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26 STARGET 1 | 15 STRAUMANN® DENTAL IMPLANT SYSTEM Straumann® Bone Level Tapered Implantat (BLT) Beitrag des BLT-Implantats zu Primär- stabilität und Osseointegration bei Schädigungen in ästhetisch relevanten Zonen SEPEHR ZARRINE DDS FRANKREICH Kieferchirurg. Auf Implantologie spezi- alisierte private Praxis (Saint Dié, Frank- reich). ITI-Sprecher Frankreich. European Master in Dental Implantology. Chirurgie, Prothetik, Knochentransplantationen (Frankfurt, Deutschland). Universitäts- diplom in Mund-, Kiefer- und Plastischer Gesichtschirurgie (Fakultät für Medizin, Paris VII). Surgitechstudies.com [email protected] Der Autor bedankt sich bei Pierre Chapuis und seinem Team im Laboratoire Oral Beauty (Bruyeres, Frankreich). oralbeauty.com AUSGANGSLAGE Beim Patienten handelt es sich um einen 56-jährigen körperlich aktiven und gesun- den Mann. Er ist Nichtraucher, nimmt keine Medikamente und hat keine Allergien. Er wurde an uns überwiesen und stellte sich mit einer lockeren Frontzahnbrücke von Zahn 11 bis 22 vor. Da zu seinem Beruf auch öffentliche Vorträge gehören, wirkt sich seine klinische Situation in der ästhetischen Zone negativ auf sein Selbstvertrauen aus. Bei der klinischen Untersuchung (Abb. 1, 2) zeigte sich eine leichte Entzündung des Zahnfleischs ohne Abszess. Bei der klinischen Sondierung wurden bei Zahn 11 ein vestibulärer Knochenverlust und eine faule Wurzel festgestellt; bei Zahn 22 lag kein Knochenverlust vor. BEHANDLUNGSPLAN Zwei Behandlungsoptionen wurden in Erwägung gezogen: 1. Extraktion beider Wurzeln, Heilungsphase, Re-Entry zur Insertion von zwei Im- plantaten mit transmukosaler Einheilung und zeitgleichem GBR-Verfahren, Ein- heilung, Gingivoplastik und Platzierung der endgültigen Prothese. 2. Extraktion beider Wurzeln, sofortige Implantation mit zeitgleicher Knochenre- konstruktion und Gingivaverstärkung, Platzierung der Zahnkrone am selben Tag, d. h. sofortige Platzierung und unmittelbare provisorische Versorgung. Um den Patienten bei einer insgesamt verkürzten Behandlungszeit (einschließlich der Zeit für den operativen Eingriff) zu versorgen, entschieden wir uns für die zweite Lösung. 1 3 2 4

Straumann® Bone Level Tapered Implant (BLT)

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Beitrag des BLT-Implantats zu Primärstabilität und Osseointegration bei Schädigungen in ästhetisch relevanten Zonen

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Straumann® Bone Level Tapered Implantat (BLT)

Beitrag des BLT-Implantats zu Primär-stabilität und Osseointegration bei Schädigungen in ästhetisch relevanten Zonen

SEPEHR ZARRINEDDS

FRANKREICH

Kieferchirurg. Auf Implantologie spezi-alisierte private Praxis (Saint Dié, Frank-reich). ITI-Sprecher Frankreich. European Master in Dental Implantology. Chirurgie, Prothetik, Knochentransplantationen (Frankfurt, Deutschland). Universitäts-diplom in Mund-, Kiefer- und Plastischer Gesichtschirurgie (Fakultät für Medizin, Paris VII).

[email protected]

Der Autor bedankt sich bei Pierre Chapuis und seinem Team im Laboratoire Oral Beauty (Bruyeres, Frankreich).

oralbeauty.com

AUSGANGSLAGE

Beim Patienten handelt es sich um einen 56-jährigen körperlich aktiven und gesun-den Mann. Er ist Nichtraucher, nimmt keine Medikamente und hat keine Allergien. Er wurde an uns überwiesen und stellte sich mit einer lockeren Frontzahnbrücke von Zahn 11 bis 22 vor. Da zu seinem Beruf auch öffentliche Vorträge gehören, wirkt sich seine klinische Situation in der ästhetischen Zone negativ auf sein Selbstvertrauen aus. Bei der klinischen Untersuchung (Abb. 1, 2) zeigte sich eine leichte Entzündung des Zahnfleischs ohne Abszess. Bei der klinischen Sondierung wurden bei Zahn 11 ein vestibulärer Knochenverlust und eine faule Wurzel festgestellt; bei Zahn 22 lag kein Knochenverlust vor.

