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Social Costs. Die Lösung des Problems der social costs als Ansatz einer Theorie der Wirtschaftspolitik. In: Europäische Hochschulschriften. Reihe V. Volks- und Betriebswirtschaft, Bd. 7 by Bruno Link Review by: Reinhard Blum FinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 30, H. 2 (1971), pp. 328-331 Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KG Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40910869 . Accessed: 18/06/2014 08:21 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Mohr Siebeck GmbH & Co. KG is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to FinanzArchiv / Public Finance Analysis. http://www.jstor.org This content downloaded from 91.229.229.205 on Wed, 18 Jun 2014 08:21:47 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Social Costs. Die Lösung des Problems der social costs als Ansatz einer Theorie derWirtschaftspolitik. In: Europäische Hochschulschriften. Reihe V. Volks- undBetriebswirtschaft, Bd. 7 by Bruno LinkReview by: Reinhard BlumFinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 30, H. 2 (1971), pp. 328-331Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KGStable URL: http://www.jstor.org/stable/40910869 .

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328 Besprechungen

Tarifpolitik und staatliche Konjunkturpolitik stehen nicht gleichgeordnet nebeneinander. Der gewerkschaftliche Tarifpartner muß sich immer für eine gewisse Zeit, meistens zwischen 12 und 24 Monaten, festlegen, d.h. ihm fehlt anschließend die Möglichkeit, von sich aus auf unvorhergesehene Preissteigerungen zu reagieren. Diese Unbeweglichkeit erfordert, daß dem Tarifpartner die Zukunft möglichst transparent gemacht wird. Dies kann aber nicht durch einmalige konjunkturpoliti- sche Eingriffe erreicht werden, sondern nur dann, wenn die staatliche Politik die zyklische Entwicklung in der Hand behält, also ständig und sofort auf unerwünschte Abweichungen reagiert. Toleranzgrenzen, wie sie heute noch üblich sind, bevor regulierende Maßnahmen eingeleitet werden, schließen - meiner Meinung nach - aus, daß die Gewerkschaften sich auf amtliche Zielprojektionen verpflichten lassen. Erst hat die Regierung zu handeln und konjunkturpolitisches Vertrauen zu erwer- ben, dann kann sie erwarten, daß die Tarifpartner (insbesondere die Gewerkschaften) ihr folgen.

Lendis Aussagen über die langfristig konzipierte Einkommenspolitik fußen auf übervereinfachten wachstumstheoretischen Thesen (vgl. S. 2 19 f. und 232). Strategische Faktoren sind allein die Gewinne und die aus ihnen resultierende Selbstfinanzierung (S. 218). Der von einer expansiven Lohnpolitik ausgehende Zwang zur Rationalisierung und die vom steigenden Konsum induzierten Investitionen haben in seiner einseitigen Argumentation keinen Platz.

Lendi vernachlässigt nicht nur - wie es leider üblich ist - das verteilungspoli- tische Ziel, er krönt seine Abstinenz noch durch folgende, doch sehr befremdliche Bemerkung: „Bei offener Austragung des Real Verteilungskampfes besteht die Ge- fahr der Aktivierung der sozialen Gegensätze. Insofern wäre eine rationale, explizite Verteilungsauseinandersetzung einfach der Zeit voraus" (S. 227).

In seiner recht umfangreichen Arbeit (276 Seiten) fordert Lendi zwar immer wieder und auch zu Recht, daß den Bürgern und vor allem den Gewerkschaften ökonomische Zusammenhänge aufgezeigt werden. Notwendige Voraussetzung hierzu wäre eine einigermaßen geschlossene Theorie. Die aber steckt noch in den Anfängen, und Lendi bringt sie keinen Schritt weiter.

Ulrich Teichmann

Bruno Link: Social Costs. Die Lösung des Problems der social costs als An- satz einer Theorie der Wirtschaftspolitik. In: Europäische Hochschul- schriften. Reihe V. Volks- und Betriebswirtschaft, Bd. 7. Bern 1969. Verlag Herbert Lang & Cie AG. 160 Seiten.

