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Stockhausen: Hymnen resonanzraum St. Pauli 9 Mai 20 Uhr

Stockhausen: Hymnen resonanzraum St. Pauli · Kurz: Er probierte alles aus, was ihm die damalige Technik im Studio für elektroni- sche Musik des WDR an Effekten zur Verfügung stellte

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Page 1: Stockhausen: Hymnen resonanzraum St. Pauli · Kurz: Er probierte alles aus, was ihm die damalige Technik im Studio für elektroni- sche Musik des WDR an Effekten zur Verfügung stellte

Stockhausen: Hymnenresonanzraum St. Pauli

9Mai

—20

Uhr

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20 Uhr resonanzraum St. Pauli

HYMNEN

Kathinka Pasveer Klangregie Reinhard Klose Tontechnik

Karlheinz Stockhausen (1928 – 2007) Hymnen / Elektronische und Konkrete Musik (1966/67)

keine Pause / Ende gegen 22 Uhr

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HYMNE DER MENSCHHEITKarlheinz Stockhausen: Hymnen

Wohl kaum ein anderes Musikwerk nimmt so direkt auf die Politik – insbesondere auf die internationale Staatengemeinschaft – Bezug wie Karlheinz Stockhausens »Hymnen«. Erdacht 1965 und praktisch in die Tat umgesetzt in den Jahren 1966/67, präsentiert sich diese »elektronische und konkrete Musik« als ein Artefakt, das stetig Fragen aufwirft nach der politischen Lage der Welt, ihren Ländern und ihren Nationen.

Zur Vorbereitung seiner »Hymnen« hatte Stockhausen ausgiebig recherchiert und die akustischen Hoheitszeichen von über hundert Staaten als Tonbandaufnahmen

zusammengetragen. Etwa vierzig davon legte er dann seinem Werk zugrunde. Er löste Ausschnitte heraus, verfremdete und verzerrte sie, kombinierte sie und überlagerte sie mit elektronisch erzeugten Tönen und Geräuschen und anderem Material. Und er verteilte all dies auf vier Kanäle, die eine räumliche Beschallung des Publikums ermöglichen. (Später legte er noch zwei weitere Versionen nach, die auch Instrumentalsolisten beziehungsweise ein ganzes Orchester einbinden.) Kurz: Er probierte alles aus, was ihm die damalige Technik im Studio für elektroni-sche Musik des WDR an Effekten zur Verfügung stellte. In Stockhausens Worten: »Vielseitige Wechselwirkungen sind auskomponiert zwischen verschiedenen Hymnen untereinander sowie zwischen diesen Hymnen und neuen abstrakten Klangformen, für die wir noch keine Namen haben.«

Dass Stockhausen für sein Projekt ausgerechnet Nationalhymnen aussuchte, hatte einen ganz einfachen Grund, wie er selbst erklärte: »Nationalhymnen sind die banalste, selbstverständlichste und bekannteste Musik, die man sich nur vor stellen kann. Jeder kennt die Hymne seines Landes und vielleicht noch einige andere, wenigstens deren Anfänge. Integriert man bekannte Musik in eine Kom- position unbekannter neuer Musik, so kann man besonders gut hören, wie sie integriert wurde: untransformiert, mehr oder weniger transformiert, transponiert, moduliert usw. Je selbstverständlicher das Was, umso aufmerksamer wird man für das Wie.« Heute, da jedes Handy leistungsfähiger ist als die schrankwand-großen Rechner jener Jahre, mag man über das klangliche Ergebnis schmunzeln. Doch für die damalige Zeit war es eine Pionierleistung, die auf Künstler folgender Jahrzehnte einen Einfluss ausübte, der gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.

