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4 190500 006506 03 DAS MAGAZIN FÜR E-MOUNTAINBIKER Deutschland 6,50 Österreich 7,20 Schweiz 11,20 sFR Benelux 7,20 Slowakei 8,20 Slowenien 8,20 Italien 8,20 Spanien 8,20 Finnland 9,80 03 17 20 BIKES IM TEST E ENDUROS IM TEST Viel Federweg, viel Spaß: Sind Enduros die idealen E-Mountainbikes? DIE NEUEN BIKES INTEGRATION Neue Antriebe von Bosch, Brose & Co. GENERATION 2018 1799 EURO SUPER-DUELL Wie gut ist das Billig- Hardtail von Radon? Rocky Mountain Altitude Powerplay gegen Focus Jam² TOUREN PFALZ GARDASEE SÜDTIROL E-BIKES FÜR KIDS 8 5

Österreich 7,20 Schweiz 11,20 sFR Benelux 7,20 Slowakei 8 ... · PDF fileDie Welt der E-MTBs dreht sich verdammt schnell. Eine Innovation jagt die nächste, und die Produktzy-klen

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Page 1: Österreich 7,20 Schweiz 11,20 sFR Benelux 7,20 Slowakei 8 ... · PDF fileDie Welt der E-MTBs dreht sich verdammt schnell. Eine Innovation jagt die nächste, und die Produktzy-klen

4 190500 006506 0 3D A S M A G A Z I N F Ü R E - M O U N T A I N B I K E R

Deutschland 6,50 Österreich 7,20 Schweiz 11,20 sFR Benelux 7,20 Slowakei 8,20 Slowenien 8,20 Italien 8,20 Spanien 8,20 Finnland 9,80

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sten

Bik

es

20 BIKESIM TEST

E ENDUROSIM TEST

Viel Federweg, viel Spaß: Sind Enduros die idealen E-Mountainbikes?

★ DIE NEUEN BIKES ★ INTEGRATION Neue Antriebe von Bosch, Brose & Co.

GENERATION

2018

1799 EURO

SUPER-DUELL

Wie gut ist das Billig-Hardtail von Radon?

Rocky Mountain Altitude Powerplay gegen Focus Jam²

TOUREN PFALZ

GARDASEE SÜDTIROL

E-BIKESFÜR KIDS

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4 EMTB

Kurvenreich Der Pfälzerwald begeistert E-Mountainbiker mit endlosen Singletrail-Serpentinen

Vinschgau Auf der Sonnenseite der Alpen: die schönsten E-MTB-Touren im Vinschgau

Kurt Schär Vor 15 Jahren hat Kurt Schär die Firma Flyer gegründet. Der E-Bike-Pionier im Interview

Second Hand Wer ein E-Mountain-bike gebraucht kaufen will, muss genau hinschauen – wir sagen, wo

E-ENDUROS Viel Federweg kann nie schaden – zumindest, wenn der E-Antrieb beim Uphill hilft. Sind Enduros also die idealen E-Mountainbikes? Acht Modelle im Test.

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EMTB 5

INHALT

COVERFOTOGRAF Markus GreberLOCATION Plätzwiese /Pragser DolomitenFAHRER Julia Hofmann

03TEST UND TECHNIK20 NEUHEITEN 2018 Integration total: Nach Brose und Shimano nun auch Bosch 36 E-ENDUROS Acht aktuelle Modelle im Labor- und Praxistest52 E-MOUNTAINBIKES FÜR KINDER Mit der ganzen Familie auf Tour: Diese Bikes machen es möglich68 MIT DEM E-DOWNHILLER IM BIKEPARK Rotwild R.G+ FS Evo: sieben Abfahrten ohne Gondel-Ticket92 EINZELTESTS Königstreffen: Rocky Mountain Powerplay gegen Focus Jam²; und vier weitere Highlight-Modelle

UNTERHALTUNG6 FOTOSTORY Die schönsten Seiten des Sports60 TREFFPUNKT KARWENDELHAUS Was macht die Faszination E-MTB aus? Ein Gespräch unter Gleichgesinnten108 INTERVIEW KURT SCHÄR Der Flyer-Gründer im Interview112 KOLUMNE Kinder, Kinder, ist das Leben kompliziert!