Es ist heute üblich, statt von „Allgemeiner Wirtschaftspolitik" von einer eigenständigen „Theorie der Wirtschaftspolitik" zu sprechen. Eigentlich müßte die ökonomische Theorie auch gleichzeitig die beste „Theorie der Wirtschaftspolitik" sein. Die klassische Wirtschaftstheorie bis hin zur sogenannten „modernen Wachs- tumstheorie" versagt sich dieser Anwendung auf wirtschaftspolitische Probleme jedoch weitgehend und wendet ihr Hauptinteresse den Bedingungen zu, unter denen die marktwirtschaftliche Koordinierung aus sich heraus zu einem ökonomi- schen Gleichgewicht führt. Die ökonomische Theorie wird damit zu einem logischen System, das demonstriert, unter welchen Voraussetzungen Wirtschaftspolitik über- flüssig ist.

Auch der erste Versuch einer „Theorie der Wirtschaftspolitik" in Gestalt der „Wohlfahrtstheorie" entwickelt sich in der „neueren Wohlfahrtstheorie" in derselben Richtung wie die klassische ökonomische Theorie. Erst der makroökonomische Blickwinkel im wirtschaftstheoretischen Denken seit Keynes* „Allgemeiner Theorie" führt zu jenen Entscheidungsmodellen für die Wirtschaftspolitik, die einen neuen Ansatz zu einer „Theorie der Wirtschaftspolitik" darstellen. Seitdem spricht man von „rationaler Wirtschaftspolitik".

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Besprechungen 329

Es ist sicher der Fascination der im traditionellen, klassischen Gedankenge- bäude wurzelnden „neueren Wohlfahrtstheorie" zuzuschreiben, daß die ,, ältere Wohlfahrtstheorie" fast in Vergessenheit geraten ist. Sie entdeckt, daß auch bei modellmäßiger Funktion der marktwirtschaftlichen Koordinierung „volkswirt- schaftliche" Kosten und Erträge auftreten, die in die über den Marktmechanismus koordinierten Entscheidungen der einzelnen Wirtschaftssubjekte nicht eingehen. Diese Problematik wird in der späteren Literatur vorwiegend unter dem Aspekt der volkswirtschaftlichen oder „sozialen Kosten" diskutiert (social costs). Die die Öffentlichkeit gegenwärtig erregenden „Umweltprobleme" sind eine moderne Variante dieses Problems.

Die Existenz solcher volkswirtschaftlicher Kosten und Erträge dient als Aus- gangspunkt für den frühesten Ansatz zu einer „Theorie der Wirtschaftspolitik" auf der Grundlage des klassischen Gebäudes der ökonomischen Theorie. Die „reine Theorie" wird damit praktisch wieder zur „politischen Ökonomie" ergänzt: Auch in einer funktionierenden Marktwirtschaft besteht die Notwendigkeit staatlicher Wirtschaftspolitik, um volkswirtschaftliche Kosten zu vermeiden und volkswirt- schaftliche Erträge zu realisieren.

Hier ist auch Links „Ansatz zu einer Theorie der Wirtschaftspolitik" einzu- ordnen. Das Buch hat folgenden Ausgangspunkt: Die konventionelle ökonomische Theorie huldigt einem einseitig am Sozialprodukt orientierten „Ertragsdenken" und vernachlässigt die volkswirtschaftlichen Kosten. Wenn sie Gegenstand theoretischer Überlegungen sind, werden sie von der mikroökonomischen Kostentheorie her ana- lysiert. Das führt - insbesondere in Gestalt des Modells der vollständigen Konkur- renz - zu abstrakten, wirklichkeitsfernen Gedankengebäuden. Auf der anderen Seite verleiten empirische Untersuchungen nach Links Meinung zu bloßer Be- schreibung und Veranschaulichung der Probleme und können „eine Analyse unter einem allgemeineren Aspekt nicht ersetzen". Der Autor möchte deshalb einen Mittelweg zwischen Empirie und Abstraktion beschreiten (vgl. dazu S. 23 f.).

