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Autor Dr.-Ing. Eckehard Fiedler Fa. MW-Zander, 52072 Aachen Berechnung und Simulation von Quell-Luftströmungen Quell-Lüftungssysteme besitzen energetische und physiologische Vorteile gegenüber der klassischen Mischlüftung. Sie können Ihre positiven Eigenschaften aber nur errei- chen, wenn gewisse Randbedingungen eingehalten werden. Dieser Artikel fasst die Erfahrungen verschiedener experimenteller und numerischer Untersuchungen von Quell-Luftströmungen zusammen. Das Prinzip der Quell-Lüftung (auch Schichtenströmung genannt) basiert auf der impulsarmen Zuluftzufuhr und den natürlichen Auf- triebsströmungen im Raum, die an vorhandenen Wärmequellen (Per- sonen, Beleuchtung, elektrische Geräte) entstehen. Das Quell-Luft- Prinzip benötigt die im Raum vorhandenen Wärmequellen und dient im Normalfall zur Lüftung und Kühlung des Raumes. Eine Beheizung nach dem Quell-Luft-Prinzi p ist nicht möglich. Im Bild 1 ist das Prinzip der Quell-Luftströmung dargestellt. Die ge- genüber der Raumluft kühlere Zuluft tritt mit niedriger Geschwin- digkeit (typisch u 0  < 0,2 m/s) impulsarm und mit geringer Turbulenz aus einem großächigen Quell-Luftdu rchlass aus und gleitet in einer bodennahen Schicht in den Raum. Je nach Luftdurchlasshöhe und Temperaturdifferenz Zuluft – Raumluft strömt die Zuluft mehr oder weniger stark nach unten. Die Luftströmung kann dabei in der Ge- schwindigkeit zunehmen und im Bodenbereich, in ca. 0,5 bis 1,5 m Entfernung vom Quell-Luftdurchlass, eine maximale Strömungsge- 2 www.tab.de  10 2006 Aktuelles BHKS Produkte Bauanalyse Recht Fachbeiträge 669 Gebäudesimulation schwindigk eit u max, nah  erreichen, die über der Austrittsgeschwindigkeit u 0  liegen kann. Im weiteren Verlauf nimmt die Strömungsgeschwin- digkeit ab, so dass außerhalb des Nahbereichs thermisch behagliche Zustände vorliegen. Die Größe des Nahbereichs ist im Allgemeinen abhängig von der Art des Luftdurchlasses, dem Luftvolumenstrom so- wie der T emperaturdifferenz zwis chen Zuluft und Raumluft . Die Zuluft verteilt sich im Raum also hauptsächlich in einer bodennahen Schicht, die sich durch den Kontak t mit der Bodenoberäche bereits um 1 bis 2 K erwärmt. Oberhalb dieser strömenden Schicht bildet sich ein Frischluftsee, in dem sehr geringe Luftgeschwindigkeiten herrschen. Schadstoffe werden im Raum in der Regel in der Nähe von Wärme- quellen freigesetzt (z. B. Rauch, Körpergeruch) Mit der warmen Auf - triebsströmung über den Wärmequellen werden diese Verunreini- gungen in den Deckenbereich transportiert und dort mit der Abluft weitgehend abgeführt. Nur ein geringer Teil gelangt mit der Rück- strömung wieder nach unten in den Raum. In der unteren reinen Frischluftzone sind deshalb kaum Verunreinigungen vorhanden. Aus der Frischluftzone wird der größte Teil der Atemluft für die Personen geschöpft, so dass diesen eine gute Luftqualität zur Verfü- gung steht. Neben der Schichtung von eventuellen V erunreinigungen im Raum tritt bei der Quell-Lüftung eine deutliche vertikale Temperaturschich- tung auf. Innerhalb der Auftriebsströmung, direkt über den Wärme- quellen (Personen, EDV-Geräte usw.), treten höhere Lufttemperaturen auf. Außerhalb dieser Auftriebsströmung nimmt die Lufttemperatur zur Decke hin allmählich und fast überall gleichmäßig zu. Sie erreicht im Deckenbereich, in der Abluft, ihren höchsten Wert.                                                                  �                                                                                                                                                                                      Tabelle 1: Werte aus der VDI 2262 Luftführung Belastungsgrade µ s µ w Schichtströmung Luftdurchlässe am Boden 3 bis 4 m über dem Boden 0,2 - 0,3 ca. 0,5 0,45 - 0,6 ca. 0,7 Mischströmung (je nach Art der Luftzufuhr und der Raumhöhe 1,0 (0,8) 1,0 (0,9) Bild 1: Prinzip der Quell-Lüftung

