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Heft 4. ] 24. 1. 1913J selbst an die Originalmitteilunge~l yon Prof. Max Wien. ])er Wirknngsgrad, gereehnet yon Antennen- energie (also K Wim Sendedraht) his WechseI- strom-Generator betr~gt ffir eine Station kleinerer Leistung sehon 75 %; bei grSl~eren Anlagen, z. ]3. fiir sine normMe 5 KW-Station, ist er noeh hSher. Beim Braun-Sender mfil.~te man schon mit 20 bis "25 % zufrieden sein oder beim Poulsen-Generator in der drahtlosen Telephonie sogar mit nur etwa 10 %. Trotzdem kann der altbew~hrte Braun- Sender gelegentlich doeh noch, und zwar nicht nur wegen seiner idealen Einfachheit, vorgezogen werden, z. ]3. bei dem jetzt sehon so ausgebauten radiotelegraphischen Zeitsignaldienst. ])er scharfe Rhythmus der Zeiehen der se]tenen Funken ist fiir Koinzidenzmethoden besser geeignet, und Versuche seitens der Eiffelturmstation haben gezeigt, dat~ die erreichbare Pr~zision derjenigen dutch tSnende Funken erheblieh iiber]egen ist. Es bleiben dies aber nur vereinzelte F~ille gegenfiber dem grol~en Gebiet des radiotelegraphisehen Nachriehtenver- kehrs, ffir den die Vorziige der ,,tSnenden LSseh- funken" sieh so evident manifestierten, dab ihr Siegeslauf unaufhaltsam war. Aueh fiir eine Radio- telephonie ist das Prinzip der Stol3erregung bis zu einem gewissen Grade anwendbar*). In einer ganz anderen, man darf woh] ssgen, reineren Form, habe ieh das Prinzip der ,,Stofi- erregung" in einer Schaltung fgr Meflinstrumente elngef'iihrt. ])as Prinzip besteht, kurz gesagt, darin, dal~ zu einem vollstgndig geschlossenen Sehwin- gungskreis, dessen ])iimpfung also versehwindend klein gemaeht werdsn kann, ein NebenseMuB mit einem Element so gesehaltet ist, dab die Selbst- induktionsspuls yore Strome durehflossen ist. Dureh instantane, m5gtiehst funkenlose Unterbreehung des Nebenschlusses bzw. dutch das plbtztiehe Versehwin- den der Strbmung in der Spule wird in derselhen in bekannter Weiss sin Extrastrom induziert, der sieh in dem Schwingungskrels auspendelt, und zwar mit stark vergrbl~erten Amplituden im Vergleich zu den Potentialamplituden der Lade- oder Entladeschwin- gungen. Wegsn der ~uBerst geringen I)bmpfung slnd alle sinsehl~gigen ~Iessungen mit einem Ge- nauigkeitsgrad mbglieh, dsr his damn nieht erreich- bar war. So sind u. a. Fernwellemnessungen mit fast ahsotnter Pr~zision mbglieh; bei der kfirzlieh hier in Zfirich yon mir mit Telefunkenapparaten eingerishteten Empfangsstation an der Schweizer Meteorologischen Zentralanstalt zur Aufnahme der radiotelegraphisehen Zeitsignale und Wetterberlehte stellte ich beispislsweise die wirksame Wellenl~nge der ea. 550 km sntferntsn Eiffelturmstatlon zu 2180 his 2185 m fest, w~hrend sis naeh na(Ntrgg- licher Angabe yon Kommandant FerriG des Direk- tors dieser Station, an Ort und Stelle direkt zu 2185 m gemessen wurde. Es gibt heute won keinen Pr~zisions-WellenmeSser oder Stationsprfifer, oder ])etektorpriifer (]etzterer aueh in allen modernen *) VergL Dr. K. Marlcau: Die Telephonie