Er folgt der konventionellen Abstraktion - wie er dem Leser freilich erst später beiläufig enthüllt -, indem er es zu seinem eigentlichen Ziel erklärt, „der Wettbe- werbsidee einen neuen Sinn zu geben". Statt der in der gegenwärtigen Wirtschafts- politik bevorzugten fallweisen Lösungen stellt sich Link die Aufgabe, „dem Systemdenken wieder jene Bedeutung zukommen zu lassen, die ihm innerhalb der politischen Argumentation zukommen muß", um die Wirtschaftspolitik wieder zum „Teil eines übergeordneten Ordnungsprinzips" zu machen (vgl. dazu S. 74). Aber auch hier soll es um einen „dritten Weg" gehen zwischen der Alternative „Planwirt- schaft" oder „Marktwirtschaft" (S. 151). Die Notwendigkeit ergibt sich aus der Existenz der volkswirtschaftlichen Kosten.

Ihre Konkretisierung erfolgt empirisch in Gestalt der folgenden acht Problem- kreise: Gesundheitsschädigungen (Umweltprobleme), Fähigkeitskapital (Bildungs- ökonomie), Inflation, Wachstum, Arbeitslosigkeit, Freizeitverluste, säkulare Stag- nation, Raumproblem (S. 81 ff.).

Eine Lösung dieser Probleme erhofft sich Link von der Konstruktion eines „Modells der Problemlösung für volkswirtschaftliche Kosten", das es ermöglicht, die wichtigsten wirtschafte- und gesellschaftspolitischen Ziele gleichzeitig zu ver- wirklichen und damit die herkömmlichen „magischen Drei- und Fünfecke" zu vermeiden (S. 19).

Im 1. Kapitel (S. 21 ff.) beschäftigt sich der Autor mit dem „Phänomen der social costs" (Begriffssystem und Ursachen) sowie dem „Problem der social costs" (Ursachen und Wesen des Problems). Es folgt im 2. Kapitel (S. 61 ff.) die „Lösung des Problems der social costs innerhalb eines Modells der Problemlösung". Das konstruierte „Modell der Problemlösung" soll im 3. Kapitel (S. 81 ff.) zur Lösung der erwähnten acht wirtschaftspolitischen Problemkreise dienen. Schließlich disku- tiert Link im 4. und letzten Kapitel (S. 151 ff.) die institutionellen Voraussetzungen zur Lösung des Problems der volkswirtschaftlichen Kosten.

Das „Modell der Problemlösung" im 2. Kapitel dürfte das größte Interesse des Lesers erregen. Denn hier muß der „Ansatz einer Theorie der Wirtschaftspolitik" sichtbar werden, den der Autor im Titel verspricht. Dieses Modell läßt sich kurz folgendermaßen charakterisieren: Entgegen der traditionellen Orientierung am

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Modell der vollständigen Konkurrenz, das ein „reines Erklärungsmodell" (S. 19) darstellt und dem Anspruch auf Verwirklichung nicht entspricht, möchte Link der Wettbewerbsidee einen neuen Sinn geben. Der Staat soll nicht mehr die Aufgabe haben, ,, den Wettbewerb zu verwirklichen, sondern den Wettbewerb unter Berück- sichtigung der konkreten Gegebenheiten zu ermöglichen" (S. 74). Das erinnert an die - insbesondere von Marbach begründete - schweizerische Spielart der ,, funk- tionsfähigen Konkurrenz" in Gestalt des „möglichen Wettbewerbs". Für das opti- male Funktionieren des Wettbewerbs hat der Staat die Voraussetzungen zu schaffen.

Die Wirtschaftspolitik erhält dabei die Aufgabe, volkswirtschaftliche Verluste zu vermeiden. Daraus gewinnt Link den „grundlegenden Ansatzpunkt" seiner Theorie der Wirtschaftspolitik. Der Staat hat zur Erfüllung seiner Aufgabe „Wert- zerstörungsprozesse" zu hemmen und „Wertbildungsprozesse" zu fördern (S. 61). Er muß somit zusätzliche Kontrollaufgaben im wirtschaftlichen Geschehen über- nehmen (S. 78).

Wenn es in dem Bemühen um rationale Gestaltung der Wirtschaftspolitik noch darum gehen sollte, einer am Modell der vollständigen Konkurrenz orientierten Wirtschaftspolitik die Augen für die „konkreten Gegebenheiten" zu öffnen, dann bietet Links „Modell der Problemlösung" eine Fülle neuer Perspektiven und Lö- sungen. Die Berücksichtigung der volkswirtschaftlichen Kosten ist eine wirklich- keitsnahe Ergänzung. Sie erlaubt es insbesondere, die vernachlässigten „Umwelt- probleme" sowie den Wunsch der Menschen nach mehr Freizeit wieder in den öko- nomischen Horizont einzubeziehen. Links Lösungen entbehren hier nicht einer ge- wissen Originalität.

