung sofort Kontakt mit dem be- handelnden Arzt vor Ort aufnehmen So lassen sich Fragen zur Diagnose Qualitaumlt der Behandlung oder Kostenuumlbernahme kurzfristig klaumlren

Welches geeignete Arzneimittel steht im Ausland zur Verfuumlgung und wo sind deutsch- oder englischsprachige Aumlrzte zu finden Auch dazu koumlnnen Versicherte uumlber die Notfall-Hotline qualifiziert bera-ten werden

Auch wer beruflich im Ausland unterwegs ist kann auf den Schutz durch die BG ETEM zaumlhlen Eine Notfall-Hotline sichert Erreichbarkeit rund um die Uhr

Damit die Notrufnummer immer griffbereit ist bietet die BG ETEM spezielle Visiten-karten an (Bezugsmoumlglichkeiten unter info) Betriebe koumlnnen diese an ihre Beschaumlftigten vor Auslandsaufenthalten verteilen

Dokumentation Grundsaumltzlich muss die Berufsgenossen-schaft uumlber meldepflichtige Unfaumllle sofort informiert werden ndash auch wenn sie im

Notfall-Hotline der BG ETEM

Anruf genuumlgt

Ausland passieren Das gilt ebenfalls bei begruumlndetem Verdacht auf eine Berufs-krankheit Arbeitgeber nutzen dazu die-selben Formulare wie im Inland Schwere oder gar toumldliche Unfaumllle sind telefonisch zu melden

Nach der Ruumlckkehr Wenn Beschaumlftigte nach ihrer Ruumlckkehr noch medizinische Behandlung brauchen oder sie weiterhin arbeitsunfaumlhig sind muumlssen sie direkt den Durchgangsarzt aufsuchen Dabei empfiehlt es sich diesem saumlmtliche aumlrztlichen Berichte aus dem Ausland (wie z B den Medical Report siehe Infokasten links) vorzulegen Nur so kann sich der Arzt ein Bild uumlber die bisherige Versorgung machen und die Folgebehandlung darauf abstimmen

Wichtiger Hinweis Einige Krankheiten machen sich moumlglicherweise erst nach der Dienstreise bemerkbar manchmal sogar erst Monate spaumlter Bei Sympto-men wie beispielsweise ungeklaumlrtem Fieber oder anhaltenden Durchfaumlllen Hautveraumlnderungen Gelenkschwellungen Kopfschmerzen starkem Gewichtsverlust oder Lymphknotenschwellungen die etwa nach einem Tropen-Aufenthalt auftreten heiszligt es sofort zum Arzt Nancy Schmidt

rarr info Visitenkarte mit Notruf-

nummer der BG ETEM (siehe oben) als Download unter wwwbgetemde Webcode 11234792 oder per E-Mail

unter rehabgetemde

Medical Report

Im Medical Report dokumentiert der behandelnde Arzt eine aumlrztliche Behandlung im Ausland Er dient auch als Beweismittel fuumlr spaumltere Anspruumlche gegenuumlber der Sozial-versicherung Es empfiehlt sich betroffenen Mitarbeitern die Formulare zur Verfuumlgung zu stellen Bezug Kepnerdruck GmbH wwwkepnerdeA_20_Medical_ Reportpdf

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Wir wollen unsere Unfallquote halbie-renldquo Stefan Schirm Abteilungslei-

ter Umweltschutz und Arbeitssicherheit bei der BSH Hausgeraumlte GmbH in Traun-reut hat ehrgeizige Ziele Und er ist damit nicht allein Werksleitung Fuumlhrungskraumlf-te Betriebsrat und Beschaumlftigte ziehen an einem Strang

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Produktion ohne Unfaumllle war die Kampagne bdquo10 Goldene Regeln der Ar-beitssicherheitldquo im Jahr 2013 Neben Werksleiter Guumlnter Striegel und dem Be-triebsratsvorsitzenden Walter Waltrich standen zehn Manager des Standorts Pate fuumlr jeweils eine der Regeln Und das gleich mehrfach

Ein Kalender zeigte die Fuumlhrungskraumlfte auf monatlichen Fotos in privaten Situa- tionen ndash beim Bogenschieszligen Hecke- schneiden Radfahren oder Bergsteigen Dabei machten sie klar dass es sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit auf verantwortliches Handeln ankommt bdquoWir

Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

wollten eine Bruumlcke zwischen Privat- und Arbeitsleben schlagenldquo erlaumlutert Stefan Schirm bdquodenn Sicherheit spielt uumlberall ei-ne Rolleldquo

Die Regeln wurden so formuliert dass das bdquoIchldquo also jeder Einzelne als verant-wortlich Handelnder im Mittelpunkt steht bdquoWir haben ganz bewusst nicht formuliert was man sollte muumlsste oder nicht darf Wir sagen den Leuten Schaut auf euch selbst und eure Sicherheit Dann koumlnnt ihr euch auch um andere kuumlmmernldquo

Infomarkt fuumlr alle Beschaumlftigten Um die Bedeutung der zehn Regeln zu un-terstreichen gab es einen Informations-markt fuumlr alle Beschaumlftigten des Stand-orts An insgesamt 15 Terminen konnten sich jeweils 170 Kolleginnen und Kollegen an den zehn Informationsstaumlnden uumlber die einzelnen Regeln informieren Die Fuumlhrungskraumlfte selbst praumlsentierten an den einzelnen Staumlnden bdquoihreldquo Regel und diskutierten mit den Beschaumlftigten Fuumlr

Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

Stefan Schirm wirkte dies besonders uumlberzeugend auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Denn die Manager stan-den persoumlnlich fuumlr das Thema Arbeits- sicherheit ein

bdquoWir haben versucht da so viel Leben wie moumlglich reinzubringenldquo erinnert er sich Die Beschaumlftigten hatten etwa die Moumlglichkeit persoumlnliche Schutzausruumls-tung gleich am Stand auszuprobieren Das habe zu recht lebhaften Gespraumlchen gefuumlhrt Und selbst kritische Geister die meinten schon alles zu wissen und zu kennen seien zu uumlberzeugen gewesen bdquoSpaumltestens bei der dritten Station haben auch die mitgemachtldquo

Im Rahmen der Kampagne im Fruumlhjahr 2013 wurden 750 Kalender und Plakate gedruckt sowie zehn Informationsstaumlnde gestaltet Ergaumlnzend dazu gab es Artikel in der Mitarbeiterzeitung des Standorts sowie im Intranet des Unternehmens

Langfristiges Konzept Erste Wirkung zeigte die Kampagne rund ein halbes Jahr nach den Informationsver-anstaltungen bdquoIm Herbst und Winter hat-ten wir eine Phase von vier Monaten ohne einen einzigen Arbeitsunfall mit Ausfall-zeitenldquo erinnert sich Stefan Schirm Sonst seien es bis zu zwei Unfaumllle monatlich

Klaus Rabenstein Leiter Industrial Engineering trat fuumlr gegenseitige Ruumlcksichtnahme ein

Beim Info-Markt stellten sich die Manager der Diskussion mit den Beschaumlftigten

betrieb amp praxis

20 etem 012016

Der Mensch im Mittelpunkt

Die bdquo10 Goldenen Regeln der Ar-beitssicherheitldquo der BSH Hausgerauml-te GmbH in Traunreut stellen den einzelnen Beschaumlftigten in den Mit-telpunkt Jeder soll jederzeit in der Lage sein sich nach diesen Regeln zu verhalten 1 Ich achte stets auf meine eige-

ne Sicherheit und Gesundheit 2 Ich nehme Ruumlcksicht auf meine

Kollegen und mache sie auf ih-re Sicherheit aufmerksam

3 Ich informiere mich gut uumlber Arbeitssicherheit

4 Ich mache nur Arbeiten die ich sicher beherrsche

5 Ich verwende nur sichere Werk-zeuge und Maschinen die ich benutzen darf

6 Ich benutze immer die vorge-schriebene Schutzausruumlstung

7 Ich befolge alle Gebots- Ver-bots- und Warnzeichen

8 Ich achte besonders auf Stap-ler und andere Fahrzeuge

9 Ich beseitige Gefaumlhrdungen so-fort oder informiere umgehend meinen Vorgesetzten

10 Ich melde Unfaumllle sofort und lasse auch kleine Verletzungen behandeln

Entstanden ist die Kampagne letztlich aus einer Krise Als es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auch am Standort Traunreut Probleme gab wollten sich die Verantwortlichen nicht nur den uumlblichen Sparreflexen ergeben Sie entwi-ckelten das bdquoProgramm Traunreut 2020ldquo das neben vielen wirtschaftlichen Zielen auch Visionen fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement formulierte

bdquoDie lassen sich einfach zusammenfas-senldquo erklaumlrt Stefan Schirm bdquo100 Prozent gesunde Mitarbeiter und keine Unfaumllleldquo So soll zum Beispiel die Zahl der Arbeits-unfaumllle von sieben auf drei pro eine Milli-on Arbeitsstunden reduziert werden

Der Weg zu den zehn Regeln fuumlhrte auch uumlber ein Seminar der BG ETEM bei dem sich Fuumlhrungskraumlfte des Standorts mit dem verhaltensbedingten Arbeits-schutz auseinandersetzten Einen moumlgli-chen Ansatzpunkt zur weiteren Verbesse-rung des ohnehin schon guten Niveaus der Arbeitssicherheit identifizierten sie

darin klare Regeln zu formulieren und deren Einhaltung auch einzufordern Um dieses Ziel zu erreichen lassen Stefan Schirm und seine Kollegen auch nach der Kampagne von 2013 nicht locker

bdquoWir variieren die Themen immer wie-der derzeit unter dem Stichwort Arbeits-sicherheit 20lsquo machen Newsletter und Flyerldquo Die Fuumlhrungskraumlfte sprechen Ar-beitssicherheit und Gesundheitsschutz auch bei Betriebsversammlungen regel-maumlszligig an bdquoMan muss eben immer wieder neue Wege findenldquo

Weiter dran bleiben Am Standort Traunreut der BSH Hausgerauml-te GmbH entwickeln und produzieren uumlber 3000 Beschaumlftigte mehr als 22 Millionen Herde und Kochfelder pro Jahr Das Werks-gelaumlnde in der Naumlhe des Chiemsees ist so groszlig wie die Insel Mainau Die Fabrik um-fasst verschiedene Produktionsstufen von der Blechbearbeitung bis zur Endmontage der elektrischen Geraumlte und ist so Schirm

in der Produktionstiefe durchaus mit ei-nem Automobilwerk zu vergleichen Allein die Zunahme des Personalstands in den letzten Jahren macht deutlich dass Ar-beitssicherheit weiter ein zentrales Thema bleiben wird bdquoDie Kampagne war sicher mehr als ein Strohfeuerldquo ist sich Schirm sicher bdquodennoch muumlssen wir die Leute im-mer wieder wachruumlttelnldquo

rarr info wwwbsh-groupde Standort Traunreut

Der Leiter Produktmarketing auf der Leiter Lars Schubert praumlsentierte die vierte Regel bdquoIch mache nur Arbeiten die ich sicher beherrscheldquo

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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

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pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

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Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

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1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Schlafzeiten an freien Tagen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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etem 012016

wwwbgetemde twittercombg_etem

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  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

Tag 2 Achtung Granate Viele von uns tragen an diesem Morgen das erste Mal ei-ne ballistische Schutzweste der sogenannten Schutzklas-se 4 wie sie auch die Bundeswehrsoldaten in den Ein-satzgebieten tragen Die Weste wiegt zwoumllf Kilogramm weil sie mit schweren Platten aus einem speziellen Verbund-werkstoff verstaumlrkt ist Auszligerdem bekommen wir einen Helm und lernen dass der lediglich vor Splittern aber nicht zwin-gend vor direktem Beschuss schuumltzt

Wir sollen den Buumlrgermeister eines kleinen Dorfes in einer Krisenregion interview-en Mit meiner kleinen Gruppe ndash dem Tonassistenten der Kamerafrau und der Produzentin ndash laufe ich durch das Dorf Ploumltzlich fallen Schuumlsse Granate Sie faumlllt vor meine Fuumlszlige Ich habe Panik und renne weg Das sagt mir mein Instinkt

Soldaten wissen natuumlrlich dass ich mich in den maximal drei Sekunden bis eine scharfe Handgranate in einem echten Szenario explodiert waumlre kaum haumltte um-drehen koumlnnen Und schon gar nicht haumltte ich es geschafft mich aus dem Gefahrenra-dius in Sicherheit zu bringen Ich haumltte mich einfach nur hinschmeiszligen sollen Liebes Ta-gebuch Schon am zweiten Tag des Lehr-gangs bin ich das erste Mal tot Nachmittags fahren wir auf die Schieszlig-bahn Mit Gefechtsmunition wird uumlber unsere Koumlpfe hinweggeschossen Wir sollen heraus-houmlren wo sich die Schuumltzen aufhalten und ob wir uns vor oder hinter der Schusslinie befin-den Das ungeuumlbte Gehoumlr hat zunaumlchst keine Chance aber wir werden immer besser

Tag 3 Carjacking

Mit den weiszligen Kleinbussen fahren wir morgens wieder in das bdquoKrisenge-

bietldquo Auf dem Fahrzeug ist gut sichtbar das Schild bdquoPressldquo angebracht

doch auch heute wird unsere journalistische Unabhaumlngigkeit mit Sicher-

heit nicht respektiert werden Wir haben vor Fahrtbeginn eine Karte zur

Orientierung bekommen Fuumlr einen perfekten Reportage-Tag in der Krisen-

region werden uns auszligerdem ein Sprachmittler und ein Fahrer zur Seite

gestellt

Mehrere Checkpoints muumlssen passiert werden Die Durchsuchungen

lassen wir mit professioneller Distanz uumlber uns ergehen auch wenn sie

unangenehm sein koumlnnen bloszlig keinen Anlass geben Immer wieder will

man wissen wer wir sind und wohin wir wollen Die Grenze zwischen Be-

fragung und Verhoumlr ist flieszligend

Als wir gerade auf dem Weg zu einem Pressetermin sind wird unser

Fahrzeug von bewaffneten Maumlnnern umzingelt Carjacking Die Autos sind

weg und wir muumlssen uns zu Fuszlig durch den Wald zur naumlchsten Stadt durch-

schlagen Im einzigen Gasthaus muumlssen wir Verhandlungsgeschick bewei-

sen Man spricht weder Deutsch noch Englisch will

aber Bares sehen Fuumlr viel Geld gibt es

wenig Luxus Der Betonboden ist kalt

und die Raumlumlichkeiten sind nur maumlszligig

beheizt Bevor wir uns auf den Feldbet-

ten niederlassen teilen wir Wachen ein

Sicher ist sicher

Autodiebe uumlberfallen den Presse-Konvoi

Arme schoumln hochhalten Die Rollenspieler sind nicht zimperlich

mensch amp arbeit

17etem 012016

Vermummte stuumlrmen in die Herberge der Journalisten

Tag 4 Stunden der Ungewissheit

Von der unruhigen Nacht gezeichnet freuen sich morgens

alle auf einen heiszligen Kaffee und das Fruumlhstuumlck in der Her -

berge obwohl klar ist dass die naumlchste Uumlberraschung nicht

lange auf sich warten lassen wird Kaum ist der Kaffee ge -

trunken houmlren wir drauszligen auch schon Gewehrfeuer Alle

springen vom Fruumlhstuumlckstisch auf und rennen in Richtung

des Bunkers Der wird jedoch nicht schnell genug erreicht

Ein Dutzend schwerbewaffnete Vermummte ist bereits im

Haus Mit dieser Erstuumlrmung beginnt die Geiselnahme

die Ungewissheit hellip

Als es vorbei ist steht die Sicherheit an erster Stelle Psy -

chologen Sanitaumlter und der Lehrgangsleiter stehen bereit

um das Erlebte mit uns auszuwerten und gemeinsam zu ver-

stehen Alle sind wohlauf fuumlhlen sich mental gefestigt und

sind auch physisch noch einigermaszligen fit Abends ist Zeit

die Eindruumlcke zu ordnen und sich aus-

zutauschen Das

Erlebte bleibt ndash

ebenfalls aus Sicher-

heitsgruumlnden ndash

zwischen den Teilneh-

mern und wird nicht

berichtet

Tag 5 Sensibilisiert Der letzte Tag im Houmlrsaal Ein Sanitaumltsfeldwebel gibt uns praktische Tipps zur Wundschnellversorgung und erklaumlrt worauf es ankommt wenn man Schuss- und Brandverletzungen versorgen muss Und wie lautet eigentlich die Notrufnummer in diesem oder jenem Land Wo ist das naumlchste Krankenhaus Es sind einfache Fragen die man bereits vor der Reise in das Krisengebiet beantworten koumlnnen sollte Zeit fuumlr ein Fazit Viele fuumlhlen sich nun fuumlr kuumlnftige Reisen in Krisengebiete besser vorbereitet Einige meiner Kollegen sagen dass sie die Gefahr zuvor un-terschaumltzt und jetzt einen geschulteren Blick fuumlr De-tails haumltten Es stimmt Sensibilisiert fahre ich nach Hause und aufmerksamer als sonst betrachte ich den Wegesrand

