Skript zum Labor Maschinenkonstruktion - uni-kl.de · PDF file6 2.2.NC-Programmierung Meilensteine der NC-Entwicklung (Quelle H. Kief NC/CNC Handbuch, Carl Hanser Verlag) 1808 Jacquard

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  • Skript zum

    Labor Maschinenkonstruktion

    CAD/CAM-Kopplung: NC-Programmierung

    einer Wasserstrahlschneidanlage

    Sommersemester 2012

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    1. CAx-Prozessketten, bersicht

    1.1. Prozesskette

    Unter einer Prozesskette versteht man allgemein die formale, hierarchische und strukturierte

    Zusammenfassung von Informationsverarbeitungsprozessen (Erzeugung, Verarbeitung und Austausch

    von Informationen), die einem gemeinsamen Prozessziel dienen.

    1.2. CAx-Prozessketten

    In CAx-Prozessketten im Besonderen geht es um die Nutzung von im CAD (Computer Aided Design)

    erzeugten Daten fr im Produktlebenszyklus nachgelagerte Aufgaben.

    Vorteile:

    3D Produktreprsentation kann durchgngig in den Prozessketten genutzt werden.

    Einmal erzeugte Daten knnen stndig weiterverarbeitet werden.

    Ermglicht konsistente und widerspruchsfreie Datenbasis.

    Im Folgenden werden die wichtigsten CAx-Prozessketten genannt und kurz beschrieben.

    CAD - Computer Aided Engineering (CAD-CAE): Berechnung/Simulation:

    Nutzung von Geometriedaten des CAD-Systems, um Berechnungs- und Simulationsaufgaben zu

    lsen:

    Festkrperprobleme (Verformungs- und Spannungsberechnungen in der Statik, Dynamik und Plastomechanik)

    Numerische Strmungssimulation (Navier-Stokes-Gleichungen, Sickerstrmungen)

    Wrmeleitung, Temperaturverteilung

    Elektromagnetik: Elektrostatik, Magnetostatik (Maxwell-Gleichungen)

    Mehrkrpersimulationen zur Ermittlung von Spitzenkrften, die an Bauteilen in komplexen Baugruppen wirken

    Schwingungsanalysen im akustischen Bereich

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    CAD Rapid Prototyping (CAD-RPT):

    Basiert darauf, dass ausgehend von Geometriebeschreibungen in CAD-Systemen, Steuerdaten fr die

    schnelle Erstellung realer Prototypen gewonnen werden.

    Transformation analytisch oder parametrisch beschriebener Produktgeometrie in eine hinreichend

    angenherte Geometriebeschreibung wie beispielsweise in Dreiecksflchen. Nutzung dieser Daten

    knnen zur Herstellung realittsnaher Prototypen (z. B. ber das Stereolithographieverfahren).

    nderungen an den physikalischen Prototypen knnen durch Verfahren der Flchenrckfhrung

    wieder in das CAD-Modell einflieen, so dass das CAD-Modell als Original betrachtet werden kann.

    CAD Technische Produktdokumentation (CAD-TPD):

    Die Prozesskette CAD - Technische Produktdokumentation basiert auf der Ableitung technischer

    Dokumente (z. B. Technische Zeichnungen) aus CAD-Daten.

    Auch dem Entwicklungsprozess nachgeschaltete Funktionen wie Einkauf, Vertrieb und Service

    (Kundendienst, Ersatzteile) knnen durch Dokumentationen auf Basis der CAD-Modelle untersttzt

    werden. Beispielsweise sind fr den Zusammenbau Explosionsdarstellungen oder fr

    Bedienungsanleitungen fotorealistische Darstellungen aus dem CAD-Modell ableitbar. Zunehmende

    Bedeutung gewinnt dabei das direkte, referenzierte Einbinden von CAD-Daten in Textdokumente.

    Dies ermglicht, das CAD-Modell im Kontext des Textdokuments zu laden und zu ndern.

