52
V’13 DAS KINOMAGAZIN P.b.b. Verlagspostamt A-1050 Wien, GZ 09Z038017M OKTOBER 2013 € 1,45 Viennale Guide VOLLER DURCHBLICK: DER FESTIVAL- FAHRPLAN MIT DEM KOMPLETTEN PROGRAMM ZUM HERAUSNEHMEN Plus: WOODY ALLEN PAUL RUDD ASGHAR FARHADI TSAI MING-LIANG MADS MIKKELSEN GÖTZ SPIELMANN KELLY REICHARDT WILL FERRELL Viennale ’13 Das wird ja immer schöner! Cate Blanchett in Blue Jasmine FOTO: ANDREA MÜHLWISCH

Skip Viennale 2013 Heft

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Skip Viennale 2013 Heft

Citation preview

Page 1: Skip Viennale 2013 Heft

V’13V’13

D A S K I N O M A G A Z I N

P.b.b. Verlagspostamt A-1050 Wien, GZ 09Z038017M

OKTOBER 2013€ 1,45

Viennale Guide

VOLLER DURCHBLICK: DER FESTIVAL-FAHRPLAN MIT DEM KOMPLETTEN PROGRAMM ZUM HERAUSNEHMEN

Plus:WOODY ALLENPAUL RUDDASGHAR FARHADITSAI MING-LIANGMADS MIKKELSENGÖTZ SPIELMANNKELLY REICHARDTWILL FERRELL

Viennale ’13Das wird ja immer schöner!

Cate Blanchett in Blue Jasmine

FOTO

: AN

DR

EA M

ÜH

LWIS

CH

Page 2: Skip Viennale 2013 Heft

FLIEG MIT Sky & SKIP 2014 NACH BERLIN, CANNES UND VENEDIG

1. Etappe: 7. bis 9. FebruarBERLIN 20142. Etappe: 16. bis 18. MaiCANNES 20143. Etappe: 29. bis 31. AugustVENEDIG 2014

Gewinn den Filmfestival- SuperpassDU BIST CINEAST? Du träumst davon, alle großen Kinofestivals Europas zu besuchen? Sky & SKIP bringen dich hin! Ein Gewinner fliegt 2014 mit Begleitperson für jeweils ein langes Wochenende zu den Festivals von Berlin, Cannes und Venedig!

Das erste Top-Festival des Jahres, die Berlinale im Februar, holte letztes Jahr z. B. Amanda Sey-fried mit Les Misérables oder Ethan Hawke und Julie Delpy mit Before Midnight nach Berlin. 2014 ist wieder volle Starpower garantiert.

Filmfestival-

Du träumst davon, alle großen Kinofestivals Europas zu besuchen? Sky & SKIP bringen dich hin! Ein Gewinner fliegt 2014 mit Begleitperson für jeweils ein langes Wochenende zu den Festivals von Berlin, Cannes und Venedig!

Filmfestival-

Du träumst davon, alle großen Kinofestivals Europas zu besuchen? Sky & SKIP bringen dich hin! Ein Gewinner fliegt 2014 mit Begleitperson für jeweils ein langes Wochenende zu den Festivals von Berlin, Cannes und Venedig!

Schnuppern Sie Filmluft und erleben Sie die Festivals in Berlin, Cannes und Venedig hautnah.Schnuppern Sie Filmluft und erleben Sie die Festivals in Berlin, Cannes und Venedig hautnah.

Page 3: Skip Viennale 2013 Heft

FLIEG MIT Sky & SKIP 2014 NACH BERLIN, CANNES UND VENEDIG

PR

OM

OT

ION

Stars 2013: Jessica Chas-tain bei der Premiere von Cleopatra, Nicole Kidman und Keith Ur-ban bei jener von Inside Llewyn Davis (alle in Cannes) und George Clooney und Sandra Bullock genau wie in Gravity in einem Boot in Venedig. Erlebe all das live und hautnah!

VENEDIGFO

TOS:

AN

DR

EA M

ÜH

LWIS

CH

Schnuppern Sie Filmluft und erleben Sie die Festivals in Berlin, Cannes und Venedig hautnah.Schnuppern Sie Filmluft und erleben Sie die Festivals in Berlin, Cannes und Venedig hautnah.

Page 4: Skip Viennale 2013 Heft

GEWINN MIT Sky & SKIP DEN EUROPA-FESTIVAL-SUPER PASS 2014

Der Beginn des europäischen Festivalreigens in Berlin ist immer ein Trendbarometer für das gesamte Kinojahr. Die pulsierende deutsche Metropole wirft sich für das Festival in ihr schönstes Kleid, und der Potsdamer Platz mutiert für elf Tage zum Walk of Fame.

Palmen, Stars und Sonnen-schein: Der alljährliche Höhepunkt der Festivalsaison an der Croisette kombiniert großes Kino mit dem größten und exklusivsten Hollywood-Aufmarsch Europas.

CANNES

BERLIN Von Festi val zu Festival 2014

CANNESCANNESCANNESCANNES

gesamte Kinojahr. Die pulsierende deutsche Metropole wirft sich für das Festival in ihr schönstes Kleid, und der Potsdamer Platz mutiert für elf Tage zum Walk of Fame.

Das schönste Festival der Welt bietet einen würdigen Abschluss der exklusiven Filmfestival-Tour 2014. In der traumhaften Kulisse der Lagunenstadt genießt man neben großartigen Filmen auch die letzten heißen Sonnentage des Sommers.

VENEDIG

Schnuppern Sie Filmluft und erleben Sie die Festivals in Berlin, Cannes und Venedig hautnah.Schnuppern Sie Filmluft und erleben Sie die Festivals in Berlin, Cannes und Venedig hautnah.

Page 5: Skip Viennale 2013 Heft

GEWINN MIT Sky & SKIP DEN EUROPA-FESTIVAL-SUPER PASS 2014

Von Festi val zu Festival 20144

Jetzt mitmachen auf www.skip.atoder per SMS an 0664 660 33 555

Meet the stars: Naomi Watts, Anne Hathaway in Berlin, Scarlett Johansson in Venedig, Steven Spiel-berg, Nicole Kidman, Ang Lee und Jessica Alba in Cannes.

FOTO

S: A

ND

REA

HLW

ISCHSO GEWINNST DUGeh auf www.skip.at, beantworte unsere Frage und nimm so am Gewinnspiel teil. Oder sende eine SMS mit dem Inhalt „Festival-Tour“ an die Handynummer 0664 660 33 555. Du erhältst umgehend eine SMS zurück – mit einer Frage, zu der dir zwei Antwortmöglichkeiten angeboten werden: A und B. Entscheide dich für die richtige Antwort und sende eine SMS retour – mit dem jeweiligen Buchstaben. War die Antwort richtig, spielst du schon um den Hauptpreis mit. Falls nicht – einfach nochmal versuchen!

DEIN TRAUMGEWINNDu fliegst mit einer Begleitperson deiner Wahl von 7. bis 9. Februar nach Berlin, von 16. bis 18. Mai nach Cannes und von 29. bis 31. August nach Venedig. Flüge und Transfers sind inkludiert, genau wie jeweils zwei Nächte im Top-Hotel (DZ) mit Frühstück und Festival tickets für die Dauer eurer Aufent-halte. Vor Ort werdet ihr vom SKIP-Team persönlich betreut.

FESTIVAL TOTAL MIT Sky & SKIPSKIP hat für den cineastischen Superpreis des Jahres – die drei Trips der Festival-Tour 2014 – den perfekten Partner gefunden: Sky ist genauso nahe dran an den besten Filmen und talentiertesten Stars wie wir. Hier siehst du deine Lieb-lingsschauspieler und ihre Glanzleistungen als Erster im Fern-sehen – so wie du es dir immer gewünscht hast. Aber auch Sport, Serien, Dokus etc. sind drin: Was du möchtest, wann du es möchtest – Sky ist Entertainment auf höchsten Niveau.

Schnuppern Sie Filmluft und erleben Sie die Festivals in Berlin, Cannes und Venedig hautnah.Schnuppern Sie Filmluft und erleben Sie die Festivals in Berlin, Cannes und Venedig hautnah.

PR

OM

OT

ION

Page 6: Skip Viennale 2013 Heft

MEET THE CHAMPIONUnter den zahllosen faszinierenden Persönlichheiten, die heuer dem Ruf der VIENNALE folgen, ist sicher einer der legendärsten Jackie Stewart, britisches Formel-1-Urgestein und dreifacher Weltmeister. Die von Roman Polanski produzierte Doku Weekend of a Championzeigt sensationelles Archivmaterial aus der Glanzzeit der Formel 1, und beim Gala-Screening wird Stewart persönlich anwesend sein! SKIP verlost 2 x 2 Gala-Tickets unter allen, die uns bis zum 25. 10. ein Mail an [email protected] mit dem Betreff „Champion“ senden – Telefonnummer für die Gewinner-Verständigung nicht vergessen!

06V’

Spots & Facts 24. 10. – 06. 11.

EDITORIALVON VIENNALE-DIREKTOR HANS HURCH

Kino kennenlernen

Immer wieder wird als eine Besonderheit der VIEN-NALE hervorgehoben, sie ermögliche gegen Ende des Jahres einen akzentuierten und spannenden Überblick über das fi lmische

Geschehen der vergangenen Monate. Dieser Blick auf das vergangene Jahr, der gewiss auch ein subjektiver sein muss, ist aber nur ein Aspekt der VIENNALE. Ein anderer, nicht weniger wichtiger, ist der Zusammenhang, in den die VIENNALE genau dieses neue aktuelle Kino stellt: Es wird einerseits durch bisher noch nirgendwo gezeigte oder zu wenig wahrgenommene Arbeiten ergänzt, andererseits ist das Programm immer wieder mit ausgewählten, sogenannten älteren Filmen durchsetzt, die im Grunde gar nicht so alt, sondern zumeist sehr aktuell und modern sind. Und dazu kommen die große jährliche Retrospektive, sowie die zahlreichen Tributes, Specials und Sonderprogramme. Das Bild des Festivals, und das ist eine wesentliche und bestimmende Idee der VIENNALE, ist also eines der Gleichzeitig-keit und des Vergleichs, der Ergänzung und des Widerspruchs, der Aktualität und der Geschichte. Ein Kino des Tages und über den Tag hinaus.Von dieser Idee des Festivals erhalten Sie einen lebendigen und unmittelbaren Eindruck, wenn Sie dieses Heft, das Sie in Händen halten, aufmerksam lesen. In ihm ist vieles aus dem umfangreichen Programm versammelt und beschrieben, vom großen Interview bis zum kleinen Tagestipp, vom aktuellen Portrait bis zur historischen Entdeckung. Für diese schöne Arbeit und dieses große Engagement danken wir allen daran Beteiligten sehr herzlich. Und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, liebe Besuche-rinnen und Besucher der VIENNALE, wünschen wir zwei wunderbare, spannende und nicht enden wollende Wochen.

Hans Hurch

FOTO

: ALE

XAN

DER

TU

MA

/VIE

NN

ALE

FOTO

S: A

ND

REA

HLW

ISCH

(1)

, VIE

NN

ALE

(1)

Ein weiser Mensch hat einmal gesagt, dass die Kinoleinwand nichts anderes sei als ein riesengroßer Zauberspiegel: Was wir darin sehen, ist das Abbild unserer eigenen Seele, kunstvoll verfremdet durch die Vision des Filmemachers. In diesem Sinne begeben wir uns wieder voll Vorfreude auf die große Reise ins Innere – auf dass wir uns dann wieder ganz neu auf das Äußere einlassen können. Willkommen bei der 51. VIENNALE!ins Innere – auf dass wir uns dann wieder ganz neu auf das Äußere einlassen können. Willkommen bei der 51. VIENNALE!ins Innere – auf dass wir uns dann wieder ganz neu auf das

Gewinnen und abhebenDer langjährige FESTIVALSPONSOR AIR FRANCE verlost jeweils zwei Flugtickets nach Los Angeles und Paris: Zu gewinnen auf www.airfrance.at!

IMPRESSUM: SKIP-VIENNALE-GUIDESKIP Media GmbH, Grohgasse 5-7/1, 1050 Wien. Tel: +43/1/545 24 00, offi [email protected]. Herausgeber: Micha-el Ginalis, Josef Hruby. Geschäftsführung: Michael Ginalis. Chefredaktion: Kurt Zechner, Gini Brenner. Foto-redaktion: Andrea Mühlwisch. Redaktion: Gini Brenner (gb), Klaus Hübner (kh), Dina Maestrelli (dm), Magdalena Miedl (mm), Julia Pühringer (jp), David Rams (dr), Kurt Zechner (kz), VIENNALE. Chef vom Dienst: Dina Maestrelli. Korrektur: Uwe Bubik. Grafi k: Grillo, Ronnie Feichtinger. Produktionsleitung: Thomas Antwi. Fotos: Andrea Mühlwisch, VIENNALE. Event-Marketing: Walter Schreier. Anzeigenleitung: Oliver Dvorsky. Key Account: Paul Ranefeld, Sebastian Fradinger, Monica Rütgen. Anzeigenverwaltung & Finanzen: Andrea Permoser. Druckvorstufe: GraphicCooperation – Rudolf Huber, Bergsiedlung 139, 2571 Altenmarkt an der Triesting. Druckerei: Infopress Group, Nádas u. 6., 2600 Vác, Ungarn. Homepage: www.skip.at

Liebe SKIP-LeserInnen, VIENNALE-BesucherInnen & FilmfreundInnen!

Speed! Nach dem Rush um Lauda und Hunt bringt die VIENNALE eine weitere Formel-1-Legende nach Wien: Sir Jackie Stewart wird höchstselbst das Gala-Scree-ning der Doku Weekend of a Champion am 28. 10. um a Champion am 28. 10. um a Champion20.30 Uhr im Gartenbaukino beehren!

VORSPANNVORSPANNV’13

Page 7: Skip Viennale 2013 Heft

VIENNALE LATE NIGHTMIT TAXI 40100 UND SKIP

Jetzt auf www.skip.at

taxi40100.at

24. OKTOBER BIS 6. NOVEMBER

Gewinn deine

Hol dir täglich 2 Tickets inkl. Taxi-Gutschein

FOTO

: VIE

NN

ALE

/ T

UM

AP

RO

MO

TIO

N

VIENNALE-Spätvorstellungen kombi-nieren sehr außergewöhnliche Filme mit intensivem Festival-Feeling. SKIP und TAXI 40100 vergeben dafür täglich 2 Tickets – und einen Taxi-Gutschein im Wert von 15 Euro gibts natürlich dazu.

Page 8: Skip Viennale 2013 Heft

08V’

Die Post, die wirklich was bringt

EVENTS, PARTIES, DISKUSSIONENEVENTS, PARTIES, DISKUSSIONENV’13

VIENNALE-EröffnungspartyDJ Andy Smith (Ex-Portishead) & MC HoneybrownDJ-Set & Party. Do. 24. 10., ab 22.00 UhrAls Live-DJ von Portishead hat Andy Smith maßgeblich zum Erfolg von Trip Hop beigetragen, seine 7’’-Sets sind legendär. Im Anschluss: Hou-siges mit The New Tower Generation (Praterei).

Dave Rowntree (Blur) DJ-Set & DJ IliasDJ-Set & Party. Fr. 25. 10., ab 22.00 UhrIn den letzten Jahren machte Blur-Drummer Dave Rowntree vor allem als Politiker von sich hören. Daneben findet er aber genug Zeit, als DJ die Clubs der Welt mit einem Mix aus Indie, Pop und Soul zu rocken.

Formen des DokumentarischenDiskussion (englisch). Sa. 26. 10., 18.00 UhrDer Begriff „Dokumentarisches Kino“ ist eine unzulässige Verallgemeinerung angesichts der vielen unterschiedlichen kinematografischen Formen, fi nden die FilmemacherInnen Alan Berliner, Joaquim Pinto u. a.

FilmemacherInnen an den PlattentellernDJ-Set & Party. Sa. 26. 10., ab 22.00 UhrMit Thomas Arslan (Gold), Alan Berliner (First Cousin Once Removed), Serge Bozon (Tip Top) und Lance Edmands (Bluebird). Den Profi-Part übernimmt DJ Marcelle (Another Nice Mess). Moderation: Norman Shetler

Call me Mr. LewisDiskussion (englisch). So. 27. 10., 18.00 UhrGenie oder Grimassenschneider? Kein zweiter Komiker war Zeit seines Lebens so populär und so umstritten wie Jerry Lewis. Adrian Martin, Jonathan Rosenbaum und Mehrnaz Saeedvafa besprechen, why Mr. Lewis definitely matters.

SKERODJ-Set & Party. So. 27. 10., ab 21.00 UhrSowohl mit der Band Texta als auch solo hat Skero die österreichische HipHop-Szene

wesentlich geprägt, nun brachte der Linzer mit Müßig Gang ein Wienerlied-Album heraus. In der Postzentrale gibts Lieblinge aus seiner riesigen Plattensammlung.

La BlogothèqueDJ-Set & Party. Mo. 28. 10., ab 21.00 UhrFrançois Clos und Thomas Lallier vom franzö-sischen Musikblog La Blogothèque (And We Made the Room Shine) geben einen Einblick in ihre umfangreichen Musiksammlungen.

Jerusalem in My Heart (Live)Konzert & Party. Di. 29. 10., ab 21.00 UhrKlassischer arabischer Gesang, traditionelle Instrumente, elektronische Sphärenklänge, ausgeklügelten Visuals: Ihre Live-Performances sind Multimedia-Gesamtkunstwerke. Anschlie-ßend: FM4-DJs Fritz Ostermayer und Thomas Edlinger an den Decks.

Glen Matlock (Sex Pistols)DJ-Set & Party. Mi. 30. 10., ab 21.00 UhrAls Bassist der Sex Pistols war Matlock maß-geblich an der Entstehung von Punk-Klassikern wie Anarchy in the UK und God Save The Queen beteiligt. Als DJ lässt er die guten alten Zeiten wieder aufleben.

Vihanna & HAM & DJ Salute (Cool Kid Music)Party. Do. 31. 10., ab 22.00 UhrVihanna und Ham, die beiden hippsten Neuzugänge der Wiener Clubszene, gastieren im Festivalzentrum. Gast: DJ salute (Cool Kid Music). Vergesst Halloween und lasst die Booties shaken!

Daniel Wang (Balihu) & Smoab (Superfl y)DJ-Set & Party. Fr. 01. 11., ab 22.00 UhrDaniel Wangs Live-Sets sind eine Hommage an die old days of disco, bei denen der DJ schon mal in Hotpants selber das Tanzbein schwingt. Local Support erhält Wang von Superfly-DJ Smoab.

H.A.P.P.Y.Lesung & Party. Sa. 02. 11., ab 21.00 Uhr„Hapsi Apsi Pipsi Popsi Yipsi – Jugendhaare einer Kaiserin“: Weitere Station des Buchpräsen-tationsmarathons des lgendären Performance-Kollektivs H.A.P.P.Y. Deephouse satt inklusive!

It’s Life. And It’s Life OnlyDiskussion (englisch). So. 03. 11., 20.00 UhrKino und Leben: Die Filmemacherinnen Mati Diop, Su Friedrich, Alain Guiraudie und Matt Porterfield unterhalten sich darüber.

Markus Binder (Attwenger)DJ-Set & Party. So. 03. 11., ab 21.30 UhrAttwenger-Gründungsmitglied Markus Binder mit einer Auswahl seiner Lieblingsplatten.

Von Sevilla nach Las VegasDJ-Set. Mo. 04. 11., ab 21.00 UhrTribute-Gast Gonzalo García Pelayo eröffnet den Abend mit seiner persönlichen Platten-sammlung: ein musikalischer Streifzug durch das turbulente Leben eines Disco-Flamenco-Produzenten, Stierkampf-Organisators und professionellen Glücksspielers.

FilmemacherInnen an den PlattentellernDJ-Set & Party. Mo. 04. 11., ab 22.00 UhrMit Claudia Larcher, Johann Lurf und Jennifer Reeder. Moderation: Dietmar Schwärzle

Safety Last: From Lewis to FerrellDiskussion (englisch). Di. 05. 11., 18.00 UhrÜber Gemeinsamkeiten und Unterschiede zweier großer amerikanischen Filmkomiker diskutieren der Autor und Kurator Chris Fuji-wara, der Journalist Emmanuel Burdeau und die Kulturwissenschaftlerin Andrea B. Braidt. Moderation: Lisa Nesselson

Adia & TrishesDJ-Set & Party. Di. 05. 11., ab 21.00 UhrUnter dem Motto „American Nostalgia“ legen die DJs Adia & Trishes eine Mischung aus Rockabilly, Surf, Rhythm & Blues und Artver-wandtem auf. Let’s rock and roll!

VIENNALE-AbschlusspartyDJ Maseo (De La Soul) & DJ d.b.hDJ-Set & Party. Mi. 06. 11., ab 22.00 UhrMit seiner Band De La Soul steht DJ Maseo seit Ende der 80er für HipHop mit positiver Message und hoher Partytauglichkeit. Mit viel Bühnenerfahrung und einem seiner energie-geladenen DJ-Sets rockt er die Viennale zum Abschluss, DJ d.b.h steht ihm dabei zur Seite.

Going postal: Auch bei der 51.VIENNALE wird wieder standesgemäß gefeiert. Die Festivalzentrale im ehemaligen Hauptpostamt (1010 Wien, Dominikanerbastei 11 – U1, U4 Schwedenplatz) ist während der gesamten VIENNALE die fi lmreife Kulisse für Parties, Events und Diskussionen – täglich von 18.00 bis 4.00 Uhr früh bei freiem Eintritt bei allen Veranstaltungen!

