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Die Innenstadt an den Fluss bringen Verwaltung, lokale Wirtschaft und engagierte Einzelpersonen ergreifen die Initiative zur Aktivierung ungenutzter Freiraumpotentiale in ihrer Innenstadt. Die Umgestaltung des Weserkais in Holzminden zeigt, wie die Kooperation von öffentlicher Hand und Privaten funktionieren kann. Stand: Oktober 2014 Seite 1 Baunatal • EBErswaldE • EsslingEn • finstErwaldE • Hanau • HildBurgHausEn HOLZMINDEN • loHmar • passau • pEnzBErg • scHwEtzingEn • sonnEBErg innerstädtische öffentliche räume in Klein- und mittelstädten Steckbriefe der Fallstudien Stadt Größe: 20.131 Einwohner Bundesland: Niedersachsen Typ: Kleinere Mittelstadt Lage: Peripher Zentrumsfunktion: Mittelzentrum Entwicklungsdynamik: Schrumpfend Kaufkraftindex (Kreis): 91* Innenstadt Städtebauliche Struktur: Historische Altstadt mit Ergänzungen aus der Nachkriegszeit Förderkulisse: Quartiersinitiative Niedersach- sen QiN 2007/2008/2009 Konzepte: Integriertes Stadtentwicklungskon- zept “Holzminden – Perspektive 2025“ (2011) Quelle: laufende raumbeobachtung des BBsr 31.12.2012, * gfK Basiszahlen deutschland 2014 Ausgangssituation Holzminden im Weserbergland hat eine lange Tra- dition als Industriestandort und Garnisonsstadt. Heute ist vor allem die Duft- und Geschmacks- stoffindustrie prägend. Von Bedeutung ist auch der saisonale Tourismus, insbesondere durch Radtouristen auf dem Weser-Radweg. Die Stadt hat eine hohe Arbeitsplatzzentralität und verfügt über eine große Wirtschaftskraft. Sie liegt aber in einer strukturschwachen Region und ist überregi- onal schlecht angebunden. Die historisch gewachsene Altstadt der ehema- ligen Ackerbürgerstadt mit Gebäuden aus dem frühen 17. Jahrhundert und einem der ältesten Marktplätze Norddeutschlands blieb im Zweiten Weltkrieg weitgehend von Zerstörungen bewahrt. Bauliche Veränderungen erfolgten durch Sanie- rungsmaßnahmen von 1974 bis 2004. Projektanlass Die Altstadt grenzt zwar direkt an die Weser, hatte jedoch keine attraktiven Zugänge zum Wasser. Dabei bietet der Weserkai sowohl aus touristischer Sicht als auch in Hinblick auf die Lebens- und Wohnqualitäten in der Altstadt ein großes Poten- tial. Die Entwicklungsmöglichkeiten sind jedoch eingeschränkt, weil sich Teilflächen im Eigentum des Bundes befinden. Zudem ist der Uferbereich in weiten Teilen durch Hochwasserschutz und Gewerbenutzungen geprägt. Auslöser für die Umgestaltung des Weserkais war die Auslobung der Quartiersinitiative Niedersach- sen (QiN) und die durch aktive Holzmindener Ak- teure initiierte Teilnahme an diesem Wettbewerb. Über die QiN-Förderung konnte der Umbau des Flussufers begonnen werden. Private und öffent- liche Akteure aus der Stadt haben gemeinsam die Projektideen entwickelt und umgesetzt. Mit dem Umbau sollten sowohl Aufenthaltsqualitäten am Flussufer als auch eine attraktive Eingangssituati- on zur Altstadt vom Weser-Radweg aus geschaffen und somit eine Aufwertung der Innenstadt er- reicht werden. Projekt Der Umbau des Weserkais besteht aus den Teil- bereichen Weserpromenade, Weserstrand und Weserblick. 2008 wurde als erster Bauabschnitt

Steckbrief der Fallstudie Holzminden

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Die Innenstadt an den Fluss bringenVerwaltung, lokale Wirtschaft und engagierte Einzelpersonen ergreifen die Initiative zur Aktivierung ungenutzter Freiraumpotentiale in ihrer Innenstadt. Die Umgestaltung des Weserkais in Holzminden zeigt, wie die Kooperation von öffentlicher Hand und Privaten funktionieren kann.

 

Stand: Oktober 2014 Seite 1

Baunatal • EBErswaldE • EsslingEn • finstErwaldE • Hanau • HildBurgHausEn

HOlzMINDEN • loHmar • passau • pEnzBErg • scHwEtzingEn • sonnEBErg

innerstädtische öffentliche räume in Klein- und mittelstädten Steckbriefe der Fallstudien

Stadt

Größe: 20.131 Einwohner

Bundesland: Niedersachsen

Typ: Kleinere Mittelstadt

Lage: Peripher

Zentrumsfunktion: Mittelzentrum

Entwicklungsdynamik: Schrumpfend

Kaufkraftindex (Kreis): 91*

Innenstadt

Städtebauliche Struktur: Historische Altstadt mit Ergänzungen aus der Nachkriegszeit

Förderkulisse: Quartiersinitiative Niedersach-sen QiN 2007/2008/2009

Konzepte: Integriertes Stadtentwicklungskon-zept “Holzminden – Perspektive 2025“ (2011)

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AusgangssituationHolzminden im Weserbergland hat eine lange Tra-dition als Industriestandort und Garnisonsstadt. Heute ist vor allem die Duft- und Geschmacks-stoffindustrie prägend. Von Bedeutung ist auch der saisonale Tourismus, insbesondere durch Radtouristen auf dem Weser-Radweg. Die Stadt hat eine hohe Arbeitsplatzzentralität und verfügt über eine große Wirtschaftskraft. Sie liegt aber in einer strukturschwachen Region und ist überregi-onal schlecht angebunden.