Simulation Von Quellluftstroemungen Tab 10 2006

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  • AutorDr.-Ing. Eckehard FiedlerFa. MW-Zander,52072 Aachen

    Berechnung und Simulation von Quell-Luftstrmungen

    Quell-Lftungssysteme besitzen energetische und physiologische Vorteile gegenber

    der klassischen Mischlftung. Sie knnen Ihre positiven Eigenschaften aber nur errei-

    chen, wenn gewisse Randbedingungen eingehalten werden. Dieser Artikel fasst die

    Erfahrungen verschiedener experimenteller und numerischer Untersuchungen von

    Quell-Luftstrmungen zusammen.

    Das Prinzip der Quell-Lftung (auch Schichtenstrmung genannt) basiert auf der impulsarmen Zuluftzufuhr und den natrlichen Auf-triebsstrmungen im Raum, die an vorhandenen Wrmequellen (Per-sonen, Beleuchtung, elektrische Gerte) entstehen. Das Quell-Luft-Prinzip bentigt die im Raum vorhandenen Wrmequellen und dient im Normalfall zur Lftung und Khlung des Raumes. Eine Beheizung nach dem Quell-Luft-Prinzip ist nicht mglich.Im Bild 1 ist das Prinzip der Quell-Luftstrmung dargestellt. Die ge-genber der Raumluft khlere Zuluft tritt mit niedriger Geschwin-digkeit (typisch u0 < 0,2 m/s) impulsarm und mit geringer Turbulenz aus einem groflchigen Quell-Luftdurchlass aus und gleitet in einer bodennahen Schicht in den Raum. Je nach Luftdurchlasshhe und Temperaturdifferenz Zuluft Raumluft strmt die Zuluft mehr oder weniger stark nach unten. Die Luftstrmung kann dabei in der Ge-schwindigkeit zunehmen und im Bodenbereich, in ca. 0,5 bis 1,5 m Entfernung vom Quell-Luftdurchlass, eine maximale Strmungsge-

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    schwindigkeit umax, nah erreichen, die ber der Austrittsgeschwindigkeit u0 liegen kann. Im weiteren Verlauf nimmt die Strmungsgeschwin-digkeit ab, so dass auerhalb des Nahbereichs thermisch behagliche Zustnde vorliegen. Die Gre des Nahbereichs ist im Allgemeinen abhngig von der Art des Luftdurchlasses, dem Luftvolumenstrom so-wie der Temperaturdifferenz zwischen Zuluft und Raumluft. Die Zuluft verteilt sich im Raum also hauptschlich in einer bodennahen Schicht, die sich durch den Kontakt mit der Bodenoberflche bereits um 1 bis 2 K erwrmt. Oberhalb dieser strmenden Schicht bildet sich ein Frischluftsee, in dem sehr geringe Luftgeschwindigkeiten herrschen. Schadstoffe werden im Raum in der Regel in der Nhe von Wrme- quellen freigesetzt (z. B. Rauch, Krpergeruch) Mit der warmen Auf-triebsstrmung ber den Wrmequellen werden diese Verunreini-gungen in den Deckenbereich transportiert und dort mit der Abluft weitgehend abgefhrt. Nur ein geringer Teil gelangt mit der Rck-strmung wieder nach unten in den Raum. In der unteren reinen Frischluftzone sind deshalb kaum Verunreinigungen vorhanden. Aus der Frischluftzone wird der grte Teil der Atemluft fr die Personen geschpft, so dass diesen eine gute Luftqualitt zur Verf-gung steht.Neben der Schichtung von eventuellen Verunreinigungen im Raum tritt bei der Quell-Lftung eine deutliche vertikale Temperaturschich-tung auf. Innerhalb der Auftriebsstrmung, direkt ber den Wrme-quellen (Personen, EDV-Gerte usw.), treten hhere Lufttemperaturen auf. Auerhalb dieser Auftriebsstrmung nimmt die Lufttemperatur zur Decke hin allmhlich und fast berall gleichmig zu. Sie erreicht im Deckenbereich, in der Abluft, ihren hchsten Wert.

