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Sozialpsychologie des Selbst - Das Selbst und die Identität

Sozialpsychologie des Selbst - Das Selbst und die Identität · 3) Die Salienz einer Identität hängt sowohl von der Bereitschaft der Person ab, eine bestimmte Identität anzunehmen,

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Sozialpsychologie des Selbst

- Das Selbst und die Identität

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Sozialpsychologie des Selbst – Das Selbst und die Identität (C. Rosenberger)

Das Selbst und die Identität

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Gedankenexperiment

Malen Sie sich zunächst einmal aus, wie Sie den Speichel, der Ihnen im Mund zusammenläuft, herunterschlucken, oder tun Sie es.

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Gedankenexperiment

Malen Sie sich zunächst einmal aus, wie Sie den Speichel, der Ihnen im Mund zusammenläuft, herunterschlucken, oder tun Sie es.

Stellen Sie sich danach vor, wie sie ihn in einen Becher spucken und diesen austrinken!

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Gedankenexperiment

Malen Sie sich zunächst einmal aus, wie Sie den Speichel, der Ihnen im Mund zusammenläuft, herunterschlucken, oder tun Sie es.

Stellen Sie sich danach vor, wie sie ihn in einen Becher spucken und diesen austrinken!

Was mit unserem Selbst assoziiert oder in ihm enthalten ist, nimmt eine

völlig andere psychologische Qualität an als Dinge, die vom Selbst dissoziiert oder ausgeschlossen sind!

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Das Selbst und die Identität

Definitionen:

Das Selbst und die Identität sind Platzhalter für eine Gesamtheit psychologischer Erfahrungen (Gedanken, Gefühle, Motive, etc.), die das Verständnis einer Person von ihrem Platz in der sozialen Umwelt widerspiegeln.

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Das Selbst und die Identität

Definitionen:

Das Selbst und die Identität sind Platzhalter für eine Gesamtheit psychologischer Erfahrungen (Gedanken, Gefühle, Motive, etc.), die das Verständnis einer Person von ihrem Platz in der sozialen Umwelt widerspiegeln.

komplexes Wechselspiel zwischen menschlichem Denken und der sozialen Umwelt

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Das Selbst und die Identität

2 Traditionen im Zusammenhang mit dem Selbst und der Identität:

Nordamerika:

• Bevorzugung des Begriffs „Selbst“

•"Selbst" im Sinne einer individualistischen Sichtweise

• Wurzeln des sozialen Selbst primär in interpersonellen Beziehungen

• Beziehungen zwischen Gruppen geringere Gewichtung

• Gruppenmitgliedschaft einer Person wird nur als weiteres persönliches Merkmal unter anderen gesehen

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Das Selbst und die Identität

2 Traditionen im Zusammenhang mit dem Selbst und der Identität:

Europa:

• Bevorzugung des Begriffs „Identität“

• Betonung der zentralen Rolle der Gruppenmitgliedschaft und der Intergruppenbeziehungen

• Konzentration auf Voraussetzungen und Konsequenzen kollektiv geteilter Identität

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Das Selbst und die Identität

2 Traditionen im Zusammenhang mit dem Selbst und der Identität:

Europa:

• Bevorzugung des Begriffs „Identität“

• Betonung der zentralen Rolle der Gruppenmitgliedschaft und der Intergruppenbeziehungen

• Konzentration auf Voraussetzungen und Konsequenzen kollektiv geteilter Identität

Koexistenz beider Ansätze

Grund, weshalb man beide Begriffe meist gemeinsam gebraucht

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Selbst und Identität als sozialpsychologische Begriffe

Interaktion in der Sozialen Umwelt

Interaktion in der Sozialen Umwelt

Selbst/Identität

Selbst/Identität sowohl Ergebnis/Konsequenz einer sozialen Interaktion, als auch als vorausgehende Bedingung, für spätere soziale Interaktion

Doppelrolle von Selbst/IdentitätSelbst/Identität als Mediator

= variabler Prozess, der sich während der sozialen Interaktion formt und dann nachfolgende Interaktionen lenkt/beeinflusst

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Das Selbst als „offenes System“

Interaktion in der Sozialen Umwelt

Interaktion in der Sozialen Umwelt

Selbst/Identität

Das Selbst:

• kann Einflüsse von außen erleben• ist erweiterbar• entwickelt im Laufe der Erweiterungen neue Komponenten / Ebenen

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Das Selbst als „offenes System“

Interaktion in der Sozialen Umwelt

Interaktion in der Sozialen Umwelt

Selbst/Identität

Das Selbst:

• kann Einflüsse von außen erleben• ist erweiterbar• entwickelt im Laufe der Erweiterungen neue Komponenten / Ebenen

