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Strategische Risik0p01itik 0sterreichischer Exp0rteure Sonja Grabner-Kr uter Strategische Risikopolitik 6sterreichischer Exporteure 1. Einleitung und Problemstellung Auslandsgesch~fte sind im Vergleich zu Inlands- gesch~ften tendenziell mit zus~tzlichen und h5heren Risiken behafteL Eine systematische Handhabung dieser auslandsbedingten Risiken stellt eine wichti- ge Voraussetzung for eine erfolgreiche Internatio- nalisierung dar. Der Vielzahl unterschiedlicher Ursa- chen und Wirkungen von Risiken im internationalen Gesch~ft entsprechend stehen dem Unternehmen zahlreiche risikopolitische Mal3nahmen zur Ver- f0gungl). Die Eignung bzw. Vorteilhaftigkeit einzel- her Strategien oder MaBnahmen zur Risiko- bew~iltigung kann nicht absolut beurteilt werden, da sie wesentlich yon situativen Faktoren sowie vonder Risikobereitschaft des Entscheidungstr~igers ab- h~ingig ist. Im folgenden wird untersucht, wie Osterreichische exportierende Untemehmungen die spezifischen Risiken im intemationalen Gesch~,ft handhaben. In diesem Zusammenhang werden ursachenbezogene Risikostrategien betrachtet, die das gesamte Aus- landsgesch-~ft eines Untemehmens beeinflussen. Dazu gehbren z.B. risikobezogene Informations- aktivit~ten und die Einbeziehung von Risikoaspekten in strategische Marketingentscheidungen. Die Ergeb- nisse basieren auf einer im Winter 1992 durchgef0hr- ten schrifflichen Befragung von 500 exportierenden 5sterreichischen Unternehmungen, die in den Bran- chen Maschinenbau, chemische Industrie (ohne Pharrnazeutika) und Textilindustrie t&tig sind2). In die Auswertung gingen die Antworten von 134 Ex- porteuren ein, was einer R~icklaufquote von 28,6% entspricht. 2. Strukturdaten der befragten Un. ternehmen Wie aus Tabelle 1 zur Branchenzugehbrigkeit der Univ. Ass. Dr. Sonja Grabner-Kr~uter, Institut fOr Wirtschafts- wissenschaffen, Universit~t Klagenfurt, A-9022 Klagenfurt, Uni- versit~tsstraSe 65. erfaBten Untemehmen ersichtlich, sind Maschinen- bauunternehmungen mit 51 Firmen bzw. 38,1% im Befragungssample am st~rksten vertreten. 27 Un- temehmen sind in der Textilindustrie, 28 Untemeh- men in der chemischen Industrie t&tig, was einem prozentuellen Anteil von 20,1% bzw. 20,9% ent- spricht3). Tab. 1: Branchenzugehbrigkeit der befragten Un- temehmungen Die Betrachtung der UnternehmensgrSBen - operationalisiert durch die Anzahl der Mitarbeiter - zeigt, dab fast drei V~ertelder erfaSten Unternehmen (74%; n=131) weniger als 100 Mitarbeiter besch&fti- gen. 19 Unternehmen (fast 15%) haben zwischen 1) vgl. Grabner-Kr~uter, S. (1992a), S. 1lg. 2) Es wurden Branchen ausgew~hlt, die einerseits einnn be- tr~chUichen Anteil an den 6sterreichischen Gesamtexporten aufweisen (Maschinon ohno Fahrzeuge ca, 33%, Chemi- sche Erzeugnisse knapp 9%, Texfllten knapp 8% und andererseits durch unterschiedliche Fh'oduktarten gekenn- zeichnet stnd. (Berechnungen auf Basis dot Ein- und Aus- luhtstal~stik des Statistischen Zentralamtes for das Jahr 1991 nac.h SITC-Dreistellem). 3) BeJ dem zur Verf0gung stehenden Adre(]matedal (Export- adreBbuch Osterreich 1991/92 des Herold-Vedages) lie.8es sich fficht ausschlieSen, dab auch Firmen angeschdoben wurden, die nicht in den ausgew~hlten Branchen t~tig wa- ren. So sind 21 der befragten Unternehmen nicht L~ber- wiegend produzierend, sondem tm Handel t~tig. 7 Unter- nehmen mit anderer BranchenzugehOrigkeit (z.B. Metall- verarbeitung. GieSereibedarf) wurden unter der RL~brik ,Son- stige" zusammengefaP, t. dez' mn.rkt~ 19-34/~ 33. Jahrgang, Nr. 128, Seite 7-17 7

Strategische Risikopolitik österreichischer Exporteure

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Strategische Risik0p01itik 0sterreichischer Exp0rteure

Sonja Grabner-Kr uter

St ra teg ische Ris ikopol i t ik 6s te r re ich ischer Expor teure

1. Einleitung und Problemstellung

Auslandsgesch~fte sind im Vergleich zu Inlands- gesch~ften tendenziell mit zus~tzlichen und h5heren Risiken behafteL Eine systematische Handhabung dieser auslandsbedingten Risiken stellt eine wichti- ge Voraussetzung for eine erfolgreiche Internatio- nalisierung dar. Der Vielzahl unterschiedlicher Ursa- chen und Wirkungen von Risiken im internationalen Gesch~ft entsprechend stehen dem Unternehmen zahlreiche risikopolitische Mal3nahmen zur Ver- f0gungl). Die Eignung bzw. Vorteilhaftigkeit einzel- her Strategien oder MaBnahmen zur Risiko- bew~iltigung kann nicht absolut beurteilt werden, da sie wesentlich yon situativen Faktoren sowie vonder Risikobereitschaft des Entscheidungstr~igers ab- h~ingig ist.

