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1957 2017 Gewachsen durch Engagement und Kompetenz 60 Jahre Stiftung ICP München Jahresbericht 2017 STIFTUNG ICP MÜNCHEN

STIFTUNG ICP MÜNCHEN 19572017 · Wirkens von 1961 bis 2000 in der Stiftung ICP München hat er wie kein Zweiter die fachliche Arbeit geprägt. Die notwendige medizinische Intervention

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19572017Gewachsen durch Engagement und Kompetenz

60 Jahre Stiftung ICP München

Jahresbericht 2017

STIFTUNG ICP MÜNCHEN

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Inhalt

Die Stiftung ICP München

Bericht des Stiftungsrates

Vorwort des Vorstandes

Organisation

Kuratorium

Unser Angebot

ICP-Rehabilitations- und Inklusionskonzept

Das Münchner Tageskonzept

Stiftung ICP München: Therapie, Förderung und Integration

The Foundation ICP Munich: Therapy, Support and Integration

Rückblick 2017

Therapie und Medizin

Ärzte im ICP

Physio-, Ergo- und Sprachtherapie

Psychologischer Dienst

Medizinisches Zentrum für Erwachsene mit Behinderung (MZEB)

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Inklusive Kinderförderung GmbH

Luise-Kiesselbach-Förderschulen

Berufsbildungswerk (BBW)

MFZ Münchner Förderzentrum GmbH

Spender und Unterstützer

Ehrenamt

Förderstiftung Spastiker-Zentrum München

Förderverein Spastiker-Zentrum e.V.

Die Stiftung ICP München in Zahlen

Die nächsten Jahre - ein Ausblick

Impressum

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Bericht des Stiftungsrates

Der Stiftungsrat der Stiftung ICP München,gleichzeitig Aufsichtsorgan der Förder-stiftung Spastiker-Zentrum München

und der Tochtergesellschaften MFZ MünchnerFörderzentrum GmbH und IKF Integrative Kin-derförderung GmbH tagte im Berichtsjahr sechs-mal, bis auf eine Ausnahme jeweils gemeinsammit den Mitgliedern des Vorstandes. Alle Sitzun-gen waren von Offenheit und Vertrauen geprägt.Für die seit Mitte 2016 amtierenden neuen Vor-standsmitglieder war 2017 das erste volle Jahrihrer Verantwortung für die erneut gewachseneStiftung ICP München.

Der Stiftungsrat dankt auch an dieser Stelle dendrei Vorständen für ihre Bemühungen, unser gemein-nütziges Sozialwerk in fachlicher und wirtschaftlicherHinsicht auf Kurs und damit auch menschlich (d. h. vorallem Menschen dienend) zu halten und – wo nötig –neue Wege anzuregen und zu beschreiten. Gleiches giltfür alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf allen Ebe-nen: Ihnen ist es zu verdanken, dass unsere Angebotein allen Geschäftsbereichen einen guten Ruf haben undgut nachgefragt sind.

Nicht nur RoutineWie in jedem Jahr beschloss der Stiftungsrat die Wirt-schaftspläne mit Stellenplänen und Investitionsplänenfür das neue Jahr und stellte die Jahresabschlüsse für2016 fest. Die erstmals für uns tätige Wirtschaftsprü-fungsgesellschaft CURACON erteilte jeweils den „unein-geschränkten Bestätigungsvermerk“. Bei jeder Sitzungberichtete der Vorstand über die aktuelle wirtschaftlicheLage mit Vergleichszahlen gegenüber den Vormonatenund dem Vorjahr.

Der Stiftungsrat der Stiftung ICP München:

Erwin Dürr, Vorsitzender, Hans-Jürgen Michal,Renate Klose, stellvertretende Vorsitzende,Ulrike Fürst,Gerdi Stulz,Knut Lehmann(v.l.n.r.)

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Einer der früheren Beschlüsse zur Führung der Tochter-gesellschaften wurde umgesetzt: Mit Robert Fabian-Krause berief der Aufsichtsrat im April einen weiterenGeschäftsführer für die IKF GmbH. Dazu wurden Maß-nahmen veranlasst, die es der Verwaltung in diesem Be-reich ermöglichen, den komplexen Anforderungen derAbrechnung mit den öffentlichen Kostenträgern zu ent-sprechen. Die von der IKF GmbH getragene inklusiveGrundschule konnte termingerecht in einen Neubau um-ziehen. Alle Beteiligten erlebten die Eröffnung im Julisehr dankbar.

Mit großem Bedauern nahm der Stiftungsrat imSommer zur Kenntnis, dass die Anfang 2016 gewählteVorsitzende Christine Strobl ihr Amt, das sie übergangs-weise übernommen hatte, wieder aufgegeben hat. DerStiftungsrat verdankt ihr eine wache, ruhige, kundigeund wegweisende Führung – auch während der ersten Mo-nate der Amtszeit des neuen Vorstandes. Im Herbstwurde für den Rest der bis Ende 2018 andauerndenWahlperiode Erwin Dürr (bisher Stellvertreter) zum Vor-sitzenden und Renate Klose zur Stellvertreterin gewählt.

Investitionen in ZukunftMehrmals diskutiert und schließlich beschlossen wurdenim Berichtsjahr Vorhaben, die für die Weiterentwicklungunserer Stiftung ICP München bedeutsam sind undgleichzeitig die Qualität unserer Arbeit absichern.

Dazu gehört unter anderem der Ausbau der ambu-lant begleiteten Wohnangebote für Erwachsene. Be-schlossen wurde die Umwandlung bestehender„Heimplätze“ in von Mitbürgerinnen und Mitbürgernanzumietende Wohnungen, der Bau weiterer solcherWohnungen und der Ausbau notwendiger Hilfen in am-bulanter Form, teilweise auch in Kooperation mit am-bulanten Diensten anderer Träger.

Beschlüsse zur Finanzierung (auch mit eigenen Mitteln)und zur personellen Verantwortung (ärztliche Leitung)haben die Eröffnung des „Medizinischen Zentrums fürErwachsene mit Behinderung“ im MFZ Giesing er-möglicht.

Mit der Entscheidung zum Bau von Wohnungenfür Mitarbeitende wurde einem weiteren Vorschlag desVorstandes entsprochen und damit der besonderen Si-tuation in München Rechnung getragen.

Nach 60 Jahren Erfahrung in Sachen „Förderung,Bildung und Ausbildung“ für Menschen mit Behinde-rung, beschloss der Stiftungsrat Ende 2017 ein Ausbil-dungsangebot. Wir sind dankbar, dass im Herbst 2018die „Luise-Kiesselbach-Fachschule für Heilerziehungs-pflege“ mit dem ersten Kurs beginnen kann. Auch hierwerden uns, vor allem in den kommenden drei Jahrenbis zur staatlichen Anerkennung, erhebliche Eigenmittelabverlangt. Gemeinsam mit dem Vorstand halten wir siefür eine notwendige Investition in die Zukunft.

Dass sie und anderes möglich waren und sind,verdanken wir nicht zuletzt vielen Verantwortlichenund Mitarbeitenden bei der Landeshauptstadt München,im Bezirk Oberbayern, im Freistaat Bayern (auch aufRegierungsebene), bei der Arbeitsagentur und bei denKrankenkassen – wie auch den Mitgliedern unseres Kura-toriums und dem „Förderverein Spastiker-Zentrum e.V.“.

Das Bewusstsein um diese hilfreichen Partnerschaftenträgt und ermutigt uns in allen Bereichen unserer ICP-Gruppe – auch im Jahr 2018.

Erwin DürrVorsitzender des Stiftungsrates

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Vorwort des Vorstandes

Der Vorstand der Stiftung ICP München:

Prof. Dr. med. Bernhard Heimkes, Vorstand Medizin und Therapie,Thomas Pape,Vorstandsvorsitzender,Alfons ForstpointnerVorstand Wirtschaft und Finanzen(v.l.n.r.)

Unsere Stiftung ist 60 Jahre alt geworden. Sieist somit im besten Lebensalter. Ausgestattetmit vielen Erfahrungen, guten Freunden und

Unterstützern, einer engagierten Familie von Mitar-beitern und Menschen, die in unseren Einrichtungengefördert und unterstützt werden. Trotzdem ist dieStiftung jung geblieben, innovativ, mit neuen Ideenund vor allem mit der Kraft, diese auch umzusetzen.Dass die Stiftung ICP München so werden konnte,verdankt sie Menschen und Institutionen, die sie aufdem Weg der letzten 60 Jahre begleitet haben. Nur ei-nige können in diesem Heft zu Wort kommen. Trotz-dem ist dieser Jahresbericht ein Dankeschön an alle,die am Anfang, über die Jahre und auch jetzt, mit unsund für uns Ideen hatten, mit uns gearbeitet habenund auch heute mit uns weiter vorangehen.

Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte zeigt sehr gutunser Berufsbildungswerk (BBW). Gegründet, weil dieAbsolventen der Förderschule eine gute Berufsausbil-dung brauchten, ist das BBW heute eine bespielhafteund vor allem erfolgreiche Einrichtung, die in ihrer Spe-zialisierung einmalig in Deutschland ist. In 14 Ausbil-dungsberufen werden Abschlüsse angeboten. 90 % derTeilnehmer bestehen die Prüfungen und fast 60 % fin-den eine Tätigkeit in den ersten zwölf Monaten danach.

Warum? Weil Ausbilder, Berufsschullehrerinnen,Ärzte, Erzieherinnen, Heilerziehungspfleger, Therapeu-tinnen, Krankenpfleger sowie Sozialpädagoginnen an

einem Ort koordiniert ein Ziel haben: einen Beruf undeine Arbeitsstelle für junge Menschen mit einer Körper-behinderung. Und zwar auch dann, wenn schwerere Er-krankungen solche Erfolge schwierig machen. Aus demganzen Bundesgebiet, aus Österreich und Südtirol kom-men inzwischen unsere Teilnehmer, die dazu neben demBeruf auch den Realschulabschluss erreichen können.Damit sind sie bestens für den Arbeitsmarkt qualifiziert,auch dank der zahlreichen Unternehmen und öffentli-chen Einrichtungen hier in München und im Umland,die seit Jahren mit Praktika und später mit Arbeitsstellendabei helfen. Eine Arbeitsstelle und ein Einkommen fürAbsolventen mit einer körperlichen Behinderung sind inMünchen mit den neuen Unterstützungsinstrumentendes Bundesteilhabegesetzes noch besser möglich. DieIdee des Berufsbildungswerkes von 1974 ist somit ingute Jahre gekommen: kontinuierlich, aber angepasstan die Bedürfnisse einer neuen Generation und deswachsenden Wirtschaftsstandortes München.

Medizinische Versorgung von Menschen mit einer Behinderung verbessernNeue Ideen haben manchmal sehr wenig Zeit bis zurRealisierung. Auch weil ihre Umsetzung so dringend ist.Die medizinische Versorgung von Menschen mit einerBehinderung ist so ein Problem. Denn erwachsene kör-perbehinderte Menschen hatten und haben häufig nureingeschränkten Zugang zur gesundheitlichen Versor-gung. Oft sind Arztpraxen nicht rollstuhlgerecht oder

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die Kommunikation ist schwierig. Das neu eröffnete Me-dizinische Zentrum für Erwachsene mit Behinderung(MZEB) in der Giesinger St.-Quirin-Straße der StiftungICP München hilft, diese Probleme zu lösen. Fachärzteunterschiedlicher Profession in Zusammenarbeit mitCase-Managern, Psychologen und Therapeuten ermög-lichen eine umfassende und langfristige Betreuung. Sosind Arztbesuche und die nachfolgende Koordinierungaus einer Hand möglich.

Wünsche der Familien von Kindern und Jugendlichen miteiner Behinderung aufnehmenDas Wohnheim für körperbehinderte Kinder und Ju-gendliche am Standort in der Garmischer Straße 241verzeichnete in den letzten Jahren ein stetiges Wachs-tum. Dabei haben sich die Bedürfnisse der Familien dazugeändert. Zum einen sind die Aufwendungen für quali-fizierte Pflege und medizinische Behandlung deutlichumfangreicher; zudem brauchen Familien flexiblere undumfassendere Angebote. Mit Plätzen für Kurzzeitpflegeermöglichen wir es Familien von Kindern der heilpäda-gogischen Tagesstätte, in Ferien und in Krisensituatio-nen Entlastung in Anspruch nehmen zu können.

Mit dem Angebot einer Anschlussrehabilitationnach orthopädischen Eingriffen in den verschiedenstenMünchner Kliniken erfüllt die Stiftung ICP Müncheneinen lange geäußerten Wunsch der Eltern und Ange-hörigen. Damit ist es möglich, dass Kinder und Jugend-liche nach der klinischen Behandlung direkt in ihrvertrautes Umfeld zurückkehren können. Unterbrechun-gen in Schule, Therapie und Pflege werden auf dieseWeise verkürzt. Gerade Eltern aus München haben sodie Gelegenheit, medizinische Behandlung und Therapieund familiäre Anforderungen gut zusammenzubringen.Neben der intensiven therapeutischen Behandlung ste-hen dabei Hilfestellungen und Betreuungsangebote fürdie Familien im Mittelpunkt der Anschlussrehabilitation.

Dank an Professor StotzDie zielgerichtete Verknüpfung von medizinischer Be-handlung, der Förderschule, Therapie und heilpädago-gischer Arbeit waren stets ein Anliegen von ProfessorDr. med. Siegfried Stotz. Fast 40 Jahre seines aktivenWirkens von 1961 bis 2000 in der Stiftung ICP Münchenhat er wie kein Zweiter die fachliche Arbeit geprägt. Dienotwendige medizinische Intervention bei körperbehin-derten Kindern und Jugendlichen im Kontext ihres so-zialen Umfeldes und der Familie zu sehen, das war seinAnliegen als Mediziner und Arzt. Bis heute fühlen wir unsmit dieser Idee verbunden. Gerade die oben dargestelltenneuen medizinisch-rehabilitativen Angebote wärenohne seine prägenden Ideen so nicht möglich gewesen.

Eröffnung des Integrativen Hauses für KinderDas Integrative Haus für Kinder in der GarmischerStraße 241 ist im April 2017 eröffnet worden. Hier sinddie integrativen Angebote des vorher bestehenden Kin-dergartens und der bereits seit 2010 genehmigten inklu-siven Grundschule in einem neuen, modernen Gebäudevereint. Beispielhaft wurde über 7 Jahre ein Angebotentwickelt, das mit den erforderlichen Rahmenbedin-gungen und Ressourcen schulische Inklusion erfolgreichmacht. Nun erleben 100 Kinder mit und ohne Behinde-rungen im hellen Schulhaus und dem großen Spielparkihre Kindergarten- und Schulzeit. Mit dem grünen Klas-senzimmer, dem behindertengerechten Schulgarten undder umfassenden IT-Ausstattung ermöglicht das Kinder-haus vielgestaltige Angebote, die sich in einem gemein-samen Konzept vereinen. Der Freistaat Bayern hat über dievergangenen Jahre das Projekt umfassend unterstütztund seine Ergebnisse nun auch evaluiert. InklusiveSchulformen auszubauen bleibt ein Anliegen der StiftungICP München.

AusblickEs bleibt, am Ende eines Jahres Dank zu sagen den Men-schen, die wir jeden Tag betreuen, fördern, pflegen, be-schulen und behandeln dürfen. Es sind körperbehinderteMenschen unterschiedlichen Alters – Kinder und Ju-gendliche, Erwachsene und Menschen, die mit ihrer Be-hinderung alt geworden sind. Es sind ihre Angehörigen,Familien und Betreuer. Mit ihrem Vertrauen in uns,ihren Ideen und Anregungen machen sie die Arbeit derStiftung ICP München erst möglich. Unsere Mitarbeiter,Ehrenamtlichen und auch wir als Vorstände sind damitwieder über ein Jahr gewachsen und hoffentlich auchbesser geworden.

Die nächsten Jahre halten neue Herausforderungenbereit. Mit dem Bundesteilhabegesetz haben sich einigeRahmenbedingungen, insbesondere für Menschen miteiner Behinderung auf dem Arbeitsmarkt, verbessert.Aber neue Regelungen und Instrumente werden wir ge-meinsam schnell umsetzen müssen. Hierzu sind zielge-richtete Fortbildung und ein aktives Wissens-management notwendig. Die Stiftung ICP Münchenwird sich verändern. Manche Bereiche werden über-dacht, andere neu ausgerichtet werden. So wie in denvergangenen 60 Jahren auch. Dabei können wir aufMitarbeiter und Ehrenamtliche zählen.

Vielen Dank dafür!

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STIFTUNG ICP MÜNCHENFörderverein

Spastiker-Zentrum e.V.

Rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts

Stiftungsrat

Einrichtungen/Gesellschaften

Stiftungsvorstand

Erwin Dürr (Vorsitz),Renate Klose (stv. Vorsitz), Ulrike Fürst, Knut Lehmann, Hans-Jürgen Michal, Gerdi Stulz

Alfons ForstpointnerVorstand Wirtschaft und Finanzen

Thomas PapeVorsitzender

Prof. Dr. Bernhard Heimkes Vorstand Medizin und Therapie

• Förderzentrum körperlich-motorische Entwicklung

• Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung

• Heilpädagogische Tagesstätten

• Heilpädagogische Wohnheime

• Therapieabteilungen

• Berufsbildungswerk

• Fachdienste

• Berufsbildungsbereich

• Psychologischer Dienst

• Anschlussrehabilitation

• Zentrale Verwaltung

IKFIntegrative Kinderförderung GmbH

• Kindertages- einrichtungen mit integrativen Gruppen in: - Kinderkrippe- Kindergarten

- Hort

• Inklusive Luise-Kiesselbach- Grundschule

• TherapeutischeAmbulanz:Physio-, Ergo- und Sprachtherapie

MFZMünchner Förderzentrum GmbH

• Förderstätten

• Werkstatt (WfbM)

• Wohnpfl egeheime

• Ambulantes Wohnen

• Seniorenbereich: - Pfl egeheim

- Pfl ege und

Eingliederungshilfe

• Therapeutische Ambulanz: Physio-, Ergo- und Sprachtherapie

• Luise-Kiesselbach- Fachschule für Heilerziehungspfl ege

• Berufsvorbereitung

und -ausbildung

• OrthopädischeHilfsmittel:- Versorgung- Anpassung- Reparaturen

Medizinisches Zentrum für Erwachsene mit Behinderung

MZEB

STIFTUNG ICP MÜNCHEN

• Ärztlich geleitete Spezialpraxis für Erwachsene mit Behinderung

STIFTUNG ICP MÜNCHENRehabilitation für Kinder, Jugendliche und Erwachsene

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Organigramm

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Organisation

Im Januar 2007 gegründet, unterstützt die Förderstiftung mit den aus demStiftungskapital erwirtschafteten Erträgen Menschen mit Behinderungenindividuell in Notsituationen.

Der Förderverein Spastiker-Zentrum e.V. ist aus dem 1956 gegründeten Verein „Spastiker-Zentrum - Verein zurFörderung spastisch gelähmter Kinder, Jugendlicher und Erwachsener und anderer Menschen mit Behinderung e. V.“ entstanden und eingetragener Verein seit dem 28.05.2014. Zweck des Vereins ist die Unterstützung der Stiftung ICP München und ihrer Einrichtungen, Dienste und Maßnahmen gemäß der Vereinssatzung.

FördervereinSpastiker-Zentrum e. V.

Erwin DürrVorsitzender

Renate Klosestv. Vorsitzende

Gerdi Stulz Ulrike Fürst Knut Lehmann Hans-Jürgen Michal

Stiftungsrat

Thomas PapeVorsitzender

Alfons ForstpointnerVorstand Wirtschaft und Finanzen

Prof. Dr. med. Bernhard HeimkesVorstand Medizin und Therapie

Stiftungsvorstand

Erika FürstEhrenvorsitzende des Stiftungsrats Erika Fürst begleitet als Ehrenvorsitzende dieArbeit der Stiftung ICP München mit enormemehrenamtlichen Engagement. Dadurch unter-stützt sie nicht nur die Arbeit selbst, sondernist lebendiges Beispiel und Vorbild für ethischesHandeln und Kontinuität.

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Kuratorium

Die Mitglieder des Kuratoriums der Stiftung ICP München beraten und unterstützen den Stiftungsrat und denStiftungsvorstand. Ihr herausragendes persönliches Engagement ermöglicht vor allem die inhaltliche undorganisatorische Weiterentwicklung der Stiftung ICP München insgesamt und der von ihr geführten Ein-

richtungen und Unternehmen, zum Wohle der Menschen, die dort betreut werden. Neue, notwendige Entwicklungenwerden in diesem Gremium beraten. Die umfangreiche persönliche und berufliche Erfahrung der Kuratoriumsmit-glieder ermöglicht die kritische Betrachtung von anstehenden strategischen Entscheidungen, aber auch die Ausrich-tung der Dienste der Stiftung ICP München an den wirklichen Bedürfnissen der Menschen mit einer Behinderung imGroßraum München.