• strebt nach Gleichgewicht• „eingebaute“ (negative) Feedback- und Selbstkorrekturmechanismen (Selbstaufmerksamkeit, Selbstbewertung)

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Erweiterung des Selbst und Ebenen der Identität

Allport:

Fähigkeit, das Selbst so zu erweitern, dass in ihm konkrete Objekte, andere Menschen oder abstrakte Ideale enthalten sind, denen eine hohe persönliche Bedeutung zukommt und die als „zu mir gehörig“ bewertet werden = Zeichen von Reife

Zeichen der Breite und des Ausmaßes des Gefühls der Selbst- betroffenheit

Soziale Identifikationsprozesse

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Erweiterung des Selbst und Ebenen der Identität

Untersuchungsergebnisse:

In engen sozialen Beziehungen beziehen sich die Beteiligten gegensei- tig in ihr „Selbst“ mit ein. wichtige Konsequenzen für Informationsverarbeitung und Verhalten

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Erweiterung des Selbst und Ebenen der Identität

Untersuchungsergebnisse:

In engen sozialen Beziehungen beziehen sich die Beteiligten gegensei- tig in ihr „Selbst“ mit ein. wichtige Konsequenzen für Informationsverarbeitung und Verhalten

verheiratete Studenten höherer Semester hatten größere Schwierigkeiten

bei der Entscheidung, ob ein bestimmtes Persönlichkeitsmerkmal ihre Person beschreibt oder nicht, wenn sie sich von ihrem Ehepartner in gerade diesem Merkmal unterscheiden, als wenn sie selbst und ihr Ehepartner sich in diesem Persönlichkeitsmerkmal ähnlich waren

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Erweiterung des Selbst und Ebenen der Identität

Untersuchungsergebnisse:

In engen sozialen Beziehungen beziehen sich die Beteiligten gegensei- tig in ihr „Selbst“ mit ein. wichtige Konsequenzen für Informationsverarbeitung und Verhalten

verheiratete Studenten höherer Semester hatten größere Schwierigkeiten

bei der Entscheidung, ob ein bestimmtes Persönlichkeitsmerkmal ihre Person beschreibt oder nicht, wenn sie sich von ihrem Ehepartner in gerade diesem Merkmal unterscheiden, als wenn sie selbst und ihr Ehepartner sich in diesem Persönlichkeitsmerkmal ähnlich waren

mögliche Erklärung: Aufnahme des Partners ins psychologische Selbst

Unterschiede führen tendenziell zu Verwirrungen und beeinträchtigen dadurch die auf das Selbst bezogene Informationsverarbeitung

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Erweiterung des Selbst und Ebenen der Identität

Resümee zur Erweiterung des Selbst:

In der Erweiterung des Selbst kommt die Fähigkeit des Menschen zum Ausdruck, sich auf unterschiedlichen Ebenen sozial einzubinden und zu identifizieren (Familie, Nachbarschaft, Universität, politische Partei, Nation, etc.).

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Theorie der sozialen Identität in Intergruppenbeziehungen

Definition „Soziale Identität“:= Jener Teil des Selbstkonzepts einer Person, der sich aus dem Wissen über die Mitgliedschaft in einer oder mehreren sozialen Gruppen und dem Wert der emotionalen Bedeutung dieser Mitgliedschaft ableitet.

umfasst die Selbstdefinition als austauschbares Gruppenmitglied im Sinne des Unterscheidung zwischen Eigen- und Fremdgruppe.

kann zu Intergruppendiskriminierung und Intergruppenkonflikten führen

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Theorie der sozialen Identität in Intergruppenbeziehungen

Theorie:

• Kategorisierung der Eigen- und der Fremdgruppe = die Keimzelle dafür, dass man eine auf Gruppenmitgliedschaft beruhende soziale Identität entwickelt

• Gruppenmitglieder streben nach sozialer Identität Darstellung der Eigengruppe als positiver als die Fremdgruppe

• Intergruppendiskriminierung kann Mittel zur besseren Selbstdarstellung in der Abgrenzung zur Fremdgruppe sein

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Theorie der sozialen Identität in Intergruppenbeziehungen

Anwendungsbereiche der Theorie:

• sozialpsychologische Analysen statusschwacher Minderheiten oder anderer benachteiligten Gruppen

• benachteiligte soziale Stellung unbefriedigte soziale Identität Motivation, angemessene Problemlösestrategien zu suchen, um eine befriedigendere soziale Identität zu erreichen

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Studie von Lücken & Simon (2005)

Wie erleben Minoritäten und Majoritäten ihren Status?Hypothese und Vorhersagen:

• Das Wissen über die eigene Mitgliedschaft einer Minorität/Majorität hat Auswirkungen auf das eigene Denken und Fühlen.

