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Standortfaktoren im Landkreis
München
- insbesondere die Zusammenarbeit
Unternehmen und Verwaltung-
Diplomarbeit
eingereicht am Fachbereich Allgemeine Innere Verwaltung der
Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege in Bayern
von
Günther Seifert
Matrikelnummer 20030180
Jahrgang 2003/2006
I
Inhaltsverzeichnis Seite
Abbildungsverzeichnis ....................................................................................... IV
1. Einführung in das Thema ...................................................................... 1
2. Bedeutung von Standortfaktoren bei der Standortwahl ....................... 2
2.1 Standortwahl ......................................................................................... 2
2.2 Standortfaktoren ................................................................................... 3
2.2.1. Verkehrsanbindung ............................................................................... 4
2.2.2 Nähe zu Absatzmärkten ........................................................................ 4
2.2.3 Arbeitsmarkt ......................................................................................... 5
2.2.4 Abgaben und Steuern ........................................................................... 5
2.2.5 Flächen ................................................................................................. 5
2.2.6 Kommunalverwaltung .......................................................................... 6
2.3 Einteilung von Standortfaktoren .......................................................... 6
2.3.1 Grad der Spezifität ............................................................................... 6
2.3.2 Quantifizierbarkeit ............................................................................... 7
2.3.3 Zugehörigkeit zur Leistungserstellung ................................................. 7
2.3.4 Maßstabsebene ..................................................................................... 8
3. Überblick über den Landkreis München .............................................. 8
3.1 Geographischer Überblick über den Landkreis .................................... 8
3.1.1. Der Landkreis München als Gebietskörperschaft ................................ 8
3.1.2. Lage und Größe .................................................................................... 9
3.1.3 Bevölkerungsstruktur und Finanzsituation des Landkreises ................ 9
3.1.3.1 Der Faktor Mensch als wichtigste Ressource ...................................... 9
3.1.3.1.1 Überdurchschnittliche Bevölkerungsentwicklung des Landkreises
München ............................................................................................... 9
3.1.3.1.2 Altersstruktur ...................................................................................... 11
3.1.3.1.3 Geringe Arbeitslosenquote und hohe Erwerbstätigkeit als
Voraussetzung für den Wohlstand der Region ................................... 11
3.1.3.1.4 Kaufkraft und Wohlstand gemessen am Bruttoinlandsprodukt ......... 12
3.1.3.2 Reduktion der Schulden als Hauptziel der Haushaltsführung des
Landratsamtes ..................................................................................... 13
3.2 Die regionale Grundstruktur ............................................................... 14
II
Seite
3.2.1 Die Stadt München als Steuerungszentale und zentraler Ort des
Landkreises ......................................................................................... 14
3.2.2 Infrastrukturelle Erschließung ............................................................ 16
3.3 Bedeutende Wirtschaftsbereiche im Landkreis München .................. 16
3.3.1 Verschmelzung von Industrie- und Dienstleistungssektor im
Landkreis München ............................................................................ 16
3.3.2 Der Dienstleistungssektor als wichtigster Wirtschaftszweig ............. 17
3.4 Synthese ............................................................................................. 18
4. Verwaltungstätigkeit als Standortfaktor ............................................. 19
4.1 Möglichkeiten der Einflussnahme auf verwaltungsexterne
Standortfaktoren ................................................................................. 19
4.2 Verwaltungsinterne Strukturen als Standortfaktor ............................. 20
5. Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Verwaltung im
Landkreis München ............................................................................ 20
5.1 Wirtschaftsförderung durch das Landratsamt München .................... 20
5.2 Verwaltungstätigkeit als Standortfaktor in den
Landkreisgemeinden .......................................................................... 21
5.2.1 Die Stadt Unterschleißheim – Musterbeispiel für effektive
Zusammenarbeit mit Unternehmen .................................................... 22
5.2.1.1 Überblick über die Stadt Unterschleißheim ...................................... 22
5.2.1.2 Wirtschaftsförderung in der Stadt Unterschleißheim ......................... 22
5.2.1.3 Einschätzung des Verwaltungshandelns durch Unternehmen
vor Ort ................................................................................................ 23
5.2.1.4 Resümee ............................................................................................. 24
5.2.2 Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und der Gemeinde
Unterföhring ....................................................................................... 25
5.2.2.1 Überblick über die Gemeinde Unterföhring ....................................... 25
5.2.2.2 Anteil der Verwaltung am Erfolg der Gemeinde ............................... 25
5.2.2.3 Einschätzung der Zusammenarbeit durch ProSiebenSat1 .................. 26
5.2.2.4 Resümee ............................................................................................. 26
5.3 Vergleich der Ergebnisse der beiden Standorte ................................. 27
5.4 Gesamtbewertung der Bedeutung der Verwaltung bei der
Standortwahl ....................................................................................... 29
III
Seite
5.5 Fazit und Ausblick ............................................................................. 30
Zusammenfassung ............................................................................................. 31
Literaturverzeichnis............................................................................................ 32
Erklärung über selbstständige Erstellung........................................................... 35
IV
Abbildungsverzeichnis Seite Abbildung 1: Bevölkerungsentwicklung ausgewählter Jahre in Bayern
und im Landkreis München........................................................ 10
Abbildung 2: Sektorale Verteilung der Erwerbstätigen in Bayern und im
Landkreis München.................................................................... 12
Abbildung 3: Entwicklung des BIP (real) ausgewählter Jahre in Bayern
und im Landkreis München........................................................ 13
Abbildung 4: Anteil der Wirtschaftssektoren am BIP Bayerns und des
Landkreises München ................................................................ 17
- 1 -
1. Einführung in das Thema Gerade in der aktuellen relativ schlechten wirtschaftlichen Lage in Deutschland
sehen sich die Regionen einem immer härter werdenden Wettbewerb mit
nationalen und internationalen Konkurrenzstandorten ausgesetzt. Viele
Unternehmen bauen Stellen ab und verlagern ihre Arbeitsplätze ins Ausland. Um
diesem Trend entgegenzuwirken bzw. um vielleicht sogar neue Unternehmen an
den Standort zu holen, stellt sich für die einzelnen Regionen die Frage, was sie auf
ihrer lokalen Ebene unternehmen können, um den jeweiligen Standort für neue
Unternehmen attraktiver zu gestalten und wie sie sich von anderen Regionen
abheben können.
In vielen Bereichen haben die Kommunen und Landkreise keine Möglichkeit sich
von anderen Standorten abzuheben.
Auf Standortkriterien wie Einkommenssteuer, Körperschaftssteuer, Lohnkosten
und Arbeitszeiten haben sie keinen Einfluss, da diese entweder vom Bund
festgelegt oder in Tarifverträgen vereinbart werden.
Trotz dieser Gemeinsamkeiten, unterscheidet sich der wirtschaftliche Erfolg der
Regionen in Deutschland voneinander zum Teil erheblich. Diesen Unterschied
findet man auf Ebene der Bundesländer, Landkreise und Kommunen. Grund für
den Unterschied sind die lokalen Standortfaktoren die eine Region von einer
anderen abhebt.
Ziel dieser Arbeit ist es die Standortfaktoren im Landkreis München aufzuzeigen.
Hierbei wird insbesondere darauf eingegangen, ob das Verwaltungshandeln bzw.
die Zusammenarbeit der Firmen mit der Verwaltung eine Bedeutung bei
Unternehmensansiedlungen hat.
Der Landkreis München wurde als Untersuchungsobjekt ausgewählt, da er einer
der reichsten Landkreise Deutschlands ist und ein Zentrum der Medien-,
Versicherungs- und Hightech - Branche darstellt.1 Namhafte Firmen wie
Microsoft, ProsiebenSat1 und die Allianz haben die Umlandgemeinden der
bayerischen Landeshauptstadt als ihren Firmensitz ausgewählt. Aus dieser
Situation heraus stellt sich die Frage, warum das Münchener Umland eine solche
Attraktivität für Unternehmen aufweist.
1 ARD, Die Zehn reichsten Landkreise Deutschlands
- 2 -
Die Arbeit gliedert sich in fünf Abschnitte. In Kapitel 2 geht es um den Bereich
Standortfaktoren. Hierbei wird zum einen darauf eingegangen, was
Standortfaktoren sind, welche es gibt und welche Rolle sie bei der Standortwahl
spielen.
Im Anschluss daran wird ein Überblick über den Landkreis München in Kapitel 3
vermittelt. Ziel dieses Kapitels ist es die Ursachen für den Erfolg und die aktuelle
Situation im Landkreis darzustellen.
Kapitel 4 und 5 handeln speziell über die Verwaltung als Standortfaktor.
Dies umfasst in Kapitel 4 einen Überblick über die Möglichkeiten der Verwaltung
auf Unternehmensansiedlungen Einfluss zu nehmen.
Anhand der dargelegten theoretischen Möglichkeiten der Verwaltung die
Standortfaktoren ihrer Region zu beeinflussen, wird in Kapitel 5 an konkreten
Beispielen die Theorie mit der Praxis vor Ort verglichen.
Dieser Soll - Ist - Vergleich erhebt keinen Anspruch auf Repräsentanz bzw.
Vollständigkeit. In dieser Arbeit soll aufgrund der Kürze des
Bearbeitungszeitraums und dem geringen Umfang der Arbeit, nur punktuell auf
konkrete Beispiele in einzelnen ausgewählten Landkreisgemeinden eingegangen
werden. Hierbei geht es insbesondere um die Maßnahmen, die die
Kommunalverwaltung konkret unternimmt, um Unternehmen an den Ort zu holen
bzw. zu halten und inwieweit die Unternehmen das Verwaltungshandeln als
ausreichend einschätzen bzw. ob es überhaupt eine Relevanz für die Unternehmen
bei der Standortwahl hat.
2. Bedeutung von Standortfaktoren bei der Standortwahl
2.1 Standortwahl
Bei jeder Unternehmensgründung, Verlagerung oder Erweiterung muss sich das
Unternehmen fragen, wo es für die speziellen, firmeneigenen Bedürfnisse den
richtigen Standort vorfindet. Ein Unternehmen der Stahlindustrie stellt andere
Anforderungen an einen Standort als ein Softwarehersteller oder eine Bank.
