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1.3.2021 B-8-6 Förderschwerpunkt Lernen Fokus: Pädagogische Diagnostik Sonderpädagogische Diagnostik Sommersemester 2021 Dipl.-Päd. Dr. in Ursula Axmann-Leibetseder Einschreibeschlüssel: SDSS21/BP4I2

Sonderpädagogische Diagnostik

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Page 1: Sonderpädagogische Diagnostik

1.3.2021

B-8-6 Förderschwerpunkt Lernen

Fokus: Pädagogische Diagnostik

Sonderpädagogische Diagnostik

Sommersemester 2021

Dipl.-Päd. Dr.in Ursula Axmann-Leibetseder

Einschreibeschlüssel: SDSS21/BP4I2

Page 2: Sonderpädagogische Diagnostik

Kontaktdaten:

[email protected]

Schule:

NMSI & Junior High School Konstanziag. 50, 1220 Wien

Lernwerkstatt Donaustadt: Steinbrechergasse 6, 1220 Wien

1.3.2021

Page 3: Sonderpädagogische Diagnostik

ORGANISATORISCHESOrt: Distance learning (Zoom)

Uhrzeit: 15:50-18:10

Termine:

•1.3.2021

•8.3.2021

•15.3.2021

•22.3.2021

•12.4.2021 1.3.2021

Page 4: Sonderpädagogische Diagnostik

BEURTEILUNGSSCHEMASEMINAR 1 SWS; 1,5 ECTS

• 80% Anwesenheit

• Arbeitsaufträge (mind. 3) 50 Punkte (5x10)

• Portfolio (mind. 5 Seiten) 50 Punkte

• Abgabetermine Arbeitsaufträge: jeweils bis zum nächsten Termin

• Abgabetermin Portfolio: 1.6.2021 oder spätestens bis 2.7.2021

• Arbeitsaufträge und Portfolio bitte ausschließlich auf PHoodle

hochladen, nicht per E-Mail senden!

• Notenschlüssel: 5: 0-49, 4: 50-62, 3: 63-75, 2: 76-88, 1: 89-1001.3.2021

Page 5: Sonderpädagogische Diagnostik

INHALT DER LEHRVERANSTALTUNG

• Sichtweisen von Behinderung

• Sonderpädagogische Kategorien und Begriffe

• Sonderpädagogische Diagnostik – Förderdiagnostik

• Kind-Umfeld-Analyse

• Zum Begriff „Sonderpädagogischer Förderbedarf“

•Organisationsstruktur/Feststellung des Sonderpädagogischen

Förderbedarfs

• Pädagogischer Bericht1.3.2021

Page 6: Sonderpädagogische Diagnostik

HERKUNFT DES BEGRIFFS „BEHINDERUNG“

• zunächst Übernahme medizinischer Terminologie

• Abnormität betont – Integration erschwert

• Keine eigene Definition, weil vermeintlich eindeutig

• Zeit des Nationalsozialismus: Unterscheidung zw. geistiger und körperlicher

Behinderung

• Alltagssprache: „Behinderter“

• heute: „Mensch mit einer Behinderung“

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Page 7: Sonderpädagogische Diagnostik

VERSUCH EINER DEFINITION VON BEHINDERUNG

„‚Behinderung‘ ist zunächst weder ein pädagogischer Begriff noch ein

erzieherischer Sachverhalt. Worte wie ‚Hindernis‘, ‚Behinderung‘ bezeichnen

Situationen in der (physischen) Gegenstandswelt, in denen bestimmte

Bewegungen oder Prozesse aufgehalten und in ihrem üblichen oder

vorgesehenen Verlauf gehemmt werden. Wenn daher in unserer durch

exzessive Mobilität gekennzeichneten Welt von ‚Behinderungen‘ die Rede ist,

so in aller Regel im Zusammenhang mit Verkehrsbehinderungen.“

(Kobi 1993, S. 98)

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Page 8: Sonderpädagogische Diagnostik

SAMMELBEGRIFF BEHINDERUNG

Wird von Behinderung in Zusammenhang mit einer

Funktionsbeeinträchtigung gesprochen, so macht es den Eindruck, als

würde eine allgemeine Übereinstimmung darüber herrschen, was als

Behinderung und wer als Behinderter zu gelten hat, obwohl es „die“

Behinderung gar nicht gibt. Vielmehr verstecken sich hinter dem

Sammelbegriff Behinderung zahlreiche spezifische Beeinträchtigungen,

so dass damit keineswegs eine homogene Personengruppe gemeint ist (vgl. Tröster 1990, S. 12 f)

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Page 9: Sonderpädagogische Diagnostik

• Erziehungswissenschaftliche Sicht:

Bezieht sich auf Bildung und Erziehung.