Mitglieder

Prof. Andreas BönteBayerisches Fernsehen, Programmbereichsleiter Planung und Entwicklung

Erika FürstEhrenvorsitzende des Stiftungsrats

Anne HübnerStadträtin, SPD Fraktion

Robert HübnerGeschäftsführer, RH Immobilien Management GmbH

Dr. Thomas KürnFachbereichsleiter Berufsbildung der IHK für München und Oberbayern

Engelbert KupkaRechtsanwalt, Vorstand der Bayerischen Landesstiftung

Prof. Dr. Renée LampeKlinik für Orthopädie und Sportorthopädiedes Klinikums rechts der Isar der TU München

Prof. Dr. Volker MallÄrztlicher Direktor des kbo-Kinderzentrums München gGmbH

Prof. Dr. Franz PeteranderPsychologe, Ludwig-Maximilians-Universität

Sabine PfeilerStadträtin, CSU Fraktion

Rüdiger RothVorsitzender Richter am Bundesverwaltungsgericht a. D.

Hans SchöbelEhemaliger Vorsitzender des Landesverbandes für Körper- und Mehrfachbehinderte e. V.

Bernhard SeidenathMitglied des Bayerischen Landtags

Raphael SingerLandgerichtspräsident a. D.

Vorsitzender

Dr. Theo WaigelBundesfinanzminister a. D.

Stellvertretender Vorsitzender

Josef MedererBezirkstagspräsident von Oberbayern,Präsident des Bayerischen Bezirketags

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Unser Angebot

IKF Integrative Kinderförderung GmbHIntegratives Haus für Kinder Weilheimer Straße 20Integratives Haus für Kinder Garmischer Straße 241Integratives Haus für Kinder Am Westpark Integrative Kinderkrippe Situlistraße 80Inklusive Grundschule

Abteilung Therapie: Physio-, Ergo-, Sprachtherapie

ICP MünchenIntegrationszentrum für CerebralparesenHeilpädagogische Tagesstätte im Vorschulbereich ohne SVEHeilpädagogische Tagesstätte im Vorschulbereich mit SVEHeilpädagogische Tagesstätte im SchulbereichSchülerwohnheim Förderzentrum (Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung)Berufsbildungswerk (Berufsvorbereitung und -ausbildung)Berufsvorbereitungsjahr (AQJ/BVJ)Berufsschule (Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung)BBW-Wohnen

108 Plätze100 Plätze173 Plätze42 Plätze60 Plätze

14 Plätze16 Plätze138 Plätze36 Plätze120 Plätze154 Plätze24 Plätze156 Plätze79 Plätze

MFZ Münchner Förderzentrum GmbHMFZ GiesingFörderstätteWohnheim (WEK)Ambulant betreute WohngemeinschaftAmbulant betreutes Wohnen

MFZ FreimannFörderstätteWohnheim (WEK, WTEK)ICP-Werkstatt (WfbM)SeniorenwohnheimAppartements (betreutes/selbstständiges Wohnen)

OWIOrthopädische Werkstatt im Integrationszentrum GmbHAusbildungs- und Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung

86 Plätze58 Plätze5 Plätze

12 Plätze

56 Plätze77 Plätze66 Plätze60 Plätze34 Plätze

6 Plätze

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Das ICP-Rehabilitations- und Inklusionskonzept

ab der 9.Lebenswoche

individuellohneAltersbe-grenzung

ab 3 JahrenHeilpädagogische

Tagesstätte, VorschuleSVE

Förderschule,Heilpädag. Tagesstätte,

Schülerwohnheim

Berufs-bildungs-

werk

Werkstattfür

behinderteMenschen,

Förderstätte,

bis zum Eintrittins Rentenalter

1. Arbeitsmarkt

Wohnheimmit Tagesstruktur,

nach dem Erwerbsleben,individuell ohne Altersbegrenzung

Seniorenheim für alt gewordene behinderte Menschen

Integrationsfirma1. Arbeitsmarkt

DualeBerufsausbildung

TrialeBerufsausbildung

Verzahnte Ausbildung mit Betrieben

Inklusive Grundschulemit integrativem Hort

Integrativer Kindergarten

Integrative Kinderkrippe

Regelbereich Spezialbereich

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führung räumlich und personell getrennter Einheitenwie Förderschule und heilpädagogische Tagesstätte)

• ein Turnussystem mit wechselnden Schul- und Ta-gesstättenzeiten (d. h. Schule und heilpädagogischeTagesstätte finden im täglichen Wechsel, entwedervor- oder nachmittags, im Ganztagesbetrieb statt)

• eine mit dem Kind und den Sorgeberechtigten be-sprochene und interdisziplinär erstellte individuelleFörderplanung

Heilpädagogische Tagesstätte, Schülerwohnheim, För-derschule, Medizin/Therapie und Psychologie arbeitendabei sehr intensiv zusammen. Im heilpädagogisch ge-stalteten Tagesablauf wird in Zusammenarbeit mit The-rapie und Sonderpädagogik besonders geachtet auf • Ausgangsposition, Haltung/Bewegung/Hilfsmittel• Kommunikationswege finden, Entscheidung treffen• Alltagskompetenzen und Eigenständigkeit erlernen• Entwicklung der eigenen Persönlichkeit• Soziales Erlebnisfeld, Bearbeitung von Emotionen,Konfliktbearbeitung, Aufbau von Kontakten

• Ausgleich zwischen Anspannung und Entspannung

Positive Entwicklungsmöglichkeiten, eine Förderung derGesamtpersönlichkeit, Freude und eine verbesserte Le-bensqualität und nicht zuletzt das Erleben von Selbst-wirksamkeit und Partizipation werden durch einganzheitliches, interdisziplinäres, ganztägliches Mitei-nander geschaffen.

„Erstes Prinzip ist das Ziel einer Förderung der Gesamt-persönlichkeit des Kindes und Jugendlichen.“ (Münchner Tageskonzept S. 5)

Durch die Zusammenführung und Verzahnung der ver-schiedenen Fachdisziplinen räumlich, zeitlich und per-sonell ergeben sich als Effekte für das Kind/den Jugend-lichen ein besserer Informationsfluss, ein Hand-in-Hand-Arbeiten, gemeinsame aufeinander abgestimmte Ziel-verfolgung und eine bessere und schnellere Zielerreichung.

*S. Stotz (Hrsg.), Therapie der infantilen Cerebralparese. Das Münchner Tageskonzept. Pflaum-Verlag München 2000.

Die infantile Cerebralparese ist verbunden mit Einschrän-kungen der Motorik, oft auch der Wahrnehmung (Perzep-tion), des Hörens, Sehens, der Sprache, der psychosozialenund der kognitiven Entwicklung. Der Betreuung und För-derung von Kindern und Jugendlichen in der Stiftung ICPMünchen liegt deswegen ein differenziertes Konzept zu-grunde, das auf individuelle und ganzheitliche Förderungmit den Zielen der höchst möglichen Selbstständigkeit, Teil-habe in der Gesellschaft und sozialen Integration in allenAltersstufen Wert legt und verwirklicht wird.

„Zentraler Auftrag des Trägers (…) ist die ganzheitliche,das heißt medizinisch begleitete, therapeutische, päda-gogische und berufliche Förderung der betroffenen Menschen.“(Münchner Tageskonzept S. 4)

Die Bezeichnung „Tageskonzept“ in ihrer Erstfassung durchHerrn Prof. Siegfried Stotz* bezieht sich auf die Aufgabeder Ganztages-Förderung, die therapeutische und pädago-gische Förderziele, Unterrichtung und Ausbildung vereint.

Das Münchner Tageskonzept ist auch heute noch unsereOrganisations-, Ziel- und Arbeitskonzeption. Sie wird in den Alltag umgesetzt durch:• einen heilpädagogisch gestalteten Tagesablauf mit in-tegrierten Therapien

• medizinisch-therapeutische individuelle Behandlungs-einheiten

• psychologische Betreuung und Beratung• ein spezielles Raumkonzept der Gruppen (Zusammen-

Ganzheitliche Förderung

Das Münchner Tageskonzept

interdisziplinäre Zusammenarbeit

FörderschuleMedizinTherapie

heilpädagogischeTagesstätte,

Schülerwohnheim

Das Münchner Tageskonzeptfür Kinder und Jugendlichemit infantiler Cerebralparese

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Stiftung ICP München: Therapie, Förderung und Integration

Die Stiftung ICP München betreut als Träger verschiede-ner Einrichtungen und Gesellschaften Kinder, Jugendlicheund Erwachsene mit und ohne Förderbedarf. Ein vielsei-tiges, individuelles Betreuungsangebot für alle Lebens-phasen stellt sicher, dass die Menschen mit und ohneBehinderung optimal und ganzheitlich gefördert werden.Unser inklusiver, integrativer und interdisziplinärer An-satz basiert auf einem Zusammenspiel von Medizin, The-rapie sowie Sonder-, Heil- und Berufspädagogik.

Im Einzelnen unterhält die Stiftung ICP München folgende Einrichtungen:

IKF Integrative Kinderförderung GmbHDie IKF Integrative Kinderförderung GmbH unterhält in-tegrative und inklusive Angebote in ihren Kindertages-einrichtungen. In den integrativen Kinderkrippen undKindergärten sowie in der inklusiven Grundschule mitintegrativem Hort findet die gemeinsame Bildung, Be-treuung und Erziehung der Kinder statt. Aufgrund derkleinen Gruppen ist eine ressourcen- und kompetenz-orientierte Förderung alle Kinder möglich.

Stiftung ICP München für Kinder und JugendlicheIn der Stiftung ICP München in der Garmischer Straßeerhalten rund 450 Kinder und Jugendliche mit einer Ce-rebralparese eine ganzheitliche Förderung und indivi-duelle Betreuung. Ein Fachärzteteam unter der Leitung von Prof. Dr.Heimkes stellt die Diagnosen und legt in enger Zusam-menarbeit mit den Therapeuten die erforderlichen Be-handlungen und Therapien fest.

Interdisziplinäre ZusammenarbeitDie fachübergreifende Zusammenarbeit zwischen Ärz-ten, Therapeuten, Psychologen und Pädagogen im ICPist eine Grundvoraussetzung für eine gelungene Be-handlung. Dabei bilden Sonder- und Heilpädagogik zu-sammen mit den entsprechenden Therapien und derMedizin eine effektive Synthese. Die individuelle Be-

treuung in der heilpädagogischen Tagesstätte, VorschuleSVE, Förderschule und Wohnheim sowie bei der Aus-bildung im Berufsbildungswerk stellt sicher, dass dieKinder und Jugendlichen ihren Bedürfnissen entspre-chend optimal versorgt sind und gefördert werden.

Berufsbildungswerk Stiftung ICP MünchenIm Berufsbildungswerk (BBW) Stiftung ICP München er-halten junge Menschen mit einer Körperbehinderung,die oftmals mit Lern- und Sinnesbeeinträchtigungenverbunden ist, eine Berufsausbildung in unterschied -lichen Berufen. Während der Ausbildung können sie dieprivate Berufsschule zur sonderpädagogischen Förde-rung der Stiftung ICP München besuchen und im Inter-nat oder den Außenwohngruppen oder Trainings-wohngruppen des Berufsbildungswerks wohnen. Sowerden sie optimal auf ein Leben in Selbstverantwor-tung und Selbstständigkeit vorbereitet.

MFZ Münchner Förderzentrum GmbH für ErwachseneDas MFZ Münchner Förderzentrum betreibt in Mün-chen-Giesing und in München-Freimann zwei Spezial-einrichtungen für körper- und mehrfachbehinderteErwachsene mit infantilen Cerebralparesen oder anderenneuroorthopädischen Erkrankungen. UnterschiedlicheArbeits- und Beschäftigungsangebote in der Werkstattfür behinderte Menschen (WfbM) und Förderstätte stei-gern die Motivation und das Selbstwertgefühl der Be-treuten. Eine individuelle Förderung und zusätzlicheSpezialtherapien unterstützen diesen positiven Effekt. In

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den Wohnheimen des MFZ wohnen die Menschen ineiner sozialen Gemeinschaft zusammen. Auch inklusivesWohnen in Appartements wird angeboten. Für Menschen mit Behinderung im Alter bietet das MFZFreimann speziell auf sie abgestimmte medizinische undpflegerische Betreuung sowie heilpädagogische Ange-bote. So wird die Selbstständigkeit auch im Alter weitergefördert und erhalten.

MZEBEin Medizinisches Zentrum für Erwachsene mit Behin-derung (MZEB), in dem Menschen mit Behinderung einespeziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmte medizinischeVersorgung erhalten, rundet das umfassende Angebotder Stiftung ICP München ab.

Unser Ziel: Integration und InklusionUnser Ziel ist es, dass die von uns betreuten Kinder, Ju-gendlichen und Erwachsenen ein möglichst selbststän-diges Leben führen können und sie beruflich und sozialintegriert sind. Unsere integrativen und inklusiven An-gebote sind ein wichtiger Bestandteil unserer Einrich-tungen und werden auch in Zukunft weiter ausgebaut,um die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu gewähr-leisten.Dabei bieten wir mit unserem breiten Angebot in jederLebensphase und ganz individuell abgestimmt die ent-sprechende Betreuung, Förderung und Bildung - von derKindheit bis ins hohe Alter.

Eltern und Angehörige sind wichtige Partner Die Zusammenarbeit mit Eltern und Angehörigen erstmacht die Förderung von Menschen mit einer Behinde-rung nachhaltig erfolgreich. Gerade deshalb sind Eltern-vertretungen und engagierte Angehörige so wichtig alsPartner für die Einrichtung der Stiftung ICP München.Nicht nur das Engagement für die Belange der von unsbetreuten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, son-dern auch die kritische Begleitung unserer Arbeit sindunersetzlich. Die Elternvertretungen in den Kindertages-einrichtungen Situlistraße, Am Westpark, WeilheimerStraße und Garmischer Straße sind engagierte Begleiterder Arbeit in den Einrichtungen. Die Elternvertretungfür die Luise Kiesselbach-Förderschule ermöglicht seit

vielen Jahren ein vertrauensvolles Miteinander zur sinn-vollen Entwicklung des Angebotes in der Schule. DieSchüler- und Auszubildendenvertretungen der Förder-schule und des Berufsbildungswerkes sind anerkannteAnsprechpartner der Leitungen und Mitarbeiter. DieHeimbeiräte und die Beiräte der Förderstätten geben denberechtigten Interessen der dort betreuten Menscheneine qualifizierte Stimme.

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The Foundation ICP München operates a variety of different centres which care for children, young peopleand adults with and without special needs. A holisticapproach ensures that all people with or without disabilities receive individual and varied care. Our inclusive, integrative and interdisciplinary approach isbased on team work between medicine, therapy andspecial care and education.

The individual centres within the Foundation ICP Munichare described below:

IKF Integrative Kinderförderung GmbHThe IKF Integrative Kinderförderung GmbH offers inte-grative and inclusive possibilities in the child care cen-tres. The group size is small in the integrative Crecheand Kindergarten as it is in the inclusive primary schoolwith the integrative after school care. This ensures thatchildren with and without special needs can be lookedafter together and receive individual support.

Foundation ICP Munich for children and young peopleAbout 450 children and young people (many with cere-bral palsy) are individually cared for and educated inthe Foundation ICP Munich in the Garmischer Road.

A team of specialist doctors under the supervision Prof.Dr. Heimkes are available to make diagnoses. The ne-cessary treatment and therapy for the children andyoung people is decided together with the therapists.

Interdisciplinary TeamThe team including doctors, therapists, psychologists,teachers, child educators and carers work very closelywith each other. This is an excellent combination and is aprerequisite for successful treatment, care and education.

Vocational training centre (Berufsbildungswerk StiftungICP München - BBW)Young people with a physical disability, who often alsohave learning difficulties, can complete a job trainingprogramme in BBW. A number of different job trainingprogrammes are available to choose from. In additionyoung people in BBW have the opportunity to reside indifferent types of accommodation provided by theFoundation ICP Munich. This helps them prepare for anindependent life.

The Foundation ICP Munich: Therapy, Support and Integration

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MFZ Münchener Förderzentrum GmbH for adultsThere are two special centres in Munich (Giesing andFreimann) for adults who have a neurological diagnosiswith complex needs. It is possible to work there in a va-riety of different sheltered workshops. The opportunityto work obviously motivates and increases the feelingof wellbeing for our clients. This is enhanced by indivi-dual care and specialized therapy.

MFZ offers a variety of residential forms. It is possibleto live either in sheltered accommodation or indepen-dently in appartments.

People who live and work in MFZ can receive medicaland health care that is specifically modified for theirneeds. This is available in all phases of life which assistsin helping people to maintain their independence evenas they get older.

MZEB Medical centre for adults with handicapA medical centre for adults with handicap (MZEB) wherepeople with handicap get special medical care that mat-ches their particular needs complements the comprehen-sive offer of the Foundation ICP Munich.

Parents and relatives are important partnersThe work together with parents and relatives is impor-tant to assist in preserving progression that has beenmade with our clients. This is one reason why parentsand motivated relatives are so important as partners forour centre. In addition we are grateful for feedback thatwe receive from parents and relatives.

Our Aim: Integration and InclusionOur aim is that the children, young people and adultsin our care lead, as far as possible, an independent lifeand that they are integrated in society both socially andin work. Integration and inclusion are important ele-ments of our centre and will be further developed in thefuture.

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Absolventen feiern ihren Abschluss am BBW Den 40 Absolventen unseres Berufsbildungswerks wur-den am 20. Juli 2017 bei einer Abschlussfeier ihre Zeug-nisse überreicht. Dabei können sie zu Recht stolz aufihre erreichten Abschlüsse sein. Denn sie haben trotzihrer Beeinträchtigung einen anerkannten qualifiziertenAbschluss geschafft, was sie ihrem starken Willen undihrer großen Motivation verdanken.

Bei den Feierlichkeiten war auch die Vizepräsidentin derIHK für München und Oberbayern, Kathrin Wickenhäu-ser-Egger, anwesend, die die Erfolge der jungen Men-schen honorierte. Auch Vertreter der Arbeitsagentur undder IHK waren unter den Gästen. Moderiert wurde dieVeranstaltung, bei der insbesondere die Absolventenselbst zu Wort kamen und von ihren Erfahrungen derletzten drei Jahre berichteten, von der Fernsehjourna-listin Anouschka Horn.

Die Absolventen werden von ihren Ausbildern im BBWauch bei der Suche nach einem passenden Arbeitsplatzunterstützt. „Trotz gutem Abschluss ist es für unsere Ab-solventen nicht einfach, eine Stelle auf dem allgemeinenArbeitsmarkt zu erhalten“, so BBW-Leiter Wolfgang Hei-zer. „Obwohl unsere Absolventen sehr praxisnah ausge-bildet werden, viele Praktika in Betrieben absolvierthaben und sich dort auch bewährt haben, scheuen sichoftmals die Betriebe, junge Menschen mit Behinderungeinzustellen.“ Völlig unbegründet, wie er meint, dennvon Arbeitgebern, die BBW-Absolventen einstellten, be-komme er durchweg positive Rückmeldungen.

Benefiz-Auftritt von Christian UdeBei der Benefizveranstaltung am 5. Mai 2017 gab sichein ganz besonderer Gast die Ehre: Münchens Alt-Ober-bürgermeister Christian Ude trat für den guten Zweckin der Glashalle der Stiftung ICP München auf und prä-sentierte „Lauter wahre Münchner Geschichten“. Mitseiner unvergleichlich packenden Art Geschichten zu er-zählen, zog er die rund 500 Zuschauer in seinen Bann.Dabei verzichtete Christian Ude auf seine Gage zugunstender Stiftung ICP München. Rund 4.000 Euro kamen andem Abend zusammen, die für die inklusiven Projekteder Stiftung ICP München verwendet werden.

Ambulant betreutes Wohnen im MFZ GiesingIm Neubau des MFZ Giesing startete im November 2017ein neues Wohnprojekt: In insgesamt zehn Apartmentskönnen Menschen aus dem Eingliederungsbereich ei-genständig wohnen und erhalten eine zusätzliche Pflegedurch einen Pflegedienst. Auch eine 24-Stunden-Bereit-schaft ist gesichert.

Diese Art des Wohnens ermöglicht den Teilnehmernmehr Individualität und Selbstständigkeit, verlangt vonihnen aber auch mehr Selbstverantwortung. Mit demneuen Bundesteilhabegesetz geht die grundsätzlicheEntwicklung in diese Richtung – weg vom stationärenBereich hin zu mehr Selbstverantwortung.

Im MFZ Giesing können die Teilnehmer, die diese neueWohnform wählen, entweder alleine in den Apartments

Rückblick 2017

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oder auch in kleinen Wohngemeinschaften leben. Beimbetreuten Wohnen übernimmt der Pflegedienst die not-wendige Pflege und steht auch für Assistenzleistungenzur Verfügung. Die Bewohner führen aber ihren Haus-halt selbst, müssen die Einkäufe planen, kochen, ihrGeld verwalten und auch ihre Freizeitbeschäftigungenorganisieren. Bei der Umstellung auf die neue Wohn-form wird den Bewohnern geholfen. Auch für die Orga-nisation ihres Alltags und der Freizeit erhalten sie dienotwendige Assistenz. Insgesamt 12 Plätze stehen zurVerfügung.