• Mitglieder von Minoritäten neigen eher dazu, sich kognitiv mit ihrer eigenen Gruppenmitgliedschaft zu beschäftigen.

• Mitglieder von Minoritäten neigen eher dazu, ihre eigene Gruppenmitgliedschaft negativer zu betrachten

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Studie von Lücken & Simon (2005)

Wie erleben Minoritäten und Majoritäten ihren Status?Methode:

• 61 deutsche Studenten• angeblich wurde der Zusammenhang zwischen künstlerischen Vorlieben und Persönlichkeitseigenschaften untersucht• Vpn bekamen Gemälde am PC gezeigt und mussten angeben, wie gut es ihnen gefällt• Information, dass alle Bilder von 2 anonymen Künstlern X und Y stammten• anschließend angebliche Ermittlung der künstlerischen Vorliebe durch den Computer • tatsächlich wurde ihnen gesagt, dass sie X den Vorzug gegenüber Y gäben

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Studie von Lücken & Simon (2005)

Wie erleben Minoritäten und Majoritäten ihren Status?Methode:

• Bedingung „Minorität“: Behauptung, dass nur 10% X bevorzugen und 80% Y• Bedingung „Majorität“: umgekehrte Angaben• anschließend Fragen zur kognitiven Beschäftigung mit der Gruppenmitgliedschaft, zu affektiven Maßen und zu kollektiven Identifikationsmaßen

Ergebnisse:• Bestätigung der Vorhersagen• höhere kognitive Beschäftigung und negativere Affekte bei Minorität• zudem stärkere Identifikation der Minorität mit ihrer Rolle als Mitglied (aufgrund der erhöhten kognitiven Beschäftigung)

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Die Selbstkategorisierungstheorie

Unterscheidung zwischen personaler und sozialer Identität:(Turner)= Anfänge der Selbstkategorisierungstheorie

Definition „personaler Identität“:Selbstdefinition als einzigartiges Individuum im Sinne einer interpersonellen oder intragruppalen Differenzierung

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Die SelbstkategorisierungstheorieSelbstkategorisierung:= Bildung kognitiver Gruppen bestehend aus der eigenen Person sowie weiteren Personen in Abgrenzung zu Gruppierungen bestehend aus anderen Personen

Wie beeinflusst der Prozess der Kategorisierung der eigenen Person als Gruppenmitglied die soziale Identität?

Wie führt diese Kategorisierung dann zu verschiedenen Formen des Gruppenverhaltens und des Intergruppenverhaltens?

sowohl personelle als auch soziale Identität = Ergebnis von Selbstkategorisierungsprozesse

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Die SelbstkategorisierungstheorieSelbstkategorisierung:= Bildung kognitiver Gruppen bestehend aus der eigenen Person sowie weiteren Personen in Abgrenzung zu Gruppierungen bestehend aus anderen Personen

Wie beeinflusst der Prozess der Kategorisierung der eigenen Person als Gruppenmitglied die soziale Identität?

Wie führt diese Kategorisierung dann zu verschiedenen Formen des Gruppenverhaltens und des Intergruppenverhaltens?

sowohl personelle als auch soziale Identität = Ergebnis von Selbstkategorisierungsprozesse

spezifische Aussagen, sowohl über die notwendigen Vorbedingungen als auch über die Konsequenzen sozialer und personaler Identität liefert Erklärungen für individuelles Verhalten, das von der persönlichen Identität bestimmt wird, aber auch für das Gruppenverhalten, das von der sozialen Identität bestimmt wird

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Die Selbstkategorisierungstheorie

3 Grundannahmen der Theorie:

1) Identitäten können auf verschiedenen Ebenen der sozialenInklusivität konstruiert werden.

2) Identitäten sind Vergleichskonstrukte.

3) Die Salienz einer Identität hängt sowohl von der Bereitschaft der Person ab, eine bestimmte Identität anzunehmen, als auch davon,

wie die Identität zum sozialen Konzept passt.

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Unterschiedliche Konsequenzen sozialer und personeller Identität

saliente persönliche Identität: Wahrnehmung der interindividuellen Unterschiede und der intraindividuellen Ähnlichkeiten hervorgehoben (→ Personalisation)

soziale Identität führt zur Selbstwahrnehmung als austauschbares Mitglied der Gruppe, aber auch als unterscheidbares Mitglied von Fremdgruppen (→ Depersonalisation)

Depersonalisation und Personalisation = treibende Kräfte für Gruppenverhalten bzw. individualistisches Verhalten

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Unterschiedliche Konsequenzen sozialer und personeller Identität

saliente persönliche Identität: Wahrnehmung der interindividuellen Unterschiede und der intraindividuellen Ähnlichkeiten hervorgehoben (→ Personalisation)

soziale Identität führt zur Selbstwahrnehmung als austauschbares Mitglied der Gruppe, aber auch als unterscheidbares Mitglied von Fremdgruppen (→ Depersonalisation)

Depersonalisation und Personalisation = treibende Kräfte für Gruppenverhalten bzw. individualistisches Verhalten

Folgerung: Das Selbst wird nicht in Form von absoluten Eigenschaften sondern im Sinne wechselnder, relationaler Selbstkategorien betrachtet.

