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Sport-Toto- Gesellschaft 75 Jahre Schweizer Sportförderung

Sport-Toto- Gesellschaft · Als am 18. August 1938 in Basel die Sport-Toto-Gesell-schaft gegründet wurde, war dies der Auftakt zu einer Erfolgsgeschichte. Ein simples Spiel mit

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Als am 18. August 1938 in Basel die Sport-Toto-Gesell-schaft gegründet wurde, war dies der Auftakt zu einer Erfolgsgeschichte. Ein simples Spiel mit Vorhersagen von Fussballspielen führte rasch zu grossen Umsätzen und damit zu einer neuen Finanzierungsquelle für den Schweizer Sport, der von Anfang an von den Gewinnen der Gesellschaft profitieren durfte. Markante sportliche Schweizer Bauwerke wie die Eidgenössische Sportschule in Magglingen, die Fussballstadien für die Weltmeister-schaft 1954, das Haus des Sports in Bern, das Ruderzent-rum Rotsee oder das Nordische Skizentrum in Kandersteg wurden massgeblich durch Beiträge aus dem Sport-Toto

mitfinanziert. 75 Jahre später hat sich die Sport-Toto- Gesellschaft als wichtige Verteilorganisation gegenüber Swiss Olympic, dem Schweizer Fussball, dem Schweizer Eishockey und der Sporthilfe, sowie als Bindeglied zwi-schen den Lotteriegesellschaften Swisslos und Loterie Romande, den Kantonen, dem nationalen Sport und der nationalen Politik etabliert. Das Sport-Toto in der Schweiz hat eine bewegte und aufregende Geschichte – sie soll in dieser Broschüre zum 75-Jahr-Jubiläum auf unterhaltsame Weise noch einmal nachgezeichnet werden.

www.sport-toto.ch

«Wage und spiele für sportliche Ziele»Sport-Toto- Gesellschaft75 Jahre Schweizer Sportförderung

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Seit ihrer Gründung am 18. August 1938 sind über die Sport-Toto-Gesellschaft (STG) nahezu zwei Milliarden Franken in den Schweizer Sport geflossen. Eine Zahl, die so nur schwer vorstellbar ist. Zwei Milliarden Franken – das sind 500 Millio-nen Badminton-Shuttles, 16 Millionen Fussbälle, 13 Millionen Eishockeystöcke, 1000 Tennis-Hallen, 40 Fussballstadien.

Die STG wurde von ihrem Gründervater Ernst B. Thommen nach schwedischem Vorbild aufgebaut. Die Organisation hat sich in den Folgejahren stetig weiterent-wickelt und den wandelnden Rahmenbe-dingungen angepasst. Auch wenn sich die Aufgaben verändert haben, das Ziel unse-rer Organisation ist nach wie vor dasselbe, nämlich die Beschaffung und Verteilung von finanziellen Mitteln für den Schwei-zer Sport. Seit der Trennung der Mittelgenerierung und der Mittelverteilung im Jahre 2003

sind es die beiden Lotteriegesellschaften Swisslos und Loterie Romande, die mit-tels Lotteriespielen, Losen und Sportwet-ten Gelder für Soziales, Kultur und Sport erwirtschaften. Die STG bildet dabei das Bindeglied zwischen Sport, Lotterie-gesellschaften und Politik. In dieser Rolle konzentriert sie sich auf die Mittelvertei-lung an den Schweizer Sport, die Überwa-chung der Mittelverwendung sowie die Information über die Mittelherkunft. Es ist nicht primäres Ziel der STG, den Spitzensport bzw. den kommerziellen Sport zu unterstützen. Vielmehr werden die Lotteriegelder beispielsweise im Schweizer Fussball schwergewichtig für die Nachwuchsteams, die Schiedsrichter-ausbildung und den Frauenfussball einge-setzt. Im Eishockey fliessen die Mittel vor allem in die Nachwuchsförderung und die U-Nationalteams. Swiss Olympic sodann verteilt den grössten Teil der ihr zuflies-senden Lotteriegelder an die einzelnen na-

tionalen Sportverbände, und die Stiftung Schweizer Sporthilfe unterstützt in erster Linie Nachwuchssportler auf ihrem Weg an die Spitze. Die kantonalen Lotterie-Fonds auf der anderen Seite ermöglichen es unzähligen Jugend- und Breitensport-lern, in der Freizeit ihrem Hobby nachzu-gehen. Die Sport-Toto-Gesellschaft freut sich sehr, zusammen mit den Lotteriege-sellschaften seit nunmehr 75 Jahren Teil dieser Schweizer Sportfamilie zu sein!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spass bei der Lektüre dieser Jubiläums-broschüre und hoffe, dass wir Ihnen auf den folgenden Seiten das eine oder andere Lächeln entlocken oder die eine oder an-dere Erinnerung an vergangene Sportzei-ten auffrischen können.

Peter SchönenbergerPräsident Sport-Toto-Gesellschaft

Vorwort

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Die eigene Informationshoheit: Von der Auskunft bis zum «Tip»

Von den Marken bis zum Online-Terminal: Die technische Entwicklung

Anekdoten aus der Toto-Geschichte: Ein Treffen mit Raymond Simonet und Max Pusterla

Die begünstigten Organisationen: Swiss Olympic, Sporthilfe, Schwei-zerischer Fussballverband und Swiss Football League, Swiss Ice Hockey Federation

Meilensteine der Sport-Toto-Geschichte

Das «Tipstjänst» als Grundlage für das Sport-Toto: Ein historischer Abriss

Der Pionier – Ernst B. Thommen: Der Sport-Toto-Gründer und andere Figuren der Geschichte

Gemeinnützig vom ersten Tag an: «Wage und spiele für sportliche Ziele»

Sportliche Baudenkmäler der Schweiz: Magglingen, Rotsee, Fussballstadien

Toto, Lotto, Joker – was ist was? Ein Überblick über die Spielangebote gestern und heute

Die Geschichte der Gesellschaften: ILG, Swisslos, SEVA, Loterie Romande, Intertoto

Mit viel Spirit am Werk: Plattformen für Sport und Politik

Verteilorganisation und Bindeglied: Direktor Roger Hegi im Interview

Inhalt

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«Im Einsatz für das Gemeinwohl»

Über die vielfältige positive Wirkung des Sports brauchen wir uns hier nicht zu streiten: Wird er gut inszeniert, dann för-dert er die Gesundheit, er bildet und inte-griert und er stärkt den Leistungswillen. Ausserdem fördert der Sport den Zusam-menhalt und ist zunehmend ein wirt-schaftlicher Faktor. Damit der Sport leis-ten kann, was die Sportlerinnen und Sportler, die Bevölkerung, die Schweiz von ihm erwarten, benötigt er die Hilfe der Sport-Toto-Gesellschaft. Sie lässt dem Sport einen wichtigen Teil jener Mittel zukommen, die für seine Gestaltung und seine Entwicklung notwendig sind. Die STG kann allerdings nur verteilen, was zuvor in den Lotteriegesellschaften er-wirtschaftet worden ist. Deshalb kann nicht genug betont werden, wie wichtig es

ist, dass die STG sich wie bisher in Politik und Gesellschaft für die breite Akzeptanz von Lotteriespielen und Sportwetten ein-setzt. Ich danke der STG für ihre Arbeit zugunsten des Schweizer Sports und gra-tuliere ihr sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zum Jubiläum.

Ueli Maurer, Bundespräsident

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12. Dezember 1933 Gründung der Berner Lotteriegenossen-schaft für Seeschutz, Verkehrswerbung und Arbeitsbeschaffung (SEVA)

26. Juni 1937 Gründung der Interkantonalen Landeslotterie (ILL; später ILG)

21. August 1937 Gründung der Loterie Romande (LoRo)3. Oktober 1937 Erster Basler Fussball-Totalisator (Resultat-

tipp) auf dem Basler Sportplatz Rankhof durch Ernst B. Thommen

5. Oktober 1937 Gründung des Vereins zur Förderung der Leibesübungen in der Schweiz (VFLS) und der «Sportselbsthilfe» mit Preisausschreiben für Mitglieder über Fussballwetten

24. Oktober 1937 Erstes «Preisausschreiben» der VFLS mit zwölf zu tippenden Fussballspielen

18. August 1938 Gründung der Sport-Toto-Gesellschaft im Rathaus Basel

4. September 1938 Erster Sport-Toto-Wettbewerb unter dem Dach der STG

17. Juni 1942 Wahl von Ernst B. Thommen zum ersten vollamtlichen Direktor der STG

30. November 1943 Eintrag der Sport-Toto-Gesellschaft als Verein im Handelsregister Basel

1953 Gründung der Internationalen Interessen-gemeinschaft der europäischen Sport-Toto-Gesellschaften (Intertoto) mit Sitz in Basel auf Initiative von Ernst B. Thommen

Juli 1958 Bezug des neuen Geschäftssitzes an der Lange Gasse 20, Basel

29. Mai 1963 Einweihung des «Haus des Sports» in Bern, das durch eine Sport-Toto-Stiftung finanziert wurde

1. Juli 1963 Tod des Gründungspräsidenten der STG, Fritz Brechbühl

14. Mai 1967 Tod des Initianten der STG, Ernst B. Thommen

25. Oktober 1968 Beschluss Umstellung Geschäftsjahr auf Kalenderjahr

25. Juni 1969 Gründung der «Gesellschaft Schweizer Zahlenlotto» (Mitglieder: Sport-Toto-Gesellschaft, Interkantonale Landeslotterie (ILL), SEVA Bern, Loterie Romande)

Meilensteine1938–2013

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10. Januar 1970 Erste Ziehung Schweizer Zahlenlotto (später «Swiss Lotto»)

13. September 1975 Einführung «Toto-X»18. Juni 1988 Einführung «Joker» auf allen Spielscheinen

Lotto und TotoHerbst 1989 Einführung «Super-Toto» mit der Schweizer

Sporthilfe8. Januar 1997 Erste Ziehung Mittwochs-LottoJanuar 1997 Lancierung Oddset-Sportwette am CS

Hallenmasters Basel als Vorläuferin des späteren «Sporttip»

7. Juli 1997 Tag der offenen Tür und Einweihungsfeier sanierter Hauptsitz Lange Gasse 20, Basel

4. August 1997 Inbetriebnahme Kundenverwaltungssystem (KVS) mit 770 000 Kundendaten

10. Juli 2001 Abschluss Projekt «Avanti» mit neuen Termi- nals und Haupt-Rechenzentrum in Basel

Oktober 2001 Einführung «Extra-Joker»1. Januar 2003 Übergabe des operativen Lotteriegeschäfts

durch die STG an Swisslos und Loterie Romande

7. Oktober 2003 Einführung der Sportwette «Sporttip»Mai 2004 Einführung «Sporttip one»1. Mai 2004 Amtsübernahme des aktuellen

STG-Direktors Roger Hegi8. Oktober 2004 Einführung «Euro Millions» in der SchweizApril 2006 Definitive Einführung Onlinewetten1. Juli 2006 Neues Lotterie- und Wettkonkordat der

Schweizer Kantone1. Juli 2007 Abgabe der Bewilligung zur Durchführung

von Sportwetten an die Swisslos und die Loterie Romande (Entkopplung von Mittel-generierung und Mittelverteilung)

11. März 2012 Volksabstimmung mit 87 Prozent Zustimmung zum bundesrätlichen Gegenentwurf «Für Geldspiele im Dienste des Gemeinwohls»

18. August 2013 Jubiläum «75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft»

Einer der ersten offiziellen Spielscheine eines Sport-Toto-Wettbewerbs vom 2. Oktober 1938.

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Das «Tipstjänst» als Grundlage für das Sport-Toto

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Körbe, Scheine, Karteien: Das Sport-Toto wusste schnell zu begeistern. In seiner Pionierzeit war die Abwicklung mit viel Handarbeit verbunden. Ein Grossteil davon wurde von den Schreibstuben für Stellenlose in den Schweizer Städten erledigt.

Die gesetzlichen HürdenDie gesetzlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen in der Schweiz waren im Zusammenhang mit Glücksspielen nicht die besten. In England gab es seit 1921 den kommerziellen «Football-Pool», doch ge-werbsmässige Wetten und Glücksspiele in der Schweiz waren gemäss Lotteriegesetz

für die Unterstützung von Sportverbänden und -anlagen bereitgestellt worden. Von dieser Idee war Thommen sofort begeistert und er sah das Potenzial, sie auch in der Schweiz umsetzen zu können. Trotz der 2:5-Niederlage der Schweizer Fussballer in Schweden reiste Thommen voller Ta-tendrang zurück in die Schweiz.

Am 21. Juni 1936 spielt die Fussball-Nationalmannschaft der Schweiz im

Olym piastadion von Stockholm gegen Schweden. Auf der Tribüne sitzt Ernst B. Thommen, der als Delegationsmitglied des Schweizerischen Fussballverbandes ver-wundert zur Kenntnis nimmt, dass das Publikum selbst dann in Unruhe gerät, wenn auf dem Feld gar nichts Nennens-wertes passiert. Erst später, beim Bankett, erfährt er, dass dieser «verrückte Lärm», wie er ihn selbst nannte, daher rührte, dass am unteren Tri-bünenrand jeweils Tafeln hochgehalten wurden, auf denen die Resultate des «Tipstjänst» bekannt gegeben wurden. Mit diesem Fussball-Toto seien in Schweden seit der Gründung der «Aktiebolaget Tipstjänst» 1934 viele Millionen Kronen

Alles begann an einem Bankett nach dem Fussball-Länderspiel

Schweden – Schweiz am 21. Juni 1936. Ernst B. Thommen liess

sich von der Idee des «Tipstjänst» sofort begeistern und setzte

alle Hebel in Bewegung, um der Idee eines gemeinnützigen Sport-

Totos auch in der Schweiz zum Durchbruch zu verhelfen. Es war ein

hürdenreicher, aber letztlich rundum erfolgreicher Weg des Pioniers.

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Die Gewinnsumme des ersten Wettbe-werbs betrug 2000 Franken. Den ersten Rang bei der Premiere mussten sich 14 Tipper teilen, so dass «nur» 71.40 Franken pro Kopf verblieben. Auch die zweiten und dritten Ränge wurden aufgesplittet. Die Gewinner wurden damals noch fein säu-berlich und mit vollem Namen und Adres-se publiziert. Die Gewinnsumme stieg schnell an, zunächst auf 2500 Franken, dann bis zu 10 000 Franken ab dem 20. Wettbewerb.

Der «Putzfrauentipp»Beim fünften Wettbewerb des VFLS hat-te eine Frau Bühler das Maximum von 48 Punkten (pro richtigen Tipp gabs vier Punkte) erreicht und die Gewinnsumme von 1000 Franken alleine abgeräumt. Der Geschäftsausschuss um Ernst B. Thommen und Emil Alder, Verwalter der Schreibstube für Stellenlose in Basel, die bei der Auswertung der Coupons von An-fang an wertvolle Dienste leistete, besuch-te deshalb die Gewinnerin persönlich in ihrem Mietshaus im Kleinbasel. Sie trafen sie im Treppenhaus und erfuhren, dass sie als alleinstehende Frau ihren Lebensun-terhalt mit Waschen und Putzen verdiente, vom Fussball allerdings nicht viel verstehe. Doch in einer Kaffeehalle hatten Tisch-nachbarn die Coupons ausgefüllt, sie er-warb sich auch einen und «spickte» links und rechts, was die Experten so getippt haben, veränderte ab und zu einen Tipp, weil sie ja nicht die selben Voraussagen machen wollte und traf so mehr durch Zu-fall ins Schwarze. Das war natürlich auch an der folgenden Fasnacht ein beliebtes Sujet:

‘s het alles nyt gnutzt,d’Putzfrau het butzt!

Noch viele Jahre später wurden Zufalls-tipps ohne grosse Beachtung der Partien und ohne Fussballsachverstand als «Putz-frauen-» oder «Hausfrauen-Tipps» be-zeichnet.

von 1923 nicht zulässig. Thommen, da-mals Beamter im Basler Baudepartement, blieb gemeinsam mit seinem Mitstreiter Fred Jent, dem Sportredaktor der «Natio-nal-Zeitung», hartnäckig und fand im basel-städtischen Regierungsrat Fritz Brechbühl bald einen Fürsprecher. Thommen hatte, im Gegensatz zu auslän-dischen privaten Wettanbietern in Luzern («Football Expert» ab August 1937), Zü-rich («Sport-General» ab Januar 1938), Bern («Toto-National») oder Neuenburg («Association de Soutien du Football Ro-mand») den festen Willen, sein Modell unter staatliche Aufsicht zu stellen und die Gewinne zweckgebunden dem Sport zu-rückzuführen. Da die behördlichen Mittel für Sportförderung in jenen schwierigen Zeiten ohnehin knapp waren, fand er schliesslich mit einer offiziellen Eingabe an die Regierung Basel-Stadt am 11. Au-gust 1937 und während diversen folgen-den Sitzungen Gehör. Das Polizeideparte-ment fand einen Weg, über kantonale Bestimmungen solchen Fussballwetten die Bewilligung zu erteilen.

Das Basler Toto – oder wie man mit 50 Rappen 97.50 Franken gewinntUm wertvolle Erfahrungen mit dem Fuss-ballwettbetrieb zu sammeln, richtete Ernst Thommen mit dem behördlichen Segen Fritz Brechbühls am 3. Oktober 1937 auf dem Basler Rankhof einen soge-nannten Fussball-Totalisator für die bei-den Spiele FC Nordstern – FC Concordia und FC Basel – FC Breite im Schweizer Cup ein. Getippt werden musste auf das Halbzeit- und das Schlussresultat der Par-tien. Die Coupons wurden an Ständen vor dem Stadion verkauft – Thommens Sohn Harry war hier ebenso involviert wie später bei der Auswertung der Coupons in der Mansarde von Thommens Privatwohnung. Nur einer der rund 1200 Wettenden sagte beim ersten Spiel beide Resultate richtig voraus und strich für seinen Einsatz von 50 Rappen eine Gewinnsumme von 97.50 Franken ein. Schon vom ersten Wettbe-werb konnten 300 Franken an die Junio-renbewegung des Basler Fussballs über-wiesen werden. Beim zweiten Basler Toto, am 17. Oktober 1937, tippten 3000 Leute auf den Ausgang der Meisterschaftspartie

FC Basel gegen den FC Bern (auf dem Landhof) und sorgten für Einnahmen von 1500 Franken.

Verein zur Förderung der Leibesübungen in der Schweiz (VFLS)Schon zwei Tage nach dem ersten Basler Toto wurde in Bern der schon länger ge-plante Verein zur Förderung der Leibes-übungen in der Schweiz (VFLS) gegrün-det. Unter dem Titel «Sportselbsthilfe» hatten Ernst B. Thommen und Fred Jent schon zu Beginn der Fussballmeister-schaft 1937/38 mit Wetten beginnen wol-len, verschiedene Hürden führten jedoch zur Verzögerung. Spätestens die Versuche

mit dem Basler Toto legten offen, welches Potenzial hier verborgen lag. Kantonal, in Basel-Stadt, hatte man für eine Anpassung des Polizeigesetzes gesorgt, national je-doch hatte nach wie vor das Lotteriegesetz Bestand. Der erste Wettbewerb des VFLS am 24. Oktober 1937 (das dabei begründe-te Motto «Wage und spiele für sportliche Ziele» sollte viele Jahrzehnte Bestand ha-ben) war somit als Preisausschreiben für Vereinsmitglieder «getarnt». Mit dem mindestens 50 Rappen teuren Vereinsbei-tritt zahlten die Teilnehmer also formell nicht ihren Wetteinsatz, sondern ihre Mitgliedschaft. Die Teilnahmecoupons für die Wetten auf zwölf Fussballspiele wurden den Mitgliedern dann gratis abge-geben – sie konnten ihre Tipps am Vortag der Spiele bis 16 Uhr an diversen Ablage-stellen in Bern, Zürich und Basel abgeben. Das war der eigentliche Anfang des Sport-Toto-Wesens in der Schweiz.

Das berühmte Sport-Toto-Plakat des Künstlers Herbert Leupin.

Das 1937 begründete Motto «Wage und spiele

für sportliche Ziele» sollte über viele

Jahrzehnte Bestand haben.

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Die ersten Beiträge an den SportRund 815 000 Franken wurden im ersten Jahr des VFLS an Couponverkäufen ein-genommen. Die Hälfte wurde als Gewinn ausbezahlt, dazu wurden die Ablagehalter und Rayonvertreter entschädigt. Erstmals gingen Subventionen an die Sportverbän-de, die zweckorientiert eingesetzt wurden:

• Teilnahme der Eishockeynationalmann-schaft an der WM in Prag

• Expedition des Skiverbandes nach Lahti • Teilnahme des Athletikverbandes an der

EM in Paris • Teilnahme des Ruderverbandes an der

EM in Mailand

Vom ersten Basler Toto am 3. Oktober 1937 über die Vorgängerorganisation des Vereines zur Förderung der Leibesübun-gen in der Schweiz (VFLS) bis hin zur Gründung der Sport-Toto-Gesellschaft am 18. August 1938 im Basler Rathaus (Bild rechts oben).