Dem Leser drängt sich jedoch die Frage auf, ob dieser neue Sinn der Wettbe- werbsidee inzwischen nicht auch schon überholt ist. Zu diesen Zweifeln veranlaßt das Dilemma, in das Link bei seiner neuen Wettbewerbsidee gerät: Einmal wird festgestellt, daß die Kontrollfunktion des Marktmechanismus beim Vorhandensein von volkswirtschaftlichen Kosten außer Kraft gesetzt ist (S. 78). Auf der anderen Seite ist das Vertrauen darauf, daß in einer Marktwirtschaft „in einem weiten Be- reich die Steuerung des Wirtschaftsgeschehens durch den Preismechanismus be- friedigend gelöst werden (kann)", wichtige Grundlage von Links Überlegungen. Dieses Vertrauen dient sogar als Alibi dafür, „daß wir in einer Marktwirtschaft nicht über alle Beziehungszusammenhänge Bescheid wissen müssen" (S. 51). Er- staunt könnte der Leser fragen, wie man dieses Vertrauen einem Mechanismus ent- gegenbringen darf, der durch die volkswirtschaftlichen Kosten außer Kraft gesetzt ist und staatliche Wirtschaftspolitik verlangt.

Dieses Dilemma wirft die Frage auf, inwieweit der Markt heute noch als Orakel dienen kann, um „feststellbare Entwicklungstrends der Wirtschaft" (vgl. S. 123) zu prognostizieren und sie dann zum eigenständigen Ziel der Wirtschaftspolitik zu erheben. Gerade die „Umweltprobleme" scheinen bewußt zu machen, daß es vor- dringlich ist, dem wirtschaftlichen Bereich aus gesellschaftlichen Zielen - und nicht so sehr Ordnungsprinzipien - abgeleitete Entwicklungstrends vorzugeben. Link gerät hier auf seinem „Mittelweg" zwischen „Systemdenken" und „Lösungen von Fall zu Fall" in Schwierigkeiten, die durch die Förderungs- und Hemmungspolitik aufgrund volkswirtschaftlicher Kosten praktisch nicht zu lösen sind, solange das Verhältnis zwischen Markt und staatlicher Wirtschaftspolitik im Zwielicht bleibt. Soll der Staat das Modell der vollständigen Konkurrenz zwar nicht verwirklichen, es aber als „Erklärungsmodell" benutzen und sich an ihm und seinen Ergebnissen orientieren; Entscheidungen treffen, als ob (vollständiger) Wettbewerb herrschen w ürde ?

In diesem Fall wäre ganz deutlich, daß der neue Sinn der Wettbewerbsidee nicht so neu ist, wie es bei der Lektüre von Links Buch erscheinen könnte. W.A. Jöhr, auf dessen Vorlesungen Link sich gern beruft, hat das Modell der vollkommenen Konkurrenz sowie seine Funktion und Stellung in der Nationalökonomie bereits 1948 eingehend analysiert. Der - allerdings vorwiegend deutsche - Ordo -Liberalismus benutzt die Existenz volkswirtschaftlicher Kosten ebenfalls für sein „Modell" einer durch einen starken Staat geordneten Marktwirtschaft. Schließlich sei nochmals daran erinnert, daß auch die „ältere Wohlfahrtstheorie" aus der Entdeckung der volkswirtschaftlichen Kosten wirtschaftspolitische Folgerungen zieht. Ein Absatz

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zu einer Theorie der Wirtschaftspolitik aufgrund einer neuen Interpretation der Wettbewerbsidee sollte dem Leser ältere - zumindest ähnliche - Interpretationen nicht vorenthalten. Das würde es erleichtern, das Neue an dem neuen Sinn der Wettbewerbsidee besser zu erkennen.