Journalisten in Krisenregionen

Die BG ETEM versichert auch viele Journalisten Daher bietet sie dieses Seminar zusammen mit dem Bundesverteidigungsministerium Es wendet sich ausschlieszliglich an Journalistinnen und Journalisten die aus beruflichen Gruumlnden in Krisen- und Kriegsgebieten taumltig sind oder sich auf Einsaumltze in diesen Regionen vorberei-ten Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten des Personenschutzes oder von gemeinnuumltzigen Organisationen sind nicht zugelassen Ziel des Seminars Die Veranstaltung vermittelt in fuumlnf Tagen grund-legende Kenntnisse zum Umgang mit potenziel -len Gefahren fuumlr die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten Konkrete Gefaumlhrdungen sollen bewusst gemacht und moumlgliche Vermeidungs-strategien aufgezeigt werden Daruumlber hinaus bietet der Lehrgang eine Erste-Hilfe-Ausbildung und Hilfen zur Stressverarbeitung

Inhalt des Seminars Wirkung von Waffen Munition Kampfmitteln und Schutzmaszlignahmen

Erkennen und Vermeidung von Gefahren durch Minen und Sprengfallen

Verhalten in komplexen Situationen ein-schlieszliglich Gefangennahme

Lebensrettende Erstversorgung Verwundeter Zusammenarbeit zwischen Streitkraumlften und Journalisten im Einsatzland

Begleitung der Truppe bei Patrouillen und Schutzaufgaben

Psychische Belastungen und Praumlvention von Traumatisierungen

Versicherungsschutz durch die BG im In- und Ausland

Anmeldung bildung-wiesbadenbgetemde

Veranstaltungstermine 2016 im April Juli November und Dezember Ort Ausbildungs-zentrum der Bundeswehr in Hammelburg

rarr Info wwwbgetemde Webcode 14363753 Seminardatenbank Veranstaltungsnummer 146

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Waumlhrend der Dienstreise im Ausland geschieht ein Unfall Erste Hilfe ist

gefragt gegebenenfalls muumlssen Ver- sicherte zudem aumlrztlich versorgt werden Doch wie kommt man auf kuumlrzestem Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus

Um auch im Ausland optimale medizi-nische Versorgung gewaumlhrleisten zu koumln-nen hat die BG ETEM fuumlr ihre Versicherten gemeinsam mit der DRK Assistance einen 24-Stunden-Notruf eingerichtet Ein Anruf genuumlgt um etwa die schnelle Verlegung in ein geeignetes Krankenhaus vor Ort oder einen Krankenruumlcktransport zu or- ganisieren Die DRK Assistance bietet ein weltweites Netzwerk von Aumlrzten und Dienstleistern und kann nach der Unfall-meldung sofort Kontakt mit dem be- handelnden Arzt vor Ort aufnehmen So lassen sich Fragen zur Diagnose Qualitaumlt der Behandlung oder Kostenuumlbernahme kurzfristig klaumlren

Welches geeignete Arzneimittel steht im Ausland zur Verfuumlgung und wo sind deutsch- oder englischsprachige Aumlrzte zu finden Auch dazu koumlnnen Versicherte uumlber die Notfall-Hotline qualifiziert bera-ten werden

Auch wer beruflich im Ausland unterwegs ist kann auf den Schutz durch die BG ETEM zaumlhlen Eine Notfall-Hotline sichert Erreichbarkeit rund um die Uhr

Damit die Notrufnummer immer griffbereit ist bietet die BG ETEM spezielle Visiten-karten an (Bezugsmoumlglichkeiten unter info) Betriebe koumlnnen diese an ihre Beschaumlftigten vor Auslandsaufenthalten verteilen

Dokumentation Grundsaumltzlich muss die Berufsgenossen-schaft uumlber meldepflichtige Unfaumllle sofort informiert werden ndash auch wenn sie im

Notfall-Hotline der BG ETEM

Anruf genuumlgt

Ausland passieren Das gilt ebenfalls bei begruumlndetem Verdacht auf eine Berufs-krankheit Arbeitgeber nutzen dazu die-selben Formulare wie im Inland Schwere oder gar toumldliche Unfaumllle sind telefonisch zu melden

Nach der Ruumlckkehr Wenn Beschaumlftigte nach ihrer Ruumlckkehr noch medizinische Behandlung brauchen oder sie weiterhin arbeitsunfaumlhig sind muumlssen sie direkt den Durchgangsarzt aufsuchen Dabei empfiehlt es sich diesem saumlmtliche aumlrztlichen Berichte aus dem Ausland (wie z B den Medical Report siehe Infokasten links) vorzulegen Nur so kann sich der Arzt ein Bild uumlber die bisherige Versorgung machen und die Folgebehandlung darauf abstimmen

Wichtiger Hinweis Einige Krankheiten machen sich moumlglicherweise erst nach der Dienstreise bemerkbar manchmal sogar erst Monate spaumlter Bei Sympto-men wie beispielsweise ungeklaumlrtem Fieber oder anhaltenden Durchfaumlllen Hautveraumlnderungen Gelenkschwellungen Kopfschmerzen starkem Gewichtsverlust oder Lymphknotenschwellungen die etwa nach einem Tropen-Aufenthalt auftreten heiszligt es sofort zum Arzt Nancy Schmidt

rarr info Visitenkarte mit Notruf-

nummer der BG ETEM (siehe oben) als Download unter wwwbgetemde Webcode 11234792 oder per E-Mail

unter rehabgetemde

Medical Report

Im Medical Report dokumentiert der behandelnde Arzt eine aumlrztliche Behandlung im Ausland Er dient auch als Beweismittel fuumlr spaumltere Anspruumlche gegenuumlber der Sozial-versicherung Es empfiehlt sich betroffenen Mitarbeitern die Formulare zur Verfuumlgung zu stellen Bezug Kepnerdruck GmbH wwwkepnerdeA_20_Medical_ Reportpdf

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Wir wollen unsere Unfallquote halbie-renldquo Stefan Schirm Abteilungslei-

ter Umweltschutz und Arbeitssicherheit bei der BSH Hausgeraumlte GmbH in Traun-reut hat ehrgeizige Ziele Und er ist damit nicht allein Werksleitung Fuumlhrungskraumlf-te Betriebsrat und Beschaumlftigte ziehen an einem Strang

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Produktion ohne Unfaumllle war die Kampagne bdquo10 Goldene Regeln der Ar-beitssicherheitldquo im Jahr 2013 Neben Werksleiter Guumlnter Striegel und dem Be-triebsratsvorsitzenden Walter Waltrich standen zehn Manager des Standorts Pate fuumlr jeweils eine der Regeln Und das gleich mehrfach

Ein Kalender zeigte die Fuumlhrungskraumlfte auf monatlichen Fotos in privaten Situa- tionen ndash beim Bogenschieszligen Hecke- schneiden Radfahren oder Bergsteigen Dabei machten sie klar dass es sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit auf verantwortliches Handeln ankommt bdquoWir

Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

wollten eine Bruumlcke zwischen Privat- und Arbeitsleben schlagenldquo erlaumlutert Stefan Schirm bdquodenn Sicherheit spielt uumlberall ei-ne Rolleldquo

Die Regeln wurden so formuliert dass das bdquoIchldquo also jeder Einzelne als verant-wortlich Handelnder im Mittelpunkt steht bdquoWir haben ganz bewusst nicht formuliert was man sollte muumlsste oder nicht darf Wir sagen den Leuten Schaut auf euch selbst und eure Sicherheit Dann koumlnnt ihr euch auch um andere kuumlmmernldquo

Infomarkt fuumlr alle Beschaumlftigten Um die Bedeutung der zehn Regeln zu un-terstreichen gab es einen Informations-markt fuumlr alle Beschaumlftigten des Stand-orts An insgesamt 15 Terminen konnten sich jeweils 170 Kolleginnen und Kollegen an den zehn Informationsstaumlnden uumlber die einzelnen Regeln informieren Die Fuumlhrungskraumlfte selbst praumlsentierten an den einzelnen Staumlnden bdquoihreldquo Regel und diskutierten mit den Beschaumlftigten Fuumlr

Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

Stefan Schirm wirkte dies besonders uumlberzeugend auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Denn die Manager stan-den persoumlnlich fuumlr das Thema Arbeits- sicherheit ein

bdquoWir haben versucht da so viel Leben wie moumlglich reinzubringenldquo erinnert er sich Die Beschaumlftigten hatten etwa die Moumlglichkeit persoumlnliche Schutzausruumls-tung gleich am Stand auszuprobieren Das habe zu recht lebhaften Gespraumlchen gefuumlhrt Und selbst kritische Geister die meinten schon alles zu wissen und zu kennen seien zu uumlberzeugen gewesen bdquoSpaumltestens bei der dritten Station haben auch die mitgemachtldquo

Im Rahmen der Kampagne im Fruumlhjahr 2013 wurden 750 Kalender und Plakate gedruckt sowie zehn Informationsstaumlnde gestaltet Ergaumlnzend dazu gab es Artikel in der Mitarbeiterzeitung des Standorts sowie im Intranet des Unternehmens

Langfristiges Konzept Erste Wirkung zeigte die Kampagne rund ein halbes Jahr nach den Informationsver-anstaltungen bdquoIm Herbst und Winter hat-ten wir eine Phase von vier Monaten ohne einen einzigen Arbeitsunfall mit Ausfall-zeitenldquo erinnert sich Stefan Schirm Sonst seien es bis zu zwei Unfaumllle monatlich

Klaus Rabenstein Leiter Industrial Engineering trat fuumlr gegenseitige Ruumlcksichtnahme ein

Beim Info-Markt stellten sich die Manager der Diskussion mit den Beschaumlftigten

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Der Mensch im Mittelpunkt

Die bdquo10 Goldenen Regeln der Ar-beitssicherheitldquo der BSH Hausgerauml-te GmbH in Traunreut stellen den einzelnen Beschaumlftigten in den Mit-telpunkt Jeder soll jederzeit in der Lage sein sich nach diesen Regeln zu verhalten 1 Ich achte stets auf meine eige-

ne Sicherheit und Gesundheit 2 Ich nehme Ruumlcksicht auf meine

Kollegen und mache sie auf ih-re Sicherheit aufmerksam

3 Ich informiere mich gut uumlber Arbeitssicherheit

4 Ich mache nur Arbeiten die ich sicher beherrsche

5 Ich verwende nur sichere Werk-zeuge und Maschinen die ich benutzen darf

6 Ich benutze immer die vorge-schriebene Schutzausruumlstung

7 Ich befolge alle Gebots- Ver-bots- und Warnzeichen

8 Ich achte besonders auf Stap-ler und andere Fahrzeuge

9 Ich beseitige Gefaumlhrdungen so-fort oder informiere umgehend meinen Vorgesetzten

10 Ich melde Unfaumllle sofort und lasse auch kleine Verletzungen behandeln

Entstanden ist die Kampagne letztlich aus einer Krise Als es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auch am Standort Traunreut Probleme gab wollten sich die Verantwortlichen nicht nur den uumlblichen Sparreflexen ergeben Sie entwi-ckelten das bdquoProgramm Traunreut 2020ldquo das neben vielen wirtschaftlichen Zielen auch Visionen fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement formulierte

bdquoDie lassen sich einfach zusammenfas-senldquo erklaumlrt Stefan Schirm bdquo100 Prozent gesunde Mitarbeiter und keine Unfaumllleldquo So soll zum Beispiel die Zahl der Arbeits-unfaumllle von sieben auf drei pro eine Milli-on Arbeitsstunden reduziert werden

Der Weg zu den zehn Regeln fuumlhrte auch uumlber ein Seminar der BG ETEM bei dem sich Fuumlhrungskraumlfte des Standorts mit dem verhaltensbedingten Arbeits-schutz auseinandersetzten Einen moumlgli-chen Ansatzpunkt zur weiteren Verbesse-rung des ohnehin schon guten Niveaus der Arbeitssicherheit identifizierten sie

darin klare Regeln zu formulieren und deren Einhaltung auch einzufordern Um dieses Ziel zu erreichen lassen Stefan Schirm und seine Kollegen auch nach der Kampagne von 2013 nicht locker

bdquoWir variieren die Themen immer wie-der derzeit unter dem Stichwort Arbeits-sicherheit 20lsquo machen Newsletter und Flyerldquo Die Fuumlhrungskraumlfte sprechen Ar-beitssicherheit und Gesundheitsschutz auch bei Betriebsversammlungen regel-maumlszligig an bdquoMan muss eben immer wieder neue Wege findenldquo

Weiter dran bleiben Am Standort Traunreut der BSH Hausgerauml-te GmbH entwickeln und produzieren uumlber 3000 Beschaumlftigte mehr als 22 Millionen Herde und Kochfelder pro Jahr Das Werks-gelaumlnde in der Naumlhe des Chiemsees ist so groszlig wie die Insel Mainau Die Fabrik um-fasst verschiedene Produktionsstufen von der Blechbearbeitung bis zur Endmontage der elektrischen Geraumlte und ist so Schirm

in der Produktionstiefe durchaus mit ei-nem Automobilwerk zu vergleichen Allein die Zunahme des Personalstands in den letzten Jahren macht deutlich dass Ar-beitssicherheit weiter ein zentrales Thema bleiben wird bdquoDie Kampagne war sicher mehr als ein Strohfeuerldquo ist sich Schirm sicher bdquodennoch muumlssen wir die Leute im-mer wieder wachruumlttelnldquo

rarr info wwwbsh-groupde Standort Traunreut

Der Leiter Produktmarketing auf der Leiter Lars Schubert praumlsentierte die vierte Regel bdquoIch mache nur Arbeiten die ich sicher beherrscheldquo

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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

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pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

27etem 012016

Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

28 etem 012016

1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Schlafzeiten an freien Tagen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

service

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
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                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

Vermummte stuumlrmen in die Herberge der Journalisten

Tag 4 Stunden der Ungewissheit

Von der unruhigen Nacht gezeichnet freuen sich morgens

alle auf einen heiszligen Kaffee und das Fruumlhstuumlck in der Her -

berge obwohl klar ist dass die naumlchste Uumlberraschung nicht

lange auf sich warten lassen wird Kaum ist der Kaffee ge -

trunken houmlren wir drauszligen auch schon Gewehrfeuer Alle

springen vom Fruumlhstuumlckstisch auf und rennen in Richtung

des Bunkers Der wird jedoch nicht schnell genug erreicht

Ein Dutzend schwerbewaffnete Vermummte ist bereits im

Haus Mit dieser Erstuumlrmung beginnt die Geiselnahme

die Ungewissheit hellip

Als es vorbei ist steht die Sicherheit an erster Stelle Psy -

chologen Sanitaumlter und der Lehrgangsleiter stehen bereit

um das Erlebte mit uns auszuwerten und gemeinsam zu ver-

stehen Alle sind wohlauf fuumlhlen sich mental gefestigt und

sind auch physisch noch einigermaszligen fit Abends ist Zeit

die Eindruumlcke zu ordnen und sich aus-

zutauschen Das

Erlebte bleibt ndash

ebenfalls aus Sicher-

heitsgruumlnden ndash

zwischen den Teilneh-

mern und wird nicht

berichtet

Tag 5 Sensibilisiert Der letzte Tag im Houmlrsaal Ein Sanitaumltsfeldwebel gibt uns praktische Tipps zur Wundschnellversorgung und erklaumlrt worauf es ankommt wenn man Schuss- und Brandverletzungen versorgen muss Und wie lautet eigentlich die Notrufnummer in diesem oder jenem Land Wo ist das naumlchste Krankenhaus Es sind einfache Fragen die man bereits vor der Reise in das Krisengebiet beantworten koumlnnen sollte Zeit fuumlr ein Fazit Viele fuumlhlen sich nun fuumlr kuumlnftige Reisen in Krisengebiete besser vorbereitet Einige meiner Kollegen sagen dass sie die Gefahr zuvor un-terschaumltzt und jetzt einen geschulteren Blick fuumlr De-tails haumltten Es stimmt Sensibilisiert fahre ich nach Hause und aufmerksamer als sonst betrachte ich den Wegesrand

Journalisten in Krisenregionen

Die BG ETEM versichert auch viele Journalisten Daher bietet sie dieses Seminar zusammen mit dem Bundesverteidigungsministerium Es wendet sich ausschlieszliglich an Journalistinnen und Journalisten die aus beruflichen Gruumlnden in Krisen- und Kriegsgebieten taumltig sind oder sich auf Einsaumltze in diesen Regionen vorberei-ten Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten des Personenschutzes oder von gemeinnuumltzigen Organisationen sind nicht zugelassen Ziel des Seminars Die Veranstaltung vermittelt in fuumlnf Tagen grund-legende Kenntnisse zum Umgang mit potenziel -len Gefahren fuumlr die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten Konkrete Gefaumlhrdungen sollen bewusst gemacht und moumlgliche Vermeidungs-strategien aufgezeigt werden Daruumlber hinaus bietet der Lehrgang eine Erste-Hilfe-Ausbildung und Hilfen zur Stressverarbeitung

