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Freizeit- und Spitzensportler nützen das Rad- und Laufwegenetz in St. Pölten. STADT ST. PÖLTEN SPORTARTEN | SPORT 2000 SPORTSTADT ST. PÖLTEN 240 N icht alle Sportvereine St. Pöltens haben sich dem Leistungs- und Wettkampfsport verschrieben. Manche haben ihr Programm voll und ganz auf den Freizeit- und Erholungs- sport (Fit- und Gesundheitssport) ausge- richtet. – Von vielen Sportlern werden „Sportarten“ betrieben, die nicht in der Bundessportorganisation verankert sind, die nicht bei Olympischen Spielen ausge- tragen werden. Sie sind eher am Rande des Sportgeschehens angesiedelt, berei- ten den Aktiven aber viel Freude. Beispiel gefällig? St. Pölten hat einen Schachver- ein, zwei Dartclubs, Sportvereine mit Foto- sektionen und Modellbau. In der UNION St. Pölten sind die Schwertkämpfer zu Hause, und die „Wuzler“ (Tischfußballer) tragen in verschiedenen Lokalen ihre Meisterschaften aus. In den Halfpipes und auf den Miniramps tummeln sich die jugendlichen Skateboarder, die nicht un- bedingt einem Verein angehören wollen, sich aber in ihrer Clique recht wohlfühlen. Sie bewegen sich in einer sozialen Grup- pe, die sich mehr oder weniger spontan gebildet und einen niedrigeren Ver- bindlichkeitsgrad als Vereine hat. Sie be- lasten nicht mit Verantwortlichkeit, schaf- fen aber dennoch ein Gemeinschaftsge- fühl. „Rund drei Viertel der nö. Jugendli- Sportstrukturen im Wandel Ingolf Wöll Thomas Bruckner (Jg. 1971) Der Trendscout Thomas Bruckner ist über die Grenzen Österreichs als „Trendscout“ bekannt. Seit Jahren testet er neu auf den Markt gekommene Sportgeräte. Er ist als Aben- teuer-Reisender, Snowboarder sowie in verschiedenen Rollsportarten aktiv. Im Bild demonstriert er auf dem Gelände des NÖ Landhauses eine elektrisch ange- triebene Zugmaschine für Inlineskater und Skateboarder. Neue Sportarten rücken immer mehr ins Blickfeld. Jedoch, erst wenn sich ein neues Bewegungsangebot über mehrere Jahre im Bewusstsein von Sporttreibenden verankert hat, wird es zum Trendsport. chen fühlen sich einer Clique zugehörig“ . (Institut Dr. Brunmayr/1997, NÖ-Jugendstudie) Auffallend niedrig ist in St. Pölten der Anteil der Jugendlichen, die in Vereinen integriert sind. Nur rund ein Drittel der Schüler und Lehrlinge gehört solchen Or- ganisationen an. In erster Linie sind vor allem Schüler aus weiterführenden Schu- len in Sportvereinen engagiert. Lehrlinge MADER 238-241_Sport 2000 21.09.2007 12:06 Uhr Seite 240

Sportstrukturen im Wandel - SPORTUNION Österreich 2000.pdf · men“ langsam von einer Wirtshausakti- ... Fußball Franz Rychnovsky +43 676 4955494 ... BORG/L Kolpingstraße 1, 3100

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Freizeit- und Spitzensportler nützen das Rad- undLaufwegenetz in St. Pölten. STADT ST. PÖLTEN

SPORTARTEN | SPORT 2000

S P O R T S T A D T S T. P Ö L T E N240

Nicht alle Sportvereine St. Pöltenshaben sich dem Leistungs- undWettkampfsport verschrieben.

Manche haben ihr Programm voll undganz auf den Freizeit- und Erholungs-sport (Fit- und Gesundheitssport) ausge-richtet. – Von vielen Sportlern werden„Sportarten“ betrieben, die nicht in derBundessportorganisation verankert sind,die nicht bei Olympischen Spielen ausge-tragen werden. Sie sind eher am Randedes Sportgeschehens angesiedelt, berei-ten den Aktiven aber viel Freude. Beispielgefällig? St. Pölten hat einen Schachver-ein, zwei Dartclubs, Sportvereine mit Foto-sektionen und Modellbau. In der UNIONSt. Pölten sind die Schwertkämpfer zuHause, und die „Wuzler“ (Tischfußballer)tragen in verschiedenen Lokalen ihreMeisterschaften aus. In den Halfpipesund auf den Miniramps tummeln sich diejugendlichen Skateboarder, die nicht un-bedingt einem Verein angehören wollen,sich aber in ihrer Clique recht wohlfühlen.Sie bewegen sich in einer sozialen Grup-pe, die sich mehr oder weniger spontangebildet und einen niedrigeren Ver-bindlichkeitsgrad als Vereine hat. Sie be-lasten nicht mit Verantwortlichkeit, schaf-fen aber dennoch ein Gemeinschaftsge-fühl. „Rund drei Viertel der nö. Jugendli-

Sportstrukturen im Wandel Ingolf Wöll

Thomas Bruckner (Jg. 1971)

