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In | Fo | Pharm 72 In|Fo|Neurologie & Psychiatrie 2012; Vol. 14, Nr. 11 ben sich automatisch Schwierigkeiten“, gab Dr. Colin Wernsdörfer, Medizini- scher Direktor beim Hersteller Biogen Idec, bei einem Pressegespräch zu beden- ken. „Für die Physiotherapie konnten keine geeigneten Studien auf dem Evi- denzniveau, das den IQWiG-Methoden entspricht, gefunden werden, da an Heil- mittel nicht die gleichen Anforderungen zur Studienqualität und der Evidenz- nachweise gestellt werden. G-BA hätte von der IQWiG- Empfehlung abweichen können In seiner abschließenden Bewertung ist der G-BA der Empfehlung des IQWiG ge- folgt. In seiner Begründung bestätigt der G-BA allerdings, dass Fampridin häufig zusammen mit einer Physiotherapie ein- gesetzt wird und fordert, dass der Her- steller einen Zusatznutzen im Vergleich von Fampridin (plus Placebo) versus Fampridin in Kombination mit Physio- therapie hätte zeigen sollen. Da diese Da- ten nicht im ursprünglichen Dossier ent- halten waren, hat der G-BA keinen Zu- satznutzen anerkannt. Diese Fragestel- lung habe der G-BA erst im finalen Beschluss neu aufgeworfen, man habe keine Chance gehabt, hierzu einen evi- denzbasierten Vergleich zu erstellen, so Biogen Idec. Der Hersteller gibt auch zu bedenken, dass ein „Add-on“-Vergleich selbst nach Ansicht des IQWiG mit gro- ßen Unsicherheiten versehen sei, da der Zusatznutzen des zu bewertenden Arz- neimittels gegenüber der Vergleichsthe- rapie auf diese Weise methodisch nicht einwandfrei herausgearbeitet werden könne. Trotz der Nutzenbewertung stehe Fampridin als einzige zugelassene medi- kamentöse erapieoption zur Verbesse- rung der Gehfähigkeit weiterhin zur Ver- fügung und die Verschreibung bleibe wirtschaſtlich, so Biogen Idec. Auch könnten Fampridin und Physiotherapie nach wie vor komplementär eingesetzt werden. red Pressegespräch „Die Nutzenbewertung von Fampridin“, München, 10.5.2012 Veranstalter/Presseinformation: Biogen Idec GmbH Therapie der Depression Stimmung und Alltagsfunktionalität verbessern Um bei Patienten mit unipolarer Depres- sion ein möglichst gutes erapieergeb- nis zu erzielen, sei eine alleinige Verbes- serung der depressiven Stimmung nicht ausreichend, berichtete Professor Sidney H. Kennedy, Universität Toronto/Kana- da. Neben der Stimmung sollten auch ko- gnitive und neurovegetative Dimensio- nen adressiert werden. „Eine Verbesse- rung in diesen drei klinischen Dimensi- onen führt letztendlich auch zu einem besseren funktionellen Outcome“, so der Psychiater. Unter einer erapie mit kon- ventionellen Antidepressiva verspüren die Patienten zwar eine Linderung der ge- drückten Stimmung, entwickeln aber häufig ein „emotional blunting“, eine emotionale Abflachung. Patienten, die mit SSRI behandelt werden, berichten laut Kennedy besonders häufig über die- ses Phänomen. Die Ergebnisse einer Subgruppenaus- wertung der Head-to-Head-Studie mit Agomelatin (Valdoxan®) versus Escitalo- pram von 66 Patienten mit Depression hätten gezeigt, dass ein „emotional blun- ting“ bei den mit dem melatonergen Anti- depressivum behandelten Patienten deut- lich seltener aufgetreten sei als in der SSRI-Gruppe ( Abb. 1). Außerdem habe sich Agomelatin in direkten Vergleichs- studien mit konventionellen Antidepres- siva in Bezug auf die Verbesserung von Anhedonie, Angstsymptomen und der Fähigkeit, wieder klar denken zu können, als überlegen erwiesen, berichtete Kenne- dy. Zusammen mit der unter Agomelatin beobachteten Normalisierung des Nacht- schlafes, Reduktion der Tagesmüdigkeit und Verbesserung der Aufmerksamkeit sowie einem günstigen Verträglichkeits- profil hebe sich Agomelatin deutlich von den etablierten Antidepressiva ab. Ago- melatin induziere in der Regel keinen Ge- wichtsanstieg, keine Störungen der Sexu- alfunktion, keine Sedierung und habe ein mit Placebo vergleichbares Verträglich- keitsprofil. Außerdem zeichne sich die 1 Geringere emotionale Abflachung unter Agomelatin versus Escitalopram. Anteil der Pati- enten, die in Woche 24 eine der beiden Aussagen bejahten (nach: Corruble E. et al. Europ Psychiatry 2011; 20: P02 24). Agomelatin N=36 Escitalopram N=30 Escitalopram N=30 „Dinge, um die ich mich vor meiner Erkrankung gekümmert habe, scheinen jetzt nicht mehr wichtig für mich zu sein.“ Agomelatin N=36 „Meinen Emotionen fehlt die Intensität“ 28 % 60 % 53 % 16 % p= 0.024 p= 0.063 Emotionale Abflachung 60 50 40 30 20 10 0 Substanz durch einen schnellen Wirkein- tritt aus. Bereits nach einer Woche sei eine gegenüber Placebo signifikante Ver- besserung der depressiven Symptomatik beobachtet worden [Stahl SM et al. J Clin Psychiatry 2010; 71: 616–26]. Abdol A. Ameri, freier Medizinjournalist Satellitensymposium „A new chapter in the history of depression“ im Rahmen des 25. ECNP-Kongresses, Wien, 14.10.2012 Veranstalter: Servier