Bei dieser Wohnform gibt es nicht mehr wie bisher einenKostenträger für alle Leistungen, sondern eine Aufsplit-tung je nach Leistungsart. Die Pflegeleistungen finan-ziert die Pflegekasse, während der Sozialhilfeträger(meist der Bezirk) die Hilfe zur Pflege, die Grundsiche-rung sowie Leistungen der Eingliederungshilfe für be-treutes Wohnen, Freizeitassistenz und Mobilitätshilfeübernimmt.

Behinderte Kinder rollen und laufen für KinderBereits zum fünften Mal fand am 31. Mai 2017 der „ICP-Challenge“ Spendenlauf auf dem Gelände der StiftungICP München in der Garmischer Straße 241 und dem be-nachbarten Altenheim St. Josef statt. Die Kinder und Ju-gendlichen aus Förderschule und BBW liefen oderrollten für einen guten Zweck. Unterstützt wurden siedabei von den Kindern der inklusiven Luise-Kiessel-bach-Grundschule und dem integrativen Kindergarten.Ob zu Fuß, im Rollstuhl oder mit Gehhilfe – jedes Kindlegte eine oder mehrere Runden auf einem abgesteckten

Parcours zurück. Spon-soren zahlten jedemKind pro Runde eine be-stimmte Summe. Das sogesammelte Geld wurdedem Münchener Verein„Horizont e. V.“ gespen-det, der sich um obdach-lose Kinder und ihreMütter in Münchenkümmert.

Für die Kinder war es eine großartige Erfahrung, zu sehen,dass sie trotz ihrer Behinderung anderen Kindern helfenkönnen – und zwar aus eigener Kraft. Am Ende konntesich der Verein Horizont e. V. über 4.222 Euro freuen.

Bezug Neubau Inklusive Grundschule mit HortNach den Osterferien konnten Schüler*innen,Lehrer*innen und Erzieher*innen der inklusiven Grund-schule und des integrativen Horts den Neubau in derGarmischer Straße beziehen, in direkter Nachbarschaftzur Stiftung ICP München.

Auch wenn zunächst der Abschied von der Konrad-Cel-tis-Straße, wo die Grundschule vorher untergebrachtwar, manchem Kind schwer fiel, so waren doch alle vonden neuen Möbeln, der modernen Ausstattung mitWhite Boards und höhenverstellbaren Tischen sowiedem neuen Spielmaterial begeistert. Das neue Schulhauswurde mit Ralleys und Workshops umfassend erkundetund auch an den vielen Platz und die vier Stockwerkehaben sich Kinder wie Lehrerinnen und Erzieherinnengewöhnt. “Ich finde es toll, dass es hier eine Treppe gibt.Jetzt fühle ich mich endlich wie in einer richtigenSchule“, so ein Schüler über das neue Gebäude. Auchder neue Garten kommt bei den Kindern gut an.

Das neue Grundschulgebäude auf dem Gelände der Stif-tung ICP München hat unter anderem auch den Vorteil,dass die Grundschüler die Abteilungen, etwa die Thera-pieabteilungen, der Stiftung ICP München nutzen können.Auch der Umgang von Kindern mit und ohne Behinde-rung wird intensiviert.

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spiels Deutschland gegen Frankreich, auch wenn dieDeutschen verloren. Auch die weltberühmte Currywurstwurde probiert.

Ferienfreizeiten im MFZ 2017 fanden im MFZ Freimann und MFZ Giesing ver-schiedene Freizeiten statt. Im Vordergrund standen dies-mal vor allem die Erholung in der Natur, Well-nessangebote und das gemütliche Beisammensein. AlleFreizeiten wurden von Mitarbeitern des MFZ organisiertund durchgeführt.

Eine Gruppe von Frauen fuhr gleich zu Jahresbeginn indie Berge zum Dualski-Fahren. Immer abwechselndkonnten die Teilnehmerinnen einen Tag Skifahren odersich einen Tag im hoteleigenen Schwimmbad und beiSpaziergängen erholen. Sowohl die rasanten Abfahrten,als auch die gemeinsamen Abende trugen zu einemguten Gemeinschaftsgefühl bei.

Eine Wohngruppe des MFZ Freimann besuchteAlpbach - das schönste Dorf Österreichs des Jahres2009. Es wurden gemeinsame Wanderungen in derNatur und Badeausflüge unternommen.

Ebenfalls nach Österreich, nämlich nach Maria Pfarr,reiste eine andere Gruppe. Auch hier standen Ausflügein die Natur im Vordergrund und das wunderschöneBergpanorama wurde bei gemütlichen und ausgelasse-nen langen Abenden genossen.

Postoperative RehabilitationKinder und Jugendliche sollen nach einer Operationmöglichst schnell wieder in ihrer gewohnten Umgebungsein. Deshalb können Kinder, die unsere Einrichtung be-suchen, bei uns eine stationäre Nachbehandlung erhalten.

Ziel einer Operation ist es, den Kindern zu besseren mo-torische Fähigkeiten zu verhelfen. Dies soll durch dieAnschluss-Reha in der Stiftung ICP München erleichtertund beschleunigt werden. Dabei ist die ärztliche Betreu-ung durch Neuropädiater und Neuroorthopäden ebensowichtig wie die Versorgung durch die orthopädischeWerkstatt im Haus. Und durch die vertraute Umgebungund die Einbindung von Schule und Tagesstätte wirdeine schnelle Genesung möglich.

„Wir möchten, dass die Kinder nach einem so einschnei-denden Erlebnis wie einer Operation das Gefühl haben,nach Hause zu kommen“, begründet Professor Dr. Bern-hard Heimkes, Vorstand Medizin und Therapie, das An-gebot. Hier im Haus erhalten sie intensive Pflege,verstärkte medizinische und psychologische Betreuungsowie alle notwenigen Therapien, sind aber in einer ver-trauten Umgebung.

Derzeit gibt es sechs Plätze für eine solche Anschluss-Reha. Untergebracht sind die Kinder integrativ in denWohngruppen im Wohnheim.

Spannende Ferienfreizeiten der Kinder und JugendlichenDie OFA Offene Freizeitangebote hat auch 2017 wiederschöne Ferienfreizeiten organisiert.

So ging es etwa in den Pfingstferien nach Pirna in derNähe von Dresden, wo die Kinder mit den Betreuern aufeinem alten Drei-Seiten-Hof in einem wunderschönenFerienhaus wohnten und sich selbst versorgten. Für Ab-wechslung sorgten Ausflüge nach Prag und Dresden,eine Wasserschlacht auf dem Hof und viele gemeinsameSpiele und Gespräche. Interessant war die Besichtigungdes Missionshofs Lieske, einer großen Einrichtung fürerwachsene Menschen mit geistigen Behinderungen, dieauf dem Hof leben und arbeiten.

In den Sommerferien reiste eine Gruppe nach Berlin, wosie in einer Ferienwohnung in Berlin-Tempelhof unter-gebracht war. Das bunte Programm bestand aus einerFührung im Olympiastadion, einer Besichtigung desdeutschen Bundestages, Schwimmen in einem Erlebnis-bad im Spreewald, die Besichtigung des Filmpark Ba-belsberg, sowie natürlich Sightseeing in Berlin. Einschönes Erlebnis war der Besuch des Basketballländer-

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In Oberstdorf genossen Teilnehmer des MFZ Freimannin einem noblen Ambiente die Wellnessangebote desHotels und die herrlichen Landschaften des Allgäus. Dortkonnten sich alle entspannen und verwöhnen lassen.

Besonders interessant war die Freizeit in Bischofsreuth.Von dort aus wurden Ausflüge in die Stadt Passau und nachTschechien unternommen. Weitere Highlights waren eineFlussfahrt mit dem Kristallboot sowie der Besuch einestraditionellen Bierkellers mit bayerischen Schmankerln.

Im August ging es für fünf Tage an den Chiemsee. Ineiner Ferienwohnung versorgten sich die Teilnehmerselbst und genossen den Ausblick auf den See sowie dievielen Freizeitmöglichkeiten.

Für alle Teilnehmer der Freizeiten war es sehr wichtig,einmal weg vom Alltag und den täglichen Routinen zusein. Die gemeinsamen Erlebnisse bleiben noch lange inErinnerung.

Erfolgreiche BocciaspielerUnsere Boccia-Sportgruppe, die von Dorota Berger undSunna Führer geleitet und trainiert wird, ist seit vielenJahren sehr erfolgreich. Auch in dem vergangenen Jahrkonnten sich die Sportler über viele gute Ergebnissefreuen.

Die Stiftung ICP München war bei den Deutschen Meis-terschaften mit drei Boccia-Spielerinnen und Spielerndabei und war wieder sehr erfolgreich. Manuel Wolfsteiner,der in seiner Klasse BC2 auch 2017 wieder DeutscherMeister wurde, verteidigte damit seinen Titel von 2016.Sabrina Zitzelsberger belegte den 4. Platz in der KlasseBC4 und Friederich Beck wurde 5. in der Klasse BC3.

20. St.-Quirin-Fest Giesing 2017 Bereits zum 20. Mal stieg am 6. Juli 2017 an der St.-Quirin-Straße von 15 bis 22 Uhr das St.-Quirin-Fest Gie-sing – ein Stadtteilfest der besonderen Art.

Nach der Eröffnung der vier veranstaltenden Einrich-tungen für Menschen mit Behinderung 1997 auf demGelände der ehemaligen McGraw-Kaserne wurde 1998das 1. St.-Quirin-Fest als deutliches Zeichen eines inte-grativen Stadtteilfestes aus der Taufe gehoben: Die„Brücke“ gGmbH, die Lebenshilfe München, das MFZMünchner Förderzentrum und Regens Wagner Münchenhaben damit ein Fest als Trendsetter geschaffen, das zumfesten Bestandteil des Stadtteils Giesing geworden ist.

Das St.-Quirin-Fest ist ein buntes Fest für alle und warauch 2017 wieder ein großer Erfolg. Bei bestem Wetterführte Moderator Barry Werkmeister durch ein buntesund abwechslungsreiches Programm. Eine vielseitigeBühnenperformance mit Musik, Akrobatik und Tanz be-geisterte das Publikum.

Deutscher Meister im Boccia: Manuel Wolfsteiner

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Ärzte im ICP

Die Entwicklung der medizinischen Forschung in der Stiftung ICP München von den Anfängen bis heute

Das Spastiker-Zentrum München war aus einermedizinischen universitären Einrichtung hervor-gegangen und ist seither – auch nach seiner Um-

widmung in das „ICP Integrationszentrum für Cere-bralparesen“ und schließlich in die „Stiftung ICP München“– durchgehend bis in die Gegenwart mit engen Koope-rationen an die universitären Kliniken und Forschungs-institute der Ludwig-Maximilians-Universität und derTechnischen Universität München angebunden. Sokonnte es nicht ausbleiben, dass sich mit den und für diebetreuten Kinder und Jugendlichen eine rege For-schungstätigkeit entwickelte.

Zur Cerebralparese entstanden im Zeitraum von 1956bis 2017 über 100 medizinische Originalarbeiten, Buch-artikel und Bücher, die dazu beitrugen, dass das Inte-grationszentrum für Cerebralparesen nicht nur imSozialwesen, sondern auch in der „Scientific Commu-nity“ international bekannt und anerkannt ist. Mit Al-bert Göb, Siegfried Stotz, Bernhard Heimkes, Johannes

Hamel (den ich hier dazu zählen möchte) und RenéeLampe sind eine Professorin und vier Professoren zunennen, die ursprünglich in der Orthopädischen Polikli-nik Innenstadt der Ludwig-Maximilians-Universität be-heimatet und sowohl klinisch tätig als auch forschendmit dem Spastiker-Zentrum bzw. ICP verbunden warenoder noch sind. Nicht zuletzt verbergen sich hinter denZweitautorenschaften diverser Fachartikel tüchtige Dis-sertanten, die oft auch im Anschluss an ihre Doktorar-beit als Klinikassistenten wertvolle Mitarbeiter waren.

Betrachtet man die Forschungsarbeiten mit historischemBlick, so kann man von 1956 bis heute – dem Zeitgeistund seinen handelnden Personen entsprechend – ver-schiedene Epochen erkennen:

Die Zeit von 1960 bis 1970 darf als heroische Phase inder Erforschung der Cerebralparese bezeichnet werden.Das Krankheitsbild der spastischen Lähmung war einunbeschriebenes Blatt, sodass es erst einmal notwendigwar, Konzepte zur Früherkennung [2,6] und innovative

Unterzeichnung des Kooperationsvertrages mit dem Klinikum der Universität München im Februar 2014. Von links: Prof. Dr. Bernhard Heimkes, Schwerpunkt Kinderorthopädie; Prof. Dr. Dipl.-Ing. Volkmar Jansson, Direktor der Klinik und Poliklinik für Orthopädie,Physikalische Medizin und Rehabilitation; Dr. Hans Beyrle, Vorstandsvorsitzender der Stiftung ICP München; Prof. Dr. Karl-Walter Jauch, Ärztlicher Direktoram Klinikum der LMU München; Gerd Koslowski, Kaufmännischer Direktor am Klinikum der LMU München

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Operationen zu entwickeln [1,3,4,5,10,11].Interessant und bestürzend zugleich ist, dass Deutsch-land zu dieser Zeit nach dem Dritten Reich und demZweiten Weltkrieg in der Forschungslandschaft nochweitgehend isoliert war, sodass fast ausschließlich inheimischen Verlagen und in deutscher Sprache veröf-fentlicht werden musste.

Überlappend ab 1967 bis 1990 wurden erstmals experi-mentelle Untersuchungen durchgeführt, um die Mus-kelfunktion cerebralparetischer Kinder beurteilen zukönnen. Vor allem mithilfe von qualitativer und quan-titativer Elektromyographie gelang es, die Wirkungs-weise durchgeführter Operationen und angewandterorthopädischer Hilfsmittel zu objektivieren und besserzu verstehen [7,8,9,10,11]. Es war dann möglich, die ge-wonnenen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen [11].

Die Jahre von 1990 bis 2000 waren davon geprägt, dassdie aufkommende Biomechanik und die funktionelleAnatomie mehr und mehr dazu verhalfen zu verstehen,warum eine primär neurologische Erkrankung zu Ver-formungen der Wirbelsäule und der Gelenke führt. Eswar die Zeit, in der vorbestehende Theoriedefizite auf-gearbeitet wurden. So konnte erstmals schlüssig erklärtwerden, warum Kinder mit einer Cerebralparese Hüftlu-xationen entwickeln, und wie man dagegen angehenkann [12,13,15,16,18]. Einige in dieser Phase entstan-denen Originalarbeiten erschienen in renommiertenenglischsprachigen Zeitschriften [13,14,16,19], sodassman davon ausgehen kann, dass der Anschluss an in-ternationales Forschungsniveau gelungen war.

Im Schwellenjahr 2000 ist eine wichtige Monographieerschienen [17], in der die in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts gewonnenen Forschungsergebnisse zu-sammengefasst sind. Zugleich sind alle in der Betreuungcerebralparetischer Kinder gemachten interdisziplinärenErfahrungen gebündelt dargestellt und als „MünchnerTageskonzept“ beschrieben.

Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends war die Zeitgekommen zu überdenken, ob und wie im Kindesalterangewandte Therapien sowie im Jugendalter durchge-führte Ausbildungsmaßnahmen im Erwachsenenalterweiterwirken. So entstanden Untersuchungen zumLangzeitergebnis operativer Maßnahmen [14,19] und eswurden interdisziplinär mit Mitarbeitern des ICP Stu-dien zur sozialen und beruflichen Integration unsererAbgänger aus dem Berufsbildungswerk durchgeführt[20,21,24,25,26]. Auch sind zwei qualitativ hochwertigeUntersuchungen zur orthopädie-technischen Versorgung

cerebralparetischer Patienten [22,27], eine Arbeit zurmuskulären Aktivität des Wadenmuskels [28] und einebedeutende, oft zitierte Originalarbeit zur muskulo-ske-lettalen Seitendifferenz von halbseitig gelähmten Pa-tienten zu nennen [23].

In den Jahren seit 2011 wird deutlich, dass neuere bild-gebende Verfahren, wie zum Beispiel das Funktions-MRT, die Gehirnforschung gewaltig angeschoben haben.Dies spiegelt sich auch in aktuellen Fragestellungen zurCerebralparese wider. Die zuvor stiefmütterlich behan-delten Wahrnehmungsstörungen werden vermehrt er-forscht, die Möglichkeit des Gehirns, sich auch noch imErwachsenenalter anzupassen und zu verbessern, kannanalysiert werden [30,33]. So sind mit unseren Kinderninteressante Studien entstanden, beispielsweise wie sichdas Klavierspiel fördernd auf die Gehirnleistung auswir-ken kann [31,32,34].

Auch gelingt es, dieMöglichkeiten undGrenzen der Neuro-feedback-Therapie aus-zuloten [35,37]. Einefür die Alltagspraxiswichtige Arbeit weistnach, dass cerebralpa-retische Patienten keineingeschränktes Lun-genvolumen befürch-

ten müssen [29]. Eine aktuelle, futuristisch anmutendeStudie beschreibt die Funktion einer sensorbestücktenWeste, mithilfe derer sich auch schwer kommunikati-onsgestörte Patienten äußern können [36].

Für die Zukunft ist zu hoffen, dass die in der StiftungICP München bereits praktizierte interdisziplinäre Zu-sammenarbeit auch interdisziplinäre Forschungsvorha-ben nach sich zieht. Erste Schritte hierzu sind getan. EinForschungsrückblick in zehn Jahren wird widerspiegeln,dass ein Kind mit Cerebralparese nicht nur Patient oderauch nicht nur Klient ist, sondern ein Mensch, der zuunterschiedlichen Zeiten unterschiedlicher Förderungund Pflege bedarf, um Inklusion zu erfahren.

Prof. Dr. med. Bernhard Heimkes, Vorstand Medizin und Therapie

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Literatur (Auswahl)

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„Ein Traum ist in Erfüllung gegangen“

„Als ich 1985 mit fünfeinhalb Jahrenins Spastiker-Zentrum kam, waren be-sonders meine Beine von einer spasti-schen Lähmung im gesamten Körperbetroffen. Ich stamme aus einer musi-kalischen Familie, jeder meiner Brüderlernte zwei Instrumente. Als Einstiegsin-strument begann ich mit der Blockflöteund bekam dann im ICP ab der erstenKlasse Klavierunterricht. Eine ganzgroße Faszination ging jedoch für michimmer von der Kirchenorgel und der fürdieses Instrument geschriebenen Musikaus. Und so war es, solange ich denkenkann, mein großer Traum, dieses kom-plexe und fantastische Instrumentspielen zu können. Weil es für michschwierig war, die Pedalklaviatur mit denBeinen zu bedienen und meine Händeund Füße zu koordinieren, sah man dasjedoch als unrealistisch an. An meinemTraum und Vorsatz änderte dies jedochnichts!

1990 wurde ich von Professor Stotznochmals operiert. Eine beidseitige Hal-tungskorrektur an den Füßen war not-wendig geworden. Nach der Operation,als aus dem Rollstuhl heraus das Drei-rad wieder die nötige Mobilität brachte,führte mich mein Weg bald in die Kir-che, um dort wieder Orgel üben zu kön-nen. Stufe für Stufe die Emporentreppezu bewältigen und an der Orgel Ton fürTon mit den Beinen meine Fähigkeit imPedalspiel zu erweitern, das war über

die nächsten Jahre mein großes Trai-ningsziel in kleinen Schritten.

Ab 1995 erfüllte sich mein Traum tat-sächlich: Ich bekam Orgelunterricht,mein Orgellehrer schrieb besondere Pe-dalübungen für mich, die meine eigeneSpieltechnik verbesserten und ausbau-ten. Durch die Operationen und dasharte Training war meine Beweglichkeitin den Beinen nun so gut, dass ich einesolide Grundlage für das Orgelspielhatte und eine Ausbildung zum C-Kurs(Ausbildung des Erzbistums für neben-berufliche Kirchenmusiker) absolvierte.Diese Ausbildung habe ich in meinemKursjahrgang als einer der sieben Bes-ten der Diözese abgeschlossen. Dasletzte Jahr des samstäglichen C-Kursesergänzte ein Gaststudium an der Re-gensburger Kirchenmusikhochschule,um ein Diplom-Studium für Kirchen-musik anzustreben. Doch obwohl sichmeine Leistung im Pedalspiel kontinu-ierlich verbesserte, reichte es für diesenTeil des Traumes nicht mehr und so zogich von Regensburg wieder zurück nachMünchen.

Dort habe ich in den Jahren 1997 bis2000 im BBW Stiftung ICP Müncheneine Ausbildung zum Bürokaufmanngemacht und mit Abschluss vor der IHKbestanden; anschließend arbeitete ichein Jahr als Pfarrsekretär. Mein berufli-cher Weg führte mich in die Arbeitneh-

merüberlassung, u.a. bei den FirmenBMW, Allianz und im Rechenzentrumdes Freistaates Bayern. Im Jahr 2017vollzog ich einen beruflichen Wechselin die freie Wirtschaft mit unbefristeterAnstellung als Kundenbetreuer beieinem Unternehmen für IT-Distribution.