Treffpunkt Karwendelhaus Wir haben mit E-Mountainbikern über ihre Leidenschaft gesprochen

Rock im Park EMTB-Autor Chris Schleker lässt den E-Downhiller von Rotwild fliegen

144 AUF ABWEGEN Christian Schineis: Supporter beim Red Bull X-Alps

SERVICE82 FITNESS-TEST Wie anstrengend ist E-Mountainbiken?88 FAHRTECHNIK Oberstufe: Absätze und Stufen meistern – bergauf wie bergab106 KAUFBERATUNG SECOND HAND Vorsicht Schnäppchen: die Fallen beim Gebrauchtkauf

REISE UND TOUREN118 PFALZ Zwei Singletrail-Touren im Pfälzerwald126 SUPERTRAIL E-xtrem: der berüchtigte Dalco am Gardasee128 VINSCHGAU Touren-Paradies mit Sonnengarantie: Die schönsten Touren im Vinschgau

RUBRIKEN03 EDITORIAL74 MAGAZIN114 HÄNDLERVERZEICHNIS146 VORSCHAU / IMPRESSUM

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NEUER JAHRGANGWas hat sich die Branche für

die nächste Saison einfallen lassen? Wir stellen die

spannendsten Modelle vor

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8 EMTB

FAHRER Tobias Woggon, Dennis Stratmann LOCATION SchottlandFOTOGRAFEN Tobias Woggon, Dennis Stratmann2

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24 EMTB

NEUHEITEN

Foto

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ROTWILDROTWILD KOMMT MIT WECHSEL-AKKU

Darauf haben vor allem Touren-Fahrer gewar-tet. Rotwild kommt mit einem Wechsel-Akku, den man zum Laden entnehmen kann. Möglich macht’s ein neuartiges Unterrohr aus Carbon, das wie ein U-Profil geformt ist. Der Akku, der zudem 630 statt 500 Wattstunden Kapazität auf-weist, sitzt mit einem Bolzen gesichert in die-sem Profil. Dieser kann also jederzeit entnom-men werden, sei es zum Laden auf einer Hütte, oder zum Tausch auf einer längeren Tour. Der neue, größere Akku, der vom deutschen Batte-rie-Riesen BMZ stammt, besitzt im Inneren wei-tere zehn Zellen und ist dadurch etwa ein halbes Kilo schwerer. Angetrieben wird das RE+ vom neuen Brose-Drive-S-Motor, der jetzt deutlich mehr Leistung und eine bessere Dosierbarkeit besitzt. Alle Rotwild-Modelle ab dem mittleren Preissegment kommen nächstes Jahr mit dem neuen Unterrohr samt Wechsel-Akku. Da das Unterrohr auch bei früheren Modellen nicht fester Bestandteil des Hauptrahmens ist, lässt sich das Ensemble sogar bei allen alten Rotwild-Modellen nachrüsten.

Das Enduro-Modell RE+ (Foto) kommt wei-terhin mit e-optimierten Komponenten von Fox und DT-Swiss. Der neue, größere Akku wiegt etwa ein halbes Kilo mehr, das Gesamtgewicht

des Enduros liegt trotzdem nur bei etwa 22 Kilo.Wir hatten bereits die Möglichkeit, das RE+

