2
Die »Deutsche Straßenbahn-Gesellschaft in Dresden« baute 1902 die Triebwagenserie 300 - 310 mit vier Bogenfenstern, woraus der Wagen 309 entstammt. Die komplette elektrische Ausrüstung hatte Singer geliefert. Er besaß 2 Motoren S 5 (2x 16,2 kW), 2 Fahrschalter S 1 und einen Drehbügel. Am 07. Oktober 1902 eröffnete der Wagen die Strecke nach Deuben, heute Stadtteil von Freital. Im Jahre 1907 erhielt er die Nr. 531 durch die »Städtische Straßenbahn zu Dresden«, die das Fahrzeug am 1. Juli 1905 übernommen hatte. Die Plattformen wurden 1909 geschlossen und der Wagen bekam die seitlichen Stadtwappen. Auf Bitten des amerikanischen Westinghouse-Konzerns wurden von 1913 bis 1914 zwei Fahrschalter vom Typ T1F im Wagen getestet. Da das Angebot zu teuer war, tauschte man die Fahrschalter gegen solche vom Bergmann-Typ BCG III und die vorhandenen gegen AEG-Motoren vom Typ U140D (30,2 kW). Erst am 12. Januar 1922 erfolgte der gelb/ weiße Anstrich der Städtischen Straßenbahn. Ein weiterer Umbau fand 1927 statt. Dabei wurden die Dachscheinwerfer durch Ecklaternen ersetzt, die Scheinwerfer in die untere Hälfte der Plattformbleche versetzt und das Fahrgestell getauscht. Die E-Ausrüstung wurde durch eine neue von AEG und Siemens mit Dachwiderständen ersetzt. Am 29. Oktober 1933 erhielt der Wagen den Anstrich der „Dresdner Straßenbahn AG“: creme mit grünem Zierstreifen. Mit dem Neulack am 30. August 1952 erhielt der Wagen das auf der Fahrzeugschau in Düsseldorf (1938) erstmals vorgestellte Außendesign der Dresdner Straßenbahn. Das waren drei braune Zierstreifen und das Flügelwappen als Ersatz für das Stadtwappen. Gleichzeitig wurde der Drehbügel durch einen Scherenstromabnehmer ersetzt. Nur kurze Zeit später, am 9. Dezember 1952 kam die Umnummer- ierung in 812II. Offenbar hatte die Neulackierung vom Vorjahr nicht die Qualitätsanforderungen erfüllt, wie im Bild vom 2. April 1953 zu sehen ist. Deshalb wurde ein Auflack des VEB Lack- und Farbenfabrik Coswig aufgetragen, der ebenfalls nicht den erwünschten Erfolg brachte, weshalb am 16. Juni 1955 schon wieder eine Neulackierung durchgeführt wurde. Mit der weiteren Zuführung von Einheitsstraßenbahnwagen aus DDR- Produktion konnte im Oktober 1965 die Aussonderung erfolgten. Mitglieder der AG 3/7 im DMV »Freunde des Eisenbahnwesens Verkehrsmuseum Dresden« fanden heraus, dass der Wagen 812II 1902 die Plauensche Grundbahn eröffnet hatte und der letzte Bogenfensterwagen in Dresden war und retteten den Wagen vor dem Verschrotten. Die Mitglieder der AG 3/7 begannen mit der Aufarbeitung und Martin Metz organisierte einen Drehbügel. Erinnerungskarte zur Eröffnung der Strecke nach Deuben Foto: DVB AG Tw 309 präsentiert sich als Tw. 531 am 16.08.1951 vor der Wagenhalle des Strbf. Waltherstraße Foto: DVB AG Tw 812 ex 309 mit nachgedunkeltem Nitrolack am 04.02.1953 neben der Schiebebühne in Mickten Foto: DVB AG Münchner Tw 153 am 22.04.1968 während der Dreharbeiten zum Film „Abschied“ in der Görlitzer Straße Foto: DVB AG Tw 309 nach Umbau zum Münchner Tw. 153 am 22.04.1968 im Strbf. Pfotenhauer Straße Foto: DVB AG SMD e.V. DVBAG SMD e.V. DVBAG SMD e.V. DVBAG SMD e.V. DVBAG SMD e.V. DVBAG

SMD e.V. DVBAG - Straßenbahnmuseum Dresden e.V.€¦ · Gelenktriebwagen 2503 (ex 1400 Leipzig) gehörte, da mit der modernen Fahrleitungsanlage ein sicherer Fahrbetrieb mit dem