Dave Rowntree

Das VIENNALE-Festivalzentrum im ehemaligen Hauptpostamt

FOTO

: VIE

NN

ALE

Page 9: Skip Viennale 2013 Heft

SPONSORENAir FranceAustria Trend HotelsCanoncard completeCorona ExtraNapoli Dragee KeksiPhilipsTV5MONDEVöslauer MineralwasserWiener Wohnen

PRODUKTSPONSORENA. Frey & Co.all i needAlbrechtsbergerARA Altstoff Recycling AustriaCHVCity Airport TrainDOWNTOWN Calvin KleinExclusivWeine WoditschkaFedExGewista urban mediaGOMI Zelte&MietmöbelillycaffèINFOSCREEN LANCIALusthaus WienMaestraniMMO – Media Market ObserverPannobilePlanticalReinwerfen statt WegwerfenRemaprint-LitteradruckSchloss GobelsburgSektkellerei Johann KattusSynchro Film, Video & Audiovon feichtinger BlumenWeingut BründlmayerWirecard CEE

RESTAURANTSPONSORENCafé AnsariCafé DiglasCafé PrückelDas HEINZFiglmüllerGlacis BeislHollmann SalonLusthaus WienPrinz FerdinandRestaurant S’PARKSStadtwirtXp editZum Finsteren Stern

MEDIENPARTNER SONDERPUBLIKATIONENcelluloid FilmmagazinDER STANDARDderstandard.atFalterFM4orange 94.0orf.atORF KulturORF Wien Ö1ray filmmagazinSKIP – Das Kinomagazin skip.at

MEDIENPARTNERCineplexxFAQ MagazineFilmclicksLichtspiele Das FilmmagazinM* magazineOKTOthegapSpike Art Quarterlyuni:view98.3 Superfly

MARKETING-PARTNERFILMAustrian Film CommissionBerlinaleBerlin Documentary ForumCinéma du RéelCrossing EuropeDiagonaleFestival dei PopoliFestivalscopeFilmarchiv AustriaKino im KesselhausInt. Frauenfilmfestival Dortmund/KölnInt. Kinderfilmfestival WienInt. Kurzfilmtage OberhausenÖsterreichisches FilmmuseumPunto de Vista Documentary Film FestivalVIS Vienna Independent ShortsVisions du Réel

MEDIENbioramabrand einsFILM-DIENSTDatumLicht*SpieleMALMOEonrail ReisemagazinProfilspringerinstadtbekanntuni:magviceVORmagazinWienlive

KULTUR, KUNST, NON-PROFITAmnesty InternationalAPABlickfangbrutBüchereien WienEscape the Golden CageInstitut für Theater-, Film und MedienwissenschaftKulturreferat ÖH Uni WienKunsthalle KremsKunsthalle WienKunsthistorisches Museum WienStudent PointVerband Wiener Volksbildungwaves viennaWUK

BUSINESSARGE Fuchs/Itze/MathoicyledgeEuropean Youth CardFacultasfreecard.ccfreikarte.atGoldbach AudienceKAFFEEKÜCHE Schottentor-PassageORFOZ CinethekphilialeSchüren VerlagsnipcardThaliaUCI KinoweltUnited Internet MediaWiener LinienZONE Media>>>

Genau das war der Plan.

PROGRAMM PROGRAMMV’13

VOLL IM EINSATZ: Das SKIP-VIENNALE-Faltprogramm mit Spielplan & Eckdaten klebt hier nicht mehr!

Umfassende Infos zu den besten VIENNALE-Filmen sowie die schönsten VIENNALE-Gewinnspiele fi nden Sie auch auf www.skip.at, den kompletten Spielplan auch auf www.viennale.at!

PARTNER & SPONSOREN V’13

9 VIENNALE 2013 SPONSOREN

FÖRDERER

SPONSOREN

SPONSORENAir FranceAustria Trend HotelsCanoncard completeCorona ExtraNapoli Dragee KeksiPhilipsTV5MONDEVöslauer MineralwasserWiener Wohnen

PRODUKTSPONSORENA. Frey & Co.all i needAlbrechtsbergerARA Altstoff Recycling

AustriaCHVCity Airport TrainDOWNTOWN Calvin KleinExclusivWeine WoditschkaFedExGewista urban mediaGOMi Zelte & MietmöbelillycaffèiNFOsCREENLANCiALusthaus Wien

MaestraniMMO – Media Market

ObserverPannobilePlanticalReinwerfen statt

WegwerfenRemaprint-Litteradruckschloss Gobelsburgsektkellerei Johann Kattussynchro Film, Video &

Audio von feichtinger BlumenWeingut BründlmayerWirecard CEE

RESTAURANTSPONSORENCafé AnsariCafé DiglasCafé PrückelDas HEiNZFiglmüllerGlacis Beisl Hollmann salon Lusthaus Wien Prinz FerdinandRestaurant s’PARKsstadtwirtXpeditZum Finsteren stern

FESTIVALzEnTRALE FESTIVALSPOnSOR

V13_Katalog_1-36 08.10.13 04:27 Seite 9

9 VIENNALE 2013 SPONSOREN

FÖRDERER

SPONSOREN

SPONSORENAir FranceAustria Trend HotelsCanoncard completeCorona ExtraNapoli Dragee KeksiPhilipsTV5MONDEVöslauer MineralwasserWiener Wohnen

PRODUKTSPONSORENA. Frey & Co.all i needAlbrechtsbergerARA Altstoff Recycling

AustriaCHVCity Airport TrainDOWNTOWN Calvin KleinExclusivWeine WoditschkaFedExGewista urban mediaGOMi Zelte & MietmöbelillycaffèiNFOsCREENLANCiALusthaus Wien

MaestraniMMO – Media Market

ObserverPannobilePlanticalReinwerfen statt

WegwerfenRemaprint-Litteradruckschloss Gobelsburgsektkellerei Johann Kattussynchro Film, Video &

Audio von feichtinger BlumenWeingut BründlmayerWirecard CEE

RESTAURANTSPONSORENCafé AnsariCafé DiglasCafé PrückelDas HEiNZFiglmüllerGlacis Beisl Hollmann salon Lusthaus Wien Prinz FerdinandRestaurant s’PARKsstadtwirtXpeditZum Finsteren stern

FESTIVALzEnTRALE FESTIVALSPOnSOR

V13_Katalog_1-36 08.10.13 04:27 Seite 9

Page 10: Skip Viennale 2013 Heft

SKIP: Die Geschichte von Jasmine erinnert ein wenig an die von Ruth Madoff, der Ehefrau des gefallenen Börsenmannes Bernie Madoff, die auch jeden Bezug zur Realität verloren zu haben schien. War das eine Inspiration für Sie?WOODY ALLEN: Nein, gar nicht. Viele glauben das, aber es ist einfach nicht so. Wenn Leuten etwas naheliegend erscheint, nehmen sie es gerne als gegeben an. Aber es war ganz anders: Meine eigene Frau hat mir eines Tages beim Mittagessen die Geschichte einer Bekannten einer Bekannten erzählt, der das passiert ist. Die war superreich. Parties, Flugzeug, Jachten, Häuser. Und plötzlich ist das alles zusammengebrochen, nach 12 Jahren Luxusleben nahm ihnen die Polizei alles weg, Geld, Schmuck, alles. Sie war total traumatisiert. Sie hatten Schulden, die Frau musste tatsächlich arbeiten gehen! Ein Albtraum.

Ich fand das eine wunderbar tragische Geschichte.

Dieser Film ist einer ihrer vielleicht zynischsten, weil keiner der Protagonisten etwas dazulernt.Das stimmt. Aber ich wollte die Geschichte so ehrlich wie möglich erzählen und nicht irgendeine moralische Botschaft vermitteln.

Glauben Sie, dass Menschen üblicherweise nicht aus ihren Erfahrungen lernen?Ich weiß nicht, was Menschen üblicherweise tun. Manche lernen aus ihren Erfahrungen, manche nicht.

Sie haben in den letzten Jahren in vielen verschiedenen Städten gedreht – London, Barcelona, Rom … In Blue Jasmine wird zumindest darüber geredet, nach Wien Jasmine wird zumindest darüber geredet, nach Wien Jasminezu fahren – warum haben Sie eigentlich noch nie bei uns einen Film gemacht?Ganz einfach: Jemand muss einen Film in Wien fi nanzieren! Die anderen Städte, die mich kontaktiert haben, wie eben Barcelona oder Paris, die rufen an und sagen „Machen Sie doch Ihren nächsten Film bei uns, wir zahlen das!“ Wenn das jemand in Wien sagen würde, würde ich sofort kommen. Wien mag ich sehr! Ich kenne es ja ein bisschen, ich hab ja dort schon Jazz gespielt mit meiner Band. Ich mag Wien. Aber ich reise ja nicht zum Vergnügen, ich bin kein besonders neugieriger Mensch. Ich habe zum Beispiel kein Bedürfnis, nach Israel zu reisen oder nach China. Ich reise, wenn ich woanders arbeiten kann.

10V’

SPIELFILMESPIELFILMEV’13

WOODY ALLEN EXKLUSIV-INTERVIEW: GINI BRENNER FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (1) / WARNER (2)

Auch nach 50 Jahren kann man von WOODY ALLEN immer noch Neues erfahren: Etwa, dass er sich selbst für einen miserablen Musiker hält, oder warum er noch nie in Wien gedreht hat, obwohl er gerne würde. Die VIENNALE zeigt heuer seinen neuesten Film Blue Jasmine, SKIP hat ihn in Paris getroffen.Blue Jasmine, SKIP hat ihn in Paris getroffen.Blue Jasmine

All That Jazz

Sonne am Set: Woody mit seiner Hauptdarstellerin Cate Blanchett und mit Peter Sarsgaard, der im Film ihren Verehrer (stilecht mit Traumhaus in der San Francisco Bay) spielt.

Page 11: Skip Viennale 2013 Heft

Blue Jasmine

tolerieren, weil sie meine Filme gesehen haben. Wenns nach mir ginge, müsste ich auch gar nicht auftreten, ich wäre glücklich mit unseren Sessions im Wohnzimmer. Aber eines Tages hat jemand gesagt: „Lasst uns doch vor Publikum spielen!“ Ich brauche nicht noch mehr Publikum, davon habe ich eh genug. Aber die anderen wollten das unbedingt. Schließlich wollten sie auch noch eine Konzerttournee machen. Ich war sicher, dass da niemand kommen würde. Aber es war ein großer Erfolg. Und ich spiele wirklich gerne, es macht mich glücklich. Ich könnte mir durchaus vorstellen, nur mehr Musik zu machen, wenn ich davon leben könnte. Nur kann ich es halt nicht.

Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann würde ich in meinem Apartment in New York bleiben und überhaupt nirgends hingehen.

Sie würden auch nicht mehr mit Ihrer Band auftreten?Ich liebe es, Jazz zu spielen. Aber, und ich sage das jetzt nicht aus falscher Bescheidenheit, ich bin ein ganz miserabler Klarinettenspieler. Nur bin ich halt berühmt, also kommen die Leute, um mich spielen zu sehen. Deshalb dulden mich die anderen in meiner Band. Die sind alle sehr gute Musiker. Sie tolerieren mich, so wie mich auch die Leute im Publikum

CASH IN THE CITY: Jasmine (Cate Blanchett) lebt den ultimativen New Yorker Luxus-Traum. Doch dann wird ihr Ehemann (Alec Baldwin) als Betrüger verhaftet, das ganze Geld ist weg – Jasmine muss zu ihrer Adoptivschwester Ginger (Sally Hawkins) nach San Francisco ziehen, die in bescheidenen Verhältnissen lebt, schlimme Kinder hat und Freunde, mit deren Prolo-Charme Jasmine überhaupt nicht klarkommt. Zudem muss sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben einen Job suchen – und arbeiten! Das „normale Leben“ überfordert sie total …

Nachdem sie über Nacht Ehemann und Wohlstand verloren hat, zieht Luxusweib Jasmine ins schäbige Apartment ihrer Adoptivschwester: Kulturschock brutal.

TRAGIKOMÖDIE. USA 2013. LÄNGE: 98 Min. BUCH & REGIE: Woody Allen. KAMERA: Javier Aguirresarobe. SCHNITT: Alisa Lepselter. DARSTELLER: Cate Blanchett, Sally Hawkins, Alec Baldwin, Peter Sarsgaard, Bobby Cannavale, Michael Stuhlbarg.

SA. 02. 11., GARTENBAUKINO, 21.00 UHRSO. 03. 11., GARTENBAUKINO, 11.00 UHR

11V’

WOODY ALLEN EXKLUSIV-INTERVIEW: GINI BRENNER FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (1) / WARNER (2)

„Wenn jemand aus Wien anrufen und zu mir sagen würde: ,Machen Sie Ihren nächsten Film bei uns, wir zahlen das!‘, würde ich sofort kommen.“

All That Jazz

Page 12: Skip Viennale 2013 Heft

SKIP: Warum sind Sie mit Le passé ausgerechnet in Paris gelandet?ASGHAR FARHADI: Nun, die Geschichte hat ja von vornherein verlangt, dass sie außerhalb des Iran erzählt wird. Die Hauptfi gur reist in ein fremdes Land, das hätte ich niemals im Iran glaubhaft

realisieren können. Und wenn sich darüber hinaus die Story um die Vergangenheit dreht, sogar die Vergangenheit im Titel trägt, dann ist es nur naheliegend, sie in einer Stadt spielen zu lassen, die quasi den Geschmack und den Geruch von Vergangenheit hat.

Kann man seiner Vergangenheit wirklich nicht entrinnen, wie es der Film erzählt?In einer der ersten Szenen des Filmes sieht man ein Paar in einem Auto sitzen, das rückwärts fährt – und dann hört man das Geräusch eines Unfalls. Das ist für mich ein sehr treffendes Gleichnis. Ich glaube jedenfalls nicht, dass es so etwas wie eine Erlösung von der Vergangenheit geben kann. Sie ist wie ein Schatten, der uns folgt. Wir können ihn vielleicht vergessen, aber er ist trotzdem bei uns. Manchmal bewegen wir uns vorwärts, aber es kann auch so interpretiert werden, dass wir eben vor der Vergangenheit nach vorne fl iehen.

Wie Nader und Simin – Eine Trennung ist auch hier das zentrale Thema wieder die zerbrochene Familie. Warum ist das so wichtig für sie?

Meistens bemerke ich erst, wenn ich eine Geschichte fertig habe, dass es schon wieder um Familien geht (lacht). Aber wenn ich über Familien schreibe, dann ist das etwas, womit ich dem Publikum automatisch näherkomme, weil es dabei ja immer um bekannte Erfahrungen überall auf der Welt geht. Die Familie wirkt oberfl ächlich betrachtet immer nur wie eine kleine Zelle, aber wenn man ein bisschen genauer schaut, geht es da immer um viel mehr. Es ist für mich einfach ein sehr reichhaltiger Kosmos, um die Fragen zu stellen, die mich beschäftigen. Wenn man über die Familie spricht, kann man das auch immer irgendwie auf die Gesellschaft übertragen.

Wie ist Ihr Status nach der großen internationalen Anerkennung im Iran? Ist es immer noch möglich, dass Sie auch dort wieder einen Film drehen können?Jaja, und ich tue alles dafür, dass diese Möglichkeit immer erhalten bleibt. Ich will keinesfalls die Verbindung mit meinen Leuten abschneiden. Ich bin da wie ein Kind in einer Familie, in der ich aufgewachsen bin, und die möchte ich nicht verlassen müssen und mir eine neue suchen.

ASGHAR FARHADI EXKLUSIV-INTERVIEW: KURT ZECHNER FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (2) / VIENNALE (1)

12V’

SPIELFILMESPIELFILMEV’13

Es ist passiert. Mit Nader und Simin – Eine Trennung begeisterte der iranische Oscar-Preisträger ASGHAR FARHADI die ganze Welt – nun legt er mit dem packenden Familiendrama Le passé nach. SKIP hat ihn beim Filmfestival von Cannes getroffen.

Schatten der Vergangenheit

Regisseur Asghar Farhadi mit sei-ner grandiosen Hauptdarstellerin Bérénice Bejo (oscarnominiert für The Artist), die für Le passé in Cannes mit der Goldenen Palme als beste Schau-spielerin ausge-zeichnet wurde.

Le passéDRAMA. FRANKREICH/ITALIEN 2013. LÄNGE: 124 Min. REGIE: Asghar Farhadi. BUCH: Asghar Farhadi, Massoumeh Lahidji. KAMERA: Mahmoud Kalari. SCHNITT: Juliette Welfl ing. DARSTELLER: Bérénice Bejo, Tahar Rahim, Ali Mosaffa, Pauline Burlet, Elyes Aguis.

Vor Jahren ist Samir (Mosaffa) in seine iranische Heimat zurückgezogen, seine Ehefrau Marie (Bejo) und die Kinder blieben in Paris. Nun kommt er auf Besuch, damit endlich die Scheidung fi nalisiert werden kann, und fi ndet Marie aufgerieben zwischen ihrer Beziehung mit dem verheirateten Ahmad (Rahim) und den Troubles mit den beiden Kindern, dem kleinen Fouad und der pubertierenden Lucie – und weiß nicht recht, ob er eher als Störfaktor oder One-Man-Hilfstrupp betrachtet wird.

FR. 01. 11., GARTENBAUKINO, 18.00 UHR / SO. 03. 11., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 13.30 UHR

Page 13: Skip Viennale 2013 Heft

Stadtkino

im Künstlerhaus

leuchtetschläft

wohnt

mordet

Das Stadtkino hat im Künstlerhaus sein Programm aufgenommen.

ly-RZ.indd 1 07.10.13 16:41

Page 14: Skip Viennale 2013 Heft

SKIP: Sind Sie gerne in freier Natur?PAUL RUDD: Naja, schon, hin und wieder mal. Aber ich könnte mir nicht vorstellen monatelang im Wald zu leben. Ich hatte aber mal eine Phase, da hab ich mich als echten Naturburschen gesehen. Ich hab mir neue Wanderschuhe gekauft, Zelte angeschaut und mich für Schlafsäcke interessiert. Aber wirklich viel draußen war ich dann trotzdem nicht.

Prince Avalanche spielt im Jahr 1988 – was haben Sie Prince Avalanche spielt im Jahr 1988 – was haben Sie Prince Avalanchedamals gemacht?Damals war ich das erste Jahr im College. Ich war Riesenfan der Band INXS und wollte unbedingt sein wie (deren 1997 verstor-bener Frontman, Anm.) Michael Hutchence. Ich hatte genauso lange Haare und war auch überzeugt davon, dass ich tatsächlich so aussehe wie er – wenn ich mir Bilder von damals ansehe, muss ich aber zugeben, dass das überhaupt nicht der Fall war.

Hatten Sie auch eine Paula Yates (Hutchences damalige Lebensgefährtin, Anm.)?

Oh nein, ich war viel zu sehr damit beschäftigt, meine Depeche-Mode-Tapes zu ordnen.

Sie sind jetzt schon sehr lange Schauspieler, aber erst in den letzten Jahren so richtig bekannt geworden …Ich habe schon in der Schule mit der Schauspielerei angefangen, und mein Hauptziel war damals das gleiche wie heute: Davon leben zu können. Und ich hab mir damals schon gedacht: Sollte ich einmal Erfolg haben, dann bitte langsam, aber anhaltend. Vor etwa 10 Jahren hatte ich mal eine Gastrolle in der TV-Serie Friends, und damals war ich schon locker 10 Jahre im Business. Friends, und damals war ich schon locker 10 Jahre im Business. FriendsUnd es war irgendwie schräg, als ich drüber nachdachte, dass mich mehr Leute in dieser einen Serienstaffel sehen würden als in allem, was ich vorher gemacht habe, zusammengenommen. Mal eine Milliarde (lacht). Aber auch wenn ich heute mehr oder weniger das gleiche Leben lebe wie vor 20 Jahren, merke ich doch, dass mich in letzter Zeit mehr Leute erkennen als früher. Leute kennen meinen Namen, das ist relativ neu.

Demnächst startet das lang erwartete Sequel zu Anchorman mit Will Ferrell, Anchorman mit Will Ferrell, AnchormanSie sind auch diesmal wieder dabei. Können Sie uns ein bisschen etwas darüber erzählen?Will und die Burschen sind einfach die Besten, wir hatten so viel Spaß. Ich kam gerade von einem unglaublich anstrengenden Theater-Engage-ment, und es war wunderbar, gleich danach wieder diesen echten Vollidioten spielen zu dürfen. Meine Figur, Brian Fantana, ist ja ein richtiger Vollkoffer. Ich mag ihn.

PAUL RUDD EXKLUSIV-INTERVIEW: GINI BRENNER FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (2) / VIENNALE (1)

14V’

SPIELFILMESPIELFILMEV’13

Everybody’s Darling PAUL RUDD darf im schrullig-schönem Freiluft-Kammerspiel Prince Avalanchegemeinsam mit EMILE HIRSCH durch den Wald tigern, SKIP hat ihn im urbanen Berlin getroffen.

Von Cluelessbis Immer Ärger mit 40: Paul mit 40: Paul mit 40Rudd, ständiger Sympathie- und gelegentlicher Bartträger, ist Meister des Fachs „Scherzkeks mit Tiefgang“.

Leute kennen meinen Namen, das ist relativ neu.

Demnächst startet das lang erwartete mit Will Ferrell,

Sie sind auch diesmal wieder dabei. Können Sie uns ein bisschen etwas

Will und die Burschen sind einfach die Besten, wir hatten so viel Spaß. Ich kam gerade von einem unglaublich anstrengenden Theater-Engage-ment, und es war wunderbar,

diesen echten Vollidioten spielen zu dürfen. Meine

ja ein richtiger Vollkoffer.

Spaß im Wald

Prince AvalancheTRAGIKOMÖDIE. USA 2013. LÄNGE: 94 Min. REGIE: David Gordon Green. BUCH: David Gordon Green nach dem Originaldrehbuch von Hafsteinn Gunnar Sigurðsson. KAMERA: Tim Orr. SCHNITT: Colin Patton. MUSIK: David Wingo. DARSTELLER: Paul Rudd, Emile Hirsch.

Texas 1988. Straßenarbeiter Alvin (Rudd) soll über den Sommer die Markierungen einer Landstraße in einem Wald erneuern. Als Helfer hat er seinen Cousin (Hirsch) dabei, der die Waldeinsamkeit allerdings schwer uncool fi ndet … Schräg-unterhaltsames Remake eines isländischen Films, für Regisseur David Gordon Green gabs dafür heuer in Berlin den silbernen Bären.

FR. 25. 10., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 23.30 UHR / SA 26. 10., GARTENBAUKINO, 11.00 UHR DI. 29. 10., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 06.30 UHR

Page 15: Skip Viennale 2013 Heft

ERSTE BANK & SKIP VERLOSEN TÄGLICH VIENNALE-KARTEN

HOL DIR DEINE TICKETS JETZT AUF

MehrViennalefür dich

MehrMehrMehrMehrViennaleViennaleViennalefür für dich

PR

OM

OT

ION

F

OT

OS

: V

IEN

NA

LE

/ T

UM

A (

2),

N

EW

AL

D (

1)

Täglich

2x 2Tickets

gewinnen!

HOL DIR DEINE TICKETS JETZT AUF

www.skip.at

SKIP & VIENNALE-HAUPTSPONSOR ERSTE BANK l

laden vom 25. Oktober bis 5. November täglich 2 mal 2 Leser zur Hauptabend-vorstellung ins Gartenbaukino ein. Am Mittwoch, dem 23. Oktober, werden die Tickets für den 26. Oktober verlost; ab dann gibts täglich 2 mal 2 Karten zu gewinnen, jeweils zwei Tage im voraus. Die VIENNALE-Karten liegen dann am Tag der Vorstellung unter den Namen der Gewinner an der Abendkassa bereit. Die Gewinner werden von uns rechtzeitig telefonisch verständigt.

Page 16: Skip Viennale 2013 Heft

SKIP: Sie tragen im Film Ihren eigenen Vornamen. Hat Sie das nicht irritiert?

ADÈLE EXARCHOPOULOS: Nein, das hat sich ergeben, während wir improvisiert haben. Abdellatif hat mich gefragt, ob es mir etwas ausmacht, den Namen im Film zu behalten, und

mir erzählt, dass „Adèle“ auf Arabisch „Gerech-tigkeit“ bedeutet. Das hat mir gut gefallen.