ausgiebig zu testen. Abgesehen von der Top-Performance des neuen Brose-Drive-S-Aggregats (Fahrbericht auf Seite 21), der in diesem Bike zum Einsatz kommt, ist Rotwilds Flaggschiff auch bei den Fahreigenschaften erwachsener geworden. Das RE+ liegt mit seiner langen Front und dem leistungsstarken Fox-Fahrwerk wie ein Brett auf schnellen Kursen. Im Vergleich zum Vorgänger wurde hier stark an den Kompo-nenten gefeilt: Schwalbe-Magic-Mary-Reifen mit der neuen Apex-Gummimischung in der neuen Breite 2,6 Zoll, steife DT-Swiss-E-MTB-Laufräder und die Sram-EX1-Schaltung sorgen beim Top-Modell für einen stimmigen Komponenten-Mix. Besonders die Reifen fallen im Fahrtest positiv auf: Die 2,6er-Breite bietet die Sicherheit von Plus-Reifen ohne deren Nachteile. Das RE+ kostet in der Top-Version Ultra 7799 Euro.

Essenziell für Touren-Fahrer: Der Akku lässt sich bei der neuen Rotwild-Generation zum Laden herausnehmen (oben),

Gleiche Optik, bessere Performance: Der neue Brose-Drive-S-Antrieb zieht deutlich stärker als sein Vorgänger (Mitte).

E-MTB-Komponenten: Die Sram-EX1-Gruppe ist am Rotwild-Top-Modell Mittel der Wahl (unten).

EMTB 25

BULLSDOPPELTER AKKU, doppelt so lange Spaß.

Bulls hat zusammen mit dem Batterien-Spezia-list BMZ einen zweigeteilten Akku entwickelt, der ab Februar 2018 in allen Bulls-Bikes mit Shimano-Motor zum Einsatz kommt. Der Twin-Core-Akku versorgt die E-Core-Bikes mit 750 Wattstunden (jeweils 375 pro Akku) Strom und erhöht die Akku-Kapazität gegenüber einem herkömmlichen Shimano-Akku (504 Wattstun-den) um 50 Prozent. Selbst lange Touren in den Alpen werden so möglich. Allerdings werden die Bikes ab Werk nur mit einem Akku ausgeliefert, das zweite stabförmige Energie-Reservoir will für zusätzliche 399 Euro beim ZEG-Händler er-worben werden. Der für den zweiten Akku vor-gesehene Platz in der linken Seite des Unterrohrs wird ab Werk mit einem Staufach für Werkzeug und Ersatzschlauch bestückt. Dank der ge-schickten Integration bleibt im Rahmen sogar Platz für einen Flaschenhalter. Das abgebildete Evo RS ist das Highlight der E-Core-Reihe. Für 6499 Euro lässt Bulls bei der Ausstattung kei-ne Wünsche offen. Die elektronische Shimano-XT-Di2-Schaltung wird, wie der Motor, mit dem Twin-Core-Akku gespeist. Das hochwertige Fox-Factory-Fahrwerk mit 150 Millimetern Federweg soll die Fahrt über rumpelige Trails beruhigen. Im Gegensatz zu den Laufrädern (DT Swiss HX

1501) greift man bei den Federelementen nicht zu E-Bike-spezifischen Produkten. Mit dem neuen Monkey-Link-System spielt Bulls einen Trumpf bei der Systemintegration aus. Denn sowohl an Vorbau als auch an der Sattelklem-me können Lichter mit Hilfe eines integrierten Magnetverschlusses montiert werden. Für den Hardcore-Einsatz gibt es das Bulls E-Core Evo EN mit 180 Millimetern Federweg. Alle Bulls-Model-le der Six50-Serie mit Bosch-XC-Motor erhalten außerdem einen Bosch Powertube (siehe Seite 20). www.emtb-magazin.de, Webcode #36787

Der zweigeteilte Twin-Core-Akku wird links und rechts ins Unterrorhr geklickt und mit einem zusätzlichen Schloss verriegelt. Ein Akku wiegt etwa 2,5 Kilo und hat 375 Wattstunden. Wer die vollen 750 Wattstunden haben will, muss den zweiten Akku für 399 Euro zusätzlich zum E-Bike kaufen. Denn ab Werk ist der zweite Akku-Platz mit einem Staufach für Werkzeug und Ersatzschlauch bestückt. (Bild rechts)

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36 EMTB

TEST

FRÜHER ODER SPÄTER ERWISCHT ER EINEN: DER E-MTB-VIRUS. DIESMAL IST ENDURO-FREAK UND GASTTESTER MARCUS S. DRAN, DEM WIR FÜR SEINE HAUSRUNDE ACHT E-ENDUROS VERPASSTEN. DIE BESTEN BIKES FÜRS GROBE IM HARTEN VERGLEICHSTEST.