Stimmung und Alltagsfunktionalität verbessern

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In|Fo|Pharm

72 In|Fo|Neurologie & Psychiatrie 2012; Vol. 14, Nr. 11

ben sich automatisch Schwierigkeiten“, gab Dr. Colin Wernsdörfer, Medizini-scher Direktor beim Hersteller Biogen Idec, bei einem Pressegespräch zu beden-ken. „Für die Physiotherapie konnten keine geeigneten Studien auf dem Evi-denzniveau, das den IQWiG-Methoden entspricht, gefunden werden, da an Heil-mittel nicht die gleichen Anforderungen zur Studienqualität und der Evidenz-nachweise gestellt werden.

G-BA hätte von der IQWiG-Empfehlung abweichen könnenIn seiner abschließenden Bewertung ist der G-BA der Empfehlung des IQWiG ge-folgt. In seiner Begründung bestätigt der G-BA allerdings, dass Fampridin häufig

zusammen mit einer Physiotherapie ein-gesetzt wird und fordert, dass der Her-steller einen Zusatznutzen im Vergleich von Fampridin (plus Placebo) versus Fampridin in Kombination mit Physio-therapie hätte zeigen sollen. Da diese Da-ten nicht im ursprünglichen Dossier ent-halten waren, hat der G-BA keinen Zu-satznutzen anerkannt. Diese Fragestel-lung habe der G-BA erst im finalen Beschluss neu aufgeworfen, man habe keine Chance gehabt, hierzu einen evi-denzbasierten Vergleich zu erstellen, so Biogen Idec. Der Hersteller gibt auch zu bedenken, dass ein „Add-on“-Vergleich selbst nach Ansicht des IQWiG mit gro-ßen Unsicherheiten versehen sei, da der Zusatznutzen des zu bewertenden Arz-

neimittels gegenüber der Vergleichsthe-rapie auf diese Weise methodisch nicht einwandfrei herausgearbeitet werden könne. Trotz der Nutzenbewertung stehe Fampridin als einzige zugelassene medi-kamentöse Therapieoption zur Verbesse-rung der Gehfähigkeit weiterhin zur Ver-fügung und die Verschreibung bleibe wirtschaftlich, so Biogen Idec. Auch könnten Fampridin und Physiotherapie nach wie vor komplementär eingesetzt werden. red

