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Strahlen des Lichts Wintersonnenwende 27. Jahrgang 2017-4 « ein urteilsfähiger Intellekt « ein fühlendes Herz « ein gesunder Körper « Eine Zeitschrift der christlichen Esoterik für Freunde der Rosenkreuzerlehren

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Strahlen des LichtsWintersonnenwende 27. Jahrgang 2017-4

« ein urteilsfähiger Intellekt « ein fühlendes Herz « ein gesunder Körper «

Eine Zeitschrift der christlichen Esoterik für Freunde der Rosenkreuzerlehren

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2 Strahlen des Lichts 2017-4

Inhalt

Impressum:RCF Rosenkreuzer Freundeskreis, Redakti-on Strahlen des Licht, c/o Werner Chlouba, Humboldtstraße 39, 30890 Barsinghausen, Tel. 05105 84380, Mail: [email protected], www.rosen-kreuzer.de.

Namentliche Artikel werden vom Verfasser verantwortet, Titelfoto: Reiner Durst / pixelio.de

Die Zeitschrift Strahlen des Lichts wird ko-stenlos an alle interessierten Freunde der Ro-senkreuzerlehren verteilt. Zur Unterstützung der Vervielfältigung und des Versands (Druck-kosten 5,50 € + Porto 1,45/3,45 €), wären wir dankbar über Spenden an obige Adresse oder Überweisungen auf unser Spendenkonto.

Spendenkonto: Nr. 211 469 00 BLZ 694 900 00 Volksbank Villingen, IBAN DE 19 6949 0000 0021 1469 00, BIC-Code: GENO DE 61 VS1.

02 Editorial

Impressum

03 Das Idiom des Neuen Testaments

11 Gesetze des Weltalls

15 Das vegetarische Rezept

17 Leben und Tätigkeit

im Himmel

24 Heilungsdaten

25 Die Geburt ein vierfacher Vorgang

33 INTERNATIONALES TREFFEN 2018

35 INTERNATIONALES TREFFEN 2017

36 Die heilige Nacht

37 Christliche Weihnachtsmysterien

40 RCF Intern

Editorial

Inhalt

Liebe Freunde,

haben Sie nicht auch das Gefühl, dass wir in dieser dynamischen und vielfäl-tigen Welt mehr Licht benötigen, um die Dunkelheit zu vertreiben?

Wenn jeder von uns danach strebt, das „Licht“ durch uns strahlen zu lassen, wird unsere Welt heller werden. Die Weihnachtszeit ist hierzu ein schöner Anlass für einen Neubeginn.

Herzlichen Dank sagen möchten wir allen fleißigen Helfern, die unsere Kor-respondenzkurse betreut und überar-beitet haben.

Unseren Dank auch allen für die groß-zügige finanzielle Unterstützung und Überlassung von Artikeln, dass wir un-sere Zeitschrift „Strahlen des Lichts“ sowohl Online über das Internet als auch in gedruckter Form veröffentli-chen konnten.

Wir wünschen Ihnen ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr.

Ihr Redaktionsteam

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2017-4 Strahlen des Lichts 3

Das Idiom desNeuen TestamentsGer Westenberg

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Was bedeutet eigentlich das aus dem Griechischen abstam-mende Wort „Idiom“? Das Wör-terbuch gibt als Erläuterung: „Die eigentümliche Sprechweise einer regionalen oder sozialen Gruppe“.

Dies können wir am besten mit einem Beispiel verdeutlichen: Wenn jemand zu uns sagt: „Du hast aber Schwein gehabt“, dann weiß jeder, der die deutsche Sprache kennt, dass er Glück gehabt hat. Folglich hat auch das Neue Testament eine eige-nes Idiom, oder eine Form des Sprachgebrauchs, welche für uns gar nicht immer ganz deut-

lich ist. Wie kommt das eigent-lich?Um dahinter zu kommen, müs-sen wir ungefähr 2000 Jahre in der Geschichte zurück gehen, in die Zeit, als der Christus Geist im Körper von Jesus auf der Erde war.

Jesus und seine Jünger pre-digten auf aramaisch und in einer einfachen Sprache. Die Römer und Juden, die am Hof mit dem römischen Landvogt oder Statthalter verbunden waren, sprachen Latein. Grie-chisch wurde von einer kleinen Anzahl kulturell gebildeter Ge-schäfts- und Wirtschaftsleute

gesprochen. Aber das einfache Volk sprach aramäisch. Sogar jüdische Schriften vor dieser Zeit, wie die biblische Literatur, wurden in aramäisch geschrie-ben. Die hebräischen Schriften wurden von den Priestern auf aramäisch erklärt. Jahrhunderte nach Christus finden wir immer noch jüdische Schriften, darun-ter den Talmud, in aramäischer Sprache.

Die Juden verabscheuten so-wohl die Griechen als auch die Römer. Nicht nur, weil beide kei-ne Semiten waren, sondern weil Griechen und später auch die Römer sie unterdrückten. Ande-

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rerseits war das Frühchristen-tum nicht viel mehr als perfek-tionierter Judaismus, inspiriert durch jüdische Traditionen und Erwartungen, vorwiegend bei den Essenern.

Die Assyrische Kirche, welche am Anfang des ersten Jahrhun-derts gegründet wurde und viele Jahrhunderte der wichtigste Zweig der christlichen Kirchen im Fernosten war, verbreitete das Aramäisch. Alle Unterwei-sungen von Jesus, und die Pa-rabeln die er benutzte, entspra-chen den Lebensgewohnheiten,welche damals im Norden von Palestina herrschten und heute nur noch von den Assyrern ge-lebt werden.

Professor Georg M. Lamsa, der einige Jahre in Fernost gelebt hat, war imstande, die Idioms des Neuen Testaments, für die christliche Welt zugänglich zu machen. Seinem Buch: „Idioms in the Bible Explained und A Key to the Original Gospels“ ( Idiome der Bibel erklärt und ein Schlüssel zu den ursprüng-lichen Evangelien), entnahm ich die folgenden Beispiele:

JESU GEBURT (Matth. 1:18-20)

„18 Die Geburt Jesu Christi ge-schah aber so: Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe sie zusam-menkamen, dass sie schwan-ger war von dem Heiligen Geist.

19 Josef aber, ihr Mann, der fromm und gerecht war und sie nicht in Schande bringen wollte, gedachte, sie heimlich zu ver-lassen.

20 Als er noch so dachte, sie-he, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach:

Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist.“

Für die Menschen, die heute noch die alten Bräuche leben, sagt Lamsa, ist es ein unge-schriebenes Gesetz, dass ein Ehevertrag erst rechtsverbind-lich wird, wenn der vollständige Kaufpreis bezahlt worden ist. Erst danach erfolgte die Hochzeit. Ein Verhältnis zu der Frau vor der Hochzeit kannte man nicht. Eine Verlobung war nicht mehr als eine informelle Bekanntgabe der Eltern des Bräutigams. Folg-lich war ein mündlicher Vertrag zeitlich, und für keine der beiden Parteien bindend. Bevor die Aus-steuer vollständig bezahlt wurde, verblieb das Verfügungsrecht über die zukünftige Braut bei ih-ren Eltern.

Jacob hatte kein Geld oder Vieh um eine Aussteuer für seine zu-künftige Frau zu bezahlen und musste deshalb vierzehn Jahre für seinen Onkel Laban arbeiten, um dessen beide Töchter heira-ten zu können.

Erst nach der vollständigen Be-zahlung der Aussteuer geht die Verantwortung von den Eltern der Braut auf den Bräutigam über. Bis dahin müssen die El-tern der Braut auf die Keuschheit der Frau achten. Aber es gab eine bemerkenswerte Ausnah-me der Heiratsbräuche, welche respektiert wurde: Wurde ein junges Mädchen, das noch min-derjährig war, und zur Heirat ge-geben, wurde zwischen den El-tern und der anderen Partei eine mündliche Vereinbarung getrof-fen, besonders wenn der Bräuti-gam ein Witwer oder ein älterer Mann war oder jemand der mehr als ein Frau hatte. Dann blieb die Frau bei den Eltern, bis sie mündig war. Das heiratsfähige Alter für ein Mädchen war 12 Jahre, aber aus verschiedenen Gründen wurden viele Mädchen schon mit 7 Jahren zur Heirat frei gegeben. Die kleine Braut kleidete sich wie eine verheira-tete Frau. Sie erfüllte ihre Pflich-ten wie eine verheiratete Frau in allen häuslichen Angelegen-heiten und schlief im Haushalt ihres Mannes, aber sie hatten keine Geschlechtsgemeinschaft miteinander, bis sie 12 Jahre alt wurde. Erst wenn die Braut eine völlig erwachsene Frau gewor-den war, wurde von zwei älteren Frauen ihre Jungfräulichkeit festgestellt, um den Beweis ihrer Keuschheit abzugeben.

(5 Moses 22:13-24)

„13 Wenn jemand eine Frau heiratet, zu ihr eingeht und ihrer überdrüssig wird

14 und legt ihr etwas Schänd-liches zur Last und bringt ein böses Gerücht über sie auf und spricht: Diese Frau hab ich ge-heiratet, und als ich zu ihr ging, fand ich sie nicht als Jungfrau,

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15 so sollen Vater und Mutter der jungen Frau die Zeichen ih-rer Jungfräulichkeit nehmen und vor die Ältesten der Stadt im Tor bringen.

16 Und der Vater der jungen Frau soll zu den Ältesten sagen: Ich habe diesem Mann meine Tochter zur Frau gegeben; nun ist er ihrer überdrüssig geworden

17 und legt ihr Schändliches zur Last und spricht: Ich habe deine Tochter nicht als Jungfrau gefunden. Hier aber sind die Zei-chen der Jungfräulichkeit meiner Tochter. Und sie sollen die De-cke vor den Ältesten der Stadt ausbreiten.

18 Und die Ältesten der Stadt sollen den Mann nehmen und züchtigen

19 und ihm eine Buße von hun-dert Silberstücken auferlegen und sie ihrem Vater geben, weil der Mann über eine Jungfrau in Israel ein böses Gerücht aufge-bracht hat. Und er soll sie als Frau behalten und darf sie sein Leben lang nicht entlassen.

20 Ist‘s aber die Wahrheit, dass sie nicht mehr Jungfrau war,

21 so soll man sie heraus vor die Tür des Hauses ihres Vaters führen, und die Leute der Stadt sollen sie zu Tode steinigen, weil sie eine Schandtat in Isra-el begangen und in ihres Vaters Hause Hurerei getrieben hat; so sollst du das Böse aus deiner Mitte wegtun.

22 Wenn jemand dabei ergrif-fen wird, dass er bei einer Frau schläft, die einen Ehemann hat, so sollen sie beide sterben, der Mann und die Frau, bei der er geschlafen hat; so sollst du das Böse aus Israel wegtun.

23 Wenn eine Jungfrau verlobt ist und ein Mann trifft sie inner-halb der Stadt und schläft bei ihr,

24 so sollt ihr sie alle beide zum Stadttor hinausführen und sollt sie beide steinigen, dass sie sterben, die Jungfrau, weil sie nicht geschrien hat, obwohl sie doch in der Stadt war, den Mann, weil er seines Nächsten Braut geschändet hat; so sollst du das Böse aus deiner Mitte wegtun.“

Joseph und Maria waren nach

Lamsa verheiratet. Das bedeu-tete, dass Joseph den Kaufpreis bezahlt hatte und somit Besitzer seiner Frau war. Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass Joseph ein Mädchen geheiratet hatte, welches noch nicht mündig war, denn er war ein Mann mittleren Alters.

Maria wurde von dem Heiligen Geist schwanger befunden und Joseph dachte, dass sie Ehe-bruch begehen hätte.

Unbefleckte Empfängnis, Mondsichelmadonna von Francisco de Zurbarán (1598–1664)

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Joseph war ein gottesfürchtiger Mann. Er versuchte ein Ehe-scheidungsurteil zu bekommen ohne dies allgemein bekannt zu machen. Um im Stillen zu schei-den, bedeutete dies, die Eltern von Maria zu bitten, ihre Tochter wieder zurückzunehmen.

Nach dem jüdischen Gesetz stand auf Ehebruch die Todes-strafe. Die Frau würde dann ge-steinigt, wobei die ersten Steine von ihren nächsten Verwandten geworfen wurden.

Folglich, sagt Lamsa, falls Ma-ria vergewaltigt wurde, wäre es eine Sache der Eltern von Maria und der Stadt, zu urteilen und zu strafen.

Niemand hätte daran geglaubt, dass sie Besuch von einem En-gel gehabt hätte.

Es ist ebenso wissenswert, dass gemäß dem jüdischen Gesetz kein außereheliches Kind zum Tempel gebracht werden dürfte, um es Gott zu übergeben. Wenn auch nur der geringste Verdacht über die Legitimität von Jesus und seiner Mutter bestanden hätte, so hätte Jesus nicht dem Tempel übergeben werden kön-nen.

DIE ERPROBUNG(Matthäus 4:1)

„1 Da ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf dass er von dem Teufel versucht wür-de.“

Das aramäische Wort „dnethna-sey“ heißt „ausprobieren“.

Wenn jemand aus dem Mittleren Osten sich einen Ochsen oder ein Pferd anschaffte, probierte er ihn erst einige Tagen aus.

Jesus war voller Energie und Begeisterung, aber gleichzeitig wurde ihm von seinen Verwand-ten, Freunden und Feinden Wi-derstand entgegengebracht.

Seine Auslegung der Schrift wich von der Meinung der gebil-deten Schicht ab und seine An-sicht zum Gottesdienst erweckte großen Widerstand. Sie betrach-teten ihn als einen unausgegli-chenen Menschen, einen Seher, der vom Teufel besessen war. Einige versuchten ihn zu entmu-tigen, andere versuchten ihn zu überreden, seine Tätigkeit einzu-stellen. Er zog in die Wüste, um über diese Dinge nachzudenken und um festzustellen, ob er für seine Aufgaben geeignet sei und genügend Kraft hätte, allen An-feindungen und Leiden zu über-stehen. Sicher waren da auch noch weitere Gedanken wie: Könnte und sollte er mit den Äl-testen gemeinsam arbeiten und gemäß ihrer Meinung handeln?

RAKA(Mathäus 5:22)

„22 Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du

Nichtsnutz!, der ist des Hohen Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr!, der ist des höllischen Feu-ers schuldig.“

Auf aramäisch, sagt Profes-sor Lamsa, bedeutet das Wort Raka „Jemandem ins Gesicht spucken“. Im Nahen Osten wird während hitziger geschäftlicher Verhandlungen und vorallem, wenn man nicht einig geworden ist, häufig einander ins Gesicht gespuckt.

(Matthäus 13:12)

„12 Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem wird auch das genommen was er hat.“

Im ehemaligen Kurdistan und Assyrien, beobachtete Lamsa, dass ein Großgrundbesitzer sei-ne Ländereien aufteilt und ver-pachtet, um es von den Pächtern bewirtschaften zu lassen, wobei er sich aber um den Samen und das benötigte Werkzeug selbst kümmert. Im September, nach der Ernte, wurde das Ge-treide dann aufgeteilt in 1/5 für den Pachtherrn und 4/5 für die Pächter. Hat ein Pächter sein

Die Versuchungen Christi, Mosaik aus dem 13. Jahrhundert im Markusdom (Ve-nedig)

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2017-4 Strahlen des Lichts 7

Land nicht gut bearbeitet und die Ernte fiel gering aus, nahm der Pachtherr das gesamte Getrei-de, welches der Pächter geerntet hatte als sein Anteil und über-gab das Land an einen anderen Pächter.

REICHTUM(Matthäus 19:23,24)

„23 Jesus aber sprach zu sei-nen Jüngern: Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher wird schwer ins Himmelreich kommen.

24 Und weiter sage ich euch: Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.“

Jesus hatte andere Ansichten über die Vermögenden, denn im Nahen Osten ist nach der Tradi-tion Reichtum ein Segen Gottes, ausgeschüttet auf diejenigen, die er lieb hat.