DAS ERSTE MAL

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EMTB 37

DAS ERSTE MAL

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94 EMTB

DUELL

7000 Euro www.bikeaction.de

laufruhig verspieltgestreckt aufrecht

HandlingSitzposition

ANTRIEBMotor / Position Rocky Mountain Powerplay /

MitteMaximales Drehmoment k. A.

Akku Lithium Ionen, 632 WhSchaltung /Übersetzung

Vorne 34, hinten Sram EX1 / 11– 48

Display / Größe kein Display

Software / -stand k. A.

AUSSTATTUNGGrößen / Rahmenmaterial

S / M / L / XL /Carbon

Gabel / Dämpfer Fox 36 Float Performance / Fox DPS Evol Performance

Teleskopstütze Fox Transfer, 125 mm

Bremse / Disc Ø(vorne / hinten)

Avid Guide RE/200 / 200 mm

Laufräder / Laufradgröße

Rocky Mtn / DT Swiss 350-Naben; Sun Duroc-Felgen

Reifen Maxxis Minion DHF Exo Protection TR WT 2,5

MESSWERTEFederweg1 (vorne /hinten) 160 mm / 150 mm

Gewicht2 / Verteilung 22,4 kg / 48:52 (v/h)Schwerpunkthöhe 500 mmLenkerbreite 780 mmReach / Stack 454 / 615 mmKurbellänge / Q-Faktor 170 mm / 182 mm

SUPER3 377 Punkte

620

1207 345

130

65°75°

50

424

480

780

Cross Country All Mountain Enduroleicht mittel schwer

Geländeanspruch

Reach

Stac

k

ROCKY MOUNTAIN ALTITUDE POWERPLAY CARBON 70

ModellAntrieb

maximal 200 P.

Bergaufmaximal

80 P.

Bergabmaximal

100 P.

Labortestmaximal

55 P.

Ausstattungmaximal

65 P.

Gesamtmaximal

500 P.

EMTB-Urteil

Rocky Mtn 141 64 96 25 51 377 super

Focus 144 68 84 23 52 371 super

PUNKTEBEWERTUNG

Reichhöhe

EffizienzklasseA+

1613 HM

Herzstück des Powerplay-Antriebs ist ein dezentraler Motor. Die Kette wird

mehrfach umgelenkt und von einem Triebritzel angetrieben. Der Motor selbst ist

ultraleise, das mechanische Klackern der Ritzel hört man jedoch.

Die Welt der E-MTBs dreht sich verdammt schnell. Eine Innovation jagt die nächste, und die Produktzy-klen werden immer kürzer. Bosch und Shimano lie-fern sich momentan einen Innovationswettlauf, und die Bike-Hersteller ziehen mit. Doch so schön es auch ist, wenn’s technisch und optisch vorwärtsgeht – so groß ist die Enttäuschung, wenn das gerade teuer er-standene Bike innerhalb kurzer Zeit zum Oldie wird.

Zwei der ganz großen Highlights des Jahres wan-dern ganz sicher nicht so schnell in die Klamottenkis-te: das Focus Jam², das im EMTB-All-Mountain-Test den Testsieg abgeräumt hat, und das brandneue Rocky Mountain Altitude Powerplay.