BEHANDLUNGSPLAN

Zwei Behandlungsoptionen wurden in Erwägung gezogen:

1. Extraktion beider Wurzeln, Heilungsphase, Re-Entry zur Insertion von zwei Im-plantaten mit transmukosaler Einheilung und zeitgleichem GBR-Verfahren, Ein-heilung, Gingivoplastik und Platzierung der endgültigen Prothese.

2. Extraktion beider Wurzeln, sofortige Implantation mit zeitgleicher Knochenre-konstruktion und Gingivaverstärkung, Platzierung der Zahnkrone am selben Tag, d. h. sofortige Platzierung und unmittelbare provisorische Versorgung.

Um den Patienten bei einer insgesamt verkürzten Behandlungszeit (einschließlich der Zeit für den operativen Eingriff) zu versorgen, entschieden wir uns für die zweite Lösung.

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Wir haben eine adaptierte Knochen-Gingiva-Gewebetransplan-tationstechnik angewendet, die bereits seit mehreren Jahren und mit hervorragenden Ergebnissen praktiziert wird. Die präoperative Beurteilung ergab potenzielle Probleme hinsichtlich der Primärsta-bilität an der Stelle des Zahns 11, wo nur wenige Millimeter Kno-chen für die Implantatverankerung verblieben waren. Aus diesem Grund setzten wir dieses neuartige Bone Level Tapered Implantat ein, das darauf ausgelegt ist, auch bei schwierigen klinischen Situ-ationen eine gute Primärstabilität zu erreichen. Außerdem bietet die Straumann® SLActive® Oberfläche bekanntermaßen ein hohes Maß an Sicherheit für die kritische Phase der Osseointegration. Präoperativ wurden Abdrücke genommen, um eine Bohrschab-lone und einen perforierten Abformlöffel anzufertigen.

OPERATION

Nach Entfernung der Brücke wurde eine vertikale radikuläre Fraktur bei Zahn 11 und eine ausgedehnte Karies bei Zahn 22 bestätigt. Die Zahnwurzeln wurden atraumatisch extrahiert, bei Zahn 22 durch Anwendung des Benex® Extraktionssystems (Abb. 3) und bei Zahn 11 mit einem feinen Elevator (Abb. 4). Ein Gingivalappen wurde abpräpariert, um Zugang zum Knochen-defekt bei Zahn 11 zu erhalten (Abb. 5).

Da die bukkale Seite von Zahn 22 noch intakt war, wurde auch die Gingiva am Knochen anhaftend belassen (d. h. Verfahren ohne Lappenbildung), um das Periost-Attachment am Knochen nicht zu beeinträchtigen. Bei Zahn 21 wurde ein Lappen aufge-rollt, um den Aspekt des bukkalen Alveolarkamms zu verbrei-tern. Die beiden Zahnalveolen wurden sorgfältig ausgeschabt und mit einem Rosenbohrer gesäubert. Die chirurgische Bohr-schablone wurde genutzt, um die ideale Achse für das Implantat und das bestmögliche Austrittsniveau zu bestimmen (Abb. 6, 7). Nach Identifikation der Bezugspunkte und der anschließenden Bohrung wurde die Schablone repositioniert, um die Achse der Ausrichtungsstifte zu verifizieren (Abb. 8). Um eine ausreichen-de Primärstabilität zu erreichen, wurde für den abschließenden Präparationsschritt der BLT Bohrer-mit einem Durchmesser von 2,8 mm verwendet.

Das Insertionsdrehmoment für beide Roxolid® Bone Level Ta-pered Implantate (∅ 4,1 mm RC; Länge: 14 mm) mit SLActive® Oberfläche war größer als 50 N/cm. Das Implantat an Stelle 22 wurde zum Gaumen hin platziert, um einen schmalen bukka-len Spalt zwischen dem Implantat und der Alveolenwand zu erhalten. Beim Implantat an Stelle 11 waren nach Insertion 8 Gewindegänge sichtbar. Es wurde ebenfalls zum lingualen As-pekt der Extraktionsalveole hin platziert, sodass ein Spalt zwi-

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schen dem Implantat und der bukkalen Knochenwand erhalten blieb (Abb. 9). Die Verankerung beider Implantate wurde durch die letzten apikalen Millimeter erreicht, weshalb die Länge von 14 mm und eine Unterpräparation erforderlich waren.