Reinhard Blum

Ulrich Schließer: Pareto-Optima, Externe Effekte und die Theorie des Zweit- besten. Schriftenreihe: Annales Universitatis Saraviensis, Kechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Abteilung, Heft 36. Köln-Berlin-Bonn- München 1969. Carl Heymanns Verlag KG. 97 Seiten.

In der Arbeit soll gezeigt werden, wie in einer durch externe Effekte und ,, nichtoptimale" Verhaltensweisen charakterisierten Volkswirtschaft dem Wohl- fahrtsmaximierungsziel bei dezentraler Organisation genügt werden kann. Es wird von den üblichen restriktiven Annahmen (keine Lagerhaltung, keine „increasing returns", keine Informationsproblematik usw.) ausgegangen. Insonderheit bedient sich der Verfasser einer (allgemein formulierten) Gesamtwohlfahrtsfunktion, die aus der Addition der gewichteten Individualnutzen resultiert. In der flüssigen und gut verständlichen formalen Argumentation, die die gesamte Arbeit auszeichnet, wird im 2. Kapitel zunächst das Pareto- Optimum dargestellt und dann geprüft, ob und wie die dezentralen Entscheidungen von Konsumenten und Produzenten im Kon- kurrenzgleichgewicht über den Preismechanismus die Bedingungen des Pareto- Optimums erfüllen. Allbekanntes Ergebnis ist, daß die dezentrale Organisation nur bei unabhängigen Zielfunktionen der einzelnen Entscheidungsträger zu jenem Opti- mum führt.

Eben solche Abhängigkeiten der individuellen Zielfunktionen bringen die exter- nen Effekte mit sich, deren Zurechenbarkeit auf die jeweils verursachenden Fak- toren unterstellt wird (S. 44). Der Verfasser untersucht im 3. Kapitel zunächst, wie die al lokat ionsbeeinträchtigende Wirkung der externen Effekte durch direkte Maß- nahmen neutralisiert werden kann. Als sinnvolles Instrument dafür erweist sich in der formalen Analyse die Steuer- bzw. Subventionspolitik. Eine weitere Maßnahme ist die „Schaffung" von allokationsförderlichen Kooperationsformen, die sich für die Kooperierenden in höherem Gesamtnutzen bzw. Gesamtgewinn auszahlen. Hierfür zieht der Verfasser die Fusion, die Simulation eines Preismechanismus für das Gut „externe Effekte" und direkte Verhandlungen zwischen den durch die externen Effekte Betroffenen in Betracht. Bei der Analyse der letzteren Kooperationsform wird die (nicht vollständige) von Neumann- Morgenstern-Lösung für kooperative Zwei-Personen-Spiele mit Kompensationszahlungen zugrundegelegt, wobei die Ge- winne bei Unabhängigkeit (keine Kooperation) die Rolle der sicheren Höchstgewinne wahrnehmen. Da man jedoch von einem fühlbaren Einfluß der externen Effekte auf die Gewinnsituation der Betroffenen ausgehen muß, erweist sich die Lösung hier nicht ohne weiteres als spiel theoretisch rational. Die Alternative zur Kooperation ist nicht die Situation der Unabhängigkeit, sondern die des bewußten Einsatzes des Strategieparameters „externe Effekte".

Im 4. Kapitel wird die Nichtneutral isierbarkeit der externen Effekte und/oder der „nichtoptimalen" Verhaltensweisen der Wirtschaftssubjekte unterstellt, womit die beste Lösung - das absolute Wohlfahrtsmaximum - nicht mehr erreichbar ist. Es wird nun untersucht, welche Maßnahmen eine zweitbeste Lösung angesichts der nicht zu beseitigenden Unvollkommenheiten erforderlich macht. Dieses Kapitel er- weist sich im wesentlichen als Darstellung, Kritik und Gegenüberstellung der Bei- träge von Lancaster und Lipsey sowie von Davis und Whinston zur Theorie des Zweit- besten. Hierbei erscheint die Kritik an dem Beispiel von Lancaster und Lipsey etwas überdimensioniert. Der Einwand auf S. 74, daß ein Monopolist nicht das Preisver- hältnis zu anderen Anbietern fixieren kann, leuchtet im Rahmen des Modells nicht ein (das konstante Preisverhältnis resultiert aus den Verhaltensweisen beider Anbie-

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