Inhalt des Seminars Wirkung von Waffen Munition Kampfmitteln und Schutzmaszlignahmen

Erkennen und Vermeidung von Gefahren durch Minen und Sprengfallen

Verhalten in komplexen Situationen ein-schlieszliglich Gefangennahme

Lebensrettende Erstversorgung Verwundeter Zusammenarbeit zwischen Streitkraumlften und Journalisten im Einsatzland

Begleitung der Truppe bei Patrouillen und Schutzaufgaben

Psychische Belastungen und Praumlvention von Traumatisierungen

Versicherungsschutz durch die BG im In- und Ausland

Anmeldung bildung-wiesbadenbgetemde

Veranstaltungstermine 2016 im April Juli November und Dezember Ort Ausbildungs-zentrum der Bundeswehr in Hammelburg

rarr Info wwwbgetemde Webcode 14363753 Seminardatenbank Veranstaltungsnummer 146

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mensch amp arbeit

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Waumlhrend der Dienstreise im Ausland geschieht ein Unfall Erste Hilfe ist

gefragt gegebenenfalls muumlssen Ver- sicherte zudem aumlrztlich versorgt werden Doch wie kommt man auf kuumlrzestem Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus

Um auch im Ausland optimale medizi-nische Versorgung gewaumlhrleisten zu koumln-nen hat die BG ETEM fuumlr ihre Versicherten gemeinsam mit der DRK Assistance einen 24-Stunden-Notruf eingerichtet Ein Anruf genuumlgt um etwa die schnelle Verlegung in ein geeignetes Krankenhaus vor Ort oder einen Krankenruumlcktransport zu or- ganisieren Die DRK Assistance bietet ein weltweites Netzwerk von Aumlrzten und Dienstleistern und kann nach der Unfall-meldung sofort Kontakt mit dem be- handelnden Arzt vor Ort aufnehmen So lassen sich Fragen zur Diagnose Qualitaumlt der Behandlung oder Kostenuumlbernahme kurzfristig klaumlren

Welches geeignete Arzneimittel steht im Ausland zur Verfuumlgung und wo sind deutsch- oder englischsprachige Aumlrzte zu finden Auch dazu koumlnnen Versicherte uumlber die Notfall-Hotline qualifiziert bera-ten werden

Auch wer beruflich im Ausland unterwegs ist kann auf den Schutz durch die BG ETEM zaumlhlen Eine Notfall-Hotline sichert Erreichbarkeit rund um die Uhr

Damit die Notrufnummer immer griffbereit ist bietet die BG ETEM spezielle Visiten-karten an (Bezugsmoumlglichkeiten unter info) Betriebe koumlnnen diese an ihre Beschaumlftigten vor Auslandsaufenthalten verteilen

Dokumentation Grundsaumltzlich muss die Berufsgenossen-schaft uumlber meldepflichtige Unfaumllle sofort informiert werden ndash auch wenn sie im

Notfall-Hotline der BG ETEM

Anruf genuumlgt

Ausland passieren Das gilt ebenfalls bei begruumlndetem Verdacht auf eine Berufs-krankheit Arbeitgeber nutzen dazu die-selben Formulare wie im Inland Schwere oder gar toumldliche Unfaumllle sind telefonisch zu melden

Nach der Ruumlckkehr Wenn Beschaumlftigte nach ihrer Ruumlckkehr noch medizinische Behandlung brauchen oder sie weiterhin arbeitsunfaumlhig sind muumlssen sie direkt den Durchgangsarzt aufsuchen Dabei empfiehlt es sich diesem saumlmtliche aumlrztlichen Berichte aus dem Ausland (wie z B den Medical Report siehe Infokasten links) vorzulegen Nur so kann sich der Arzt ein Bild uumlber die bisherige Versorgung machen und die Folgebehandlung darauf abstimmen

Wichtiger Hinweis Einige Krankheiten machen sich moumlglicherweise erst nach der Dienstreise bemerkbar manchmal sogar erst Monate spaumlter Bei Sympto-men wie beispielsweise ungeklaumlrtem Fieber oder anhaltenden Durchfaumlllen Hautveraumlnderungen Gelenkschwellungen Kopfschmerzen starkem Gewichtsverlust oder Lymphknotenschwellungen die etwa nach einem Tropen-Aufenthalt auftreten heiszligt es sofort zum Arzt Nancy Schmidt

rarr info Visitenkarte mit Notruf-

nummer der BG ETEM (siehe oben) als Download unter wwwbgetemde Webcode 11234792 oder per E-Mail

unter rehabgetemde

Medical Report

Im Medical Report dokumentiert der behandelnde Arzt eine aumlrztliche Behandlung im Ausland Er dient auch als Beweismittel fuumlr spaumltere Anspruumlche gegenuumlber der Sozial-versicherung Es empfiehlt sich betroffenen Mitarbeitern die Formulare zur Verfuumlgung zu stellen Bezug Kepnerdruck GmbH wwwkepnerdeA_20_Medical_ Reportpdf

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Wir wollen unsere Unfallquote halbie-renldquo Stefan Schirm Abteilungslei-

ter Umweltschutz und Arbeitssicherheit bei der BSH Hausgeraumlte GmbH in Traun-reut hat ehrgeizige Ziele Und er ist damit nicht allein Werksleitung Fuumlhrungskraumlf-te Betriebsrat und Beschaumlftigte ziehen an einem Strang

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Produktion ohne Unfaumllle war die Kampagne bdquo10 Goldene Regeln der Ar-beitssicherheitldquo im Jahr 2013 Neben Werksleiter Guumlnter Striegel und dem Be-triebsratsvorsitzenden Walter Waltrich standen zehn Manager des Standorts Pate fuumlr jeweils eine der Regeln Und das gleich mehrfach

Ein Kalender zeigte die Fuumlhrungskraumlfte auf monatlichen Fotos in privaten Situa- tionen ndash beim Bogenschieszligen Hecke- schneiden Radfahren oder Bergsteigen Dabei machten sie klar dass es sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit auf verantwortliches Handeln ankommt bdquoWir

Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

wollten eine Bruumlcke zwischen Privat- und Arbeitsleben schlagenldquo erlaumlutert Stefan Schirm bdquodenn Sicherheit spielt uumlberall ei-ne Rolleldquo

Die Regeln wurden so formuliert dass das bdquoIchldquo also jeder Einzelne als verant-wortlich Handelnder im Mittelpunkt steht bdquoWir haben ganz bewusst nicht formuliert was man sollte muumlsste oder nicht darf Wir sagen den Leuten Schaut auf euch selbst und eure Sicherheit Dann koumlnnt ihr euch auch um andere kuumlmmernldquo

Infomarkt fuumlr alle Beschaumlftigten Um die Bedeutung der zehn Regeln zu un-terstreichen gab es einen Informations-markt fuumlr alle Beschaumlftigten des Stand-orts An insgesamt 15 Terminen konnten sich jeweils 170 Kolleginnen und Kollegen an den zehn Informationsstaumlnden uumlber die einzelnen Regeln informieren Die Fuumlhrungskraumlfte selbst praumlsentierten an den einzelnen Staumlnden bdquoihreldquo Regel und diskutierten mit den Beschaumlftigten Fuumlr

Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

Stefan Schirm wirkte dies besonders uumlberzeugend auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Denn die Manager stan-den persoumlnlich fuumlr das Thema Arbeits- sicherheit ein

bdquoWir haben versucht da so viel Leben wie moumlglich reinzubringenldquo erinnert er sich Die Beschaumlftigten hatten etwa die Moumlglichkeit persoumlnliche Schutzausruumls-tung gleich am Stand auszuprobieren Das habe zu recht lebhaften Gespraumlchen gefuumlhrt Und selbst kritische Geister die meinten schon alles zu wissen und zu kennen seien zu uumlberzeugen gewesen bdquoSpaumltestens bei der dritten Station haben auch die mitgemachtldquo

Im Rahmen der Kampagne im Fruumlhjahr 2013 wurden 750 Kalender und Plakate gedruckt sowie zehn Informationsstaumlnde gestaltet Ergaumlnzend dazu gab es Artikel in der Mitarbeiterzeitung des Standorts sowie im Intranet des Unternehmens

Langfristiges Konzept Erste Wirkung zeigte die Kampagne rund ein halbes Jahr nach den Informationsver-anstaltungen bdquoIm Herbst und Winter hat-ten wir eine Phase von vier Monaten ohne einen einzigen Arbeitsunfall mit Ausfall-zeitenldquo erinnert sich Stefan Schirm Sonst seien es bis zu zwei Unfaumllle monatlich

Klaus Rabenstein Leiter Industrial Engineering trat fuumlr gegenseitige Ruumlcksichtnahme ein

Beim Info-Markt stellten sich die Manager der Diskussion mit den Beschaumlftigten

betrieb amp praxis

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Der Mensch im Mittelpunkt

Die bdquo10 Goldenen Regeln der Ar-beitssicherheitldquo der BSH Hausgerauml-te GmbH in Traunreut stellen den einzelnen Beschaumlftigten in den Mit-telpunkt Jeder soll jederzeit in der Lage sein sich nach diesen Regeln zu verhalten 1 Ich achte stets auf meine eige-

ne Sicherheit und Gesundheit 2 Ich nehme Ruumlcksicht auf meine

Kollegen und mache sie auf ih-re Sicherheit aufmerksam

3 Ich informiere mich gut uumlber Arbeitssicherheit

4 Ich mache nur Arbeiten die ich sicher beherrsche

5 Ich verwende nur sichere Werk-zeuge und Maschinen die ich benutzen darf

6 Ich benutze immer die vorge-schriebene Schutzausruumlstung

7 Ich befolge alle Gebots- Ver-bots- und Warnzeichen

8 Ich achte besonders auf Stap-ler und andere Fahrzeuge

9 Ich beseitige Gefaumlhrdungen so-fort oder informiere umgehend meinen Vorgesetzten

10 Ich melde Unfaumllle sofort und lasse auch kleine Verletzungen behandeln

Entstanden ist die Kampagne letztlich aus einer Krise Als es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auch am Standort Traunreut Probleme gab wollten sich die Verantwortlichen nicht nur den uumlblichen Sparreflexen ergeben Sie entwi-ckelten das bdquoProgramm Traunreut 2020ldquo das neben vielen wirtschaftlichen Zielen auch Visionen fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement formulierte

bdquoDie lassen sich einfach zusammenfas-senldquo erklaumlrt Stefan Schirm bdquo100 Prozent gesunde Mitarbeiter und keine Unfaumllleldquo So soll zum Beispiel die Zahl der Arbeits-unfaumllle von sieben auf drei pro eine Milli-on Arbeitsstunden reduziert werden

Der Weg zu den zehn Regeln fuumlhrte auch uumlber ein Seminar der BG ETEM bei dem sich Fuumlhrungskraumlfte des Standorts mit dem verhaltensbedingten Arbeits-schutz auseinandersetzten Einen moumlgli-chen Ansatzpunkt zur weiteren Verbesse-rung des ohnehin schon guten Niveaus der Arbeitssicherheit identifizierten sie

darin klare Regeln zu formulieren und deren Einhaltung auch einzufordern Um dieses Ziel zu erreichen lassen Stefan Schirm und seine Kollegen auch nach der Kampagne von 2013 nicht locker

bdquoWir variieren die Themen immer wie-der derzeit unter dem Stichwort Arbeits-sicherheit 20lsquo machen Newsletter und Flyerldquo Die Fuumlhrungskraumlfte sprechen Ar-beitssicherheit und Gesundheitsschutz auch bei Betriebsversammlungen regel-maumlszligig an bdquoMan muss eben immer wieder neue Wege findenldquo

Weiter dran bleiben Am Standort Traunreut der BSH Hausgerauml-te GmbH entwickeln und produzieren uumlber 3000 Beschaumlftigte mehr als 22 Millionen Herde und Kochfelder pro Jahr Das Werks-gelaumlnde in der Naumlhe des Chiemsees ist so groszlig wie die Insel Mainau Die Fabrik um-fasst verschiedene Produktionsstufen von der Blechbearbeitung bis zur Endmontage der elektrischen Geraumlte und ist so Schirm

in der Produktionstiefe durchaus mit ei-nem Automobilwerk zu vergleichen Allein die Zunahme des Personalstands in den letzten Jahren macht deutlich dass Ar-beitssicherheit weiter ein zentrales Thema bleiben wird bdquoDie Kampagne war sicher mehr als ein Strohfeuerldquo ist sich Schirm sicher bdquodennoch muumlssen wir die Leute im-mer wieder wachruumlttelnldquo

rarr info wwwbsh-groupde Standort Traunreut

Der Leiter Produktmarketing auf der Leiter Lars Schubert praumlsentierte die vierte Regel bdquoIch mache nur Arbeiten die ich sicher beherrscheldquo

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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

betrieb amp praxis

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

betrieb amp praxis

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pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

betrieb amp praxis

26 etem 012016

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

27etem 012016

Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

28 etem 012016

1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

service

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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wwwbgetemde twittercombg_etem

bg_etemyoutubecomdiebgetem xingtobgetem wwwbgetemde

Webcode 13671559

  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
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                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

Waumlhrend der Dienstreise im Ausland geschieht ein Unfall Erste Hilfe ist

gefragt gegebenenfalls muumlssen Ver- sicherte zudem aumlrztlich versorgt werden Doch wie kommt man auf kuumlrzestem Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus

Um auch im Ausland optimale medizi-nische Versorgung gewaumlhrleisten zu koumln-nen hat die BG ETEM fuumlr ihre Versicherten gemeinsam mit der DRK Assistance einen 24-Stunden-Notruf eingerichtet Ein Anruf genuumlgt um etwa die schnelle Verlegung in ein geeignetes Krankenhaus vor Ort oder einen Krankenruumlcktransport zu or- ganisieren Die DRK Assistance bietet ein weltweites Netzwerk von Aumlrzten und Dienstleistern und kann nach der Unfall-meldung sofort Kontakt mit dem be- handelnden Arzt vor Ort aufnehmen So lassen sich Fragen zur Diagnose Qualitaumlt der Behandlung oder Kostenuumlbernahme kurzfristig klaumlren

Welches geeignete Arzneimittel steht im Ausland zur Verfuumlgung und wo sind deutsch- oder englischsprachige Aumlrzte zu finden Auch dazu koumlnnen Versicherte uumlber die Notfall-Hotline qualifiziert bera-ten werden

Auch wer beruflich im Ausland unterwegs ist kann auf den Schutz durch die BG ETEM zaumlhlen Eine Notfall-Hotline sichert Erreichbarkeit rund um die Uhr

Damit die Notrufnummer immer griffbereit ist bietet die BG ETEM spezielle Visiten-karten an (Bezugsmoumlglichkeiten unter info) Betriebe koumlnnen diese an ihre Beschaumlftigten vor Auslandsaufenthalten verteilen

Dokumentation Grundsaumltzlich muss die Berufsgenossen-schaft uumlber meldepflichtige Unfaumllle sofort informiert werden ndash auch wenn sie im

Notfall-Hotline der BG ETEM

Anruf genuumlgt

Ausland passieren Das gilt ebenfalls bei begruumlndetem Verdacht auf eine Berufs-krankheit Arbeitgeber nutzen dazu die-selben Formulare wie im Inland Schwere oder gar toumldliche Unfaumllle sind telefonisch zu melden

Nach der Ruumlckkehr Wenn Beschaumlftigte nach ihrer Ruumlckkehr noch medizinische Behandlung brauchen oder sie weiterhin arbeitsunfaumlhig sind muumlssen sie direkt den Durchgangsarzt aufsuchen Dabei empfiehlt es sich diesem saumlmtliche aumlrztlichen Berichte aus dem Ausland (wie z B den Medical Report siehe Infokasten links) vorzulegen Nur so kann sich der Arzt ein Bild uumlber die bisherige Versorgung machen und die Folgebehandlung darauf abstimmen