Jesus war gegen die Schicht der Reichen und sagte, dass sie durch ihre Praktiken nicht den Weg ins „Himmelreich“ finden würden. Reichtum würde nicht durch Ausübung eines Berufes oder durch harte Arbeit geschaf-fen. Der Reiche erntet, wo er nicht gesät hat; er schart zusam-men wo er nicht geschnitten hat, und durch den Verdienst seines Reichtums wird er ein Überherr, zu heilig die Bürde zu tragen wie die üblichen Menschen in seiner Stadt. Außerdem wollen viele nicht warten, bis Gott sie segnet. Sie segnen sich selbst durch das Aneignen des Besitzes der Ar-men. Im Nahen Osten herrscht die Meinung, wen Gott reich ge-macht hat, der muss reich blei-ben. Dem gegenüber wird der Arme verflucht. Das ist auch die Ursache, warum er arm bleibt. Einem Armen zu helfen reich

zu werden, ist gegen den Wil-len Gottes. Wenn jemand im Nahen Osten Vermögen, Ange-stellte und Grundbesitz hat, wird er von Steuerabgaben befreit. Außerdem ist es üblich, dass Reiche sich nach Belieben das Recht nehmen, von den Armen in ihrem Wohnort spezielle „Ab-gaben“ zu fordern. Die Reichen, sagt Lamsa, sind ebenfalls Bett-ler. Sie sind die Einzigen, denen es erlaubt ist, Geld einzusam-meln wenn ihre Kassen leer sind oder wenn sie ihrem Harem ei-nige neue Frauen hinzufügen möchten. Häufig sieht man einen Fremden, begleitet von bewaff-neten Angestellten auf präch-tigen Pferden. Es ist ein Reicher aus einer anderen Stadt der zum Betteln kommt. Bei seiner An-kunft fährt man ihn entgegen, begleitet ihm zum Haus eines Reichen, der sofort mit dem Einsammeln von Schafen, Och-sen und Geld unter den Armen aus seinem Wohnort anfängt, um dieses an seinen Freund zu übergeben. Ein Armer mag nur betteln um Brotkrümel, welche auf den Tischen der Reichen hin-terlassen wurden..NIMM KEIN GELD(Matthäus 10:9, 10)

„9 Ihr sollt weder Gold noch Sil-ber noch Kupfer in euren Gürteln haben,

10 auch keine Tasche für den Weg, auch nicht zwei Hemden, keine Schuhe, auch keinen Ste-cken. Denn ein Arbeiter ist seiner Speise wert. “

Im Nahen Osten wird ein Rei-sender nur getötet, wenn die Ga-noven Geld in seinem Geldbeu-tel finden. Dies macht man, um die Identität der Mörder geheim zu halten und die Ergreifung zu erschweren. Ein Mann, der ohne

Geld reist, hat nichts zu fürch-ten. Wenn jemand in Bedrängnis kommt und ihm Räuber begeg-nen, Bieten sie ihm ihre „Hilfe“ an, damit er in Frieden weiter-ziehen darf. Manchmal muss er den Räubern Schuhe, Kleidung und andere Sachen überlassen.

Viele Menschen würden in Not ihr ganzes Vermögen opfern: für ihre Gesundheit oder um ihre Sehkraft wieder zu bekommen, oder wenn ihre Geliebter wieder lebendig werden könnte.

Jesus wusste, dass seine Jün-ger die Gabe der Heilung besit-zen und dadurch verführt wer-den könnten, schnell reich zu werden. Auch könnte die Ver-lockung des Reichtums unter ihnen Rivalität und Zwietracht wecken. Das würde die Verbrei-tung der Lehre behindern. Jesus war sich ganz bewusst, dass die Menschen dies nicht gutheißen würden, wenn das „Wort Gottes“ für Geld verkündet würde, denn seine Jünger sollten von den Gläubigen versorgt werden.

Wenn ein Arbeitsgeber einen Arbeitnehmer anstellen möch-te, verhandelt er mit ihm über seinen Lohn. Traditionsgemäß geben die Arbeitgeber im Nahen Osten vor allem Nahrungsmittel als Lohn. In den Fällen, wenn jemand ohne Lohn arbeiten will, kommt häufig das Thema ‚Nah-rung‘ gar nicht zur Sprache und es wird anschließend eine frei-willige Spende gegeben.

SAGE ES NIEMANDEM(Mathäus 8:2-4)

„2 Und siehe, ein Aussätziger kam heran und fiel vor ihm nie-der und sprach: Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.

3 Und Jesus streckte die Hand

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aus, rührte ihn an und sprach: Ich will‘s tun; sei rein! Und so-gleich wurde er von seinem Aussatz rein.

4 Und Jesus sprach zu ihm: Sieh zu, sage es niemandem, sondern geh hin und zeige dich dem Priester und opfere die Gabe, die Mose befohlen hat, ihnen zum Zeugnis.“

Nach Lamsa kannte Jesus die Eigenschaften der Menschen im Nahen Osten. Er wusste, dass in diesem Gebiet alles ins-geheim erzählt wird und sich schnell von Mund zu Mund ver-breitet. Wenn jemand seinem Freund ein Geheimniss erzählt, fügt er immer hinzu, es nieman-dem zu erzählen. Dadurch wirddas Geheimnis öffentlich. Wenn Jesus zu den Menschen, die er geheilt hatte gesagte hätte, dass sie es weiter zu erzählen sollten, würden sie es nie getan haben, da die Handlung ja kein Geheimniss wäre und niemand daran Interesse hätte.

ELI, ELI, LAMA ASABTHANI

(Mathäeus 27:45-47)

„45 Und von der sechsten Stun-de an ward eine Finsternis über das ganze Land bis zu der neunten Stunde.

46 Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut und sprach: Eli, Eli, lama asabthani? das heißt: Mein Gott, mein Gott, wa-rum hast du mich verlassen? (Psalm 22.2)

47 Etliche aber, die dastanden, da sie das hörten, sprachen sie: Der ruft den Elia.“

Bibelübersetzungen haben di-ese Wörter in ursprünglicher

Sprache stehen lassen und darin eine unterschiedliche Bedeutung gegeben.

Matthäus übersetzte diesen Satz nicht, da er für das Volk schrieb, die Jesus sahen und seinen Pre-digten zuhörten. Es könnte auchmöglich sein, dass die späteren Schriftsteller nicht einig waren über die exakte Bedeutung, als sie die Evangelien ins Grie-chische übersetzten.

Lamsa sagt, dass bis heute die-ser Satz nur noch von der ara-mäisch sprechenden Bevölke-rung in Assyrien benutzt wird, dieselbe Sprache, welche die Galiläer sprachen zur Zeit Jesu. Dieser Satz bedeutet im Aramä-ischen: „Mein Gott, mein Gott vor dies werde ich gehalten (dies war mein Schicksal, hierzu wur-de ich geboren).

Das aramäische Wörtchen: „sa-bachtháni“ ist abgeleitet von sh-bak, das behalten, übrigblei-ben, aufsparen und dergleichen heißt. (…) Der letzte Buchstabe des Wortes shbakthani weist auf die erste Person Einzahl. Eli, Eli, lama sabachthani heißt: ”Mein Gott, mein Gott, für dieses Los wurde ich aufgespart“ oder auch „Für dieses Schicksal war ich auserkoren“, „Für mich ward vorgesehen, auf diese Weise zu sterben!“

Diese Stelle heißt aber auf kei-nen Fall: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlas-sen?“ Auch enthält der Ton dieses Aufschreis nichts, was eine Bitte um Hilfe andeuten könnte. Während Seines Gebets im Garten von Gethsemane hat-te Jesus jegliche Beschränkung seines Körpers überwunden und sich für alles Kommende im vollsten Vertrauen Seinem Vater übergeben.

Jesus zitierte nicht den Psalm. Als er diese Worte hatten zitieren wollen, hätte er das in Hebräisch getan, anstatt in Aramäisch. Und falls er es aus dem Hebräischen übersetzt haben sollte, hätte er das aramäische Wort „nashata-ni“ benutzt, das „mich verlassen“ bedeutet, anstelle des Wortes „shabachtani“, das in diesem Zu-sammenhang „mich halten“ be-deutet. Sogar die Soldaten, die beim Kreuz standen, verstanden nicht, was Jesus in dieser Stun-devor Verzweiflung und Passion, sagte. Sie dachten, dass er auf Elia hinweist, da das Wort Elijah auf aramisch „Elia“ ist, das iden-tisch ist mit dem Wort „Eli“.

In diesen letzten Minuten sei-ner Passion schaute Jesus die umstehende Menschenmen-ge an. Sie bestand aus Rabbi-nern, Priestern und Männer und Frauen aus Jerusalem, die ge-kommen waren ihn sterben zu sehen. Einige beschimpften ihn, andere spuckten ihm ins Gesicht und wiederum andere gaben ihm Namen um ihn zu provozieren, denn er behauptete ein Mann Gottes zu sein, aber in den Au-gen der Menschen war er ein Verbrecher, ein Sünder.

Jesus machte nur eine Aussa-ge an sich selbst und an seine Freunde, die ebenfalls in der Menschenmenge standen, dass er für diese Stunden geboren worden war, dass es ein Beweis der Wahrheit darstellen und dass es den Weg öffnen würde, für den Anderen, der mit ihm gekreuzigt wurde und dass es seine Be-stimmung war. Nichts anderes könnte einen glänzenderen Sieg abgeben, als das Kreuz.

Die Jünger und die Frauen die aus Galilea kamen, haben sicher keinen Moment daran gedacht,

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dass Jesus meinte, das Gott ihn verlassen hätte. Warum hätte er dies sagen sollen? Denn er hat-te vorher seinen Jünger gesagt, dass die ganze Welt ihn verlas-sen würde, selbst sie, dass aber der „Vater“ bei ihm bleiben werde und “Vater, Dein Wille geschehe, falls ich diesen Becher trinken muss.“ Auch Petrus sagte, dass, wenn Jesus es wünschen würde, so könnte er die Engel zwingen für sich zu kämpfen.

Diese Worte: „Eli, Eli, lama asabthani“, werden selbst heut-zutage noch von den Assyr-ern gebraucht, wenn sie unge-rechterweise leiden und sterben. Wenn sie klagen und unzufrieden sind, überlassen sie alles Gott. Sie glauben, dass es Gottes Wil-le sei und dass sie die se Erfah-rung machen müssten.

Dies ist eine der Ursachen, so sagt Lamsa, dass man im Nahen Osten keinen Selbstmord verübt.

***

George M. Lamsa (* um 5. August 1892 als Lamsa; † 22. September 1975 in Turlock, Kalifornien) war assyrischer Schriftsteller und über-setzte die Bibel aus dem Aramäischen ins Englische.Foto: courtesy the Assyrian Universal Alliance Foundation

.

Glaube nichts auf bloßes Hörensagen hin.

Glaube nicht an Überlieferungen, weil sie alt und durch viele Generationen bis auf uns gekommen sind.

Glaube nichts auf Grund von Gerüchten und weil die Leute viel davon reden.

Glaube nicht, bloß weil man Dir das ge-schriebene Zeugnis irgend eines alten Wei-sen vorlegt.

Glaube nie etwas, weil Mutmaßungen dafür sprechen oder weil langjährige Gewohnheit Dich verleitet, es für wahr zu halten.

Glaube nichts auf die bloße Autorität Dei-ner Lehrer und Geistlichen hin.

Was nach eigener Erfahrung und Untersu-chung mit Deiner Vernunft übereinstimmt und zu Deinem eigenen Wohle und Heile wie zu dem aller anderen lebenden Wesen dient, das nimm als Wahrheit an und lebe danach.

Siddhartha Gautama

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10 Strahlen des Lichts 2017-4

Wir bedanken uns herzlich für Ihre Unterstützung und wünschen allen ein be-sinnliches Weihnachtsfest und einen guten

Start im neuen Jahr

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Gesetze des WeltallsWerner Chlouba

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Unsere persönliche Entwicklung gleicht einem Tempelbau, indem die Gottheit wohnen soll, eben-so wie jeder von uns ein Tempel „Gottes“ ist.

Wir müssen die Hindernisse aus dem Weg räumen, welche der Wiedergeburt der Offenbarung der göttlichen Weisheit in uns im Wege stehen. Wir müssen das Echte vom Falschen unterschei-den lernen, sowie das Vergäng-liche vom Ewigen.

Unter dem Aufbau des Tempels ist der Aufbau des verklärten Astralkörpers zu verstehen, wel-cher von allen Begierden und Wünschen der niederen Natur befreit werden muss, bevor er geistig wird. Gewöhnlich ist der Astralkörper noch nicht entwi-

ckelt und mit dem fleischlichen Körper stark und fest verwach-sen. In dem Astralkörper liegen aber latent die höheren Wahr-nehmungsfähigkeiten und es liegt an uns selbst, diese zur Ent-wicklung zu bringen. Nur durch Selbstbeherrschung, Vergeisti-gung und Veredlung können wir zur geistigen Wiedergeburt ge-langen und den geistigen Körper entwickeln. Dieser Aufbau geht sehr langsam vor sich und muss „Stein für Stein“ erfolgen. Sehr viele „Steine“ sind nötig, um den Tempel zu erbauen, in welchem der göttliche Geist wohnen soll. Alle niederen Kräfte, Eigen-schaften, Begierden und Wün-sche müssen in höhere umge-wandelt werden. Diese höheren Kräfte sind die „Steine“, die wir zum Aufbau des Tempels ver-

wenden können.

(1.Korinther 3:16)

„16 Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“

Unsere Seele ist eine Vermi-schung geistiger und physischer Kräfte. Aus dieser Vermischung entsteht Unruhe und Kampf, weil physisches und geistiges stets miteinander kämpfen. Un-sere Aufgabe ist, dem geistigen zum Sieg zu verhelfen.

DAS KREUZ

Das Symbol des Kreuzes ist aus dem Kreis und dem Punkt ent-standen. Der Kreis ist das Sym-bol des ewigen Kreislaufes des

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12 Strahlen des Lichts 2017-4

Lebens. In ihm laufen Anfang und Ende zusammen, es ist der allgegenwärtige, endlose, abso-lute Raum.

Der Kreis mit dem Punkt in der Mitte bedeuten in seiner Ver-bindung das Weltenei mit dem Keim in der Mitte, aus welchem sich das Weltall entfaltet. Der Mittelpunkt des Kreises stellt die erste Ausstrahlung oder er-ste Offenbarung in den perio-dischen Manifestationen der all-gegenwärtigen Natur dar.

Auf der nächsten Stufe der Evo-lution verwandelt sich der Punkt in einen waagerechten Strich, durch welchen der Kreis in zwei Teile geteilt wird. Er symboli-siert die göttliche, unbefleckte Mutternatur, die Weltsubstanz innerhalb der absoluten Unend-lichkeit, woraus das Weltall und alle Wesen in ihm entstanden oder geboren sind. In der Ver-bindung bedeutet es die gött-liche Natur, welche passiv oder weiblich ist.

In der folgenden Stufe wird der waagerechte Strich von einem senkrechten durchkreuzt. Dies bedeutet das Sich-Hineinsen-ken des Geistes in die gött-liche, passive, weibliche Natur (Weltsubstanz). Es wird auch das Weltenkreuz genannt. Der senkrechte Strich bezeichnet den das Weltall erfüllenden, durchdingenden und beleben-den Geist, welcher im Weltall „gekreuzigt“ ist. Das Wort „kreu-zigen“ ist eine Ausdrucksweise, welche bei der Initiation (Ein-weihung) angewandt wird. Man kann das Kreuz als den Träger einer Kraft betrachten, welche sich der Mensch aneignen muss, wenn sich die Wiedergeburt in ihm vollziehen soll. Es ist auch ein Symbol des Glaubens, ohne dessen Kraft keine geistige Ent-

wicklung möglich ist sowie die Verbindung des Geistes mit der Materie. Der horizontale Strich symbolisiert dabei das Reich der Materie bzw. das irdische Leben. Der senkrechte Strich zeigt das Heruntersteigen, die Inkarnation des Geistes in die Form an.

Die vier Arme des Kreuzes kön-nen auch als die vier mystischen Kräfte: Glaube, Hoffnung, Liebe

und Geduld angesehen werden, wobei der inneren Punkt die Ruhe darstellt.

Das geistige Erwachen der See-le und die Entfaltung des gött-lichen Bewusstseins in uns, wird oft durch Strahlen angedeutet, die vom Mittelpunkt des Kreuzes ausgehen.

***

DIE ENTWICKLUNG

„Der Mensch wird das, was er denkt und will“

Ein Zyklus ist ein Kreis, ein Ring. Er läuft aber nicht, wie ein ge-wöhnlicher Ring, in sich zurück, sondern bildet eine Spirale.

Die zyklischen Gesetze herr-schen überall in jedem Reiche der Natur. Sie herrschen im Mi-neralreich, im Tierreich, in der Pflanzenwelt und in der Welt der Menschen. Sie herrschen eben-so in den übersinnlichen Welten - sie wirken überall.

Wenn wir uns selbst betrachten, so erkennen wir auch hier Zy-klen. Wir folgen ihnen, indem wir gleich der Sonne uns morgens erheben, den höchsten Punkt der Aktivität erreichen und dann wieder in den Schlaf fallen. Auf die Nacht folgt der Tag und auf den Tag die Nacht. Wir werden geboren, erlangen in einem be-stimmten Alter, bis zu einem gewissen Grade, moralische Ur-teilsfähigkeit und dann beginnt wieder der Abstieg. Das Leben endet dann mit dem Sterben des Körpers.

Alles was geschieht, erzeugt in der übersinnlichen Welt einen Eindruck. Alle Taten und Gedan-ken erzeugen einen Eindruck, ebenso die Vorgänge in der Na-

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tur, welche von dem gleichen Ge-setze beherrscht werden. Es ist die lebendige Chronik der Natur, in welche sich alles aufzeichnet. Jede Tat, jedes Ereignis erzeugt eine bestimmte Wirkung, woraus die zyklischen Ereignisse resul-tieren.

Jeder Zyklus in der Entwicklung Menschheit hat sein goldenes, silbernes, kupfernes und ei-sernes Zeitalter, von denen je-des verschiedene Entwicklungs-stadien zeigt.

Gegenwärtig leben wir im „ei-sernen Zeitalter“, (Kali Yuga), einer Zeit, die nach indischer Rechnung im Jahre 3102 vor Christi begann und noch 432.000 Jahre dauern soll. Vor dieser Zeit hatten wir das „goldene Zeitalter“ (Satya Yuga), welches 1.728.000 Jahre dauerte. Es folgte das „sil-berne Zeitalter“ (Treta Yuga), welches 1.296.000 Jahre dau-erte, gefolgt vom „kupfernen Zeitalter“ (Dwapara Yuga) mit 864.000 Jahren. Es finden all-mähliche Übergänge von einem Zeitalter zum nächsten statt und in jedem Zeitalter gibt es Perio-den. Die Seelen, die sich entwi-ckelt haben gelangen jeweils in die nächsthöhere Ebene, denn durch Überwindung des Nie-deren gelangt der Mensch zum Höheren.