Gleichzeitig beteiligte sich Stockhausen damit an einer lange erbittert geführten Debatte. In Frankreich hatte sich eine »musique concrète« genannte künstlerische Strömung etabliert, die ausschließlich mit zuvor aufgenommenen Tonsignalen arbeitete. Aber verdiente so etwas noch die Bezeichnung »Musik«? Da waren die traditionellen Komponisten, die noch mit Stift und Papier und für menschliche Interpreten schrieben, skeptisch. Den Verweis auf die »konkrete Musik« tragen Stockhausens »Hymnen« ja bereits im Untertitel. Wie er selbst sagte, verwendete

Stockhausen am Oktavfilter im Studio für Elektronische Musik des WDR in Köln, August 1967.

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er darin viele »gefundene Objekte«: »Sprachfetzen, Volksklänge, aufgenommene Gespräche, Ereignisse aus Kurzwellen-Empfängern, Auf nahmen von öffentlichen Veranstaltungen, Manifestationen«. Allerdings hatte er auch schon mit seinem zehn Jahre zuvor komponierten »Gesang der Jünglinge« demonstriert, wie sich elek tronische und konventionelle Musik plausibel kombinieren ließen – was er in den »gemischten« Versionen von »Hymnen« wiederholte.

»Hymen« ist in vier Sätze unterteilt, die passenderweise »Regionen« heißen – doch ohne dass sich daraus »akustische Landkarten« ergäben. Vielmehr reizte es Stockhausen, historische oder diplomatische Kontraste herzustellen. So erklingt als einzige nichtstaatliche Melodie »Die Internationale«, das berühmte Kampflied der sozialistischen Arbeiterbewegung, das bis 1943 auch als Nationalhymne der UdSSR fungierte. Parallel unternimmt Stockhausen einen historischen Rekurs in die deutsche Vergangenheit, indem er nicht nur die DDR-Hymne »Auferstanden aus Ruinen« thematisiert, sondern auch das nationalsozialistische »Horst-Wessel-Lied«, das wie kein anderes für millionenfachen Mord steht. Seine Verwendung wurde während der »Hymnen«-Realisation im Kölner WDR-Studio intensiv diskutiert, was Stockhausen mit einem kurzen Hinweis festhielt. Gegen Ende der zweiten »Region« bemerkt der Komponist: »Otto Tomek [der redaktionelle Leiter des Studios für elektronische Musik] sagte, das mit dem ›Horst-Wessel-Lied‹ gibt böses Blut. Aber ich meinte es gar nicht so, es ist nur eine Erinnerung.«

Denn auch das ist klar: Die politische Weltenkarte ist keine stabile, sie verändert sich, sie wird stetig umgestaltet. »Faites vôtre jeu, Messieurs, Dames, s’il vous plaît«, lässt Stockhausen zu Beginn seiner »Hymnen« einen Croupier sagen. Und die Damen und Herren machen ihr Spiel, bis nichts mehr geht – »rien ne va plus«. Länder und ihre Hymnen entstehen und verschwinden.

Nach der Uraufführung der ersten, rein elektronischen Version am 30. November 1967 in der Aula des Kölner Apostelgymnasiums wurde Stockhausen für sein Werk harsch kritisiert. Man warf ihm vor, das überkommene nationalstaatliche Denken musikalisch stabilisiert zu haben. Doch tatsächlich geht es in dem Stück genau ums Gegenteil: zu verbinden statt zu trennen, Grenzen zu über-schreiten statt sie zu setzen. Ganz im Sinne des Internationalen Musikfests, das dieses Jahr unter dem Motto »Utopie« steht und in dessen die Rahmen die heutige Aufführung der »Hymnen« stattfindet. Dass Karlheinz Stockhausen

eindeutig diese Lesart beabsichtigte, formulierte er selbst einmal: »Die Kompo- sition von so vielen Nationalhymnen zu einer gemeinsamen musikalischen Zeit- und Raum polyphonie könnte die Einheit der Völker und Nationen in einer harmonischen Menschen familie als musikalische Vision erlebbar machen.«

Gegen Ende seines Werkes präsentiert Stockhausen sogar eine eigene Hymne. Er nennt sie »Hymunion in der Harmondie«. Und diese harmonische Welt signiert der Komponist schließlich mit dem Ausruf »Pluramon«, einem »symbiotischen Wesen, das die Aspekte des Pluralistischen und Monistischen verbindet«. Und damit sind alle Hymnen wohl überwunden. STEFAN FRICKE / CLEMENS MATUSCHEK