Als Kirchenmusiker im Nebenberufmit regelmäßiger Konzerttätigkeit inDeutschland, Österreich und Italien binich seit über 20 Jahren in verschiedenenPfarreien des Landkreises München tätig.Seit der Geburt unseres Sohnes Paulbildet meine Familie den neuen privatenMittelpunkt, was keineswegs bedeutet,dass mein Leben nun ohne musikalischeAktion verläuft – dafür aber berei-chernd bewusster und intensiver.

Noch heute bin ich freundschaftlichverbunden mit Herrn Professor Stotz,der mir gemeinsam mit Herrn ProfessorHeimkes durch drei erfolgreiche Opera-tionen alles ermöglicht hat, was ichbisher im Leben seit meiner Schulzeiterreichen konnte. Voller Dankbarkeitblicke ich dabei auf meine Zeit im ICPund auf alle, die mich jederzeit unter-stützt und begleitet haben: Ärzte undTherapeuten, Lehrer, Erzieher und Aus-bilder haben mit dem ganzheitlichenAnsatz des „Münchner Tageskonzepts“eine Erfolgsgeschichte geschrieben, diemeinen Lebenslauf in bester Weise ge-prägt hat.“

Korbinian MaierKirchenmusiker im Nebenberuf –Organist mit Konzerttätigkeit

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Therapieabteilungen

Therapie unterstützt Teilhabe

Die Wünsche und Ziele von Kindern, Jugendlichenund jungen Erwachsenen in der Stiftung ICPMünchen und ihren Eltern stehen im Vordergrund.

Durch eine Vielfalt an Therapie und Freizeitangebotensowie die Beratung und Anwendung von adäquaten Hilfs-mitteln, können wir unseren Teil dazu beitragen, dass dieZiele erreicht werden.

In der Einzeltherapie wird weiterhin hauptsächlich nachdem Bobath Konzept behandelt. Das wird ergänzt durchverschiedene z. B. Proprioceptive Neuromuskuläre Facili-tation (PNF), Manuelle Therapie und Lymphdrainage.

Darüber hinaus bieten wir folgende Therapien und Frei-zeitangebote an:

Physiotherapie

Klettern Der therapeutische Nutzen des Kletterns ist sehr hoch,da die Teilnehmer an der Wand komplett neue Erfah-rungen sammeln. Geschult werden hier Kraft, Beweg-lichkeit, Haltung und Koordination. Durch den hohenAufforderungscharakter wirkt das Klettern sehr motivie-rend und fördert die Handlungsplanung. Zudem sind dieTeilnehmer an der Wand ausgesprochen konzentriertund stärken ihr Selbstbewusstsein.

Therapeutisches Reiten und HippotherapieDie Arbeit mit den Pferden und das Reiten an sich spre-chen den Menschen ganzheitlich und über alle Sinne an.Man wird sowohl auf körperlicher als auch auf emotio-naler, geistiger und sozialer Ebene gefordert.

GerätetrainingUnter Anleitung von erfahrenen Therapeuten besteht dieMöglichkeit, sich mit den Geräten auseinanderzusetzenund ein Fitnessprogramm selbständig durchzuführen.

Die Geräte dienen dazu, Muskelkraft aufzubauen, Aus-dauer zu verbessern und Hand-Auge-Koordination zutrainieren. Eventuell wird das Gerätetraining, wie auch dasSchwimmen, Klettern oder Reiten, zu einem schönen Hobby.

BocciaBoccia ist eine Variante von Boule und Pétanque undwird von Menschen mit schwersten körperlichen Behin-derungen gespielt. Es ist seit 1994 fest im paralympischenProgramm verankert und wird seit 2008 in unsere Ein-richtung gespielt. Ziel des Spiels ist es möglichst vieleeigene Bälle nahe am Jackball zu platzieren.

Spielberechtigt sind Sportlerinnen und Sportler, die imtäglichen Leben auf einen Rollstuhl angewiesen sindund nur über sehr wenig Kraft und Koordination in denArmen und Beinen verfügen. Boccia hilft fit zu bleibenund neue Fähigkeiten zu erlernen, stärkt das Selbstbe-wusstsein und macht viel Spaß. Boccia ist in der Stiftung ICP München sehr populär und

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wird nicht nur in allen Schulklassen gerne gespielt, son-dern auch auf nationaler Ebene. Zu unserem Sportangebot gehören außerdem noch Fuß-ball und Basketball.

Ergotherapie

Die Aufgabe der Ergotherapie ist es, die persönliche Ent-wicklung unser Kinder und Jugendlichen ganzheitlichzu fördern und ihre Selbständigkeit und Selbstwirksam-keit im Alltag zu erhöhen. In der Auseinandersetzungmit alltäglichen Anforderungen wirken wir vor allemdabei unterstützend mit, Voraussetzungen für Betäti-gung zu schaffen und Handlungskompetenzen zu erwei-tern. Wenn wir mit unseren Kindern und Jugendlichenarbeiten, steht vor allem die Frage im Vordergrund, welcherelevanten Tätigkeiten sie ausführen möchten oder müssenund wie sie dabei durch therapeutische Maßnahmen be-gleitet werden können.

Sprachtherapie

Das Aufgabengebiet der Sprachtherapie erstreckt sich aufMenschen mit individuell ausgeprägten Sprach-, Sprech-,Rede-, Stimm- und Schluckstörungen in allen Alters-gruppen. Die Sprachtherapeutinnen und –therapeuten be-treuen Kinder, Jugendliche und Erwachsene in allen unserenEinrichtungen und Gesellschaften.

Der Sprachcomputer hilft bei der Kommunikation.

Dr. Heather JacksonLeitung Physiotherapie

Ines LützowLeitung Ergotherapie

Katrin StreckerLeitung Sprachtherapie

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„Intensive Zusammenarbeit im Team“

„Nach meiner Ausbildung zur Kranken-gymnastin an der Staatlichen Schule fürKrankengymnastik in München und denerforderlichen Praktika habe ich in derOrthopädischen Poliklinik bei ProfessorGöb meine Tätigkeit begonnen.

In den 50er-Jahren waren Menschenmit spastischer Behinderung in der Ge-sellschaft unbekannt. Professor Göb hatin der „Sprechstunde für körperbehin-derte Kinder und Jugendliche“ unbe-treute und unbehandelte Kinder erfasstund untersucht. Zusammen mit Profes-sor Stotz wurden sowohl konservativeals auch operative Maßnahmen disku-tiert. Für mich als Krankengymnastineröffnete sich dabei durch die Spezia-lisierung in der Neuroorthopädie einevollkommen neue Aufgabe und Heraus-forderung.

Das frühkindlich geschädigte Kind, beidem eine Infantile Cerebralparese (ICP)diagnostiziert wurde, zeigte eine Ent-wicklungsstörung, eine Fehlhaltung, dievon Kontrakturen begleitet sein konnte.Der Entwurf eines individuellen Be-handlungsplans begann. Gleichzeitigwurde die Zusammenarbeit mit den El-tern intensiviert.

Die postoperative Nachbehandlung wurdeein wichtiger Schwerpunkt in meinerTätigkeit. Nach bestimmten Regeln undTechniken wurde diese behutsam durch-geführt. Schule und Spielsituationenbildeten eine positive Ablenkung.

In der krankengymnastischen Abtei-lung wurde bei jedem Kind eine sen-somotorische Befundaufnahme derBehandlung zugrunde gelegt. Dabeihaben wir Behandlungsmethoden ausEngland, Italien und Ungarn studiertund nach eingehender fachlicher Dis-kussion mit kinderorthopädischenGrundprinzipien verbunden und wei-terentwickelt.

Schwerpunkte in unserer „Entwicklungs-therapie“ waren aufrichtende Maßnah-men nach Tonussenkung, Bewegungs-anbahnung, Wahrnehmungstraining inder Gruppe sowie die Anwendung un-terstützender Hilfsmittel.

Durch internationale Kontakte der ärzt-lichen Leitung erhielt ich die Verbin-dung zur „Association of Cerebral Palsy“in New York und bekam in den 60er-Jahren die Gelegenheit, zwei Monate inden USA an speziellen Therapiezentrenzu verbringen. Ich wurde wochenweise

in unterschiedliche Einrichtungen ein-geladen, begleitet von wirklich liebens-werter Gastfreundschaft. Dort lernteich die physiotherapeutische Tätigkeitim Team mit Arzt, Psychologe, Ergothe-rapeut, Sprachtherapeut und Pädagogekennen. Die offene Zusammenarbeitaller Fachleute im Team war für michbesonders lehrreich.

Im Spastiker-Zentrum – jetzt ICP –wurde in regelmäßigen Teamsitzungendie Situation des Kindes und Jugendli-chen diskutiert und dokumentiert. Dadie pädagogischen Einrichtungen undAusbildungsstätten zentriert waren,konnten die Krankengymnasten (jetztPhysiotherapeuten) unverzüglich Hilfe-stellung geben in Spielsituation, Unter-richt und Pflegesituation.

Die intensive Zusammenarbeit von Ärz-ten, Psychologen und Therapeuten mitPädagogen, Technikern und kaufmän-nischen Ausbildern war Grundlage fürdas Gelingen unserer therapeutischenArbeit.

Meine Tätigkeit im Spastiker-Zentrum,der jetzigen Stiftung ICP München, warfür mich eine bereichernde, immer an-regende und lebendige Aufgabe.“

Rose-Marie von ZawadzkyLeitende Krankengymnastin1957 – 1987

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„Eine wertvolle Zeit“

Ich habe 1986 in München mein Stu-dium der Sprachheilpädagogik für Kin-der und Jugendliche mit der Magister-arbeit über die kommunikativen Pro-bleme beim Stottern abgeschlossen.Aufgrund dieses Themas hat mich Pro-fessor Göb zum Vorstellungsgespräch indas Spastiker-Zentrum eingeladen. Alsmir dann drei Kinder mit körperlicherund sprachlicher Behinderung vorge-stellt wurden, war ich mir nicht sicher,ob ich dieser Aufgabe gewachsen seinwürde. Aber ich habe diese Herausfor-derung dann doch angenommen.

Medizinisch und therapeutisch habe ichviel über die Cerebralparesen gelernt.Professor Göb und Frau von Zawadzky,die Leiterin der Krankengymnastik warund sehr viel Erfahrung mit dem Krank-heitsbild der Cerebralparese hatte,haben mir zur Seite gestanden. Der in-tensive fachliche Austausch mit denKolleginnen und Kollegen und die guteZusammenarbeit untereinander habenmir sehr geholfen. Dieser sehr vertrau-ensvolle Umgang untereinander und dasgroße Engagement aller für die Kinder,Jugendlichen und Erwachsenen, habenmir die wertvolle Arbeit erleichtert.

Sehr viel Unterstützung habe ich er-fahren, als ich schließlich berufsbeglei-tend promoviert habe. Dazu hat michProfessor Göb ermutigt und dann hatmir Professor Stotz sehr geholfen, dassmeine Tätigkeit als Sprachtherapeutin indie Dissertation einfließen konnte. DasThema meiner Dissertation lautete:„Die Komplexität der Sprech- und Sprach-störungen bei Infantiler Cerebralparese“.

Spannend in meiner Berufszeit fand ich,dass Dr. Beyrle mir ermöglichte, michneben meiner eigentlichen Arbeit auchfür besondere Projekte einzusetzen,etwa den großen behindertengerech-ten Spielplatz im ICP, den, wie so vieleandere Projekte, die Buhl-Strohmaier-Stiftung finanziert hat. Mit ProfessorLampe wurden weitere Projekte auf denWeg gebracht, wie z. B. das Zahnarzt-projekt für die Zahnprophylaxe im ICP.Zu meiner Freude besteht diese Zu-sammenarbeit mit Professor Lampeimmer noch ehrenamtlich.

Ebenfalls ehrenamtlich begleitete ichals Sprachtherapeutin nach meinemAusscheiden die Fortbildungen in AbuDhabi im Hinblick auf Diagnostik in derAmbulanz und Probleme der Nah-rungsaufnahme.“

Dr. Gudrun HinumLeiterin der Sprachtherapie1987 – 2007

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Vom Kind zum System - von Einzelkämpferinnen zum Team

Bei der Gründung des Spastikerzentrums vor 60Jahren stand die medizinische Betreuung von Kin-dern und Jugendlichen mit einer spastischen Be-

hinderung im Vordergrund. Eine Versorgungslücke wurdegeschlossen und natürlich stellt eine optimale medizini-sche Behandlung auch die Grundlage für psychischesWohlbefinden dar. Doch die körperliche Behinderung hatauch vielfältige, direkte und indirekte Auswirkungen aufdie psychische Entwicklung der Kinder: Wahrnehmungund Aufmerksamkeit können betroffen sein und bei-spielsweise zu Lern- oder Verhaltensproblemen führen.

Die Psychologinnen „der ersten Stunde“ führten test-psychologische Diagnostik durch, unterstützten die Kin-der in Einzeltherapien und trugen in Fallbesprechungendazu bei, dass medizinisch-therapeutische Behandlun-gen optimale Ergebnisse erzielen konnten. In Form dersogenannten „Teamvisite“, bei der Therapeuten, Erzieherund Lehrkräfte unter der medizinischen Leitung vonHerrn Professor Stotz die bestmögliche Behandlung für jedeseinzelne Kind erarbeitet haben, wurde psychologischeFachkompetenz geschätzt und in die Praxis umgesetzt.

Ab 1993 hat die Psychologin Dr. Christine Stadler diepsychologische Kindertherapie übernommen. Sie hat dasdas Münchner Tageskonzept – die Grundlage für dieFörderung unserer Kinder – maßgeblich mitgestaltet, dieDurchführung der individuellen Förderplanung der Kin-der verantwortet und das Konzept der internen Fortbil-dungen für Mitarbeiter verwirklicht.

Dem Bedürfnis der Eltern nach psychologischer Unter-stützung und Beratung wurde im Jahr 2001 mit derSchaffung eines neuen familienpsychologischen Beratungs-und Therapieangebots Rechnung getragen. Die Besonder-heiten, Stärken und Belastungen des Familiensystemswurden mehr berücksichtigt und in die kognitive, sozialeund therapeutische Förderung der Kinder mit einbezogen.Von 2003 bis 2005 wurde die praktische Berufstätigkeitum ein wissenschaftliches Projekt ergänzt und bereichert:42 Elternpaare gaben in speziell entwickelten Interviewsund Fragebögen Auskunft über ihre Partnerschaft undihr Leben mit einem Kind mit Behinderung. Daraus wur-den Richtlinien für die Beratung abgeleitet, die seitdemin die Beratungspraxis zurückfließen. Die Arbeit wurdeveröffentlicht in der Schriftenreihe „Studien zur Fami-lienforschung“: Wagatha, P. (2006). Partnerschaft undkindliche Behinderung. Hamburg: Verlag Dr. Kovač.

2006 wurde das systemische Beratungsangebot erweitertund nicht nur Familien, sondern auch die Tagesstätten-teams – als weiteres bedeutendes System des Kindes –erhalten jetzt regelmäßige Beratung, vor allem in Formvon konkreten Fallbesprechungen, Unterstützung bei der

Entwicklung der Psychologie im Kinderbereich

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Elternarbeit und zur Stärkung eigener Widerstandskräfteangesichts hoher beruflicher Anforderungen.

Von 2001 bis zum Jahr 2014, als sich Dr. Christine Stadlerin den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet hat, gabes zwei psychologische „Abteilungen“ in unserer Ein-richtung: Kinderpsychologie und Familienpsychologie.Seitdem hat sich die Anzahl der zu betreuenden Kinder– bei gleichem Stellenschlüssel der Psychologen - mehrals verdoppelt. Zugleich hat sich das Bild der Behinde-rungen unserer Kinder und Jugendlichen stark gewan-delt: von Kindern mit „einfachen“ Cerebralparesen hinzu Kindern mit schwersten Mehrfachbehinderungen undAuffälligkeiten im Verhalten und in der emotionalenEntwicklung. Um eine gute Versorgung auch in Zukunftzu gewährleisten, war eine grundlegende Neukonzeptionpsychologischer Arbeit gefordert. Eine strukturelle Ver-änderung fand in der Zusammenlegung der beiden ge-trennten Abteilungen und in der Gründung einesPsychologischen Dienstes statt. Die inhaltliche Verän-derung lässt sich zusammengefasst mit dem Schlagwort„Konzentration auf genuin psychologische Tätigkeiten“beschreiben.

Heute arbeiten drei Diplom-Psychologinnen mit abge-schlossener Weiterbildung in systemischer Therapie imTeam des Psychologischen Dienstes: Christiane Viereck,Pamela González und Petra Wagatha. Sie begleiten Kinderund Jugendliche und ihre Familien auf dem Weg zu einem

selbstbestimmten Leben und unterstützen die Kollegenaller Fachrichtungen in den interdisziplinären Teams.

In Zukunft werden wir in einem noch stärkeren Ausmaßdie verschiedenen Systeme berücksichtigen, in denensich unsere Kinder und Jugendlichen entwickeln. Nebendem Familiensystem spielen spezielle Helfersysteme einezunehmende Rolle: Einrichtungen der Jugendhilfe, am-bulante und stationäre psychiatrische Versorgungsan-gebote sowie das gesamte System um geflüchteteFamilien mit einem behinderten Kind.

Nur eine gelungene Kooperation aller relevanten Systemeermöglicht unseren Kindern und Jugendlichen und ihrenFamilien persönliches Wachstum und eine positive in-dividuelle Lebensgestaltung. Sie darin zu unterstützen isteine wunderbare Aufgabe, denn es zeigt auch uns immerwieder aufs Neue, wie kreativ und mutig selbst schwie-rige Herausforderungen angenommen werden könnenund dass beeindruckende Entwicklungen möglich sind.

Dr. Petra WagathaLeitung Psychologischer DienstDL

Das Team des Psychologischen Dienstes (v.l.n.r.): Dr. Petra Wagatha,Pamela González und Christiane Viereck.

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Menschen mit Behinderung benötigen eine me-dizinische Versorgung, die speziell auf ihre Be-dürfnisse abgestimmt ist. Für Kinder und

Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr übernehmen dieseVersorgung die Sozialpädiatrischen Zentren (SPZ), wäh-rend es für Erwachsene mit Behinderung bislang eineVersorgungslücke gab.

Seit 2015 entstehen in Deutschland MZEBs; am 1. Februar2018 eröffnete die Stiftung ICP München in der St. Quirin-Straße 21 in Giesing ein MZEB. Dr. Felix Gußmann undsein multiprofessionelles Team sorgen hier für die um-fassende ambulante ärztliche Versorgung von Menschenmit einer Behinderung aus München und dem bayeri-schen Oberland. Im MZEB erhalten erwachsene Men-schen mit einer Behinderung die medizinischeVersorgung, die sie benötigen, und zwar ganz auf ihrenbesonderen Bedarf abgestimmt. Dieser ist bei Menschen miteiner körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung an-ders als bei Menschen ohne Behinderung.

Professionelle Ergänzung zum HausarztDabei arbeitet das MZEB in Giesing eng mit den jewei-ligen behandelnden Hausärzten zusammen, die nach wievor für Menschen mit Behinderung erste Ansprechpart-ner bei gesundheitlichen Problemen sind. Bei komple-xeren Problemen überweisen die Hausärzte dann an dasMZEB, wo die weitere Behandlung koordiniert und ver-anlasst wird. Ein multiprofessionelles und interdiszipli-när arbeitendes Team, bestehend aus Ärzten undTherapeuten, kann sowohl die Diagnose stellen und dieentsprechende Behandlung einleiten, es können aberauch notwendige Hilfsmittel verordnet werden. Zudemstellt ein Netzwerk von spezialisierten Fachärzten sicher,dass die weitere Behandlung entsprechend der indivi-duellen Bedürfnisse gewährleistet ist.

Neues Medizinisches Zentrum für Erwachsene mit Behinderung der Stiftung ICP München

Spezialisierte Ärzte notwendigUm die bestmögliche medizinische Versorgung auch fürerwachsene Menschen mit oftmals komplexen Behinde-rungen zu gewährleisten, benötigt man Expertinnen undExperten, die sich auf schwere Mehrfachbehinderungeneingestellt haben. Nicht jeder Arzt oder jede Ärztin kenntsich mit jeder unterschiedlichen Behinderung und den Aus-wirkungen auf andere Fachgebiete aus und nicht jede Arzt-praxis ist barrierefrei zugänglich. Auch benötigen Men-schen mit Behinderung oft eine intensivere Beratung undBegleitung. Im MZEB in Giesing werden die entsprechen-den Angebote für die Patienten gebündelt und koordiniert.

Im MZEB der Stiftung ICP München in Giesing be-steht das ärztliche Vor-Ort-Angebot aus Fachärzten für In-nere Medizin, Neurologie und Neuroorthopädie. MitLetzteren stellen wir, aus der jahrzehntelangen Traditionder ärztlichen Versorgung in der Stiftung ICP Münchenheraus, die besondere Kompetenz in unserem Spezialge-biet, nämlich die orthopädische Versorgung von schwerkörperbehinderten Menschen, sicher. Gerade im Erwachse-nenalter sind viele Menschen mit Behinderungen von un-terschiedlichen und oftmals komplexen Beein-trächtigungen betroffen. So kann zu einer Körper- undMehrfachbehinderung etwa auch eine psychische Er-krankung hinzukommen. Im neuen MZEB wird ganz ge-zielt auf alle Belange eingegangen und den erwachsenenMenschen mit Behinderung so eine adäquate ärztlicheVersorgung ermöglicht. Das ist auch im Sinne der Be-hindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen.