ohne Draht. Heft 43 ,,Die Wissenschaft" Verlag Friedr. Vieweg u. Sohn, Braunschweig 1912. Schweydar: Sir George Howard Darw:in. 99 Elnpfiingern direkt angebracht), der nieht diesen ,,Summerkreis" enth~tt, wie man kurz die Schaltung bezeiehnet, da die erwghnten Nsben- schlul~unterbrechungen naeh Art eines gewbhnliehen Summers gesehehen. Leider kam, nach b~kanntem Miuster, den teehnischsn Firmen die Einsicht meiner t~bexlegungen erst dann, nachdem ieh sihntliche Patente harts verfallen lassen, Weft mir ihre Yer- wertung nieht gelingen wollte. ]:)as gehbrt aber in ein Kapitel fiber die kleinen Leiden, dis der Wissen- sehaftler erfiihrt, wenn er sieh in das rauhe Gehiet der Praxis begibt, dem er nirgendwo so unentbehr- lich gswesen ist und heute noeh ist, wie in der Radiotelegraphie. Nieht jeder kann dabei so selbstlos handehi, wie es Prof. Max Wie~ tat, als er ohne besehr~nkende Patentanmeldungen seine Epoehe machende Entdeckung der Sto~erregung elektrischer Schwingungen der Allgemeinheit fiber- lieB. Sir George Howard Darwin. Yon Dr. W. Schweydar, Potsdam. Observator am geod~tiscben lnstitut. Einen schweren Verlust beklagt die Wissenschaft. ])er an Erfolgen reiche Gelehrte Sir George Howard Darwin starb im ])ezember vorigen Jahres nach l'mger und schwerer Krankheit. Er war am 9. Juli 184:5 als zweiter Sohn des berfihmten Naturforschers Charles Robert Darwin und der Enkelin yon Josiah Wedgewood in ])own (Kent) geboren. Nachdem er in London kurze Zeit die Rechte studiert hatte, ging er nach Cambridge, um sich dent Studimn der Mathematik und Astronomic zu wid- msn. Bereits im Jahre 1879 wurde er Mitglied der Royal Society of London und erhielt 1883 die Pro- fessur fiir Astronomie und ExI)erimentalphysik an der Universit~it in Cambridge, die er bis zu seinem Tode inne hatte. Zahlreiehs UMversit~ten er- ~mnnten ihn zum Ehrendoktor, mad sshr viele be- deutsame Akadsmien der }Vissenschaften und ge- lehrte Gesettschaften z~hlten ihn zu ihren 5lit- gliedsrn. In der Royal Astronomical Society und in der British Association ffihrte er zeitweilig den Vor- sitz; seit zwanzig Jahren geh6rte er als englischer Delegierter der Internationaten Erdmessung an, deren Vizepriisident el" 1903 wurde. Im Jahre 1911 ~:hrte ihn die Royal Society of London dureh Ver- leihung der Copley 3iedal. Seine wissenschaftlichen Arbeiten bstreffen haupts~ehlieh das Gebiet der Geophysik und theore- tisehen Astronomie. Um seine Vielseitigkeit zu l~ennzeichnen, sei erw~hnt, dal] er neben kleinen Ab- handlungen aus der Geologie und Meteorologic zwei Aufs:~tze fiber Ehen unter Blutsverwandten ge- sehrieben hat, yon denen der eine auch deutsch er- ~chienen ist. Besondecs hervorzuheben sind zun~chst seine theoretischen und numerischen Arbeiten fiber die Gezeiten der Meere. Er hat zuerst eine sehr genaue Entwickhmg der Flutkrgfte nach sinfaehen harmo- nischen Fuaktionen der Zeit gegeben und eine Me- rhode gesehaffen, die Konstanten dieser Funktionen aus den Wasserstandsbeobachtungen an den Kfisten