Wichtiger Hinweis Einige Krankheiten machen sich moumlglicherweise erst nach der Dienstreise bemerkbar manchmal sogar erst Monate spaumlter Bei Sympto-men wie beispielsweise ungeklaumlrtem Fieber oder anhaltenden Durchfaumlllen Hautveraumlnderungen Gelenkschwellungen Kopfschmerzen starkem Gewichtsverlust oder Lymphknotenschwellungen die etwa nach einem Tropen-Aufenthalt auftreten heiszligt es sofort zum Arzt Nancy Schmidt

rarr info Visitenkarte mit Notruf-

nummer der BG ETEM (siehe oben) als Download unter wwwbgetemde Webcode 11234792 oder per E-Mail

unter rehabgetemde

Medical Report

Im Medical Report dokumentiert der behandelnde Arzt eine aumlrztliche Behandlung im Ausland Er dient auch als Beweismittel fuumlr spaumltere Anspruumlche gegenuumlber der Sozial-versicherung Es empfiehlt sich betroffenen Mitarbeitern die Formulare zur Verfuumlgung zu stellen Bezug Kepnerdruck GmbH wwwkepnerdeA_20_Medical_ Reportpdf

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Wir wollen unsere Unfallquote halbie-renldquo Stefan Schirm Abteilungslei-

ter Umweltschutz und Arbeitssicherheit bei der BSH Hausgeraumlte GmbH in Traun-reut hat ehrgeizige Ziele Und er ist damit nicht allein Werksleitung Fuumlhrungskraumlf-te Betriebsrat und Beschaumlftigte ziehen an einem Strang

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Produktion ohne Unfaumllle war die Kampagne bdquo10 Goldene Regeln der Ar-beitssicherheitldquo im Jahr 2013 Neben Werksleiter Guumlnter Striegel und dem Be-triebsratsvorsitzenden Walter Waltrich standen zehn Manager des Standorts Pate fuumlr jeweils eine der Regeln Und das gleich mehrfach

Ein Kalender zeigte die Fuumlhrungskraumlfte auf monatlichen Fotos in privaten Situa- tionen ndash beim Bogenschieszligen Hecke- schneiden Radfahren oder Bergsteigen Dabei machten sie klar dass es sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit auf verantwortliches Handeln ankommt bdquoWir

Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

wollten eine Bruumlcke zwischen Privat- und Arbeitsleben schlagenldquo erlaumlutert Stefan Schirm bdquodenn Sicherheit spielt uumlberall ei-ne Rolleldquo

Die Regeln wurden so formuliert dass das bdquoIchldquo also jeder Einzelne als verant-wortlich Handelnder im Mittelpunkt steht bdquoWir haben ganz bewusst nicht formuliert was man sollte muumlsste oder nicht darf Wir sagen den Leuten Schaut auf euch selbst und eure Sicherheit Dann koumlnnt ihr euch auch um andere kuumlmmernldquo

Infomarkt fuumlr alle Beschaumlftigten Um die Bedeutung der zehn Regeln zu un-terstreichen gab es einen Informations-markt fuumlr alle Beschaumlftigten des Stand-orts An insgesamt 15 Terminen konnten sich jeweils 170 Kolleginnen und Kollegen an den zehn Informationsstaumlnden uumlber die einzelnen Regeln informieren Die Fuumlhrungskraumlfte selbst praumlsentierten an den einzelnen Staumlnden bdquoihreldquo Regel und diskutierten mit den Beschaumlftigten Fuumlr

Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

Stefan Schirm wirkte dies besonders uumlberzeugend auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Denn die Manager stan-den persoumlnlich fuumlr das Thema Arbeits- sicherheit ein

bdquoWir haben versucht da so viel Leben wie moumlglich reinzubringenldquo erinnert er sich Die Beschaumlftigten hatten etwa die Moumlglichkeit persoumlnliche Schutzausruumls-tung gleich am Stand auszuprobieren Das habe zu recht lebhaften Gespraumlchen gefuumlhrt Und selbst kritische Geister die meinten schon alles zu wissen und zu kennen seien zu uumlberzeugen gewesen bdquoSpaumltestens bei der dritten Station haben auch die mitgemachtldquo

Im Rahmen der Kampagne im Fruumlhjahr 2013 wurden 750 Kalender und Plakate gedruckt sowie zehn Informationsstaumlnde gestaltet Ergaumlnzend dazu gab es Artikel in der Mitarbeiterzeitung des Standorts sowie im Intranet des Unternehmens

Langfristiges Konzept Erste Wirkung zeigte die Kampagne rund ein halbes Jahr nach den Informationsver-anstaltungen bdquoIm Herbst und Winter hat-ten wir eine Phase von vier Monaten ohne einen einzigen Arbeitsunfall mit Ausfall-zeitenldquo erinnert sich Stefan Schirm Sonst seien es bis zu zwei Unfaumllle monatlich

Klaus Rabenstein Leiter Industrial Engineering trat fuumlr gegenseitige Ruumlcksichtnahme ein

Beim Info-Markt stellten sich die Manager der Diskussion mit den Beschaumlftigten

betrieb amp praxis

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Der Mensch im Mittelpunkt

Die bdquo10 Goldenen Regeln der Ar-beitssicherheitldquo der BSH Hausgerauml-te GmbH in Traunreut stellen den einzelnen Beschaumlftigten in den Mit-telpunkt Jeder soll jederzeit in der Lage sein sich nach diesen Regeln zu verhalten 1 Ich achte stets auf meine eige-

ne Sicherheit und Gesundheit 2 Ich nehme Ruumlcksicht auf meine

Kollegen und mache sie auf ih-re Sicherheit aufmerksam

3 Ich informiere mich gut uumlber Arbeitssicherheit

4 Ich mache nur Arbeiten die ich sicher beherrsche

5 Ich verwende nur sichere Werk-zeuge und Maschinen die ich benutzen darf

6 Ich benutze immer die vorge-schriebene Schutzausruumlstung

7 Ich befolge alle Gebots- Ver-bots- und Warnzeichen

8 Ich achte besonders auf Stap-ler und andere Fahrzeuge

9 Ich beseitige Gefaumlhrdungen so-fort oder informiere umgehend meinen Vorgesetzten

10 Ich melde Unfaumllle sofort und lasse auch kleine Verletzungen behandeln

Entstanden ist die Kampagne letztlich aus einer Krise Als es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auch am Standort Traunreut Probleme gab wollten sich die Verantwortlichen nicht nur den uumlblichen Sparreflexen ergeben Sie entwi-ckelten das bdquoProgramm Traunreut 2020ldquo das neben vielen wirtschaftlichen Zielen auch Visionen fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement formulierte

bdquoDie lassen sich einfach zusammenfas-senldquo erklaumlrt Stefan Schirm bdquo100 Prozent gesunde Mitarbeiter und keine Unfaumllleldquo So soll zum Beispiel die Zahl der Arbeits-unfaumllle von sieben auf drei pro eine Milli-on Arbeitsstunden reduziert werden

Der Weg zu den zehn Regeln fuumlhrte auch uumlber ein Seminar der BG ETEM bei dem sich Fuumlhrungskraumlfte des Standorts mit dem verhaltensbedingten Arbeits-schutz auseinandersetzten Einen moumlgli-chen Ansatzpunkt zur weiteren Verbesse-rung des ohnehin schon guten Niveaus der Arbeitssicherheit identifizierten sie

darin klare Regeln zu formulieren und deren Einhaltung auch einzufordern Um dieses Ziel zu erreichen lassen Stefan Schirm und seine Kollegen auch nach der Kampagne von 2013 nicht locker

bdquoWir variieren die Themen immer wie-der derzeit unter dem Stichwort Arbeits-sicherheit 20lsquo machen Newsletter und Flyerldquo Die Fuumlhrungskraumlfte sprechen Ar-beitssicherheit und Gesundheitsschutz auch bei Betriebsversammlungen regel-maumlszligig an bdquoMan muss eben immer wieder neue Wege findenldquo

Weiter dran bleiben Am Standort Traunreut der BSH Hausgerauml-te GmbH entwickeln und produzieren uumlber 3000 Beschaumlftigte mehr als 22 Millionen Herde und Kochfelder pro Jahr Das Werks-gelaumlnde in der Naumlhe des Chiemsees ist so groszlig wie die Insel Mainau Die Fabrik um-fasst verschiedene Produktionsstufen von der Blechbearbeitung bis zur Endmontage der elektrischen Geraumlte und ist so Schirm

in der Produktionstiefe durchaus mit ei-nem Automobilwerk zu vergleichen Allein die Zunahme des Personalstands in den letzten Jahren macht deutlich dass Ar-beitssicherheit weiter ein zentrales Thema bleiben wird bdquoDie Kampagne war sicher mehr als ein Strohfeuerldquo ist sich Schirm sicher bdquodennoch muumlssen wir die Leute im-mer wieder wachruumlttelnldquo

rarr info wwwbsh-groupde Standort Traunreut

Der Leiter Produktmarketing auf der Leiter Lars Schubert praumlsentierte die vierte Regel bdquoIch mache nur Arbeiten die ich sicher beherrscheldquo

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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

betrieb amp praxis

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

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pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

betrieb amp praxis

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

27etem 012016

Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

28 etem 012016

1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

service

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

Wir wollen unsere Unfallquote halbie-renldquo Stefan Schirm Abteilungslei-

ter Umweltschutz und Arbeitssicherheit bei der BSH Hausgeraumlte GmbH in Traun-reut hat ehrgeizige Ziele Und er ist damit nicht allein Werksleitung Fuumlhrungskraumlf-te Betriebsrat und Beschaumlftigte ziehen an einem Strang

Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer Produktion ohne Unfaumllle war die Kampagne bdquo10 Goldene Regeln der Ar-beitssicherheitldquo im Jahr 2013 Neben Werksleiter Guumlnter Striegel und dem Be-triebsratsvorsitzenden Walter Waltrich standen zehn Manager des Standorts Pate fuumlr jeweils eine der Regeln Und das gleich mehrfach

Ein Kalender zeigte die Fuumlhrungskraumlfte auf monatlichen Fotos in privaten Situa- tionen ndash beim Bogenschieszligen Hecke- schneiden Radfahren oder Bergsteigen Dabei machten sie klar dass es sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit auf verantwortliches Handeln ankommt bdquoWir

Bei der BSH Hausgeraumlte GmbH steht das Management hinter dem Arbeitsschutz Mit Erfolg Die Kampagne von 2013 wirkt bis heute nach

wollten eine Bruumlcke zwischen Privat- und Arbeitsleben schlagenldquo erlaumlutert Stefan Schirm bdquodenn Sicherheit spielt uumlberall ei-ne Rolleldquo

Die Regeln wurden so formuliert dass das bdquoIchldquo also jeder Einzelne als verant-wortlich Handelnder im Mittelpunkt steht bdquoWir haben ganz bewusst nicht formuliert was man sollte muumlsste oder nicht darf Wir sagen den Leuten Schaut auf euch selbst und eure Sicherheit Dann koumlnnt ihr euch auch um andere kuumlmmernldquo

Infomarkt fuumlr alle Beschaumlftigten Um die Bedeutung der zehn Regeln zu un-terstreichen gab es einen Informations-markt fuumlr alle Beschaumlftigten des Stand-orts An insgesamt 15 Terminen konnten sich jeweils 170 Kolleginnen und Kollegen an den zehn Informationsstaumlnden uumlber die einzelnen Regeln informieren Die Fuumlhrungskraumlfte selbst praumlsentierten an den einzelnen Staumlnden bdquoihreldquo Regel und diskutierten mit den Beschaumlftigten Fuumlr

Arbeitssicherheit

Goldene Regeln fuumlr alle

Stefan Schirm wirkte dies besonders uumlberzeugend auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Denn die Manager stan-den persoumlnlich fuumlr das Thema Arbeits- sicherheit ein

bdquoWir haben versucht da so viel Leben wie moumlglich reinzubringenldquo erinnert er sich Die Beschaumlftigten hatten etwa die Moumlglichkeit persoumlnliche Schutzausruumls-tung gleich am Stand auszuprobieren Das habe zu recht lebhaften Gespraumlchen gefuumlhrt Und selbst kritische Geister die meinten schon alles zu wissen und zu kennen seien zu uumlberzeugen gewesen bdquoSpaumltestens bei der dritten Station haben auch die mitgemachtldquo

Im Rahmen der Kampagne im Fruumlhjahr 2013 wurden 750 Kalender und Plakate gedruckt sowie zehn Informationsstaumlnde gestaltet Ergaumlnzend dazu gab es Artikel in der Mitarbeiterzeitung des Standorts sowie im Intranet des Unternehmens

Langfristiges Konzept Erste Wirkung zeigte die Kampagne rund ein halbes Jahr nach den Informationsver-anstaltungen bdquoIm Herbst und Winter hat-ten wir eine Phase von vier Monaten ohne einen einzigen Arbeitsunfall mit Ausfall-zeitenldquo erinnert sich Stefan Schirm Sonst seien es bis zu zwei Unfaumllle monatlich

Klaus Rabenstein Leiter Industrial Engineering trat fuumlr gegenseitige Ruumlcksichtnahme ein

Beim Info-Markt stellten sich die Manager der Diskussion mit den Beschaumlftigten

betrieb amp praxis

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Der Mensch im Mittelpunkt

Die bdquo10 Goldenen Regeln der Ar-beitssicherheitldquo der BSH Hausgerauml-te GmbH in Traunreut stellen den einzelnen Beschaumlftigten in den Mit-telpunkt Jeder soll jederzeit in der Lage sein sich nach diesen Regeln zu verhalten 1 Ich achte stets auf meine eige-

ne Sicherheit und Gesundheit 2 Ich nehme Ruumlcksicht auf meine

Kollegen und mache sie auf ih-re Sicherheit aufmerksam

3 Ich informiere mich gut uumlber Arbeitssicherheit

4 Ich mache nur Arbeiten die ich sicher beherrsche

5 Ich verwende nur sichere Werk-zeuge und Maschinen die ich benutzen darf

6 Ich benutze immer die vorge-schriebene Schutzausruumlstung

7 Ich befolge alle Gebots- Ver-bots- und Warnzeichen

8 Ich achte besonders auf Stap-ler und andere Fahrzeuge

9 Ich beseitige Gefaumlhrdungen so-fort oder informiere umgehend meinen Vorgesetzten

10 Ich melde Unfaumllle sofort und lasse auch kleine Verletzungen behandeln

Entstanden ist die Kampagne letztlich aus einer Krise Als es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auch am Standort Traunreut Probleme gab wollten sich die Verantwortlichen nicht nur den uumlblichen Sparreflexen ergeben Sie entwi-ckelten das bdquoProgramm Traunreut 2020ldquo das neben vielen wirtschaftlichen Zielen auch Visionen fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement formulierte

bdquoDie lassen sich einfach zusammenfas-senldquo erklaumlrt Stefan Schirm bdquo100 Prozent gesunde Mitarbeiter und keine Unfaumllleldquo So soll zum Beispiel die Zahl der Arbeits-unfaumllle von sieben auf drei pro eine Milli-on Arbeitsstunden reduziert werden

Der Weg zu den zehn Regeln fuumlhrte auch uumlber ein Seminar der BG ETEM bei dem sich Fuumlhrungskraumlfte des Standorts mit dem verhaltensbedingten Arbeits-schutz auseinandersetzten Einen moumlgli-chen Ansatzpunkt zur weiteren Verbesse-rung des ohnehin schon guten Niveaus der Arbeitssicherheit identifizierten sie

darin klare Regeln zu formulieren und deren Einhaltung auch einzufordern Um dieses Ziel zu erreichen lassen Stefan Schirm und seine Kollegen auch nach der Kampagne von 2013 nicht locker

bdquoWir variieren die Themen immer wie-der derzeit unter dem Stichwort Arbeits-sicherheit 20lsquo machen Newsletter und Flyerldquo Die Fuumlhrungskraumlfte sprechen Ar-beitssicherheit und Gesundheitsschutz auch bei Betriebsversammlungen regel-maumlszligig an bdquoMan muss eben immer wieder neue Wege findenldquo

Weiter dran bleiben Am Standort Traunreut der BSH Hausgerauml-te GmbH entwickeln und produzieren uumlber 3000 Beschaumlftigte mehr als 22 Millionen Herde und Kochfelder pro Jahr Das Werks-gelaumlnde in der Naumlhe des Chiemsees ist so groszlig wie die Insel Mainau Die Fabrik um-fasst verschiedene Produktionsstufen von der Blechbearbeitung bis zur Endmontage der elektrischen Geraumlte und ist so Schirm

in der Produktionstiefe durchaus mit ei-nem Automobilwerk zu vergleichen Allein die Zunahme des Personalstands in den letzten Jahren macht deutlich dass Ar-beitssicherheit weiter ein zentrales Thema bleiben wird bdquoDie Kampagne war sicher mehr als ein Strohfeuerldquo ist sich Schirm sicher bdquodennoch muumlssen wir die Leute im-mer wieder wachruumlttelnldquo

rarr info wwwbsh-groupde Standort Traunreut

Der Leiter Produktmarketing auf der Leiter Lars Schubert praumlsentierte die vierte Regel bdquoIch mache nur Arbeiten die ich sicher beherrscheldquo

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betrieb amp praxis

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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

betrieb amp praxis

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

betrieb amp praxis

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

betrieb amp praxis

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pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

betrieb amp praxis

26 etem 012016

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

27etem 012016

Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

28 etem 012016

1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

service

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
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                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
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Der Mensch im Mittelpunkt