Dazu wurden etliche Beiträge an Kurse der Verbände abgegeben. Doch nicht überall fiel das Wirken des VFLS auf posi-tives Echo. Am 17. Januar 1938 mussten Ernst B. Thommen und der Genfer Ver-treter der VFLS vor dem Genfer Polizei-gericht antreten, um sich wegen Übertre-tung des Lotteriegesetzes zu verantworten. Die Verhandlung endete jedoch mit einem vollständigen Freispruch. Auch bei der In-terkantonalen Lotterie-Genossenschaft (ILG) stiess der VFLS vorerst auf Skepsis, auch deshalb, weil nach wie vor rechtliche Unsicherheit darüber bestand, ob das Wir-ken des VFLS und die Form ihrer Preis-

ausschreiben gemäss Lotteriegesetz nicht doch als verbotenes Glücksspiel zu taxie-ren seien. Schliesslich setzte der Bundesrat am 10. Mai 1938 mit einem Beschluss den Spekulationen ein Ende. Er unterstellte alle lotterieähnlichen Veranstaltungen, also auch Preisausschreiben und Wettbe-werbe über den Ausgang sportlicher Wett-kämpfe, dem Lotteriegesetz und verbot diese grundsätzlich ab dem 1. Juli 1938. Er liess aber ein Schlupfloch offen, indem er den Kantonen ein Bewilligungsrecht für Wettbewerbe einräumte, die für gemein-nützige und wohltätige Zwecke veranstal-tet würden.

Die Gründung der Sport-Toto-Gesellschaft (STG)Von allen Anbietern im Lande konnte die Sportselbsthilfe den neuen gesetzlichen Bedingungen ab Mitte 1938 am gelassens-ten entgegensehen. Von Anfang waren ihre Wettbewerbe staatlicher Kontrolle unterworfen und der Reingewinn gemein-nützig eingesetzt worden. Die ILG wusste,

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Am 4. September 1938 fand der erste

Wettbewerb unter dem Titel Sport-Toto statt.

60 000 Marken wurden verkauft.

dass sich künftig nur eine gesamtschwei-zerische Institution um die Toto-Angele-genheit kümmern konnte. Sie selbst wollte in einer neu zu gründenden Organisation mit eigenen Vertretern mitentscheiden können. Als Bewilligungs- und Aufsichts-instanz sollte die Mehrheit in der neuen Gesellschaft jedoch bei den Kantonen lie-gen. Am 18. August 1938, um 14.30 Uhr, versammelten sich Kantonsvertreter, Ver-treter der ILG, der SEVA, des Schweizeri-schen Landesverbandes für Leibesübun-gen (SLL), der Eidgenössischen Turn- und Sportkommission, des Schweizerischen Fussball- und Athletikverbandes (SFAV) sowie Ernst B. Thommen als bisheriger Chef des Vereins zur Förderung der Lei-besübungen in der Schweiz im Vorzimmer des Basler Rathauses zur Gründung der Sport-Toto-Gesellschaft. Die Westschweizer Kantone blieben – mit Ausnahme des Genfer Vertreters Pierre Pittard – fern. Zum ersten Präsidenten der STG wurde Regierungsrat Fritz Brech-bühl gewählt, zum Vizepräsidenten Dr. Jakob Brugger, der Chef der ILG. Ernst Thommen übernahm als Delegierter des Vorstandes die (noch nebenamtliche) Ge-schäftsleitung. Zu Beginn waren 19 Deutschschweizer Kantone und das Tessin in die STG einge-bunden, erst 1941/42 folgten Genf, Fri-

bourg, Neuchâtel und Waadt sowie das Fürstentum Liechtenstein. Komplett war die STG mit dem Beitritt des Kantons Wallis am 30. September 1943. Im ersten Jahr ihres Bestehens konnten zehn Sport-verbände für ihre Olympiavorbereitungen von Toto-Beiträgen von über einer halben

Million Franken profitieren. Doch schon im zweiten Betriebsjahr geriet die STG aufgrund des Kriegsausbruchs im Herbst 1939 in grosse Nöte. Mehrere Monate lang stand der Betrieb der Gesellschaft still, die Einsätze bei den erst ab Mitte November durchgeführten Sport-Toto-Wettbewerben waren schwach. Eine weitere Saison dieser Art hätte das Ende der Sport-Toto-Gesellschaft bedeu-ten können. Doch so weit kam es nicht – im Gegenteil. Ab 1940 begann eine grosse Erfolgsgeschichte.

1, X, 2Mit der Gründung der Sport-Toto-Gesell-schaft gingen einige Verbesserungen im Spielmodus einher. Die Tipper konnten nun in acht Varianten wetten, weiterhin standen zwölf Spiele zur Auswahl, die erstmals mit dem System 1, X, 2 vorausge-sagt werden mussten (1 für einen Heim-sieg, X für ein Remis und 2 für einen Aus-wärtssieg). Ausbezahlt wurden zwölf, elf oder zehn Richtige, die Gewinnsumme betrug 50 Prozent der geleisteten Einsätze. Am 4. September 1938 fand der erste Wett-bewerb unter dem Titel «Sport-Toto» statt. 60 000 Marken wurden verkauft, schnell stiegen die Verkaufszahlen auf rund 200 000 Coupons pro Woche. Beim 15. Wettbewerb, am 18. Dezember 1938, ge-wann erstmals ein Einzelgewinner mit zwölf Richtigen über 10 000 Franken. Aus-bezahlt wurden exakt 13 435.25 Franken.Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges liess die Umsatzzahlen im zweiten Betriebs-jahr 1939/40 erheblich sinken. Die Mobili-sations-Fussballmeisterschaft strahlte nicht genügend Attraktivität aus, dazu konnten wegen zahlreicher Spielverschiebungen nur sechs der 23 durchgeführten Wettbe-werbe vollständig abgewickelt werden. Viele potenzielle Tipper befanden sich im Aktivdienst. Doch das hinderte die massge-benden Personen nicht, die Entwicklung

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Val d’Isère, Val Gardena, Morzine, Wen-gen, Kitzbühel und Garmisch-Partenkir-chen ange boten. Die Umsätze aus den Versuchs wettbewerben blieben aber weit hinter den Erwartungen zurück (sie lagen knapp über 100 000 Franken Einsatz pro Rennen), offenbar war der Modus zu kom-pliziert. Nach nur einem Winter wurde das Ski- Toto wieder abgeschafft. Im Jahr 1983 wurden erstmals Spiele der Schwei-zer Eishockeymeisterschaft in die Toto-Wettbewerbe integriert. Der SEHV wur-de dafür fortan mit einem statutarischen Beitrag unterstützt.

weiter voranzutreiben. Am 17. Juni 1942 wurde «Gründervater» Ernst B. Thommen zum vollamtlichen Direktor der Sport- Toto-Gesellschaft gewählt, eineinhalb Jah-re später wurde die STG ins Handelsre-gister des Kantons Basel-Stadt eingetragen. Die Sport-Toto-Gesellschaft war längst zur umsatzstarken Institution geworden. Zum zehnjährigen Jubiläum 1948 wurde die anfänglich auf 10 000 Franken limitierte Maximalgewinnsumme in einer Tippko-lonne auf 30 000 Franken erhöht. Die Toto-Gemeinde war auf 285 000 Tipper ange-wachsen.

Versuche in anderen SportartenFussball war beim Sport-Toto von allem Anfang an die zentrale Sportart – und sie ist es bis heute geblieben. Immer wieder jedoch wurden Versuche in anderen Sport-arten unternommen. Schon der Verein zur Förderung der Leibesübungen in der

Schweiz führte im Frühjahr 1938 Wettbe-werbe bei den Gerätemeisterschaften der Turner durch. 1946 wurde einmalig ein Lotto im Zusammenhang mit der Rad-rundfahrt «Tour de Suisse» durchgeführt. In den Jahren 1951 und 1952 gab es zwei Versuchsperioden mit einem «Schützen-Toto». Getippt werden mussten Resultate der Schweizer Gruppenmeisterschaft. Die fünf durchgeführten Wettbewerbe blieben finanziell hinter den Erwartungen zurück. Immerhin wurde im Zuge der Zusam-menarbeit mit den Schützen eine Statu-tenänderung umgesetzt, die es ermöglich-te, aus Sport-Toto-Geldern künftig auch Schiessanlagen zu subventionieren. 1978/79 wurde erstmals ein Ski-Toto durchgeführt. Aus 15 vorgegebenen Na-men mussten die ersten sechs Ranglisten-positionen vorausgesagt werden. Zu Zeiten von Bernhard Russi, Franz Klammer, Ro-land Collombin und Ken Read wurden sechs Wettbewerbe bei den Abfahrten von

Das 1958 eröffnete Sport-Toto-Gebäude an der Lange Gasse 20 in Basel (oben links), eine Toto-Auslosung im TV-Studio Leutschenbach (oben rechts) und ein Kiosk alter Prägung (unten).

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Fussballpausen führen zu InternationalisierungEin Problem, das sich der Sport-Toto- Gesellschaft von allem Anfang an stellte, waren die Spielpausen der Fussballmeis-terschaften im Sommer und im Winter. Nicht selten mussten Wettbewerbe annul-liert werden, weil zu viele Spiele witte-rungsbedingt verschoben werden mussten. Anfänglich versuchte man, die dadurch verpassten Einnahmen mit sogenannten Goal-Wettbewerben aufzufangen, doch die kamen beim Publikum nur durch-schnittlich an. Am 4. Februar 1945 wurde erstmals ein Wettbewerb mit Spielen aus der englischen Liga durchgeführt. Der Versuch gelang, fortan wurde der Winter mit Spielen von der Insel überbrückt – und später auch mit Spielen aus anderen euro-päischen Ligen, die keine oder eine kürze-re Winterpause hatten. Auch im Sommer gab es ein «fussballeri-sches Loch». Dieses wurde ab Ende der 1950er-Jahre mit der Lancierung verschie-dener internationaler Wettbewerbe ge-schlossen, die in den bis dahin meist spiel-freien Sommerwochen angesetzt wurden. Ernst B. Thommen, der Sport-Toto-Di-rektor, war bei der Umsetzung verschiede-ner dieser Wettbewerbe an vorderster Front beteiligt, in führender Position beim Messestädte-Cup, dem späteren UEFA-Cup. Die Partie zwischen zwei Städteaus-wahlen von Basel und London am 4. Juni 1955 gilt als erste Partie eines europäi-schen Vereinswettbewerbs überhaupt. Thommen persönlich übergab fast drei

Jahre später, am 1. Mai 1958, im Camp Nou die «Trophée Noel-Beard» an den Captain des siegreichen FC Barcelona, Joan Segarra. 1961 verhalf Thommen einer Idee des le-gendären Schweizer Fussballnationaltrai-ners Karl Rappan zum Durchbruch, der mit dem «International Football Cup», nach seinem Schöpfer auch «Rappan-Cup»

genannt, jenen Teams eine sommerliche Spielgelegenheit verschaffen wollte, die weder im Europacup der Meister noch im Messestädte-Cup ein Team stellen konn-ten. Sechs Saisons lang wurde der «Inter-national Football Cup» ausgespielt, um dann 1967 vom Intertoto-Cup abgelöst zu werden. Gespielt wurde in verschiedenen Gruppen in der Sommerpause, der FC Lugano gehörte in der Erstauflage 1967 zu den Gruppensiegern. 1995 wurde das Format geändert zum UEFA Intertoto Cup, der als eine Art Vor-qualifikation zum UEFA-Cup an sportli-cher Bedeutung gewann. 2008 wurde auch dieses Format eingestellt. Die Schweizer

Sport-Toto-Gesellschaft hat über die In-tertoto-Organisation die Schweizer Teil-nehmer an diesem Wettbewerb regelmäs-sig direkt unterstützt.

Die GeschäftssitzeDie Anfänge des Sport-Totos in der Schweiz spielten sich im Mansardenzim-mer von Gründer Ernst B. Thommen in dessen Privatwohnung ab. Doch spätes-tens mit der formellen Gründung der Sport-Toto-Gesellschaft am 18. August 1938 wuchs der Platzbedarf. In verschiedenen Liegenschaften war die STG in den folgenden Jahren eingemietet, mit dem Umsatz wuchsen auch die Quad-ratmeter, die die Administration in An-spruch nahm. In kurzen Takten wechselte man von der Eisengasse 10 in Basel in die «Safranzunft» an der Gerbergasse 11, an den Barfüsserplatz, an den Aeschengraben 24 und in die Doppelliegenschaft St. Al-ban-Graben 5 und 7, an der auch Ernst B. Thommen residierte und in der heute das Antikenmuseum untergebracht ist. Im Juli 1958 schliesslich wurde an der Lange Gasse 20 in Basel ein grosszügiger Neubau in Betrieb genommen, der alle Bedürfnisse der Gesellschaft zu befriedigen vermochte. Nach einer umfassenden, 13,6 Millionen Franken teuren, Sanierung wurden die Ar-beitsplätze am 7. Juli 1997 am neuen, alten Ort wieder eingenommen. Ende August fanden eine Einweihungsfeier und ein Tag der offenen Tür statt. Noch heute sind die «Swisslos» und die Sport-Toto-Gesellschaft an dieser Adresse beheimatet.

In früheren Jahren gab es ein Schützen-Toto, ein Skitoto und auch einen

Wettbewerb rund um die Tour de Suisse. Doch diese

Formen hatten ein kurzes Leben.

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1936 schnappte der Basler Baubeamte Ernst B. Thommen bei einem

Fussball-Länderspiel der Schweizer Nationalmannschaft in Stockholm

die Idee des gemeinnützigen Sport-Toto auf. Gemeinsam mit Fred

Jent, Sportredaktor der «National-Zeitung», verhalf er dem Toto in der

Schweiz gegen viele Widerstände zum Durchbruch. Thommen war

aber auch in vielerlei anderer Hinsicht ein grosser Schweizer Sportpionier.

Schon in jungen Jahren präsentierte sich der am 23. Januar 1899 in Basel gebo-

rene Ernst B. Thommen als zielstrebiger Macher. Über den FC Breite und den ba-sel-städtischen Fussballverband fand er den Weg in die Gremien des Schweizeri-schen Fussball- und Athletikverbandes (SFAV) und war dort massgeblich an vie-len Modernisierungs- und Restrukturie-rungsmassnahmen beteiligt. Er wusste um die finanziellen Engpässe, die vor dem Zweiten Weltkrieg im Schweizer Sport herrschten und liess sich in Schweden von der Idee des «Tipstjänst» überzeugen. Mit viel Energie und Überzeugungskraft setz-te er das Modell einer Sportwette, deren Erlöse gemeinnützig und zweckgebunden für den Schweizer Sport eingesetzt wer-den, in die Tat um.

Thommen hatte viele Widerstände zu überwinden, gesetzliche, behördliche und auch gesellschaftliche. Doch er war tief im Innern vom Erfolgsmodell «Sport-Toto» überzeugt und kämpfte trotz vieler Rück-schläge immer weiter. Als am 18. August 1938 in einem Vorzimmer des Basler Rat-hauses die Schweizer Sport-Toto-Gesell-

schaft (STG) gegründet wurde, da hatte Thommen die ganze Vorarbeit geleistet, über den von ihm rund ein Jahr zuvor ge-gründeten «Verein zur Förderung der Lei-besübungen in der Schweiz» (VFLS) bis hin zum pfannenfertigen Statutenentwurf und der Spielanleitung für den ersten Toto-Wettbewerb.

Der Pionier – Ernst B. Thommen

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ball-Union (UEFA) aufgetreten – und wurde am Jubiläumskongress «50 Jahre FIFA» zum Vizepräsidenten gewählt. Thommen stand auch an der Wiege euro-päischer Clubwettbewerbe im Fussball. Am 4. Juni 1955 fand zwischen zwei Städteaus-wahlen von Basel und London das erste Spiel des Messestädte-Cups, dem Vorläufer des UEFA-Cups (heute Europa League), statt. Die Partie galt als erstes Spiel im mo-dernen Europacup. Gemeinsam mit dem legendären Schweizer Nationaltrainer Karl Rappan rief er 1961 auch den Internationa-len Fussball-Cup ins Leben, eine internati-onale Sommermeisterschaft, die dem Sport-Toto in den mageren Sommermona-ten zum Aufschwung verhalf.Ernst B. Thommen, den man in der Sport-welt nur «Aetti» nannte, galt zu seinen Zeiten zweifellos als einflussreicher Mann – mit hervorragenden internationalen Kon-takten und mit der finanziellen Kraft der Sport-Toto-Gesellschaft im Rücken, de-ren Gründung 1938 noch heute als funda-mentales Ereignis für den Schweizer Sport gilt. Heute profitieren nicht nur der Sport, sondern über die Swisslos-Fonds der Kan-tone auch kulturelle und soziale Projekte finanziell massgeblich von Thommens da-maliger Hartnäckigkeit. Thommen war über drei Jahrzehnte bis zu seinem unver-hofften Unfalltod am 14. Mai 1967 der wohl grösste Sportförderer in der Schweiz.

Thommen wurde 1942, nachdem er bis da-hin die Geschäftsführung im Nebenamt besorgt hatte, zum ersten vollamtlichen Direktor der STG und verhalf der jungen Pflanze zu prächtigem Wachstum. Bis zu seinem Tod bei einem Autounfall 1967 in der Birsfelder Hard lenkte er die Geschi-cke der Gesellschaft und verhalf so dem Schweizer Sport zu nie erwarteten Millio-nenzuschüssen.

Die Schaffenskraft von Thommen reichte jedoch weit über sein Wirken bei der Sport-Toto-Gesellschaft hinaus. Als Fuss-ballfunktionär übernahm er zwischen 1947 und 1954 das Präsidium des Schwei-zerischen Fussball- und Athletikverban-des und fand schon bald den Weg in die Entscheidungsinstanzen der FIFA. Dort setzte er sich massgeblich für die Reinteg-ration des deutschen Fussballs in den in-ternationalen Spielbetrieb ein und sorgte dafür, dass Deutschland am 22. Septem-ber 1950 in Stuttgart wieder zu einem offi-ziellen Länderspiel antreten durfte – selbstredend gegen die Schweiz. Sein grosses Verdienst auf FIFA-Ebene war auch die Vergabe der Fussball-Weltmeis-

terschaft 1954 an die Schweiz. Für diesen Grossanlass übernahm er nicht nur das Präsidium des Organisationskomitees, er sorgte als Sport-Toto-Direktor auch dafür, dass Stadien mit der entsprechenden Ka-pazität in der ganzen Schweiz entstanden. Am direktesten griff er dabei in Basel ein, wo er nach der Ablehnung des Projektes «Fussballstadion St. Jakob» durch das Stimmvolk massgeblich an der Gründung einer Stadiongenossenschaft und als Präsi-dent der Baukommission auch bei der Um-setzung beteiligt war.Die Fussball-WM 1954 wurde sportlich und wirtschaftlich zur erfolgreichsten Endrunde bis zu jenem Zeitpunkt – und Thommen selbst hatte mit seinen Bemü-hungen für den Deutschen Fussball-Bund die Basis gelegt, die das «Wunder von Bern», der 3:2-Finalsieg Deutschlands ge-gen die damals als übermächtig eingestuf-ten Ungarn, überhaupt möglich machte. So ganz nebenbei war Thommen zum Start der WM auch als Gastgeber der Grün-dungsversammlung der europäischen Fuss-

Ernst B. Thommen (Bild oben links, hinten sitzend) mit Präsident Fritz Brechbühl (stehend) bei einer STG-Sitzung 1941 im Casino Basel, mit seiner geliebten Jagdhündin «Susi» (rechts oben) und bei einer Intertoto-Sitzung im Rahmen des 25-Jahr-Jubiläums der STG 1963 (unten).

«Der Lebensnerv des Schweizer Sports»

Als ehemaliger Präsident freut es mich besonders, dass die Sport-Toto-Gesellschaft in diesem Jahr be-

reits ihr 75-jähriges Bestehen feiern darf. Ohne die STG ginge im Schweizer Sport kaum etwas. Vielmehr noch: Die Lotteriegelder sind der Lebensnerv des Schweizer Sports! Denn davon profitieren allein in unseren 84 Mit-gliedsverbänden rund 1,6 Millionen Menschen in mehr als 20 000 Vereinen.