- 3 -
Die Standortwahl auf kommunaler Ebene ist insoweit sie nicht durch eine
zwangsweise vorhandene regionale Bindung wie bei Bäckern und Schreinern,
oder durch persönliche nicht messbare Vorlieben wie Heimatverbundenheit,
eine Entscheidung über die jeweiligen Bedürfnisse des Unternehmens und die vor
Ort vorhandenen Standortfaktoren. Die potentiellen Ansiedlungsgebiete werden
deshalb nach dem spezifischen Anforderungsprofil des jeweiligen Unternehmens
aufgrund volks- und betriebswirtschaftlicher Untersuchungsmethoden geprüft.
Das Ergebnis dieser Prüfung sind die Standort Vor- und Nachteile, die eine
Region im Vergleich zu anderen Regionen auszeichnet.2
Die Standortwahl hat eine sehr hohe Bedeutung für die Entwicklung und den
Fortbestand eines Unternehmens, da die Entscheidung zum einen je nach Größe
des zu errichtenden Betriebes, hohe Kosten für das Grundstück und die darauf zu
errichtenden Gebäude mit sich bringt, zum anderen die qualifizierten
Arbeitskräfte nur schwer und der vor Ort aufgebaute Absatzmarkt nicht an einen
anderen Ort transferierbar ist.3
Diese Zwangsweise langfristige Bindung eines Unternehmens an einen Standort
streicht nochmals die Bedeutung von Standortfaktoren als objektives
Entscheidungskriterium für ein Unternehmen und als Differenzierungsmerkmal
für einen langfristigen wirtschaftlichen Erfolg der jeweiligen Kommune heraus.
2.2 Standortfaktoren
Standortfaktoren werden definiert als "die variablen standortspezifischen
Bedingungen, Kräfte, Einflüsse etc., die sich positiv oder negativ auf die Anlage
und Entwicklung eines Betriebes auswirken."4
Aufgrund der Standortfaktoren die eine Region aufweist, kann diese eingeschätzt
und mit anderen Regionen verglichen werden. Sie bilden also relativ objektive
Möglichkeiten eine Region zu beschreiben. Standortfaktoren sind zum einen
Kriterien, nach denen die Unternehmen Entscheidungen für oder gegen einen
Standort treffen, zum anderen aber auch eine Möglichkeit für die Städte und
Gemeinden sich mit anderen Standorten zu vergleichen und sich von ihnen
abzuheben.
2 Standortwahl in Gablers Wirtschaftslexikon, 4.Band, S. 2767 f 3 Maier/Tödling, Regional- und Stadtökonomie 1, S. 25 4 Standortfaktoren in Gablers Wirtschaftslexikon, 4.Band, S. 2765 f
- 4 -
Bei der Entscheidung eines Unternehmens sich an einem bestimmten Ort
anzusiedeln spielen unterschiedliche Standortfaktoren eine Rolle. Aufgrund der
Vielzahl von Faktoren wird hier nur auf die für Kommunen und Landkreise
wichtigsten Standortfaktoren eingegangen.
2.2.1 Verkehrsanbindung
Da Unternehmen, egal ob produzierendes Gewerbe oder Dienstleistungssektor,
immer mit ihrer Umgebung interagieren, stellt die Verkehrsanbindung den
wichtigsten Standortfaktor dar. Nur durch eine optimale Verkehrsanbindung
können kurze Lieferzeiten und eine gute Erreichbarkeit für den Kunden garantiert
werden.
Je nach Größe und Ausrichtung des Unternehmens sind dabei Straßen, Bahn und
Flughafenanbindung von Bedeutung. So bedarf ein Unternehmen, das den
regionalen Absatzmarkt im Auge hat, nur eine gute Erschließung seines
Umlandes. Ein großes, weltweit tätiges Unternehmen ist dagegen auf eine gute
Erreichbarkeit des nächsten Flughafens angewiesen.
2.2.2 Nähe zu Absatzmärkten
Neben der angesprochenen guten Verkehrsanbindung spielt auch die Nähe zum
Absatzmarkt für das Unternehmen eine wichtige Rolle.
Zum einen kann das Unternehmen Logistik und Vertriebskosten einsparen, da die
Ware nicht weit geliefert werden muss und der Vertrieb vor Ort stattfinden kann.
Im Übrigen kann das Unternehmen von Synergieeffekten, die sich aus der
Zusammenarbeit mit dem Kunden ergeben, profitieren. Es kann intensiver auf
Kundenwünsche eingehen, weil der Kunde bei Problemen oder Rückfragen die
Möglichkeit hat, ohne größeren Aufwand bei dem Unternehmen
vorbeizukommen. Insoweit kann das Produkt genauer auf die Kunden abgestimmt
werden.
Neben der Möglichkeit auf Kundenwünsche näher einzugehen, besteht auch
durch den engen persönlichen Kontakt eine feste Bindung des Kunden an das
Unternehmen.
- 5 -
2.2.3 Arbeitsmarkt
Gerade in der aktuellen wirtschaftlichen Lage wird viel über die Kosten und die
Qualität deutscher Arbeitskräfte diskutiert. Für ein Unternehmen ist es von
zentraler Bedeutung zum einen kostengünstig aber auch qualitativ hochwertig zu
produzieren.
So spielen die Löhne und die Arbeitszeit eine wichtige Rolle bei den Kosten für
die Herstellung eines Produktes. Andererseits bedürfen die Unternehmen
hochqualifizierter Mitarbeiter, was durch die Einführung der Green Card und die
Diskussion um den Mangel an ausreichend vorhandenen Hochschulabsolventen
unter Beweis gestellt worden ist.
2.2.4 Abgaben und Steuern
Hierbei gilt es zwischen Kommunal- und Bundessteuern zu unterscheiden.
Die Gemeinden können durch ihr Selbstverwaltungsrecht u.a. die Gewerbesteuer
festlegen. In diesem Bereich haben sie die Möglichkeit, sich von anderen
Gemeinden durch eine gut messbare Größe zu differenzieren. Eine niedrige
Gewerbesteuer auf Gemeindeebene hilft aber nur bedingt weiter, wenn die
Körperschaftssteuer, die auf Bundesebene geregelt wird, im internationalen
Vergleich zu hoch ist.
Dies macht deutlich, dass aufgrund des internationalen Wettbewerbs eine gute
Zusammenarbeit zwischen Kommunen und dem Bund stattfinden muss, um auch
international einen wettbewerbsfähigen Steuersatz vorweisen zu können.
2.2.5 Flächen
Ein weiterer Standortfaktor stellt die Verfügbarkeit und die Kosten von Flächen
dar. Hierbei ist entscheidend, dass kostengünstige Flächen vorhanden sind, die
dem Unternehmer in der Planung seines Gewerbegebäudes viele Optionen offen
halten. Gerade bei hohen Bodenpreisen spielen insbesondere die Abstandsflächen
und die Geschossflächenzahl eine wichtige Rolle.
Besteht z.B. die Möglichkeit, das Grundstück komplett zu bebauten bzw. ein
hohes Gebäude darauf zu errichten, kann dies einen hohen Bodenpreis wieder
relativieren.
- 6 -
2.2.6 Kommunalverwaltung
Für viele der vorgenannten Standortfaktoren hat die Kommunalverwaltung eine
besondere Bedeutung bzw. hat unmittelbaren Einfluss auf die Ausprägung der
Faktoren. Die Gemeindeverwaltung und der Gemeinderat legen die Bebaubarkeit
von Flächen fest, regeln die Höhe der kommunalen Abgaben und sind für die
lokale Infrastruktur, wie Straßenführung oder Bushaltestellen verantwortlich.
Darüber hinaus hat die Verwaltung selbst, deren Effizienz, Flexibilität und
Servicecharakter Auswirkungen auf die Zufriedenheit der Unternehmen mit dem
Standort.
2.3 Einteilung von Standortfaktoren
Um die unterschiedliche Bedeutung von Standortfaktoren je nach
Anforderungsprofil der Unternehmen besser gewichten zu können, ist es möglich,
sie nach vier Arten aufzuschlüsseln. Und zwar nach dem Grad ihrer Spezifität,
ihrer Quantifizierbarkeit, ihrer Zugehörigkeit zur Leistungserstellung und
aufgrund ihrer Maßstabsebene.5
2.3.1 Grad der Spezifität
Bei der Einteilung von Standortfaktoren aufgrund ihrer Spezifität unterscheidet
man zwischen allgemeinen Standortfaktoren (Verkehrsanbindung,
Flächenverfügbarkeit, Kosten für Arbeitskräfte, Infrastruktur, Absatzmärkte,
Steuern und Gebühren) und speziellen Standortfaktoren die für jeden Sektor
unterschiedlich sind. Für den primären Sektor ist z.B. die Beschaffenheit des
Bodens für die Herstellung von Rohstoffen von Bedeutung. Der sekundäre Sektor
benötigt dagegen eine gute Verkehrsanbindung für die Lieferung von Rohstoffen
und den Weiterversand der fertigen Erzeugnisse. Im Übrigen benötigt er spezielle
Arbeitskräfte für die Herstellung der Produkte. Beim tertiären Sektor haben die
für den Dienstleistungsbereich relevanten Faktoren wie Absatzmarktnähe und eine
gute Erreichbarkeit eine höhere Bedeutung. Sie dienen hauptsächlich dem
besseren Verkauf von Produkten an den Kunden.
5 Standortfaktoren in Gablers Wirtschaftslexikon, 4. Band, S. 2765 f
- 7 -
2.3.2 Quantifizierbarkeit
Eine weitere Form Standortfaktoren einzuteilen ist, sie in harte und weiche
Standortfaktoren aufzuschlüsseln. Harte Standortfaktoren sind gut messbar und
schlagen sich unmittelbar in Kosten nieder, wie Steuerlast, Lohnkosten und
Flächenpreise. Hierzu im Gegensatz stehen die weichen Standortfaktoren; diese
lassen sich nicht im Rahmen einer Kosten-Nutzen-Analyse quantifizieren,
sondern stellen subjektive Empfindungen jedes einzelnen im Bezug zum Standort
dar.