Adèle weint sehr schnell. Ist Ihnen das leicht gefallen, weil Kechiche Sie so streng behandelt hat?Er treibt einen zwar ständig ans Limit, aber das ergibt eben die besten Resultate. Es war aber nicht so, dass er gemein zu uns gewesen wäre und ich deswegen geweint hätte, er trieb uns einfach immer an und motivierte uns. Klar, dass wir alles geben mussten, was wir hatten, Intimität, Tränen, Gefühle. Das war hart, aber so sind die Tränen von selbst gekommen.

Kechiche sagt, dass er zwischen den Sexszenen und den Essensszenen keinen Unterschied sieht. Sehen Sie das auch so?Ich habe alle Szenen anspruchsvoll gefunden, nur eben auf unterschiedliche Weise. Bei den Sexszenen ist man eben nackt und geniert sich vor dem anderen Mädchen. Léa und ich haben uns vorher nicht gekannt, und ich hatte Angst, dass es vielleicht nicht glaubhaft wirkt. Es gab keine Choreografi e, Abdellatif wollte das Ganze realistisch haben, er wollte die Sprache der Haut, der Körper, des Gefühls, also haben wir uns einfach gehen lassen. Fordernd war es trotzdem.

Haben Sie recherchiert, um zu sehen, was zwei Frauen alles miteinander anstellen können im Bett?Vor dem ersten Mal nicht, weil wir uns einfach vorgestellt haben, wie zwei Mädchen miteinander zärtlich sind, das ist ja einfach. Aber Sexualität entwickelt sich weiter in einer Beziehung, also haben wir Positionen im Internet recherchiert. Wir waren total überrascht, was es da alles für Möglichkeiten gibt (lacht). Ich glaube, das war für mich einfacher, weil meine Figur ihre Sexualität erst entdeckt. Léas Figur ist ja erfahren, sie musste also die Zügel in die Hand nehmen.

Adèle liest im Film La vie de Marianne von Marivaux, ein La vie de Marianne von Marivaux, ein La vie de MarianneLieblingsbuch von Kechiche. Das mussten Sie doch sicher auch lesen?Ich hätte es lesen sollen, aber ich habs nicht getan. Abdel hat mir gesagt, das sei total wichtig für die Rolle, und er wollte eine Zusammenfassung wie in der Schule. Aber sechshundert Seiten? Nach hundert hab ich aufgegeben, und ich kann mich an nichts erinnern. Und als Abdel mit mir darüber geredet hat, hab ich halt einfach nur genickt und ja gesagt (lacht).

ADÈLE EXARCHOPOULOS

BlaueStunden

ABDELLATIF KECHICHES Cannes-Siegerfilm La vie d’Adèle macht La vie d’Adèle macht La vie d’Adèleauch nach der Goldenen Palme Schlagzeilen: Die Autorin der Vorlage ist unglücklich damit, und die Hauptdarstellerinnen haben unter ihrem Regisseur gelitten. ADÈLE EXARCHOPOULOS ist unglücklich damit, und die Hauptdarstellerinnen haben unter

ADÈLE EXARCHOPOULOS ist unglücklich damit, und die Hauptdarstellerinnen haben unter

über die harten Dreharbeiten zu einem zärtlichen Liebesfilm.

SPIELFILMESPIELFILMEV’13

EXKLUSIV-INTERVIEW: MAGDALENA MIEDL FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (2) / VIENNALE (1)

SKIP: Sie tragen im Film Ihren eigenen Vornamen. Hat Sie das nicht irritiert?

ADÈLE EXARCHOPOULOSergeben, während wir improvisiert haben. Abdellatif hat mich gefragt, ob es mir etwas ausmacht, den Namen im Film zu behalten, und

mir erzählt, dass „Adèle“ auf Arabisch „Gerech-tigkeit“ bedeutet. Das hat mir gut gefallen.

Adèle weint sehr schnell. Ist Ihnen das leicht gefallen, weil Kechiche Sie so streng behandelt hat?Er treibt einen zwar ständig ans Limit, aber das ergibt eben die besten Resultate. Es war aber nicht so, dass er gemein zu uns gewesen wäre und ich deswegen geweint hätte, er trieb uns einfach immer an und motivierte uns. Klar, dass wir alles geben mussten, was wir hatten, Intimität, Tränen, Gefühle. Das war hart, aber so sind die Tränen von selbst gekommen.

ADÈLE EXARCHOPOULOS

ABDELLATIF KECHICHESauch nach der Goldenen Palme Schlagzeilen: Die Autorin der Vorlage ist unglücklich damit, und die Hauptdarstellerinnen haben unter ihrem Regisseur gelitten.Dreharbeiten zu einem zärtlichen Liebesfilm.

Golden Lady. In Cannes erhielt Adèle Golden Lady. In Cannes erhielt Adèle mit ihrem Regisseur Abdellatif Kechiche mit ihrem Regisseur Abdellatif Kechiche und Co-Star Léa Seydoux die Goldene und Co-Star Léa Seydoux die Goldene Palme – eine Entscheidung der Jury, die Palme – eine Entscheidung der Jury, die so noch nie dagewesen ist.so noch nie dagewesen ist.

La vie d’Adèle – Chapitres 1 et 2LIEBESFILM. FRANKREICH 2013. LÄNGE: 175 Min. REGIE: Abdellatif Kechiche. BUCH: Abdellatif Kechiche, Ghalia Lacroix. KAMERA: Sofi -an El Fani. SCHNITT: Albertine Lastera, Camille Toubkis, Jean-Marie Lengellé, Ghalia Lacroix. DARSTELLER: Adèle Exarchopoulos, Léa Seydoux.

Mit 15 stellt Adèle (Adèle Exarchopoulos) nicht in Frage, dass Mädchen und Buben zusammengehören. Bis ihr eine junge Frau mit blauen Haaren (Léa Seydoux) begegnet und sich ihr Leben, ihr Begehren und die Liebe für immer ändert: Abdellatif Kechiche gelingt eine große Liebesgeschichte über eineinhalb Jahrzehnte, explizit emotional und erotisch, und basierend auf der Graphic Novel Le bleu est une couleur chaude von Julie Maroh.

SO. 03. 11., GARTENBAUKINO, 20.30 UHR / MO. 04. 11., GARTENBAUKINO, 11.00 UHR

16V’

Page 17: Skip Viennale 2013 Heft

SKIP: Dieser Film wirkt wie der düsterste in Ihrer ganzen Laufbahn. Warum ist das so?TSAI MING-LIANG: (lacht) Die Frage fi nd ich lustig. Ich habe eine jüngere Schwester, die Nonne ist, und sie hat eines Tages zu mir gesagt: „Kannst du nicht aufhören, dauernd diese deprimierenden, düsteren Filme zu machen?“ Dabei sind meine Filme doch nicht düster, ich fi lme doch nur manchmal düstere Einstellungen! Aber vielleicht habe ich ja nur einen einzigen Film gemacht, einen sehr langen Film, der zwanzig Jahre gedauert hat. (lacht)

Sie haben angekündigt, dass Jiao You Ihr letzter Kinofi lm sein soll, und dass Sie das Gegenwartskino uninteressant fi nden. Was ist schuld an dieser Entwicklung?Ich denke, das hat mit den Werten der Gesellschaft zu tun, die immer oberfl ächlicher werden. Kino ist in meinen Augen heute nur mehr ein Werkzeug, um viel Geld zu verdienen. Und auch das Publikum hat sich verändert, besonders die jungen Zuschauer, die an Computerspiele gewöhnt sind. Die Qualität ihrer Aufmerksamkeit hat sich verändert.

Ist Ihr Film eine Gegenbewegung dazu?Ja, offensichtlich (lacht). Aber das ist immer eine Frage von Gewohnheiten. Ich zum Beispiel bin aufgewachsen mit kommerziellem Kino, aber um der zu werden, der ich heute bin, brauchte ich auch eine andere Art von Kino als Gegenprodukt. Die Welt, in der wir heute

leben, scheint größer zu sein, und es wirkt, als hätten wir mehr Information von überall her. Tatsächlich aber sind wir noch eingeschränkter als zuvor, durch die Kommerzialisierung von allem und jedem. Früher war in Taiwan vieles durch die Politik eingeschränkt, es gab eine strenge Zensur. Heute scheinen wir frei zu sein, aber nun limitiert das reine Geschäft extrem, was wir überhaupt zu sehen bekommen.

Welche Chance hat poetisches Kino wie das Ihre, auf einem Markt zu überleben, wo Thriller und Actionfi lme die Regel sind?Das Problem ist das System, weil die Filmverleiher und die Kinobesitzer ein kommerzielles Produkt wollen, mit dem sie Tickets verkaufen können. Dieser Film hat einen internationalen Verleih gefunden, aber in Taiwan werde ich ihn hauptsächlich in Museen zeigen können. Ich plane eine neue Art des Verleihs durch die Museen, und ich hoffe, wir können so das Verleihsystem

erneuern, um mehr Platz für kreatives Kino zu erobern.

Family Affair. Tsai Ming-liang (in Jeans) inmitten seiner Filmfamilie: Rechts Lieblings-schauspieler Lee Kang-sheng, links Lu Yi-ching, sowie Tsais Patenkinder Lee Yi- cheng und die kleine Lee Yi-chieh.

TSAI MING-LIANG

Ende ohne SchreckenFür seinen, wie er selbst sagt, letzten Kinofi lm Jiao You bekam TSAI MING-LIANG in Cannes den Großen Preis der Jury. Im SKIP-Interview wirkt der taiwanesische Regisseur erleichtert über seine Entscheidung – und plant keines-wegs, in Zukunft Ruhe zu geben.

17V’

EXKLUSIV-INTERVIEW: MAGDALENA MIEDL FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (2) / VIENNALE (1)

fi nden. Was ist schuld an dieser Entwicklung?Ich denke, das hat mit den Werten der Gesellschaft zu tun, die immer oberfl ächlicher werden. Kino ist in meinen Augen heute nur mehr ein Werkzeug, um viel Geld zu verdienen. Und auch das Publikum hat sich verändert, besonders die jungen Zuschauer, die an Computerspiele gewöhnt sind. Die Qualität ihrer Aufmerksamkeit

Ich zum Beispiel bin aufgewachsen mit

werden, der ich heute bin, brauchte ich

Gegenprodukt. Die Welt, in der wir heute

leben, scheint größer zu sein, und es wirkt, als hätten wir mehr Information von überall her. Tatsächlich aber sind wir noch eingeschränkter als zuvor, durch die Kommerzialisierung von allem und jedem. Früher war in Taiwan vieles durch die Politik eingeschränkt, es gab eine strenge Zensur. Heute scheinen wir frei zu sein, aber nun limitiert das reine Geschäft extrem, was wir überhaupt zu sehen bekommen.

Welche Chance hat poetisches Kino wie das Ihre, auf einem Markt zu überleben, wo Thriller und

erneuern, um mehr Platz für kreatives Kino zu erobern.

Jiao YouDRAMA. TAIWAN/FRANKREICH 2013. LÄNGE: 138 Min. REGIE: Tsai Ming-liang. BUCH: Tsai Ming-liang, Tung Cheng yu, Peng Fei. KAMERA: Liao Pen Jung, Sung Wen Zhong. SCHNITT: Lei Chen Ching. DARSTELLER: Lee Kang-sheng, Lu Yi-ching, Lee Yi-cheng, Lee Yi-chieh.

Ein Mann und seine beiden Kinder gehen nach Taipeh, um in der menschenfeindlichen Betonhölle ihr Dasein zu fristen: Nachts schlafen sie in verlassenen Häusern, tagsüber arbeitet er als lebendes Werbeschild, während die Kinder sich die Zeit im Einkaufs-zentrum vertreiben: Tsai Ming-liangs Stray Dogs, wie der Film auf Englisch heißt, wirkt mit gewaltiger Wucht auf seine Zuschauer – wenn die die Bereitschaft mitbringen, sich auf den Film einzulassen.

SA. 02. 11., GARTENBAUKINO, 18.00 UHR / SO. 03. 11., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 11.00 UHR

Page 18: Skip Viennale 2013 Heft

SKIP: Gibt es diese Öko-Aktivisten-Szene, wie man sie in Ihrem Film sieht, eigent-lich wirklich?KELLY REICHARDT: Jaja, im Nordwesten der

USA gibt es eine Menge radikaler Umweltschützer, das hat eine lange Geschichte dort. Vielleicht, weil es dort

riesige Waldbestände gibt, deren ständige Zerstörung aus Gründen des wirtschaftlichen Profi ts so offensicht-

lich ist. Es ist eine Gegend der Extreme: Zum Beispiel gibt es in dem Teil von Oregon, wo wir gedreht haben, jede Menge

ultralinke Bauernhof-Kommunen: Selbstver-sorgung, Hausunterricht … Und dann

gleich daneben Farmen, die von ultrarechten Konservativen geführt werden: Selbstversorgung,

Hausunterricht … (lacht). Und die glauben alle, sie sind ganz anders als die anderen.

Wie war es, dort zu drehen?Faszinierend. Die Farm, wo wir waren, war ja auf totale Selbstversorgung aufgebaut: Eigenes Wasser, eigenes Essen, eigener Solarstrom … das bringt einen wirklich zum

Nachdenken darüber, wie viel Arbeit

und Logistik tatsächlich dahinter steckt, jeden Tag Essen auf den Tisch zu bekommen. Dafür erzeugen sie mit ihren kleinen Solarzellen auf den Dächern viel mehr Strom, als sie verbrauchen können, den verkaufen sie weiter. Es ist wirklich eine ganz andere Art zu leben. Sicher auch nicht perfekt. Nach ein paar Wochen haben die Schauspieler alle gesagt: „Ich will jetzt unbedingt Bauer werden!“, und die Bauern darauf: „Kann ich mit euch in die Stadt kommen, ich will auch Schauspieler werden!“ (lacht).

Ihre Protagonisten werden im Film als Terroristen gejagt. Sind sie das wirklich? Wie sehen Sie das?Es ist jedenfalls nicht das Wort, das ich verwenden würde. Wissen Sie, in den 1990ern gab es in den USA zahlreiche Gruppen radikaler Umweltschützer, die mit ihren Aktionen einigen Schaden angerichtet haben. Ich spreche hier von Sachbeschädigung, kein Personenschaden. Und viele von denen sitzen jetzt im Gefängnis mit Haftstrafen von 350 Jahren. Ich weiß nicht, was mit Terrorismus wirklich gemeint ist, das ist so ein Schlagwort geworden.

Ist radikal ein Wort, das Sie für Ihre Art des Filmemachens verwenden würden?Nein … nein, das würde ich nicht. Wenn ich ins Kino gehe und mir einen Film anschaue, und vorher laufen die Trailer von irgendwelchen Blockbustern – das ist für mich radikal. Diese unglaubliche Menge an Reizen, die da auf eine losgelassen wird, der Sound, dieses Bombardement, das fi nde ich radikal. Es ist einfach zu viel.

KELLY REICHARDT EXKLUSIV-INTERVIEW: GINI BRENNER FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (2) / VIENNALE (1)

SPIELFILMESPIELFILMEV’13

Less is more. KELLY REICHARDT (Meek’s Cutoff) macht sich mit meisterhaftem Cutoff) macht sich mit meisterhaftem CutoffMinimalismus jedes Genre untertan – in Night Moves verbindet sie Öko-Thriller Minimalismus jedes Genre untertan –

verbindet sie Öko-Thriller Minimalismus jedes Genre untertan –

Night Moves verbindet sie Öko-Thriller Night Movesmit Psychodrama. SKIP sprach mit ihr über den grünen Hintergrund ihres neuen Films.

SKIP: Gibt es diese Öko-Aktivisten-Szene, wie man sie in Ihrem Film sieht, eigent-lich wirklich?KELLY REICHARDT:

USA gibt es eine Menge radikaler Umweltschützer, das hat eine lange Geschichte dort. Vielleicht, weil es dort

riesige Waldbestände gibt, deren ständige Zerstörung aus Gründen des wirtschaftlichen Profi ts so offensicht-

lich ist. Es ist eine Gegend der Extreme: Zum Beispiel gibt es in dem Teil von Oregon, wo wir gedreht haben, jede Menge

ultralinke Bauernhof-Kommunen: Selbstver-sorgung, Hausunterricht … Und dann

gleich daneben Farmen, die von ultrarechten Konservativen geführt werden: Selbstversorgung,

Hausunterricht … (lacht). Und die glauben alle, sie sind ganz anders als die anderen.

Wie war es, dort zu drehen?Faszinierend. Die Farm, wo wir waren, war ja auf totale Selbstversorgung aufgebaut: Eigenes Wasser, eigenes Essen, eigener Solarstrom … das bringt einen wirklich zum

Nachdenken darüber, wie viel Arbeit

Night MovesTHRILLER-DRAMA. USA 2013. LÄNGE: 112 Min. REGIE & SCHNITT: Kelly Reichardt. BUCH: Jonathan Raymond, Kelly Reichardt. KAMERA: Christopher Blauvelt. MUSIK: Jeff Grace. DARSTELLER: Dakota Fanning, Peter Sarsgaard, Jesse Eisenberg.

Kelly Reichardt macht genau das Independent-Kino, bei dem die Stars trotz Mini-Gagen unbedingt dabei sein wollen. In Meek’s Cutoff litt Michelle Williams im Wilden Westen, in Night Moves pfl anzen Dakota Fanning, Jesse Eisenberg und Peter Sarsgaard als Öko-Aktivisten Zwiebeln, Rüben – und Sprengstoff: Getarnt als Ausfügler mit eigenem Boot wollen sie einen der Staudämme in die Luft jagen, die das lokale Ökosystem ruiniert haben. Doch der Plan hat böse Kollateralschäden ...

MI. 30. 10., GARTENBAUKINO, 21.00 UHR / SA. 02. 11., GARTENBAUKINO, 10.30 UHR

Zurück in der Zivilisation: Kelly Reichardt flan-kiert von ihren hochkarätigen Hauptdarstellern Dakota Fanning und Jesse Eisen-berg am Red Carpet in Venedig.Wild Things

18V’

Page 19: Skip Viennale 2013 Heft

MARINE VACTH

AB 29. NOVEMBER im KINO!

CHARLOTTE RAMPLINGGÉRALDINE PAILHAS

EIN FILM VON

FRANÇOIS OZON

EIN GEHEIMES DOPPELLEBEN JENSEITS HERKÖMMLICHER MORAL!

«... SO EROTISCH WIE KULINARISCH, SO REALISTISCH WIE SCHOCKIEREND»

DER TAGESSPIEGEL

WWW.JUNGUNDSCHOEN-DERFILM.DE / JUNGUNDSCHOEN

JuS_ins_210x136mm_skip_pr.indd 1 10/3/13 1:43 PM

Ab 15. NOVEMbER iM KiNO

FiLTHY-FUNNY, SWEET AND SMART!(rottentomatoes)

DONJON.derfilm.at

Page 20: Skip Viennale 2013 Heft

SKIP: Arnaud des Pallières hat sich in den Kopf gesetzt, diesen Film mit Ihnen zu machen. Waren Sie geschmeichelt?MADS MIKKELSEN: Nicht unbedingt, ich hatte diese Ehre schon bei anderen Filmen und habe dann trotzdem abgelehnt. Aber hier war ich neugierig: Warum will einer für diese Rolle einen Dänen, der mit der Sprache schon Probleme hat, warum nicht einen französischen Darsteller? Aber er wusste genau, was er wollte. Er hatte mich in einer Reihe von Filmen gesehen, und aus irgendeinem Grund brauchte er mein Gesicht, es gab da keine

Alternative. Der Film ist sehr visuell, sehr sinnlich: die Hände, die schmutzigen Füße, die Pferde, alles hat eine besondere Textur.

Sie sind als Michael Kohlhaas ununterbrochen auf dem Pferd unterwegs.Ja, und das ist ja viel mehr als nur reiten, es ging hier darum, mit den Pferden und der Natur eins zu sein. Ich habe mit diesen verdammten Tieren sechs Wochen zusammengelebt, und ich musste mich so sicher fühlen, dass ich es sogar zusammengebracht habe, ein kleines Fohlen aus einem erwachsenen Pferd raus-zuziehen. Sowas kann man ja nicht lernen, das muss man tun.

Sie haben schon oft historische Figuren gespielt. Liegt Ihnen das?Ich sehe diese Kostümfi lme gar nicht als historisch an. Die

Gründe dafür, einen historischen Film zu machen, sind selten, weil jemand eine Geschichtsstunde halten will, sondern weil diese Begebenheiten uns etwas über unsere Gegenwart sagen. Das ist auch bei Michael Kohlhaas der Fall, das ist eine sehr Michael Kohlhaas der Fall, das ist eine sehr Michael Kohlhaasgegenwärtige Geschichte, die niemals alt werden wird. Für Geschichtsstunden können Sie auch BBC-Dokus schauen.

Wie sehr haben Sie sich mit den historischen Umständen der Kohlhaas-Figur befasst?Arnaud und ich haben viel darüber gesprochen, er ist ein echter Intellektueller, viel mehr als ich. Aber Geschichte, Philosophie, all das interessiert mich nicht, während wir fi lmen, erst am Abend, wenn wir über die Hintergründe sprechen. Katholizismus, Protestantismus, gut, das ist spannend. Aber für meine Arbeit ist das irrelevant, ich muss nur wissen, was dieser eine Mann denkt. Ich weiß, dass er Protestant ist, und ich weiß, dass er der Kirche seiner Zeit fern ist, er lässt die ganze Kirchensache einfach aus. Das macht ihn sehr radikal. Und dabei ist egal, ob er dieser oder jener Religion angehört.

MADS MIKKELSEN TEXT: MAGDALENA MIEDL FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (2) / VIENNALE (1)

20V’

SPIELFILMESPIELFILMEV’13

Michael KohlhaasDRAMA. FRANKREICH/DEUTSCHLAND 2013. LÄNGE: 122 Min. BUCH & REGIE: Arnaud des Pallières. KAMERA: Jeanne Lapoirie. SCHNITT: Sandie Bompar, Arnaud des Pallières. DARSTELLER: Mads Mikkelsen, Mélusine Mayance, Delphine Chuillot, David Kross.

Der Stoff ist Pfl ichtlektüre im Deutschunterricht, wurde aber noch nie mit so trockener Eleganz verfi lmt: Heinrich von Kleists Novelle Michael Kohlhaas handelt von einem Pferdehändler, der nach einem Betrug bei der nächsthöheren Instanz vergeblich nach Justiz sucht und daraufhin zum mordenden und brandschatzenden Rächer seines eigenen Gerechtigkeitsempfi ndens wird. Regie führte Arnaud des Pallières, der von sich behauptet, kein Wort Deutsch zu sprechen, und das Ganze daher nach Nordfrankreich verlegte.

FR. 01. 11., GARTENBAUKINO, 20.30 UHR / SA. 02. 11., URANIA, 11.00 UHR

Zügellos: Keiner könnte den sprichwörtlichen Gerechtigkeits-fanatiker Michael Kohlhaas besser darstellen als der feurige Däne Mads Mikkelsen.