Das Leben eines Planeten durchläuft sieben große Kreis-läufe, welche auch „Runden“ genannt werden. Am Ende der siebten Runde lösen sich wieder alle Formen auf und alle Lebens-äußerungen verschwinden. Jede dieser sieben Runden dauert 308.448.000 Jahre. Die heutige Menschheit lebt in der vierten Runde unseres Planeten.

Wer den Einfluss des Denkens auf seinen eigenen seelischen

und körperlichen Organismus er-kennt, der wird sicher einsehen, dass das Denken der Gesamt-heit ebenfalls nicht ohne Einfluss auf die Seele des Ganzen blei-ben kann. Wer die kurze Spanne seines Lebens als Alles betrach-tet, dem mögen diese Zyklen be-drohlich vorkommen. Wir sollten aber dabei bedenken, dass nur die Körper vergehen, die Seelen aber erhalten bleiben. Das Gött-liche in uns überdauert Welten-schöpfungen und lebt weiter, auch wenn alle Welten verge-hen.

Die Sonne ist bekanntlich das Zentrum unseres Sonnensy-stems, aber sie bewegt sich ebenfalls um das Zentrum, zu dem sie gehört. Sie beschreibt dabei nicht einen Kreis, son-dern eine Spirale. Die Sonne geht von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr durch den Tierkreis und vollbringt diese Wanderung in-nerhalb von 25.000 Jahren. Da-

durch bringt sie die Erde in Re-gionen, wo sie vorher nicht war. Die Erde kommt dadurch in kos-mische Gebiete, wo völlig ande-re Einwirkungen existieren und wodurch sie selbstverständlich Veränderungen erfährt

Das Gesetz des regelmäßigen Wechsels zwischen Tätigkeit und Ruhe ist in der ganzen Entwicklung zu bemerken. Der Schöpfungszyklus ist die Tätig-keitsperiode, worauf die Ruhe-periode folgt. Diese Perioden folgen aufeinander, wie Tag und Nacht einander ablösen. Das Gesetz der Periodizität herrscht nicht nur in der physischen Welt, sondern auch die höheren Sphä-ren sind ihm unterworfen. Jeder Organismus im unendlichen Raum unterliegt dem zyklischen Gesetz, und so ist das Gesetz der Zyklen ein allgemeines Ge-setz der Welt.

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muss wieder ein Ende nehmen, und nur die in einem Dinge zu Grunde liegende Idee tritt nach einer bestimmten Zeit wieder in die Erscheinung. Sie verkör-pert sich in einer neuen Form. Auch nach dem Tode unseres Körpers folgen wir bewusst oder unbewusst diesem Gesetz. Un-ser Aufenthalt im Zwischenreich (Astralebene), wie im Lande der Seeligen (Himmelswelt), ist von einer bestimmten Dauer, die von den Ursachen unseres Den-kens und Handelns abhängig ist, welche wir selber geschaf-fen haben. Wenn die Wirkungen dem Ende entgegen gehen, so schafft sich der Geist eine neue Persönlichkeit für das irdische Leben.

Man kann den Geist eines Men-schen als einen Schauspieler betrachten, welcher jedesmal eine besondere Rolle spielt, aber doch immer derselbe Mensch bleibt.

Das ganze Universum kann als ein Gedanke Gottes betrachtet werden und wir sind eine Kopie dieses Universums. Was in uns vorgeht, geht auch im Univer-sum vor sich und umgekehrt. Alles ist eine Einheit!

Quelle:Wiedenmann Johannes Baptist, Leip-zig„Wichtige Enthüllungen über die Urge-schichte der Menschheit und die Ge-setze des Weltalls.“

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Vegetarisches Weihnachtsmenü

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Vegetarisches Weihnachtsmenü mit Spinat-Quiche(für 4 Personen)

Vorspeise:Sellerie-Creme-Suppe1/2 Knollensellerie (ca. 200 g)2 Zwiebeln2 mittelgroße Kartoffeln2 EL Sonnenblumenöl750 ml Gemüsebrühe100 ml SahneSalzPfefferMuskatBlattpetersilie Sellerie putzen, waschen und klein schneiden. Zwiebeln schälen und grob hacken. Die Kartoffeln schälen, grob reiben. Öl in einem Suppentopf erhitzen, Sellerie und Zwiebeln darin andünsten. Brühe und Kartoffeln zugeben, aufkochen und 20 Minuten kochen lassen. Mit dem Rührstab fein pürieren. Sahne unterheben, mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen und mit Blattpetersilie garniert servieren.

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Pro Person: 198 kcal (829 kJ), 4,0 g Eiweiß, 13,8 g Fett, 13,2 g Kohlenhydrate

Hauptspeise:Spinat-Quiche mit Gorgonzola200 g Mehl100 g Magerquark5 EL SonnenblumenölSalz300 g Blattspinat (frisch oder tiefgefroren)4 Lauchzwiebeln2 KnoblauchzehenSalzPfefferMuskat200 g Gorgonzola150 g Crème fraîche2 Eier30 g Pinienkerne4 Cocktailtomaten30 g Emmentaler, gerieben

Aus Mehl, Quark, 4 EL Öl und 1 Prise Salz einen Quark-Ölteig zubereiten. Den Teig ca. 20 Minuten kalt stellen. Inzwischen den Blattspinat putzen, waschen und gut abtropfen (oder auftauen) lassen, die Lauchzwiebeln in dünne Ringe schneiden, die Knoblauchzehen abziehen und fein würfeln. Das Gemüse in 1 EL Öl andünsten. Kräftig mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen. Gorgonzola mit Crème fraîche und Eiern verquirlen und unter das angedünstete Gemüse heben. Den Teig ausrollen und in eine ausreichend große, mit Öl ausgestrichene Quicheform legen. Die Käse-Spinatmasse in die Form füllen. Mit Pinienkernen bestreuen und bei 200 °C 30-40 Minuten backen. Die Tomaten halbieren, mit etwas geriebenem Käse bestreuen, kurz überbacken bis der Käse zerläuft und mit der Quiche auf Tellern anrichten.

Pro Person: 726 kcal (3039 kJ, 26,3 g Eiweiß, 48,1 g Fett, 40,9 g Kohlenhydrate

Dessert:Reisauflauf mit Rumtopffrüchten1 Vanilleschote1/2 Zimtstange500 ml MilchSalz125 g Rundkornreis2 Eier1 EL Sonnenblumenöl60 g Zucker250 g eingelegte Früchte

Die Vanilleschote mit einem scharfen Messer längs aufschneiden und auskratzen, das Mark mit einer Zimtstange in der Milch aufkochen, etwas Salz und den Reis zugeben. Aufkochen und 20 Minuten quellen lassen, anschließend abkühlen lassen. Die Zimtstange entfernen. Die Eier trennen, das Eiweiß aufschlagen, das Eigelb mit Öl, Zucker und einer Prise Salz schaumig schlagen. Das Eiweiß unterheben und die Masse unter den Reis heben. In eine mit Öl ausgestrichene Form geben und bei 200 °C 20 Minuten backen. Mit den Früchten servieren.

Pro Person: 419 kcal (1754 kJ), 10,5 g Eiweiß, 10,9 g Fett, 57,6 g Kohlenhydrate

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Leben und Tätigkeit im HimmelMax Heindel

Die Gedanken und Fantasien, die wir während unseres Lebens ha-ben, bauen aus dem Stoffe dieses Bereiches, in den höheren Ebe-nen der Begierdenwelt, alles das auf, was sie in ihrer Einbildung se-hen. Es ist eine Eigentümlichkeit der inneren Welten, dass ihr Stoff durch Gedanken und Willen leicht beeinflusst und geformt wird. All diese Fantasiegebilde, die wir so gestalten, wandern herum, beseelt durch Elementale, so lange, wie der Gedanke oder Wunsch, der sie er-schuf, anhält.

ln den höheren Regionen der Empfindungswelt finden wir nun alles das, was gut und für mensch-liches Sehnen wünschenswert ist.

Hier schwelgt der Gelehrte in Bi-bliotheken und vermag seine For-schungen, die er auf dem Phy-sischen Plane erfolgreich begann, fortzusetzen. Wenn er sich ein Buch wünscht, so ist es auch schon da. Der Künstler schafft hier durch Einbildungskraft. Er malt mit leben-digen, glühenden Farben, nicht mit den toten, schweren Stoffen der Er-denwelt, die ihn hier so oft in Ver-

zweiflung bringen. Hier auf Erden ist es ihm oft unmöglich die Farben wie-derzugeben, die seine Visionen ihm zeigen. Die Empfindungswelt aber ist eine Welt der Farben in höchster Vollkommenheit. Im Himmel wird sein Begehren gestillt, und er emp-fängt neue Inspirationen und neue Kraft, um sein Werk im nächsten Erdenleben zu vollenden. Ebenso empfindet der Bildhauer während seines Verweilens im Himmel Glück und Erhebung. Mit Leichtigkeit formt er das plastische Material dieser Welt zu Gestalten, die er auf Erden erträumte. Ebenso gesegnet ist der Musiker, obwohl er sich noch nicht in der wahren Welt der Töne be-findet. Jenes Meer der Harmonien, wo die Sphärenmusik erklingt, liegt im Reich der Konkreten Gedanken, das wir esoterisch den ll. Himmel nennen, somit hört der Musiker hier im I. Himmel nur das Echo dieser göttlichen Klänge. Dennoch sind diese schöner als alles, was er je auf Erden hörte, und seine Seele schweigt in dieser vollkommenen Harmonie, die ein Vorbote von noch viel Herrlicherem ist.

Hier finden wir auch alle kleinen

Kinder, die beim Verlassen des Physischen Planes sofort hier ein-gehen. Wenn ihre hinterbliebenen Freunde sie nur sehen könnten, würde es keine Trauer mehr geben,denn sie haben wahrlich ein lieb-liches Los gezogen. Sie werden im-mer von Verwandten empfangen, die ihnen im Tod vorangingen und werden in jeder Beziehung behü-tet und gepflegt. Es gibt hier Men-schen, die sich äußerst verdient darum machen, indem sie immer neue Freuden und Spiele für die-se Kinderscharen erfinden, und so verläuft ihnen ihr Leben im I. Him-mel in der denkbar glücklichsten Weise, besonders da auch an ihrer Erziehung nichts versäumt wird. Sie werden in Klassen zusammen-gebracht, nicht nur nach Alter und Fähigkeiten, sondern auch nach ihrem Temperament und werden nun ganz besonders über die Wir-kungen belehrt, die ihren Gedan-ken und Gefühlen entspringen. ln einer Welt, wo dergleichen sicht-bar gezeigt werden kann, ist das ja leicht. So werden die Kinder anschaulich über den Segen guter altruistischer Gefühle belehrt, und mancher Mensch, der jetzt ein mo-

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ralisches Leben führt, verdankt daseinem vorhergehenden Tod in der Kindheit und den 15 bis 20 Jahren, die er im I. Himmel verlebte, ehe er sich wieder verkörperte.

Es wird oft die Frage gestellt, wa-rum Kinder sterben müssen. Es gibt vielerlei Ursachen dafür. Eine derselben ist ein Tod unter dem Druck schrecklicher Ereignisse im vorhergehenden Leben, viel-leicht ein Tod im Feuer oder auf dem Schlachtfeld, denn unter sol-chen Ereignissen vermochte das Ego sich nicht auf das Panorama des verflossenen Lebens zu kon-zentrieren. Ebenso, wenn lauter Jammer der Angehörigen den Ster-benden störte. Die Folge davon ist ein nur schwacher Abdruck der Le-benserfahrungen auf den Begier-denkörper sowie ein einförmiges, farbloses Dasein im Fegefeuer und I. Himmel. ln solchen Fällen nun erntet das Ego nicht, was es gesät hat und könnte sich darum versucht fühlen, Leben für Leben dieselben Torheiten wieder zu begehen. Um das zu verhindern, muss der neue Empfindungsleib, den das Ego vor seiner nächsten Geburt zusam-menfügt und aufbaut, von den nö-tigen Lehren durchdrungen sein. Auf seinem Weg zur Wiedergeburt ist das Ego bewusstlos, geblendet durch den Stoff, den es an sich he-ranzieht, ebenso wie wir geblendetsind, wenn wir aus hellstem Son-nenschein in ein dunkles Haus treten. Erst nach erfolgter Geburt kehrt das Bewusstsein zum Teil zurück. Wenn nun das Kind durch den Tod wieder in den l. Himmel zurückkehrt, wird ihm dort objektiv auf eine andere Weise das gelehrt und gezeigt, was es nach dem vor-hergehenden Tode zu lernen ver-säumt hatte. Ist das begriffen und dem noch ungeboren gebliebenen Empfindungsleib des Ego tief ein-geprägt, so wird das Ego auf Erden wiedergeboren und alles vollzieht sich in der sonst üblichen Weise. Kinder, die vor dem siebenten Jah-re sterben, sind erst im Besitz ihres dichten Körpers und des Lebenslei-bes gewesen und sind deshalb, nach dem Gesetz der Folge-Wir-

kung, noch nicht verantwortlich; selbst bis zum 12. oder 14. Jahre befindet sich ihr Empfindungsleib noch im Werdeprozess. Was noch nicht zum Leben erwachte, kann auch nicht sterben, also vergehen nur der dichte Körper und der Le-bensleib wenn ein Kind stirbt, es behält seinen Empfindungsleib und Intellekt bis zur nächsten Verkör-perung. So braucht es also nicht den ganzen Kreis zu durchlaufen, den das Ego sonst während eines Lebenszyklus durchmisst, sondern erhebt sich nur bis zum I. Himmel, um dort die nötigen Lehren zu emp-fangen. Nach einer Pause von ein bis zwanzig Jahren wird es wiede-rum geboren, oft als jüngeres Kind derselben Familie.

Es ist ein lrrtum, wenn wir glauben, dass der Himmel für alle ein Zu-stand ungetrübter Glückseligkeit ist. Niemand kann mehr an Glück ern-ten, als er auf Erden gesät hat. Der Maßstab für unser Glück im Jenseits sind die guten Taten, die wir hier verrichten. Das Panorama unseres Lebens, das dem Empfindungsleib gleich nach dem Tod eingeprägt wurde, bildet die Grundlage unserer Himmelsfreuden, ebenso wie es un-ser Leiden im Fegefeuer bestimmte.Wir erinnern uns, dass, als das Bild des vergangenen Lebens sich im Fegefeuer vor uns abspielte, nur Szenen wirksam waren und uns Leiden verursachten, in denen wir einst anderen Menschen wehe ta-ten. Im I. Himmel dagegen erzeu-gen nur unsere guten Gedanken und selbstlosen Taten Gefühle oder Empfindung. Wenn wir hier sehen, wie wir einst jemandem geholfen, seine Sorgen gestillt, seine Leiden erleichtert haben, fühlen wir nicht nur die tiefste persönliche Befrie-digung, sondern gleichzeitig auch alles, was der Empfänger unserer Wohltat an körperlichem Behagen, seelischer Erleichterung und Dank für uns, seine Wohltäter, empfand. Es ist ganz gleich, ob er weiß, wer ihm geholfen hat oder nicht; das Fühlen, das er ausströmen ließ, als er Hilfe empfing, wird, unabhängig von allen äußeren Umständen, er-kannt werden. Wenn andererseits

auch wir selbst im Leben unseren Wohltätern dankbar waren, werden wir hier aufs Neue das Gefühl der Erlösung, des Dankes für empfan-gene Hilfe, empfinden.

Da nun all diese Gefühle und Emp-findungen durch die geistige, alche-mistische Kraft, die sie selbst erzeu-gen, dem Ego einverleibt werden und sich dort in Fähigkeiten und Kräfte verwandeln, die uns in einer kommenden lnkarnation von Nutzen sind, so ist es leicht zu verstehen, wie außerordentlich wichtig es für unser eigenes Seelenwachstum ist, wenn wir Dankbarkeit für gespende-te Güte fühlen und zeigen, denn wir legen damit den Grund, um in die-sem und in künftigen Leben immer erneut Gutes zu empfangen.

Es ist ein altes Wort, dass „der HERR einen fröhlichen Geber lieb hat“ - ebenso wahr aber ist es, dass das Gesetz der Folge-Wirkung ein dankbares Herz liebt!

Da wir gerade vom „Geben“ spre-chen, so wollen wir uns hüten vor der falschen Auffassung, dass nur der Reiche geben kann. Wahlloses, gedankenloses Geben von Geld ist ein Fluch, sowohl für den Geber alsauch für den Empfänger. Nur wenn der Geber mit Herz und Sinn dabei ist, kann auch das Geldgeben von Wert sein. Was aber ist Geld, ge-dankenlos verschenkt, im Verhältnis zu Liebe und Sympathie! Wenn wir einem Menschen sagen, dass wir Vertrauen in ihn setzen, so kann das seinen Mut beleben, sodass er sich voll einsetzt und den Kampf gewinnt. Wenn wir sein Streben er-wecken und fördern, helfen wir ihm selbst, während finanzielle Hilfe ihn vielleicht nur hilflos abhängig von unserer Güte machen würde. Nein, wenn wir geben, wollen wir vor allem uns selbst geben!