Pressegespräch „Die Nutzenbewertung von Fampridin“, München, 10.5.2012 Veranstalter/Presseinformation: Biogen Idec GmbH

Therapie der Depression

Stimmung und Alltagsfunktionalität verbessernUm bei Patienten mit unipolarer Depres-sion ein möglichst gutes Therapieergeb-nis zu erzielen, sei eine alleinige Verbes-serung der depressiven Stimmung nicht ausreichend, berichtete Professor Sidney H. Kennedy, Universität Toronto/Kana-da. Neben der Stimmung sollten auch ko-gnitive und neurovegetative Dimensio-nen adressiert werden. „Eine Verbesse-rung in diesen drei klinischen Dimensi-onen führt letztendlich auch zu einem besseren funktionellen Outcome“, so der Psychiater. Unter einer Therapie mit kon-ventionellen Antidepressiva verspüren die Patienten zwar eine Linderung der ge-drückten Stimmung, entwickeln aber häufig ein „emotional blunting“, eine emotionale Abflachung. Patienten, die mit SSRI behandelt werden, berichten laut Kennedy besonders häufig über die-ses Phänomen.

Die Ergebnisse einer Subgruppenaus-wertung der Head-to-Head-Studie mit Agomelatin (Valdoxan®) versus Escitalo-pram von 66 Patienten mit Depression hätten gezeigt, dass ein „emotional blun-ting“ bei den mit dem melatonergen Anti-depressivum behandelten Patienten deut-lich seltener aufgetreten sei als in der SSRI-Gruppe (►Abb. 1). Außerdem habe sich Agomelatin in direkten Vergleichs-studien mit konventionellen Antidepres-siva in Bezug auf die Verbesserung von Anhedonie, Angstsymptomen und der Fähigkeit, wieder klar denken zu können,

als überlegen erwiesen, berichtete Kenne-dy. Zusammen mit der unter Agomelatin beobachteten Normalisierung des Nacht-schlafes, Reduktion der Tagesmüdigkeit und Verbesserung der Aufmerksamkeit sowie einem günstigen Verträglichkeits-profil hebe sich Agomelatin deutlich von den etablierten Antidepressiva ab. Ago-melatin induziere in der Regel keinen Ge-wichtsanstieg, keine Störungen der Sexu-alfunktion, keine Sedierung und habe ein mit Placebo vergleichbares Verträglich-keitsprofil. Außerdem zeichne sich die

1 Geringere emotionale Abflachung unter Agomelatin versus Escitalopram. Anteil der Pati-enten, die in Woche 24 eine der beiden Aussagen bejahten (nach: Corruble E. et al. Europ Psychiatry 2011; 20: P02–24).

AgomelatinN=36

EscitalopramN=30

EscitalopramN=30

„Dinge, um die ich mich vor meiner Erkrankung gekümmert habe, scheinen jetzt nicht mehr

wichtig für mich zu sein.“

AgomelatinN=36

„Meinen Emotionen fehlt die Intensität“

28 %

60 %53 %

16 %

p= 0.024

p= 0.063

Emotionale Abflachung

60

50

40

30

20

10

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Substanz durch einen schnellen Wirkein-tritt aus. Bereits nach einer Woche sei eine gegenüber Placebo signifikante Ver-besserung der depressiven Symptomatik beobachtet worden [Stahl SM et al. J Clin Psychiatry 2010; 71: 616–26]. Abdol A. Ameri, freier Medizinjournalist

Satellitensymposium „A new chapter in the history of depression“ im Rahmen des 25. ECNP-Kongresses, Wien, 14.10.2012 Veranstalter: Servier