    Tabelle 1: Werte aus der VDI 2262Luftfhrung Belastungsgrade

    s wSchichtstrmungLuftdurchlsseam Boden3 bis 4 m ber dem Boden

    0, - 0,3ca. 0,5

    0,45 - 0,6ca. 0,7

    Mischstrmung(je nach Art der Luftzufuhrund der Raumhhe

    1,0(0,8)

    1,0(0,9)

    Bild 1: Prinzip der Quell-Lftung

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    Einsatzgrenzen und allgemeine RegelnBei der Auslegung von Quell-Luftsystemen haben sich folgende allge-meine Regeln bewhrt [1]: Temperaturdifferenz Raum Zuluft 3 K, Senkrechter Temperaturgradient 2 K/m, Der Aufenthaltsbereich muss auerhalb des Nahbereichs liegen, in dem die Behaglichkeitsanforderungen nicht eingehalten werden,

    Die Quell-Lftung ist nicht zum Heizen zu benutzen.Bei normaler Auslegung fr Brorume (spez. Volumenstrom bis 20 m3/(hm2), Raumhhe bis 3 m) sind Khlleistungen bis ca. 40 W/m2

    mglich. Bei Anwendungen mit sehr hohen spezifischen Volumen-strmen (> 40 m3/hm2) sind in hohen Rumen (> 5 m Hhe) auch Khlleistungen bis etwa 100 W/m2 realisierbar.

    AuslasshheFr die Auslegung von Wandquellauslssen mit Raum Zuluft = 3 K gilt: Bei sehr niedrigen Luftauslssen bis 150mm Hhe (Sockelquellaus-lsse) kommt es nicht zu einer Beschleunigung der Zuluft im Nah-bereich. Die Ausblasgeschwindigkeit darf maximal u0= 0,185 m/s betragen.

    Bei Bauhhen von 150 bis 500 mm berlagert sich die Ausblasge-schwindigkeit mit der Beschleunigung im Nahbereich. Bei Einhal-tung der Behaglichkeitskriterien sind mglich

    bei 150 mm Auslasshhe: VZuluft = 100 m3/(hm),

    bei 500 mm Auslasshhe: VZuluft = 200 m3/(hm)

    Steigt die Auslasshhe weiter an, dann wird das Zugluftrisiko nur noch durch die Beschleunigung der Zuluft im Nahbereich bestimmt, so dass sich eine konstante Luftmenge von V500 200 m

    3/(hm) un-abhngig von der Auslasshhe ergeben.

    Diese Werte gelten fr durchgehende Reihen von Auslssen. Bei ein-zeln stehenden oder runden Auslssen sind die Werte abhngig von der Auslassform.

    Quell-Luft und KhldeckenGrundstzlich zeigen Untersuchungen im Raumstrmungslabor, dass eine Kombination aus Khldecken und Quell-Luftsystemen hinsicht-

    lich der Behaglichkeit mglich ist. Durch die Deckenkhlung stellt sich keine klare Temperaturschichtung ein, so dass auch die Luftge-schwindigkeiten und Temperaturgradienten im Raum klein sind.Temperaturmessungen (Bild 4) belegen aber, dass die energetischen Vorteile des Quell-Lftungssystems verloren gehen. Die Wrmebelas-tungsgrade im Raum liegen z.T. ber dem Wert 1. Bei ungnstiger An-ordnung der Abluft im Deckenbereich wird die Abluft durch die Khl-decke abgekhlt wird, so dass ein Teil der Nutzklte nicht im Raum wirksam werden kann.Sofern eine Entfeuchtung der Zuluft durch Taupunktsunterschreitung notwendig ist, wirkt sich, wie oben erwhnt, die notwendige Nacher-wrmung zustzlich negativ aus, so dass mit Ausnahme von Sonder-fllen, von der Kombination abgeraten werden muss.

