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Ludwig, iiber Spiritus Bohemi. IiS Ceber die Methyloxalsiiure ; von Dr. A. Overbeck. __ Die Aetheroxalsaure wurde von 81 i t sch e r 1 i ch dar- gestellt. Ueber die hlethyloxalsaure liegen keine Beob- achtungen vor. Zu ihrer Darstellung verwandte ich die illutterlauge von der Bereitung des oxalsauren Methyloxycis. ru'achVerdCinnung mit Rasser wurde dieselbe mit kohlensaurem Kali neutrali- sirt ; bei der Concentration schieden sich dann Krystallgrup- pen von oxalsaurem Kali ab; der Rest des letzteren wurdc, tfurch Weingeist ausgef'lillt, das Filtrat mit vertliinnler Schwefelsiiure versetzt, so lange ein Niederschlag erfolgte, das schwefelsaure Kali abermals abfiltrirt. - Das nun erhaltene Filtrat, die wasserig- weingeistige Lijsung tler Methyloxalsaure nebst uberschussiger Schwefelsaure wu:.dc mit kohlensaurem Baryt im Ueberschuss versetzt; aus der v on d em g e tr e n n ten F I ii ss i s k e i t wurde durch freiwillige Verdrinstung der mcthyloxalsaure Baryt erhalten in tafelformigen und schuppigen I<rystallen. Sowohl die Barytbestimmung, als die Elernenlaranalyse liefertcn die Belege fur seine Existenz. [) u r c h Z erset zu n g d essel be n v e r m i 1 [el s t S ch w e Tel s iiu r c und Verdunsten der vom schwefelsauren Baryt klar filtrir- ten Fliissigkeit, die Methy-loxalsaure selbst in Krystallen zu erhalten, ist rnir nicht gelungen. Sie zersetzt sich ungeniein leicht und am Ende bleibt nor Oxalsaure ubrig. s c h we fel s a u r e n B a ry t Spiritus Bohemi, Zalinschmerz - Vertreibungs - Tinctor des Tabacltsfijbrikanten F r a n z C a r d i 11 i in Frankfiirt an1 Main, Dr. Herman11 Ludwig in Jena. gepruft von L Am 29. Juli 1863 wurde rnir von einern rnciner Zu- horer ein Flaschchen dieses Geheirnmittels uber gcben, Arch. d. Pharm. CXXX. Bds. 2. Hft. ,lo

Spiritus Bohemi, Zahnschmerz-Vertreibungs - Tinctur des Tabacksfabrikanten Franz Cardini in Frankfurt am Main

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Page 1: Spiritus Bohemi, Zahnschmerz-Vertreibungs - Tinctur des Tabacksfabrikanten Franz Cardini in Frankfurt am Main

Ludwig, iiber Spiritus Bohemi. I i S

Ceber die Methyloxalsiiure ; von

Dr. A. O v e r b e c k . _ _

Die Aetheroxalsaure wurde von 81 i t s c h e r 1 i ch dar- gestellt. Ueber die hlethyloxalsaure liegen keine Beob- achtungen vor.

Z u ihrer Darstellung verwandte ich die illutterlauge von der Bereitung des oxalsauren Methyloxycis. ru'achVerdCinnung mit R a s s e r wurde dieselbe mit kohlensaurem Kali neutrali- sirt ; bei der Concentration schieden sich dann Krystallgrup- pen von oxalsaurem Kali a b ; der Rest des letzteren wurdc, tfurch Weingeist ausgef'lillt, das F i l t r a t mit vertliinnler Schwefelsiiure versetzt, so lange ein Niederschlag erfolgte, das schwefelsaure Kali abermals abfiltrirt. - Das nun erhaltene Filtrat, die wasserig- weingeistige Lijsung tler Methyloxalsaure nebst uberschussiger Schwefelsaure wu:.dc mit kohlensaurem Baryt im Ueberschuss versetzt; aus der v on d em g e tr e n n ten F I ii ss i s k e i t wurde durch freiwillige Verdrinstung der mcthyloxalsaure B a r y t erhalten in tafelformigen und schuppigen I<rystallen. Sowohl die Barytbestimmung, als die Elernenlaranalyse liefertcn die Belege fur seine Existenz.