Männer, Pferde, AbenteuerOhne Mads kein Michael: ARNAUD DES PALLIÈRES wollte seinen Michael Kohlhaasunter keinen Umständen mit einem anderen Schauspieler verwirklichen. SKIP fi ndet das gut – und hat bei MADS MIKKELSENnachgefragt, was er von Kostümfi lmen hält.

ANDREA MÜHLWISCH (2) / VIENNALE (1)/ VIENNALE (1)/

Page 21: Skip Viennale 2013 Heft
Page 22: Skip Viennale 2013 Heft

SKIP: Sie kommen gerade vom Filmfestival in Toronto, wo Oktober November Weltpremiere gefeiert hat – Oktober November Weltpremiere gefeiert hat – Oktober Novemberwie wars?GÖTZ SPIELMANN: Sehr schön. Was ich bemerkt habe – und das freut mich sehr –, ist, dass Oktober November sehr fremd Oktober November sehr fremd Oktober Novemberist in der jetzigen Filmwelt, inmitten dieses Lärms, der da sonst heute so üblich ist. Ein Kritiker, dem der Film nicht gefallen hat, hat ihn bezeichnet als „das wahrscheinlich stillste Drama des Jahres“. Der empfand das als negativ. Und dabei fi nd ich gerade den Satz wunderschön. Ich wünschte, uns wäre das fürs Marketing eingefallen (lacht).

Was bedeutet diese Stille für Sie? Für mich waren die schönsten, die wichtigsten, die beglückends-ten Filme immer die stillen. Ich fi nde, dass Vergrößerung und Dramatisierung vom eigentlichen Leben wegführt; dass man der Essenz näher kommt, wenn man diese Oberfl ächendramatik wegnimmt. Ich wollte einen sehr intensiven Film machen, der dabei möglichst undramatisch ist.

Wie haben Sie sich für Ihre Hauptdarstelle-rinnen entschieden?

Die Ursula hatte ich schon beim Schreiben im Kopf – bei der Nora ist dann etwas ganz Seltsames passiert. Ich hab mir ja vorher schon gedacht, dass die beiden jeweils für sich die Idealbesetzungen wären – aber sich vielleicht nicht so recht als Schwestern ausgehen würden.

Aber als wir es dann doch ausprobiert haben, haben sie auf seltsame Weise immer mehr

begonnen, sich sogar ähnlich zu sehen (lacht).

Oktober November

SONJA (Waldstätten) lebt in Berlin und ist umjubelter Fernsehstar. Ihre Schwester Verena (Strauss) ist daheim im Dorf geblieben und lebt mit Mann, Kind und Vater in ihrem Elternhaus, einzige Abwechslung ist eine Affäre mit dem Dorfarzt. Als der Papa (Simonischek) nur knapp einen Herzinfarkt überlebt, kommt auch Sonja wieder heim. Ein schwieriges Wiedersehen, das lang verdrängte Konfl ikte an die Oberfl äche schwemmt: Verena spürt Eifersucht auf die weltläufi ge, schöne Schwester, Sonja wiederum merkt schmerzlich, wie sie die familiäre Wärme und Liebe in ihrem Berliner Penthouse vermisst hat.

DO. 31. 10., GARTENBAUKINO, 18.00 UHRSO. 03. 11., URANIA, 13.30 UHR

Mit formidablem Cast und MARTIN GSCHLACHTS wunderschönen Bildern, erzählt GÖTZ SPIELMANN seine atmosphärische Familiengeschichte.

DRAMA. ÖSTERREICH 2013. LÄNGE: 115 Min. BUCH & REGIE: Götz Spielmann. KAMERA: Martin Gschlacht. SCHNITT: Karina Ressler. DARSTEL-LER: Ursula Strauss, Nora von Waldstätten, Peter Simonischek, Sebastian Koch, Johannes Zeiler.

22V’

SPIELFILMESPIELFILMEV’13

GÖTZ SPIELMANN EXKLUSIV-INTERVIEW: KURT ZECHNER FOTOS: FILMLADEN (3) / ANDREA MÜHLWISCH (1)

Programmiert mit Liebe: Einmal im Oktober und einmal im November zeigt die VIENNALE GÖTZ SPIELMANNSProgrammiert mit Liebe: Einmal im Oktober und einmal im November zeigt die VIENNALE GÖTZ SPIELMANNSProgrammiert mit Liebe: Einmal im Oktober und einmal im November zeigt die VIENNALE

(Revanche) neuesten Film Revanche) neuesten Film Revanche Oktober November. SKIP hat mit dem Oktober November. SKIP hat mit dem Oktober NovemberWiener Regisseur über die Intensität der Stille und die Essenz des Erfolgs gesprochen.

Stillleben

Spielmann mit Uschi Strauss und seinem Kameramann Martin Gschlacht in dem Gasthaus in Annaberg, das gleichzeitig Filmkulisse und Unterkunft am Drehort war.

wegnimmt. Ich wollte einen sehr intensiven Film machen, der dabei möglichst undramatisch ist.

Wie haben Sie sich für Ihre Hauptdarstelle-rinnen entschieden?

Die Ursula hatte ich schon beim Schreiben im Kopf – bei der Nora ist dann etwas ganz Seltsames passiert. Ich hab mir ja vorher schon gedacht, dass die beiden jeweils für sich die Idealbesetzungen wären – aber sich vielleicht nicht so recht als Schwestern ausgehen würden.

Aber als wir es dann doch ausprobiert haben, haben sie auf seltsame Weise immer mehr

begonnen, sich sogar ähnlich zu sehen (lacht).

Spielmann mit Uschi Strauss und seinem Kameramann Martin Gschlacht in dem Gasthaus in Annaberg, das gleichzeitig Filmkulisse und Unterkunft am Drehort war.

Page 23: Skip Viennale 2013 Heft

Sie haben drauf bestanden, dass Nora für die Szene auf dem Gipfel wirklich selber auf den Berg steigt …Ja, es war mir wichtig, dass sie dort nicht hinchauffi ert wird, sondern selber hingeht. Nicht aus trivialen Gründen, etwa damit sie ein bisschen erschöpft aussieht, sondern weil der Aufstieg eine Erfahrung ist, die die Figur da oben am Berg braucht. Sie hat mir später erzählt, dass sie anfangs dachte: „Was ist denn das für eine abstruse Idee?“, dass es aber dann eine großartige Erfahrung für sie war.

Sie machen seit den 80ern Filme, aber erst mit Revanche kam der große Revanche kam der große Revancheinternationale Erfolg, bis hin zur Oscarnominierung. Wie ging und geht es Ihnen damit, wenn Sie jetzt plötz-lich von allen möglichen Leuten hofi ert werden?Ich liebe die Anerkennung, wurscht aus welchen Gründen sie auf mich einprasselt (lacht). Es hat sich da ja fast eine Art Stolz auf den österreichischen Film freigesetzt, der ruhig auch einmal ein wenig unrefl ektiert sein darf. Aber der eigentliche Erfolg meiner Arbeit besteht für mich darin, wenn ich spüre, dass mein Film für jemanden wichtig ist. Und in all den Jahren, wo ich eben in der Öffentlichkeit nie vorgekommen bin, wenn man die „wichtigen“ Filmemacher genannt hat, habe ich immer wieder gemerkt, dass meine Filme für Zuschauer sehr wohl wichtig sind. Und dass mir meine Arbeit wichtig ist.

Haben Sie eigentlich jemals damit gehadert, dass sie mit Ihrem künstlerischen Ausdruck ausgerechnet bei der doch eher mühsamen Disziplin Film gelandet sind?Ja, in meinem Leben gabs in der Tat einige Phasen, in denen ich damit gehadert habe (lacht). Weil es eine harte und schwere Arbeit ist, und das, was daran beglückt, dann oft nur einen kleinen Teil ausmacht. Und man ist sehr abhängig, vom Geld, vom Erfolg … dabei bin ich ein sehr freiheitsliebender Mensch. Aber es wäre lächerlich, mich jetzt darüber zu beschweren, ich habe mir diesen Beruf ja selber ausgesucht.

GÖTZ SPIELMANN EXKLUSIV-INTERVIEW: KURT ZECHNER FOTOS: FILMLADEN (3) / ANDREA MÜHLWISCH (1)

„Ich finde, dass Vergrößerung und Dramatisierung vom eigentlichen Leben wegführt.“

Fr., 29.11.2013bis

So., 01.12.2013

Der Eintritt ist frei!

Freitag 14 bis 22 Uhr

beim HGM-Stand!

Punsch-Happy-Hour

Adventzauber im Arsenal

Mittelalterlicher Adventmarkt

Heeresgeschichtliches Museum1030 Wien · ArsenalStraßenbahn D/O/18

www.bundesheer.at

SCHUTZ& HILFE

www.hgm.or.at

Adventmarkt_Inserat 52x273.indd 1 10.10.2013 14:11:45

Page 24: Skip Viennale 2013 Heft

SKIP: Wo haben Sie die zwei Burschen für The Selfi sh Giant gefunden? Die sind ja echte Naturtalente!CLIO BARNARD: Conner haben wir gleich am ersten Tag entdeckt. Er hat gedacht, er spricht fürs Schultheater vor und kann so den Unterricht schwänzen (lacht). Shaun kam dann etwas später zu einem Casting.

Eine alte Filmemacherweisheit besagt ja: Drehe nie mit Kindern und Tieren. Sie haben in Ihrem Film Kinder UND Pferde … wie war das?Ich sage: Dreh immer mit Kindern und Pferden! Ich bin jetzt schließlich Expertin. Es war toll, ich bin wegen der strengen Drehbedingungen für Kinder abends immer zu einer zivilisierten Uhrzeit heimgekommen, herrlich (lacht)! Und die Pferde waren auch nicht viel anders als menschliche Schauspieler. Die Pferdedarsteller waren aber auch sehr, sehr gut (lacht).

Sie tragen in diesem Film die Fackel des fi lmischen Sozialrealismus im Sinne von Ken Loach und Mike Leigh weiter …Ich habe auch viel von ihren Filmen gelernt. Was man aber nicht vergessen darf: Auch wenn wir glauben, dass das, was sie zeigen, alles irgendwie real ist – es sind letztlich doch erfundene Geschichten. Es ist halt eine Filmsprache, die wir gelernt haben.

Sie kommen auch aus der selben fi lmischen Richtung wie Leigh und Loach.Das stimmt, aber ich komme aus einer anderen Klasse. Ich möchte mich nicht in Allgemeinplätzen über eine ganze Gruppe von Menschen äußern. Was ich aber schon gesehen habe, ist, dass vor allem Buben heutzutage oft Vorbilder vermissen und es noch dazu in manchen Gegenden für junge Leute aus der Arbeiterschicht kaum Möglichkeiten gibt.

Es gibt ziemlich viel Metall in Ihrem Film …Stimmt. Ich bin seither jedenfalls ein Riesenfan von Strommasten! Die sind so schön! Und auch der Schrottplatz ist ein ungemein spannender Ort, ganz egal, wie alt man ist. Und erst diese Maschine, die die dicken Drähte entmantelt – als man mir die gezeigt hat, war mein erster Gedanke war: Was für ein großartiges Monster mit diesen Metallzähnen!

Wie haben Sie die spektakulären Landschaftsaufnahmen geplant?Das Lob dafür gebührt da ganz allein meinem Kameramann, Mike Eley. Er hat einen untrüglichen Instinkt, er ist einfach rausgegangen und hat an einem sehr verhangenen Morgen beim Kraftwerk gedreht, lange, bevor wir anderen alle aus den Federn waren.

CLIO BARNARD EXKLUSIV-INTERVIEW: JULIA PÜHRINGER FOTOS: VIENNALE

SPIELFILMESPIELFILMEV’13

The Selfi sh GiantDRAMA. GROSSBRITANNIEN 2013. LÄNGE: 93 Min. BUCH & REGIE: Clio Barnard. KAMERA: Mike Eley. SCHNITT: Nick Fenton. DARSTELLER: Conner Chapman, Shaun Thomas, Sean Gilder, Lorraine Ashbourne, Ian Burfi eld.

Sie fl uchen wie die Großen und sind mit ihren 13 Jahren doch noch Knirpse: Arbor (Conner Chapman) und Swifty (Shaun Thomas), zwei Teenager aus Bradford, bessern sich statt dem Schulbesuch ihr nicht vorhandenes Taschengeld auf – für Schrottplatzbesitzer (Sean Gilder) sammeln sie altes und stehlen sie neues Metall, ruinieren so beinahe ihre Freundschaft und völlig unbekümmert fast sich selbst. Ein zärtlicher wie ungemein klarsichtiger Film über Gesellschaft und Landschaft.

SA. 02. 11., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 23.30 UHR / MO. 04. 11., URANIA, 16.00 UHR

die tatsächlichen Ereignisse hält, sieht Ben Affleck locker: „Es heißt ‚Basierend auf einer wahren Ge-schichte‘ – da darf man sich keine Dokumentation erwarten.“

24V’

Sie hat ihre Karriere mit der Semi-Doku The Arbor begon-nen, nun ist sie so-zial real: Regisseu-rin Clio Barnard hat mit ihrem genialen Sittenbild heuer in Cannes den Europa-Cinema-Preis gewonnen.

Boys will be boys

Die britische Filmemacherin CLIO BARNARD schickt in The Selfi sh Giant zwei Teenager sehr frei nach OSCAR WILDE auf den Schrottplatz. SKIP plauderte in Cannes mit ihr über Menschen- und Pferdedarsteller.

Page 25: Skip Viennale 2013 Heft

Ein gutes Gefühl –jetzt 3 Monate gratis!

Ein gutes Gefühl, beim Club zu sein.

Jetzt Mitglied werden

� Für 2014 Mitglied werden: Okt., Nov. & Dez. 2013 geschenkt!

� Auto-Mitgliedschaft & Schutzbrief um nur € 118,50 für 2014

GLEICH BESTELLEN: 0800 120 120 oder unter www.oeamtc.at oder bei jedem ÖAMTC Stützpunkt

G 14

33_1

3 |

ZVR

7303

3510

8

1433_13 INS_Nulltarif_Skip_210x273.indd 1 09.10.13 14:26

Ein gutes Gefühl –jetzt 3 Monate gratis!

Ein gutes Gefühl, beim Club zu sein.

Jetzt Mitglied werden

� Für 2014 Mitglied werden: Okt., Nov. & Dez. 2013 geschenkt!

� Auto-Mitgliedschaft & Schutzbrief um nur € 118,50 für 2014

GLEICH BESTELLEN: 0800 120 120 oder unter www.oeamtc.at oder bei jedem ÖAMTC Stützpunkt

G 14

33_1

3 |

ZVR

7303

3510

8

1433_13 INS_Nulltarif_Skip_210x273.indd 1 09.10.13 14:26

Page 26: Skip Viennale 2013 Heft

SKIP: Warum spielt diese Amour Fou ausgerechnet in einem Kernkraftwerk?REBECCA ZLOTOWSKI: Ein Kraftwerk ist eine perfekte Analogie für eine Liebesgeschichte. Die Strahlung funktioniert als Metapher für die Liebe, die auch aufregend, gefährlich, tödlich sein kann, denken Sie sich die Adjektive selbst dazu. Diese Idee gibt dem Film auch die Form: Wenn wir das Kraftwerk fi lmen, bleiben wir immer auf Augenhöhe. Der Bau ist 50 Meter hoch, ich hätte fantastische Aufnahmen machen können, aber die habe ich mir verboten, weil ich bei den Menschen bleiben wollte. Ich habe keinen politischen Zugang zur Kernenergie, keinen Umweltgedanken, sondern dachte rein formal: Was ist dieser Ort? Was erzählt er uns von der Megalomanie des Menschen, etwas so Künst-liches zu bauen, das so gefährlich werden kann?

Hatten Sie beim Filmen in einem realen Atomkraftwerk keine Angst vor der Strahlung?Wir haben zwar in einem realen Kraftwerk gedreht, aber in einem, das nie in Betrieb war, nämlich in Zwentendorf in Niederösterreich.

Nach dem Bau wurde damals bekanntlich abgestimmt, die Österreicher stimmten dagegen, also steht es jetzt da, wie ein Museum. Heute wird es genutzt, um Arbeiter auszubilden. Und auch Leute von Green-peace kommen dorthin, um sich für den Kampf gegen Atomenergie zu informieren.

Das ist ein surrealer Ort, das Gebäude steht leer, es gibt nur einen einzigen Typen, der es verwaltet. Dieser Ort war für uns wie ein Wunder,

ohne ihn wäre dieser Film wohl nicht möglich gewesen. Wir hätten nicht das Geld gehabt,

das in einem Studio nachzubauen.

Hat der Atomunfall in Fukushima Ihr Filmprojekt verändert?Er hat das Thema nicht verändert, aber vieles an Erfahrungen zugänglich gemacht, und bei den Arbeitern, bei denen ich recherchiert habe, wurde heftig diskutiert. Die Männer dort arbeiten gern in dieser Industrie, sie sagen, sie lieben ihren Beruf, vielleicht gerade weil sie wissen,

dass es gefährlich ist. Das macht den Job wertvoller, und sie fühlen sich dabei frei. Ich könnte heulen deswegen: Wir lassen diese Leute einen so gefährlichen Job machen, weil wir meinen, ihre Haut sei weniger wert als unsere. Es ist okay, die werden vielleicht sterben, und dabei denken, dass sie frei sind. Und wir lassen sie in dem Glauben, dass das cool sei, verstehen Sie?

26V’

SPIELFILMESPIELFILMEV’13

Grand CentralLIEBESFILM. FRANKREICH/ÖSTERREICH 2013. LÄNGE: 94 min. REGIE: Rebecca Zlotowski. BUCH: Gaëlle Macé, Rebecca Zlotowski, nach La centrale von Élisabeth Filhol. KAMERA: George Lechaptois. SCHNITT: Julien Lacheray. DARSTELLER: Tahar Rahim, Léa Seydoux, Olivier Gourmet, Denis Ménochet, Johan Libéreau.

Der junge Gary (Tahar Rahim) nimmt einen Job in einem Kernkraftwerk an, die Bezahlung ist gut, die Mannschaft eingeschworen, Gary fühlt sich schnell wohl. Doch im Team sind auch Toni (Denis Ménochet) und dessen sinnliche Frau Karole (Léa Seydoux). Wie die Radioaktivität Tag für Tag den Körper von Gary vergiftet, kriecht auch die Liebe zu Karole unmerklich unter seine Haut.

DO. 31. 10., KINO AM SCHWARZENBERGPLATZ, 23.00 UHR / DI. 05. 11., GARTENBAUKINO, 13.30 UHR

Radioaktiv: Léa Seydoux, Schau-spielkollegin Camille Lellouche und die großartige Rebecca Zlotowski strahlten in Cannes um die Wette.

EXKLUSIV-INTERVIEW: MAGDALENA MIEDL FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (2) / VIENNALE (1)REBECCA ZLOTOWSKI

SKIP: Warum spielt diese Amour Fou ausgerechnet in einem Kernkraftwerk?

: Ein Kraftwerk ist eine perfekte Analogie für eine Liebesgeschichte. Die Strahlung funktioniert als Metapher für die Liebe, die auch aufregend, gefährlich,

Adjektive selbst dazu. Diese Idee gibt dem Film auch die Form: Wenn wir das Kraftwerk fi lmen, bleiben wir immer auf Augenhöhe.

fantastische Aufnahmen machen können, aber die habe ich mir verboten, weil ich bei den Menschen bleiben wollte. Ich habe keinen politischen Zugang zur Kernenergie, keinen Umweltgedanken, sondern dachte rein formal: Was ist dieser Ort? Was erzählt er uns von der Megalomanie des Menschen, etwas so Künst-liches zu bauen, das so gefährlich werden kann?

Hatten Sie beim Filmen in einem realen Atomkraftwerk keine Angst vor der

Wir haben zwar in einem realen Kraftwerk gedreht, aber in einem, das nie in Betrieb war, nämlich in Zwentendorf in Niederösterreich.

Nach dem Bau wurde damals bekanntlich abgestimmt, die Österreicher stimmten dagegen, also steht es jetzt da, wie ein Museum. Heute wird es genutzt, um Arbeiter auszubilden. Und auch Leute von Green-peace kommen dorthin, um sich für den Kampf gegen Atomenergie zu informieren.

Das ist ein surrealer Ort, das Gebäude steht leer, es gibt nur einen einzigen Typen, der es verwaltet. Dieser Ort war für uns wie ein Wunder,

ohne ihn wäre dieser Film wohl nicht möglich gewesen. Wir hätten nicht das Geld gehabt,

das in einem Studio nachzubauen.

Hat der Atomunfall in Fukushima Ihr Filmprojekt verändert?Er hat das Thema nicht verändert, aber vieles an Erfahrungen zugänglich gemacht, und bei den Arbeitern, bei denen ich recherchiert habe, wurde heftig diskutiert. Die Männer dort arbeiten gern in dieser Industrie, sie sagen, sie lieben ihren Beruf, vielleicht gerade weil sie wissen,

dass es gefährlich ist. Das macht den Job wertvoller, und sie fühlen sich dabei frei. Ich könnte heulen deswegen: Wir lassen diese Leute einen so gefährlichen Job machen, weil wir meinen, ihre Haut sei weniger wert als unsere. Es ist okay, die werden vielleicht sterben, und dabei denken, dass sie frei sind. Und wir lassen sie in dem Glauben, dass das cool sei, verstehen Sie?

Grand Central

Strahlende Aussicht. REBECCA ZLOTOWSKIS zweiter Film spielt in einem Kernkraftwerk – und das steht in Nieder-österreich: Heimlicher Hauptdarsteller in Grand Central ist Grand Central ist Grand Centraldas stillgelegte Atomkraftwerk Zwentendorf.

Zwentendorf, ja bitte!

Page 27: Skip Viennale 2013 Heft
Page 28: Skip Viennale 2013 Heft

SKIP: Es ist ungewöhnlich, einen ganzen Film einem Mann zu widmen, dessen Aufgabe es ist, eine Betonlieferung zu überwachen. STEVEN KNIGHT: Sie meinen,

weil das nicht so spannend klingt (lacht)? Wissen Sie, ich habe vor Jahren mal auf einer Baustelle gearbeitet, die Ankunft des Betons war jedes Mal ein heiliger Moment. Alles hatte vorbereitet zu sein. Wie bei einem Staatsbesuch. Wenn diese Laster daherkommen, darf nichts schiefgehen, sonst kostet das ein Vermögen. Wenn der Beton an die falsche Stelle gerät, muss alles wieder abgegraben werden. Ich habe Zeit mit dem Mann verbracht, der Lockes Job in Wirklichkeit gemacht hat – er war Bauleiter bei The Shard in London, diesem großen Glasturm. Man sieht dieses riesige Gebäude an und denkt sich: „Was, dieser unauffällige Mann hat das alles organisiert?“ Und zwar alles, die Lastwagen, den Beton, alles. Der Architekt hat die Pläne entworfen, aber gebaut hat es er.

Es braucht wohl spezielle Meschen, die in der Lage sind, so etwas zu machen.Ja, das ist harte Arbeit. Man muss knallhart und fokussiert sein. Und diese Leute lieben ihre Gebäude, die sind ihnen ein sehr persönliches Anliegen.