Beiden Bikes gemeinsam ist, dass ihre Macher nicht einfach ein bestehendes Antriebssystem an den Rahmen flanschen. Vielmehr finden sich hier eigen-ständige Lösungen, die eben nicht ein paar Monate später schon wieder veraltet sind. Bei Focus stammt nur der Motor von Shimano. Ein eigens konstruierter Akku sitzt versteckt im Unterrohr, ein zweiter lässt sich bei Bedarf ans Oberrohr klipsen. Für die kurze Hausrunde reicht der bordeigene 378 Wattstunden-Akku allemal. Neben der aufgeräumten Optik spart man sich so etwa zweieinhalb Kilo Gewicht. Die ka-nadische Edelschmiede Rocky Mountain treibt die Ei-genständigkeit auf die Spitze und kommt mit einem eigens entwickelten Antriebssystem und lupenreiner Mountainbike-Geometrie.

Kann der kanadische Newcomer der deutschen Traditionsschmiede das Wasser reichen? Für diesen Test scheuten wir keine Mühen, schleusten das erste Serien-Powerplay durch unser Prüfstandprozedere und rissen etliche Trail-Kilometer ab – immer im di-rekten Vergleich mit dem deutschen Herausforderer.

Erster Antritt am Testparcours: Beim Fußaufsetzen aufs Pedal des Rocky Mountains zuckt und brummt es hinter der Carbon-Abdeckung, als könne es das Bike nicht erwarten, endlich zu loszulegen. In der höchs-ten Unterstützungsstufe schiebt der Powerplay-Mo-tor kräftig an – kräftiger als der Shimano-Motor. Die Geräuschkulisse ist ungewohnt. Kein Motorheulen, kein Surren. Stattdessen hört man ein leichtes Rat-tern der Kette, die systembedingt über mehrere Um-lenkröllchen geführt wird. Ab geht’s ins Steilstück.

EMTB 95

FOCUS JAM2 PLUS PRO

FAZIT von EMTB-Projektleiter Markus Greber

Focus und Rocky Mountain markieren die Speerspitze der E-MTB-Entwicklung, wenn es um Fahrdynamik geht. Die Kanadier treffen mit ihrem innovativen und kräftigen Powerplay-Antrieb, vor allem aber mit der kurzen Mountainbike-Geometrie ins Schwarze. Focus punktet besonders bergauf. Auch optisch setzen beide Bikes

Maßstäbe, Focus allerdings nur ohne den klobigen Zweit-Akku und dann mit verminderter Kapazität. Focus und Rocky Mountain sind mit ihren kurzen Geometrien die Vorhut einer neuen E-MTB-Generation, nämlich die der Trailbikes. Für Touren-Biker, die eine lange, gutmütige Geometrie gewohnt sind, eignen sich beide Bikes eher weniger.

Reichhöhe

EffizienzklasseA+

859 (+909 HM)*

6499 (6998) Euro www.focus-bikes.com

laufruhig verspieltgestreckt aufrecht

HandlingSitzposition

ANTRIEBMotor / Position 250 Watt Shimano Steps

DU-E8000 / MitteMax. Drehmo-ment 75 Nm

Akku Li-Io, 378 (+378) WhSchaltung /Übersetzung

Vorn 1x34, hinten 11fach Shimano XT-Di2 / 11–46

Display / Größe Shimano SC E8000 / 1,6 Zoll

Software / -stand Shimano / k. A.

AUSSTATTUNGGrößen / Rah-menmaterial

S / M /L / XL / Alu, Akku im Unterrohr

Gabel / Dämpfer Rockshox Yari RC /Sram Deluxe RT

Teleskopstütze Rockshox Reverb, 125 mm

Bremse / Disc (vorne /hinten)

Shimano Deore XT /203 / 180 mm

Laufräder 27,5 Zoll DT Swiss XM 1501 Spline

Reifen Schwalbe Nobby Nic Plus 27,5x2.8 Pacestar

MESSWERTEFederweg1 (vorne /hinten) 140 mm / 140 mm

Gewicht2 / Verteilung 20,9 kg (23,4 kg)* / 49:51 (v/h)Schwerpunkthöhe 538 mmLenkerbreite 760 mmReach / Stack 437 / 636 mmKurbellänge / Q-Faktor 170 mm / 185 mm

SUPER3 371 Punkte

616

1222 337

140

66,7°74,1°

60

458

475

820

Cross Country All Mountain Enduroleicht mittel schwer

Geländeanspruch

Reach

Stac

k

Wer beim Jam2 längere Touren fährt, braucht den Zusatz-Akku.