Jörg Schild, Präsident Swiss Olympic

Präsidenten1938–1962 Fritz Brechbühl1963–1971 Dr. Emil Steiner1971–1979 Dr. Walter König1980–1987 Dr. Robert Bauder1988–1994 Emil Fischli1995–2000 Jean-François Leuba2001–2005 Jörg Schild2006–heute Peter Schönenberger

Direktoren1938–1967 Ernst B. Thommen1967–1971 Ernst Fischer1972–1988 Dr. Ulrich Höch1988–2004 Georg Kennel2004–heute Roger Hegi

Von 1938 bis zu seinem Tod bei einem Autounfall 1967 lenkte Ernst B. Thommen die Geschicke der Sport-

Toto-Gesellschaft und verhalf dem Schweizer Sport

zu nie erwarteten Millionenzuschüssen.

Präsidenten und Direktoren der Sport-Toto-Gesellschaft

75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft: Herzliche Gratulation!

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Fritz Brechbühl

Der am 9. April 1897 in Basel geborene Fritz Brech-bühl war in seiner Jugend Verdingbub in Schüpfen

und absolvierte später in Hölstein eine Uhrmacherlehre. Er engagierte sich als SP- und VPOD-Mitglied auch gewerk-schaftlich. Zwischen 1923 und 1935 sass er im Grossen Rat und wurde 1935 in den Regierungsrat des Kantons Ba-sel-Stadt gewählt. Als Polizeidirektor liess er sich von Ernst B. Thommen 1937 von der Idee des Totos begeistern, des-sen Erlöse mehrheitlich direkt in den Sport zurückfliessen sollten. Brechbühl war Thommens Fürsprecher in der Basler Regierung, als es galt, Sportwetten auch gegen öffentliche Widerstände durchzusetzen und die notwendigen rechtli-chen Grundlagen zu schaffen. Brechbühl leitete die Grün-dungsversammlung der Schweizer Sport-Toto-Gesellschaft am 18. August 1938, wurde zum ersten Präsidenten ge-wählt und stand der Gesellschaft bis 1962 vor. Er verbrachte 28 Jahre in der Basler Regierung, war ab 1953 zusätzlich Nationalrat und präsidierte zwischen 1950 und 1960 die SP Basel-Stadt. Fritz Brechbühl verstarb am 1. Juli 1963, im Jahr des 25. Geburtstages der Sport-Toto-Gesellschaft.

Fred Jent

Wie Ernst B. Thommen gehört auch der Basler Sport-journalist Fred Jent zu den Pionieren des Sport-To-

tos in der Schweiz. Der Mitarbeiter der «National-Zeitung» sass bei der Gründungsversammlung der STG 1938 mit im Saal, übernahm später jedoch keine Funktion. Stattdes-sen engagierte er sich vielfältig im Sport, als Präsident des Schwimmverbandes, als Fussballschiedsrichter, als Punkt-richter im Boxen und ab 1944 auch im Zentralvorstand des Landesverbandes für Leibesübungen (SLL).

Fritz Wagner

Seit der Gründung der Sport-Toto-Gesellschaft 1938 war Fritz Wagner während 42 Jahren ihr Vorstandssekretär.

Schon bei der Gründungsversammlung führte er Protokoll und wurde in den Kontrollausschuss gewählt. Über Jahre arbeitete er an der Entwicklung der Sport-Toto-Gesellschaft mit. 1979 wurde er von Walter Baumann abgelöst.

Dr. Emil Steiner

Über 30 Jahre diente der Zuger Landammann Dr. Emil Steiner der Sport-Toto-Gesellschaft. 1939 als Kantons-

vertreter dazugestossen, wurde er ein Jahr später schon in den Vorstand und 1942 zum Vizepräsidenten gewählt. 1963 wurde er als Nachfolger Fritz Brechbühls zum Präsidenten bestimmt. Am 30. Juli 1971 verstarb Emil Steiner.

Emil Fischli

Der Glarner alt Regierungsrat Emil Fischli stiess 1976 zur Sport-Toto-Gesellschaft, wurde 1978 in den Vorstand

und 1980 zum Vizepräsidenten gewählt. 1988 übernahm er das Präsidium der STG für sechs Jahre. In seiner Funkti-on nahm er auch Einsitz im Vorstand der «Intertoto», deren Europasektion er mitbegründete und präsidierte. Bei sei-nem Rücktritt als Präsident wurde er zum Ehrenmitglied der STG ernannt.

Georg Kennel

Georg Kennel hatte schon viel erlebt im Schweizer Sport, als er 1988 als neuer Direktor zur Sport-Toto-Gesell-

schaft kam. Als ausgezeichneter Zehnkämpfer trat er Mitte der 1970er-Jahre in den Zentralvorstand des Schweizeri-schen Leichtathletik-Verbandes ein, den er zwischen 1981 und 1995 während 14 Jahren präsidierte. Nach seiner Amtszeit wurde er, der die grossen Zeiten von Markus Ryffel und Werner Günthör begleitet hatte, zum Ehrenpräsidenten von «Swiss Athletics» ernannt und sass im Zentralvorstand des Schweizerischen Landesverbandes für Sport (SLS). Bei der Sport-Toto-Gesellschaft prägte er einerseits die Ein-führung des Online-Systems zu Beginn der 1990er-Jahre, später aber auch die grosse Umstrukturierung, die per 1. Januar 2003 zur Übernahme des gesamten operativen Ge-schäfts durch die Swisslos und die Loterie Romande führ-te. Kennel war vorübergehend gleichzeitig Chef der neuen Swisslos und der altehrwürdigen Sport-Toto-Gesellschaft. Das machte durchaus Sinn, um den Spagat zwischen den verschiedenen Interessen besser bewältigen zu können. Kennel war am gestaffelten Ende seiner Amtszeiten Mitte 2004 (Sport-Toto-Gesellschaft) und Ende 2005 (Swisslos) froh, dass sich die neue Struktur als eine Lösung erwies, die für alle 20 Kantone der Deutschschweiz und des Tessins den besten Nutzen in Sachen Gemeinnützigkeit innerhalb des Swisslos-Gebietes erbrachte und auch mit den Interes-sen der Loterie Romande abgeglichen war. Kennel hatte die Geschicke der STG und von Swisslos während insgesamt 16 Jahren massgeblich mitgeprägt. Am 10. Februar 2012 verstarb er 70-jährig an den Folgen einer Krankheit.

Menschen, die die Sport-Toto-Gesellschaft mitgeprägt haben: Fritz Brechbühl, der erste Sport-Toto-Präsident, Fred Jent, Sport redaktor und Mitinitiant der Toto-Idee in der Schweiz, Jörg Schild, langjähriger STG-Präsident und heutiger Präsident von Swiss Olympic, Georg Kennel, STG-Direktor von 1988 bis 2004, Roger Hegi, der heutige Direktor, und Peter Schönen berger, der heutige STG-Präsident (von oben links nach unten rechts).

Figuren der Toto-Geschichte: Von Brechbühl bis Kennel

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Das Sport-Toto war in seiner ersten Saison mit nahezu zwei Millionen

Franken Umsatz ein schneller Erfolg. Nach zwei schwierigen Jahren im Umfeld des Zweiten Weltkriegs – bei Kriegsaus-bruch im Herbst 1939 musste der Toto-Betrieb vorübergehend sogar eingestellt werden – begannen die Umsätze jedoch erst in der Spielzeit 1941/42 rasant zu wachsen, 1945/46 wurde erstmals die 10-Millionen-Grenze an Wetteinsätzen übertroffen, 1949/50 waren es bereits über 25 Millionen. Ausbezahlt wurden den Ge-winnern von Anfang an 50 Prozent der Einsatzsumme.Der Gewinn der Sport-Toto-Gesellschaft wurde von der ersten Austragung an nach einem vorbestimmten Schlüssel verteilt. 10 Prozent des Reingewinns ging (mit ei-

ner festgesetzten Obergrenze) direkt an die Sportverbände, deren Wettkämpfe den zu tippenden Resultaten zugrunde lagen. Das war in erster Linie der Schweizerische Fussball- und Athletik-Verband (SFAV). Ein fester Anteil der Restgewinnsumme ging an den Schweizerischen Landesver-

band für Leibesübungen (SLL), ab 1977 Landesverband für Sport (SLS), der Rest ging zur zweckgebundenen Verwendung an die Kantone. Das Verhältnis war anfänglich variabel, im ersten Betriebsjahr gingen 34 Prozent an den SLL, danach 40, 38 und 28 Prozent,

Das früh gefundene Motto «Wage und spiele für sportliche Ziele»

war nicht bloss ein Lippenbekenntnis. Die zweckgebundene

Verwendung der Sport-Toto-Gewinne für den Sport und die dazu

gehörende Infrastruktur war tragendes Element der Idee

einer Sportselbsthilfe – auch für die Anerkennung des Sport-Totos

bei den Behörden.

Gemeinnützig vom ersten Tag an

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der Rest jeweils an die Kantone. Im fünf-ten Betriebsjahr (1942/43) ging man zu je-nem festen Schlüssel über, der sich danach über Jahrzehnte bewähren sollte. Nach Abzug der Betriebskosten und den statuta-rischen Zuwendungen an den Fussballver-band sowie in die Reserven wurden 25 Prozent des Reingewinns an den SLL und 75 Prozent an die Kantone verteilt. Für die einzelnen Kantone wurden die Beiträge hälftig nach ihrer Wohnbevölke-rung und der in ihrem Gebiet getätigten Totoeinsätze aufgeschlüsselt. Im Sport-Toto-Ausschuss des Schweizerischen Lan-desverbandes für Sport sassen paritätisch Vertreter der Sport-Toto-Gesellschaft, die damit direkten Einfluss auf die Verteilung der zugesprochenen Gelder nehmen konn-ten.

95 Millionen nach 20 JahrenZusätzlich unterstützte die STG markante sportliche Bauvorhaben auch direkt in Form von Darlehen oder Krediten, die da-nach über die ordentlichen Kantonsbeiträ-ge der folgenden Jahre amortisiert werden konnten. Beim 20-Jahr-Jubiläum 1958 hatte die STG bereits 95 Millionen Fran-ken an Gewinn ausgeschüttet, 64 Millio-nen an die Kantone, 19 Millionen an den SLL, sechs Millionen direkt an diverse Stadionbauten und noch einmal fünf Mil-lionen an die Sport- und Kurszentren Magglingen und Mürren. Der Fussball-verband profitierte mit statutarischen Bei-trägen von 1,3 Millionen Franken.Beim 50-Jahr-Jubiläum der STG 1988 war beinahe die Milliardengrenze erreicht. 653 Millionen Franken waren bis dahin an

die Kantone geflossen, über 200 Millionen an den SLS (vormals SLL), über 60 Millio-nen an die Verbände, zu denen sich neben dem Fussballverband ab 1983 auch der Schweizerische Eishockeyverband (SEHV) und ab 1985 die Schweizerische Sporthilfe gesellten. Dazu flossen rund 30 Millionen an Abgaben, Gebühren und Steuern an die Behörden.

Verschiebung mit dem ZahlenlottoMit Einführung des Schweizer Zahlenlot-tos am 10. Januar 1970 verschoben sich die Spielvorlieben der Schweizer auf einen Schlag. Es war abzusehen, dass der auf-wendiger auszufüllende Totozettel gegen-über dem einfachen Glücksspiel Lotto an Beliebtheit einbüssen würde. Gustav Wie-derkehr, der damalige Schweizer Präsident

Eröffnungsspiel am 25. April 1954 zwischen der Schweiz und Deutschland im Basler Stadion St. Jakob, das im Hinblick auf die Fussball-Weltmeisterschaft nur dank eines Darlehens der Sport-Toto-Gesellschaft errichtet werden konnte.

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Neue SpielformenDiese Entwicklung sollte sich in diesem Stil fortsetzen, zusätzlich begünstigt durch die Einführung des Toto-X im Jahr 1975, dem Jackpot-System in Toto und Lotto und weiteren attraktiven Neuerun-gen. Bis ins Jahr 2000 hatte sich der Ge-winnanteil gegenüber 1970, dem ersten Lottojahr, für die Kantone, den SLS und die Sportverbände mehr als verdreifacht. Dann, ab dem 1. Januar 2003, wurde der Spiel- und Wettbetrieb in der Schweiz komplett neu organisiert, die Sport-Toto-Gesellschaft gab ihre operative Tätigkeit zugunsten der neuen Gesellschaft «Swiss-los» auf, für die Romandie übernahm die «Loterie Romande» die operative Führung. Doch die Sport-Toto-Gesellschaft behielt ihren Status als Instanz zur Gewinnzutei-lung an die Sportverbände, die seit 2003 nach einem neuen, noch klareren Schlüs-sel geregelt ist.

der Europäischen Fussball-Union UEFA, hatte grossen Anteil am positiven Aus-gang der Verhandlungen der verschiede-nen Involvierten, der Interkantonalen Lotterie-Gesellschaft (ILG), der Loterie Romande, der SEVA Bern und der Sport-Toto-Gesellschaft (STG), um eine Besitz-standsgarantie für die bisher an die Kanto-ne und die Sportverbände ausgeschütteten Toto-Gelder. Ein Vertrag mit der «Gesellschaft Schwei-zer Zahlenlotto» beinhaltete eine Garan-tie, dass allfällig entstehende Gewinnein-bussen im Toto gedeckt werden sollten. Die Sport-Toto-Gesellschaft ihrerseits wurde mit der technischen Abwicklung des Lottos beauftragt und partizipierte fortan mit einem fixen Anteil von 25 Pro-zent am Gewinn des Zahlenlottos.Wie sehr das Zahlenlotto die Beteiligung am bisher exklusiven Sport-Toto beein-trächtigte, zeigt eine Zusammenstellung aus dem Geschäftsbericht 1971. Im Jahr 1969 wurden im noch konkurrenzlosen Sport-Toto über 70 Millionen Franken umgesetzt. Im ersten Lottojahr 1970 ging der Umsatz um beinahe die Hälfte auf 38

Millionen Franken zurück. Und wieder-um ein Jahr später kam das Sport-Toto noch auf 29 Millionen Franken und verlor weitere 27 Prozent an Umsatz. So drama-tisch dieser Einbruch war, der Mehrum-satz im Lotto kompensierte die Ausfälle im Toto um ein Vielfaches. Schon im ers-

ten Lottojahr wurden 140 Millionen Franken umgesetzt, gemeinsam mit Sport-Toto brachte man es auf Erlöse von nahezu 180 Millionen, mehr als doppelt so viel wie im letzten reinen Totojahr 1969.

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Toto-X Super-Toto

Im ersten Lottojahr 1970 ging der Umsatz

im Sport-Toto von 70 Millionen Franken um

beinahe die Hälfte zurück. Doch der Mehrumsatz im Lotto kompensierte

die Ausfälle.

Einsatzsummen im Sport-Toto, Toto-X und Super-Toto 1938–2002

Die folgenden Tabellen zeigen Einsatz-summen und Gewinnverteilung in den Jahren zwischen 1938 und 2002, als die Sport-Toto-Gesellschaft operativ verantwortlich war.

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Verbände

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SLL/SLS/SO Kantone

Einsatzsummen im Schweizer Zahlenlotto, Joker und Extrajoker 1970–2002

Gewinnanteile Kantone, SLL/SLS/SO* und Verbände 1938–2002

* SLL = Schweizerischer Landesverband für Leibesübungen; SLS = Schweizerischer Landesverband für Sport; SO = Swiss Olympic

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Jahr Sport-Toto Toto-X Super-Toto Lotto Joker Extra-Joker1938/39 1 972 0001939/40 595 0001940/41 1 394 0001941/42 3 461 0001942/43 6 012 0001943/44 7 243 0001944/45 8 126 0001945/46 10 416 0001946/47 11 689 0001947/48 13 383 0001948/49 18 347 0001949/50 25 810 0001950/51 26 878 0001951/52 30 309 0001952/53 30 411 0001953/54 32 332 0001954/55 33 043 0001955/56 38 514 0001956/57 83 356 0001957/58 37 401 0001958/59 36 066 0001959/60 39 343 0001960/61 48 146 0001961/62 49 031 0001962/63 50 829 0001963/64 52 591 0001964/65 60 916 0001965/66 68 699 0001966/67 64 157 0001967/68 63 038 000

1968 32 056 0001969 70 724 0001970 38 622 000 140 325 0001971 29 842 000 155 367 0001972 26 583 000 157 092 0001973 25 251 000 192 405 0001974 26 701 000 197 737 0001975 25 752 000 6 281 000 198 212 0001976 21 074 000 13 696 000 190 820 0001977 19 970 000 20 303 000 192 314 0001978 17 392 000 22 819 000 182 854 9701979 17 729 000 17 614 000 229 756 0001980 16 407 000 15 501 000 245 280 0001981 15 139 000 14 843 000 278 670 0001982 13 830 000 22 289 000 290 009 0001983 16 084 000 23 846 000 315 069 0001984 17 232 000 27 087 000 302 128 0001985 17 032 000 31 150 000 312 884 0001986 18 096 000 27 763 000 334 889 0001987 21 318 000 27 022 000 393 461 0001988 20 881 000 23 324 000 400 000 000 28 937 0001989 24 569 000 26 607 000 4 175 000 363 209 000 45 798 0001990 25 056 000 23 894 000 3 769 000 502 389 000 58 586 0001991 26 236 000 21 682 000 4 002 000 426 755 000 49 947 0001992 23 351 000 18 749 000 3 988 000 459 977 000 52 005 0001993 26 224 000 22 025 000 5 386 000 426 755 000 52 759 0001994 27 409 000 22 296 000 5 223 000 427 580 000 55 301 0001995 29 832 000 19 447 000 5 502 000 453 067 000 60 800 0001996 31 367 000 18 583 000 5 509 000 463 020 000 67 275 0001997 26 404 000 13 002 000 5 365 000 693 866 000 105 542 0001998 29 607 000 24 427 000 6 132 000 620 088 000 98 044 0001999 28 570 000 10 564 000 5 772 000 679 867 000 105 602 0002000 27 775 000 11 020 000 6 562 000 620 010 000 99 819 0002001 25 710 000 15 190 000 5 861 000 592 104 000 97 768 000 7 723 000 2002 26 390 000 8 708 000 554 685 000 86 527 000 42 120 000

1 839 723 000 549 732 000 67 246 000 11 992 644 970 1 064 710 000 49 843 000

Einsatzsummen in den verschiedenen Wettbewerben 1938–2002

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Jahr Kantone SLL/SLS/SOV/SO Sportverbände1938/39 265 000 144 000 40 4091939/40 15 600 8 400 4 5841940/41 106 533 50 133 29 5051941/42 558 720 217 280 40 0001942/43 1 050 000 300 000 40 0001943/44 1 275 000 425 000 60 0001944/45 1 275 000 425 000 60 0001945/46 1 500 000 500 000 64 0001946/47 1 800 000 600 000 60 0001947/48 2 025 000 675 000 66 6001948/49 2 700 000 900 000 90 0001949/50 5 350 000 1 250 000 93 2001950/51 4 050 000 1 350 000 90 0001951/52 4 672 125 1 557 375 115 5001952/53 5 041 650 1 680 550 125 8001953/54 4 800 000 1 600 000 90 0001954/55 5 100 000 1 700 000 90 0001955/56 9 550 000 1 850 000 570 0001956/57 5 700 000 1 900 000 570 0001957/58 7 700 000 1 900 000 570 0001958/59 9 700 000 1 900 000 570 0001959/60 5 700 000 1 900 000 580 0001960/61 6 000 000 2 000 000 882 5871961/62 10 385 000 2 100 000 933 0421962/63 6 300 000 2 100 000 944 5081963/64 11 500 000 2 500 000 1 486 6751964/65 9 000 000 3 000 000 1 665 8111965/66 10 500 000 3 500 000 1 806 9411966/67 10 500 000 3 500 000 1 854 2301967/68 11 026 000 3 704 000 1 671 000

1968 5 400 000 1 800 000 734 0291969 11 250 000 3 750 000 1 650 6571970 22 500 000 6 000 000 1 800 0001971 18 000 000 6 000 000 1 800 0001972 18 000 000 6 000 000 1 800 0001973 19 500 000 6 500 000 1 800 0001974 26 250 000 6 500 000 1 800 0001975 19 500 000 6 500 000 1 800 0001976 26 250 000 6 500 000 2 000 0001977 19 500 000 6 500 000 2 000 0001978 25 125 000 8 140 000 2 000 0001979 24 000 000 8 000 000 2 000 0001980 24 000 000 8 000 000 2 000 0001981 31 125 000 10 375 000 2 000 0001982 29 250 000 9 750 000 2 100 0001983 30 750 000 10 250 000 2 611 0001984 34 500 000 11 500 000 2 808 0001985 35 250 000 11 750 000 4 586 0001986 36 000 000 12 000 000 4 277 0001987 39 000 000 13 000 000 4 276 0001988 36 780 000 12 260 000 3 574 0001989 40 598 000 13 533 000 4 618 0001990 42 848 000 14 283 000 4 127 0001991 42 848 000 14 283 000 3 844 0001992 43 598 000 14 533 000 4 730 0001993 42 098 000 14 033 000 4 408 0001994 42 098 000 14 033 000 4 380 0001995 42 741 000 14 247 000 4 808 0001996 44 601 000 14 867 000 4 448 0001997 53 582 700 17 861 000 4 392 0001998 52 854 000 17 618 000 4 509 0001999 57 663 000 19 221 000 4 557 0002000 59 122 000 19 707 000 4 566 0002001 61 210 000 20 403 000 4 312 0002002 54 185 000 18 620 000 4 992 000

1 367 122 328 443 553 738 127 372 078

Hinweise zu den Tabellen

EinsatzsummenDas Geschäftsjahr der Sport-Toto-Ge-sellschaft entsprach anfänglich der Fuss-ballsaison (1. Juli bis 30. Juni). Erst 1968 wurde auf das Kalenderjahr umgestellt. Die Zahlen für das Jahr 1968 entspre-chen deshalb nur einer Halbjahresperiode (zweite Jahreshälfte).

