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SENIORENSTUDIUM DER LMU - SPEKTRUM DER WISSENSCHAFTEN Mittwoch, 14.5.08, 17 Uhr, Hauptgebäude LMU Geschwister Scholl Platz, HS B 101 SCHÜTZENSTR. 3, 80335 MÜNCHEN www.Das-Stress-Seminar.de DR. DR. MED. THOMAS BECK TEL 089/ 593 593 [email protected] www.DrDrBeck.de NATURHEILKUNDLICHE PRIVATPRAXIS STRESS – medizinische und psychologische Grundlagen, sowie praktische Maßnahmen zur Stressbewältigung (Stress Seminar) A) Grundlagen, medizinische und psychologische Physiologie von Streß „Der Löwe brüllt im Gebüsch“: Umschaltung aller Organe und Funktionen über das Vegetative Nervensystem => Aktivierung Sympathicus (Streßnerv „ergotroper Leistungsnerv“): Durchblutg. der Musk +++ Blutdruck +++, Blutzucker +++, Glykogenausschüttg aus Leber +++, Aktivierung der Muskulatur, Bronchien Weitstellung, Pupillen Weitstellung, Blockierung Magen-Darm-Trakt, Sexualität --- hormonelle Umstellungen: Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol, Testosteron Im Wechselspiel mit Parasympathicus (Vagusnerv, „trophotroper Erholungsnerv“) Ruhe- Erholungs- und Reparaturnerv, Aufbau der Leistungsreserven (z.B. Glykogenspeicherung in Leber, Darm-Drüsentätigkeit +++), Herzfrequenz ---, Muskeldurchblutg ---, Ausgleich Säure Basen, aktiv v.a. in der Nacht Verständnismodelle von Streß Anregender „guter“ Streß (Eu-Streß) „Kick“: bungee jumping, Auto, TV: Thriller anschauen, „flow“ krankmachender „schlechter Streß“ (Dys-Streß) burn-out CANNON, 1932: „fight or flight“ Notfallreaktion - sofortige Handlungsbereitschaft durch Reflexe + Schematismen, über Stammhirn (Reptilien) Zwischenhirn unterhalb Großhirnebene (VNS) SELYE, 1936 (ursprüngliches Streßkonzept): normalerweise Adaptation: Anspannung – Entspannung; Streß ist stereotyp - hormonell ablaufendes Reaktionsmuster auf Stressor - unabhängig von Erkrankung (schwere Infektion, Blutverlust, Krebs…) => „Biologisches Streßsyndrom“ / Allgemeines- Anpassungs-Syndrom AAS oder Generalisiertes-Anpassungs- Syndrom GAS; stereotyper Ablauf: 1. Alarmreaktion: Aktivierung Sympaticus: Pupillen weit, Bronchien weit => verbesserte Belüftg der Lungen, Herzfrequenz +++, Blutdruck (RR) +++, verlangsamte Peristaltik, Noradrenalin und Adrenalin (Katecholamine) Ausschüttung => Blutzucker +++ , Lipolyse +++, Venenkonstriktion, EEG Desynchronisation über Stimulierg des ARAS, Muskelperfusion +++, Cortisolausschüttg (NNR), Somatotropin (HVL): Kohlenhydrat und Fettstoffwechsel +++; wegen hohem BZ => Übersäuerung => „Überaktivierung“ 2. Widerstandsphase: Gegenregulation des Parasympathicus, aber Hypophyse bleibt hoch, Adrenalin und Noradrenalin + Cortisol bleiben hoch => Schwächung der Schilddrüse und der Sexualfunktion, Störung der Menstruation, vermehrte Aldosteronausschüttg aus NNR => Förderung entzündlicher Prozesse; => typische Psychosomatische Krankheiten wie Asthma, Hypertonie, Ulcus 3. Erschöpfungsphase: Vergrößerung von Nebennierenrinde (ähnlich Chushing-Syndrom), Schrumpfung von Thymus und von lymphatischem Gewebe => Infektanfälligkeit => vorzeitige Alterung, Depression, Ängstlichkeit LAZARUS (1974) kognitives Modell: Wechselwirkungsprozesse: Streß je nachdem, ob Individuum glaubt, Situation kontrollieren zu können => Situationsdeutung; wesentlich für Streßgehalt sind nicht objektive Kriterien, sondern Gedanken, Empfindungen, Überlegungen, Erfahrungen (innere Einstellung), nicht Reiz für sich ist ab bestimmter Intensität stressend, sondern individuelle Bewertung: „appraisalHARRISON (1978) Missfit Modell: empfundene Divergenz zwischen Leistungs- Anforderung aus Umgebung (Environment) und eigenen Fähigkeiten/Ressourcen der Person WEITERE Streß Theorien (LEVIS, McGRATH, HENRY, etc.) Gesundheit und Streß Burn out, Stresskrankheit, posttraumatische Streßstörung: posttraumatic stess disorder PTSD Zellulärer Streß, Oxidation, freie Radikale, Säure - Basen - Haushalt (Prostaglandine etc.) Veränderung des Erbguts (Verkürzung der Telomere) Körperliche Messung von Streß u.a. durch: o Bestimmung der „Herzratenvariabilität“ (HRV) o Hormone z.B. aus dem Speichel (Testosteron, Cortisol, etc)