[) u r c h Z erset zu n g d essel be n v e r m i 1 [el s t S ch w e Tel s iiu r c und Verdunsten der vom schwefelsauren Baryt klar filtrir- ten Fliissigkeit, die Methy-loxalsaure selbst in Krystallen zu erhalten, ist rnir nicht gelungen. Sie zersetzt sich ungeniein leicht und am Ende bleibt nor Oxalsaure ubrig.

s c h we fel s a u r e n B a ry t

Spiritus Bohemi, Zalinschmerz - Vertreibungs - Tinctor des Tabacltsfijbrikanten

F r a n z C a r d i 11 i in Frankfiirt an1 Main,

Dr. Herman11 L u d w i g in Jena. gepruft von

L

Am 29. Juli 1863 wurde rnir von einern rnciner Zu- horer ein Flaschchen dieses Geheirnmittels uber gcben,

Arch. d. Pharm. CXXX. Bds. 2. Hft. ,lo

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166 Ludwig,

damit ich den Inhalt auf seine Bestandtheile prufen sollte. Das Flaschchen fasste elwa f Unze Fliissigkeit, war mit Korkstopsel verschlossen, versiegelt und auf dem Siege1 stand zu lescn : Spirilus Ilohenii. Den1 Fliischchen war ein sehr kleines Probcfliischchcn beigegeben, dcssen Capa- citat hochstens 8 Tropl'en Iietrug. Die beiden Flhschchen war en in fo I gen d c C e b ra u ch sn n \v e i su n g gew i ck e I t :

Spiri tus Boherni, Z a Iinscb iii e r z - V e r t r e i b u n g s - ' T i 11 c t 11 r.

Gebrnr!cirsaii\iieisang. Utn sich vom Zahnschnierz i n Zeit \ion e i n e r Minute

zu befreien, ist nichts wciter riiithig, als in jedcs Ohr etwas Baumwolle, angcfeuchtct mil. h6cIistr:ns 3 Tropfen dieser Tinctur, j a riicht melir einzubringen. Die Daumwolle bleibt alsdann den Tag ubcr irn Ohre liegen.

Das Mittel ist wirksarn, sowohl gegen den rheuma- tischen Zahnschrnerz, als gcgen den von hohlen Zh l in tn herriihrenden. Es ist niclit wirksani gegcn den ohneliin selir selten vorkommenden gnstrischen Zahnschmerz, wel- cher durch ein einfaches Brechmi[tel gelioben wird.

Preis der Flaqons 4 'Thlr. preuss. ljriele und Gcldcr franco.

Der Spiritus Uohemi ist allein zu haben in der Tabaclis- fabrik von

F r a n z C a r d i n i in Franlifurt a. Af.

13 c m e r 1< u n g. Urn diese unbezahlbnre Ti:ictul. vor jetlem Verdachte

einer Schwindelei zu bcwalircti, i h t folgcnde Einrichtung getroffen worden : Jedes Schiichtclchcn entliiilt ausser dern versiegelten grossen Flaqon noch ein klt.iiics von ci bis 8 Tropfcn, dessen m a n sicli zu einer Probe bedienen kann. Wer (ins grossc Flacon unentsicselt inneihalb 8 Tagc.n nach Empfang rctoiirnirt, erl:iilt den sezahllen Preis yon 3 Thlr. wictlcr zoiiick.

Uie Agcntur I . ,:I n n z C a r d i n i .

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iiber Spirilus Bohemi. (1 a7

Die Farbe des Spirilus Uohenid ist hellgelbbraun, e r ist klar, nur bei geiiauer Besichtigung zeigt sich eine sehr geringe Triibung.

Der Geruch ist geistiy, karnpherartig und rielkenartig (C e w u rz n el k en gl e i c h ).

Reaction gegen Lackmus- und Curcuniapapier. Das blaue Lackmuspnpi?r wurde weder durch die reinc Flus- sigkeit, nocli durcli die nrit Wasscr geniengtc Flussigkeit gerijlhet; erst beim Eintrocknen an tler Lult rijthete sic11 das Lackmuspspier ein wenig. Curcumapapier wurdo niclit veriindert.