GewinnverteilungSLL = Schweizerischer Landesverband

für Sport (ab 1938)SLS = Schweizerischer Landesverband

für Sport (ab 1977)SOV = Schweizerischer Olympischer

Verband (ab 1997)SO = Swiss Olympic (ab 2001)

VerbändeBis 1982 wurde statutarisch nur der Schweizerische Fussball- und Athletikver-band (SFAV, ab 1958 nurmehr SFV) direkt begünstigt (als «Lieferant» der Toto-Spie-le), ab 1983 zusätzlich der Eishockeyver-band, ab 1985 zusätzlich die Schweizer Sporthilfe (teilweise über Gewinnanteile aus dem Super-Toto).

Gewinnanteile Kantone, SLL/SLS/SO und Sportverbände 1938–2002

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Sportliche Baudenkmäler der Schweiz

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gerschaft von Bund, Stadt Biel und dem Landesverband für Sport trug auch die Sport-Toto-Gesellschaft mit Unterstüt-zungsbeiträgen in der Höhe von 2,75 Mil-lionen Franken bei. Der Erfolg der Eidgenössischen Turn- und Sportschule (ETS) war überwälti-gend und schon drei Jahre nach der Eröff-nung ergaben sich erste Engpässe. Dazu

kam, dass neben Kursen für die Leiteraus-bildung auch vermehrt Sportler die Anla-gen nutzen wollten, zum Teil aber nicht international konforme Bedingungen vor-fanden. Zudem benötigte der Schweizeri-sche Fussballverband (SFV) als Organisa-tor der Fussball-WM 1954 zusätzliche Unterkunftsmöglichkeiten für die Gast-mannschaften. So boten die Sport-Toto-

Die Idee zur Errichtung einer zentra-len Anlage für die Sportlehrer- und

Leiterausbildung und einer sportlichen Hochschule bestand schon im späten 19. Jahrhundert, doch erst zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sie konkreti-siert. Am 3. März 1944 ermächtigte der Bundesrat das Eidgenössische Militärde-partment (EMD) zum Bau der ersten Etappe einer Eidgenössischen Turn- und Sportschule. Die 1947 eröffnete Anlage in Magglingen hoch über dem Bielersee sorgte erstmals für eine umfassende Sport-lehrer- und Trainerausbildung in der Schweiz. Sie war, hervorgegangen aus der 1942 eingerichteten Eidg. Zentralstelle für militärischen Vorunterricht, Turn-, Sport- und Schiesswesen, anfänglich stark mili-tärisch orientiert. Zur gemeinsamen Trä-

Gelder aus dem Sport-Toto halfen mit, einige markante Sportbauten

in der Schweiz zu realiseren. Zu den historischen Stätten gehören

die Sportschulen und Kurszentren in Magglingen, Mürren, Tenero

und Kandersteg, aber natürlich auch fast alle Fussballstadien, die im

Hinblick auf die WM 1954 errichtet oder ausgebaut worden waren.

Zwei Grossprojekte für das Sport-Toto Mitte des 20. Jahrhunderts: Die Eidgenössische Sportschule in Magglingen mit der Statue am Lärchenplatz, dem Brasil-Haus, dem Schwimmbad und der Boxhalle sowie das Fussballstadion St. Jakob mit dem Haupttribü-nengebäude in der Innen- und Aussenansicht (von links nach rechts).

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Gesellschaft und der Schweizerische Lan-desverband für Leibesübungen (SLL) Hand für die Ausbauphase ab 1950. Diese beinhaltete eine 400-Meter-Leichtathle-tikanlage am «End der Welt» sowie ein konformes Fussballfeld und zusätzliche Unterkünfte, das sogenannte «Dörfli». Noch einmal flossen 2,72 Millionen Fran-ken an Sport-Toto-Geldern. Die ersten Gäste in den neuen Unterkünften waren während der WM 1954 die brasilianische und die schweizerische Fussball-National-mannschaft. Mehr und mehr wurde «Magglingen» auch zur Forschungsstätte der Sportwissenschaftler; ein entspre-chendes, am 31. Mai 1967 eröffnetes Insti-tut wurde vom Sport-Toto-Ausschuss mit 2,7 Millionen Franken finanziert. Dazu kamen später ein neues Schulungsgebäude sowie 1976 die Grosssporthalle «End der Welt». Zur Jubi läumssporthalle des Eid-

genössischen Turnverbandes (ETV) trug der Sport-Toto-Ausschuss wiederum ei-nen Betrag von 2,1 Millionen Franken bei. Seit 1999 ist die ehemalige ETS als Fach-hochschule für Sport reorganisiert und umfasst auch das Bundesamt für Sport (BASPO). Seit 2005 ist das sportwissen-schaftliche Institut angegliedert. Der gan-ze Magglinger Komplex firmiert heute als «Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen».

SLL-Kurszentrum MürrenMagglingen war eine Erfolgsgeschichte, doch diese Stätte war primär auf die Be-dürfnisse der Sommersportarten ausge-richtet. 1952 ergab sich die Gelegenheit, in Mürren ein Kurszentrum für den Winter-sport zu erstellen. Das Zentrum in Mür-ren wurde im Gegensatz zu Magglingen, das unter «militärischer» Obhut des EMD stand, vom Schweizerischen Landesver-band für Leibesübungen verwaltet und ausschliesslich aus Sport-Toto-Geldern fi-nanziert. 2,1 Millionen Franken reichten damals, um das an schönster Lage vor Gspaltenhorn und Bütlassen errichtete Kurszentrum aufzubauen, das im Winter den Schnee- und Eissportarten diente und im Sommer zusätzlich dem Tennis.

Die Fussballstadien für die WM 1954Die Fussball-Weltmeisterschaft 1954 soll-te in der Schweiz stattfinden. Ernst B. Thommen, der Sport-Toto-Direktor, hatte dank seinen engen Beziehungen innerhalb der FIFA keinen geringen Anteil daran. Die Sport-Toto-Gesellschaft war mass-geblich daran beteiligt, dass die verschie-denen Stadionprojekte in der Schweiz rea-lisiert werden konnten. In Basel war eine öffentlich-rechtliche Finanzierung des ge-planten Fussballstadions St. Jakob an der Urne gescheitert, Thommen gründete da-nach eine Genossenschaft, die dank einem Darlehen über 1,5 Millionen Franken aus dem Sport-Toto sowie einem Baurechts-vertrag mit dem Kanton Basel-Stadt das redimensionierte Stadionprojekt inner-halb nur eines Jahres doch noch auf priva-ter Basis finanzieren und realisieren konn-te. Auch zum Neubau des Stadions Wankdorf, der späteren Stätte des «Wun-ders von Bern» mit dem Weltmeistertitel Deutschlands, trug die Sport-Toto-Ge-sellschaft 1,22 Millionen Franken bei. Weitere 1,5 Millionen Franken flossen nach Lausanne zum Ausbau der bisheri-gen Pontaise zum neuen «Stade olym-pique» und 260 000 Franken wurden für die Kapazitätserweiterung und Moderni-sierung der Genfer «Charmilles» aufge-

Unterstützung im Grossen und im Kleinen: die Kletterwand am Sportzentrum Schauenburg in Liestal, das Haus des Sports in Bern, das «Stade olympique de la Pontaise» in Lausanne, das SLL-Kurs-zentrum in Mürren (oben von links nach rechts) und die Eisbahn Dolder in Zürich (unten links).

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durchgeführt. Der erste Anlass war eine Schweizer Meisterschaft, schon ein Jahr später fand die erste Europameisterschaft statt. Viermal wurden auf diesem Gewäs-ser die Ruderweltmeister ermittelt, 1962 war die Premiere der Welttitelkämpfe mit 45 000 Zuschauern am Finaltag. 1973, 1982 und 2001 folgten weitere Weltmeis-terschaften. Aus Sport-Toto-Geldern wurden die notwendigen Ruderanlagen und Gebäude mitfinanziert, die Betreuung der Anlage wurde dem Regattaverein Lu-zern übertragen. Nach der Nichtberück-sichtigung bei der Vergabe der WM 2011 sind derzeit Pläne in Bearbeitung, den Rotsee als internationalen, traditionellen Rudersportgastgeber zu erhalten und die Infrastruktur, insbesondere mit einem Neubau des Rudersportzentrums, den mo-dernen Bedürfnissen anzupassen.

Haus des SportsZwischen 1961 und 1963 entstand an der Laubeggstrasse 70 in Bern nach den Plä-nen des Architekten Vincenzo Somazzi ein Verwaltungszentrum für den Sport. Am 29. Mai 1963 wurde die Schaltzentra-le eröffnet, die von Anfang an Sitz des Schweizerischen Landesverbandes für Leibesübungen (SLL) war, der 1977 zum Schweizerischen Landesverband für Sport

bracht. Schon 1951 wurde auch das sechs-te WM-Stadion, das «Cornaredo» in Lugano, mitfinanziert, das jedoch bei der Endrunde nur ein einziges Vorrundenspiel beherbergte. In all diesen Stadien erlebte die Fussballwelt 1954 die bis dahin wirt-schaftlich erfolgreichste WM – mit legen-dären Spielen auch der Schweizer Aus-wahl, die im Achtelfinal Italien zu bezwingen vermochte und im Viertelfinal in der Hitzeschlacht von Lausanne Öster-reich mit 5:7 unterlag. Bis heute ist das die trefferreichste Partie, die eine WM-End-runde je erlebt hat.Aus dem Sport-Toto mitfinanziert wurden jedoch nicht bloss die WM-Stadien – auch andere traditionsreiche Sportanlagen wie etwa die Gurzelen in Biel, das Neufeld in Bern oder das Kleinholz in Olten profi-tierten massgeblich von der Unterstützung.

Eisbahn Dolder, ZürichDie 1930 erbaute Kunsteisbahn Dolder ist mit rund 6000 Quadratmetern Eisfläche bis heute die grösste ihrer Art in Europa. Im Hinblick auf die Eishockey-Weltmeis-terschaften 1939 wurde die Eisbahn mit Sport-Toto-Geldern den Anforderungen des Turniers angepasst. Am Turnier, das zur Hälfte auf der Kunsteisbahn Margare-then in Basel ausgetragen wurde, setzte sich die Schweiz im Entscheidungsspiel um Platz 3 gegen die Tschechoslowakei durch und wurde so Sieger der in diese WM integrierten Europameisterschaft.

Weltmeister wurde Kanada. Von 1930 bis 1950 war die Dolder-Eisbahn Heimspiel-stätte des ZSC, der danach ins Hallenstadi-on wechselte. Auch die Eishockeysektion der Grasshoppers war hier ab 1932 behei-matet. Bekannt ist die Dolder-Eisbahn aber vor allem auch als Breitensport- und Vergnügungsanlage für die Bevölkerung.

Ruderzentrum RotseeSeit 1933 werden in der natürlichen Arena des Rotsees bei Luzern Ruderregatten

«Türöffner für viele Sporttreibende»

Ich möchte im Rahmen dieses Jubiläums der Sport-Toto-Gesellschaft und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern

ein grosses Dankeschön aussprechen. Mit ihrem uner-müdlichen und grosszügigen Einsatz für die Schweizer Sportlandschaft öffnet die STG für viele Sporttreibende in der Schweiz Türen, die sonst verschlossen geblieben wären. Auch dank dieser tatkräftigen Unterstützung kön-nen unsere Eishockey-Junioren zu Vizeweltmeistern her-

anreifen! Ich danke für die Partnerschaft – gemeinsam sind wir stark, in der Gegenwart und in der Zukunft.

Marc Furrer, Präsident Swiss Ice Hockey Federation (SIHF)

75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft: Herzliche Gratulation!

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Das Ruderzentrum auf dem Rotsee geniesst seit vielen Jahren Weltruf. Es wurde dank Sport-Toto-Geldern auf internationale Standards ausgebaut. 1962 fand hier die erste Ruder-WM statt, bald soll es modernisiert werden (oben das geplante neue Zielhaus).

(SLS) wurde und sich 1997 mit dem frühe-ren, 1912 gegründeten Schweizerischen Olympischen Comité (SOC) und dem 1966 gegründeten Nationalen Komitee für Elitesport (NKES) zum Schweizerischen Olympischen Verband (SOV) zusammen-tat. Seit 2001 firmiert die Organisation als Swiss Olympic und hat ihren Sitz seit 2007 im neuen Haus des Sports in Ittigen. In den 1960er-Jahren hatte auch der euro-päische Fussballverband UEFA seinen of-fiziellen Sitz im Haus des Sports. Sie zog 1974 in ein eigenes Gebäude an der Jupiter-strasse 33 in Bern und 1999 an ihr neues, feudales Domizil in Nyon am Genfersee.

Finanziert wurde der Bau des Haus des Sports damals massgeblich durch Beiträge aus dem Sport-Toto, zum Teil auch aus ei-ner 1946 geschaffenen Gewinnausgleichs-reserve. Unter dem Präsidium des Berner Regierungsrates Walter Siegenthaler wur-de zur Durchführung des Bauvorhabens eine Stiftung der Sport-Toto-Gesellschaft gegründet, die anfänglich mit 6,87 Milli-onen Franken Sport-Toto-Geldern geäuf-net wurde. Zu den Nutzern des Haus des Sports gehörten zunächst auch der Schweizerische Fussballverband (SFV) und seine Nationalliga (heute Swiss Foot-ball League), die mittlerweile im eigenen

«Haus des Fussballs» in Muri domiziliert sind. Der Schweizerische Tennisverband (heute Swiss Tennis) als Nutzer der ersten Jahre im Haus des Sports hat seine Ge-schäftsstelle und sein nationales Leis-tungszentrum heute in Biel.

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für Sport aufgebracht. Der Skiverband si-cherte sich mit seinem finanziellen Beitrag das Recht, dass seine Kaderathleten kos-tenfrei auf der Anlage trainieren konnten. Die Grossschanze erhielt den Namen «Lötschberg», die kleinere hiess «Blüem-lis alp». Dazu gab es eine kleine Einsteiger-schanze. Es war eine luxuriöse Anlage für jene Zeit, ausgestattet mit Eisspuren im Anlauf, ferngesteuerten Sprinkleranlagen, Flutlicht und einem Betriebsgebäude. Alle Schanzen waren auch sommertauglich, angegliedert war das Langlaufzentrum Kandersteg mit 55 km Loipen. 2007 wurden die Schanzen durch die FIS aus Sicherheitsgründen nicht mehr lizen-ziert. Nun steht die Finanzierung für den Um- und Ausbau über 5,6 Millionen Franken. Wie vor 36 Jahren ist auch dies-mal Adolf Ogi eine der treibenden Kräfte hinter dem Erneuerungsprojekt. Schon 2014 soll im neuen NNSK gesprungen werden.

Seit 2007 ist Swiss Olympic mit derzeit 15 Mitgliedsverbänden in einem zweckmäs-sigen Neubau des Haus des Sports unter-gebracht. Noch immer wird das Haus von einer Stiftung geführt, in der Sport-Toto-Präsident Peter Schönenberger den Vorsitz hat und auch Direktor Roger Hegi sowie Jean-Pierre Beuret, Präsident der Loterie Romande, als weitere Vertreter der Sport-Toto-Gesellschaft Einsitz haben.

Nationales Nordisches Skizentrum KanderstegWer früher in Kandersteg von der Ski-sprungschanze abhob, der segelte in Rich-tung Bahnhof – und der Auslauf führte sogar durch eine Bahnunterführung. Ziemlich abenteuerliche Verhältnisse, die mit dem Ausbau der Verladestation am Nordportal des Lötschbergtunnels zu Ende waren. 1977 initiierten der damalige Direktor des Skiverbandes und spätere

Bundesrat Adolf Ogi und Willy Sahli den Bau einer neuen Skisprunganlage – konzi-piert als Nationales Nordisches Skizent-rum. Bereits am 1. September 1979 erleb-

ten die neuen Sprungschanzen mit einem Eröffnungsspringen ihre Bewährungspro-be. 70 Prozent der 2,8 Millionen Franken Investitionskosten wurden von Sport-Toto und vom Schweizerischen Landesverband

Wie vor 36 Jahren ist auch diesmal Adolf Ogi

eine der treibenden Kräfte hinter dem

Erneuerungsbau des 1979 eröffneten Nationalen

Nordischen Skizentrums in Kandersteg.

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Auf einem der ersten Mitteilungsblätter des Vereins zur Förderung der Leibes-

übungen in der Schweiz (VFLS) namens «Sportselbsthilfe» werden die Teilnehmer im Winter 1937/38 aufgefordert, sich die richtige Tippreihe bei der Telefonauskunft Nr. 11 zu besorgen. So übernahm die Sportinformation die Resultatübermittlung an die Telefonhauptzentrale in Zürich, dort wurden sie an die regional organisierten Auskunftsstellen verteilt und den Anrufern im persönlichen Gespräch mitgeteilt. Erst später erfolgte die Umleitung auf ein Ton-band. Nach einiger Zeit wurde der mecha-nisierte Dienst über die 160er-Nummern eingeführt, die Nummer 164 vermittelte Sport- und eben Toto-Resultate.Kommunikation war von der ersten Stun-de an ein zentraler Punkt für die erfolgrei-

che Entwicklung des Sport-Totos. Das Mitteilungsblatt der VFLS erschien nach der Gründung der Sport-Toto-Gesell-schaft am 26. August 1938 erstmals offi-ziell unter dem neuen Titel «Sport-Toto – Wochenzeitung für Sport, Gesundheit und Körperpflege». Das Blatt wurde noch von Geschäftsführer Ernst B. Thommen und Alfred Kaltenbach (Kürzel: -ch.)

in Eigenregie herausgegeben und mit ei-nem simplen «Adressographen» von Hand mit den Empfangsadressen versehen. Mit der Zeit erfolgte der Beizug von Fachleu-ten wie Arnold Wehrle von der Sportin-formation oder Dr. Hans Rudolf Schmid.

Schon mit den ersten Toto-Wettbewerben erfolgte die Kommunikati-

on über eine eigene Zeitschrift. Später wurde der «Tip» unter Max

Ehinger und Max Pusterla zu einer wichtigen Sportstimme in der

Schweiz – die Publikation stand der Sport-Toto-Gesellschaft struk-

turell und inhaltlich sehr nahe.

Die eigene Informationshoheit

Jubiläumsausgabe der Zeitschrift «Tip» vom November 1969.

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1943/44 wurde die «Sport-Toto-Zeitung» in ein selbstständiges Unternehmen ausge-gliedert (Verlag Sport-Illustrierte AG) und stark professionalisiert. Als Glücks-griff erwies sich die Anstellung von Max Ehinger als hauptamtlicher Redaktor. Er entwickelte sich, anfänglich noch an der Seite des ehemaligen Schweizer National-spielers Dr. Ernst Kaltenbach, zu einer ge-wichtigen Stimme in der Schweizer Fuss-balllandschaft. Ehinger pflegte eine enge Beziehung zu Sport-Toto-Direktor Ernst B. Thommen und begleitete diesen auf vie-len Auslandsreisen im Auftrag der natio-nalen und internationalen Fussballverbän-de. Kaltenbach, genannt «Pfupf», schrieb aus serdem für das renommierte deutsche Fachblatt «Kicker» über den Schweizer Fussball.