Die bdquo10 Goldenen Regeln der Ar-beitssicherheitldquo der BSH Hausgerauml-te GmbH in Traunreut stellen den einzelnen Beschaumlftigten in den Mit-telpunkt Jeder soll jederzeit in der Lage sein sich nach diesen Regeln zu verhalten 1 Ich achte stets auf meine eige-

ne Sicherheit und Gesundheit 2 Ich nehme Ruumlcksicht auf meine

Kollegen und mache sie auf ih-re Sicherheit aufmerksam

3 Ich informiere mich gut uumlber Arbeitssicherheit

4 Ich mache nur Arbeiten die ich sicher beherrsche

5 Ich verwende nur sichere Werk-zeuge und Maschinen die ich benutzen darf

6 Ich benutze immer die vorge-schriebene Schutzausruumlstung

7 Ich befolge alle Gebots- Ver-bots- und Warnzeichen

8 Ich achte besonders auf Stap-ler und andere Fahrzeuge

9 Ich beseitige Gefaumlhrdungen so-fort oder informiere umgehend meinen Vorgesetzten

10 Ich melde Unfaumllle sofort und lasse auch kleine Verletzungen behandeln

Entstanden ist die Kampagne letztlich aus einer Krise Als es im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 auch am Standort Traunreut Probleme gab wollten sich die Verantwortlichen nicht nur den uumlblichen Sparreflexen ergeben Sie entwi-ckelten das bdquoProgramm Traunreut 2020ldquo das neben vielen wirtschaftlichen Zielen auch Visionen fuumlr Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement formulierte

bdquoDie lassen sich einfach zusammenfas-senldquo erklaumlrt Stefan Schirm bdquo100 Prozent gesunde Mitarbeiter und keine Unfaumllleldquo So soll zum Beispiel die Zahl der Arbeits-unfaumllle von sieben auf drei pro eine Milli-on Arbeitsstunden reduziert werden

Der Weg zu den zehn Regeln fuumlhrte auch uumlber ein Seminar der BG ETEM bei dem sich Fuumlhrungskraumlfte des Standorts mit dem verhaltensbedingten Arbeits-schutz auseinandersetzten Einen moumlgli-chen Ansatzpunkt zur weiteren Verbesse-rung des ohnehin schon guten Niveaus der Arbeitssicherheit identifizierten sie

darin klare Regeln zu formulieren und deren Einhaltung auch einzufordern Um dieses Ziel zu erreichen lassen Stefan Schirm und seine Kollegen auch nach der Kampagne von 2013 nicht locker

bdquoWir variieren die Themen immer wie-der derzeit unter dem Stichwort Arbeits-sicherheit 20lsquo machen Newsletter und Flyerldquo Die Fuumlhrungskraumlfte sprechen Ar-beitssicherheit und Gesundheitsschutz auch bei Betriebsversammlungen regel-maumlszligig an bdquoMan muss eben immer wieder neue Wege findenldquo

Weiter dran bleiben Am Standort Traunreut der BSH Hausgerauml-te GmbH entwickeln und produzieren uumlber 3000 Beschaumlftigte mehr als 22 Millionen Herde und Kochfelder pro Jahr Das Werks-gelaumlnde in der Naumlhe des Chiemsees ist so groszlig wie die Insel Mainau Die Fabrik um-fasst verschiedene Produktionsstufen von der Blechbearbeitung bis zur Endmontage der elektrischen Geraumlte und ist so Schirm

in der Produktionstiefe durchaus mit ei-nem Automobilwerk zu vergleichen Allein die Zunahme des Personalstands in den letzten Jahren macht deutlich dass Ar-beitssicherheit weiter ein zentrales Thema bleiben wird bdquoDie Kampagne war sicher mehr als ein Strohfeuerldquo ist sich Schirm sicher bdquodennoch muumlssen wir die Leute im-mer wieder wachruumlttelnldquo

rarr info wwwbsh-groupde Standort Traunreut

Der Leiter Produktmarketing auf der Leiter Lars Schubert praumlsentierte die vierte Regel bdquoIch mache nur Arbeiten die ich sicher beherrscheldquo

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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

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pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

27etem 012016

Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

28 etem 012016

1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

service

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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etem 012016

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  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
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Die bewaumlhrte Norm fuumlr den Betrieb elektrischer Anlagen wurde umfangreich erneuert

trauen ndash auch im Ausland Die Norm ge-houmlrt damit zu den wichtigsten Bestim-mungen fuumlr den Betrieb von elektrischen Anlagen und bildet mit der DGUV Vor-schrift 3 bdquoElektrische Anlagen und Be-triebsmittelldquo das Fundament zum siche-ren Bedienen und Arbeiten an mit und in der Naumlhe von elektrischen Anlagen Nun wurde sie aktualisiert

Die im Oktober 2015 veroumlffentliche Neu-

Neue DIN VDE 0105-100

Tradition und Innovation

Die bdquoVDE 0105ldquo blickt heute auf einen mehr als 110 Jahre langen Entwick-

lungsprozess in Bestaumlndigkeit und Uumlber-arbeitung zuruumlck Einerseits schlagen sich in der Norm immer wieder neue Tech-nologien wie aktuell der Ausbau der Gleichspannungstechnik in der Energie-versorgung nieder andererseits setzt die Norm auf bewaumlhrte traditionelle Arbeits-methoden So genieszligt sie ein groszliges Ver-

fassung der DIN VDE 0105-100 basiert auf der Uumlbernahme der Bestimmungen aus der europaumlischen Norm EN 50110-1 die in Deutschland im Februar 2014 als DIN EN 50110-1 (VDE 0105-1) veroumlffentlicht wurde und enthaumllt zusaumltzliche nationale Festle-gungen Sie ist fuumlr Deutschland anzuwen-den und ersetzt die Ausgabe Oktober 2009

Die zusaumltzlichen nationalen Festlegun-gen sind in dieser Norm wie gewohnt durch kursive Schriftsetzung sowie durch die Erweiterung der Abschnittsbezeich-nungen mit Hunderterzahlen fuumlr den An-wender kenntlich gemacht

betrieb amp praxis

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gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

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pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

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Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

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1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Schlafzeiten an freien Tagen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
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                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

gen zu den Beurteilungskriterien zur fach-lichen Qualifikation Es entsteht aber kein Regelungsvakuum fuumlr Deutschland Die im europaumlischen Ausland dazu oftmals fehlenden nationalen Festlegungen wer-den durch die Definition der bdquoElektrofach-kraftldquo in Unfallverhuumltungsvorschrift und Norm abgedeckt

Organisation Auf den ersten Blick kann der Eindruck er-weckt werden dass der Abschnitt 43 bdquoOr-ganisationldquo umfassend veraumlndert wurde Naumlher betrachtet erkennt man dass z T nur ein blockweiser Positionswechsel ein-zelner Textpassagen sowie eine Neuglie-derungen dieses Abschnittes in Folge der Aumlnderungen aus der europaumlischen Uumlber-arbeitung des Teils 1 stattgefunden hat

Gleichzeitig wurden die Aufgaben des Anlagenbetreibers und das Zusammen-wirken des Anlagen- und des Arbeitsver-antwortlichen eindeutiger beschrieben Fuumlr die Situationen vor Beginn und nach einer Unterbrechung der Arbeit ist nun na-tional festgelegt dass das Rollenver-staumlndnis und die personelle Zustaumlndig-keit der beiden Letztgenannten jeweils geklaumlrt werden muss

Im Abschnitt 44 bdquoKommunikation (In-formationsuumlbermittlung)ldquo sind die Uumlber-tragungsmedien modernisiert worden Den auf heutigen Baustellen oft herr-schenden bdquobabylonischen Verhaumlltnissenldquo wurde dadurch Rechnung getragen dass fuumlr eine sicheren Kommunikation die Fest-legung der Sprache gefordert wird

Uumlbliche Betriebsvorgaumlnge Im Anhang 1 der Durchfuumlhrungsanweisun-gen zur DGUV Vorschrift 3 wird die Anpas-sung der elektrischen Hochspannungsan-lagen an die Forderungen aus DIN VDE 0101 hinsichtlich der Sicherstellung des Schutzes beim Bedienen verlangt Diese Anpassung hatte eine Uumlbergangsfrist bis 31 Oktober 2000 Mit Blick auf die abge-laufene Frist und auf die grundsaumltzlichen Anforderungen des Schutzes der Bedie-nenden vor den Gefahren des elektri-schen Stroms sind die Festlegungen in 52101 angepasst worden

Fuumlr Anlagen deren Bauart auch heute noch keinen Schutz fuumlr Personen gegen Auswirkungen von Stoumlrlichtboumlgen gewaumlhrt muss hier auf die generelle Ge-faumlhrdungsminimierung (TOP Prinzip) hin-gewiesen werden So kann es vielleicht moumlglich sein bevor ein Schalter ohne

Die Revision Im Abschnitt 3 bdquoBegriffeldquo wurden die Defi-nitionen bdquoAnlagenbetreiberldquo und bdquoAnla-genverantwortlicherldquo zwar mit neuem Wortlaut uumlberarbeitet inhaltlich hat sich jedoch gegenuumlber der Ausgabe von 2009 nichts geaumlndert

Im Begriff bdquoArbeitsverantwortlicherldquo hat sich eine Praumlzisierung des Verantwor-tungsbereichs auf die bdquoArbeitsstelleldquo er-geben Des Weiteren sind die Begriffe bdquoDurchfuumlhrungserlaubnisldquo und bdquoFreigabe zur Arbeitldquo neu aufgenommen worden Dadurch sind die in den Abschnitten bdquoOrganisationldquo und bdquoArbeitsmethodenldquo versteckten Begriffsdefinitionen an die richtige Stelle geruumlckt sodass sie wo nouml-tig in Bezug genommen werden koumlnnen

Neben diesen Taumltigkeitsbegriffen wurde der mit der Europaumlisierung 1997 verloren gegangene Begriff bdquoBedienenldquo wieder aufgenommen Damit wird auch bei der

Abgrenzung zum Begriff bdquoArbeitenldquo wie-der fuumlr Klarheit gesorgt Bedienen erfor-dert z B weitergehende Maszlignahmen zum Schutz gegen elektrischen Schlag oder Lichtbogen

Mit der Aufnahme der aus der DGUV Vorschrift 3 bekannten Begriffe bdquoAufsicht-fuumlhrungldquo und bdquoBeaufsichtigungldquo in einer aktualisierten Form entsteht auch in den Abschnitten 63 bdquoArbeiten unter Span-nungldquo und 64 bdquoArbeiten in der Naumlhe un-ter Spannung stehender Teileldquo eine Konkretisierung innerhalb der Norm Erste Auswirkungen der Gleichstromtechnik sind in dem neu aufgenommenen Begriff bdquostromfreildquo erkennbar aus technischer Sicht aber schon aus der alltaumlglichen Anwendung bekannt

Personal Die Novellierung des Abschnittes 42 bdquoPersonalldquo fuumlhrte zum Wegfall der Aussa-

betrieb amp praxis

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

betrieb amp praxis

24 etem 012016

pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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25etem 012016

Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

betrieb amp praxis

26 etem 012016

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10

1

6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

27etem 012016

Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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G 4

Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

28 etem 012016

1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

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Lastschaltvermoumlgen vor Ort geschaltet wird einen in der Strecke vorgelagerten sicheren Schalter zu betaumltigen um ein ge-fahrloses Trennen der nachgeordneten Teilstrecke zu ermoumlglichen Die Verwen-dung Persoumlnlicher Schutzausruumlstung ist immer nur das letzte Mittel zum Perso-nenschutz

Im Punkt 53101 beschreibt die neue DIN VDE 0105-100 erstmalig den bdquoOrd-nungsgemaumlszligen Zustandldquo Von weiteren Aumlnderungen in diesem wichtigen Ab-schnitt kann heute noch nicht berichtet werden da die Uumlberarbeitung der IEC 60364-6 die sich mit den Pruumlfungen elek-trischer Niederspannungsanlagen nach der Errichtung und im Wiederholungsfall auseinandersetzt noch nicht abgeschlos-senen ist Hier wird es notwendig sein zum Ende des Jahres 2016 eine Aumlnde-rungsausgabe A1 der DIN VDE 0105-100 herauszugeben

Arbeitsmethoden Mit Bezug auf Abschnitt 41 wird in 611 der Satz bdquoJede Arbeit muss geplant werdenldquo aus der Vorgaumlngerversion kon-kretisiert und in der neuen Norm ausfuumlhr-licher formuliert Es geht dabei nicht nur um die Planung im Sinne des Arbeitsab-laufs der einzusetzenden Arbeitsmittel und um das eingesetzte Personal son-dern vor allem auch um die Einschaumltzung der Gefaumlhrdungen und die Durchfuumlhrung der notwendigen Schutzmaszlignahmen Es wird in diesem Abschnitt noch mal ge-klaumlrt dass der Anlagenverantwortliche fuumlr die Erteilung und die Ruumlcknahme der Durchfuumlhrungserlaubnis verantwortlich ist Unterbrechungen der Arbeit erfordern

je nach Dauer eine erneute Erteilung der Durchfuumlhrungsanweisung Der Pro-zess dazu muss vor der ersten Arbeitsauf-nahme festgelegt werden Es kann ausrei-chend sein dass der Anlagenverantwort-liche die erneute Durchfuumlhrungserlaub-nis z B nach der Mittagspause fern-muumlndlich erteilt Die Erlaubnis muss aber dokumentiert werden Mit der Verpflich-tung des Arbeitsverantwortlichen sich vor der Wiederaufnahme der Arbeiten vom Fortbestehen der Schutzmaszlignahmen zu uumlberzeugen wird das Rollenverstaumlnd-nis der neuen Norm aufgegriffen Im Uumlbri-gen wird die Forderung der Nachkontrolle auch im Abschnitt 624 bdquoSpannungsfrei-heit feststellenldquo wiederholt

Der Abschnitt 62 bdquoArbeiten im span-nungsfreien Zustandldquo beinhaltet die be-kannten Verfahren zum Herstellen dieses Zustandes die bdquo5-Sicherheitsregelnldquo Im 2 Schritt geht es um das bdquogegen Wieder-einschalten sichernldquo (623) Hier hat es eine logische Verbesserung gegeben Nicht nur die Schaltgeraumlte mit denen die Arbeitsstelle freigestellt wurde sind zu si-chern sondern auch solche die zum Zeit-punkt der Freischaltung zwar offen waren aber mit denen die Arbeitsstelle wieder unter Spannung gesetzt werden kann

In den Unterabschnitten 624 bdquoSpan-nungsfreiheit feststellenldquo und 625 bdquoEr-den und Kurzschlieszligenldquo wird der bewaumlhr-te Anspruch aus Abschnitt 46 bdquoWerkzeu-ge Ausruumlstungen Schutz- und Hilfsmit-telldquo konkretisiert Es darf nur Equipment eingesetzt werden welches den zugehoumlri-gen internationalen europaumlischen oder nationalen Normen entspricht Hierdurch wird auch dem schon lange bestehenden

Anspruch zum Feststellen der Spannungs-freiheit in der Niederspannung nur zwei-polige Spannungspruumlfer einzusetzen Rechnung getragen Gegen die Verwen-dung ungeeigneter Multimeter haben sich sowohl die BG ETEM als auch das nationa-le DKE-Komitee schon in der Vergangen-heit stark gemacht

Zunehmend kommen auch in Deutsch-land Hochspannungs-DC-Anlagen z B bei HGUuml zum Einsatz Als Reaktion darauf wurde die Tabelle 101 bdquoGefahrenzoneldquo auf diese Spannungen angepasst Das DKE Komitee K224 hat hier den Sprung ins kalte Wasser gewagt und entsprechende Abstaumlnde aufgenommen Gleiches betrifft auch die Anwendung der Tabellen 102 und 103 fuumlr bdquoArbeiten in der Naumlheldquo

Anhaumlnge Zum Abschluss dieser Zusammenfassung soll noch auf zwei wichtige neue Anhaumlnge der Norm EN 50110-1 verwiesen werden 1 Hinweise zu Lichtbogenschutz im An-

hang B unter B6 und 2 Maszlignahmen fuumlr den Notfall in 49 hin-

terlegt mit beispielhaften Regelungen im Anhang B unter B7

Der Inhalt zu 1 wurde maszliggeblich von den Ergebnissen zu den Ausarbeitungen der IVSS-Leitlinie (Internationale Vereini-gung fuumlr soziale Sicherheit) bdquoLeitlinie fuumlr die Auswahl von Persoumlnlicher Schutzaus-ruumlstung gegen thermische Auswirkungen eines Stoumlrlichtbogensldquo und der DGUV Information 203-077 (bisher BGI 5188) bdquoThermische Gefaumlhrdung durch Stoumlrlicht-boumlgenldquo gepraumlgt