Erinnert an Regisseure und ihre Filme …Das ist sehr ähnlich. Für mich ist Regieführen oft wie eine Militäroperation. Eine Person muss die Letztverantwortung tragen, wie auf einer Baustelle. Aber ich glaube, auf Baustellen geht es um einiges effizienter zu als bei Dreharbeiten (lacht).

War es schwierig, diesen Film fi nanziert zu bekommen? Ich denke, es ist sicher nicht leicht, das einem Produzenten schnell zu vermitteln …Es war sogar relativ leicht, weil Tom Hardy von Anfang an dabei war. Wenn es einem gelingt, mit so einem geringen Budget, wie wir es veranschlagt hatten, einen derartigen Star für das Projekt zu gewinnen, dann ist das schon die halbe Miete.

Wie haben Sie das mit den Telefongesprächen so hingekriegt?Wir haben die in einem Konferenzraum in einem Business-Hotel direkt an der Londoner Außenringautobahn aufgenommen, in Echtzeit, von Anfang bis Ende. Die Telefongespräche sind echt, die Kameras draußen bei Tom sind währenddessen die ganze Zeit gelaufen. Alle 28 Minuten waren die Speicherkarten voll, da wurde alles fi xiert, die Speicherkarten, Linsen und Perspekti-ven gewechselt, alles wieder aufgebaut und dann haben wir weiter gemacht. Dazu ein paar Gläser Rotwein, das ging so bis fünf Uhr morgens.

28V’

SPIELFILMESPIELFILMEV’13

LockeDRAMA. GROSSBRITANNIEN 2013. LÄNGE: 85 Min. BUCH & REGIE: Steven Knight. KAMERA: Haris Zambarloukos. SCHNITT: Justine Wright. DARSTELLER: Tom Hardy. IN DER OV MIT DEN STIMMEN VON: Ruth Wilson, Andrew Scott, Olivia Colman, Tom Holland.

Ivan Locke (großartig als Soloact: Tom Hardy) ist im Auto unterwegs nach London und unter enormem Zeitdruck. Warum das so ist, erschließt sich in Steven Knights genialem Kammerspiel erst allmählich: Eigentlich wird Locke von seiner Familie daheim zum Fußballschauen erwartet, außerdem soll er die Vorbereitungen für ein Wolkenkratzer-Fundament überwachen, das am nächsten Tag gegossen werden soll. Doch da liegt eine Frau mit Wehen im Spital und erwartet ihn dringend an seiner Seite ...

MI. 06. 11., GARTENBAUKINO, 20.30 UHR (NUR MIT EINLADUNG) / MI. 06. 11., GARTENBAUKINO, 23.30 UHR

Autofahrer unterwegs: Die erst zweite Regie-arbeit des Filmemachers (Hummingbird) und Millionenshow-Miterfi nders STEVEN KNIGHT ist ein formal und inszenatorisch aufregend minimalistisches Road-Movie um einen Mann (TOM HARDY) auf dem Weg in die Arbeit.

STEVEN KNIGHT EXKLUSIV-INTERVIEW: KURT ZECHNER FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (2) / VIENNALE (1)

Warten auf Beton

Knight moves. Steven Knight und sein Haupt-darsteller Tom Hardy bei den Filmfestspielen von Venedig.

Page 29: Skip Viennale 2013 Heft

www.constantinfilm.at Ab 1.11. nur im Kino!

Wiki_SkipViennaleGuidex210x273mm.indd 1 09.10.13 14:47

Page 30: Skip Viennale 2013 Heft

neW York, Anfang der sechziger Jahre: Der glücklose Folksänger Llewyn Davis (Oscar Isaacs) wohnt seit Wochen nur mehr auf der Couch bei wechselnden Freunden. Es ist jener Moment in der Musikgeschichte, bevor Folk sich von lieblichen Heile-Welt-Harmonien löst und Drama und Weltuntergang

zum Thema macht, und es hätte durchaus auch Davis sein können und nicht Bob Dylan, der später zur Galionsfi gur wird. Doch der fi ktive Protagonist, dessen Figur aus den Anekdoten realer Vorbilder zusammengesetzt ist, ist ein Verlierer: „Alles, was du anfasst, wird zu Scheiße. Du bist der idiotische Bruder von König Midas!“ wirft ihm eine befreundete Sängerin (Carey Mulligan) an den Kopf, die er geschwängert hat. Die unbedingte Sympathie des Publikums ist ihm dennoch sicher, in seiner wuschelhaarigen Melancholie, die bei Freiberufl ern von Berlin bis Brooklyn heute zum guten Ton gehört. Eigentlicher Star ist jedoch ein namenloser rotgetigerter Kater, der in wechselnden Inkarnationen das Auseinanderbrechen von Llewyns Karriere begleitet. mm

L’inconnu du lacDrama. USa 2013. Länge: 97 Min. regie & BUch: Alain Guiraudie. Kamera: Claire Mathon. Schnitt: Jean-Christophe Hym. DarSteLLer: Pierre Deladonchamps, Christophe Paou, Patrick d’Assumçao.

Ein heißer Sommer am See, die Sonne blitzt über dem Wasser, der Himmel strahlt knallblau, die Bäume rauschen, am Strand liegen nackte Kerle, die sich im Wäldchen vergnügen, einander begehren und beobachten. Mitten-drin sonnt sich der pummelige Henri, frisch geschieden, und freundet sich mit Franck an. Der wiederum ist scharf auf Schnauzbartträ-ger Michel, der nachts seinen Ex-Liebhaber ertränkt hat … Erotisch expliziter, spannender Sommerthriller. Jp

mo. 04. 11., gartenBaUKino, 21.00 Uhrmi. 06. 11., Urania, 13.30 Uhr

PardéDrama. iran 2013. Länge: 106 Min. regie: Jafar Panahi, Kamboziya Partovi. BUch & Schnitt: Jafar Panahi. Kamera: Mohammad Reza Jahanpanah. DarSteLLer: Kamboziya Partovi, Maryam Moghadam, Jafar Panahi.

Wer wie Jafar Panahi im Iran versucht, sich gegen die Revolutionsgarden und für mehr Freiheit und politischen Wechsel einzusetzen, bekommt 20 Jahre Berufs- und Ausreiseverbot. Wie sich das anfühlt, zeigt Panahi in seinem nunmehrigen zweiten Film: Ein Mann zieht sich mit seinem Hündchen in eine Villa zurück, verriegelt die Tore und hängt die Fenster mit schwarzen Laken zu, bis er völlig isoliert ist. Spürbar gemachte Barbarei ist dieses symbolistische Kammerspiel – und zwar schmerzlich. Kh

Do. 31. 10., Urania, 13.30 UhrSo. 03. 11., gartenBaUKino, 18.00 Uhr

Jimmy P. (Psychotherapy of a Plains Indian)Drama. FranKreich/USa 2013. Länge: 114 Min. regie: Arnaud Desplechin. BUch: Arnaud Desplechin, Julie Peyr, Kent Jones. Kamera: Stéphane Fontaine. Schnitt: Laurence Briaud. DarSteLLer: Benicio Del Toro, Mathieu Amalric, Gina McKee, Larry Pine.

Analyze this im Wilden Westen. Die USA nach dem 2. WK. Als die Ärzte mit den unklaren Symptomen des indianisch-stämmigen Veteranen James Picard (Del Toro) nicht mehr weiterwissen, holen sie Hilfe aus Frankreich: Georges Devereux (Amalric), ein Pionier der Psychoanalyse. In langen Gesprächen offenbart sich Devereux’ ehrliches Interesse für die Kultur und das Befi nden von Jimmy P. Dm

mo. 04. 11., gartenBaUKino, 18.00 UhrDi. 05. 11., StaDtKino im K-haUS, 23.30 Uhr

Drama. USa 2013. Länge: 105 Min. regie, BUch, Schnitt: Joel Coen, Ethan Coen. Kamera: Bruno Delbonnel. DarSteLLer: Oscar Isaac, Carey Mulligan, John Goodman, Garrett Hedlund, Justin Timberlake, F. Murray Abraham.

Do. 24. 10., gartenBaUKino, 19.30 Uhr (nUr mit einLaDUng)Do. 24. 10., gartenBaUKino, 23.00 UhrFr. 25. 10., gartenBaUKino, 11.00 Uhr

Foto

S: V

IEN

NA

LE

Inside Llewyn Davis

30V’

SPIeLFILMeSPIeLFILMeV’13

Page 31: Skip Viennale 2013 Heft

Soft in the HeadDrama. USa 2013. Länge: 71 Min. regie: Nathan Silver. BUch: Nathan Silver, Cody Stokes, Kia Davis. Kamera: Cody Stokes. Schnitt: Cody Stokes, Nathan Silver. DarSteLLer: Sheila Etxe-berría, Ed Ryan, Carl Kranz.

Ein guter Film, um sich auf die vor der eigenen Haustür bevorstehenden Zustände einzustellen: Eine junge Frau wird aus ihrer Wohnung geworfen und ist fortan auf ihr soziales Umfeld angewiesen. Freunde geben ihr Unterschlupf, aber niemand ist dauerhaft belastbar; erst im Obdachlosenasyl sind die Arme tatsächlich offen. Wenn nur das Schicksal mitspielen würde … Stark an Silvers drittem Film ist die Unmittelbarkeit: New York entbietet sich hier mehr als dröhnender, bedrän-gender Stressfaktor denn als Hipster-Kulisse. Kh

So. 27. 10., StaDtKino im K-haUS, 23.30 Uhrmo. 28. 10., Urania, 21.00 Uhr

JoeDrama. USa 2013. Länge: 117 Min. regie: David Gordon Green. BUch: Gary Hawkins nach einer Erzählung von Larry Brown. Kamera: Tim Orr. Schnitt: Colin Patton. DarSteLLer: Nicolas Cage, Tye Sheridan, Gary Poulter, Ronnie Gene Blevins.

Wenn einer auf Schritt und Tritt vom Leben und seinem obdachlosen Vater verprügelt wird, sind die Lichtgestalten spärlich gesät. Für den 15-jährigen Gary gibts nicht viel Grund zur Freude – bis er auf den versoffenen Holzfäller und Ex-Sträfling Joe (Nicolas Cage) trifft, der ihm einen Job gibt, ihm vertraut und wider Willen Vatergefühle für den Burschen entwickelt: David Gordon Greens White-Trash-Drama ist amerikanisches Männerkino der kargen Worte und großen Symbole. mm

Di. 29. 10., gartenBaUKino, 20.30 UhrSa. 02. 11., gartenBaUKino, 13.00 Uhr

I Used to Be DarkerFamiLienporträt. USa 2013. Länge: 90 Min. regie: Matt Porterfield. BUch: Amy Belk, Matt Por-terfield. Kamera: Jeremy Saulnier. Schnitt: Marc Vives. DarSteLLer: Deragh Campbell, Hannah Gross, Kim Taylor, Ned Oldham.

Eines Morgens steht Taryn vor der Tür und will eine Weile bei den Verwandten bleiben. Doch für das Musikerpaar Bill und Kim kommt die Nichte sehr ungelegen: Kim zieht aus, Tochter Abby ist zerrissen zwischen ihren Eltern. Aber Taryn ist nicht grundlos von daheim abgehauen: Porter-fields komplexes Bild einer Familie im Umbruch berichtet von jenem scheinbar ruhigen Moment, in dem ein paar Dinge bereits geschehen sind, aber längst noch nicht alles entschieden ist. mm

Sa. 02. 11., StaDtKino im K-haUS, 21.00 UhrSo. 03. 11., gartenBaUKino, 13.00 Uhr

Foto

S: V

IEN

NA

LE

Fading Gigolo

Der verkauFte Mann: Buchhändler Murray (Woody Allen) muss sein Geschäft in Brooklyn zusperren. Als ihm seine Dermatologin (Sharon Stone) erzählt, sie sei mit ihrer Lebensgefährtin auf der Suche nach dem richtigen Mann für eine ménage a trois, empfiehlt Murray seinen besten Freund Fioravante (John Turturro). Der alleinstehende, schüchterne Florist ist überfordert, macht aber mit: Die 1000 Dollar werden fair geteilt, Murray nennt sich als Zuhälter ab sofort Don und beginnt, seinen Freund mit Erfolg der Damenwelt

anzudienen. Der liefert Sex, Massagen und Zuneigung in der geforderten Qualität, sein Preis steigt bald um 50 Prozent …John Turturro, genialer Darsteller schräger Figuren, begeisterte als Teilzeitfilmemacher auf der Viennale bereits mit seinem Musical Romance & Cigarettes mit dem unverges-senen James Gandolfini. Diesmal holte er den genialen Woody Allen in prominenter wie attraktiver Gesellschaft endlich mal wieder vor die Kamera. Jp

Sa. 26. 10., gartenBaUKino, 21.30 UhrSo. 27. 10., gartenBaUKino, 11.00 Uhr

GerontophiliaLieBeSFiLm. KanaDa 2013. Länge: 82 Min. regie: Bruce LaBruce. BUch: Bruce LaBruce, Daniel Allen Cox. Kamera: Nicolas Canniccioni. Schnitt: Glenn Berman. DarSteLLer: Pier-Gabriel Lajoie, Walter Borden, Katie Boland.

Der junge Lake jobbt im Pflegeheim und findet den Umgang mit den alten Herrschaften erotisch höchst anregend. „Ich bin anders“, gesteht er daraufhin seiner Freundin, die ihn als Revolutionärin wider das Schönheitsdiktat voll unterstützt. Als er feststellt, dass die Patienten zur einfacheren Pflege sediert werden, entführt er seinen liebsten Schützling und erlebt mit ihm eine zärtliche Amour Fou in einem herunterge-kommenen Motel: Punkregisseur Bruce LaBruce erzählt in Gerontophilia die schräge Geschichte eines jungen Burschen, dessen Fetisch das Alter ist – und das im Gewand einer anrührenden Romantic Comedy. mm

Sa. 02. 11., gartenBaUKino, 23.00 UhrSo. 03. 11., Urania, 16.30 Uhr

KomöDie. USa 2013. Länge: 98 Min. BUch & regie: John Turturro. Ka-mera: Marco Pontecorvo. Schnitt: Simona Paggi. DarSteLLer: Sofía Ver-gara, Liev Schreiber, Woody Allen, Sharon Stone, John Turturro, Vanessa Paradis.

31V’

Page 32: Skip Viennale 2013 Heft

NebraskaDRAMA. USA 2012. LÄNGE: 115 Min. REGIE: Alexander Payne. BUCH: Bob Nelson. KAMERA: Phedon Papamichael. SCHNITT: Kevin Tent. DAR-STELLER: Bruce Dern, Will Forte, June Squibb, Bob Odenkirk, Stacy Keach.

In vielen Grautönen berichtet Alexander Payne (Sideways) von einem gebrechlichen Vater (Bruce Dern), der in der Werbepost ein Millionenlos gefunden zu haben glaubt. Sein erwachsener Sohn (Will Grant) macht sich mit ihm durch zwei US-Bundesstaaten auf den Weg, um die fantasierte Million abzuholen: Nebraska spielt in einem Amerika der sterbenden Kleinstädte und entfremdeten Familien, das sich vertraut anfühlt für alle, die einmal von zu Hause weggegangen sind. MM

FR. 25. 10., GARTENBAUKINO, 20.30 UHRDI. 05. 11., GARTENBAUKINO, 11.00 UHR

Jeune & jolieDRAMA. FRANKREICH 2013. LÄNGE: 93 Min. BUCH & REGIE: François Ozon. KAMERA: Pascal Marti. SCHNITT: Laure Gardette. DARSTELLER: Marine Vacth, Géraldine Pailhas, Frédéric Pierrot, Fantin Ravat, Johan Leysen, Charlotte Rampling.

Die 17-jährige Tochter bourgeoiser Eltern ent-deckt den Sex und fi ndet Gefallen daran, sich von älteren Männern dafür bezahlen zu lassen. Nur auf den ersten Blick ist dies jedoch die Erzählung des Mädchens, Ozon schaut durch die Augen des jüngeren Bruders, der die Beobach-terrolle einnimmt. Der Film handelt auch von den Eltern, die liberal reagieren und ihre Tochter zu einem Psychiater schicken – mit dem sie erst recht zu fl irten beginnt. MM

DI. 29. 10., GARTENBAUKINO, 18.00 UHRMI. 30. 10., GARTENBAUKINO, 11.00 UHRDI. 05. 11., STADTKINO IM K-HAUS, 06.30 UHR

The BayHORROR/THRILLER. USA 2012. LÄNGE: 84 Min. REGIE: Barry Levinson. BUCH: Barry Levinson, Michael Wallach. KAMERA: Josh Nussbaum. SCHNITT: Aaron Yanes. DARSTELLER: Kristen Con-nolly, Will Rogers, Nansi Aluka, Christopher Denham, Stephen Kunken, Frank Deal.

Das Grauen lauert unter der Oberfl äche. Erst nur im Wasser, dann in uns selbst, von innen heraus werden wir aufgefressen, brüten neue Parasiten aus, einer nach dem anderen wird infi ziert, ist dem Tode geweiht. Found Footage meets Öko-Horror. Barry Levinson (Sleepers, Wag the Dog) verwandelt die beschauliche Küste Marylands in einen Ort des namenlosen Schreckens, und verfehlt zwischen Massenpanik und mutierten Parasiten-Monstern die Schockwirkung nicht. DM

MI. 30. 10., GARTENBAUKINO, 23.30 UHRDO. 31. 10., GARTENBAUKINO, 11.00 UHR FO

TOS:

VIE

NN

ALE

Das merkwürdige Kätzchen

ALLES SCHEINT NORMAL. Die Familie in der Küche. Das gestreifte Kätzchen auf dem Küchentisch. Das Glas, das auf dem Boden zerspringt und der Schrei des kleinen Mädchens, wenn die Kaffeema-schine laut mahlt: Alltag in einem Berliner Altbau an einem ganz normalen Samstag. Doch in Ramon Zürchers äußerst cleverem und zauberhaftem Regiedebüt reicht ein scheinbar simples Szenario, um ein Feuer-werk an alltäglicher Kuriosität zu zünden: Gespräche um die Gefahren von günstigen Werkzeugen werden zu dramatischen

Höhepunkten. Das Einräumen des Geschirr-schranks ist virtuoser und eingespielter als ein Symphonieorchester. Und Omas Tiefschlaf wird zum nervenaufreibenden Cliffhanger. Mit unglaublicher Finesse und Souveränität dekonstruiert Ramon Zürcher den Alltag seiner Protagonisten und setzt ihn rasant, irre und aberwitzig neu zusammen: Das merkwürdige Kätzchen avancierte zu Recht zum Geheimtipp und Publikumslieb-ling der diesjährigen Berlinale. DR

DI. 29. 10., URANIA, 21.00 UHRMI. 30. 10., GARTENBAUKINO, 15.30 UHR

GrigrisDRAMA. TSCHAD/FRANKREICH 2013. LÄNGE: 101 Min. BUCH & REGIE: Mahamat-Saleh Haroun. KAMERA: Antoine Héberlé. SCHNITT: Marie-Hélène Dozo. DARSTELLER: Souleymane Démé, Anaïs Monory, Cyril Guei, Marius Yelolo.

Grigris ist ein Star. Zwar ist er klein und sein Bein verkrüppelt, doch abends, wenn er auf die Tanzfl äche geht, ist er der spektakuläre Tänzer, die Sensation. Dann aber wird Grigris’ Stiefvater schwer krank, und sein Fotostudio wirft in Zeiten von Digitalkameras nicht genug ab für die Krankenhausrechnungen. Inzwischen hat Grigris aber eine Freundin gefunden, die traumschöne Mimi, die sich von ihm fotogra-fi eren lässt. Um das Spital bezahlen zu können, lässt sich Grigris mit Benzinschmugglern ein, die bald hinter ihm her sind: Mahamat-Saleh Harouns Film endet in einer feministischen Utopie – der schönste Ausweg bei elementarer Verzweifl ung. MM

MI. 30. 10., GARTENBAUKINO, 13.00 UHRMO. 04. 11., STADTKINO IM K-HAUS, 11.00 UHR

KOMÖDIE. DEUTSCH-LAND 2013. LÄNGE: 72 Min. REGIE, BUCH, SCHNITT: Ramon Zürcher. KAMERA: Alexander Haß-kerl. DARSTELLER: Jenny Schily, Anjorka Strechel, Matthias Dittmer.

32V’

SPIELFILMESPIELFILMEV’13

Page 33: Skip Viennale 2013 Heft

L’INCONNUDU LAC

DER FREMDE AM SEEEin Film von ALAIN GUIRAUDIE

LES FILMS DU WORSO PRÄSENTIERT

BESTE REGIE

Page 34: Skip Viennale 2013 Heft

SKIP: Was hat Sie zu der Überzeugung gebracht, dass ein „Nichtplatz“ wie eine Umfahrungs-Autobahn ein gutes Filmthema sein könnte?GIANFRANCO ROSI: Der Urbanologe Niccolò Bassetti hat mich darauf gestoßen, über die Gegend rund um den GRA (kurz für Grande Raccordo Anulare, also Große Außenringau-tobahn) von Rom einen Film zu machen. Man nennt die Gegenden darum herum abfällig Peripherie, aber wenn man sich vor Augen führt, dass im Zentrum nur mehr ein paar hunderttausend Leute leben, rund um den Ring aber drei Millionen, dann ist klar: Das ist das Rom der Zukunft. Aber ich wollte mit diesem Film keinerlei solcher soziologischer Fragen nachspüren, ich wollte einfach nur Leute treffen, die eine starke Persönlichkeit haben – an einem Platz, der gar keine hat.

Wie haben Sie sich das Gebiet erarbeitet?Ich habe versucht, das Gebiet um den GRA zu „meinem“ Land zu machen und bin dort sogar hingezogen. In dem Schloss von dem Grafen, den Sie im Film sehen, habe ich z. B. acht Monate lang gelebt! Und dann auch noch in anderen Gegenden. Insgesamt waren es fast zwei Jahre. Ich war viel unterwegs dort und bin guten Stories und Leuten nachgegangen.

Vor allem die Schneeszenen in Sacro GRA sind ganz Sacro GRA sind ganz Sacro GRAetwas Besonderes. Es hat sicher sehr viel Zeit und Aufwand gekostet, die so einzufangen?Oh ja, ganze 35 Jahre – so lange hat es in Rom nicht mehr derart geschneit! Ich war gerade wieder in dem erwähnten

Schloss, meine Tochter hat mich ganz aufgeregt angerufen: „Papa, es schneit!“ Also bin ich in meinen Minivan gestiegen, in dem ich in der Drehzeit übrigens oft geschlafen habe, das Auto war sehr wichtig für den Film – ich hab den ganzen Film ja mit meiner One-Man-Crew, also komplett alleine, gedreht (lacht). Jedenfalls bin ich halt sofort direkt auf die Autobahn gefahren und natürlich sehr bald im Verkehr steckengeblieben. Nach Stunden bin ich dann bei irgendeiner Tankstelle gelandet, gemeinsam mit vielen anderen, und habe dort gepennt. In der Früh war meines das einzige verbliebene Auto dort (lacht).