Die Ethik des Gebens, sowie die Wirkung, die es auf den Geber als eine geistige Belehrung hat, wird wunderbar schön in Lowells „Die Vi-sion des Herrn Launfal“ gezeigt. Der junge ehrgeizige Ritter, Herr Laun-fal, reitet in schimmernder Rüstung

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auf prächtig gezäumtem Streitross aus seiner Burg, um den Heiligen Gral zu suchen. Auf seinem Schild glänzt das Kreuz, das Zeichen der Güte und Zärtlichkeit unseres Hei-landes, des Milden und Demütigen. Das Herz des Ritters aber ist voller Stolz und hochmütiger Verachtung für die Armen und Elenden. Er be-gegnet einem Aussätzigen, der um ein Almosen fleht und mit verächt-licher Miene wirft er ihm eine Mün-ze hin, wie man wohl einem Hund einen Knochen vorwirft.

Nicht hob der Sieche das Geld vom Grund. ...

„Die Kruste, gespart von des Armen Mund, der Segen des Armen, sind besser fürwahr, verlass ich sein Haus auch nackt und bar.“Was die Hand nur erfasst, scheint dem Bettler gering! Der gibt ihm nur Geld, ein verächtliches Ding, den die Pflicht allein zum Geben zwang.Wenn einer ein kleines Scherflein gibt, doch dem UNSlCHTBAREN, DEN er liebt, dem Band, das er-haltend um Alle sich schlang, der Schönheit, die alles Geschaffne durchdrang, sein Geschenk ist so groß, dass die Hand es nicht fasst, das Herz nur bezwinget die kost-bare Last, denn ihr folgt ein GOTT und bringt sie als Hort zur im Dun-keln verhungernden Seele fort.

Bei seiner Rückkehr findet Herr

Laun fal einen Anderen im Besitze seines Schlosses und er wird vom Tore hinweggejagt.

Ein alter Mann, zermürbt vor Gram, vom heiligen Gral zurück er kam. Des Reichtums Verlust, er achtet ihn nicht, kein Kreuz mehr strahlt vom Gewand so schlicht, doch tief im Herzen das Zeichen ihm stand, des Armen und Leidenden trost-reiches Pfand.

Wieder begegnet er einem Aussät-zigen, der ihn um einen Almosen bittet. Diesesmal aber erwidert der Ritter ganz anders:

Und der Ritter sagte: „Du bist mir ein Bild des gekreuzigten Heilandes, gütig und mild; Auch Dich hat die Welt mit Dornen gekrönt, auch Dich hat getreten sie und verhöhnt. Dein Leben mit heiligem Schmerz emp-fand die Wunden in Seite und Fuß und Hand. Marias Sohn, sei gnädig mir, durch IHN, mein Bruder, schenk ich Dir!“

Ein Blick in das Auge des Aussät-zigen aber bringt ihm Erinnerung und Wiedererkennen und: Zu Asch‘ und Staub ward ihm das Herz. Die Brotkruste brach er, so hart wie Erz, an Baches Rand brach er das Eis und reichte dem Armen Trank und Speis‘.

Da aber findet eine Wandlung statt:Der ächzte nicht länger arm und be-raubt, ein Glorienschein umstrahlt sein Haupt, und die Stimme, die sanfter als Schweigen, spricht:„ICH bins! Steh auf und fürchte Dich nicht! In manchem Land, als Kampfesfrucht hast Du den Gral vergeblich gesucht, sieh, er ist hier, in Deiner Hand, gefüllt für MICH an des Bechers Rand. Dies Krüstlein, MEIN Leib, der für Dich zerbrach, MEIN vergossenes Blut, die Flut aus dem Bach.“

So wird zum heiligen Abendmahl was wir teilen mit Anderer Not und Qual. Die Gabe nicht, das Teilen allein gibt wahren Wert, die Gabe ist Schein. Gib mit der Gabe selber Dich, so nährst Du Dich selbst, den

Armen und MICH.“

Es gibt zwei Klassen von Men-schen, für die das Dasein nach dem Tod‘ ganz besonders leer und ein-tönig ist, nämlich die Materialisten und solche Menschen, die so ver-tieft in äußerliches Tun und Wirkensind, dass sie nie einen Gedanken für geistige Dinge übrig haben. Der Grund hierfür ist nicht schwer zu finden. Sie führen im allgemeinen ein gutes, moralisches Leben, ge-ben sich keinem der Laster hin, dieder Läuterung in den niederen Be-reichen der Begierdenwelt bedür-fen, aber sie tun auch nichts Gutes, das seine Ernte in Gestalt von Freuden des Himmels nach sich zöge. Und wenn sie vielleicht noch so große Summen zum Bau von Kirchen, für Bibliotheken und Volks-Wohlfahrt spendeten, so wird ih-nen das weiter nichts helfen, es sei denn, der Geber war mit seinem Herzen derart bei der Sache, dass er zugleich mit seinem Gelde sich selbst gab. Lediglich Geld zu ge-ben, das wird uns als Rückwirkung ein kommendes Leben im Schoße des Reichtumes eintragen. Sich selbst geben aber wirkt mehr als Geld, es wirkt Seelen-Wachstum! Der materiell denkende Geschäfts-mann geht daher in die vierte Re-gion ein, die eine Art Grenzland zwischen dem Fegefeuer und dem l. Himmel darstellt. Er ist zu gut, um ein Fegefeuer erleiden zu brau-chen, und doch nicht geeignet für ein Leben im I. Himmel. Sein Sinn hängt immer noch am Geschäft. Von keinerlei Interesse erfüllt, au-ßer dem einzigen, das er hier auf keinerlei Weise betätigen kann, ist sein Leben eine durchaus nicht beneidenswerte Einöde, obwohl er sonst nicht weiter zu leiden hat. In der schlimmsten Lage aber befin-det sich der ausgesprochene Ma-terialist, der das Dasein GOTTES leugnete und glaubt, dass mit dem Tode alles aus sei. Er sieht nun sei-nen Irrtum ein, hat sich aber selbst so völlig von allem Geistigen abge-wendet, dass er oft nichts anderes glauben kann, als dass sein neu-er Zustand der Beginn des Auflö-sungsprozesses ist. Der furchtbare

James Russell Lowell (* 22. Februar 1819 in Cambridge, Massachusetts; † 12. August 1891 ebenda) war ein ame-rikanischer Lyriker, Essayist, Herausge-ber, Hochschullehrer und Diplomat.

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Aufschub, das Harren und Warten, lastet entsetzlich schwer auf diesen Menschen. Nicht selten sieht man sie ruhelos dahinschreiten mit den gemurmelten Worten: „Hat es nicht bald ein Ende?“ Das Schlimmste dabei ist, dass sie, selbst wenn jemand, der es besser weiß, sie belehrt, doch dort, ebenso wie auf Erden, die Existenz des Geistes ableugnen und die anderen Träu-mer und Narren schelten, die noch

ein Jenseits erwarten.

Der Empfindungsleib hat naturge-mäß die Neigung, alles, womit er in Berührung tritt, zu verhärten und zu verdichten. Materialistisches Denken verschärft diese Anlage in solchem Grade, dass daraus nicht selten in einer zukünftigen Verkör-perung jene furchtbare Krankheit entsteht, die wir Schwindsucht nen-nen und die nichts anderes ist, als

ein Verhärtungsprozess der Lunge. Die Lunge soll weich und elastisch bleiben. Bisweilen tritt der Fall ein, dass der Empfindungsleib im näch-sten Leben den ihm zugesellten Lebensleib förmlich erdrückt, so-dass er absolut unfähig wird, dem Verhärtungsprozesse entgegenzu-arbeiten. Wir haben dann einen Fall von sogenannter galoppierender Schwindsucht. In anderen Fällen je-doch macht der Materialismus den

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Empfindungsleib sozusagen bröck-lig, sodass er nicht die richtig be-messene, verhärtende Wirkung auf den dichten Körper ausüben kann, in der Folge tritt Rachitis, ein Weich-werden des Knochengerüstes auf. Hier sehen wir, in welche Gefahr wir uns begeben, wenn wir uns dem Materialismus zuneigen: entweder wir verhärten die weichen Teile des Körpers wie bei Schwindsucht, oder wir erweichen die harten festen Kno-chenteile* Natürlich dürfen wir nichtdaraus schließen, dass nun bei je-dem einzelnen Falle der Schwind-süchtige im früheren Leben ein Materialist war! Die okkulte Wissen-schaft lehrt nur, dass Materialismus sehr oft diese Folge hat. Ein weiterer Grund für das jetzige Vorherrschen dieser schrecklichen Krankheit liegt weit zurück.

Im Laufe der Zeit nun macht sich jeder Mensch bereit, in den II. Him-mel einzugehen, der sich im Reiche der konkreten Gedanken befindet. Alle guten Bestrebungen und Wün-sche des vergangenen Lebens sind nunmehr dem Gemüt eingeprägt und eingebrannt, somit enthält es alles, was von dauerndem Wert ist. Das Ego zieht sich von dem Empfindungsleib zurück, der nun nichts anderes mehr ist, als eine leere Schale oder Hülle. Nur noch gehüllt in das Denken, steigt es in den ll. Himmel auf.

Wir erinnern uns, dass das Ego nach dem Abspielen des Leben-spanoramas, als es sich aus dem Ätherleibe herauszog, eine Periode der Bewusstlosigkeit durchmachte, ehe es in der Empfindungswelt er-wachte. Eine ebensolche Kluft liegt zwischen dem Zurückziehen des Ego aus dem l. und seinem Erwa-chen im ll. Himmel, aber dieses Mal tritt keine Bewusstlosigkeit ein. Alle Funktionen bleiben wach. Es ist eine Art Überbewusstsein vorhan-den, während der Geist diese Kluft durchschreitet, die wir „Die große Stille“ nennen. Wenn der Mensch im vergangenen Leben auch mate-riell dachte, so ist das alles nun ver-gangen. Wenn er in die große Stille eingeht, weiß er, dass er göttlichen

Wesens ist. Diese Stille ist die Pfor-te zu seiner himmlischen Heimat. Es ist, als ob jemand aus schwerem Traum erwacht und mit einem tiefenSeufzer der Erleichterung erkennt, dass alles Schreckliche nur eben Traum war. So erwacht auch das Ego, das in dieses große Schweigen eingeht, mit einem Gefühl unaus-sprechlicher Erleichterung von den Täuschungen und den Wirrsalen des Lebens. Ein Gefühl unerschüt-terlicher Sicherheit erfüllt es, und wieder fühlt es die wonnige Ruhe, getragen von den ewigen Armen des großen Weltgeistes! Und plötz-lich umhüllen es die unbeschreib-lichen Harmonien der himmlischen Musik, die dieses Reich beständig erfüllt.

Es ist keine bloße Redensart, wenn man von „himmlischer Musik“ spricht. Wohl sind es nicht Engel und Tote, die vielleicht während ihres Er-denlebens gar keine Empfindung für Musik hatten, die nun nach ihrem Tode plötzlich eine Leidenschaft dafür entwickeln und hier plötzlich fähig werden zu musizieren.

Die Welt der Gedanken, in der der II. Himmel liegt, ist zugleich auch die Welt des Klanges, ebenso wie die Empfindungswelt die des Lichtes und der Farbe, die Physische die der Formen ist. Der Künstler ent-lehnt seine Farben-Eindrücke und Lichteffekte der Empfindungswelt.

Der Musiker jedoch muss sich bei seinen Inspirationen bis in die feine Welt der Gedanken erheben. Da-her ist die Musik die subtilste aller Künste. Der Maler schöpft aus ei-ner Welt heraus, die ihm näher zur Hand liegt und ist daher im Stande, seine Gebilde ein für allemal auf der Leinwand zu fixieren, wo jeder, der Augen hat, sie jederzeit sehen kann. Musik aber kann nicht derartig festgelegt werden, sie ist flüchtiger und schattenhafter, jedesmal muss sie neu erschaffen werden und löst sich sogleich wieder in Schweigen auf. Dafür aber hat sie um so größe-re Macht zu uns zu sprechen, mehr als selbst das herrlichste Gemälde, denn sie kommt direkt aus der Him-

melswelt, frisch und überquellend, ein Echo aus der Heimat des Ego. Erinnerung erweckt sie in uns und verbindet uns aufs neue mit dem, was wir nur zu oft in unserem ma-teriellen Dasein vergessen. Darum hat die Musik vor allen anderen Künsten die Gabe, das leiden-schaftliche Herz zu stillen und uns so tief zu rühren, wie nichts an-deres es zu tun vermag.

Der große Dichter Goethe war ein Eingeweihter und berührt in seinem »Faust“ die Wahrheit, dass im Rei-che des Himmels sich alles in Klän-ge auflöst. Die erste Szene des Faust spielt im Himmel und der Erz-engel Rafael spricht:„Die Sonne tönt nach alter Weise, in Brudersphären Wettgesang und ihre vorgeschriebene Reise vollen-det sie mit Donnergang.“

Und im zweiten Teile heißt es:„Tönend wird für Geistesohren schon der neue Tag geboren, Fel-sentore knarren rasselnd, Phöbus Räder rollen prasselnd, welch Ge-töse bringt das Licht!“

Die “Sphärenmusik“ des Pythago-ras ist im ll. Himmel wirklich vorhan-den. Für manchen Musiker wird das durchaus kein weither geholter Ge-danke sein, wissen sie doch, dass jede Stadt, jedes Gewässer, jeder Wald, seine nur ihm eigene Note hat. Der plätschernde Bach, das Sommerlüftchen, das mit den jun-gen Blättern spielt, sie reden in der Sprache der Weltseele. Der Weise hört ihre gewaltige, erhabene Stim-me im Donner des Wassersturzes, wie im Sturme auf hoher See. Kein rein intellektueller Begriff von GOTT, Leben und übersinnlichen Dingen kann je die erhabene Höhe erreichen, die nur ihm zugänglich ist, denn er allein ist es, der weiß!

lm Fegefeuer verursachten uns die schlechten Gewohnheiten und Ta-ten des vergangenen Lebens Lei-den, falsches Fühlen, das sich im I. Himmel in richtiges Fühlen umwan-delte. Alles Gute des vergangenenLebens wurde im l. Himmel ausge-sondert, und wenn nun das Ego in

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den ll. Himmel eingeht, so verarbei-tet und verwandelt es dort dieses richtige Fühlen in richtiges Denken, das uns im zukünftigen Erdenlebenals sicherer Führer dient. So bringt das Ego bei jeder neuen Verkörpe-rung die aus allen Erfahrungen aller vorhergehenden Leben gesammel-te Weisheit wieder mit. Das ist das Kapital, mit dem es zu arbeiten be-ginnt. Die Erfahrungen jedes ein-zelnen Lebens stellen die Zinsen dar, die jedesmal im ll. Himmel dem Kapitale zugefügt werden. Hier nun bereitet der Mensch sich auch auf sein nächstes Hinabtauchen in den Stoff vor, rüstet sich zum neuen Kampf mit der Unwissenheit am nächsten Arbeitstage in GOTTES großer Schule. Wenn irgendwann ein an sich würdiges Streben keine Erfüllung fand, so sieht er nun wo der Fehler lag und lernt daraus, das nächste Mal zweckentsprechender zu arbeiten. Der Musiker nimmt noch erhabenere Melodien in sich auf, um die Herzen der Menschen in ihrem irdischen Kerker zu er-freuen. Auch der Maler bringt neue Impulse mit, denn wenn auch der Il. Himmel das „Reich der Töne“ genannt wird, dürfen wir doch kei-neswegs annehmen, dass er ohne Farbe sei. Sowohl Farbe als Form sind da, wie auch in der Physischen Welt. Der vorherrschende Faktor indieser Welt der Gedanken aber ist der Klang. ln der Empfindungswelt dominiert die Farbe, in der Phy-sischen die Form, trotz alledem finden wir, dass Farben als Gestal-tungen des ll. Himmels, die der bei-den anderen Welten an Schönheit weit übertreffen.

Wir haben vom Vorgange des Ver-arbeitens alles Guten und Ewigen aus der Ernte des vergangenen Lebens gesprochen, als sei es ein negativer Prozess, und man-cher Schüler mag auch die Idee haben, das Leben im ll. Himmel sei eine Art trügerischer Traum-Existenz. Nichts aber könnte irriger sein, denn in Wirklichkeit herrscht auch dort tatkräftiges Wirken. Der Mensch durchlebt nicht nur aufs Neue seine Vergangenheit, son-dern ist auch emsig beschäftigt,

seine Zukunft vorzubereiten.

Wir pflegen von Evolution zu spre-chen, aber machen wir uns jemals klar, wer oder was diese Evolution bewirkt, oder warum dieselbe nicht auf irgendeinem toten Punkte en-det? Wenn wir danach forschen, müssen wir zu der Erkenntnis kom-men, dass hinter allem Sichtbaren irgendwelche Kräfte stehen, die all die Veränderungen in Flora und Fauna, den topographischen und klimatischen Wechsel, der sich be-ständig vollzieht, verursachen. Da liegt denn die Frage nahe: „Wer oder was sind denn diese Kräfte, die die Evolution verursachen?“ Na-türlich wissen wir sehr gut, dass die Wissenschaft uns hierfür gewisse mechanische Erklärungen bietet. Sie verdienen die größte Beach-tung und wenn wir bedenken, dass die Wissenschaft noch in den Win-deln liegt und nichts weiter als fünf Sinne und eine Reihe wundervoller Instrumente als Hilfsmittel zur Ver-fügung hat, so müssen wir anerken-nen, dass sie schon unendlich viel erreichte. Ihre Schlussfolgerungen sind bewundernswert logisch. Damit ist aber nicht gesagt, dass es nicht noch tiefer liegende Ursachen gibt, die sie bis jetzt noch nicht wahrneh-men kann, die uns aber größeres Verständnis für die Sachlage geben, als ihre mechanischen Erklärungen.