Am 31. Oktober 1944 erschien die «Sport-Toto-Zeitung» erstmals unter dem neuen Titel «Tip». Nachdem die frühere «Sport-Illustrierte» eingegangen war, verblieb der «Tip» als einzige reich bebilderte Sportzei-tung der Schweiz, die jede Woche heraus-gegeben wurde und wie ihre Vorgängerin einen umfassenden Statistikteil rund um die aktuellen Sport-Toto-Wettbewerbe beinhaltete. Um das Toto-Fieber auch in der Westschweiz und im Tessin hochzu-halten, wurden von der Sport-Toto-Ge-sellschaft auch die «Semaine sportive» (Redaktion: H.L. Bonardelly) und der «Eco dello Sport» (Redaktion: Elvezio Andreoli) übernommen.Die STG verfügte mit der 1952 eröffneten und von Dr. Harry Thommen geführten Kirschgarten-Druckerei über eine haus-eigene Printfirma, genoss so durchaus eine

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gewisse Publikations- und Informations-hoheit über ihr Wirken und sorgte indirekt dafür, dass Konkurrenzprodukte wie die am 24. August 1946 erstmals erschienene Zeitschrift «System» nur ein kurzes Leben hatten. Nach Max Ehingers Tod 1974 übernahm Max Pusterla die Leitung des «Tip». Der Basler hatte 1964 in nebenamtlicher Tä-tigkeit als Sonntagsdienstleistender auf der Redaktion begonnen und wurde 1966 fest angestellt. Mit der letzten Ausgabe Nummer 31 am 29. Juli 1992 war das Schicksal des «Tip» im Zuge einer starken Bereinigung auf dem nationalen Medien-

markt besiegelt. 1999 wurde mit dem «Sport» die letzte reine Sportzeitung der Schweiz, die schon Jahre zuvor ausge-dünnt worden war, definitiv eingestellt.Ein starkes Kommunikationsmittel war auch der sogenannte «Totomat» in den Fussballstadien. Meist mit von Hand auf Leitern eingeschobenen Ziffertafeln, in seltenen Fällen (wie im Basler St. Jakob-Stadion) auch in elektronischer Form, wurden den Zuschauern im Stadion die Resultate der übrigen Fussballpartien, die auf dem Toto-Zettel standen, live über-mittelt. Später kam die Kommunikation über den Teletext dazu, die heute – ge-

meinsam mit allen anderen Wettbewerben – auf den Seiten 161 bis 171 platziert ist. Heute arbeitet Swisslos mit festen Medien-partnern zusammen. Die hauptsächliche Kommunikation verläuft aber über das In-ternet, wo längst auch online an den ver-schiedenen Wettbewerben teilgenommen werden kann. Eines ist über all die Jahre gleich geblieben: Die Informationen wer-den immer «ohne Gewähr» vermittelt.

Die Auskunft «11» gab anfänglich telefonisch Auskunft über die Toto-Ge-winnkolonne (Plakat linke Seite unten). Die bald lancierte Sport-Toto-Zeitung (diese Seite unten) wurde in der Pionierzeit noch mit einer simplen Adressiermaschine verschickt (linke Seite, links). Der «Tip», beliebte Lektüre auch im Coiffeursalon (links) wurde wie die Sport-Toto-Spielscheine (linke Seite, oben) über lange Jahre in der Kirschgar-tendruckerei produziert.

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Sport-Toto, das war in den Pionierjah-ren in erster Linie viel, viel Handarbeit.

Die Coupons wurden von den verschiede-nen Ablagestellen angenommen und mit Klebemarken versehen, die für 50 Rappen erworben werden konnten. In geflochte-nen Körben und mit Fahrrädern wurden sie danach von Mitarbeitenden der Sport-Toto-Gesellschaft in die Zentrale chauf-fiert. Die Auswertung erfolgte manuell durch die «Schreibstuben für Stellenlose» in Basel, Bern, Zürich, St. Gallen, Lau-sanne, Neuenburg und Genf, die so zu ei-ner willkommenen Zusatzbeschäftigung kamen. Um die Sicherheit in jenen Startjahren zu gewährleisten, liess man sich verschiedene «Tricks» einfallen. So wurden die Coupons mit einer Spezialfarbe getränkt, die die

Sport-Toto-Spielscheine unverwechselbar machte. Zum Einsatz kam auch ein Cou-pontrennsystem. Nach der Eingangskont-rolle wurde der Coupon 3 dem Basler Poli-zeidepartement in einer Holzkiste zur Verwahrung übergeben und erst nach dem Wettbewerb mit dem Coupon 2 abgegli-chen. So konnten nachträgliche «Korrek-turen» am Schein verhindert werden.

Tabakläden, Kioske, CoiffeursalonsDie Entwicklung des Sport-Totos verlief ra-sant. Schon im vierten Betriebsjahr gab es in der ganzen Schweiz über 1000 Ablagestel-len. Vor allem Tabakläden, später auch Coif-feursalons und Kioske, holten sich durch das Toto-Geschäft viel Laufkundschaft in ihre Betriebe. Die Toto-Ablagen entwickelten sich gleichsam zu beliebten Treffpunkten, an

In den Anfängen der Sport-Toto-Gesellschaft war die Abwicklung

der Wettbewerbe eine aufwendige Sache mit enormen personellen

und administrativen Ressourcen. Die technische Entwicklung führt

von den anfänglichen Sport-Toto-Marken über den «Kassen-Meyer»

bis hin zu den modernen Online-Terminals.

Von den Marken bis zum Online-Terminal

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denen eifrig über die vergangenen und be-vorstehenden Spiele diskutiert wurde.Nach zehn Jahren wurden die Sport-Toto-Marken durch einen Gummistempel er-setzt, 1950/51 wurden die Ablagestellen erstmals mit einer Kontrollkasse ausgerüs-tet. 30 Jahre lang sollten diese Geräte, die mit Hilfe einer mechanischen Stempelvor-richtung die Teilnahmecoupons mit einer fortlaufenden Nummer, dem Einsatzbe-trag und der Ablagenummer versehen konnten, im Einsatz bleiben. Die Kassen erforderten mit der Zeit erheblichen Ser-viceaufwand. Immer wieder mussten Bremszylinder und Schubladen ausge-tauscht werden. Das Basler Atelier für Feinmechanik Eugen Meyer (nach dessen Tod 1969 durch Sohn Thomas Meyer wei-tergeführt), war der Hauslieferant und be-

sorgte auch die jährlich notwendigen Rei-nigungs- und Wartungsarbeiten – da kam in Sachen Umsatz ganz schön was zusam-men. Der Übername «Kassen-Meyer» war nicht nur deshalb ziemlich naheliegend.1980 wurden die alten Geräte nach und nach durch die neuen Registriergeräte «LottoPrint L3000» ersetzt, die mit einer Codierzeile erstmals das maschinelle Einle-sen und Auswerten der Spielscheine ermög-lichte. Es war ein erster, kleiner Schritt in die elektronische Datenverarbeitung, auch wenn man der Sache offenbar noch nicht so ganz traute. Für den Fall eines Stromaus-falls war das Gerät nach wie vor mit der gu-ten alten Handkurbel ausgestattet.1989 beschloss die Sport-Toto-Gesell-schaft die zwingend gewordene Einfüh-rung eines Online-Verarbeitungssystems.

63,8 Millionen Franken wurden dafür in-vestiert, rund 1,6 Millionen weniger als ursprünglich budgetiert. 3612 Terminals wurden eingerichtet, die über die Kommu-nikationsnetze der damaligen PTT mit zwei Rechenzentren in Basel und Lau-sanne verbunden waren. Nach einer Test-phase mit 50 Online-Terminals wurden alle Schweizer Ablagestellen nach und nach an das System angeschlossen, der Wettbewerb 50/1993 war der letzte, für den noch herkömmliche Offline-Teilnah-mescheine verarbeitet werden mussten. Gegenüber dem ursprünglichen Zeitplan hatte man die Umrüstung auf Online ein Jahr früher abschliessen können. In sechs Schulungszentren wurden rund 10 000 Personen auf die Anforderungen im On-line-Zeitalter vorbereitet.

Ernst B. Thommen mit der legendären Holzkiste, in der jeweils ein Coupon der Toto-Spielscheine beim Polizeidepartement verwahrt wurde (links). Die Spieleinsätze wurden in den ersten Jahren mit dem Aufkleben von Sport-Toto-Marken (50 Rappen das Stück) auf dem Spielschein geleistet.

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den die ersten 50 XION-Terminals an aus-gesuchten Verkaufsstellen probeweise in Betrieb genommen, am 10. Juli 2001 wa-ren die 2650 Terminals in der ganzen Schweiz ausgeliefert und an das neue Re-chenzentrum in Basel angeschlossen. Zum Lieferumfang gehörte auch ein neues Online-Spielsystem der Firma AWI. Es war die letzte grosse technische Änderung unter dem Dach der Sport-Toto-Gesell-schaft, die per 1. Januar 2003 ihr operati-ves Geschäft definitiv an die Swisslos und an die Loterie Romande übergeben sollte.

bieten. Dem Pilotversuch im Januar 1997 im Rahmen der CS Hallenmasters, einem Indoor-Fussballturnier in der Sporthalle St. Jakob in Basel, folgten laufend neue Angebote mit dem mobilen Wettsystem.

2650 TerminalsNach rund zehn Jahren war die technische Infrastruktur bereits wieder überholt. Un-ter dem Projektnamen «Avanti» wurde ab Ende 1998 die nächste Infrastrukturgene-ration vorbereitet. 86 Millionen Franken sollten in ein neues Online-System mit Terminals und einem Backoffice-System investiert werden. Am 9. April 2001 wur-

Späterer AnnahmeschlussDas Online-System ermöglichte eine wei-tere Verschiebung des Annahmeschlusses von bis dahin 12 Uhr mittags auf 15 Uhr für das Toto und 16 Uhr (später 17 Uhr) für das Lotto. Dadurch wurde der Sams-tag schon 1993 zum umsatzstärksten Tag der Woche (28 Prozent). Die Umstellung liess technisch und orga-nisatorisch ein neues Zeitalter anbrechen. Die Anforderungen an die Mitarbeitenden zwischen 1989 und 1993 waren enorm. Vorbei waren nun aber auch die Zeiten, in denen grosse Aufregung herrschte und ve-ritable Suchaktionen gestartet werden mussten, wenn Spielscheine auf dem Post-weg verloren gegangen waren oder der Ab-lagehalter im letzten Moment zur Post rennen musste, um seine Scheine noch rechtzeitig aufgeben zu können. Und die aufwendige Verarbeitung der Offline-Spielscheine am Sitz in Basel gehörte defi-nitiv der Vergangenheit an.Die Online-Spielmöglichkeiten sorgten für einen markanten Teilnehmerschub bei allen Wettbewerben. Toto-R und Toto-X erzielten im Jahr nach der Umstellung ihr bestes Ergebnis seit der Einführung des Zahlenlottos 24 Jahre zuvor. 1997 begann die Sport-Toto-Gesellschaft unter dem Arbeitstitel «Mini-Oddset», an ausgewählten Veranstaltungen Direkt-wetten auf Resultate und Ausgang anzu-

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«Davor kann ich nur den Hut ziehen»

Ich beglückwünsche die Sport-Toto-Gesellschaft nicht nur zu ihrem Jubiläum und ihrem grossen Geburtstag,

sondern auch zu ihrer Leistung für den Schweizer Sport. Und ich wünsche ihr und den beiden Lotteriegesellschaf-ten weiterhin viel Energie, um den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen und faire Wetten ohne Mani-pulationsgefahr anzubieten. 75 Jahre an der Spitze des Sports und im Einsatz für den Sport, davor kann ich nur den Hut ziehen.

Ottmar Hitzfeld, Trainer des Schweizer Fussball-Nationalteams

Auf den Bildern der linken Seite die erste Kontrollkasse, die ab 1950/51 an den Ablagestellen zum Einsatz kam und 1980 von der moderneren «Lotto Print» abgelöst wurde (oben rechts), ersten Mikrofilmle-segeräten (unten) und schliesslich den Computern (oben) Platz machen musste.

75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft: Herzliche Gratulation!

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Raymond Simonet und Max Pusterla erlebten Ende der

1960er-Jahre als junge Mitarbeitende die Blütezeit des Sport-Totos.

Simonet, der später Vizedirektor der STG wurde, und Pusterla,

der Chefredaktor des «Tip», erinnern sich bei einem gemeinsamen

Treffen an einige wunderbare Geschichten.

Der Treffpunkt ist nicht ganz zufällig gewählt. Das Restaurant Aeschen-

platz in Basel liegt unweit des Hauptsitzes der Sport-Toto-Gesellschaft an der Lange Gasse. Als Raymond Simonet am 1. Janu-ar 1965 bei der STG angestellt worden war, bildete sich schnell ein «Stamm», der sich jeweils montags nach dem Feierabend im Lokal traf. Dieser Stammtisch hat sich bis heute gehalten, doch der mittlerweile 73-jährige Simonet ist der letzte verbliebe-ne Vertreter aus dem Sport-Toto. Mit den Jahren gesellten sich Kollegen des ehema-ligen Bankvereins oder der Patria-Versi-cherung dazu. Für die Gesprächsrunde über alte Toto-Zeiten setzt sich Max Pusterla an den Tisch. Der 71-Jährige hatte in seiner be-ruflichen Laufbahn ebenfalls einen engen

Bezug zur Sport-Toto-Gesellschaft. Schon sein Vater Arthur Pusterla arbeitete bei der Kirschgarten-Druckerei, die 1952 gegründet wurde, und im Hauptauftrag die Toto- und später auch Lottozettel so-wie den «Tip», die Hauszeitschrift der STG, druckte. Max Pusterla fand 1963 im Rahmen eines Auslandsaufenthaltes in England zum Sportjournalismus, als er für

den Korrespondenten Richard Snow ein-springen und für den «Tip» das Wochen-ende im englischen Fussball zusammen-fassen sollte. Gleich bei seiner Rückkehr nach Basel begann er mit Sonntagsdiens-ten und wurde 1966 fest angestellt. Nach dem Tod von Max Ehinger übernahm er 1974 die Chefredaktion des «Tip», der im Besitz des Sport-Toto-Gründers Ernst B.

Anekdoten aus der Toto-Geschichte

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Thommen stand. «Wir waren damals die einzige Zeitschrift mit Bildern – und wir zeichneten uns auch über den sehr breiten und detaillierten Sport-Toto-Block mit al-len Informationen über Tendenzen, Quo-ten und Spielpaarungen aus.»

Von Thommen eingestelltBeiden gemein ist, dass sie von Ernst B. Thommen persönlich eingestellt worden sind. «Der Direktor fragte mich, ob ich das ebenso gut könne wie mein Vater», er-innert sich Max Pusterla. Der Sohn bejah-te die Frage und war eingestellt. Simonet war Anfang 1965 dank seiner Beziehungen zum FC Breite zu seiner Anstellung bei der Sport-Toto-Gesellschaft gekommen. Mau-rice Baechler, der persönliche Chauffeur

Thommens, war gleichzeitig Spiko-Präsi-dent in Thommens Stammverein vom Rankhof. Der Fahrer öffnete die berufli-chen Türen vor allem auch deshalb, weil er Simonet, der in der Saison 1957/58 an der Seite von «Seppe» und Hans Hügi auch vier Partien für den FC Basel bestritten hatte, als Spieler verpflichten wollte. Da Simonet zuvor auch in der Westschweiz für Lausanne-Sports und Cantonal Neuchâtel gespielt und einen Sprachauf-enthalt in England absolviert hatte, wurde er von Thommen ohne formelle Bewer-bung und Zeugnisse vom Fleck weg einge-stellt. Simonet wurde später Marketinglei-ter und Vizedirektor der Sport- Toto-Gesellschaft. 1997 liess er sich vor-zeitig pensionieren und wohnt heute in Biel-Benken.

Prägende Erlebnisse in seiner Zeit bei der Sport-Toto-Gesellschaft hatte er genü-gend. Schon im ersten Jahr, im Oktober 1965, half er mit, eine Reise nach Amster-dam zum WM-Qualifikationspiel der Schweiz gegen Holland zu organisieren. 500 Personen, die sich den Trip in Zusatz-gewinnspielen im Rahmen der Sport-Toto-Wettbewerbe sichern konnten, machten sich mit einem Extrazug auf in die hollän-dische Metropole. Am Bahnhof wurde man mit Polizeimusik empfangen, bei der Rückkehr am Badischen Bahnhof erhiel-ten die Teilnehmer eine Extraausgabe der «National-Zeitung». Ein Jahr später war Simonet auch mit der Organisation von Reisen an die Fussball-WM 1966 beauf-tragt. Drei Charterflüge nach London mit jeweils 80 Gewinnern aus den Sport-Toto-

Noch heute im Toto-Fieber: Raymond Simonet (rechts), ehemaliger Vizedirektor der Sport-Toto-Gesellschaft, und Max Pusterla, Chefredaktor der früheren Totozeitschrift «Tip».

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Der Cupfinal von 1967Erinnerungen hat er auch an die Pfingst-tage 1967. Sport-Toto-Direktor Ernst B. Thommen war am Sonntag bei einem schweren Autounfall in der Birsfelder Hard tödlich verunglückt. Tags darauf stand der Schweizer Cupfinal im Berner Wankdorf-Stadion zwischen dem FC Ba-sel und Lausanne-Sports an, der im be-kannten Sitzstreik der Westschweizer en-den sollte. Just als die Mannschaften einliefen und grosser Lärm im Stadion war, informierte der Speaker die Zuschau-er über den Tod Thommens. Doch mitbe-kommen habe diese Durchsage kaum je-mand. «Ich hatte das zuvor nicht gewusst, und fand es sehr schade, dass das so unter-

Zusatzwettbewerben wurden organisiert. Im Zusammenhang mit der «Nacht von Sheffield», als die drei Spieler Köbi Kuhn, Werner Leimgruber und Leo Eichmann ausbüchsten, erhielt Simonet von Dele-gationsleiter Ernst B. Thommen den Auf-trag, die drei Frauen nach London einzu-fliegen. Simonet brachte sie in den Sport-Toto-Fliegern unter, Frau Mühlber-ger, die Sekretärin und enge Vertraute Thommens, stellte vor Ort ein Frauenpro-gramm auf die Beine. «Das ging alles auf Kosten des Sport-Totos», erinnert sich Si-monet. Die Tage in Sheffield waren hek-tisch, die Schweizer verloren alle drei WM-Spiele, aber unvergessen bleiben sie Simonet trotzdem.

gegangen ist.» Pusterla kann sich ebenfalls noch an jenen legendären Cupfinal erin-nern, als er als Journalist nach der Partie in die Kabinengänge ging und ein kleines Mädchen weinend antraf. Er kümmerte

sich um die Kleine und fragte sie, was denn los sei. «Der Schiedsrichter ist mein Papi», sagte sie. Dessen umstrittener Pe-naltyentscheid, der kurz vor Schluss zum 2:1 für den FC Basel führte, stand am Ur-sprung des Lausanner Sitzstreiks.

Drei Tage Auswertung Geblieben ist Simonet die Erinnerung an einen Lottowettbewerb im Jahr 1990. Das ganze Land befand sich im Lottofieber, 3,7 Millionen Scheine mit 45 Millionen Franken Einsatz wurden eingereicht. Aus-gewertet wurde noch immer in einem ge-

«Langfristig gute Basis für Erfolge»

Die Lotteriegelder, die jedes Jahr über die Sport- Toto-Gesellschaft in den Sport fliessen, sind enorm

wichtig für das Schweizer Eishockey. Ihr Einsatz im Nach-wuchsbereich ermöglicht es, langfristig eine gute Basis für sportliche Erfolge zu erarbeiten. Happy Birthday STG, wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit!

Sean Simpson, Trainer des Schweizer Eishockey-Nationalteams

Der «Tip» erreichte in seiner Blütezeit Auflagen bis zu 75 000 Exemplare. Später, als die Bedeutung der Zeitschrift zurückging,

wurde bei den Zahlen manchmal auch etwas

geschummelt.

75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft: Herzliche Gratulation!

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mittrug. «Vom Polizeidepartement Basel-Stadt erhielten wir zwar die Bewilligung, doch das eidgenössische Departement von Bundesrat Kaspar Villiger lehnte das Ge-such mit der Begründung ab, die im Lot-teriegesetz verlangte Planmässigkeit sei nicht gegeben.» So dauerte es noch einige Jahre bis zur Einführung, die Simonet schon in Rente aus der Distanz miterlebte.