Der Trendscout

Thomas Bruckner ist über die GrenzenÖsterreichs als „Trendscout“ bekannt. Seit Jahren testet er neu auf den Marktgekommene Sportgeräte. Er ist als Aben-teuer-Reisender, Snowboarder sowie inverschiedenen Rollsportarten aktiv. Im Bild demonstriert er auf dem Geländedes NÖ Landhauses eine elektrisch ange-triebene Zugmaschine für Inlineskater undSkateboarder.Neue Sportarten rücken immer mehr insBlickfeld. Jedoch, erst wenn sich ein neues Bewegungsangebot über mehrereJahre im Bewusstsein von Sporttreibendenverankert hat, wird es zum Trendsport.

chen fühlen sich einer Clique zugehörig“.(Institut Dr. Brunmayr/1997, NÖ-Jugendstudie)Auffallend niedrig ist in St. Pölten der Anteil der Jugendlichen, die in Vereinenintegriert sind. Nur rund ein Drittel derSchüler und Lehrlinge gehört solchen Or-ganisationen an. In erster Linie sind vorallem Schüler aus weiterführenden Schu-len in Sportvereinen engagiert. Lehrlinge

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sind in den Sportvereinen wesentlichweniger vertreten. (St. Pöltner Jugendstudie2003)

Sind Sportvereine

Auslaufmodelle?

Auch viele Erwachsene, die zwar nichtunbedingt negativ einem Verein gegen-über eingestellt sind, kommen immer öfter, vor allem im städtischen Bereich,beim Sporttreiben ohne Verein aus. Diestarren Übungszeiten in den Clubs las-sen sich oft nicht mit Beruf und Familie inEinklang bringen. Viele Freizeitsportler inSt. Pölten nehmen ihre Bewegungspro-gramme selbst in die Hand, nützen, wannimmer sie Zeit haben, Radwege und

Laufstrecken, gehen mit Freunden wan-dern, schwimmen, reiten oder versuchenin den Fitness-Studios ihren Körper zupflegen. Es drängt sich förmlich die Frageauf: Sind Sportvereine Auslaufmodelle?In St. Pölten gibt es einige Vereine mitMitgliederzuwachs, aber viele haben inden letzten 10 bis 20 Jahren enorm anMitgliedern verloren, mussten den Wett-spiel- oder Wettkampfbetrieb reduzierenoder einstellen. – Das Überleben der Ver-eine, auch für jene, die derzeit nur aufLeistungssport fixiert sind, liegt vor allemim Freizeit- und Erholungssport. Genaudas wird von Kennern der Vereinsszeneimmer wieder behauptet. Konkret heißtdas: Vereine müssten ihre Offenheit für

Sport hat kein festgelegtes starres Gehäuse – Sport ist vielseitig und enorm wandelbar. M. RZEPA

Alice Utrankah (Jg. 1925): „Schwim-men ist für mich ein Jungbrunnen“,so die ehemalige Eiskunstläuferinaus den 30er- und 40er-Jahren.Trotz ihrer 82 Jahre schwimmt sie in den Sommermonaten täglich1.500 m im St. Pöltner Sommerbad.

SEITENBLICKSport kein Privileg der Jugend

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junge und alte Menschen, für leistungs-fähige und weniger leistungsfähige, fürBehinderte und für ausländische Mitbür-ger darlegen. Wer seinen Bestand si-chern will, muss bereit sein, auf Verände-rungen in der Gesellschaft einzugehen. –Die Zeit wird reif, Netzwerke zwischenden Vereinen, Institutionen und Schulenzu schaffen. Durch ein gemeinsames Planen könnten viele Ressourcen zumWohle aller genützt werden.

Aufwärtstrend durch

Zusammenarbeit

So wie sich vor 100 Jahren das „Stem-men“ langsam von einer Wirtshausakti-vität zum Leistungssport Gewichthebenentwickelt hat, gelingt es auch demDartsport immer mehr, ein Wettkampf-sport mit einheitlicher Verbandsstrukturzu werden, sodass einer Aufnahme in die Bundessportorganisation nichtsmehr im Wege stehen sollte. In St. Pöl-ten machen zwei ASKÖ-Vereine mit gu-ten Leistungen auf sich aufmerksam.Karl Fenz vom 1. St. Pöltner Dart Club

„Little Arrows“ hält gemeinsam mit dreiWienern den Stunden-Weltrekord im„Speed Dart“. Beim „Steel Dart ClubHippolyt St. Pölten“ zählen die drei-fache Österreichische Meisterin (2000–2002) Monika Schartner und Patricia Ja-hodinsky zu den Stützen des National-teams. Christian Jahodinsky von „LittleArrows“ hebt hervor, dass die enge Zusammenarbeit, das gemeinsame Training, beiden Vereinen viel gebrachthätte.