Ein Beispiel möge uns das klar ma-chen: Zwei Menschen reden mit-einander, und plötzlich sehen wir, wie der eine den andern zu Boden schlägt! Hier haben wir einen Vor-gang, eine Tatsache. Wir können sie rein mechanisch erklären, indem wir sagen: „Ich sah, wie ein Mensch die Muskeln seines Armes anspannte, diesen hob und einen Schlag aus-führte, der den andern Menschen traf und zu Boden streckte.“ Die-se Darstellung ist, soweit sie eben geht, durchaus wahr. Der Rosen-kreuzer aber würde auch den zor-nigen Gedanken gesehen haben, der den Schlag inspirierte, er würde eine vollkommenere Darstellung ge-ben, indem er sagte, dass ein zor-niger Gedanke den Menschen nie-derschlug. Die geballte Faust war

ja nur das unverantwortliche Werk-zeug. Ohne die zwingende Kraft des zornigen Gedankens würde die Hand sich nicht geregt haben, und der Schlag wäre unterblieben. So führt die okkulte Wissenschaft die Ursache allen Geschehens zurück in die Welt der Gedanken und zeigt uns, wie sie dort von menschlichen und übermenschlichen Geistern er-zeugt werden.

Wenn wir uns dessen erinnern, dass die schöpferischen Urbilder alles dessen, was wir in der sichtbaren Welt wahrnehmen, in der Welt der Gedanken liegen, die zugleich die Welt der Töne ist, so wird uns das Verständnis dafür aufgehen, dass die schöpferischen Kräfte, in-dem sie beständig diese Urformen durchspülen, einen gewissen Klang erzeugen und wo ihrer viele beisam-men sind, um gewisse pflanzliche, tierische oder menschliche Formen zu gestalten, da verschmelzen die-se Klänge zu einem mächtigen Ak-korde. Dieser Ton oder Akkord bildet die Schlüsselnote der betreffenden Form; so lange er erklingt, besteht sie und wenn er verhallt, stirbt die Form oder Art aus. Irgend eine Mas-se von Tönen an sich ist nun freilich ebensowenig Musik, als irgendeine Zahl willkürlich zusammengewür-felter Worte einen Satz bilden. Ord-nungsgemäßer Klang aber ist der Erbauer alles dessen, was ist.

lm Anfange seines Evangeliums sagt Johannes: “Im Anfang war das Wort“ und weiter: „Das Wort ward Fleisch“. So sehen wir nun, dass der Klang der Schöpfer und Erhalter aller Formen ist.

lm ll. Himmel nun wird das Ego eins mit den Kräften der Natur. Mit ihnen arbeitet es an den Urformen von Land und Meer, an Flora und Fau-na, um langsam die Veränderungen hervorzubringen, die Aussehen und Zustand der Erde charakterisieren. So entsteht eine neue Umgebung, vom Menschen selbst erschaffen, in der er neue Erfahrungen ernten kann. Bei dieser Arbeit beraten und leiten ihn große Lehrer, die zu der schöpferischen Hierarchie gehören,

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die wir Engel, Erzengel usw. nennen und die die Gehilfen GOTTES sind. Sie unterrichten ihn nun bewusst in der göttlichen Kunst des Erschaf-fens, sowohl der Welt selbst, als der in ihr enthaltenen Dinge. Sie zeigen ihm, wie er für sich selbst eine Form zu bauen hat und geben ihm die sogenannten Naturgeister zu Ge-hilfen. So macht der Mensch jedes-mal, wenn er den ll. Himmel betritt, eine Art Lehrzeit durch, um sich zum Schöpfer heranzubilden, er gestaltet hier selber das Urbild der Form, die er später bei der Geburt zur äuße-ren Erscheinung bringt.Es gibt viele Arten von Äther und die Kräfte der Assimilierung arbeiten im chemischen Äther. Diese Kräfte len-ken die in der himmlischen Welt wei-lenden Egos. Also gerade die Men-schen, die wir tot nennen, sind es, die Körper aufbauen und ihnen zum Leben verhelfen. Wir können uns hier auch merken, dass niemand von ihnen oder uns einen besseren Körper haben kann, als sie aufzu-bauen im Stande sind. Wenn sie im Himmel Fehler beim Aufbau bege-hen, so finden sie es heraus, wenn sie selbst daran gehen, solch man-gelhaften Körper zu bewohnen und lernen daraus, solche Fehler ein an-dermal zu vermeiden. Das erinnert uns an eine der interessantesten Phasen im Gesetze der Rückwir-kung, im Falle von Egos, die eines besonders konstruierten Körpers bedürfen, wie z. B. bei Musikern, wo nicht nur die Hand, sondern auch das Ohr ganz besonders fein gebaut sein muss. Die drei halbrunden Ka-näle des Ohres müssen sich so ak-kurat wie möglich den drei Dimen-sionen des Raumes anpassen und die kortischen Fibern müssen mög-lichst zart sein. Solches Werkzeug kann nicht aus roh geartetem Ma-terial gebildet werden, und darum muss sich ein solches Ego in einer Familie wiederverkörpern, in der schon andere in gleicher Art aufge-baut haben. Eine solche Möglichkeit ist aber nicht immer gleich zu finden.Nehmen wir also einmal an, dass eine solche Gelegenheit sich hun-dert Jahre eher bietet, als das Ego eigentlich geboren werden sollte. Die leitenden Engel, als Vollstrecker

des Gesetzes der Wirkung, sehen, dass die nächste Gelegenheit sich erst dreihundert Jahre später bie-ten würde. In solchem Fall kann das Ego um hundert Jahre früher zur Wiederverkörperung schreiten, und der Verlust der ihm gebüh-renden Zeit seines Himmelslebens wird ein anderes Mal eingeholt. So sehen wir, dass die Lebenden und sogenannten Toten in beständiger Wechselbeziehung zueinander ste-hen und gegenseitig aufeinander einwirken, während sie miteinan-der auf dem Pfad der Entwicklung voranschreiten.

Hat nun das Ego den Il. Himmel durchschritten, streift es zuletzt die Hülle der Gedanken, die dort sein Gewand bildete, ab. Vollkommen frei und unbehindert geht es in den lll. Himmel ein, den höchsten Zu-stand, den der Mensch auf seiner jetzigen Entwicklungsstufe zu errei-chen imstande ist!

***Anmerkung:*Diese kurzen Hinweise zeigen uns, dass wir bei der Einleitung eines Gene-sungs-Prozesses vor allem auf richtiges Denken und Fühlen achten müssen, da Defekte am dichten Körper immer durch Fehler in den feineren Körpern verur-sacht werden, und ein Schaden nur wahrhaft behoben werden kann, wenn man die Ursachen und nicht die Wir-kungen beseitigt.

Quelle:Auszug aus dem Buch „Das rosenkreu-zerische Christentum“ von Max Heindel,Mai 1999.

Dieses Buch ist eine gründliche Überarbeitung und Neuauflage der

„Weltanschauung der Rosenkreuzer“

von Max Heindel

Aus dem Inhalt:Die Zusammensetzung der Mi-neralien, Pflanzen, Tiere, Men-schen und deren Entwicklung

Die sichtbaren und die unsicht-baren Welten

Die Evolution unseres Sonnen-systems

Die zukünftige Entwicklung des Menschen

ISBN-Nummer 3-906414-00-0

Das Buch ist erhältlich über Ihren regionalen Buchhandel.

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Kosmo-KonzeptionEine Philosophie über das

Warum im Leben

Max Heindel

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Dezember 2017 - März 2018

Gemeinsamer HeilungsdienstJede Woche, wenn der Mond in ein kardinales Zeichen tritt, versammeln sich auf der ganzen Welt die Freunde des RCF (Rosicrucian Fellowship), um durch ernsthaftes Beten geistige Heilkraft vom Vater zu erbitten. Wenn auch Du Dich daran beteiligen möchtest, versuche Dich an den Heilungstagen um 18.30 Uhr (19.30 Sommerzeit) an einem geeigneten Ort zu entspannen und konzentriere Dich mit aller Kraft Deiner Gedan-ken in Gemeinschaft mit allen Freunden auf das Göttliche in Dir.

HeilungsdatenMonatDez. 05. 11. 19. 26.Jan. 02. 08. 15. 22. 29.Feb. 04. 11. 19. 25.Mrz. 04. 11. 18. 25. 31.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,

den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,

und die Weisheit, das eine von dem andern zu unterscheiden.

Reinhold Niebuhr, 1943

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Die Geburt ein vierfacher VorgangMax Heindel

Als wir das Ego auf seiner Pilger-fahrt durch die unsichtbaren Welten verließen, hatten wir den Augen-blick erreicht, wo es in den lll. Him-mel einging. Es hatte den dichten Körper beim sogenannten „Tode“ abgelegt, den Lebensleib kurze Zeit nachher, den Empfindungsleib beim Verlassen des Fegefeuers und des I. Himmels. Beim Verlassen des II. Himmels entledigte es sich auch der Hülle des Intellektes und nun vermag es völlig frei und unbehin-dert den lll. Himmel zu betreten. All diese abgelegten Träger zerfallen. Der Geist allein bleibt. Er badet sich eine Zeitlang in der großen gei-stigen Flut, die wir als Ill. Himmel bezeichnen, um dort neue Kraft zu sammeln für die nächste Verkörpe-rung auf Erden.

Edwin Arnold hat diesen Gedan-ken wunderbar schön und treffend in seinem „Himmlischen Gesang“ ausgedrückt. Er sagt dort:Ungeboren - unsterblich ist der Geist. Keine Geburt und kein Tod heißt ihn erstehen und vergehen, Träume gaukeln Anfang und Ende uns vor. Träume berühren ihn nicht,Wenn er auch im Wechsel der

Zeiten oft seine Formen verlor.

Je nach dem Leben, das wir hier auf Erden geführt haben, gestaltet sich unsere Existenz nach dem Tode, im Einklang mit dem Gesetze der Kausalität. Wenn unser Erdenleben von niederen Begierden und Lei-denschaften erfüllt war, so wird das Fegefeuer das lebendigste Kapitel unserer Existenz nach dem Tode darstellen, das Leben in den ver-schiedenen Himmeln wird farblos und kraftlos sein. Wenn höhere Ge-fühle uns bewegten, wird das Leben im I. Himmel die reichhaltigste Stufe darstellen. Strebten wir danach, die „Welt zu verbessern“, der Mensch-heit zu dienen, so wird das Leben im ll. Himmel sich sehr fruchtbrin-gend für uns gestalten, denn dort bilden sich die konkreten Gedanken an den konkreten Dingen der Erde, deren Grundlage sie sind. Um aber waches Bewusstsein im III. Himmel zu erlangen, müssen wir hier schon imstande gewesen sein abstrakt zu denken, ohne Beziehung zu Zeit und Raum.

Die Meisten unter uns sind nicht fähig abstrakt zu denken, deshalb

sind sie im Ill. Himmel nicht wach-bewusst. Wenn wir an „Liebe“ denken, verbinden wir damit den Gedanken an irgend eine Person. Mathematik lehnen wir ab, weil sie uns „trocken“ und „ohne Gefühl“ zu sein scheint, weil sie abstrakt ist. Es lässt sich keinerlei Empfin-dung mit der Feststellung verbin-den, dass 2 x 2 = 4 ist! Und doch sind gerade diese Gedankengänge von großem Wert, denn erst wenn wir uns über das Gefühl erheben, verlassen wir die Täuschung und die WAHRHEIT wird uns offenbar. Niemand wird behaupten, 2 x 2 = 5, niemand wird den Lehrsatz be-streiten, dass die Summe des Qua-drates der Hypotenuse gleich der Summe des Quadrates der beiden Katheten des Dreiecks ist. Aus die-sem Grund verlangten Pythagoras und andere Lehrer der GOTTES-WEISHEIT, dass der Schüler vor allem mathematische Kenntnisse erwerben müsse. Ein Intellekt, der an mathematische Aufgaben ge-wöhnt ist, wird in folgerichtigem Denken geübt, er wird fähig, Wahr-heit und Täuschung zu unterschei-den und nur wer das vermag, ist ohne Gefahr, wenn er okkulte Be-

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lehrung empfängt.

Die meisten Menschen sind noch nicht über die Stufe hinaus, wo ihr Fortschritt sich ordnungsgemäß auf sogenannten „praktischen Ge-bieten“ vollzieht, für sie ist der Ill. Himmel lediglich eine Art Warte-raum, wo sie, wie im Schlafe, ohne Bewusstsein sind, bis die Zeit einer neuen Verkörperung herannaht.

Ein Mensch z. B., der sich im Le-ben auf Erden dem Niederen hin gab, wird im Fegefeuer ein schmerzvolles Dasein führen, denn er war schlecht. Schnell und ohne Bewusstsein wird er den I. Himmel durchleben, denn er tat auf Erden nichts Gutes. Sein Zerstörungstriebwird das Leben im Il. Himmel zu einem fast unbewussten machen, im lll. Himmel aber kann er keine Stätte haben, denn hier entwickelt das fortgeschrittene Ego ursprüng-liche neue Ideen, die es als Genie in künftiges Erdendasein hineintra-gen wird. Ein derart zurückgeblie-benes Ego also, wie wir es eben beschrieben, wird schlummernd verharren, bis eine neue Geburt es zu einem neuen Tage in der groß-en Schule des Lebens erweckt, zu neuem Versuche, Besseres zu lei-sten.

Oft wird gesagt, besonders von Leuten, die zum ersten Male von dieser Lehre etwas hören: „Ach, ichwill garnicht mehr zurückkommen“. Das ist der Aufschrei des müden, erschöpften Körpers, die Wirkung eines schweren Erdendaseins. So-bald aber die Erfahrungen dieses Daseins im Himmel verarbeitet, so-zusagen verdaut sind, ziehen das Gesetz der Kausalität und das Be-gehren nach neuem Wissen das Ego doch wieder zur Erde zurück, wie ein Magnet die Nadel, und es beginnt, sich nach neuer Verkörpe-rung zu sehnen. Hierbei ist aber-mals das Gesetz von Ursache undWirkung der bestimmende Faktor. Die neue Geburt wird durch unsere früheren Erdenleben beeinflusst.

Da wir schon oft lebten, ist es selbstverständlich, dass wir mit

vielen Menschen die verschieden-artigsten Beziehungen angeknüpft haben. Entweder beeinflussten wir sie zum Guten oder Bösen oder sie beeinflussten uns. So wurden zwischen ihnen und uns Ursachen geschaffen, von denen viele aus verschiedenen Gründen noch un-fruchtbar, d. h. ohne Auswirkung blieben.

Die eherne Gesetzmäßigkeit des Seins verlangt aber, dass alle diese Ursachen irgendwann ihre Wirkungausüben müssen. Die Lipikas, die grossen Vollstrecker dieses Ge-setzes, überschauen die Vergan-genheit jedes Menschen, sobald er zu neuer Geburt bereit ist. Sie se-hen, wer von seinen früheren Fein-den oder Freunden jetzt am Leben ist und wo sie sich befinden. Da wir in früheren Leben eine Unmenge von Verbindungen schufen, so be-gegnen wir meist mehreren Grup-pen von Menschen, zu denen wir früher in körperlicher oder geistiger Beziehung standen. Zieht kein be-sonderer Grund uns zu einer dieser Gruppen hin, so lässt der Hüter dem Ego selbst die Wahl. Es kommen hier in jedem einzelnen Fall die rei-fen Ursachen in Frage, die sich aus-wirken müssen.

Dem Ego wird eine Reihe von Bil-dern gezeigt, Umrisse jedes ein-zelnen der ihm vorgeschlagenen Lebensläufe, unter denen das Ego wählen kann. Diese Panoramen zei-gen Lebensbilder von der Wiege bis zum Grabe. Sie geben die allgemei-nen Umrisse an, lassen aber dem Ego Spielraum die Einzelheiten nach freiem Ermessen zu gestalten.So hat das Ego ein gewisses Be-stimmungsrecht in Bezug auf den Ort, wo es geboren werden soll. Wirkönnen daher mit Recht sagen, dass wir in den meisten Fällen dort sind, wo wir aus eigener Wahl zu sein wünschten. Dass unser Gehirn nichts davon weiß, ändert nichts an der Sache. Das Ego ist noch schwach. Es ist nicht imstande, den Schleier des Körperlichen nach Be-lieben zu durchdringen. Es hängt noch im hohen Grade von der Hilfe seines Trägers, der Persönlichkeit,

ab. Je fester wir uns in unserem Gehirnbewusstsein entschließen, dem Dienste unseres Ego zu leben, um so eher wird der Tag kommen, an dem es die Hülle durchbricht, an dem wir sehend werden.