Dr. Felix GußmannÄrztlicher Leiter MZEB Medizinisches Zentrumfür Erwachsene mit Behinderung

MZEB

DÄMf

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Integration und Inklusion 14 Jahre IKF Integrative Kinderförderung GmbH

Bereits 2004, also fünf Jahre bevor die UN-Behin-dertenkonvention in Kraft trat, setzte sich dieStiftung ICP München für Integration und Inklu-

sion ein und eröffnete eine erste integrative Kinderta-geseinrichtung – die Kinderkrippe Kleeblatt in derWeilheimer Straße. Seither hat die IKF Integrative Kin-derförderung GmbH, 100%ige Tochtergesellschaft derStiftung ICP München, ihre integrativen Angebote kon-tinuierlich weiter ausgebaut. 2008 folgte ein integrativerKindergarten und 2010 eine inklusive Grundschule mitintegrativem Hort. In den nächsten Jahren wurde eineintegrative Kinderkrippe im Norden Münchens sowie zweiKitas am Westpark aufgebaut, für letztere hat die Lan-deshauptstadt München die IKF GmbH mit der Betriebs-trägerschaft beauftragt. Inzwischen bietet die IKF GmbHrund 450 Plätze an vier Standorten an.

IKF Inklusive Kinderförderung GmbH

Diese integrativen Angebote neben den Spezialangebotender Einrichtungen der Stiftung ICP München geben denEltern zum einen die Wahlmöglichkeit, in welcher Ein-richtung ihr Kind betreut werden soll, zum anderen bietensie auch eine passgenaue Erziehung, Bildung und För-derung für jedes Kind und seine Bedarfe. Aufgrund derengen Vernetzung und des Austausches ist ein Wechseldes Kindes zwischen dem Spezialbereich (Heilpädagogi-sche Tagesstätte HPT, Schulvorbereitende EinrichtungSVE und Förderschule) und dem inklusiven Bereich(Krippe, Kindergarten, und Schule/Hort) jederzeit möglich.

Feierliche Einweihung der inklusiven Luise-Kiesselbach-Grundschulemit dem damaligen Bayerischen Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle

Spatenstich für das neue Gebäude der inklusiven Grundschule.Sie bietet jetzt viel Platz zum gemeinsamen Lernen und Spielen.

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Schwerpunkt der IKF GmbHIm Mittelpunkt all unseres Tuns steht das Kind mit sei-nen Interessen, Neigungen, Bedürfnissen und seinemWunsch nach Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft. Wir sehen jedes Kind in seiner gesamten Persönlichkeitund fokussieren nicht einen Aspekt seines Seins, etwaseine Beeinträchtigung. Wir versuchen in unseren Ein-richtungen stets die individuellen Bedarfe der Kinder,die auch durch die Beeinträchtigung hervorgerufen wer-den können, zu berücksichtigen und zugleich aber einennormalen, Zuschreibungen vermeidenden Umgang mit-einander zu leben. Sowohl im Gruppensetting als auchbei der heilpädagogischen/therapeutischen Förderungschaffen wir für die Kinder den nötigen (Spiel-)Raum,Selbstwertgefühl aufzubauen, dies zu stärken und sichin ihrer Persönlichkeit weiter zu entwickeln. Dafür findetein Wechsel zwischen gezielten (Förder-)Angeboten,Möglichkeiten zu selbständigem Experimentieren undklassischem Freispiel statt.

Es gilt also diese Verschiedenheit und Vielfältigkeit auchan „Ausgangslagen“ der Kinder per se als Bereicherungzu sehen und anzunehmen: Gemeinsam zu lachen, sichzu freuen, aber auch anderer Meinung sein zu können,Dinge auszuhandeln, Alltag gemeinsam zu gestalten -sich also wertzuschätzen und so zu akzeptieren, wieman ist. Zitieren möchte ich hierzu einen Satz aus San-dra Roths Buch „Lotta Wundertüte“: „Bei einem Regen-bogen frage ich auch nicht: Muss Gelb unbedingt sein?Rot und Blau reichen doch schon. Gelb gehört eben auchdazu.“ (S. 215)

AusblickZentrales Anliegen ist es, allen uns anvertrauten Kin-dern eine optimale Erziehung, Bildung und Förderungzu bieten. Wir möchten die Kinder ein Stück ihres Wegesbegleiten und für sie gemeinsam mit ihren Eltern Ent-wicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten schaffen. Diesbedarf vor allem kompetenter Leitungskräften, engagierterund empathischer Mitarbeiter*innen, eines guten Team-klimas und entsprechender strukturellen und organisa-torischen Rahmenbedingungen. Aus diesem Grundunterstützen wir unsere Leitungskräfte und Mitar-beiter*innen in ihrer Arbeit so gut wie möglich, bietenSchulungen, Fortbildungen und Supervision an, über-arbeiten und aktualisieren Haus-Konzeptionen, erhöhenweiter die Qualität der pädagogischen Arbeit und neh-men gewisse strukturelle Veränderungen (z. B. Anpas-sung der Öffnungszeiten, Neustrukturierung derheilpädagogischen Förderung) vor. Zudem streben wireine noch intensivere Vernetzung des Spezialbereichesmit den Integrationseinrichtungen an sowie einen engeren Austausch zwischen Pädagog*innen und Thera-peut*innen. Mittelfristig möchten wir die Zahl der Inte-grationsplätze in den Kitas erhöhen, um zum einen fle-xibler und bedarfsorientierter auf Anfragen der Elternreagieren zu können und zum anderen Inklusion, imSinne von Wahlfreiheit, auch umzusetzen.

Doris SchüsslLeitung UnternehmensentwicklungDL

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Die Luise-Kiesselbach-Förderschulen

Tradition und Moderne

Welche pädagogischen Leitlinien, welche gesell-schaftlichen und organisatorischen Randbe-dingungen hatten die Pädagogen in der

Gründungszeit des ICP, welche fundamentalen Ideen prä-gen heute noch die Arbeit der Schulen, was hat sich ver-ändert, welche Umgestaltungsprozesse stehen an?

Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Stiftung ICPMünchen lohnt es sich einen Blick auf diese Fragestel-lungen zu werfen und Ausschnitte aus Archivdokumentenzu analysieren und sie in Bezug zur aktuellen Situationzu setzen.

TraditionAus der Gründungszeit der Förderschule (Sonderschule)

„Im Jahr 1957 wurde die Sonderschule am MünchnerSpastiker Zentrum gegründet. Die Schüler sind in derRegel mehrfachgeschädigt, sie haben zusätzliche Hör-,Seh- und Sprachbehinderungen. (…)Die frühestmögliche medizinische Behandlung undpädagogische Betreuung sind Grundlage jeder Reha-bilitation und sichern einen guten Schulstart. Um deroptimalen Förderung willen kann auf besonderepädagogische und therapeutische Hilfen nicht ver-zichtet werden. (…)Variabel gehaltene Klassenstärken, der Verzicht aufJahrgangsklassen, ein vielseitiges Lehrstoffangebot (…)befähigen die Schüler, mit den vorhandenen Kräftendas ihnen erreichbare Höchstmaß an Leistungen zufinden. Sie besuchen ihrer Behinderung entsprechendeinen der drei Züge unserer Sonderschule, von deneneiner zum Hauptschulabschluss führt.“

Kapitel „Entwicklung und Aufgaben der Sonderschuleam Spastiker-Zentrum“. Aus: Lese- und Arbeitsbuch füreine pensionierte Schulleiterin. Spaze-Verlag, München1993„Alle Lehrplan- und Unterrichtsgestaltung an Kb-Schulenmuss von der Lebenssituation ihrer Schüler ausgehen,sowohl von ihrer gegenwärtigen Situation – d.h. unteranderem vom Entwicklungsdefizit, das durch die Hand-lungsschwäche des Schülers begründet ist, (… ) wie auchvon seiner zukünftigen Situation, soweit sie vorherseh-bar ist und für das Leben des Schülers bedeutsam er-scheint. (…)

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„Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung“

„Meinen ersten Kontakt zum Spastiker-Zentrum hatte ich, als das Zentrum nochin der Poliklinik untergebracht war. Ichwar Privatlehrerin von einem Kind mitBehinderung, das nicht beschult wurdeund das therapeutisch in der Poliklinikbehandelt wurde. Ich habe es gelegent-lich dorthin begleitet und habe mitbe-kommen, wie die Therapeuten mit denKindern gearbeitet haben. Prof. Göbhatte die Vision, dass Kinder mit einerspastischen Behinderung auch beschultwerden sollten. Das war damals undenk-bar. Diese Kinder waren vom Unterrichtbefreit und man stand auf dem Stand-punkt, dass solche Kinder nicht beschultwerden sollten, da ihnen sonst ihr Schick-sal bewusst würde. Das war in den60er-Jahren, da stieß eine Behinderung,zumal eine sichtbare, in der Gesell-schaft noch auf sehr große Ablehnung.

1960 erreichte Professor Göb, dass amSpastiker-Zentrum eine Schulklasse ge-bildet wurde, die der Sonderschule ander Klenzestraße angeschlossen war.Erst nach zwei Jahren ist es mir gelun-gen, an diese Schule versetzt zu wer-den. 1963 habe ich einen Lehrgang zurSonderschullehrerausbildung besuchtund kam dann wieder zum Spastiker-Zentrum. Die Schule des Spastiker-Zen-trums wurde nach Inkrafttreten desSonderschulgesetzes 1968 selbstständig;

in den 80er-Jahren habe ich die Schul-leitung übernommen. Man muss sichdas einmal vorstellen, selbst normal be-gabte Kinder mit einer Körperbehinde-rung wurden bis zur Gründung dieserSchule, wenn sie sprachbehindert odermanuell eingeschränkt waren, vom Un-terricht befreit, da sie angeblich nichtbeschult werden konnten.

Am Spastiker-Zentrum habe ich dieKlassen 3 bis 9 unterrichtet. Die Kinderwaren ganz unterschiedlich gefördertworden und waren auch unterschied-lich begabt. Jedes Kind hatte seinen ei-genen Unterrichtsplan. Auch die Raum-verhältnisse waren anfangs mehr alsschwierig. Wir waren ja in der altenWaschküche des Altersheims unterge-bracht. Die Räume wurden mehrfachbenutzt, also nicht nur für den Unter-richt, sondern auch zum Spielen undSchlafen. Aber es ging immer vorwärts,es wurde mehr und mehr angebaut undwir sind gewachsen. Die Schüler undihre Eltern und auch wir Mitarbeiter derersten Stunden waren mit der Einrich-tung sehr verbunden.

Es gab zu meiner Anfangszeit noch keineausgeprägte Sonderschulpädagogik fürKinder mit spastischen Behinderungen,wir haben sozusagen Pionierarbeit ge-leistet, immer von Professor Göb voran-

getrieben. Dabei unterstanden wir aberder staatlichen Schulaufsicht, dasheißt, wir mussten uns an die Bildungs-ziele halten. Professor Göb hatte daaber auch seine eigenen Ansichten, erhat schon sehr früh auf Taschenrechnerund Computer gebaut. Es war ihm klar,dass für die Schüler mit Behinderungdie Zukunft in den Computern liegt.Also war ich auf einem Lehrgang undhabe das Programmieren von Magnet-karten gelernt.

Für die Schulabgänger wurden dann dieBerufsschulstufe und das Berufsbil-dungswerk mit Sonderberufsschule ein-gerichtet, um den Kindern eine bessereChance für ein selbstbestimmtes Lebenzu geben. Das Spastiker-Zentrum hatauch hier Pionierarbeit geleistet. Unddas war für alle Beteiligten bereicherndund hat sehr viel Freude gemacht. Wirhaben etwas bewegt.“

Liselotte DicknetherLehrerin und Schulleiterin1962 –1993

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Bei der Auswahl der Handlungsfelder für Schüler im Leis-tungszug A und B nimmt die Kb-Schule auf die Lehrpläneder Grund- und Hauptschule Bezug, für Schüler im Leis-tungszug C auf die der Geistigbehindertenschule. DieLehrpläne der Lb-Schule können zur Orientierung heran-gezogen werden. (…)Der Unterricht selbst vollzieht sich immer in einer kon-kreten Schülergruppe, und das bedeutet in einer Kb-Schule große Heterogenität der Lern- und Leistungs-voraussetzungen bei den Schülern. (…) Ein unterrichtli-ches Lernfeld wird nicht bestimmt durch ein einheitlichesLernziel, sondern durch ein Lernfeld, das so auszuwählenist, dass es den verschiedenen Lernstufen innerhalb einerKlasse gerecht wird und jedem Schüler Raum zur Entfal-tung bietet.“

Kapitel „Unterrichtsarbeit“. Aus: Konzeptpapier des Kol-legiums 1979. Aus: Lese- und Arbeitsbuch für eine pen-sionierte Schulleiterin. Spaze-Verlag, München 1993

Die Anfänge der FörderberufsschuleDas Berufsbildungswerk am ICP entstand 1974, die För-derberufsschule 1977. Vorher besuchten die Auszubil-denden die öffentlichen Berufsschulen. Im erstenSchuljahr wurden nur zwei Klassen beschult, eine Klassefür Büropraktiker, eine Klasse für hauswirtschaftstech-nische Helfer.Ab den 80er Jahren wurden immer mehr Klassen auchfür andere Ausbildungsbereiche beschult. Durch die Ko-operation mit der Adolf-Kolping-Berufsschule konntedann auch Metall- und Elektrotechnik unterrichtet werden.

In den nächsten Jahren wurde das Berufsschulangebotimmer weiter ausgebaut. Auch Förderlehrgänge sowieein Berufsvorbereitungsjahr wurden eingerichtet.

Seit dem Einzug in den Neubau im Jahr 2004 werdenim Rahmen einer engen Zusammenarbeit mit dem BBWdie meisten Schüler auch hausintern beschult, das be-trifft 17 Teilzeit- und 2 Vollzeitklassen für die BereicheBerufsvorbereitung, Hauswirtschaft, Metalltechnik undWirtschaft und Verwaltung.

Die Luise-Kiesselbach-Förderschulen heute– Was ist geblieben, was hat sich verändert?

Auch heute noch gliedern sich die Luise-Kiesselbach-Förderschulen in ein Förderzentrum und eine Berufs-schule zur sonderpädagogischen Förderung mit demFörderschwerpunkt körperlich-motorische Entwick-lung. Die Schulen sind eigenständige Einheiten, sie ar-beiten jedoch an der Schnittstelle Übergang Schule -Ausbildung - Beruf sehr eng zusammen, was – wienoch zu zeigen sein wird – jungen Erwachsenen miteiner Körperbehinderung eine ganze Bandbreite anschulischen Möglichkeiten eröffnet und der StiftungICP München hier ein Alleinstellungsmerkmal in derbayerischen Schullandschaft verleiht.

Förderzentrum körperlich-motorische EntwicklungAuch heute noch haben viele Schüler des Förderzen-trums zusätzlich zu körperlichen meist weitere Behin-derungen, auch heute noch ist die Klassenzu-sammensetzung hinsichtlich der Leistungsfähigkeit derSchüler heterogen, auch heute noch bestimmt die engeZusammenarbeit mit den Bereichen HPT, Therapie undMedizin den Schulalltag, auch heute noch ist es die Auf-gabe der Lehrkraft, die Lerninhalte so auszuwählen, dassein gemeinsames Lernen an einem Lerngegenstand ineiner Klasse möglich ist und dass trotzdem jeder Schülerin seiner Zone der nächsten Entwicklung lernen kannund so die ihm erreichbaren Lernfortschritte erzielt.Diesem Spannungsfeld versuchen wir durch ein inhalt-lich und organisatorisch differenziertes Setting gerechtzu werden.Die Klassenzusammensetzung geschieht weitgehendnach dem Alter der Schüler. In diesen Stammgruppen(Inseln) verbringen die Schüler den Schultag und dieZeit in der Heilpädagogische Tagesstätte (HPT). In diesenGruppen geschieht der Unterricht zu Sachthemen, diealle Schüler betreffen, hier sind sie sozial eingebundenund machen Unternehmungen wie Exkursionen, Schul-landheimaufenthalte, Gottesdienste, Feiern.Um den individuellen Lernbedürfnissen der Schüler ge-recht zu werden bieten wir zusätzlich zum Klassenver-band folgende Differenzierungsmöglichkeiten:

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• Die Schüler werden je nach kognitivem Niveau nachden Lehrplänen Lernen oder geistige Entwicklungunterrichtet.

• Diagnose- und Förderklasse: der Stoff der ersten beidenSchuljahre kann auf drei Schuljahre verteilt werden.

• Koop-Stunden: Lernschienen für Deutsch und Ma-thematik in Kleingruppen ermöglichen intensivenleistungsgerechten Unterricht in den Kulturtechniken.

• Koop-Stunden in der Berufsschulstufe: Unterricht inNeigungsfächern

• Fachunterricht: Hauswirtschaft und Werken wird inKleingruppen unterrichtet.

• Zusammenarbeit mit der inklusiven Grundschule:Schüler der Förderschule mit den passenden Lern-voraussetzungen können in einem Fach lernzielgleicham Unterricht teilnehmen.

• Zusammenarbeit mit den Mobilen sonderpädagogi-schen Diensten Hören, Sehen, Lernen und Autismus

• Unterstützung für einzelne Schüler durch Schul-begleiter

• Insel 8: In dieser Klasse unterrichten wir gezielt allejugendlichen Schüler, die evt. den Schulabschluss imBildungsgang des Förderschwerpunkts Lernen errei-chen können.

Übergang Schule – Ausbildung - BerufWie bereits erwähnt, können die Luise-Kiesselbach-Schulen in diesem Bereich ein besonders ausdifferen-ziertes schulisches Angebot gewährleisten. Der Vorteilfür die Schüler besteht darin, dass alle Maßnahmenunter dem Dach der Stiftung ICP München angebotenwerden, was eine passgenaue Zuordnung zu und einenWechsel zwischen den einzelnen Maßnahmen bzw. einepersönliche Weiterentwicklung sehr erleichtert.• Berufsschulstufe: Junge Erwachsene, die nach dem

Lehrplan geistige Entwicklung unterrichtet werden,können in den Schulbesuchsjahren 10-12 ihre Be-

rufsschulpflicht erfüllen und werden auf die spätereTätigkeit in einer Förderstätte oder einer Werkstattfür behinderte Menschen vorbereitet.

• AQJ (Arbeitsqualifizierungsjahr): Einjähriger Voll-zeitunterricht für junge Erwachsene, die voraussicht-lich einer Ausbildung nicht gewachsen sind, abereinfache berufliche Tätigkeiten auf dem ersten Ar-beitsmarkt verrichten können und in der Lage sind,ihr Leben selbständig zu bewältigen.

• BVJ (Berufsvorbereitungsjahr): Einjähriger Vollzeit-unterricht für junge Erwachsene, die voraussichtlichfür eine Ausbildung geeignet wären; Erwerb des Mittelschulabschlusses ist möglich.

• BvB (Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme):Maßnahme der Bundesagentur für Arbeit, in derjunge Erwachsene eineinhalb Tage pro Woche in dieSchule und dreieinhalb Tage in die praktische Aus-bildung im BBW gehen; Erwerb des Mittelschulab-schlusses ist möglich.

• Fachpraktiker: dreijährige theoriereduzierte Ausbil-dung und Beschulung in Berufen nach § 66 BBiGund § 42m Handwerksordnung; Erwerb des Mittel-schulabschlusses ist möglich.

• Vollberuf: Dreijährige Ausbildung und Beschulung;Erwerb des Mittelschulabschlusses, bei entsprechen-den Leistungen auch des Mittleren Schulabschlusses.

Ein Wechsel zwischen den einzelnen Maßnahmen ist imRahmen des Schulrechts und der verfügbaren Stellenund Mittel der Arbeitsagentur prinzipiell möglich.

Berufsschule zur sonderpädagogischen FörderungAuch die Berufsschule ist in den wesentlichen Merkma-len der Tradition des Hauses treu geblieben.Einzelne Weiterentwicklungen gab es in folgenden Bereichen:• Externe Auszubildende: 90% der Schüler der Berufs-

schule machen ihre Ausbildung im BBW, ca. 10%machen ihre Ausbildung in externen Betrieben; diese

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ten Jahre kontinuierlich zu senken. Dazu wollen wirjährlich eine weitere Klasse bilden, sodass die Lehr-kräfte auch den individuellen Lernbedürfnissen derSchüler noch besser gerecht werden können.

• Das Förderzentrum wird in den nächsten Jahren aufdie Anforderungen einer wachsenden Landeshaupt-stadt reagieren. Immer mehr Anfragen von Elternmit körperbehinderten Kindern und Jugendlichen er-reichen uns. Auch für diese Schüler wollen wir un-sere Kapazität ausweiten.