Die mitgliederstärksten

Vereine der Stadt

Zu den mitgliederstärksten Sportverei-nen St. Pöltens zählen die UNION St.Pölten (2.813), der Eisenbahner-Sport-verein (2.650), die Naturfreunde (2.260),der Österreichische Alpenverein (2.020),gefolgt von der Polizeisportvereinigung(1.200) und dem 1963 gegründetenKneipp-Aktivclub (1.350), der 2007 denzweitgrößten Club in der österreichi-schen Kneipp-Bewegung bildet. – DieSchaffung der Kneippkur-Abteilung im

Die fünf Säulen der Gesundheit nach Pfarrer Kneipp erleben zurzeit eine Renaissance. KNEIPP-AKTIVCLUB

Dartsportler Karl Fenz (Jg. 1959) stellte bei den ASKÖ-Sporttagen 2007 einen neuen „Weltrekord“im „36-Stunden-Marathon“ auf. Im Klartext: Mit nurfünf Minuten Pause pro Stunde warf er 1 1/2 Tagelang Pfeile gegen die Zielscheibe. WÖLL

Erika Binder erinnert sich. Sie war1963 mit 24 Jahren das jüngsteGründungsmitglied im Kneipp-Aktiv-club und ist seit 2004 Vereinsvor-sitzende. „Mir ging es damals ge-sundheitlich schlecht. Mein Mannund ich waren von der Kneipp-Lehreso fasziniert, dass wir sogar mit un-seren Kleinkindern Familienurlaubein Kneippkuranstalten verbrachten.“

SEITENBLICKVerein als Lebenshelfer

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Hallenbad (1966) durch Dr. Otto Mayr,Stadtphysikus Dr. Erhardt Psick undKneipp-Bademeisterin Erika Seitz und dieVerleihung des „Kneipp-Oskars“ (2001)an die Obfrau (1995–2004) Christa Sogo-row für die Errichtung des Arzneipflan-zengartens im Sparkassenpark St. Pöltengelten als Meilensteine in der Club-geschichte des Kneipp-Aktivclubs. Be-sondere Verdienste um den Aufbau desVereins, der sein Bewegungsprogrammvorwiegend auf ältere Mitbürger ausrich-tet, sind Richard Peter Kienzl zuzuschrei-ben, der 32 Jahre (1963–1995) als Vorsit-zender den Club leitete.

Nachwuchsförderung

Ein besonderes Service bietet die StadtSt. Pölten mit der Führung von Neigungs-gruppen. Dadurch erhalten Kinder bereitsim Volksschulalter die Möglichkeit, ver-schiedene Sportarten auszuprobierenund auszuüben. – Die Stadt bietet in 12Sportarten Neigungsgruppen an. Mehrals 40 geschulte Trainer bringen den jun-gen Sportlern die jeweiligen Grundbegrif-fe bei. Eine Anmeldung ist zu Beginn jedes Schuljahres möglich.

Nachwuchsförderung durch Neigungsgruppen

Sportart Kontaktperson Telefon

Basketball Hans Pils +43 676 9440574Schwimmen Werner Schwarz +43 664 4842716Fußball Franz Rychnovsky +43 676 4955494Tennis Werner Bilcik +43 2742 253338Karate Erhard Kellner +43 699 12562509Turnen Werner Kulhanek +43 664 2327106Handball Udo Stachelberger +43 664 3426843Tischtennis Josef Detzer +43 676 4605740Kraft- und Haltungstraining Josef Gril +43 676 6357105Leichtathletik Gottfried Lammerhuber +43 676 4267969Badminton Ing. Gerhard Salzer +43 664 2146053Eislaufen Yulia Lavrenchuk +43 676 6052411

Neben mehreren Vereinen bemüht sich die StadtSt. Pölten über Neigungsgruppen, Volksschulkinderfür Bewegung und Sport zu begeistern. WÖLL

Sport-Leistungsmodell St. Pölten

Das Sport-Leistungsmodell St. Pöltengibt jungen Sportlern die Chance, Ausbil-dung und Training ideal zu kombinieren.Sporttalente, die von den Sportverbän-den ausgewählt werden, finden im Leis-tungsmodell die besten Voraussetzun-gen für eine intensive Ausbildung und dieAusübung von Leistungssportarten.

Auf einen Blick

Leistungssport in der Schule

KontaktFördervereinSport-Leistungsmodell St. PöltenDr.-Adolf-Schärf-Straße 253100 St. PöltenTel. +43 2742 295www.lm-stpoelten.at

SportartenBallett – Basketball – Eiskunstlauf –Fußball – Handball – Karate – Kunst-turnen – Reiten – Segelflug – Tennis

SchulenBundesoberstufenrealgymnasium fürLeistungssportler – BORG/LKolpingstraße 1, 3100 St. PöltenTel. +43 2742 [email protected]

Bundeshandelsschule für Leistungs-sportler – HASCH/LWaldstraße 1, 3100 St. PöltenTel. +43 2742 [email protected] www.hakstpoelten.ac.at

Zwei Schulen mit sportlichemSchwerpunkt werden von Bewe-gungstalenten gerne besucht:Aus dem Sportgymnasium und derSporthauptschule St. Pölten sindSportler hervorgegangen, die es zuÖsterreichischen Meistertiteln undinternationalen Erfolgen gebrachthaben.

SEITENBLICKTalentschmiede

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