Sir George Howard Darwin

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Page 1: Sir George Howard Darwin

Heft 4. ] 24. 1. 1913J

selbst an die Originalmitteilunge~l yon Prof . Max Wien.

])er Wirknngsgrad, gereehnet yon Antennen- energie (also K W i m Sendedraht) his WechseI- s t rom-Generator betr~gt ffir eine Stat ion kleinerer Leis tung sehon 75 %; bei grSl~eren Anlagen, z. ]3. f i ir s ine normMe 5 KW-Sta t ion , ist er noeh hSher. Beim Braun-Sender mfil.~te man schon mi t 20 bis "25 % zufr ieden sein oder beim Poulsen-Generator in der drahtlosen Telephonie sogar mi t nur etwa 10 %. Trotzdem kann der altbew~hrte Braun- Sender gelegentlich doeh noch, und zwar nicht nur wegen seiner idealen Einfachhei t , vorgezogen werden, z. ]3. bei dem jetzt sehon so ausgebauten radiotelegraphischen Zeitsignaldienst . ])er scharfe Rhythmus der Zeiehen der se]tenen Funken ist fi ir Koinzidenzmethoden besser geeignet, und Versuche seitens der E i f fe l tu rmsta t ion haben gezeigt, dat~ die erreichbare Pr~zision derjenigen dutch tSnende Funken erheblieh iiber]egen ist. Es bleiben dies aber nur vereinzelte F~ille gegenfiber dem grol~en Gebiet des radiotelegraphisehen Nachriehtenver- kehrs, ffir den die Vorziige der ,,tSnenden LSseh- funken" sieh so evident manifest ier ten, dab ihr Siegeslauf unaufhal t sam war. Aueh fi ir eine Radio- telephonie ist das Pr inzip der Stol3erregung bis zu einem gewissen Grade anwendbar*).

In einer ganz anderen, man dar f woh] ssgen, reineren Form, habe ieh das Pr inz ip der ,,Stofi- erregung" in einer Schaltung fgr Meflinstrumente elngef'iihrt. ] ) a s Pr inz ip besteht, kurz gesagt, darin, dal~ zu einem vollstgndig geschlossenen Sehwin- gungskreis, dessen ]) i impfung also versehwindend klein gemaeht werdsn kann, ein NebenseMuB mit einem Element so gesehaltet ist, dab die Selbst- induktionsspuls yore Strome durehflossen ist. Dureh instantane, m5gtiehst funkenlose Unterbreehung des Nebenschlusses bzw. dutch das plbtztiehe Versehwin- den der St rbmung in der Spule wird in derselhen in bekannter Weiss s in Ext ras t rom induziert , der sieh in dem Schwingungskrels auspendelt, und zwar mi t s tark vergrbl~erten Ampl i tuden im Vergleich zu den Potent ia lampl i tuden der Lade- oder Entladeschwin- gungen. Wegsn der ~uBerst geringen I )bmpfung slnd alle sinsehl~gigen ~Iessungen mi t einem Ge- nauigkei tsgrad mbglieh, dsr his damn nieht erreich- bar war. So sind u. a. Fernwellemnessungen mi t fas t ahsotnter Pr~zision mbglieh; bei der kfirzlieh hier in Zfirich yon mi r mi t Telefunkenapparaten eingerishteten Empfangss ta t ion an der Schweizer Meteorologischen Zentra lans ta l t zur Aufnahme der radiotelegraphisehen Zeitsignale und Wetterberlehte stellte ich beispislsweise die wirksame Wellenl~nge der ea. 550 km sn t fe rn tsn Ei f fe l tu rmsta t lon zu 2180 his 2185 m fest, w~hrend sis naeh na(Ntrgg- l icher Angabe yon Kommandant FerriG des Direk- tors dieser Sta t ion, an Ort und Stelle d i rekt zu 2185 m gemessen wurde. Es gibt heute w o n keinen Pr~zisions-WellenmeSser oder Stationsprfifer, oder ] )e tektorpr i i fe r (]etzterer aueh in allen modernen

*) VergL Dr. K. Marlcau: Die Telephonie ohne Draht. Heft 43 ,,Die Wissenschaft" Verlag Friedr. Vieweg u. Sohn, Braunschweig 1912.