STRESS – medizinische und psychologische … · STRESS – medizinische und psychologische Grundlagen, sowie praktische Maßnahmen zur Stressbewältigung ... Adrenalin, Noradrenalin,

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Page 1: STRESS – medizinische und psychologische … · STRESS – medizinische und psychologische Grundlagen, sowie praktische Maßnahmen zur Stressbewältigung ... Adrenalin, Noradrenalin,

SENIORENSTUDIUM DER LMU - SPEKTRUM DER WISSENSCHAFTEN Mittwoch, 14.5.08, 17 Uhr, Hauptgebäude LMU Geschwister Scholl Platz, HS B 101

SCHÜTZENSTR. 3, 80335 MÜNCHEN www.Das-Stress-Seminar.de DR. DR. MED. THOMAS BECK TEL 089/ 593 593 [email protected] www.DrDrBeck.de NATURHEILKUNDLICHE PRIVATPRAXIS

STRESS – medizinische und psychologische Grundlagen, sowie praktische Maßnahmen zur Stressbewältigung (Stress Seminar)

A) Grundlagen, medizinische und psychologische

Physiologie von Streß „Der Löwe brüllt im Gebüsch“: Umschaltung aller Organe und Funktionen über das Vegetative Nervensystem => Aktivierung Sympathicus (Streßnerv „ergotroper Leistungsnerv“): Durchblutg. der Musk +++ Blutdruck +++, Blutzucker +++, Glykogenausschüttg aus Leber +++, Aktivierung der Muskulatur, Bronchien Weitstellung, Pupillen Weitstellung, Blockierung Magen-Darm-Trakt, Sexualität --- hormonelle Umstellungen: Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol, Testosteron Im Wechselspiel mit Parasympathicus (Vagusnerv, „trophotroper Erholungsnerv“) Ruhe- Erholungs- und Reparaturnerv, Aufbau der Leistungsreserven (z.B. Glykogenspeicherung in Leber, Darm-Drüsentätigkeit +++), Herzfrequenz ---, Muskeldurchblutg ---, Ausgleich Säure Basen, aktiv v.a. in der Nacht

Verständnismodelle von Streß Anregender „guter“ Streß (Eu-Streß) „Kick“: bungee jumping, Auto, TV: Thriller anschauen, „flow“ krankmachender „schlechter Streß“ (Dys-Streß) burn-out

CANNON, 1932: „fight or flight“ Notfallreaktion - sofortige Handlungsbereitschaft durch Reflexe + Schematismen, über Stammhirn (Reptilien) Zwischenhirn unterhalb Großhirnebene (VNS)