    Erfahrungen mit der Simulation von Quell-LftungIn vielen Sonderfllen reichen die allgemeinen technischen Regeln nicht aus, um die Funktion der Quell-Lftung zu beurteilen. Solche Sonderflle sind: Anordnungen von Einzelauslssen oder Sonderbauformen, Aufenthaltszonen im Nahbereich, Ungewhnliche Anordnung von Wrmequellen oder extreme Wr-melasten,

    Kombinationen mit anderen Heiz/Khlsystemen (z. B. Khldecken).Hier helfen numerische Simulationen, mit denen die Luftstrmung vorausberechnet werden knnen. Mit den heute blichen Finite-Volu-men-Programmen lassen sich Quellstrmungen gut berechnen. Den-noch kommt es bei der Modellierung immer wieder zu erheblichen Fehlern.

    StrahlungseinflussHufig unterschtzt wird der Strahlungseinfluss auf Quell-Luftstr-mungen. Berechnet man die Wrmebergnge fr Strahlung und Konvektion, ergibt sich folgendes Bild:

    Strahlungswrmebergangskoeffizient zwischen zwei Flchen mit Emissionsgrad = 0,9:

    Bild 2: Wrmebergangskoeffizienten bei T-Bezug = 20 C Bild 3: Entfeuchtung der Zuluft im Sommer

    .

    .

    .

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    Gebudesimulation

    as = konvektiver Wrmebergangskoeffizient fr kalte Decke oder war-men Boden:

    aK = fK (Luft Decke) 0,31mit fK= 2,0 (fK= 0,5 fr warme Decke/ kalten Boden)

    In Bild 2 wurden die Werte fr eine Bezugstemperatur von 20 C be-rechnet. Man erkennt, dass der Strahlungswrmebergang insbe-sondere bei kleinen Temperaturdifferenzen einen berwiegenden Einfluss besitzt. Dies gilt auf dann noch, wenn der konvektive Anteil durch eine erzwungene Strmung (z. B. Luftauslass) erhht wird.Bei der Quellstrmung wirkt sich dieser Umstand wie folgt aus: Durch den Kontakt der Abluft mit der Decke erwrmt sich diese und beginnt, Wrme an den kalten Boden abzustrahlen. Es stellt sich ein Gleichge-wichtszustand ein, bei dem der Boden wrmer ist als die Zuluft, die De-cke dagegen klter als die Abluft. Hierdurch wird der ursprnglichen Quellstrmung eine zweite Komponente berlagert, die fr einen ge-wissen Temperaturausgleich sorgt. Insbesondere die Temperatur der Bodenschicht wird durch den Wrmebergang angehoben, so dass sie sich bereits um bis zu 2 K ber der Einblastemperatur erwrmt.Als allgemeine Formel fr die Erwrmung der Zuluft gilt:

    Boden Zuluft =

    Es bedeuten:V = der Zuluftvolumenstrom in [m3/h]A = die Bodenflche in [m2]

    Fr die Simulation ist zu bercksichtigen, dass die Bodenerwrmung ein zeitlich-dynamischer Prozess ist, dessen Geschwindigkeit abhn-gig vom Bodenaufbau ist. Im Tagesverlauf knnen sich die Strmungs-verhltnisse daher gravierend ndern. Auerdem knnen sich Decke (unter dem Dach) und Boden durch direkte Sonneneinstrahlung zu-stzlich erwrmen. Eine thermisch-dynamische Gebudesimulation, die solche dynamischen Prozesse berechnen kann, hilft fr die Quell-Luft nur begrenzt weiter. Denn die Mehrheit dieser Programme geht von einheitlichen Raumtemperaturen aus und kann den Einfluss der Temperaturschichtung durch Quell-Lftung nicht berechnen.

    TurbulenzQuellstrmungen bewegen sich in der Bodenschicht mit einer ge-ringen Geschwindigkeit von 0,1 bis 0,2 m/s. Fr die Entwicklung der Quellschicht ist es von Bedeutung, ob die Luft am Boden laminar oder turbulent strmt. Bei turbulenten Strmungen ist der Wrmeaus-tausch und der Austausch innerhalb der strmenden Schicht deutlich grer als bei laminaren Schichten. Zur Beurteilung wird die Re-Zahl berechnet. Fr eine Quellstrmung mit u = 0,1 m/s ergibt sich nach 1 m Lauflnge ein Wert von

    Re = = = 6530

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    Bild 4: Raumtemperaturprofil bei der Kombination von Quell-Luft und Khldecken

    Bild 5: Simulation eines Teilmodells

    u Lv

    0,1 m/s 1 m15,31 10 - 6 m2/s

    2 -

    5,67 10-8 ((273 K + Decke)4 (273 K + Boden)4 )

    (Decke Boden).