Diese weichen Standortfaktoren lassen sich wiederum in weiche
unternehmensbezogene und weiche personenbezogene Standortfaktoren
aufschlüsseln.
Unternehmensbezogene Standortfaktoren sind Kriterien wie die
Kommunalverwaltung und das Image des Standorts. Personenbezogene Faktoren
sind allgemeine Bedürfnisse der Mitarbeiter wie Lebensqualität sowie das
vorhandene Kulturangebot.
2.3.3 Zugehörigkeit zur Leistungserstellung
Hierbei unterteilt man die Standortfaktoren nach ihrer Bedeutung für die
Leistungserstellung.
Zum einen gibt es beschaffungsbezogene Standortfaktoren wie Boden,
Energieversorgung, Arbeitskräfte und Verkehrsanbindung, d.h. Faktoren die das
Unternehmen benötigt um überhaupt produzieren zu können.
Bei den produktionsbezogenen Standortfaktoren liegt besondere Bedeutung auf
den die Produktion betreffenden ökonomischen, ökologischen, sozialen und
politischen Rahmenbedingungen. Dazu zählen u.a. die Arbeitszeit, Löhne und
Umweltauflagen.
Bei den absatzbezogenen Standortfaktoren spielen die Größe und die Nähe zu den
Absatzmärkten eine Rolle, sowie das Vorhandensein und die Stärke der
Konkurrenz auf diesem Absatzmarkt.
Hierbei geht es also in erster Linie um die Möglichkeit die produzierten Güter
absetzen zu können.
- 8 -
2.3.4 Maßstabsebene
Bei der Aufschlüsselung der Standortfaktoren nach der Maßstabsebene, rücken
aufgrund der Größe der betrachteten Region unterschiedliche Standortfaktoren ins
Blickfeld.
Die größte Ebene ist die Makroebene. Auf dieser Nationalstaatenebene spielen
Steuer- und Zollsysteme, Beschaffungs- und Absatzstrukturen und die
wirtschaftliche und politische Stabilität eines Systems eine Rolle.
Eine Unterebene stellt die Mesoebene dar. Diese Regionalebene wird
charakterisiert durch den räumlichen Vergleich von Qualifikation und Qualität
von Arbeitskräften, der regionalen Infrastruktur und die Anbindung an das
überregionale Verkehrssystem.
Auf der Mikroebene bzw. lokalen Ebene kommt es hingegen auf die lokale
Infrastruktur, die kommunale Wirtschaftsförderung, die Flächenverfügbarkeit und
deren Preise, die Gewerbesteuer und die vorgenannten weichen Standortfaktoren
an.
3. Überblick über den Landkreis München Nach dem theoretischen Ansatz über Standortfaktoren wird nun der Landkreis mit
Hilfe des Ritter-Schemas6 beschrieben. Durch die Regionalbeschreibung wird
versucht, die theoretisch besprochenen Standortfaktoren im Landkreis München
aufzuzeigen. Hierdurch sollen die Zusammenhänge zwischen den
Charakteristiken der Region und den damit verbundenen Auswirkungen auf die
aktuelle Situation im Landkreis veranschaulicht werden.
3.1 Geographischer Überblick über den Landkreis
3.1.1 Die Gebietskörperschaft Landkreis München
Als Gebietskörperschaft ist der Landkreis München eine Körperschaft des
öffentlichen Rechts. In seiner Funktion in der Gliederung des Staatsgebietes bildet
er eine Region im Regierungsbezirk Oberbayern und umfasst 27 Gemeinden und
zwei Städte. Im Rahmen der Verwaltungstätigkeit übernimmt der Kreis die
überörtlichen Verwaltungsaufgaben.
6 Ritter, Allgemeine Wirtschaftsgeographie, S. 336 ff
- 9 -
3.1.2 Lage und Größe
Der Landkreis München liegt im Süden Bayerns und umschließt die kreisfreie
Stadt München halbkreisförmig im Norden, Osten und Süden. Er grenzt im
Norden an die Landkreise Dachau, Freising und Erding, im Osten an den
Landkreis Ebersberg und im Süden an die Landkreise Rosenheim und Bad Tölz-
Wolfratshausen. Im Westen bildet der Landkreis Starnberg und Fürstenfeldbruck
seine Grenze.
Mit seiner Fläche von 667,26 km² zählt er zu den kleineren Landkreisen im
Bundesland Bayern. Der größte Landkreis in Bayern, der Landkreis Traunstein,
hat mit 1533,93 km² eine mehr als doppelt so große Fläche. Der Anteil des
Landkreises Münchens an der Gesamtfläche Bayerns (70.549,21 km²) beträgt nur
ca. 1 %.7
3.1.3 Die Bedeutung der Bevölkerung und der Finanzsituation als
Wohlstandsindikator
3.1.3.1 Der Faktor Mensch als wichtigste Ressource im Landkreis München
Aufgrund des Mangels an Bodenschätzen wie Kohle und Öl, ist die Region
hauptsächlich auf das Humankapital angewiesen.
Menschliche Ressourcen sind "alle an lebende Menschen gebundene Umstände".8
Der Faktor "Mensch" kann durch allgemeine Erhebungen wie Zuzüge und
Einwohnerzahl oder Quoten wie Geburtenrate und Einwohnerdichte erfasst
werden. Die menschliche Ressource bietet die Möglichkeit, aufgrund von
Erwerbsverhalten, sektorale Verteilung oder Kaufkraft, Rückschlüsse auf die
Qualität des Humankapitals als Ursache und auf den Wohlstand einer Region als
dessen Folge zu schließen.
3.1.3.1.1 Überdurchschnittliche Bevölkerungsentwicklung des Landkreises
München
Im Landkreis München leben mit 303.604 Personen, 2,4 % der Bevölkerung
Bayerns. Er ist damit der einwohnerstärkste Landkreis Bayerns.
Die Einwohnerdichte ist aufgrund der mit anderen Landkreisen im Vergleich
kleinen Fläche und der mit Abstand höchsten Bevölkerungszahl, mit 455
Einwohner/km², dementsprechend hoch. 7 Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Jahrbuch für Bayern, S. 4468 Ritter, Allgemeine Wirtschaftsgeographie, S. 27
- 10 -
Gemessen am bayerischen Durchschnitt von 176 Einwohner/km² beträgt sie mehr
als das Zweieinhalbfache.
Im Vergleich zu 1970 stieg die
Bevölkerung von anfänglich 168.634
um 134.970 Einwohner an.
Dies entspricht einem Wachstum v
80 %.
on
Allein in den letzten 16 Jahren
(zwischen 1987 und 2003) stieg die
Bevölkerung des Landkreises
München um 21,4 % bzw. 53.464
Einwohner.
Der bayerische Durchschnitt liegt in
beiden Vergleichszeiträumen mit
18,6% (ab 1970) und 13,9 % (ab 1987) deutlich darunter. Die Bevölkerung im
Landkreis ist also im Vergleich zu Gesamtbayern überdurchschnittlich
gewachsen. 9
Abb. 1: Bevölkerungsentw icklung ausgew ählter Jahre in Bayern und im
Landkreis München (1970 = 100)
80100120140160180200
1970 1987 2003Jahr
Mes
szah
l
Landkreis München Bayern
Aufgeschlüsselt nach der Geburtenrate bzw. Sterberate ergibt sich für 2003
folgendes Bild.
Während Bayern insgesamt einen negativen Saldo aus Geburtenrate und
Sterberate und damit einen Rückgang der Bevölkerung in diesem Bereich von
10.242 Menschen aufweist, stieg die Einwohnerzahl in diesem Bereich im
Landkreis München um 140 an. Hieran kann man die Tendenz erkennen, dass der
Bevölkerungszuwachs in Bayern durch Migration entstanden ist; im Landkreis
München hingegen neben der Migration auch die bereits ansässige Bevölkerung
für den Anstieg verantwortlich ist.10
9 Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Jahrbuch für Bayern, S. 447 10 Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Jahrbuch für Bayern, S. 449
- 11 -
3.1.3.1.2 Altersstruktur
Die Alterstruktur im Landkreis München unterscheidet sich zwar nur in geringem
Umfang von der im bayerischen Durchschnitt. Im Landkreis München sind
17,8 % der Einwohner unter 18 Jahre, im Landesdurchschnitt sind es mit 19,1 %
nur 1,4 Prozentpunkte mehr.
Im Bereich der Personen im arbeitsfähigen Alter beträgt der Unterschied 2,6
Prozentpunkte. Insgesamt sind von den im Landkreis lebenden Menschen 66,2 %
im arbeitsfähigen Alter, im bayerischen Durchschnitt hingegen nur 63,6 %.
Der Anteil der Bewohner im Rentenalter (älter als 65 Jahre) liegt in Bayern bei
17,3 %, im Landkreis München bei 16,1 %. Der Unterschied in der
Bevölkerungsstruktur, wenn er auch gering ausfällt, liegt in der wirtschaftlichen
Situation begründet. Wie in Punkten 3.1.3.1.3 und 3.1.3.1.4 noch gezeigt wird,
sind die wirtschaftlichen Verhältnisse im Landkreis besser als im
Landesdurchschnitt, was eine überproportionale Zuwanderung von Menschen im
arbeitsfähigen Alter zur Folge hat.11 Dieser Zuwachs an arbeitsfähigen Personen
bietet den Unternehmen wiederum eine größere Auswahl an Arbeitskräften.