Der «Tip» in seiner BlütezeitPusterla freute sich noch über die blühen-den Zeiten des «Tip», der in seinen Spit-zenzeiten bis zu 75 000 Exemplare wö-chentlich auflegte. Doch mit den wachsenden Sportteilen in den Tageszei-tungen und dem Handicap, wegen der ab-zuwartenden Gewinnquoten oft erst am Mittwoch in den Haushaltungen anzu-kommen, ging die Bedeutung der Zeit-schrift nach und nach zurück. «Wir haben dann manchmal mit der Auflage auch et-was geschummelt, das kann ich heute ja zugeben», lacht Pusterla, der später als FDP-Grossrat auch eine politische Karrie-re einschlug.Ende der 1970er-Jahre musste die Kirsch-garten-Druckerei, geführt von Ernst B. Thommens Sohn Dr. Harry Thommen, ei-nen herben Rückschlag einstecken. Der Hauptauftrag, der Druck der Toto- und Lottozettel, wanderte in die Blockfabrik in Lichtensteig, weil dort die nötigen Ma-schinen für ein spezielles Druckverfahren im Zusammenhang mit der elektroni-

mischten System zwischen elektronischer Vorselektion und manueller Nachkontrol-le. Lastwagenweise seien die Scheine an die Lange Gasse angeliefert worden, drei Tage hätten rund 200 Personen gebraucht,

um alle Zettel zu sichten. Am Ende ge-wann ein einziger Teilnehmer die Rekord-summe von 17,5 Millionen Franken. Simonet hat heute noch Bezugspunkte zu Swisslos. Er spielt täglich «Sporttip» und am Wochenende «Totogoal». Die Tipp-zettel gibt er persönlich an der Lange Gas-se in Basel oder am Kiosk seines Vertrau-ens ab. Zur Einführung der Sportwetten hatte er damals, 1993, einen ersten, nicht unwichtigen Beitrag geleistet, als er in Skandinavien das damalige Oddset-Sys-tem studierte und zurück in der Schweiz die Vorbereitungen für die Einführung

schen Auswertung der Tippscheine schon bereitstanden. Um das Jahr 1990 beschloss die Sport-To-to-Gesellschaft, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren und alle Nebengesell-schaften abzustossen. Das bedeutete auch das Ende für das 1969 eröffnete Ferien- und Sportzentrum der Sport-Toto-Gesell-schaft in Klosters, in dem auch immer wieder Vorstandssitzungen der STG abge-halten worden waren. Die Idee von einem Höhentrainingszentrum verfing indes nicht so richtig, das Hotel wurde später an Private verkauft.Es sind viele Erinnerungen, die Raymond Simonet und Max Pusterla mit der Sport-Toto-Gesellschaft und ihrer damaligen Zeitschrift «Tip» verbinden. Am Jubilä-umsfest der Sport-Toto-Gesellschaft, am 18. August 2013, werden sie wohl noch viele weitere Anekdoten und Geschichten austauschen.

Raymond Simonet leistete mit einer Reise nach Skandinavien, wo

er das damalige Oddset- System studierte, einen

nicht unwichtigen Beitrag zur Einführung der

Sportwetten.

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Seit die Schweizerische Sport-Toto-Ge-sellschaft am 1. Januar 2003 ihr opera-

tives Geschäft an die neu gegründete «Swisslos Interkantonale Landeslotterie» sowie an die Loterie Romande abgetreten hat, ist auch die Mittelverwendung aus den Gewinnen von Lottos und Sportwet-ten neu geregelt worden. Swisslos und Lo-terie Romande sorgen einerseits direkt für die Überweisung der Gewinnanteile an die Kantone, die mit ihren Fonds soziale, kulturelle, historische und gesellschaftli-che Projekte fördern, einen gewissen Pro-zentsatz aber über spezielle Sportfonds auch für den Breitensport und die sportli-che Infrastruktur bereitstellen. Als Beson-derheit der Westschweiz überlässt die Lo-terie Romande zusätzlich einen festgesetzten Anteil dem Pferderennsport.

Verantwortlich bleibt die Sport-Toto- Gesellschaft für die Weiterleitung der Ge-winnanteile an die begünstigten Verbände. Von Swisslos und Loterie Romande erhält sie einem bestimmten Gewinnanteil, der seit einigen Jahren nach einem festen Ver-teilschlüssel aufgesplittet wird. Ein fixer Anteil von 1 Million Franken pro Jahr geht

an die Stiftung Schweizer Sporthilfe, den restlichen Betrag teilen sich Swiss Olym-pic (79 Prozent), der Schweizer Fussball (SFV und SFL: 14 Prozent) sowie das Schweizer Eishockey (7 Prozent). Am Beispiel des Jahres 2013 (Grafik Seite 49) werden die Mittelflüsse ersichtlich, die alle drei Jahre von der Generalversamm-

Seit 2003 ist die Sport-Toto-Gesellschaft nicht mehr operativ tätig.

Die Gewinnanteile aus Sportwetten und Lotto werden den Kanto-

nen direkt von Swisslos und der Loterie Romande überwiesen. Nach

wie vor verantwortlich ist die STG indessen für die Weiterleitung der

Mittel an Swiss Olympic, die Sporthilfe, den Schweizer Fussball und

das Schweizer Eishockey.

Die begünstigten Organisationen

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lung der Sport-Toto-Gesellschaft festge-legt werden. Die aktuelle Vertragsperiode umfasst den Zeitraum bis 2015. Die Orga-nisationen, die von Mitteln der Sport- Toto-Gesellschaft profitieren, sind im Fol-genden kurz porträtiert.

Swiss OlympicGegründet: 1912Präsident: Jörg SchildSitz: Haus des Sports, Ittigen BE

Im Anschluss an die Olympischen Spiele 1912 in Stockholm wurde das Komitee, das für die Auswahl, Leitung und Organi-sation der Schweizer Olympia-Delegation zuständig war, in eine permanent wirken-de Institution umgewandelt: Das «Schweizerische Olympische Comité» (SOC) war geboren. Zehn Jahre später, 1922, wurde der Schweizerische Landes-verband für Leibesübungen (SLL) gegrün-det und vereinte neun Sportverbände in der Schweiz. Als die Sport-Toto-Idee hier-zulande in den Jahren 1937 und 1938 kon-krete Form annahm, waren auch die Ver-treter der SLL an vorderster Front dabei. Von Anfang an partizipierte der SLL an den Gewinnen des Vereins zur Förderung der Leibesübungen in der Schweiz (VFLS) und war später in das ausgeklügelte Ver-

teilsystem der Sport-Toto-Gesellschaft in-tegriert. 1977 wurde die Institution in Schweizerischer Landesverband für Sport (SLS) umbenannt. 1997 erfolgte die Fusion mit dem SOC und dem 1966 ins Leben ge-rufenen Nationalen Komitee für Elitesport (NKES) zum neuen Schweizerischen Olympischen Verband, der ab nun zum Empfänger der Toto- und Lottogelder wurde. Seit 2001 firmiert die Organisation als Swiss Olympic. Aktueller Präsident von Swiss Olympic ist Jörg Schild. Der ehema-lige Basler Regierungsrat war zwischen 2001 und 2005 auch Präsident der Sport-Toto-Gesellschaft.

Mittelverwendung heuteSwiss Olympic hat seit dem 1. Januar 2008 eine vertragliche Vereinbarung mit der

Checkübergaben: Sport-Toto-Präsident Peter Schönenberger überbringt einmal im Jahr freudige Botschaften und grosse Mittel an Swiss Olympic, die Schweizer Sporthilfe, SFV und SFL sowie die Swiss Ice Hockey Federation (von oben links nach unten rechts).

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Schweizerischer FussballverbandGründung: 1895Präsident: Peter GilliéronSitz: Haus des Fussballs, Muri bei Bern

1895 wurde die Schweizer Football Asso-ciation (SFA) gegründet, die später nach mehreren Namensänderungen zum heuti-gen Schweizerischen Fussballverband (SFV) wurde. Ernst B. Th ommen war als ehemaliger Torhüter des FC Breite Basel bereits in nationalen Fussballgremien ver-treten, als er zwischen 1937 und 1938 dem Sport-Toto in der Schweiz zum Durch-bruch verhalf. Der Fussball als Wett-grundlage spielte naturgemäss von Beginn an eine zentrale Rolle in der Sport-Toto-Bewegung. Statutarisch wurde eine sepa-rate fi nanzielle Entschädigung aus dem Gewinn verankert, die bis zum heutigen Tag anhält. Bis 1982 war der Fussball al-leiniger privilegierter Geldempfänger der Sport-Toto-Gesellschaft, später wurden auch der Schweizerische Eishockey-Ver-band (SEHV; ab 1983) und die Schweize-rische Sporthilfe (ab 1985) beteiligt. Ohne

Sport-Toto-Gesellschaft. Der Dachver-band des Schweizer Sports mit seinen 84 Mitgliedsverbänden, mehr als 20 000 Ver-einen und rund 1,6 Millionen Sporttrei-benden erhält jährlich rund 25 Millionen Franken von der STG. Konkret wird das Geld zur Förderung des nationalen Spit-zen- und Nachwuchsleistungssports sowie zur Aus- und Weiterbildung der Sportler und Trainer verwendet. Weiter wird damit auch die Beschickung von olympischen Anlässen (Olympische Spiele, Youth Olympic Games, European Youth Olym-pic Festivals) mitfi nanziert. Im Dezember 2012 wurde der Vertrag zwischen der STG und Swiss Olympic um weitere drei Jahre bis 2015 verlängert. Das Geld aus diesem Bereich macht über die Hälfte der Swiss Olympic zur Verfügung stehenden Gesamtmittel aus.

Stiftung Schweizer SporthilfeGründung: 1970Präsident: Max PeterSitz: Haus des Sports, Ittigen BE

Sechs Jahre, nachdem die Schweizer Dele-gation ohne eine einzige Medaille von den Olympischen Winterspielen in Innsbruck zurückgekehrt war, gründeten 1970 der Schweizerische Landesverband für Lei-besübungen (SLS) und das Schweizeri-sche Olympische Comité (SOC) die Stif-tung Schweizer Sporthilfe. Die anfänglich mit 250 000 Franken dotierte Sammelstif-tung bezweckte die Unterstützung von Amateursportlern an internationalen An-lässen. Bis heute unterstützte die Sporthilfe mehr als 14 000 leistungsorientierte Athletin-nen und Athleten mit über 100 Millionen Schweizer Franken. Die Stiftung profi tiert seit 1985 von Geldern aus dem Toto und Lotto. Gemeinsam mit der Sport-Toto-Gesellschaft wurde 1989 die Aktion «Su-per-Toto» (vormals Millionenspiel) lan-ciert, bei der mit den Totoscheinen

hochwertige Geld-, Wert- und Natural-preise gewonnen werden konnten. Die Sporthilfe wird seit 2003 mit einem fi xen jährlichen Beitrag von 1 Million Franken durch die Sport-Toto-Gesellschaft unter-stützt.

Mittelverwendung heuteSeit 2012 konzentriert sich die Sporthilfe auf die individuelle Förderung von Schwei-zer Sporttalenten. So leistete die Stiftung im Jahr 2012 Unterstützungsbeiträge im Rahmen von insgesamt 2,4 Millionen Franken. Etwas mehr als ein Drittel davon entstammt den Zuschüssen der Sport-To-to-Gesellschaft. Rund 500 Talente aus mehr als 50 Sportarten profi tieren jedes Jahr von direkten Förderbeiträgen zwi-schen 7000 und 12 000 Franken oder von einer Sporthilfe-Patenschaft in der Höhe von 2000 Franken. Bedingung für einen individuellen Förderbeitrag ist der Besitz einer Swiss Olympic Card und mit ihr ver-bunden das Potenzial für eine Topplatzie-rung an Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften.

«Solidarität mit Sportförderer Nr. 1»

Der neue Artikel 106 der Bundesverfassung, ent-standen nach der Volksinitiative «Für Geldspiele im

Dienste des Gemeinwohls», ist eine klare Bestätigung der Mission der beiden grossen schweizerischen Lotteriege-sellschaften, die jährlich rund 560 Millionen Schweizer Franken für gemeinnützige Zwecke verteilen. Über 130 Millionen Franken kommen dem Amateur- und Elitesport zugute. Seit ihrer Gründung 1938 ist die Sport-Toto-Ge-

sellschaft ein Partner dieses bewährten Modells, das auf dem edlen Prinzip beruht, dass die Gewinne der Lotterie- und Wettspiele der Gemeinschaft, die sie generiert hat, zurückerstattet werden. Wir wünschen unserem Sportför-derer Nr. 1 zum 75. Jahrestag alles Gute, viel Solidarität und erfolgreiche Perspektiven!

Jean-Pierre Beuret, Präsident Loterie Romande

75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft: Herzliche Gratulation!

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die tatkräftige Unterstützung der Sport-Toto-Gesellschaft wäre der Bau der für die WM 1954 benötigten Fussballstadien in der Schweiz unmöglich gewesen. Nach dem Turnier stieg der Unterstützungsbei-trag an den SFV erstmals auf über eine hal-be Million Franken an, 1963/64 wurde die Millionenschwelle überschritten.

Mittelverwendung heuteHeute fliessen dem Schweizer Fussball (SFV und SFL) jährlich über 4 Millionen Franken an Geldern der Sport-Toto-Ge-sellschaft zu. Das Geld wird primär in den Nachwuchssektor investiert, der im ge-samten Gebiet des SFV rund 150 000 Ju-gendliche umfasst. 2012 wurde das neue Projekt «Footeco» lanciert, das gesamt-schweizerisch an rund 90 Stützpunkten die besten Talente in den Altersstufen U12

Mio. Mio. Mio. Mio.25.3 1.0 4.5 2.2

Swiss Olympic

Gewinn in CHF Mio.

171.0 Mio.Verteilorgane der Kantone

24.3 Mio.Kantonale Sport-kommissionen für Breitensportund Sport-infrastruktur

3.1 Mio.Pferderennsport

6.4 Mio.26.6 Mio.

326.0 Mio.Lotterie- und Sportfonds der Kantone

davon 76 Mio.für Breitensport und Sportinfra-struktur

326.0 Mio. 198.4 Mio.

352.6 204.8 Gewinn in CHF Mio.

«Lebensader für den Schweizer Sport»

Wer seit längerem das Sportgeschehen verfolgt, dem dürfte etwas nicht entgangen sein: Der Sport ge-

winnt auch in der Schweiz immer mehr an Bedeutung. Das trifft sowohl für den Breitensport wie auch für den Spitzensport zu. Was einerseits natürlich erfreulich ist, zieht andererseits Konsequenzen nach sich. Zum Beispiel benötigt der Sport mehr Mittel – damit er den wachsen-den Bedürfnissen der vielen Sport treibenden Menschen

Rechnung tragen kann, damit der Leistungssport im internationalen Vergleich nicht Terrain verliert. Die Sport-Toto-Gesellschaft hat in den 75 Jahren ihres Bestehens viel für den Schweizer Sport getan – in ihrer Funktion ist sie sogar zu einer Art Lebensader des Sports geworden. Ich danke der STG herzlich für alles bisher Geleistete. Die Zukunft wird die Ökonomisierung und die Profes-sionalisierung im Sport weiter vorantreiben. Damit werden die Ansprüche an alle Mitspieler in der Sportförderung erneut wachsen. Ich wünsche der STG viel Erfolg beim Anpacken der künftigen Herausforderungen.

Matthias Remund, Direktor Bundesamt für Sport BASPO

75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft: Herzliche Gratulation!

Die Mittelflüsse im Jahr 2013: Swisslos und Loterie Romande überweisen ihre Gewinnanteile direkt an die Kantone und überlassen der Sport-Toto-Gesellschaft 33 Millionen zur Weiterleitung an die Sportverbände.

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und U13 nach komplett überarbeiteten Richtlinien sichtet und ausbildet. Das Millionenprojekt wird massgeblich mit den Geldern der Sport-Toto-Gesellschaft mitfi nanziert. Investiert wird auch in die Trainer- und Schiedsrichterausbildung so-wie in die in den vergangenen Jahren for-cierte Förderung des Frauenfussballs.

Swiss Football LeagueGründung: 1933Präsident: Heinrich SchifferleSitz: Haus des Fussballs, Muri bei Bern

Als 1933 im Schweizer Fussball die Natio-nal-Liga (NL) als eigenständige Abteilung des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV) gegründet wurde, hatte man kon-fl iktreiche Jahre hinter sich. Die Klubs der oberen Serien bildeten eine Art geschlos-senen Zirkel und versuchten, ihre Pfründe gegen die zahlenmässig aufkommenden neuen Vereine der unteren Serien zu ver-teidigen. Nach langen Diskussionen bilde-te die NL die Grundlage für die Organisa-tion des Spitzenfussballs in der Schweiz und das noch heute bestehende Dreikam-mersystem im Schweizer Fussball.Nach 70 Austragungen der Meisterschaft in der National-Liga A und ab 1944 in der National-Liga B beschlossen die Klubver-treter im Juni 2003 die Umwandlung in die Swiss Football League (SFL). Als drit-te Kraft neben der Ersten Liga und der Amateurliga ist die SFL verantwortlich für die Organisation und die Durchfüh-rung der Profi fussball-Meisterschaften in den beiden höchsten Spielklassen der Schweiz mit jeweils zehn Klubs, der Raiff -eisen Super League und der Brack.ch Challenge League.

Mittelverwendung heuteDie Swiss Football League investiert die Gelder der Sport-Toto-Gesellschaft ziel-

«Den Schweizer Sport jung erhalten»

Die STG hält auch noch im Alter von 75 Jahren den Schweizer Sport jung und ist mehr denn je das grund-

solide Fundament, auf dem in der Schweiz zig Tausende der schönsten Nebensache der Welt frönen. Aus diesem Grund möchte ich der STG nicht nur gratulieren, sondern im Namen des Schweizerischen Fussballverbands herz-lich danken. Beim SFV achten wir seit Jahren darauf, dass die grosszügig gesprochenen Unterstützungsgelder

der beiden Lotteriegesellschaften Swisslos und Loterie Romande gezielt in die Förderung von Nachwuchs auf möglichst breiter Basis fl iessen, denn es braucht neben unzähligen Freiwilligen nicht bloss Fussballerinnen und Fuss-baller, sondern auch Trainerinnen und Trainer sowie Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, damit über 300 000 Menschen Wochenende für Wochenende bis zu 10 000 Spiele absolvieren können.

Peter Gilliéron, Präsident des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV)

Jahr Total Swiss Olympic

Sporthilfe SFV/SFL SIHF

2008 31 704 435 24 256 504 1 000 000 4 298 621 2 149 3102009 32 166 995 24 621 926 1 000 000 4 363 379 2 181 6902010 32 616 125 24 976 739 1 000 000 4 426 257 2 213 1292011 32 144 345 24 604 033 1 000 000 4 360 208 2 180 1042012 33 145 152 25 394 670 1 000 000 4 500 321 2 250 161

* In den Übergangsjahren 2003–2007 gab es im Zuge der Gründung der Swisslos eine Neuorien-tierung in der Mittelverteilung. Aus diesem Grund sind hier ausschliesslich die Zahlen 2008–2012 nach dem aktuell gültigen Verteilschlüssel der Sport-Toto-Gesellschaft aufgeführt.

Gewinnverteilung STG in den Jahren 2008–2012*

2008 2009 2010 2011 2012

Total Swiss Olympic Sporthilfe SFV/SFL SIHF

05

101520253035

Mill

ione

n

75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft: Herzliche Gratulation!

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gerichtet in die Ausbildungsabteilungen ihrer Klubs in der Raiff eisen Super League und in der Challenge League und unter-stützt die Anstellung von über 60 professi-onellen Trainern im Nachwuchsbereich. Die Anforderungen an Ausbildung, Struktur, Trainingsinhalte, Infrastruktur und Trainingsgestaltung haben sich in den vergangenen Jahren enorm erhöht. Die Sport-Toto-Gesellschaft leistet mit ihren Zuschüssen einen äusserst wertvollen Bei-trag zur professionellen Ausbildung und zur weiteren Verbesserung der ohnehin schon eindrücklichen Ausbildungsquali-tät, die im europäischen Vergleich sehr weit oben anzusiedeln ist. Neben den zahl-reichen Talenten, die den Sprung in die Profi mannschaften der SFL-Klubs und später sogar in ausländische Top-Ligen geschaff t haben, sorgten auch die Schwei-zer Nachwuchsnationalteams mit dem EM-Titel 2002 (U17), dem WM-Titel 2009 (U17), der EM-Finalteilnahme 2011 (U21) und der Olympia-Qualifi kation 2012 international für Furore.

Swiss Ice HockeyGründung: 1908Präsident: Marc FurrerSitz: Hagenholzstrasse 81, Zürich

1908 wurde der Schweizerische Eishockey-verband (SEHV) gegründet, doch erst 1983 durfte er erstmals Spiele für einen Sport-Toto-Wettbewerb liefern. 2001 wur-de der SEHV in «Swiss Ice Hockey Associ-ation» umbenannt und beherbergte zehn Jahre lang die «National League» und die «Regio League» als eigenständige Unteror-ganisationen. Seit September 2011 stehen alle Abteilungen unter dem Titel «Swiss Ice Hockey Federation». Nach anfänglich bescheidenen statutarischen Zuschüssen sind die Beiträge seit dem neuen Verteil-system jährlich angestiegen und erreichen heute weit über 2 Millionen Franken.

Mittelverwendung heuteDie Swiss Ice Hockey Federation setzt die Sport-Toto-Beiträge gezielt für die Nach-wuchsförderung ein. Primär gelang es in den vergangenen Jahren, über die Etablie-rung der Junioren Labels «Elite A» und «Elite B» wichtige Schritte in der Quali-tätssicherung bei der Ausbildung mögli-cher künftiger Nationalspieler zu machen. Ueli Schwarz, Direktor Leistungssport und anerkannter Eishockeyausbildner, ist als Labelverantwortlicher zuständig für die Betreuung, Unterstützung und Ent-wicklung der 14 Teams in der «Elite A» und der 13 Teams in der «Elite B». Rund 5 Prozent der Mittel werden für Breiten-sportprojekte eingesetzt, wenige Prozente auch für die Unterstützung der Aktivitä-ten der Nachwuchsnationalmannschaften.