    27.026.025.024.023.022.021.020.0

    Abluft Zuluft

    0,15 1hmVA

    .

  • In der Literatur findet man fr Experimente mit lngs angestrmten Platten kritische Re-Zahlen von 3,5 105. Fr die Berechnung befindet man sich damit in einem sehr kritischen Bereich, da die Bodenstr-mung laminar oder turbulent sein kann. Es muss geprft werden, ob das verwendete numerische Modell bei den vorliegenden Re-Zahlen berhaupt fr die Berechnung geeignet ist. Im Zweifelsfall ist der Ver-gleich mit Messdaten unumgnglich. Als wichtigste Kenngre ist hier der Anstieg der Lufttemperatur in der Quellschicht abhngig von der Bodentemperatur zu prfen.

    Bewertungsmastbe fr SimulationsergebnisseBei der Berechnung mit numerischen Modellen ist es notwendig, Ergebnisse anhand von experimentellen Daten zu prfen. Einfache zuverlssige Bewertungsparameter sind hierfr eine wichtige Vor-aussetzung. Drei der wichtigsten Parameter fr die Beurteilung von Quellstrmungen werden im Folgenden vorgestellt.

    Draft-RiskDie entscheidenden Behaglichkeitsparameter der Quell-Lftung lassen sich durch den Kennwert DR (Draft-Risk) aus DIN EN ISO 7730 [4] beschreiben. Dieser bewertet das Zugluftrisiko (Siehe auch DIN 13779). Durch Zugluft kommt es zu einer ungleichfrmigen Abkhlung der Hautoberflche, die insbesondere dann als unangenehm empfunden wird, wenn sie auch noch zeitlich schwankt (Turbulenzen) und wenn die Luft sehr kalt ist. Da die Hautoberflche mit Temperaturen um 33 C meist wrmer ist als die Umgebung, wirkt sich hier nicht nur die Lufttemperatur sondern auch der Wrmebergang aus. Der Draft-Risk (DR) berechnet sich nach folgender Gleichung:

    DR = (34 - ta) (v - 0,05) 0.62 (0,37 v Tu + 3,14)

    Es bedeuten:DR = Beeintrchtigung durch Zugluft, d.h. der Prozentsatz von Men- schen, die Aufgrund von Zugluft unzufrieden sind. ta = lokale Temperatur in [C]v = lokale mittlere Luftgeschwindigkeit in [m/s]Tu = lokaler Turbulenzgrad in [%]

    Bei der numerischen Strmungssimulation nach dem K--Modell re-prsentiert der Parameter KE die kinetische Turbulenzenergie. Diese ist definiert als KE = (Tu v)2. Der Turbulenzgrad lsst sich daher leicht aus den vorhandenen Ergebnissen ableiten. Im vorliegenden Fall er-gibt sich die Berechnung dann zu

    DR = (34 - ta) (v - 0,05) 0,62 (37 v (KE) 0,5 + 3,14)

    Durch die rtliche Berechnung des Parameters DR lsst sich der Nah-bereich von Quell-Luftauslssen genauer beschreiben.

    Wrme- und StoffbelastungsgradWrme- und Stoffbelastungsgrad erlauben eine einfache Bewertung der Luftschichtung in belfteten Rumen. Belastungsgrade geben an, wie stark sich eine Belastung in einem bestimmten Raumbereich auswirkt. Es handelt sich also um eine ortsabhngige Gre. Hufig werden Belastungsgrade angegeben fr eine Bezugshhe 1,5 m, so dass damit die Atemluftqualitt fr am Boden stehende Personen bewertet wird. Eine lokale Konzentration oder Temperaturerhhung wird dazu bezogen auf einen Raummittelwert (in Anlehnung an die VDI-2262 [2]).