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: SMD e.V. DVBAG - Straßenbahnmuseum Dresden e.V.€¦ · Gelenktriebwagen 2503 (ex 1400 Leipzig) gehörte, da mit der modernen Fahrleitungsanlage ein sicherer Fahrbetrieb mit dem

Die »Deutsche Straßenbahn-Gesellschaft in Dresden« baute 1902 die Triebwagenserie 300 - 310 mit vier Bogenfenstern, woraus der Wagen 309 entstammt. Die komplette elektrische Ausrüstung hatte Singer geliefert. Er besaß 2 Motoren S 5 (2x 16,2 kW), 2 Fahrschalter S 1 und einen Drehbügel. Am 07. Oktober 1902 eröffnete der Wagen die Strecke nach Deuben, heute Stadtteil von Freital. Im Jahre 1907 erhielt er die Nr. 531 durch die »Städtische Straßenbahn zu Dresden«, die das Fahrzeug am 1. Juli 1905 übernommen hatte. Die Plattformen wurden 1909 geschlossen und der Wagen bekam die seitlichen Stadtwappen. Auf Bitten des amerikanischen Westinghouse-Konzerns wurden von 1913 bis 1914 zwei Fahrschalter vom Typ T1F im Wagen getestet.

Da das Angebot zu teuer war, tauschte man die Fahrschalter gegen solche vom Bergmann-Typ BCG III und die vorhandenen gegen AEG-Motoren vom Typ U140D (30,2 kW). Erst am 12. Januar 1922 erfolgte der gelb/ weiße Anstrich der Städtischen Straßenbahn. Ein weiterer Umbau fand 1927 statt. Dabei wurden die Dachscheinwerfer durch Ecklaternen ersetzt, die Scheinwerfer in die untere Hälfte der Plattformbleche versetzt und das Fahrgestell getauscht. Die E-Ausrüstung wurde durch eine neue von AEG und Siemens mit Dachwiderständen ersetzt. Am 29. Oktober 1933 erhielt der Wagen den Anstrich der „Dresdner Straßenbahn AG“: creme mit grünem Zierstreifen.

Mit dem Neulack am 30. August 1952 erhielt der Wagen das auf der Fahrzeugschau in Düsseldorf (1938) erstmals vorgestellte Außendesign der Dresdner Straßenbahn. Das waren drei braune Zierstreifen und das Flügelwappen als Ersatz für das Stadtwappen. Gleichzeitig wurde der Drehbügel durch einen Scherenstromabnehmer ersetzt. Nur kurze Zeit später, am 9. Dezember 1952 kam die Umnummer-ierung in 812II. Offenbar hatte die Neulackierung vom Vorjahr nicht die Qualitätsanforderungen erfüllt, wie im Bild vom 2. April 1953 zu sehen ist. Deshalb wurde ein Auflack des VEB Lack- und Farbenfabrik Coswig aufgetragen,

der ebenfalls nicht den erwünschten Erfolg brachte, weshalb am 16. Juni 1955 schon wieder eine Neulackierung durchgeführt wurde. Mit der weiteren Zuführung von Einheitsstraßenbahnwagen aus DDR- Produktion konnte im Oktober 1965 die Aussonderung erfolgten. Mitglieder der AG 3/7 im DMV »Freunde des Eisenbahnwesens Verkehrsmuseum Dresden« fanden heraus, dass der Wagen 812II 1902 die Plauensche Grundbahn eröffnet hatte und der letzte Bogenfensterwagen in Dresden war und retteten den Wagen vor dem Verschrotten. Die Mitglieder der AG 3/7 begannen mit der Aufarbeitung und Martin Metz organisierte einen Drehbügel.

Erinnerungskarte zur Eröffnung der Strecke nach Deuben Foto: DVB AG

Tw 309 präsentiert sich als Tw. 531 am 16.08.1951 vor der Wagenhalle des Strbf. Waltherstraße Foto: DVB AG

Tw 812 ex 309 mit nachgedunkeltem Nitrolack am 04.02.1953 nebender Schiebebühne in Mickten Foto: DVB AG

Münchner Tw 153 am 22.04.1968 während der Dreharbeiten zum Film „Abschied“ in der Görlitzer Straße Foto: DVB AG

Tw 309 nach Umbau zum Münchner Tw. 153 am 22.04.1968 im Strbf. Pfotenhauer Straße Foto: DVB AG