SELYE, 1936 (ursprüngliches Streßkonzept): normalerweise Adaptation: Anspannung – Entspannung; Streß ist stereotyp - hormonell ablaufendes Reaktionsmuster auf Stressor - unabhängig von Erkrankung (schwere Infektion, Blutverlust, Krebs…) => „Biologisches Streßsyndrom“ / Allgemeines- Anpassungs-Syndrom AAS oder Generalisiertes-Anpassungs-Syndrom GAS; stereotyper Ablauf: 1. Alarmreaktion: Aktivierung Sympaticus: Pupillen weit, Bronchien weit => verbesserte Belüftg der Lungen, Herzfrequenz +++, Blutdruck (RR) +++, verlangsamte Peristaltik, Noradrenalin und Adrenalin (Katecholamine) Ausschüttung => Blutzucker +++ , Lipolyse +++, Venenkonstriktion, EEG Desynchronisation über Stimulierg des ARAS, Muskelperfusion +++, Cortisolausschüttg (NNR), Somatotropin (HVL): Kohlenhydrat und Fettstoffwechsel +++; wegen hohem BZ => Übersäuerung => „Überaktivierung“ 2. Widerstandsphase: Gegenregulation des Parasympathicus, aber Hypophyse bleibt hoch, Adrenalin und Noradrenalin + Cortisol bleiben hoch => Schwächung der Schilddrüse und der Sexualfunktion, Störung der Menstruation, vermehrte Aldosteronausschüttg aus NNR => Förderung entzündlicher Prozesse; => typische Psychosomatische Krankheiten wie Asthma, Hypertonie, Ulcus 3. Erschöpfungsphase: Vergrößerung von Nebennierenrinde (ähnlich Chushing-Syndrom), Schrumpfung von Thymus und von lymphatischem Gewebe => Infektanfälligkeit => vorzeitige Alterung, Depression, Ängstlichkeit LAZARUS (1974) kognitives Modell: Wechselwirkungsprozesse: Streß je nachdem, ob Individuum glaubt, Situation kontrollieren zu können => Situationsdeutung; wesentlich für Streßgehalt sind nicht objektive Kriterien, sondern Gedanken, Empfindungen, Überlegungen, Erfahrungen (innere Einstellung), nicht Reiz für sich ist ab bestimmter Intensität stressend, sondern individuelle Bewertung: „appraisal“ HARRISON (1978) Missfit Modell: empfundene Divergenz zwischen Leistungs- Anforderung aus Umgebung (Environment) und eigenen Fähigkeiten/Ressourcen der Person WEITERE Streß Theorien (LEVIS, McGRATH, HENRY, etc.)

Gesundheit und Streß

• Burn out, Stresskrankheit, posttraumatische Streßstörung: posttraumatic stess disorder PTSD • Zellulärer Streß, Oxidation, freie Radikale, Säure - Basen - Haushalt (Prostaglandine etc.) • Veränderung des Erbguts (Verkürzung der Telomere) • Körperliche Messung von Streß u.a. durch:

o Bestimmung der „Herzratenvariabilität“ (HRV) o Hormone z.B. aus dem Speichel (Testosteron, Cortisol, etc)

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Streß, Gesundheit und Streßmanagement 14.05.2008

SCHÜTZENSTR. 3, 80335 MÜNCHEN www.Das-Stress-Seminar.de DR. DR. MED. THOMAS BECK TEL 089/ 593 593 [email protected] www.DrDrBeck.de NATURHEILKUNDLICHE PRIVATPRAXIS

B) Therapie von Streß / Streßabbau /Streßvermeidung „Das - Stress - Seminar“

Zuerst Streßvermeidung (Betriebliche Organisation, Zeitmanagement, etc) dann Streßbewältigungstechniken (Coping) dann Streßtherapie Typische Streßursachen: Beruf, Partnerschaft, Finanzen, Lärm, Verlust von nahestehenden Personen, ernste Krankheit Typische Streßzeichen: Allergien, unregelmäßiger Stuhlgang (Aktivität der Milchsäurebakterien nimmt unter Streß ab), Alpträume, Panikanfälle, Brechreiz, Herzrasen, Eßstörungen, Depressionen, Vergesslichkeit Streß zeigt sich in kognitiven, emotionalen, vegetativen, hormonellen, sozialen Reaktionen Abbau der Streßhormone nur über körperliche Betätigung (keine Antistreß-„Hormontherapie“ möglich) „Achtsamkeit“ Haltung zur Beobachtung der Körperreaktionen, Wahrnehmungslenkung 1) psychische Verfahren:

Lösung von traumatischem Streß: - Somatic experiencing (Dr. Peter LEVINE) - EMDR eye movement desensitizing and reprocessing (Francine SHAPIRO) Dys-Streß Auslöser finden und reduzieren, ausschalten - Lebensordnung: Life – work – Balance, FLOW, Zeitmanagement: ParetoPrinzip 80:20 - Innere Distanz, Stille z.B. mit Atemübungen, „bewußter Atem“

(Übung: Einatmen mit Anspannung; Ausatmen mit Lösung von 1. Füßen, 2. Händen, 3. Kiefer, 4. Untere Bauchmuskulatur) Phasen: anspannen – halten – loslassen – nachspüren

- Visualisierung (Simonton), Autogenes Training, Yoga etc

2) Körperliche Verfahren: Streß - langfristig: Schäden an Blutgefäßen, Niere, Sehfeld, degenerative Veränderungen, Nierenversagen, („Feld Nephritis“ der Soldaten im ersten Weltkrieg), Herzinfarkt, etc… Prinzip: Therapie des Grundsystems (Matrix), innere Regulation (auch Schlaf- Wachrhythmus) - Bewegung, SPIELE und milder dynamischer Ausdauersport - Neuraltherapie, Akupunktur - Ggf. Hormonelle Regulation Weitere Verfahren: Detox („Drainage“), Medikamente: z.B. Neurotropan

3) Praktische Maßnahmen für jedermann - Was kann ich tun? Kleine Schritte (Geduld), Wo hab ich Streß? (Anerkennen der Situation) Übel erkennen und ernsthaft Konsequenzen ziehen => vom erleidenden passiven Oper zum aktiv Gestaltenden - Dinge erledigen, Ordnung, Lebensordnung, auch „Aufräumen“ - Lebens- Rhythmen/ Phasen beachten (Spannung – Lösung) Körper und Seele – Wechselwirkung Regelmäßig ausreichend Schlaf, Essen und ausreichend Trinken, ausreichend Bewegung Innere Haltung: nicht „aktive Ver-Spannung“ und dann „passive Ent-Spannung“, sondern achtsames Wechsel-SPIEL zwischen „Anspannung und Lösung“ => „Aktive Gelassenheit als Ziel“

ZUSAMMENFASSUNG: Negativer Stress (bis zum Burn - Out) ist ein Ungleichgewicht zwischen Aktivierung (Sympathicus-Nerv) und Erholung (Vagus-Nerv). Damit hängen weitreichende Umstellungen in der körperlichen Funktion zusammen, bis tief in die hormonelle Steuerung. Streß kann aber auch Folge eines erlernten fehlerhaften Verhaltensmusters sein, um so gut wie eben noch möglich mit belastenden Situationen umzugehen und schmerzhafte Erfahrungen zu vermeiden (Trauma, „appraisal“, „misfit“).

Stressprozesse sind Ursache für Krankheit und vorschnelles Altern. Manche Vorgänge wie den „oxidativen Stress“ der Zellen, hormonelle Änderungen und die Herzratenvariabilität (HRV) kann man messen und gegebenenfalls krankhafte Veränderungen stoppen und umkehren. Es gibt individuelle persönliche Streßreaktionen und Muster. Man kann Techniken erlernen, Streß zu vermeiden, besser mit Stress umzugehen bzw. eine Stresskrankheit (Trauma, burn-out) zu „heilen“ (Streßmanagement, Streßtherapie, Traumatherapie).

Buchempfehlungen: Diana Drexler: „Das integrierte Stress Bewältigungsprogramm“ (Klett Cotta) Peter Levine: „Traumaheilung - das Erwachen des inneren Tigers“ (Synthesis)