Im folgenden wird untersucht, wie Osterreichische exportierende Untemehmungen die spezifischen Risiken im intemationalen Gesch~,ft handhaben. In diesem Zusammenhang werden ursachenbezogene Risikostrategien betrachtet, die das gesamte Aus- landsgesch-~ft eines Untemehmens beeinflussen. Dazu gehbren z.B. risikobezogene Informations- aktivit~ten und die Einbeziehung von Risikoaspekten in strategische Marketingentscheidungen. Die Ergeb- nisse basieren auf einer im Winter 1992 durchgef0hr- ten schrifflichen Befragung von 500 exportierenden 5sterreichischen Unternehmungen, die in den Bran- chen Maschinenbau, chemische Industrie (ohne Pharrnazeutika) und Textilindustrie t&tig sind2). In die Auswertung gingen die Antworten von 134 Ex- porteuren ein, was einer R~icklaufquote von 28,6% entspricht.

2. Strukturdaten der befragten Un. ternehmen

Wie aus Tabelle 1 zur Branchenzugehbrigkeit der

Univ. Ass. Dr. Sonja Grabner-Kr~uter, Institut fOr Wirtschafts- wissenschaffen, Universit~t Klagenfurt, A-9022 Klagenfurt, Uni- versit~tsstraSe 65.

erfaBten Untemehmen ersichtlich, sind Maschinen- bauunternehmungen mit 51 Firmen bzw. 38,1% im Befragungssample am st~rksten vertreten. 27 Un- temehmen sind in der Textilindustrie, 28 Untemeh- men in der chemischen Industrie t&tig, was einem prozentuellen Anteil von 20,1% bzw. 20,9% ent- spricht3).

Tab. 1: Branchenzugehbrigkeit der befragten Un- temehmungen

Die Betrachtung der UnternehmensgrSBen - operationalisiert durch die Anzahl der Mitarbeiter - zeigt, dab fast drei V~ertel der erfaSten Unternehmen (74 %; n=131) weniger als 100 Mitarbeiter besch&fti- gen. 19 Unternehmen (fast 15%) haben zwischen

1) vgl. Grabner-Kr~uter, S. (1992a), S. 1 lg. 2) Es wurden Branchen ausgew~hlt, die einerseits einnn be-

tr~chUichen Anteil an den 6sterreichischen Gesamtexporten aufweisen (Maschinon ohno Fahrzeuge ca, 33%, Chemi- sche Erzeugnisse knapp 9%, Texfllten knapp 8% und andererseits durch unterschiedliche Fh'oduktarten gekenn- zeichnet stnd. (Berechnungen auf Basis dot Ein- und Aus- luhtstal~stik des Statistischen Zentralamtes for das Jahr 1991 nac.h SITC-Dreistellem).

3) BeJ dem zur Verf0gung stehenden Adre(]matedal (Export- adreBbuch Osterreich 1991/92 des Herold-Vedages) lie.8 es sich fficht ausschlieSen, dab auch Firmen angeschdoben wurden, die nicht in den ausgew~hlten Branchen t~tig wa- ren. So sind 21 der befragten Unternehmen nicht L~ber- wiegend produzierend, sondem tm Handel t~tig. 7 Unter- nehmen mit anderer BranchenzugehOrigkeit (z.B. Metall- verarbeitung. GieSereibedarf) wurden unter der RL~brik ,Son- stige" zusammengefaP, t.

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Sonja Grabner-Kduter

100 und 500 Mitarbeiter, in 15 der befragten Unter- nehmen (11,5%) sind mehr als 500 Mitarbeiter be- sch~ftigt.

Tab. 2: UntemehmensgrOl3en der befragten Unter- nehmungen

AIs weitere Strukturvadablen, von denen ein Zu- sammenhang mit der Handhabung spezifischer Ri- siken des Auslandsgesch&fts erwartet werden kann, wurden Auslandserfahrung und Auslandsanteil er- hoben. Fast drei Viertel der erfal3ten Untemehmen verfi3gen Ober eine mehr als 10-j~hdge Erfahrung im Auslandsgesch&ff und kSnnen somit als ,gestande- ne Exporteure" angesehen werden. Diese Vermu- tung wird in der Frage nach dem Auslandsanteil noch erh~rtet - 55% der befragten Untemehmen haben angegeben, dab in den letzten Jahren durch- schnlttlich mehr als die H.~lfte des Umsatzes auf Auslandsgesch&fte entfielen. Bei immerhin 18,3% betrug der Auslandsanteil zwischen 31 und 50%, Nur 6 Unternehmen (4,6%) sind erst seit 1 bis 2 Jahren im Exportgesch~ift t&tig, Dementsprechend liegt der Anteil des Auslandsgeschw am Gesamt- umsatz bei nur 16 Unternehmen (12,2%) unter I 0%.