• Medizinische Sicht:

Betont Abgrenzung zwischen Krankheit und Behinderung.

• Sozialpsychologische Sicht:

Thematisiert die sozialen Konsequenzen für den von Behinderung betroffenen

Menschen.

• Juristische Sicht:

Regelt den Anspruch von Menschen mit Behinderungen auf Sozialleistungen.

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Page 10: Sonderpädagogische Diagnostik

ZUSCHREIBUNG/KATEGORISIERUNG: „BEHINDERUNG“

• Beschreibung – Klassifizierung (auf Basis von Theoriemodellen)

• Klassifizierung/Kategorisierung: Zuordnung von Konzepten zu Merkmalen

Rechts-, Sozial-, Bildungs-, Gesundheitswesen bzw. Arbeitsmarkt

Abhängig von Zielsetzung

• AdressatInnen heilpädagogischer Bemühungen: kaum quantitative Begrenzung

möglich

für Ausgegrenzte und Benachteiligte (Haeberlin 1996)

Fokussierung auf Behinderung – kein konsistentes Begriffssystem

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Page 11: Sonderpädagogische Diagnostik

ZUR QUOTENPROBLEMATIK BEI „BEHINDERUNG“

• International zw. weniger als 1% und mehr als 20% (OECD 2005)

-bezogen auf Kindesalter

•Unterschiede auch innerhalb eines Staates: abhängig von Indikatoren

vgl. Biewer 2010, S. 33f1.3.2021

Page 12: Sonderpädagogische Diagnostik

DESHALB:

•Keine einheitliche Definition von Behinderung möglich.

•Beschreibung immer in Bezug auf Denkungsweise.

•Zielsetzungen entscheidend

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Page 13: Sonderpädagogische Diagnostik

BEHINDERUNG AUS MEDIZINISCHER SICHT

•Heilpädagogik: früher rein medizinische Sicht in Bezug auf

Behinderung

•ab dem 19. Jahrhundert: Hinwendung zu pädagogischer

Sicht

•Verhältnis Medizin und Pädagogik heute: Abgrenzung und

Nähe (Strachota 2002)

• ICD-10

•DSM V

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Page 14: Sonderpädagogische Diagnostik

ICD-10

• Krankheiten werden weltweit mit der ICD klassifiziert.

• ICD: “International Statistical Classification of Diseases and

Related Health Problems” (Internationale statistische

Klassifikation der Krankheiten und verwandter

Gesundheitsprobleme)

• von WHO erstellt

•Neueste Version ICD-11 soll ab 2022 in Kraft treten.

• Erkrankungen werden allein über die individuelle Symptomatik

und Diagnose definiert.1.3.2021

Page 15: Sonderpädagogische Diagnostik

INHALT DER ICD-10• insgesamt 22 Kapitel

• Relevante Inhalte der ICD-10 für Sonderpädagogik:

Kapitel V: Psychische u. Verhaltensstörungen

Kapitel XVII: Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und

Chromosomenanomalien

• Quelle:

• https://www.dimdi.de/static/de/klassifikationen/icd/icd-10-gm/kode-

suche/htmlgm2021/, Zugriff am 28.2.2021

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Page 16: Sonderpädagogische Diagnostik

DSM V

• „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“

• entwickelt in USA aber weltweit gebräuchlich

• erste Fassung 1952

• ausführlicher als Kapitel 5 der ICD-10

• einigermaßen kompatibel zu ICD-10

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Page 17: Sonderpädagogische Diagnostik

DIE ICF ALS ERGÄNZUNG ZU ICD-10

• seit 2005 ICF, früher ICIDH-2

• Ziel ist gemeinsame Terminologie

• Behinderung wird in Bezug auf Funktionsfähigkeit betrachtet und

Kontextfaktoren miteinbezogen

• Auch Komponenten von Gesundheit werden erfasst

• Salutogenetischer Ansatz – nicht nur Menschen mit Behinderungen können

klassifiziert werden

• Behinderung wird als Produkt der Wechselwirkung von Gesundheitsmerkmalen

und kontextuellen Faktoren betrachtet!