Sie werden die VIENNALE auch persönlich beehren, freuen Sie sich auf Wien?Ja, ich stehe total auf euer Festival, schließlich war ich ja auch schon mit meinen beiden letzten Filmen El Sicario, Room 164 und Below Sea Level zu Gast. Ich fühle mich sehr geehrt, heuer Below Sea Level zu Gast. Ich fühle mich sehr geehrt, heuer Below Sea Levelwieder eine Einladung bekommen zu haben.

GIANFRANCO ROSI

Als erste Doku der Festivalgeschichte lief Sacro GRA heuer im Wettbewerb von Venedig – und holte gleich den Goldenen Löwen. SKIP sprach mit dem Filmemacher über sein Projekt, eine Umfahrungsstraße im Kino zu verorten.

34V’

DOKUMENTARFILMEDOKUMENTARFILMEV’13

Sacro GRA DOKUMENTATION. ITALIEN 2013. LÄNGE: 83 Min. REGIE & KAMERA: Gianfranco Rosi. BUCH: Niccolò Bassetti, Gianfranco Rosi. SCHNITT: Jacopo Quadri.

Jeder, der mit dem Auto nach Rom kommt, fährt irgendwann über den GRA, den Grande Raccordo Anulare, die 67 Kilometer lange Außenringautobahn. Er teilt das Gebiet gefühlsmäßig in „Stadt“ und „Land“, in Innen und Außen. Sacro GRA (der Filmtitel ist eine Anspielung auf den Sacro Graal, den Heiligen Gral) präsentiert die vielen unterschiedlichen Gegenden, die der GRA durchmisst, und spannende Menschen, die dort in der ehemaligen Peripherie leben.

DI. 05. 11., GARTENBAUKINO, 15.30 UHR / MI. 06. 11., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 23.30 UHR

Der italienische Dokumentarfilmer Gianfranco Rosi (49), diesjähriger Gewinner des Gol-denen Löwen von Venedig und lei-denschaftlicher VIENNALE-Wie-derholungstäter.

EXKLUSIV-INTERVIEW: KURT ZECHNER FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (1) / VIENNALE (2)

Im Orbit von Rom

Page 35: Skip Viennale 2013 Heft

SKIP: Warum wollten die vielen politischen Funktionäre und damaligen Henker überhaupt im Film mitwirken? JOSHUA OPPENHEIMER: Sie hatten die verquere Vorstellung, dass der Film eine Möglichkeit bieten würde, ihre Geschichte zu glorifi zieren – und das auf einer größeren Ebene, als sie sich selbst jemals zuvor in die Geschichte hineinprojiziert hatten. Doch das war nicht der Grund, warum unser Protagonist Anwar, der heutzutage als ehemaliger Henker fast Heldenstatus genießt, den Film gemacht hat. Er wollte wissen, wie er mit dem Schmerz, der in ihm existiert, klarkommen kann.

Wie hat Sie die Arbeit an The Act of Killing verändert? Ich habe gelernt, welche Art von Filmen ich in Zukunft machen möchte: Filme, in denen ich meinen Figuren den Raum gebe, den sie benötigen, um einen Hybridraum zu kreieren, in dem alles möglich ist. Ich habe gelernt, Menschen deutlich unvor-eingenommener zu begegnen. Mir ist klar geworden, dass Anwar und seine Freunde keineswegs aus Angst vor Kommunismus oder aus einer bestimmten Ideologie heraus getötet haben, sondern einzig und allein für Geld und Macht. Und weil ihnen indoktriniert wurde, dass sie damit davonkommen würden und ihre Feinde damit dezimieren könnten. Diese Propaganda-Diät hat sie schnell süchtig gemacht und somit konnten sie weiter töten und bis heute damit leben.

Ist zu viel Empathie gegenüber den Tätern gefährlich?Man kann nie genug Empathie für ein anderes menschliches Wesen empfi nden! Es wäre etwas anderes, wenn die Empathie

gegenüber Anwar bedeuten würde, dass man plötzlich keine Empathie mehr für die Opfer empfi nden würde. Aber das Gegenteil ist doch der Fall, denn erst dadurch entsteht diese tiefe Betroffenheit gegenüber den Unschuldigen, weil wir einfach den fundamentalen Fakt anerkennen, dass dies die Dinge sind, die wir uns gegenseitig antun können. Der Film will ja auch zeigen, dass Anwar ein menschliches Wesen ist: Auch wenn er Dinge getan hat, für die wir natürlich nur Ekel empfi nden können. Mein Instinkt hat mir gesagt, wenn wir zeigen könnten, wie der „Act of Killing“ auch einen Teil von uns allen tötet, könnten wir wohl die eindeutigste Anklage über die Dinge erheben, die wirklich passiert sind.

Glauben Sie, dass die Kunst die Macht hat, die Welt zu verändern? Werner Herzog hat zu mir gesagt, als wir gerätselt haben, welchen Einfl uss dieser Film auf die indonesische Gesellschaft haben würde: „Josh, Kunst macht keinen Unterschied in dieser Welt. Du musst dir das immer vergegenwärtigen!“ Und dann hat er mich lange angestarrt und angefügt: „… Bis sie es doch tut!“

„Der Wendepunkt war, als wir mit Anwar zur Plantage gefahren sind, in der er Jahrzehnte zuvor einen Mann enthauptet hatte, und er danach begonnen hat, über seine Alb-träume zu spre-chen!“ (Joshua Oppenheimer)

JOSHUA OPPENHEIMER

The Act of KillingDOKUMENTATION. DÄNEMARK/NORWEGEN/GROSSBRITANNIEN 2012. LÄNGE: 159 Min. REGIE: Joshua Oppenheimer. KAMERA: Lars Skree, Carlos Arango De Montis.

In seiner Dokumentation widmet sich Filmemacher Joshua Oppenheimer einem der schwärzesten Kapitel der jüngeren Weltgeschichte: Beim indonesischen Genozid zwischen 1965–66 wurde über eine Million „Kommunisten“ unter fadenscheinigen Begründungen exe-kutiert. Oppenheimer trifft die damaligen Henker, die heute als Nationalhelden gefeiert werden, und lässt sie ihre Taten nachspielen: Es entstehen Musical-Nummern und Reminiszenzen an Classic Hollywood, die das Grauen kaum verstörender darstellen könnten.

SA. 26. 10., GARTENBAUKINO, 18.00 UHR / SO. 27. 10., URANIA, 16.00 UHR

35V’

EXKLUSIV-INTERVIEW: DAVID RAMS FOTOS: VIENNALE (2)

Massenmord & Musical

Am Ort der Hinrichtungen tanzt der ehemalige Henker den Cha-Cha-Cha: In seiner fantastischen Dokumentation The Act of Killing bricht Regisseur Act of Killing bricht Regisseur Act of Killing JOSHUA OPPENHEIMER das jahrzehntelange Schweigen über einen der grausamsten Genozide der Menschheitsgeschichte.

Im Orbit von Rom

Page 36: Skip Viennale 2013 Heft

SKIP: Was hat Sie dazu gebracht, aus dem alten Interview-material mit Benjamin Murmelstein gerade jetzt einen Film zu machen?CLAUDE LANZMANN: Ich habe dieses Material 1975 gedreht und fand schon damals, dass es wichtig sei, zugleich aber schwierig, in einem Film zusammenzufassen. Es ist ein ganz anderer Zugang als Shoah, der ein epischer Film über die Auslöschung ist, ausschließlich aus Zeitzeugeninterviews. Dieser Film ist anders, er berichtet auch von der Zeit der Verfolgung, zu der es Archivmaterial gibt. In Shoah hätte ich mindestens fünf Stunden mehr gebraucht, um diese Interviews zusätzlich einzubauen, weil sich diese beiden Herangehens-weisen widersprechen. Ich war dann vor sechs oder sieben Jahren in Wien, wo bei einer Veranstaltung Teile dieses Filmmaterials gezeigt wurden, nur das Rohmaterial, ohne jeden künstlerischen Zugang. Das hat auf mich wie eine Vergewaltigung gewirkt, und daraufhin habe ich gesagt: Okay, ich werde diesen Film machen.

Murmelstein, der Mann – wer ist er für Sie? Ist er ein Held in Ihren Augen?Ich liebe ihn, ich bewundere ihn. Warum? Weil er der intelligen-teste Mann war, dem ich je begegnet bin. Er hatte einen sehr scharfen Geist, er war stärker als die Nazis und konnte vorhersehen, was sie tun würden. Und er war mutig, zugleich

auch sehr humorvoll. Er sagt die Wahrheit, und ich glaube ihm. Wenn er sagt, dass er nichts wusste von der Existenz der Gaskammern in Auschwitz, dann lügt er nicht. Er sagt, dass sie keine Zeit hatten nachzudenken: Ständig gab es neue Befehle von den Nazis, die immer schwieriger zu erfüllen waren, weil jedem Befehl ein neuer, widersprüchlicher folgte. Theresienstadt war wirklich ein Konzentrationslager der allerschlimmsten Art, glauben Sie mir.

Ihr Film wurde in Cannes gezeigt, den Wettbewerb hatten Sie aber abgelehnt.Ja, mir ist lieber, wenn ich meinen eigenen Weg gehen kann. Aber ich bin sehr froh, dass der Film in Cannes gelaufen ist. Nur wenn ich lese, dass mein Film ein Dokumentarfi lm ist, will ich den zerstören, der wagt, sowas zu schreiben! Meine Filme sind keine Dokumentarfi lme, es ist dumm, das zu schreiben. In einem Dokumentarfi lm nimmt man auf, was bereits existiert. Aber was hat von Shoah zuvor schon existiert? Nichts. Ich habe das alles erst erschaffen. Meine Filme sind weder Dokumentar-fi lm noch Spielfi lm, ich stehe über diesen Kategorisierungen.

DOKUMENTARFILMEDOKUMENTARFILMEV’13

BENJAMIN MURMELSTEIN war der einzige nach Naziterminologie „Judenälteste“, der den Zweiten Weltkrieg überlebt hat. 1975 suchte CLAUDE LANZMANN (Shoah, 1985) ihn in Rom auf – und fand einen kritischen Gesprächspartner vor, der als Zeitzeuge unschätzbar ist.

Le dernier des injustesINTERVIEWFILM. FRANKREICH/ÖSTERREICH/ITALIEN/ TSCHECHIEN/POLEN 2013. LÄNGE: 219 Min. BUCH & REGIE: Claude Lanzmann. KAMERA: William Lubtchansky, Caroline Champetier. SCHNITT: Chantal Hymans. MIT: Benjamin Murmelstein, Claude Lanzmann.

Mit Shoah (1985) schuf Claude Lanzmann eines der wichtigesten Dokumente der Erinnerung an den Holocaust. Le dernier des injustes greift nun auf 1975 aufgenommenes Interviewmaterial mit dem einstigen „Judenältesten“ Rabbi Benjamin Murmelstein zurück, dessen Erinnerungen ein neues Licht auf die perfi de Institution der „Judenräte“ werfen, und kombiniert es mit Archivma-terial sowie Aufnahmen aus dem heutigen Wien, Theresienstadt, Nisko oder Bohusovice.

SO. 27. 10., GARTENBAUKINO, 17.00 UHR / MO. 28. 10., GARTENBAUKINO, 11.00 UHR

Der Zorn des Gerechten

36V’

war der einzige nach Naziterminologie „Judenälteste“, der den Zweiten Weltkrieg überlebt hat. 1975 suchte

Shoah, 1985) Shoah, 1985) Shoahihn in Rom auf – und fand einen kritischen Gesprächspartner vor, der als Zeitzeuge unschätzbar ist.

Der Zorn des Gerechten

Bei der Berlinale 2013 bekam er den Goldenen Bären für sein Lebenswerk, in Cannes wurde sein aktueller Film gezeigt: Lanzmann hält die Erinnerung noch mit 81 Jahren wach.

CLAUDE LANZMANN TEXT: MAGDALENA MIEDL FOTOS: ANDREA MÜHLWISCH (1) / VIENNALE (1)

Page 37: Skip Viennale 2013 Heft
Page 38: Skip Viennale 2013 Heft

„tHe DeatH PeNaltY exists in 34 states of the United States of America…“ Bevor sich Werner Herzog zukünftig der „Königin der Wüste“ Gertrude Bell widmet, kehrt er noch einmal zurück ins Herz der Finsternis und blickt tief in den Abgrund: Death Row II ist die Fortsetzung seines mit

Into the Abyss und Death Row begonnenen Monumentalprojekts über die Praxis der Todesstrafe in den USA. Wieder stehen vier Schicksale im Vordergrund, die Herzog auf seine unvergleichliche Art inspiziert: Darlie Routier, die ihre zwei eigenen Kinder erstochen haben soll; Robert Fratta, der wegen des brutalen Mordes an seiner Frau verurteilt wurde; Douglas Feldman, Serien-mörder, weil er zwei Menschen erschossen hat; und Blaine Milam, der ein einjähriges Kind bei einer Teufelsaustreibung zu Tode getreten hat. Death Row II verdichtet das Herzog’sche Mosaik um den schmalen Grat zwischen Leben und Tod noch weiter. Schockierend, packend, emotional: Diesem Blick in das Innere der menschlichen Seele sollte man sich nicht entziehen. Dr

Do. 31. 10., gartenBaukino, 15.30 uhr (teiL 1+2) Fr. 01. 11., urania, 21.00 uhr (teiL 1+2) Fr. 01. 11., urania, 23.30 uhr (teiL 3+4) sa. 02. 11., gartenBaukino, 15.30 uhr (teiL 3+4)

Those Who Go Those Who StayDoku. Österreich 2013. Länge: 75 Min. Buch & regie: Ruth Beckermann. kamera: Johannes Hammel, Peter Roehsler, Ruth Beckermann. schnitt: Ruth Beckermann, Dieter Pichler.

Straßen in Paris, Wien und Jerusalem, Erin-nerungstexturen, Kopftücher, mittelalterliche Kostüme, Fußballtrikots und Billigkleidung aus italo-chinesischer Produktion, und eine elegante Dame im Kaffeehaus, die von ihrer Sammlung besonderer Kleidungsstücke spricht: Ruth Beckermanns wohl persönlichster Film ist ein mä-andernder Essay voll jener schwer beschreibbarer, glückvoller Momente, in denen Zufälligkeiten zueinander in Beziehung treten. mm

Fr. 25. 10., gartenBaukino, 18.00 uhrso. 27. 10., urania, 13.30 uhr

A Fuller LifeDoku. usa 2012. Länge: 80 Min. regie: Saman-tha Fuller. mit: Joe Dante, Robert Carradine, James Franco, William Friedkin, Monte Hellman, Tim Roth, Wim Wenders, Jennifer Beals.

Ein Jahrhundert Samuel Fuller! Ausgehend von der Autobiographie ihres Vaters feiert Samantha Fuller den 100. Geburtstag des 1997 verstorbenen, vielseitigen und kompromisslosen Filmemachers (White Dog, The Big Red One) mit ihrem eigenen Filmdebüt. Zur Gänze aufgenommen im väterlichen Büro, lassen ehemalige Weggefährten und Bewunderer Fullers dessen Begeisterung für das Kino noch einmal aufl eben, schauen gemeinsam auf sein bewegtes Leben als Reporter, Autor oder Soldat zurück. Dm

mo. 04. 11., k. am schwarzenBergpL., 15.30 uhrDi. 05. 11., staDtkino im k-haus, 18.30 uhr

Double Play: James Benning and Richard Linklater Doku. usa 2013. Länge: 70 Min. regie, Buch, schnitt: Gabe Klinger. kamera: Eduard Grau.

Die 1985 von Richard Linklater gegründete Austin Film Society, ein Cineasten-Club, fand in Filme-macher James Benning ihren ersten Stargast. Daraus entstand eine lebenslange Freundschaft zwischen Benning und Linklater. 2013 beschloss Regisseur Gabe Klinger, selbst Film-Professor, diese besondere Beziehung zu didaktischen Zwe-cken auf Film festzuhalten: Intensive Momente zwischen Linklater und Benning, kombiniert mit Archivmaterial – allerfeinste Meta-Ware. kh

so. 03. 11., k. am schwarzenBergpL., 15.30 uhrmo. 04. 11., staDtkino im k-haus, 13.30 uhr

Doku. usa 2013. Länge: 220 Min. Buch & regie: Werner Herzog. kamera: Dave Roberson. schnitt: Marco Capalbo.

Foto

S: V

IEN

NA

LE

Death Row II

38V’

DoKumeNtarFIlmeDoKumeNtarFIlmeV’13

Page 39: Skip Viennale 2013 Heft

SickfuckpeopleDoku. Österreich/ukraine 2012. Länge: 75 Min. regie, Buch, schnitt: Juri Rechinsky. kamera: Alex Zaporoshchenko, Serhiy Stetsenko.

Sie sind die Vergessenen und Verlorenen nach dem Kollaps der Sowjetunion: Kinder und Jugendliche in einem einsamen Keller in Odessa, an ihrem letztmöglichen Zufluchtsort. Wünsche, Träume und Sehnsüchte verschwim-men im Dunstkreis des nächsten Drogentrips, bis die Realität umso härter zurückschlägt. Schonungslos porträtiert Sickfuckpeople die Selbstzerstörung und das Schicksal seiner jungen Protagonisten, deren Schuld vor allem darin besteht, am falschen Ort erwachsen werden zu müssen. Dr

so. 27. 10., k. am schwarzenBergpL., 23.00 uhrmo. 28. 10., staDtkino im k-haus, 18.30 uhr

At BerkeleyDoku. usa 2013. Länge: 244 Min. regie, Buch, schnitt: Frederick Wiseman. kamera: John Davey.

Die University of California in Berkeley ist mit dem Anspruch, auch ärmeren Studierenden Bildung zu verschaffen, eine der wichtigsten Einrichtungen des Landes, hat zugleich aber mit massiven Budgetkürzungen zu kämpfen. Frederick Wiseman, der seit über vierzig Jahren vor allem öffentliche Einrichtungen porträtiert, legt dies offen, mit scheinbar distanziertem Blick und in kontrastreicher Montage, ob bei Sitzungen, Vorlesungen oder draußen auf dem Campus. mm

Fr. 25. 10., metro, 11.00 uhrso. 27. 10., urania, 19.30 uhr

A Masque of Madness (Notes on Film 06-B, Monologue 02)Doku. Österreich 2013. Länge: 80 Min. Buch & regie: Norbert Pfaffenbichler. mit: Boris Karloff.

Film ist … ein Gesicht, ein Darsteller, ein Lebens-werk! Nach dem auf Lon Chaney fokussierten A Messenger from the Shadows montiert Norbert Pfaffenbichler in A Masque of Madness nun wieder häppchenweise Szenen aus sämtlichen Filmen eines einzigen Schauspielers zu einem eigenständigen Film: Gehuldigt wird diesmal „Mr. Frankensteins-Monster“ Boris Karloff. 170 Rollen auf 80 Minuten Film kondensiert: essentielle Kinogeschichte als lebendiges und aufregendes Filmmosaik. Dr

mo. 04. 11., kino am schwarzenBergpLatz, 18.00 uhrFo

toS:

VIE

NN

ALE

Weekend of a Champion

Formel 1 auF 16mm. Dass sich mit Rush ein ganzer Spielfilm auf Lauda & Hunt konzentiert hat, nimmt Jackie Stewart gelassen: Er ist schon seit 1971 der Star seines eigenen Formel-1-Films! Beim Monaco-Renn-wochenende 1971 haben ihn die befreunde-ten Filmemacher Frank Simon und Roman Polanski auf Schritt und Tritt begleitet, sogar eine Runde am abgesperrten Kurs mit dem dreifachen Weltmeister war damals drin. Hautnah klebt die wackelige 16mm-Kamera an der britischen Sportlegende, beobachtet die Vorbereitungen auf den Grand Prix, den

Spießrutenlauf zum Start vorbei an Fotografen und Fans, zeigt den Rummel, die Anspannung aber auch Stewart abseits des Fahrerzirkus in seinem Hotelzimmer. Auch der Glamour Monte Carlos – Prinzessin Grace und Hollywood-Stars inklusive – finden ihren Platz. Das fast vergessene Zeitdokument wurde für die Aufführung in Cannes 2013 restauriert und von Polanski mit einem Epilog versehen, Jackie Stewart wird zur Vorführung im Gartenbaukino als Gast erwartet. Dm

mo. 28. 10., gartenBaukino, 20.30 uhrDi. 29. 10., staDtkino im k-haus, 11.00 uhr

The Great FloodDoku. usa 2012. Länge: 80 Min. regie & schnitt: Bill Morrison. musik: Bill Frisell.

Mit seiner Collage aus Archivmaterial zeichnet Filmemacher Bill Morrison eine der verhee-rendsten Naturkatastrophen das 20. Jahr-hunderts in den USA nach: die Überschwem-mungen, hervorgerufen durch den Mississippi im Frühjahr 1927. An 145 Stellen sind damals die Deiche gebrochen, sieben Bundesstaaten und eine Million Menschen im Süden der Ver-einigten Staaten waren von den Wassermassen betroffen. Eine der Folgen der Katastrophe: Obdachlos geworden, strömte die afroame-rikanische Landbevölkerung in den Norden des Landes und brachte den Delta-Blues nach Chicago, wo er nachhaltig Spuren hinterließ – zu hören im großartigen Soundtrack des Films von Altmeister Bill Frisell. Dm

mi. 06. 11., kino am schwarzenBergpLatz, 13.00 uhr

Doku. grossBritan-nien 1972/2012. Länge: 93 Min. Buch & regie: Frank Simon. kamera: Bill Brayne, Pawel Edelman. schnitt: Hervé de Luze, Shawn Tracey, Derek York. mit: Jackie Stewart, Helen Stewart, Roman Polanski.

39V’

Page 40: Skip Viennale 2013 Heft

Mara Mattuschka_ Different Faces of an Anti-Diva DOKU. ÖSTERREICH 2013. LÄNGE: 90 Min. BUCH & REGIE: Elisabeth Maria Klocker. KAMERA: Elisabeth Maria Klocker, Florian Benzer, Bernadette Dewald. MIT: Mara Mattuschka, Chris Haring, Hubsi Kramar, Maria Lassnig.

Klocker entführt uns an die Spitze der Selbstverwirklichungs-Pyramide, wo Mara Mattuschka zu Hause ist: Die rennomierte bulgarischstämmige Experimentalfi lmerin ist nebenbei Schauspielerin, Malerin, Managerin, Professorin, Performancekünstlerin, Chansonette und Filmproduzentin. KH

MO. 04. 11., K. AM SCHWARZENBERGPL., 23.00 UHRDI. 05. 11., URANIA, 18.30 UHR

Sing Me the Songs That Say I Love YouDOKU. USA/KANADA 2012. LÄNGE: 108 Min. REGIE, BUCH, SCHNITT: Lian Lunson. KAMERA: Matt Egan. MIT: Rufus & Martha Wainwright, Norah Jones, Jimmy Fallon.