Tab. 3: Auslandserfahrung der befragten Untemeh- rnungen

Tab. 4: Anteile desAuslandsgesch~ifts am Gesamt- umsatz in Prozent

Mehr als die H~ilfte der befragten Unternehmungen (52,3%) nannte Deutschland als wichtigsten, weite- re 15,9% als zweitwichtigsten Exportmarkt. Die Ana- lyse nach L&ndergruppen zeigt, dab f~r 87 Untemeh- mungen (68%; Basis 128) ein EG-Land, fSr weitere 8 Untemehmungen (6,25~; Basis 128) ein EFTA-

Land den wichtigsten Exportmarkt darstellt - for fast drei Viertel (74,2%) der Untemehmungen ist also ein EG- oder EFTA-Land der umsatzst&rkste Export- markt. Bei der branchenspezifischen Betrachtung ftillt auf, dab nur 70,8% der Maschinenbau-Unter- nehmungen (Basis 48) etn EG- oder EFTA-Land als umsatzst~irksten Exportmarkt genannt haben, w~h- rend dieser Anteil In der chemischen Industrie bei 92,9% (Basis 28) und in der Textilindustrie sogar bei 96,2% (Basis 26) liegt4).

Tab. 5: Umsatzst~kste I_~ndergruppen nach Bran- chen

3. B e d e u t u n g s p e z i f i s c h e r Ris iko- a r ten

Die Bedeutung verschiedener Risikoarten for Ent- scheidungen im Rahmen des internationalen Marke- ting sollte anhand einer 5-stufigen Rating-Skala (1 = sehr wichtig bis 5=0berhaupt nicht wichtig) beurtellt werden. Generell wird dem wirtschaftlichen Risiko, das in der Bonit&t des ausl~indischen Partners be- grCindet ist, die gr68te Bedeutung beigemessen. 94% der befragten Personen bezeichnen das wirt- schaftliche Risiko als sehr wichtig oder wichtig f~r Exportentscheidungen ihres Unternehmens. Die zweitgr58te Bedeutung kommt dem Finanzierungs- risiko zu, das in engem Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen, aber auch dem politischen Risiko steht. Der geringste Stellenwert wird dem Komm- unikations- und dem Substitutionsrisiko zugeschrie- ben, wobei die geringe Bedeutung des Substitutions- risikos im Widerspruch zur Wettbewerbssituation in

4) Die Unterschiede s~nd hochsigniflkant; Peat'sons Cht-Qua- drat-Test: Signifikanzniveau 0,006. (Ergobnisse mit einer Sicheheitswahrscheinlichkeit yon mindestens 95% werden als slgnifikant, Ergebnisse mit elner Sicherheitswahr- scheinlichkeit yon 99% als hochsignifikant bezeichnet.)

8 deP m~1,kt 199411

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den wichtigsten Bestimmungsl~indern 6sterreichi- scher Exporte steht.

Tab. 6" Bedeutung verschiedener Risikoarten for Entscheidungen im Rahmen des inter- nationalen Marketing (Profil der Mittelwer- te)

Bei Ber0cksichtigung der Auslandserfahrung ei- nes Untemehmens, ausgedn3ckt durch die bishedge Dauer der Auslandst&tigkeit, f~illt auf, dab Unter- nehmungen mit grol3er Auslandserfahrung (als sol- che werden hier Untemehmen bezeichnet, die seit mehr als 10 Jahren im Auslandsgesch&ft t~tig sind) den einzelnen Risiken tendenziell eine grSBere Be- deutung beimessen als Untemehmen, die erst seit ein bis zwei Jahren irn Ausland aktiv sind. Dies deutet darauf hin, dab Unternehmungen in der ersten Phase ihrer Auslandst&tigkeit die Wichtigkeit auslands- bedingter Risiken for Entscheidungen im Rahmen des intemationalen Marketing untersch~itzen. Ein wetterer Grund for die unterschiedliche Einsch~t- zung der Auslandsrisiken kSnnte im unterschied- lichen L~nderportfolio von ,Newcomern" und erfah- renen Exporteuren liegen.

. R is ikobezogene Informations- akt iv i t&ten

4.1. A I Igemeine Risikoanalysen

Neben der Kenntnls m6glicher Risikoursachen stellt eine systematische Ristkoerfassung und -analyse die wichtigste Voraussetzung fOr die Planung und Realisierung effizenter Risikopolitik dar. Nur 43,3% der befragten Untemehmungen gaben an, bestimm- te Verfahren zur Erfassung und Analyse auslands- marktspezifischer Risiken einzusetzen, was auf ge-

wisse Defizite in diesem Bereich hindeutet. Die bran- chenspezifische Betrachtung zeigt, dab von 51% der Maschinenbau-Unternehmungen (Basis 49) Ri- sikoanalysen durchgeKihrt werden, w&hrend nur 37% der befragten ]'extilfirmen (Basis 27) bzw. 35,7% der chemischen Industriebetriebe (Basis 28) Verfahren zur Risikoanalyse einsetzen5).

Das Ergebnis, dab mit zunehmender Auslandser- fahrung auch h~ufiger Risikoanalysen durchgefohrt werden, weist darauf hin, dab langj&hdge Erfahrung im Auslandsgesch~ff eine systematische Risikoer- fassung und -analyse nicht ersetzen kann. Nur eln gutes Drittel der Unternehmungen, die weniger als f0nf Jahre im Auslandsgesch~ft t&tig sind (37,5%; Basis 16), setzt Verfahren zur Risikoanalyse ein, w&hrend fast die H&lfte der Unternehmungen mit mehr als 10-jiihriger Auslandserfahrung (Basis 97) regelm~Sig die mit Auslandsgesch~ften verbunde- nen Risiken analysieren6).