    CAD Computer Aided Manufacturing (CAD-CAM):

    Verwendung der Geometriebeschreibung eines Werkstcks, um ausgehend davon Daten fr numerisch

    gesteuerte Werkzeugmaschinen zu gewinnen.

    In dieser Prozesskette sind mehrere Aktivitten zu durchlaufen wie z.B. die Festlegung des Rohteils,

    die Bestimmung der zu verwendeten Werkzeugmaschine, die Auswahl der Werkzeuge und

    Vorrichtungen, die Definition der Fertigungsstrategie und die Planung der Operationsfolge.

    CAD Digital Mock-Up (CAD-DMU):

    Dient dazu, die Reprsentation der Produktgeometrie und der Produktstruktur aus dem CAD-System

    an das DMU-System zu bertragen. DMU-Systeme basieren meist auf einer vereinfachten

    Reprsentation der Geometrie (z. B. triangulierte Geometrie), so dass die Reprsentation

    geometrischer Elemente des CAD-Systems (z. B. analytische, interpolierte oder approximierte

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    Flchen) auf eine einfache, approximierte Flchenbeschreibung z. B. durch ebene Dreieckflchen

    abgebildet wird. Neben der Geometrie ist die Produktstruktur zu bertragen.

    CAD Virtual Reality/Augmented Reality (CAD-VR/AR):

    Steht (zuknftig) fr die Reprsentation der Summe der Eigenschaften eines Produkts, wie sie zur

    ganzheitlichen Analyse und Simulation des Produktverhaltens erforderlich sind. Hierzu zhlt

    insbesondere die Abbildung des Produktverhaltens in den einzelnen Phasen des Produktlebenszyklus.

    Art und Umfang der Informationen eines Produktmodells zur Abbildung der Eigenschaften eines

    virtuellen Produkts sind Gegenstand der Forschung. Stand der Technik ist zurzeit die 3D grafische

    Darstellung.

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    2. CAD-CAM-Kopplung (CAD-CAM Prozesskette)

    2.1. Die Prozesskette allgemein

    CAD-CAM-Kopplung beschreibt die bertragung von CAD-Daten (Geometrie-Daten) in NC-Daten

    (Fertigungsdaten). Letztendlich mssen die NC-Daten in einem fr die Frsmaschine verstndlichen

    Format vorliegen.

    Abbildung 1. - Basisschritte in der CAD-CAM Prozesskette

    Die Definition der Werkzeugverfahrwege erfolgt in einem Zusatzmodul des CAD-Werkzeugs

    basierend auf 3D-Modellen des Werkstcks im systemeigenen (native) Format. Darber hinaus

    werden im CAD-NC-Modul diese Daten mit Bearbeitungsparametern wie Werkzugdurchmesser,

    Verfahrgeschwindigkeiten, etc. ergnzt. Der Postprozessor berfhrt danach diese

    (Werkzeugpositionierungs/Cutter Location) Daten in ein von der Steuerung ausfhrbares NC-Format.

    CAD-System

    Cutter LocationData

    CL-Data

    Numerical ControlData

    NC-Data

    Geometrie vonWerkstck- undRohteil

    Verfahrwege der Werkzeuge in einerWerkzeugmaschine, unabhngig vonder Werkzeugmaschinensteuerung

    NC-Planungs-prozess

    Postprocessing

    Verfahrwege der Werkzeuge in einerWerkzeugmaschine, abhngig vonder Werkzeugmaschinensteuerung

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    2.2. NC-Programmierung

    Meilensteine der NC-Entwicklung

    (Quelle H. Kief NC/CNC Handbuch, Carl Hanser Verlag)

    1808 Jacquard benutzt gelochte Blechkarten zur automatischen Steuerung von Webemaschinen

    ("Erfindung des austauschbaren Datentraegers")

    1863 Das automatische Klavier "Pianola" wird patentiert. Ein ablaufendes Papierband mit

    entsprechenden Lchern steuert Pressluft zur Bettigung der Tasten.