Ausblick Die aktuell veroumlffentlichte Norm DIN VDE 0105-100 (VDE 0105-100) enthaumllt weitere Modernisierungen Der Abschnitt 53 bdquoErhalt des ordnungsgemaumlszligen Zustan-desldquo wird davon wie oben angesprochen nicht verschont werden Die Kommentie-rung der Norm der bekannte Band 13 der VDE-Schriftenreihe wird derzeit durch das Normungsgremium grundlegend uumlberarbeitet und voraussichtlich Anfang 2017 neu veroumlffentlicht

Die BG ETEM strebt an die bewaumlhrte Gegenuumlberstellung alt-neu (Synopse) wie-der als Monografie in Kuumlrze zur Verfuumlgung zu stellen Dipl-Ing Hans-Peter Steimel

Pruumlfen der Spannungsfreiheit mit einem normativ zulaumlssigen zweipoligen Spannungspruumlfer

betrieb amp praxis

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pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Mbetrieb amp praxis

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

betrieb amp praxis

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10

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

27etem 012016

Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

28 etem 012016

1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

service

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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service

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  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
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      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

pruumlfen Der Monteur loumlste dadurch einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt Ver-brennungen 2 Grades an der Hand und am Unterarm Die Erkenntnis Ein fuumlr Spannungen bis 1000 V ausgelegter Spannungspruumlfer ist mit einer Spannung von 10 kV absolut uumlberlastet Das Anlegen eines solchen Spannungspruumlfers an zwei 10-kV-Auszligen-leiter kommt einem Kurzschluss gleich

Ein Kollege der unmittelbar vor dem Unfall eingetroffen war leistete sofort Ers-te Hilfe Er kuumlhlte die Verbrennungen sei-nes Kollegen mit Wasser und verstaumlndig-te den Notarzt Aufgrund der Schwere der Verbrennungen wurde der Verletzte in eine BG-Klinik transportiert und dort auf der Intensivstation fuumlr Schwerver-brannte behandelt

Maszlignahmen zur Unfallverhuumltung Gefaumlhrdungsbeurteilung uumlberpruumlfen und ergaumlnzen

Arbeitsanweisung bdquoVerhalten bei Kabel-schaumlden und -stoumlrungenldquo erstellen

PSA gegen Stoumlrlichtboumlgen benutzen Hydraulisches Sicherheitsschneidgeraumlt einsetzen Hartmut Oelmann

Die Situation Eine Tiefbaufirma hatte an einem Freitag bei Schachtarbeiten fuumlr ei-ne Kanal-Baumaszlignahme ein Kabel be-schaumldigt Die Meldung dazu erreichte die Leitwarte der Stadtwerke erst am darauf folgenden Montagvormittag Ein Monteur des Entstoumlrdienstes wurde verstaumlndigt und beauftragt den Schaden vor Ort zu uumlberpruumlfen Die Analyse vor Ort Der Monteur hat sich mithilfe seines Laptops einen ersten Uumlber-blick verschafft und das Planwerk der ver-legten Kabel und Leitungen eingesehen Ausgeruumlstet war er mit Sicherheitsschu-hen Arbeitsjacke und -hose (Lichtbogen- Schutzklasse 2) und Arbeitshandschuhen bdquoTexxorldquo (Leder fuumlr Handinnenflaumlchen Drell (LeinenBaumwolle) auszligen)

Im Planwerk waren an der Schadenstel-le zwei Kabel verzeichnet 400 V und 10 kV Im Graben fand der Monteur ein be-schaumldigtes Kabel vor (in der Abbildung rechts rot markiert) und daneben Abdeck-steine fuumlr ein darunter liegendes nicht freigelegtes bdquototesldquo Kabel (gruumln markiert) Ein weiteres gelb markiertes und das gruumlne Kabel waren zum Unfallzeitpunkt nicht sichtbar Beide wurden erst nach dem Unfall freigelegt

Weil er ein 10-kV-Kabel mit einem 400-V-Kabel verwechselte loumlste ein Monteur einen Stoumlrlichtbogen aus und erlitt schwere Verbrennungen an Hand und Unterarm

Aus Unfaumlllen lernen

Fataler Irrtum

Der Irrtum Aufgrund des Planwerks er-wartete der Monteur ein 400-V- und ein 10-kV-Kabel vorzufinden Da Abdeckstei-ne (bdquoQuerabdeckungldquo in der Skizze) uumlbli-cherweise oberhalb von Mittelspannungs-kabeln verlegt werden nahm der Monteur also an dass es sich bei dem beschaumldig-ten Kabel um das Niederspannungskabel handeln muumlsse

Er setzte einen zweipoligen Spannungs-pruumlfer bis 1000 V mit den Pruumlfspitzen an das beschaumldigte Kabel an Auf diese Weise wollte er die freiliegende Papieriso-lierung durchstoszligen und die Spannung

So sah der bis 1000 V belastba-re zweipolige Spannungspruumlfer nach dem Unfall aus

Der Kabelgraben zum Unfallzeitpunkt

10 kV

400 Vtotes Kabel

Querabdeckung

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Mbetrieb amp praxis

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Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

betrieb amp praxis

26 etem 012016

0

10

1

6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

27etem 012016

Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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G 4

Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

28 etem 012016

1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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gesundheit

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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wwwbgetemde twittercombg_etem

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Webcode 13671559

  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

Epoxidharze spielen in unterschiedli-chen Branchen eine wichtige Rolle In

Betrieben der BG ETEM werden sie zum Herstellen von Formteilen eingesetzt z B im Flugzeugbau oder bei Rotoren fuumlr Wind- energieanlagen In vielen Verarbeitungs-prozessen wird auch heute noch von Hand laminiert

Auch in der Elektronik und Elektrotech-nik werden Epoxidharze angewendet als Traumlnkharze (siehe Abbildungen auf S 27) in Vergussmassen fuumlr Kondensatoren Transformatoren elektronischen Bau-gruppen oder bei der Herstellung von Lei-terplatten Es sind aber auch Kleb- und Beschichtungsstoffe auf Basis von Epo-xidharzen im Einsatz

Gefahrstoffexposition Epoxidharzsysteme setzen sich in der Re-gel aus zwei Komponenten zusammen dem Reaktionsharz und dem Haumlrter Zu den gebraumluchlichsten Epoxidharzen zaumlh-len Kondensationsprodukte von 22- Bis(p-hydroxyphenyl)-propan (Bisphenol A) und Epichlorhydrin Als Haumlrter werden in kalt haumlrtenden Systemen meist Amine in heiszlig haumlrtenden Systemen Saumlureanhydri-de verwendet

Ausgehaumlrtete Epoxidharze sind in der Regel ungefaumlhrlich Waumlhrend der Verar-beitung koumlnnen sie schon bei geringem Haut- oder Augenkontakt eine starke allergische Reaktion ausloumlsen Die Atem-wege werden gefaumlhrdet wenn Beschaumlf- tigte beim Spritzen entstehende Aerosole einatmen

Ferner kann durch verunreinigte Arbeits- kleidung Hautkontakt entstehen Beschaumlf-

Epoxidharze haben aus- gezeichnete technische Eigenschaften bergen allerdings erhebliche gesundheitliche Gefahren Da Alternativen oft fehlen sind Schutzmaszlignahmen unerlaumlsslich

tigte sind auch dann gefaumlhrdet wenn sie beim Reinigen oder Transport ver-schmutzter Gebinde auf die vorge- schriebene Persoumlnliche Schutzausruumlstung verzichten

Bei Taumltigkeiten mit Epoxidharzen drohen hauptsaumlchlich Hauterkrankungen Diese koumlnnen bei schwerem Verlauf in einigen Faumlllen zu Arbeitsplatzverlust und Umschulung fuumlhren

Daruumlber hinaus besteht ein Risiko wenn Komponenten der Epoxidharze vermischt und nicht umgehend verarbei-tet werden Bleiben die gemischten Epo-xidharze laumlnger im Gebinde koumlnnen sie unter Waumlrmeentwicklung chemisch rea- gieren Dadurch kann es zu Unfaumlllen kom-men bei denen sich nicht nur das Gebin-de sehr stark erhitzt sondern auch Rauch

Epoxidharzprojekt von ARBOUW und BG BAU

Vielseitig aber riskant

und Daumlmpfe freigesetzt werden koumlnnen Beschaumlftigte koumlnnen sich verbrennen und Veraumltzungen davontragen auszligerdem kommt es zu Atemwegsbeschwerden

Berufskrankheiten Die Berufskrankheiten-Statistik (siehe Grafik auf S 27) zeigt fuumlr Mitglieds- betriebe die Anzahl an Erkrankungen nach Berufsgruppen von 2009 bis 2014 Beruumlcksichtigt wurden Hautkrankheiten (BK-Nr 5101) toxische Atemwegserkran-kung (BKNr 4302) und allergische Atem-wegserkrankung (BK-Nr 4301) Es wird deutlich dass Erkrankungen am haumlufigsten auftreten bei

Hilfsarbeitern in der Fertigung (z B Chemie Produktion Technik)

verschiedenen Montierern

Epoxidharze kommen auch in Rotoren fuumlr Windenergieanlagen zum Einsatz

betrieb amp praxis

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

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Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

gesundheit

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1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

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6 Schlosser 7 Schuhtechniker 8 Druckberufe aus der Branche Druck und Papier 9 Metallschleifer Metallpolierer und Werkzeugschaumlrfer 10 Schweiszliger 11 Maschineneinrichter 12 Sonstige Sicherheits- und Qualitaumltskontrolleure 13 Sonstige

1 Hilfsarbeiter in der Fertigung (Chemie Produktion Technik) 2 verschiedene Montierer 3 ElektrikerElektroniker 4 Maschinenbediener 5 Maschinenbediener zur Herstellung von Kunststoerzeugnissen

Zahl der bestaumltigten Berufskrankheiten-Faumllle

Berufsgruppen 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Maschinenbedienern ElektrikernElektronikern Maschinenbedienern beim Herstellen von Kunststofferzeugnissen

Epoxidharzprojekt Seit vielen Jahren beschaumlftigt sich ein Ar-beitskreis der Initiative Neue Qualitaumlt der Arbeit (INQA) mit den Gesundheitsgefaumlhr-dungen durch Epoxidharze Im Rahmen eines Projektes wurde von Herstellern Anwendern und Arbeitsschutzinstitutionen aus verschiedenen Laumlndern ein Bewer-tungssystem fuumlr Epoxidharze erarbeitet Bewertet wurden u a Art und Sicherheit von Gebinden Qualitaumlt der technischen Informationen oder Sicherheitsdaten- blaumltter Die Hersteller haben die Gebinde optimiert um den Hautkontakt zu mini-mieren Informationen im Sicherheits- datenblatt zu Gefahren durch Epoxidharze und zu geeigneten Schutzmaszlignahmen helfen das Allergierisiko zu senken

Die ARBOUW (Wissens- und Dienstleis-tungsinstitut fuumlr Arbeitsbedingungen im Bauwesen in den Niederlanden) hat ge-meinsam mit der BG BAU eine Studie durchgefuumlhrt Dafuumlr wurden gesunde und erkrankte Beschaumlftigte die mit Epoxid-harzen arbeiten 2004 bis 2012 zur Ver-wendung von Handschuhen befragt Die Befragung ergab dass haumlufig keine PSA zur Verfuumlgung stand und die Beschaumlftig-ten uumlber deren Verwendung in vielen Faumll-len nicht unterwiesen wurden In Betrie-ben in denen persoumlnliche Schutzmaszlig-nahmen konsequent umgesetzt werden (beispielsweise Betriebsanweisung Un-terweisung PSA Hygienemaszlignahmen) lieszlig sich die Anzahl der Erkrankungen mi-nimieren

Derzeit untersucht der Arbeitskreis gezielt Epoxidharzsysteme um die sensi-bilisierende Wirkstaumlrke ihrer Inhaltsstoffe (Harz Haumlrter Reaktivverduumlnner) zu be-werten Den Anwendern soll zukuumlnftig eine Uumlbersicht uumlber moumlglichst gering sensibilisierende Inhaltsstoffe bereitge-stellt werden

Schutzmaszlignahmen Da in den letzten Jahren eine gleichblei-bend hohe Zahl an beruflich verursachten Erkrankungen gemeldet wurde hat sich der INQA-Arbeitskreis auch mit der Unter-suchung von Ersatzstoffen fuumlr Epoxidharze beschaumlftigt Eine Substitution ist aber aufgrund der speziellen technischen Ei-genschaften nur in ganz wenigen Faumlllen

moumlglich Fuumlr Taumltigkeiten mit Epoxidharzen muumlssen deshalb ndash ergaumlnzend zu techni-schen und organisatorischen Schutzmaszlig-nahmen ndash geeignete persoumlnliche Schutz-maszlignahmen getroffen werden

Empfohlen werden fuumlr Taumltigkeiten mit loumlsemittelfreien Epoxidharzen Schutzhand- schuhe aus Nitril oder Butylkautschuk Um uumlbermaumlszligiges Schwitzen zu vermeiden koumlnnen bei Bedarf Unterziehhandschuhe aus Baumwolle verwendet werden Schutzbrillen oder Visiere schuumltzen vor Spritzern Bei loumlsemittelhaltigen Produkten wird Atemschutz mit Gasfilter A oder bei Spritzgieszligverfahren ein Kombinations- filter A-P empfohlen Sofern sich Hautkon-takt durch verunreinigte Arbeitskleidung nicht vermeiden laumlsst ist je nach Taumltigkeit geeignete Schutzkleidung erforderlich etwa Schuumlrzen und Armstulpen

Fazit Taumltigkeiten mit Epoxidharzen werden auch zukuumlnftig notwendig sein Die Ge-fahr allergischer Hauterkrankungen laumlsst sich also nicht ausschlieszligen

Die Stoffe durch weniger gefaumlhrliche zu ersetzen ist meist nicht moumlglich Anwen-der muumlssen uumlber die Gefahr durch Epoxid-harze informiert sein und wissen wie man sie sicher verwendet Geeignete Schutzmaszlignahmen muumlssen nicht nur zur Verfuumlgung stehen sondern auch konse-quent angewendet werden um zukuumlnftig die Anzahl der Erkrankungen zu senken Dr Stefanie Labs

rarr info Ergebnisse des Projektes von ARBOUW und BG BAU im Internet wwwbgbaudegisbaufachthemenepoxi

Fuumlr den Verguss vorbereitete Baugruppen

Baugruppen nach dem Verguss mit Epoxid-harzen

Epoxidharz-Erkrankungen in Betrieben der BG ETEM im Zeitraum von 2009 ndash 2014 (Quelle BG ETEM)

betrieb amp praxis

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Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

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1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Schlafzeiten an freien Tagen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

Die Leistungsfaumlhigkeit eines Menschen ist unter anderem davon abhaumlngig ob

er die taumlglichen Herausforderungen moumlg-lichst optimal mit seinem persoumlnlichen Tagesrhythmus (bdquoBiorhythmusldquo) in Ein-klang bringen kann (siehe auch bdquoetemldquo 62015) Dies ist in Betrieben mit Wechsel-schicht nicht der Fall Hier muss jeder Schichtarbeiter regelmaumlszligig zu Zeiten ar-beiten in denen sein Tagesrhythmus auf Tiefschlaf eingestellt ist

So hatte auch die in Gelsenkirchen an-saumlssige Fa thyssenkrupp Electrical Steel ndash wie die meisten Unternehmen mit Schichtarbeit ndash ein Wechselschichtsys-tem Hier sind die Nachteile und die finan-

Dieser Beitrag stellt die Erfahrungen eines Unterneh-mens vor das den Schlaftyp seiner Mitarbeiter analysiert und seinen Schichtplan auf diese Schlaf-beduumlrfnisse abgestimmt hat

Schlaftypen und Schichtarbeit (Teil 2)

Mehr Einklang mit dem Koumlrper

ziellen Vorteile der Schichtarbeit fuumlr alle Beschaumlftigten gleich In dem Unterneh-men werden von Montagmorgen bis Samstagabend Elektrobaumlnder fuumlr Transfor-matoren und Umspannwerke hergestellt

Schichtsystem nach Biorhythmus In der Vergangenheit wurde an 6 Tagen die Woche in einem 4-Schicht-System pro-duziert (Grafik 1 Schichtplan A) Dieses Schichtsystem sollte unter Beteiligung des Schlafforschers Prof Dr Till Roenne-berg von der Universitaumlt Muumlnchen im Ein-klang mit dem biologischen Rhythmus gestaltet werden indem der Schlaftyp be-ruumlcksichtigt wird Um den Schlaftyp von

jedem der 114 Schichtarbeiter festzustel-len fuumlhrte jeder Teilnehmer ein Schlaf- tagebuch Zudem wurden ein Fragebogen und das Aktimeter das die Bewegungen des Handgelenkes misst ausgewertet und miteinander verglichen