Erfolgreiche Schweizer Sportler: Die Nationalteams im Fussball und Eishockey sowie Schwimmhoffnung Patrik Schwar-zenbach (von oben nach unten).

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Sport-Toto, Toto-R, Totogoal (1938–heute)Bei der Gründung der Sport-Toto-Gesell-schaft 1938 musste auf einer Liste von zwölf Fussballspielen, ab 1959/60 nach ei-ner Abstimmung unter den Teilnehmern neu bei 13 Partien der richtige Ausgang vorausgesagt werden. Die 1 stand für ei-nen Heimsieg, das X für ein Unentschie-

den, die 2 für einen Auswärtssieg. In den 1960er-Jahren wurden «schwächere» Wettbewerbe mit weniger attraktiven Spielpaarungen mit Zusatzgewinnen wie Flugreisen zu den Olympischen Spielen nach Tokio oder zur Fussball-WM 1966 in England aufgewertet. 1968 wurde erst-mals das ganze Jahr über durchgehend ge-tippt, dazu gab es neu Blanko- und Dauer-

Am Anfang gab es die einfache Fussball-Resultatwette, das

Sport-Toto. Bis 1969 stand dieser Wettbewerb ohne Konkurrenz

da. Dann kam das Zahlenlotto und mit ihm in den folgenden

Jahren immer weitere Spielformen. Ein Überblick über die Welt

von Sportwetten und Lotto in der Schweiz seit 1938.

Toto, Lotto, Joker – was ist was?

Im Polarbärkostüm wurde Europas höchstgelegene Toto-/Lotto- Annahmestelle eröffnet. Auf 3454 m ü.M. konnten die Scheine fortan auch auf dem Jungfraujoch eingelöst werden.

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auch mit viel Fussballsachverstand nur schwer vorauszusagen sind, war der Glücksfaktor hier noch etwas höher als bei der Toto-Resultatwette (Toto-R). Es war so eine Verbindung zwischen reiner Glückswette (wie dem Zahlenlotto) und Geschicklichkeitsspiel, in dem man ein-fach 6 aus 32 (ab 1977 dann 6 aus 36, ab 1989 6 aus 38) wählen durfte. Wer trotz-dem seinen Fussballsachverstand einbrin-gen wollte, konnte dies anhand der aktuel-len Paarungen tun, die nicht mehr auf dem Schein, sondern auf einem separaten Be-gleitblatt gedruckt wurden. Das «Toto-X» lehnte sich an die englische «Treble Chan-ce» oder an die in Deutschland verbreitete «Auswahlwette» an. Von Anfang an wurde «Toto-X» auch als Systemwette angeboten. Der Rekordeinsatz wurde im April 1985 erreicht, als für 2,6 Millionen gespielt wurde. Im März 2009 wurde der Wettbe-werb definitiv eingestellt.

Jackpot (1979–heute)Mit dieser Neuerung wurde Mitte der 1970er-Jahre die Gewinnsumme des ers-ten Rangs im Sport-Toto erhöht, falls kei-ner die maximal mögliche Anzahl richti-ger Tipps erreicht hatte. Die nicht bezogene Gewinnsumme wurde dann in Form eines Jackpots auf den nächsten Wettbewerb übertragen. Nach den erfolg-reichen Einsätzen im Sport-Toto wurde der Jackpot ab April 1979 auch mit überra-genden Auswirkungen auf das Zahlenlot-

Teilnahmecoupons, mit denen man ohne das Wissen der zu tippenden Partien ein-fach ins Schwarze zielen konnte. Ab August 1973 wurde wieder auf zwölf zu tippende Spiele umgestellt – die STG glaubte, den Teilnehmerrückgang damit aufzufangen. Das selbe Argument führte jedoch ab Oktober 1978 zur Wiederein-führung der 13er-Resultatwette. Ab 1979 wurden erstmals Eishockeyspiele in die Toto-Resultatwette integriert. Seit dem 2. März 2009 wird diese ursprünglichste Toto-Wettform als «Totogoal» angeboten, bei der neben den 13 richtigen Tipps auch noch ein einzelnes Resultat korrekt vor-ausgesagt werden muss.

Schweizer Zahlenlotto/Swiss Lotto (1970–heute)Die erste Ziehung des Schweizer Zahlen-lottos fand am 10. Januar 1970 statt. Der Erfolg war von Beginn weg durchschla-gend. Schon im ersten Jahr wurden von den Teilnehmenden 140 Millionen Fran-ken eingesetzt, doppelt so viel wie im letz-ten reinen Sport-Toto-Jahr 1969. Die Spielformel war denkbar einfach, es muss-ten sechs aus 40 Zahlen angekreuzt wer-den, dazu gabs eine Zusatzzahl. Bei der Premiere hat ein einziger Teilnehmer die

sechs richtigen Zahlen getippt (7, 8, 12, 17, 32, 40; Zusatzzahl: 24) und einen grossen Teil der Gesamtgewinnsumme von 809 970 Franken abgeschöpft. Ab April 1979 wurde der Jackpot eingeführt, es mussten neu 6 aus 42 Zahlen getippt wer-den. Je grösser der Jackpot, desto grösser das Lottofieber und die Spannung, ob bei der Ziehung die angekreuzten Zahlen auch tatsächlich gezogen werden. Gewin-ne werden ab drei Richtigen ausbezahlt, der erste Schweizer Lottomillionär am 28. April 1979 gekürt. Ab dem 4. Januar 1986 müssen 6 aus 45 Zahlen getippt werden, seit dem 8. Januar 1997 gibt es zusätzlich eine Mittwochsziehung. Der Rekordge-winn resultierte aus der Ziehung vom 10. März 2010, als ein einzelner Spieler den Jackpot leerte und 35 Millionen Franken gewann. Insgesamt hat Swiss Lotto bis heute 607 Lotto- und 172 (Extra-)Joker-Millionäre küren dürfen. Seit dem 12. Ja-nuar 2013 wird Swiss Lotto nach einer neuen Formel gespielt, neben 6 aus 42 muss zusätzlich eine Glückszahl zwischen 1 und 6 gewählt werden. Dafür entfällt die Zusatzzahl.www.swisslotto.ch

Toto-X (1975–2009)Im September 1975 wurden im neu ange-botenen Toto-X zunächst 32 (ab dem Jahr 1977 dann 36) Fussballspiele gelistet, aus denen man sechs Unentschieden heraus-tippen sollte. Da sechs Unentschieden

«Auch für die nächsten 75 Jahre»

Die grosse Unterstützung des Schweizer Sports mit Lotteriegeldern hat eine lange Tradition. Mit unserem

Reingewinn aus Lottos, Losen und Sportwetten leisten wir diese Unterstützung gerne – auch die nächsten 75 Jahre. Damit dies gelingt, benötigen wir eine enge Verbindung zum Sport. Ich danke der Sport-Toto-Gesellschaft herzlich für ihr grosses Engagement als Bindeglied zwischen den Lotteriegesellschaften und dem nationalen Sport.

Kurt Wernli, Präsident von Swisslos

75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft: Herzliche Gratulation!

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to übertragen – und existiert noch heute mit dem selben Effekt, dass bei mehrmali-gen Wettbewerben ohne Hauptgewinner der Jackpot in schwindelerregende Höhen ansteigen kann.

Toto-Hit (1983)Im November 1983 einmalig durchge-führt, war diese Aktion eine Massnahme, die den Umsatz bei einem Sport-Toto-Wettbewerb wieder über eine Million an-steigen liess und so für das beste Einzeler-gebnis seit Einführung des Zahlenlottos 1970 sorgte. Grund dafür waren die ange-botenen Spezialgewinne, wie etwa ein Goldbarren im Spiel «Hans im Glück». Mit dem gleichzeitig eingeführten Ra-battsystem (ab sechs gespielten Kolonnen) konnte der zwischenzeitliche Rückgang im Sport-Toto im Geschäftsjahr 1983 in eine Zunahme von 16,3 Prozent verwan-delt werden. Toto-Fortuna (1986 –2009)1986 eingeführt, war «Toto-Fortuna» eine Dienstleistung, die das Toto-Spielen ver-einfachte. Jene, die nicht selbst auf die Re-sultate tippen wollten, konnten einen durch ein Computersystem vorausgefüll-ten und einer gewissen Logik folgenden Tippzettel erwerben und bis zu zehn Wo-chen am Stück damit spielen. In speziellen Promotionen konnten an vier aufeinander-folgenden Wettbewerben unter dem Titel «Toto-Fortuna Hit» zusätzliche Goldprei-se gewonnen werden.

Joker (1988–heute)Am 18. Juni 1988, zum 50-Jahr-Jubiläum der Sport-Toto-Gesellschaft, wurde der sogenannte «Joker» eingeführt, mit dem durch ein Kreuzchen auf Toto- und Lotto-scheinen für 2 Franken eine zusätzliche Gewinnchance ermöglicht wurde. Ausbe-zahlt werden Gewinne für die Voraussage der richtigen Endziffern einer sechsstelli-gen Zahl. 10 Franken gibt es für zwei rich-tige Endziffern, 100 Franken für drei, 1000 Franken für vier und 10 000 Franken

für fünf. Wer gar alle sechs gezogenen Ziffern auf seinem Schein findet, räumt den Jackpot. Ab Oktober 2001 wurde zu-sätzlich ein Extra-Joker angeboten, der aber im April 2009 wieder abgeschafft wurde.

Super-Toto (1989–2008)Dieses Angebot wurde im Herbst 1989 lanciert und entsprang dem bis dahin von der Schweizer Sporthilfe gepflegten «Mil-lionenspiel». Das «Super-Toto» war ein Ergänzungsspiel zum «Toto-R» während sechs Wettbewerben, bei denen Geld-, Wert- und Naturalpreise in hohem Um-fang gewonnen werden konnten. Das Su-per-Toto verlieh dem weiterhin rückläufi-gen Toto einen neuen Schub, beim Wettbewerb am 4. November 1989 wur-den allein 4,2 Millionen Franken umge-setzt. Die Sporthilfe partizipierte am Er-folg mit Zuschüssen von anfänglich 800 000 Franken, die später eine ganze Million erreichten. 2008 wurde das Super-Toto abgeschafft, die Sporthilfe profitiert seither jährlich von einem festen Zuschuss der Sport-Toto-Gesellschaft von einer Million Franken.

Sporttip (2003–heute)Seit dem 7. Oktober 2003 wird in der Schweiz «Sporttip» angeboten, eine Quo-tenwette, bei der täglich auf ausgewählte Spiele gewettet werden kann. Den Einsatz zwischen drei und 500 Franken bestim-men die Teilnehmer, der Gewinn errech-net sich aus den vorgegebenen Quoten. Bei Favoritensiegen gibt es weniger, bei Aus-senseitertipps mehr zu gewinnen, wobei dort das Risiko entsprechend höher ist. Bei «Sporttip set» kann in der Einzelwette auf drei bis zehn ausgewählte Paarungen des angebotenen Wettprogramms gewet-tet werden. Es muss Sieg, Unentschieden oder Niederlage richtig vorausgesagt wer-den, alle gemachten Tipps eines Sets müs-sen richtig sein. Seit einiger Zeit kann auch nur auf eine (Single) oder zwei Paa-rungen (Double) getippt werden. Mit der Systemwette kann man sich einige wenige

Fehltipps erlauben. Bei «Sporttip one», eingeführt im Mai 2004, wird auf speziel-le Ereignisse gewettet, zum Beispiel auf den ersten Torschützen eines Spiels, auf die Anzahl Tore einer Partie, auf das Halbzeitresultat, auf den Sieger eines For-mel-1-Rennens oder der Champions League u.v.m. Sporttip ist seit den ersten Versuchen 2001 inzwischen auch mobil unterwegs, ist Partner der Raiffeisen Su-per League, von SwissTopSport und dem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest. An diesen Topanlässen kann regelmässig bei Wettbüros vor Ort gewettet werden. www.sporttip.ch

Euro Millions (2004–heute)Gemeinsam mit acht anderen europäi-schen Ländern (England, Irland, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Österreich, Spa-nien und Portugal) verbreiten Swisslos und die Loterie Romande seit dem 8. Ok-tober 2004 mit «Euro Millions» grenzen-lose Lottospannung. Jeden Freitag (und seit Mai 2011 auch jeden Dienstag) wer-den die Glückszahlen und Sterne in Paris gezogen. Wer 5 aus 50 Zahlen und 2 aus 11 Sternen richtig vorausgesagt hat, wird mit Sicherheit Multimillionär. Die Gewinn-wahrscheinlichkeit in den Spitzenrängen ist natürlich geringer als beim Swiss Lotto, die Gewinnsumme aber entsprechend hö-her. Der Jackpot startet in der Regel bei rund 20 Millionen Franken und über-schreitet regelmässig die Grenze von 100 Millionen Franken. Am 12. August 2012 gewann ein Ehepaar in England rund 230 Millionen Franken, der Höchstgewinn in der Schweiz waren 99 Millionen Franken (2005). Schon ab zwei richtigen Zahlen werden Gewinne realisiert. Seit dem 20. November 2010 gibt es bei Euro Millions in der Schweiz dank «Super-Star» zusätz-liche Gewinnchancen.www.euromillions.ch

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Die Geschichte der Gesellschaften

sin die Interkantonale Lotteriegesellschaft (ILG) mit Sitz in Zürich gegründet. Es ging damals primär um die Mitfinanzie-rung der Landesausstellung in Zürich. Die ILG generierte ihre Erlöse vorab mit Grosslotterien und Losverkäufen. Ab 1953 firmierte die Gesellschaft neu unter dem Titel «Interkantonale Landeslotterie» (ILL). Am 25. Juni 1969 schloss sich die ILL mit der Loterie Romande, der SEVA und der Sport-Toto-Gesellschaft (STG)

Interkantonale Lotteriegesellschaft (ILG)/Interkantonale Landeslotterie (ILL)/ Swisslos Interkantonale Landeslotterie

Am 26. Juni 1937 wurde von 18 Deutsch-schweizer Kantonen und dem Kanton Tes-

Als am 18. August 1938 die Sport-Toto-Gesellschaft gegründet

wurde, gab es neben ihr schon die Interkantonale Lotteriegesell-

schaft, die Loterie Romande und die Berner SEVA. Sie alle

bewegten sich in einem Umfeld aus Konkurrenz und Kooperation.

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zur «Gesellschaft Schweizer Zahlenlotto» zusammen. Die STG übernahm anfäng-lich die technische Abwicklung des Lotto-spiels in der ganzen Schweiz und führte die Gewinne über eine abgeschlossene Be-sitzstandsgarantie und einen 25-prozenti-gen Gewinnanteil an die Kantone und die Sportverbände weiter. Am 1. Januar 2003 fusionierten die Interkantonale Landeslot-terie, die Berner SEVA sowie der operative Teil der Sport-Toto-Gesellschaft zu «Swisslos Interkantonale Landeslotterie». Diese führt heute alle Wettbewerbe durch. Der Gewinn von «Swisslos Interkantonale Landeslotterie» fliesst einerseits an die Deutschschweizer Kantone und den Kan-ton Tessin für gemeinnützige Zwecke inkl. Breitensport und andererseits an die Sport-Toto-Gesellschaft, die damit den nationa-len Sport unterstützt.

Loterie Romande (LoRo)

Die «Société de la Loterie de la Suisse Ro-mande» – die Loterie Romande – wurde am 21. August 1937 durch die Kantone Waadt, Freiburg, Wallis, Neuenburg und Genf gegründet. Der Kanton Jura folgte nach seiner Gründung im Jahr 1979. Die Loterie Romande führt ihre Gewinne, mehr als 200 Millionen Franken pro Jahr, zur gemeinnützigen Verwendung seinen kantonalen Verteilorganen zu. Ein Teil davon, rund ein Sechstel, wird für den Sport aufgewendet. Die Loterie Romande bietet insgesamt sechs Lottos (Euro Milli-ons, Swiss Lotto, LotoExpress, Trio Ma-gic, Banco und Banco Jass), drei Sportwet-ten (Sporttip, Totogoal und PMU) sowie 40 verschiedene Rubellose an. Die Loterie Romande war 1978 die erste Lotteriege-sellschaft, die derartige Rubellose in Eu-ropa einführte. Seither unterliegen diese Lose einer ständigen Verjüngungskur. Das

bekannteste von ihnen, das «Tribolo», gab es bereits in über 400 verschiedenen De-signs. Die Loterie Romande verfolgt eine Politik der sozialen Verantwortung, die auf vier Säulen aufbaut: Gemeinschaft, verantwortungsvolles Spiel, menschliche Ressourcen und Umwelt. Seit 2009 hält die Loterie Romande das ISO-Zertifikat 27001, das die Sicherheit und Qualität der angebotenen Spiele bestätigt.

Berner Lotteriegesellschaft SEVA

Die «Berner Lotteriegenossenschaft für Seeschutz, Verkehrswerbung und Arbeits-beschaffung» (SEVA) wurde am 12. De-zember 1933 gegründet und brachte zu-nächst das SEVA-Los auf den Markt. Später wurden grosse Lotterien im Kur-saal und im Casino durchgeführt. Die SEVA trat 1937 der ILG, 1938 der Sport-Toto-Gesellschaft und 1969 auch der «Ge-sellschaft Schweizer Zahlenlotto» bei, be-hielt aber stets ihre Selbstständigkeit und damit einen Sonderstatus in der Schweiz. Noch im Jahr 2000 meldete die SEVA mit einem Reingewinn von 30,8 Millionen Franken einen Rekordgewinn. Die letzte rein kantonale und eigenständige Lotte-riegesellschaft wurde Anfang 2003 in die «Swisslos Interkantonale Landeslotterie» eingebunden und im Herbst 2004 auch formell aufgelöst.

Intertoto/World Lottery Association

Die Schweiz war 1938 das zweite Land, das nach Schweden 1934 eine staatlich ge-tragene Toto-Gesellschaft auf gemeinnüt-ziger Basis gründete. Es folgten 1940 Finnland, 1946 Italien, Norwegen und Spanien, 1947 Ungarn, 1948 Deutschland, Österreich und Dänemark. Auf Initiative von Ernst B. Thommen, dem langjährigen Direktor der Schweizer Sport-Toto-Ge-sellschaft, schlossen sich 1953 verschiedene Institutionen zur Internationalen Interes-sengemeinschaft europäischer Sport-Toto-Gesellschaften (Intertoto) zusammen. Der Sitz befand sich in Basel, der erste Kon-gress fand vom 2. bis 7. September 1953 in Basel und Sion statt. Später wurden auch aussereuropäische Organisationen aufge-nommen, der Name wurde auf «Internati-onale Vereinigung der Toto- und Lottoge-sellschaften» abgeändert. 1999 wurde sie mit der AILE (Association Internationale des Loteries d’Etat) zur «World Lottery Association» (WLA) zusammengeführt.

«Vielversprechende Zukunft des Fussballs»

Die Swiss Football League gratuliert der Sport-Toto-Gesellschaft herzlich zum 75-jährigen Bestehen. Die

STG und der Schweizer Fussball sind seit der Gründung vor 75 Jahren eng miteinander verbunden. Die auch mit Fussballpartien erwirtschafteten Gelder der Lotterie-gesellschaften Swisslos und Loterie Romande fliessen zweckgebunden zurück in die Nachwuchsabteilungen der Clubs der Swiss Football League und garantieren damit

die Ausbildung der Talente für eine vielversprechende Zukunft des Schweizer Fussballs. Vielen Dank für diese jahrelange, nachhaltige Zusammenarbeit!

Heinrich Schifferle, Präsident Swiss Football League (SFL)

75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft: Herzliche Gratulation!

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Seit 2007 organisiert die Sport-Toto-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit

der Parlamentarischen Gruppe Sport eine Diskussionsplattform mit Persönlichkei-ten aus Sport und Politik. Neben interes-santen Referaten zu aktuellen sportpoliti-schen Themen steht bei diesem jährlichen Treffen von rund 180 Keyplayern auch der gegenseitige Gedankenaustausch im Mit-telpunkt. Der Event findet jeweils am ersten Diens-tag der Wintersession statt und erfreut sich auch bei den Bundesräten grosser Be-liebtheit. So war 2007 und 2008 Bundes-rat Samuel Schmid mit von der Partie, 2009 bis 2011 Bundesrat Ueli Maurer und 2012 Didier Burkhalter.Peter Schönenberger als Präsident und Roger Hegi als Direktor der Sport-Toto-

Gesellschaft sind neben Jürg Stahl, dem Präsidenten der Parlamentarischen Grup-pe Sport, Gastgeber des «Team Spirit». Immer wieder präsentieren sich aber auch bekannte Persönlichkeiten aus Sport, Poli-

tik und Wirtschaft am Anlass und lassen hinter ihre Fassade und hinter die Kulissen blicken. Der «Team Spirit» ist längst zum fixen Termin im parlamentarischen und sportpolitischen Kalender geworden.