Nachdem das Ego seine Wahl ge-troffen hat, wird es durch diese Wahl gezwungen, an die Bezah-lung seiner früheren Schulden he-ranzutreten. Diese Wahl gestaltet unser „Schicksal“, die festgelegte unabänderliche Bahn unseres Le-bens, die nicht geändert werden kann. Jeder Versuch dazu wird ausnahmslos scheitern. Möge aber hieraus niemand den Trugschluss ziehen, dass es seine Bestimmung sei, etwas Schlechtes zu tun! Das Gesetz arbeitet ausschließlich im Dienst des Guten. Das Schlech-te ist das, was nach dem Verlas-sen des Physischen Planes zuerst ausgemerzt wird. Es bleibt nur die Neigung bestehen, Schlechtes zu tun und das Gefühl des Widerwil-lens, das aus dem Leiden erwächst, das uns die Läuterung verursachte. Wenn in einem späteren Leben die Versuchung, ähnliches Unrecht zu begehen, an uns herantritt, so er-wacht auch dieses Gefühl der ver-gangenen Schmerzen in der Stim-me des Gewissens. Sie warnt uns und hindert uns so der Versuchungzu erliegen. Fallen wir aber trotz dieser warnenden Stimme, so wird das Leiden im Fegefeuer unsere früheren Gefühle verstärken, bis das Gewissen endlich gefestigt genug ist, und wir der Versuchung nicht mehr erliegen. Damit hört sie für uns auf, überhaupt eine Versu-chung zu sein. So sehen wir also, dass es nie die Bestimmung eines Menschen sein kann, Schlechtes zu tun. Alles Schlechte entspringt immer unserem freien Willen. Es geschieht trotz des mehr oder we-niger starken Widerstandes unseres Gewissens, das wir einst im Kampfe mit diesem oder jenem besonderen Fehler erweckten.

Nachdem nun die Frage in Bezug auf die bevorstehende Wiederver-körperung entschieden ist, steigt das Ego zunächst in die Region

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der konkreten Gedanken hinab und beginnt dort das Material für einen neuen Verstand zu sammeln.

Wir erwähnten bereits, dass die verschiedenen Körper, im Verlaufe des Zustandes zwischen zwei Er-denleben, sich auflösen, wenn der Mensch sie abgelegt hat. Ein Atom jedes Körpers bleibt aber erhalten, auch vom Intellekt, und diese soge-nannten „Keimatome“ sind es, die den Kern, die Grundlage, der künf-tigen Gewänder bilden, in die der Geist sich für das beginnende Le-ben hüllen will.

Wenn das Ego nun in die Region der konkreten Gedanken eingeht, erwa-chen die schlummernden Kräfte im Keimatome des vorherigen Mental-körpers zu neuer Tätigkeit. Das Ego beginnt das Material für einen neu-en Verstand an sich zu ziehen, wie der Magnet Eisenspäne anzieht.

Halten wir einen Magneten über ein Gewirr von Kupfer, Eisen, Gold, Blei, Silber, Holz u. s. w., so finden wir, dass er nur die Eisenteilchen anzieht und von ihnen, je nach seiner Stär-ke, nur eine begrenzte Menge. Jede Anziehungsfähigkeit erstreckt sich eben nur auf eine gewisse Menge einer besonderen Art. So verhält es sich auch mit dem Keimatome. Es kann in jeder Region nur das Materi-al anziehen, auf das es abgestimmt ist und davon auch nur eine gewisse Menge. Dieses Material nun formt sich zu einem großen, glockenför-migen Etwas, das nach unten zu of-fen ist. Oben, an der Spitze, befindet sich das Keimatom.Wir können es mit einer Taucherglo-cke vergleichen, die in eine Flut von nach und nach gesteigerter Dich-tigkeit hinabsinkt. Die Stoffe, die in jeder Region angezogen und in die Glocke hinein verwoben werden, vergrößern ihr Gewicht, sodass sie tiefer und tiefer, bis auf den Grund hinabsinkt. Ebenso sinkt das zurück-kehrende Ego durch die Region der konkreten Gedanken, und bei die-sem Hindurchgleiten zieht das Kei-matom das Material für einen neuen Intellekt an sich. Der Abstieg geht weiter. Das Ego sinkt in seiner glo-

ckenförmigen Hülle aus Gedanken-stoff in das Reich der Empfindungen und Wünsche hinab, die Kräfte des Keimatoms, das sein früherer Empfindungsleib hier zurückließ, er-wachen und sammeln sich innen an der Spitze der Glocke. So zieht das Ego die Art und die Menge von Ma-terial an, die es zum Aufbau eines neuen Empfindungsleibes, der sei-nen speziellen Bedürfnissen ange-passt ist, bedarf.

Wenn die dichteste Region der Empfindungswelt erreicht ist, be-steht die Glocke aus zwei Schich-ten. Der Gedankenstoff bildet die äußere, der Stoff für den Empfin-dungsleib die innere Hülle.

Der nächste Schritt abwärts führt den Geist in die Ätherregion, wo die Stoffe für den neuen Lebensleib gesammelt werden. Aus einem Teil dieses Stoffes gestalten die Helfer der berichterstattenden Engel (ln der griechischen Mythologie: Göt-terboten) eine Form oder Matrize, die dem Körper der Mutter einver-leibt wird, um dem neuen festen Körper die richtige Gestaltung zu verleihen, während das Keimatom des Lebensleibes in den Samen des Vaters versenkt wird. Ohne das Vorhandensein dieser beiden Fak-toren bleibt die Vereinigung der Ge-schlechter ohne Resultat und wenn eine Ehe kinderlos bleibt, obwohl

beide Gatten gesund sind und sich Kinder wünschen, so kommt das einfach daher, dass sich kein zu-rückkehrendes Ego zu ihnen hinge-zogen fühlt.

Sobald der Lebensleib so den Ort seiner Bestimmung fand, um-schwebt das Ego in seiner glocken-förmigen Hülle beständig die zu-künftige Mutter. Ihr allein obliegt die Bildung des dichten Körpers für dieersten 18-21 Tage nach der Emp-fängnis. Nach Ablauf derselben tritt das Ego in die Mutter ein, um-schließt mit der glockenförmigen Hülle, deren Boden sich dann schließt, den Fötus, und das Ego ist wieder in seinem Kerker aus Fleisch und Blut gefangen! Der Augenblick des Eintrittes in den Mutterleib ist äußerst bedeutungs-voll für das künftige Leben, denn wenn das Ego zum ersten Mal mit der vorerwähnten Form des neuen Lebensleibes in Berührung kommt, sieht es aufs neue das Panora-ma des kommenden Lebens vor sich, die der berichterstattende Engel der Form einprägte, um ihr die Richtlinien und Neigungen zu geben, die nötig sind, um die zur Reife gelangten Ursachen auszu-arbeiten.

Nun aber ist das Ego bereits durch den Schleier der Materie geblen-det. Es erkennt nicht mehr so klar

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das gute Ziel allen Geschehens, wie damals, als es selbst im Rei-che der abstrakten Gedanken sei-ne Wahl traf. Wenn nun die Vision eines besonders schweren Lebens in diesem Augenblick vor dem Ego auftaucht, so geschieht es zuwei-len, dass es erschrocken und von Furcht übermannt, mit allen Kräften zurückstrebt. Zerrissen kann die Verbindung freilich nicht werden, wohl aber verletzt und verschoben, so dass der Lebensleib dem dichten Körper nicht mehr entspricht; viel-leicht überragt der Kopf des erste-ren den des anderen. Dann wird ein dummer Mensch geboren.

Selbst unter den denkbar gün-stigsten Umständen bleibt es eine schwere Aufgabe für das Ego, die Zeit im Mutterleibe zu durchleben, und die Eltern sollten alles tun, um sie nicht noch angreifender zu ma-chen. Unharmonisches Zusammen-leben der Eltern während der kri-tischen Zeit der Schwangerschaft, ganz besonders in den ersten Mo-naten, erweist sich oft als der letzte Tropfen, der die Schale zum Über-laufen bringt!

Ehe der Vorgang, den wir Geburt nennen, stattfindet, ist der kommen-de Mensch in einem anderen Kör-per, dem der Mutter, eingeschlos-sen und somit nicht imstande, direkt mit der Sinneswelt in Berührung zu treten. Diese Abgeschlossenheit ist nötig, um die Organe bis zum genü-genden Reifepunkt zu entwickeln, der sie in den Stand gesetzt, selbst die Eindrücke von außen aufzuneh-men. Wenn dieser Zeitpunkt da ist, öffnet sich der schützende Mutter-leib, und das neue Menschenwesen betritt die Arena der Welt.

Wie wir gesehen haben, ist aber der Mensch sehr viel mehr als nur ein dichter Körper, und wir dürfen nicht denken, dass alle seine Vehi-kel gleichmäßig herangereift sind, wenn er die Physische Welt betritt. Sie sind es keineswegs. Der Le-bensleib wächst und reift noch bis etwa zum siebenten Jahr des Kin-des, bis zum Eintritt des Zahnwech-sels. Der Empfindungsleib bedarf

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des Schutzes vor Angriffen aus der Empfindungswelt, bis er etwa im 14. Lebensjahr, zur Zeit der Pubertät, ausgereift ist.

Der Intellekt ist nicht eher genügend entwickelt, um der schützenden Hüllen zu entbehren, ehe nicht der Mensch „mündig“ wird, d. h. etwa im einundzwanzigsten Jahre. Die-se Zeiträume sind nur annähernd genau angegeben, denn jeder Ein-zelne unterscheidet sich hierin von allen Anderen. Im Allgemeinen aber treffen sie zu.

Die Ursache für eine so langsame Entfaltung der höheren Träger liegt in der Tatsache, dass sie noch ver-hältnismäßig junge Bestandteile des Menschenwesens sind, indes der dichte Körper die weitaus längste Entwicklungszeit hinter sich hat und das bei weitem vollkommenste und wertvollste Instrument ist, das wir besitzen.

Wenn Menschen, die erst seit kurzem etwas von der Existenz hö-herer Prinzipien wissen, sich immerdanach sehnen in ihrem Empfindungsleib davonzuschweben und das „niedrige, gemein Körper-liche“ zu verlassen, so beweisen sie nur, dass sie den Unterschied zwi-schen „fein“ und „vollkommen“ noch nicht erfasst haben.

Der dichte Körper ist ein Wunder-werk an Vollkommenheit mit seinem kraftvoll entwickelten Skelett, seinen zarten Sinneswerkzeugen, seinem gleichmäßigen Zusammenwirken von Gehirn und Nerven, er ist jedem anderen Mechanismus oder Orga-nismus in der Welt überlegen. Um ein Beispiel zu nennen: betrachten wir nur einmal den Schenkelkno-chen und dessen verdicktes Ende. Wenn wir ihn auseinanderteilen, se-hen wir, dass nur eine dünne äußere Schale aus fester Knochensubstanz besteht. Diese Schale wird verstärkt durch dünne Kreuz- und Querbälk-chen zarter Knochensplitter, die dasGanze außerordentlich fest und stark, zugleich aber wunderbar leicht machen. Wahrlich, der größ-te lebende Baumeister wäre nicht

imstande, Festigkeit und Elastizität derart zu vereinen!

Wenn wir uns wohl vorstellen kön-nen, dass einst in ferner Zukunft un-sere feineren Körper noch weit, weit vollkommener werden, als unser dichter Körper es jetzt ist, so dürfen wir doch nicht vergessen, dass sie bis jetzt noch mehr oder weniger unentwickelt sind und daher wenig Wert haben, sobald wir sie von der vervollkommneten körperlichen Hül-le loslösen. Ja, wir sollten den We-senheiten tief dankbar sein, die uns halfen, dieses wunderbare Werk-zeug zu bauen, mit dem wir uns nun als selbstbewusstes, menschliches Wesen in dieser Welt betätigen undLeben für Leben unsere Bestim-mung erfüllen können, jedesmal ein wenig mehr unserem VATER im Himmel gleich werdend.

So sehen wir nun also, dass die Ge-burt ein vierfacher Vorgang ist. Um unsere Pflicht als Erzieher voll er-füllen zu können, ist es absolut not-wendig, dass wir dieses wissen und unsere Schlüsse daraus ziehen. Wir könnten ein Kind nicht dem Mutter-leib entreißen und es dem Angriff der Außenwelt aussetzen, das hie-ße, es töten. Ebenso gefährlich ist es, den Mutterleib der unsichtbaren Körper zu durchbrechen und das noch unreife Kind den Einflüssen der Empfindungs- und mentalen Welt zu überantworten. Wenn sol-ches Vorgehen den dichten Körper auch nicht gerade tötet, so hemmt und verkrüppelt es doch ausnahms-los dessen Fähigkeiten, denn was den einen Körper verletzt, schadet immer auch den anderen. Um das Kind richtig zu erziehen, ist es also nötig zu wissen, welchen Einfluss unsere Schulung auf die verschie-denen Träger ausübt, nötig zu wis-sen, welche Mittel wir anwenden sollen, wobei wir freilich nie verges-sen dürfen, dass allgemeine Regeln nicht auf jeden einzelnen Fall pas-sen.

Als das Ego seinen Tag in der Le-bensschule verlebt hatte, sahen wir, wie die Zentrifugalkraft der Ab-stoßung es bewegte den dichten

Körper im Tod abzuwerfen, danach den Lehensleib, der in Bezug auf Festigkeit des Stoffes der nächste ist. Im Fegefeuer wurde dann der gröber geartete Empfindungsstoff, den das Ego als Träger seiner nie-deren Begierden angehäuft hatte, zuerst durch diese Zentrifugalkraft abgeschüttelt. ln den höheren Regi-onen herrscht dagegen nur die An-ziehungskraft und bindet das Gute durch die nach dem Mittelpunkte strebende Zentripetalkraft. Diese zentripetale Annäherungskraft tritt auch in Tätigkeit, wenn das Ego zur Wiedergeburt schreitet.

Wir wissen, dass wir einen Stein weiter schleudern können, als eine Feder. Daher wurde der gröbste Stoff nach dem Tode durch die Kraft der Abstoßung nach außen gedrängt und aus eben demselben Grunde wird das am wenigsten ver-feinerte Material, in das das Ego seine Neigung zum Bösen kleidet, durch die Anziehungskraft nach in-nen, dem Mittelpunkt zu, gewirbelt. Die Folge ist, dass, wenn ein Kind geboren wird, alles was an ihm gut und rein ist, zutage tritt. Das in ihm schlummernde Böse offenbart sich im Allgemeinen nicht vor seinem vierzehnten Jahre. 1 Die Rhythmen, die es tragen, beginnen dann aus der Leber 2 auszutreten. Von die-ser Zeit an beginnt das Ego sein eigentliches „Leben“ und offenbart, was wirklich in ihm liegt.

Die Gestirne sind die Uhr des Ge-schickes, sie zeigen uns die ver-borgenen Neigungen an. Obwohl Astrologen in Bezug auf Prophezei-ung dem Irrtume unterworfen sind, wird doch ein guter und aufmerk-samer Astrologe imstande sein, in 99 von 100 Fällen den Charakter eines Menschen zutreffend zu be-stimmen. Auf diese Weise können Eltern einen Einblick in die ver-borgene Wesensart ihres Kindes erlangen. Um ein Horoskop zu stellen, ist freilich nicht viel Wissen erforderlich und besser, die Eltern erlernen es selbst, anstatt Fremde damit zu bemühen. Sie haben dann viel mehr Einsicht in den Charakter ihres Kindes. 3

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Nach der physischen Geburt be-ginnt der dichte Körper auf die Eindrücke der Sinnenwelt zu rea-gieren, die ihn nun ebenso beein-flussen, wie vorher die im Körper der Mutter wirkenden Kräfte. Das Werk, das die Mutter begann, set-zen die Einflüsse von außerhalb nun während des ganzen körper-lichen Lebens fort.

Bis zum siebenten Jahre oder bis zum Zahnwechsel, geht eine be-sondere Tätigkeit vor sich, die sich von allen anderen in späteren Le-bensepochen weit unterscheidet. Die Sinnesorgane nehmen gewisse festgelegte Formen an, die ihnen ihre grundlegenden, in der Struktur wurzelnden Neigungen verleihen. Späterhin wachsen sie zwar, aber alles Wachstum folgt den in den ersten sieben Jahren festgelegten Richtlinien, und Mißgriffe oder Ver-säumnisse aus dieser Periode kön-nen niemals wieder gutgemacht oder nachgeholt werden.

Haben die Glieder und Organe die richtige Form gewonnen, so wird das spätere Wachstum sich harmo-nisch vollziehen, wird aber jetzt der Grund zu irgend einer Missbildung gelegt, so entwickelt sich der kleine Körper mehr oder minder krüppel-haft. Es ist Pflicht des Erziehers, dem kleinen Kind eine passende Umgebung zu sichern, ebenso wie die Natur das vor der Geburt tat, denn nur dann kann der zarte Organismus richtig heranwachsen und gedeihen.