Danach wurden die Teilnehmer entspre-chend ihrer Schlafenszeit an freien Tagen in vier gleich groszlige Gruppen aufgeteilt

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Grafik 1 Die Schichtplaumlne bei thyssenkrupp Electrical Steel

A Urspruumlnglicher 2-2-2-Plan Alle Beschaumlftigten hatten die gleiche Schichtfolge Hellgruumln Fruumlhschicht (600 ndash 1400 Uhr) gruumln Spaumltschicht (1400 ndash 2200 Uhr) schwarz Nachtschicht (2200 ndash 0600 Uhr) weiszlig Freischicht G (= Gruppe) 1-4

B An den Schlaftyp angepasster Schichtplan Die anstrengendsten Schichten wurden fuumlr extreme Schlaftypen abgeschafft (Nacht-schicht fuumlr die fruumlhen Lerchen Fruumlhschicht fuumlr die spaumlten Eulen) F 1 + 2 = Fruumlhe und spaumlte Lerchen S 1 + 2 = fruumlhe und spaumlte Eulen

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1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Schlafzeiten an freien Tagen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

1 Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 2 Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 4 Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ)

Entsprechend der Einteilung der Beschaumlf-tigten wurde der Schichtplan umgestellt Im urspruumlnglichen Schichtplan hatte jede Gruppe in vier Wochen jeweils drei 2-taumlgi-ge Fruumlh- Spaumlt- Nacht- und Freischichten

Im angepassten Schichtsystem hatte jede Gruppe drei Freischichten und

Fruumlhe Lerchen (Fruumlh-1-Typ) 7 Fruumlh-schichten 2 Spaumltschichten

Spaumlte Lerchen (Fruumlh-2-Typ) 3 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 2 Nachtschichten

Fruumlhe Eulen (Spaumlt-1-Typ) 2 Fruumlh- 4 Spaumlt- und 3 Nachtschichten

Spaumlte Eulen (Spaumlt-2-Typ) 7 Nacht-schichten und 2 Spaumltschichten

Ergebnisse nach 5 Monaten im angepassten Schichtplan In ihren Schlaftagebuumlchern dokumentier-ten die Teilnehmer wann sie schlafen gin-gen aufstanden die Qualitaumlt ihres Schlafs und ihr Wohlbefinden Sie fuumlhrten die Buuml-cher jeweils vier Wochen

im alten Schichtsystem direkt nach der Umstellung in den ange-passten Schichtplan und

4 Monate nach der Einfuumlhrung des an-gepassten Schichtplans

Die bdquoextremen Gruppenldquo also die fruumlhen Lerchen und die spaumlten Eulen profitierten am meisten vom angepassten Schicht-plan An den Arbeitstagen schliefen sie ca 25 Minuten laumlnger und ihre Schlafqua-litaumlt verbesserte sich deutlich Zudem fuumlhlten sie sich deutlich besser Diese Ef-fekte waren bei den spaumlten Eulen umso ausgepraumlgter je spaumlter ihre natuumlrliche Schlafenszeit war Auszligerdem konnten die Teilnehmer ungefaumlhr zu den gleichen Zei-ten schlafen die ihrem Schlaftyp entspra-chen Die erzwungene Verschiebung der Schlafzeiten nahm um ca 15 Stunden ab

Die Zufriedenheit mit der Zeit fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahm fuumlr die fruumlhen Lerchen zu fuumlr die anderen Schlaftypen aber ab Dies hatte mehrere Ursachen

Die Produktion wurde waumlhrend der Un-tersuchung deutlich gesteigert sodass an einigen Wochenenden Uumlberstunden geleistet werden mussten

Jede Aumlnderung der Arbeitszeit bedeutet fuumlr Schichtarbeiter einen massiven Ein-griff in das Privatleben der noch nicht verarbeitet war

Die spaumlten Lerchen und die fruumlhen Eu-len mussten jeweils eine Spaumltschicht mehr leisten Diese Tageszeit ist fuumlr die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben aber besonders wichtig

Die spaumlten Eulen mussten an drei von

vier Freitag- und Samstagabenden arbei-ten Diese Zeiten sind besonders fuumlr das Privatleben junger Leute bei denen die-ser Schlaftyp oft anzutreffen ist wichtig

Grenzen der Untersuchung Die Untersuchung zeigt deutlich dass ei-ne Schichtplangestaltung unter Beteili-gung des Schlaftyps groszlige Vorteile fuumlr die Schlafdauer die Schlafqualitaumlt und das Wohlbefinden der Betroffenen hat Es muumlssen aber weitere Untersuchungen fol-gen weil die Studie einige Grenzen hatte

Es nahmen fast nur Maumlnner teil Die Teilnehmerzahl war mit 114 Perso-nen relativ klein

Finanzielle Nachteile wurden von der Firma ausgeglichen wenn in weniger Nachtschichten gearbeitet wurde

Der neue Schichtplan hat weniger Schichtwechsel Es kann sein dass dies positive Einfluumlsse auf das Wohlbefinden hatte Christian Hiller

rarr info Eine Zusammenfassung der wissen-schaftlichen Studie die diesem Beitrag zugrunde liegt ist zu finden unter wwwcellcomcurrent-biologyabstract S0960-9822(15)00128-1 (englisch)

Anteil der Teilnehmer entsprechend ihrer Schlafzeiten an einem freien Tag und ihre Ein-teilung in die entsprechende Gruppe

Grafik 2 Verteilung der Schlaftypen (Skizze)

Wer dauerhaft gegen seinen Schlaftyp arbeitet muss mit Folgen fuumlr die Gesundheit rechnen

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Schlafzeiten an freien Tagen

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Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

Warum wollten Sie einen neuen Schichtplan einfuumlhren Bei der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter zeigte sich dass diese sehr verschiedene Biorhythmen haben Um die gesundheitlichen Belastungen durch Schichtarbeit zu verringern wollten wir auf diese Unterschiede Ruumlcksicht nehmen Dazu haben wir Prof Dr Till Roenneberg um Hilfe gebeten Er hat den Schlaftyp der einzelnen Schichtarbeiter bestimmt Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der neue Schichtplan entwickelt

Waren die Mitarbeiter direkt von dem neuen Schichtplan begeistert Nein Tatsaumlchlich waren nach der Ankuumln-digung der neuen Schichtplaumlne insbeson-dere die Kollegen die in die Spaumlt-2-Schicht eingeteilt wurden zuerst von der Anzahl der zu leistenden Nachtschichten nicht begeistert Fuumlr die anderen Schicht-gruppen aumlnderte sich ja entweder relativ wenig (Fruumlh-2 und Spaumlt-1) oder es ergab sich eine sehr positiv wahrgenommene Veraumlnderung (Fruumlh-1) Hier wurde entspre-chend der Wechsel des eigenen Schicht-rhythmus nicht so negativ gesehen

Was war fuumlr die Akzeptanz der neuen Schichtgruppen entscheidend Fuumlr eine Vielzahl von Mitarbeitern aller Schichtgruppen war entscheidend dass die Zusammensetzung der Schichten durchmischt wurde Dies wurde unabhaumln-gig von den kuumlnftigen Arbeitszeiten im Vorfeld wesentlich kritischer gesehen Die mit dem eingefuumlhrten Schichtplan verbun-dene bdquoDurchmischungldquo der fruumlheren Schichten fuumlhrte letztendlich aber unse-res Erachtens zu einer verbesserten Kom-

Betriebsarzt Dr Joumlrg Augustin und Betrieblicher Gesund-heitsmanager Jens Roszligkothen die den ersten Test eines an den Schlaftyp angepassten Schichtplans von betrieb-licher Seite begleiteten uumlber ihre Erfahrungen

munikation unter den Mitarbeitern die auch nach Beendigung des Projektes und Ruumlckfuumlhrung der Mitarbeiter in das bdquoalteldquo Schichtsystem heute noch spuumlrbar ist

Welche Vorteile ergaben sich durch die Schichtplanaumlnderung Ein groszliger Vorteil der veraumlnderten Schich-tenplanung lag fuumlr alle Mitarbeiter in der teilweise deutlichen Reduzierung soge-nannter kurzer Wechsel die sonst im Uumlbergang der jeweils letzten Nacht-schicht zur ersten Fruumlhschicht entstehen und die einen Groszligteil der Belastung des normalen Schichtmodells ausmachen

Warum sind Sie zum alten Schichtplan zuruumlckgekehrt Das Projekt Chronobiologie war nur fuumlr insgesamt fuumlnf Monate geplant Dies war zuvor festgelegt und in einer Betriebsver-einbarung verankert worden Wir mussten daher in jedem Fall zur alten Schichtform zuruumlckkehren Das Projekt sollte lediglich zeigen ob die Chronobiologie uumlberhaupt beruumlcksichtigt werden sollte wenn es zu-kuumlnftig darum geht neue Schichtformen zu generieren Bisher war dies noch nie in

der Praxis erprobt worden Daher auch die Empfehlung ein ggf erneutes Projekt mit einer laumlngeren Laufzeit durchzufuumlhren

Die meisten Teilnehmer beklagten dass sie weniger Zeit fuumlr Freunde und Familie haumltten Woran lag das Gibt es Loumlsungsmoumlglichkeiten Im Rahmen chronobiologischer Schicht-systeme bleibt immer der Konflikt zwi-schen den Arbeitszeiten die das Schlaf-verhalten moumlglichst positiv beeinflussen und den Arbeitszeiten die bdquosozialkompa-tibelldquo sind Manchmal ist es wichtiger sein soziales Leben zu gestalten als aus-geschlafen zu sein Da alle Mitarbeiter individuelle Beduumlrfnisse und Vorlieben haben ist es letztlich schwer einen Schichtplan zu erstellen der alle zufrie-den stellt So war es leider auch hier Einige wenige hatten Probleme ihr Privat-leben vor allem die Kinderbetreuung mit dem neuen Schichtplan in Einklang zu bringen So mussten wir zum alten zu-ruumlckkehren da wir vorher vereinbart hat-ten den neuen Plan nur bei einhelliger Zustimmung beizubehalten Dabei hatte die Mehrheit von ihm sehr profitiert

Was empfehlen Sie Nachahmern wo-vor warnen Sie Sollte ein Projekt zum Thema Chronobio-logie noch einmal durchgefuumlhrt werden so wuumlrden wir unbedingt eine laumlngere Projektlaufzeit empfehlen um die Ergeb-nisse zu konkretisieren Fuumlr das Projekt sollte genuumlgend Vorlaufzeit eingeplant werden damit das Projektteam die Mitar-beiter uumlber die Hintergruumlnde ausfuumlhrlich informieren und eine hohe Akzeptanz er-zielen kann Zum Start jedoch sollten alle betroffenen Mitarbeiter uumlber grundsaumltzli-che Inhalte des Projektes moumlglichst zeit-nah und gemeinsam informiert werden um bdquoGeruumlchte und Flurfunkldquo zu vermei-den In diesem Zusammenhang ist auch die fruumlhzeitige Einbindung der Arbeitneh-mervertretung unbedingt erforderlich

Interview

bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo

Dr Joumlrg Augustin Leiter des Betriebs- aumlrztlichen Dienstes der thyssenkrupp Electrical Steel GmbH

Jens Roszligkothen Betrieblicher Gesund-heitsmanager der thyssenkrupp Steel Europe AG

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Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

rarr info wwwbgetemde Webcode

11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

Die Beschluumlsse duumlrften den je 30 Versicherten- und Arbeitgebervertre-

tern nicht schwergefallen sein ndash denn die Solidargemeinschaft der BG ETEM steht finanziell blendend da Der Abschluss der Jahresrechnung 2014 weist Ausgaben in Houmlhe von knapp 136 Milliarden Euro aus Das entspricht einem Ruumlckgang um 045 Prozent gegenuumlber 2013 Gleichzeitig stie-gen die Einnahmen um mehr als sechs Prozent auf rund 879 Millionen Euro

Vor allem der nur moderate Anstieg der Entschaumldigungsleistungen die rund 60 Prozent der Ausgaben der BG ETEM aus-machen beguumlnstigte das Ergebnis Aus-schlaggebend fuumlr das Minus waren aber die starken Ruumlckgaumlnge im Bereich der Lastenverteilung also der Unterstuumltzung anderer Berufsgenossenschaften und der Vermoumlgensaufwendungen Einstim-mig nahm die Vertreterversammlung die Jahresrechnung der BG ETEM ab und er-teilte Vorstand und Geschaumlftsfuumlhrung fuumlr das Geschaumlftsjahr 2014 Entlastung

Ebenso einstimmig beschloss die Ver-treterversammlung den Haushaltsplan fuumlr das Jahr 2016 Er sieht Ausgaben von 138

Um 045 Prozent sanken die Ausgaben der BG ETEM im Jahr 2014 Gleichzeitig stiegen die Einnahmen um sechs Prozent Diese erfreuliche Bilanz nahm die Vertreterversammlung der Berufsgenossenschaft im Dezember vergangenen Jahres in Koumlln ab

Milliarden Euro bei Einnahmen von rund 70 Millionen Euro vor Gegenuumlber dem Vorjahresplan bedeutet dies einen An-stieg des Haushaltsausgleichs von nur 05 Prozent

Mit Kosten von rund 858 Millionen Euro rechnet die BG ETEM im Bereich der Entschaumldigungsleistungen 118 Millionen Euro werden in die Verhuumltung von Arbeits- und Wegeunfaumlllen Berufskrankheiten und

Vertreterversammlung

Ausgaben gesunken arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren investiert Finanziert werden damit vor allem die Beratung und Aufsicht der Un-ternehmen Weiterbildungsmaszlignahmen Information und Werbung fuumlr Arbeits- sicherheit sowie Pruumlf- und Zertifizierungs-maszlignahmen Die Verwaltungskosten betragen voraussichtlich 98 Millionen Eu-ro und bleiben damit nahezu unveraumlndert

Die Vertreterversammlung stimmte zu-dem dem Beitritt der Unfallversicherung Bund und Bahn und der Berufsgenossen-schaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe zur gemeinsamen Einrichtung der Aus-landsversicherung zu beschloss eine neue Pruumlfungsordnung fuumlr Aufsichtsper-sonen neue Laufbahnrichtlinien und eine neue Entschaumldigungsregelung fuumlr die Mit-glieder der ehrenamtlichen Organe und der Organausschuumlsse der BG ETEM

Positiv bewertete die Vertreterver-sammlung die anstehende Sanierung und den Umbau der Bildungsstaumltte Bad Muumlns-tereifel Der Vorstand der BG ETEM hatte zuvor beschlossen in der Bildungsstaumltte u a die baulichen Voraussetzungen fuumlr Praxisfelder zu schaffen und die Barriere-freiheit zu verbessern Holger Zingsheim

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11790284 Selbstverwaltung 12961956 Zahlen und Fakten 13795046 BS Bad Muumlnstereifel 11590941 Auslandsversicherung

Einstimmig nahm die Vertreterver-sammlung die Jahres-rechnung 2014 ab

Das Podium (vlnr) Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung Dr Bernhard Ascherl stellv Vorstandsvorsitzender Dr Heinz-Willi Moumllders Vorsitzender der Ver-treterversammlung Karin Jung stellv Vorsit-zende der Vertreterversammlung Hans-Peter Kern Vorstandsvorsitzender

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31etem 012016

Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

service

34 etem 012016

Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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etem 012016

wwwbgetemde twittercombg_etem

bg_etemyoutubecomdiebgetem xingtobgetem wwwbgetemde

Webcode 13671559

  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
                    • service
                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
                        • Impressum
                        • Anzeige Pro|viel

Fuumlr die deutsche Sozialversicherung gilt generell das Territorialitaumltsprinzip

(auch Beschaumlftigungslandprinzip ge-nannt) Demnach sind alle Personen die in Deutschland in einem Beschaumlftigungsver-haumlltnis stehen und hier arbeiten gegen die Folgen von Arbeitsunfaumlllen und Berufs-krankheiten versichert Dieses Prinzip wird aber aufgrund bestimmter Regelungen des Sozialgesetzbuchs IV bdquodurchbrochenldquo das heiszligt der Versicherungsschutz kann grenz- uumlbergreifend erweitert werden

Taumltigkeiten auszligerhalb Deutschlands koumlnnen aufgrund besonderer Vorschriften versichert sein Dazu gehoumlren die Rege-lungen des Rechts der Europaumlischen Union (EU ndash uumlberstaatliches Recht) der zweiseitigen Sozialversicherungsabkom-men (zwischenstaatliches Recht) und uumlber die sogenannte Ausstrahlung

Grundsaumltzlich ist jeder Arbeitnehmer der im Rahmen eines deutschen Arbeits-vertrags ins Ausland entsandt wird gesetzlich unfallversichert wenn der Aus-landseinsatz im Voraus zeitlich begrenzt ist Der Versicherungsschutz im Ausland ist auch davon abhaumlngig in welches Land der Arbeitnehmer entsandt wird Zu-naumlchst ist dabei zu pruumlfen ob es sich bei dem Entsendeland um einen Staat des Europaumlischen Wirtschaftsraums (EWR) ndash das sind alle EU-Staaten Norwegen Liechtenstein Island und die Schweiz ndash oder eines Abkommensstaates handelt