3.1.3.1.3 Geringe Arbeitslosenquote und hohe Erwerbstätigkeit als
Voraussetzung für den Wohlstand der Region
In Bayern sind 6.272.900 Menschen erwerbstätig, das entspricht einer Quote von
50,5 %. Im Landkreis München liegt die Erwerbstätigkeit mit 68,8 % deutlich
über dem bayerischen Durchschnitt.12 Dieser Unterschied wird auch in der
Arbeitslosenstatistik deutlich. In Bayern erhöhte sich die Arbeitslosenquote
zwischen Mai 2003 und Juli 2005 von 6,6 % auf 7,3 %. Dies entspricht einem
Anstieg von 10,6 %. Im Vergleichszeitraum blieb die Arbeitslosigkeit im
Landkreis München auf einem in Relation zum Landesdurchschnitt niedrigeren
Niveau von 4,6 % konstant.13
Erwerbsquote und Arbeitslosenquote geben also ein einheitliches Bild ab. Die
hohe Erwerbsquote resultiert aus der guten Arbeitsmarktsituation, die einerseits
zu einer Zuwanderung von Arbeitskräften führt, andererseits mehr Arbeitsfähige
aus der stillen Reserve in den Arbeitsmarkt holt.
11 Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Jahrbuch für Bayern, S. 447 f 12 Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Jahrbuch für Bayern, S. 456 13 Greater Munich Area e.V., Arbeitsmarkt
- 12 -
Sie trägt somit zwangsläufig zu der relativ niedrigen Arbeitslosenquote bei.14
Die sektorale Aufschlüsselung der Erwerbstätigkeit im Landkreis München ergibt
folgendes Bild: Nur 1,1 % der Erwerbstätigen arbeiten im primären Sektor, ein
größerer aber insgesamt geringer Anteil von 22,1 % sind im sekundären Sektor
beschäftigt. Der weitaus größte Teil, mit 76,9%, arbeitet im tertiären Sektor.
Hierzu zum Vergleich sind im Bundesland Bayern 3,6 % der Erwerbstätigen im
primären Sektor beschäftigt,
d.h. mehr als das Dreifache. Im
sekundären Sektor arbeiten
30,7% und damit 38,9 % mehr
als im Landkreis München.
Genau gegensätzlich sieht es
im tertiären Sektor aus. In
Unternehmen, die dem
Dienstleistungssektor
angehören, arbeiten mit
durchschnittlich 65,7 % der
Erwerbstätigen, 14,6 % weniger Personen als im Landkreis.15
Abb. 2: Sektorale Verteilung der Erw erbstätigen in Bayern und im
Landkreis München
0%
20%
40%
60%
80%
100%
Prim ärerSektor
SekundärerSektor
TertiärerSektor
Wirtschaftssektor
Proz
entu
ale
Vert
eilu
ng
Landkreis München Bayern
3.1.3.1.4 Kaufkraft und Wohlstand gemessen am Bruttoinlandsprodukt
Eine Möglichkeit den Wohlstand einer Region anzugeben, ist das
Bruttoinlandsprodukt (BIP). Es umfaßt nicht die Verteilung des Wohlstandes oder
der Lebensqualität, aber es stellt einen Indikator dar, mit dem die grundsätzliche
wirtschaftliche Lage charakterisiert werden kann. Um einen Vergleich zwischen
Bayern und dem Landkreis München zu ermöglichen, wird das BIP pro
Erwerbstätigen und die Veränderung des realen BIP jeweils gegenübergestellt.
Hierbei wird das reale BIP verwendet um das Wirtschaftswachstum
inflationsbereinigt darstellen zu können. Andernfalls würde der Preisanstieg über
die Jahre die Steigerung des BIP künstlich erhöhen.
14 Arbeitslosenquote = registrierte Arbeitslose/(Erwerbstätige+registrierte Arbeitslose)*100% 15 Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Jahrbuch für Bayern, S. 456
- 13 -
Im Jahr 2002 betrug das BIP pro Erwerbstätigen in Bayern 58.554 €. Im
Landkreis München lag zur selben Zeit das BIP pro Erwerbstätigen mit 116.231 €
um 98,5 % höher als im Landesdurchschnitt.
Ähnlich sieht es beim Zuwachs des realen BIP aus. In Bayern stieg das BIP
zwischen 1991 und 2002 um 13,8 %. Im Vergleichszeitraum stieg das reale BIP
im Landkreis München um
80,4%. Insgesamt ist das BIP im
Landkreis um 482,6% stärker
angestiegen als im Land.16 17 18
Die hohe Steigerungsrate des B
und der damit verbundene
Wohlstand hat zu den
überdurchschnittlich hohen
Bevölkerungszuwächsen im
Landkreis München geführt.
Abb. 3: Entw icklung des BIP (real) ausgew ählter Jahre in Bayern und im
Landkreis München ( 1991 = 100)
80100120140160180200
1991 2002Jahr
Mes
szah
l
Landkreis München Bayern
IP
3.1.3.2 Reduktion der Schulden als Hauptziel der Haushaltsführung des
Landratsamtes
Solide Staatsfinanzen stellen die Grundlage für die Wirtschaftspolitik. Bei einer
guten Einnahmesituation und einer geringen Verschuldung bleibt der Verwaltung
Raum für Investitionen. Bei einem hohen Schuldenberg hingegen wird das für
Investitionen benötigte Geld durch hohe Zins- und Tilgungsraten reduziert.
Die wichtigste Einnahme des Landkreises München ist die Kreisumlage, sie
macht 75 % der Einnahmen des Verwaltungshaushalts aus. Diese erhält der
Landkreis von den kreisangehörigen Gemeinden und Städten. Als Grundlage für
die Kreisumlage zählen unter anderen die Einnahmen der Kommunen aus
Gewerbe-, Grund-, Einkommens- und Umsatzsteuer.
16 Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Jahrbuch für Bayern, S. 333 17 Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Jahrbuch für Bayern, S. 476 18 Berechnung BIP (real) zu Preisen von 1991 Preissteigerung zwischen '91 und '02 = (Preisindex '02 -Preisindex '91)/Preisindex '91*100 % BIP (real) = BIP zu Marktpreisen '02/(100% + Preissteigerung) * 100 % Beispielrechnung Bayern: Preissteigerung '91-'02 = (103,4-81,9)/81,9*100%=26,3% BIP (real) = 367.300 Millionen €/(100%+26,3%)*100%= 290.816 Millionen €
- 14 -
Den größten Anteil an der Kreisumlage umfasst mit 62% die Gewerbesteuer.
Hierbei wird deutlich, wie wichtig die wirtschaftliche Situation für die Einnahmen
des Haushalts sind und wie stark der Landkreis von den Unternehmen in der
Region abhängig ist.
Von den hohen Einnahmen durch die Kreisumlage erhält der Landkreis effektiv
im Jahr 2005 nur 42,84 %. Der Rest wird als Bezirksumlage abgeführt. Damit ist
die Bezirksumlage mit 44 % an den Gesamtausgaben des Verwaltungshaushalts
der größte Ausgabeposten. Dies hat zur Folge, dass nur knapp die Hälfte der dem
Landkreis zustehenden Einnahmen im Landkreis selbst wieder investiert werden
können.
Im Bereich der Schuldenentwicklung ist eine sehr positive Entwicklung zu
konstatieren. Der Landkreis konnte seine Schulden von fast 38 Mio. € im Jahre
1999 auf nunmehr knapp 10 Mio. € im Jahre 2005 reduzieren. Diese positive
Entwicklung resultiert hauptsächlich durch den Verkauf der Kreiskliniken im
Jahre 2004, die einen Erlös von knapp 20 Mio. € einbrachten. Der Abbau der
Schulden soll konsequent weitergeführt werden mit dem Ziel im Jahr 2009 eine
Verschuldung von 8 Mio. € zu erreichen. Im Vergleich zum Landesdurchschnitt
liegt der Landkreis bei der Pro-Kopfverschuldung im Jahr 2004 mit
33,35 €/Einwohner deutlich unter dem bayerischen Durchschnitt von
238,90 €/Einwohner.
Insgesamt stellt sich die Haushaltssituation des Landkreises München deutlich
besser dar als der bayerische Durchschnitt.19
3.2 Die regionale Grundstruktur
3.2.1 Die Stadt München als Steuerungszentale und zentraler Ort des
Landkreises
Die Steuerungszentrale des Landkreises München ist die Landeshauptstadt
München. Obwohl sie nicht zum Landkreis gehört, ist sie Sitz der
Kreisverwaltung und des Kreistags. Sie bildet also das für den Landkreis
überörtlich bedeutende administrative und politische Zentrum.
In der Stadt München wird die regionale Planung, Steuerung und Lenkung durch
das Landratsamt und den Kreistag durchgeführt.
19 Landkreis München, Haushalt 2006, S. 25 ff
- 15 -
Aufgrund des Selbstverwaltungsrechts der Gemeinden ist aber z.B. das
Planungsrecht gerade im Bereich Bebauung sehr eingeschränkt.
Die Stadt München bildet nicht nur auf der kommunalen Ebene das politische
Zentrum, sondern auch überregional.
In München sind die Ministerien und die Staatsregierung angesiedelt,
die im Rahmen von Wirtschaftsförderung und den Grundzügen der Planung
allgemeine auch für den Landkreis bedeutende Entscheidungen treffen.20 Ferner
ist die Stadt München durch die Börse und die Konzernzentralen auch ein
wirtschaftliches Steuerungszentrum der Region.21
Die Stadt München ist neben der Steuerungszentrale auch der zentrale Ort der
Region. Zentrale Orte sind Städte, die eine Vielzahl von Leistungen erbringen, die
über ihren eigenen Bedarf hinausgehen. Hierzu gehören echte zentrale Dienste,
gesetzte Dienste, Wohlfahrtseinrichtungen und Einrichtungen der privaten
Wirtschaft. 22Im Bereich der echten zentralen Dienste sind als Beispiel die
Münchner Schwimmbäder, Theater oder Museen zu nennen. Für die Unternehmen
spielt bei den zentralen Diensten eher die Universität und die
Forschungseinrichtungen eine übergeordnete Rolle. Bei den gesetzten zentralen
Diensten zählen die Kreisverwaltung, sowie Handwerkskammern oder
Finanzämter zu den wichtigen Einrichtungen. München bildet aber auch bei
Wohlfahrtseinrichtungen mit den Krankenhäusern und Fachkliniken das Zentrum
der Region.