Zu Ehren der weitgehend unbekannten Folk-sängerin Kate McGarrigle ließen ihre Kinder, das Singer/Songwriter-Duo Martha und Rufus Wainwright, ein 2011 posthum stattgefundenes Tribute-Konzert mitfi lmen. Entstanden ist nicht nur ein zutiefst musikalisches Zeitzeugnis, sondern zeitgleich ein intimer und emotionaler Abschied einer großen Künstlerin. DR

DI. 29. 10., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 24.00 UHR (IN DER NACHT VON DI AUF MI)FR. 01. 11., GARTENBAUKINO, 15.30 UHR

Our NixonDOKU. USA 2013. LÄNGE: 85 Min. BUCH & REGIE: Penny Lane. SCHNITT: Francisco Bello.

Richard Nixon, der wohl umstrittenste Präsident der USA, wurde 1974 durch den Watergate-Skandal zu Fall gebracht. Während er gegnerische Parteien abhören ließ, spielten seine drei engsten Mitarbeiter begeistert mit ihren Super-8-Kameras herum – das erst jetzt freigegebene Material sowie Interviews erlauben einen ebenso intimen wie absurden Blick hinter die Kulissen, wo ein paar Leute sich offensichtlich weniger ihrer politischen Verantwortung als des Spaßes an der Freude bewusst waren. JP

FR. 25. 10., URANIA, 11.00 UHRSA. 26. 10., URANIA, 16.00 UHR

FOTO

S: V

IEN

NA

LE

L’image manquante

ER IST FACHMANN für Völker-mord: Der kambodschanische Regisseur Rithy Panh wurde als Teenager selbst Opfer der Roten Khmer, er verlor seine Eltern. Seither arbeitet er mit Furchtlosigkeit, Einfallsreichtum, Hingabe und durchaus auch Humor die Geschichte seines Landes auf. „Das fehlende Bild“ heißt sein jüngster Film übersetzt – Rithy Panh illustriert seine Jugend mit hunderten Tonfi guren, doku-mentarischem Filmmaterial, einer Off-Erzäh-lerstimme sowie einem irren Soundtrack. Das Resultat ist nicht experimenteller Wahnsinn, sondern ein berührender, wahrhaftiger Film

über eine unvorstellbare Welt und gleichzeitig eine Anleitung, wie man vom Unerzählbaren berichten kann. L’image manquante erzählt nicht nur von Kambodscha, sondern vom Menschen überhaupt. Von Verzweifl ung, von Furcht, vom Sterben und letztlich vom Überleben. Ein Film, der bei einem bleibt, auf eine wunderbare Art und Weise. Auf der Viennale zu Gast war Rithy Panh u. a. schon mit seinen Filmen S-21: la machine de mort Khmère Rouge, Les gens d’Angkor und Les artistes du Théâtre Brûlé. JP

MO. 04. 11., GARTENBAUKINO, 15.30 UHRDI. 05. 11., METRO, 16.00 UHR

BambiBIOGRAFIE. FRANKEICH 2012. LÄNGE: 60 Min. BUCH & REGIE: Sébastien Lifshitz. KAMERA: Sébastien Buchmann. SCHNITT: Tina Baz. MIT: Marie-Pierre Pruvot.

Marie-Pierre ist eine elegante alte Dame, eine pensionierte Lehrerin, die lange in ihrem Beruf glücklich war. Geboren wurde sie allerdings mit dem Namen Jean-Pierre Pruvot, vor 77 Jahren in einem Dorf in Algerien. Jean-Pierre fühlte sich schon als Kind in Mädchenkleidern wohler, doch erst ein Auftritt des Cabarets Carrousel de Paris in Algier brachte Klarheit: Aus Jean-Pierre würde Marie-Pierre werden, mit dem Künstler-namen Bambi. Sébastien Lifshitz’ Porträt einer besonderen Frau kombiniert Kindheitsfotos, die teils schmerzlichen Erinnerungen der heutigen Marie-Pierre, Super-8-Filme und glamouröse Bühnenaufnahmen einer einzigartigen Lebensgeschichte. MM

FR. 25. 10., URANIA, 18.30 UHRSA. 26. 10., KINO AM SCHWARZENBERGPLATZ, 23.00 UHR

DOKU. FRANKREICH/KAMBODSCHA 2013. LÄNGE: 90 Min. BUCH & REGIE: Rithy Panh. KAMERA: Prum Mesa. SCHNITT: Rithy Panh, Marie-Christine Rougerie.

40V’

DOKUMENTARFILMEDOKUMENTARFILMEV’13

Page 41: Skip Viennale 2013 Heft

Peter Simonischek Sebastian Koch Johannes ZeilerKamera Martin Gschlacht // Montage Karina Ressler // Ton Heinz K. Ebner, Uve Haussig // Ausstattung Katharina Wöppermann, Susanne Hopf // Kostüm Erika Navas

Maske Susanne Weichesmiller, Jenny Popova // Casting Lisa Oláh // Sounddesign Bernhard Bamberger // MiSchung Bernhard Maischbuch & regie Götz Spielmann // Produzenten Antonin Svoboda, Martin Gschlacht, Bruno Wagner, Götz Spielmann // eine Produktion der coop99 filmproduktion und SpielmannFilm

EIN FILM VON Götz Spielmann

Nora von Waldstätten Ursula Strauss

AB 8. NOVEMBER IM KINOwww.oktober-november.at

Peter Simonischek Sebastian Koch Johannes ZeilerKamera Martin Gschlacht // Montage Karina Ressler // Ton Heinz K. Ebner, Uve Haussig // Ausstattung Katharina Wöppermann, Susanne Hopf // Kostüm Erika Navas

Maske Susanne Weichesmiller, Jenny Popova // Casting Lisa Oláh // Sounddesign Bernhard Bamberger // MiSchung Bernhard Maischbuch & regie Götz Spielmann // Produzenten Antonin Svoboda, Martin Gschlacht, Bruno Wagner, Götz Spielmann // eine Produktion der coop99 filmproduktion und SpielmannFilm

EIN FILM VON Götz Spielmann

Nora von Waldstätten Ursula Strauss

AB 8. NOVEMBER IM KINOwww.oktober-november.at

Page 42: Skip Viennale 2013 Heft

SKIP: Wenn eine Stimme Ihr Leben kommentieren würde wie bei Ihrer Filmfi gur Harold Crick in Stranger Than Fiction, wessen Stimme hätten Sie denn dann am liebsten?Fiction, wessen Stimme hätten Sie denn dann am liebsten?FictionWILL FERRELL: Also, die von Emma Thompson hat mir recht gut gefallen, sie hat eine wunderschöne, warme Stimme, und dazu dieser britische Akzent, herrlich. Julio Iglesias wäre auch toll. Wenn er mit diesem sinnlichen Latino-Schmelz Dinge sagen würde wie „Ohhh, du siehst heute wunderbar aus, und dir gehts großartig. Und jetzt gehst du zum Supermarkt und holst dir Brot und Käse.“ (lacht). Die schönste aller Stimmen ist für mich aller-dings die von meinem Sohn. Er ist sicher noch nicht so wort-gewandt wie Emma, aber ihm könnte ich ohne Ende zuhören.

Harold ist ein steifer, pedantischer Steuerprüfer, dessen Alltag von strenger Routine geprägt ist. Kennen Sie solche Menschen?

Fragen Sie meine Frau – sie fi ndet, dass ich selbst ihm gar nicht so unähnlich bin (lacht)!

Wie das? Sie wirken nicht gerade wie ein besessener Kontroll-Freak ...Naja, aber ich hab schon ein paar heftige Marotten. Zum Beispiel bin ich einer von denen, die immer darauf achten, dass ihre Schuhe ganz genau nebeneinander stehen, nicht verdreht und keiner weiter vorn oder weiter hinten. Und dann habe ich bei meinem Lieblingsgewand immer totale Panik, dass es vom vielen Tragen irgendwie kaputt wird. Ich war schon als Kind so, ich hab immer darauf bestanden, alles doppelt zu bekommen. Mittlerweile ist das wirklich lächerlich – ich meine, ich habe 30 Paar Schuhe im Schrank, die werden wohl eine Zeit lang halten.

Stranger Than Fiction ist – zumindest im Vergleich mit Stranger Than Fiction ist – zumindest im Vergleich mit Stranger Than Fiction

42V’

TRIBUTETRIBUTEV’13

WILL FERRELL EXKLUSIV-INTERVIEW: GINI BRENNER FOTOS: VIENNALE

Wir wollen Will!Die VIENNALE huldigt heuer einem der genialsten US-Komiker der Gegenwart: Dem hierzulande lange Zeit sträfl ichst unterbewerteten WILL FERRELL. Bereits vor sieben Jahren holte SKIP den großen Will als allererstes österreichisches Medium mit diesem Interview zu Stranger Than Fiction vor den Vorhang.

Frischer Ferrell. Der 46-jährige Kalifor-nier mit dem um-werfend-absurden Schmäh und dem hinreißend ratlosen Gesicht ist mittler-weile in den USA der ungekrönte King of Comedy.

Page 43: Skip Viennale 2013 Heft

Ihren früheren Filmen – Ihre erste ernste Rolle ...Ja, auch wenn man über ihn lacht, hat Harold Crick doch enormen Tiefgang. Und ich habe ihn auch nicht gespielt wie einen Comedy-Charakter, sondern ganz ernst. Während des Drehs ist er mir eigentlich auch gar nicht witzig vorgekommen, eher tragisch. Zum Beispiel die Szene, in der er sich

mit Maggie Gyllenhaal verabreden will und dabei hoffnungslos an sich selbst scheitert. Ich habe fast geweint beim Spielen. Und beim fertigen Film lachen alle. Das ist einerseits natürlich erfreulich, weil diese Wirkung ja beabsichtigt war, andererseits aber auch irgendwie gemein.

Viele Komiker versuchen sich irgendwann in ihrer Karriere an einer dramatischen Rolle, und oft mit großem Erfolg, siehe Jim Carrey in Die Truman Show. Ist für Sie nun der Die Truman Show. Ist für Sie nun der Die Truman ShowPunkt gekommen, an dem Sie auch den Kritikern beweisen wollen, dass in Ihnen ein echter Schauspieler steckt?Ich wollte schon länger einmal was Ernsteres spielen, aber es war kein geplanter Schachzug. Ich habe halt dieses Drehbuch bekommen, es super gefunden, mich um die Rolle beworben und sie bekommen. Aber heimlich träume ich natürlich wie jeder Schauspieler von den wirklich prestigeträchtigen Rollen, ganz klar. Irgendwann werde auch ich einmal den Hamlet spielen.

Wie würden Sie den anlegen?Kurz. So wie der jetzt ist, ist er mir zu lang. Alles Unwichtige raus. Nur die wesentlichen Sachen bleiben drin. (Hebt die Stimme): Sainn oder nichttt sainnn!!!! Klingt doch schon ganz gut, oder? Das ist doch aus Hamlet, oder nicht? (lacht)

Apropos große Schauspieler: Wie war es, in Stranger Than Fiction mit Dustin Hoffman zu drehen? Viele sagen ja, Fiction mit Dustin Hoffman zu drehen? Viele sagen ja, Fictiondass mit ihm zu arbeiten mindestens so lustig ist, wie ihm danach zuzuschauen.Dustin ist ein einzigartiges Erlebnis. Er ist einer der warmher-zigsten, nettesten und witzigsten Kollegen, die ich kennenlernen durfte. Dabei war ich anfangs wirklich extrem nervös, mit ihm zu arbeiten. Er ist nämlich eines meiner ganz großen Vorbilder – und das, obwohl der Mann nicht mal halb so hoch ist wie ich.

WILL FERRELL EXKLUSIV-INTERVIEW: GINI BRENNER FOTOS: VIENNALE

43V’

Anchorman The Legend of Ron BurgundyKOMÖDIE. USA 2004. LÄNGE: 94 Min. REGIE: Adam McKay. BUCH: Adam McKay, Will Ferrell. KAMERA: Thomas E. Ackerman. SCHNITT: Brent White. DARSTELLER: Will Ferrell, Christina Applegate, Paul Rudd, Steve Carell, Ben Stiller.

Die erste Zusammenarbeit von Ferrell und Regisseur Andrew McKay ist mittlerweile zum Kultfi lm geworden: Die völlig ausufernde Story um einen eitlen Nachrichtenmoderator und seine imbezile Kollegenschaft gehört zu den Sternstunden der modernen Comedy, das heiß erwartete Sequel startet im Jänner 2014.

FR. 25. 10., URANIA, 23.30 UHR / MI. 06. 11., GARTENBAUKINO, 17.00 UHR

Safety Last! A Selection of Shorts, Sketches and SkitsCOMEDY. USA 2007–2012. LÄNGE: 70 Min. REGIE: Adam McKay, Rob Cohen u.v.m. BUCH: Adam McKay, Will Ferrell, Rob Cohen u.v.m. DARSTELLER: Will Ferrell, Jimmy Fallon, Amy Poehler, Tina Fey, Christopher Walken.

Witze ohne Respekt und Gnade: Will Ferrells Wurzeln liegen in der Stand-up-Comedy, er ist begnadeter Possenreißer und Parodist. Dieses Programm versammelt einige seiner besten Sketches und Auftritte bei der legendären US-Comedy-Show Saturday Night Live sowie vom (von Ferrell und McKay gegründeten) Videoportal Funny or Die.

SA. 02. 11., KINO AM SCHWARZENBERGPLATZ, 23.00 UHR

Stranger Than FictionTRAGIKOMÖDIE. USA 2006. LÄNGE: 113 Min. REGIE: Marc Forster. BUCH: Zach Helm. KAMERA: Roberto Schaefer. SCHNITT: Matt Chesse. DARSTELLER: Will Ferrell, Maggie Gyllenhaal, Emma Thompson, Dustin Hoffman.

Unter der Regie von Oscar-Preisträger Marc Forster (Monster’s Ball) entstand Ferrells erster Ausfl ug ins ernsthaftere Fach: Er verkörpert einen pedantischen Steuerprüfer, der eines Tages in seinem Kopf eine Stimme hört, die alles, was er tut, kommentiert – und schließlich feststellt, dass er das Produkt der Fantasie einer Romanautorin (Emma Thompson) ist.

DI. 29. 10., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 16.00 UHR

Ihren früheren Filmen – Ihre erste ernste Rolle ...Ja, auch wenn man über ihn lacht, hat Harold Crick doch enormen Tiefgang. Und ich habe ihn auch nicht gespielt wie einen Comedy-Charakter, sondern ganz ernst. Während des Drehs ist er mir eigentlich auch gar nicht witzig vorgekommen, eher tragisch. Zum Beispiel die Szene, in der er sich

„Ich bin einer von denen, die immer darauf achten, dass ihre Schuhe ganz genau nebeneinan-der stehen.“

Page 44: Skip Viennale 2013 Heft

„GOING WRONG“ hieß eines von Gonzalo García Pelayos Lieblingswettpferden: ein wunderbares Randdetail in der einzigarti-gen Karriere eines außergewöhnlichen Regis-seurs und äußerst wahnsinnigen Glücksspie-lers, der zwei Leidenschaften gleichermaßen auslebte und dabei nur selten aufs falsche Pferd setzte. Der stolze Madrilene, Jahrgang 1947, wuchs in einer Großfamilie unter dem

Regime Francos auf. Fast folgerichtig ent-stand sein Erstling Manuela (1976) in den Manuela (1976) in den ManuelaWirren rund um Francos Ableben: Der Dikta-tor starb ebenso wie Pelayos Vaterfigur im Film. Zurück blieb eine Generation, die aufat-mete und sich neu orientieren musste. Poli-tisch aufgeladen war sein Kino zwar immer, doch verströmte es vor allem die tiefe cine-phile Ader ihres Machers, wie beispielsweise

in seinem vielfach als Meisterwerk deklarierten Vivir en Sevilla (1978), in dem er gleich drei Vivir en Sevilla (1978), in dem er gleich drei Vivir en SevillaFilmlegenden (Rossellini, Ray, Eisenstein) seine Huldigung darbot. Seine fruchtbarste Schaffensperiode zwischen 1976-1982 mit insgesamt fünf Spielfilmen schloss er mit dem Road-Movie Rocío y José (1982) ab, Rocío y José (1982) ab, Rocío y Josénachdem ihn, wie er selbst behauptet, das Kino verlassen hatte. Die große Leinwand war für drei Jahrzehnte zwar sicher vor ihm, doch die Casinos und Roulettetische dieser Welt nicht: In den 1990ern nahm er mit dem Pelayo-Clan und einer statistisch-ausgeklü-gelten Roulette-Strategie reihenweise Glücks-spielhäuser aus. Mit Alegrías de Cádiz (2013) Alegrías de Cádiz (2013) Alegrías de Cádizkehrt er nach drei Jahrzehnten zur großen Leinwand zurück und ist wieder ganz der Alte: Ein echter Meister verlernt das Spiel eben nie! Die Viennale zeigt das komplette Œuvre des spanischen Regisseurs.

ManuelaDRAMA. SPANIEN 1976. LÄNGE: 102 Min. REGIE: Gonzalo García Pelayo. BUCH: Pancho Bautista nach einer Erzählung von Manuel Halcón. KAMERA: Raúl Artigot. SCHNITT: Roberto Fandiño. DARSTELLER: Charo López, Fernando Rey, Máximo Valverde.

Nach dem Tod des Vaters bzw. Ehemannes, ein passionierter Wilderer, sind die junge Manuela und ihre Mutter plötzlich auf sich allein gestellt: Wie sollen sie den beschwerlichen Alltag meistern? In Pelayos Regiedebüt geht es um das Abschiednehmen und die zwangsläufi ge Neuorientierung nach einem fatalen Ende. He-rausgekommen ist ein betörend gutaussehender und bitterer Abgesang auf eine vergangene Ära.

SA. 02. 11., STADTKINO IM K-HAUS, 18.30 UHR DI. 05. 11., STADTKINO IM K-HAUS, 11.00 UHR

Rocío y JoséLIEBESFILM. SPANIEN 1982. LÄNGE: 79 Min. REGIE: Gonzalo García Pelayo. BUCH: Miguel Ángel Iglesias. KAMERA: José Enrique Izquierdo. SCHNITT: Roberto Fandiño. DARSTELLER: Curro Franco, Miguel Ángel Iglesias, María José López.

El Rocío gehört zu den ältesten und bekanntes-ten Wallfahrtsorten im europäischen Christen-tum: In die kleine andalusischen Ortschaft verschlägt es, neben jährlich hunderttausenden von Touristen und Gläubigen, auch Pelayos Protagonisten Rocío und José, deren zarte Liebesgeschichte im Road-Movie-Gewand der Regisseur in unsagbar schöne Bilder taucht, an denen man sich niemals sattsehen möchte!

SO. 03. 11., STADTKINO IM K-HAUS, 16.30 UHR

Vivir en SevillaDRAMA. SPANIEN 1978. LÄNGE: 112 Min. REGIE: Gonzalo García Pelayo. BUCH: Gonzalo García Pe-layo. KAMERA: José Enrique Izquierdo. SCHNITT: José Enrique Izquierdo. DARSTELLER: Miguel Ángel Iglesias, Lolo Sordo, Ana Bernal.

Straßenschilder. Lokale. Bilder. Gesänge. Ein Streifzug durch die einzigartige Bilderwelt der andalusischen Hauptstadt Sevilla. Und inmitten davon eine Liebesgeschichte zwischen Ana und Miguel, die von ständiger Bewegung geprägt ist. Pelayos Meisterstück ist nicht nur eine Ode an alte Filmheroen, sondern ein komplexer, offener Liebesbrief an die fi lmische Experimentierfreudigkeit.

DI. 05. 11., STADTKINO IM K-HAUS, 21.00 UHR

TEXT: DAVID RAMS FOTOS: VIENNALEBet and WinRien ne va plus: An den Roulettetischen dieser Welt ist GONZALO GARCÍA Rien ne va plus: An den Roulettetischen

GONZALO GARCÍA Rien ne va plus: An den Roulettetischen

PELAYO schon längst zu einer Legende herangereift. Die Viennale setzt stattdes-sen auf das außergewöhnliche fi lmische Gesamtwerk des Spaniers und widmet ihm eines der diesjährigen Tributes.

44V’

TRIBUTE TO GONZALO GARCÍA PELAYOTRIBUTE TO GONZALO GARCÍA PELAYOV’13

Page 45: Skip Viennale 2013 Heft

Einfach großes Kino.Einfach A1.

Festivalsponsor der Viennale.

13 Filme für je € 1,–Mehr auf A1.net/tv

A1 TV Viennale Selection 2013.Jetzt in der A1 Videothek:

RZ_viennale_skip_210x273.indd 1 09.10.13 11:01

Einfach großes Kino.Einfach A1.

Festivalsponsor der Viennale.

13 Filme für je € 1,–Mehr auf A1.net/tv

A1 TV Viennale Selection 2013.Jetzt in der A1 Videothek:

RZ_viennale_skip_210x273.indd 1 09.10.13 11:01

Page 46: Skip Viennale 2013 Heft

LOOK EAST. Auch die Viennale möchte sich dem allgegenwärtigen Kino-mit-Brille-Trend nicht verschlie-ßen und serviert im Garten-baukino asiatische Köstlich-keiten in 3D. In einer Mit-ternachtsreihe laufen fünf Beispiele des zeitgenössi-schen Kinos aus dem Fer-nen Osten: Selbstverständ-lich nicht fehlen darf dabei das Hongkong-Kino (Xue

di zi, Taiji Yingxiong Jueqi, beide 2012); Regisseur Vikram Bhatt ist mit dem allerersten indischen 3D-Film überhaupt vertreten, der Gruseloper Haunted (2011); mit dem vietnamesischen Ac-tionfilm macht uns die Viennale anhand des brandneuen My Nhan Ke um eine weibliche Killerin bekannt; ein Wiedersehen gibts mit dem chinesischen Zeichentrickklassiker Da Nao Tian Gong aus den 1960er-Jahren von Laiming Wan – die märchen-hafte Geschichte um einen frechen Affenkönig wurde general-überholt, in 3D konvertiert und strahlt jetzt noch farbenfroher. Von Chinas Trickfilmpionier Wan hat sich nicht zuletzt der japa-nische Anime-Meister Hayao Miyazaki inspirieren lassen.

ZEITREISEN sind auch heuer Teil der Vi-ennale: Gemeinsam mit dem Filmarchiv Austria werden neun Programme präsen-tiert aus der Zeit, als die Bilder laufen lern-ten. Das Publikum kann sich in die Früh-geschichte des öster-

reichischen Filmwesens zurückversetzen lassen, konkret in die Anfänge des Dokumentarfilms. Anhand von teils neu re-stauriertem, oft über hundert Jahre altem Filmmaterial wird die Zeit des Fin de Siècle sichtbar gemacht. Die gezeigten Kurzfilme werden thematisch zusammengefasst, die Band-breite an Formaten reicht dabei von den Vorläufern der Ki-nowochenschauen über Lehrfilme, wissenschaftliche und ethnografische Filme bis hin zum Propagandafilm oder dem semidokumentarischen Werbefilm. Die Aufführungen werden, ausgenommen Programm 4, von namhaften internationalen und österreichischen, experimentell arbeitenden Musik-schaffenden live vertont.