EWR- und Abkommensstaaten Um zu vermeiden dass bei grenzuumlber-schreitenden Beschaumlftigungen unklar ist ob und welches nationale Recht gilt wur-

den uumlber- und zwischenstaatliche Rege-lungen getroffen

Fuumlr die Staaten des Europaumlischen Wirt-schaftsraums (EWR) gelten nach Be-schluss des Europaumlischen Parlaments die EG-Verordnungen 8832004 und 9872009

Mit allen uumlbrigen Staaten kann Deutsch-land Sozialversicherungsabkommen schlieszligen Diese Abkommen koumlnnen unterschiedliche Bereiche der Sozial-versicherung umfassen Das bedeutet dass nicht jedes Abkommen den Be-reich der gesetzlichen Unfallversiche-rung einbezieht

Aktuell sind mit folgenden zwoumllf Laumlndern Abkommen geschlossen die die gesetzli-che Unfallversicherung mit einschlieszligen Bosnien-Herzegowina Brasilien Israel Kanada (nur Provinz Quebec) Kosovo Marokko Mazedonien Montenegro Ser-bien Tuumlrkei Tunesien und Uruguay

Die uumlber- und zwischenstaatlichen Re-gelungen sorgen dafuumlr dass ein Arbeit-nehmer der in Deutschland von einem Unternehmen beschaumlftigt wird auch dann den deutschen Regelungen uumlber die soziale Sicherheit unterliegt wenn die Tauml-tigkeit in einem Land des EWR oder einem Staat ausgeuumlbt wird mit dem ein Sozial-versicherungsabkommen besteht

Bei allen EWR- und Abkommensstaaten muss fuumlr den gesetzlichen Unfallversiche-rungsschutz geklaumlrt sein dass die Ent-sendung

im Rahmen eines in Deutschland beste-henden Arbeitsverhaumlltnisses erfolgt und

infolge der Eigenart der Beschaumlftigung

oder vertraglich im Voraus zeitlich be-grenzt ist

Bei den Abkommensstaaten koumlnnen auch weitere Voraussetzungen gefordert sein

Krankenversicherung entscheidet Ob die deutschen Sozialversicherungs- regeln weiter gelten entscheidet der fuumlr den Beschaumlftigten zustaumlndige Kranken-versicherungstraumlger Dort muss der Ar-beitgeber im Vorfeld der Entsendung die Entsendebescheinigung A1E101 einholen

Bei den EWR-Staaten ist vorgesehen dass die voraussichtliche Dauer der Be-schaumlftigung 24 Monate nicht uumlberschrei-ten soll Im Einzelfall kann diese Frist aber uumlberschritten werden Hierzu kann ein entsprechender Antrag auf Sonderverein-barung bei der DVKA (Pennefeldsweg 12c 53177 Bonn) gestellt werden

In den Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und den Abkom-

Fuumlr viele Mitarbeiter von BG ETEM-Mitgliedsbetrieben ist es selbstverstaumlndlich dass sie Teile ihres Arbeits- lebens im Ausland verbringen Wie es dann mit dem Unfallversicherungsschutz aussieht sorgt vor der Abreise oft fuumlr Fragen

Unfallversicherung und Schutz im Ausland

Grenzenlose Sicherheit

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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

service

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

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Webcode 13671559

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    • editorial
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    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
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      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
              • Goldene Regeln fuumlr alle
              • Tradition und Innovation
              • Fataler Irrtum
              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
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mensstaaten koumlnnen unterschiedliche Zeitraumlume und Verlaumlngerungsmoumlglichkei-ten vereinbart sein

Ausstrahlung Zaumlhlt das Land in das der Arbeitnehmer entsandt wird weder zu den EWR- noch zu den Abkommensstaaten kann der Ver-sicherungsschutz uumlber die sogenannte Ausstrahlung bestehen

Bei einer Ausstrahlung wird ein Mitar-beiter eines deutschen Unternehmens fuumlr einen im Voraus begrenzten Zeitraum ins Ausland entsandt ndash entweder aufgrund vertraglicher Vereinbarung oder infolge der Eigenart der Taumltigkeit (z B Montage einer Maschine) In diesen Faumlllen gilt waumlh-rend des Auslandsaufenthalts das deut-sche Sozialversicherungsrecht weiter

Im Unterschied zum zwischen- und uumlberstaatlichen Recht gibt es hier aber keine zeitliche Houmlchstgrenze fuumlr den Aus-

landsaufenthalt Das Unternehmen muss die entsandten Mitarbeiter auch der BG ETEM nicht extra melden da der Versi-cherungsschutz automatisch gewaumlhrleis-tet ist

Ob die fuumlr eine Ausstrahlung notwendi-gen Voraussetzungen erfuumlllt sind kann die zustaumlndige Einzugsstelle (Kranken-kasse des Arbeitnehmers) auf Antrag des Arbeitgebers pruumlfen und feststellen Im Einzelfall kann es dennoch zu einer Doppelversicherung kommen ndash wenn der Versicherungsschutz nach deutschem und auslaumlndischem Recht vorliegt

Separate Auslandsversicherung uumlber die BG ETEM moumlglich Wenn weder uumlber das EU-Recht noch das Abkommensrecht noch das Ausstrah-lungsrecht fuumlr eine Auslandstaumltigkeit Ver-sicherungsschutz besteht bietet die BG ETEM eine separate Auslandsversiche-

rung (AUV) an Die AUV ist eine freiwillige Versicherung und erfasst vor allem die Faumllle in denen das inlaumlndische Beschaumlfti-gungsverhaumlltnis waumlhrend der Auslandstauml-tigkeit ruht oder aufgrund der Laumlnge des Entsendezeitraums kein Versicherungs-schutz im Rahmen des EU- bzw Abkom-mensrechts zustande gekommen ist

Bei der AUV handelt es sich um eine Versicherung bdquoauf Antragldquo Der Antrag muss vor Aufnahme der Auslandstaumltigkeit bei der BG ETEM gestellt werden (siehe bdquoinfoldquo) Mit dem Abschluss einer AUV er-wirbt der Arbeitnehmer gesetzlichen Un-fallversicherungsschutz Stefan FlohrSebastian Widiger

rarr info Das Antragsformular fuumlr eine Auslands-versicherung der BG ETEM und weitere Informationen finden Sie unter wwwbgetemde Webcode 11887337

Auch wer zeitweise fuumlr sei-nen Arbeitgeber im Ausland arbeitet ist in aller Regel unfallversichert Im Einzelfall kommt es auf die Art des jeweiligen staatlichen Ab-kommens an

Hinweis fuumlr die Lohnnachweis-Meldung

Bitte beachten Sie dass Entgelte von entsandten Mitarbeitern im Lohnnachweis weiterhin gemeldet werden wenn der Versicherungs-schutz auch im Ausland gilt Bei der separaten Auslandsunfallversiche-rung (AUV) duumlrfen die Entgelte da-gegen nicht im Lohnnachweis ge-meldet werden Der Beitrag zur AUV wird separat nach Anzahl der Aus-landsmonate berechnet

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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

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Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

Florian Kraugmann

Leuchtende Textilfarben Welche Chemikalien werden eingesetzt

Erste Ansaumltze fuumlr mehr Arbeitssicherheit Ein Sicherungskasten mit Abdeckung

35

service

etem 012016

wwwbgetemde twittercombg_etem

bg_etemyoutubecomdiebgetem xingtobgetem wwwbgetemde

Webcode 13671559

  • etem 012016 | Elektro Feinmechanik
    • editorial
    • inhalt
    • kompakt
      • Treffen der Fachleute
      • Suumlwag gewinnt Arbeitsschutzpreis
      • 4 Fachtagung zur Arbeitssicherheit in Windenergieanlagen
      • Video Aufmerksamkeit darf man nicht teilen
      • Innovative Idee
      • Aus der Selbstverwaltung
      • Workshop Ruumlcken
      • Richtig sicher
        • mensch amp arbeit
          • Haken dran
          • Aus Fehlern kollektiv lernen
          • Ein Schluumlssel zum Erfolg
          • Anruf genuumlgt
            • betrieb amp praxis
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              • Tradition und Innovation
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              • Vielseitig aber riskant
                • gesundheit
                  • Mehr Einklang mit dem Koumlrper
                  • bdquoDurchmischung der Schichten war wichtigldquo
                  • Ausgaben gesunken
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                      • Grenzenlose Sicherheit
                      • In einer anderen Welt
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Es ist ein Projekt das schnell Fruumlchte traumlgt Entwicklungsorganisationen fra-

gen bei der BG ETEM an ob sie bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Pakistan mit ihrem Know-how helfen kann Es folgt ein erstes Treffen im Febru-ar 2015 in Pakistan Kaum sieben Monate spaumlter bildet die BG ETEM erste pakistani-sche Fachkraumlfte in Aspekten des Arbeits-schutzes aus

Doch der Reihe nach Beim ersten Be-such geht es vor allem darum Handlungs-felder auf dem Gebiet des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu ermitteln um daraus ein abgestimmtes Schulungspro-gramm fuumlr Arbeitsschutzverantwortliche aus den Betrieben zu entwickeln Dazu werden zahlreiche Gespraumlche mit Vertre-tern des Arbeitsministeriums der Textil-verbaumlnde und der Zertifizierungsunter-nehmen sowie den Arbeitsschutzverant-wortlichen gefuumlhrt Um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu verschaffen werden auch Strickereien Faumlrbereien Nauml-

Experten der BG ETEM helfen bei der Implementierung des Arbeitsschutzes in Textilfabriken Pakistans

hereien und Druckereien besucht Es sind die Visiten vor Ort die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen bdquoWir haben gese-hen wie Arbeiter Jeans mit Schmirgelpa-pier den bei uns so beliebten used-looklsquo verpassten Sie trugen keine Atemmaske es gab keine Absaugeinrichtung und sie atmeten einen Teil der Flusen einldquo erin-nert sich ein Mitreisender Auch fehlende Schutzeinrichtungen an Maschinen oder -ausruumlstungen beim Auftragen von Chemi-kalien alarmierten die Experten Es wird allen Beteiligten klar Es muss gehandelt werden dringend

Die BG ETEM entschlieszligt sich die Aus-bildung von Arbeitsschutzexperten in Pa-kistan als fachlicher Partner zu unterstuumlt-zen Dabei arbeitet sie Hand in Hand mit der Gesellschaft fuumlr Internationale Zusam-menarbeit (GIZ) und der Entwicklungsor-ganisation Sequa ndash deren Gesellschafter die Spitzenverbaumlnde der deutschen Wirtschaft und die GIZ sind Hintergrund ist ein Projekt initiiert von der Europaumli-

schen Union der Niederlaumlndischen und Norwegischen Botschaft sowie der Bun-desrepublik Deutschland zur Foumlrderung der Sozialstandards Qualifizierung von Arbeitsinspektoren und Weiterbildungen von verantwortlichen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz

bdquoUnsere Arbeit wird nicht aus Beitrauml-gen sondern von Entwicklungsfonds finanziertldquo erklaumlrt Olaf Petermann Vorsit-zender der Geschaumlftsfuumlhrung der BG ETEM Er nahm selbst an der ersten Reise teil Anfang September reisen schlieszliglich drei Mitarbeiter der Praumlventi-

Arbeitsschutz als Entwicklungshilfe

In einer anderen Welt

Experten der BG ETEM bildeten in zwei Work-shops Inspektoren und Multiplikatoren aus

service

34 etem 012016

Impressum etem ndash Magazin fuumlr Praumlvention Rehabilitation und Entschaumldigung Herausgeber Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Gustav-Heinemann-Ufer 130 50968 Koumlln Tel 0221 3778-0 Telefax 0221 3778-1199 E-Mail infobgetemde Fuumlr den Inhalt verantwortlich Olaf Petermann Vorsitzender der Geschaumlftsfuumlhrung Redaktion Christoph Nocker (BG ETEM) Stefan Thissen (wdv Gesellschaft fuumlr Medien amp Kommunikation mbH amp Co OHG Dieselstraszlige 36 63071 Offenbach) Tel 0221 3778-1010 E-Mail etembgetemde Bildredaktion Theresa Rundel (wdv) Gestaltung Jochen Merget (wdv) Druck VS Broschek Druck GmbH etem erscheint sechsmal jaumlhrlich (jeden zweiten Monat) Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten Gedruckt auf umweltfreundlichem chlorfreien Papier Titelbild istockphotoeyjafjallajokull Leserservice (Adress- oder Stuumlckzahlaumlnderung) Tel 0221 3778-1070 E-Mail leserservicebgetemde

Foto

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on fuumlr eine Woche nach Lahore der Hauptstadt Pakistans Vor Ort fuumlhren sie zwei Workshops durch

Einen dreitaumlgigen Workshop fuumlr Arbeits-schutzinspektoren und

einen viereinhalbtaumlgigen Workshop fuumlr die Referenten der staatlichen Bildungs-staumltte bdquoCentre for the Improvement of Working Conditions and Environmentldquo (CIWCE)

Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

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Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

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Neben den fachlichen Themen zum Ar-beits- und Gesundheitsschutz werden auch die beiden nationalen Arbeits-schutzsysteme miteinander verglichen uumlber das Rollenverstaumlndnis der deut-schen und pakistanischen Inspektoren sowie deren jeweilige Praumlventionsansaumltze diskutiert

Ein weiteres wichtiges Thema war die Organisation von Schulungen Auch hier werden die Vorgehensweisen der BG ETEM und des CIWCE verglichen Es geht vor allem um Aspekte wie Qualifika-tion von Referenten Entwicklung Durch-fuumlhrung qualitative Absicherung sowie Oumlffentlichkeitsarbeit Ziel ist es mit den Experten vor Ort neue Ideen und praktika-ble Loumlsungsansaumltze zu erarbeiten und zu diskutieren

Gesetze und Kontrolle noumltig Schnell wird deutlich dass sich an den schlechten Arbeitsbedingungen nur dann wirklich etwas aumlndern wird wenn in den Bereichen des technischen und sozi-alen Arbeitschutzes gesetzliche Regelun-gen geschaffen werden und deren Nicht- einhaltung geahndet wird Die Kontrolle der Betriebe durch die staatlichen In- spektoren ist hier unbedingt erforderlich

Die Umsetzung und Zertifizierung von Sozialstandards beispielsweise SA 8000 Standard (Social Compliance) oder

OSHAS 18001 ist ein wesentlicher Be-standteil fuumlr die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen Die Zertifizierung darf aber auf keinen Fall die Taumltigkeit der staatlichen Inspektoren ersetzen Dazu kommt auch dass diese Standards nur bei Betrieben eingefuumlhrt werden die von deren westlichen Kunden und Haumlndlern dazu angehalten werden

Akute Lebensgefahr Der groumlszligte Teil der Textil- und Beklei-dungsindustrie produziert jedoch fuumlr den heimischen Markt oder beliefert die nicht westlich orientierten Exportbetriebe Hier herrschen nach unserem Werteverstaumlnd-nis oft unzumutbare Arbeitsbedingungen Aufgrund der desolaten elektrischen Ins-tallation der nicht vorhandenen Schutz- einrichtungen und dem sorglosen Um-gang mit Chemikalien besteht in vielen Bereichen akute Gesundheits- und Le-bensgefahr Ein Bewusstsein fuumlr die Ge-faumlhrdungen besteht oft nicht

Es gibt aber auch Betriebe wo die Un-ternehmer die Problematik erkannt haben und von sich aus zum Teil mit einfachen Maszlignahmen zur Verbesserung des Ar-beits- und Gesundheitsschutzes beitra-gen (siehe Bild vom Sicherungskasten)

Eine staatliche Unfallversicherung bdquoPunjab Employees Social Security Insti-tutionldquo (PESSI) ist vorhanden Versichert

sind aber nur die registrierten Beschaumlftig-ten Der groumlszligte Teil der Arbeiter in den Be-trieben ist jedoch nicht registriert bzw ist im informellen Sektor taumltig und somit nicht durch PESSI versichert

Ein weiteres groszliges Problem ist die feh-lende Uumlbersicht uumlber das Unfallgesche-hen Weder die einzelnen Betriebe noch der Staat erfassen die Unfaumllle Somit sind gezielte Praumlventionsmaszlignahmen zurzeit fast unmoumlglich

Die pakistanischen Arbeitsschutzex-perten haben sich begeistert und enga-giert an den Workshops beteiligt Die BG ETEM steht weiterhin mit ihnen im Austausch Es haumlngt jetzt von den verant-wortlichen Behoumlrden in Pakistan ab ob eine Basis fuumlr bessere Arbeitsbedingun-gen geschaffen wird Weitere Workshops sind fuumlr die Zukunft geplant

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