• Zusammenarbeit mit anderen Schulen: Im RaumMünchen-Sendling gibt es einige Schulen (Grund-schule/Mittelschule in der Fernpaßstraße, Grund-schule in der Konrad-Celtis-Straße, Dantegymna-sium), mit denen eine Zusammenarbeit im Sinne desArt. 30a BayEUG vielversprechend sein könnte.

Berufsschule zur sonderpädagogischen FörderungDer Arbeitsmarkt unterliegt einem stetigem Wandel undmit ihm auch die Anstellungschancen für junge Auszu-bildende.Eine vordringliche Aufgabe der Berufsschule in dennächsten Jahren wird es sein, in Zusammenarbeit mitdem BBW Ausbildungsberufe für junge Menschen mitKörperbehinderung zu finden, mit denen diese eineChance auf dem Arbeitsmarkt haben und für diese Be-rufe Ausbildung und Beschulung anzubieten.Als erster Schritt wird ab dem nächsten Schuljahr von BBWund Berufsschule ein bundesweit neuer Ausbildungsberufgeschaffen, der Fachpraktiker Informationstechnologiefür Systemintegration. Wir hoffen, junge Menschen damit

bei ihrer Integration in den Arbeitsmarktzu unterstützen.

Wolfgang MeierhoferGesamtleitung der Luise-Kiesselbach-Schulen;Förderschule, Berufsschule, inklusive Grundschule

Mischung garantiert eine optimale Nutzung derRessourcen des BBW vor Ort und bewirkt gleichzeitigeine Öffnung hin zum freien Arbeitsmarkt.

• Mobile Sonderpädagogische Dienste: Zwei Lehrer-stunden können für den Einsatz an öffentlichen Be-rufsschulen verwendet werden und helfen mit, dieBeschulung von Schülern mit sonderpädagogischemFörderbedarf im Regelbereich zu unterstützen.

• Englisch: Ein über das Pflichtangebot hinausgehen-des Unterrichtsangebot an Englisch bietet Schülerndie Möglichkeit, bei entsprechenden Leistungen denMittleren Schulabschluss zu erwerben und zusätzlichdas KMK-Zertifikat zu erwerben.

• DAZ (Deutsch als Zweitsprache): Mit Drittmitteln desKM wird Deutsch-Unterricht für Schüler mit Defizitenim Bereich der deutschen Sprache finanziert; so könnenSchüler mit Migrationshintergrund wirkungsvoll inihrer Berufsausbildung unterstützt werden.

Modernisierung – Was steht in der Zukunft an?

Förderzentrum körperlich-motorische Entwicklung• Ein differenzierter und den besonderen individuellen

Lernanforderungen des Schülers entsprechender Un-terricht war und bleibt das wesentliche Qualitätskri-terium des Förderzentrums. Dazu wird es immerwichtiger, die organisatorischen Abstimmungen zwi-schen den Abteilungen Therapie, heilpädagogischerTagesstätte und Schule im Kontext erfolgreichen Ler-nens zu optimieren. Die vielfältigen Möglichkeitender Stiftung ICP München, die eben neben der Schulein einem Gesamttagesablauf auch Therapie, heilpä-dagogische und ärztliche Betreuung anbieten, wollenwir zukünftig noch besser miteinander kombinieren.

• Es bleibt Ziel der Schule, die Klassenstärken aufgrundder Heterogenität der Schülerschaft über die nächs-

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„Eine wunderbare und erfüllende Aufgabe“

„Ans ICP gekommen bin ich über dieKolping Berufsschule für Lernbehin-derte, an der ich bis 1986 Lehrer war.Im ICP habe ich als Lehrer für Elektro-technik zusammen mit Kollegen die Be-rufsschule aufgebaut und zunächst dieMetaller und Elektriker unterrichtet.Das hat uns großen Spaß gemacht, ins-besondere die Arbeit mit den Jugendli-chen hier. Ich fand es auch schön, dassich mein Erstfach, also Elektrotechnik,unterrichten konnte. Allerdings ist dieElektrotechnik als Ausbildungsberufhier am BBW eingestellt worden, derletzte Elektriker hat 1997 seine Prüfunggemacht. Ich habe dann erst allgemeinunterrichtet und bin dann ins BVJ, alsodas Berufsvorbereitungsjahr, gewechselt.

Die Jugendlichen hier sind einfachwunderbar. Ich habe es nie bereut, hier-her gekommen zu sein, ganz im Gegen-teil. Ihre positive Einstellung, ihr Ar-beitseifer und ihre Herzlichkeit habenmich immer sehr begeistert.

Die Jugendlichen, die zu uns kommen,sehen ihre Chance, die wir ihnen hierbieten, und sie entwickeln ganz vielEhrgeiz. Durch die kleinen Klassen habeich ein besonders intensives Verhältniszu ihnen. Ich bekomme einen gutenEinblick in das Leben der Jugendlichenund durch die enge Zusammenarbeitmit den Therapeuten kann ich bei Pro-blemen entsprechend helfen.

Natürlich muss ich vieles öfter erklärenund brauche auch eine ordentliche Por-tion Geduld, aber ich weiß, die Jugend-lichen wollen lernen und sie geben sichMühe. Deshalb gebe ich mir auch Müheund setze alles daran, damit sie dieDinge verstehen. Außerdem bekommeich alles, was ich ihnen gebe und wofürich mich einsetze, zurück. Meine Schü-ler sind so dankbar, wenn sie etwas ge-schafft haben, das ist für mich dasgrößte Glück. Und zu sehen, wie sie er-wachsen werden und dann ihre Berufs-ausbildung und ihren Abschluss fertigmachen und ihren Weg gehen, ist ein-fach das Schönste, was es für einenLehrer gibt. Ich habe und hatte dasGlück, eine wichtige soziale Aufgabe zuerfüllen und Menschen zu helfen, die esim Leben nicht so leicht haben.“

Dieter UllrichBerufsschullehrer im Berufsbildungswerk (BBW) seit 1986

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Berufsbildungswerk (BBW)

Qualifizierte Ausbildung für junge Menschen mit einer Körperbehinderung

Im Berufsbildungswerk werden unsere Teilnehmer anmodernen und behinderungsspezifischen Arbeitsplät-zen auf eine reguläre Tätigkeit am Arbeitsmarkt vor-

bereitet. Sie können während der Ausbildung die privateBerufsschule zur sonderpädagogischen Förderung derStiftung ICP München besuchen und im Internat oder denAußenwohngruppen des Berufsbildungswerks wohnen.

Sie werden dabei von einem multiprofessionellen Teamunterstützt: Rehapädagogisch erfahrene Ausbilder, För-derlehrer, Sozialpädagogen, Diplom-Psychologen undTherapeuten verschiedenster Fachdisziplinen (z. B. Phy-sio-, Ergo-, Sprach-, Dyskalkulietherapie). Die täglicheAusbildung erfolgt in kleinen Gruppen. Auf die Bedürf-nisse des jeweiligen Teilnehmer abgestimmte Hilfen, wiez. B. Einzelförderunterricht, werden in der individuellenFörderplanung festgelegt.

Rückblick

Als das Berufsbildungswerk Stiftung ICP München - da-mals noch Spastiker-Zentrum München - im Oktober1974 mit zwei Gruppen seine Arbeit aufnahm, war dasin doppelter Hinsicht bemerkenswert:

1. Das AFG, das Arbeitsförderungsgesetz als Rechts-grundlage der beruflichen Rehabilitation, stecktenoch in den Kinderschuhen. Weder bei der Arbeits-verwaltung noch bei den Maßnahmeträgern gab esErfahrungen mit der Antragstellung, Konzipierungund Umsetzung von Maßnahmen zur beruflichenRehabilitation.

2. Erst recht gab es noch keinerlei Erfahrungen mit derGruppe spastisch gelähmter Jugendlicher. Sie galtenaufgrund ihrer komplexen Behinderung, die sichnicht nur in Bewegungsstörungen äußert, sondernauch in Lernbehinderungen, Sprachstörungen, Ver-haltensauffälligkeiten, Epilepsie, quasi als nicht aus-bildungsfähig.

Andererseits lag der Einstieg in die berufliche Rehabili-tation für die Betroffenen auf einer gewissermaßen vor-gezeichneten internen „Entwicklungslinie“: Die Arbeit indem 1957 gegründeten Spastiker-Zentrum begann damalsmit Kleinstkindern in medizinisch-therapeutischer Hin-sicht. 1962 entstand der Kindergarten und 1966 die För-derschule mit heilpädagogischer Tagesstätte und Schüler-wohnheim, also entsprechend der Altersentwicklung derKinder und deren Bedürfnissen. Insofern war es nur konse-quent das Zentrum um einen weiteren Baustein zu erwei-tern, nämlich um das BBW als Anschluss an die Förderschule.

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Die BBW-Kapazität wurde in Abstimmung mit den Zu-wendungsgebern auf 154 Plätze für Berufsvorbereitungund Ausbildung und auf 101 Plätze für das BBW-Woh-nen erweitert, um den bundesweiten Bedarf abdeckenzu können.

BerufspaletteIn den vergangenen 20 Jahren wurde auch die Berufs-palette kontinuierlich den Erfordernissen des Arbeits-marktes - unter Berücksichtigung der Möglichkeiten derRehabilitanden - angepasst. So haben wir das BerufsfeldElektro aufgeben müssen, aber zukunftsträchtige Berufe,wie

• Kaufmann/-frau im Gesundheitswesen• Medientechnologe/in Siebdruck• Fachwerker in Sieb- und Digitaldruck• Informatikkaufmann/-frau• Fachinformatiker/in Fachrichtung Systemintegration

neu aufgenommen. In unserem BBW geht es dabeiimmer wieder darum, Ausbildungsberufe zu finden, die esunseren Teilnehmern ermöglichen, in kleineren Nischenam Arbeitsmarkt unterzukommen.

Ausblick

BelegungTrotz des allgemeinen Rückgangs der Belegung in denBerufsbildungswerken in Bayern konnte im BBW derStiftung ICP München die Belegung wieder gesteigertwerden. Dies hängt hauptsächlich mit dem multiprofes-sionellen Fachkonzept der Stiftung ICP München zu-sammen, das für Menschen mit Körper- undMehrfachbehinderten ein passgenaues Angebot darstellt.

Teilnehmer mit Autismus-Störungen (ASS)Immer mehr Menschen mit ASS haben Interesse an einerAusbildung bei uns. Inzwischen sind Teilnehmer mitASS in allen Fachbereichen mit einem Anteil von 20 %vertreten.

Ausbau des Ausbildungsbereichs ITDas Interesse am Ausbildungsbereich Informationstech-nologie wächst. IT ist mit der zunehmenden Digitalisierungder Arbeitswelt ein spannendes und zukunftsträchtigesArbeitsfeld, das zudem auch für Menschen mit körper-lichen Einschränkungen gut geeignet ist. Im vergange-nen Jahr wurde die Ausbildung zum FachinformatikerAnwendungsentwicklung als dritter Ausbildungsgangim Bereich IT etabliert. Außerdem haben wir mit derEinführung eines neuen Fachpraktiker-Berufes Informa-tionstechnologie begonnen.

Intensive Zusammenarbeit mit der WirtschaftDie Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ist nach wie vorein fester Bestandteil der Arbeit eines Berufsbildungs-werkes. Für jeden Teilnehmer ist ein Praktikum in einem

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Betrieb während der Ausbildung Pflicht. 25 % unsererAuszubildenden absolvieren eine „Verzahnte Ausbil-dung“, was über dem Bundesdurchschnitt liegt. Hierbeiübernimmt der Betrieb dann Ausbildungsanteile mit undwird dabei vom BBW unterstützt. Diese praxisnahe Aus-bildung ist auch der Grund für die gute Vermittlungs-quote unserer Absolventen von annähernd 60 % nacheinem Jahr. Besonders erfolgreich ist hier der Fachbereich Hauswirt-schaft: Alle Absolventen des Jahres 2017 konnten über-gangslos in eine Arbeitsstelle vermittelt werden. Hierzeigt sich vor allem der Erfolg eines Konzepts der stu-fenweisen Steigerung des Schwierigkeitsgrades derpraktischen Einsatzbereiche, die auf die Behinderungender jungen Menschen Rücksicht nimmt und durch qua-lifizierte Ausbildung unterstützt ist.

„Phase E“: Neue Gruppe für Menschen mit erworbenen HirnschädigungenMit „Phase E“ ist die Förderung der Teilhabe am Arbeits-leben für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungengemeint, die den Aufbau der beruflichen Leistungsfä-higkeit im Anschluss an die medizinische Reha unter-stützt. Ziel ist es, Menschen mit erworbenen Hirn-schädigungen auf eine Ausbildung oder die Rückkehr inden ursprünglichen Beruf vorbereiten.Dieses Thema wird bereits seit einiger Zeit im BBW vo-rangetrieben, etwa durch die Vernetzung mit anderenFachleuten im „Neuro-Netzwerk berufliche TeilhabeMünchen“.2017 wurde erstmals eine eigene Gruppe im BBW ein-gerichtet. In dieser Gruppe können Menschen mit er-worbenen Hirnschädigungen in einem Umfeld arbeiten,

in dem die Ablenkung reduziert ist und in dem sie sich dieBelastungszeiten unter konstanter Förderung individuelleinteilen können. Dadurch wird den speziellen Anfor-derungen dieser Zielgruppe besser Rechnung getragen.

Vermittlungs-Projekt mit dem ifd München-FreisingUm die berufliche Integration von Menschen mit Mehr-fachbehinderungen zu verbessern, wurde das neue Pro-jekt BÜMB (Begleiteter Übergang von Menschen mitMehrfachbehinderung in den Beruf) ins Leben gerufen.Das Projekt wird in Kooperation mit dem Integrations-fachdienst (ifd) München-Freising gGmbH durchgeführtund wird durch den Arbeitsmarktfonds des BayerischenStaatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie undIntegration und die Aktion Mensch unterstützt. Wirfreuen uns über den erfolgreichen Start des Projekts, dasbis Ende 2019 laufen wird.

Wolfgang HeizerLeitung BBWFachdienstleitung

Bruno EgglhuberAusbildungsleitung

WLF

BA

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„Die schönste Zeit in meinem Arbeitsleben“

„Vor meiner Zeit im Spastiker-Zentrumwar ich 25 Jahre bei der Firma Agfa be-schäftigt. Anfangs als gelernter Werk-zeugmacher, nach der Meisterprüfungleitete ich den Vorrichtungsbau und bil-dete zugleich Lehrlinge aus. Als dasWerk 1983 fast komplett zumachte,wurde ich als Werkmeister in der dama-ligen Beschäftigungswerkstätte vonHerrn Professor Göb übernommen. Daswar für mich wie ein Sprung ins kalteWasser, denn ich hatte bis dahin nochnie etwas mit behinderten und schongar nicht mit schwerstbehindertenMenschen zu tun gehabt. Doch ich er-kannte schnell, was sich für Möglich-keiten bei der neuen Arbeit boten.

Neben meinen Leitungsaufgaben habeich von Anfang an auch die verschie-densten meist individuell angepasstenHilfsvorrichtungen gebaut, damit dieBetreuten einfache Arbeitsgänge wieSägen, Bohren, Schleifen, Drechseln,Malen, Leimen, Sticken, Weben usw.ausführen konnten. Diese Hilfsvorrich-tungen haben die jeweiligen Betreutenunterstützt, meist konnten die Arbeitennur mit dem Einsatz dieser Vorrichtungenund mit der Unterstützung der Betreuen-den erfolgreich zu Ende geführt werden.

Die Freude der Teilnehmer zu sehen,wenn sie mit meinen Konstruktionenund ihren eigenen Händen etwas ge-schaffen haben, war überwältigend,und für mich zugleich sehr motivierend.Dabei wurde meine diesbezüglicheKreativität über die Jahre immer öfterauf die Probe gestellt, denn es kamenimmer mehr schwerer behinderte Men-schen ins Spastiker-Zentrum. Aber mirist für alles und für jeden eine passendeLösung eingefallen.

Sehr geholfen bei meiner Arbeit hat mirauch mein früherer Arbeitgeber Agfa,von dem ich viele Materialien und sogareine Fräsmaschine bekommen habe.Und auch aus dem BBW konnte ich ei-nige Maschinen benutzen und späterauch übernehmen. Nur so konnte ichdie handwerkliche Herstellung dieserHilfsmittel in den Räumen der Beschäf-tigungswerkstätte, die später in Förder-werkstätte umbenannt wurde, über-haupt realisieren.

Die fertigen Arbeiten wie z.B. Vogel-häuschen, Keramikuhren, Teppiche,Stickarbeiten, Seidenmalarbeiten usw.haben wir auch verkauft, etwa auf un-serem Weihnachtsmarkt oder beim

Robert SchremlLeiter der Förderstätte 1983 – 2003

Sommerfest. Mit dem so verdienten Geldwurden dann Ausflüge unternommenund manchmal blieb ein kleines Weih-nachtsgeld für alle Betreuten übrig.

1987 schaffte ich die ersten Computeran und baute dazu Großtastaturen undKopftaster, damit einige unserer Be-treuten mit der neuen Technik arbeitenkonnten.

Außerdem wurde von mir mehrereJahre der praktische Unterricht für dasBerufsvorbereitungsjahr (BVJ) in derFörderstätte durchgeführt.

Durch die Arbeit und den Umgang mitden behinderten Menschen habe icheine ganz andere Lebensart erfahren.Das Selbstbewusstsein, das die Men-schen entwickelt haben, wenn sie mit-hilfe von Technik und kompetenterBetreuung etwas geschaffen haben,war der schönste Lohn für meine Arbeit.

Jetzt sehe ich mit großer Freude, dasssich die Förderstätte so gut entwickelthat. Ich komme immer gerne zu Besuchund ich kenne natürlich noch viele Be-treute und Mitarbeiter.“

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MFZ Münchner Förderzentrum GmbH

1997 – 2017: 20 Jahre Münchner Förderzentrum

Das Spastiker-Zentrum München feiert 2018 sein60-jähriges Jubiläum! Die größte Tochtergesell-schaft der heutigen Stiftung ICP München – die

MFZ Münchner Förderzentrum GmbH - gratuliert rechtherzlich!Aber auch die Tochter ist erwachsen geworden: gut einDrittel der Zeit wird die Stiftung ICP München von ihrer Tochtergesellschaft begleitet. Sie feierte 2017 ihren 20. Geburtstag. Stolze Eltern hören oft über ihre Töchter: „Groß ist sie geworden!“ Und das ist richtig:Groß ist das Münchner Förderzentrum in den 20 Jahrenseiner Existenz geworden. Von der Mitarbeiterzahl ist es mittlerweile sogar die größte Einrichtung der StiftungICP München.

In den 90er Jahren wurde die seinerzeit in Giesing-Fasangarten ansässige amerikanische McGraw-Kaserneaufgelöst. Es gab eine lange Diskussion auf politischerEbene, wie dieses Gelände weiter genutzt werden sollte.Es wurde entschieden, dass auf einem Teil dieses Gelän-des sich zu günstigen Konditionen Einrichtungen derBehindertenhilfe niederlassen konnten.

Dies ermöglichte behinderten Menschen damals erstmalsseit vielen Jahren wieder, in größerem Umfang im Stadt-gebiet München Fuß zu fassen. Denn bereits vor gut 20Jahren war der Platz in München knapp und die Kostenfür Grundstücke und Gebäude teuer.

Das Münchner Förderzentrum eröffnete im Januar 1997in Giesing in der St.-Quirin-Straße 19. Von den 23 Teil-nehmern, die in den ersten Wochen zu uns wechselten,sind 17 immer noch bei uns im Haus.

Es ist ein großer Verdienst des langjährigen Geschäfts-führers der Stiftung ICP München Dr. Hans Beyrle sowieseiner beiden damaligen Führungskräfte Robert Schremlund Günther Rehkopp, dass das MFZ sich hier in Giesingniederlassen konnte. Dazu entschieden beigetragen hatauch Erika Fürst als damalige Aufsichtsratsvorsitzende.Die ärztliche Leitung hatte Prof. Dr. Stotz inne.

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Meilensteine in der Entwicklung und dem Wachsen desMünchner Förderzentrums waren:

1997 Eröffnung des Münchner Förderzentrum in Giesingmit 45 Wohn- und 39 Förderstättenplätzen2000 Ausbau des Dachgeschosses in der Förderstätte undErweiterung der Platzkapazitäten auf 56 Förder-stättenplätze2002 Vollbelegung des Standorts an der St.-Quirin-Straße 192003 Erste Auslagerung durch Anmietung von Räum-lichkeiten in der Nachbarschaft2004Bezug eines Hauses in der ehemaligen KornprinzRupprecht Kaserne in der Schleißheimer Straße alsKeimzelle des MFZ Freimann2006 Gründung unserer Werkstatt für behinderte Menschenin einem Gebäude in der Schleißheimer Straße2008 Eröffnung des neuen MFZ Freimann in der Bur-mesterstraße. Neu eingeführt wurden hier Angebotefür ältere Menschen.2011Eröffnung des zweiten Bauabschnitts in Freimannmit Gründung der ersten Therapeutischen Praxis.Erstmals gab es hier auch Apartments für ambulantbetreutes Wohnen.