Zwei Zauberformeln kennzeichnen die Art, in der die Umgebung des Kindes ihre formende Wirkung aus-übt. Sie heißen: Beispiel und Nach-ahmung. Nichts unter GOTTES weitem Himmel ist derartig nach-ahmungslustig wie ein kleines Kind, und in diesem Triebe liegt eine Macht, die dem kleinen Orga-nismus Richtung und Ziel verleiht. Alles, was das Kind umgibt, macht seinen Eindruck entweder zum Guten oder Bösen. Wir sollten uns dessen bewusst sein, dass selbst unsere geringste Handlung unbe-rechenbare Wirkung nach einer

oder der anderen Richtung hin auf das Leben unserer Kinder ausübt, und dass wir uns niemals erlauben sollten, irgend etwas in Gegenwart eines Kindes zu tun, was von ihm nicht nachgeahmt werden dürfte. Es hat gar keinen Zweck, ihm wäh-rend dieser Zeitperiode vorzuhalten, dass es sich um dieses oder jenes nicht zu kümmern hat. Das Beispiel ist hier der einzige Lehrer, den das Kind braucht und dessen Lehren es annimmt. Wie das Wasser nicht anders als bergab rinnen kann, so kann das Kind auch gar nicht an-ders als nachahmen, was es sieht, während dieser Zeit ist das die ein-zige Art, in der es aufzunehmen imstande ist. Verstand und Gemüt belehren es erst später. Jetzt schon darauf einzuwirken, wäre dasselbe, als wollten wir das Kind vorzeitig zur Geburt bringen. Was hier an Gedan-ken, ldeen und Begriffen sich regt, muss ebenso aus ihm selbst er-wachsen, wie seine Augen und Oh-ren sich vor der Geburt von selbst gestalteten.

Man sollte dem Kind Spielzeug geben, an dem es seinen Nachah-mungstrieb betätigen kann. Etwas Lebendiges, irgend eine Glieder-puppe, die es setzen, legen oder stellen kann, die es auch selbst anzieht, dabei lernt es in richtiger Weise seine gestaltenden Kräfte entwickeln. Gebt Werkzeuge und Modelle, Formen für Sand und Ton. Schenkt ihnen nie etwas Fertiges, mit dem sie nichts weiter machen können als es ansehen, denn das Gehirn hat dabei keine Möglichkeit zu arbeiten und sich zu entfalten.

Die Aufgabe und das Ziel sorgsamer Erziehung aber ist für diesen Zeit-raum die harmonische Entwicklungaller Organe.

Was nun die Ernährung des Kindes anbetrifft, so müssen wir auch darin höchst sorgfältig zu Werke gehen, denn ein gesunder, normaler Appetit des erwachsenen Menschen hängt davon ab, wie er in den ersten sie-ben Jahren seines Lebens ernährt wurde. Auch hier ist das Beispiel der große Lehrmeister. Raffiniert zube-

reitete Speisen verderben den Or-ganismus. Je einfacher und leicht-verdaulicher die Nahrung ist, desto mehr wird sie einen gesunden Ap-petit erzeugen, der dem Menschen zeitlebens treu bleibt und ihm eine Gesundheit und Zufriedenheit ver-leiht, wie sie ein Schlemmer niemals besitzt. Wir sollten aber auch nicht zweierlei Gerichte für uns und für das Kind bereiten! Wir halten es da-mit zu Hause vielleicht von ungeeig-neter Kost fern, erwecken aber auchLüsternheit, die zur Befriedigung drängt, sobald das Kind seinen ei-genen Willen hat. Dann wird sich sein Nachahmungstrieb sofort re-gen.

ln Bezug auf Kleidung sollten wir zunächst immer darauf achten, dass die Kleidungsstücke des Kin-des die genügende Größe haben und beiseite gelegt werden, ehe sie anfangen zu beengen und zu hem-men. ln manchen Menschen wurde die Sinnlichkeit, die oft sein ganzes Leben verdarb, in erster Linie durch den Reiz, den zu enge Kleidungs-stücke, besonders bei Knaben, er-zeugten, wachgerufen. Sinnlichkeit ist einer der schlimmsten und hart-näckigsten Schandflecke unserer Nation. Um unser Kind davor zu be-wahren, wollen wir auf diesen Punkt achten und auf jede Weise versu-chen, es bis zum siebenten Jahre in vollster Unbefangenheit und Un-wissenheit über seine Geschlechts-organe zu erhalten. Auch Schläge rufen nur zu leicht die Geschlechts-tätigkeit wach und sollten deshalb streng vermieden werden.

Um dem Temperament die rechte Schulung angedeihen zu lassen, wollen wir uns vor Augen halten, dass der Einfluss von Farben von großer Bedeutung ist. Das erfordert aber nicht nur Kenntnis vom Einfluss der Farben selbst, sondern beson-ders von dem der Komplementär-farben, denn diese sind es, die auf den Organismus des Kindes einwir-ken. Haben wir es mit einer hitzigen, stürmischen Naturanlage zu tun, so wird diese durch eine rote Um-gebung beschwichtigt und sanfter gemacht. Zimmereinrichtung und

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Kleidung von roter Farbe werden im Kinde den kühlenden Eindruck von grün hervorrufen und seine Nerven beruhigen. Ein Kind von trägem, melancholischem Wesen wird durch Blau oder Blaugrün zu Tätigkeit und Frohsinn aufgerüttelt. Es wird in ihm so der warme, anfeuernde Eindruck von Orange erweckt.

Auch Kinderlieder sind von großem Einfluss. Es kommt hier weniger auf den Sinn der Worte als auf den Rhythmus an. Dieser ist von unge-heurer Wichtigkeit und bildet den Körper in einer Weise zur Harmonie heran, die wir noch gar nicht recht ermessen können, und die andere Hilfsmittel ihm nicht geben können. Daher sind solche Liedchen und eine Atmosphäre des Frohsinns die

größten Erziehungsfaktoren, die auch den Mangel anderer Hilfsmittel aufs beste ersetzen.

Mit dem siebenten Jahre ist der Lebensleib des Kindes genügend herangereift, um den Einflüssen der Außenwelt Stand zu halten. Er schüttelt die schützende Ätherhülle der Mutter ab und beginnt sich frei auszuleben. Nun beginnt denn auch die Zeit, wo der Erzieher seine Ar-beit an diesem Lebensleib aufneh-men und ihm helfen kann, Gedächt-nis, Gewissen, gute Manieren und ein harmonisches Temperament zu entwickeln. Für diese Epoche, in der das Kind lernen soll Wesen und Bedeutung der Dinge zu erfassen, heißen die Leitworte: „Autorität“ und „Schülerschaft“. ln den ersten sie-

ben Jahren soll es lernen, dass die Dinge sind, ohne sich mehr um ihre Bedeutung zu kümmern, als was es aus eigenem Antriebe aufgreift und erfasst, aber in der zweiten Epoche,vom siebenten bis zum vierzehnten Jahr, ist es wesentlich, dass das Kind Verständnis für Wesen und Bedeutung der Dinge entwickelt. Es sollte aber lernen, sich auf die Autorität der Eltern und Erzieher zu stützen. Es sollte Erklärungen lieber auswendig lernen, als dass es selbst darüber grübelt, denn die Schulung der Vernunft gehört ei-ner späteren Entwicklung an. Aus eigenem Antriebe kann das Kind ruhig überlegen und klügeln, aber es ist verkehrt, es in dieser Perio-de zum Grübeln anzuhalten. Damit das Kind wirklich Nutzen und Se-gen aus dem Unterrichte der Eltern und Erzieher gewinne, ist es natür-lich notwendig, dass es ihnen die größte Achtung und Verehrung ent-gegenbringt. Daher sollten Eltern immer so leben, dass ihnen diese Verehrung auch wirklich zukommt. Sieht das Kind, dass sie frivol sind, leichtfertig reden und nachlässig sind, so verliert es die größten Stüt-zen des Lebens: Glauben und Ver-trauen den Menschen gegenüber. Gerade in diesem Alter bilden sich Skeptiker und Zyniker!

Wir sind vor GOTT für die Leben, die ER unserer Obhut anvertraute, verantwortlich und die Folgen fallen auf uns zurück, wenn wir es versäu-men, die ersten Schritte eines Mit-menschen auf den rechten Weg zu leiten. Ein gutes Beispiel geben ist immer besser als Vorschriften ma-chen. Warnungen und Vorschriften sind von geringem Nutzen!

Lasst uns dem Kinde lebendige Beispiele für die Auswirkung von Tugend oder Laster zeigen, seiner jugendlichen Phantasie das Bild eines Trinkers oder Diebes vorhal-ten und das eines guten, tugend-haften Menschen, das wird seinen Lebensleib dahin beeinflussen, in ihm Abscheu einerseits und heißesStreben andererseits zu erwecken.In diesen Jahren soll das Kind auch über seinen Ursprung aufgeklärt

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werden, so dass es für die gefähr-liche Sturm- und Drangperiode der kommenden Jünglingszeit gewapp-net wird. Auch diese Aufklärung können wir in Gedankengängen, an Hand lebendiger Bilder aus der Natur, geben, es muss aber immer in solcher Weise geschehen, dass das Kind völlig von der Heiligkeit dieses Vorganges durchdrungen wird. Es ist heilige Pflicht des Erzie-hers, das Kind in geeigneter Weise aufzuklären. Es versäumen heißt, es blind zahllosen Fallstricken zu überliefern, mit der leichtfertigen Mahnung, nicht zu fallen. Nehmt ihm wenigstens die Binde von den Augen, der Mensch ist immer noch genügend verblendet auch ohne sie!

Der Erzieher nehme eine Blume, die ja das Zeugungsorgan der Pflanze ist, und belehre an diesemBeispiel. Wer den Vorgang der Zeugung bei der Pflanze begreift, versteht auch, was bei Tier und Mensch vorgeht. Wir wollen dabei nicht in den Fehler verfallen, das Kind mit vielerlei Begriffen und Fachausdrücken zu belästigen, wie etwa: Stempel, Staubbeutel, Pi-still, männliche oder weibliche Blü-tenträger usw. Es würde unseren Unterricht wertlos machen, da es das Kind ermüdet. Kinder lieben Märchen. Der geschickte Erzieher kann das Märchen von der Blume zum reizendsten von allen gestal-ten und gleichzeitig den Zeugungs-vorgang mit einem Schein von Schönheit und Heiligkeit verklären, der das Kind für sein ganzes Leben umschwebt und es in der Zeit der Versuchung, wenn die Feuer der Leidenschaft es umlodern, wirksam behütet.

Wir wissen, dass Staubfäden und Pollen männlich, Staubwege und Ovulum weiblich sind, ferner, dass gewisse Blumen nur das eine oder andere besitzen, andere Ar-ten beides zugleich. Auch wissen wir, dass die Bienen an ihren Füß-chen Staubkörbchen tragen und den Blumenstaub von einer Blü-te auf die andere übertragen. Der Staub befruchtet dann die Narben

der Blüten, sodass sie Samen und neue Pflanzen erzeugen. Nun lasst uns die Kinder heranrufen, ihnen die Blumen zeigen und ihnen er-zählen, dass die Blumen ebenso sind wie Familien. ln einigen (den staubtragenden) sind nur Knaben, in anderen nur Mädchen, wieder in anderen Knaben und Mädchen zu-sammen. Die Blumenknaben sind ebenso abenteuerlustig wie die klei-nen Menschenknaben. Auf geflügel-ten Rossen (den Bienen) reiten sie in die weite, weite Welt, wie in alter Zeit die Ritter, und suchen die Prin-zessin, die in ihrem Zauberschloss gefangen sitzt (die Narbe des Stempels.) Der kleine Blumenritter springt vom Pferd und sucht seinen Weg zu dem geheimen Gemach, wo die Prinzessin lebt. Dort heiraten sie und haben eine Menge kleiner Blumenbübchen und Mädelchen.

Solche Erzählung kann man, je nach der Phantasie des Erzählers, ändern und ausschmücken und später durch solche von Vögeln und anderen Tieren ergänzen. Das wird in dem Kinde das Verständnis für den Ursprung seines eigenen Kör-pers erwecken und wird Vaters und Mutters Liebesgeschichte mit all derRomantik der Blumenmärchen um-weben, sodass auch der leiseste Hauch der Scham über die Geburt eines Kindes verschwindet.

Der Empfindungsleib wird zur Zeit der Pubertät, etwa im vierzehnten Lebensjahr, geboren. Das ist die Zeit, wo Gefühle und Leidenschaften ihre Herrschaft über den Jüngling oder die Jungfrau auszuüben be-ginnen, da dann der Mutterleib aus Empfindungsstoff, der den noch ungeborenen Empfindungsleib um-hüllte, entfernt wird. Das ist in den meisten Fällen eine kritische Zeit und wohl dem Jüngling, der gelernt hat Eltern und Erzieher zu verehren, denn dann werden sie ihm ein Ret-tungsanker im Sturm der Leiden-schaft, die hereinbricht. Wenn er gewohnt war, den Worten der ElternVertrauen zu schenken und sie ihn einsichtsvoll belehrt haben, wird er zu dieser Zeit ein untrügliches Empfinden für Wahrheit in sich ent-

wickelt haben, das ihn sicher leitet. Aber in eben dem Maß, wie das in ihm misslang, wird er vom rechten Wege abirren.

Nun ist es Zeit, ihn dazu anzuhalten selbst alles zu untersuchen. So lernt er sich selbst seine eigene Meinung zu bilden. Wir wollen ihn allezeit an-halten, gründlich zu forschen, ehe er urteilt, und er soll auch wissen, dass er umso fähiger sein wird, neue Tat-sachen zu prüfen und neues Wis-sen in sich aufzunehmen, je beweg-licher und empfänglicher er seine Begriffe zu halten versteht. So wird er die Zeit seiner Mündigkeit, das einundzwanzigste Jahr erreichen, in dem der Intellekt völlig frei wird. Dann wird er imstande sein, als voll-wertiger Mensch seinen Platz in der Welt einzunehmen, zur Freude und Ehre derer, deren liebende Sorgfalt ihn in den Jahren seiner Entwick-lung behütete. Es ist ein entwickelter Mensch, sei es Mann oder Weib.

***

Amerkungen:1 Es kann erst bei der Erlangung der Selbständigkeit der Empfindungen, bei der Pubertät, hervortreten.

2 Die Leber ist das physische Organ, das dem Zentrum des Empfndungs-leibes entspricht.

3 Der Horoskopierende vergesse nie, dass die Abweichung von wenigen Minuten, anscheinend geringfügige Ungenauigkeiten, ein vollkommen ver-ändertes Bild geben können, so dass nur dem Horoskope eines gründlich ge-schulten Astrologen Wert beigemessen werden kann und durch den Vergleich des Menschenschicksales mit dem Stand der Sterne erhält man wohl Ein-blick in die Möglichkeiten des Lebens, die aber vom Menschen selbst be-herrscht und gewandelt werden können und sollen. Das Höhere Ich beherrscht die Sterne. Ohne diese Erkenntnis und ohne das Bestreben, diese Erkenntnis zu verwirklichen, ist das Horoskopieren Unfug.

Quelle:Auszug aus dem Buch „Das rosenkreu-zerische Christentum“ von Max Heindel.

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INTERNATIONALES TREFFEN 2018DER ROSENKREUZER-FREUNDE IN ÖSTERREICH

Liebe Freunde!Wir freuen uns sehr, euch zum nächsten Internationalen Treffen in Österreich einladen zu dürfen, das im Schloss Krumbach, Österreich, von Donnerstag, den 2. August bis Sonntag, den 5. August 2018 stattfinden wird.

Schloss KrumbachSchloss 1, 2851 Krumbach,ÖsterreichTel.: +43 (0)2647/422 09Fax: +43 (0)2647/422 09 [email protected]

Die Themen des Treffens sind:

ICH BIN DIE AUFERSTEHUNG UND DAS LEBEN, ICH BIN DER AUFSTIEG IN DAS LICHT, ICH BIN DAS LEBENDIGE LICHT.

Bereite Dich bitte auf dieses Treffen vor und arbeite mit diesen Aussagen in der Stille Deines Wesens. Dann wird es sehr lohnend sein, Deine Erfahrungen mit allen Teilnehmern zu teilen. Du kannst diese Themen auch entspre-chend Deiner Interessen studieren. Für alle, die Schloss Pernegg, wo vergangene Treffen stattgefunden haben, noch in Erinnerung haben: Es wurde in ein reines Fastenzentrum umgewandelt, deshalb sind Seminare dort nicht mehr möglich.

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Mit Schloss Krumbach haben wir einen wundervollen Ort für das Treffen gefunden. Das Schloss ist 1 ½ Stunden von Wien entfernt und liegt in einer bezaubernden, hügeligen Gegend mit prächtigen Wäldern. Es bietet komfor-table Zimmer, schöne, alte Säle, eine kleine Kapelle und auch genügend Parkmöglichkeiten. Die Burg Krumbach wurde im 13. Jahrhundert erbaut und nach und nach in ein Schloss umgewandelt. Hier wirst Du die rechte Atmo-sphäre für Frieden, Konzentration und geistige Arbeit finden.

Mache Deine Reservierung bitte so bald wie möglich unter “RC meeting 2018” an: [email protected] und ebenso an [email protected].

Die Reservierung sollte spätestens bis Ende Juni 2018 durchgeführt werden. Der Preis für Vollpension plus Se-minarraumbenutzung inkl. Ausstattung wurde auf angenommene 30 Teilnehmer abgestimmt, es wurden von uns Zimmer für angenommene 30 Teilnehmer vorreserviert. Wir werden ausschließlich vegetarisch verköstigt.

BEDINGUNGEN:

Alles-inklusive-Preise für das ganze Treffen, einschließlich Frühstück am 5. August, ausgenommen extra Ge-tränke:• Vollpension im Doppelzimmer, pro Person: Euro 300,30• Vollpension im Einzelzimmer, pro Person: Euro 330,30• Falls ein Extra-Mittagessen am 5. August gewünscht wird, wird dies mit Euro 17,50 berechnet.