SMD e.V.DVBAG

SMD e.V.DVBAG

SMD e.V.DVBAG

SMD e.V.DVBAG

SMD e.V.DVBAG

Page 2: SMD e.V. DVBAG - Straßenbahnmuseum Dresden e.V.€¦ · Gelenktriebwagen 2503 (ex 1400 Leipzig) gehörte, da mit der modernen Fahrleitungsanlage ein sicherer Fahrbetrieb mit dem

Aufgrund des schlechten Zustandes des Wagens war die Aufarbeitung schwierig, und eine HU durch nur durch Fachkräfte möglich gewesen, was aber an Geld und Material scheiterte. Die DEFA suchte einen Wagen mit Bogenfenstern für den Film »Abschied« nach dem Roman von Johannes R. Becher. Martin Metz lenkte deren Aufmerksamkeit auf den Wagen 309. Die Verkehrsbetriebe bauten den Wagen in den Zustand der Zeit der Filmhandlung zurück, die DEFA bezahlte den Rückbau und die Hauptuntersuchung. Durch einen Fahrgestelltausch erhielt der Wagen 2 Fahrmotoren des Typs AEG US 341 (37,5 kW) Der Wagen erhielt eckige Perrons (als Attrappe). einen blau/weißen Münchner Anstrich und die fiktive Nr. 153. Das entsprach in etwa den Münchner Triebwagen vom Typ A. Gedreht wurde in der Görlitzer Straße mit der Wagenbeschilderung Linie 13 »Schwabing – Odeonsplatz - Hauptbahnhof«.

SMD e.V.

Hochsteiner Slg.Th. Weitzmann

Mit diesem blauen Anstrich pendelte der Wagen vom 01. bis 10. Juni 1968 zwischen Fučikplatz (heute Straßburger Platz) und Ackermannstraße. Anlass war die Fahrzeugausstellung der Verkehrsbetriebe und der AG 3/7 zum XV. internationalen Modellbahn-wettbewerb in Dresden am 1. Juni 1968 in der Ackermannstraße. Ein Jahr später war der Trieb-wagen bereits in die Farben der »Deutsche Straßenbahn-Gesellschaft in Dresden« umlackiert.

Tw 153 präsentiert sich am 01.06.1968 zur Fahrzeugschau in der Ackermannstraße Foto: Hochsteiner, Slg. Weitzmann

Der Wagen wurde am 24. April 1970 offiziell als historischer Wagen 309 der Presse vorgestellt. Er behielt seine E-Ausrüstung von 1927 und präsentierte sich im Zustand von 1902. Am 25. und 26. April 1970 pendelte die 309, aus Anlass der Eröffnung der Straßenbahn nach Gruna vor 60 Jahren, zwischen Innenstadt und Zwinglistraße. Innerbetrieblich erhielt der Wagen am 1. Oktober 1971 die neue EDV-Nr. 729 001-3, am 1. Januar 1984 die 201 301-5. Anlässlich der 125- Jahr-Feier der DVB AG im Jahre 1997 wurde in der Schiffswerft Laubegast der verschlissene Wagenkasten aufgearbeitet und anschließend durch das Straßenbahnmuseum Dresden e.V. komplettiert und eine elektronische Weichensteuerung eingebaut.

SMD e.V.Hochsteiner SlgTh. Weitzmann

Tw 309 nach Rückbau zum historischen Tw am 13.09.1969 in der Pfotenhauer Straße Foto: Hochsteiner, Slg. Weitzmann

SMD e.V.Ingolf Menzel

Tw 309 in der Gleisschleife Johannstadt um 1983 Foto: Ingolf Menzel

Tw 309 am 10.06.1999 zur Eröffnung der Neubaustrecke nach Coschütz in der Müchner Straße in Plauen Foto: Ingolf MenzelDer Wagen bekam 1998 den Stromabnehmer der Freitaler Güterlok 3091, der ursprünglich zum Gelenktriebwagen 2503 (ex 1400 Leipzig) gehörte, da mit der modernen Fahrleitungsanlage ein sicherer Fahrbetrieb mit dem Drehbügel nicht mehr gewährleistet war. Anfang 2000 wurde die neue Beschilderung der Linie 22 »Hainsberg - Freital - Altplauen - Fetscherplatz - Altenberger Straße« angebracht 2008 erhielt er breitere Radreifen um weiterhin gefahrlos auf den teilweise veränderten Gleiskonstruktionen im Dresdner Netz fahren zu können.

Tw 309 bei der Fahrzeugschau „140 Jahre Straßenbahn Dresden“ am 30.09.2012 im Btf. Trachenberge Foto: Ingolf Menzel

SMD e.V.Ingolf Menzel

SMD e.V.Ingolf Menzel