Bei der Frage nach den zur Risikoanalyse einge- setzten Verfahren waren Mehrfachnennungen m0g- lich. Mit Abstand am h~ufigsten verwendet werden einfache Checklisten (yon 83,7% der Unternehmun- gen, die Risikoanalysen durchfOhren; Basis 49), ge- folgt yon Risikoprofilen (32,7%), Portfoliomethoden (26,5%), Sensitivit&tsanalysen (14,3%) und Punkt- wertverfahren (12,2%). In der Rubrik ,,Sonstige Ver- fahren" wurde mehrmals auf bestehende Erfahrung im Auslandsgesch&ft sowie auf direkte Kunden- besuche und Informationen von AuSenhandels- delegierten hingewiesen.

Tab. 7: Eingesetzte Verfahren zur Risikoanalyse

4.2, Kenntnis und Einsatz von Ent- scheidungshi l fen zur Beurte i - lung des spezi f ischen L~nder . r isikos

Die politische Stabilit~t stellt ein wesentliches Entscheidungskriterium fOr die Bearbeitung eines

5) Die Unterschiede sind nlcht s~gnifikant. 6) Die Ergebnisse stnd nicht signiflkant.

de_P ma, f'],it, 19~-,411 9

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bestimmten Auslandsmarktes dar. Fast zwei Drittel (65,4%) der befragten Untemehmungen bezeichnen die politische Stabilit&t eines Landes als sehr wichtig oder wichtig for Exportgesch~.fte. Bei Auslands- investitionen spielt die politische Stabilit~it sogar fOr 94,4% eine wichtige oder sehr wichtige Rolle im Entscheidungsproze8.

Die politische Stabilit&t eines Landes stellt einen wesentlichen Bestimmungsfaktor fi]r die HShe des spezifischen L~nderrisikos dar. Unter diesem Termi- nus wird ein Konglomerat verschiedener Risikoarten zusammengefal3t, die mit einer unternehmerischen T&tigkeit im jeweiligen Gastland verbunden sind, ihren Ursprung vor allem in I~inderspezifischen Besonderheiten haben und eine Beeintr~chtigung oder Nichterreichung unternehmerischerZielsetzun- gen zur Folge haben kSnnen7). AIs Anhaltspunkt zur Risikoeinsch&tzung stehen zahlreiche externe Informationsquellen zur Verf0gung, die jedoch von den befragten Unternehmungen erstaunlich wenig genutzt werden8).

Die bekannteste und am h~ufigsten verwendete Informationsquelle stellt das HA-L~nderblatt dar, das 96,8% der befragten Untemehmen (Basis 125) kennen. 57,5% der Unternehmen nehmen dieses I nforrnations-Service der Bundeswirtschaftskammer h&ufi9, weitere 20,9% gelegentlich in Anspruch. L~nderberichte von Banken sind 84% der Untemeh- mungen (Basis 125) als Anhaltspunkt for die Ein- sch~itzung des I_~nderrisikos bekannt und werden von ca. einem Drittel (34,3%) h~iufig, yon einem weiteren Drittel (35,8%) selten als Entscheidungs- hilfe herangezogen. Ein knappes Drittel (32,8%) der befragten Unternehmungen kennt die I_~derbl~tter oder L~inderbedchtsanalysen tier Bundesstelle fOr AuBenhandelsinformation (BfAI) in KSIn, immerhin 11,9% beziehen diese L~nderberichte h~iufig in ihre Marketingentscheidungen ein. Der Bekanntheitsgrad der Obrigen angefohrten L~nderrisiko-lndikatoren (BERl-lndex, I_~nderrating des Instituional Investor Magazine, Business International Country Rating, Euromoney-lndex) liegt jeweils unter 15%, den BERI- Index kennen gar nur 6,4% der Unternehmungen. AIs sonstige Inforrnationsquellen fOr.die Einsch~it- zung des I.~nderrisikos wurden u.a. Wirtschaftszet- tungen (z.B. Intemationale Wirtschaft), allgemeine

7) Vgl. Raff6e, HJKreutzer, R.: (L.anderdstken), S. 28 8) vgl. auch Oertl, M.; Beltak. C. (1990), S. 69 ft.

Presseberichte, HK-Informationen und Direktkon- takte mit Aul3enhandelsdelegierten angefL)hrt.

Tab. 8: Indikatoren for das L~nderrisiko - Bekannt- heitsgrad

Tab. 9: Indikatoren f(~rdas L~derrisiko- Inanspruch- nahme

Eine umfassende Analyse der gesamtwirtschaftli- chen und politischen Rahmenbedingungen des je- weiligen Auslandsmarktes stellt insbesondere fOr mit einem Kapitaltransfer verbundene Markter- schlieSungsstrategien eine entscheidende Erfolgs- voraussetzung dar. Tats~chlich sind Untemehm- ungen mit Niededassungen in einem oder in mehre- ten Auslandsm~rkten wesentlich besser ~ber L~nder- risiko-lndikatoren informiert als Untemehmungen, die (noch) keine Direktinvestitionen im Ausland vor- genommen haben. So gaben nur 1,3% der Unter- nehmungen ohne Auslandsniederlassung (Basis 83) an, den BERl-lndex zu kennen, w~hrend dieser Indi- kator immerhin 14,6% der Unternehmungen mit Auslandsniederlassung(en) (Basis 51) dem Namen nach bekannt ist. Der unterschiedliche Informations- stand ist auch bei den anderen Indikatoren bemerkenswert (Institutional Investor:. 6,5% versus 27,1%, BI-Country Rating: 5,2% versus 20,8%, Euro- Money: 6,5% versus 22,9%).