Die historisch gewachsene Altstadt der ehema-ligen Ackerbürgerstadt mit Gebäuden aus dem frühen 17. Jahrhundert und einem der ältesten Marktplätze Norddeutschlands blieb im Zweiten

Weltkrieg weitgehend von Zerstörungen bewahrt. Bauliche Veränderungen erfolgten durch Sanie-rungsmaßnahmen von 1974 bis 2004.

ProjektanlassDie Altstadt grenzt zwar direkt an die Weser, hatte jedoch keine attraktiven Zugänge zum Wasser. Dabei bietet der Weserkai sowohl aus touristischer Sicht als auch in Hinblick auf die Lebens- und Wohnqualitäten in der Altstadt ein großes Poten-tial. Die Entwicklungsmöglichkeiten sind jedoch eingeschränkt, weil sich Teilflächen im Eigentum des Bundes befinden. Zudem ist der Uferbereich in weiten Teilen durch Hochwasserschutz und Gewerbenutzungen geprägt.

Auslöser für die Umgestaltung des Weserkais war die Auslobung der Quartiersinitiative Niedersach-sen (QiN) und die durch aktive Holzmindener Ak-teure initiierte Teilnahme an diesem Wettbewerb. Über die QiN-Förderung konnte der Umbau des Flussufers begonnen werden. Private und öffent-liche Akteure aus der Stadt haben gemeinsam die Projektideen entwickelt und umgesetzt. Mit dem Umbau sollten sowohl Aufenthaltsqualitäten am Flussufer als auch eine attraktive Eingangssituati-on zur Altstadt vom Weser-Radweg aus geschaffen und somit eine Aufwertung der Innenstadt er-reicht werden.

ProjektDer Umbau des Weserkais besteht aus den Teil-bereichen Weserpromenade, Weserstrand und Weserblick. 2008 wurde als erster Bauabschnitt

der südliche Teil umgestaltet. Dabei wurden um-fangreiche Pflasterarbeiten vorgenommen und die Befahrbarkeit besonders für Radfahrer verbessert. Neue Steinbänke, ein Duftgarten und Rosenstö-cke laden zum Verweilen ein. Die Finanzierung erfolgte aus der QiN-Förderung des Landes, kom-munalen und aus privaten Mitteln.

In diesem Zusammenhang wurde auch eine Gastronomie am Flussufer angesiedelt. Die lokale Brauerei hat die Hafenbar mit Biergarten gebaut und betreibt sie mit einem Gastronomen. Der Be-treiber ist nicht nur für die Pflege und Reinigung der gastronomisch genutzten Flächen zuständig, sondern auch für den angrenzenden öffentlichen Raum und einen kleinen Strand am Weserufer.

Die geplanten weiteren Umbauten wurden als Maßnahmen in das 2011 beschlossene Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) aufgenommen. 2012 konnten die Holzmindener Bürger über ihre Wunschprojekte aus dem ISEK abstimmen. Dabei votierte eine große Mehrheit für die weitere Um-gestaltung des Weserkais.

Daraufhin wurde im Sommer 2014 der Uferbe-reich zwischen Weser- und Schulstraße aufge-wertet. Zur Trennung der für den Güterverkehr benötigten Flächen von den Bereichen für Fuß-gänger und Radfahrer wurde eine unterbrochene Linie aus unterschiedlich großen Sandsteinqua-dern gebaut, in deren Lücken Bäume und Be-leuchtungselemente Platz finden. Zur Steigerung der Aufenthaltsqualität wurden Bänke, Liegen und Spielgeräte aufgestellt. Dieser Bauabschnitt und die geplanten weiteren Maßnahmen werden aus dem kommunalen Haushalt finanziert.

Akteure Im Rahmen von QiN wurde der Arbeitskreis „Holz-minden macht’s“ gebildet, der die Ideen entwickelt, die Förderanträge an das Land gestellt, die Maß-nahme privat ko-finanziert und die Projektumset-zung gesteuert hat. Mitglieder im Arbeitskreis wa-ren neben dem Bauamt u.a. zwei Banken, mehrere lokale (Groß-)Unternehmen, Haus & Grund, die lokale Hochschule sowie die Lokalzeitung.

Das Stadtmarketing ist seit 2007 als städtische GmbH organisiert. Im Aufsichtsrat der Gesell-schaft sind auch Private vertreten, z.B. Mitglieder des ehemaligen QiN-Arbeitskreises. In der Verant-wortung der Gesellschaft liegen die Organisation von sämtlichen Veranstaltungen im öffentlichen Raum sowie der Betrieb der Stadthalle. Seit Mai 2014 ist die GmbH auch für das Leerstandsma-nagement in der Innenstadt verantwortlich.

ErgebnisseDa der Umbau des Weserkais in mehreren Bauab-schnitten erfolgt, gehen die umgestalteten Flä-chen erst nach und nach in die Nutzung. Die neue Hafenbar und der Weserstrand werden sehr gut angenommen. Der Weserkai wird zunehmend auch als Veranstaltungsort genutzt, z.B. für ein Public-Viewing bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014.

Die Aufwertung des Weserkais führt zu weiteren privaten Investitionen im Umfeld. So wurde die ehemalige Jugendherberge in direkter Nachbar-schaft zur Hafenbar zum Hotel umgebaut, das im Sommer 2014 eröffnet wurde.

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Kontakt

Stadt Holzminden

Baudezernat/Dezernat IV

stadtoberbaurat Jens-martin wolff

tel.: 05531 / 959-263

E-mail: [email protected]

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