Die Stadt München ist also in der Region das Zentrum für Wirtschaft,
Dienstleitung und Verwaltung. Durch diese Fülle von Angeboten profitiert der
Landkreis, da die Dienste der Stadt München von den Landkreisbewohnern in
Anspruch genommen werden können, ohne dass der Landkreis dafür eigene
kostenintensive Leistungen anbieten muß.
20 Steuerungszentrale in Gablers Wirtschaftslexikon, 4.Band, S. 2812 21 Ritter, Allgemeine Wirtschaftsgeographie, S. 188 f 22 Ritter, Allgemeine Wirtschaftsgeographie, S. 206 ff
- 16 -
3.2.2 Infrastrukturelle Erschließung des Landkreises
Die Stadt München stellt als zentraler Ort auch den zentralen
Verkehrsknotenpunkt des regionalen und überregionalen Verkehrs dar.
Neben dem Straßennetz, das den Landkreis München durchzieht, ist besonders der
öffentliche Personennahverkehr ein wichtiges Kriterium für die Erschließung des
Umlandes. Er erhöht die Mobilität der Bewohner des Landkreises und verbindet
sie mit der Stadt München und dem Flughafen.
Die Versorgung des Landkreises München erfolgt durch ein dichtes S- und U-
Bahnnetz, welches den Landkreis durchzieht.
Aber nicht nur im Nahbereich ist der Landkreis München gut erschlossen.
Er hat auch eine gute Anbindung in den für den überregionalen Bereich wichtigen
Transportsystemen wie Straße, Bahn- und Flugverkehr.
Zum einen wird die Region München durch die Autobahn A8 in Ost -
Westrichtung von Salzburg nach Stuttgart erschlossen. Eine Nord -Südanbindung
erfolgt durch die A9 in Richtung Nürnberg.
Die Autobahnzubringer für die zwei großen Verbindungen erfolgt durch die A99.
Diese bildet einen Autobahnring um die Stadt München, der durch den Landkreis
führt. Insoweit hat ein großer Teil der Landkreisgemeinden eigene
Autobahnzufahrten.
Im gleichen Maße weist München eine gute Anbindung an das Schienennetz der
Bahn auf. Sie ist der Zielbahnhof für ICE-Hochgeschwindigkeitszüge im
Südosten Deutschlands.
Der Großflughafen besteht zwar im Landkreis Freising, er ist aber durch seine
Lage an der Autobahn und seiner S-Bahnanbindung vom Landkreis München gut
zu erreichen.
3.3 Bedeutende Wirtschaftsbereiche im Landkreis München
3.3.1 Die Industrie im Landkreis München
Bei der im Landkreis ansässigen Industrie verschwimmt das Bild zwischen
Produktion und Forschung und damit die sektorale Einteilung zunehmens. Die
reine Produktion von Waren im großen Stil erfolgt meist im kostengünstigeren
Ausland.
- 17 -
Die Industriefirmen, die neben der Forschung auch im Landkreis produzieren,
kommen hauptsächlich aus dem Hightech - Bereich.
Bedeutende Industrieformationen in diesem Bereich sind die Computer/
Elektroindustrie, die Luftfahrt und die pharmazeutische Industrie. So ist zum
Beispiel im Münchner Südwesten, in Martinsried, ein Zentrum der Biotechnologie
entstanden. Im Südosten des Landkreises, genauer gesagt in Ottobrunn, hat sich
mit EADS ein Vertreter der Flugzeugbauer angesiedelt. Die Elektroindustrie hat
ihren Standort im Münchner Süden mit Motorola.23
Insgesamt ist das produzierende Gewerbe dem Dienstleistungssektor stark
untergeordnet.
3.3.2 Der Dienstleistungssektor als wichtigster Wirtschaftszweig
Im Landkreis München stellt der Dienstleistungssektor die meisten Arbeitsplätze.
Seine Bedeutung als Hauptarbeitgeber resultiert aus seinem großen Anteil an der
Gesamtwirtschaftskraft des Landkreises.
Eine Möglichkeit, die besondere Gewichtung der einzelnen Sektoren für die
Gesamtwirtschaft zu messen ist, sie anhand der Bruttowertschöpfung zu
differenzieren. Diese gibt den Mehrwert an, der im jeweiligen Sektor bei der
Herstellung eines Produktes entsteht. Da die Vorleistungen unberücksichtigt
bleiben, wird nur der Anteil erfasst, den der spezifische Sektor zum BIP der
Region beiträgt.
Der Landkreis München gibt bei
Aufschlüsslung des BIP nach
dem sektoralen Beitrag ein
ähnliches Bild wie bei der
Verteilung der Arbeitskräfte auf
die einzelnen Sektoren ab. So
leistet der primäre Sektor einen
Beitrag von 0,1 % zum BIP des
Landkreises, auf den sekundären
Sektor entfallen 12,7 %. Den
weitaus größten Anteil am BIP weist jedoch der tertiäre Sektor mit 87,2 % auf.
Abb. 4: Anteil der Wirtschaftssektoren am BIP Bayerns und des Landkreises
München
0%
20%
40%
60%
80%
100%
Prim ärerSektor
SekundärerSektor
TertiärerSektor
Wirtschaftssektor
Proz
entu
ale
Vert
eilu
ng
Landkreis München Bayern
23 Landratsamt München, Landkreis München - Top-Standort in Deutschland
- 18 -
Dem gegenüber steht der bayerische Durchschnitt. In Bayern werden 1,2 % im
primären Sektor, 30,4 % im sekundären Sektor und 68,4 % im tertiären Sektor
erwirtschaftet.24 Diese Zahlen zeigen deutlich, dass der Wandel zur
Dienstleistungsgesellschaft im Landkreis München weiter fortgeschritten ist als
im übrigen Bayern.
Die starke Ausprägung des Dienstleistungssektors im Landkreis liegt nicht in den
Bereichen von Handel, Gastgewerbe und Verkehr, also nicht in den
Niedriglohnbereichen. In diesen Bereichen arbeiten nur 39,9 % des
Dienstleistungssektors.
Die Mehrzahl aller Beschäftigten im Dienstleistungsgewerbe ist mit über 60 % im
sonstigen Dienstleistungssektor beschäftigt. Dazu zählt insbesondere die
Unternehmensverwaltung/Management und die Forschung. 25
3.4 Synthese
Abschließend kann gesagt werden, dass der Landkreis München
überdurchschnittlich erfolgreich im Bereich der Wirtschafts- und
Arbeitsmarktpolitik ist. Er hat den Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft schon
sehr weit vollzogen. Die industrielle Fertigung und die Landwirtschaft spielen nur
noch eine untergeordnete Rolle.
Dies liegt vor allem an der Fokussierung der Region auf die New Economy.
Durch die Forschungseinrichtungen, die Universitäten und die Dichte der
ansässigen Hightech - Firmen ergeben sich Synergieeffekte, die gerade in den
Bereichen wie Forschung und Entwicklung, in denen hochqualifizierte
Arbeitskräfte benötigt werden, neue Unternehmen im Landkreis entstehen lässt.
Darüber hinaus ziehen die weichen personenbezogenen Standortfaktoren wie die
gute Lebensqualität, hochqualifizierte Arbeitskräfte an bzw. macht es den
Unternehmen leichter die benötigten Arbeitskräfte anzuwerben.
Durch die hohe Kaufkraft und dem relativ hohen Wohlstand finden die
Unternehmen bereits einen wichtigen Absatzmarkt im Landkreis und in der Stadt
München vor.
24 Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Jahrbuch für Bayern, S. 477 25 Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Jahrbuch für Bayern, S. 456
- 19 -
Der Standortfaktor Infrastruktur, profitiert insbesondere vom Flughafen und von
der Anbindung an das Oberzentrum Stadt München.
Im Bereich der Flächenkosten profitiert der Landkreis von der hohen
Gewerbesteuer in der Stadt München. Diese beträgt im Landkreis durchschnittlich
317 %26, in der Stadt München zum Vergleich liegt der Hebesatz bei 490 %.27
Da die infrastrukturelle Erschließung der Stadt durch den Landkreis sehr gut ist,
können die Unternehmen von den Angeboten der Stadt München und von den
niedrigen Kosten im Landkreis gleichermaßen Nutzen ziehen.
4. Verwaltungstätigkeit als Standortfaktor Um die Bedeutung der Verwaltung bei der Standortwahl besser aufschlüsseln zu
können, wird zwischen den Möglichkeiten der Verwaltung auf andere
Standortfaktoren einzuwirken und der Verwaltungsstruktur selbst unterschieden.
4.1 Möglichkeiten der Einflussnahme auf verwaltungsexterne
Standortfaktoren
Durch die Wirtschaftsförderung28 hat die Verwaltung die Möglichkeit regionale
Standortfaktoren zu beeinflussen. Im Bereich der Infrastruktur können die
Landkreise und Kommunen zum Beispiel den Bau von Kreis- und Ortsstraßen
beeinflussen oder den regionalen und örtlichen Personennahverkehr verbessern.
Eine weitere Standortmaßnahme im Bereich der harten Standortfaktoren ist die
durch das Selbstverwaltungsrecht geschaffene Planungshoheit. Diese ermöglicht
den Kommunen Gewerbegebiete auszuweisen, die Bebauung dieser Gebiete
festzulegen und insofern es sich um Gemeindegebiete handelt, den Preis der
Grundstücke im Rahmen der haushaltsrechtlichen Möglichkeiten,
wirtschaftsfreundlich zu gestalten.
Darüber hinaus haben die Kommunen auch einen Einfluss auf die lokalen
Abgaben und Steuern. Insgesamt sind sie für entscheidende harte Standortfaktoren
im Rahmen ihrer lokalen Möglichkeiten zuständig.