2016Erweiterung des MFZ Giesing mit der zweiten The-rapiepraxis, einer ambulant betreuten Wohnge-meinschaft und Einzelapartment2018 Eröffnung des Medizinischen Zentrums für erwach-sene Behinderte (MZEB) in den Räumlichkeiten desMFZ Giesing

Das MFZ bietet mittlerweile:• 135 Wohnplätze in der Eingliederunghilfe• 60 Wohnplätze im Seniorenheim, davon 20 im

„dualen Wohnen“, das heißt SGB XI mit Eingliede-rungshilfezuschlag

• Über 60 Apartments zum inklusiven Wohnen fürMieter, teilweise mit ambulantem Betreuungs- undPflegebedarf

• 166 Förderstättenplätze• 66 Werkstattplätze• 2 therapeutische Praxen mit Wassertherapie

Trotz dieser enormen Entwicklung muss sich das MFZ,wie alle Einrichtungen der Behindertenhilfe, für eineteilweise noch ungewisse Zukunft rüsten. Nach Inkraft-treten des Bundesteilhabegesetzes zum 01.01.2017 müs-sen sukzessive nachhaltige Veränderungen bewältigtwerden.

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Eine sehr bedeutende Veränderung ist dabei, dass es inFragen des Wohnens bald keine Unterscheidung mehrzwischen ambulanten und stationären Hilfeleistungengeben soll. Unsere heutigen stationären Wohngruppenwerden dann unter den Begriff gemeinschaftliches Wohnensubsummiert. Die Leistungspallette, die heute stationäraus einer Hand gewährt wird, soll wie im ambulantenBereich differenziert werden in pädagogische Fachleistung,Mietkosten und Verpflegungskosten.

Unser Träger ist hierbei am Puls der Zeit und willdiesen Prozess aktiv mitgestalten. Mit dem Ausbau derohnehin bevorzugten ambulanten Angebote und demneuen dualen Wohnen in Freimann lernen wir bereits jetztfür die Zukunft.

Der Platzbedarf in München ist ungebrochen hoch.Wir treten dabei als Spezial-Angebot für erwachseneMenschen mit Körperbehinderung selbstbewusst auf.Wir sind der Auffassung, dass es bei allen Bemühungenum Inklusion gute Gründe für Angebote wie unsere gibt.Die teilweise sehr komplexen Behinderungsbilder, die inunseren Häusern auftreten, profitieren ungemein vondem geballten multidisziplinären Know-how, welcheszusammenwirkt, um eine möglichst optimale Versor-gung auf allen notwendigen Ebenen (medizinisch, pfle-gerisch, pädagogisch, therapeutisch) zu generieren.

In der Förderstätte wurde 2017 die richtungsweisendeEntscheidung getroffen, statt der bis dato einheitlichenTagessätze, auf das in Oberbayern nun übliche Hilfebe-

darfsbemessungssystem umzusteigen (HMB-T-Verfahren).Diese Umstellung wird sich über einige Jahre hinziehen.Wir erhoffen uns dadurch aber in der Förderstätte durch diehohen Hilfebedarfe eine Wahrung und Sicherung derPersonalschlüssel.

Eine erfreuliche Nachricht, die sich aus all dem Erwähn-tem für die Zukunft generieren lässt: Es wird sicher nichtlangweilig!

Christian Miska

Leitung MFZ GiesingC

L

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„Glücklicher Zufall“

Christopher: Ich bin sozusagen mitdem ICP groß geworden. Schon mit dreiJahren bin ich ans ICP München ge-kommen, was damals noch Spastiker-Zentrum hieß. Erst bin ich hier in denKindergarten gegangen und dann mitsechs Jahren bin ich in die Schule ge-kommen. Allerdings habe ich zu diesemZeitpunkt so gut wie gar nicht gespro-chen und habe dann auch die 1. Klassewiederholt. Ich hatte aber viel Sprach-therapie und habe auch wirklich gutsprechen gelernt.

Gerdi Stulz: Das ist wahr. Seine dama-lige Sprachtherapeutin Frau Dr. Hinumhat ein kleines Wunder vollbracht. Wirhätten nie gedacht, dass er mal so gutund so gerne sprechen würde und sokommunikativ werden würde.

Christopher: Außer der Sprachtherapieist mir die Physiotherapie noch gut inErinnerung. Ich hatte eine ganz schönstrenge Physiotherapeutin. Aber sie hatmir auch viel beigebracht. Die Thera-pien sind immer noch ein ganz wichti-ger Bestandteil meines Lebens, sowohldie Sprach-, Ergo- als auch die Physio-therapie. Insbesondere das Schwimmenmacht mir viel Spaß.

Da ist Rhythmus drin - The QuirinPercussion Band

Musik verbindet Menschen, macht Spaß und eröffnet neue Horizonte.Dass wirklich jeder ein musikalisches Gespür besitzt, beweist seit mehrals sieben Jahren die „The Quirin Percussion Band“, in der mehr als 20zum Teil schwerstmehrfachbehinderte Teilnehmer des MFZ Giesing mit-machen und die von Marcus Ritzer geleitet wird. Jährliches Highlight derbunten Truppe ist die Eröffnung des traditionellen St.-Quirin-Festes inMünchen-Giesing. Denn erst wenn um 15 Uhr die Paukenschläge der stol-zen MFZ-Band ertönen ist klar: Jetzt geht es richtig los! In diesem Jahrheizten unsere Trommler bereits zum siebten Mal die Stimmung so richtigan. Für ihre engagierten Vorführungen ernten sie immer wieder großenApplaus. Und Applaus ist bekanntlich des Künstlers Brot und gerade un-sere Musiker erfüllt dies mit großem Stolz!

Geprobt wird das ganze Jahr unter der engagierten Leitung von MarcusRitzer. Er versteht es, wirklich jeden Teilnehmer mitzureißen und einzu-binden. Der Rhythmus der Trommeln bewegt jeden und allen Mitgliedernder Percussion Band machen die Proben sehr viel Spaß.

Und immer im Sommer, wenn die Probenhäufigkeit und -intensitätzunimmt, weiß jeder: Das St.-Quirin-Fest steht vor der Tür.

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Gerdi Stulz: Als wir die Diagnose Cere-bralparese für Christopher erhalten haben,waren mein Mann und ich erst einmalganz schön auf uns allein gestellt. Wirwussten gar nicht, was wir machensollten und an wen wir uns wendensollten. Unser Arzt konnte uns auchnicht helfen. Also habe ich das Telefon-buch genommen und unter „Spastik“dann das „Spastiker-Zentrum“ gefun-den. Es war ein glücklicher Zufall, dassChristopher hierhergekommen ist.

Christopher: Ich bin auch immer gerneins ICP gegangen. Nach meiner Schul-zeit bin ich 2007 ins MFZ MünchnerFörderzentrum gewechselt, und zwarzunächst in die Schleißheimer Straße,wo das MFZ war, bevor wir in das neueGebäude in der Burmesterstraße gezo-gen sind. Gewohnt habe ich damalsnoch zu Hause. Allerdings hatte meineMama dann einen Unfall und lag imKrankenhaus. Da ging es nicht mehr,dass ich zu Hause wohnte. Und ichwar ja auch schon über 18, deshalbhabe ich gemeinsam mit meinen Elternentschieden, ins Wohnheim des MFZ zuziehen. Ich wollte mich auch von Zu-hause abnabeln. Das ist mir anfangsganz schön schwer gefallen. Ich glaube,dass es auch für meine Eltern nichtganz einfach war.

Gerdi Stulz: Natürlich ist es nichtleicht, sein Kind loszulassen. Aber wirwussten eben auch, dass Christopherim MFZ sehr gut betreut ist und er dortdie ärztliche und therapeutische Ver-sorgung bekommt, die er braucht. Under wohnt ja nicht weit weg von uns, inder gleichen Stadt. Anfangs ist er regel-mäßig an den Wochenenden nachHause gekommen. Jetzt unternimmt eran den Wochenenden sehr viel, da sindseine Besuche nicht mehr so häufig.

Christopher: Es gefällt mir hier sehrgut. Ich habe viele Freunde und ich ar-beite in der Förderstätte in der Fahrrad-werkstatt. Ich helfe dabei nicht nurbeim Reparieren der Fahrräder, sonderntelefoniere oft mit den Kunden und binmit für die Akquise zuständig. Dasmacht mir viel Spaß. Hier in der Bur-mesterstraße wohne ich auch ganz nahan der Allianz-Arena. Ich bin nämlichBayern-Fan und gehe regelmäßig zuden Spielen vom FC Bayern. Auch zuKonzerten gehe ich öfter, oder ichmache einfach mal einen Stadtbummel.

Gerdi Stulz: Überhaupt hat Christopherviele Hobbys und Interessen. Das findeich sehr schön und ich freue mich, dasser eine so positive Lebenseinstellunghat. Mein Mann und ich haben Chris-

topher aber auch als Kind immer über-all mit hingenommen und nie ausge-schlossen, er gehörte immer dazu. Egalwelcher Anlass es war. Das hat ihn si-cher geprägt und ihn in seiner Persön-lichkeit gefestigt. Er kann sehr gut aufMenschen zugehen und mit ihnenreden und bekommt sehr positive Re-aktionen.

Christopher: Mich stört es manchmal,dass ich wegen meiner Behinderungerst einmal Vorurteile abbauen muss.Durch meine Spastik bin ich zwar kör-perlich eingeschränkt, aber ansonstenbin ich wie jeder andere auch. Deshalbengagiere ich mich ehrenamtlich beidem Projekt „PerspektivWechsel – Ge-meinsam Mensch“. Da besuche ichSchulklassen, denen ich über meine Be-hinderung und mein Leben mit Behin-derung berichte. Ich möchte so helfen,dass Vorurteile abgebaut werden.

Gerdi Stulz (Mitglied im Stiftungsrat)

Sohn Christopher (31 Jahre)

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Wir sagen danke

Spender und Unterstützer

Für unsere Menschen mit Behinderung spielt jedeArt von Unterstützung und Hilfe eine wichtigeRolle. Ob durch Spenden, ehrenamtliches Engage-

ment, Soziales Jahr oder Bundesfreiwilligendienst – jedeArt von Unterstützung ist willkommen. Denn so können wirunseren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit teil-weise schweren Behinderungen eine Betreuung und Förde-rung ermöglichen, die über das geforderte Maß hinausgeht.

Spenden helfenWir bedanken uns bei den vielen Firmen und Privatper-sonen, die unsere Tochtergesellschaften im letzten Jahr mitteilweise zweckgebundenen Spenden unterstützt haben:

EhrenamtOhne die großartige Unterstützung von ehrenamtlichen Mitarbeitern könnten etliche Unternehmungen und Ver-anstaltungen nicht stattfinden. Deshalb sind wir unseren vielen ehrenamtlichen Helfern sehr dankbar, die sich inihrer Freizeit um Kinder, Jugendliche und Erwachsene kümmern – mit viel Engagement und viel Liebe. Sie begleiten

bei Ausflügen und lesen vor, gebenNachhilfe und helfen bei Sportveran-staltungen, sie organisieren eine Po-litikgruppe oder unterstützen alsMentor den Heimbeirat. So helfen sieuns, das Leben der Kinder, Jugendli-chen und Erwachsenen mit einer Be-hinderung voranzubringen undschöner und interessanter zu machen.Dafür gebührt ihnen großer Dank.

Immer da, wenn sie gebraucht werden: Ehrenamtliche Mitarbeiter der Stiftung ICP München nehmen vielfältige Aufgaben wahr.

Katharina Hörnle, Gerd und Rosemarie Landgraf, Thomasund Elisabeth Lenz, Werner Beck, Tim Faltermeier, Fried-rich Liebhart, Christian Weinberger, Friedrich Niemeyer,Christoph Reithmaier, Hannelore Maier, Günther und RoseKaussen, Ingeborg Schwarz; außerdem die UnternehmenEME Agency GmbH, ISARA Lions Hilfsfond Münchene. V., Firma H. Herzensfroh GmbH, Rechtsanwälte – Wirt-schaftsprüfer Gründel, Kilger & Partner, RECOS SystemSolutions GmbH, Dr. Hans-Jürgen Schinzler Stiftung,UNION Versicherungsdienst GmbH, Wolfgang FalckenbergStiftung, Deutsche Hypothekenbank, Rotary Club MünchenResidenz, PTA GmbH, Elha-Service GmbH, Ingenieur-büro Thomas Creydt, Taxi München eG, Expedia.comGmbH, dacoso GmbH, Profilwerkstatt GmbH, Mayr Lu-descher Partner. Unterstützt haben uns auch die Streichel-bande, Bain & Company, Internations, Ladislaus-Roth-Stiftung, Leo-Club München-Maximilianeum, Live MusicNow, KGAL GmbH & Co. KG und Münchner Rück.

Hans-Dieter und Renate Klose, Konrad Leis, Alfons Forst-pointner, Gerdi Stulz, Igor Tsekhmistrenko, Jean-MarieLeone, Dr. Hans Zauner, Mirzel Salhibasic, Helga Luginger,Hans-Jürgen und Edith Michal, Peter Winklmeier, GerhardMerz, Monika Meyer, Oliver Partner, Gerlinde Anderssen,Anna Wacker, Rolf Niemeyer, Dana und Klaus Pfender,

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Mit den Erträgen, die wir aus dem Stiftungskapitalerwirtschaften, helfen wir in Not geratenen Kindernund Jugendlichen mit Behinderung in der ICPGruppe individuell und unbürokratisch. So unter-stützt die Förderstiftung beispielsweise bei Klassen-fahrten und Ausflügen Familien in finanziellenSchwierigkeiten, finanziert therapeutische Maßnah-men und unterstützt seit einigen Jahren in einigenGruppen die Musiktherapie.

Förderverein Spastiker-Zentrum e. V.

Den Förderverein Spastiker-Zentrum e. V. mit sei-nen Vorständen Hans-Dieter Klose, Erika Fürst, Bar-bara S. Rothenbacher, Susanne Gaunitz und PeterMeineke gibt es seit dem 30. Januar 2014. Zweckdes Vereins ist die Unterstützung der Stiftung ICPMünchen und ihrer Einrichtungen, Dienste undMaßnahmen zur Förderung der öffentlichen Ge-sundheitspflege und die finanzielle Unterstützungder Arbeit der Stiftung.

SpendenkontoDamit der Förderverein auch zukünftige Projekte finan-ziell unterstützen kann, ist er auf Spenden ange-wiesen. Jede noch so kleine Spende ist willkommenauf das Spendenkonto bei der Stadtsparkasse MünchenIBAN DE48 7015 0000 1003 1640 90BIC SSKMDEMMXXX

Förderstiftung Spastiker-Zentrum München

Die Förderstiftung Spastiker-Zentrum Münchenist ihren Statuten nach eine rechtsfähige öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts.

ZustiftungDamit wir diese Hilfen weiter ausbauen können undauch langfristig absichern können, bittet die Stif-tung um weitere Zustiftungen zum Grundstockver-mögen. Zuwendungen können als Banküberweisungmit dem Hinweis „Zustiftung“ auf das Konto unsererFörderstiftung Spastiker-Zentrum München bei derStadtsparkasse München gemacht werden:IBAN DE03 7015 0000 0000 0443 47 BIC SSKMDEMM

Erika FürstVorstand

Hans-Dieter KloseVorstand

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„Das Engagement der Eltern und Unterstützer hat vieles erst möglich gemacht.“

„Wenn ich zurückdenke, fallen mir vieleMenschen ein, die mir geholfen haben,seit ich 1962/63 das Spastiker-Zentrumkennengelernt habe. Mir sind in meinerüber 50-jährigen Zeit, die ich mich fürsSpastiker-Zentrum engagiert habe,immer die richtigen Menschen zur rech-ten Zeit hilfreich begegnet.

Patenschaft der PionierschuleErstmals kennengelernt habe ich dasSpastiker-Zentrum durch meinenMann, der an der Pionierschule derBundeswehr stationiert war. Die Solda-ten haben – auf Anregung des dortigenArztes Dr. Brand, der ein enger Freundvon Professor Göb war – für das Spas-tiker-Zentrum gesammelt, Nikolaus-feiern für die Kinder organisiert undauch sonst geholfen. Es war der Beginneiner 50-jährigen Patenschaft der Pio-nierschule für das Spastiker-Zentrum. Die Kinder liebten die Ausflüge mit denSoldaten, und Hauptmann Donislreiter,

Oberstleutnant Helmut Cuylen und dervielfache Weltmeister im militärischenFünfkampf Hartmut Nienaber kamensehr gut bei den Kindern an. Auch dieFrauen der Soldaten unterstützten dieAktivitäten. Die Witwe von GeneralHoffman ist bis heute Mitglied im För-derverein und auch General Kepplerund seine Frau Danièle haben ihr Inte-resse am ICP nicht verloren.

Plötzlich betroffene MutterSo hatte ich als Ehefrau bei Weih-nachtsfeiern oder gemeinsamen Aus-flügen Kontakt zu den Kindern undihren Eltern und lernte auch ProfessorGöb und einige Therapeutinnen kennen.Ich kannte also das Spastiker-Zentrumrecht gut, als 1966 unser Sohn alsFrühchen auf die Welt kam und unserKinderarzt Dr. Lampe, der Vater unsererspäteren Ärztlichen Leiterin Professor Dr.Renée Lampe, eine Behinderung nichtausschließen wollte. Dass es sich um

eine Spastik handelte,war trotzdem lange Zeitnicht klar. Weder ichnoch mein Mann erkann-ten, dass unser Sohnähnliche Bewegungs-muster wie die Kindervom Spastiker-Zentrumzeigte. Auf Anregung un-seres Kinderarztes stell-ten wir unseren Sohndann 1969 Professor Göbvor; er wurde von denÄrzten Stotz und Heimkes

operiert und ins Spastiker-Zentrum auf-genommen. Wir sind dann auch beideauf Professor Göbs Wunsch hin in denVerein eingetreten.

Engagement für das Spastiker-ZentrumAb und zu fuhr ich mit meinem Sohnmit dem Kinder-Taxi mit ins Zentrum,bekam Übungen für ihn gezeigt undhalf dann auch in den verschiedenenGruppen, wenn es notwendig oder ge-wünscht war. Das gab mir einen gutenEinblick in die Struktur und in die Ab-läufe im Haus. Irgendwie fand ProfessorGöb immer mehr Aufgaben für michund meinen Mann und wir wurden so-zusagen Elternvertreter bei offiziellenAnlässen. Inzwischen war ich im Eltern-beirat und als Vertretung von ProfessorGöb im Sozialausschuss des Bezirks. BeiBehördengängen hat mich Thekla Küh-nemann, die Mutter der bekannten Fern-sehärztin, resolut und patent begleitetund unterstützt.

Während der Schulzeit war FamilieGaunitz immer eine große Hilfe, dienicht nur selbst mit anpackte und etwabei Ausflügen mithalf, sondern auchSpenden ins Haus brachte. Zunehmendbeteiligten sich auch andere Eltern anunseren Unternehmungen, wobei wirimmer mehr auch die Väter benötigten,da manche unserer Ziele und Quartierenicht behindertengerecht waren.

Langsam setzte sich auch in der Öffent-lichkeit die Notwendigkeit der Barrie-

Das Ehepaar Erika und Hubert Fürst

Erika FürstBetroffene Mutter, 2. Vorstand (1984 – 1996)und Aufsichtsratsvorsitzende (1996 – 2004).Seit 2004 Ehrenvorsitzende des Aufsichtsratsbzw. Stiftungsrats.Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, der Bezirksmedaille in Gold und der Medaille „München leuchtet”.

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refreiheit durch. In München gab es denstädtischen „Beraterkreis Behinderte“,inzwischen Behindertenbeirat der Lan-deshauptstadt, dem ich und später Re-nate Klose lange Zeit angehörten.

Vorstand1984 wurde ich in den Vorstand ge-wählt, anfangs gegen die Bedenkenmeines Mannes und meine eigenenÄngste. Aber ich hatte das Glück, inHelmut Hofner, unserem Schatzmeister,einen weisen Ratgeber und ehrlichenFreund zu finden. Auch Erich Martinstand mir mit gutem Rat bei. Eine guteAnsprechpartnerin hatte ich auch imBezirk mit Anni Geyer, die immer umeine Lösung bemüht war und späterauch Aufsichtsratsmitglied bei uns war.Ebenso lernte ich den langjährigen Vi-zepräsidenten Gernot Mußmächer alsMann der Tat und perfekten Problem-löser kennen, ebenso wie mir Prof. Dr.Dr. Aloys Goergen in meiner Zeit imVorstand eine große Unterstützung war.Er begleitete mich in den Landtag undbrachte mir die Politik und die feinenUnterschiede nahe. Ich habe viel vonihm gelernt und war immer dankbar fürseinen Rat.

Aufsichtsrat und Neubau des ICP1996 schied ich aus dem Vorstand ausund wurde Vorsitzende des neuen Auf-sichtsrats. Wir hatten eine spannendeund arbeitsreiche Zeit. Auch das Kura-torium wurde gegründet, den Vorsitzhier übernahm Herr Harald Stroetgen,

Vorstand der Stadtsparkasse. Mit dabeiwaren auch Dr. Gertraud Burkert undHans-Jürgen Michal sowie später UlrichBannwart, Gernot Mußmächer, RüdigerRoth, Professor Gradinger und AndreasBönte. Ihr Engagement für das Spasti-ker-Zentrum war für uns Ehre undFreude zugleich.