    1946 Der erste Digitalrechner ENIAC wird der amerikanischen Armee bergeben.

    1949 Am MIT wird ein System fr Werkzeugmaschinen entwickelt, "um die Position von Spindeln

    durch den Ausgang einer Rechenmaschine direkt zu steuern" (inkl. Speicherung mittels

    Lochkarten, automatischer Einlese, interner Errechnung von Zwischenwerten/Interpolation)

    1957 Die U.S. Air Force installiert erste NC-Frsmaschinen.

    1958 Die Programmiersprache APT (automatic programmed tool) wird vorgestellt.

    1969 Erste DNC-Installationen (Maschinensteuerung aus der Distanz)

    1979 Erste CAD/CAM-Kopplungen (halb-automatische Ableitung der Bahnen aus der Geometrie)

    1984 CNC = Integration von Rechner und WZM erlaubt Programmierung in der Werkstatt.

    NC-Programmierung

    Der Satz- und Adressaufbau der zu bermittelnden numerischen Steuerungs-Informationen ist in der

    Norm DIN 66025/ISO 6983 beschrieben. Es gibt herstellerabhngige Maschinenbefehle, jede

    NC/CNC Maschine auf dem Markt kann jedoch heute Programme nach DIN 66025/ISO 6983 lesen

    und ausfhren.

    Im Folgenden werden die Basisfunktionen der standardisierten NC-Programmierung aufgefhrt:

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    Tabelle 1. Beschreibung der Basisfunktionen bei der standardisierten Programmierung

    N Satznummer

    F Geschwindigkeit

    G vorbereitende Funktion

    S Spindelgeschwindigkeit

    M Hilfsfunktion oder gemischte Funktion

    T Wz Nummer

    Q Wz Korrektur

    # Speicherzelle

    $ Aufruf von SLANG Unterprogrammen

    X Abmessung der X Achse

    Y Abmessung der Y Achse

    Z Abmessung der Z Achse

    W Abmessung der W Achse

    A Abmessung der A Achse

    C Abmessung der C Achse

    B Abmessung der B Achse

    U Abmessung der U Achse

    V Abmessung der V Achse

    I Abmessung des Zentrums auf XY

    J Abmessung des Zentrums auf XZ

    K Abmessung des Zentrums auf YZ

    H Bezeichnung der Korrekturschalter

    L in den Korrekturschalter einzufgender Wert

    E Verweilzeit

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    Tabelle 2. - Die Standard G-Funktionen

    Funktion beim

    Einschalten modal reset

    selbst-

    lschend Beschreibung

    G00 X X X Positionierung, Punkt nach

    Punkt mit erreichten Achsen

    G01 X Linearinterpolation mit

    erreichten Achsen

    G02 X Kreisinterpolation nach rechts

    G03 X Kreisinterpolation nach links

    G04 X Verweilzeit

    G17 X X X Wahl der Arbeitsebene XY

    G18 X Wahl der Arbeitsebene XZ

    G19 X Wahl der Arbeitsebene YZ

    G20 X X X Rckstellung der

    Drehbewegung

    G21 X Angabe der Drehbewegung

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    Tabelle 3. - Die Standard M-Funktionen

    Funktion Beschreibung Anfangs-

    funktion Endfunktion modal

    selbst-

    lschend

    M00 programmiertes

    STOP X X

    M01 verfgbares STOP X X

    M02

    Ende des

    Programms mit

    Spindel STOP

    X X

    M03 Spindel dreht nach

    rechts X X

    M04 Spindel dreht nach

    links X X

    M05 Halt der

    Spindeldrehung X X X

    M06 Wz Wechsel X X

    M07 Khlmittel

    spray ON X X

    M08 Khlmittel ON X X

    M09 Khlmittel OFF X X