Schweydar: Sir George Howard Darw:in. 99

Elnpfi ingern direkt angebracht) , der n ieht diesen , ,Summerkre is" enth~tt, wie man kurz die Schal tung bezeiehnet, da die erwghnten Nsben- schlul~unterbrechungen naeh A r t eines gewbhnliehen Summers gesehehen. Leider kam, nach b~kanntem Miuster, den teehnischsn F i r m e n die Einsicht meiner t~bexlegungen erst dann, nachdem ieh sihntliche Pa ten te har ts verfal len lassen, Weft mi r ihre Yer- wertung nieht gelingen wollte. ]:)as gehbrt aber in ein Kapi te l fiber die kleinen Leiden, dis der Wissen- sehaftler erfiihrt, wenn er sieh in das rauhe Gehiet der Praxis begibt, dem er nirgendwo so unentbehr- lich gswesen ist und heute noeh ist, wie in der Radiote legraphie . Nieh t jeder kann dabei so selbstlos handehi , wie es Prof . Max Wie~ ta t , als er ohne besehr~nkende Patentanmeldungen seine Epoehe machende Entdeckung der Sto~erregung elektrischer Schwingungen der Al lgemeinhei t fiber- lieB.

Sir George H o w a r d Darwin. Yon Dr. W. Schweydar, Potsdam.

Observator am geod~tiscben lnstitut.

Einen schweren Verlust beklagt die Wissenschaft . ])er an Erfolgen reiche Gelehrte Sir George Howard Darwin starb im ])ezember vorigen Jahres nach l 'mger und schwerer Krankhei t . E r war am 9. Ju l i 184:5 als zweiter Sohn des berfihmten Naturforschers Charles Robert Darwin und der Enkel in yon Josiah Wedgewood in ])own (Kent) geboren.

Nachdem er in London kurze Zeit die Rechte s tudier t hatte, ging er nach Cambridge, um sich dent S tud imn der Mathemat ik und Astronomic zu wid- msn. Berei ts im Jahre 1879 wurde er Mitgl ied der Royal Society of London und erhiel t 1883 die Pro- fessur f i ir Astronomie und ExI)erimentalphysik an der Universit~it in Cambridge, die er bis zu seinem Tode inne hatte. Zahlreiehs UMversi t~ten er- ~mnnten ihn zum Ehrendoktor, mad sshr viele be- deutsame Akadsmien der }Vissenschaften und ge- lehrte Gesettschaften z~hlten ihn zu ihren 5l i t - gliedsrn. I n der Royal Astronomical Society und in der Bri t ish Association ffihrte er zeitweilig den Vor- si tz; seit zwanzig Jahren geh6rte er als englischer Delegierter der In terna t ionaten Erdmessung an, deren Vizepriisident el" 1903 wurde. I m Jahre 1911 ~:hrte ihn die Royal Society of London dureh Ver- leihung der Copley 3iedal.

Seine wissenschaftl ichen Arbei ten bst reffen haupts~ehlieh das Gebiet der Geophysik und theore- t isehen Astronomie. Um seine Vielsei t igkei t zu l~ennzeichnen, sei erw~hnt, dal] er neben kleinen Ab- handlungen aus der Geologie und Meteorologic zwei Aufs:~tze fiber Ehen unter Blutsverwandten ge- sehrieben hat, yon denen der eine auch deutsch er- ~chienen ist.

Besondecs hervorzuheben sind zun~chst seine theoretischen und numerischen Arbei ten fiber die Gezeiten der Meere. Er hat zuerst eine sehr genaue Entwickhmg der F lu tk rg f te nach s infaehen harmo- nischen Fuak t ionen der Zeit gegeben und eine Me- rhode gesehaffen, die Konstanten dieser Funkt ionen aus den Wasserstandsbeobachtungen an den Kfisten

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abzuleiten. Dadureh war die NSgliehkeit gegeben, die Gezeiten numeriseh zu verfolgen und I toeh- bzw. Niedrigwasser vorherzusagen. Seine 5fethode und dig yon ihm eingefi ihrten Bezeiehnungen sind iiberaI1 fi ir die Untersuehung der komplizierten Flutbewe- g'ung des Nfeeres vorbildlich gewesen. Dutch seine theoretisehen Art;eiten hat er nns einen t ieferen Einbl ick in die Na tu r tier Mondfluten yon lander ]>eriode gegeben.