Beispiele eines neuen asiatischen Genrekinos in 3D

Eine Archäologie des frühen österreichischen Dokumentarfi lmsEine Filmschau des Filmarchiv Austria

My Nhan KeThe Lady AssassinACTION. VIETNAM 2013. LÄNGE: 93 Min. REGIE: Nguyen Quang Dung. BUCH: Ngo Quan Dung. KAMERA: Trinh Hoan. DARSTELLER: Thanh Hang, Ngoc Quyên, Kim Dung, Diem My.

Abserviert! In diesem Martial-arts-Fest sorgt schwertschwingendes Servierpersonal für erhöhten Blutzoll. Die killenden Kellnerinnen verschonen allerdings ein kleines Mädchen, bilden es stattdessen in ihrem mörderischen Gewerbe aus, auf dass es Rache für die Ermordung seiner Familie nehmen kann. Mit The Lady Assassin zeigt die vietnamesische Actionfilm-Szene in schönen, effektvollen 3D-Bildern, dass sie das Genre beherrscht.

DO. 31. 10., GARTENBAUKINO, 23.00 UHR

Programm 4Distinktion des KörpersKURZFILMPROGRAMM/STUMMFILME. ÖSTERREICH 1904-1940. LÄNGE: 75 Min.

Der Mensch als Studienobjekt. Es wird vermessen und untersucht, als wehrloses Anschauungs-material dienen Kriegsgefangene. Die Wissenschaften der Ethnologie und Anthropologie werden zunehmend durchsetzt von Biologismus und Rassentheorie, ein negativer Höhepunkt wird 1940 erreicht mit Rassenkundliche Untersuchen an gefangenen Franzosen und Belgiern im Kriegsge-fangenenlager Kaisersteinbruch im Auftrag des Anthropologischen Staatsmuseums in Wien.

FR. 28. 10., METRO, 16.00 UHR

SPECIAL PROGRAMSSPECIAL PROGRAMSV’13

TEXT: DINA MAESTRELLI FOTOS: VIENNALE / FILMARCHIV AUSTRIA

Asian Delights

Realitäten

Da Nao Tian Gong 3DThe Monkey King:Uproar in HeavenANIMATION/MÄRCHEN. CHINA 1961/1964. LÄNGE: 92 Min. REGIE: Laiming Wan. BUCH: Laiming Wan, Keruo Li. SCHNITT: Zhenzhu Xu.

Affentheater. Regelmäßig wird die Geschichte vom ebenso frechen wie schlauen Affenkönig Sun Wukong, der sich immer wieder mit den Göttern anlegt und doch stets die Oberhand behält, neu verfilmt bzw. auf verschiedenste Weise adaptiert. In China immer noch am beliebtesten ist diese vielfach ausgezeichnete, handgezeichnete Version von Laiming Wan, die in der 2012 behutsam restaurierten Fassung zur Viennale kommt.

DI. 29. 10., GARTENBAUKINO, 23.00 UHR

Programm 3Kino machtSchuleKURZFILMPROGRAMM/STUMMFILME. ÖSTERREICH 1907-1921. LÄNGE: 59 Min. LIVE-MUSIK: dieb13 & Mats Gustafsson.

Der Wasserfloh unterm Mikroskop, ein Mittelschul-Sportfest, von der Industrialisierung bedrohtes Handwerk oder die Sonnenfinsternis vom 8. April 1921: Alto Arche, er gilt als Schöpfer des österreichischen Lehrfilms, bzw. in seiner Nachfolge die Staatliche Film-hauptstelle sind mit der Kamera dabei, wenn ein Modellkleid entsteht oder der Hafner und Glasbläser bei der Arbeit beobachtet werden.

DO. 27. 10., METRO, 14.00 UHR

46V’

Page 47: Skip Viennale 2013 Heft

Mit Sky ist jederzeit Fernsehzeit!

Informieren Sie sich auf sky.at oder im Fachhandel.Informieren Sie sich auf sky.at oder im Fachhandel.Abbildungsbeispiel

Die neuesten Kinofi lme, aktuelle US-Serien und Dokus – jederzeit auf Knopfdruck. Holen Sie sich jetzt mit dem Sky+ HD-Festplattenreceiver die beste Videothek Österreichs einfach nach Hause. Mit dem integrierten Abrufservice sehen Sie die neuesten Kinofi lme – die meisten davon gratis – aktuelle US-Serien und Dokus in brillantem HD wann immer Sie wollen.

© m

ove1

21

Ich seh was Besseres.

Page 48: Skip Viennale 2013 Heft

TO BE CONTINUED. Große, ausufernde Erzählun-gen – dafür ist heute das Fern-sehen mit qualitativ hoch-wertigen Serien zuständig. Doch es gab auch im Kino die Zeit der sogenannten Se-rials, überlange, in mehrere Happen unterteilte Filme, die meist im Wochenrhythmus vor dem Hauptfilm liefen. Zwei wenig bekannten Exemplaren

dieser Kunstform widmet sich die Viennale 2013: Aus der Stummfilmzeit aus dem Jahr 1918 stammt Tih-Minh von Louis Feuillade, der davor schon das fünfteilige Serial Fantô-mas (1913/14) sowie das zehnteilige Les Vampires (1915) verwirklicht hatte. Jahrzehnte später, nämlich im April und Mai 1970, drehte der Nouvelle-Vague-Vertreter Jacques Rivette sein 729 Minuten langes Out 1 – Noli me tangere. Out 1-Darsteller Jean-Pierre Léaud sowie Produzent Stéphane Tchalgadjieff werden beim Filmfestival zu Gast sein und das extrem selten öffentlich aufgeführte Serial vorstellen.

FORM FOLLOWS func-tion. Diesem Dogma lässt sich nicht unterordnen, was im Sensory Ethnography Lab, kurz SEL, in Harvard seit mitt-lerweile sieben Jahren ent-steht. Ins Leben gerufen von Filmemacher und Anthropo-loge Lucien Castaing-Taylor, verbindet das SEL auf einzig-artige Weise die Abteilung für Anthropologie mit audiovisu-eller Vielfältigkeit. Die Mög-lichkeiten von Film, Video,

Fotografie und Phonographie werden ausgeschöpft und er-weitert. Von der rein verbalen Beschreibung von in der Feldfor-schung gewonnen Erkenntnissen wird abgerückt. Mit anderen Worten: Dokumentarfilm soll mit allen Sinnen wahrgenommen werden können, soll zu einem sensorischen Erlebnis werden, sich nicht reduzieren lassen auf das schlichte Einfangen der Realität und das Beschreiben derselben mittels konventionel-lem Voice-over. Die Filmemacherinnen Véréna Paravel und Stephanie Spray werden anwesend sein.

Tih-Minh und Out 1 – zwei große Serials der Kinogeschichte von Louis Feuillade und Jacques Rivette

Die Arbeit des Harvard Sensory Ethnography Lab

Out 1 – Noli me tangereTHRILLER-DRAMA. FRANKREICH 1970. LÄNGE: 769 Min. REGIE: Jacques Rivette. KONZEPT: Jacques Rivette, Suzanne Schiffmann inspiriert von dem Roman L’Histoire des treize von Honoré de Balzac. KAMERA: Pierre-William Glenn. SCHNITT: Nicole Lubtchansky. DARSTELLER: Jean-Pierre Léaud, Juliet Berto, Michèle Moretti, Michael Lonsdale, Bernadette Lafont, Bulle Ogier, Françoise Fabian.

Jacque Rivette über Out 1: „Es ist ein Film, der ohne geschrie-benes Drehbuch gedreht wurde. Alle Schauspieler improvisierten und erfanden ihre Figuren selbst. Man kann den Film wie ein Serial von Feuillade oder wie eine TV-Serie anschauen, es ist ein offener Film, bei dem verschiedene Betrachtungsweisen möglich sind. Wir haben uns auch das Vergnügen gemacht, willkürliche Verwicklungen wie bei Feuillade einzubauen – ein äußerlicher Aspekt, aber mir gefallen Anekdoten und lustige kleine Dinge, die die Aufmerksamkeit beschäftigen.“

FR. 01. 11., METRO: 10.00 UHR, EPISODEN 1 UND 2 / 13.45 UHR, EPISODEN 3 UND 4 /17.45 UHR, GESPRÄCH / 19.00 UHR, EPISODEN 5 UND 6 / 22.30 UHR, EPISODEN 7 UND 8

SweetgrassDOKU. USA 2009. LÄNGE: 101 Min. KAME-RA: Lucien Castaing-Taylor. PRODUKTION: Ilisa Barbash.

Der letzte Ritt des amerikanischen Cow-boys. SEL-Gründer Lucien Castaing-Taylor (Leviathan, Viennale-Publikumspreis 2012) war beim allerletzten Almauftrieb einer gigantischen Schafherde in den Ber-

gen Montanas dabei. Über rund 250 km führt der anstrengende und gefährliche Track die Cowboys, die Schafe und Lämmer, die Hunde und Pferde. Ein elegischer Naturfi lm, ein bildgewaltiger Western, ein historisches Zeitdokument.

DO. 31. 10., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 16.00 UHR

SPECIAL PROGRAMSSPECIAL PROGRAMSV’13

TEXT: DINA MAESTRELLI FOTOS: VIENNALE

Die Geographie des Labyrinths

Wilde Ethnographie

Tih-MinhSTUMMFILM. FRANKREICH 1918. LÄNGE: 419 Min, 12 Epi-soden. BUCH & REGIE: Louis Feuillade. KAMERA & SCHNITT: Léon Klausse. DARSTELLER: René Cresté, Mary Harald, Georges Biscot.

Spionage-Abenteuer, angelehnt an die Mata-Hari-Affäre: Forscher Jacques kehrt mit seiner Verlobten Tih-Minh und seinem treuen Diener Placide von einer Asienreise nach

Nizza zurück, nicht wissend, dass er im Besitz eines begehrten Schriftstücks ist, das Hinweise auf den Verbleib eines indischen Schatzes enthält. Alsbald ist Jacques eine Reihe hinterhältiger Schurken auf den Fersen, die ihm allesamt das Dokument abspenstig machen wollen.

SA. 02. 11., METRO, 13.30 UHR, EPISODEN 1–3, SO. 03. 11., METRO, 13.30 UHR, EPISODEN 4–6, MO. 04. 11., METRO, 13.30 UHR, EPISODEN 7–9, DI. 05. 11., METRO, 13.30 UHR, EPISODEN 10–12

Foreign PartsDOKU. USA/FRANKREICH 2010. LÄNGE: 80 Min. REGIE, KAMERA, SCHNITT: Véréna Paravel, J.P. Sniadecki.

Kings of Queens? Im Schatten des neu errichteten Mets-Stadions in Queens liegt Willets Point, genannt das Eiserne Dreieck: Das zukünftige Stadtentwicklungsgebiet ist ein dem Verfall preisgegebenes Indus-

trieviertel ohne Kanalisation oder Gehsteige. Und ein Paradies für Autobastler: Wracks werden demontiert, das Geschäft mit verwertbaren Teilen blüht. Ein schaurig-schöner Blick auf eine verdreckte Enklave mit Ablaufdatum.

MO. 28. 10., METRO, 13.30 UHR

48V’

Page 49: Skip Viennale 2013 Heft

WAS LETZTES JAHR mit Five Women, einem lose zusammenhängenden, wie zu-fällig entstandenen Programm aus Kurzfilmen und Beispielen des Independentkinos, begon-nen hat, findet bei der Viennale 2013 seine Fortsetzung unter dem verheißungsvollen Titel Das Rohe und das Gekochte. Heuer reicht das Spektrum die-ses Programmformats von spie-

lerisch über engagiert bis hin zu abstrakt, aktionistisch und mini-malistisch; von politisch relevanten Arbeiten des 2003 verstorbe-nen Kubaners Nicolás Guillén Landrián und den Experimenten des Österreichers Johann Lurf wird ein Bogen gespannt zu den subtilen Abstraktionen der Amerikanerin Jennifer Reeder, und über das Künstlerduo Gibson/Recoder, das sich dem filmischen Experiment verschrieben hat, weiter zum faszinierend-abstrakten Minimalismus der Claudia Larcher. Lassen Sie sich einkochen!

Fünf Positionen eines unabhängigen, experimentellen Kinos: Jennifer Reeder / Johann Lurf / Claudia Larcher / Nicolás Guillén Landrián / Sandra Gibson & Luis Recoder

Kurzfi lme von Nicolás Guillén LandriánKURZFILMPROGRAMM. KUBA 1963–1968. LÄNGE: 74 Min. REGIE: Nicolás Guillén Landrián

In seiner Heimat Kuba war Nicolás Guillén Landriáns Werk lange Zeit geächtet, er selbst als ideologischer

Abweichler zeitweise inhaftiert. Erst nach seinem Tod 2003 in Miami fand sein Werk die ihm zustehende Beachtung. Mit Filmen wie Reportaje über das symbolische zu Grabe Tragen der Ignoranz oder Coffea Arábiga – nur vordergründig eine Doku-mentation über den Kaffee-Anbau auf Kuba – eckte er an, provozierte, rebellierte.

MO. 28. 10., KINO AM SCHWARZENBERGPLATZ, 20.30 UHRMI. 30. 10., KINO AM SCHWARZENBERGPLATZ, 23.00 UHR

Das Rohe und das Gekochte

Filme von Johann LurfKURZFILMPROGRAMM. ÖSTER-REICH 2003–2013. LÄNGE: 63 Min. REGIE: Johann Lurf.

Johann Lurf, Jahrgang 1982, hat mit seinen bislang zehn Kurzfi lmen international bereits Beachtung erlangt, neun seiner Werke werden

bei der Viennale vorgeführt. Mit seinem Werkzeug, der Kamera, spielt Lurf wie auf einem Instrument, wirbelt die Elemente Raum, Zeit und Bewegung durcheinander, experimentiert mit dem Dolly Zoom und lässt audiovisuelle Irritationen entstehen. Zusätzlich präsentiert er Found-Footage-Arbeiten wie Zwölf Boxkämpfer ..., montiert aus Resten von 35mm-Filmen.

MI. 30. 10., METRO, 21.00 UHR / DO. 31. 10., METRO, 11.00 UHR

BEISPIELHAFT für das lebendige, philippinische Inde-pendent-Kino rückt die Viennale den Filmemacher John Torres in den Fokus. 1975 in Manila ge-boren und an der dortigen Uni-versität ausgebildet, brachte ihn ausgerechnet Liebeskummer zur Kunstform der Kinematografie: 2004 entstand der Kurzfilm Ta-widgutom als Reaktion auf sei-nen unfreiwilligen Single-Status.

Seither entwickelte Torres, der neben Regie und Drehbuch auch die Rolle des Kameramanns, Cutters und Produzenten über-nimmt, in mehreren Kurzfilmen und insgesamt vier Langfilmen eine eigenwillige Filmsprache: poetisch, spielerisch, assoziativ experimentiert er mit Lyrik und aus der Videokunst bekannten Elementen, gleichzeitig ist sein Werk von renommierten philippi-nischen Filmemachern wie Kidlat Tahimik, Mike de Leon und Ishmael Bernal beeinflusst. Für die Viennale hat Torres, der auch selbst nach Wien kommen wird, acht Kurzfilme ausgewählt, zu sehen sind außerdem seine vier Langfilme.

Eine neue Stimme des unabhängigen philippinischen Kinos

Kurzfi lme von John TorresKURZFILMPROGRAMM. PHI-LIPPINEN 2004–2012. LÄNGE: 89 Min. REGIE, BUCH, KAME-RA, SCHNITT: John Torres.

Vom Erstling Tawidgutom (2004) bis zum 2012 entstandenen Mapang-akit: Das von John Torres für die Viennale zusammengestellte Programm setzt sich zur Hälfte aus ganz kurzen, zwei-, dreiminütigen Arbeiten zusammen, in denen sich die Bildsprache des Künstlers aber ebenso manifestiert, wie in seinen längeren Filmen. Den Abschluss bildet der längste der Kurzfi lme, Mapang-akit, zusammengesetzt aus den Überbleibseln eines Doku-Projektes.

SO. 03. 11., METRO, 18.30 UHR

John Torres

Ang ninanaisDRAMA. PHILIPPINEN 2010. LÄNGE: 118 Min. REGIE, BUCH, SCHNITT: John Torres. KAME-RA: John Torres, Oscar Nava, Martha Atienza, Sherad Anthony. DARSTELLER: Che Villanueva, Tope Grabato, Ciriaco Gibraltar.

Exemplarisch für John Torres’ Werk steht Ang ninanais (Refrains Happen Like Revolutions in a Song): Improvisierte Szenen einer jungen Frau beim Schuldeneintreiben werden verwoben mit einer alten Stammeslegende sowie mit Erinnerungen an das Aufbegehren der Filipinos gegen die Kolonisation. Träume von Liebe und Revolution, hinterlegt mit Gedichten aus dem Off – außergewöhnlich, experimentell.

MI. 30. 10., STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS, 13.00 UHR

IN FOCUSIN FOCUSV’13

TEXT: DINA MAESTRELLI FOTOS: VIENNALE

Johann Lurf

John Torres

49V’

Page 50: Skip Viennale 2013 Heft

EIN KOMIKER IST selten so einzig-EIN KOMIKER IST selten so einzig-EIN KOMIKER ISTartig wie Jerry Lewis – er gehört in dieselbe Klasse wie Laurel und Hardy. Seine Gesichts-akrobatik und die wilden Gesten und die Tatsache, dass das alles wirklich funktioniert und nicht zu sehr im schwachsinnigen Bereich landet, sind ein Meisterstück, das sich nie

jemand erarbeiten können wird. Dazu braucht es die „Funny Bones“, sozusagen das Witz-Gen, das angeborene Verhalten, welches an-dere bei seinem Anblick in Gelächter ausbre-chen lässt. Jerry (eigentlich Joseph Levitch), 1926 geboren, hatte das einfach – und so kannte ihn von den 1950ern bis in die 1970er

Jahre die ganze Welt als Witzbold des Rat Pack. Mit Dean Martin hatte er auf der Bühne, dann im Film und schließlich in Farbe und 3D (Der tollkühne Jockey, 1953) seine Der tollkühne Jockey, 1953) seine Der tollkühne JockeyKarriere begonnen, Sammy Davis Junior und „Frankie Boy“ Sinatra kamen später dazu. Jerry schrieb bald auch Drehbücher und pro-duzierte und inszenierte seine Filme selbst, z. B. The Nutty Professor (1963). Und er The Nutty Professor (1963). Und er The Nutty Professorbegann früh, sich wohltätig zu engagieren. 1983 erlitt er nach Abschluss der Dreharbei-ten zu Martin Scorseses The King of Comedyeinen Herzinfarkt, kehrte knapp aus dem kli-nischen Tod zurück und zog sich in Folge aus dem Filmgeschäft zurück. Der hochgewach-sene, heute 87-Jährige drehte in den späteren Jahrzehnten noch einige Filme mit ausge-suchten Regisseuren – auch diese finden im Viennale-Tribute ihren verdienten Platz.

CinderfellaKOMÖDIE. USA 1960. LÄNGE: 91 Min. REGIE: Frank Tashlin. BUCH: Frank Tashlin, Jerry Lewis. KAMERA: Haskell B. Boggs. SCHNITT: Arthur P. Schmidt. DARSTELLER: Jerry Lewis, Ed Wynn, Judith Anderson, Count Basie.

Jerry Lewis als verwaister Stiefsohn, der seine Cousins bedienen muss und die Finanzen der bösen Stiefmutter wieder geraderichten soll, indem er den Schatz rausrückt, den sein Vater auf dem Anwesen versteckt hat. Jerrys Rolle als Fella (in der deutschen Version: „Faula“) brennt sich für immer ins Gedächtnis ein. Jerry der Clown – hier liefert er in dieser Facette seines Schaffens das Maximum.

SO. 20. 10., FILMMUSEUM, 21.00 UHRMI. 06. 11., FILMMUSEUM, 18.30 UHR

The King of ComedyTRAGIKOMÖDIE. USA 1982. LÄNGE: 109 Min. REGIE: Martin Scorsese. BUCH: Paul D. Zimmer-man. KAMERA: Fred Schuler. SCHNITT: Thelma Schoonmaker. DARSTELLER: Robert De Niro, Jerry Lewis, Sandra Bernhard.

In der Rolle des Rupert Pupkin würde man Robert De Niro nicht so schnell vermuten: Ein kleiner Nerd, besessen von dem Traum, als Stand-up-Komiker ein Bühnenstar zu werden, kidnappt mit einem psychotischen Fan (Sandra Bernhard) den berühmten Talkmaster Jerry Langford (Lewis), um so Karriere zu machen. Total verrückt, ernst, real, komisch: ein zu Unrecht kleineres Scorsese-Meisterwerk.

FR. 25. 10., FILMMUSEUM, 21.15 UHRDO. 24. 11., FILMMUSEUM, 20.30 UHR

Arizona DreamDRAMA. USA/FRANKREICH 1992. LÄNGE: 142 Min. REGIE: Emir Kusturica. BUCH: David Atkins, Emir Kusturica. KAMERA: Vilko Filac. SCHNITT: Andrija Zafranovic. DARSTELLER: Johnny Depp, Jerry Lewis, Faye Dunaway, Lili Taylor, Vincent Gallo.

Es wäre Unrecht, dieses Kunstwerk in wenige Worte zu fassen. Die versammelte Riege an Stars hat jedenfalls die sich hier bietende einmalige Chance offensichtlich erkannt, erfolgreich ergriffen und zu Emir Kusturicas Sternstunde gemacht. Wer Lili Taylor noch nicht manisch das Akkordeon quetschen gesehen hat, muss hingehen. Man kann diese Meisterleistung einfach nicht oft genug empfehlen.

FR. 08. 11., FILMMUSEUM, 20.30 UHRSO. 24. 11., FILMMUSEUM, 15.30 UHR

TEXT: KLAUS HÜBNER FOTOS: VIENNALEFunny BonesEr hat den Witz im Blut: JERRY LEWIS, Mitte des letzten Jahrhunderts der große Starkomiker Hollywoods und Funny Sidekick des Rat Pack, ist bis heute lustig. Die Viennale zeigt zahlreiche Highlights aus fünf Jahrzehnten seines Schaffens.

50V’

RETROSPEKTIVE JERRY LEWISRETROSPEKTIVE JERRY LEWISV’13

Page 51: Skip Viennale 2013 Heft

49,–

Kaffeegenuss hat einen neuen Namen: Cafi ssimo PICCO.

www.tchibo.at

Klein, aber ganz schön oho: Die neue Cafissimo PICCO besticht durch ihr modernes Design, trendige Farben und macht neben Caffè Crema auch noch perfekten Espresso. Entdecken Sie die ganze Kaffeevielfalt von Cafi ssimo auf tchibo.at

CAF-SKIP-Anzeige-210x273.indd 1 11.10.13 15:13

Page 52: Skip Viennale 2013 Heft