    Wrmebelastungsgrad W =

    Stoffbelastungsgrad s = = Obwohl beide Gleichungen unterschiedlich aussehen, beschreiben sie den gleichen Sachverhalt: Der Stoffbelastungsgrad bezieht die lokale Schadstoffkonzentration auf mittlere Schadstoffkonzentration, die sich durch die Gesamtfreisetzungsrate und den Zuluftvolumen-strom ergibt. Der Wrmebelastungsgrad bezieht die lokale Tempera-turerhhung auf die Gesamttemperaturerhhung Abluft Zuluft, die sich aus dem Zuluftvolumenstrom und der Raum-Wrmelast ergibt. Fr ein ideales Mischlftungs-System, das Wrme und Schadstoffe gleichmig im Raum verteilt, sind beide Belastungsgrade = 1. Bei Quell- und Schicht-Lftungssystemen, die die Schadstoffe so aus dem Raum abfhren, dass sie sich nicht voll im Aufenthaltsbereich aus-wirken knnen, liegen die Belastungsgrade unter 1. Kommt es durch mangelhafte Lftung zu lokalen Konzentrationserhhungen, dann sind auch Belastungsgrade ber 1 mglich.Bei einem Quell-Lftungssystem steigen die Belastungsgrade vom Fuboden aus an und erreichen erst direkt unter der Decke den Wert von 1. In der Aufenthaltszone liegen die Stoffbelastungsgrade je nach Raumhhe bei 0,2 bis 0,5, die Wrmebelastungsgrade bei 0,45 bis 0,7. Aufgrund des Strahlungseinflusses liegen die Belastungsgrade fr Wrme stets deutlich ber denen fr Schadstoffe. Belastungsgrade eignen sich zur vergleichenden Bewertung von Ergebnissen. Die VDI 2262 [3] liefert die Werte in der Tabelle 1. Energiebedarf von Quell-Luftsystemen Ein niedriger Wrmebelastungsgrad darf keinesfalls mit einem gerin-geren Energiebedarf verwechselt werden, denn dieser ist von einer Reihe von Faktoren abhngig. Grundstzlich gilt, dass die Zuluft bei Quell-Luftsystemen wrmer eingeblasen werden kann als bei konventionellen Mischluftsystemen. Zulufttemperaturen von 20 bis 22 C sind notwendig, damit es nicht zu Behaglichkeitseinschrnkungen kommt. Bei Mischluftsystemen liegen die Zulufttemperaturen dagegen je nach System bei 14 bis 18 C, was theoretisch einen hheren Energieaufwand fr die Kh-lung bedeutet.

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    Bild 6: Temperaturschichtung im Teilmodell Bild 7: Luftgeschwindigkeiten im Teilmodell

    lokal ZuluftAbluft Zuluft

    CS, lokalCS

    CS, lokalms/VAbluft

    27.026.025.024.023.022.021.020.0

    0.300.200.100.00

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    Der Energieverbrauch der Zuluftkhlung wird auch bestimmt durch die notwendige Zuluftmenge. Bei einer gegebenen Raumwrmelast ist diese abhngig von der Temperaturdifferenz Zuluft-Abluft. Aus Be-haglichkeitsgrnden ist diese bei Quell-Luftsystemen in der Regel auf 6 bis 8 K begrenzt, whrend bei Mischluftsystemen bis zu 12 K mg-lich sind (siehe Kasten Anmerkung unten). In der Regel sind daher die Zuluftmengen bei Mischlftungssystemen kleiner, so dass beide Systeme energetisch fast gleichwertig sind.Wird in klimatisierten Rumen eine maximale Feuchte um 50 % ge-fordert, dann gert die Quell-Lftung energetisch ins Hintertreffen. Bild 3 zeigt die Zustandsnderung im h-x-Diagramm. Zur Entfeuch-tung ist eine Abkhlung der Auenluft auf ca. 16 C notwendig. Damit ist die Luft geeignet als Zuluft fr ein Mischlftungssystem. Fr ein Quell-Luftsystem muss die Luft auf ca. 21 C nacherwrmt werden, was einen zustzlichen Energie- oder Anlagenaufwand bedeutet. Im vorliegenden Fall wre also ein Quell-Luftsystem im Hochsommer en-ergetisch deutlich ungnstiger.Grundstzlich sollte die Regel gelten, dass Misch- und Quell-Luftsys-teme in einem Raum nicht gemischt werden drfen. Bei der Quell-Lftung ist das gesamte Temperaturniveau nach oben verschoben, so dass andere Zuluftbedingungen bentigt werden. Sollen in einem Gebude beide Systeme verwendet werden, so sind hierfr getrennte Zuluftanlagen notwendig.