Erst dann stehen insgesamt 756 Wattstunden zur Verfügung. Optik und

Gesamtgewicht leiden jedoch.

Text und Fotos ■ Markus Greber

Der Waldboden bietet Traktion ohne Ende, sodass wir die Bergauf-Performance der Bikes gut austesten kön-nen. Auch hier begeistert der kanadische Motor. Die Leistung liegt auf Bosch-Niveau, und man bringt sie dank der guten Dosierbarkeit gut auf den Boden. Un-gewohnt für ein E-MTB und kontraproduktiv für die Steigfähigkeit an steilen Rampen sind jedoch die ex-trem kurzen Kettenstreben. Schon früh steigt dadurch das Vorderrad und bietet kaum mehr Führung. Nur mit ausgefeilter Fahrtechnik macht man das wett und klettert dann mehr oder weniger auf dem Hinterrad bergauf. Das Focus besitzt auch im Boost-Modus et-was weniger Dampf, verhält sich aber mit seiner bes-seren Bergauf-Geometrie ausgewogener. Das schlägt sich unterm Strich auch bei den Punkten nieder.

Im Singletrail und bergab setzt das Powerplay neue Maßstäbe. Das Bike sitzt wie angegossen und vermit-telt eine von E-MTBs bisher unbekannte Leichtigkeit. Schnell mal das Vorderrad hochziehen, um ein Wur-zelfeld zu queren – kein Problem. Bunny Hop – kein Problem. Die konsequente Trail-Geometrie mit den ex-trakurzen Kettenstreben liefert Fahrspaß ohne Ende. Das perfekt abgestimmte Fahrwerk vermittelt Kon-trolle bergab. Auch die Geometrie des Focus’ ist Trail-orientiert, das Fahrwerk leistungsstark. Die Leicht-füßigkeit eines Powerplays erreicht es jedoch nicht.

Doch sind diese Bikes auch das Richtige für den klassischen Touren-Biker mit dem Wunsch nach Fahr-stabilität und möglichst hoher Reichweite? Der Blick auf die Messungen auf unserem Prüfstand zeigt: Das Focus Jam² ist hier klarer Sieger. Erst nach 1768 Höhenmetern ist Schluss. Dafür muss man aber die zweite Batterie, also insgesamt eine Kapazität von 756 Wh, zwingend mitnehmen – deutlich zu Las-ten der Optik und des Gesamtgewichts (23,3 kg). Das Powerplay macht mit seinem fest eingebauten 632-Wh-Akku immerhin 1613 Höhenmeter. Ein sehr guter Wert! Danach ist allerdings erst mal Akku-Laden angesagt, denn einen Wechsel-Akku gibt es hier systembedingt nicht. Wer also sehr lange Tages-Touren mit genügend Batteriereserven unternehmen will, ist mit beiden Bikes weniger gut beraten. Hier geht nach wie vor nichts über einen Bosch-CX-Motor und einen Zweit-Akku im Rucksack.

1Herstellerangabe 2EMTB-Messwerte 3Das Urteil gibt den subjektiven Eindruck der Tester und die Ergebnisse der Reichhöhenmessung und der Labortests wieder. Es ist preisunabhängig. EMTB-Urteile: super (ab 350 Punkte), sehr gut (ab 315 Punkte), gut (ab 280 Punkte), befriedigend (ab 245 Punkte), mit Schwächen (ab 210 Punkte), darunter ungenügend.*Mit Zusatz-Akku