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154 Uta Hasel Strategien der Losung von Sachaufgaben Theoretische Analyse und empirische Studien bei Schiilerinnen und Schiilern der Schule fur Lernbehinderte Dissertation zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Eniehungswissenschajten (Dr. paed.) in der FakultIJI Rehabilitationswissenschaften der Universitlit DoTtlTUlnd GutachterlGutochterin: Prof Dr. Franz B. Wember (Universitlit Dortmund. Fakultlit Rehabi- litationswissenschaften) Prof Dr. Petra Scherer (Universitiit Bielefold. Fakult(it/iir Mathema- tik) Tag des Rigorosums: 19.07.2001 Sacbaufgaben baben im Mathematilrunterricht die wichtige Rolle, zwischen der kindli- chen Lebenswelt und der Mathematik eine Briicke zu schlagen. Trotz dieses Bezugs haben Kinder hliufig Schwierigkeiten, derartige Aufgaben zu losen. 1m Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Frage, inwieweit die ,,Art und der Grad des Kontextbezugs" sowie der "Grad der Offenheit der Aufgaben" die Vorgehensweisen der Kinder bei der LOsung von Sacbaufgaben einerseits und die LOsungshliufigkeit der Aufgabentypen andererseits beeinflussen. Um dies genauer untersuchen zu konnen, wird zurUichst eine KUi.rung der Grundlagen fUr den Mathematikunterricht an der Schule fUr Lembehinderte vorgenommen und es werden der Begriff der Lembehinderung sowie didaktische Kon-, zeptionen des Mathematikunterrichts diskutiert. Ebenso werden Aufgabentypen und Ziele des Sachrecbnens dargestellt und Anforderungen an Schillerinnen und Schiller sowie Lehrpersonen auf dem Hintergrund empirischer Erkenntnisse und daraus folgen- der didaktischer Oberlegungen beleuchtet Zur empirischen Untersuchung der Forschungsfragen werden zu obigen Untersu- chungsaspekten Aufgabengruppen unterschiedlicher Merkmalsauspriigung konzipiert. Diese werden Schillerinnen und Schillem der 4. Klassen der Schule fur Lembehinderte in Form eines lehrzielorientierten Tests und klinischer Interviews vorgelegt. Dabei steht das Rnden des richtigen Ansatzes und Ergebnisses gleicherma8en im Mittelpunkt des Interesses. Die Kinder werden zudem nach ihrer Einschlitzung der leichtesten und schwierigsten Aufgabe sowie ihrer Begriindung daftir befragt, um so auch die subjekti- ve Bewertung der Aufgabentypen zu erheben. Ziel des Gesamtdesigns ist, Erkenntnisse tiber den Einfluss der Untersuchungsaspekte durch die LOsungshliufigkeit, die Strategi- en und die Begriindungen zu den unterschiedlichen Aufgabentypen zu bekommen. Hauptergebnisse der Untersuchung sind der groBe Einfluss der Rechenfertigkeit der Kinder und ihre immensen arithmetischen Schwierigkeiten selbst im Zwanzigerraum. In Bezug auf Art und Grad des Kontextbezugs zeigt sich ein groBer Einfluss sowohl auf die LOsungshliufigkeit als auch auf die Strategien der Kinder. Dabei wird deutlich, dass kontextfreie Aufgaben signifikant hliufiger richtig gelost werden als kontextgebundene Aufgaben. Ein den Kindem vertrauter Kontext hilft, einen Zugang zur Aufgabe zu finden, ein unbekannterer Kontext erschwert dies betriichtlich. Die Offenheit der Aufgabenstellung, die in dieser Untersuchung durch die Art der Wahlmoglichkeiten im Kontext Einkaufen variiert wird, hat kaum Einfluss auf die LOsungshaufigkeit Allerdings kann eine Ahnlichkeit in der Schwierigkeit der zu diesem (JMD 23 (2002) H. 2, S. 154-155)

Strategien der Lösung von Sachaufgaben Theoretische Analyse und empirische Studien bei Schülerinnen und Schülern der Schule für Lernbehinderte

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Uta Hasel

Strategien der Losung von Sachaufgaben Theoretische Analyse und empirische Studien bei Schiilerinnen und Schiilern der Schule fur Lernbehinderte

Dissertation zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Eniehungswissenschajten (Dr. paed.) in der FakultIJI Rehabilitationswissenschaften der Universitlit DoTtlTUlnd GutachterlGutochterin: Prof Dr. Franz B. Wember (Universitlit Dortmund. Fakultlit Rehabi­

litationswissenschaften) Prof Dr. Petra Scherer (Universitiit Bielefold. Fakult(it/iir Mathema­tik)