    BeispieleDie Bilder 5 bis 8 zeigen Simulationsergebnisse eines Theatersaales. Hier wurde zunchst ein Teilmodell aufgebaut, das nur 40 Sitze in einem Saalbereich darstellt. Mit diesem Modell wurde das Mikroklima untersucht, um eine Aussage ber die zu erwartende Schichtung zu bekommen. Bild 6 zeigt die Temperaturschichtung, Bild 7 die Luftge-schwindigkeiten an den Personen. Man erkennt hier, dass die Warm-luftaufstiege sich bis in eine Hhe von ca. 3 m noch als individuelle Strmungsphnomene auswirken. Eine hnliche Aussage htte auch durch ein Labormodell eines Teilbereiches gefunden werden knnen.Auf der Basis des Teilmodells wurden Volumenwrmelasten aufge-

    baut, die die Quellschicht bis in eine Hhe von 3 m nachbilden. Diese wurden in ein Halbmodell des Saales eingebracht. Bild 8 zeigt die Aus-wertung des Draft-Risk als Iso-Flche (gelb). Obwohl in Teilbereichen des Saales Luftgeschwindigkeiten ber 0,2 m/s auftreten sind diese dort unkritisch, wo sie mit geringen Turbulenzgraden oder hohen Temperaturen gekoppelt sind. Lediglich im gelb dargestellten Galerie-bereich gibt es eine Zone, in der Kaltluft mit erhhter Geschwindig-keit strmt. Hier ist mit ber 15 % Unzufriedenen Personen zu rech-nen. Als Ergebnis dieser Untersuchung konnte das Lftungssystem in kritischen Bereichen angepasst werden, so dass die Konzentration von Kaltluftflssen in der Galerie vermieden werden kann.In Bild 9 ist der Zuluftfluss der Lftung eines Museums in einem his-torischen Gebude dargestellt. Die Quellschicht wurde durch eine Iso-Flche bei einer Temperatur von +1 K ber der Zulufttemperatur dargestellt. Die Erwrmung der Bodenschicht lag hier niedriger als bei Vergleichsmessungen, da die Fubodentemperatur mit 21,5 C unter einem Wert lag, wie er z. B. fr Brorume typisch ist. Hier wur-de die Gebudedynamik mit bercksichtigt. Aufgrund der massiven Decken erwrmt sich die Bodenplatte nur langsam, was auch einen khlenden Effekt auf die Quellschicht hat.Beide Beispiele zeigen, dass es bei der Simulation von Quellstrmun-gen sehr auf Details ankommt. So ist es bei der Simulation von Per-sonen und Wrmequellen in der Regel notwendig, diese durch Ein-zelobjekte abzubilden. Eine Abbildung durch Volumenwrmequellen kann zu einer erheblichen Verflschung der Ergebnisse fhren. Die Einbeziehung von Messdaten in die Simulation ist daher immer der zuverlssigste Weg der Berechnung.

    Literatur

    [1] Quelluft Allgemeine Auslegung, Technische Auslegungsschrift Fa. Krantz

    [2] VDI 2262 Blatt 3, 1994 Luftbeschaffenheit am Arbeitsplatz, Beuth-Verlag [3] Energieeffiziente Lftungsanlagen in Betrieben, Mai 2002, Informationszentrum Energie, BaW [4] Din EN ISO 7730, 1995 Ermittelung des PMV-und PPD-Wertes, Beuth-Verlag

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    Bild 8: Auswertung des Draft-Risk, Bereiche > 15 % Unzufriedene

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    Bild 9: Simulation eines historischen Saales mit groflchigen Quell-Luftaus-lssen, Visualisierung einer Grenzflche mit 1 K ber Einblastemperatur

    201612840

    0.40

    0.30

    0.20

    0.10

    0.00

    Velo [m/s]

    Anmerkung: Zur maximalen TemperaturdifferenzDie maximale Temperaturdifferenz hngt stark von der Raumhhe und der Verteilung der Wrmelasten ab. Bei hohen Rumen sind auch fr Quell-Luft Werte von 8 bis 10 K mglich, allerdings werden hier auch Mischluftsysteme mit bis zu 14 K Untertemperatur eingesetzt.

    Schaltflche1: