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FG Energie- und KraftwerkstechnikTechnische Universität Darmstadt
SpektroskopieTeil 5
Andreas Dreizler
Übersicht
• Wechselwirkung zwischen Licht und Materie –nicht-resonante Prozesse– Rayleigh-Streuung– Raman-Streuung
Raman/Rayleigh (1)• Veranschaulichung des Prinzips
– Laser nicht-resonant pumpt in nicht-erlaubte Zustände (manchmal als virtuelle Niveaus bezeichnet)
– Phys. Bild: EM Wellen polarisieren Ladungsverteilung im Molekül schwingender Dipol, der Strahlung aussendet
– Elastische Streustrahlung bei Laserwellenlänge Rayleigh-Streuung Ursache für Himmelsblau
– Inelastische Streustrahlung rot-bzw. blau-verschoben zu Laserwellenlänge Raman-Streuung
• Rot-verschoben: Stokes-Linien
• Blau-verschoben: anti-Stokes-Linien
λLaser
Stokesanti-Stokes
Raman/Rayleigh (2)
• Vorteile gegenüber resonanten Verfahren wie Absorption oder LIF– Keine abstimmbaren Laser erforderlich– Alle Moleküle im Nachweisvolumen sind beteiligt am
Streuprozess Möglichkeit, viele Komponenten gleichzeitig nachzuweisen
• Nachteile– Vor allem inelastische (Raman) Streuung ist sehr
schwach– Daher nur Spezies mit genügend hohen
Konzentrationen nachweisbar
Raman/Rayleigh (3)
• Rein klassische Veranschaulichung des Effekts– Einstrahlung eines elektromagnetischen Feldes E ( i.d.
R. Laserlicht) induziert ein elektrisches Dipolmoment µ
– Für das induzierte Dipolmoment gilt (nur linearer Term berücksichtigt)
lq ⋅=µ
Ladung
Abstand derLadung
lokali Ep ⋅= α
Polarisierbarkeit; wie später gezeigt, ist dies ein Tensor 2. StufeIst eine Stoffeigenschaft, gibt an, wie leicht sich Elektronen innerhalb eines Orbitals in verschiedene Richtungen verschieben lassen
Maß für „Verschiebbarkeit“ von Elektronen
Raman/Rayleigh (4)
• Sei elektrisches Wechselfeld gegeben durch ebene Welle mit Lichtfrequenz ν0
• Dann oszilliert das induzierte elektrische Dipolmoment ebenfalls mit ν0
• Nach Elektrodynamik ist bekannt, dass oszillierendes Dipol elektromagnetische Strahlung ( Licht) mit der Frequenz der Oszillation aussendetRayleigh-Streuung (keine Frequenzverschiebung)
( )tEE 00 2sin πν=
Raman/Rayleigh (5)• Rayleigh-Signalstärke
– Rayleigh-Streuquerschnitt einer einzelnen Gaskomponente i
– Rayleigh-Streuquerschnitt in einer Gasmischung setzt sich aus den Molenbruch-gewichteten Streuquerschnitten der einzelnen Komponenten zusammen
VNxIxF laserrayray )()( σ∝
Teilchendichte im MessvolumenAlle Spezies tragen zu Rayleigh
-Streuung bei
( )( ) 42
22
, /14λ
πσ
VNn
A
iiray
−=
Brechungsindex
∑=i
irayiray x ,σσ
Beachte 4. Potenz HimmelsblauLoschmidt-
Zahl
Raman/Rayleigh (6)
• Nun möge sich das betrachtete streuende Molekül bewegen (Rotation oder Schwingung)
• Damit ändert sich die Polarisierbarkeit mit der Bewegung, wenn Polarisierbarkeit anisotrop ist– Beispiel: Stickstoff
– Jetzt soll N2-Molekül rotieren, hier zwei Schnappschüsse
N N N N
Gute Verschiebbarkeitvon Elektronen
schlechte Verschiebbarkeitvon Elektronen
NN
NN
E Eα klein α groß
Raman/Rayleigh (7)
• Induziertes Dipolmoment hängt von der zeitlichen Orientierung des Moleküls und somit von der Molekülbewegung abEnergieaustausch zwischen äußerem elektromagnetischem Feld und Molekülbewegung
• Wieso?• Veranschaulichung (für Schwingungsbewegung)
• Induzierte Dipolmoment ist geg. durch (siehe vorn)
• In erster Näherung wird α linear durch elektrisches Feld gestört
( )tEEp olokali πναα 2sin0=⋅=
)2sin( v1vv0 tπνααα +=Mittlere Polarisierbarkeit
Maximalamplitude der Störung
Schwingungsfrequenz
Raman/Rayleigh (8)– Einsetzen der zeitabhängigen Polarisierbarkeit in den
Ausdruck für das induzierte Dipolmoment ergibt
– Verwende die trigonometrische Beziehung
– Und erhalte
3 Terme mit 3 verschiedenen FrequenzenAuswahlregeln:
)2sin()2sin()2sin( v00v100v0 ttEtEpi πνπναπνα ⋅+=
( ) ( )[ ]βαβαβα +−−=⋅ coscos21sinsin
( ) ( )[ ]ttEtEpi )(2cos)(2cos21)2sin( v0v00v100v0 ννπννπαπνα +−−+=
Rayleigh Raman-Stokes Raman-anti-Stokes
1v ±=∆
Raman-Verschiebung
• Beispiel: Frequenzverdoppelter Nd:YAG Laser• 532 nm ~18800 cm-1
• Beispiel H2 energetischer Abstand zwischen 0. und 1. Schwingungszustand ( Raman-Verschiebung) ist 4160 cm -1
• 1. Stokes-verschobene Bande ist bei 14640 cm -1zu finden (683 nm)
Raman/Rayleigh (9)
• Analog folgt für Rotations-Raman
• Auswahlregel
Zweig-2Zweig-O2
Zweig-Q02,0
SJJJJ
→−=∆→+=∆
→=∆±=∆
( ) ( )[ ]ttEtEp rrrri )2(2cos)2(2cos21)2sin( 0001000 ννπννπαπνα +−−+=
Beachte Faktor 2Doppelte Rotationsfrequenz
Raman/Rayleigh (10)
• Aus Energieniveaus der Rotation und Auswahlregeln lassen sich Übergangsenergien berechnen
• Übergangsfrequenz in Wellenzahlen
– Beispiel O-Zweig:
( ) ( )1+== JBJhcE
JF r
( ) ( ) ( ) ( )[ ]11~ +′′′′−+′′=′′−′= JJJJBJFJFν
2+′′=′ JJ
( )( ) ( )[ ]
+′′=+′′′′−+′′+′′=⇒
234132~ JBJJJJBν
Übung: Berechne Übergangsfrequenzen für S-Zweig
Endzustand Ausgangszustand
Raman/Rayleigh (11)– Reines Rotations-Raman-
Spektrum– Q-Zweig fällt auf Rayleigh-
Linie– Beachte bei reinem
Rotations-Raman• O-Zweig Stokes• S-Zweig anti-Stokes
– Abstand zwischen Linien je 4B
Raman/Rayleigh (12)
• Semi-Quantenmechanische Betrachtung für LinienintensitätBerechne Übergangsmoment R: 2RI ∝
∫ ″′= τψψ dpR i
*
Endzustand
standAusgangszu
⇒′⇒″
ψ
ψmit
Induziertes Dipolmoment häufig auch auf ein Molekül-Ensemble bezogen Polarisation P mit
∫∫∫ ″′=″′=″′= ταψψτψαψτψψ dEdEdPR*
00
**
0EPvv
α=Tensor 2.Stufe
E0 aus Integral ziehen erlaubt,wenn im Bereich des Moleküls konstant
Raman/Rayleigh (13)– Strahlung wird somit klassisch behandelt– Übergang quantenmechanisch
• Es ergeben sich mit den Matrixelementen des Polarisierbarkeitstensors
• Daraus ergibt sich die Tensorgleichung (Übergangsmoment wird jetzt als bezeichnet)
klα
[ ]fiklfiad ατψαψ ==′′′∫ *
0 bezeichnet jeweils maximale AmplitudeP hat 3 Komponenten, E hat 3 Komponentenα hat 9 Komponenten
fi bezeichnet Übergang von Zustand i (initial) nach f (final)
[ ] [ ] lfiklfik EP ,0,0 α=
[ ]fikP ,0
Raman/Rayleigh (14)
• Betrachte nun speziellen Aufbau– Laser linear polarisiert mit (E schwingt in z-Richtung)
– Ausbreitung des Laserlichts in y-Richtung– Beobachtung in xy-Ebene, in x-Richtung mit hinreichend
kleinem DetektionsöffnungswinkelBeobachte 2 Komponenten der Polarisierbarkeit
=
3,0
0 00
EEv
( ) [ ][ ]
=
=
3,033
3,023
3,0
2,00
00
EE
PPP
fi
fi
fi
fi
αα
v
Raman/Rayleigh (15)
• Veranschaulichung
z,3
x,1
y,2Laserstrahl-richtung
Beobachtungs-richtung
IsIp
( ) [ ][ ]
=
=
3,033
3,023
3,0
2,00
00
EE
PPP
fi
fi
fi
fi
αα
v
Raman/Rayleigh (16)
• Intensitäten I: aus Elektrodynamik gilt für Dipolstrahlungsleistung pro Raumwinkel
• Beobachtungswinkel hier• Für die beiden Intensitätskomponenten folgt mit P0
θν 220
4 sin~ PddI ∝ΩΦ
=
Wellenzahl der emittierten Strahlung
Beobachtungswinkel relativ zur Achse des Dipols
1sin2 =⇒= θπθ
( ) ( ) [ ]( ) ( ) [ ] 2
02
234
0
20
233
40
~~2
~~2
ENI
ENI
fifiip
fifiis
αννπθ
αννπθ
−∝=
−∝=Beachte 4. Potenz!!
2EI ∝
Strahlungsfluss
Raumwinkell
Besetzungszahldichte des Anfangsniveaus i
Raman/Rayleigh (17)• Keine Polarisationsoptik vor Detektor additive Intensität
• Brauche Polarisierbarkeitstensor als Stoffkonstante für jedes Molekül sowie Wellenfunktionen des Ausgangs- und EndzustandsNach Eichung des Ramanspektrometers ist dann aus Signalstärke Konzentration einzelner Spezies bestimmbar
( ) ( ) ( )( ) [ ] [ ]( ) laserfififii
psgesamt
IN
III2
332
234
0~~
222αανν
πθπθπθ
+−∝
=+===
Raman/Rayleigh (18)
• Rotations-Vibrations-Raman– Änderung von Vibrationsniveau und ggf.
Rotationsniveau– Auswahlregeln allg.
– Für 2-atomige Moleküle können die Elemente des Polarisierbarkeitstensors nach Placzek-Teller bestimmt werden
∆∆
2,01,0v±=±=
J
Raman/Rayleigh (19)
• Sonderfall: die Rotations-Substruktur wird nicht spektral aufgelöst
• Fasse Polarisierbarkeitstensor in einem Raman-Streuquerschnitt σRam zusammen, der Rotations-Substruktur beinhaltet
v)()( NxIxF laserramram σ∝
∑∞
=
+∝0v
v)1v( Nramσ Temperatur-abhängig
Besetzung eines vibronischen Niveaus
)1( /2/2v
VV kThkTvh eNeN νπνπ −− −=
Raman/Rayleigh (20)
• Beispiel für Rotations-Schwingungs-Raman: N2,– bei tiefen Temp.: nur Übergang v´=1 v´´=0, da nur v´´=0
besetzt ist – Bei höheren Temp. auch höhere
Schwingungsquantenzahlen v besetzt zusätzlich v´=2 v´´=1 und v´=3 v´´=2 (hot bands)
Raman/Rayleigh (21)
• Temperaturabhängigkeit von Raman-Streuquerschnitten
1.0
1.2
1.4
1.6
1.8
2.0
500 1000 1500 2000 2500
I T /
I 300K
Tempera ture [K]
CO2O2CON2
H2OH2
Raman/Rayleigh (22)
• CO2-Raman-Spektrum bei 3 verschiedenen Temperaturen, Anregung mit 532 nm, keine Rotationsstruktur aufgelöst
565 570 575 580 5850
500
1000
1500
Inte
nsitä
t [a.
u.]