Tag des Rigorosums: 19.07.2001

Sacbaufgaben baben im Mathematilrunterricht die wichtige Rolle, zwischen der kindli­chen Lebenswelt und der Mathematik eine Briicke zu schlagen. Trotz dieses Bezugs haben Kinder hliufig Schwierigkeiten, derartige Aufgaben zu losen. 1m Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Frage, inwieweit die ,,Art und der Grad des Kontextbezugs" sowie der "Grad der Offenheit der Aufgaben" die Vorgehensweisen der Kinder bei der LOsung von Sacbaufgaben einerseits und die LOsungshliufigkeit der Aufgabentypen andererseits beeinflussen. Um dies genauer untersuchen zu konnen, wird zurUichst eine KUi.rung der Grundlagen fUr den Mathematikunterricht an der Schule fUr Lembehinderte vorgenommen und es werden der Begriff der Lembehinderung sowie didaktische Kon-, zeptionen des Mathematikunterrichts diskutiert. Ebenso werden Aufgabentypen und Ziele des Sachrecbnens dargestellt und Anforderungen an Schillerinnen und Schiller sowie Lehrpersonen auf dem Hintergrund empirischer Erkenntnisse und daraus folgen­der didaktischer Oberlegungen beleuchtet Zur empirischen Untersuchung der Forschungsfragen werden zu obigen Untersu­chungsaspekten Aufgabengruppen unterschiedlicher Merkmalsauspriigung konzipiert. Diese werden Schillerinnen und Schillem der 4. Klassen der Schule fur Lembehinderte in Form eines lehrzielorientierten Tests und klinischer Interviews vorgelegt. Dabei steht das Rnden des richtigen Ansatzes und Ergebnisses gleicherma8en im Mittelpunkt des Interesses. Die Kinder werden zudem nach ihrer Einschlitzung der leichtesten und schwierigsten Aufgabe sowie ihrer Begriindung daftir befragt, um so auch die subjekti­ve Bewertung der Aufgabentypen zu erheben. Ziel des Gesamtdesigns ist, Erkenntnisse tiber den Einfluss der Untersuchungsaspekte durch die LOsungshliufigkeit, die Strategi­en und die Begriindungen zu den unterschiedlichen Aufgabentypen zu bekommen.

Hauptergebnisse der Untersuchung sind der groBe Einfluss der Rechenfertigkeit der Kinder und ihre immensen arithmetischen Schwierigkeiten selbst im Zwanzigerraum. In Bezug auf Art und Grad des Kontextbezugs zeigt sich ein groBer Einfluss sowohl auf die LOsungshliufigkeit als auch auf die Strategien der Kinder. Dabei wird deutlich, dass kontextfreie Aufgaben signifikant hliufiger richtig gelost werden als kontextgebundene Aufgaben. Ein den Kindem vertrauter Kontext hilft, einen Zugang zur Aufgabe zu finden, ein unbekannterer Kontext erschwert dies betriichtlich. Die Offenheit der Aufgabenstellung, die in dieser Untersuchung durch die Art der Wahlmoglichkeiten im Kontext Einkaufen variiert wird, hat kaum Einfluss auf die LOsungshaufigkeit Allerdings kann eine Ahnlichkeit in der Schwierigkeit der zu diesem

(JMD 23 (2002) H. 2, S. 154-155)

Dissertationen/Habilitationen 155

Aspekt konstruierten Aufgabentypen Dicht mit statistischen Mitteln bestatigt werden. Es scheint jedoch so zu sein, dass durch den gro8eren Grad der Offenheit zumindest keine zusatzlichen Schwierigkeiten ftir die Kinder entstehen. In ihrer Beurteilung der Aufga­bentypen schatzen sie selbst die offeneren Aufgaben als leichter ein. Zusatzlich zu diesen Hauptaspekten bei der Auswertung werden die Notationsweisen der Kinder, der Gebrauch von Schmierpapier sowie von Arbeitsmitteln und Veran­scbaulichungen betrachtet. Die Einschatzung der Aufgabenschwierigkeit durch die Kinder erfolgt sowohl im Hinblick auf die beiden Untersuchungsaspekte als auch be­ztiglich der Gilte der Einschatzung der eigenen Flihigkeiten. Aufbauend auf den Erkenntnissen aus den empirischen Studien werden abschlie8end Konsequenzen 1Ur die Behandlung von Sacbaufgaben gezogen und Vorschlage ftir den Mathematikunterricht an Schulen ffir Lembehinderte gemacht.

Die Arbeit ist im Dezember 2001 unter dem Titel "Sachaufgaben im Mathematikunter­richt der Schule ffir Lembehinderte. Theoretische Analyse und empirische Studien" im Verlag Franzbecker, Hildesheim erschienen (ISBN 3-88120-339-7).

Dr. Uta Hisel Htittemannstr.21 44137 Dortmund