10 d e r ,m,lt2kl, 1994/1

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Strategische Risikopolitik sterreichischer Exporteure

Tab. 10: Kenntnis von L~nderrislko-lndikatoren - Unternehmungen mit und ohne Auslands- niededassung

Deutliche Unterschiede in den Informations- aktivit~ten ergeben sich auch bei der Inanspruch- nahme der Hilfsmittel bzw. Indikatoren zur Beurtei- lung des ! ~nderrisikos. So ziehen etwa 70,6% der Unternehmungen mit Auslandsniededassung (Basis 51) h&ufig das HA- L~nderblatt heran, im Vergleich zu 49,4% der Unternehmungen ohne Auslands- niededassung (Basis 83). I.~nderbedchte von Ban- ken werden von 45,1% der ,internationalisierten" Unternehmen und von nur27,7% der ,reinen Expor- teure" h~ufig als Entscheidungshilfe verwendet. Das Uinderrating des Institutional Investor Magazine setzen immerhin 21.5% der Auslandsinvestoren h&ufig oder gelegentllch ein, wohingegen dieser Indikator nur von 3,6% der Untemehmungen ohne direkte Auslandsinvestitionen in Anspruch genom- men wird, und das ,sehr selten".

Tab. 11. Inanspruchnahme von I_~'~derrisiko-lndi- katoren von Untemehmungen mit und ohne Auslandsniederlassung

Der hohe Stellenwert tier politischen Stabilit~t ei- nes Landes fSr Exportgesch~fte und insbesondere for Auslandsinvestitionen steht im Gegensatz zur gedngen EinsatzhSufigkeit ad~quater Risikoanalyse- instrumente. Auch wenn die verschiedenen Indika- toren for das politische bzw. I~nderspezifische Risi- ko aufgrund ihres quantitativen Charakters nicht in der I_age sind, alle relevanten Informationsbereiche abzudecken9), k~nnen ste bei zusa'tzlicher BerLick- sichtigung branchen- bzw. produktspezifischer Be- sonderheiten doch als erste Anhaltspunkte ~ r die Risikobeurteilung herangezogen werden. Um kon- krete risikopolitische MaSnahmen ergreifen zu kSn- nen, ist in weiterer Folge allerdings eine differenzler- tere Betrachtung notwendig 10).

/Ms weiterer Ansatzpunkt fOr eine chancen- und dsikoorientierte Auslandsmarktforschung wurde die Nutzung des Informationsangebots der Welthandels- datenbank der Bundeswirtschaftskammer abgefragt. Nut ein Drittel der befragten Untemehmungen (33,6%; Basis 131) besorgt sich Daten for Marktselektions- und/oder Markteintrittsentscheidungen 0ber die Welthandelsdatenbank. Von den Unternehmungen, die das Informationsangebot der Welthandelsdaten- bank nicht nutzen (d.s. 87), gab fast die H~lfte (49,4%) an, die Welthandelsdatenbank gar nicht zu kennen, was auf die Notwendigkeit verst&rkter Informationsaktivit&ten von Seiten tier Bundeswirt- schaftskammer hinweist.

9) vgl. Bdxle, M.; Haag, T. (1993), S. 27 10) vgl. Grabner-kOauler, S. (1992a), S. 120

deP zT~G,kt; lrj04tl ) |

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Sonja Grabner-Kr ,uter

5. E x p o r t k o o p e r a t i o n als Inst ru . ment zur Risikohandhabung

Insbesondere kleinere und mittlere Unternehmun- gen kSnnen dutch kooperativen Export die spezifi- schen auslandsbedingten Risken und auch Kosten sowie sonstige mit Exportgesch&ften verbundene Probleme (z.B. Schwierigkeiten bei der Informa- tionsbeschaffung) verringern. Allerdings scheinen die Probleme, die bei der Suche nach geeigneten Kooperationspartnern h~ufig auftreten, sowie das MiStrauen, in neue Abh&ngigkeiten zu geraten, fOr viele Unternehmen schwer 0berwindbar zu sein.

Nur 22 (16,4%) der befragten Unternehmungen kooperieren im Exportgesch~iff mit anderen Unter- nehmungen, z.B. in Form eines Exportkonsortiums, einer Exportgemeinschaft oder eines Export- ringes11). Erwartungsgem&13 spielt die Export- kooperation im Maschinenbau die gr6Bte Rolle - die H~ilfte aller Exportkooperationen f&llt in diese Bran- che, in der sich Insbesondere bei komplexen Gror~- anlagen h~ufig die Notwendigkeit zur Bildung von vertraglichen Anbietergemeinschaften ergibt 12). Der Anteil der Untemehmungen mit Exportkooperationen liegt im Maschinenbau bei mehr als einem F~nftel (21,6%, Basis 51), in der Textilindustrie bei 14,8% (Basis 27) und in der chemischen Industrie bei nut 10,7% (Basis 28) 13).