E inen grogen For t sehr i t t in der Geophysik be- deuten seine Untersuehungen fiber die Elast izi t~t nnd die F lu ten der festen Erde. Eine Reihe yon Aufs~tzen in den Trsnsaet ions der Royal Society be- :seh~ftigt sieh mi t diesem Thema. I n dem Werke

on W. Thomson und T a i t ,,The Na~uraI Philosophy"' hat er zuerst die Gr/SBe der Naehgiebig'keit der Erde gegen die Jdtutkraft des L~Iondes ans der I-tShe ge- ~isser Par t i a l f lu ten an der franz6sisehen, englisehen nnd besonders indisehen Kiiste abgeleitet und ge- zcigt, dab die Starrhei t der Erde mit der des Stables zu vergleiehen ist. Er wies naeh, dab die Erde ent- gegen der Annahme der Geologen im Innern nieht :feurlg fli~ssig, vielmehr vSllig har t ist. I m Zusammenhang h iermi t s~eht der mi t scinem I / rude r Horace gemeinsam unter- nommene Versueh, die GrSfle der elastisehen Non& flnt der festen Erde mi t einem ~ul~erst empfindliebeu Ins t rument zu messen. Wenn aueh das -Unter- nehmen nicht ~,on Erfolg begleitet war, dieser viel- mehr dem deutschen Gelehrten E. v. Rebeur-Pasch- v,itz vorbehalten blieb, so hat doeh diese Arbei t yon .Darwin,, nieht an Bedeutung verloren.

Darwin sehrieb :ferner/ 'tber die Drud~verh~ltnisse irc~ Innern der Erde, die dutch das Gewieht der Ken- t inente entstehen, und beseh:aftigte sieh eingehend mit den m~igliehen Bewegungen der Rotationspole der Erde dutch geologisehe Ph~nomene.

Seine hervorragende mathematisehe Begabung ge- s ta t te te ibm die Behandlung des ~uBerst, ~hwier igen I'~oblems des Reibungswiderstandes, der die Ge- zeitenbewegung der Erde begleitet. Seine an{ diesem Gebiete epoehemaehenden Arbei ten haben sehr wieh- t ide kosmogenetisehe Gesiebtspunkte erSffnet nnd d e n Zusammenhang zwischen geophysikalisehen Er- sehelnungen und astronomlsehen VorgSnget~ gezeig%

Die Gezeitenreibung vertangsamt die Rot atiot~ der Erde und den Umlauf des ~fondes, nnd zwar ~ immt der Tag sehneller zu als der 2~[onat. Wenn es

s i e h aueh hierbei nm unmeP.,bar klcine GrSgen han- delt, so spielen sie dock eine bedeutende Rolle in Zeitr~umen, die 3/[illionen von Jahren z~tflen. In ~nriiek]iegenden Ze~ten rot ier te die Erde raseher um ihre Aehse, und der A'fond l ief sehneller um die Erde a!s heute; er war der Erde n~her und die Gezeiten- reibung bedeutend gr/Sger. Darwi, r~, kommt zn dem Schlng, dat~ die kihozeste Dauer des Tages drei his f i inf unserer ~etzigen Stunden betrug und der Mond in derselben Zeit einen Umlau:f ansfiihr~e. Zu dieser Zeil: wendete der Mond immer dieselbe Selte der Erde zu und beri ihrte fast ihre Oberfliiehe. Darw&~ ver- muter, dab der 2\'fond aus Teilen besteht, die sieh yon der Erde abtrennten, Ms diese sehr raseh rotierte. Die Lo~reigung wurde dadnreh untersti i tzt , dab die Flutbewegung, welehe die Sonne auf der fl0ssigen