26 Landratsamt München, Hebesätze 2005 27 Industrie- und Handelskammer, Gewerbe und Grundsteuerhebesätze in Oberbayern 2004 28 Weiterführende Literatur im Bereich Wirtschaftsförderung : Thießen/Cernavin/Führ/Kaltenbach, Weiche Standortfaktoren und
Lange, Möglichkeiten und Grenzen gemeindlicher Wirtschaftsförderung
- 20 -
Auch im Bereich der weichen Standortfaktoren hat die Verwaltung bei den
unternehmensbezogenen Faktoren Einflussmöglichkeiten auf das
Standortmarketing, also die Außenwirkung des Standorts. Diese können sie durch
Auftritte bei Messen und Veranstaltungen verbessern. Im Bereich der weichen
personenbezogenen Standortfaktoren besteht die Möglichkeit das Kulturangebot
oder allgemein den Freizeitwert der Region positiv zu verändern.29
4.2 Verwaltungsinterne Strukturen als Standortfaktor
Neben den vorgenannten Möglichkeiten, die Standortfaktoren zu beeinflussen, hat
auch die Verwaltung selbst Standortfaktorcharakter.
Hierzu zählt die Schnelligkeit, Flexibilität und Richtigkeit des
Verwaltungshandelns. Es kommt also darauf an, dass Anträge schnell bearbeitet
bzw. richtig verbeschieden werden und Rücksprachen und Termine auch
außerhalb der Parteiverkehrszeiten vereinbart werden können. Darüber hinaus ist
das eGovernment Angebot der Gemeinde ein weiteres verwaltungsinternes
Kriterium. Hierbei ist es möglich mit der Gemeinde per E-Mail zu
kommunizieren, sich über diese zu informieren und Formulare herunterzuladen.
Diese Punkte werden durch Verwaltungsmodernisierungsmaßnahmen in Form des
“Neuen Steuerungsmodells”30 reformiert. Ein weiterer wichtiger Punkt im
Bereich der Verwaltungsmodernisierung ist der Wirtschaftsförderer, d.h. es gibt
einen Ansprechpartner der für die Unternehmen alle verwaltungsbezogenen
Aufgaben an die zuständigen Stellen weiterleitet und somit den Unternehmen die
langen Verwaltungswege erspart. 31
5. Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Verwaltung
im Landkreis München
5.1 Wirtschaftsförderung durch das Landratsamt München
Das Landratsamt München selbst betreibt bisher nach eigenen Angaben keine
bzw. keine nennenswerte Wirtschaftsförderung. Der Grund liegt laut Landratsamt
München darin, dass dies aufgrund der wirtschaftlichen Situation nicht nötig war.
29 Kommunale Gmeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung, Organisation
der Wirtschaftsförderung, S. 24 ff 30 weiterführende Informationen zum Neuen Steuerungsmodell in: Bayerische Verwaltungsschule, Modernes Verwaltungsmanagement 31 Lange, Möglichkeiten und Grenzen gemeindlicher Wirtschaftsförderung, S. 11 ff
- 21 -
Hierzu im Vergleich haben die umliegenden Landratsämter, wie das Landratsamt
Freising oder Rosenheim eine eigene Wirtschaftsförderung.
Aufgrund der steigenden Konkurrenz wird z.Zt. auch beim Landratsamt München
eine eigene Wirtschaftsförderung aufgebaut um die Attraktivität des Landkreises
München noch weiter zu erhöhen. Teile dieses Projektes sind anfänglich, im
Rahmen der one-stop-agency, das Anbieten eines Ansprech- partners für die
Unternehmen und eine damit einhergehende Kontaktpflege. Weitere Projekte
sollen dann der Aufbau einer Unternehmerdatenbank und das Durchführen von
Veranstaltungen sein.
5.2 Verwaltungstätigkeit als Standortfaktor in den
Landkreisgemeinden
Da durch das Landratsamt München selbst bisher keine Wirtschaftsförderung
erfolgt, wird im Folgenden untersucht, ob die Landkreisgemeinden in diesem
Bereich als Ausgleich zum Landratsamt etwas unternehmen und inwieweit dies
eine Bedeutung bei der Standortwahl hat.
Die Untersuchung ist aufgrund der Kürze des Untersuchungszeitraumes auf zwei
Gemeinden und drei Unternehmen beschränkt.
Die Untersuchungsstandorte Unterföhring und Unterschleißheim wurden aufgrund
ihrer unterschiedlichen Entwicklung und der unterschiedlichen Auffassung von
Wirtschaftsförderung und Verwaltungshandeln gewählt.
Während die stark wachsende Gemeinde Unterföhring ein exemplarisches
Beispiel für die Entwicklung des Landkreises darstellt, läuft die Entwicklung in
der Stadt Unterschleißheim eher unterdurchschnittlich. Dabei kommt die
Gemeinde Unterföhring komplett ohne Wirtschaftsförderung aus. Diese ist in
Unterschleißheim wiederum sehr stark vertreten.
Als Maßstab für die Bewertung wurden mit ProSiebenSat1 und Microsoft zwei
Unternehmen gewählt, die regionsunabhängig sind und ihre Standortwahl objektiv
treffen.
Um eine breitere Meinung über die Bedeutung der Verwaltung zu erhalten, wurde
in Unterschleißheim zusätzlich mit einem Verlag ein kleineres Unternehmen
befragt. Dies dient auch dazu um festzustellen, ob bei größeren Unternehmen die
Verwaltung entgegenkommender ist als bei kleineren – also quasi in
Unterschleißheim eine Lex-Microsoft vorliegt.
- 22 -
5.2.1 Die Stadt Unterschleißheim – Musterbeispiel für effektive
Zusammenarbeit mit Unternehmen
5.2.1.1 Überblick über die Stadt Unterschleißheim
Die Stadt Unterschleißheim liegt 20 km nördlich vor den Toren Münchens. In ihr
leben 25.950 Personen auf 15 km². Die Einwohnerzahl verdreifachte sich
zwischen 1970 bis 1990 von anfänglich 7.553 auf 24.180 Einwohner.
Seit 1990 ist zwar immer noch ein Wachstum vorhanden, dieses hat sich
allerdings stark verlangsamt. Die Bevölkerung wuchs bis 2005 um 7,3 %.32
Im Jahre 2002 waren in der Gemeinde Unterschleißheim 12.375 Menschen
sozialversicherungspflichtig erwerbstätig. Das macht einen Anteil von 48 % an
der Gesamtbevölkerung aus.33 Im Vergleich zum Landkreisdurchschnitt wuchs
also die Bevölkerung in den letzten Jahren deutlich langsamer und die
Erwerbstätigkeit lag deutlich niedriger.
Vergleichsweise lag der Anteil der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer
im Landkreis bei 52 %.34 Die Bevölkerung im Landkreis stieg seit 1987 um das
Dreifache.
5.2.1.2 Wirtschaftsförderung in der Stadt Unterschleißheim
Die Stadt Unterschleißheim ist im Bereich Wirtschaftsförderung sehr aktiv. Sie
besitzt ein Sachgebiet Wirtschaftsförderung, bei dem sich Mitarbeiter speziell um
die Anliegen der Unternehmen kümmern. Der Wirtschaftsförderer der Stadt ist
Ansprechpartner für die Unternehmen in allen Bereichen. Es wird also das Prinzip
der one-stop-agency, d.h. ein Ansprechpartner für alle verwaltungsbezogenen
Probleme, angewandt. Die Stadt Unterschleißheim handelt auf vielen Ebenen um
den Standort interessant für Investoren zu gestalten und um bereits bestehende
Unternehmen zu halten. Im Bereich der Infrastruktur passt sie z.B. die
Linienführung und die Taktraten der örtlichen Busse auf die Wünsche der
Unternehmen vor Ort an.
Durch das Gewerbeflächenmanagement stellt sie die Kontakte zwischen
Verkäufer und Käufer her und versucht in den Verhandlungen als Vermittler die
Entscheidung für alle Seiten zufrieden stellend zu beeinflussen.
32 Stadt Unterschleißheim, Wissenswertes über die Stadt Unterschleißheim 33 Gemeinde Unterföhring, Beschäftigte in Unterföhring im Vergleich zu anderen Gemeinden 34 Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistisches Jahrbuch für Bayern, S. 456
- 23 -
Als wichtigen Punkt der Wirtschaftsförderung sieht der Wirtschaftsförderer der
Stadt Unterschleißheim die persönliche Beziehung zu den Unternehmen an. In
diesem Bereich wird versucht, durch frühzeitige Kontaktaufnahme die
Unternehmen über anstehende Probleme zu informieren. Um den Kontakt
zwischen den Firmen und der Stadt aufrecht zu erhalten, wird zweimal pro Jahr
ein Wirtschaftsforum abgehalten, in dem ein Austausch zwischen Verwaltung und
Unternehmen stattfindet.
Darüber hinaus versucht die Stadt durch internationale Partnerschaften und
Teilnahme an Messen, wie der ExpoReal in München, den Standort bekannt zu
machen und das Image des Standortes international zu stärken.
Als ein weiterer wichtiger Punkt im Wettbewerb um Unternehmen sieht die Stadt
das Internetangebot. Den Interessenten ist es möglich, sich z.B. über
Gewerbegebiete, durch im Internet erhältliche Flächennutzungspläne zu
informieren und Formulare herunterzuladen.
5.2.1.3 Einschätzung des Verwaltungshandeln durch Unternehmen vor Ort
Die Firma Microsoft und der Verlag Zimmermann dienen als ortsansässige
Unternehmen im Rahmen der Befragung als Kontrolle für die Qualität der
Zusammenarbeit mit der Verwaltung.
Laut der Firma Microsoft ist die Zusammenarbeit vor Ort hervorragend.