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Video

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Vorurteile und soziale DiskriminierungDefinitionen:Vorurteil:= abwertende Einstellung oder Antipathie gegenüber bestimmten sozialen Gruppen oder ihren MitgliedernSoziale Diskriminierung:= negatives, benachteiligendes oder abwertendes Verhalten gegenüber einer sozialen Gruppe oder ihren Mitgliedern

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Vorurteile und soziale DiskriminierungDefinitionen:Vorurteil:= abwertende Einstellung oder Antipathie gegenüber bestimmten sozialen Gruppen oder ihren MitgliedernSoziale Diskriminierung:= negatives, benachteiligendes oder abwertendes Verhalten gegenüber einer sozialen Gruppe oder ihren Mitgliedern

Subtile Formen der Diskriminierung:Symbolische Gleichberechtigung:Einer sozialen Minderheit wird ein geringfügiger Vorteil zugestanden, um eine umfassendere negative Diskriminierung zu rechtfertigen.Umgekehrte Diskriminierung:= systematisch positivere Bewertung oder Behandlung der Mitglieder einer Zielfremdgruppe im Vergleich zu Mitgliedern der Eigengruppe kann zu negativerem Selbstwertgefühl der Fremdgruppe führen

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Vorurteile und soziale Diskriminierung

Vorurteile:• Inhalt verbunden mit negativen Gefühlen• Verhalten gegenüber dieser Fremdgruppe steht in Verbindung zu unseren Urteilen und Emotionen• beziehen sich sowohl auf die Gruppe als Ganzes, als auch auf deren individuellen Mitglieder

Verallgemeinerung einer Gruppe von Menschen Nichtbeachtung interindividueller Unterschiede

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Vorurteile und soziale Diskriminierung

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Verringerung von Vorurteilen und Intergruppenkonflikten

Kontakthypothese:(Allport)Vorurteile können abgebaut werden, indem man mit Mitgliedern anderer sozialer Gruppen in Kontakt tritt.Hierfür müssen allerdings folgende Bedingungen erfüllt sein:

• gleicher Status für die Mitglieder beider Gruppen in der Kontaktsituation• übergeordnete Ziele• kein Wettbewerb zwischen den Gruppenmitgliedern• Unterstützung durch Normen und leitende Personen der beteiligten Institutionen

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Verringerung von Vorurteilen und Intergruppenkonflikten

Kontakthypothese:(Allport)Vorurteile können abgebaut werden, indem man mit Mitgliedern anderer sozialer Gruppen in Kontakt tritt.Hierfür müssen allerdings folgende Bedingungen erfüllt sein:

• gleicher Status für die Mitglieder beider Gruppen in der Kontaktsituation• übergeordnete Ziele• kein Wettbewerb zwischen den Gruppenmitgliedern• Unterstützung durch Normen und leitende Personen der beteiligten Institutionen

Bei Nichterfüllung dieser Bedingungen: Verstärkung des Vorurteils

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Verringerung von Vorurteilen und Intergruppenkonflikten

Psychologische Prozesse beim Abbau von Vorurteilen:Grundlage:Allports Kontakthypothese

Verschiedene Prozesse in der Begegnung (Pettigrew):

vermehrte Information über die Fremdgruppe Veränderung des Verhaltens affektiven Bindungen Neueinschätzung der Eigengruppe

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QuellenLiteraturangaben:Kessler, T. & Mummendey, A. (2007). Vorurteile und Beziehungen zwischen sozialen Gruppen. In K. Jonas, W. Stroebe & M. Hewstone (Hrsg.), Sozialpsychologie (5. Auflage). (S. 487-531). Heidelberg: Springer.

Lücken, M. & Simon, B. (2005). Cognitive and affective experiences of minority and majority members: The role of group size, status, and power. Journal of Experimental Social Psychology, 41, 396-413.

Simon, B. & Trötschel, R. (2007). Das Selbst und die soziale Identität. In K. Jonas, W. Stroebe & M. Hewstone (Hrsg.), Sozialpsychologie (5. Auflage). (S. 147- 185). Heidelberg: Springer.

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