fLihrt; in 81,8% der eingegangenen Exportko- operationen arbeiten Unternehmungen mit einer Auslandserfahrung von mehr als 10 Jahren zusam- men. DemgegenLiber kooperieren Unternehmungen mit einer Auslandserfahrung von weniger als zwei Jahren Oberhaupt nicht mit anderen inl&ndischen Unternehmungen tm Exportgasch~ft, obwohl gera- de sie die positiven Effekte einer Exportkooperation nutzen kSnnten. Die wichtigste Rolle for eine Export- kooperation spielt der Faktor ,Risikoteilung durch Zusammenarbeit" (Mittelwert 2,0 auf einer 5-stufi- gen Skala von l=sehr wichtig bis 5=Oberhaupt nicht wichtig). Auf die n~chsten Rangpl~tze wurden die Faktoren ,,Kostensenkung" sowie ,,St~rkung der ei- genen Markt position" gereiht (Mittelwert jeweils 2,1 ). Der M6glichkeit, im Rahmen einer Exportkooperation gemeinsame Auslandsmarktforschung betreiben zu k6nnen, wird relativ wenig Bedeutung beigemessen (Mittelwert 3,0).

Tab. 13: Bedeutung ausgew&hlter Faktoren for Exportkooperationen (Profil der Mittelwer- te)

. Ris ikoverr ingerung durch un- mi t te lbare Pr~senz im Ausland

6.1. Eigene Nieder lassung im Aus- land

Tab. 12: E.xportkooperationen nach Branche

Fast drei Viertel (72,8%; Basis 22) der Export- kooperationen werden von Unternehmungen mit einem Auslandsanteil von mehr als 50% durchge-

11) vgt. Schnmder (1977). S. 65 12) vgl. Backhaus (1992). S. 4 ! 7 f. 13) Die Unterschiede sind nicht signifikant.

Unter marketingpolitischen Aspekten bietet eine unmittelbare Marktpr~senz im jeweiligen Zielmarkt vor allem die MOglichkeit intensiver Marktforschungs- aktivit~ten, detaillierte Marktkenntnisse sowie un- mittelbare Kontakte zu den Abnehmern. Durch die erreichte physische und psychische Kundenn~he werden Kommunikations- und Substitutionsrisiko verringert. Dar~iber hinaus ermOglicht eine Pro- duktionsverlagerung ins Ausland die Umgehung verschiedener Erscheinungsformen des politischen Risikos (z.B. Importverbote, -kontingentierungen und

12 de;' m&]'}Et; 1994/1

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Strategische Risikopolitik 8sterreichischer Exporteure

hohe Zollbelastungen) und des W~hrungsrisikos 14).

Den grSP, ten Anteil an Untemehmungen mit eige- ner Auslandsniederlassung gibt es in der chemi- schen Industrie (50%, Basis 28), gefolgt vom Maschinenbau mit 39,2% (Basis 51) und der Textil- industrie mit 22,2% (Basis 27). Die mit zunehmender Untemehmensgr~Se verbundenen Vorteile(z.B, mehr Finanz- und Personalressourcen) erleichtern die GrOndung yon Auslandsniederlassungen15). Die hochsignifikanten Unterschiede im Hinblick auf das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein yon Aus- landsniederlassungen zwischen den Untemehmens- grSBenklassen 16) sind somit nicht unerwartet, in ihrer Deutlichkeit alger dennoch auffallend. W~ihrend yon den Unternehmungen mit weniger als 100 Mitar- beitem (n=97) nur 27,8% im Ausland .vor Oft" pr~- sent sind, steigt der Prozentsatz bei den Untemeh- mungen mit mehr als 500 Mitarbeitem (n=15) auf 86,7%.

Tab. 14" Auslandsniederlassung nach Unterneh- mensgr~Be

Auch in der Beziehung zwischen Auslandsanteil sowie Auslandserfahrung und dem Vorhandensein einer eigenen Auslandsniededassung zeigt sich eine eindeutige Tendenz. Je gr~Ber der auf Auslands- gesch~ifte enffallende Umsatzanteil, umso gr68er ist die Wahrscheinlichkeit, dab ein Unternehmen 0ber eine Auslandsnlederlassung verh3gt 17). Die Wahr- scheinlichkeit des Vorhandenseins einer Auslands- niederlassung steigt tendenziell auch mit zuneh- mender Dauer der T~tigkeit im Auslandsgesch&ft.

Im Zusammenhang mit der Gr'Qndung einer Pro- duktionsst&tte im Ausland wurde die Bedeutung verschiedener Faktoren mit dsikopolitischen Aus-

14) Allerdlngs brlngt eine Produktionsverlagerung ins Austand sowohl ohne aJs auch mit Direktinvestition eino Reihe ande- rer speziflscher Risiken mit sich: vgl. z. B. Grabner~ S. (1992b), S. 437 f.

t5) vgl. z.B. auch die Ergebnisse der Untersuchung yon Mie~enbt~ck, K_ (1989). S. 122 f.