Die Sport-Toto-Gesellschaft versteht sich heute als

Bindeglied zwischen Sport, Politik und Lotteriebereich.

Sie organisiert jährlich die viel beachtete Plattform

«Team Spirit», sie bringt sportinteressierte Parlamentarier

in einer Informationsgruppe regelmässig zusammen

und kümmert sich um die sportliche und organisatorische

Betreuung des FC Nationalrat.

Mit viel Spirit am Werk

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Sport-Toto-ZirkelUnter der Leitung von Ständerat und STG-Vorstandsmitglied Paul Niederber-ger trifft sich seit 2011 eine Gruppe von rund 25 lotterie- und sportinteressierten Parlamentarierinnen und Parlamentariern zwei Mal pro Jahr während den Sessionen zu einem informellen Austausch. Es wer-den jeweils Persönlichkeiten aus Sport und Lotterien als Referenten zu aktuellen The-men eingeladen.

FC NationalratRoger Hegi ist nicht nur der Direktor der Sport-Toto-Gesellschaft, sondern als In-haber der UEFA-Pro-Trainerlizenz auch Coach des FC Nationalrat, der Schweizer Fussballauswahl für Parlamentarier. So reiste er vom 9. bis 13. Mai 2013 mit sei-

nen Spielern nach Dresden zum internati-onalen Parlamentarierturnier und brachte mit ihnen den Siegespokal nach Hause. Die Betreuung der Fussball spielenden Parlamentarier gehört heute zu den ange-nehmen Nebenaufgaben der Sport-Toto-Gesellschaft. Der FC Nationalrat ermög-licht Begegnungen ausserhalb der politischen Strukturen und verbindet da-bei über allfällige sachpolitische Differen-zen hinaus die Mitglieder der Eidgenössi-schen Räte zu einem Team. Der FC Nationalrat ist ein Goodwill-Trä-ger der Schweiz und des Schweizer Parla-ments im In- und Ausland. Sportbegeiste-rung, Fairness und Respekt gegenüber allen Gegnern werden auf und neben dem Fussballplatz grossgeschrieben. Neben dem jeweiligen Highlight, dem in-

ternationalen Parlamentarierturnier, steh-weitere Partien auf dem Jahresprogramm, so etwa im Rahmen des PluSport-Tages der Behindertensportler ein Match gegen ein Team Laureus/PluSport. Gespielt wird regelmässig auch gegen Firmen-, Me-dien- oder kantonale Parlamentarierteams. Im Rahmen der 75-Jahr-Jubiläumsfeier-lichkeiten der Sport-Toto-Gesellschaft steht auf dem altehrwürdigen Basler Landhof ein Duell zwischen dem FC Nati-onalrat und einem Allstar-Team aus dem Schweizer Sport auf dem Programm.

Die Sport-Toto-Gesellschaft organisiert seit 2007 jedes Jahr den «Team Spirit» (unten links). Und Direktor Roger Hegi amtet gleichzeitig als Coach des FC Nationalrat, bei dem auch Maya Graf, Ratspräsidentin 2013, und Eric Nussbaumer mitwirken.

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Die Gründung der Sport-Toto- Gesellschaft war 1938 ein grosser Willensakt. Was beeindruckt Sie heute noch an den Pionieren von damals?Roger Hegi: Sie haben über ein einfaches Spiel, an dem die Leute schnell Gefallen und Spass fanden, eine Idee entwickelt, von der nicht nur die Teilnehmenden, son-dern von Anfang an der Fussball und spä-ter auch andere Sportkreise profitieren konnten. Die Idee war zwar nicht ganz neu, doch sie wurde mit viel Pioniergeist gegen Widerstände und Neider in der Schweiz durchgezogen. Und das Sport-Toto konnte sich regional sehr schnell weit verbreiten.

Welche Leistungen und Ideen von damals haben sich aus Ihrer Sicht über

ein Dreivierteljahrhundert bis in die heutige Zeit erhalten?Der Grundsatz, den natürlichen Spieltrieb des Menschen mit einer klar definierten Unterstützung für sportliche Projekte zu verbinden, hat bis heute überlebt. Und die Form der staatlichen Kontrolle und der Monopolisierung erwies sich über all die Jahre wohl als die richtige.

Die politische Vernetzung war den Gründern der Sport-Toto-Gesellschaft schon damals, 1938, sehr wichtig – und sie ist es heute noch. Welchen Stellenwert hatte dieses Netzwerk früher und heute?Wenn wir von der heutigen Situation spre-chen, gehören immer auch die Organisati-onen Swisslos und Loterie Romande dazu.

Seit dem 1. Mai 2004 ist der 57-jährige Roger Hegi, früherer

Nationalliga-Fussballer, Trainer und vor seinem Amtsantritt CEO

des FC Basel, Direktor der Sport-Toto-Gesellschaft. Im Interview

spricht der promovierte Rechtsanwalt über die historischen Leistun-

gen, die Positionierung im aktuellen Umfeld und die Perspektiven.

Verteilorganisation und Bindeglied

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Das 1970 eingeführte Schweizer Zahlen-lotto, das bedeutend breitere Kreise an-sprach als das bis dahin allein dastehende Toto, führte zu einer neuen Gewichtung der verschiedenen Gesellschaften. Ohne die entsprechende politische Unterstüt-zung durch Bund und Kantone hätte sich das Modell, das so enorme Mittel für den Sport und später auch für die Kultur und Soziales generierte, nicht so lange unbe-schadet halten können. Es gab in dieser Hinsicht – trotz aller Veränderungen – nie grössere Einbrüche; eine politische Mehr-heit stand immer hinter dem Lotterie-wesen. Und letztlich arbeiten wir auch heute mit viel Engagement daran, das be-stehende Verteilsystem zugunsten der Ge-meinnützigkeit zu bewahren und zu opti-mieren.

Das Geld aus dem Sport-Toto hat dem Schweizer Sport über manche Jahr-zehnte vieles ermöglicht – gerade auch in Sachen Infrastruktur. Wie ordnen Sie die damalige Schaffung sport-historischer Bauwerke, die oft mit stark idealistischem Hintergrund entstanden sind, aus heutiger Sicht ein?Für die damalige Zeit waren das riesige Leistungen. Es ging dabei ja nicht bloss um Anschub- oder Teilfinanzierungen, sondern um massgebliche Beiträge, ohne die die Realisierung dieser Projekte erst gar nicht möglich gewesen wäre. So gese-hen kann man die Erschaffung wichtiger Sportbauten, vor allem für die Fussball-Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz, aus heutiger Perspektive gar nicht hoch genug einschätzen.

Zwischen 1938 und 2002 hat die Sport-Toto-Gesellschaft aus ihren Gewinnen fast zwei Milliarden Franken an die Kantone, an Swiss Olympic und ihre historischen Vor gänger sowie an die Sportverbände ausbezahlt. Seither kommen jährlich über 550 Millionen von Swisslos und Loterie Romande für gemeinnützige Zwecke dazu, davon jeweils rund 130 Millionen für den Sport. Was bedeuten diese enormen Zuschüsse in der Entwicklung des Schweizer Sports?Für den Breiten- und Nachwuchssport ha-ben die Beiträge, die über die kantonalen Sportfonds an die Vereine und die Verbän-de fliessen, enorme Bedeutung. In den Kantonen wird eine grosse Fülle von Pro-jekten, Anlässen, Materialanschaffungen

Roger Hegi, Rechtsanwalt und ehemaliger Spitzenfussballer, später Trainer und CEO bei verschiedenen Schweizer Clubs, ist seit Mai 2004 Direktor der Sport-Toto-Gesellschaft und im Nebenamt Trainer des Erstligisten BSC Old Boys Basel.

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und Aktivitäten an der Basis des Sports fi-nanziell unterstützt. Dort ist das Geld höchst willkommen, weil man auf dieser Stufe oft Mühe bekundet, es auf anderen Wegen zu besorgen. Die Beiträge sind eine Art «Anschubhilfe» für viele Projekte und spielen deshalb nach wie vor eine grosse Rolle. Dazu profitiert der Breiten- und Nachwuchssport von Unterstützungsbei-trägen durch Bund und Gemeinden. Der Spitzensport lebt einerseits vom Sponso-ring der Privatwirtschaft. Andererseits fliesst aber auch ein grosser Teil der mehr als 25 Millionen Franken, die Swiss Olympic jährlich aus den Reingewinnen von Swisslos und der Loterie Romande er-hält, über die einzelnen Sportverbände in den Spitzensport.

Wie sicher sind diese Gelder in der Zukunft – kommerzielle ausländische Wettanbieter bedrängen auch den Schweizer Markt? In den neun Jahren, in denen ich nun für die Sport-Toto-Gesellschaft arbeite, hat sich der Markt enorm verändert. Er ist hart umkämpft, es geht um ein riesiges Business mit weltweiten Milliardenumsätzen und entsprechend vielen Anbietern, die teilwei-se auch sehr aggressiv auftreten. Es ist so viel Geld im Spiel, dass auch negative As-pekte wie Geldwäscherei und Spielmani-pulationen damit verbunden werden. Es ist ausserdem im grenzenlosen Internet nicht zu verhindern, dass illegale Wettanbieter auch in der Schweiz auftreten. Als gemeinnützig orientierte Organisation ist es in diesem Umfeld der ungleich lan-gen Spiesse nicht einfach, sich zu behaup-ten. Unter den gegebenen gesetzlichen Rahmenbedingungen kann etwa «Sport-tip» bezüglich Attraktivität der Wetten nicht mit internationalen Online-Anbie-tern mithalten. Es ist entsprechend schwie-rig, hier massgebende Umsätze zu erzielen. Ich bin aber trotz dieser Umstände davon überzeugt, dass Swisslos und die Loterie

Direktor Roger Hegi vor dem Sitz der Sport-Toto-Gesellschaft an der Lange Gasse 10 in Basel.

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Romande bei entsprechenden Rahmenbe-dingungen den Platz im Markt weiter be-haupten können und auch in Zukunft Gel-der im ähnlichen Rahmen wie heute für Sport, Kultur und Soziales generiert wer-den.

Seit über zehn Jahren wird über die Revision des Lotteriegesetzes diskutiert, das vom 8. Juni 1923 stammt. Wo steht man 2013, im Jubiläumsjahr der Sport-Toto- Gesellschaft?Wir sind sehr froh, dass der Gegenentwurf zur Volksinitiative «Für Geldspiele im Dienste des Gemeinwohls» im März 2012 beim Stimmvolk 87 Prozent Zustimmung fand. Derzeit ist eine breit abgestützte Ar-beitsgruppe daran, für das Frühjahr 2014 einen ersten Entwurf für ein neues Lotte-riegesetz zu erarbeiten. Die Mitwirkung in diesem Prozess ist sehr spannend, auch wenn dieser auf der politischen Ebene langwierig ist und man heute davon aus-geht, dass ein neues Gesetz erst 2018 in Kraft treten wird. Eckpfeiler sind jedoch schon bestimmt worden, etwa eine teilwei-se Öffnung des Onlinemarktes und die In-tegration von Spielsuchtaspekten. Einig ist man sich auch darüber, dass es ein Gesetz für alle Geldspiele geben soll, sowohl für Casinospiele als auch für Lotterien

und Wetten. Dabei sollen die Kantone in der Umsetzung weiterhin ihre ange-stammte Rolle behalten. Die Regulatoren sehen, dass der Glücksspielbereich weiter-hin einem gewissen Schutz unterstellt sein muss, denn an Auswüchsen hat niemand ein Interesse. Alle diese Faktoren erhöhen letztlich die Chancen, die Geldflüsse auch künftig so zu erhalten.

Die Abstimmung hat gezeigt, dass das Schweizer Stimmvolk der gemein-nützigen Verwendung von Geldspiel-, Lotterie- und Sportwettengewinnen klar den Rücken stärkt. Ist diese Solidarität typisch schweizerisch?Sie hat nun 75 Jahre funktioniert, woraus zweifellos der Schluss gezogen werden kann, dass dieses System von einem gros-sen Teil der Bevölkerung getragen wird, auch unter dem Aspekt, dass hierzulande sehr gerne mitgespielt wird. Auch die nor-dischen Länder, aus denen die Idee der ge-meinnützigen Verwendung der Gewinne letztlich stammt, generieren in dieser Hinsicht noch heute sehr viel Geld. Somit kann in der Tat von einer sehr grossen So-lidarität gesprochen werden.

Die Sport-Toto-Gesellschaft ist seit 2003 nicht mehr operativ tätig – welche Rolle spielt sie heute im

Verbund mit Swisslos und der Loterie Romande?Nach der Aufgabe der operativen Tätig-keiten im Jahr 2003 hatte sich die Frage nach der künftigen Rolle der STG gestellt. Es war in der Folge der klare politische Wunsch der Kantone, die STG als verant-wortliche Institution für die Verteilung der Gelder an den nationalen Sport und somit an Swiss Olympic, die Sporthilfe, SFV und SFL sowie die Swiss Ice Hockey Federation zu erhalten. Die Weiterleitung der Lotteriegelder an den nationalen Sport ist somit heute die Hauptaufgabe der STG. Sie beinhaltet u.a. auch die Kontrolle der zweckgemässen Verwendung der Beiträge der STG während der jeweiligen Vertrags-dauer von drei Jahren. Eine wichtige Rolle nimmt die STG auch als Bindeglied zwi-schen dem nationalen Sport, den beiden Lotteriegesellschaften und der nationalen Politik ein. In diesem Zusammenhang versucht die STG, sportaffine Politiker über die Vorteile der aktuellen Regelun-gen im Lotteriebereich zu informieren, bei den Lotteriegesellschaften zugunsten des Sports einen grösseren Anteil an den Reingewinnen zu erhalten und den natio-nalen Sportorganisationen aufzuzeigen, dass die Unterstützung durch namhafte Lotteriegelder keine Selbstverständlich-keit ist.

Die STG leitet somit einen Teil der von den beiden Lotteriegesellschaften erwirtschafteten Gewinne an die Benifiziare weiter. Eine sehr wichtige Aufgabe …

… die wir durchaus mit einer etwas offensi-veren Kommunikation verbinden. Es gab Zeiten, da sind die Beiträge der STG in den Jahresrechnungen der Verbände gar nicht mehr als solche deklariert worden – niemand wusste mehr richtig, woher das Geld kam, und es handelt sich doch um namhafte Beträge. Hier haben wir viel Aufklärungsarbeit geleistet und so die Wahrnehmung im nationalen Sport ver-bessert. Mit einer symbolischen Check-übergabe an die Benefiziare treten wir ein-mal im Jahr auch öffentlich etwas ins Rampenlicht.

Das Engagement auf politischer Ebene beinhaltet auch Ihre Tätigkeit

«Einer der wichtigsten Pfeiler»

Die Sport-Toto-Gesellschaft ist einer der wichtigsten Pfeiler in der Schweizer Sportförderung und es ist

schön, dass die STG an die Sporthilfe glaubt. Nicht zuletzt dank der Million, die wir jedes Jahr von der STG erhal-ten, können wir vielen Hundert Talenten ermöglichen, ihre hoch gesteckten Ziele konsequent zu verfolgen. Jedes Jahr kommen einige von ihnen wieder an der Weltspitze an und sorgen in der ganzen Schweiz für die schönsten

Emotionen. Sie sind vom Talent zum Vorbild geworden – und die Sporthilfe durfte sie während dieser Entwicklung begleiten. Herzlichen Dank der STG für die wertvolle und treue Unterstützung!

Max Peter, Präsident Stiftung Schweizer Sporthilfe

75 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft: Herzliche Gratulation!

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als Coach des FC Nationalrat. Wie wichtig ist dieses teambildende Element für Ihre Arbeit mit der STG?Aufgrund meiner fussballerischen Vergan-genheit ist ein solches Engagement nahe-liegend. Es macht grossen Spass, mit we-nig Aufwand den politischen Alltag der Parlamentarier etwas aufzulockern. Wir treffen uns während den Sessionen jeden Dienstagabend zum Fussballspiel. Das ist sehr ungezwungen – und es wird dabei praktisch nie über Politik gesprochen. Höhepunkt des Jahres ist jeweils das internationale Parlamentarierturnier mit Deutschland, Österreich und Finnland. Und unser Ziel ist es natürlich stets, die deutsche Auswahl zu bezwingen.

Am 18. August 1938 wurde die STG gegründet – auf den Tag exakt 75 Jahre später begeht sie auf dem Landhof ihr 75-Jahr-Jubiläum. Wohin soll der Weg in den nächsten Jahren gehen?Das Ziel der Sport-Toto-Gesellschaft wird es sein, sich weiter für ein gemeinnütziges Lotteriewesen einzusetzen und damit die finanzielle Unterstützung für den Sport auch in Zukunft zu erhalten oder sogar noch auszubauen. Sobald die angestossene neue Lotteriegesetzgebung politisch unter Dach und Fach ist, werden die Rahmenbe-dingungen für die nächsten zehn bis 15 Jahre wieder klar sein. In längeren Zyklen sollte man angesichts des sehr dynami-schen Marktes wohl nicht denken.

Das Team der Sport-Toto-Gesellschaft im Jubiläumsjahr 2013 (von rechts nach links): Roger Hegi (Direktor), Sabina Völlmy (Direktions assistentin), Kathrin Jakob (Leiterin Kommunikation) und Daniel Näf (Kommunikation).

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Sport-Toto-Gesellschaft75 Jahre Sportförderung

Herausgeber:Sport-Toto-Gesellschaft, Lange Gasse 10,4002 Baselwww.sport-toto.ch

Konzept, Redaktion, Prepress:rotweiss Verlag GmbH, Steinenring 60,4054 Baselwww.rotweiss.chTexte: Daniel SchaubGestaltung: Fabienne SteigerDruck: Reinhardt Druck, Basel

QuellenverzeichnisArchiv Sport-Toto-Gesellschaft, BaselArchiv Schweizerischer Fussballverband,Muri bei BernBroschüre 20 Jahre Sport-Toto-GesellschaftBasel (1958)Broschüre 25 Jahre Jahre Sport-Toto(1938–1963), Walter Schäublin, Max Ehingerund diverse AutorenBroschüre 50 Jahre Sport-Toto-Gesellschaft(1938-1988), Max Pusterla und diverse Autoren

BildverzeichnisArchiv Sport-Toto-Gesellschaft (HistorischeBilder u.a.: Foto Dierks, Basel; Hans Bertolf,Basel)PMS Dialog AG, www.pms-dialog.com (Jubiläumslogo)Sport-Toto-Gesellschaft Basel (Logo, TeamSpirit, Checkübergaben, FC Nationalrat)Staatsarchiv Basel-Stadt (Bild Seite 17,oben links, Hans Bertolf,BSL 1013 1-2202_0001_b)ARGE Naturarena Rotsee (Bild Seite 31)PPR Media Relations AG, Zürich (Bilder Seite51 oben, Mitte, mit Genehmigung SFV undSIHF)Swiss Olympic (Bild Seite 51, unten)Dominic Plüss (Interview Roger Hegi,Gespräch mit Max Pusterla und RaymondSimonet)www.photopluess.ch

Impressum

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Als am 18. August 1938 in Basel die Sport-Toto-Gesell-schaft gegründet wurde, war dies der Auftakt zu einer Erfolgsgeschichte. Ein simples Spiel mit Vorhersagen von Fussballspielen führte rasch zu grossen Umsätzen und damit zu einer neuen Finanzierungsquelle für den Schweizer Sport, der von Anfang an von den Gewinnen der Gesellschaft profitieren durfte. Markante sportliche Schweizer Bauwerke wie die Eidgenössische Sportschule in Magglingen, die Fussballstadien für die Weltmeister-schaft 1954, das Haus des Sports in Bern, das Ruderzent-rum Rotsee oder das Nordische Skizentrum in Kandersteg wurden massgeblich durch Beiträge aus dem Sport-Toto

mitfinanziert. 75 Jahre später hat sich die Sport-Toto- Gesellschaft als wichtige Verteilorganisation gegenüber Swiss Olympic, dem Schweizer Fussball, dem Schweizer Eishockey und der Sporthilfe, sowie als Bindeglied zwi-schen den Lotteriegesellschaften Swisslos und Loterie Romande, den Kantonen, dem nationalen Sport und der nationalen Politik etabliert. Das Sport-Toto in der Schweiz hat eine bewegte und aufregende Geschichte – sie soll in dieser Broschüre zum 75-Jahr-Jubiläum auf unterhaltsame Weise noch einmal nachgezeichnet werden.

www.sport-toto.ch

«Wage und spiele für sportliche Ziele»Sport-Toto- Gesellschaft75 Jahre Schweizer Sportförderung