Das Treffen dauert 3 Tage, von Donnerstag Nachmittag 14:00 Uhr, bis Sonntag Mittag 12:00 Uhr.

Falls Du ein paar Tage früher anreisen oder ein paar Tage später abreisen möchtest, informiere bitte die Rezep-tion gleich bei der Buchung. Gepäckstücke können vor der Abreise – wie allgemein üblich – bei der Rezeption deponiert werden.

Bei der Reservierung gib bitte:• die Anzahl und die Namen der Teilnehmer bekannt• sowie das gewünschte Zimmer (Einzelzimmer, Doppelzimmer)

Bitte so früh wie möglich reservieren, dies erleichtert die Organsation des Treffens.

LOGISTISCHE INFORMATIONEN

Bei Anreise mit dem Flugzeug:

Vom Flughafen Wien Schwechat kann man mit Zug und Bus bis nach Krumbach reisen. Benutze die Website der österreichischen Bahn: www.oebb.at, um Deine Reise vom Flughafen bis zum Schloss Krumbach zu planen. Auf dieser Website kann man die Tickets auch gleich kaufen. Abfahrt: Flughafen Wien SchwechatAnkunft: Krumbach in der Buckligen Welt Unterhaus Von der Busstation in Unterhaus ist es nur mehr ein kurzer Weg zu Fuß´(1 km oder 14 Min.) hinauf zum Schloss. Falls Du ein Taxi brauchst, rufe Taxi Wachouschek: Tel: +43 (0)2642 521 20

Bei Anreise mit der Bahn:

Die schnellste Verbindung nach Krumbach beginnt am Bahnhof Wien Meidling. Ansonsten ist alles wie oberhalb beschrieben (Start- und Zielort einfach auf der Website www.oebb.at eingeben).

Bei Anreise mit dem Auto:

Nimm von Wien kommend auf der A2 die Abfahrt Krumbach, von Graz kommend die Abfahrt Aspang. Nach ca. 10 Minuten gelangst Du in den Ort Krumbach, wo Du bis Krumbach/Unterhaus weiterfährst. Achte auf das Zeichen ‚Schloss‘ und biege rechts ab. In 1 Minute stehst du am Parkplatz vor dem Schloss.Verwende folgende Adresse für Dein Navi: Schloss 1, 2851 Krumbach, Austria.

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Rückblick:

INTERNATIONALES TREFFEN 2017IN KATALONIENWir danken den Älteren Brüdern und unseren Schwestern und Brüdern in Katalonien für die wunderbare Tagung in Girona. Dieses Ereignis bot den nationalen Gruppen und allen Teilnehmern einige Momente tiefer Reflektion und intensiver Gefühle durch die Tugend hochstehender Diskussionen, das Erreichen gemeinsamer Absichten und die spontane und besondere Beziehung der Brüderlichkeit, die unter uns begründet wurde.

Die Schönheit, die Symbole und die historischen Erinnerungen dieses Ortes – insbesonders die prächtige Kathe-drale und das jüdische Viertel, Geburtsstätte der spanischen Kaballah – haben den glücklichen Ausgang dieses Treffens begünstigt. Weiterhin wurde es noch bereichert durch die exquisite Gastfreundschaft und Organisation unserer spanischen Brüder und Schwestern.

Wir hoffen, dass die Zukunft gleiche unvergessliche Erfahrungen für uns bereithalten wird, damit wir gemeinsam mit den Aposteln wieder sagen können: “Wie schön, o Herr, ist es, hier zu sein!”

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Die heilige NachtGesegnet sei die heilige Nacht,

die uns das Licht der Welt gebracht!Wohl unterm lieben Himmelszeltdie Hirten lagen auf dem Feld.

Ein Engel Gottes, licht und klar,mit seinem Gruß tritt auf sie dar.

Vor Angst sie decken ihr Angesicht,da spricht der Engel: „Fürcht’t euch nicht!“

„Ich verkünd euch große Freud:Der Heiland ist geboren heut.“

Da gehn die Hirten hin in Eil,zu schaun mit Augen das ewig Heil;zu singen dem süßen Gast Willkomm,zu bringen ihm ein Lämmlein fromm.Bald kommen auch gezogen fern

die heilgen drei König‘ mit ihrem Stern.Sie knieen vor dem Kindlein hold,

schenken ihm Myrrhen, Weihrauch, Gold.Vom Himmel hoch der Engel Heerfrohlocket: „Gott in der Höh sei Ehr!“

(Eduard Mörike)

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Christliche WeihnachtsmysterienHugo Petzold

In unserer wechselvollen und er-eignisreichen Zeit mögen viele Ansichten über wichtige Lebens-fragen sich ändern, alte traditi-onelle Grundsätze ins Wanken geraten, doch immer wieder wer-den wir im letzten Monat des Jah-res an etwas Außerordentliches erinnert, was uns immer mehr mit Staunen und Bewunderung erfüllt. Viele Menschen behalten das Weihnachtsfest lieb und sind unlöslich mit diesem großen Fest der Christenheit verbunden.

Der universelle Charakter des Weihnachtsfestes

Gerade die Weihnachtszeit lässt uns alljährlich etwas erle-ben, wonach sich eigentlich die Wahrheitssucher sehnen. Es ist uns in den Wochen vor Weih-nachten oft zumute, als rüste sich die Menschheit auf die edle Anstrengung, so zu sein, wie sie eigentlich sein müsste. Die Luft ist wie von einer stillen Freude erfüllt, die alle einatmen und die sie innerlich anspornt, freund-schaftlicher zu den Mitmenschen zu sein. Diesem wundersamen Weihnachtszauber kann sich fast niemand entziehen, er er-fasst die ganze Christenheit,

teilt sich versöhnend allen Kon-fessionen und den Völkern der Erde mit. Ja, es sind uns Fälle bekannt, wo selbst antireligiös eingestellte Menschen selbstlos ihre Kräfte zur Verfügung stell-ten, um Weihnachtsfeiern mit anschließender Kinderbesche-rung zu gestalten.

Zu einem besonderen Erlebnis wird das Weihnachtsfest, wenn man es fern von der Heimat in einem anderen Lande mit lieben Menschen erlebt, die vielleicht fremden Völkern und Sprachen angehören. Aus deren Freund-

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lichkeit fühlen wir, dass ein großes Band alle Menschen verbindet und dass die ganze Erde hier und dort des großen Vaters „Daheim“ ist, wenn wir die Grenzpfähle unseres Her-zens einmal hinwegwischen und etwas von dem Licht der Welt verstehen lernen, das alle Menschen erleuchtet. Wohin die se Botschaft auch dringen möge, ob sie in die Hände un-serer Freunde oder gar un-serer Gegner fällt, allen soll sie unseren Weihnachtsgruß der Freude und Allverbundenheit vermitteln. Wir denken an euch alle und wir versichern euch, dass wir gegenwärtig mehr als je bemüht sind, die herrliche Weihnachtsbotschaft vom groß-en Friedensfürsten Christus zu verwirklichen, dass ein unlösch-liches Verlangen in uns lebt, die hohen christlichen Ideale im praktischen Leben zu verwirk-lichen. Wir werden nicht rasten und nicht ruhen, bis das Chri-stentum zu neuer Herrlichkeit ersteht und der Menschheit das schenkt, wonach sie sich über-all in der weiten Welt sehnt.

Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns ...In diesen Worten des Evange-listen Johannes finden jene das Geheimnis und den tieferen Sinn des Weihnachtsfestes, für die das Kindlein in der Krippe nicht mehr die umfassende Be-deutung hat, die der einfache Glaube und das gläubige Kin-derherz ihm entgegenbringen. Diese Worte des Johannes bil-den die herrliche Brücke, die uns aus der Kindheit des Chri-stentums hinüberleitet zu dem ersten und beglückendem Ver-stehen von der Fleischwerdung der allumfassenden Gottheit, welche die unerforschliche Grö-ße und Schönheit des Kosmos mit seinen unzähligen Sonnen

und Sternen und auch das letz-te sichtbare oder erahnte Teil-chen des stofflichen Atoms in sich schließt. Wer diese Brücke gefunden hat, dessen Herz wird wieder warm und froh, wie in den Tagen der Kindheit, als das einfältige Gemüt die Geschichte vom Kindlein in der Krippe bei strahlendem Kerzenschein in sich hineintrank. Es wird froh, weil es auch heute wieder mit einstimmen kann in den fröh-lichen Gesang bewegter Kin-derstimmen, die von dem Ge-heimnis singen, das den tiefsten Sinn geistigen Erlebens und menschlichen Erkennens in sich schließt.

Es ist durchaus richtig, dass auch in anderen vorchristlichen Religionen und ihrer Symbolik von der Geburt eines Erlösers gesprochen wird und der Son-nenmythos vieler Völker des Altertums in sinnbildlicher Spra-che von dem kosmischen Vor-gang berichtet, wenn die Sonne (Sohn) in der heiligen Nacht ihre tiefste südliche Deklination er-reicht hat, wenn sie wieder um-kehrt, neu geboren wird, um der Menschheit der nördlichen Halb-kugel unserer Erde, den Tieren und Pflanzen neues Leben zu bringen. Die Sonne kreuzt dann im Frühjahr den Äquator, an-nähernd zu der Zeit, wenn wir der Kreuzigung des Welterlö-sers gedenken und seine Auf-erstehung auch sichtbar in der ausstrahlenden und lebens-spendenden Sonnenkraft in der Natur erleben. Das Christentum wäre keine Weltreligion mit un-vergleichbaren Aufgaben für die Menschheit geworden, wenn es nicht diese kosmische Tiefe von der Mensch- und Fleischwerdung Gottes in sich schließen würde, die an Schönheit und Reichtum andere Religionen weit übertrifft. Alle wahrhaft großen Religionen

sind göttlichen Ursprungs. Sie mögen alle den Sonnenmythos lange vor dem Kommen Christi gelehrt haben - aber dennoch hat die christliche Religion einen Kernpunkt in sich, den wir bei den anderen Religionen verge-bens suchen. Sie umfasst nicht nur die kosmischen Sonnenmy-sterien, sondern in ihrem Mittel-punkt steht ein wirklicher Erlöser, ein Heiland der Welt, ein hoher Sonnengeist, den wir Christus nennen.

Viele Propheten und heiligen Schriften haben lange vorher da-rauf hingewiesen, dass ER ein-mal kommen wird, der Friedens-fürst, der uns durch seine Liebe erlösen und uns den Weg zur Befreiung aus Leid, Streit und Unwissenheit zeigen wird.

Christus der Herr - der kos-mische Christus - das WortÜbereinstimmend mit den christ-lichen Kirchen lehren die Ro-senkreuzer, dass die Gottheit uns Menschen als Dreieinigkeit offenbart. Im Mittelpunkt des Weihnachtsfestes steht das Geschehen von der Offenba-rung Gottes, des Sohnes, den ER, der VATER, uns zum Heile sandte. Die Mystiker der Vergan-genheit haben seit jeher in dem Weihnachtsgeschehen mehr er-schaut und erlebt, als nur das jährliche historische Gedenken der Geburt Jesu Christi. Ihr mit-fühlendes Herz empfand etwas von einem weit tieferen Geheim-nis des Reiches Gottes.

Um der ganzen Christenheit zu helfen, die Bibel besser zu ver-stehen, hat die Bruderschaft vom Rosenkreuz uns wertvolle Infor-mationen über Christus und sein Verhältnis zu dem großen kos-mischen Geschehen des Lebens und der allumfassenden Gottheit gegeben, mit deren Hilfe uns das

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Weihnachtsmysterium in einem herrlichen Licht erscheint.

Die Gottheit, das alles in sich schließende Leben, äußert sich immer als Dreiheit. Auf allen Ebenen der Schöpfung und in der Offenbarung der Gottheit in den Religionen finden wir die-se drei Aspekte wieder. Wenn wir von Gott sprechen im Sinne der ersten Verse des Johannes-Evangeliums und die Wurzel des Seins - das Absolute - meinen, aus dem alle Dinge des uner-messlichen Weltalls hervorgin-gen. Die Rosenkreuzer nennen diese drei Aspekte: Macht - das Wort - Bewegung. Offenba-rt sich die Gottheit in unserem Sonnensystem, so wirkt sie durch die Aspekte: Wille - Weis-heit - Tätigkeit. Alle hohen und erhabenen geistigen Wesen, die an der Entwicklung in un-serem Sonnensystem arbeiten, ordnen sich in ihrer Tätigkeit in diese Dreiteilung ein und bilden die göttliche Einheit. In der Lei-tung des sich offenbarenden Le-bens auf unserer Erde werden uns drei erhabene Gottwesen genannt: Gott Vater - der Sohn - der Heilige Geist. Das Gott-wesen, der Sohn, ist für uns der Christus, der vor mehr als 2000 Jahren als persönliches Wesen auf unserer Erde erschien und sich des Körpers Jesu bediente, um der Welt kundzutun, dass er der Gottgesandte sei, der große Menschenhirte, bestimmt, hinfort die Entwicklung auf Erden zu lei-ten.

Es war berufen, als persönliches Wesen den Weisheitsaspekt, den Kosmischen Christus, un-seres Sonnensystems zum Aus-druck zu bringen. Dieser kos-mische Christus ist die spirituelle Essenz, die geistige Zentralson-ne, die zur Winterzeit die phy-sische Form unserer Erde mit

einer mächtigen Fülle geistigen Lichtes überschüttet. Dieses Licht des kosmischen Christus erreicht in der kürzesten Nacht des Jahres, der Heiligen Nacht, den Mittelpunkt unserer Erde und wird in ihr geboren. Von der Zeit an beginnt diese leuchtende Lebenskraft wieder zur Erdober-fläche auszustrahlen und erfüllt alle Lebewesen auf der Erde mit dem geistigen Lebensimpuls des kosmischen Christus. Sie werden alle beschenkt, damit sie ihrerseits wieder geben und Le-ben zeugen können. Hierin liegt der schöne und reiche Sinn des grünen Tannenbaumes, dem Sinnbild des Lebens, der Sinn der strahlenden Kerze, die licht- und freudespendend sich selbst aufzehrt. Hierin liegt der Sinn der Weihnachtsgaben und das Ge-heimnis jenes inneren Dranges, etwas zu schenken, der zur Weihnachtszeit stärker ist als zu jeder anderen Zeit des Jahres.

Damit Christus in euch Gestalt gewinne ...Weil Christus der Herr das am weitesten fortgeschrittene We-sen unseres Sonnensystems war, war er auch am besten geeignet, die Gottheit zu offen-baren: darum heißt er der Erst-geborene, der Eingeborene. Er war am besten geeignet, den Weisheit-Liebe-Aspekt des Kos-mischen Christus zu verkörpern und darum nennen ihn die Ro-senkreuzer auch „einen Strahl des kosmischen Christus“. Er ist für unsere Begriffe auch das „fleischgewordene Wort“, weil er der Offenbarende ist, der mit dem Urwort und Urlicht, von de-ren Geburt Johannes spricht, verbunden ist.

Auch in uns Menschen leben ewige Urgeister, auch sie tra-gen die drei göttlichen Prinzipien oder Aspekte in sich. Wir sind

alle Kinder Gottes, berufen, Gott zu offenbaren und den Zweck der Schöpfung durch uns zu verwirklichen. Wir sollen lernen, das Christusprinzip in unserem inneren und äußeren Leben zu entwickeln. Um uns in dieser Entwicklungsarbeit zu helfen, die viele tausend Jahre erfor-dert, darum wurde uns der Chri-stusgeist als Helfer gesandt und darum bezeichnete er sich als den großen Dienenden. Darum ist fast jede seiner Handlungen Symbol und Beispiel und des-halb auch sein ermahnender Ruf: „Folge mir nach!“ Wir wün-schen keinen menschlichen hel-dischen Christus, weil nur der dienende und liebende Christus uns höher führen kann.

Überall wo Menschen ihr eige-nes Ich zurückstellen und mit-helfen, Leid und Unfrieden zu mildern, dort sind offene Tore, durch die der Friedensfürst ein-zieht. Er fragt nicht nach Kon-fession, Stand oder sonstigen Äußerlichkeiten, sonder hält dort Einzug, wo ein Menschen-herz sich seinem stillen sanften Werber erschließt - und die un-vergessliche Schönheit und den Reichtum des Weihnachtsge-heimnisses in sich selbst.

***Quelle: Hugo Petzold in „Ro-senkreuzer Zeitschrift“, 1933

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Die hohen Tannen atmen

Die hohen Tannen atmen heiserim Winterschnee, und bauschiger

schmiegt sich sein Glanz um alle Reiser.Die weißen Wege werden leiser,

die trauten Stuben lauschiger.Da singt die Uhr, die Kinder zittern:

Im grünen Ofen kracht ein Scheitund stürzt in lichten Lohgewittern, –

und draußen wächst im Flockenflitternder weiße Tag zur Ewigkeit.

(Rainer Maria Rilke)

Es gibt so wunderweiße Nächte

Es gibt so wunderweiße Nächte, drin alle Dinge Silber sind.

Da schimmert mancher Stern so lind, als ob er fromme Hirten brächte

zu einem neuen Jesuskind.Weit wie mit dichtem Diamantstaubebestreut, erscheinen Flur und Flut, und in die Herzen, traumgemut, steigt ein kapellenloser Glaube,

der leise seine Wunder tut.

Rainer Maria Rilke (1875-1926)