Bespreehungen. Die Natur- [w ssensehaften

Erde erregte, zu jener Zei t synetlroniseh war mi t der freien Schwingungsperiode der Erde, die sie besitzt, wenn ihre Konf igura t ion aus dem Gleiehgewieht de. braeht und frei yon StSiung dutch ~uBere Kr~f te sieh selbst iiberlassen wird. Diese Periode betriigt 1 ½ bis 2 Stunden. Durch den Synehronismus sind die Sonnenfluten sehr vial gr61]er gewesen als jetzt. Seine heutige En t fe rnung verdankt der 3¢[ond der Gezeitenreibung ; sein fernes Sehiclcsal besteht naeh Darwins Ausfi ihrungen im I te rabfa l tea auf die Erde.

Hie ran sehliegen sieh die Arbei ten tiber die Ent- wiekhmg des Sonnensystems und die Trabanten d,,~r ]?]sneten.

Grol~e Bedeutung besitzen Darwin,~ Unter- suehungen fiber die F igur , welche eine rotierende Fli issigkeitsmasse yon planetariseher GrSBe an- nehmen kann, wenn als wirksame Kr~dte nur die gegenseitige Anziehung ihrer Teilehert und die yon der Rotat ion herrt ihrende Zent r i fuga lkra f t in Frage kommen. I{alten diese zwei entgegengesetzt wir- kenden J~ritfte sieh das (}leiehgewicht, so wird die Form der 3£asse stabil sein. ])as Problem behandelt die mggliehen Gleiehgewichtsfiguren. 2gamentlieh s ind die Arbei ten fiber birnenfSrmige KSrper h e r v o f zuheben, wofiir er die Lam6sehml Funkt ionen ein- gehend behandelt und numeriseh verwendet. H i e > mit h~ngt eine interessante Studie iiber die Ab- weiehung einer hydrostat isch geschichteten Erde yon der ]Porm des Ellipsoids gleieher Achsenl~inge zu- sammen.

Neben zahlreiehen AbhaI~stlungen yon rein mathe- matisehem Interesse und einer Studie iiber Meteo- ri tensehwgrme sind noeh hervorzJdheben die Unter- suchungen iiber periodisehe Lgsungen des Drei- kSrperproblems;

In weiterea Kreisen ist Darwin besonders dureh sein populfi, res Werk ,,The tides and kindred pheno- mena in the solar system", das aueh in deutseher i!bersetznng ersehienen ist, bekannt gewordem t I i e r g-lbt der Verfasser eine meis terhaf t klare und allg'e- mein verstiindliehe D a r s t d h m g seiner wiebtigsten Arbeiten iiber das Gezeitenphgnomen und die damit vcrwandten geophysikalisehen und astronomlsehen ~ragen.

Seine gesamten Sehrif ten sind in den vier B~inde umfassenden , ,Selentif ie Papers" gesamme]t er- sehienen.

Die Geophysik und Astronomie verl ieren in Darwin einen ihrer hervorraa'endsten F/Srderer.

B e s p r e c h u n g e n . Fer'dinand Freiherr vo~ Rickthove'n: C[ri~a, Ba~d V. Ab-.

schlieBende pal~iont,ologisehe Be~rbeitung der S~tmmhmg F. yon Richtho[ens, die Untersuchung weiterer iossiter ]~este a.us den yon ibm bereisten Provinzen, sowie Entwurf einer erdgeschichtlichen Obersich~ Chinas vorl ])r. Fri tz Frech. Berlin, Dietrich tleimer, 1912. Geb. M. 36,--.

Mit dem vorliegenden B~n4 haben die pal~iontologi- schen Arbeiten, die auf Grund der Sammlungen Ferdina~ds vo~ Riehthofe~n in Chins vorgenommen und sehon 1883 als IV. Band des groBen Werks verSfientlicht wurden, eine iiberrasehende und hoehbedeut.same Er- g:,inzung erfahren. Der groge Chinaforsdmr selbst wiirde