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Layout: denkbetrieb, Redaktion: Sigrid Zielke-Hengstenberg, M. A. diese Bezeichnung sah er u. a. in den aus Speckstein gefertigten Vogelstatuen und Monolithen, die in den Ruinen von Great Zimbabwe gefunden wurden. Die Bezeichnung birgt aber eine ethnologische Ungenauigkeit und kolonialistische Prägung. Die Mehrheit, fast drei Viertel der Bevölkerung im heutigen Zimbabwe und damaligen Rhodesien, werden als Shona bezeichnet. Tat- sächlich setzen sie sich aber aus sechs Hauptvölkern zusammen und vielen Zugezogenen. Daraus entwickelte sich die einzigar- tige Formensprache, in der die Bildhauer mit ihren Händen den Stein bearbeiten, in Dialog mit dem Material treten – unabhängig von einer theoretischen, kunstgeschichtlichen Ausbildung. Dabei verarbeiten die Künstler in ihren Werken die mystische und spi- rituelle Welt ihrer Gesellschaften auf, doch erscheint sie gleich- wertig mit religiösen wie auch alltäglichen Motiven. Aus ihrem Geist und mit ihren Fertigkeiten schaffen die Bildhauer aus Zimbabwe in der Verbindung von Tradition und Moderne ein- zigartige, zeitlose Werke, die in der historischen Umgebung der Cappenberger Stiftskirche ihre besonderen Qualitäten heraus- stellen. Arne Reimann, M. A. Kunsthistoriker Ein scharfes Stück Ruhrgebiet SCHLOSS CAPPENBERG – STIFTSKIRCHE Schlossberg · 59379 Selm-Cappenberg Kreis Unna · Kultur Fon 02303 27-1441 · Fax 02303 27-4141 www.kreis-unna.de Öffnungszeiten Di – Fr 13.30 – 17 Uhr Sa – So 10.00 – 17 Uhr (außerhalb der Gottesdienste) Eintritt frei Öffentliche Führungen So 11.30 Uhr und 14.30 Uhr Anmeldungen von Sonderführungen Fon 02303 27-1841 · Fax 02306 27-4141 SCHLOSS CAPPENBERG STIFTSKIRCHE 23.07. – 17.12.2017 Werke aus der Kunsthalle Schnake IM DIALOG ZWISCHEN TRADITION UND MODERNE Die Bildhauer aus Zimbabwe Abb. Titelseite: Joseph Ndandarika, Resting Man, 1990, Springstone; Fotos: Thorsten Marquardt Perlagia Mutyavaviri Looking out of you, 2016, Springstone Fotos aus Zimbabwe: Eberhard Schnake

STIFTSKIRCHE - Herzlich willkommen im Kreis Unna und Kultur... · Washington Matafi The endless Way 2015, Serpentin gardistisches Phänomen, deren Entwicklungsgeschichte in den 1960er

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: Sigrid Zielke

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. A.

diese Bezeichnung sah er u. a. in den aus Speckstein gefertigten

Vogelstatuen und Monolithen, die in den Ruinen von Great

Zimbabwe gefunden wurden. Die Bezeichnung birgt aber eine

ethnologische Ungenauigkeit und kolonialistische Prägung. Die

Mehrheit, fast drei Viertel der Bevölkerung im heutigen Zimbabwe

und damaligen Rhodesien, werden als Shona bezeichnet. Tat-

sächlich setzen sie sich aber aus sechs Hauptvölkern zusammen

und vielen Zugezogenen. Daraus entwickelte sich die einzigar-

tige Formensprache, in der die Bildhauer mit ihren Händen den

Stein bearbeiten, in Dialog mit dem Material treten – unabhängig

von einer theoretischen, kunstgeschichtlichen Ausbildung. Dabei

verarbeiten die Künstler in ihren Werken die mystische und spi-

rituelle Welt ihrer Gesellschaften auf, doch erscheint sie gleich-

wertig mit religiösen wie auch alltäglichen Motiven.

Aus ihrem Geist und mit ihren Fertigkeiten schaffen die Bildhauer

aus Zimbabwe in der Verbindung von Tradition und Moderne ein-

zigartige, zeitlose Werke, die in der historischen Umgebung der

Cappenberger Stiftskirche ihre besonderen Qualitäten heraus-

stellen.

Arne Reimann, M. A.

Kunsthistoriker

Ein scharfes Stück Ruhrgebiet

SCHLOSS CAPPENBERG – STIFTSKIRCHE

Schlossberg · 59379 Selm-Cappenberg

Kreis Unna · Kultur

Fon 02303 27-1441 · Fax 02303 27-4141

www.kreis-unna.de

Öffnungszeiten

Di – Fr 13.30 – 17 Uhr

Sa – So 10.00 – 17 Uhr

(außerhalb der Gottesdienste)

Eintritt frei

Öffentliche Führungen

So 11.30 Uhr und 14.30 Uhr

Anmeldungen von Sonderführungen

Fon 02303 27-1841 · Fax 02306 27-4141

SCHLOSS CAPPENBERG

STIFTSKIRCHE 23.07. – 17.12.2017

Werke aus der Kunsthalle Schnake

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Nach dem Umzug der Skulpturen von Raimondo Puccinelli von

Schloss Cappenberg nach Haus Opherdicke, wo sie ab Herbst 2017

im Park dauerhaft zu sehen sein werden, präsentiert der Kreis Unna

erneut beeindruckende Steinskulpturen während der Umbau- und

Renovierungsphase des Schlosses in der Stiftskirche.

Die Werke der Bildhauer aus Zimbabwe sind bedeutende Leihgaben

aus der Kunsthalle Schnake, die sich ganz dieser Ausnahmeer-

scheinung innerhalb der afrikanischen Kunst- und Kulturgeschichte

widmet. Als Synthese aus Tradition und Moderne gilt sie als avant-

schwung aus, auch in ihrer Funktion als Vorbilder der nachfol-

genden Generationen. Auf den Weltausstellungen in Sevilla und

Hannover wurden die Steinbildhauer in Ausstellungen bewundert

und waren auf der Biennale in Venedig mit einen eigenen Pa villon

vertreten. Noch heute wird die Bildhauerkunst Zimbabwes als

„Shona Kunst“ bezeichnet. Frank McEwen, erster Direktor der na-

tionalen Kunstgalerie und einer der entscheidenden Wegbereiter

dieser Kunstform, sah die Skulpturen immer in Verbindung mit

der Mythologie und Stammeskunst der Shona. Den Grund für

Washington MatafiThe endless Way2015, Serpentin

gardistisches Phänomen, deren Entwicklungsgeschichte in den

1960er Jahren während des Zerfallsprozesses der ehemals britischen

Kolonie Rhodesien begann. Sie entstand nicht aus der Überliefe-

rung heraus, sondern allein aus der Freude am künstlerischen

Schaffen. Die alten großen Meister der ersten Generation, Nicholas

Mukomberanwa, Henry Munyaradzi sowie Bernard Matemera, waren

sehr erfolgreich. Sie stellten in großen Häusern der Welt aus, darunter

das Museum of Modern Art in New York und das Musée Rodin in Paris

wie auch auf dem internationalen Kunstmarkt. Sie lösten einen Auf-

I M D I A L O G Z W I S C H E N T R A D I T I O N U N D M O D E R N E D i e B i l d h a u e r a u s Z i m b a bw e

Nicholas MukomberanwaThe Kiss1990, Springstone

Perlagia Mutyavaviri, Looking into the Future, 2016, Springstone

Rickson Z. MurehwaThe Dance, 2015Serpentin

Nesbert Mukomberanwa, Birds in Love, 2015, Springstone