Inzwischen waren die Gebäude desSpastiker-Zentrums nicht nur in dieJahre gekommen und benötigten eineSanierung, auch eine Erweiterung wardringend notwendig. Ein Neubau wurdebeschlossen und mit Richard Bartleywar der passende Architekt gefunden.

Der Neubau machte die Auslagerungdes gesamten Spastiker-Zentrums wäh-rend der Bauzeit erforderlich. Durch einen glücklichen Zufall wurdenmein Mann und ich auf die Kronprinz-Rupprecht-Kaserne aufmerksam undmit tätiger Hilfe von Georg Eisenreichkonnte sie Dr. Beyrle anmieten. 2002waren der Spatenstich und die Grund-steinlegung für das neue ICP, und einJahr später war Richtfest, bei dem auchStaatsministerin Monika Hohlmeier an-wesend war.

Einzug und NamenswechselMit dem Einzug in das neue moderneGebäude 2004 wurde auch ein Na-menswechsel vollzogen. Aus dem nichtmehr zeitgemäßen „Spastiker-Zentrum“wurde das „ICP Integrationszentrum fürCerebralparesen“. Ich schied aus dem

Aufsichtsrat aus und Dr. Dr. Hölzelübernahm den Vorsitz, was ein wahrerGlücksfall für das ICP war. Im Kurato-rium hatte inzwischen BürgermeisterinChristine Strobl den Vorsitz übernom-men, stellvertretender Vorsitzender warBezirkstagspräsident Josef Mederer.

Weitere UnterstützerVon den vielen Menschen, die mich unddas Spastiker-Zentrum über viele Jahrehinweg tatkräftig unterstützt haben,möchte ich noch einige erwähnen.Maria Forster hat uns großzügig be-dacht, ich durfte sie noch oft im Alters-heim besuchen. Familie Sturm hat ihrHaus in der Situlistraße dem Spastiker-Zentrum vermacht. Über all die Jahrelang besonders zugetan bin ich Renateund Dieter Klose, die beide viel für dasSpastiker-Zentrum bzw. das ICP getanhaben und immer noch sehr aktiv sind.

Mein Mann und ich waren nur zwei vonvielen, denen die Kinder und die inzwi-schen Erwachsenen im ICP am Herzenlagen und liegen. Ich bin immer wiedergerührt über die vielen Zeichen der Ver-bundenheit und Wertschätzung und dieFreundschaft, die wir in den vielen Jahrenerfahren haben.“

Prof. Dr. Siegfried Stotz, Prof. Dr. AlbertGöb, Erika Fürst, Dr. Alfons Goppel, Bayerischer Ministerpräsident (von linksnach rechts)

Georg Eisenreich sen., Erika Fürst, Anouschka Horn, GeorgEisenreich jun., MdL und Bayer. Staatsminister (von linksnach rechts

Erika Fürst im Gespräch mit Dr. Theo Waigel im MFZ Giesing

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„Wir engagieren uns mit viel Herz für die Stiftung.“

„Der Förderverein ist 2014 aus dem Ver-ein Spastiker-Zentrum e. V. entstanden,dessen Mitglieder sich nach der Um-wandlung des Vereins in eine Stiftungweiter engagieren wollten.

Die meisten unserer Mitglieder habeneine sehr enge Bindung zur Stiftung ICPMünchen und sind ihr sehr verbunden.Mir geht es da nicht anders. Mein SohnMoritz ist vor über 30 Jahren ins Spas-tiker-Zentrum gekommen, seither binich gemeinsam mit meiner Frau Mit-glied. Es war mir immer wichtig, michfür die Arbeit hier zu engagieren undeinen Beitrag zu leisten. So geht esauch den anderen Mitgliedern. Wir en-gagieren uns für die Teilnehmer undwollen uns um ihre Anliegen kümmern.

In den Anfangszeiten war der Vereininsbesondere für uns Eltern so eine ArtSchicksalsgemeinschaft, in der wir unsaustauschen konnten und gegenseitigauch gestützt haben. Inzwischen sind wireine Sinngemeinschaft mit dem Ziel,etwas von dem zurückzugeben, was wirerfahren haben. Hier in der Stiftung ICPMünchen passiert so viel Positives, damöchten wir auch unseren Beitrag leisten.

Viele unserer Mitglieder sind von Be-ginn an mit dabei, nicht wenige vonihnen sind Betroffene. So etwa die Fa-milie Gaunitz, die sich immer sehr fürdas Spastiker-Zentrum engagiert hat.Die Tochter Susanne ist jetzt als Schatz-meisterin im Vorstand des Förderver-eins. Aber wir haben auch viele Mitglie-der, die unser Anliegen einfach gutfinden und uns deshalb unterstützenmöchten. Es ist also eine gute Mi-schung an engagierten Menschen, diesich hier tatkräftig einsetzen.

Der Förderverein möchte die Arbeit derStiftung ICP München finanziell unter-stützen und für die Rechte von Men-schen mit Behinderung eintreten. Einesunserer vorrangingen Ziele dabei ist es,die Arbeit der Ehrenamtlichen zu för-dern und weiter auszubauen. Denn dieseArbeit ist für die Teilnehmer immenswertvoll. Ehrenamtliches Engagementermöglicht viele Unternehmungen, diesonst nicht durchführbar wären. So gibtes einen Arbeitskreis zur politischen Bil-dung, der beispielsweise eine mehrtä-gige Fahrt nach Berlin unternommenhat. Das hat der Förderverein bezu-schusst. Wir haben uns aber auch finan-

ziell an einem Bus für das MFZ Giesingbeteiligt, mit dem Freizeitfahrten undandere Unternehmungen möglich sind.

Unsere Einnahmen setzen sich aus denMitgliedsbeiträgen und Spenden zu-sammen und werden zeitnah verwendet.Bei unseren Mitgliederversammlungensind auch immer der Vorstand und derStiftungsrat anwesend, sodass wir fürunsere Anliegen Gehör finden und unsverstanden fühlen. Diese Nähe zur Lei-tung ist sehr gut und ermöglicht es uns,viele unserer Ideen auch umsetzen zukönnen. Dafür sind wir sehr dankbar“.

Hans-Dieter KloseVorsitzender des FördervereinsSpastiker-Zentrum e.V.

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Die Stiftung ICP München in Zahlen

Mitarbeiter 2017

Stiftung ICP MünchenIKF GmbHMFZWfbMIntegraOWI

Gesamt

Belegte Plätze nach Bereichen 2017

IKF KindertagesstätteHeilpädagogische TagesstätteSchülerwohnheimFörderschuleFörderberufsschule (inkl. BVJ)Inklusive GrundschuleBBW-AusbildungBBW-WohnheimFörderstättenWohnpflegeheime (WEK, WTEK)WfbMSeniorenbereich

Gesamt

42316832

13118261

15977

1381376046

1.614

2701183205943

774

Entwicklung der belegten Plätze 1993 - 2017

1993 1996 1999 2002 2005 2008 2011 2014 2017

429 549 605 710 860 1.045 1.296 1.575 1.614

Entwicklung der Mitarbeiterzahlen 1993 - 2017

1993 1996 1999 2002 2005 2008 2011 2014 2017

144 190 244 295 385 490 675 759 774

(inkl. der internen Leistungs-erbringung) in Tsd. Euro

UmsatzerlöseSonstige betriebliche Erträge

Summe

Gesamterlöse Stiftung ICP München*

2017 2016

47.774 46.2432.466 1.034

50.243 47.278

(inkl. der internen Leistungs-erbringung) in Tsd. Euro

AnlagevermögenUmlaufvermögenAktive Rechnungsabgrenzung

Summe

2017 2016

97.084 96.10125.906 17.600

62 27

123.078 113.745

* vorläufig, Stand 31. 12. 2017

Eigenkapitalquote Stiftung ICP München*(inkl. der internen Leistungserbringung und Sonderposten)

2017 2016

94,6 % 92,7 %

* vorläufig, Stand 31. 12. 2017

Aktiva Stiftung ICP München*

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Die nächsten Jahre – ein Ausblick

Es waren Menschen ganz unterschiedlicher Po-sitionen in Politik, in Ministerien, Regierungen,der Bundesagentur für Arbeit und in kommu-

nalen Verwaltungen, die unsere Stiftung begleitet undgefördert haben. Zeitgemäße, oft richtungsweisendeEntscheidungen von Vorständen, Geschäftsführungenund Aufsichtsgremien haben dieses soziale Unterneh-men geformt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter habenmit ihrem Engagement die Arbeit geprägt. Jetzt, imJahr 2018, bietet die Stiftung ICP München sehr viel-fältige und differenzierte Leistungen für Menschenmit Behinderungen der körperlichen und motorischenEntwicklung in vielen Lebensbereichen und Altersstufenan. Natürlich ist das gut. Immer besser können wirBildung, medizinische Betreuung, Therapie, Ausbil-dung, Beschäftigung und Pflege miteinander verknüpfenund zielführend koordinieren. Noch nie standen soumfängliche Möglichkeiten der Förderung von Men-schen mit einer Behinderung zur Verfügung. Geradein München und in Oberbayern haben sich die Instru-mente dazu in Umfang und Ausstattung in den letztenJahren enorm verbessert.

Vor 60 Jahren war die über die klinische Versorgung hi-nausgehende Betreuung und Förderung von Kindern miteiner Cerebralparese zentrales Anliegen der Gründer.Daraus haben sich schulische, heilpädagogische undtherapeutische Angebote entwickelt. Die Stiftung istmitgewachsen, als aus den damals betreuten Kindernerst Jugendliche und dann Erwachsene wurden. Erst dieSchulabschlüsse, dann die Ausbildung und zuletzt dieVermittlung einer Arbeitsstelle waren logische Konse-quenzen einer an den Bedürfnissen dieser Menschen ori-entierten Leistungsstruktur. Menschen in der 2. und 3.Lebensphase werden nun zahlenmäßig zunehmend inden nächsten Jahren von uns betreut und begleitet.

Die Stiftung ICP München wird erwachsenNun aber wandelt sich unsere Gesellschaft und mit ihrdie Bedürfnisse der Menschen, für die wir arbeiten. In-dividualität und Eigenständigkeit in allen Lebensberei-chen, das dürfen und können – endlich – auchbehinderte Menschen wollen und erreichen. Mitzube-stimmen über die Art und den Umfang der Betreuung,selbstständig zu wohnen, einen interessanten Arbeits-platz zu finden – sind ganz grundlegende Entscheidun-gen. Das ist jetzt so auch viel deutlicher im Gesetz, demBundesteilhabegesetz, verankert.

Aus „Betreuten“ werden PartnerSchon in den letzten zehn Jahren hat sich die Ausrich-tung der fachlichen Arbeit der Stiftung ICP Münchendeutlich erweitert. Waren es anfangs vor allem Kindermit Cerebralparesen, so betreut die Stiftung nun Kinder,Jugendliche und Erwachsene mit vielfältigen körperli-chen und motorischen Behinderungen. Das erfordert,vor allem bei der Fortbildung des Personals, umfassendeAnstrengungen.

Stiftung ICP München

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Menschen mit einer körperlichen Behinderung erfahrenimmer bessere medizinische Versorgung und werdendeutlich älter. Das ist – gerade in unserem Land mit demfurchtbaren Erbe der Euthanasie während der national-sozialistischen Diktatur – ein Glück und ein Segen. Gute,den Erwartungen dieser Menschen angemessene Pflegezu meistern, wird eine der wichtigsten Herausforderungender nächsten Jahre sein. Die Zahl der Menschen miteiner körperlichen Behinderung, die alt geworden sind,steigt weiter. Sie auch im Alter zu fördern und gut zupflegen, bedarf neuer Kapazitäten. Mit dem spezialisiertenPflegeheim in München-Freimann ist dazu ein ersterSchritt getan.

MedizinDie Stiftung ICP München hat stets erfolgreich ärztlicheLeistungen mit heilpädagogischer Förderung, Schuleund Ausbildung verknüpft. Diesbezüglich liegt uns einebarrierefrei zugängliche ärztliche Versorgung am Her-zen. Um Menschen mit Behinderung auch im Erwach-senenalter eine medizinische Versorgung zu ermög-lichen, die auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist, etablie-ren sich derzeit Medizinische Zentren für erwachseneMenschen mit Behinderung (MZEB). Anfang 2018 eröff-nete die Stiftung ICP München in Giesing ein solchesZentrum, in der ein multiprofessionelles und interdis-ziplinär arbeitendes Team eine adäquate ärztliche Diag-nose und Versorgung für diese Menschen sicherstellt.Denn weder mangelnde Barrierefreiheit noch Schwie-rigkeiten bei der Kommunikation dürfen den Zugang zuerforderlichen medizinischen Leistungen einschränken.Eigene spezialisierte medizinische Leistungen anzubie-ten und dazu „Case Manager“ in einem komplexer wer-denden medizinischen Versorgungssystem zu sein – daswird über die nächsten Jahre wichtig.

Therapie 4.0Unsere Gesellschaft wird digitaler. Damit eröffnen sichauch ganz neue Möglichkeiten für Menschen mit einerkörperlichen Behinderung, am Leben noch umfassenderteilzunehmen. Neben den klassischen Hilfsmitteln er-gänzen neue Varianten von Software und Kommunika-tion die Unterstützung und Förderung durch Lehrer,Therapeuten, Heilpädagogen, Ärzte und Pflegekräfte.

Therapie 4.0 ist deshalb nicht nur ein Schlagwort. Wennwir Menschen mit einer körperlichen Behinderung ge-rechte Chancen eröffnen wollen, müssen wir Forschungund Entwicklung in diesem Bereich vorantreiben. Ange-passte Softwarelösungen und vor allem sprachliche Zu-gänge zum Internet können in bisher nicht denkbarerArt und Weise Chancen für die Menschen, die wir betreuen,eröffnen. Neben der Forschung zu neueren Steuerungenin der Prothetik liegen hier enorme Potenziale.

Die Stiftung ICP München ist eine Münchener InstitutionIn München hat die Arbeit der Stiftung ICP Münchenzunächst in der Innenstadt und dann im Stadtteil Send-ling-Westpark begonnen. Obwohl alle Angebote – ins-besondere in der Berufsausbildung des Berufsbil-dungswerkes – einen überregionalen Einzugsbereichhaben, sind wir eng mit der Landeshauptstadt verbun-den. Diese Stadt hat in den letzten Jahren eine atembe-raubende Dynamik entfaltet. München wird größer,jeden Tag. Neue Arbeitsplätze entstehen. Nirgends sonstin Deutschland haben Menschen mit einer körperlichenBehinderung so gute Möglichkeiten, eine angemesseneStelle zu finden. Mit der IHK für München und Ober-bayern hat die Stiftung ICP München zudem einen ver-lässlichen Partner bei der Gestaltung des Zugangs zumArbeitsmarkt für unsere Absolventen. Die Wohnungsnot

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aber entwickelt sich zunehmend zu einem wirklichenProblem, gerade dann, wenn körperbehinderte Men-schen rollstuhlgerechten Wohnraum benötigen.

Die Schaffung von barrierefreiem WohnraumDie Stiftung ICP München wird in München rollstuhl-gerechten, barrierefreien Wohnraum schaffen. Wennjunge, körperbehinderte Menschen erwachsen werden,dann brauchen sie eine Wohnung. Immer öfter wollensie dann individuell, mit den notwendigen Betreuungs-und Pflegeleistungen, leben. Beides, die Wohnung unddie Betreuung, werden wir anbieten. So wird nicht nurfür Absolventen nach der Ausbildung, sondern auch fürbisherige Bewohner von stationären Einrichtungen einguter Start möglich.

Wachsender Bedarf an FachpersonalDie wachsende Einwohnerzahl der Landeshauptstadtund der damit steigende Bedarf an sozialen Leistungenbrauchen Menschen, die diese Arbeit auch erledigenwollen und können. Der Erfolg der Arbeit in den Ein-richtungen der Stiftung ICP München hängt ganz we-sentlich vom Engagement, den Kenntnissen und der Moti-vation unserer Kolleginnen und Kollegen ab. Eine der vor-rangigen Aufgaben in den nächsten Jahren wird es des-halb sein, weiterhin gut ausgebildete und engagierte Mi-tarbeiter zu finden und durch attraktive Angebote zu binden.

Eine große Bedeutung hat dabei eine gute Ausbildung.Hier werden wir uns einsetzen und an einer eigenenFachschule Heilerziehungspfleger ausbilden. Denn mitFachpersonal, das mit der Philosophie und der Arbeits-weise in unseren Einrichtungen vertraut ist, können wirbesser und schneller bestehende Besetzungslücken aus-füllen. Dieses Angebot wird in Bezug auf die Ausbil-dungsplätze und die Fachrichtungen in den nächstenJahren noch weiter ausgebaut.

Ebenso wichtig ist eine gute Fort- und Weiterbildung.Wenn sich die Bedürfnisse und Ansprüche der Men-schen, die wir fördern, behandeln, betreuen und pflegen,ändern, dann müssen sich auch unsere Kenntnisse undunsere Leistungsstrukturen anpassen. Eine eigene Fort-bildungsakademie der Stiftung ICP München soll diesbald noch besser ermöglichen.

Erschwinglicher Wohnraum ist in einer teuren Großstadtwie München ein wichtiges Entscheidungskriterium fürzukünftige Mitarbeiter. Mitarbeiterwohnungen sollenden Start im neuen Unternehmen und in der neuenStadt erleichtern. Die Stiftung ICP München wird dazuan verschiedenen Standorten neue Wohnungen schaffen.

AusblickDie Herausforderungen der nächsten Jahre werden alsovielfältig sein. Vor allem die Veränderungen, die sichlangfristig aus der Implementierung der Regelungen desBundesteilhabegesetzes ergeben, werden ambulanteStrukturen stärken. Dazu kommt der kontinuierliche undrasante Zuwachs der Bevölkerung in der Landeshaupt-stadt München. Wenn die Stiftung ICP München ihreVerantwortung für Menschen mit einer körperlichen undmotorischen Entwicklung wahrnehmen will, muss sieihre Kapazitäten ausweiten. Familien mit behindertenKindern, Absolventen und Erwachsene mit einer körper-lichen oder motorischen Behinderung und ebenso kör-perbehinderte Menschen, die alt geworden sind,brauchen Förderung, Bildung, Pflege, Ausbildung undBeschäftigung. So werden auch in Zukunft Investitionenund Baumaßnahmen notwendig sein. Wir werden Men-schen brauchen, die gut motiviert und ausgebildet fürdiese Arbeit sind. Dazu werden Strukturen notwendigsein, die neue gesetzliche Anforderungen abdecken undwiedergeben.

Die Bewahrung der Gründertradition, die Anpassungunserer Arbeit an die Bedürfnisse der Menschen, für diewir uns verantwortlich fühlen, und die Zukunftsfähig-keit unserer Strukturen sind die Kriterien, an denen wiruns in den nächsten zehn Jahren messen lassen müssen.

Thomas Pape

Vorstandsvorsitzender derStiftung ICP München

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Impressum

Herausgeber

Spendenkonto der Förderstiftung Spastiker-Zentrum

RedaktionLayout, Grafik-DesignFotosLithosDruck

STIFTUNG ICP MÜNCHEN

Mitgliedschaften

• Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e. V.

• Landesverband Bayern für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e. V.

• DVfR Deutsche Vereinigung für Rehabilitation e. V.

• Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke e. V.

• bpa - Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V.

• Paritätischer Wohlfahrtsverband, Landesverband Bayern e. V.

Stiftung ICP MünchenVorstandGarmischer Straße 24181377 Münchenwww.icpmuenchen.de

Stadtsparkasse MünchenIBAN DE03 7015 0000 0000 0443 47SWIFT-BIC: SSKMDEMM

Franziska SchillingIris SchachtWolfgang Pulfer, Iris SchachtdigiartworxICP DruckereiMax Asenbeck, Christian Ahrens

August 2018

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Sitz der GesellschaftGarmischer Straße 24181377 MünchenTelefon 089 71007 0Telefax 089 71007 102E-Mail [email protected]

Garmischer Straße 24181377 MünchenTelefon 089 71007 630Telefax 089 71007 629E-Mail [email protected]

Garmischer Straße 24181377 MünchenTelefon 089 71007 341Telefax 089 71007 320E-Mail [email protected]

Garmischer Straße 24181377 MünchenTelefon 089 71007 0Telefax 089 71007 102E-Mail [email protected]

MFZ GiesingSt.- Quirin-Straße 1981549 MünchenTelefon 089 693825 0Telefax 089 693825 230E-Mail [email protected]

MFZ FreimannBurmesterstraße 2680939 MünchenTelefon 089 72013 100Telefax 089 72013 104E-Mail [email protected]

STIFTUNG ICP MÜNCHEN

MFZMünchner Förderzentrum GmbH

IKFIntegrative Kinderförderung GmbH

STIFTUNG ICP MÜNCHENRehabilitation für Kinder, Jugendliche und Erwachsene

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