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Page 18: Sonderpädagogische Diagnostik

BEHINDERUNG AUS PÄDAGOGISCHER SICHT

• Definition des Deutschen Bildungsrates: „Als behindert im

erziehungswissenschaftlichen Sinne gelten alle Kinder, Jugendlichen und

Erwachsenen, die in ihrem Lernen, im sozialen Verhalten, in der sprachlichen

Kommunikation oder in den psychomotorischen Fähigkeiten so weit beeinträchtigt

sind, dass ihre Teilhabe am Leben der Gesellschaft wesentlich erschwert ist.“

(DBR 1974)

• Terminologie bis heute uneinheitlich

• z.B. Unterscheidung: Behinderung-Störung-Gefährdung (Bach 1999)

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Page 19: Sonderpädagogische Diagnostik

KATEGORISIERUNG DURCH DIE OECD

Länderübergreifende Kategorien der OECD:

A Behinderungen

(„disabilities“)

Behinderungen mit organischer

Ursache

B Lernschwierigkeiten

(„learning difficulties“)

Lern- und Verhaltensstörungen

C Benachteiligungen

(„disadvantages“)

Soziale, kulturelle und sprachliche

Benachteiligungen1.3.2021

Page 20: Sonderpädagogische Diagnostik

SONDERPÄDAGOGISCHE KATEGORIEN

• Blindheit

• Sehbehinderung

• Gehörlosigkeit

• Schwerhörigkeit

• Lernbehinderung

• Geistige Behinderung

• Verhaltensbehinderung/Verhaltensstörung

• Körperbehinderung

• Sprachbehinderung

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Page 21: Sonderpädagogische Diagnostik

BEHINDERUNG-SPF

•ab 1980er Jahre: Ersatz des Behinderungsbegriffes durch

„Sonderpädagogischer Förderbedarf“ im Schulwesen

• In Österreich: 15. SchOG-Novelle 1993

•Grundsatzproblem bleibt: Ein „Bedarf“ kann nur über ein

Defizit und das dazu passende Angebot bestimmt werden.

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Page 22: Sonderpädagogische Diagnostik

SONDERPÄDAGOGISCHE DIAGNOSTIK

• Früher: Diagnostik zur Beantwortung der Platzierungsfrage

Testungen defizitorientiert => Aufspüren von Defiziten

• Heute: Förderdiagnostik

Ressourcenorientiert

=> Entwicklungsdiagnostik, die nicht nur den Entwicklungsstand des

Kindes, sondern auch die Umweltbedingungen untersucht, unter

denen es sich entwickelt!

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Page 23: Sonderpädagogische Diagnostik

1. ARBEITSAUFTRAG

• Bitte lesen Sie den Text: „Die Erlebnismaschine“ von Rupert Corazza

Integrationsberatungsstelle im SSR für Wien (Hrsg.): I-Journal. Themenschwerpunkt

BeratungslehrerInnen und Psychagogische BetreuerInnen. Wien 2017, S. 5-10

• Bitte fassen Sie den Text „Unwörter der Sonderpädagogik“ von Hans

Wocken auf max. einer A4 Seite zusammen.

Wocken, Hans: Zum Haus der inklusiven Schule. Ansichten-Zugänge-Wege.- Hamburg: Feldhaus

2014, S. 163-170

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Page 24: Sonderpädagogische Diagnostik

LITERATUR

Biewer, Gottfried: Grundlagen der Heilpädagogik und der inklusiven Pädagogik.- Bad

Heilbrunn: Julius Klinkhardt 2010, 2. Auflage

ICD-10: https://www.dimdi.de/static/de/klassifikationen/icd/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2021/,

Zugriff am 28.2.2021

Kobi, Emil E.: Grundfragen der Heilpädagogik. Eine Einführung in heilpädagogisches Denken.- Bern:

Haupt 1993, 5. Auflage

Tröster, Heinrich: Einstellungen und Verhalten gegenüber Behinderten: Konzepte, Ergebnisse und

Perspektiven sozialpsychologischer Forschung.- Bern: Verlag Hans Huber 1990

Wocken, Hans: Zum Haus der inklusiven Schule. Ansichten-Zugänge-Wege.- Hamburg:

Feldhaus 2014 1.3.2021