Hierbei werden besonders der laufende Kontakt mit der Verwaltung und die
schnelle und flexible Handhabung von Problemen geschätzt. Als wichtigster
Punkt wird das Vorhandensein eines einzigen Ansprechpartners, eines
Wirtschaftsförderers gesehen, der sich um alle Verwaltungsprobleme kümmert
und die nötigen Schritte einleitet. Laut Firmenaussagen spielt die Verwaltung bei
der Ansiedlung eines Gewerbes eine wichtige Rolle. Ende der 90er Jahre stand die
Firma vor dem Problem, dass die vorhandenen Gebäude aufgrund des
Firmenwachstums nicht mehr ausreichten.
Aufgrund des anstehenden Neubaus wurde überlegt, inwieweit der Standort
Unterschleißheim der richtige Standort ist bzw. ob nicht ein anderer Standort
besser geeignet sei.
- 24 -
Die erneute Wahl der Stadt Unterschleißheim resultierte laut Microsoft
maßgeblich aus der vorgenannten ausgezeichneten Zusammenarbeit mit der
Verwaltung. Die vermeintlich wichtige Gewerbesteuer hat hingegen nur eine
geringe Bedeutung, da aufgrund der internationalen Tätigkeit von Microsoft, die
Hauptsteuerlast in anderen Staaten getragen wird.
Ähnlich wird dies auch beim Verlag Zimmermann gesehen. Eine besondere
Bedeutung kommt der Wirtschaftsförderung insbesondere bei der
Kontaktknüpfung und Kundenerschließung für die Unternehmen am Ort zu. So
wurde es dem Verlag durch das Wirtschaftsforum in Unterschleißheim
ermöglicht, mit neuen Kunden wie z.B. Microsoft ins Geschäft zu kommen. Dies
wäre, laut dem Geschäftsführer, weit aus schwieriger bzw. unmöglich gewesen,
wenn sie den Kontakt selber hätten herstellen müssen.
Durch die Plattform “Wirtschaftsforum” können sich die Unternehmen
präsentieren und mit potentiellen Kunden in Kontakt kommen.
Die Bewertung der Verwaltungsleistung vor Ort sei zwar nur schwer in Kosten -
Nutzen - Rechnungen zu erfassen, ihr wird aber eine sehr wichtige Bedeutung bei
der Kontaktaufnahme und Pflege zugerechnet. Wie gezeigt, schlägt sich dies dann
wiederum in Aufträgen für die Unternehmen nieder.
5.2.1.4 Resümee
Aufgrund der Befragung der Stadtverwaltung und der Unternehmen Microsoft
bzw. des Verlags Zimmermann über ihre Zusammenarbeit, wurde deutlich, dass
beide die Verwaltungstätigkeit maßgeblich für die Ansiedlung und den Verbleib
vom Firmen am Standort sehen. Die Verwaltungstätigkeit wird am Standort
Unterschleißheim neben den klassischen Standortfaktoren, wie Infrastruktur, als
wichtiges Kriterium bei der Standortwahl eingeschätzt.
Die Wirtschaftsförderung der Stadt umfasst die kleineren genauso wie die
größeren Unternehmen am Ort. Während Microsoft von den Vertretungen der
Stadt in China und Russland profitiert, um internationale Aufträge zu erhalten, ist
es den kleineren Unternehmen möglich, durch lokale Veranstaltungen der Stadt
sich zu präsentieren und regionale Kunden zu gewinnen.
- 25 -
5.2.2 Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und der Gemeinde
Unterföhring
5.2.2.1 Überblick über die Gemeinde Unterföhring
Die Gemeinde Unterföhring liegt im Nordwesten von München und hat 7.500
Einwohner.35 Zwischen 1992 und 2005 stieg die Bevölkerung um 15,7 %.36
Sie gilt als das Medienzentrum der Region München. Neben Medienvertretern
wie ProsiebenSat1 und dem ZDF hat auch die Allianz ihre Verwaltungszentrale in
Unterföhring. Die wirtschaftliche Bedeutung der Gemeinde für den Landkreis
wird deutlich, wenn man die sozialversicherungspflichtigen Erwerbstätigen mit
der Einwohnerzahl vergleicht.
So arbeiten mehr als doppelt so viele Personen in Unterföhring wie die Gemeinde
Einwohner hat. Hiervon sind ca. 85 % im Dienstleistungssektor tätig.37 Die
Gemeinde ist aufgrund ihrer Wirtschaftskraft neben der Gemeinde Grünwald, der
größte Anteilszahler bei der Kreisumlage.38
5.2.2.2 Anteil der Verwaltung am Erfolg der Gemeinde
Nach Selbsteinschätzung der Gemeinde hat sie keinen Einfluss auf die Ansiedlung
von Unternehmen. Diese würden aufgrund anderer Standortfaktoren, wie
Infrastruktur und Nähe zu anderen Medienunternehmen und den damit
verbundenen Synergieeffekten kommen. Eine Wirtschaftsförderung bzw. einen
Wirtschaftsförderer gibt es nicht. Im Übrigen hat, so Unterföhring, bei den
Faktoren, die die Verwaltung beeinflussen kann, nur die Gewerbesteuer eine
Bedeutung.
Aufgrund der mangelnden Relevanz der Verwaltung für die Unternehmen und der
sehr guten wirtschaftlichen Lage wird kein Handlungsbedarf gesehen, die
Zusammenarbeit mit den Unternehmen zu verbessern.
35 Landratsamt München, Haushalt 2006, S.7 36 Gemeinde Unterföhring, Bevölkerungsentwicklung 37 Gemeinde Unterföhring, Beschäftigte nach Wirtschaftsbereichen innerhalb von Unterföhring 38 Landratsamt München, Haushalt 2006, S. 28
- 26 -
5.2.2.3 Einschätzung der Zusammenarbeit durch ProSiebenSat1
Um die Zufriedenheit mit dieser Grundhaltung der Verwaltung in Unterföhring
durch ein ortsansässiges Unternehmen zu überprüfen, wurde die ProSiebenSat1
Media AG befragt. Laut Aussagen von ProSiebenSat1 ist man sehr unzufrieden
mit der Haltung der Gemeinde. Insbesondere fehlt ein Wirtschaftsförderer, an den
man sich im Falle von Unstimmigkeiten wenden kann. Es bleibt nur der lange und
personalintensive Verwaltungsweg und die Suche nach Zuständigkeiten. Dies
schafft wiederum Kosten für das Unternehmen, die mit einer besseren
Zusammenarbeit verhindert werden könnten.
Trotz der nach Unternehmerangaben mangelhaften Verwaltung spielt dies laut
ProSiebenSat1 aber bei der Standortwahl keine Rolle. Da das Verwaltungshandeln
vor der Ansiedlung nicht eingeschätzt werden kann und darüber hinaus nur
schwer messbar ist. Bei der Standortwahl schätzt das Unternehmen die
Gewerbesteuer als wichtigsten Standortfaktor ein.
5.2.2.4 Resümee
Die Einschätzungen der Verwaltung Unterföhring und des Unternehmens
ProSiebenSat1 stimmen überein. So ist zwar das Unternehmen unzufrieden mit
dem Verwaltungshandeln der Gemeinde, rechnet ihm aber keine
Standortbedeutung zu, da andere Faktoren die wirtschaftlich besser messbar sind,
wie die Gewerbesteuer, eine dominierende Stellung einnehmen.
Die Verwaltung sieht trotz der aufgezeigten Defizite keinen Handlungsbedarf, da
diese nach Selbsteinschätzung der Gemeinde bei der Standortwahl der
Unternehmen keinen Einfluss auf die Attraktivität des Standorts haben. Die
wirtschaftliche Situation in Unterföhring wird dabei immer als Indikator und
Bestätigung für die aktuelle Handhabung des Umgangs mit den Unternehmen
angegeben.
- 27 -
5.3 Vergleich der Ergebnisse der beiden Standorte
Das Bild in den beiden Untersuchungsstandorten könnte gegensätzlicher nicht
sein. Die Gemeinde Unterföhring unternimmt von Seiten der Verwaltung kaum
etwas, hat aber ein starkes Wachstum. In Unterschleißheim ist dagegen die
Verwaltung sehr aktiv; die Stadt liegt in ihrer Entwicklung aber unter dem
Landkreisschnitt. Insoweit scheint es, dass die Wirtschaftsförderung und die
Qualität der Verwaltung keinen Einfluss auf Unternehmensansiedlungen haben.
Hierbei gilt es allerdings zu differenzieren zwischen Unternehmen die schon vor
Ort sind und dem Bemühen um Neuansiedlungen.
Für Unternehmen auf Standortsuche ist es anfänglich nur schwer messbar, wie die
Zusammenarbeit mit der Verwaltung funktionieren wird. So kann auf den ersten
Blick kaum festgestellt werden wie effizient, flexibel und schnell die Verwaltung
arbeitet. Hier kann das Unternehmen nur die Auswirkungen in Form von
Gewerbesteuern, Flächenangebot und Infrastruktur sehen.
Diese können auch im Bereich der Kosten miteinander verglichen werden. Die
Auswirkungen von Mehrkosten aufgrund einer mangelhaften
Verwaltungstätigkeit kann vor der Ansiedlung nur schwer erfasst werden und ist
insoweit auch nur von geringer Bedeutung.
Die eigentliche Bedeutung der Verwaltung bei der Ansiedlung von Unternehmen
liegt im Bereich der Kontaktaufnahme. Der Einfluss auf eine Ansiedlung lässt
sich nur schwer beziffern. Es gilt aber, dass nur ein Unternehmen, das den
Standort überhaupt kennt, ihn in die Entscheidung mit einbeziehen kann. Hierbei
hat besonders die Wirtschaftsförderung eine besondere Bedeutung, da diese die
Kontakte knüpft und sich auf Messen präsentiert.
Die Wahl von Unterföhring durch ProSiebenSat1 erfolgte aus Gründen, die mit
der Zerschlagung des Kirch - Konzerns und den vorhandenen Studios in
Unterföhring zu tun hatten. Die Ansiedlung hätte also auch irgendwo anders
stattfinden können, da keine besondere Bindung zur Gemeinde besteht, sondern
die Gemeinde mit den vorhandenen Gebäuden einzigartige Voraussetzungen
hatte.