Wellenlänge [nm]
T = 300 K T = 1000 K T = 2000 K
Rotationslinie Bande
• Theoretisches Rotations-Vibrations Ramanspektrum von O2 (Beispiel 1500 K, Besonderheit auch ganz schwache P- und R-Zweige), hier einzelne Rot-Niveaus aufgelöst
Rotationslinie Bande
• Veranschaulichung, wie aus einzelnen Rot.-Linien bei großen Linienbreiten Ramanbande entsteht
Einzelne Linien
Inte
nsitä
t [-]
Wellenlänge λ
Rotationslinie Bande
• Hier: Linienbreite durch Apparatefunktion bestimmt
Stickspektrum Apparatefunktion
Inte
nsitä
t [-]
Wellenlänge λ
Rotationslinie Bande
• Superposition der einzelnen Linien
Einzelne Übergänge Superposition
Inte
nsitä
t [-]
Wellenlänge λ
Rotationslinie Bande
• Kalibration an einem Referenzpunkt
Skalierung
berechnet Kalibrationsspektrum
Inte
nsitä
t [-]
Wellenlänge λ
Raman/Rayleigh (23)
• Beispiel für Anwendung– Einzelschuss Raman/Rayleigh mit dem Ziel,
Konzentration und Temperatur mit hoher Genauigkeit in turbulenter Flamme zu messen
– Beispiel turbulente Flamme, Gasturbinenverbrennung
Raman/Rayleigh (24)– Hier Modellbrenner
Brenn-stoff
Abgas
Turbulenz-Gitter
Kühlung
Kühlung
N2
N2N2
Abgas
Luft
Laser
4mm
Bild der turbulenten Gegenstromflamme
Raman/Rayleigh (25)
Kann keine Rotations-Substruktur auflösen
• Optischer Aufbau– Simultan
Raman/Rayleigh– Raman:
Konzentration– Rayleigh:
Temperatur– Iterative
Auswertung
Raman/Rayleigh (26)
• Typisches Einzelschussspektrum mit theoretischem Spektren-Fit
560 600 640 680
0
100
200
300
400
500 T = 1606 K
CO2 0.039O2 0.030CO 0.064N2 0.701CH4 0.024H2O 0.104H2 0.039
Inte
nsity
[a.u
.]
Wavelength [nm]
gemessen Bibliothek Hintergrund Bib & Hintergrund gewichtetes
Residuum
Raman/Rayleigh (27)
• Ergebnisse: Mischungsbruch über Brennerachse
0,0
0,5
1,0
f
kalt
-0,4 -0,2 0,0 0,2 0,40,0
0,2
0,4
(z-zstag)/(hnozz/2)
f'
0,0
0,5
1,0
f
reagierend
-0,4 -0,2 0,0 0,2 0,40,0
0,2
0,4
f´
(z-zstag)/hnozz/2)
Raman/Rayleigh (28)• Molenbrüche/Temperatur über Mischungsbruch
Nur Spezies mit Konzentrationen >1% nachweisbar
0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,00,00
0,05
0,10
0,15
0,20
0,25 H2 H2O CH4
Mol
enbr
uch
[-]
f [-]
CO2 O2 CO
Raman/Rayleigh (29)
• Mit räumlicher 1D-Auflösung auch Skalargradienten messbar
• Skalare Dissipationsrate
0
40
80
χ '
χ
nicht-reagierend reagierend
-0,4 -0,2 0,0 0,2 0,40
40
80
(z-zStag)/(hDüse/2)
( )22 fgradD=χ
Anwendung OH PLIF
• An gleicher Flamme– planare Laser-induzierte Fluoreszenz zum OH Nachweis