Karlheinz Stockhausen am 17. September 2001 in der Hamburger Laeiszhalle mit der Partitur von »Gesang der Jünglinge«

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KATHINKA PASVEERKlangregie

Die niederländische Flötistin Kathinka Pasveer verband seit 1982 eine enge Zusammenarbeit mit Karlheinz Stockhausen. Sie führte etliche seiner Werke als Solistin erstmals auf, darunter große Teile der »Licht«-Opern sowie Werke für und mit Flöte, während ihr der Komponist seinerseits zahlreiche Stücke auf den Leib schrieb und widmete. Dazu gehört beispielsweise »Kathinkas Gesang als Luzifers Requiem« für Flöte und sechs Schlagzeuger, die zweite Szene aus »Samstag«. Ab 1983 assistierte die Niederländerin Stockhausen bei allen Pro- duktionen und der Klangregie seiner Werke weltweit.

Nach Stockhausens Tod im Jahr 2007 leitete sie die szenischen Uraufführungen von »Sonntag« (2011) und »Mittwoch« (2012) aus »Licht«. Auch an der Auffüh-rung von »Donnerstag« vor wenigen Tagen auf Kampnagel im Rahmen des Internationalen Musikfests war sie federführend beteiligt.

Seit Sommer 2017 unterrichtet Kathinka Pasveer am Königlichen Conservatorium in Den Haag Masterstudenten, die sich in Stockhausens Musik spezialisieren.

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ImpressumHerausgeber: Internationales Musikfest Hamburg c/o HamburgMusik gGmbH Geschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jack F. Kurfess, Jochen Margedant

Redaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, François Kremer, Laura EtspülerSatz & Gestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyerDruck: flyer-druck.de

Anzeigenvertretung: Antje Sievert, +49 40 45069803,[email protected]

BildnachweisKarlheinz Stockhausen 1967 (Alex Landrum); Stockhausen 2001 in der Laeiszhalle (Sören Stache / dpa); Karlheinz Stockhausen & Kathinka Pasveer (unbezeichnet); Stockhausen 1971 in Toronto (unbezeichnet)

Das Internationale Musikfest Hamburg, in dessen Rahmen das heutige Konzert stattfindet, steht dieses Jahr unter dem Motto »Utopie«. Und so ist es kein Zufall, dass Karlheinz Stockhausen darin ein großer Schwerpunkt gewidmet ist. Immerhin hat sich der berühmteste deutsche Komponist der Nachkriegszeit mit seinen visionären Klängen als einer der größten Utopisten der Musikgeschichte erwiesen und zahl-reiche Künstler aller Genres beeinflusst, so etwa die Beatles, Björk, Brian Eno, Pink Floyd, Kraftwerk und Frank Zappa. Das Musikfest bietet nun die rare Gele-genheit, einige seiner Meisterwerke zu hören.

12./13.5. Elbphilharmonie / »Klang« (Auszüge) 16.5. Elbphilharmonie / »Tierkreis« 19./20.5. Elbphilharmonie / »Der kleine Harlekin« (Kinderkonzert) 21.5. Elbphilharmonie / »Gesang der Jünglinge« 23.5. Elbphilharmonie / »Klavierstücke« 28.5. Mehr! Theater / »Gruppen«

KARLHEINZ STOCKHAUSENbeim Internationalen Musikfest Hamburg

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Zai und Edgar E . NordmannChrist iane und Dr. Lutz PetersÄnne und Hartmut P le i tzMartha Pulvermacher St i f tungGabr ie le und Peter SchwartzkopffMargaret und Jochen SpethmannBirg i t Steenholdt-Schüttund Hert igk DiefenbachSarah Ann und Eggert VoscherauAnja und Dr. Fred WendtHi ldegard und Franz Günter WolfConstanze und Chr ist ian Wriedt

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