- 28 -
Die Gemeinde hatte also Glück, dass Gegebenheiten, die sie nicht beeinflussen
konnte, das Unternehmen an den Ort banden. Im Gegensatz hierzu zeigt das
Beispiel Microsoft deutlich, dass Unterschleißheim aufgrund der guten
Beziehungen zur Stadtverwaltung gewählt worden ist.
Die Uneinigkeit über die Bedeutung der Gewerbesteuer bei der Ansiedlung lässt
sich mit der Unternehmensstruktur bzw. Größe erklären. Microsoft, als weltweit
tätiger Konzern, der hier nur eine Niederlassung unterhält, zahlt die
Hauptsteuerlast im Ausland. Der Gewerbesteuer fällt also keine besondere
finanzielle Bedeutung zu. Im Gegensatz dazu ist ProSiebenSat1 ein nationales
Unternehmen, das seine Steuern im Inland zahlt. Hierbei stellt die Gewerbesteuer
natürlich ein wichtiges, kostenintensives Entscheidungskriterium dar. Für den
Verlag hat die Gewerbesteuer laut dem Geschäftsführer aufgrund des
vergleichsweise geringen Gewinns keinen großen Einfluss bzw. wird in seiner
Bedeutung deutlich geringer eingeschätzt, als die Stellung der Verwaltung bei der
Knüpfung von Kundenkontakten.
Bei den ansässigen Unternehmen geht die Bedeutung der Verwaltung für den
Standort weit über die Kontaktpflege hinaus. Hierbei gewinnen jetzt die bei der
Standortwahl schwer messbaren Eigenschaften der Verwaltung an Ansehen.
Die Schnelligkeit bei der Bearbeitung von Bauanträgen oder die flexible
Terminvereinbarung bei wichtigen Vorkommnissen außerhalb der Öffnungszeiten
werden für die Unternehmen zunehmend wichtig. Diese Punkte verursachen durch
den Personaleinsatz Kosten und werden somit auch für das Unternehmen zu einer
messbaren Größe.
Microsoft entschied sich besonders wegen der guten und effizienten
Zusammenarbeit mit der Verwaltung in Unterschleißheim am Standort zu bleiben.
Dies war für das Unternehmen ein bestimmendes Auswahlkriterium.
Bei ProSiebenSat1 in Unterföhring hingegen wurde deutlich, dass die Firma
nichts am Standort hält, da keinerlei Verbindung zur Gemeinde besteht. Nur
politische Gründe in Form der Sendelizenzen, die nur für einzelne Standorte
ausgesprochen werden, zwingen das Unternehmen in der Gemeinde zu bleiben.
- 29 -
5.4 Gesamtbewertung der Bedeutung der Verwaltung bei der
Standortwahl
Die Bedeutung, die die Verwaltung als Standortfaktor hat, hängt von der
jeweiligen Gemeinde ab. In Gemeinden mit einer guten Wirtschaftsförderung, wie
in Unterschleißheim, wird diese durch die Unternehmen sehr geschätzt. Die
beiden Unternehmen führten die Qualität der Verwaltungstätigkeit mit als den
wichtigsten Standortfaktor auf und verwiesen auch auf die Kosten die sich
letztendlich sparen lassen bzw. auf die zusätzlichen Einnahmen die man durch die
Kontakte die die Verwaltung herstellt, realisieren kann.
In Unterföhring, wo die Verwaltung kaum positiv bzw. sogar kontraproduktiv
wahrgenommen wird, hat das Verwaltungshandeln bei ProSiebenSat1 keine
Bedeutung und ist allen anderen Standortfaktoren stark untergeordnet.
Hierbei wird deutlich, dass die Verwaltung, wenn sie unternehmerfreundlich
agiert, als positives Unterscheidungsmerkmal wahrgenommen wird, also als
zusätzlicher positiver Faktor, der den Standort attraktiver macht. Die Gemeinde
kann sich also positiv von anderen Gemeinden abheben.
Im Falle, dass die Verwaltung sich zurückhält und wenig wirtschaftsfreundlich
handelt, wird sie nicht als Standortfaktor gesehen, d.h. der Standort wird wie in
Unterföhring, aufgrund der anderen Standortfaktoren bewertet, aber nicht
abgewertet.
Die Gemeinden können also durch ihr Verwaltungshandeln den Standort neben
den anderen Standortfaktoren noch attraktiver gestalten. Dieser Weg wurde in
Unterschleißheim beschritten, um die Entwicklung der Stadt ins Positive zu
gestalten und zu anderen Gemeinden im Landkreis, was die Wirtschaftskraft
angeht, aufzuschließen. Aber nicht nur die wirtschaftlichen Schlusslichter
versuchen sich durch eine gute Verwaltungstätigkeit von anderen Konkurrenten
abzuheben, sondern auch das Landratsamt München baut trotz insgesamt sehr
guter wirtschaftlicher Lage eine Wirtschaftsförderung auf, um den Landkreis noch
attraktiver zu gestalten.
Insgesamt liegt es also an den Verwaltungen, ob sie bei der Ansiedlung und dem
Verbleib von Unternehmen eine Rolle spielen oder nicht.
Denn die Bedeutung inwieweit die Verwaltung als Standortfaktor wahrgenommen
wird oder nicht, bestimmen die Verwaltungen durch ihr Handeln selbst.
- 30 -
5.5 Fazit und Ausblick
Die Situation im Landkreis stellt sich, wie gezeigt, sehr gut dar. Der Landkreis
und die Gemeinden bieten den Unternehmern sehr gute Voraussetzungen für ihre
Unternehmen. Trotz der aufgezeigten bisher mangelhaften Wirtschaftsförderung
durch den Landkreis, haben die anderen Standortfaktoren den Landkreis zu einem
sehr attraktiven Platz für Unternehmen gemacht.
Die Zukunftsaussichten für den Landkreis sind sehr positiv. Durch den geringen
Industrieanteil wird sich selbst bei einer weiteren Verlagerung von
Produktionsplätzen ins Ausland, die Arbeitslosenrate wenn überhaupt nur
unwesentlich erhöhen. Durch die starke Positionierung im Dienstleistungssektor
ist der Landkreis für die Zukunft gut gerüstet.
Um die Bedingungen im Landkreis für die Unternehmen noch weiter zu
verbessern, wird mit dem Aufbau einer Wirtschaftsförderung, eine bisherige
Schwachstelle beseitigt. Bisher schien sich der Mangel an Wirtschaftsförderung
noch nicht auf ein Fernbleiben von Unternehmen auszuwirken. Das positive
Feedback aus Unterschleißheim zeigt aber, dass die Wirtschaftsförderung und
insgesamt die Qualität der Zusammenarbeit der Firmen mit der Verwaltung einen
zusätzlich bedeutenden Standortfaktor darstellen können.
Ein wichtiger Faktor für die Zukunft ist aber der aktuelle Wohlstand der Region.
Dieser sorgt zum einen dafür, dass die Unternehmen vor Ort bereits einen großen
Absatzmarkt mit einer kaufkräftigen Bevölkerung vorfinden. Andererseits wird es
der Verwaltung durch die hohen Einnahmen ermöglicht, die Infrastruktur weiter
auszubauen und die Abgaben auf einem niedrigen Stand zu halten. Inwieweit die
Verwaltung die Möglichkeiten der guten Finanzsituation zur Verbesserung des
Standortes nutzt, sowohl auf Landkreisebene, als auch im Bereich der einzelnen
Gemeinden, bleibt abzuwarten.
- 31 -
Zusammenfassung
Der Landkreis München ist einer der reichsten Landkreise Deutschlands. Vor
diesem Hintergrund wird die Situation im Landkreis dargestellt und welche
Standortfaktoren im Landkreis für den wirtschaftlichen Erfolg verantwortlich
sind. Hierbei wird insbesondere auf den Standortfaktor „Verwaltung“
eingegangen und inwieweit dieser bei der Unternehmensansiedlung eine Rolle
spielt.
Anfänglich wird als theoretische Grundlage ein Überblick über Standortfaktoren
gegeben. Im Anschluss daran werden diese im Landkreis München konkret
aufgezeigt. Damit einhergeht die Beschreibung des Landkreises München, d.h. die
Entwicklung die der Landkreis in den letzten Jahren nahm. Hierbei wird auch auf
den Zusammenhang zwischen den Standortfaktoren die den Landkreis
auszeichnen und seiner Entwicklung eingegangen.
Die Bedeutung der Verwaltung für die Unternehmen wird mithilfe einer
Befragung ausgewählter Gemeinden und Unternehmen im Landkreis München
evaluiert. Dabei wird nicht nur die Bedeutung kommunaler Wirtschaftsförderung
untersucht, sondern auch das Verwaltungshandelns selbst.
Als Untersuchungsstandorte dienen die Gemeinde Unterföhring und die Stadt
Unterschleißheim. Die Wahl der Kommunen erfolgt aufgrund der
unterschiedlichen Auffassungen die beide Kommunen im Bereich der Verwaltung
und Wirtschaftsförderung vertreten. Während die Stadt Unterschleißheim eine
sehr moderne Verwaltungsauffassung vertritt, erfüllt die Gemeinde Unterföhring
das klassische Verwaltungsklischee.
Die Einschätzung der beiden Kommunalverwaltungen und deren Bedeutung für
die Unternehmen erfolgt durch die ProSiebenSat1 Media AG in Unterföhring und
durch das Unternehmen Microsoft in Unterschleißheim. Um neben den beiden
Großkonzerne einen Eindruck zu gewinnen, ob sich das Verwaltungshandeln mit
der Größe des Unternehmens ändert, wurde in Unterschleißheim zusätzlich noch
ein kleines Unternehmen in der Form eines Verlages befragt. Abschließend
werden die Ergebnisse der Befragung erklärt und bewertet.
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Erklärung Ich versichere, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe; die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Alle abgegebenen Exemplare sind inhaltlich identisch. Hof, 27.01.2006 Unterschrift ..........................................