Die beim Bohren anfallenden Knochenfragmente konnten dank des Designs der BLT-Bohrer zum größten Teil wiedergewonnen werden; ein Teil dieses Knochenmaterials wurde zum Füllen des Spalts um das Implantat in Position 22 herum verwendet. Das verbliebene Material diente als Abdeckung der Implantatober-fläche. Um gleichzeitig den defizitären Knochen zu regenerieren und die Gingiva zu verstärken, wendeten wir eine spezielle Me-thode an, die wir über mehrere Jahre optimiert haben.

Dabei wurde ein Knochen-Gingiva-Transplantat aus der Tuber maxillaris des Weisheitszahns entnommen. Mittels einer zuvor durchgeführten 3D-Untersuchung konnte bestätigt werden, dass ein gutes Volumenangebot im Tuber maxillaris gegeben war. Dieses kombinierte Transplantat für die Osseointegration wurde zunächst vom Epithel befreit (Abb. 10) und dann in den vestibulären Spalt der zentralen Schneidezähne hineingedrückt. Zur Vermeidung jeglicher Bewegung wurde der knöcherne Kern mithilfe einer Osteosyntheseschraube auf dem verbliebenen Kieferkamm unter Zuhilfenahme des Kortikalisknochens des Gaumens fixiert (Abb. 11). Gerade verschraubte Straumann®

Sekundärteile (VSSs) von 2,5 mm Höhe wurden anschließend auf die Implantate platziert. Das Vernähen erfolgte mit einer resorbierbaren Monofaser 5.0.

Danach wurden auf Sekundärteilniveau Abformpfosten für offe-nen Löffel aufgeschraubt und mithilfe des perforierten Abform-löffels ein sektoraler Abdruck genommen (Abb. 12). Nach der Abformung wurden zwei Schutzkappen aufgebracht, um eine Bedeckung der Sekundärteile (VSSs) durch die Gingiva während des Tages zu verhindern. Der Prothetik-Planungsprozess erfolgte gemeinsam mit dem Dentallabor, in dem auch die endgültige Prothese angefertigt wird. Sechs Stunden nach der Operation war die Gingiva stabil genug (Abb. 13), um die Schutzkappen ohne Betäubung zu entfernen und die provisorische Brücke auf die Sekundärteile (VSSs) schrauben zu können (Abb. 14 bis 17).

Eine Woche nach dem operativen Eingriff wurde eine klinisch-visuelle und röntgenologische Untersuchung durchgeführt (Abb. 18, 19); dabei zeigte sich, dass die initiale Einheilphase erfolgreich verlaufen war. Das Zahnfleisch sah gesund aus und es wurden keine klinischen Komplikationen beim Patienten festgestellt. Bei einem Re-Entry nach zwei Monaten ergab die klinische Untersuchung, dass Implantate, Knochenfragmente und Gingiva perfekt eingeheilt waren (Abb. 20).

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FAZIT

Der hier beschriebene schwierige Fall belegt, dass es möglich ist, ein aus mehreren Schritten bestehendes klinisches Verfahren auf einen überschaubaren und kostenef-fizienten Zeitrahmen zu verkürzen. Außerdem könnte diese Methode in Anbetracht der Implantatplatzierung in der ästhetisch relevanten Zone von besonderem Interesse sein – sowohl für Zahnärzte und Kieferchirurgen als auch für die Patienten. Der Erfolg der Restauration gründet sich auf die Kombination folgender hochmoderner Techno-logien und Methoden:

1. Verwendung der Straumann® Bone Level Tapered Implantate, mit denen auf-grund ihres Designs und eines flexibel handhabbaren Bohrprotokolls eine gute Primärstabilität auch bei beeinträchtigten Knochenverhältnissen am Implantat-bett erreicht werden kann

2. Wiederverwendung von Knochenfragmenten, die zuvor mit den zugehörigen Bohrern der Straumann® Bone Level Tapered Implantate entnommen wurden

3. Transplantationsmethode, bei der ein Knochen-Gingiva-Gewebetransplantat aus dem Tuber maxillaris eingesetzt wird

Auf diese Weise konnten wir unseren Patienten innerhalb eines einzigen Tages mit einem festsitzenden Zahnersatz versorgen. Die provisorische Brücke hatte keinen Okklusalkontakt und diente lediglich dazu, dem Patienten das Sprechen und Lächeln zu ermöglichen. Sobald die Osseointegration abgeschlossen und das Transplantat sich verfestigt hat, kann die endgültige Brücke geplant und angefertigt werden.

Benex® ist eine registrierte Handelsmarke von BENEX, Schweiz.

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