16) Pear,ores ChI-Quadrat-Test: Signifikanzniveau O,0 17) Pear,sons ChFQuadrat-Test: Signtfikanznlveau 0,001. Denk-

bar ist auch ein umgekehrter Ursache-Wirkung~-us hang.

wtrkungen wiederum anhand einer 5-stufigen Skala (1 = sehr wichtig his 5 = Qberhaupt nicht wichtig) abgefragt. Die gr88te Bedeutung kommt nach Mei- nung der befragten Unternehmungen (n=117) den beiden Faktoren ,,geographische N~ihe zum Kun- den" (Mittelwert 1,9) und .Verringerung von Lohn- bzw. Produktionskosten" (Mittelwert 2,0) zu, die yon jeweils ca. drei Viertel der Untemehmungen als sehr wichtig oder wichtig beurteilt wurden (76,9% bzw. 73,7%). Die Produktionsverlagerung in den jeweilt- gen Zielmarkt stellt weiters eine wichtige MaBnahme zur Umgehung von Handelshemmnissen (Mittelwert 2,2) dar. Bemerkenswert ist, dab die beiden Marketingfaktoren ,psychische N~he zum Absatz- markt= und .verbesserter Zugang zu Markt- informationen" als wichtiger beurteilt werden, als etwa ,,Wechselkurs", .Anpassung an Konkurrenz und ,politischer Druck".

Zwischen Unternehmungen mit Auslandsnieder- lassung(en) (n=47) und Untemehmungen ohne Aus- landsniederlassung (n=70) bestehen Einsch~tzungs- unterschiede vor allem bei den Faktoren .Verringe- rung von Transportkosten" (Mittelwert 2,8 im Ver- gleich zu 2,3) und .Wechselkurs" (2,5 im Vergleich zu 2,9)18). Der MSglichkeit, durch Produktionsnieder- lassungen Handelshemmnisse umgehen zu kOnnen, wird yon .erfahrenen" Untemehmungen mit Aus- landsniederlassung(en) mehr Bedeutung beigemes- sen als yon Unternehmungen ohne Auslands- niederlassung (Mittelwert 2,1 irn Vergleich zu 2,3).

Tab. 15: Bedeutung ausgew~ihlter Faktoren for die Gr0ndung von Produktionsst&tten im Aus- land (Einsch&tzung von Untemehmungen mit und ohne Auslandsniederlassung)

18) Nur tier Beurteilungsuntefschied beim Faktor Transport- kostenverringerung ist slgnifikant; Signifikanzniveau: 0,023. 0berpr{','fung mitlels T-Test fBr unabh~tnglge Sllchproben.

dOP 'ctla2]{t, 1994/1 13

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S0nja Grabner-Krauter

6.2. Kooperat ion mit e inem Partner im Z ie lmarkt - L izenzvergabe und/oder Joint Venture

Dutch Kooperation mit einem Partner im Zielland - etwa in Form einer Lizenzvergabe oder eines Joint Venture - k5nnen die Risiken einer Produktions- verlagerung ins Ausland wesentlich verringert wet- den. Bei der Uzenzvergabe werden nur immaterielle Unternehrnensressourcen ins Ausland transferiert, soda8 das Risiko eines Kapitalverlustes im Vergleich zu anderen Operationsformen der Leistungserstel- lung im Ausland, die einen Kapitaltransfer erfordern, gering ist. Bei der Gn3ndung eines Joint Venture f0hrt die Inanspruchnahme Iokaler Ressourcen zu einer Begrenzung der mit dem Kapitaltransfer verbunde- nen Risiken. Durch die Beteiligung eines markterfah- renen Partners k~nnen dessen Marktkenntnisse, Ver- triebssystem, Kundenkontakte und Produktions- st&tten genutzt werden 19).

Insgesamt gaben 38 Unternehmungen (28,8%; Basis 132) an, in einem oder mehreren Auslands- m~kten mit Iokalen Partnem in Form eines Uzenz- oder Joint Venture-Vertrages zusammenzuarbeiten. Zwischen den betrachteten Branchen bestehen si- gnifikante Unterschiede 20). W&hrend 40% der befragten Maschinenbau-Untemehmungen (Basis 50) Lizenz- und/oder Joint Venture-Vertr&ge ab- geschlossen haben, liegt dieser Anteil bei den Unter- nehmungen der chemischen Industrie bei 33,3% (Basis 27) und bei den Textilindustdebetdeben bei nur 11% (Basis ebenfalls 27).

Tab. 16: Kooperation mit ausl~ndischen Partnem nach Branche

Die Wahrscheinlicllkeit, mit der ein Exportunter-

19) vgl. Seibert (1981)~ S. 91

nehmen Auslandsm~irkte mittels Lizenzvergabe und/ oder Joint Venture bearbeitet, ist umso gr68er, je mehr Mitarbeiter in diesem Unternehmen besch~f- tigt sind21). Weniger als ein F0nftel der Untemeh- mungen mit unter 100 Mitarbeitem (19,8%, Basis 96) kooperieren mit ausl~indischen Partnern in Form von Lizenzvergaben und/oder Joint Ventures, w~ihrend dieser Anteil bei den Untemehmungen mit mehr als 500 Mitarbeitem bei fast drei Viertel liegt (71,4%, Basis 14). Da die mit diesen Formen der Markter- schlieBung verbundenen Vorteile des geringe(re)n Kapitalrisikos und der Nutzung der Markterfahrung eines ausl~ndischen Partners gerade fOr kleinere Betriebe sehr wesentlich erscheinen, ist dieses Er- gebnis eher unerwartet

T a b . 1 7 : Kooperation mit ausl~indischen Partnem nach Unternehmensgr58e

Ein signifikant positiver Zusammenhang besteht auch zwischen der Wahrscheinlfchkeit bzw. der Be- reitschaft zur Kooperation mit ausl&ndischen Part- nern und dem Anteil des Auslandsgesch~fts am Gesamtumsatz eines Unternehmens22). Allerdings ist die Ursache-Wirkungs-Beziehung unklar - ent- weder erh6ht sich der Auslandsumsatz durch das intensivere Auslandsengagement oder aber die Be- reitschaft zu mehr .Commitment" im Auslands- gesch&ft steigt mit zunehmendem Exportumsatz.