Vcrlialtcn in tlcr WCrme. Yijllis fliichtig, ohne zu verliolilen ; vertirerint [n i t einer stiirker leuc!~te~iden i'larnrire als Alkohol, die Plarrime ist an dcr Basis blau, ; i n der Spitze gelblich.

In Wasser gctriipfelt bildet sich ein [rubes Gemisch; es sclieidet sich eiiie olige Sub- stanz aus, die jedocli r n i t etwas Stcaropten geniengt schcint, mit rnehr Wasser gemengt sieht man feste I'artike!chen (K a m p he 1.) in d e r 1: 1 u ss i g k ei t s ch w i m me 11.

M e i n e A mi m o n i a k en t wick e- lung.

Nit dem- selben gekocht zeigte sich keino Vei%nderurig, a h aucl i keirie Si!berreduction; als jedocli CI W:IS Arrimoninic zuge- setzt wurde, schwiirzte sich das (;eriiiscli unt l cs zcigte sic11 cin SpirgL-1 von ~ ~ c d u c i r ~ e i n Sillwr.

Salpetersaures Quecksilberoxydul gab schon in der Kiilte, rascher beim Erwiirrnen eirie Abscheidung vori met a I I i s c h e m Q u ec k si 111 er.

~ c ! i ~ ~ e l ' c I ~ ~ u r c ' l i ~ d I a t fiirbte sich i r i dcr iiiiltc braun urid sc!iwiii.::.tc sic11 beirn Kochen.

3Iit Salpetcrsiiure gekocht wurcle die Flussighcit erst rot 11 bra ii n , d a n n h el ! ge! b ; es ent w ic ti h;i I pet i , ige Siiu I t'. I)ic o.!i;iltctc Flusaigheit t l i eb bcirn Stehcn klar.

i)er Spiri:us l l o h e m i war also nichts weicer, als ciric weinl;ci$.tigc Aulliisunq von Kamptrer untl Gewiii zrielk(irii~l; fur 2 Sgr. G I'f. viurde inan dieselhc ;)us jcrler i\potlieke

Verhalteri gegen Wasser.

Vc r li a I tern g eg e n lia I i ! a u Be.

Ver!i;iltcn gegen salpetersaures Silberoxytl.

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448 Stiimcke, S o l i s iiber Oleum und H e h SabinaP.

haben konnen, wahrend der Herr Tabacksfiibrikant Fr a n z C a r d i n i ))diese unbezahlbare Tincturcc sich nur mit 1 Thlr. preuss. bezahlen lasst und sich dabei ))vor jedem Ver- dachte der Schwindelei zu bewahrencc sucht.

Notiz iiber Oleum iind lierba Sabinae; van

A p o I h e Ii er in Burg \y ed el. S t ii 111 ck e ,

unter den Arzneimitteln des Droguenhandcls sind die iitherischen Oele am haufigsten Verfalschungen ausgeselzt. Aus einer namhaften Drogueriehandlung erliielt ich slatt 01. Sabinlae ein Product, welches sich vom gewohnlichen Terpentinol kaum unterscheiden liess.

Eine Quantitat Sadebaum, welche ich darauf zur Selbst- bereitung des Oeles enipfing, war so stark mil den Spitzen von Tuxus bnccata vermischt, dass dieselbe zur Destillation untauglich war.

An diese Notiz erlaube ich mir den Wunsch zu knii- pfen, dass die atherischen Oele miiglichst in den Apo- theken selbst bereitet werden mochten; schon aus dem Grunde, weil die Kenntniss der Mcrkrnale der Aechtheit Iceineswegs so allgemein is[, wie man gewbhnlich vor- aussetzt.

Beispielsweise erwahne ich, wie ein sonst unterrich- teter Apotheker in seiner Praxis das iitherische Wermuthol noch nie schwarzgrun und clickflussig gcfunden hatte, sondern ein hellgelbes, durchsichtiges Deskillat fur das richtige hielt.