Entscheidende Bedeutung for den Erfolg einer MarkterschlleBung dutch Lizenzvergabe kommt den Faktoren .Auffinden eines geeigneten Partners" als Uzenznehmer (Mittelwert 1,9 auf einer 5-stufigen Skala von 1 = sehr wichtig bis 5 = Oberhaupt nicht wichtig) und .vertragliche Gestaltung" der Lizenzver- einbarung (Mittelwert 2,1) zu23). An die dritte Stelle wird der .rasche Marktzutr~" gereiht, den eine Li- zenzvergabe ermOglicht.

Auch for die Gn3ndung eines erfolgreichen Joint Venture stellt das Auffinden eines geeigneten Part- ners den wichtigsten Faktor dar (Mittelwert 1,7). Die

20) Pearsons Chi-Ouadrat-Test: Signiflkanzniveau 0,03 21) Pearsons Chi-Ouadrat-Test: Signtfikanznlveau 0,0 22) Pearsons Chi-Ouadrat-Test Signifikanzntveau 0,03 23) vgl, dazu z.B. Weiherm011er (1982). S. 93 ft.

14 d~ zT~Pt4.-~ 1994/1

Page 9: Strategische Risikopolitik österreichischer Exporteure

Strategische Risik0p01itik 0sterreichischer Exp0rteure

n~chsten Rangplatze nehmen die Faktoren .besse- rer Zugang zu Kunden und BehSrden" (Mittelwert 1,8), ,,vertragliche Gestaltung" und ,,rascher Markt- zutritt" (Mitlelwert jeweils 1,9) ein. 0berraschend ist die relativ geringe Bedeutung, die dem Faktor ,poli- tischer Druck" (Mittelwert 3,0) zugeschdeben wird. In der Literatur werden von den Gastl~indem gestell- te Forderungen nach Beteiligung einheimischen Kapitals als wichtiger Bestimmungsgrund fLir das Eingehen von Joint Ventures angesehen24).

sprechenden Prozents~itze bei n ur 17,1% bzw. 12,9 % (Basis jeweils 70).

Tab. 18: Bedeutung verschiedener Faktoren ff.ir Li- zenzen und Joint Ventures

6.2.3. Probleme bei der Abwicklung einzelner Exportgesch~fte

AIs Anhaltspunkt for die HShe des Absicherungs- bedarfs for ein bestimmtes Exportgesch~ft wurde die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Prob- lemen bei der Exportabwicklung herangezogen 25). Exporte in Nicht-EG- oder EFTA-Staaten waren signigikant h&ufiger mit Problemen verbunden als Exporte in ein EG- oder EFTA-Land 26). So wurden 70% der Exporte in ein EG- oder EFTA-Land (Basis 70) reibungslos abgewickelt, w~hrend dieser Anteil bei den sonstigen Bestimmungsl&ndern nur bei 45,3% (Basis 86) liegt. Bei fast einem Drittel der Exporte in Nicht-EG- oder EFTA-Staaten (32,6%, Basis 86) kam es zu kleineren, bei 22,1% zu gr58eren Problemen - bei den Exportgesch~ften mit Abneh- mem in einem EG- oder EFTA-Land liegen die ent-

24) vgl. z.B. Root (1987), S. 148 25) Untersuchungseinhei! f~r die folgenden Auswertuncjen is',

ein einzeln~r Exportgescl~t~ftsfall. Die befragten Auskunlts- personen haben insgesamt 156 Exportgesch&ftsf~ille be- schrieben.

26) Pearsons Chi-Quadrat-Test: Signifikanzniveau 0,008

Tab. 19: Probleme bei derAbwicklung von Exporo ten nach Beslimmungsl~.ndem

Hochsignifikante Unterschiede in Bezug auf das Auftreten yon Problemen bei der Exportabwicklung zeigen sich auch nach Gesch&ftsarten27). Bei Erstge- sch~iffen, die in der Regel mit hSheren Risiken ver- bunden sincl, kam es tats&chlich in 30,8% (Basis 65) zu gr5Beren Problemen, w~hrend dieser Anteil bei .normalen" Wiederholungsgesch~ften und bei lang- fristigen Liefervertr~gen bei 9% (Basis 78) bzw. 10% (Basis 10) liegt. Die Wahrscheinlichkeit einer rei- bungslosen Abwicklung ist bei Wiederholungs- gesch~ften und langfistigen Liefervertr&gen viel h~- her als bei Erstgesch~ften.

Tab. 20; Abwicklung nach Gesch~iftsart

Die I.~nge des einger~urnten Zahlungsziels stellt einen weiteren wichtigen Indikator fOr die Wahr- scheinlichkeit des Auftretens von Problemen bei der Abwicklung von Exportgesch~ften dar. Je I&nger das vereinbarte Zahlungsziel, umso eher kommt es bei der Abwicklung der Exporte zu Problemen. W&h- rend der Anteil der reibungslos abgewickelten Export~ gesch&fte bei Zahlungszielen unter 30 Tagen bei zwei Drittel (66.7%. Basis 48) und bei Zahlungszielen

27) Pearsons Chl-Ouadrat-Test: Signffikanzniveau 0,0

der maz'l{t, ~ / 1 15